- Haus kirchlicher Dienste
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Nur der Vater kennt sie. Seht zu, dass ihr wach bleibt! Denn ihr wisst nicht, wann der Zeitpunkt da ist.“ (so beim Evangelisten Markus 13) Einführung „Alles hat ein Ende!“ Einer der drei Maya-Kalender, mit denen das mittelamerikanische Volk die Zeit maß, endet zur Wintersonnenwende und beschließt damit auch das „vierte Zeitalter“. Angeregt durch diese Information wird wieder mal über das Ende der Menschheit diskutiert – laut „wunderwelt wissen“ wurde das schon 183 mal in den letzten 2000 Jahren vorhergesagt. Apokalyptische Schriften, zu denen man ja auch die Offenbarung des Johannes, das letzte Buch der Bibel, zählt, haben solche Diskussionen immer wieder angeheizt. Heutzutage lässt die gefühlte Häufung von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Tsunamis und Tornados die angenommene Wahrscheinlichkeit einer Vernichtung der Erde durchaus steigen. Auch astronomische Ereignisse wie Sonnenstürme oder Meteoriteneinschläge können immer besser beobachtet werden und erhöhen die Spekulationen über eine Endzeitkatastrophe. Und natürlich führt die aktuelle Lage der Welt mit Finanzkrisen und Unfällen in Atomkraftwerken wie in Fukushima dazu, dass sich viele Menschen zunehmend unsicher fühlen. Auch technische Fortschritte hinterlassen bei einigen Menschen eher Endzeitstimmung, darunter z.B. die Nachstellung des Urknalls im europäischen Kernforschungszentrum in Genf oder das Entweichen eines nicht beherrschbaren Krankheitserregers aus irgendeinem Labor. Fast logisch, dass man dann in Internetforen unter der Angabe „2012“ eine Uhr findet, die bis zum 21. Dezember rückwärts zählt. In aktuellen Filmen - wie 2012 von Lothar Emmerich oder schon etwas älteren wie „Armageddon – Das jüngste Gericht“ mit Bruce Willis wird ein möglicher Untergang in gewaltigen Bildern in Szene gesetzt. Na, „das will ich sehen!“ Ein ganz anderes, ein friedlicheres Ende der Welt, wie der Seher Johannes es in der Offenbarung (Kapital 21) erzählt, besingt die Rapperin Sabrina Setlur in ihrem Lied „Das will ich sehen!“: “Ich will sehen, wie sein Zelt bei den Menschen ist und er bei ihnen weilt: Das will ich sehen! Ich will sehen, wie seine Völker sind und er selbst bei ihnen ist. Ich will sehen, wie Wolf und Lamm einträchtig weiden und der Löwe Stroh frisst wie der Stier. Ich will sehen, wie kein Schaden gestiftet wird, noch irgendwie Verderben auf seinem ganzen heiligen Berg. Ich will sehen, wie er Kriege aufhören lässt bis an das äußerste Ende der Erde, - wie sie ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden, - wie er jede Träne von ihren Augen abwischt und der Tod nicht mehr ist, - wie die Augen der Blinden geöffnet werden und die Ohren der Tauben aufgetan werden, - wie der Lahme klettert wie ein Hirsch und der Stumme jubelt - das will ich sehen.” Glücklicherweise kann man ja schon jetzt manches sehen, dass nämlich Menschen getröstet und Kriege verhindert werden, dass Blinde sehen lernen und Taube hören. Viele empfinden das schon als Himmel auf Erden. Trotzdem bleiben einige Fragen offen und die Welt und ihre Zukunft unsicher. Schon Jesus Christus redet doch davon, dass der Kosmos keinen Bestand hat. „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht; sie bleiben gültig für immer und ewig. Doch den Tag oder die Stunde, wann das Ende da ist, kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel – nicht einmal der Sohn. 2 „Gibt es eine Chance für alle Menschen, in den Himmel zu kommen?“ „Und was ist denn mit den Menschen, die vor uns gestorben sind, und Gott nicht glauben konnten?“ „Kommen wir oder Jesus irgendwie wieder?“ (Reinkarnation / Parusie Christi) „Und was denken die anderen Religionen zu diesen Themen?“ Welche WEGE kann man jetzt noch gehen? „Ginge morgen die Welt unter, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen!“ Diese optimistische Sichtweise, die man Martin Luther zuschreibt, ist eine Form mit unserer Zukunft umzugehen. Einige andere möchten wir in diesem Heft aufzeigen. Pastor Martin Römer, HkD, Archivstr. 3, 30169 Hannover Lebensgefühl entspricht, so spiegelt es doch eine gesamtgesellschaftliche Grundstimmung wider. Bibelarbeit Der Anfang vom Ende? Bibelarbeit zu Markus 13,1 -27 Überlegungen zum Text Für ein angemessenes Verständnis von apokalyptischen Texten in der Bibel und damit auch für den Abschnitt aus Markus 13 ist es unerlässlich, sich über die ursprüngliche Absicht des Verfassers Gedanken zu machen. Wenn wir solche Texte lesen, dann lesen wir sie auf unserem zeitgeschichtlichen Hintergrund mit der Frage etwa: Wann passiert das? Was wird passieren? Wird das alles genau so eintreffen? Und im Hinterkopf haben wir Weltuntergangsszenarien, sowohl inszenierte Bilder aus Hollywood, als auch authentische Aufnahmen von Katastrophen des wirklichen Lebens. Aber welche Bilder, Fragen und Vorstellungen hatten die Menschen in der Mitte des ersten Jahrhunderts im Kopf? Auf welche Fragen und Nöte antwortet der Text wirklich? Zu den großen Herausforderungen, vor die sich die Christen zur Abfassungszeit der apokalyptischen Texte des NT gestellt sahen, gehört die Situation der Verfolgung wegen ihres Glaubens. Genau