Intro - agentur

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Intro - agentur
„Sei höflich zu allen, aber freundschaftlich mit wenigen; und diese
wenigen sollen sich bewähren, ehe Du ihnen Vertrauen schenkst.“
George Washington
Berliner Morgenpost vom 15.09.2007
Polizei stellt Trickdiebe: Haftbefehle
„Das Landeskriminalamt hat eine Serie von Trickdiebstählen aufgeklärt und fünf Tatverdächtige im Alter von 19, 22, 24, 30 und
42 Jahren ermittelt. Sie stehen im Verdacht, sich in knapp 50 Fällen als Mitarbeiter der Wasserwerke ausgegeben und ihre Opfer
in deren Wohnungen bestohlen zu haben. Sie konnten nach intensiven Ermittlungen am Donnerstag gegen 13.30 Uhr an der
Schloßstraße in Steglitz gefasst werden. Zum Verhängnis wurde
ihnen eine EC-Karte, die sie zuvor einer Dame in Wilmersdorf
gestohlen hatten. Die Karte wollten sie am Ort der Festnahme
benutzen. In dem von ihnen genutzten Fahrzeug wurden Geld
und Schmuckstücke sichergestellt. Ein Ermittlungsrichter stellte
für die fünf verdächtigen Männer Haftbefehle wegen schweren
Bandendiebstahls aus.“
Hamburger Abendblatt vom 13.09.2007
Betrüger-Paar festgenommen
„Ein betrügerisches Pärchen hat in Stellingen mindestens einen
Rentner bei Haustürgeschäften über den Tisch gezogen und zunächst 1.500 Euro erbeutet. Der 58-Jährige und seine Freundin
(52) hatten dem Mann an der Haustür einen angeblich hochwertigen Teppich für 500 Euro verkauft. Am Dienstag besuchten sie
den Mann ein zweites Mal. Diesmal baten sie ihn um ein Darlehen
in Höhe von 5.000 Euro. Als „Pfand“ hinterließen sie zwei weitere
Teppiche. Der Mann ließ sich von den Betrügern zur Bank fahren, hob 1.000 Euro ab. Auf dem Rückweg setzten die Betrüger
ihn einfach an der Straße ab. Die Polizei fasste das Betrügerpaar.
Der Rentner erhielt sein Geld zurück.“
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Mittelbadische Presse vom 11.09.2007
Volksbank Lahr warnt vor Trickbetrügern
„Aus aktuellem Anlass informiert die Lahrer Volksbank darüber,
dass sie keine Mitarbeiter aussendet, um an der Haustür Geld
prüfen zu lassen. In einem solchen Fall sollte umgehend die Polizei informiert werden, teilt das Geldinstitut mit. Erst vor einigen
Tagen seien verschiedene Fälle bekannt geworden, in denen sich
ein Mann als Mitarbeiter der Volksbank ausgegeben habe, um
Geldscheine zu prüfen.“
Allein die Tatsache, dass es zu Zeitungsmeldungen wie diesen
kommen kann, beweist, wie gutgläubig nach wie vor viele Menschen sind. Bei den Recherchen zu diesem Buch bin ich auf Zustände gestoßen, die jegliches Wohlwollen mit einigen in diesem
Buch näher beschriebenen „Gruppen“ zerstört hat.
Deshalb der gut gemeinte Rat gleich zu Beginn des Buches: Öffnen Sie niemandem die Tür, Freunde und Familienangehörige
natürlich ausgenommen! Und ich meine das wirklich wörtlich.
Sie sparen sich Zeit und Ärger, Sie schonen Ihre Nerven und verteidigen ganz nebenbei auch Ihre Wohnung als letzte Bastion der
persönlichen Freiheit.
Ich bin bei meinen Recherchen auch auf Menschen gestoßen, die
nicht nur naiv und gutgläubig sind, sondern ganz einfach einsam.
Für sie bedeutet ein Besuch - von wem auch immer - eine gern
gesehene Abwechslung des ansonsten tristen Alltags. Menschlich
nachvollziehbar. Nach Lektüre dieses Buches werden aber auch
diese Menschen zu der Erkenntnis gelangt sein, dass es wohl doch
sinnvoller wäre, sich eine Katze oder einen Papagei anzuschaffen,
um der Einsamkeit zu entgehen.
