Automatic gain control, Teil 5
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Automatic gain control, Teil 5
AK U STI K GR U N DL AGE N Jens Ulrich, Frankfurt Automatic gain control, Teil 5 Die Regelstrecke für die Verstärkung eines Hörsystems ist eine verzögerungsarme Proportionalstrecke. Wie in der Folge 4 gezeigt wurde, kann eine zeitlose Regelung mit einem P-Regler nicht erfolgen, weil er eine bleibende Regelabweichungen verursacht. Daher muss man einen anderen Regler für die Regelstrecke einsetzten, der jedoch für die Regelung eine gewisse Zeit benötigt. Die unerwünschte bleibende Regelabweichung des P-Reglers hat ihre Ursache im starren Zusammenhang zwischen Regeldifferenz und Stellgröße. Bei der Untersuchung des Integralreglers (siehe Teil 3) wurde bereits festgestellt, dass der I-Regler im Gegensatz zum P-Regler jede Regelabweichung vollständig ausregelt. Beim I-Regler ist die starre Kopplung zwischen Regelabweichung und Stellgröße gelöst. An Stelle der Stellgröße ist die Stellgeschwindigkeit abhängig von der Regelabweichung. Dieser Reglertyp benötigt aber im Gegensatz zum bisher untersuchten Proportionalregler eine gewisse Zeit, um das Regelziel zu erreichen. Es gibt außer dem P-Regler keinen weiteren „zeitlosen“ Regler. Da dieser nicht eingesetzt werden kann ist es nicht möglich, den Regelvorgang zeitlos zu gestalten. Bei kleinen Dämpfungswerten wird der Amplitudenverlauf exponentiell gedämpft. Dieses Schwingverhalten kennt man bei Pendeltüren, wie sie als Eingang im Westernsaloon angebracht sind. Pendeltür, Foto buckjones-saloon Bei einer sehr großen Dämpfung „kriecht“ die Amplitude auf ihren Endwert. ■ Zeitbehaftete Regelungen Die Zeit die vergeht, bis der Istwert den Sollwert nach einem Sollwertsprung erreicht nennt man Einschwingzeit bzw. Ausschwingzeit. Ist der Sollwert erreicht, spricht man von einem eingeschwungenen Zustand des Regelkreises. Die Zeitverläufe des Istwertes können je nach der Dämpfung des Systems unterschiedlich erfolgen. Eine maßgebliche Größe dafür ist die Dämpfung des Regelkreises. Sie ist, wie bei anderen physikalischen Systemen, ein Maß für den Kurvenverlauf. ■ Zeitverläufe des Istwertes In diesem Fall spricht man vom aperiodischen Kriechfall. Türen mit Türschließer schließen sich „kriechend“ Foto Uni Hamburg 98 HÖRAKUSTIK DOZ 3-2005 AK U STI K GR U N DL AGE N ■ Stabilität eines Regelkreises Der Verlauf der Sprungantwort des Systems folgt dem Verlauf einer Regelungsstrecke 1.Ordnung. Die Zeitkonstante des Vorgangs wird durch die Größe des RC Glieds des I-Reglers bestimmt. Verwendet man veränderbare Widerstände, so lassen sich die Zeitkonstanten beeinflussen. ■ Das Zeitverhalten der AGC Das Verhalten einer AGC Schaltung lässt sich graphisch verdeutlichen. Erhöht sich der Eingangspegel eines Hörsystems sprunghaft, so muss die Verstärkung des Systems reduziert werden. Die Hüllkurve des Eingangssignals hat einen Sprung (Sollwertsprung), die Verstärkung wird infolge des I-Reglers langsam reduziert. Die Einschwingzeit ist hier die Zeit vom Sollwertsprung bis zu der Zeit, bei der sich das Ausgangssignal bis auf 2 dB dem Endwert genähert hat. Analog wird auch die Ausschwingzeit der AGC definiert. Die Dämpfung kann aber auch zu einer Vergrößerung der Amplitude führen. Dieser Fall wird auch als Mitkopplung bezeichnet. Bei vielen Regelsystemen muss man untersuchen, ob die Rückkopplung des Regelkreises nicht zur Mitkopplung führt. Ist die Dämpfung des Systems nicht vorhanden oder gar negativ, so führt der Regelkreis Dauerschwingungen durch (Bild Fall a) oder der Istwert wird zunehmend größer (Bild Fall b). Im zweiten Fall nennt man das System „aufschwingend“ und bezeichnet den Regelkreis als instabil. ■ Der Regelkreis der AGC Der Regelkreis der AGC besteht aus einer verzögerungsfreien Proportional-Strecke und einem Integral-Regler. Das System hat keine Regelabweichung. Die Regelung erfolgt aber zunehmend langsamer, weil die Stellgeschwindigkeit des I-Reglers genauso abnimmt