in die Zeit, in der das Markusevangelium entstand, fällt aber auch die Katastrophe der Zerstörung des Tempels in Jerusalem und des furchtbar grausamen Jüdischen Krieges (66-70 n Chr.), der zur Einnahme Jerusalems durch die Römer führte, und der brutale Exzesse gegenüber der Zivilbevölkerung mit sich brachte. Wenn man auf diesem Hintergrund den Text liest, fällt zum einen auf, dass die im Text angekündigten Ereignisse bereits stattgefunden haben und zum anderen, dass der Text feststellt, dass diese Ereignisse nicht das Ende aller Dinge sind (Vers 7), aber auch nicht außerhalb von Gottes Machtbereich geschehen. (Vers 20: „Wenn der Herr diese Tage nicht verkürzt hätte…“). Damit lässt der Text aber die drängenden Fragen offen, warum Gott nicht eingreift und die schlimmen Ereignisse verhindert oder ob es vielleicht sogar Gott selbst ist, der als Strafe für den Unglauben diese Verwüstung anrichtet. Wenn also von Dingen berichtet wird, die bereits geschehen sind, dann kann man daraus zwei Erkenntnisse ableiten: Zum einen: Was geschehen ist, ist mit Gottes Wissen geschehen – Jesus wusste es ja vorher! Und zum anderen: Uns wird hier kein zeitlicher Ablauf der zukünftigen Ereignisse geschildert. Aber das noch ausstehende heilvolle Geschehen, nämlich das Kommen des Menschensohnes und damit das Ende aller weltlichen Schreckensherrschaften, ist damit umso gewisser zu erwarten: Wenn das Eine, was vorhergesagt worden ist, doch schon eingetroffen ist, dann wird das Andere umso gewisser auch geschehen. Der Schwerpunkt bei der Bibelarbeit im Hauskreis liegt auf den heutigen Fragen: Welche Hoffnung und welchen Trost können wir heute angesichts der Herausforderungen unseres Lebens aus diesem Text gewinnen. Entsprechend setzt auch der gedankliche Weg der Bibelarbeit bei den eigenen Ängsten und Fragen an und bringt diese mit dem Text ins Gespräch. Bibelarbeit im Hauskreis: Einleitung: Im Dezember soll angeblich die Welt untergehen. Und wenn nicht, man hat auch ohne Maja-Kalender das deutliche Gefühl, dass wir schwer daran arbeiten, die Welt kaputt zu bekommen. Unser Planet ist bedroht, unsere alltägliche Welt auch. Gestern standen wir mit einem Fuß am Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter! Selbst wenn das nicht Ihrem 3 Einstieg: Am Anfang des SciencefictionRomans „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams überlebt der Hauptcharakter die Zerstörung der Erde in einem Raumschiff. Er versucht, die Katastrophe zu begreifen, aber das Ausmaß seines persönlichen Verlustes wird ihm erst deutlich, als ihm aufgeht, dass er nie wieder einen Hamburger bei Mac Donalds essen wird und niemals mehr einen Film mit Humphrey Bogart wird anschauen können. Versuchen Sie sich in seine Lage zu versetzen. Welcher Verlust würde Sie am meisten schmerzen? Welches ultimative „nie wieder“ ist für Sie das tragischste? Überleitung zum Bibeltext: Wir alle erleben endgültige Verluste schon mitten im Leben und auch das Zerbrechen von Lebenswelten. Auch in unserem Bibeltext geht es um dramatische Verluste. Aber der Text weist noch darüber hinaus. Er stellt die erlebten Verluste in einen kosmischen Zusammenhang. Heute geht es um den Anfang vom Ende, um das Zerbrechen von allem Vertrauten und Bekannten und um das Ende der Zeiten. Der Text: Bitte lesen Sie Markus 13, 1-27 Erste Reaktionen: º Was löst der Text bei Ihnen aus? º Welche Gedanken? Welche Gefühle? º Welche Verluste werden hier beschrieben? Kennen Sie ähnliche Verluste von sich selbst? Es gibt Menschen, die solche Verluste und Katastrophen jetzt und hier schon erleben. Es werden ja zum Teil ganz irdische Ereignisse beschrieben. Inhaltliche Schwerpunkte: Evtl. notwendige Klärungen: Vers 14: das „Gräuelbild der Verwüstung im Tempel“ ist wahrscheinlich ein Götterstandbild oder ein Altar eines fremden Gottes (vgl. Dan. 9, 27; 11,31; 12,11), der den jüdischen Tempel vor seiner Zerstörung entweiht. Vers 26: der Menschensohn – ist ebenfalls ein Zitat aus dem DanielBuch (Dan. 7,13f), wo der Menschensohn der Repräsentant von Gottes Gerechtigkeit auf Erden ist. In diesem Sinne gebraucht Markus den Titel Menschensohn für Jesus in Mk. 2,10.28. Neu ist allerdings bei Markus, dass er den Titel Menschensohn mit Jesu Leiden und Sterben verknüpft (Mk. 8,31; 10,33). Beides gehört bei Jesus untrennbar zusammen: das Kreuz und der Thron, Leiden und Herrlichkeit. Auch für die Gemeinde gibt es keinen anderen Weg, als den, den Jesus selbst gegangen ist. Die schrecklichen Kriegserlebnisse, die Zerstörung des Tempels und die Verfolgung wegen ihres Glaubens stehen nicht etwa im Widerspruch dazu, dass Jesus der Herr über Leben und Tod ist und der Herr dieser und der zukünftigen Welt, sondern sie sind eine Folge daraus, dass Jesus als der Gekreuzigte Herr dieser Welt ist! Seine Herrschaft, die jetzt schon Tatsache ist, wird sich erst bei seinem endzeitlichen Kommen für alle sichtbar erweisen und offenbar werden (so auch in Mk. 9,9; 14,62). Wahrscheinlich spiegelt der Text die furchtbare Erfahrung der Eroberung Jerusalems und der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n. Chr. wider. Das Markusevangelium ist etwa zur gleichen Zeit entstanden und schreibt an Menschen, die diesen