Hauptseminar „Beyond 3rd Generation Mobile Networks“
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Hauptseminar „Beyond 3rd Generation Mobile Networks“
Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 Hauptseminar „Beyond 3rd Generation Mobile Networks“ Alexander Trica Betreuer: Prof. Dr. rer. nat habil. Jochen Seitz 1 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 1. Einleitung 2. Übersicht der Mobilfunkgenerationen 3. Beyond 3rd Generation Mobile Networks 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 18.05.2004 Namensproblem Multinetwork Always on – always best connected All IP Integration drahtloser Netzwerke 4. Dienste und Anwendungen 5. Vergleich GSM, UMTS, Beyond 3G 2 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 Abkürzungsverzeichnis AAA AMR ATM BMBF BRAHMS BRAIN CDMA Corba COPS CS4 DAB DRiVE DAS DSL DSP DVB-T EDGE ETSI FPGA GMSK GPS GPRS GSM HSCSD HTTP IETF IP IPSec IPv6 IST Mobile IPv6 OFDM QPSK QoS RADIUS RegTP RFC SCTP SDR SORBAS TCP UDP UMTS Authentication, Authorisation and Accounting Adaptive Multirate Codec Asynchronous Transfer Mode Bundesministerium für Bildung und Forschung Broadband Access for High Speed Multimedia via Satellite Broadband Radio Access for IP based Networks Code Devision Multiple Access Common Object Request Broker Architecture Common Open Policy Service (Protocol) Coding Scheme 4 Digital Audio Broadcasting Dynamic Multi-Radio Networks in Vehicular Environments Dynamic Spectrum Allocation Digital Subscriber Line Digital Signal Processor Digital Video Broadcasting Terrestrial Enhanced Data Service For GSM Evolution European Telecommunications Standards Institute Field Programmable Gate Array Gaussian Minimum Shift Keying Global Positioning System General Packet Radio Service Global System for Mobile Communication (früher: Groupe Spéciale Mobile) High Speed Circuit Switched Data Hypertext Transport Protocol The Internet Engineering Task Force Internet Protocol IP Security Protocol Internet Protocol Version 6 Information and Society Technologies Variante für mobile Endgeräte des Internet Protocol Version 6 Orthogonal Frequency Division Multiplex Quadrature Phase Shift Keying Quality of Service Remote Authentication Dial In User Service Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post Request For Comments Stream Control Protocol Software Defined Radio Software Radio Based Access System Transmission Control Protocol User Datagram Protocol Universal Mobile Telecommunications System 3 Alexander Trica VPN WAE WAE-Sec WAP WCDMA WDP WINEGLAS WLAN WSP WTLS WTP WWRF WWW Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 Virtual Private Network Wireless Application Environment Wireless Application Environment Security Wireless Application Protocol Wideband Code Division Multiple Access Wireless Datagram Protocol Wireless IP Network as a Generic Platform for Location Aware Service Support Wireless Local Area Network Wireless Session Protocol Wireless Transport Layer Security Wireless Transaction Protocol Wireless World Research Forum World Wide Web 4 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 1. Einleitung Seit einigen Jahren kann man in Zeitschriften immer wieder Visionen über die nächste Mobilfunkgeneration entdecken. Auch auf Elektronik- und Kommunikationstechnikmessen wie zum Beispiel der IFA lassen die Mobilfunkkonzerne ihrer Phantasie freien Lauf und malen ein Bild über die zukünftige Mobilfunkgeneration. Die Vorstellungen sind hier sehr unterschiedlich und auch gleichzeitig sehr speziell. Das Internet und das World Wide Web werden sich in Zukunft immer weiter in unser Leben integrieren. Manchmal ist sogar heute schon ein Leben ohne Internet oder WWW für die eine oder andere Person nicht vorstellbar. Bis jetzt können mit mobilen Endgeräten nur geringe Datenraten erreicht werden. Datenraten von 115 kbit/s, wie sie bei GPRS vorhanden sind, genügen bei einem steigenden Datenaufkommen im Netz nicht mehr um eine flüssige und zeitlich akzeptable Informationsübertragung zu gewährleisten. Insbesondere die zukünftig steigende Anzahl von Multimedia-Daten benötigt höhere Übertragungsraten bei gleichzeitig besserem Echtzeitverhalten. Dies alles soll sich schon mit der sogenannten 3. Mobilfunkgeneration bessern. Mit diesem als UMTS bezeichneten Standard sollen innerstädtische Datenraten bis zu 2Mbit/s erreicht werden. Dies ist eine wirkliche Herausforderung, da heutzutage noch nicht einmal jeder Privatperson ohne größere Probleme eine 2 Mbit/s kabelgebundene Festverbindung zur privaten Nutzung zur Verfügung gestellt werden kann. In ländlichen Gegenden soll mit UMTS eine Datenübertragungsrate von mindestens 384 Kbit/s (Ziel 512 Kbit/s) realisiert werden. Hier bleibt allerdings immer noch die Frage, ob UMTS in Europa genauso erfolgreich wird wie in Japan. Was erwarten die Leute aber von der übernächsten Mobilfunkgeneration? Kann man UMTS noch weiter verbessern noch bevor UMTS in Deutschland praktisch eingeführt sein wird? Dieses Hauptseminar soll versuchen die weit verstreuten Informationen über „Beyond 3G Mobile Networks“ zusammenzufassen und vergleichen. Diese Arbeit soll einen Ausblick geben, was uns nach der 3. Generation erwarten könnte und einige Probleme aufzeigen, die sich bei einer zukünftigen Generation von Mobilfunk zeigen könnten. 5 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 2. Übersicht über die Mobilfunkgenerationen Schon in der Einleitung zu dieser Arbeit wurde von Mobilfunkgenerationen gesprochen. Als Mobilfunkgenerationen bezeichnet man die zeitliche Einteilung der verschiedenen Mobilfunksysteme mit deren sich grundlegend ändernden Technologien. 