Super – Supertramp
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Super – Supertramp
Super – Supertramp Achtköpfige Revival-Band feierte im knallvollen Kühlschiff triumphalen Erfolg Unna Die meistverkaufte Single von Supertramp war „It’s raining again“. Was wieder einmal beweist, dass Kommerz nicht gleichbedeutend mit Qualität sein muss. Wohlwollend nachsichtig spult Frontmann Sascha Dücker das vergleichsweise triviale Liedchen denn auch herunter, bevor er sich wieder Wesentlichem widmet. Das Wesentliche, das waren bis etwa zur Mitte der 80er Jahre die unnachahmlich dichten, hochkomplexen musikalischen Arrangements der Supergruppe Supertramp, dank derer sich Stücke wie „School“ oder das opulente „Fool’s Overture“ den Kindern der 60er und 70er bis zum heutigen Tag im Gehörgang festgeschraubt haben. Mit Elf-Minuten-Nummern, erklärt Frontmann Dücker der schwelgenden Kühlschiffmenge, dürfte er heute keinem Produzenten mehr kommen. Umso genussvoller zelebriert er heute und hier gerade die ellenlangen Supertramp-Oeuvres, bemerkt fast schon entschuldigend, dass gleich die vierte Nummer „Babaji“ (aus dem Album „Even in the quietest moments) gerade bloß vier Minuten dauert. Das ist fast schon Mainstream. Dem Mainstream war die „Weiterentwicklung“ von Supertramp gegen Ende der 80er hauptsächlich geschuldet, wobei die Band eine ähnliche Negativwandlung vollzogwie zuvor schon Genesis nach dem Weggang von Peter Gabriel und etwa zeitgleich Queen. Mit der Trennung von ihrem charismatischen Sänger Roger Hodgson verabschiedete sich Supertramp endgültig vom komplexen musikalischen Anspruch, der kommerzielle Erfolg von einst kehrte dennoch nie zurück – zur offenen Genugtuung erklärter Fundi-Fans, wie sie an diesem Freitagabend augenscheinlich hundertfach das Kühlschiff bevölkern. Einige Dutzend, so erfährt Sascha Dücker per Nachfrage in den knallvollen Saal, haben Supertramp noch live gesehen; „in Kanada sogar, alle Achtung!“ Die, die das Original verpasst haben, können sich trotzdem trösten, denn das Duplikat heute Abend klingt täuschend echt und eins zu eins. Man sollte nur von Zeit zu Zeit die Augen schließen, denn optisch geht der sympathische Revival-Frontmann eher als Phil-Collins-Double durch – a tribute to Genesis, fehlen bloß noch ein paar Haare weniger auf dem kahlen Schädel. Gleichwohl reißt Dücker sein Publikum gleich beim zweiten Titel zum Mitsingen aus vollem Halse mit, den „Logical Song“ kennt wirklich (fast) jeder und hier und heute im Kühlschiff sowieso. Neben dem passenden Roger-Hodgson-Wiedergänger ist für ein gelungenes SupertrampRevival nichts so existenziell wichtig wie ein guter Saxophonspieler. Reto Mandelkow füllt diese Rolle begnadet aus, bläst in den langen Instrumentalpassagen etwa von „School“ mit zusammen gekniffenen Augen und hochrotem Kopf um sein Leben und erntet immer wieder frenetischen Szenenapplaus. „Crazy“, „Lady“, „Breakfast in America“, das wunderschön eingängige „Give a little bit“ – es gibt das volle Programm. Inbrünstig singt die Menge mit, versunken wiegen sich Pärchen im jugendlichen Glück von einst. Relativ spät erklingt als erste Zugabe „Dreamer“, gefolgt vom rockigen „Bloody well right“ – die Band bleibt auf demselben Album, auf derselben LP (Vinyl ist heute Abend Ehrensache), Ralf Bienioschek, Bassist und Gründer des „TributeProjekts“, dirigiert das Konzert unauffällig von der Bühnenseite aus, die Show übernehmen Frontmann Dücker und „Reto, die Rampensau“. Nach zweieinhalb Stunden ist die Menge außer Rand und Band. Wie in der Südkurve skandiert sie gröhlend „Jetzt geht’s lo-hoos, jetzt geht’s lo-hoos!“, und weil eben alles so schön und eins schöner als das andere war, gibt’s zum Schluss noch einmal alles zusammen – als Medley von „School“ über „Dreamer“ bis „Logical Song“. Bis zur Wiederkehr der Wiedergänger 2009 gibt’s jetzt nur eins: Ab nach Hause und fleißig alte Supertramp-Scheiben hören. Silvia Rinke