Erfahrungsbericht zum Auslandssemester an der UNIVERSIDAD

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Erfahrungsbericht zum Auslandssemester an der UNIVERSIDAD
Erfahrungsbericht zum Auslandssemester an der UNIVERSIDAD
PONTIFICIA COMILLAS (Sommersemester 2015 – FK 04)
Nachdem ich im Juni letzten Jahres an der ERASMUS-Infoveranstaltung meiner Fakultät
teilgenommen hatte, fasste ich den spontanen Entschluss, mich noch für das
Auslandssemester im Frühjahr 2015 zu bewerben. Im ersten Moment schreckte mich der
Umfang des Bewerbungsprozesses ein wenig ab, jedoch stellte sich dieser als relativ
unkompliziert heraus, auch dank der detaillierten Beschreibung auf der HochschulWebseite.
Als Zielland kam für mich von vornherein nur Spanien in Frage und nach Prüfung der
potentiellen Partneruniversitäten entschied ich mich für die Comillas, unter anderem
aufgrund des umfangreichen - auch englischsprachigen - Kursangebots. Nach meiner
Nominierung durch den Auslandsbeauftragten und der Online-Bewerbung bei International
Affairs ging dann alles recht schnell: Meine Bewerbung wurde an die Comillas
weitergeleitet und noch am selben Tag erhielt ich die Bestätigung, dass ich angenommen
wurde. Kurz darauf bekam ich eine Email mit den wichtigsten Informationen sowie einem
Link, unter dem ich mich bei der Comillas einschreiben und meine Kurse wählen konnte.
Zudem hatte ich einen Online-Sprachtest zu absolvieren, um mein Sprach-Niveau für den
obligatorischen Spanischkurs festzustellen.
Zusätzlich wird von ERASMUS für die Zeit des Auslandsaufenthalts ein Online-Sprachkurs
inklusive Tests zu Beginn und Ende des Semesters angeboten. Die Sprache des Kurses
richtet sich jedoch ausschließlich nach der Unterrichtssprache der gewählten Kurse.
Die Kurswahl erfolgte nach Absprache mit den Auslandskoordinatoren der Fakultät ICAI,
an der die Ingenieur-Studiengänge angeboten werden. Nach Prüfung der gewählten Kurse
erhält man zeitnah die Benachrichtigung, ob die gewünschte Konstellation möglich ist oder
nicht. Ich startete in das Auslandssemester ohne ein Wort Spanisch zu können, daher
beschränkte sich für mich das Kursangebot auf die englischen Kurse. Somit hatte ich auch
keine Möglichkeit, Kurse zu wählen, die ich mir an der Hochschule hätte anrechnen lassen
können, was für mich aber auch nicht oberste Priorität hatte.
Rückblickend betrachtet macht es jedoch Sinn, sich vorab Grundkenntnisse anzueignen und
spanischsprachige Kurse zu belegen. Zum einen, da das spanische Kursangebot naturgemäß
größer ist, und zum anderen, da bei einem Auslandssemester in Madrid der oben erwähnte
Online-Sprachkurs in Spanisch logischerweise hilfreicher ist.
Gleich nachdem ich die Zusage erhalten hatte, machte ich mich auf die Suche nach einem
günstigen Flug sowie einem WG-Zimmer in Madrid und wurde schnell fündig: bei der
Lufthansa fand ich einen Hin- und Rückflug für 150 Euro, das Zimmer entpuppte sich
jedoch als Reinfall. So verbrachte ich die ersten Tage in einem Hostel, bis ich nach
mehreren Wohnungsbesichtigungen ein geeignetes Zimmer fand.
Da man wegen des frühen Semesterbeginns in Madrid (8. Januar) und den noch
ausstehenden Prüfungen in München nach gut zwei Wochen wieder zurück muss, empfiehlt
es sich grundsätzlich, sich während des ersten Aufenthalts in ein günstiges Hostel
einzuquartieren und in Ruhe nach einem Zimmer zu suchen, das man nach der Rückkehr
nach Madrid beziehen kann. Auf Internetseiten wie www.idealista.com oder
www.helpmadrid.com werden zahlreiche WG-Zimmer angeboten, vorwiegend von
ERASMUS-Studenten bewohnt. Zudem gibt es auch diverse Facebook-Gruppen wie z.B.
„Madrid Roommate and Flat Search 2015“, in denen man definitiv fündig wird. Für ein
ordentliches Zimmer in Zentrumsnähe muss man mit 300 bis 400 Euro rechnen.
Plaza de Cibeles
Gleich zu Beginn des Semesters empfahl mir eine andere ERASMUS-Studentin, zu
“Citylife Madrid“ zu gehen, ein kleines Unternehmen mit jungen internationalen Leuten,
das sich besonders auf die Bedürfnisse von Austauschstudenten spezialisiert hat. Hier
besorgte ich mir gleich eine günstige Prepaid-Karte und einige nützliche Tipps für den
Alltag in Madrid. Neben diversen Veranstaltungen (u.a. ERASMUS-Parties) und
Stadtführungen in Madrid werden auch erschwingliche Reisen in naheliegende (z.B.
Segovia, Toledo) und ferne Städte (z.B. Valencia, Lissabon) organisiert. Sowohl online als
auch auf Facebook kann man sich weitere Details zu “Citylife Madrid“ einholen.
Die ersten beiden Tage dienten der Einführung an der Comillas sowie an unserer Fakultät
ICAI. Es gab eine Infoveranstaltung, an der wir viele nützliche Tipps für das Leben in
Madrid im Allgemeinen und an der Comillas im Speziellen erhielten. Wir wurden durch die
Gebäude geführt und bekamen unseren Studentenausweis, unsere Stundenpläne sowie eine
Übersicht der Vorlesungs-, Ferien- und Prüfungszeiten.
