Ausgestellte Exponate mit ihrer Lebensgeschichte

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Ausgestellte Exponate mit ihrer Lebensgeschichte
Ausgestellte Fahrzeuge mit ihrer Lebensgeschichte
Neue Röhr AG, Ober-Ramstadt/Hessen
Röhr 8 Typ F (1933–1934)
2-Fenster-Gläser-Cabriolet
Dieses Cabriolet wurde 1933 auf Bestellung Martin Renners, Eigentümer des Kaufhauses
Renner in Dresden am Altmarkt, gefertigt. Es handelt sich um eine Einzelanfertigung,
eine sogenannte »Modell-Karosserie«. Da der Besitzer jedoch schnell feststellte, dass ihm
das Fahrzeug zu groß war, verkaufte er es 1936 an einen Dresdner Bauunternehmer.
Dieser nutzte das Cabriolet sowohl für geschäftliche wie auch für private Fahrten, was die
Aufnahme zeigt.
Während des Krieges wurde das Cabriolet stillgelegt. Die Wehrmacht fand keine
Verwendung dafür. Den Bombenangriff auf Dresden überstand das Fahrzeug fast
unbeschadet. Nach Kriegsende wurde das Cabriolet wieder angemeldet und blieb bis zum
Tod des Bauunternehmers (1968) in dessen Besitz in Dresden. Kurz darauf wurde der
Röhr an das Verkehrsmuseum Dresden verkauft und 1997 restauriert.
AUTO UNION AG Chemnitz, Werk Zwickau
Audi Front Typ UW (1933–1934)
4-Fenster-Gläser-Cabriolet
Die Audi UW Cabriolets wurden ausschließlich bei der Firma Gläser in Dresden gefertigt.
Dieses Fahrzeug, mit aufpreispflichtigen Speichenrädern und zweitem Ersatzrad, stammt
aus der dritten und letzten Fertigungsserie von 1934. In den 1930er Jahren gelangte es
an einen thüringischen Unternehmer. Ob es sich bei diesem um den Erstbesitzer
handelte, ist jedoch nicht mehr nachvollziehbar. Später wurde das Cabriolet innerhalb
Thüringens an eine Privatperson verkauft und höchstwahrscheinlich bis Ende der 1960er
Jahre bewegt. Der damalige Zustand verriet, dass der Audi auf dem Anwesen des
Besitzers noch den Dienst als »Lastenesel« verrichten musste und wenig später als
Ersatzteilspender diente. Der gegenwärtige Eigentümer wurde 2006 auf diesen
»Scheunenfund« aufmerksam und kaufte das Fahrzeug. Von 2007 bis 2011 restaurierte
er das Cabriolet in den Auslieferungszustand und investierte rund 3.500 Arbeitsstunden.
VEB Automobilwerk AWZ Zwickau
P70 Coupé (1957–1959)
Dieses Coupé, Baujahr 1958, wurde von einem wissenschaftlichen Assistenten in
Merseburg als Neuwagen erworben. Jener zog 1962 nach Halle/Saale und verkaufte den
Wagen an eine Einsatzleiterin in der Stadt. Drei Jahre später wechselte das Coupé erneut
den Besitzer innerhalb von Halle. Ein Ingenieur kaufte den Wagen. Er wohnte bis 1975
in der Stadt und zog danach gemeinsam mit seiner Gattin nach Neundorf/Vogtland. Nach
dem Tod des Besitzers fiel das Fahrzeug in den Besitz seiner Frau. Sie nutzte das Coupé
noch einige Jahre und verkaufte es 1987 an das Verkehrsmuseum Dresden. Der P 70
befindet sich im unrestaurierten Originalzustand.
Benz & Cie., Rheinische Automobil- und Motorenfabrik AG, Mannheim
Benz 27/70 (1914/18–1923)
Gläser-Tourenwagen
Die Karosserie wurde 1914 vom damaligen Generalfeldmarschall sowie späteren
Reichspräsidenten Paul von Hindenburg in Auftrag gegeben. Kriegsbedingt konnte das
Fahrzeug jedoch erst 1918 fertig gestellt und ausgeliefert werden. Bis Ende der 1920er
Jahre wurde der Benz im Staatsdienst eingesetzt.
