Presse Investmentfonds im Börsenhandel

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Investmentfonds im Börsenhandel
Kurzinformation zur Studie
Ansprechpartner
Dr. Andreas Beck
[email protected]
Motivation: Der Kauf von Investmentfonds über eine Börse bietet gegenüber dem bis
vor wenigen Jahren noch obligatorischen Kauf über die Kapitalanlagegesellschaft im
Hinblick auf die Kostenbelastung, die Flexibilität, die Sicherheit und den Komfort der
Transaktion durchaus nachhaltige Verbesserungen. Dennoch hat der Börsenhandel
von Investmentfonds vor allem bei Privatanlegern bisher noch relativ wenig Beachtung gefunden. Vor diesem Hintergrund hat das Institut für Vermögensaufbau in
Zusammenarbeit mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz die
Unterschiede zwischen den beiden Handelsalternativen in der Studie „Investmentfonds im Börsenhandel“ nun erstmals analysiert und zusammengefasst.
Carsten Heise
[email protected]
Inhalt: Neben einer grundsätzlichen und leicht verständlichen Einführung in den
Börsenhandel von Investmentfonds, einer Darstellung der grundlegenden
Unterschiede zwischen den beiden Handelsalternativen und einer Erläuterung der für
den Börsenhandel maßgeblichen Best Execution Verordnung wird im Rahmen der
Studie auch ein umfassender Kostenvergleich der beiden Handelswege auf Basis
empirischer Daten vorgenommen.
Ergebnis: Die meisten Investmentfonds können über einen Börsenplatz wegen des
niedrigeren volumenabhängigen Kostenblocks ab einer gewissen Ordergröße zu
besseren Konditionen erworben werden als beim Kauf über die KAG. Außerdem
entfällt beim Börsenhandel die im Direktvertrieb übliche zeitliche Verzögerung, so
dass das sogenannte Forward-Pricing-Risiko für den Anleger beim Kauf über die
Börse wegfällt. Eine detailliertere Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie
befindet sich auf den nächsten Seiten.
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Kostenbelastung
Auf Basis der durchgeführten Berechnungen und den beobachteten Geld/BriefSpannen hat sich gezeigt, dass mit Ausnahme von einigen Geldmarkt- und
Rentenfonds, welche ohne Ausgabeaufschlag von der KAG vertrieben werden, der
Kauf über eine Börse wegen des niedrigeren volumenabhängigen Kostenblocks ab
einem gewissen Transaktionsvolumen vorteilhaft ist, welches in der Regel zwischen
1.000 EUR und 10.000 EUR liegt.1 Obwohl sehr kleine Volumina theoretisch über die
KAG günstiger bedient werden können, ist es wegen der dort üblichen
Mindestanlagebeträge nur in einem recht schmalen Intervall von
Transaktionsvolumina möglich, über die KAG einen Kostenvorteil zu erzielen. Die
Kostenstruktur ist beim Kauf von Fondsanteilen über die Börse wegen der größeren
Anzahl an Parteien, die an der Transaktion beteiligt sind, allerdings etwas komplexer
als im Direktvertrieb. Die Kosten, die beim Kauf eines Fonds an der Börse anfallen,
setzen sich aus der Ordergebühr für die Depotbank, der Maklercourtage für den
Skontroführer und der Geld/Brief-Spanne für den Market-Maker zusammen.
Im Rahmen der Studie wurden jeweils die fünf größten Fonds der Assetklassen
Aktien Europa, Aktien Welt, Renten, Geldmarkt und Immobilien und die
Börsenplätze Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und Berlin untersucht. Im
beobachteten Zeitraum vom 26.10.2007 bis zum 02.05.2008 gab es bei genauerer
Betrachtung auch zwischen den einzelnen Handelsplätzen nicht zu
vernachlässigende Kostenunterschiede. Qualitativ kann festgehalten werden, dass
die Börse Hamburg während des Untersuchungszeitraums im Bereich der
Aktienfonds die günstigsten Spreads bot, während bei den Rentenfonds die Börse
Frankfurt am vorteilhaftesten erscheint. Geldmarktfonds waren ebenfalls an der
Börse Hamburg tendenziell mit den niedrigsten Transaktionskosten zu handeln, und
bei den Immobilienfonds stellten die Börsen Frankfurt und Berlin gleichermaßen
niedrige Geld/Brief-Spannen.2
Sicherheit
Die Kostenbelastung einer Börsentransaktion ist, im Gegensatz zum Kauf über die
KAG, vollständig kalkulierbar. Während an der Börse innerhalb der Handelszeit von
9.00 Uhr bis 20.00 Uhr von einem Market-Maker jederzeit eine verbindliche
Geld/Brief-Spanne und damit ein verbindlicher Kaufpreis gestellt wird, wird die Order
beim Kauf über die KAG erst zum nächsten Berechnungstermin des
Nettoinventarwerts zum dann aktuellen Preis ausgeführt, so dass der Anleger seine
Kaufentscheidung ohne die Kenntniss des tatsächlichen Kaufpreises treffen muss.
