4 5 Nagelmodellage und Nageldesign
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4 5 Nagelmodellage und Nageldesign
Nagelmodellage und Nageldesign 5 Nagelmodellage und Nageldesign Nina und ihre Schulfreundinnen treffen sich in der Eisdiele. Martina zeigt stolz ihre manikürten Nägel mit dem neuen Nagellack. Alle Mädchen sind begeistert. Nur Sabine nicht. Ihr Kommentar: „Ich glaube, meine Nägel sind die schönsten. Ich hab mir gestern eine Nagelmodellage machen lassen.“ Jetzt kann sich Sabine vor lauter Fragen nicht mehr retten. Wie wird so etwas gemacht? War es teuer? Wie lange hält das? Dient die Modellage nur der Verschönerung ...? 4 Fallen Ihnen auch noch Fragen ein? Die Ursprünge der Verschönerung der Nägel liegen in der klassischen Nagelpflege und Maniküre. Die Nagelmodellage oder künstliche Nagelerstellung ist bereits aus dem antiken Ägypten bekannt. Kleopatra z. B. hatte modellierte Fingernägel, deren Basis ein Porzellanpulver, vermischt mit einer klebrigen Flüssigkeit war. Aber auch aus China kennt man diese Technik. In Aufzeichnungen der Ming Dynastie, die auf das Jahr 1644 n. Chr. zurückgehen, wird über künstliche Nägel bei Männern, bestehend aus Reispapier, Seide oder Porzellanpulver, berichtet. 1934 bringt ein Zahnarzt aus Chicago den ersten künstlichen Fingernagel auf den Markt. Sein Produkt „Nu Nails“ ermöglichte auch Menschen, die Fingernägel kauen, schöne Nägel zu haben. Bis heute werden immer wieder neue Techniken und Materialien zur Nagelmodellage entwickelt, immer mit dem Hintergrund, den Naturnagel im natürlichen Wachstum zu fördern, zu formen und zu verschönen. 5.1 Indikationen der Nagelmodellage Nagelmodellage wird überwiegend zur Verschönerung der natürlichen Nägel eingesetzt und besonders dann, wenn die Naturnägel nicht schön sind, z. B. bei durch Unfällen verformten Nagelplatten, bei „Nagelkauern“, bei brüchigen Nägeln, bei Rillen oder auch bei zu weichen Nägeln. Je nachdem, wie der Naturnagel beschaffen ist, wird die anzuwendende Technik und das richtige Material ausgewählt. Die Kosmetische Behandlung von Nagelanomalien und die Indikationen der Nagelmodellage finden Sie in ‹ Kapitel 3.5 beschrieben. Sie sind: w Gespaltene, brüchige und weiche Fingernägel w Abgebrochene oder eingerissene Fingernägel 584455 Abb. 5.1: Modellierte Nägel 55 Pflegen und Gestalten der Hände und Nägel – LF 4 w Nagelverformungen (Hohl- und Löffelnägel, Uhrglasnägel, evtl. Krallennägel) w Nagelablösungen (Zustand nach Nagelpilzerkrankung oder Verletzung) w Nagel-Patella-Syndrom (bei Verwendung von spezieller Nagelmodellagemasse ‹ LF 8) w Nagelplattenfehlbildungen (Querfurchen, Längsrillen) w Nagelverfärbungen (Leukonychie, Gelbfärbung, Nikotinnagel, Karotinnagel, Braunfärbung, Blaufärbung) 4 Dunkle Verfärbungen können alle möglichen Ursachen haben, z. B. Vergiftung, Röntgenschädigung, Herzleiden usw. oder als Folge bei Verletzung der Nagelhaut (z. B. durch zu starkes Zurückdrücken bei der Maniküre). Der meistvorkommende „Nagelkiller“ ist jedoch der Nagelpilz (‹ Kapitel 2.3). Generelle Empfehlung ist daher, den Arzt zur Abklärung der Verfärbung zu konsultieren, bevor Sie eine Nagelmodellage anwenden. 