In den 1930er Jahren gelangte er an die Dresdner Feuerwehr, danach an jene in
Annaberg-Buchholz. Diese verkaufte den Wagen an einen Privatmann in Gornau/
Erzgebirge, welcher den Benz teilweise zerlegte. Der Zusammenbau gestaltete sich für
ihn als zu schwierig, worauf das demontierte Fahrzeug in einer undichten Garage
langsam verfiel. Im schwer beschädigten Zustand erstand der gegenwärtige Besitzer den
zerlegten Benz Anfang der 1970er Jahre. Die darauffolgende Restaurierung gestaltete
sich in der DDR aufgrund des Materialmangels als sehr schwierig und konnte oftmals nur
in Form von Kompensationsgeschäften realisiert werden. Letztlich dauerte die
Restaurierung acht Jahre.
Königliche Hofwagenfabrik Heinrich Gläser, Dresden
Gläser Coupé (1888)
Bei diesem Coupé handelt es sich um eine von zwei Spezialanfertigungen für das
Königliche Ober-Stallamt im Jahr 1888. Dieser Kutschentyp zeichnet sich durch eine
leichte Bauart und eine gute Wendigkeit aus. Er wurde von König August II. als
Alltagswagen für kurze Wege, beispielsweise Stadtfahrten, eingesetzt. Die Historie der
Kutsche ist weitestgehend unbekannt. Anfang der 1990er Jahre gelangte sie in das
Umland Dresdens.
Der gegenwärtige Besitzer erwarb das Coupé um 2000 und ließ es– ab gesehen von
einigen technischen Bauteilen, wie Scheibenbremsen – in den Auslieferungszustand
restaurieren. Dabei kam bislang Unentdecktes ans Tageslicht.
Die Tageszeitung »Dresdner Anzeiger« vom 28. Oktober 1888 wurde hinter der Lehne
der Sitzbank (Innenraum) entdeckt. Ferner befinden sich unter dem Kutschbock
historische Prägungen und Schriftzüge.
Königliche Hofwagenfabrik Heinrich Gläser, Dresden
Gläser-Landauer (um 1890)
Erstbesitzer und genaues Baujahr dieses Landauers sind unbekannt. Die Kutsche wurde
um 1920 in Dresden von einem Landwirt aus Friedebach/Erzgebirge erworben. Bis in die
1950er Jahre hinein nutzte er sie für Hochzeiten und Jubiläen. Nach dem Tod des
Besitzers kaufte die damalige Gemeinde Friedebach das Fahrzeug. Sie nutzte es für
festliche Veranstaltungen. Der gegenwärtige Eigentümer erwarb die Kutsche 1990.
Neben Festumzügen wird sie auch wieder – auf Bestellung – bei Hochzeiten und Jubiläen
eingesetzt. Dieses Fahrzeug besticht durch seine Einzigartigkeit, vor allem hinsichtlich
der Innenausstattung. Abgesehen von einigen Aus- und Nachbesserungen befindet sich
der Landauer im Originalzustand.
Horch-Werke AG Zwickau
Horch 8 Typ 400 (1930–1931)
2-Fenster-Gläser-Cabriolet
Dieses Cabriolet war eine Bestellung der Horch-Werke als Ausstellungsfahrzeug auf dem
Pariser Automobil-Salon 1930. Da der Horch keine »Modell-Karosserie« besitzt, wird
angenommen, dass es sich um eine Kleinstserie handelte. Höchstwahrscheinlich wurde er
während der Ausstellung innerhalb Frankreichs verkauft. Das Fahrzeug wechselte den
Besitzer noch mehrfach. Nach einer Versteigerung gelangte es nach Osnabrück.
