- Casa del Vino

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- Casa del Vino
MALLORCA
D
er Flieger landet früh. Ich steuere einen der Strände von
Palma an. S'Arenal. Nicht viel anders als anderswo. wo
man sich auf Massentourismus ausgerichtet hat. Immerhin kommen im Jahr zehn Millionen Touristen. Dennoch bleibt
Mallorca attraktiv. Zum Beispiel in Cala Figuera. am südöstlichen
Zipfel der Insel. Ein kleiner Fjord mit Nebenarm im Kalkgestein
der Küste. Ein natürlicher Hafen für Fischerboote. kleine Segler.
ein paar Motorboote. Herrliches Licht. leuchtendes klares Wasser.
Zauberhaft. Nachmittags in Palma hat Roberto Duran. bester Sommelier der Balearen 2015. eine Handvoll Winzer in der Weinbar «La
Bodeguilla» zusammengetrommelt. Sie stellen ihre Experimente
vor. Meine Vorfreude auf den Inselbesuch wird multipliziert. WeinMallorca zeigt Flagge.
Miquelängel Cerdä. wartet ausserhalb von Felanitx auf mich. Ein
kompakter. schwarzhaariger Typ mit Kinnbart. der vor Energie
platzt. Wir kurven in seinem schwarzen Geländewagen kreuz und
quer durch das Plä. i Llevant. das südöstliche Weingebiet der Insel.
über oft nur eine Spur breite Strässchen. In den von Steinmauern
umgürteten Feldern wachsen Aprikosen-. Mandel-. Johannisbrotund Feigenbäume. Auf leuchtend braunrotem. eisenhaltigem Boden. Von Feigen gibt es allein 50 Sorten. Angepflanzt für Schweine.
die Sobrasada liefern. die berühmte Streichwurst. Die Rebparzellen
liegen weit verstreut. Miquelängel hält abrupt an. Wir haben seinen
besten Weingarten erreicht. Dessen Trauben verursachten eine Revolution: der erste sortenreine Callet von Weltformat. «Wenn wir
im Wein eine besondere Mineralitäl spüren. dann füllen wir ihn als
Son Negre ab», verrät er.
Das Abenteuer begann 1994. Zu dieser Zeit vergoren die Freunde Miquelängel Cerdä. und Pere Ignasi Obrador - damals noch
gemeinsam mit Francesc Grimalt - ihren ersten Roten in einem
Milchtank. überzeugt vom Resultat gründeten sie Anima Negra.
die schwarze Seele. Ihr An aus Callet und bis 2001 noch mit etwas
Syrah hat international Furore gemacht. Nur aus alten Weingärten
stammend bleibt seine Produktion begrenzt. Dabei wollte es das
dynamische Gespann nicht belassen. So erwarben Miquelängel
Cerdä. und Pere Ignasi Obrador über die Jahre eine Vielzahl an
Parzellen. pflanzten selbst. errichteten eine leistungsstarke Kellerei und kreierten An/2. die populäre Version ihres Kultweins. den
überhaupt erfolgreichsten Rotwein Mallorcas. Während Miquelängel für den fruchtig-süssen. würzigen. im Abgang frischen Roten
geschickt Callet mit einem Viertel Manto Negro sowie etwas Fogoneu und Syrah assembliert. bleiben An und Son Negre sortenreine
Callets. In neuen französischen Barriques ausgebaut. zeigen sie in
der Nase eher internationales Profil. begeistern aber am Gaumen
mit Vielfalt. Saftigkeit und Eleganz und reifen vorzüglich. Entgegen
allen bisherigen Annahmen.
Ein verblüffender Schatz
Weinbau geht auf Mallorca auf die Karthager und Römer zurück.