5.2 Nagelmodellagetechniken Um Naturnägel in Form, Länge, Haltbarkeit und Struktur zu verändern werden sie modelliert. Hierfür kommen künstliche, aufklebbare Nagelspitzen (engl. = tips), lichthärtende Kunststoffe (Gele), Acryl oder Fiberglas/Seide und die entsprechenden Techniken zur Anwendung. tips Abb. 5.2: Manikürplatz Nagelmodellage verändert die natürlichen Nägel unter Einsatz künstlicher, vorgeformter Fingernagelspitzen und/oder verschiedener Materialien und Techniken in Form, Länge, Haltbarkeit und Struktur. Die Auswahl des Modellagematerials richtet sich zum einen nach der Struktur des Naturnagels, den Vorlieben der Kunden (manchmal bevorzugen sie spezielle Materialien) und der Fertigkeit eines Nageldesigners. Die unterschiedlichen Materialien können direkt auf die Naturnägel (als so genannte Naturnagelmodellage) oder auf die aufgeklebten Kunstnägel aufgebracht werden. polymerisiert Polymerisation Kunststoffe 56 w Die Geltechnik (lichthärtende Kunststoffe) Diese Technik ist in Europa die beliebteste, da sie leicht zu erlernen ist und besonders bei Naturnagelbeschichtungen eine gute Elastizität bietet. Auf dem Kunstnagel angewendet dient sie der Nagelverlängerung. Dieses Material wird immer unter einem UVA-Lichthärtungsgerät („UV-Tunnel“) ausgehärtet (polymerisiert), die hierfür angewendete UV-A-Strahlung liegt in einem Wellenbereich von 360 nm. Diese Wellenlänge ist für die Haut unschädlich und so gesundheitlich unbedenklich. Die Polymerisation von lichthärtenden Kunststoffen erfolgt durch eine fotochemische Reaktion: Die ausgestrahlte UV-Energie absor584456 Nagelmodellage und Nageldesign biert ein Molekül, die so genannte fotosensible Substanz im Gel, und setzt es in chemische Energie um. Hierauf findet eine Molekülvernetzung statt, die als Polymerisation bezeichnet wird. w Die Acryltechnik Acryl wird häufig dann verwendet wenn eine besondere Stabilität und Härte gewünscht wird. Dafür ist es nicht so elastisch wie die lichthärtenden Kunststoffe der Geltechnik, hält aber mehr und stärkeren Belastungen stand. Acryl besteht aus zwei Phasen, genannt Monomer (eine Flüssigkeit) und Polymer (ein Pulver), die direkt vor/bei der Verarbeitung miteinander vermischt werden. Es gibt Acrylarten, die unter UV-Licht aushärten müssen, und an der Luft trocknende. Die lufttrocknenden sind zwar zeitsparender, aber auch schwerer anzuwenden; es wird eine hohe Fingerfertigkeit und Erfahrung benötigt, denn das Material härtet bereits während des Verarbeitungsprozesses aus. Acryl kann als Naturnagelmodellage zur Verstärkung aufgetragen werden, in Kombination mit dem Kunstnagel zur Verlängerung der Nägel oder mithilfe einer Schablone, wodurch verlängert oder auch ‹ repariert werden kann. w Die Fiberglas- und Seidentechnik Bei dieser Technik werden drei Materialien verarbeitet: eine Seiden- oder Fiberglasfaser, die zugeschnitten werden muss oder schon fertig geformt vorliegt, Resin (engl., Harz), eine harzartige, klebende Flüssigkeit (dickflüssiger, aber sonst vergleichbar mit dem Klebstoff zum Anbringen der Nageltips), der die Faser auf den Nagel klebt, und ein Activator, der als Flüssigkeit aufgesprüht oder aufgepinselt und für die Aktivierung des Aushärtungsprozesses benötigt wird. Die Technik ist als Naturnagelmodellage oder auf dem Kunstnagel möglich. Besonders gut geeignet zur ‹ Reparatur bei eingerissenen Fingernägeln. Acryl 4 Monomer, Polymer Resin Activator Hygiene Wichtigste Voraussetzung für alle Leistungen und jeden Service, den Sie Ihren Kunden bieten, ist eine konsequente Hygiene. Diese verhindert die Ausbreitung und Weitergabe von vorhandenen Keimen oder die Entstehung einer Entzündung bei eventuell vorhandenen Verletzungen. Nur so schützen Sie sich selbst und Ihre Kunden vor Infektionen. Empfehlenswert bei Nagelarbeiten ist das Tragen von Handschuhen. Wenn Sie darauf verzichten, müssen Sie umso mehr darauf achten, dass Ihre Hände immer frisch gewaschen und desinfiziert sind. Besprühen Sie auch die Hände Ihrer Kunden mit Desinfektionsmittel. Feilen müssen Sie z. B. durch Bürsten vom Feilstaub befreien und danach mit Desinfektionsmittel besprüht, zum Trocknen legen. Verwenden Sie diese Bürste ausschließlich zum Entfernen von Feilstaub! Sehr praktisch und auch hygienischer ist es, wenn jeder Kunde seine eigene Feile hat. Diese kann mit Namen versehen im Institut aufbewahrt werden. Alle Utensilien, die Sie zur Maniküre, zur Modellage und zur Erstellung künstlicher Fingernägel verwenden, müssen vor der Behandlung trocken und desinfiziert bereit stehen. 