1G, 2G, 3G, beyond 3G ? 4G, NextG, beyond 3G 3G UMTS 2,5G Edge GPRS HSCSD GSM 2G 1G C-Netz 2003 2002 2001 1999 1992 1986 - 2000 B-Netz 1972 - 1995 A-Netz 1958-1977 Bild1: Übersicht über die Mobilfunkgenerationen Hierbei stellen die analogen Mobilfunknetze die 1. Generation dar. Das sog. A-Netz war das erste Mobilfunknetz in Deutschland, welches vollständig analog arbeitete. Alle Verbindungen wurden handvermittelt. Die erste Mobilfunkeinrichtung für das A-Netz wog 16 Kilogramm und kostete 8000 Mark. 1972 wurde das modernere B-Netz in Betrieb genommen und 1977 das A-Netz wegen technischer Überholung eingestellt. Im B-Netz waren erstmalig Verbindungen im Selbstwählverkehr möglich. Es war allerdings noch nicht zellular aufgebaut, wie es heute üblich ist. Der Anrufer musste also wissen in welchem Bereich sich der B-Netz Teilnehmer befindet, um ihn erreichen zu können. Das BNetz war in verschiedene Vorwahlbereiche eingeteilt. Um einen mobilen Teilnehmer z.B. im Raum von Frankfurt zu erreichen, musste der Rufnummer die Vorwahl 0611-05 vorangestellt werden. Eine gewisse Strukturierung des Netzes ist hier schon erkennbar, allerdings war kein Handover zu einem anderen Vorwahlbereich möglich. Wurde der aktuelle Vorwahlbereich verlassen, musste das Gespräch beendet werden. Wie im A-Netz wurde auch hier im Bereich von 146 MHz bis 156 MHz gesendet und empfangen. Als Modulationsart benutzte man im A-Netz sowie im späteren B- und C-Netz Frequenzmodulation. Im Jahr 1980 wurde das B-Netz um die Kanäle des A-Netzes erweitert und deshalb auch B1-Netz genannt, wobei die alten B-Netz Kanäle den Namen B2-Netz erhielten. Nach der Erweiterung der Funkkanäle zählte das B-Netz in Spitzenzeiten 27.000 Teilnehmer. Stillgelegt wurde das BNetz schließlich 1994. 6 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 Das C-Netz arbeitete wie auch seine Vorgänger analog, hatte aber bereits eine digitale Signalisierung bei leitungsvermittelter Wählverbindung. Das C-Netz war das erste zellulare Netz in Deutschland und war am Ende vollständig ausgebaut. Es wurde im 450 MHz Bereich betrieben und konnte auch schon für Datenübertragung per Modem (mit 2,4 Kbit/s) genutzt werden, auch war eine Art Handover zwischen den Zellen möglich. Im Jahr 2000 wurde das C-Netz abgeschaltet und die Frequenzen für andere Anwendungen zur Verfügung gestellt. Seit 1992 ist nun das sogenannte GSM-Netz im Regelbetrieb. GSM stand als Abkürzung für „Group Special Mobile“ und wurde später in „Global System for Mobile Communication“ umbenannt. Es ist ein digitales Mobilfunknetz, welches sich durch seine großflächige Netzstruktur auszeichnet und in weitere Kleinzellen unterteilt ist. Zwischen diesen Zellen findet ein automatischer Handover statt. Eine zentrale Teilnehmerverwaltung ermöglicht theoretisch ein technisch problemloses europaweites Roaming. GSM arbeitet sowohl im 900 MHz Bereich (D-Netz) als auch im 1.8 GHz Bereich (E-Netz). Im unteren Frequenzbereich arbeitet GSM auf zwei getrennten, jeweils 25 MHz breiten Funkkanälen. Der andere Bereich wird als DCS-1800 bezeichnet und ist in jeweils 75 MHz breite Bänder unterteilt. Hier stehen 327 Kanäle zur Verfügung. Mit GSM ist eine Datentransferrate von bis zu 9,6 Kbit/s möglich. Auf GSM aufbauende Datendienste sind HSCSD und GPRS. HSCSD ist ein von der ETSI ausgearbeiteter Standard, in dem maximal acht Zeitschlitze zu einem Übertragungskanal gebündelt werden. Mit einer Übertragungsrate von 9,6 Kbit/s pro Kanal ergibt sich eine Gesamtdatenrate von 76,8 Kbit/s. Das HSCSD-Verfahren hat den Nachteil, daß immer komplette Kanäle reserviert werden und es daher zu nichtoptimaler Ressourcennutzung kommt, wenn der Nutzer die ihm zugeteilte Übertragungskapazität nicht voll ausnutzt. Allerdings wird für die Kanalbündelung auch neue Hardware beim Endgerät benötigt. HSCSD kann in beiden GSM Frequenzbereichen genutzt werden. Mit GPRS wurde eine paketvermittelte Datenübertragung geschaffen, die viele Vorteile besitzt, wie z.B. die Abstimmung der benötigten Übertragungsrate durch eine mögliche Verringerung der Fehlerkorrektur. In Verbindung mit Kanalbündelung ergibt sich eine Gesamtdatenrate von maximal 171,2 Kbit/s bei Kodierung mit CS4. Im Kodierungsverfahren CS4 wird keine Fehlerkorrektur verwendet. Es ergibt sich somit zwar die größte Datenübertragungsrate, allerdings ist die Übertragungsfehlerwahrscheinlichkeit erheblich höher. GPRS sowie HSCSD kann man teilweise schon in die Mobilfunkgeneration 2,5 einordnen. Das Kernstück der Mobilfunkgeneration 2,5 ist EDGE. Es setzt, wie HSCSD und GPRS, auf dem bestehenden GSM System auf, und zeichnet sich durch hohe Übertragungsraten aus. Konzeptionell wurde EDGE für Echtzeitanwendungen wie z.B. Internet- bzw. Videotelephonie entwickelt. Um noch höhere Übertragungsraten realisieren zu können, setzt EDGE auf ein anderes Modulationsverfahren. Mit der digitalen 8-PSK Modulation kann die Übertragungsgeschwindigkeit eines GSM Kanals auf bis zu 59,2 Kbit/s erhöht werden und somit sind insgesamt theoretische Übertragungsraten von bis zu 473,6 Kbit/s möglich. Der paketorientierte Teil des EDGE-Standards, EGPRS, welcher eine Weiterentwicklung des GPRS Standards darstellt, realisiert die letzte Stufe des geplanten GSM Ausbaus. EDGE legt damit den Grundstein für die 3. Mobilfunkgeneration. Allerdings ist es fraglich, ob alle Mobilfunkbetreiber auf EDGE umrüsten, da wesentliche Netzkomponenten ausgetauscht werden müssen und in Deutschland bereits sehr hohe Anfangsinvestitionen in UMTS getätigt wurden. UMTS ist ein vom ETSI 1998 standardisiertes System, das GSM mit einem wesentlich erweiterten Leistungsspektrum ablösen soll, besonders hinsichtlich der 7 