Merkmals- und Prototypensemantik: Einige

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Merkmals- und Prototypensemantik: Einige
Merkmals- und Prototypensemantik:
Einige grundsätzliche Überlegungen
Olaf Bärenfänger (Bielefeld)
Abstract
Traditional componential semantics are faced with various problems in adequately describing
the meaning of a word. Therefore, this contribution presents the prototype theory as a fruitful
approach for the description and explanation of many phenomena in the field of lexical
semantics. Starting out from a large body of empirical results, it is discussed how prototype
theory conceives lexical categories and meaning or concepts respectively. Important
properties of a category are fuzzy boundaries as well as that particular elements can be viewed
as differently typical for a category. The degree to which an element belongs to a category is
defined in terms of typical features, whereby the most central element is called "prototype"
and possesses the greatest possible number of typical features. Unlike traditional
componential semantics, family resemblance relations determine which elements belong to a
particular category, i.e. not all elements have to share the same necessary features, but at least
one typical one. Subsequent to the description of these theorems consequences for
argumentation theory, lexicography and the formation of linguistic theories are discussed as
well as critical aspects of the prototype theory. After an enumeration of some research
desiderata a concluding chapter gives a short summary and names the most impressive
achievements of this increasingly influential research paradigm.
Angesichts der verschiedenen Schwierigkeiten traditioneller Merkmalssemantiken, die
Bedeutung eines Wortes angemessen zu beschreiben, wird mit der Prototypentheorie im
vorliegenden Beitrag eine Konzeption vorgestellt, die möglicherweise vielversprechende
Lösungsansätze bereithält. Ausgehend von empirischen Befunden wird diskutiert, wie
lexikalische Kategorien resp. Bedeutungen oder Begriffe von der Prototypentheorie konzipiert
worden sind. Als wesentliche Kategorieneigenschaften spielen hierbei insbesondere unscharfe
Kategoriengrenzen eine Rolle sowie der Umstand, daß die verschiedenen Vertreter einer
Kategorie unterschiedlich typisch sein können. Über den Grad der Repräsentativität des
Elementes einer Kategorie wird nicht auf der Basis notwendiger, sondern typischer Merkmale
entschieden. Das am meisten zentrale Element, der Prototyp, weist die größtmögliche Anzahl
typischer Merkmale auf. Welche Elemente überhaupt in eine Kategorie gehören, wird über
Familienähnlichkeitsrelationen bestimmt, bei der nicht alle Elemente dieselbe Anzahl
notwendiger Merkmale gemeinsam haben müssen, sondern lediglich mindestens ein typisches
Merkmal. Im Anschluss an die Darstellung dieser Theoreme werden Konsequenzen für die
Argumentation, die Lexikographie und für die linguistische Theorienbildung erwogen. Nach
der Erörterung einiger kritikwürdiger Aspekte der Prototypentheorie und der Aufzählung von
Forschungsdesideraten gibt ein Schlusskapitel eine kurze Zusammenfassung und benennt die
wichtigsten Leistungen dieses zunehmend einflußreichen Forschungsparadigmas.
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Einleitung
Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörten im strengeren Sinne empirische
Forschungsmethoden wie Feldforschungen, Fragebögen, Interviews oder Laborexperimente
so gut wie nicht zum standardmäßigen methodischen Instrumentarium der
Sprachwissenschaft - Ausnahmen bilden lediglich die Dialektologie und Teile der
Allgemeinen Sprachwissenschaft. Besonders in der linguistischen Disziplin der Semantik zog
kaum jemand in Betracht, dass empirische Verfahren einen wesentlichen Beitrag bei der
Erstellung von Bedeutungstheorien oder zur Beschreibung konkreter Bedeutungen leisten
könnten. Dieser Zustand änderte sich schlagartig mit der so genannten Kognitiven Wende, als
sich die Linguistik unter dem Einfluss vor allem der Psychologie besonders experimenteller
Forschungsmethoden zu bedienen begann. Der vorliegende Beitrag veranschaulicht am
Beispiel der Prototypentheorie, wie die methodischen Neuerungen der Linguistik und deren
konsequente Ausrichtung an der Empirie althergebrachte Vorstellungen über das Wesen von
Bedeutung radikal geändert und so zu einem beträchtlichen Erkenntnisfortschritt beigetragen
haben.
Im Detail zeigt Abschnitt 2 in der gebotenen Kürze auf, inwieweit die Semantiktheorien der
klassischen Linguistik in ihren Bedeutungskonzeptionen zu kurz greifen. Abschnitt 3.1 stellt
dann einige der wichtigsten diesbezüglichen empirischen Ergebnisse der Prototypentheorie
vor und diskutiert, wie sich diese zu den Annahmen der kritisierten klassischen Linguistik
verhalten; welche Schlussfolgerungen aus dem empirischen Material im Hinblick auf eine
Bedeutungstheorie gezogen wurden und welche Überzeugungskraft ihnen zukommt (Kapitel
3.2); welche Konsequenzen sich für die Linguistik als Ganze aufdrängen (Kapitel 3.3); und
zuletzt, worin einige Schwachpunkte der Prototypentheorie bestehen (Kapitel 3.4). Zugleich
soll die Prototypentheorie angesichts einer im deutschsprachigen Raum "punktuelle[n] und
damit verkürzte[n] Rezeption" (Mangasser-Wahl 1997: 360) durch eine sachgemäße
Darstellung und Interpretation ins rechte Licht gerückt werden.
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Die Problemstellung: Die Bedeutung von "Bedeutung"
Zu einem Grundproblem der Sprachwissenschaft gehört seit jeher die Frage nach dem Wesen
von Bedeutung. Die Semantiktheorien der klassischen Linguistik, gleichgültig ob
strukturalistischer oder generativistischer Prägung, gehen in der Regel davon aus, dass sich
die Bedeutung eines Wortes bzw. ein Begriff als "Konjunktion der hinreichenden Anzahl
notwendiger Merkmale" (Kleiber 1998: 12, Geeraerts 1988 referierend),
Bedeutungsmerkmale oder Seme, eindeutig angeben lässt. Diese auf der aristotelischen
Kategorienkonzeption beruhenden komponentialsemantischen Verfahren der
Bedeutungsbeschreibung sind jedoch seit geraumer Zeit starker und berechtigter Kritik
ausgesetzt (vgl. etwa Fillmore 1975 und 1982; Lutzeier 1985: 91 ff.; Rössler 1985;
Aitchinson 1994: 63 ff.). Im Folgenden werden angesichts der umfänglichen Diskussion nur
einige der gravierendsten Nachteile rekapituliert:
Erstens verfahren traditionelle Komponentialsemantiken minimalistisch, denn sie reduzieren
die Bedeutung eines Wortes, die auch als Kategorie aller Gegenstände mit denselben
Merkmalen verstanden werden kann, auf ein gerade hinreichendes Minimum an notwendigen
Einzelmerkmalen. Der Mehrdimensionalität der Bedeutung eines Wortes kann man so jedoch
auch nicht annähernd gerecht werden.
