Shell: Raus aus der Arktis!

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Shell: Raus aus der Arktis!
Der Ölkonzern Shell plant im Sommer 2012
in der Arktis nach Öl zu bohren. Ein Ölunfall
würde diese einmalige Naturregion für
Generationen zerstören.
www.SchuetztDieArktis.at
www.greenpeace.at
Shell:
Raus aus der
Arktis!
Wie der Ölkonzern Shell die Arktis bedroht
Gefährlicher Ölrausch
Pionier der Arktis-Zerstörung
Die Arktis ist eine der letzten noch unberührten Naturparadiese dieser
Erde. Doch leider sind ihre ungestörten Tage gezählt: Durch den
Klimawandel schwindet das arktische Meereis. Das kommt Shell und
der Ölindustrie mehr als gelegen. Immer größere Gebiete im Nordpolarmeer sind im arktischen Sommer eisfrei. Fand die Ölförderung
bisher in Küstennähe oder auf dem arktischen Festland statt, machen
sich die Ölfirmen nun die Folgen des Klimawandels zu Nutze. Es ist
ein Skandal: Erst heizen sie mit dem weltweiten Ölverbrauch den Klimawandel und damit die Eisschmelze an, nun wollen die Ölkonzerne,
die den Schaden mit verursacht haben, davon auch noch profitieren.
Shell sieht in der Arktis das größte Ölfördergebiet der Zukunft. Der
Royal Dutch Shell-Konzern investiert kräftig. Seit 2005 hat Shell umfangreiche Lizenzen in den US-amerikanischen Gewässern nördlich
von Alaska erworben. Im Jahr 2011 betrugen die Investitionen in
dieser Region bereits ein Siebtel des gesamten Forschungsbudgets,
die Kosten für das diesjährige Programm werden auf 800 Millionen
US-Dollar geschätzt.
Mehr als 90 Milliarden Barrel Öl (ein Barrel = 159 Liter) werden
in der in der gesamten Arktis vermutet. Auch durch den weiter
steigenden Ölpreis rechnen sich die immensen Investitionen, die die
Förderung von Öl unter extremen Bedingungen erfordert. Um dieses
Potenzial zu Geld zu machen, will Shell ab Juli 2012 in Nordalaska
fünf Probebohrungen durchführen. Obwohl der Konzern schon seit
den 60er Jahren in der Arktis sporadisch aktiv war, ist das jetzige
Vorhaben beispiellos. Damit übernimmt Shell die Vorreiterrolle auch
für andere Ölkonzerne – das Wettrennen ums Öl hat begonnen.
Wird diese einzigartige Naturregion bald ein Industriegebiet sein überzogen von Bohrinseln, Öltankern und Versorgungsschiffen?
In den beiden Gebieten vor der Küste Alaskas, in der Beaufort- und
in der Tschuktschensee, werden insgesamt 20 Milliarden Barrel Öl
vermutet. Shell will 2012 mit sogenannten Erkundungsbohrungen die
vermuteten Reserven erschließen. Dafür plant der Konzern im Laufe
der kommenden zwei Jahre insgesamt 10 Bohrungen.
Weltweit mobilisierte Shell in den vergangenen Monaten Bohr- und
Versorgungsschiffe, Eisbrecher und Ölplattformen, um den kurzen
arktischen Sommer zu nutzen und mit Bohrungen nach Erdöl im
Nordpolarmeer noch im Juli 2012 zu beginnen. Der Konzern hat für
sein Vorhaben die Bohrplattform Kulluk und das Bohrschiff Noble
Discoverer in den hohen Norden entsandt. Die Bohrstellen liegen
zwischen 25 und 90 Kilometer vor der Küste in einer Wassertiefe von
rund 50 Metern. Shell prahlt mit seiner Vorreiterrolle: „Es schadet nie,
der Erste zu sein – genau wie bei der ersten Mondlandung.“
„Die Arktis wird bei der Deckung des
Energiebedarfs in Zukunft eine immer
wichtigere Rolle spielen.“
Shell auf seiner Internetseite
© Elizabeth Dalziel/Greenpeace
http://www.shell.us/home/content/usa/aboutshell/projects_locations/alaska/about
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Der Anfang vom Ende der Arktis?