Nach der Rückeroberung der Insel von den Mauren 1231 erlangte er
zunehmend Bedeutung. Seine grösste Verbreitung erfuhr er Ende
des 19. Jahrhunderts mit 30000 Hektar. als die Reben in Frankreich der Reblaus zum Opfer gefallen waren. Doch ab 1891 wurde
er selbst von der Plage vernichtet. Der in den 1960er und 1970er
Jahren sich rasant entwickelnde Pauschaltourismus brachte dem
Inselwein keinen wirklichen Aufschwung. Bis heute hält er sich an
billige Festlandweine. Aber damals gingen die Mallorquiner daran.
ihre Weingärten erneut zu bestocken. Und zwar zunächst mit einheimischen Sorten. Es grenzt an ein Wunder. dass trotz Reblaus.
llbfn Inzwischen Mitarbeiter des Guts.
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Krieg und Krisen ein Schatz von 30 autochthonen Rebsorten erhalten blieb. Im
Südosten um Felanitx und Manacor ist
Callet die führende Rebsorte. Verschrien
wegen hoher Produktion, mangelnder
Farbe, Anfälligkeit für Graufäule, niedrigen Alkohols und hoher Säure wurde und
wird empfohlen, ihn mit anderen Sorten
wie Cabernet. Merlot und Syrah zu verschneiden. Aber Mallorcas Spitzenwinzer
sind zu seiner Ehrenrettung angetreten.
So kutschieren mich auch Francesc Gri·
malt und seine rechte Hand Eloi Ced6
von 4Kilos vinicola zu uralten Parzellen, wo zwischen Callet auch Fogoneu
wächst. Ich staune. Der Boden zwischen
den Rebstöcken ist mit einer Vielzahl an
Kräutern und Blumen bewachsen. «Wir
pflügen die Weinberge nicht. wenn sie
alt sind», erklärt Francesc. «Denn wir benutzen die vegetative Bedeckung, um das
Leben der Milaoorganismen zu verteidigen.» «Aber ist das nicht zu viel Konkurrenz für die Reben», möchte ich wissen.
«Im Sornrner gibt es hier kein Wasser, weil
es nicht regnet. Deshalb gibt es auch keine Konkurrenz um Wasser zwischen den
Reben und dem natürlichen Bewuchs.»
Später höre ich, wie Kollegen diesen An·
satz vehement verdarnrnen und das Sterben der Weingärten prophezeien. Bislang
ist davon nichts zu merken. Im Gegenteil.
Der Ertrag wird auf natürliche Weise reduziert. Was als schlechte Eigenschaft
galt, erweist sich als Qualität. Die Weine
vibrieren vor Energie. Moderater Alkohol,
köstliche Frische, intensive, kräuterwür·
zige Fruchtaromen. 4Kilos, Grimall Ca·
ballere, 12 Volts oder Gallinas & Focas - ein
Projekt mit geistig Behinderten - gehören
zu den wenigen Weingütern, die mit ih·
ren Weinen echte Emotionen auslösen.
Auch Elois rarer Chäteau Paquita, mit
dem er seiner Mutter nun endlich ein
Schloss beschert hat. Wenn auch nur auf
dem Etikett.
Luis Armero hat 1992 den Sprung ins
Winzerdasein gewagt und im Stall der
Schwiegereltern alles untergebracht, was
es braucht, um gute Weine zu keltern.
Sein Rose Collita de Fruits ganz aus Callet kehrt die unvergleichliche Frische der
Sorte hervor. lm roten Pendant aus dem
Jahrgang 2012 zeigt sich die Traube mineralisch. lang und voller Charakter. Einen
ausgezeichneten Callet erzeugt auch das
Bioweingut Can Majoral: den dunklen
S'Heretat mit viel Kraft und Saft und dem
Aroma von Maraschino-kirschen. Sonst
haben Callet und Manto Negro von Natur aus wenig Farbe. Aber sind die Zeiten
nicht vorbei. wo wir uns von tintenfarbenen Cuvees beeindrucken liessen?