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Zweitens kommen den verschiedenen Elementen einer Kategorie in demselben Maße
dieselben semantischen Merkmale zu. Das bedeutet, dass alle Elemente einer Kategorie gleich
"gute" Elemente sein müssen, wodurch ein "Kontinuumproblem" (Wiegand/Wolski 1980:
209) entsteht - Ausdrücke wie Achtung, Schätzen, Lieben usw. können nicht differenziert
werden, denn der Theorie nach sind sie semantisch gleichwertig. Die Alltagserfahrung lehrt
aber, dass es meist typischere und weniger typische Vertreter einer Kategorie gibt, was sich
etwa an Sätzen wie "er wirkt nicht sehr deutsch" oder "ich fühle mich ein bisschen krank"
zeigt.
Hiermit hängt der dritte Einwand eng zusammen: Wortbedeutungen werden als diskrete
Kategorien aufgefasst. Dieses Theorem entspricht nicht der sprachlichen Wirklichkeit, denn
eine genaue Kategoriengrenze, d.h. solche Bedingungen, die eine klare Unterscheidung etwa
von 'Tag' und 'Nacht' ermöglichen, lassen sich häufig nicht angeben. Das führt dazu, dass
Grenzfälle wie das 'Einsetzen der Dämmerung' gar nicht erfasst werden können. Analoges
zeigen Linda Coleman und Paul Kay (1981) für das englische Verb to lie, George Lakoff
(1986: 36-43 und 1987: 353 f.) für mother, Charles Fillmore (1982: 70 f.) für bachelor und
Dirk Geeraerts (1989: 596!ff.) für Vogel.
Ein vierter Einwand betrifft die Mehrdeutigkeit bestimmter Ausdrücke. Wie u.a. Georges
Kleiber (1998: 15f.) bemerkt, stoßen Merkmalssemantiken auf massive Schwierigkeiten im
Umgang mit Polysemien. Das Polysemieproblem muss in diesem Theorierahmen wohl als
ungelöst gelten.
Fünftens ergeben sich auch in praktischer Hinsicht Fragen. Denn wie will man wissen,
welches im Einzelfall diejenigen "notwendigen" bzw. "essentiellen" Bedeutungsmerkmale
sind, die bei der Bedeutungsbeschreibung genannt werden müssen? Gehört es notwendig zu
einem Stuhl, vier Beine, eine bestimmte Größe, eine Sitz- und eine Rückenlehne oder eine
bestimmte Funktion zu haben? Sind Puppenstühle noch Stühle oder nicht? Und falls nein, was
sind sie dann? Wie verhält es sich mit drei- oder fünfbeinigen Stühlen? Wegen der endlosen
Diskussion, die solche Fragen mit sich bringen, scheint die Differenzierung zwischen
notwendigen und kontingenten Merkmalen schlechterdings unmöglich zu sein. Außerdem
bleibt es fraglich, ob es überhaupt ein Kriterium dafür gibt, welche Merkmale
zusammengenommen hinreichend sind.
Alles in Allem wiegen die genannten theoretischen und praktischen Einwände gegen die
Merkmalssemantiken so schwer, dass Klaus Peter Konerding (1993: 89) sie aus linguistischer
Sicht zu "obsoleten Theorie[n]" erklärt. Darüber hinaus sprechen aber auch unter einem
empirischen Blickwinkel eine große Anzahl von Gründen gegen sie. Insbesondere von Seiten
der experimentellen Psychologie und der Anthropologie sind ab Mitte der sechziger Jahre des
vergangenen Jahrhunderts eine Fülle von Erkenntnissen gewonnen worden, die Anlass zum
Zweifel an der Berechtigung der merkmalssemantischen Theorien und an ihren
epistemologischen Grundannahmen säten. So hatte beispielsweise Floyd Lounsbury (1964)
für bestimmte anthropologische Kategorien festgestellt
that such categories [für Verwandtschaft; OB] were structured in terms of a 'focal
member' and a small set of general rules extending each category to nonfocal
members. The same rules apply across all the categories [Hervorhebung O. B.]
(Lakoff 1987: 22).
Zu einem ähnlichen Ergebnis hinsichtlich anderer Arten von Kategorien kommen die
Anthropologen Brent Berlin und Paul Kay (1991) in ihrer Pionierstudie über
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Farbbezeichnungen. Waren traditionelle Linguisten ursprünglich davon ausgegangen, dass
Bezeichnungen für Farben arbiträr sind, so konnten die beiden Forscher diese Behauptung
falsifizieren. Sie wiesen experimentell nach, dass Sprecher der verschiedensten Sprachen sehr
konform einige ganz bestimmte Farbwerte für besonders gute Exemplare von Kategorien der
elf Grundfarben hielten, wenn die Probanden auch nur selten hinsichtlich der
Kategoriengrenzen übereinstimmten:
Repeated mapping trials with the same informant and also across informants showed
that category foci placements are highly reliable. [...] Category boundaries, however,
are not reliable, even for repeated trials with the same informant. This is reflected in
the ease with which informants designed foci, in contrast with their difficulty in
placing boundaries (Berlin/Kay 1991: 13).
Berlins und Kays Laborstudie ist insofern von größter Tragweite, als sie drei Auffassungen
der traditionellen Kategorienkonzeption über Eigenschaften von Kategorien und damit auch
über das Wesen der Bedeutung als unzutreffend ausweisen: Erstens haben (zumindest Farb-)
Kategorien keine deutlichen Grenzen, sondern unscharfe Ränder. Zweitens besitzen nicht alle
Referenzobjekte einer Kategorie denselben Status, sondern es gibt meistens privilegierte
(typischere) Exemplare. Drittens bestehen keine Kategorien a priori; Kategorien sind
vielmehr durch die Konstitution des perzeptiven und kognitiven Apparates des Menschen
bedingt - beispielsweise durch den Umstand, dass die Farbrezeptoren des Auges bei
bestimmten Wellenlängen des Lichts ein Maximum an Stimulation erfahren.