Volle Kraft in die Öl-Katastrophe
Shell im Notfall planlos
Der Konzern riskiert ein ökologisches Desaster. Ein sogenannter
Blowout – das unkontrollierte Austreten von Öl, wie bei der Havarie
der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko – in die kalte, eisbedeckte arktische See würde verhängnisvolle Folgen auf die Umgebung
haben. Die meisten Bohrunfälle, inklusive der gefürchteten Blowouts,
passieren in flachen Gewässern unter 150 Meter Wassertiefe.
Obwohl Shell einen Notfallplan für einen möglichen Ölunfall hat, gibt
es erhebliche und begründete Zweifel daran, dass dieser Plan im Falle
eines Unfalles erfolgreich umgesetzt werden kann. Shell selbst räumt
ein, dass unter den schlechten Wetterbedingungen im arktischen
Winter Rettungsmaßnahmen eingestellt werden müssten. Ein Report
des Geological Survey der US-amerikanischen Behörde für Rohstoffangelegenheiten (USGS) über Bohrungen in der Arktis kommt zu dem
Ergebnis, dass es keine umfassende Methode gibt, Öl aus eisbedecktem Wasser zu beseitigen.
In der Arktis ist eine Säuberungsaktion nach einem Ölunfall so gut wie
unmöglich, denn im arktischen Winter erschweren starker Wellengang, regelmäßige orkanartige Stürme, eine lange Periode absoluter
Dunkelheit die Arbeiten. Hinzu kommt, dass die Bohrstellen sehr weit
von jeglicher Zivilisation entfernt liegen und eine Infrastruktur für Rettungsmaßnahmen vollkommen fehlt. Riesige Ölmengen würden über
Wochen und Monate in die Eismeere strömen.
Das Ökosystem der Arktis ist verwundbarer gegen Ölunfälle als andere Regionen auf dieser Welt. Niedrige Temperaturen, Eisbedeckungen
und lange Perioden ohne Sonnenlicht sorgen dafür, dass die Giftstoffe des Öls lange Zeit im Ökosystem verbleiben und dieses schädigen.
Die, abhängig von der Jahreszeit, geringe Sonneneinstrahlung und die
niedrigen Temperaturen verlangsamen den natürlichen Abbauprozess
des Öls deutlich. Für viele Tier- und Pflanzenarten, einige von ihnen
kommen nur in der Arktis vor, ist ein intaktes Ökosystem überlebenswichtig. Eisbären, Moschusochsen, Walrosse, Nar- und Grönlandwale
und zahlreiche Vogelarten wie Schnee-Eulen und Weißkopfseeadler
können nur in einer intakten Umwelt überleben. Ein Ölunfall könnte
dieses Ökosystem für lange Zeit schwer schädigen.
Havarie der Exxon Valdez:
Erholung der Natur dauert Jahrzehnte
Im Jahr 1989 lief der Öltanker Exxon Valdez im Prinz William Sund vor Südalaska auf ein Riff. Rund 40.000 Liter Öl
ergossen sich ins Meer. Schätzungsweise 250.000 Vögel und
3500 Seeotter starben durch das ausgelaufene Öl, tausende
Kilometer Küste wurden verseucht. Lediglich neun Prozent
des ausgetretenen Öls konnten beseitigt werden. Noch heute,
23 Jahre danach, sind die Folgen dieser Katastrophe nicht
überwunden. Immer noch finden sich große Mengen Öl unter
Steinen und Kies. Diese Katastrophe belegt: Ölbohrungen
in der Arktis sind ein unverantwortliches Verbrechen an der
Umwelt. Im Unglücksgebiet herrschen ähnliche klimatische
Bedingungen wie an den geplanten Shell-Bohrstellen.