584457 57 Pflegen und Gestalten der Hände und Nägel – LF 4 Staublunge 4 Während und nach dem Arbeiten an den Nägeln schwebt Feilstaub durch die Luft. Er besteht aus Partikeln von Nagelmaterial, Kunststoff, Acryl, Fiberglas oder Seide. Kunststoff setzt sich in der Lunge ab! Damit Sie keine Staublunge bekommen, sollten Sie einen Mundschutz tragen und eine Staubabsaugung (Handauflage mit integriertem Staubsauger) verwenden. Ihren Arbeitsplatz müssen Sie nach jeder Kundennagelbehandlung vom Staub reinigen. Am Besten nutzen Sie Einmal-Arbeitsunterlagen, die Sie vorher frisch auflegen und nachher mit dem Hausmüll entsorgen können. Zusätzlich zu den üblichen hygienischen Anforderungen (Hygieneplan ‹ Ende Kapitel 3) verlangt das Institut mit Nagelmodelllageplätzen nach häufigem Staubsaugen, Staubwischen von Regalen und Ablagen und nach guter Durchlüftung der Räume. Achten Sie immer auf Sauberkeit und Hygiene; das schützt nicht nur vor Krankheiten, sondern fördert auch das Vertrauen Ihrer Kunden zu Ihrer Arbeit. Arbeitsmaterialien Zur Erstellung von künstlichen Fingernägeln sind zusätzlich zu denen der klassischen Maniküre weitere, andere Utensilien erforderlich. Im Folgenden werden diese aufgezählt: Buffer Tips Cleaner Primer Abb. 5.3: NagelmodellageUtensilien w Feilen, Buffer (das sind rechteckige kleine Blöcke aus demselben Material wie Feilen; werden zum Feinschliff oder Polieren verwendet) w Nagel-/Tipknipser w Hautschere (‹ LF 8, Kapitel 2) w Nagelhautstäbchen (Pferdefüßchen) w Tipkleber (Spezialklebstoff zum Anbringen künstlicher Nägel) w Tips (in fünf verschiedenen Größen und in vielen Formen erhältlich, Kunststoffverlängerungen für den Fingernagel) w verschiedene Gele w Acryl w Fiberglasfaser w Cleaner (engl., Reiniger) w Primer (engl., Haftvermittler) w Desinfektionsmittel w UV-Gerät w verschiedene Pinsel 5.2.1 Anbringen eines künstlichen Fingernagels (Tip) Zuerst müssen alle natürlichen Nägel von Ihnen auf Höhe der Nagelkuppe gekürzt werden. Die Nagelplatte muss von Nagelhaut befreit und die Nagelplatte am besten mit einem Buffer mattiert werden (der natürliche Glanz der Nägel muss verschwinden). Achten Sie besonders bei dünnen Nägeln darauf, dass Sie die Nagelplatte nicht feilen, sondern nur aufrauen, um die Haftung zu verbessern. 58 584458 Nagelmodellage und Nageldesign Suchen Sie den passenden Tip aus. Es gibt viele unterschiedliche Formen: gerade, gebogen, spitz zulaufend, oval – genauso wie die Naturnägel. Das ist wichtig, da sich z. B. verformte Naturnägel, wie in einer „Schiene“ befindlich, der künstlich vorgegebenen Form nach und nach ein bisschen anpassen. Nagelverformungen können so verbessert oder behoben werden. Damit Sie sicher sind, dass es die richtige Form ist, sollten sie beim Anpassen keinen Widerstand spüren. Wählen Sie lieber eine Nummer größer, denn Verkleinern durch Feilen ist kein Problem. 