Wetten: Büros öffnen wieder

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Wetten: Büros öffnen wieder
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Wetten: Büros öffnen wieder
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Von Thomas J. Schmidt
Frankfurt. Verfügung der Stadt hin, Gerichtsurteile her: Noch immer gibt es rund 30
Wettbüros in Frankfurt. Manche, die bereits geschlossen hatten, öffnen sogar wieder.
Zum Beispiel in Praunheim. Das Werbeschild ist noch mit Plastikfolie abgedeckt, doch die
Schaufensterwerbung mit der eher unauffälligen Schrift weist auf ein Wettbüro hin. Drinnen
stehen ein paar Tische, Stühle, ein Kaffeeautomat. Das könnte im Zweifel als Caféteria
durchgehen. Die zwei jungen Damen hinter dem Tresen vermitteln jedoch Sportwetten an
„Kick tip“, einen österreichischen Wettanbieter. Der Einsatz beginnt bei 1,50 Euro. Bei vier
Euro Wetteinsatz erhält man maximal 123 Euro ausgezahlt.
Seit einigen Tagen hat das Wettbüro wieder geöffnet. Der Inhaber hatte bereits geschlossen,
auf Anraten seiner Anwälte. Mit dem jetzigen Wettbetrieb habe er nichts zu tun, sagt er. „Ich
vermittle nur das Ladenlokal, das Geschäft führt jemand anders.“
Das erinnert an das Märchen vom Hasen und dem Igel. Doch Ordnungsdezernent Boris
Rhein (CDU) will nicht zusehen. „Das Ordnungsamt schickt jemand vorbei“, kündigte er an.
„Das kann ja wohl nicht sein.“ Die Stadt Frankfurt sei streng im Umgang mit den illegalen
Wettanbietern, erst recht, nachdem jetzt der Verwaltungsgerichtshof in Kassel das Vorgehen
der Stadt bestätigt hat.
Im vergangenen halben Jahr haben 55 Betreiber ihre Wettbüros freiwillig aufgegeben. In 15
Fällen wurde das Lokal vom Ordnungsamt geschlossen und versiegelt. In einem halben
Jahr, betont der Ordnungsdezernent, gebe es in Frankfurt keine illegalen Wettanbieter mehr.
Dass einige der bereits geschlossenen Büros wieder öffnen, und sei es nur für ein paar Tage
oder Wochen, will Rhein nicht hinnehmen. „Leider haben wir nicht genug Personal, um
flächendeckend zu kontrollieren. Aber wenn wir etwas erfahren, geht es schnell.“
Für die Inhaber bedeutet dies: Die Ordnungsverfügung wird erneuert, bewehrt mit einem
Zwangsgeld von bis zu 25 000 Euro, wie Magistratsdirektor Gernot Weller vom Rechtsamt
erläutert. „25 000 Euro pro Fall – das geht ins Geld“, sagt Weller. „Die Stadt kann ihre
Interessen schon durchsetzen.“ Auch wenn es nicht darauf ankomme, die Inhaber, die ihre
Existenz verlieren, noch strafrechtlich zu belangen.
Allerdings ist es relativ schwierig, ein Geschäft zu schließen. Das geht nur, wenn darin
ausschließlich Wetten vermittelt werden. Werden dagegen Zeitungen verkauft oder Kaffee
ausgeschenkt, gilt es als Mischbetrieb. Dann muss das Ordnungsamt in jedem Einzelfall
nachweisen, dass Wetten vermittelt worden sind.
Das Ordnungsamt schickt seit einem halben Jahr Verfügungen an die Wettbüros. Die
meisten der kleinen und mittelständischen Unternehmer haben gegen die Verfügung
Widerspruch eingelegt. Nach dem Urteil aus Kassel, das jetzt bekannt wurde, sieht sich der
Ordnungsdezernent jedoch voll bestätigt.
Bis gestern sind in Franfurt insgesamt 167 Betriebe überprüft worden. In 99 von ihnen
wurden die beanstandeten Sportwetten vermittelt. 95 von ihnen erhielten
Untersagungsverfügungen, vier sind noch in Bearbeitung. Da von den 99 Wettanahmestellen
inzwischen 70 geschlossen haben, gibt es offiziell noch 29 private Wettvermittler in Frankfurt.
In 44 Fällen wurden in den vergangenen sechs Monaten Zwangsgelder eingetrieben.