Lichtmaschine - Volvo Club Deutschland eV

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Lichtmaschine - Volvo Club Deutschland eV
Lichtmaschine
Glimmi & Co
Ei was glimmt denn da...
Schon wieder meldet sich so ein komisches rotes Licht und glimmt mal heller, mal dunkler....
Das war doch sonst immer aus! Irgendwie hat mein Elch was gegen mich!
Richtig gedacht. Elchi hat nicht genug Strom. Die Ladekontrollleuchte meldet sich. Nun, was zeigt diese
Leuchte genau an? Entweder wird momentan zuviel Strom verbraucht oder die Lichtmaschine hat eine
Macke. Das die Keilriemenspannung korrekt ist, setze ich voraus!
Fangen wir mal wieder bei den allseits beliebten Uralt-Volvos mit 6 Volt Elektrik an. Hier ist es
naheliegend, dass bei glimmender Ladekontrolle einfach zuviel Strom aus dem Bordnetz für
eingeschaltete Verbraucher entnommen wird. Strom für Zündung, Licht, Gebläse und Scheibenwischer
kann die schwache Gleichstromlichtmaschine gerade noch so produzieren, zur Ladung der Batterie bleibt
da nichts mehr oder nicht mehr viel übrig. Habt ihr in dieser langweiligen, regnerischen Nacht auf der
Autobahn dann auch noch das Röhrendampfradio an, so wird der Batterie mehr Strom entnommen als die
Lima nachfüttern kann. Die Ladekontrollleuchte glimmt; je heller, desto stärker ist die Entladung der
Batterie. Macht erst mal das Radio aus. Ihr kommt auch ohne WDR4 nach Hause! Na, wird es besser?
Tretet mal kurz auf die Bremse; glimmt die Leuchte dann wieder? Ja, dann bewegt ihr euch am absoluten
Limit der Stromerzeugung. Schaltet unbedingt alle nicht direkt benötigten Verbraucher (Gebläse) aus. Es
liegt kein Fehler vor, ihr seit nur Neuwagenverwöhnt. Wenn Ihr weiter soviel Strom verbraucht, müsst ihr
an der nächsten Tanke anschieben. Der Elch läuft übrigens so lange bis der Strom für die Zündung nicht
mehr ausreicht. Dann ist die Batterie restlos leer. Und ihr latscht... und latscht...
Die 12 Volt Elektriken der "Modern" Volvos, so ab Bj 1960, sind da nicht mehr ganz so empfindlich, aber...
auch sie haben noch Gleichstromlichtmaschinen, wenn auch mit höherer Leistung. Die reicht eigentlich in
allen Fällen aus, es sei denn... der 200Watt Powerverstärker dröhnt euch über die, in die unersätzlichen
Türverkleidungen geschnittenen, Brüllwürfel den Schädel zu. ACDC und Creedence kommen ja immer
gut... Wenn die Hauptscheinwerfer im Takt der Bässe ihre Leuchtweite ändern, ist der Stromverbrauch
entschieden zu hoch. Raus mit dem Müll und wieder Rudi Schurike aus dem Blaupunkt Köln gehört...
Dann klappt es auch mit dem Stromhaushalt.
Irgendwie so Ende der 60er Jahre stellte unser verehrtes Automobilwerk auf Drehstromlichtmaschinen
um. Von ehedem 35 Watt stieg die Leistung dieser Generatoren auf heute nahe an oder über 100 Watt.
Das sollte eigentlich selbst für die härtesten Rockfans reichen. Hier gilt: Wenn ihr die Möglichkeit habt,
baut die stärkste Lichtmaschine ein, die reinpasst. Bigger is better. Und wählt natürlich auch eine Batterie
mit einer möglichst hohen Amperestundenzahl. Bei den alten Wagen war eigentlich immer so um 60ah
normal. Es passen aber auch stärkere Batterien. Die Zahl gibt an, wie viel Stunden man eine Batterie mit
einem Stromverbrauch von 1 Ampere belasten kann, bis sie leer ist. Je größer die Batterie, desto länger
könnt ihr beim Kaltstart orgeln.
Was ist aber nun wenn das Leuchtchen partout nicht auszukriegen ist?
Hierzu ein bisschen "Schaltplan". Ihr schaltet die Zündung ein und Strom fließt durch diese Leuchte über
die nicht ladende Lichtmaschine (deren Feldwicklung) zu Masse ab. Die Birne brennt. Ihr startet den
Motor. Die Lichtmaschine fängt an Strom zu produzieren, d.h. die bisherige Verbindung zur Masse wird
gekappt und an die Birne gelangt Plus von beiden Seiten. Sie geht daher logischerweise aus. Ist hier aber
eine Spannungsdifferenz (von der Batterie 5 Volt, von der Lima 7 Volt) vorhanden, so glimmt die Birne.
s.o..
Nun müssen wir unterscheiden zwischen Gleichstrom- und Dreh(wechsel)stromlichtmaschinen.
Eine Gleichstromlichtmaschine produziert ihre volle Leistung erst bei höherer Drehzahl, daher ist Glimmen
bei eingeschalteten Verbrauchern und Leerlauf normal. Brennt die Birne aber so hell wie bei nur
eingeschalteter Zündung, so liegt ein Defekt vor. Wir messen mit dem Voltmeter die Batteriespannung.
(Voll geladene 12Volt Batterie = circa 13,2 Volt; 6 Volt Batterie = circa 7 Volt).