Der erste Schritt, um Ihre persönliche Freiheit wieder zu erlangen:
Lassen Sie sich ein Schild anfertigen: „Keine Vertreter, Hausierer
und Zeugen Jehovas! Liebe GEZ, ich habe kein Fernsehgerät! Bei
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Zuwiderhandlung erfolgt Anzeige wegen Hausfriedensbruch!“
Auch wenn ob dieser klar und unmissverständlich formulierten
Hinweise Ihre Nachbarn vermuten könnten, Sie seien paranoid
und menschenscheu: Es hilft.
Was bei den Recherchen augenfällig wurde: Bedienten sich früher
fast ausschließlich große Verlage dubioser Drückerkolonnen, um
Zeitschriften-Abonnements zu verkaufen, so hat sich dieser „Berufszweig“ mittlerweile auch auf Telefonanschlüsse, Finanzdienstleistungen und angeblich gemeinnützige Spenden spezialisiert.
Diese „Verkäufer“ bedienen sich dabei zumeist äußerst unmoralischer und zuweilen auch krimineller Methoden. So kommt es
auch vor, dass Mitglieder für ominöse Luftrettungsgesellschaften
oder das „Deutsche Rote Kreuz“ an der Haustür geworben werden sollen. Von vermeintlichen Sanitätern, an denen höchstens
die Uniform echt ist. Fest steht: Die „Drecksarbeit“ für renommierte Unternehmen wird sehr oft von Drückerkolonnen und
Outbound-Callcentern verrichtet. Aber das hat schließlich Methode: ARD und ZDF machen es seit Jahren vor, indem sie eigene
Mitarbeiter unter der Regie der Gebühreneinzugszentrale (GEZ)
losschicken, um Geld einzusammeln, das am Ende auf den Konten der Öffentlich-Rechtlichen landet.
Übrigens reden sich auch große und angeblich seriöse Unternehmen wie die Telekom oder renommierte Zeitschriften-Verlage, in deren Namen zum Teil solche Geschäfte abgewickelt
werden, damit heraus, dass man die reine Vertragsakquisition
rechtlich vom Hauptgeschäft abgekoppelt habe und somit Subunternehmen für die Anwerbung von Kunden beauftragt wurden. Und für deren Vorgehensweise könne man ja nun wirklich
nicht verantwortlich gemacht werden. Kommen die Methoden
beauftragter Drücker-Kolonnen an die Öffentlichkeit, erklärt
der Anbieter zumeist sein Bedauern über die Methoden, kündigt
den Vertrag mit der zu auffällig gewordenen Drückerkolonne
und vergibt ihn an eine andere. Eine sehr eigenwillige Auslegung
von Moral.
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Mein Ratgeber erhebt keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit,
verschafft aber einen interessanten Überblick, stellt Verhaltensmuster bloß und gibt Tipps, wie Sie auf die zumeist redegewandten Wegelagerer kommunikativ eingehen können. Manche Ratschläge stammen aus diversen Internet-Foren, andere aus dem
Freundes- und Bekanntenkreis sowie natürlich auch aus den verschiedensten Schriften der Polizei und der Verbraucherberatungen. Zwischen rechtlichen und erklärenden Passagen finden Sie
immer auch etwas zum Schmunzeln.
Um sich speziell vor Trickbetrügern zu schützen, bietet sich die
Organisation einer Telefonkette in einzelnen Wohnvierteln an.
Wer ungebetene Gäste erspäht, ruft den Nächsten auf der Liste an
und so weiter. Mittlerweile gibt es sogar Systeme, die von der Polizei unterstützt werden. In Bensheim oder Dietzenbach beispielsweise wurde das elektronische Warnsystem „Ringmaster“ eingeführt, mit dem die Bürger telefonisch gewarnt oder um Hinweise
bei einem Kriminalfall gebeten werden können. Das Warnsystem
wird im Rahmen der Initiative „Nachbarn schützen Nachbarn“
betrieben. Das „Ringmaster“-System ist in Großbritannien bereits
weit verbreitet. Aber wie gesagt: Es lässt sich auch privat organisieren und stärkt - ganz nebenbei - die Gemeinschaft in Ihrem
Wohnviertel.
Ich habe die einzelnen „Drückerkolonnen“ untergliedert, um
Ihnen einen besseren Überblick zu geben. Jedes Kapitel enthält
Hintergründe, Beispiele, rechtliche Ausführungen sowie Tipps
zum Umgang mit ungebetenen Gästen. Zwar sollte ein einfaches
„Nein, danke. Ich habe kein Interesse“, in unserer Gesellschaft
ausreichend sein. Wenn das aber nicht genügt, dann müssen eben
andere Waffen her.
Besser aber: Verrammeln Sie Ihre Haustür!
Dirk A. Leibfried
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