Bärbara Mesquida hat noch immer so
viel Pep wie 2010, als ich ihr zum ersten
Mal begegnete. Unglaublich, was diese
kleine schlanke Frau auf die Beine stellt.
Mit Mesquida Mora hat sie in nur drei
Monaten ihre eigene Bodega in Porreres
mit 23 Hektar biodynamisch gepflegten
Weingärten kreiert. «Das Einzige, was
ich brauchte. waren ein Boden und ein
Dach», lacht sie. So hat sie auch ihre besten zwei Rotweine genannt: Trispol, den
erdigen mit mehr Struktur, und Sotil, den
schwebenden, beschwingten.
Biologisch und dynamisch
lm Osten der lnsel schaue ich bei Toni
Gelabert vorbei. Sein kleines. sechs Hekt·
ar grosses Gut liegt bei Manacor. Wie sein
Bruder Miquel ist auch Toni ein Urgestein
unter den Winzern Mallorcas. Seit 1979
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Weintipps Mallorca
Callet, Manto Negro und Prensal
Die wichtigsten autochthonen Rebsorten Mallorcas waren
verständlicherweise auch die ersten, die von den Winzern
der Insel sortenrein ausgebaut wurden. Inzwischen haben
sie sich auch anderer Sorten angenommen, weisser wie
roter. Doch gibt es diese bislang nur in kleinen Auflagen,
die leider noch nicht exportiert werden.
VI de la Terra Mallorca 2012
18 Punkte 1 2015 bis 2030
aocil'tgUt Ribas
Sfo300
VI de la Terra Mallorca 2013
17.5 Punkte 12015 bis 2025
Purer Callet aus alten Weingärten bei
Felanitx. der als Erster der Weinwelt
das besondere Potenzial Mallorcas
vorführte. Wird 18 Monate in neuen
französischen Barriques ausgebaut.
Grosse Intensität. Würze und Röstaromen. gepaart mit Wildkräutern.
dunklen Beeren. Teer und Erde. Am
Gaumen süsse Frucht. angenehme
Fülle mit eleganter Tanninstruktur
und reizvoller typischer Frische.
Javier Servera bringt hier sein
Syrah-Wissen ein, indem er mit der
Traube Farbe und Struktur des stark
dominierenden Manto Negro stützt.
Ein Hauch von Gorgollassa sorgt für
zusätzlichen Pfiff. Komplex. pfeffrig.
würzig, dichte rote Beerenfrucht. Die
neuen französischen Fasser geben
dem Wein feine Würze zur köstlichen
und intensiven Frucht von Kirschen.
Maul- und Blaubeeren. langes Finale.
41<11os vlldcola
4Kilos
VI de la Terra Mallorca 2013
18.5 Punkte 12015 bis 2028
Jaumt d Puntir0
Daurat
DO Blnlssalem 2013
16 Punkte 12015 bis 2020
Aus alten Callet-Parzellen. zwischen
denen etwas Fogoneu wächst. Aus
Bioanbau. Wird in 500-Liter-Fässern
14 Monate lang gereift. Besticht mit
Aromen von Veilchen. Kirschen,
Holunder und mediterranen Kräutern.
überragende Finesse. feinkörnige
Tannine. eine vibrierende Spannung
mit herrlicher Lebendigkeit und
grosser Länge.
Prensal Blanc. die vorherrschende
weisse Rebsorte Mallorcas. wird nur
selten sortenrein ausgebaut. Hier hat
Biowinzer Pere Calafat den Most in
französischen Barriques vergoren und
fünf Monate lang ausgebaut. Würze
und Rauch in der Nase. reife Birne und
kandierte Zitrone. Am Gaumen dezent
cremig, mit schöner Frische. salziger
Note und langem Nachklang.
