Erfahrungsbericht Bristol
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Erfahrungsbericht Bristol
Erfahrungsbericht zum Auslandsstudium in Bristol Name: Thorsten Rothaut Email: [email protected] Heimathochschule: DHBW, Mannheim Gasthochschule: University of the West of England, Bristol Studienfach: Bachelor of Science (Hons) Engineering Vertiefungsrichtung: Manufacturing Engineering Semester: 5.+6. Semester (Final Year) Zeitpunkt: 20.09.2010 bis 28.05.2011 Jahrgang: 2010/2011 1 1. Vorbereitung Der Bewerbungsprozess an der UWE erfolgte über UCAS, das englische Pendant zur ehemaligen ZVS (Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen). Der Vergabeprozess dauerte etwa einen Monat. Die Studiengebühren waren vorab zu bezahlen und beliefen sich auf £3290. Die Gebühren für den extra Masterkurs wurden während dem Semester bezahlt und beliefen sich auf etwa £70. Vorsorgeuntersuchungen bei Haus- und Zahnarzt können gemacht werden, sind aber nicht unbedingt notwendig. Genau so verhält es sich mit einer separaten Auslandskrankenversicherung (z.B. ADAC). Ein Visum ist für Studenten nicht nötig, aber ein gültiger Reisepass oder Personalausweis wird für die Reise ins europäische Ausland benötigt. Meine Wohnung konnte ich für den Großteil des Auslandsaufenthaltes untervermieten. 2. Anreise Die Anreise erfolgte per Flugzeug von Frankfurt International Airport aus über Amsterdam Schiphol mit KLM. Von Frankfurt aus gibt es leider keine Direktflüge. Diese werden nur von Berlin oder Bremen aus angeboten. Vom Flughafen wurde ein Taxi genommen um zur Wohnung zu gelangen. In Bristol gibt es spezielle Checker Cars, die nur vom und zum Flughafen fahren. Diese Taxis sind sehr angenehm und sauber. Der Fahrpreis wird vor Fahrtantritt schon vom Fahrer bekannt gegeben und ist nicht zu teuer. Ferner besteht die Möglichkeit mit anderen Reisenden ein Taxi zu teilen. 3. Unterkunft Die Wohnung wurde über das Internet gefunden. Jedoch kann es auch vorkommen, dass Wohnungen/Häuser überhaupt nicht den Bildern im Internet entsprechen, das kann zu bösen Überraschungen führen wenn man die Wohnung oder das Haus dann das erste Mal besichtigt. Ein voriger Besuch bei dem man einige Wohnungen besichtigt kann dem vorbeugen, verursach aber zusätzliche Kosten. Unsere Wohnung war in einem großen Appartement-Block am Rande des Stadtzentrums angesiedelt. Die Wohnkosten beliefen sich auf etwa £350 pro Monat (Nebenkosten eingeschlossen). 4. Leben an der Universität Das Leben an der Universität steht im starken Gegensatz zu dem der Dualen Hochschule. Der Frenchay Campus ist sehr weitläufig mit vielen Grünflächen und vielen einzelnen Gebäuden, die die verschiedenen Fachbereiche beherbergen. Außerdem sind auf dem Campus noch Studentenwohnungen, das ECC (Exhibition and Conference Centrum, wo die Exams geschrieben werden) sowie ein Sport Center mit Kletterwand, Squash-Plätzen, Fitness-Studio und Turnhallen angesiedelt. 2 An der UWE wird versucht über den Slogan „U+WE“ ein starkes Gruppen- und Zugehörigkeitsgefühl zu erzeugen. Zu Beginn des Terms werden Neulinge von speziellen Freiwilligen (gut zu erkennen am roten U+WE Pullover) unterstützt, über den Campus geführt und sind gerne für Auskünfte aller Art bereit. Die UWE bietet ein sehr ausgedehntes Sport und Aktivitäten Programm. Neben den „normalen“ Sportarten wie z.B. Rugby, Hockey, Badminton stehen auch noch außergewöhnliche Aktivitäten wie z.B. Segelfliegen, Segeln, Rudern und Fallschirmspringen auf dem Programm. Jedoch kosten all diese Aktivitäten noch ein mal eine extra Gebühr; auch für das Fitness-Studio und die Squash-Plätze muss extra gezahlt werden. 5. Kurse und Bewertungssysteme Die Vorlesungen waren meistens gut verständlich und nachvollziehbar. Die Module setzen sich entweder aus einem Exam oder einem Assignment oder beidem zusammen. Assignments können sowohl nur für einzelne Personen oder aber als Gruppen-Arbeit vorkommen. Alle Assignments sollten schon frühzeitig bearbeitet und abgeschlossen werden, damit gegen Ende des Projekts kein Zeitmangel und übermäßiger Stress entsteht. Die belegten Kurse waren: • • • • • • • Alternative Energy: wie der Name schon sagt beschäftigt sich dieser Kurs mit alternativen Energien und vermittelt ein grundlegendes Verständnis zu den Alternativen zu Kohle, Öl, Gas und Atomkraft. (20 Credits, Exam 100%) Automated Manufacture: Prozessautomatisierung, was es für Technologien gibt es und was zu beachten ist. (15 Credits, Assignment 35%, Exam 65%) Mechanical Design Simulation: CAD-Modelling und FEA-Analysen anhand von konkretem Beispiel, wie z.B. einen Kick-Roller im Vespa-Design Modellieren (CAD) und Testen (FEA). (20 Credits, Assignment 100%,teilweise in Gruppenarbeit) Integrated Manufacturing Systems: Optimierung von Produktionsprozessen mit Hilfe von stochastischen Simulationsprogrammen (Simul8). Anhand von konkreter Fallstudie. (20 Credits, Simulationsübungen 