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 Datenübertragungsraten. Hier steht eindeutig „Multimedia“ im Vordergrund, dazu gehören Sprach– und Videoanwendungen sowie schnelle Daten- und Textübertragung. In UMTS werden die Leistungsmerkmale der Leitungsvermittlung (GSM) und Paketvermittlung (GPRS) miteinander kombiniert, um die besten Voraussetzungen für hohe Datentransferraten zu schaffen. Hinzu kommt, daß UMTS einige Spezifikationen enthält, die den Transport von Daten auf Basis von IP ermöglichen. Somit wird der Grundstein für ein funkgestütztes mobiles Internet gelegt. UMTS wurde von der ITU im Mobilfunkstandard IMT-2000 als ein Mobilfunksystem der dritten Generation spezifiziert. UMTS ist damit eine Realisierung des ITU Projektes IMT-2000, welche hauptsächlich von der ETSI ins Leben gerufen wurde. Im Jahre 2000 wurden in Deutschland die zur Verfügung stehenden UMTS Lizenzen durch die RegTP versteigert. Die Lizenzen gingen dabei an T-Mobil, Mannesmann Mobilfunk, Mobilcom, Group 3G, E-Plus und Viag Interkom. Die zukünftigen Teilnehmerrufnummern werden wahrscheinlich mit dem Präfix 015 beginnen. Dabei entfallen die folgenden Nummern auf die folgenden zukünftigen Anbieter: (0)150 Group 3G, (0)151 Detemobil, (0)152 Mannesmann Mobilfunk, (0)155 Auditorium Investments, (0)156 Mobilcom Multimedia und (0)159 Viag Interkom. 3. Beyond 3rd Generation Mobile Networks Was erwartet uns nun nach der dritten Generation, also nach UMTS? Dem Anwender sollen noch höhere Bandbreiten und noch mehr Services angeboten werden. Die Systeme der 4. Generation bzw. der Beyond 3G sollen alle auf einem Kernnetz (Backbone) beruhen. Der Datenzugriff soll über eine gemeinsame IP gestützte Plattform geschehen. Es wird neben dem bekannten horizontalen Handover auch einen vertikalen Handover geben, also system- und schichtenübergreifend. Oberstes Ziel soll sein, allen Benutzern weltweit die gesamte Dienstvielfalt netzübergreifend anzubieten. 3.1 Namensproblem bei Beyond 3G Über die genaue Bezeichnung des UMTS-Nachfolgers herrscht in der Fachliteratur bisher noch keine Einigkeit. Dies erschwert auch die Suche nach Informationen über die Nachfolgegeneration ungemein. Im Gespräch sind mehrere Bezeichnungen wie z.B. NextG, 4G oder eben Beyond 3G. Was genau sind nun die Gründe für diese Unsicherheit bei den Vordenkern im Mobilfunkbereich? Primär dürften das Marketing-Argumente sein. Die breite Masse der Endkunden steht bereits der Einführung von UMTS skeptisch gegenüber; nicht zuletzt durch die Verunsicherung durch die Medien, die hohen Lizenzkosten und die Bedenken bezüglich der möglichen gesundheitlichen Auswirkungen. Auf der Seite der Entwickler besteht das Problem das Problem der Markteinführung, welches schon bei UMTS nicht trivial zu lösen ist. Daher wird die Festlegung auf einen möglichst aussagekräftigen Namen vorerst ausgesetzt. Dazu kommt, daß man sich bis jetzt auf noch keine einheitlich klare Struktur der Beyond 3G geeinigt hat, die eventuell Pate für einen geeigneten Namen stehen könnte. 8 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 3.2 Multinetwork Ein Begriff, der bei der Suche im WWW nach Informationen immer wieder auftaucht, ist der Begriff des „Multinetwork“. Ein Multinetwork soll alle bereits bestehenden Luftschnittstellen zusammenführen und an ein einheitliches, IP basiertes Core Network anbinden. • Multinetwork 3G wireless services services and and applications applications IEE802.11 Hiperlan IP based multinetwork Beyond 3G wireless xDSL, cable... Eine ähnliche Grafik wurde vom WWRF (Wireless World Research Forum) veröffentlicht. Verschiedene Netzwerke können hier zusammen funktionieren. Die Interfaces sind transparent hinsichtlich der Benutzer. Damit könnten Services und ein Roaming zwischen diesen - bis zum heutigen Zeitpunkt noch getrennten Mobilfunkwelten möglich werden. Bluetooth Short range Bild2: Multinetwork Das Core Network in diesem Modell ist IP basiert, was ein weiteres Ziel von Beyond 3G darstellt. Allerdings muss gesagt werden, daß es - realistisch betrachtet - im Moment gar keine andere Alternative zu IP gibt. Welche Version von IP zum Einsatz kommen wird, steht allerdings noch nicht fest. Einige Projekte der IST verwenden Protokolle von Mobile-IPv4 über IPv6 bis hin zu Mobile-IPv6. Durch dieses core network werden alle heute bereits existierenden Netzwerke miteinander verbunden. Das Roaming zwischen diesen einzelnen Netzwerken soll so einfach möglich werden. Betrachtet man sich beispielsweise eine Großstadt, würde das mobile Endgerät automatisch auf Datenübertragung via WLAN 802.11 oder HIPERLAN umschalten. Verlässt man diesen Abdeckungsbereich, wird ein mobiles Endgerät dies aufgrund der abnehmenden Empfangsfeldstärke feststellen und automatisch z.B. zu UMTS wechseln (vertikaler Handover). Dieser Handover ist noch recht übersichtlich, allerdings gestaltet er sich in die andere Richtung etwas komplizierter. Wie erkennt das mobile Endgerät, daß plötzlich eine Netzinfrastruktur zur Verfügung steht, die z.B. höhere Datenraten anbietet? Dies wäre der Fall, wenn man sich von ländlicher Umgebung in Richtung Stadt bewegt. Es müsste z.B. ständig nachgefragt werden, ob denn beispielsweise eines der o.g. Netze verfügbar ist. Denkbar wäre auch eine Kopplung mit einem GPS basierenden Navigationssystem, welches detaillierte Karten mit verfügbarer Netzinfrastruktur beinhaltet (auch eine Form der Location Based Services). 