Durch die mit einem für die Linguistik völlig neuartigen Methodeninstrumentarium erzielte
Beobachtung that "colour terminology turns out to be much less arbitrary than the
structuralists maintained" (Heider 1971: 447) wird nun ein favorisiertes Beispiel der
traditionellen Linguistik ironischerweise zum Paradigma einer neuen, der kognitiven
Sichtweise. Zu deren Etablierung hat die Psychologin Eleanor Rosch fraglos den wichtigsten
Beitrag geleistet, und zwar mit ihren Arbeiten zur Prototypentheorie. Letztere ist Gegenstand
der folgenden Abschnitte.
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Neue Wege zur Erfassung von Bedeutungen: Die Prototypentheorie
3.1
Neue empirische Befunde: Prototypeneffekte
Im Folgenden werden eine Reihe von so genannten Prototypeneffekten diskutiert, die in einer
langen Reihe empirischer Untersuchungen wie Reaktionszeitexperimenten,
Zuordnungsexperimenten, Fallstudien und vollstrukturierten Interviews beobachtet wurden.
Sie geben alle dem Verdacht Nahrung, Kategorien seien deutlich anders strukturiert, als es die
traditionellen Merkmalssemantiken behaupten.
Einen ersten Hinweis hierauf gibt der Umstand, dass für viele Sprecher einer Sprachgruppe
bestimmte Elemente einer Kategorie privilegiert sind, oder, wie Eleanor Rosch (1973: 111) es
ausdrückt: "Some colors to which English speakers apply the word 'red' are 'redder' than
others". Diese Behauptung ist mehrfach experimentell belegt worden, beispielsweise für den
Repräsentativitätsgrad von Elementen der Kategorien 'Vogel', 'Frucht', 'Sport', 'Fahrzeug' oder
'Krankheit' (vgl. Rosch 1973: 130-134 und Rosch 1975a: 197-199 u. 229-233). Die Urteile
der Probanden über die Güte eines Elementes innerhalb einer Kategorie sind, wie Rosch die
Untersuchungen anderer Forscher darstellend referiert, auch unter veränderten
Versuchsbedingungen in hohem Maße übereinstimmend.
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Auch bei Satzverifikationsaufgaben zeigen sich Prototypeneffekte, wenn Versuchspersonen
für den Satz "Ein X ("X" steht für das Element einer Kategorie) ist ein Y ("Y" steht für einen
Kategoriennamen)" unterschiedliche Reaktionszeiten aufweisen. Je eindeutiger ein Satz wahr
ist, d.h. ein je typischeres Kategorienelement genannt wird, desto kürzer ist die Reaktionszeit
der Versuchspersonen. Beispielsweise müsste die Mehrzahl der Probanden den Satz "ein
Rotkehlchen ist ein Vogel" signifikant schneller für wahr erkennen als den Satz "ein Pinguin
ist ein Vogel" (vgl. Rosch 1973: 134-139), da Rotkehlchen typischere Vögel als Pinguine
darstellen.
Wie William R. Battig und William E. Montague (1969) des Weiteren berichten, nennen
Versuchspersonen, wenn man sie um die Aufzählung von Elementen einer bestimmten
Kategorie bittet, vorzugsweise solche mit hohem Repräsentativitätsgrad, also "gute",
repräsentative resp. typische Exemplare. In diesem leicht replizierbaren Experiment müssten
die meisten Probanden auf die Frage nach Elementen der Kategorie 'Fahrzeug' mit 'Auto'
antworten, nicht aber mit 'Einkaufswagen' oder 'Marsmobil'.
Interessanterweise besteht bei vielen Versuchspersonen eine Asymmetrie hinsichtlich der
Beurteilung der Repräsentativität zwischen unterschiedlichen Elementen von Kategorien. So
hielten in Experimenten von Rosch (1975b) sowie von Amos Tversky und Itamar Gati (1978)
US-Amerikaner Mexiko den USA für ähnlicher als die USA bezogen auf Mexiko - beides
sind Elemente der Kategorie 'Staat'. Der Grund für dieses logische Paradoxon liegt nach
Ansicht der Forscher darin, dass US-Amerikaner die USA für ein besonders repräsentatives
Exemplar eines Staates halten, Mexiko dagegen nur in geringerem Maße. Auch was die
Verallgemeinerung von Merkmalen bestimmter Elemente von Kategorien durch
Versuchspersonen angeht, konnte Lance J. Rips (1975) eine Asymmetrie nachweisen, da die
Eigenschaften zentraler Kategorienelemente leichter verallgemeinert werden als solche von
weniger zentralen. Probanden waren etwa der Ansicht, dass sich eine Vogelkrankheit leichter
von Rotkehlchen (typischen Vögeln) auf Enten (weniger typischen Vögeln) überträgt als
umgekehrt.
Was den Erstspracherwerb angeht, so beobachtete Jeremy M. Anglin (1978 und 1983), dass
Kinder die Zugehörigkeitskriterien von Elementen zu Kategorien über die Eigenschaften
typischer Referenzobjekte erwerben, und nicht indem sie eine (abstrakte) Konjunktion
notwendiger Bedingungen internalisieren. Beim Kategorienlernen kommen Gestaltgesetze
zum Tragen: Am Anfang werden die verschiedenen Eigenschaften einzeln wahrgenommen,
dann aber zu einem cluster voneinander abhängiger Attribute, zu einer sogenannten Gestalt,
zusammengesetzt. Sobald eines der typischen Attribute in Erscheinung tritt, werden zugleich
mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit die übrigen Attribute der zugehörigen Gestalt im
Gedächtnis aktiviert (Hunn 1977: 41-75). Auf diese Weise können viele kognitive Prozesse
deutlich schneller ablaufen, als wenn die Eigenschaften eines Objektes erst im Sinne einer
check-list Attribut für Attribut überprüft werden müssten.