Erfahrungshintergrund hatten und die nun versuchen, ihr Erleben und ihren Glauben in Einklang zu bringen. Der Text versucht den Menschen dabei zu helfen. Dazu folgende Textbeobachtungen: º Welche Anweisungen enthält der Text für die Leser und Leserinnen? º Welche Absicht scheint daher hinter dem Text zu stehen? º Was will er bei seinen Lesern/bei uns erreichen? º Welche Zeitworte finden Sie? Was sagen die Zeitworte über die Absicht des Textes aus? º Wer handelt hier? Was tut Gott? Weitergehender Impuls: Vor allem die Verse 14-18 schildern etwas, was für die ersten Leser bereits geschehen ist. º Wie kann man die Zeitaussagen des Textes dann heute interpretieren? Immerhin ist die Zerstörung des Tempels in Jerusalem ja schon vor fast zwei Jahrtausenden passiert!? º Handelt es sich um ein reales Zukunftsszenario? Was denken Sie? Die Warnung vor denen, die fälschlicher Weise behaupten werden: „Hier ist der Messias!“ scheint wichtig zu sein, da sie zweimal auftaucht. In ihr scheint sich die Unsicherheit zu spiegeln: „Ist Jesus wirklich der Messias? Kann es sein, dass die Botschaft von seiner Auferstehung und seiner Königsherrschaft stimmt, wenn wir solche Dinge erleben? Wo ist er denn jetzt?“ Mit ähnlichen Fragen und Zweifeln schlagen wir uns auch immer wieder herum. º Worin besteht heute die Versuchung? º Was hilft Ihnen persönlich, wenn Sie solche Fragen haben oder zu beantworten versuchen? Fazit: So sehr es in dem Text um das Ende der Zeit und Welt geht, so sehr geht es aber auch um die Frage, wie wir angesichts von Unrecht und Gewalt in dieser Welt am Glauben an Jesus festhalten können. Darauf bietet der Text drei Perspektiven als Antwort an: 1. Das Leiden verbindet uns mit Jesus, der auch gelitten hat. Es kann uns nicht von Jesus trennen, denn in 4 allem Leiden ist er da und hinter allen Geschehnissen baut er an seinem Reich. 2. Leiden und Elend werden nicht das letzte Wort haben. Die Macht des Stärkeren wird nicht auf ewig das unwidersprochene Prinzip der Herrschaft bleiben. Es ist nicht egal, wenn Menschen einander jetzt Unrecht antun. Wie wir uns jetzt verhalten hat Folgen, die über diese Welt hinausreichen. Die Zukunft gehört Jesus und mit ihm auch uns. 3. Unsere Zukunft heißt nicht: Chaos, Zerstörung, Niedergang, Desaster – die Zukunft dieser Welt auch nicht! Die Zukunft heißt Leben, Sammlung, erkannt und gekannt werden (Vers 27). Es gibt offensichtlich eine Kontinuität zwischen der Welt hier und dem, was kommt, weil es derselbe ist, der jetzt schon hier ist und der dann kommt. Um dieser Kontinuität willen, lohnt es sich auch, sich hier für diese vergängliche Welt und für die Menschen um uns einzusetzen. Diese andere Perspektiven auf das Leben sollen den Glauben stärken, Mut machen und die Hoffnung wach halten. Denn in Wahrheit ist das Ende aller Dinge gar nicht das Ende aller Dinge, sondern die Tür zu etwas Neuem. Und vor allem: die Tür zu Jesus. Wir erwarten nicht das Ende aller Dinge, sondern wir erwarten Jesus. Mag das, was kommt, erschreckend sein – wir kennen den, der kommt. Und ihm zu begegnen und in seiner Gegenwart zu sein, bedeutet jetzt wie dann wirklich zu leben. Pfarrerin Kerstin Ofermann, Missionsstr. 9a, 42285 Wuppertal Thema 2012 (K)ein Ende der Zeit – Gottes neue Zeit „Kein Ende der Zeit“, heißt ein groß aufgemachter, gut recherchierter Artikel in der Berliner Tageszeitung „Tagesspiegel“ (9.9.2012). Darin werden alle düsteren Prognosen, die besagen, dass nach dem Maya-Kalender am 21. Dezember 2012 der Weltuntergang bevorsteht, entkräftet. Nicht um das Ende der Zeit ging es den Maya damals, sondern um das Anzeigen des Endes einer Dynastie, nämlich der 13. und das am 21.12.2012. Nichts deutet, so der Autor des Artikels, darauf hin, dass die Maya damals das Weltende ankündigen wollten; alles spricht dafür, dass der Fernblick auf den 12. Dezember 2012 nur einen neuen 400-Jahrezyklus, nämlich die 14. Dynastie, ankündigen sollte. Also ist es nichts mit dem Weltuntergang am 21. Dezember. Trotzdem ist es gut und heilsam, sich klar zu machen, dass unser eigenes Leben einmal aufhört und dass auch diese Welt einmal zu ihrem Ende kommt. Was dann? Was bleibt dann? Was bleibt von uns, wenn wir gestorben sind? Was wird aus der Welt, in der wir heute leben? Viele von uns glauben gar nichts und erwarten nichts mehr, weder für sich noch für die Welt. Das alte römische Motto „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot“, ist ihre Losung. Andere meinen, dass die sog. Seelenwanderung ihr Schicksal ist. Wieder andere sehen für sich nach dem Tode ein Paradies vor Augen, das eine glanzvolle Verlängerung des eigenen Lebens hier bedeutet. Wieder andere sehen sich als Teil der kosmischen Energie und meinen, dass sie dann wieder darin aufgehen. Wieder andere möchten sich in ihren Kindern verewigen. Andere suchen die Verewigung in den Leistungen des eigenen Lebens. Welche biblischen Bilder und Texte sind uns schon begegnet, die etwas von der christlichen Hoffnung erkennen lassen? Wie haben sie unser Leben geprägt? Aus all dem sehen wir, dass der Mensch nur begrenzt ohne Religion sein kann. Er sehnt sich nach Ewigkeit und kann sich nicht recht vorstellen, auf dem Abfallhaufen der Geschichte zu landen. Die, denen das egal ist, sind deutlich in der Minderheit. Stattdessen gibt es einen Kult der Verewigungssehnsucht im Diesseits („Hauptsache gesund!