9 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 Nach dem Handover kann es sein, daß Datenpakete nachgesendet werden müssen. Hier sind eindeutig noch Probleme zu lösen, die eine Einigung auf einen gemeinschaftlichen Standard voraussetzen. Eine Schicht, die in Bild 3 schon angedeutet ist, wird zunehmend an Bedeutung gewinnen. Wenn man sich alle beteiligten Protokolle der verschiedenen Standards vor Augen ruft, wird einem schnell klar, daß der Adaptation Layer das Kernstück dieses Multinetwork ist. Adaptation Layer Application Application discovery und adaptation Network Layer IPvx IPV6 …und andere… AdHoc GSM Link Layer Control Radio Layer Control MAC Pysical Layer WCDMA CDMA-2000 OFDM …und andere… Adaptive resource management Jeder Standard, der mit dem Core Network verbunden werden soll, bringt seine eigenen Protokolle mit, die mit einem Adaptation Layer zusammengefasst werden müssen. Dieser Adaptation Layer wird sehr komplex werden und es stellt sich die Frage, ob eine effiziente Kommunikation bei solch vielen verschiedenen Protokollen noch möglich sein wird bzw. in wie weit ein zeitkritischer Datentransport (z.B. Sprachübertragung) noch realisiert werden kann. GSM Bild3: Adaptation Layer Die obenstehende Grafik erinnert zwangsläufig an die schon etwas älteren Gedanken des SDR, in welchem man einige Konzepte wieder findet. Auch im SDR sollen verschiedene schon vorhandene Kommunikationsmöglichkeiten in einem Gerät zusammengefasst werden. Nach dem Herunterladen von Patches kann das SDR sich selbst auf einen neuen Kommunikationspartner einstellen und an der Kommunikation teilhaben. Das SDR erkennt zum Beispiel, daß im Bereich des Campus der TU-Ilmenau WLAN 802.11b sehr gut ausgebaut ist, lädt sich das entsprechende Modul herunter und kann sich mit den entsprechenden Zugangsdaten sofort in das WLAN einloggen, ohne daß Veränderungen an der Hardware vorgenommen werden müssen. 3.3 Always on, Always best connected Mit einem GSM-Handy ist man heutzutage schon immer “always on”. Man ist eigentlich zu jeder Tageszeit erreichbar. Der Zusatz “best connected” soll hier aber nicht bedeuten, daß man immer mit guter Netzabdeckung und Signalfeldstärke versorgt wird, sondern daß man sich immer in der idealen Netzinfrastruktur befindet. Auf der vorherigen Seite wurde schon am Bespiel WLAN und UMTS aufgezeigt, wie so etwas in der Realität ablaufen könnte. Denkbare Netze für einen breitbandigen Zugang wären z.B. WLAN (802.11 in aktueller Version) oder vielleicht auch Varianten von HIPERLAN oder wireless/mobile ATM, die heute schon höhere Datenraten anbieten als UMTS, jedoch mit deutlich geringerer Reichweite und Flächenabdeckung. Für kleine Netze kurzer Reichweite würde auch Bluetooth in Frage kommen; außerhalb von Städten und Ballungszentren wird man jedoch nur UMTS vorfinden; 10 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 in sehr ländlicher Gegend ist vielleicht noch keine UMTS-Infrastruktur vorhanden und es muss ein Fallback auf GSM existieren. Das eigentliche Problem an dieser Stelle ist rein technischer Natur. Es müsste ein Endgerät existieren, welches all diese Funkschnittstellen empfängerseitig sowie auch sendeseitig abdeckt. Eine weitere Herausforderung liegt in der Programmierbarkeit der Hochfrequenz-, Zwischenfrequenz- und Basisbandsignalverarbeitung auf einer Hardwareplattform, die möglicherweise auf DSPs und FPGAs besteht. Ein so genanntes SDR muss als Multibandgerät einen Frequenzbereich zwischen 800 MHz und 5,4 GHz abdecken, wobei hier GSM und WLAN die Grenzen bilden. Als Telefon muss es verschiedenste Verbindungs- und Netzprotokolle unterstützen und als Multifunktionsgerät auf der Anwedungsebene verschiedenste Dienste in Anspruch nehmen können. Wenn man an die Vielfalt der derzeit verfügbaren Videocodecs bzw. Streaming Audio- und Videoformate denkt, wird klar, daß diese Probleme nur die Spitze des Eisberges darstellen. Seit einiger Zeit beschäftigt sich ein eigenes Industrieforum mit der Definition des Software Defined Radio. Mitglieder sind hier unter anderem Firmen wie Boeing, Fujitsu, Intel, Mathworks, Motorola Inc, Rohde & Schwarz, die Siemens AG und die Universität Karlsruhe. Genauere Informationen über die Arbeit des Forums erfährt man unter http://www.sdrforum.org. In Deutschland wird im Forschungsschwerpunkt “UMTSplus” des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) das Projekt SORBAS betreut. SDR nach SORBAS Analoges Frontend Digitales Frontend konfigurierbar konfigurierbar, programmierbar Software BasisbandSignalVerarbeitung programmierbar Bei der im nebenstehenden Bild dargestellten Grobarchitektur einer durch Software steuerbaren Basisstation ist es ohne weiteres ersichtlich, dass eine softwaretechnische Einflussnahme auf die Blöcke Digitales Frontend (im Wesentlichen bestehend aus programmierbaren Logikbausteinen) und Basisband-Signalverarbeitung (Digitale Signalprozessoren) möglich ist. Bild4: Software Defined Radio Ein solches System, das in der Lage ist, mehrere Mobilfunk-Standards zu verarbeiten, wurde im Rahmen des Projekts SORBAS entwickelt und als Demonstrationsplattform aufgebaut. Dabei bildet die Realisierung eines konfigurierbaren analogen Frontends (Hochfrequenz Teil), das über einen weiten Frequenzbereich verschiedene Frequenzbänder und Funkstandards bedienen kann, heute noch die größte Herausforderung, da noch geeignete Bauelemente fehlen, welche gleichzeitig die Anforderungen bezüglich Bandbreite und Linearität erfüllen. Weitere sehr interessante Informationen und Konzepte sowie auch Informationen über fertige Produkte findet man auf der Homepage von "Spectrum - Signal processing" unter der Adresse http://www.spectrumsignal.com. Hier wird unter der Serie SDR-3000 eine sehr viel 11 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 versprechende SDR Lösung angeboten. Die dort angebotene Hardware unterstützt bis zu 1000 