Der heutige Eigentümer erstand das Cabriolet vor ungefähr zehn Jahren. Zu diesem
Zeitpunkt befand es sich in einem schlechten und »verbastelten« Zustand. Umgehend
begann die Restaurierung in den Auslieferungszustand. Diese war sehr langwierig und
zeitintensiv und wurde erst im Sommer 2013 abgeschlossen. Gegenwärtig besitzt
der Horch wieder seine einstige mintgrüne Lackierung sowie die ursprüngliche
Bepolsterung der Sitze aus geschabtem Büffelleder. In der Sonderausstellung des
Verkehrsmuseums wird das Cabriolet erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
VEB Kraftfahrzeugwerk Audi, Zwickau
IFA F 8 (1950–1955)
Luxus-Cabriolet
1955 kaufte eine Leipziger Unternehmerin diesen F 8 als Neuwagen. Sie nutzte den
Wagen privat wie auch geschäftlich. Da sie Mitte der 1970er Jahre einen Dacia 1300
erwarb, legte sie das Cabriolet still und lagerte es in einer Garage auf dem
Firmengelände ein. Dort verbrachte es seinen »Dornröschenschlaf« bis 2007. In jenem
Jahr wurde der F 8 als Leihgabe an das Verkehrsmuseum Dresden übergeben. Da das
Fahrzeug nicht lieblos und unachtsam der Witterung überlassen, sondern gut geschützt
und belüftet abgestellt wurde, befand es sich zum Zeitpunkt der Übergabe in
einem erstaunlich gut erhaltenen Originalzustand. Lediglich handelsübliche
Reinigungsmittel und Putzlappen reichten aus, um den gegenwärtigen Zustand
herzustellen.
Adam Opel AG, Rüsselsheim
Opel Typ Kapitän (1938–1940)
2-Fenster-Gläser-Sport-Cabriolet
Dieser Opel Kapitän stammt aus dem Jahr 1939. Das Fahrzeug ist ein typischer Vertreter
der amerikanischen Linienführung im europäischen Karosseriebau der 1930er Jahre. Das
Cabriolet wurde Mitte der 1980er Jahre in den USA gefunden. Ob er direkt als Neuwagen
in die USA geliefert wurde, ist nicht bekannt, da die Geschichte des Fahrzeugs bis zu
diesem Zeitpunkt im Dunkeln liegt. 1987 wurde der Opel nach West-Berlin eingeführt.
Wenig später gelangte er nach Frankreich. Der heutige Eigentümer erwarb das Fahrzeug
1993 und restaurierte es 1996. An der linken Seite der Motorhaube wurde nachträglich
eine »Opel-Glück«-Plakette angebracht. Dies geschah als Verweis auf den früheren OpelGroßhändler Louis Glück in Dresden. Ob der Kapitän 1939 tatsächlich über diesen OpelGroßhändler bestellt wurde, ist nicht belegt.
Pilotwagen AG, Bannewitz
Pilot 6/30 (1924–1928)
Gläser-Phaeton
Die Auslieferung dieses 1926 gebauten Pilot 6/30 mit Phaetonaufbau erfolgte vermutlich
nach Plauen/Vogtland. In den folgenden Jahrzehnten bis Anfang der 1970er Jahre ist der
Verbleib des Pilot unbekannt. Sicher ist, dass er 1973 nach Zwönitz/Erzgebirge gelangte
und mehrere Besitzer hatte. 1976 wurde das Fahrzeug nach Ost-Berlin und 1986 nach
Neubrandenburg verkauft. 1997 kehrte es jedoch wieder nach Zwönitz zurück und wurde
umgehend durch das Verkehrsmuseum Dresden erworben. Der Pilot befand sich bei
Ankauf in einem schlechten Zustand. Einige Vorbesitzer hatten erfolglose
Restaurierungsversuche unternommen. Noch im gleichen Jahr begann die fachmännische
Aufarbeitung. Da es von dem Fahrzeug keine Originalaufnahmen gab, erfolgte die
Wiederherstellung des Auslieferungszustandes auf Grundlage von Quellen, Literatur und
dem Vergleich mit einem zweiten noch existierenden Pilot 6/30.