Allerdings geht der Market-Maker durch das Stellen verbindlicher An- und
Verkaufskurse zwischen den meist täglichen Berechnungsterminen des
Nettoinventarwerts ein Risiko ein, da er den aktuellen Wert des Fonds während der
1
Rechenbeispiele befinden sich in Anhang 1.
2
Die mittleren Geld/Brief-Spannen werden in Anhang 2 wiedergegeben.
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Handelszeiten kontinuierlich schätzen muss. Die Geld/Brief-Spanne ist also nicht nur
als Vergütung des Market-Makers zu verstehen, sondern stellt auch einen
Risikopuffer zur Kompensation des Schätzrisikos dar. Die Höhe des Spreads hängt
deshalb entscheidend von der Schwierigkeit der Preisschätzung und damit von der
Liquidität des Fonds ab. Aus diesen Gründen kann es empfehlenswert sein, einen
internationalen Fonds zu einem Zeitpunkt zu erwerben, zu dem seine Heimatbörsen
geöffnet sind.
Die maximale Höhe der Geld/Brief-Spanne wird dem Market-Maker entsprechend
der Anlageklasse des Fonds durch den Handelsplatz vorgeschrieben und lag bei den
untersuchten Börsen zwischen 0,5% für Geldmarktfonds und 1,5% (Hamburg,
Düsseldorf) bzw. 2% (Frankfurt, Berlin) für die weniger liquiden Aktienfonds. Höhere
Spreads dürfen nur in Ausnahmefällen wie beispielsweise starken Marktturbulenzen
oder einer Einschränkung des Handels über die KAG erhoben werden.
Auf Seiten des Anlegerschutzes ist hervorzuheben, dass jeder Handelsplatz zur
Einhaltung der Best Execution Verordnung verpflichtet ist und deren Umsetzung in
Form einer Execution Policy dokumentieren muss. Der Direktvertrieb von aktiv
verwalteten Investmentfonds ist im Gegensatz dazu von der Best Execution
Verordnung ausgenommen.
Flexibilität
Ein zusätzlicher Vorteil des Börsenhandels gegenüber dem Kauf von der KAG ist die
deutlich höhere Flexibilität bei der Suche nach den besten Konditionen. Ein
Privatanleger, der beim Direktkauf die niedrigsten Transaktionskosten erzielen
möchte, muss diejenige Direktbank ausfindig machen, welche mit der KAG den
höchsten Discount auf den Ausgabeaufschlag vereinbart hat, und dort ein Depot
eröffnen – oder direkt an der KAG ein weiteres Depot einrichten. Beide Alternativen
können zusätzliche regelmäßige Kosten in Form von Depotgebühren verursachen. Im
Börsenhandel kann der Anleger den günstigsten Handelsplatz dagegen ohne weitere
Komplikationen direkt auswählen, wenn er die Transaktion über seine Depotbank
initiiert, und kommt deshalb in der Regel mit einem einzigen Depot aus.
Komfort
Transaktionen können an der Börse durch die Verfügbarkeit verschiedener
Orderzusätze besser und komfortabler kontrolliert werden als beim Direkthandel.
Während über die KAG lediglich zum nächstmöglichen Termin gekauft oder verkauft
werden kann, ist es an der Börse beispielsweise möglich, den Kaufpreis über eine
Limit-Order zu beschränken oder eine Position bei Unterschreitung einer festgelegten
Verlustschwelle durch eine Stop-Loss-Order automatisch aufzulösen, um den Verlust
der Position zu begrenzen.
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Anhang 1: Rechenbeispiele zur volumenabhängigen Kostenbelastung bei KAG und Börse
Beispiel 1: MLIIF World Mining Fund / DAB Bank / Börse Hamburg
Beispiel 2: Templeton Growth Fund / Cortal Consors / Börse Düsseldorf
Beispiel 3:
3: Pioneer Top European Players / Cortal Consors / Börse Hamburg
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Beispiel
Beispiel 4:
4: Pioneer Euro Bond Fund / Comdirect / Börse Frankfurt
Beispiel
Beispiel 5:
5: DWS Institutional Money Plus / Comdirect / Börse Hamburg
Beispiel 6:
6: hausInvest europa / DAB Bank / Börse Berlin
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Anhang 2: Durchschnittliche Geld/Brief-Spannen der beobachteten Investmentfonds
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