Mt~ulda Mora
Sotll
VI de la Terra Mallorca 2012
17.5 Punkte 12015 bis 2027
Mlquel Gelabert
Autodon
DO Pla 1Llevant 2011
17 Punkte 12015 bis 2023
Barbaras «Himmel» nährt sich von
den vor 52 Jahren gepflanzten CalletReben, denen ein Schuss Syrah einen
Tick mehr Farbe verleiht. Duft von
Blüten, Minze. Cassis. Oliven und Holzkohle. Sehr feine seidige Textur, doch
eine frische, intensive und köstliche
dunkle Beerenfrucht. Wirkt lebendig.
anregend sowie mineralisch und dabei
ausgesprochen elegant.
Zunächst 2004 gemeinsam mit Ribas
lanciert. setzt Gelabert diese Cuvee
aus autochthonen Sorten seit 2011 im
Alleingang fort. Mit tiefem Ton. würzigem. komplexem Duft. auch nach
reifen Brom- und Heidelbeeren. sowie
der saftigen Frucht am Gaumen. bei
guter Rundheit. schöner Frische und
viel Länge beweist er. zu welcher Klasse eine solche Cuvee führen kqnn.
Änlma Negra
An
kümmert er sich um Weinbau und bearbeitet seine Reben biodynamisch. Mit
dem Mond zu arbeiten. hat er noch vom
Grossvater gelernt. Für seine 15 Weine
nutzt er auch internationale Sorten. doch
auch ihm kommt es zunehmend auf einheimische an. Mit dem weissen. wunderbar vielschichtigen Torre d'es Canonge
verhalf er dem fast vergessenen Gir6 Ros
zur Wiederauferstehung. Und mit Negre
de Sa Colonia von der Nordküste hat er
dem Callet ein erstaunlich dunkles. rundes und dennoch frisches Denkmal gesetzt. Mitten in Manacor. umgeben von
138 Auszeichnungen. lässt mich Bruder
Miquel Gelabert auch sehr überzeugenden Chardonnay und Cabemet probieren.
Aber er hat 32 weitere Sorten gepflanzt.
mehrere im Versuchsanbau. «Ich spüre
alten Rebsorten nach», verrät er.
Mallorquiner sind ausgeprägte Individualisten. Wenige Winzer pflegen Austausch untereinander. Dennoch hat Miquel mit Bodegas Ribas den Autöcton
kreiert. eine Cuvee aus sechs roten Sorten. von jeder eine Barrique. Fruchtig,
frisch. rund und lang: ein Fingerzeig. wo
es langgeht auf Mallorca Das sieht Catalina Ribot Galmes genauso. Deshalb hat die
junge Frau begonnen. auf ihrer 14 Hektar
grossen Finca Galmes i Ribot im Norden
der Insel alte. vergessene Sorten neu anzupflanzen und nach und nach alle internationalen Reben zu ersetzen. Obendrein
hat sie 2010 auf Bioanbau umgestellt. Gemeinsam mit ihrem Sommelier Julio Torres tüftelt sie an der Vmifikation solcher
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Sorten wie Vinater Blanc und Argamussa
oder den roten Gorgollassa und Escursac.
Die füllt sie sortemein unter dem Namen
Petjades ab. Ihr Escursac. eine Inselpremiere. besitzt eine unwiderstehliche Frucht.
Die Hochburg des Manto Negro
Nur 20 Minuten nordöstlich von Palma
beginnt die DO Binissalem. das grösste
Anbaugebiet der Insel. auf der es inzwischen 1439 Hektar Reben gibt. Es handelt
sich um eine parallel zur Gebirgskette Serra de Tramuntana verlaufende Ebene. Der
Boden ist sandig, steinig, oft reich an Rollkieseln sowie gut drainierend und so ganz
anders als die rotbraune. fruchtbare Erde
von Pla i Llevant. Während dort Callet
seinen faszinierendsten Ausdruck erreichen kann, ist Binissalem das bevorzugte
Terroir des Manto Negro. Ähnlich farbarm
wie Callet entwickelt er eine komplexe.