10%, Assignment 90%, Gruppenarbeit) Operations & Quality Management: Planung, Management und Qualitätsmanagement eines eigenen Unternehmens, z.B. einer Fahrradfabrik. (20 Credits, Assignment I 30%, Assignment II 70%,beide in Gruppenarbeit) Individual Project: individuell ausgewähltes Projekt. Vergleichbar mit einer Bachelorarbeit. (30 Credits, Thesis 100%) zusätzlich noch Concurrent Engineering als Master-Kurs: Vorlesung über Concurrent Engineering Philosophie und Werkzeuge. (15 Credits, Assignment 50%, Exam 50%) Die Studenten in den Kursen setzten sich im Gegensatz zur DHBW aus vielen unterschiedlichen Studiengängen zusammen. Die Bewertung von Arbeiten erfolgt nicht wie hier in Deutschland in Noten sondern in Prozent. 3 6. Internationale Studenten Sowohl an der UWE als auch der Uni Bristol gibt es viele internationale Studenten in allen Fachrichtungen in allen Stadien des Studiums (unter-graduate und post-graduate). Zu Beginn des Terms gab es eine international Student Introduction Week, die aber leider wegen Verpflichtungen in Mannheim nicht wahrgenommen werden konnte. Es ist aber trotzdem zu empfehlen, wenn möglich, die Zwischenprüfung so zu legen, dass es dem Studenten möglich ist an dieser International Introduction Week teilzunehmen. Dies würde die erste Orientierung sicher vereinfachen. Die internationalen Studenten kommen aus allen Teilen der Erde. 7. Englische Mentalität Generell kann man sagen, dass Engländer sehr zuvorkommend und höflich sind. Ferner sind sie sehr hilfsbereit. Vor allem bei Gruppenprojekten war jedoch zu beobachten, dass einige englische Studenten dazu neigen ihren Anteil der Gruppenarbeit oft erst so spät wie möglich einreichen, möglicherweise auch noch mit minderer Qualität. Deshalb sollte bei Gruppenprojekten von Anfang an klar definiert werden wann was einzureichen ist und was die Konsequenzen sind, wenn es nicht ordnungsgemäß eingereicht wird. 8. Essen Trotz des schlechten Rufs des britischen Essens hatte ich keine negativen Erfahrungen gemacht. Bei Bedarf stehen alle großen Fast Food Franciser, wie z.B. Mc Donalds oder Subway zur Verfügung. In der Regel wurde aber in der wohnungseigenen Küche gekocht. Große Supermärkte wie z.B. ASDA, Tesco oder Sainsbury haben eine große Auswahl und wenn man nicht grade lokale deutsche Spezialitäten sucht, findet man auch alles was man in Deutschland findet. 9. Freizeit und Alltag in der City Grundsätzlich ist das Leben in England nicht sehr verschieden vom Deutschen. Es gibt aber doch einige Kleinigkeiten die anders sind, z.B. das der Bus nur hält wenn man ihn per Handzeichen anhält. Tickets werden direkt beim Fahrer gekauft (wenn man keine Dauer/Semesterkarte hat), das kann zu längeren Halten und zu etlichen Verspätungen im Busverkehr führen. Beim Verlassen des Busses bedankt man sich üblicherweise beim Fahrer. In Bars und Kneipen wird man in der Regel nicht am Tisch bedient, sondern muss seine Getränke (manchmal auch die Speisen) direkt an der Theke bestellen und gleich bezahlen. Das Personal und die Angestellte in den Geschäften und Bars sind durchweg freundlich und hilfsbereit. Auf Grund des Linksverkehrs ist in den ersten Wochen im Straßenverkehr, v.a. beim Überqueren der Straße, Vorsicht geboten. Auch wenn man das erste Mal in ein Taxi einsteigt sollte man beachten, dass man nicht versucht auf der Fahrerseite einzusteigen. 4 Das Freizeitangebot in Bristol ist vielfältig. Wie schon oben beschrieben besteht seitens der UWE ein großes Angebot an Sport und sonstigen Aktivitäten. Darüber hinaus gibt es viele Rad-Routen (z.B. nach Bath) innerhalb und außerhalb Bristol. Auch schöne Jogging strecken gibt es reichlich. Wer einfach nur entspannen möchte kann sich dann einfach in einen der vielen Parks gesellen. 10. Ärztliche Versorgung Generell können alle ärztlichen Leistungen vom NHS (National Health Service) übernommen werden. Dieser ist umsonst, ist aber meistens mit längeren Wartezeiten. Dennoch sind die Krankenschwestern freundlich und tun ihr bestes, können aber keine verschreibungspflichtigen Medikamente ausgeben oder Abstriche etc. machen. Wer einen richtigen Arzt braucht muss sich entweder bei einem Doktor registrieren oder ins Krankenhaus. Hier können dann weitergehende Untersuchungen gemacht werden, wie Blutabnahmen oder Abstriche. Auch verschreibungspflichtige Medikamente können hier ausgestellt werden. 11. Abreise Die Abreise erfolgte wie die Anreise per Flugzeug, über Amsterdam nach Frankfurt. Je nach Flugdatum können die Preise jedoch erheblich variieren. 12. Fazit Das Auslandsstudium in Bristol kann ich nur weiterempfehlen. Es ist eine gute Erfahrung auch einmal Universitäten anderer Länder kennen zu lernen, bei denen auf andere Schwerpunkte und Vorgehensweisen gesetzt wird, als an der Duale Hochschule. Auch die Kenntnisse über andere Kulturen deren Mentalität kann z.B. im späteren Berufsleben hilfreich sein. 5