Eleanor Rosch führt schließlich noch weitere das Sprachsystem betreffende
Prototypenphänomene an. Hierzu gehören unter anderem die sogenannten hedges. Bei diesen
u.a. von George Lakoff (1972) ausführlich untersuchten Ausdrücken wie strenggenommen,
eigentlich, fast u.v.a. handelt es sich um sprachliche Möglichkeiten, ein bestimmtes Objekt
einer Kategorie ausdrücklich zuzuweisen oder seine Zuordnung quasi zu blockieren. So
werden Kategoriengrenzen je nach Funktionsweise des hedge entweder scharf gezogen oder
"aufgeweicht". Dies macht evidenterweise nur bei solchen Elementen Sinn, die ohnehin
fragwürdige Kandidaten für die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kategorie sind - typische
Elemente durch einen Ausdruck wie strenggenommen der Kategorie zuzuweisen, wirkt
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befremdlich. Etwa lassen sich in dem Satz "strenggenommen sind Tomaten (aus botanischer
Sicht) Obst" diese Früchte sinnvoll der Kategorie 'Obst' zuordnen. Der Satz "strenggenommen
sind Äpfel Obst" wird dagegen selten ernsthaft geäußert, weil Äpfel prototypisches Obst sind.
Die Funktionsweise von hedges deutet somit indirekt darauf hin, dass nicht alle Elemente
einer Kategorie gleichermaßen repräsentativ sind.
Aus den hier beschriebenen, für die Linguistik neuartigerweise empirisch beobachteten
Prototypeneffekten lassen sich zwei folgenreiche Schlüsse ziehen. Erstens sind offenbar,
entgegen den Behauptungen der traditionellen Semantiktheorien, die Elemente von
Kategorien keineswegs alle gleich "gut". Damit verlieren die minimalistischen
Bedeutungsangaben der Komponentialsemantiken ihre Berechtigung. Zweitens weisen die
Kategorien nicht immer (oder sogar nur selten) klare Grenzen auf. Aus diesem Grund muss
nach Möglichkeiten gesucht werden, das Bedeutungskontinuum adäquater als die
Merkmalssemantiken der klassischen Linguistik darzustellen.
3.2
Von der Empirie zu einer revidierten linguistischen Bedeutungstheorie
Angesichts der von vielen verschiedenen Forschern beobachteten Prototypeneffekte stellt sich
die Frage, wie sich diese mit der aristotelischen Kategorienkonzeption anscheinend
unvereinbaren Phänomene im Hinblick auf eine Bedeutungstheorie interpretieren lassen. Am
Anfang ihrer Forschungstätigkeit, vom Ende der sechziger bis zur Mitte der siebziger Jahre,
war Eleanor Rosch davon ausgegangen, dass Prototypeneffekte auf das Vorhandensein
bestimmter mentaler Entitäten, sogenannter Prototypen, zurückzuführen seien. Von
beobachtbaren Phänomenen schloss sie also hypostasierend auf die Existenz einer
einheitlichen mentalen Struktur, die für diese Effekte verantwortlich sein sollte. Die
Schlussfolgerungen Roschs aus dieser frühen Phase sind indes recht kritikanfällig, denn:
Aus dem Nachweis von Typikalitätseffekten läßt sich nicht ohne weiteres
schlußfolgern, daß die S!t!r!u!k!t!u!r der untersuchten Begriffe der Prototypenidee
folgt, d.h. daß P!r!o!t!o!t!y!p!e!n der Kategorisierung zugrunde liegen [Hervorhebung
von Blutner] (Blutner 1995: 241).
Außerdem könnten die Prototypeneffekte auch auf eine oder mehrere andere Quellen
zurückgehen - was laut George Lakoff (1987: 45 und 68-114) auch der Fall ist. Insofern ist
die frühe Form der Prototypentheorie denn auch keine Antwort auf das Problem der
Kategoriezugehörigkeit, weshalb sie es gleichfalls nicht vermag, Bedeutungen oder Begriffe
zu bestimmen. Mit anderen Worten: Die frühe Prototypentheorie versagt als semantische
Theorie. Genau das wollte sie aber erklärtermaßen sein.
Ab Mitte der siebziger Jahre wurde die Prototypentheorie erheblich modifiziert. In ihrem
mittlerweile zum Klassiker gewordenen Buchkapitel "The Principles of Categorization"
verwahrt sich Rosch gegen Fehlinterpretationen und legt die Grundzüge einer neuen
Prototypentheorie vor:
1. To speak of a prototype at all is simply a convenient grammatical fiction; what is
really referred to are judgements of degree of prototypicality. [...]
2. Prototypes do not constitute any particular model for categories. For example, in
pattern recognition [...] a prototype can be described as well by feature lists or
structural descriptions as by templates. [...]
3. Prototypes do not constitute a theory of representation of categories. [...]
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4. Although prototypes must be learned, they do not constitute any particular theory of
category learning. [...] (Rosch 1978: 40 f.).
Rosch führt die Prototypeneffekte also nicht mehr auf "real-existierende" Prototypen, d.h. auf
bestimmte objektiv vorhandene Gebilde, zurück; ihre Experimente spiegeln zwar bestimmte
kognitive Prozesse wider, nicht aber die Struktur von Kategorien. Aus diesem Grund stellt
Roschs neue Fassung der Prototypentheorie keine Theorie mehr über die mentale
Repräsentation von Kategorien (ihr Artikel von 1975 trug noch den Titel "Cognitive
Representations of Semantic Categories") oder eine solche über den Erwerb von Kategorien
dar, wodurch allerdings die Erklärungsmächtigkeit der früheren Theoriefassung radikal
eingeschränkt wird.
Der Ausdruck "Prototyp" ist nunmehr bloß eine abkürzende Redeweise für "die Urteile von
Probanden über den Grad an Repräsentativität eines Objektes". Je mehr typische
Eigenschaften ein Objekt aufweist, desto größer fällt sein Grad an Prototypikalität aus, und
desto zentraler ist seine Stellung innerhalb der Kategorie. Weil ein solches Objekt die
typischen Eigenschaften einer Kategorie in besonderer Weise verkörpert, kann es
stellvertretend für die ganze Kategorie stehen, wenn man die Beziehung zwischen den
Attributen eines realen Gegenstandes und seinen semantischen Merkmalen berücksichtigt:
Categories can be viewed in terms of their clear cases if the perceiver places emphasis
on the correlational structure of perceived attributes such as the categories are
represented by their most structured portions.