Steyr-Daimler-Puch AG, Steyr (A)
Steyr Typ 220 (1937–1941)
2-Fenster-Gläser-Sport-Cabriolet
Dieses Cabriolet wurde 1937 gefertigt. Die Geschichte des Fahrzeugs ist weitestgehend
unbekannt. Entdeckt und gekauft wurde der Steyr in Russland. Danach wechselte er den
Besitzer noch mehrfach. Vor ungefähr acht Jahren erwarb ihn der gegenwärtige
Eigentümer, der das Cabriolet in zweijähriger Arbeit restaurieren ließ.
VEB Automobilwerk Eisenach AWE
Wartburg 313-1 Sport (1957–1960)
Dieser Wartburg stammt aus der Serie des Baujahres 1959. Er wurde als Exportmodell
an einen Händler nach Unna/BRD ausgeliefert. Aufgrund einer Reklamation kam das
Fahrzeug jedoch nach kurzer Zeit in die DDR zurück. Im Werk Eisenach erfuhr es eine
Nachbesserung und lief erneut als »Neuwagen« vom Band. Ein Potsdamer Arzt kaufte ihn
daraufhin im Sommer 1960. 1963 verkaufte er den Wartburg an einen Pulsnitzer
Fuhrunternehmer. Bis 1972 erfreuten sich noch zwei weitere Besitzer an dem
Sportwagen. In dieser Zeit erhielt er den Motor aus dem Wartburg 1000 sowie
modernere Leuchten. Der vorletzte Eigentümer, der das Fahrzeug 1972 kaufte, ließ ihn in
einen sonnengelben Farbton umlackieren und zum 4-Sitzer umbauen. Der heutige
Besitzer erwarb den Wartburg, samt Originalmotor, 1994 und restaurierte ihn 2010 in
den Auslieferungszustand. Er brilliert nun wieder in seinem ursprünglichen Farbton,
ergänzt mit vielen Details.
VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau
Sachsenring P 240 Cabriolet (1956–1958)
Der Sachsenring Typ P 240 war das erste und einzige in der DDR gebaute Automobil der
Oberklasse. Den Wagen gab es in erster Linie als Limousine. Im Karosseriewerk Dresden
entstanden auch einige Cabriolets. Sie wurden ausschließlich nach Aufträgen der
Nationalen Volksarmee (NVA) als repräsentative Paradewagen gefertigt. Auf der
Mai-Parade 1956 kamen sie erstmals zum Einsatz. Ende der 1960er Jahre beschaffte das
Ministerium für Nationale Verteidigung neue Fahrzeuge, die wiederum auf der Basis des
P 240 entstanden. In der Abteilung Musterbau des VEB Sachsenring Zwickau wurden
zwei Exemplare des Sachsenring Typ P 240 „Repräsentant“ als Sonderausführung für die
NVA gefertigt. Die betagten P 240 Cabriolets wurden daraufhin über das staatliche
Vermittlungskontor an Privat verkauft. Der gegenwärtige Besitzer erstand dieses 1958er
Cabriolet im Jahr 1991 und ließ es restaurieren.
Ford Motor Company AG, Köln
Ford Typ Eifel (1935–1939)
2-Fenster-Gläser-Sport-Cabriolet
Der Typ Eifel war das zweite in Deutschland produzierte Modell des Automobilherstellers
Ford. Wie bereits der Vorgänger Typ Köln war dieses Fahrzeug keine Eigenkonstruktion.
Es handelte sich um eine von den englischen Ford-Werken übernommene Baureihe. Die
Karosserien stammten jedoch ausschließlich von deutschen Karosseriefirmen. Der Ford
Eifel war eines der meistgekauften Automobile der 1930er Jahre. Noch bis in die 1970er
Jahre hinein prägte er das deutsche Straßenbild. Die Geschichte dieses 1939er Cabriolets
ist weitgehend unbekannt. Der gegenwärtige Besitzer erwarb das Fahrzeug 1997 und ließ
es restaurieren.

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