“) und ein banges oder leidenschaftliches Fragen nach dem Jenseits. Wie sieht es mit unserer eigenen Hoffnung aus? Welche Zuversicht haben wir für unser persönliches Leben nach dem Tode – und für die Welt, in der wir leben? Was hat der christliche Glaube hier anzubieten? „Warum in die Ferne schweifen, liegt das Gute doch so nah!“, - möchte ich manchmal formulieren, wenn ich den Reichtum der Bibel betrachte, der sich als Antwort auf unsere Frage auftut. Es ist zum Schaden der Kirche, dass sie so selten und so wenig fröhlich über das Geschehen spricht, das Luther nicht nur einmal als „den lieben jüngsten Tag“ bezeichnet hat, über die Zukunft des Glaubens, über das kommende Reich Gottes, über Gottes Herrlichkeit und seine Ewigkeit. Was also haben wir zu hoffen? Deutlich ist: Ja, es wird einmal alles aufhören, nur Gottes Wort bleibt in Ewigkeit. Aber das Aufhören ist nicht alles, sondern ein Neues wird sich auftun. Es wird einen neuen Anfang geben, und der hat eigentlich schon heute begonnen. Drei biblische Textzusammenhänge möchte ich heranziehen, um zu erklären, was die Bibel ankündigt und verheißt. 5 1. Die Ankündigung des Neuen (Jes. 60-66 u.a.) Als die Kapitel 60-66 im Buch Jesaja geschrieben wurden, war die Stimmung in Israel mehr als mies, ganz anders als vorher. Vorher nämlich, da war Freude, Aufbruchstimmung, Staunen, Hoffnung: Die Leute, die im Jahr 587 v. Chr. nach Babylon hatten ziehen müssen und die dort 40 Jahre aushalten mussten, durften endlich nach Hause (vgl. Jes. 40-55). Jedenfalls konnten die nach Hause, die noch übrig waren, zusammen mit denen, die in Babylon geboren worden waren. War das damals eine Aufbruchstimmung! Endlich nach Hause. Aber dann, wie war es zuhause? Der Tempel war zerbrochen, Freunde und Verwandte, die damals zurückgeblieben waren, lebten nicht mehr. Die Landschaft war unwirtlich geworden, die Häuser in desolatem Zustand. Resignation machte sich breit. Wie sollte das alles weitergehen? Die Kraft war doch gar nicht mehr da. Wie lässt sich die Stimmung in unserem Land, in unserer Gesellschaft, in unserer Kirche zeichnen? Ist sie von Hoffnung, oder auch von Resignation geprägt? Da hinein kommt ein neuer Klang, eine neue Botschaft. Ein unbekannter Prophet in der Autorität des Jesaja meldet sich zu Wort und kündigt Neues an: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir“ (Jes. 60,1), ruft er dem verstörten Volk Gottes zu. Und nicht nur das, er wird immer konkreter und spricht: „Er, Gott, hat mich gesandt, den elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkünden den Gefangenen die Freiheit… Sie werden die alten Trümmer wieder aufbauen, … sie werden die verwüsteten Städte erneuern.“ (Jes. 61,1.4) Und dann wird es noch gewaltiger, was der Prophet als Gottes Wort ankündigt: „Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird… Ich will Jerusalem zur Wonne machen und sein Volk zur Freude.“ (65,17f) Mit all dem ist ein Doppeltes gesagt: % Zum einen spricht Jesaja die direkte Zukunft an und will dem so niedergedrückten Volk Gottes Trost bringen und Hoffnung vermitteln. Es wird nicht so bleiben, wie es jetzt ist. Habt Mut und erwartet viel von eurem Gott! % Zum anderen aber weist er weit über diese Zeit hinaus und spricht vom Ende der Zeit: Gott wird diese Welt nicht verkommen lassen. Es wird einen neuen Anfang geben, ja, etwas ganz Neues wird entstehen, Gottes neue Welt, in der seine Herrlichkeit überall sichtbar wird. Es ist nichts mit dem Ende der Zeit und Ende allen Lebens. Am Ende steht Gott und schenkt einen neuen Anfang. Diese gute Nachricht findet sich an verschiedenen Stellen in der prophetischen Botschaft des Alten Testaments (vgl. Jes. 2,2-5; Mi. 4,13; Jer. 31,31ff; Hes. 36,26ff; Dan. 12,1-3 u. ö.). Immer wieder wird deutlich: Gott schenkt einen neuen Anfang! Und es klingt auch schon an, dass dieser Anfang mit dem kommenden Messias verbunden sein wird, vgl. Jes. 9,1-6! Bitte lesen Sie die verschiedenen Aussagen über Gottes Zukunft im Alten Testament: Welche der Aussagen bewegen Sie am meisten, mit welchen können Sie weniger anfangen? 2. Das Neue hat schon begonnen (2. Kor. 5,17) In eine viel spätere Zeit gehört das Wort aus dem zweiten Korintherbrief, das da lautet: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ Der Apostel Paulus befindet sich in einer scharfen Auseinandersetzung mit seiner Gemeinde in Korinth. In der griechischen Hafenstadt wollten die Leute immerzu mit Neuem zu tun haben. Danach würde zwar nichts mehr kommen, aber in diesem Leben könnte man gewissermaßen wie ein Schmetterling von Blüte zu Blüte fliegen. Da gab es ja auch Einflüsse genug, Korinth war Handelsstadt, und da wurden immer neue Kulte und religiöse Praktiken bekannt, mal aus dem Westen, mal aus dem Osten. In der Stadt hieß es: „Alles ist erlaubt“; und danach wollte man leben. Wie sehen Sie heute unsere Gesellschaft: Lassen sich Verbindungen ziehen? Welche Kulte und religiösen Praktiken bestimmen unser Leben? Mitten hinein in diese aufgeregte und oberflächliche Lebenshaltung, die leider auch in der