reizvolle Frucht von Erd- bis zu Heidelbeere mit Noten von Granatapfel und
Zitrusfrüchten. schöne Samtigkeit und
dabei viel Alkohol. Mit der Neigung zur
Oxidation zeigt er eine Verwandtschaft
zur Gamacha. Während die Mehrheit der
Winzer meint. man müsse ihn unbedingt
mit Sorten wie Syrah, Cabemet und Merlot verschneiden. gibt es seit kurzem eine
Anzahl von sortemeinen Manto Negro.
die den wahren Charakter der Sorte unverfälscht zum Ausdruck bringen.
Das schönste Weingut der Insel ist das
älteste. die Bodegas Ribas in Conseil. Ein
Keller aus dem Jahre 1711. das Gutshaus
nur einige Jahrzehnte jünger. einige der
ältesten Rebparzellen der Insel und ein
junges Geschwisterpaar - Araceli und Javier -. das mit untrüglichem Gespür das
Alte durch die unerlässliche Einbringung
von Modernem auf bewundernswerte
Weise lebendig hält. Javier Servera Ribas,
der sich seinen Schliff als Weinmacher
bei Jean-Luc Colombo in Comas holte.
schwört auf den Zusatz von einem Fünftel an Syrah. Wie beim grossartigen Jubiläumswein Sio 300. Das hindert ihn nicht
daran. einen (fast) sortemeinen Manto
Negro mit enormem Volumen unter der
Devise Humphrey Bogarts. «Desconfio
de Ja gente que no bebe» (Ich misstraue
Menschen. die nicht trinken). abzufüllen.
Ein anderer grandioser Manto Negro ist
der Encobeit von Sebastia Pastor in Santa Maria de! Cami. dem grössten Weinort
der Appellation. Sebastia liebt seine meist
en vaso. in Becherform. erzogenen alten
Rebstöcke und setzt viel Handarbeit ein.
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Rockfan Francesc Grimalt
geht mit seinem 4Kilos völlig
eigene Wege.
um gute Trauben zu erhalten. Während
über dem alten Keller im Dorf der Busch
ausgesteckt ist - Hinweis darauf, dass
man hier losen Wein kaufen kann -, hat
Önologe Sebastiä einen modernen Keller
am Dorfrand erbaut. Für den Encobeit,
eine Selecci6n Especial, verwendet er nur
die besten Trauben der ältesten Stöcke.
Ein grosser Manto Negro, dem man seine
Stärke aufgrund von Saftigkeit. intensiver
Frucht und Mineralität nicht anmerkt.
«Blends sind wichtig»
Am Ortsausgang lockt Maciä Batle mit
stattlichem Kellergebäude. Kunstsammlung und ansprechenden Weinen zahlreiche Besucher an und ist führend im
Export. Ram6n Servalls i Batle setzt wie
die meisten seiner Kollegen gerade auf Erweiterung der Rebpflanzungen. 20 Hektar hat er neu angelegt, ausschliesslich
Moll, wie man Prensal Blanc hier nennt.
und Manto Negro. «Die lokalen Sorten
sind unsere Identität und sehr gut an
unser Land angepasst», hebt er hervor,
fügt aber hinzu: «Wir kennen ihre Qualitäten, aber auch ihre Schwächen. Deshalb
sind Blends so wichtig.» Das hindert ihn
nicht daran. einen Manto Negro in kohlensaurer Mazeration zu vinifizieren, der
mit seiner intensiven Frucht viel Spass
macht. An der weiten Plac;a Nova, dem
Marktplatz, findet man den Celler Jaume
de Puntiro. Pere Calafat bewirtschaftet
zehn Hektar Rebfläche mit seinem Bruder Bernat biologisch. Ihm gelingen ausgezeichnete reine Prensal Blancs. ob aus
dem Tank oder aus Barriques. Sie strafen
diejenigen Lügen, die meinen, die weisse
Hauptsorte Mallorcas könne nicht allein
überzeugen. Wie so oft ist dies eine Frage
des Ertrags. Bei den Roten zieht Pere Cuvees vor. wobei sein sehr überzeugender
JP zu gleichen Teilen aus altem Manto
Negro und Cabernet besteht. übrigens
findet man nicht oft in den Restaurants
Mallorcas eine so spannende Auswahl
an Inselweinen wie im behaglichen «Moli
des Torrent)) bei Herta und Peter Himbert.
