Altenburger Vielfalt – Ausstellung
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Altenburger Vielfalt – Ausstellung
Das Altenburger Land bietet Vielfalt. Vielfalt spiegelt sich in der wechselvollen geschichtlichen Entwicklung der Städte und Gemeinden, in der artenreichen Natur und in den unterschiedlichsten kulturellen Angeboten wieder. Vielfalt gibt es auch in der Bevölkerung des Altenburger Landes. Der Landkreis ist zur Heimat von Menschen geworden, die hierher eingewandert sind. Sie bringen ihr Wissen, ihre Talente und Fertigkeiten mit in unsere Region und stellen deshalb eine Bereicherung für das Altenburger Land dar. Das Altenburger Land braucht Vielfalt Vielfalt bedeutet Abwechslung und ermöglicht auch die Wahl zwischen Alternativen, trägt also zur Unabhängigkeit bei. Diese Vielfalt wird auch durch Menschen mit Migrationshintergrund in unserem Landkreis gewährleistet, ohne deren unternehmerisches Handeln, ihre Beiträge zum kulturellen Leben oder ihre Tätigkeiten im Beruf unsere Region um Vieles ärmer wäre. Innova „PILOT“ zeigt Vielfalt Die Teilnehmer des XENOS-Projektes „PILOT— Projektorientiertes interkulturelles Lernen in OstThüringen“ vom Innova Sozialwerk e.V. haben Menschen mit Migrationshintergrund interviewt, die durch ihr Handeln diese Vielfalt im Altenburger Land erfolgreich beeinflussen. Das Projekt PILOT wird im Rahmen des XENOS-Programms „Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Herkunft: Ägypten Amtssprache: Hauptstadt: Staatsform: Einwohnerzahl: Arabisch Kairo Militärregierung 80.471.869 Mohammed Behairy Tätigkeit: Unternehmer Mohammed Behairy Private Arbeitsvermittlung Bei der Brüderkirche 4 04600 Altenburg Mein Name ist Mohammed Behairy. Ich bin 37 Jahre alt, komme aus Alexandria, Ägypten und habe Hotelbetriebswirt gelernt. In Deutschland lebe ich seit 1997. Durch ein Austauschprojekt zwischen Deutschland und Ägypten kam ich nach Altenburg und lernte hier meine Frau kennen. Ich entschied mich, für 3 - 5 Monate auf Probe in Deutschland zu leben, daraus sind jetzt 14 Jahre geworden. Von den Deutschen habe ich Disziplin, Zeitplanung und Ordnung gelernt. „Deutschland ist ein Land in dem man viel lernen kann.“ Die Integration war nicht schwierig, da ich mit einer deutschen Frau verheiratet bin und meine Freunde und Familie mir dabei geholfen haben. Als Moslem lebe ich meinen Glauben wie in meinem Geburtsland. Dies kann ich überall auf der Welt tun und brauche zum Beten nicht unbedingt eine Moschee. Aus meiner Heimat habe ich nur den Koran und eine Wasserpfeife mitgebracht. Um das Neue unparteiisch zu betrachten und zu lernen, habe ich die arabischen Regeln in Ägypten gelassen und gewöhne mich an die deutschen Sitten und Gebräuche. Ich feiere ägyptische und deutsche Feiertage. Zu Weihnachten gehe ich in die Kirche zum Krippenspiel, um unter anderem die harmonische Atmosphäre zu genießen. Meinen Kindern würde ich sowohl europäische als auch arabische Kulturen vorleben. Sie dürften dann selbst entscheiden, nach welcher Kultur sie leben möchten. Kontakt mit Ägypten besteht immer noch und wenn etwas geklärt werden muss, begebe ich mich vor Ort. „Meine Heimat ist dort, wo ich mich sicher fühle, willkommen bin und gebraucht werde.“ Im Laufe der Zeit habe ich eine private Arbeitsvermittlung mit Niederlassungen in Altenburg, Leipzig und Gera aufgebaut. Das Projekt PILOT wird im Rahmen des XENOS-Programms „Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Anthony Lowe Herkunft: Großbritannien Fläche: Einwohnerzahl: Staatsform: Amtssprache: Hauptstadt: 243.789 km² 60.200.000 Millionen Konstitutionell-parlamentarische Monarchie Englisch, Schottisch-Gälisch, Walisisch London Tätigkeit: Künstler Anthony Lowe Zürchau 10A 04603 Saara Telefon: 03 44 93 - 7 13 25 E-Mail: [email protected] Ich heiße Anthony Lowe und bin 54 Jahre alt. Geboren