Der kritische KulturKurier

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Der kritische KulturKurier
BUNTSTUFEN
Der kritische KulturKurier
No. 10 - Januar 2014
Editorial
Liebe LeserInnen,
ein neues Jahr hat begonnen
und es drängt sich die Frage auf,
was wir Deutschen aus dem vergangenen Jahr mitgenommen
haben? Wird es unser Handeln
verändern, haben uns die Affären wachgerüttelt? Oder träumen wir weiter den Traum von
der ach so bequemen Politikverdrossenheit und überlassen
unsere Verantwortung lieber
den von uns gewählten Volksvertretern? Werden wir uns auflehnen gegen die schleichende
Enteignung durch die Banken,
gegen das Diktat der Wirtschaft
und Energiekonzerne, gegen die
völlige Abschaffung jeglicher
Privatsphäre durch Ausspähen
und Datenspeicherung? Werden
wir wieder den Kopf in den Sand
stecken und uns damit entschuldigen, dass wir als einzelne Bürger ja doch nichts ändern können? Und doch haben wir eine
Stimme - jeder von uns - und je
mehr ihre Stimme erheben, desto lauter wird der Chor, bis ihn
niemand mehr überhören kann.
Lasst uns endlich unsere Stimme erheben. Gemeinsam. Dann
werden wir auch gehört werden.
Sandra Grünwald
custos verlag
Impressum
BUNTST‘UFEN - Der kritische
KulturKurier erscheint monatlich.
Herausgeber:
custos verlag e.K.
Van-Meenen-Str. 20
42651 Solingen
www.custos-verlag.de
Redaktion: Sandra Grünwald
Sandy Green
Mail: [email protected]
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EXTRALAUT - EXTRABREIT
Foto: Johnny Hellstorm, 2013
(SG) Auf der Bühne brennt es
und im Zuschauerraum brodelt es. Es ist so laut, dass die
Basstöne den Magen zum Vibrieren bringen und die Ohren
schon nach wenigen Minuten
rauschen. So geht es zu, wenn
die Jungs von Extrabreit ein
Konzert geben – extralaut, extrabreit. Begonnen haben sie
1978 als eine vom Punk infizierte Garagen-Rockband aus
dem linken Umfeld ihrer Heimatstadt Hagen. Rotzig provokative Texte und knackige
Gitarren-Riffs
kombinierten
sie zu ihren unvergleichlichen
Songs. Punkig, rockig wurden
sie Wegbereiter eines neuen
Musikstils. Berühmt wurden sie
mit „Hurra, hurra, die Schule
brennt“ und damit nicht ganz
freiwillig eingemeindet in die
Neue Deutsche Welle, mit der
sie eigentlich so gar nichts zu
tun hatten. Doch Extrabreit ließ
sich nicht vereinnahmen, sie
1
machten weiter ihre Musik, ihre
Texte – verspotteten die Polizei, besangen die Kleptomanie
genauso wie die düsteren Auswirkungen von Kokain. Inzwischen sind sie älter geworden,
kommen aber noch genauso
wild, laut und eben extrabreit
auf die Bühne, wie es die treue
Fangemeinde seit Jahrzehnten
von ihnen gewohnt ist. Weder
eingestaubt noch müde geworden zelebrieren die Punk-Pop
Giganten Kai Havaii (Gesang),
Stefan Kleinkrieg (Gitarre),
Rolf Möller (Drums), Bubi Hönig (Gitarre) und Lars Larsson
(Bass) ihre Songs noch immer
mit der selben Begeisterung, die
sich sehr schnell auf das Publikum überträgt. Wer es laut und
schrill mag, dem sei angeraten,
das nächste Extrabreit-Konzert
nicht zu verpassen.