By prototypes we have generally meant the clearest cases of category membership
defined operationally by people's judgements of goodness of membership in the
category (Rosch 1978: 36).
Bezüglich der Zentralität von Elementen innerhalb einer Kategorie macht D. A. Cruse (1990:
384 ff.) differenzierend auf drei Gesichtspunkte aufmerksam: Unter Wohlgeformtheit versteht
Cruse, dass das Element einer Kategorie keine Defekte aufweisen darf; genannt wird als
Beispiel ein einbeiniger Vogel, der evidenterweise weniger repräsentativ ist als ein
zweibeiniger. Typikalität wird hingegen durch dasjenige konstituiert, was ein wohlgeformtes
Element zu einem "guten" Element macht: Ein (gesundes) Rotkehlchen ist ein typischerer
Vogel als ein (gesunder) Pinguin. Schwieriger nachzuvollziehen ist die Dimension der
Qualität. Cruse erläutert: Gefragt nach dem besseren Beispiel für die Kategorie 'Obst' würde
die Entscheidung zwischen einem Apfel und einer Mango aus Typikalitätsgründen zugunsten
des Apfels ausfallen. Bei einem "guten" Element der Kategorie 'Apfel' würde aufgrund von
Qualitäten wie Süße, Aroma, Saftigkeit usw. eine bestimmte Sorte gewählt werden. Es gilt bei
der Untersuchung von Zentralität daher, anders als Rosch das noch tut, diese nicht lediglich
über den Leisten der Typikalität zu schlagen, sondern auch die beiden anderen möglichen
Dimensionen der Wohlgeformtheit und der Qualität mit zu berücksichtigen. Doch wie lässt
sich dieses Maß an prototypischer Zentralität bestimmen?
Georges Kleiber (1998: 48) vertritt die Ansicht, dass die Prototypentheorie "unausweichlich
zur vorrangigen Herausarbeitung von (proto-) typischen, 'hervorstechenden' Eigenschaften
oder Attributen" führt. Das Element einer Kategorie muss demnach möglichst viele für diese
zentrale Merkmale besitzen, um für die Kategorie als prototypisch angesehen werden zu
können. Zum Beispiel sollte ein besonders typischer Stuhl unter anderem aus Holz gefertigt
sein, vier Beine sowie eine Rückenlehne besitzen und als Sitzgelegenheit dienen können. In
dem Maße, wie diese Attribute bei einem Referenzobjekt nicht gegeben sind, um so mehr
nimmt der Grad der Prototypikalität ab, und umgekehrt. Rosch (1978: 30) schlägt für den
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Bereich der Experimentalpsychologie ein probabilistisches Konzept zur Erhebung des
Prototypikalitätsgrades, die so genannte cue validity, vor. Dabei wird im Experiment die
Häufigkeit erhoben, mit der Probanden einer Kategorie eine bestimmte Eigenschaft
zuschreiben; die cue validity der gesamten Kategorie summiert sich dann aus den cue
validities der einzelnen Eigenschaften. Je mehr der hochfrequenten Eigenschaften ein
Referenzobjekt aufweist, ein desto typischeres Exemplar ist es für die betreffende Kategorie.
Man könnte kritisch fragen, was die Prototypenkonzeption überhaupt von
Merkmalssemantiken unterscheidet, wenn in diesem Theorierahmen doch wieder nur
Bedeutungsmerkmale angegeben werden. Die Antwort darauf lautet, dass Kategorien,
Bedeutungen oder Begriffe weniger durch definitorische, allen Vertretern der Kategorie
gemeinsame Merkmale bestimmt werden, als durch eine große Anzahl von Merkmalen, die
auf einige, aber nicht auf alle Vertreter der Kategorie zutreffen (Rosch/Mervis 1975: 580). So
wird verständlich, warum Rosch (1978: 40) - für traditionelle Semantiker möglicherweise
unerwartet - semantischen Merkmalen (features) keineswegs pauschal eine Absage erteilt,
sondern als eine Beschreibungsmöglichkeit neben anderen - sie nennt weiterhin Skizzen zur
Veranschaulichung und Beschreibungen der (ontologischen) Struktur - durchaus akzeptiert.
Weiterentwickelte Formen der Prototypensemantik können also definitiv nicht auf
semantische Merkmale verzichten:
The semanticist will still construct definitions, and the features of the definitions may
be arranged in order of importance. What differs is that the status of the features may
change from necessary to probable or possible (Lehrer 1990: 370).
Ausschlaggebend ist nunmehr also bei der Bestimmung von Bedeutung, dass erstens nicht
lediglich ein Minimum an definitorischen Eigenschaften angegeben wird, sondern eine große
Anzahl von Merkmalen. Diesen kommt zweitens nicht Notwendigkeit zu, d.h. es kann
Referenzobjekte der Kategorie geben, die diese Eigenschaften nicht aufweisen. In diesem
Zusammenhang kann man an einen Vogel denken, der nicht fliegen kann, wie etwa an einen
Pinguin; gleichwohl gehört Flugfähigkeit natürlich zu den wichtigen (typischen)
Eigenschaften von Vögeln, denn ein flugfähiger Vogel ist ein typischeres Exemplar als einer,
der diese Eigenschaft nicht besitzt; das bedeutet freilich nicht, dass ein Pinguin in geringerem
Maße ein Vogel wäre als ein Rotkehlchen.
Die prinzipielle Zugehörigkeit von Elementen zu einer Kategorie, also unabhängig vom Grad
ihrer Prototypikalität, wird nach Rosch und Mervis (1975) durch ein aus der Spätphilosophie
Ludwig Wittgensteins entlehntes Prinzip bestimmt: durch das der Familienähnlichkeit.