christlichen Gemeinde ihren Niederschlag fand, kommt Paulus mit seinem provozierenden Wort von dem, was wirklich neu ist. Neu und wirklich umwerfend ist es, so Paulus, dass Christus gekommen ist, um Menschen aus ihrer Verlorenheit und Sinnlosigkeit zu befreien. Wirklich neu werden Menschen, die sich diesem Christus anvertrauen, ja, noch mehr: Wer Christus gehört, der gehört schon heute zur neuen Welt Gottes. Mag vieles an ihm alt sein 6 und werden, so ist er doch auch im hohen Alter Teilhaber der neuen Schöpfung Gottes. „Wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert“ (2. Kor. 4,16), sagt Paulus an anderer Stelle. Diese Botschaft ist so ganz anders als die, die uns täglich eingetrichtert wird – und die auch in Korinth bekannt war. Wer sich Christus anvertraut, der kann sich schon heute vorfreuen auf den Tag, an dem Christus ihn in seine Herrlichkeit aufnehmen wird. Er kann in diesem Leben gelassener werden, er muss nicht mit allem fertig werden und vor allem: Er muss nicht jeder Modeströmung nachrennen und sich nicht krampfhaft zu verewigen suchen. 3. Was wirklich neu wird (Offb. 21) Und wieder später, irgendwann gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. tritt der Seher Johannes auf, dieser alte weise Mann, der Jünger, der, den Jesus besonders lieb hatte und der an seiner Brust lag, wie es im Johannesevangelium mehrfach heißt. Dieser Mann sieht die Gegenwart im Licht der Zukunft. Auf der so schönen und stillen Insel Patmos in der griechischen Ägäis empfängt er Gottes Worte und Bilder im Blick auf die kommende Welt Gottes. Was wünschen wir uns eigentlich persönlich, wenn wir an ein Leben nach dem Tode denken? Was sollte sein und was sollte nicht mehr sein? Und was hört er? Vertrautes für den, der das Alte Testament kennt. Begeisterndes und Aufregendes für jeden, der das liest und hört. Wenn alles, auch das Weltgericht vorbei ist (vgl. Offb. 20,11ff), dann wird, so Johannes, Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen (Offb. 21,1). Und weiter heißt es: „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. …Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu … Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein.“ (Offb. 21,2-7). So steht vieles in der Bibel, was uns das Herz weiten kann. Gott wird einmal alles neu machen, und wir, die wir an Jesus Christus glauben, sollen an seiner neuen Schöpfung teilhaben. Was für eine Botschaft in einer immer stärker säkularisierten Welt. Die gehört unter die Leute, auch unter die Christenleute! Das für mich vielleicht tröstlichste Wort steht in Joh. 14,1-2. Da sagt Jesus: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn´s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?“. Pfarrer i.R. Hartmut Bärend, Berlin Literatur Hauskreismagazin (HKM) 16 (Oktober-Dezember 2010) Das Beste kommt zum Schluss! Eschatologie - was kommt da auf uns zu? Jesus blickt in die Zukunft (Mk. 13,1-36) Bereithalten - Paulus und das Ende (1.Thess. 5,1-8 und 2.Thess. 2,1-12) Der Himmel auf Erden (Offb. 21,1-22,5) Worauf lohnt es sich zu warten? (Lukas 2,25-33) Hauskreismagazin (HKM) 12 (Oktober-Dezember 2009) Post von Jesus: Die sieben Sendschreiben Zurück zur ersten Liebe! - Ephesus (Offb. 2,1-7) Treu bis in den Tod - Smyrna (Offb. 2,8-11) Keine faulen Kompromisse Pergamon (Offb. 2,12-17) Kein Platz für falsche Lehren Thyatira (Offb. 3,7-13) Wachwerden, bevor es zu spät ist Sardes (Offb. 3,1-6) Gottes Möglichkeiten nutzen Philadelphia (Offb. 3,7-13) Ganz für Jesus brennen - Laodizea (Offb. 3,14-22) Zeitschriften: Apokalypse - Die Offenbarung an Johannes Welt und Umwelt der Bibel 2/09 (katholisches Bibelwerk; www. Bibelwerk.de) Das Wort „Apokalypse“ beschwört Bilder von Gewalt, kosmischen Katastrophen und Weltuntergangsszenarien. Dabei ist in den Hintergrund getreten, dass das letzte Buch des Neuen Testaments, die Offenbarung an Johannes, geschrieben wurde, um Hoffnung zu wecken. Es setzt sich mit den konkreten politischen Gegebenheiten seiner Zeit auseinander und fragt: 7 Wem gehört die Erde? Wer regiert diese Welt? Bilder-Macht. Die Johannesapokalypse Bibel und Kirche 2/12 (katholisches Bibelwerk; www.bibelwerk.de) Das Heft gibt einen Einblick in neue Forschungen zur Johannesoffenbarung und ihrer wortgewaltigen Bildsprache. Diese wird inzwischen nicht mehr so stark in Zusammenhang mit frühchristlichen Verfolgungssituationen gebracht, sondern als Auseinandersetzung mit dem römischen Kaiserkult verstanden. Auch Verbindungen zur alttestamentlichen Prophetie werden herausgearbeitet, deren Bilder der Verfasser dieser besonderen Schrift verarbeitet. Hermann Lichtenberger: Die Apokalypse Kohlhammer Verlag, 2012, 400 Seiten, 978-3-17-016828-2 Die Herrschaft Gottes und Christi kommt entgegen allem Augenschein und geschichtlicher Erfahrbarkeit; Text und Bilder halten eine Zukunft offen, die nicht von der Herrschaft durch Menschen bestimmt ist; sie werfen Licht aus einer Welt, in der Gottes Wille geschieht, auf diese Welt, in der der Wille Gottes geschehen wird. Theologischer Kommentar zum Neuen Testament (ThKNT) Band 23 Thema Allversöhnung – Die Wiederbringung aller Dinge Gibt es am Ende ein Gericht, das mit einem doppelten Ausgang endet, d.h. ewige