parallele Sende- und Empfangskanäle und vereint Xilinks FPGAs mit G4 PowerPC Prozessoren auf einem Board. Das System besteht aus mehreren untereinander verbundenen PCI-Steckkarten und kann auf jedem 3rd-party PCI Board betrieben werden. Jedes Power PC Modul enthält eine CORBA Schnittstelle. Weiterhin unterstützt die SDR3000 Serie das Echtzeitbetriebssystem VxWorks der Firma Wind River Systems. Wie man erkennt, wird an SDR-Lösungen gearbeitet, allerdings ist noch viel Entwicklungsarbeit nötig, insbesondere um die extreme Miniaturisierung zu erreichen, wie sie von einem zukünftigen, handlichen Endgerät gefordert wird. 3.4 All IP Wie bereits in Abschnitt 3.2 beschrieben, denkt man sich den Kern des Multinetwork als einen IP-Backbone. Welche Version von IP hier zum Einsatz kommt, steht wie bereits erwähnt noch nicht fest und wird sicherlich auch mit der Entwicklung des Internets zusammenhängen. Gerade weil bei Beyond 3G viel Wert auf die sogenannte „Macro Mobility“ gelegt wird, wäre ein einheitliches Protokoll auf dem Networklayer natürlich von Vorteil. Die Erfahrungen, die man bei GPRS und WAP mit IP-basierten, paketvermittelten Diensten gemacht hat, fließen jetzt schon in UMTS mit ein und werden später weiter ausgebaut. Mobile IPv6 bietet einige interessante Ansätze, um die Ideen einer nächsten Generation von Mobilfunk umzusetzen. Heute gibt es einige Probleme, die das Roaming mit mobilem Internet angehen. Wenn sich beispielsweise ein Nutzer von einem IP-Netzwerk trennt und an einer andern Stelle wieder verbindet, besteht normalerweise keine Kommunikationsmöglichkeit, bis der Nutzer seinem Endgerät eine passende IP Adresse mit entsprechender Subnetmaske und nächstem Router zugewiesen hat. Das ist hauptsächlich dem im Internet verwendetem Routingmechanismus geschuldet. IP Adressen bezeichnen derzeit eine Art topologische Relation zwischen den verbundenen Endgeräten. Derzeit verwendete Routingprotokolle verlangen daher immer eine Änderung der Netzwerkadresse. Mobile IPv6 soll genau dieses Problem lösen. Das Protokoll macht es möglich, sich frei in einem IPv6-Netzwerk zu bewegen bzw. den Netzwerk-Link zu wechseln, ohne sich um die Neukonfiguration seines Endgerätes kümmern zu müssen. Ein weiterer Vorteil ist, dass mobile IPv6 direkt in IPv6 integriert ist. Mobile IPv6 wird also automatisch von jedem IPv6 Router unterstützt, ohne dass eine Softwareerweiterung nötig ist. Wie wird nun dieses Roaming-Problem innerhalb eines IP-Netzwerkes durch mobile IPv6 gelöst? Bei mobile IPv6 wird jeder Knoten durch seine statische Heimatadresse im Netzwerk identifiziert, egal an welcher Stelle er sich gerade befindet. Wenn sich nun ein Knoten außerhalb seines Heimatnetzes befindet, sendet er Informationen über seinen derzeitigen Standort im Netz an einen sogenannten „Home Agent“ in seinem Heimatnetz. Dieser home agent fängt nun die Pakete, die für den mobile node bestimmt sind, ab und tunnelt diese zu dem eigentlich Standort des mobile node. Der mobile node erhält, sofern er sich außerhalb seines Heimatnetzes aufhält, eine zusätzliche Adresse, die seinen momentanen Standort im Netz definiert. Mit diesem Handover-Mechanismus wäre mobile IPv6 grundsätzlich für den Einsatz in Beyond 3G Netzwerken geeignet. Ein Netzwerk dieser Größe und Komplexität stellt natürlich auch hohe Anforderungen an die Sicherheit im Netzwerk. Auch dies könnte das ein wichtiges Verkaufsargument für Beyond 12 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 3G werden. Der Nutzer wird nicht zuletzt durch die immer wieder auftretenden, allerdings durch die Medien teilweise hochgespielten, Angriffe auf Computernetzwerke zunehmend verunsichert. Inzwischen sind selbst GSM Endgeräte mit vielen zusätzlichen Kommunikationsschnittstellen (IrDA, Bluetooth) ausgerüstet, so daß der Nutzer schnell den Überblick über sein Endgerät verliert. Hier entstehen zusätzliche mögliche Angriffspunkte, die in den nachfolgenden Mobilfunkgenerationen geschlossen werden müssen. Bei Sicherheitsaspekten muss ganz klar zwischen der Sicherheit im Netz selber und der Sicherheit auf höheren, anwenderbezogenen Schichten unterschieden werden. Wichtig ist hier eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung für E-Commerce Anwendungen. Sicherheitsprotokolle auf den unteren Schichten, wie zum Beispiel TLS, können zwar die Sicherheit in Infrastrukturnetzwerken und drahtlosen Netzwerken gewährleisten, bieten aber kein ausrechendes Konzept für E-Commerce Lösungen. Auf Grundlage des WAP Sicherheitsmodells könnte ein Ende-zu-Ende Sicherheitstunnel geschaffen werden. Ende-zu-Ende bedeutet, dass die Daten, welche von einem Internet Server auf das mobile Endgerät übertragen werden, nicht in einer Komponente der Systemarchitektur übersetzt oder abgeändert werden dürfen. Vom Internet Server zum mobilen Endgerät soll also eine ununterbrochene Sicherheitsverbindung herstellbar sein. Die untenstehende Grafik verdeutlicht dieses. WAE-Sec Secure Web Server Application WAP Client WAP Gateway HTTP WSP Application WAE-Sec HTTP TLS TCP TCP IP IP WTP WSP WDP WTP WDP Bearer Phy Phy TCP/IP Internet Bearer WAP wireles environment Mit WAE-Sec ist ein schichtübergreifender sicherer Tunnel zwischen einem Internethost und einem mobilen WAP Endgerät möglich. WAESec soll vollständig TLS kompatibel sein. Damit soll ein für den Endnutzer vollständig transparentes Sicherheitskonzept geschaffen werden, dessen User-Agend (Minibrowser) alle sicherheistrelevanten Aufgaben übernimmt. Bild5: WAE-Sec In den unteren Protokollschichten setzt man in erster Linie auf Kompatibilität. TLS hat sich in Infrastruktur Netzwerken bewährt und ist weitgehend akzeptiert und getestet. WTLS stellt eine Erweiterung dieses Standards dar. Angepasst an drahtlose Netzwerke kann hier ohne große Abänderungen auf Seiten des Internet Anbieters ein sicherer Tunnel auf der Transportschichtebene zwischen mobilem Endgerät und Internetserver bereitgestellt werden. Voraussetzung dafür ist natürlich die vollständige Kompatibilität zwischen TLS und WTLS, die in Beyond 3G realisiert werden könnte. Eine Sicherheit auf der Anwendungsebene kann WTLS allerdings nicht bieten, da das WAP Sicherheitsmodell noch einen Eingriff des WAP Gateways zur Übersetzung der TLS-Pakete in WTLS-Pakete vorsieht. 