bin ich in London, aber aufgewachsen in Yorkshire. Mein Geld verdiene ich als Maler. Im Alter von 5 bis 18 Jahren besuchte ich insgesamt 8 verschiedene Schulen. Danach begann ich mein Studium an verschiedenen Kunsteinrichtungen. Meine Eltern haben mich protestantisch erzogen, aber vom Glauben her bin ich eher agnostisch. Ich besuche die Dorfkirche in Zürchau, wenngleich nicht regelmäßig. Aber zu feierlichen Anlässen wie zum Beispiel Weihnachten oder Ostern sind wir immer in der Kirche. Über einen Austausch der British Council kam ich 1988 in die DDR. Zu dieser Zeit fand ich die BRD gesättigt. Ich war neugierig auf die DDR, hatte aber keinerlei Erwartungen an das Land, denn es war eine Umbruchstimmung in der Luft. Bei meiner Einreise in die DDR 1988 gab es keine Probleme. An den Grenzübergang zwischen Lübeck und Wismar kann ich mich noch gut erinnern. Das war wie der Schritt durch eine Dornenhecke, hinter der die Burg schlief. Während dieses Austausches malte ich die Städte der DDR und schaute mir das Land an. Anschließend ging ich zurück nach Großbritannien und arbeitete als Dozent an einer Kunstschule. Nach der Wende kam ich erneut durch einen Austausch des Britischen Konsulats nach Deutschland und blieb für 10 Jahre in Leipzig. Dort habe ich in Leipzig Plagwitz in der Spinnerei, einen heute weltweit bekannte Galerie- und Ateliergelände, gearbeitet. Bis zum Jahr 2005 hatte ich eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Jetzt bin ich EU-Bürger. In Altenburg ein Geschäft aufzubauen dauert lange und ist schwierig. Von der Kunst zu leben, ist nicht leicht. Vor allem Auftragsarbeiten sichern meine Existenz. Hier zu bleiben war eine Entscheidung, die ich nicht bereut habe. Ich habe Freunde gefunden, ein schönes Heim, Familie und fühle mich wohl hier. Das Projekt PILOT wird im Rahmen des XENOS-Programms „Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Herkunft: Italien Amtssprache: Hauptstadt: Staatsform: Einwohnerzahl: Italienisch Rom Republik 60.626.442 Angelo Antoniollie Interviewer Herr Schmidtchen (li.) und Herr Angelo Antoniollie Mein Name ist Angelo Antoniollie, ich bin 23 Jahre alt und leite das Parkhotel in Altenburg. Ich stamme aus Italien und lebte in einem Dorf nahe der Stadt Trient. Ich habe 8 Jahre eine allgemeinbildende Schule besucht und danach eine dreijährige Lehre zum Koch durchgeführt. Anschließend verbrachte ich 2 Jahre an einer Hotelschule. Nachdem mein Vater 2007 das Angebot bekommen hatte, das Parkhotel kaufen und verpachten zu können, entschied er sich, nach Altenburg zu gehen, obwohl er diese Stadt damals noch nicht kannte. Im April 2009 folgte ich ihm nach Altenburg und lebe seitdem hier. Seit Mai 2009 führen wir das Parkhotel selbst, wobei ich die Leitung übernommen habe. Meine Heimat ist zu gleichen Teilen Italien und Deutschland. Da Italien größtenteils katholisch geprägt ist, wurde ich auch so erzogen. Die Traditionen in Deutschland und Italien sind sich ziemlich ähnlich. Ich versuche in meinem Hotelrestaurant den italienischen Stil zu etabliren, denn auch mein Koch ist Italiener. Darüber hinaus haben wir auch eine internationale Küche im Angebot. Bei der Integration ins Altenburger Land zeigten sich keine Probleme. Die Leute sind mir gegenüber nett und freundlich und bisher kam es auch nicht zu ausländerfeindlichen Übergriffen. Auflagen gab es keine, da ich aus einem EU-Staat hierher kam. Ich bin in Altenburg gemeldet und zahle meine Lohnsteuer, habe aber die italienische Staatsbürgerschaft. Heute würde ich mich wieder so entscheiden, obwohl es natürlich nicht nur gute Seiten gibt. Man hat zwar gute Angestellte, aber Chef über ein Hotel zu sein bedeutet, dass man für alles, was dort geschieht, die Verantwortung hat. Das Projekt PILOT wird im Rahmen des XENOS-Programms „Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Herkunft: Ukraine Amtssprache: Hauptstadt: Staatsform: Einwohnerzahl: Ukrainisch Kiew Semipräsidiale Republik 45.994.287 Tatjana Pospelova Kanalstraße 9 04600 Altenburg Mein Name ist Tatjana Pospelova, ich bin 55 Jahre alt und stamme ursprünglich aus Kiew in der Ukraine. Ich engagiere mich im Renaissanceverein e. V.. In Kiew studierte ich 6 Jahre lang bis 1981 Musik und arbeite seitdem als Solocellistin. Da mein Mann bereits in Altenburg lebte, fuhr ich 1999 nach einem Auftritt in Italien nach Deutschland und entschied mich, an der Seite meines Mannes zu bleiben. Als ich nach Altenburg kam, war ich der deutschen Sprache nicht mächtig und musste sie mir selbst beibringen. Dadurch war das erste Jahr sehr schwierig, außerdem musste ich das „kleine“ Altenburg akzeptieren. Im Laufe der Zeit konnte ich dank meiner weltweiten Auftritte als Cellistin einige Eigentumswohnungen er werben und so eine eigene Existenz in Altenburg aufbauen. In der damaligen Sowjetunion war der Kontakt mit anderen Ländern untersagt, weshalb man nur sehr schwierig an Informationen von außen gekommen ist. Durch den Krieg hatte ich eine sehr negative Einstellung zu Deutschland, welche sich jedoch im Laufe meines Aufenthaltes hier geändert hat. Jetzt sehe ich Deutschland als interkulturelles Land, welches sich sehr um ausländische Bürger kümmert und diese integriert. Obwohl ich in Deutschland zu Hause bin, ist meine Heimat jedoch weiterhin die Ukraine. Mindestens einmal im Jahr fahre ich für 4 Wochen nach Kiew. Innerhalb der Familie sprechen wir ukrainisch und russisch, wobei ich mit meiner Stieftochter nur deutsch rede, da sie hier aufgewachsen ist. Was das Fernsehen angeht, schauen wir uns Sendungen in Russisch und Deutsch an. Ukrainische Feiertage werden bei uns weiterhin gelebt und unsere kulturellen Traditionen lebe ich in meinem Verein weiter. Die deutschen Traditionen wurden von uns angenommen und wir haben uns ihnen weitestgehend angepasst. Im Renaissance e. V. arbeite ich als Vereinsvorsitzende. Ziel des Vereins ist die Förderung aller Kulturen. Das Projekt PILOT wird im Rahmen des XENOS-Programms „Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Vu Van Cong Herkunft: Vietnam Amtssprache: Hauptstadt: Staatsform: Einwohnerzahl: Vietnamesisch Hanoi Sozialistische Volksrepublik 90.549.390 Tätigkeit: Angestellter Bauamt Landratsamt Altenburger Land Außenstelle Schmölln Amtsplatz 8 04626 Schmölln Mein Name ist Vu Van Cong, stamme aus Halong City in Vietnam und bin 61 Jahre alt. Von 1967 bis 1974 absolvierte ich ein Studium zum Bauingenieur in Cottbus. Nach dem Studium reiste ich zum Wiederaufbau meines Landes zurück nach Vietnam. 1987 kam ich dauerhaft nach Deutschland und arbeitete damals als Dolmetscher und Gruppenleiter in einer Näherei in Gößnitz. Ich habe eine vietnamesische Frau und 2 Kinder, fühle mich aber in Deutschland zu Hause. Wir sprechen eine Mischung aus Deutsch und Vietnamesisch. Teile des Buddhismus habe ich übernommen, jedoch gehöre ich dieser Richtung nicht an. Ich glaube an das Gute im Menschen und sehe nur das Positive in ihm. Wir leben die buddhistischen Feiertage und führen die vietnamesischen Traditionen neben den von uns angenommenen weiter. Die Entscheidung nach Deutschland zu kommen, fiel mir nicht schwer und ich würde es wieder tun, denn ich wollte alles kennenlernen, was sich mir in Deutschland bietet. Dabei gab es keine nennenswerten Schwierigkeiten, da mir von Deutschland aus eine Arbeitsstelle angeboten wurde. Nach der Wende wurde ich arbeitslos und bewarb mich 1992 beim Bauamt. Es dauerte noch 8 Monate, bis all meine Papiere geprüft waren und ich die Zusage für die Stelle erhielt. Seitdem arbeite ich im Bauamt Landratsamt Altenburger Land. Das Projekt PILOT wird im Rahmen des XENOS-Programms „Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.