Erlösung für die einen und ewige Verdammnis für die anderen oder folgt die Versöhnung aller Menschen? Eine Frage, die seit Beginn des Christentum die Gemüter beschäftigt. Um die Frage schon hier vorweg zu nehmen: Wir wissen es nicht. Aber spannend ist es allemal, sich mit den so genannten letzten Dingen zu beschäftigen, weil sie auch etwas für das Leben im Vorletzten, also hier und jetzt, austragen. Versuchen Sie doch einmal im Hauskreis ein „Streitgespräch“, in dem sie versuchen, Argumente sowohl für die eine, wie die andere Alternative zu suchen. Eine kleine Hilfe: Gründe für den doppelten Gerichtsausgang Gründe für die Allversöhnung U „Die christologisch zu behauptende Radikalität und Universalität der Gnade und Liebe Gottes“. ¸ Christologische Begründung mit biblischen Stellen, die für eine Allversöhnung angeführt werden können: Joh. 12,32; Röm. 5,18; 11,32; 1.Kor. 15,21f; 2.Kor. 5,14.18f; 1.Tim. 2,6; Eph. 2,16; Kol. 1,20.22; 1.Joh. 2,2. U „Die alle Unterschiede zwischen Menschen einebnende Radikalität und Universalität der menschlichen Sünde“. ¸ Begründung mit der grundlegenden Ernsthaftigkeit der Sünde. U „Die Belastung des Gottesbildes (Sadismus/Rachsucht) bei der Ablehnung“. ¸ Begründung aus der (eschatologischen) Theodizeefrage. U „Die Undenkbarkeit wirklicher Seligkeit der Geretteten im Wissen um die ewigen Qualen der Verdammten“. ¸ Anthropologische Begründung. O „Das Neue Testament spricht klar von einem Endgericht mit doppelten Ausgang.“ (z.B. Mk. 13, Röm. 3,33; 10,4) ¸ Biblische Begründung „Die wahre christliche Begründung der Hoffnung auf Allversöhnung ist die Kreuzestheologie, und die einzig realistische Konsequenz aus der Kreuzestheologie ist die Wiederbringung aller Dinge. Die allversöhnende Gnade Gottes ist für die Menschen keineswegs ‚billig‘, sondern, weil sie durch den Tod Jesu Christi geschenkt wird, ist sie „umsonst, gratis“ bzw. eben gerade deswegen „teuerste Gnade“. Das jüngste Gericht wird also nicht die Sünder, sondern allein die Sünden verdammen (Jürgen Moltmann). Ist somit also eine als häretisch eingestufte und bis heute fast vollständig verworfene Lehre zu vertreten? Eine explizite Behauptung der Allversöhnung lässt sich nicht durchführen. Damit kann sie als Lehre nicht verkündet werden. Aber ebenso steht es mit dem doppelten Gerichtsausgang. Auch dieser ist aufgrund der Schrift, wegen der zur Allversöhnung tendierenden Belege, nicht als einzig zu vertretende Möglichkeit des Jüngsten Gerichts und somit als Lehre, zu halten. Vielmehr ist der sogenannte dritte Weg wohl eher die zu vertretende und zu verkündende Lösungsmöglichkeit. Er lässt die Entscheidung des Menschen offen und überlässt sie Gott allein. Allerdings darf (und soll) der Mensch bzw. der Christ hoffen, dass Gott alle Menschen errettet. Diese Hoffnung ist mit dem Glauben verbunden. Was der Glaube in der Heilsgewissheit für sich selber erhofft, das darf er auch für alle seine Menschenbrüder erhoffen. O „Die Freiheit und Unverfügbarkeit der Gnade und Liebe Gottes.“ ¸ Systematisch-theologische Begründung Wie schon zu Anfang, kann gesagt werden, dass die Allversöhnung keine Lehraussage ist und werden kann – genauso wenig wie der doppelte Gerichtsausgang. Sie ist aber eine Hoffnung, die Christen haben dürfen. O „Die Relativierung der Verkündigungssituation durch die Allversöhnungslehre.“ ¸ Anthropologische (missionarische) Begründung O „Die Verleitung der Glaubenden zu Sicherheit und sich nicht in der Liebe betätigendem Glauben“. ¸ Ethisch-theologische Begründung Der sog. dritte Weg: „Lehre – nein, Hoffnung – ja“ ist der Weg, der auch in der Verkündigung begangen werden kann, ohne Menschen zu einer Sicherheit zu ver- 8 leiten, die jede ethische und moralische Handlung ersterben lässt. Auch die missionarische Relativierung der Verkündigungssituation wird dadurch nicht beeinträchtigt. Selbst das Zitat „Wer die Allversöhnung lehrt, ist ein Ochs, wer sie nicht glaubt, ist ein Esel.“ (C.G. Barth), kann so seine besondere Schärfe verlieren. Im Endeffekt bleibt die Entscheidung am Ende allein bei Gott – und das ist gut und richtig. Auch für einen selbst kann es aber die Angst vor dem Gericht nehmen, wenn wir es nicht im Sinne von „hinrichten“ verstehen, sondern als „aufrichten“ – also als Art „Richtfest“. Wenn wir im Vater Unser beten: „Dein Reich komme!“ und „Erlöse uns von dem Bösen“, dann ist damit auch die Bitte gemeint, dass Gott uns von der Möglichkeit des Bösen erlösen kann und soll. Nachdenkenswerte Zitate: CHRISTIAN GOTTLOB BARTH: „Wer an die Wiederbringung nicht glaubt, ist ein Ochs, wer sie aber lehrt, der ist ein Esel“. Der Glaube an wiederholte Erdenleben steht bei vielen Menschen in Deutschland hoch im Kurs. Bei den Esoterikern gehört er sozusagen zum Grundbestand. Umfragen haben aber herausgefunden, dass auch viele Christen eher an die Reinkarnation glauben als an die Auferstehung. Damit wird ein zentraler Punkt in der christlichen Lehre in Frage gestellt. Westliche Religionen wie Judentum, Christentum oder Islam kennen, von Ausnahmen abgesehen, die Lehre von der Seelenwanderung nicht. Sie gehen von einer einmaligen, von Gott geschenkten Existenz aus, die mit dem Tod endet. Danach kann Gott die Toten wieder zum Leben erwecken. Dabei gehen einige von WILHELM STAEHELIN: „Die Geschöpfe werden aus der Gottesferne herausgeliebt!