Mehr Infos im Internet unter
www.die-breiten.de
Max Kratz - Ein Künstler, der Spaß hatte
Beat-Tänzer, 1960, Bronze hochglanzpoliert Beat-Tänzer, 1960 Bronze unpoliert
(SG) Er war einer, der Kunst
nicht nur erschuf, sondern
schaffte. So entstand ein umfangreiches Werk, das von einer ungewöhnlichen Vielfalt
und einem faszinierenden Ideenreichtum geprägt ist. Max
Kratz wurde im Mai 1921 in
Remscheid geboren. Nach dem
Abschluss seiner Goldschmiedelehre begann er1941 an der
Düsseldorfer Kunstakademie
zu studieren, wurde jedoch zum
Kriegsdienst einberufen und
konnte erst 1946, als er mit bleibenden Kriegsleiden aus der Gefangenschaft entlassen wurde,
sein Studium fortsetzen. Anfang
der 1950er Jahre richtete er sich
sein erstes eigenes Atelier ein
und heiratete die Bildhauerin
Gerda Rheinberger. Die beiden
ergänzten sich und inspirierten
sich. Von Gerda stammt auch
der Spruch „Ihr hättet uns früher totschlagen sollen, dann
wäre nicht so viel entstanden“,
als die Skulpturensammlung
Salome, 1960, Bronze
von Max Kratz für einen attraktiven Kunstband fotografiert
werden musste. Leider konnte
Gerda das Erscheinen des Bandes nicht mehr erleben. Der Titel
spricht jedoch für sich. „Ich hab‘
Spaß daran gehabt!“ Es ist ein
Zitat des Künstlers Max Kratz,
das man seinem Werk auch ansieht. Ob die schwungvoll auf
Besen reitenden Hexen oder
die flach auf dem Boden ausgebreitete „Sonnenanbeterin“,
ob das friedlich schlummernde
„Träumerchen“, die Bademotive
oder das sitzende „Mädchen von
Sylt“, dessen überdimensionale
Pobacken über den Sitz hinausquellen – Max Kratz ließ immer
wieder seinen feinen und liebevollen Humor durchscheinen in
der Betrachtung seines Hauptmotives – der Mensch. Dabei
widmete er sich zum einen den
unterschiedlichen Beziehungen
zwischen den Menschen, wie
in seinen Gruppen „Beat-Tänzer“ oder „Glückliche Familie“,
suchte seine Motive aber auch
in Zweierbeziehungen und
thematisierte das „Geständnis“
ebenso wie „Zuneigung“ oder
„Zweisamkeit“.
Fasziniert
vom menschlichen Körper
experimentierte Max Kratz
mit den unterschiedlichsten
Proportionen, die er seinen
Skulpturen verlieh und stellte sie in allen nur denkbaren
und zuweilen auch undenkbaren Stellungen dar. Daneben
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entstanden zahlreiche religiöse Motive. So widmete sich der
Künstler ausgiebig der Figur des
heiligen Franziskus, beschäftigte sich mit Lukas und schuf mit
„Ecco Homo“ eine eindrückliche Bronze, die er auf einem
Holzfundstück platzierte. Max
Kratz wurde 1973 Professor im
Fachbereich Kunst und Design
an der Universität Essen. Im
Juli 2000 verstarb er nach langer Krankheit in seinem Haus
in Düsseldorf-Gerresheim. Sein
Sohn Thomas Kratz initiierte
den eindrucksvollen Bildband
„Ich hab‘ Spaß daran gehabt!
Max Kratz“, der auf über 90
kunstvoll von Jonas Becker und
Alex Hansinger gestalteten Seiten rund 95 Farbabbildungen
von Kleinplastiken des Künstlers zeigt. Daneben geben ein
ausführlicher Lebenslauf sowie
eine detaillierte Auflistung der
öffentlichen Arbeiten Auskunft
über das Leben und Schaffen
von Max Kratz.
Herausgegeben wurde der Bildband von der „Prof. Max Kratz
Stiftung“, kostet 29 Euro und
ist erhältlich im Museumsshop
des Kunstmuseums Solingen
und bei Thomas Kratz (Mail:
[email protected])
Hemdausziehende,
1983,
Bronze
Fotos: Jonas Becker und Alex Hansinger
Politik-Blog mit Spreng-Potential
(SG) Er stellt Fragen, die nicht
jeder Reporter stellen würde.