Zudem nahmen wir auch an einer kleinen Stadtführung teil, bei der man die ersten Kontakte
zu den anderen ERASMUS-Studenten knüpfen konnte. Jedem Austauschstudenten wurde
außerdem ein Buddy zugeteilt, eine Studentin oder ein Student aus einem höheren Semester,
der einem den Einstieg erleichtert und bei Fragen und Problemen zur Seite steht.
Die Vorlesungen wurden in kleinem Rahmen abgehalten, in jedem Kurs befanden sich ca.
20 – 30 Studenten, was die Mitarbeit jedes einzelnen erforderlich machte aber auch
vereinfachte. Es bestand eine generelle Anwesenheitspflicht, die sich theoretisch auch auf
die Abschlussnote auswirkte. Praktisch musste man sich deswegen jedoch keine Sorgen
machen, wenn man einen triftigen Grund hatte. So war es für die Professoren auch kein
Problem, dass ich wegen der in München noch zu absolvierenden Prüfungen für zwei
Wochen fehlte. Grundsätzlich waren die Professoren immer behilflich bei Fragen, sowohl
während als auch außerhalb der Vorlesungen. Wir mussten wöchentlich an Übungen und
Praktika teilnehmen, jedoch gab es, anders als bei uns, während des Semesters Tests und
Zwischenprüfungen, weshalb man regelmäßig am Ball bleiben musste.
Ähnlich wie bei uns findet man sämtliche Vorlesungsunterlagen sowie einige Begleitlektüre
online, die man sich in jedem der zahlreichen Computerräume ausdrucken kann. Das Papier
dafür erhält man sehr günstig im fakultätseigenen Copyshop, in dem man auch Dokumente
scannen kann. Weiterführende Literatur findet man in der Bibliothek, in der man auch
ungestört lernen kann. Die Labore sind zwar nicht auf dem allerneusten Stand der Technik,
jedoch ist alles vorhanden, was man benötigt. Zudem gibt es an der Comillas einen eigenen
Fitnessraum und einen kleinen Sportplatz, je nach Zeitraum des Aufenthalts kann man auch
an Sportveranstaltungen teilnehmen.
Die Universität liegt mitten im Herzen Madrids und ist von allen Seiten gut zu erreichen,
mit dem Bus, der Metro oder zu Fuß. Grundsätzlich gelangt man mit den öffentlichen
Verkehrsmitteln zu jeder Tag- und Nachtzeit überall hin. Die Metro fährt bis ungefähr 1 Uhr
früh, danach kann man einen der vielzähligen Nachtbusse benutzen. Das Monatsabo für den
Innenraum, der fast das komplette Netz inkl. Flughafen abdeckt, kostet ca. 55 Euro, für
junge Leute unter 23 nur 35 Euro. Den dafür notwendigen Ausweis erhält man nach
vorangegangener Online-Anmeldung an einem der großen Metro-Stationen.
Am schnellsten erliegt man aber dem Zauber Madrids, indem man die Stadt zu Fuß
erforscht. Man kann die beeindruckenden Bauwerke auf der Gran Via bestaunen, in einem
der Parks die Natur genießen oder den Charme der einzelnen Stadtviertel auf sich wirken
lassen, während man, fernab vom Großstadttrubel, durch die kleinen Straßen schlendert.
Hier und da findet man kleine, oft abgeschiedene Plätze, die einen dazu einladen, dem
Plätschern eines Springbrunnens zu lauschen und einfach mal die Seele baumeln zu lassen.
Zudem sollte man eine der Dachterrassen besuchen, wo man, vor allem in den Abendstunden, den traumhaften Ausblick über die gesamte Stadt genießen kann.
Obwohl Madrid nicht unbedingt zu den historisch interessantesten Städten in Spanien zählt,
findet man dennoch fast an jeder Ecke große und kleine faszinierende Sehenswürdigkeiten,
deren Geschichte es sich lohnt nachzulesen. Auch gibt es zahlreiche Museen, allen voran
das Prado,welche man unbedingt besuchen sollte.
Gran Via
Nicht unerwähnt bleiben sollte natürlich das Madrider Nachtleben und die Vorliebe der
Spanier für Geselligkeit und Essen. Speziell in den warmen Monaten scheint es, als ob sich
die ganze Stadt nach Feierabend auf den Straßen trifft. In den unzähligen Lokalen und
Restaurants herrscht ein buntes Treiben und man muss häufig viel Geduld aufbringen, wenn
man draussen einen Tisch möchte. Anders als bei uns kann man in den Madrider Bars und
Clubs fast täglich die Nacht zum Tage machen. Ein wenig ungewohnt dürfte der für den ein
oder anderen etwas ungewöhnliche Tagesablauf sein: Mittagszeit ist in der Regel zwischen
14 und 16 Uhr und gegen 22 Uhr wird zu Abend gegessen.
Wenn ich an meine Zeit in Madrid zurückdenke, kann ich ein durchweg positives Fazit
ziehen. Die Comillas ist eine gut organisierte Universität mit sehr freundlichen und
kompetenten Professoren, die zu einer der besten Universitäten des Landes zählt. Ich habe
interessante Leute aus aller Welt kennen gelernt und neue Freunde gefunden. Ich bin an
meine Grenzen gestoßen, habe viele Erfahrungen gesammelt und konnte mich persönlich
weiterentwickeln. Ich kann nur jedem empfehlen, diese Möglichkeit zu nutzen und durch
das Leben in einem anderen Land seinen Horizont zu erweitern. Und ohne Zweifel werde
ich nicht das letzte Mal in Madrid gewesen sein...