Wittgenstein (1995: 277 ff.) hatte bemerkt, dass sich für die Kategorie 'Spiel' keine Merkmale
angeben lassen, die für jede Art von Spiel Gültigkeit besitzen. Also schloss er, die Kategorie
'Spiel' setze sich aus einer Vielzahl teilweise inhomogener Elemente zusammen, von denen
zwar viele einige Eigenschaften teilen, bei weitem aber nicht alle. So ist theoretisch der
Extremfall denkbar, dass Element 1 die Eigenschaften A und B besitzt, Element 2 die
Eigenschaften B und C und Element 3 die Eigenschaften C und D. Die Elemente 1 und 3
befinden sich nun in der gleichen Kategorie, und zwar nicht, weil sie dieselben Eigenschaften
aufweisen, sondern weil jedem von ihnen eine Eigenschaft zukommt, die sie mit dem
gleichfalls zur Kategorie gehörigen Element 2 teilen. Dieser Sachverhalt kann wie folgt
illustriert werden:
The network of overlapping similarities constituting the concept [...] is compared with
the various resemblances that hold between members of a family. These may be of
very different kinds: resemblances in build, facial features, colour of eyes or hair,
gait, temperament, manner of speaking, attitude, or manners. [...] Although we can
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make such respects of resemblance precise, it is not in virtue of their all having some
set of common properties that we group together members of an extended family; no
property is sufficient for membership in the group, nor is any one necessary
(Baker/Hacker 1980: 326).
Die Zusammengehörigkeit von Elementen innerhalb einer Kategorie über ein cluster sich
überlappender Bedeutungen ist den traditionellen Merkmalssemantiken fremd. Gerade sie
erlaubt es aber, zuvor ungelöste Phänomene zu analysieren wie das von Polysemien, die
durch metaphorische und metonymische Erweiterungen von Wortbedeutungen (vgl. z.B.
Dirven 1985) entstehen. Es kommt bei solchen Untersuchungen nur darauf an, das missing
link zu finden, das die Eigenschaften der anscheinend unzusammenhängenden Elemente
besitzt. Diese lassen sich dann zusammen mit dem missing link getrost derselben Kategorie
zuordnen. In der Kognitiven Linguistik sind mit dem Konzept der Familienähnlichkeit schon
einige bemerkenswerte Untersuchungen vorgenommen worden, etwa von George Lakoff
(1987: 380-461) über den Ausdruck anger, von Claudia Brugman (1988) über die Präposition
over, von Susan Lindner (1981) über die Präpositionen up und out und von John R. Taylor
(1989) über den englischen Genitiv (auch der ist als grammatikalisierte Bedeutung ein
semantisches Problem) und über die englischen Präpositionen in und round (Taylor 1995:
271-289).
Eine mögliche Gefahr bei der Verwendung der Familienähnlichkeitskonzeption besteht darin,
dass sich bei hinreichend intensiver Suche immer ein Zwischenglied finden lässt, mit dem
sich auch sehr unterschiedliche Elemente derselben "Familie" zuordnen lassen. Das kann zur
Berücksichtigung auch von sehr weitläufigen "Verwandten" führen, oder terminologisch
gefasst, zu stark polysemen Kategorien. Dies ist indessen nicht besonders sinnvoll, da ein
solches Vorgehen zu einer "polysemy inflation" (Herweg 1988: 106) führt. Der Grund hierfür
liegt im Fehlen eines trennscharfen Kriteriums dafür, wann man von Familienähnlichkeit
sprechen sollte - eine solche Grenze kann höchstens operational und also ohne Anspruch auf
universale Gültigkeit festgelegt werden. Will man Wittgensteins Konzeption zur Grundlage
einer wissenschaftlichen Praxis machen, so sollte man sicher nur Fälle berücksichtigen, die
ein hohes Maß an "Verwandtschaft" aufweisen, die also möglichst viele Eigenschaften teilen.
3.3
Konsequenzen der neuen Bedeutungstheorie für die Linguistik
Der im Licht überwiegend experimentell gewonnener Ergebnisse radikal geänderten
Konzeption von Bedeutung kommen gravierende Auswirkungen auf die Vorstellungen von
gültiger Argumentation zu. Wenn nämlich semantische Merkmalen nicht mehr den Status der
Notwendigkeit besitzen und dadurch die Kategoriengrenzen unscharf werden, so erweist sich
das logische System (etwa die in der Linguistik als Erkenntnisinstrument weit verbreitete
binäre Prädikatenlogik) als zumindest teilweise unbrauchbar. Weil die Elemente bestimmter
Kategorien - wie weiter oben gezeigt wurde -, kleinere oder größere Grade an Zugehörigkeit
zu diesen aufweisen können, lassen sie sich von einer binären Logik häufig nicht adäquat
erfassen. Damit wird diese aristotelischen Form der Logik für bestimmte Zusammenhänge
hinfällig, und es bedarf statt dessen einer "weichen" Logik, die durch die Verwendung
mehrerer Wahrheitswerte auch mit gestuften Kategorien umgehen kann. Eine Zeit lang schien
es, als könnte das Versagen der klassischen Logik durch die Einführung der von Lotfi A.
Zadeh (1965) entwickelten fuzzy logic aufgefangen werden. Offenbar hat sie sich aber nicht
bewährt - Sprache und Kognition folgen eben nicht der Exaktheit mathematischer Modelle,
auch wenn sie statt mit strikten Werten mit Wahrscheinlichkeitswerten operieren.
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Das teilweise Scheitern logischer Schlussfolgerungsmöglichkeiten hat auch Konsequenzen für
die linguistische Theoriebildung, denn mit der Art der Kategorienkonzeption ändert sich
zugleich der Voraussagewert sprachwissenschaftlicher Theorien:
The meaning of the whole is often motivated by the meanings of the parts, but not
predictable from them. What is required is a theory of motivation. Such a theory will
be a cognitive theory and will go beyond any possible objectivist theory (Lakoff 1987:
148).