Das hat er schon immer so gehalten und tut es heute, nachdem er sich aus dem offiziellen
Zeitungsgeschäft zurückgezogen hat, auf seinem Blog. Der im
Juli 1948 in Darmstadt geborene Michael H. Spreng arbeitete
bereits während seiner letzten
Schuljahre für die „Frankfurter
Neue Presse“, die ihm nach dem
Abitur ein Volontariat anbot
und ihn anschließend als Lokalreporter behielt. Doch dann
wechselte er 1971 in die Redaktion Innenpolitik der „Welt“. Lange Jahre war Michael Spreng für
die „Bild“ tätig und machte sich
dann im Jahr 2000 als Medienund Kommunikationsmanager
selbständig. Noch immer steht
er mit beiden Füßen mitten in
der deutschen Politik, ist ein genauer Beobachter und scharfsinniger Kommentator. Auf seinem
Blog „Sprengsatz“ veröffentlicht
er seine Kommentare zum aktuellen politischen Geschehen,
aber auch zahlreiche vergnügliche Anekdoten hat er im Laufe
seiner langen Laufbahn erlebt
und versteht sie, kurzweilig zu
CD-Tipp: HIM - Tears on Tape
Mit ihrem neunten Studio-Album „Tears on tape“ haben die
Meister der düsteren skandinavischen Rockmusik ein Album
vorgelegt, das ihre Fangemeinde freuen wird. Es ist kein Meilenstein in der Musikgeschichte geworden, doch eine solide
Mischung, bei der sie wieder
einmal ganz klar zeigen, was sie
können. Von zornigen Gitarrenriffs bis hin zu sanften Tönen
decken die finnischen Dark-Rocker das gesamte Spektrum des
Gefühlslebens ab. Als Akustikversionen komponiert und dann
bis zur endgültigen Bandbreite
erweitert, stellt „HIM“ einen gereiften Sound vor. Ungewöhnliche Klangeffekte, aber auch ein-
gängige Ohrwürmer, wie „Love
Without Tears„ sind zu hören.
Ein besonderer Höhepunkt des
Albums ist „W.L.S.T.D.“ (When
Love Starts To Die), bei dem
Sänger Ville Valo seine unverwechselbare Stimme virtuos
von tiefen sanften Basstönen
bis zu energetischen Höhen
führt und mehr als einmal für
Gänsehaut-Feeling sorgt. Seit
1995 produziert die Rockband
„HIM“ (His Infernal Majesty)
aus Helsinki ihre Musik, die sie
selbst als „Love Metal“ bezeichnen und haben so einen ganz eigenen Stil entwickelt, der nicht
in eine Schublade zu stecken
ist und mit den außergewöhnlichen Texten auch eine andere
Sicht auf Liebe, Leid und Tod
zulässt.
Der
empfiehlt:
Petra Wolf
Das Bleiben schmerzt
mehr als das Gehen
Witwen erzählen von
Liebe, Tod und Trauer,
von Wünschen, Träumen und einem neu
entdeckten Leben.
200 Seiten, 12,90 €
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erzählen. Da empfiehlt er Wowereit, ein Buch über die Rechte
und Pflichten eines Aufsichtsrats zu kaufen, stellt die Frage,
ob und warum unsere Politiker
vom US-Spähprogramm Prism
nichts wussten und erzählt,
wie Kohl Russland teilte. Im
Sprengsatz-Blog lässt es sich
wunderbar stöbern und informieren – auch für Leute, die
nicht unbedingt mit beiden Füßen in der Innenpolitik stehen.
Sprengsatz - Das Politik-Blog
aus Berlin - von Michael H.
Spreng ist zu finden unter
www.sprengsatz.de
Wolfgang Christl
Fernsehen
Auschwitz
Gedenktag
Staatsführer
Halten Reden
Verurteilen
Bewältigen Geschichte
Morgen
Besuchen sie
Völkermörder
Kriegstreiber
Waffenlieferanten
Menschenverächter
Zukünftige
Staatsführer
Werden Reden halten
Werden verurteilen
Werden Geschichte
bewältigen
aus „DAFÜR - Anthologie zum
Literaturwettbewerb Menschenrechte“, custos verlag, 156 Seiten, 10 Euro - davon gehen 50
Cent an Amnesty International
ISBN 978-3-943195-06-4
Wanderfahrt durch das Bergische Land
(SG) Ab 1907 legte der Düsseldorfer Unternehmer Carl Simon
eine Diapositivsammlung über
seine Heimat und die nähere Umgebung an. Erst im Jahr
2010 wurden die verbliebenen
7000 handcolorierten Diapositive im Nachlass der Lichtbildanstalt Carl Simon & Co.
