Die Wirkung wird oft unterschätzt

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Die Wirkung wird oft unterschätzt
AutomatenMARKT | Juni 2006 | Märkte
Nischenprodukt Kiddy Rides
„Die Wirkung wird oft unterschätzt“
Mit bunten Geräten für kleine Leute lässt sich kein großes Geld verdienen.
Als Zusatzprodukt an Aufstellplätzen können Kiddy Rides aber durchaus
interessant sein.
„Es gibt rund 50 Unternehmen in
Deutschland, die ihr Geschäft allein
mit Kiddy Rides betreiben“, weiß
Daniel Morgenroth. „Die Wirkung der
Geräte wird oft unterschätzt. Die
Umsätze sind nämlich gar nicht so
schlecht, wie viele glauben.“
Als Geschäftsführer der Firma
Kindermagnet vertreibt Daniel
Morgenroth die bunten Hingucker, die
Kinderherzen höher schlagen lassen.
Vor fünf Jahren hat er die
Deutschland-Vertretung des
spanischen Herstellers Falgàs
übernommen.
Daniel Morgenroth ist mit dem
Kindermagnet auf Expansionskurs.
Inzwischen wurde auch ein
Tochterunternehmen in Polen gegründet.
Seit rund einem Jahr residiert
Kindermagnet in einem umgebauten
Stall eines ehemaligen Gutshofes am
Stadtrand von Lübeck. Morgenroth
schätzt die Ruhe der ländlichen Idylle. Außerdem bietet der Standort genügend Platz
für die Ausstellung und gleichzeitig eine gute Verkehrsanbindung. Die Autobahn ist
in fünf Minuten erreichbar.
„Kiddy Rides haben nichts mehr mit den schwarzen oder weißen Palomino-Pferden
zu tun, die in den 70er-Jahren vor jedem C&A-Geschäft standen“, gibt der
Unternehmer zu Protokoll. „Obwohl einige von den Pferden heute noch ihren Dienst
tun. Bei guter Pflege halten die Geräte Jahrzehnte. Und an einem guten Standort
bringen sie dann immer noch Geld.“
Für Unternehmen, die sich auf Kiddy
Rides spezialisiert hätten, sei es
realistisch, jedes Jahr zehn Prozent
der Geräte auszutauschen, meint
Morgenroth. Dann sei keines älter als
zehn Jahre.
Der Grund liegt auf der Hand: Auch
bei Kindern ändert sich im Laufe der
Zeit der Geschmack. Mit den
Schaukelpferden der 70er lassen sich
heute nur noch wenige Kids
begeistern.
Die Alternativen sind da. In
Morgenroths Ausstellung stehen
Formel-1-Renner und Geländewagen,
die fast die Größe des Originals
erreichen. Von der Harley über das
New Yorker Feuerwehrauto bis zum
Helikopter oder Jumbo-Jet gibt es eigentlich nichts, was es als Kiddy Ride nicht gibt.
Hauptsache bunt: In der Ausstellung wird
deutlich, dass die Kiddy Rides eine
Mischung aus Passantenstopper und
Quengelware sind.
Offensichtliches Markenzeichen aller Geräte ist die grellbunte Lackierung, mit der sie
vor allem ihre Funktion als Passantenstopper erfüllen. Die Kinder erwarten heute
aber mehr, und sie bekommmen auch mehr.
„Viele Kiddy Rides sind interaktiv“, erklärt
Morgenroth. „Die Kinder können auf Knöpfe
drücken oder an Hebeln ziehen und
beispielsweise Geräusche auslösen oder die
Geschwindigkeit verändern.“
Der klassische Aufstellplatz für Kiddy Rides ist
immer noch vor der Tür von Geschäften in
typischen Einkaufsstraßen. Die Eltern sollen
die Auslagen betrachten, während die Kinder
ihre Runde drehen.
Passantenstopper
Sehr viele Geschäftsinhaber würden gern ein
Kiddy Ride vor die Tür stellen, zumal sich der
Stromverbrauch auf zwei Euro pro 500
Blubbert wie ‘ne Große: Die Harley
Inbetriebnahmen beschränke, betont
Davidson ist ein echter Hingucker.
Morgenroth. Bremser seien meist die
Kommunen, die eine Übersättigung der
Fußgängerzonen mit solchen Geräten befürchteten.
„Zu unseren Kunden zählen auch einige Aufsteller von Unterhaltungsautomaten für
Erwachsene“, sagt Morgenroth. „Meist sind das Unternehmen, die
Autobahnraststätten, Campingplätze oder Freizeitparks bedienen.“
Dabei würde häufiger auf Großgeräte
zurückgegriffen, die auch für Kinder im
Grundschulalter noch interessant seien oder
die von mehreren Kindern gleichzeitig benutzt
werden könnten. Als Beispiele nennt
Morgenroth ein Karussell für drei Kinder, eine
Pferderennbahn oder das Bullriding.
Idealer Platz für die verschiedensten Formen
von Kiddy Rides, die übrigens alle TÜVgeprüft sind, seien die Hallenspielplätze.
„Binnen fünf Jahren stieg deren Zahl in
Deutschland von fünf auf 420. Ein Ende des
Booms ist nicht absehbar“, so Morgenroth.
An Papas Arbeitsplatz fühlt sich
der kleine Max so richtig wohl.
In diesem Metier ist Kindermagnet als
Deutschland-Vertreter des griechischen
Unternehmens ada-play ebenfalls aktiv.
„Wir entwickeln und planen gemeinsam mit
dem Betreiber, die Griechen bauen die Anlagen, die dann vor Ort endmontiert
werden.“
Im Jahr 2003 wurde Kindermagnet Polska gegründet. Das polnische
Tochterunternehmen hat eine 1 000 Quadratmeter große Kiddy Ride Spielwiese in
Lodz angemietet. Standort ist das laut Morgenroth 28 Hektar umfassende, größte
Einkaufszentrum Europas.

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