Es ist im Lichte der neuen Erkenntnisse über die Beschaffenheit von Kategorien nicht mehr
möglich, wie es das Konzept der Generativen Grammatik postuliert (z.B. Chomsky 1965), auf
der Basis von bekannten Tiefenstrukturen und Transformationsregeln exakte Vorhersagen zu
machen. Vielmehr bedarf es einer Theorie der Motivation, die einen "dritten Weg" aus der
(falschen) Alternative Arbitrarität oder Vorhersagbarkeit darstellt. Eine solche neue Theorie
erklärt beispielsweise metaphorische Erweiterungen des Lexikons, die weder präzise
vorhersagbar, noch aber willkürlich sind. Wenn der polyseme Ausdruck "Kohle" eine
Bedeutungsvariante besitzt, in der er synonym zu "Geld" ist, so ist diese metaphorische
Ausdehnung der ursprünglichen Bezeichnung auf einen völlig anderen Referenten nicht mit
den Prinzipien der Generativen Grammatik vorhersagbar. Dass sie umgekehrt auch nicht
arbiträr ist, zeigt folgende Überlegung: Die Prototypentheorie könnte unter anderem als
beiden in der ursprünglichen Bedeutung gemeinsame Merkmale finden, dass sowohl Geld als
auch Kohle wertvoll sind und meist nur unter großen Mühen erworben werden; dass sie
knappe Ressourcen darstellen; dass beide, besitzt man sie endlich einmal, das Leben
angenehmer machen können; dass sie von fast allen Menschen begehrt werden; dass sie sich
ziemlich leicht verflüchtigen. George Lakoff hat in mehreren Arbeiten solche metaphorischen
"extensions of the lexicon" untersucht, z.B. in Lakoff (1987) und in Lakoff/Johnson (1980),
ebenso Rudzka-Ostyn (1985 und 1988). Leider funktioniert solch eine Theorie der Motivation
nicht mit der gleichen Präzision von Regeln und Gesetzen. Das bedeutet allerdings nicht, dass
im linguistischen Rahmen Vorhersagen schlichtweg unmöglich wären; sie sind bloß nicht,
wie man es bei Regeln oder Gesetzen gerne hätte, strikt in jedem Fall anwendbar.
Der neue Status von semantischen Merkmalen beeinflusst weiterhin das Verständnis davon,
welche Menge an Informationen in die lexikalische Beschreibung einfließen sollte.
Traditionelle Merkmalssemantiken versuchen ja, so wenige Merkmale wie irgend möglich
anzugeben - eine Konsequenz des in der Generativen Grammatik erhobenen Postulats, dass
"die lexikalische Bedeutung als eine sprachliche Gegebenheit autonom" sein soll (Schwarze
1988: 143). Enzyklopädisches Wissen darf demzufolge nicht mit in die semantische Analyse
im engeren Sinne eingehen. Von vielen Sprachwissenschaftlern wird jedoch der Sinn einer
solchen Trennung von enzyklopädischem und sprachlichem Wissen bezweifelt.
Stellvertretend sei die Position von Ronald Langacker wiedergegeben:
The distinction [...] between linguistic and extra-linguistic knowledge is largely
artifactual, and the only viable conception of linguistic semantics is one that avoids
such false dichotomies and is consequently encyclopaedic in nature [Hervorhebung
von Langacker] (Langacker 1987: 154).
Mit der unzulänglichen Begründung einer Dichotomie von sprachlichem und
enzyklopädischem Wissen wird ineins die Forderung nach einem Minimum an
Bedeutungsmerkmalen hinfällig. Auf dem Hintergrund dieser Überlegung stellt sich dann die
Frage, wie viel an Informationen der Kognitive Semantiker bei seinen
Bedeutungsbeschreibungen angeben soll. Ronald W. Langacker (1987: 147 f.) fordert
beispielsweise maximalistische Bedeutungsangaben und erläutert seine Position anhand des
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Umstandes, dass die Bedeutung von "nuckeln" (engl. to knuckle) nur verstanden werden kann
im Hinblick auf das Konzept 'Finger': "[FINGER] provides the necessary context - or domain
- for the characterization of [KNUCKLE] and hence constitutes one of its primary conceptual
components". Dass für das Verstehen der Bedeutung auch vieler anderer Ausdrücke das
Mitverstehen einer semantischen domain notwendig ist, scheint bei vielen anderen, besonders
kulturell bedingten Ausdrücken offensichtlich, etwa bei Extemporale, Kanzler, Wahlamt,
Sünde, Demut, Krankenschein oder Heilig Abend. Im Prinzip wäre also der Forderung nach
maximalistischen Bedeutungsangaben zuzustimmen. Was jedoch den Alltag eines
Wörterbuchbenutzers angeht, sind dem theoretischen Postulat praktische Bedenken
entgegenzuhalten: Wenn sich jemand über die Bedeutung eines Ausdrucks informieren
möchte, so ist er meist nicht daran interessiert, (approximativ) alles über die diesem
entsprechende Kategorie zu wissen. Er wird aus kognitionsökonomischen Gründen
versuchen, weder zu viel noch zu wenig in Erfahrung zu bringen, sondern ein Optimum an
Information. Von diesem Einwand einmal abgesehen dürfte es in der lexikographischen
Praxis auch nicht durchführbar sein, buchstäblich alle Merkmale eines Begriffs aufzuzählen,
da auf diese Weise Wörterbücher von enormem Umfang entstehen würden.
3.4
Kritisches zur Prototypentheorie
Die Prototypentheorie, wie sie anfangs von Eleanor Rosch und ihren Mitarbeitern konzipiert
worden war, wird in dieser Form heute praktisch von niemandem mehr vertreten. Es haben
sich neben der Neufassung des Prototypengedankens durch Rosch selbst eine Reihe
verwandter, durchaus eigenständiger Ansätze herausgebildet, die die verschiedenen
Prototypeneffekte berücksichtigen, sie aber auf weit komplexere Modelle als auf Prototypen,
beispielsweise auf idealized cognitive models, frames, scripts, scenes o.ä. zurückführen. Auch
arbeiten manche Linguisten erfolgreich mit Theoriefragmenten der Prototypentheorie wie
etwa der Familienähnlichkeitskonzeption.
Ein Grund für die weiteren Modifikationen der Prototypentheorie besteht darin, dass der
Begriff des Prototypen bis heute nicht klar definiert werden konnte. Damit stellt sich die
Frage, ob Prototypen vielleicht selber keine klar abgrenzbare Kategorie darstellen, wie das bei
wissenschaftlichen Begriffen sonst gefordert wird. Dirk Geeraerts (1989: 592) hat die
Auffassung vertreten, 'Prototyp' sei selbst ein prototypischer Begriff. Leider hätte das zur
Folge, dass der gesamte Diskurs über Prototypen "schwammig" würde und sich so einem
präzisen Verständnis entzöge. Diese für die wissenschaftliche Praxis äußerst unangenehme
Konsequenz lässt sich jedoch leicht beheben, wenn "Prototyp" (wie viele andere
wissenschaftlichen Begriffe auch) operational verwendet wird, also ohne die Existenz einer
objektiv vorhandenen mentalen Struktur zu behaupten. Dann nämlich lassen sich durch
wissenschaftliche Tätigkeit festzulegende exakte Kriterien für Prototypikalität angeben, auch
wenn sie eine mehr oder weniger willkürliche Setzung sind.