“ SÖREN KIERKEGAARD: „Alle werden mit Leichtigkeit selig – nur ich nicht“. KARL BARTH: „Christus als der einzig verworfene Mensch“ - die Hölle ist leer. CHRISTOPH BLUMHARDT: „Karfreitag ist der Generalpardon über die ganze Welt - eine Hölle zu statuieren, in der Gott in Ewigkeit nichts mehr zu sagen hat, heißt, das Evangelium aufzulösen.“ DIETRICH BONHOEFFER: „Apokatastasis ist Hoffnung, sie geht in kein System ein“. Pfarrer Stephan Zeipelt, AmD Westfalen, Olpe35, 44135 Dortmund NIKOLAJ BERDJAJEW: „Vom Standpunkt der Menschen aus, sind die Höllenqualen zu bejahen, vom Standpunkt Gottes aus nicht.“ Religionen und den modernen Esoterikern. Das ist vielen Menschen gar nicht klar. Thema Reinkarnation – Die Lehre von der Seelenwanderung JAMES MICHAEL GABRIEL: „Es gibt eine Hölle, weil Gott es gesagt hat, aber wir sind nicht verpflichtet, zu glauben, dass jemand drin ist!“ einer unsterblichen Seele aus, die im Jenseits weiter existiert. Andere teilen diesen Glauben nicht und vertrauen darauf, dass Gott aus dem Tod neues Leben schaffen kann. Die Überzeugung von der Seelenwanderung kann verschiedene Formen annehmen. Sie gehört zu den Grundlehren der Religionen indischen Ursprungs wie Hinduismus und Buddhismus. Aber auch in der europäischen Antike und bei einigen späteren Dichtern und Denkern in Europa taucht sie auf. Ob es Einflüsse aus Asien gegeben hat, ist nicht geklärt. Ganz sicher sind sie wirksam in der esoterischen Bewegung, die in Europa eine Entwicklung von ca. 150 Jahren hinter sich hat. Allerdings gibt es beträchtliche Unterschiede in den Ansichten über die Reinkarnation zwischen den indischen 9 Ein weiteres Problem ist, dass vielfach behauptet wird, auch die frühen Christen wären von der Seelenwanderung überzeugt gewesen und erst in späteren Jahrhunderten hätte man diese Lehre unterdrückt. Dafür gibt es aber keine Anhaltspunkte. Der grundsätzliche Unterschied zwischen West und Ost liegt darin, dass sowohl der Hinduismus wie der Buddhismus die Reihe der Wiedergeburten beenden möchten, weil nach ihrer Überzeugung nur so die Erlösung des Menschen möglich ist. Westliche Esoteriker sehen das ganz anders. Ihnen geht es um die Weiterentwicklung und die Höherentwicklung. Jede Wiedergeburt ist eine Chance noch eine höhere Stufe zu erreichen. Auch wenn Hinduismus und Buddhismus einige grundsätzliche Annahmen teilen, gibt es wichtige Unterschiede. Hindus glauben: Es gibt eine Seele in Mensch und Tier, die von einer Existenz zur nächsten wandert. Diese Seele (atman - wie deutsch Atem) ist von göttlicher Natur. Das Streben der Seele geht dahin, sich wieder mit dem Göttlichen zu vereinen, von dem sie nur ein Teil ist. Diese Vereinigung bedeutet die Erlösung (moksha). Denn das Leben ist von Leid bestimmt, jede Wiedergeburt führt in eine neue leidvolle Existenz. Erlösung gibt es darum nur, wenn die Kette der Wiedergeburten beendet wird. Dabei stellt man sich die Reihe der Wiedergeburten wie einen Kreislauf (samsara) vor. Dieser Kreislauf führt durch verschiedene Reiche des Lebens wie Tier- und Menschenwelt. Auch die Hölle oder der Himmel der einfachen Götter sind mögliche Stationen. Dabei wird die nächste Existenz durch das Karma bestimmt. Karma bedeutet Tat. Es ist nach der Vorstellung der indischen Religionen die Konsequenz der guten oder bösen Taten, die man begangen hat. Es ist so etwas wie die Bilanz eines Lebens, die positiv oder negativ sein kann. Je nachdem, wie die Bilanz ausfällt, kann man mit der nächsten Existenz auf- oder absteigen. Führt der Weg in die Menschenwelt, ist die Erlösung näher als bei einer Wiederverkörperung in der Tierwelt. Denn nur Menschen können endgültig den Weg zur Erlösung finden. Vorzugsweise den Angehörigen der höchsten Kaste, den Brahmanen, steht er offen. Buddhisten glauben nicht an eine Seele. Trotzdem vertreten sie die Karmalehre und sprechen vom Kreislauf des Samsara. Wie das möglich ist, kann man sich an einem Bild deutlich machen. Wenn eine Billardkugel, die angestoßen wurde, auf eine andere trifft, gibt sie einen Impuls weiter und die andere Kugel bewegt sich. So wird durch ein Lebewesen am Ende mit seinem Karma eine neue Existenz und damit neues Leid in dieser Welt des Leidens ausgelöst. Erst wenn der Impuls erlischt, wenn alles Karma verbraucht ist und die letzte Kugel aus- läuft, dann ist das Ende, dann ist der Zustand des Nirvana erreicht. Während Erlösung im Hinduismus also Vereinigung der unsterblichen Seele mit dem Göttlichen bedeutet, geht es im Buddhismus um das Verlöschen. Was bleibt, ist Leere. Westliche Anhänger der Seelenwanderungslehre berufen sich zwar auf die östlichen Religionen, aber sie übernehmen ihre Sichtweise längst nicht immer. Westliche Buddhisten folgen selbstverständlich der klassischen Lehre. Vertreter der vielfältigen Esoterikszene aber denken nicht an Erlösung und Verlöschen sondern an eine fortlaufende Höherentwicklung der einzelnen Existenz. In solchem Denken lebt der alte Fortschrittsglauben des Abendlandes weiter. Solche Ansichten waren schon Goethe und Lessing sympathisch. Sie sind über die Theosophie, die im 19. Jahrhundert entstand, und die Anthroposophie, die auf Rudolf Steiner zurückgeht, in das Denken vieler Menschen eingewandert. Mehrere Punkte machen die Reinkarnationsvorstellungen für den heutigen Menschen attraktiv: 1. Der Fortschrittsglaube in der esoterischen Sichtweise. 