wieder entdeckt. Aus 70 dieser Aufnahmen hat der Sutton
Verlag ein außergewöhnliches
Buch gemacht, das einlädt zu
einer nostalgischen Wanderung durch das Bergische Land
zur Zeit der Weimarer Republik. Die historischen Aufnahmen zeigen nicht nur lebendige
Städte und malerische Dörfer,
sondern auch imposante Bauwerke, beispiellose Kulturdenkmäler und vor allen Dingen ursprüngliche Landschaften. Die
Farbansichten werden ergänzt
von zeitgenössischen Bildbeschreibungen, die in die Zeit
um 1930 entführen. Von der
Wupperquelle in Börlinghausen
führen die historischen Fotos den
Leser entlang der Wupper durch
die idyllischen Orte Marienheide, Oberwipper und Wipperfürth
zur Neye- und Bevertalsperre.
Hückeswagen, Beyenburg und
der Altenberger Dom werden
besucht, genauso wie die Wuppertaler Stadtteile Barmen und
Elberfeld – Schwebebahn und
Zoologischer Garten entfalten
hier ihren besonderen Charme.
Es geht durch mächtige Tannenforste, vorbei an sprudelnden Bächen, Wasserfällen und
zahlreichen Schmiedekotten. Ob
im beschaulichen Morsbachtal
oder unter der beeindruckenden
Müngstener Brücke, ob im Remscheider Farbviertel oder rund
um Schloss Burg – die farbigen
Impressionen lassen das Flair der
1930er Jahre wieder aufleben.
Ein Buch nicht nur für Nostalgiker und Liebhaber historischer
Aufnahmen.
„Eine Wanderfahrt durch das
Bergische Land – Handcolorierte Diapositive der Lichtbildanstalt Carl Simon & Co.
aus der Zeit um 1930“ ist erschienen im Sutton Verlag,
Erfurt, 84 Seiten, 18,95 Euro,
ISBN 978-3-95400-254-2
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Fotos, etc.
Ein Mikro für Jörg Schönenborn
(SG) Manchmal sind die beruflichen Wege unergründlich. So
verriet der WDR-Chefredakteur
Jörg Schönenborn, dass er als
Gymnasiast schon gerne das
Mikrophon in der Hand hielt.
Damals kommentierte er sportliche Veranstaltungen und so
wurde der Chefredakteur einer
Tageszeitung auf ihn aufmerksam. Der bot ihm einen Job im
Bereich Sport an und Jörg Schönenborn sammelte seine ersten
journalistischen Erfahrungen.
Trotzdem wollte er als 17-Jähriger damals noch etwas „Anständiges“ lernen und interessierte
sich für Naturwissenschaften.
Doch dann stand der Wehrdienst an. Der Chefredakteur,
der seinen jungen Mitarbeiter
ungern verlieren wollte, gab
Jörg Schönenborn einen Brief
an die Wehrdienststelle mit, in
dem er ausführlich darauf hinwies, wie unabkömmlich und
unverzichtbar der junge Mitarbeiter für die Redaktion doch
sei und bat um eine Stationierung in der näheren Umgebung.
Hätte die zuständige Dienststelle das berücksichtigt, wäre der
Berufsweg Jörg Schönenborns
vielleicht ein ganz anderer geworden. Doch die Bundeswehr
entschied sich, einen so hochgelobten journalistischen Mitarbeiter lieber für eigene Zwecke einzusetzen und stationierte
Jörg Schönenborn in Bonn, wo
er als Journalist arbeitete. Hier
lernte er bei großen Pressekonferenzen die weite Medienwelt
kennen – eine einschneidende
Erfahrung. Der junge Mann war
davon so fasziniert, dass er beschloss, Journalistik und Politikwissenschaft zu studieren. Nach
seiner Arbeit als freier Journalist für Funk und Fernsehen,
wurde er WDR-Hörfunk-Redakteur und dann ARD-Nachrichtenkorrespondent, bevor er
1999 die Nachfolge von Ulrich
Deppendorf als ARD-Wahlmoderator antrat und 2002 zum
WDR-Chefredakteur aufstieg.
Aktuell ist der 49-jährige Jörg
Schönenborn als neuer WDRFernsehdirektor im Gespräch.
Nutzen Sie die Chance, mit einer Anzeige
in den BUNTSTUFEN überregional bei
einem kulturell interessierten Publikum auf
sich aufmerksam zu machen!
Sprechen Sie uns an!
Tel. 0212/2537254 oder Mail: [email protected]
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