Im Zentralitätsgedanken, einer wesentlichen Stärke der Prototypentheorie, sieht D. A. Cruse
(1990: 388 f.) zugleich einen gravierenden Nachteil, denn er allein kann Probleme der
Kategorisierung nicht lösen. Hierzu bedarf es weiterer Strukturen wie etwa kognitiver
Schemata, die auch periphere Elemente beinhalten können:
What has emerged in cognitive semantics in place of core and residual meaning is the
notion of prototypical frame, or idealized cognitive model. [...] Finally, since frames
incorporate much more knowledge than minimal definitions (but not an infinite
amount), we seem to have overwhelming evidence for the view that, in many cases at
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least, the notion of minimal meaning has to be replaced by what we have called full
meaning, embodied by frames, or cognitive models (Kövecses 1993: 264 f.).
Bislang kaum in systematischer Weise beantwortet ist auch die Frage nach dem
Anwendungsbereich der Prototypentheorie. Sollte es wirklich so sein, dass diese als
Erklärungsinstrument für alle Arten von Kategorien gleich gut geeignet ist? - Dies scheint
fraglich, denn obwohl etwa in Zusammenhang mit natürlichen Zahlen Prototypeneffekte
festgestellt wurden, können solche mathematischen Kategorien per definitionem keine
prototypische Struktur aufweisen: Alle ihrer Elemente besitzen den gleichen epistemischen
Status, zentrale Elemente gibt es nicht. Andere, lexikalische Kategorien lassen sich hingegen
besser als prototypisch strukturiert vorstellen, wie etwa viele Begriffe für natürliche Arten
('Zitronen', 'Frösche', 'Kakteen'), für Artefakte ('Kühlschrank', 'Regenschirm', 'Auto'),
kulturelle Begriffe ('Deutscher', 'Freiheit', 'Arbeit'), Präpositionen (in, auf, unter) und
zahlreiche Adjektive (rot, leer, froh). Cecil H. Brown (1990: 24-46) streicht jedoch heraus,
dass nicht einmal alle Begriffe für konkrete Objekte, d.h. für natürliche Arten und Artefakte,
prototypische Strukturen aufweisen. Angesichts der bestehenden Unklarheiten wäre es als
großer Erkenntnisgewinn für die Prototypentheorie anzusehen, wenn ihr Gültigkeitsbereich
endlich so klar wie möglich festgelegt würde. Dabei könnte es sich erweisen, dass die
Prototypentheorie und klassische Merkmalssemantiken durchaus komplementär sind, indem
jede von ihnen für bestimmte Arten von Kategorien zuständig ist.
4
Zusammenfassung und Ausblick
Will man abschließend die Leistungen der Prototypentheorie beurteilen, so zeichnet sich ein
zwiespältiges Bild ab. Einerseits hat sie es nicht geschafft, die verdienstvollerweise von ihr
entdeckten Prototypenphänomene in einem einheitlichen Theorierahmen zu erklären.
Andererseits konnte sie manche grundlegende Irrtümer der klassischen Linguistik als
offensichtlich unzutreffend entlarven und hat, zumindest teilweise, Vorschläge zur Lösung
dieser Probleme erarbeitet. Die wesentlichen Erkenntnisse der Prototypentheorie für eine
angemessene linguistische Bedeutungstheorie lassen sich thesenartig folgendermaßen fassen:
1.
2.
3.
4.
Lexikalische Kategorien (Begriffe) haben oft unscharfe Grenzen. Das führt dazu, dass
nicht immer eindeutig über die Zugehörigkeit eines Elementes zu einer Kategorie
entschieden werden kann und dass sich infolgedessen die klassische Logik auf solche
Kategorien nicht ohne weiteres anwenden lässt.
Für viele lexikalische Kategorien gibt es ein privilegiertes Element, das die für die
Kategorie typischen Eigenschaften besonders gut repräsentiert, den Prototypen.
Weniger repräsentative Exemplare weisen die typischen Eigenschaften in geringerem
Maße auf. Als Konsequenz kommt nicht allen Elementen der Kategorie der gleiche
epistemische Status zu.
Die grundlegende Zugehörigkeit eines Elementes zu einer Kategorie wird über
Familienähnlichkeitsrelationen, einem cluster sich überlappender Bedeutungen,
bestimmt. Hiermit lässt sich die Polysemie vieler Ausdrücke der natürlichen Sprache
verhältnismäßig gut erklären.
Die Trennung zwischen Lexikon und Enzyklopädie gilt als der linguistischen
Wirklichkeit nicht adäquat. Daher sollen bei Bedeutungserklärungen nichtminimalistische Merkmalsangaben erfolgen.
Die Herausarbeitung dieser vier Aspekte erscheint für die Linguistik bahnbrechend. Sie
stellen einen idealen Ausgangspunkt für weitere Forschungen dar. Ohne das neue
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methodische Instrumentarium, wie es mit der Kognitiven Wende in der Linguistik immer
stärkere Verbreitung fand, wäre der Umbruch des Faches jedoch mit Sicherheit ausgeblieben.
Die außerordentlich weitreichende Wirkung Roschs lässt sich daran ablesen, dass mittlerweile
selbst in den so genannten "exakten Wissenschaften" diskutiert wird, ob sich deren Begriffe
nicht als prototypisch strukturiert konzipieren lassen (vgl. Zawada/Swanepoel 1994). Eine
Sichtung neuerer Publikationen ergab Anwendungen der Prototypentheorie unter anderem im
Bereich der Entwicklungs-, Sprach- und Kognitionspsychologie, der Ethnolinguistik, der
Psycholinguistik, der Pragmatik, der Phonetik, der Morphologie, der Grammatik, der
Spracherwerbsforschung, der historischen Grammatik, der historischen Semantik, der
lexikalischen Semantik, der Fremdsprachendidaktik, der kontrastiven Linguistik und
schließlich auch der Lexikographie. Michael Posner (1986: 53 f.) übertreibt die Bedeutung
Eleanor Roschs für die Linguistik also nicht, wenn er von einer "Roschian revolution"
spricht.
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