13 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 Mit WAE-Sec entfällt diese zentrale Rolle des WAP-Gateways und die Kompatibilität mit bestehenden TLS Systemen bleibt dennoch erhalten. Auf eine Erweiterung von TLS, um es eventuell an WTLS anzupassen, kann ebenfalls verzichtet werden. Um den Sicherheitsanforderungen im IP Netzen gerecht zu werden, wurde von der IETF IPSec entwickelt. IPSec kann optional mit IPv4 eingesetzt werden, ist aber für IPv6 unbedingt erforderlich. IPSec kann in erster Linie die Datenintegrität, die Vertraulichkeit von Daten und die Zugriffskontrolle absichern. Mit diesem Konzept wurde eine Reihe von Protokollen vorgelegt die IP Pakete und die höheren Protokolle vor Sicherheitsrisiken schützen sollen. Enthalten sind Sicherheitsprotokolle, Authentifizierungs- und Verschlüsselungsalgorithmen, sowie die Verwaltung der Schlüssel, die zum Ver- und Entschlüsseln der Datenpakte nötig sind. In der unten stehenden Grafik sind einige in IPSec enhaltene Protokolle und Algorithmen aufgeführt. Der Authentication Header unterstützt hauptsächlich die IP Sec Datenintegrität und die Authentifizierung von IP-Pakten. Mit dem Encapsulating Security IP Security Architecture RFC 2401 Playload wird die Vertraulichkeit Authentication Encapsulating Internet Key von IP-Paketinhalten Header Security Exchange gewährleistet. Beide Konzepte Playload (AH) RFC 2402 (ESP) RFC 2406 RFC 2409 bauen auf einer Vielzahl u nterschiedlicher Verschlüsselungsalgorithmen auf Verschiedene Verschlüsselungsalgorithen wie und können jeweils in einem zum Beispiel: HMAC-MD5-96 oder DES-CBC Transparent- oder Tunnelmodus betrieben werden. Bild 6: IPSec Während im transparenten Modus die Sicherheitskonzepte auf den IP Payload angewandt werden, wird beim Tunnelmodus das gesamte IP-Paket einer Verschlüsselung unterzogen. Damit ist maximaler Schutz für das gesamte IP-Paket gewährleistet. In Verbindung mit IPSec sind vielzahlige Anwendungen möglich. IPSec kann durchaus auch eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung auf IP-Ebene zwischen zwei Hosts bieten. Hat ersteinmal ein Schlüsselaustausch bzw. die sogenannte „Security Association“ zwischen diesen beiden Hosts statt gefunden, ist ein sicherer Datenaustausch mit AH oder ESP im Tunnel- oder Transparenttmodus möglich. Dies setzt natürlich voraus, daß auf jedem Endgerät eine vollständige IPSec Implementation lauffähig und kompatibel zueinander verfügbar ist. Verzichtet man auf eine IPSec Implementation in den Endgeräten, kann eine Verschlüsselung in einem Gateway vorgenommen werden, ähnlich wie in einem VPN. In dieser Variante ist natürlich die Verbindung vom Endgerät zum Gateway unverschlüsselt. Solch eine Realisierung würde auf der einen Seite sicherlich Kosten bei den Endgeräten sparen, lässt allerdings offensichtliche Angriffspunkte ungeschützt. In Verbindung mit IPSec, das die Paketübertragung über das Internet absichert, sind weitere Probleme wie Authentifizierung, Authorisation und das Accounting, zusammen kurz AAA genannt, zu lösen. Heute wird, wenn es um AAA geht, hauptsächlich RADIUS eingesetzt. RADIUS wurde ursprünglich zur Authentifizierung von Dail-In Nutzern geschaffen. Der eigentliche Nutzen neben der Authentifizierung der Nutzer mit Loginnamen und Passwort war 14 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 die Übermittlung von Konfigurationsinformationen der Dienste, die der Nutzer in Anspruch nehmen konnte. Im April 2000 wurden von der IETF AAA Working Group einige Vorschläge für zukünftige AAA Protokolle herausgegeben. Diese vier Vorschläge beinhalteten Protokolle wie RADIUS++, Diameter, SNMP und COPS. Ein Evaluation Team sollte die herausfinden, welche Protokolle am Besten den Anforderungen an AAA entsprachen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden unter der IETF RFC 3127 im Juni 2001 veröffentlicht. Hier werden die Protokolle RADIUS++ und SNMP als „nicht akzeptabel“ für generelle AAA Protokolle eingestuft. Für beide Protokolle wären sehr viele grundlegende Änderungen notwendig, um den von der IETF gestellten Anforderungen für AAA gerecht zu werden. So ist SNMP inzwischen sehr leistungsfähig, wenn es um Accounting geht, benötigt aber grundlegende Änderungen, um den Anforderungen an ein Authentifizierungsprotokoll gerecht zu werden. Als „akzeptabel“ wurden die Protokolle Diameter und COPS eingestuft. Das Evaluation Team beschrieb einen leichten Vorteil von Diameter gegenüber COPS, allerdings müssen auch diese Protokolle beide geringfügig überarbeitet werden. Diameter wurde als das Protokoll beschrieben, welches am besten den Anforderungen gerecht wird. In die Entwicklung des Protokolls Diameter flossen die Erfahrungen aus RADIUS mit ein. Diameter ist sitzungsbasiert, benutzt SCTP anstatt von UDP und ist ein peer-to-peer Protokoll. Ein Diameter Peer kann entweder ein Client, Agent oder Server sein. Als Diameter Session wird eine logische Verbindung zwischen Client und Server bezeichnet, die sich auf dem Application-Layer befindet. Der Diameter Agent bietet gegenüber dem Client, als auch dem Server, Relay-, Proxy, Redirect- und Übersetzungsdienste an und stellt somit das Bindeglied zwischen Client und Server dar. Die IETF AAA Working Group arbeitete an einer Realisierung von Diameter in Verbindung mit Mobile IPv4. Diameter wird hier zur Authentifizierung und Authorisierung benutzt sowie zum Sammeln von AccountingInformationen für Mobile IPv4 Dienste. 