Biniagual war ein verlassener Weiler, als
der deutsche, im letzten Jahr verstorbene
Unternehmer Klaus Graf ihn und das dazugehörende 170 Hektar grosse Landgut
erwarb. Nach und nach restaurierten Graf
und seine Frau alle Häuser. Gerade wurde das letzte fertig. Ab 1999 liessen sie
wieder Reben anpflanzen - insgesamt 34
Hektar - und begannen ab 2002. selbst
Wein zu erzeugen. «Das Ziel. wohin wir
gehen wollen, ist. die einheimischen Sorten noch stärker zu betonen», sagt Nichte
und Gutsleiterin Charlotte Miller. Dem
stimmen die beiden Winemaker Isaias
Curie! und Jose Luis Degui begeistert zu.
Sie haben schon einen Manto Negro als
frischen, kernigen Rose herausgebracht.
Aber ihr grosser Wurf wartet noch auf die
Abfüllung. Ein im Holztank vergorener
und ausgebauter purer roter Manto Negro
mit viel Finesse, Relief und Mineralik.
In Binissalem ist in der Familienfirma
Vins Nadal Tochter Esperanza, studierte önologin, mit ihrem Rose aus reinem
Manto Negro in neue Bereiche vorgestossen. Von der Farbe ein Claret, denn
durch Saignee gewonnen. überzeugt er
mit viel Frucht und Präsenz sowie bemerkenswerter Länge. «Ich ziehe Roses mit
viel Geschmack vor)), betont Esperanza.
Tianna Negre. die hypermoderne Kellerei
der Familie Morey-Garau. Hersteller des
Likörs Tune!. hat sich mit grosser Dynamik in den letzten Jahren entwid<elt und
ihren Weinbergbesitz erhebLich erweitert. sehr erfolgreich mit ihrem Weinprogramm auf Mallorca. zeigt sie sich offen
für den Trend zu einheimischen Sorten,
nicht zuletzt dank der Beratung durch
Patrick Paulen, den hauseigenen Elsässer Sommelier. So hat man den Velorose
aus Manto Negro zu einer Marke erhoben
und setzt für die Zukunft der Weissen auf
Gir6 Ros. Patrick hat die Sommelier Collection kreiert und einen reinen Callet abgefüllt. dem ein komplexer, eleganter und
charal<tervoller Manto Negro folgen wird.
Auch im grössten Keller der Insel bei
lose L. Ferrer verschliesst man die Augen
nicht vor einheimischen Sorten. Einerseits setzt Firmenchef Jose Luis Roses auf
den harmonischen Schaumwein Veritas
Brut Nature. der zu 90 Prozent aus Moll
besteht. Andererseits stellt Sohn Jose Luis
Junior, der im Priorat Weinbau studierte,
die neue sortenreine Rotweinreihe Ferreret vor. bei der Callet vor Manto Negro
und Gorgollassa mit Spannung und Frische überzeugt.
überall auf der Insel richten heute
Weinbauern und Winzer ihr Engagement verstärkt auf einheimische Rebsorten aus. Eine Anzahl sortenreiner Weine
ist dabei erst in letzter Zeit herausgekommen. Damit gewinnen die Weine
Mallorcas deutlich an Profil und Eigenständigkeit. und die Insel mausert sich
zu einer der aufregendsten Wein- ~
regionen Spaniens.
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