2. Die rationale Erklärung des Weltverlaufs: Unfreiheit, Ungleichheit und Ungerechtigkeit lassen sich zurückführen auf Reinkarnation und Karma. Der Mensch ist für all das selbst verantwortlich und bleibt gleichzeitig Herr seines Schicksals. 3. Der Traum von einer neuen Chance: Eine große Zahl von Menschen ist von ihrem Leben enttäuscht. Wenn das Leben noch einmal gelebt werden könnte, dann könnte man es besser machen. 4. Heilung: Wenn die Gründe für Probleme im gegenwärtigen Leben in einer früheren Existenz ausfindig gemacht werden können, dann besteht die Hoffnung auf eine 10 Änderung der Situation. 5. Wissen statt Glauben: Die Anhänger der Reinkarnationslehre behaupten, dass die Wiedergeburt aufgrund von Forschungsergebnissen aus Parapsychologie oder Psychotherapien bewiesen werden kann. Sie wollen den religiösen Glauben durch vermeintlich sicheres Wissen ersetzen und ihre Überzeugung damit unangreifbar machen. Eine Langfassung dieses Artikels ist beim Autor erhältlich. Jürgen Schnare, HkD, Archivstr. 3, 30169 Hannover zum apokalyptischen Denken ein Rettungswissen. Wie ist das für die Gegenwart zu gewinnen? Literatur Gerhard Maier: Die Offenbarung des Johannes - 1-11 R. Brockhaus Verlag, Haan, Brunnen Verlag, 2009, 576 Seiten, 9783-417-29727-0 Gerhard Maier: Die Offenbarung des Johannes - 12-22 R. Brockhaus Verlag, Haan, 2012, 978-3-417-29728-7 Zweiter Teil des Kommentars zur Offenbarung des Johannes. Gründliche wissenschaftliche Auslegung. Mit praktischem Bezug zu Verkündigung und Seelsorge, aus der Reihe Historisch Theologische Auslegung - HTA Klaus von Stosch: Offenbarung UTB, 2010, 128 Seiten, 978-38252-3328-0 Das Christentum versteht sich als Offenbarungsreligion. Klaus v. Stosch stellt in seiner Einführung die wichtigsten offenbarungstheologischen Konzepte seit der Aufklärung vor und bezieht vergleichend auch jüdische und islamische Sichtweisen in die Darstellung ein. Aus der Reihe Grundwissen Theologie Klaus Wengst: Wie lange noch...? Schreien nach Recht und Gerechtigkeit - eine Deutung der Apokalypse des Johannes Kohlhammer Verlag, 2010, 320 Seiten, 978-3-17-021103-2 Die Apokalypse des Johannes enthüllt, wem die wirkliche Macht gehört: dem biblisch bezeugten Gott. Das verdichtet sich in der Gestalt Jesu, diesem Ohnmächtigen, der seine Macht schließlich durchsetzen wird. In Entsprechung zu Jesus sieht Johannes die von ihm angeschriebenen Gemeinden, in einer bedrängten Situation am Rande der Gesell- schaft. Die Lektüre der Apokalypse kann zu einer Wahrnehmung der Wirklichkeit von unten und vom Rande her anleiten. Die vielfältigen Gerichtsaussagen dieses Buches werden als das sichtbar, was sie in biblischer Tradition sind: Schreie nach Recht und Gerechtigkeit. Traugott Holtz: Die Offenbarung des Johannes Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, 978-3-525-51387-3 Das Neue Testament Deutsch, NTD, Neues Göttingen Bibelwerk Band 11 Hubert Ritt: Offenbarung des Johannes Echter Verlag, 2000, 124 Seiten, 978-3-429-01042-3 Der Neue Echter Bibel - Kommentar zum Neuen Testament mit Einheitsübersetzung, Band 21 F. Schuller H.G. Gradl/G. Steins (Hg): Am Ende der Tage Apokalyptische Bilder in Bibel, Kunst, Musik und Literatur Pustet Verlag, 2011, 192 Seiten, 8 farbige Bildseiten, gebunden, 23,6 x 16,4 cm, 978-3-7917-2386-0 "Apokalypse" ist ein Thema unserer Lebenswelt: Die Angst, das Leben könnte in einer globalen Katastrophe enden, treibt viele um. Die Möglichkeiten der Selbstvernichtung des Menschen sind in der Moderne enorm gestiegen, die Ängste aber sind alt. Es gibt in der Bibel und ihrem Umfeld in Judentum und Christentum eine ganze Literaturgattung, die diese Thematik bearbeitet. Vieles daran ist fremd: die Bildwelten, die Ausdrucksformen, der Gottesbezug. Aber in ihnen kann ein Orientierungs- und Hoffnungpotential neu erschlossen werden. Die "halbierte Apokalyptik" der Gegenwart, die nur die Katastrophe sieht, ist nicht das letzte Wort: Seit jeher gehört 11 Otto Böcher: Johannesoffenbarung und Kirchenbau - Das Gotteshaus als Himmelsstadt Neukirchener Verlag, 2010, 250 Seiten, 80 s/w Bilder und 16 Farbtafeln, gebunden, 978-3-7887-2455-9 Die 22 Kapitel der Apokalypse werden in ihrer ursprünglichen Bedeutung kurz erklärt; ausgewählte Beispiele aus der Architektur- und Kunstgeschichte, die auf Bilder und Visionen der Offenbarung zurückgehen, werden vorgestellt und teilweise auch abgebildet. Erstmals wird die prinzipielle Rolle der Apokalypse als »Baubuch« deutlich. (Sonderband innerhalb der Reihe Evangelisch-Katholischer Kommentar, EKK) Michael Tilly: Apokalyptik UTB, 2012, 128 Seiten, 978-3-82523651-9 So fremd manche apokalyptischen Vorstellungen erscheinen, haben doch gerade diese Elemente des Christentums Eingang in die populäre Kultur gefunden. Und häufig lässt sich eine Beziehung von religiösem Fundamentalismus und Apokalyptik beobachten. Der Band bietet eine verständliche Aufarbeitung des komplexen Themas.