3.5 Integration drahtloser Netzwerke Vorschläge zur Integration von drahtlosen Nahbereichsnetzen werden zur Zeit von der IST ausgearbeitet. Derzeit existieren ca. vier relevante Projekte, die von der IST geleitet werden bzw. schon abgeschlossen sind. BRAHMS hat sich zum Ziel gesetzt, ein universelles Nutzerinterface für BreitbandMultimedia-Satelliten-Dienste zu schaffen, wobei auch hier unterschiedliche SatellitenSysteme benutzt werden können. Hier werden Datenraten im Bereich von ca. 150 Mbit/s abgestrebt, wobei auch über eine Datenratenbegrenzung im Uplink bzw. Downlink nachgedacht wird, wie es biespielsweise auf Grund des asymmetrischen Datentransferverhaltens heute schon bei gängigen ADSL Anschlüssen der Fall ist. BRAIN soll eine echte auf IP basierte Breitbandlösung für Multimediadienste anbieten. Die Bandbreite, die dem Nutzer zur Verfügung gestellt werden kann, hängt hauptsächlich von der Bandbreite der entsprechenden Basisstation ab. Realistisch wäre biespielsweise eine Datenrate von 2 Mbit/s bei zehn Nutzern auf einem Hot Spot. BRAIN wäre eine Lösung, die hauptsächlich in Ballungsgebieten der Kommunikation eingesetzt würde. Hier wären zum Beispiel ein Universitätscampus, Kongresszentren oder Großstadtzentren interessant. BRAIN unterstützt einen Inter- und Intra-System-Handover zwischen GSM/GPRS/EDGE- und UMTS-Netzwerken. 15 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 BRAIN basiert in der physikalischen Schicht hauptsächlich auf einer HIPERLAN-2 ähnlichen Architektur und wird hauptsächlich als Breitbanderweiterung zu GSM und GPRS betrachtet. Weiterhin beinhaltet BRAIN ein Konzept zur Ausweitung der IPv6-Struktur bis zu den Base Stations. Koordinator des Projektes war unter anderem die Siemens AG in München, beteiligt waren außerdem Firmen wie die Nokia Corporation, T-Nova Deutsche Telekom Innovationsgesellschaft mbH und Sony International (Europe) GmbH. Das Projekt wurde am 31.3.2001 erfolgreich beendet und hatte einen finanziellen Projektumfang von 6,56 Millionen Euro. DRiVE setzte sich zum Ziel, die spektrale Effizienz zu erhöhen und das Zusammenarbeiten verschiedener mobiler Multimedia-Standards zu verbessern. Zu diesen Standards zählen GSM, GPRS, UMTS, DAB und DVB-T. Hier ist das Nachfolgeprojekt mit dem Namen overDRiVE sehr interessant. Es befasst sich mit effizienten Mobile Multicast Lösungen und belastungsabhängiger spektraler Aufteilung zwischen verschiedenen Systemen (Dynamic Spectrum Allocation - DSA). WINEGLASS befasst sich mit der Verbindung von WLAN und UMTS über ein transparentes mobile IPv6 Core Netzwerk, welches uneingeschränkte Mobilität und QoS unterstützen soll. Im Zusammenhang mit dem WINEGLASS-Projekt wurden auch praktische Tests durchgeführt sowie Software zum Management und zur Konfiguration des Netzwerkes entwickelt. Aus diesen vier Projekten ist erkennbar, daß durchaus Bestrebungen bestehen, viele verschiedene Standards unter einen Hut zu bekommen. Alle Projekte basieren im BackboneBereich auf IPv6 und realisieren mit der Unterstützung durch mobile IP einen Inter-System Handover. 4. Dienste und Anwendungen Die Anwendungen und Dienste die in Beyond 3G angeboten werden, werden unmittelbar mit dem Erfolg oder Misserfolg dieser Mobilfunkgeneration zusammenhängen. Schon bei UMTS existiert das Problem, dass eigentlich keine sogenannte Killerapplikation vorhanden ist. Eine Killerapplikation soll für ein neues Produkt das ultimative Verkaufsargument bieten. Also ein Service, eine Applikation oder eine Anwendung die nur allein mit diesem Produkt möglich ist und den Kunden dafür begeistern soll, das Produkt zu kaufen. Nicht abzustreiten ist, daß bei UMTS gegenüber GSM ein erheblicher Technologiefortschritt erzielt worden ist. Jedoch kann man den Endkunden damit nicht für das Produkt UMTS begeistern. Es muss ich also die Frage gestellt werden: Was möchte der Endkunde mit einer neuen Mobilfunkgeneration realisiert wissen? In erster Linie steht natürlich die drahtlose Telefonie im Vordergrund. Diese ist auch schon mit GSM Europaweit problemlos möglich. Eine weltweit einheitliche, drahtlose Kommunikation war eigentlich mit IMT-2000 geplant. Ob dies tatsächlich realisierbar ist, wird man in einigen Jahren erfahren. In Europa wurde das erste UMTS Netz auf der Isle of Man installiert, noch bevor überhaupt ein UMTS Endgerät zur Verfügung stand. Dieses experimentelle Netz diente allerdings nur zum Testen einiger zukünftiger UMTS Dienste. Schon 2001 begann die Monaco Telecom im Fürstentum Monaco ein UMTS Netz aufzubauen. Unter Kooperation mit der Firma Siemens 16 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 und dem Handyhersteller NEC wurde auf gerade einmal 1,5 km2 ein UMTS Netz aufgebaut. Nach dem Startschuss am 29. Juni 2001 konnte erst Anfang des Jahres 2003 ein problemloser Übergang von einer Zelle in die andere, ohne das ein Abreißen der Funkverbindung gewährleistet werden. Als Dienste stehen der Versand von e-Mail, ein ortsabhängiger Internet- und Intranetzugang, das Musikhören in HiFi Qualität und der Empfang des ortsabhängigen Dienstes „Monaco on Air“ zur Verfügung. Der Zugang zu den Internetdiensten läuft über UMTS Endgeräte, die mit einem PDA oder Notebook verbunden sein müssen. Dabei werden Datenraten von bis zu 384 kBit/s