Auch die US-amerikanische Küstenwache gibt zu bedenken, dass
es aufgrund fehlender Infrastruktur nicht möglich ist, tausende
von Helfern einzusetzen die – wie bei der Deepwater Horizon - zur
Ölbekämpfung nötig wären. Shell behauptet in der Lage zu sein, 90
Prozent des in der Arktis austretenden Öls beseitigen zu können.
Die USGS schätzt, dass es lediglich möglich ist, 1-20 Prozent Öl aus
arktischem Gewässer zu beseitigen. Beim Unfall des Tankers Exxon
Valdez konnten gerade einmal neun Prozent des ausgelaufenen Öls
entfernt werden.
Shell
Der Ölkonzern Royal Dutch Shell gehört mit 470,2 Milliarden USDollar Umsatz (2011) zu den fünf größten Unternehmen der Welt
und ist in über 140 Ländern aktiv. Royal Dutch Shell hat seinen
Firmensitz in Den Haag, Niederlande. Ein Teil der Aktien wird
von drei großen internationalen Finanzdienstleistern gehalten,
die Mehrheit der Aktien befindet sich jedoch im Streubesitz.
Der Konzern produziert über drei Millionen Barrel Öl und Gas
jeden Tag. Weltweit betreibt oder unterhält der Konzern 44.000
Tankstellen, 270 davon in Österreich. Shell ist weltweit an ca. 30
Raffinerien beteiligt, drei davon in Deutschland.
Übersicht Öl- und Erdgasförderung in der Arktis
© Greenpeace/Robert Visser
Meeresbiologe Dr. Rick Steiner untersucht Öl an der Küste des Prinz-William-Sundes, das von der Exxon Valdez stammt.
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Schützt die Arktis!
Greenpeace fordert:
Greenpeace-Protest
Greenpeace will sich der Profitgier von Shell mit ganzer Kraft und
in einer beispiellosen weltweiten Kampagne entgegen stellen. Im
Auftrag von Shell war in den letzten Monaten eine verhängnisvolle
Armada von Bohrschiffen, Eisbrechern, Versorgungsschiffen und
mobilen Ölplattformen auf dem Weg in die Arktis. Um sie aufzuhalten,
protestierten Greenpeace-Aktivisten weltweit – wo immer sich die
Öl-Flotte des Konzerns Richtung Alaska in Bewegung setzte. Ob in
Neuseeland an Bord des von Shell geheuerten Ölbohrschiffes Noble
Discoverer oder im Hafen von Helsinki, wo Greenpeace-Kletterer auch
aus Österreich die Eisbrecher Fennica und Nordica enterten.
• Ein internationales Schutzgebiet rund um den Nordpol
• Ein sofortiges Verbot von Öl- und Gasförderung in der
Arktis
• Der Ölkonzern Shell muss sämtliche Pläne für Ölbohrungen in den arktischen Meeren sofort aufgeben
• Keine industrielle Fischerei in jenen historisch nicht
befischten Gebieten des Arktischen Ozeans, die bisher
ganzjährig von Eis bedeckt waren
© Nigel Marple/Greenpeace
Shell tut alles, um diesen friedlichen Protest im Keim zu ersticken.
Vor einem Gericht in Anchorage/Alaska setzte der Ölkonzern durch,
dass sich Umweltschützer den Shell-Plattformen in den USA nicht
mehr nähern dürfen. Hier wird deutlich: Shell versucht alles, um aufkeimenden Protest zu ersticken und seine wirtschaftlichen Interessen
durchzusetzen. Der Raubbau in der Arktis soll ungehindert beginnen.
Shell muss gestoppt werden!
Unsere Arktis muss geschützt werden!
Setzen auch Sie ein klares Zeichen zum Schutz der Arktis –
werden Sie aktiv:
Dieses und Foto rechts: © SteveMorgan/Greenpeace
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unabdingbar sind.
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© Bente Stachowske/Greenpeace
Juli 2012
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Titelgrafik: © Greenpeace
Hintergrund Seite 2/3: © Nick Cobbing/Greenpeace
Grafik & Text: Antje Helms

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