wie die zunehmend kleiner werdende Regelabweichung. ■ Das Kompressionsverhältnis Um ein Maß für die Wirkung einer AGC Schaltung zu haben, wurde das Kompressionsverhältnis CV definiert. Es ist das Verhältnis der Differenz zweier Eingangsschalldruckpegel in dB zur Differenz der zugehörigen Ausgangsschalldruckpegel in dB für den eingeschwungenen Zustand. DOZ 3-2005 HÖRAKUSTIK 99 AK U STI K GR U N DL AGE N ■ Die Regelschwelle Die Regelschaltung einer eingangspegelgesteuerten AGC, kurz auch AGCi genannt, setzt erst beim Überschreiten eines festgelegten Eingangspegels LE ein. Dieser Eingangspegel wird als Regelschwelle oder Schwellenpegel LRSi bezeichnet. verstärkt. Dies wird vom Träger als unangenehm laut empfunden. Ist die Ausschwingzeit zu kurz, so würde die Verstärkung auch in kurzen Lärmpausen wieder hochgeregelt und müsste bei einer Fortsetzung der lärmerfüllten Umgebung erst wieder reduziert werden. Ist die Ausschwingzeit zu lang, so bedeutet dies für den Betroffenen, dass direkt auf ein lautes Ereignis folgende leise Informationen nicht ausreichend verstärkt werden. Wird in einer fröhlichen Runde herzhaft gelacht, so regelt die AGCi die Verstärkung herunter, da lautes Lachen mit einem hohen Schallpegel verbunden ist. Spricht einer aus der Runde dann direkt nach dem Lachen, so ist bei dem Hörgeräteträger die AGCi noch auf eine zu geringe Verstärkung eingeregelt, da die Ausschwingzeit relativ lang ist. Die Folge ist, dass der Betroffene die ersten Worte unter Umständen dann nicht versteht, da sie zu wenig verstärkt werden. ■ Silbenkompression Die Graphik verdeutlicht die Begriffe Kompressionsverhältnis und Schwellenpegel ■ Die Bedeutung der Ein- und Ausschwingzeit Wird eine eingangspegelgesteuerte AGC genutzt (AGCi), um die Lautstärke automatisch zu regeln, so werden üblicherweise Einschwingzeiten von 100 bis 500 ms und Ausschwingzeiten von mehr als 500 ms eingesetzt. Das Ziel ist der Ausgleich von langsamen Veränderungen des mittleren Eingangspegels. Die AGC soll in diesem Fall den Griff zum Lautstärkesteller des Hörgerätes ersetzen und die Verstärkung an die akustische Umgebung anpassen. Die Einschwingzeit darf nicht zu lang sein. Ansonsten würden plötzlich auftretende laute Geräusche zu lange zu stark Der persönliche Geburtstagsgruß an Ihre Kunden Wird eine AGCi bei kleiner Restdynamik des Hörgeschädigten (< 15 dB) dazu verwendet, um den Dynamikbereich der Sprache in die Restdynamik des Hörgeschädigten abzubilden, müssen Regelzeiten die kleiner als 50 ms sind verwendet werden, damit der Regelvorgang der Dynamik der Sprache folgen kann. Diese Art der Regelung nennt man Silbenkompression. ■ „Edel PC“ Soll mit Hilfe einer ausgangspegelgesteuerten AGCO der maximale Ausgangspegel des Hörgerätes begrenzt werden, so kommen deutlich kürzere Einschwingzeiten von 5 bis 10 ms und Ausschwingzeiten von 50 bis 100 ms zum Einsatz. Bei langen Regelzeiten würden Lautstärkespitzen zu lange und zu stark verstärkt. Das System muss daher schnell reagieren können, um den Träger des Hörgerätes vor unangenehm lauten Ereignissen zu bewahren. Dieses begrenzende Verhalten der AGC wird vom Hörakustiker als „Edel PC“ bezeichnet. Jens Ulrich Zeigen Sie Ihrem Kunden auf diese nette Art, dass Sie stets für ihn da sind. Der persönliche Kontakt zum Kunden ist das Wichtigste für Ihren Erfolg. Mit der Geburtstagsgrußkarte bleiben Sie auch im Verwandten-, Freundes- und Bekanntenkreis Ihres Kunden im Gespräch. Denn eine originelle Geburtstagskarte wird bei der Geburtstagsfeier gerne herumgereicht. Fordern Sie unsere Mustermappe mit liebevoll gestalteten Motiven an. Wir bieten Ihnen 4 neue Motive! Kostenlos und unverbindlich zum Kennenlernen. Jetzt beim DOZ-Verlag! Bringen Sie sich in Erinnerung – mit einer schönen Geburtstagskarte! 100 DOZ-Verlag Optische Fachveröffentlichung GmbH Postfach 12 02 01 · 69065 Heidelberg Tel: 0 62 21 - 90 5170 · Fax: 0 62 21 - 90 5171 Internet: www.doz-verlag.de · E-Mail: [email protected] HÖRAKUSTIK DOZ 3-2005