erziehlt. Im derzeitigen Testbetrieb mit ausgewählten Bürgern hofft man das Problem der fehlenden Killerapplikation zu lösen. Allerdings konnten keine auf den einzelnen Nutzer zugeschnittenen Informationen oder Anwendungen gefunden werden. Betrachtet man die oben genannten Dienste und geht davon aus, daß diese noch erweitert werden, findet man fasst keine Anwendungen, die für eine Mobilfunkgeneration nach UMTS noch zur Killerapplikation werden könnte. Mit der Integration drahtloser Netzwerke wie IEEE 802.11 oder sogar HIPERLAN und Bluetooth hat Beyond 3G noch einen Trumpf im Ärmel. Würden diese Standards in einem Endgerät realisiert, wäre man als Nutzer damit überaus flexibel. Allerdings müsste man das Display sehr groß gestalten, um heutige WWW-Auftritte damit übersichtlich anschauen zu können. Das Endgerät wäre in seinen Dimensionen also wesentlich größer als ein normales Handy, wie wir es heute kennen. Mit einer Integration von IEEE 802.11 oder HIPERLAN sollte mit Beyond 3G auch alles das möglich sein, was jetzt schon im Internet oder WWW an Dienstleistungen verfügbar ist. E-Comerce Anwendungen in Verbindung mit Location Based Services wären ein gutes Marketingargument. In Verbindung mit sogenannten Payment Systemen könnte das mobile Endgerät die EC Karte oder die Kreditkarte ersetzen. Voraussetzung dafür ist natürlich ein ausgefeiltes Sicherheitskonzept, dem der sowieso schon verunsicherte Endkunde auch vertrauen kann. 5. Vergleich GSM, UMTS Beyond 3G In der nachfolgenden Tabelle ist ein tabellarischer Vergleich der Mobilfunkgenerationen dargestellt werden. Dieser Vergleich dieser Mobilfunksysteme fällt relativ schwer und ist eigentlich nicht repräsentativ. Ein Vergleich technischer Aspekte lässt sich ledigleich für UMTS und GSM realisieren. Für Beyond 3G sind allerdings keinerlei technische Informationen verfügbar, von dem Konzept des SDR einmal abgesehen. Interessanter ist ein Vergleich subjektiver Gesichtspunkte wie Sprachübertragungsqualität, Netzstabilität, Benutzerfreundlichkeit und Störempfindlichkeit. In den Jahren der Nutzung von GSM hat sich hier ein gutes Meinungsbild gebildet. Allerdings sind diese Infomationen noch nicht bezüglich UMTS verfügbar. Derzeit laufen die ersten Datendienste, aber ein eine subjektive Beurteilung der angebotenen Dienste ist noch nicht möglich. Ebenso existiert dieses Problem bei Beyond 3G. In den Köpfen der Entwickler haben sich zwar eindeutige Tendenzen abgezeichnet, aber es existiert noch keine einzige technische Lösung für diese Vorstellungen. Dennoch soll versucht werden die wichtigsten Eckpunkte in einer Übersicht zusammenzufassen. Die dargestellten Daten der Rubrik Beyond 3G sind daher als Richtlinien aufzufassen 17 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 Mobilfunkgeneration Erstmalige Einführung Vermittlungsart GSM 2 1992 leitungsvermittelt UMTS 3 2004 paketvermittelt Datendienste Roaming Handover teilweise integriert in Europa GSM intern integriert weltweit UMTS intern, zu GSM und seinen Datendiensten 9,6 KBit/s GPRS 171,3 KBit/s HSCSD 115,1 KBit/s EDGE 473,6 KBit/s GMSK (EDGE auch 8-PSK) TDMA quasi vollständig in Deutschland bis 2MBit/s Beyond 3G >3 >2015 paketvermittelt, IPv6 basierend integriert weltweit zu UMTS, WLAN, GSM und seinen Datendiensten >=10MBit/s QPSK/ 4PSK k.A W-CDMA 2005 Start der „Full commercial phase“, derzeit in Deutschalnd nur Datendienste verfügbar AMR 1,9 GHz – 1,98 GHz 2,01GHz – 2,17 GHz k.A k.A Datenraten, maximal Modulation Multiplex Netzabdeckung Sprachcodierung Frequenzen GSM Codec 900 Mhz, 1800 Mhz k.A. k.A. k.A. – keine Angaben 18 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks 18.05.2004 Quellen- und Literaturverzeichnis [1] Jyh-Cheng Chen, Toa Zhang, IP-Based Next-Generation Wireless Networks, John Wiley & Sons, 2004, ISBN 0-471-23526-1 [2] P. Stravroulakis, Third Generation Mobile Telecommunication Systems, Springer, 2001, ISBN 3-540-67850-6 [3] IEEE Communications Magazine, August 2002, Vol. 40 No. 8, S. 36 - 43, S. 62-67 [4] IEEE Communications Magazine, February 2003, Vol. 41 No. 2, S. 126 - 136 [5] Mobile IT Forum, 4th Generation Mobile Communications Committee, http://www.mitf.org/public_e/about/p04/p04_2.html [6] GSM World, GSM World from the GSM Association, http://www.gsmworld.com/index.shtml [7] Mobile World, The premier site for all mobile information since 1996, http://www.mobileworld.org/ [8] 3GPP, The 3rd Generation Partnership Project, http://www.3gpp.org/ [9] UMTSlink, Mobilfunktechnik transparent, http://umtslink.at/ [10] Satellite Access in FPLMTS, PhD Thesis, Robert J. Finean, http://rfinean.tripod.com/PhD/index.htm [11] Funkamateur, 02/04, S134ff, Niels Gründel „UMTS Vollausstattung in Monaco – heile Welt im Fürstentum?“ [12] Sprachcodec in GSM Mobilfunknetzen, Prof. Dr. Ing. Peter Vary, http://www.funkschau.de/heftarchiv/pdf/1998/fs07/fs9807050.pdf [13] UMTS-Report, UMTS stellt sich vor, © BörseGo - http://www.umts-report.de http://www.umts-report.com/umtsgrundlagen.php?show=2308 [14] Authentication, Authorization, and Accounting: Protocol Evaluation Copyright (C) The Internet Society (2001). All Rights Reserved. http://www.ietf.org/rfc/rfc3127.txt [15] Das Siemens Online Lexikon, © Siemens AG 2004 http://www.networks.siemens.de/solutionprovider/_online_lexikon/index.htm 19 Alexander Trica Beyond 3rd Generation Mobile Networks [16] IST, Information Society Technologies, http://www.cordis.lu/ist/home.html [17] B3G Report, 31.Okt 2003, A Publication by Systems Beyond 3G Cluster, ftp://ftp.cordis.lu/pub/ist/docs/ka4/mob_sb3g_report_200310.pdf [18 ] SDR Forum, Software Defined Radio Forum, http://www.sdrforum.org/ 18.05.2004 20