Dann starten wir den Motor. Die Spannung müsste ansteigen bei circa 2500 Umdrehungen auf circa 13,8
bzw 7,5 Volt. Tut sie das nicht, sondern sinkt auf circa 12,5 bzw 5,9 Volt so liefert die Lima keine Ladung.
Wir klemmen das Voltmeter um auf D+ (das dicke Kabel) an der Lima und messen erneut. Liegt hier eine
Spannung (bei circa 2500 Umdrehungen) von um 14 bzw 8 Volt an, so ist der Regler defekt. Reinigt die
Reglerkontakte, verbiegt sie dabei aber nicht!!! Meist ist der Fehler dann weg. Die alten Regler gehören in
die Kategorie "Diva", sind aber eigentlich unkaputtbar. Messt ihr aber geringe Ströme (um 4 bzw 2 Volt) so
müsst ihr leider die Lima ausbauen!. In 80% der Fälle sind die Kollektorkohlen verschlissen. Ihr erkennt
das daran, das die kleinen Spiraldruckfedern voll ausgelenkt sind und keinen Druck mehr auf die zu kurz
gewordenen Kohlen ausüben können. Besorgt euch 2 Kohlensätze (Einen für den Kofferraum, der
Kumpel beim nächsten Treff wird es euch danken) und baut anderen gemäß Handbuch ein. Geht es dann
immer noch nicht, muss die Lima zum Spezialisten und komplett überholt werden. Meist ist ein Kabel
gebrochen oder eine Stator- oder Feldwicklung defekt. Die Dinger sind viel zuverlässiger als ihr glaubt und
halten fast ewig, fressen aber Kohlen.
Die Dreh- oder Wechselstromlichtmaschine produziert ihre volle Leistung schon knapp über
Leerlaufdrehzahl. Es gibt sie bei Volvo nur in 12 Volt (Für BMW-Fans: Der erste 1500er aus den frühen
60ern hatte eine 6 Volt Drehstromlima, die an den B16 passt! Superselten!) Diese Art von Lichtmaschinen
produziert 3 Phasen Wechselstrom der über Gleichrichterdioden in welligen Gleichstrom verwandelt
wird... Keine Sorge, es wird keine Vorlesung in Elektrotechnik... Fakt ist, diese Dioden gehen kaputt und
dann lädt die Lima nur noch auf 2 oder sogar nur einer Phase. Merke: je heller das Glimmen unserer
Lampe, desto mehr Phasen haben sich verabschiedet. Glimmt die Birne immer leicht und man fährt im
Sommer mit wenig Verbrauchern und ohne Kenwood-Ausbeullala so reicht der erzeugte Reststrom noch
für eine angemessene Batterieladung. Kritisch wird es dann im Winter mit Kaltstartstrombedarf und vielen
Verbrauchern. Spätestens dann muss die Lima raus.
Die (Spannungs)regler sind bei den frühen Modellen separat, meist vorn rechts an der Spritzwand,
angebaut. Sie sollten nur von Spezialisten repariert werden. Der geneigte Hobbybastler hat so was in
dreifacher Ausfertigung im Teileschrank. Sollte sich ein Limaproblem zeigen wird immer zuerst der Regler
gewechselt. Problem weg: Alles klar! Problem noch da: Kohlenplatte aus der Lima ausbauen! Das ist da,
wo das dünne Kabel aufgesteckt ist. Vorsichtig abschrauben und die Platte entnehmen. (Geht in
eingebautem Zustand) Im Neuzustand ragen die federbelasteten Kohlen ungefähr 15mm aus den
Trägerschächten heraus. Die Kohlen verschleißen unterschiedlich. Sollte eine Kohle nur noch 1 bis 2 mm
aus dem Schacht herausstehen, so habt ihr den Fehler, bei dem die Limakontrolle voll an ist und keine
Ladung stattfindet. Ist hier alles OK und die Glimmerei geht weiter, so ist eine Diode defekt und die Lima
muss getauscht werden. Sichtbar machen kann man das mit einem entsprechenden Tester mit
Bildschirm. Reine Werkstattsache. Messen könnt ihr hier nur an der Batterie ob die Spannung bei
steigender Drehzahl steigt. Eine ebenso mögliche Amperemessung ist Sache des Fachbetriebs.
Neuere Versionen der Drehstromlima haben einen elektronischen Spannungsregler auf der Kohlenplatte
integriert. Der separate Regler fällt hier weg. Auch hier kann ein Kohlenproblem bestehen, d.h. diese
Regler/Kohleneinheit immer zuerst testweise wechseln, wie oben. Alte Bosch-Lichtmaschinen können mit
geringen Umbauten auf neue Regler/Kohleneinheiten umgerüstet werden. Bei den SEV-Limas ist das
nicht möglich, aber die hat kaum noch einer drin...
Der Spannungsregler ist übrigens dafür da, die Bordspannung nicht über 14 Volt steigen zu lassen, die
Verbraucher würden sonst durchschmoren. Habt ihr ein tolles Licht, braucht aber andauernd neue Birnen,
so ist der Regler defekt! Die Bordspannung steigt zu hoch. Eine ungeregelte Drehstromlima kann bis zu
20 Volt erzeugen. Dann wird sie selbst zu heiß und brennt durch.
Ein Voltmeter im Auto hilft bei der Kontrolle der Bordspannung, ist aber leider aus der Mode geraten, wie
so viele nützliche Dinge, wie z.B. Heckantriebsvolvos.
Mit diesem kleinen Seitenhieb wünsche ich euch allzeit genug Saft im Akku!
Dieter Hengstwerth 14.9.03