4 Ist der Tip zu klein, leidet die Stabilität und er reißt leicht ein. Ein zu großer Tip steht über und löst sich meist zuerst an der Nagelspitze beginnend ab. Alle Tips haben eine Einkerbung. Diese ist dünner als der Rest des Tips, meist quadratisch, manchmal auch oval. Diese Einkerbung muss auf den Naturnagel gesetzt und bis zum Ende des dünneren Teiles an die Spitze des Naturnagels geschoben werden. Dann geben Sie in die Einkerbung den Tipkleber. Nehmen Sie lieber etwas mehr, denn überschüssigen Kleber können Sie mit dem Cleaner entfernen. Wenn Sie zu wenig Kleber nehmen, könnten Luftblasen entstehen, sich Keime ansiedeln und Bakterien- oder Pilzinfektionen auslösen. Geben Sie Tipkleber auch auf den Naturnagel. Abb. 5.4: Aufbringen des Tipklebers Achten Sie beim Anlegen des Tips darauf, dass auf keinen Fall Luftblasen entstehen. Diese sind gut sichtbar durch weißliche, kreisrunde Stellen. Am Besten nehmen Sie dann den Tip sofort wieder herunter und verwenden mehr Kleber. Wenn Sie umgekehrt aber viel zuviel Kleber verwenden, könnte sich der Kleber mit dem Nagel zu sehr an die Nagelhaut kleben und sich die Nageltips von dieser Seite aus leicht lösen. Halten Sie einige Sekunden den Tip mit etwas Druck von oben und durch einen Finger, den Sie leicht gegen den Finger der Kundin pressen. Abb. 5.5 a – d: Anbringen und Einkürzen von Tips Legen Sie gemeinsam mit der Kundin die richtige Länge fest. Kürzen Sie mit dem Nagel-/Tipknipser. 584459 59 Kosmetische Spezialbehandlungen – LF 11 2.2 Kosmetisches Baden und Duschen Die Anwendungen des kosmetischen Badens und Duschens sind unerschöpflich. Hier werden nur einige in Prinzip und Wirkung dargestellt. A Kosmetische Bäder Für ein kosmetisches Vollbad brauchen Sie eine Badewanne in einer möglichst separaten Kabine im Institut. Whirlpool hydrostatische Wirkung 11 Abb. 2.4: Blütenbad Es besteht für das Kosmetikinstitut mittlerweile eine ernorme Auswahl an geeigneten Badewannen. Es gibt sie mit Massagedüsen (‹ Whirlpool), Farblichtbestrahlung (‹ Kapitel 1), Multifunktionsbadewannen mit höhenverstellbaren und in die Wanne bis zum Boden ablassbaren Matten (so können Peeling, Massage und Bad auf derselben Behandlungsfläche stattfinden) usw. Diese eröffnen Möglichkeiten auch für kleinere Institute, da kein Badezimmer gebaut werden muss. Verschaffen Sie sich einen Überblick auf Fachmessen, bei namhaften Herstellern und in den Ihnen zugänglichen Medien. Die Anschaffung einer solchen Wanne kann sehr kostenintensiv sein, überlegen Sie genau, ob diese Investition zu Ihrem Institutskonzept (‹ Band A, LF 1, Kapitel 4.6) passt! Der Kunde sollte etwas Zeit mitbringen, denn die Behandlung kann vorbereitende Maßnahmen wie (zu entfernendes) Körperpeeling, (zu entfernende) Körpermaske, Duschen oder nachbereitende Behandlungen wie Massagen, Ruhephasen usw. einschließen. Sie sollten die Gesamtbehandlung des kosmetischen Bades, die als Wellnesserlebnis alle Sinne ansprechen soll, organisatorisch gut vorbereiten (Einlassen des Wassers und Zugabe von Badezusatz, Raumdekoration z. B. mit angezündeten Kerzen und verteilten Blütenblättern, Einlegen entsprechender Begleitmusik oder -klänge usw.). Die beim Eintauchen des ganzen Körpers in Wasser zu erspürende hydrostatische Wirkung ist als Druck von Außen, der die „normalen“ Körperfunktionen beeinflusst, zu bezeichnen: w die Durchblutung in den peripheren (in der Haut liegenden) Gefäßen wird verstärkt und die Nierenfunktion angeregt, das entlastet das Herz, w die Atmung wird erleichtert, w die Ausschüttung einiger Hormone wird verändert, w die Muskeln werden gelockert, w es entsteht Entlastung für Wirbelsäule und Gelenke, da sie nur ein Zehntel des Körpergewichtes im Wasser tragen müssen, w es kommt zu einer Anregung des Kreislaufs bei allgemeiner Druckentlastung im Körperinneren. Außerdem kommt es zu einem Inhalationseffekt durch aufsteigende Dämpfe (‹ Kapitel 2.4), die bei entsprechenden Badezusätzen (z. B. ätherische Öle) direkt über die Nasenschleimhaut aufgenommenwerden können und z. B. für Entspannung sorgen (‹ LF 10, Kapitel 4). 326 5844326 Kosmetische Wasserbehandlungen Dabei muss u. U. zuvor ein nach genauer Anleitung anzusetzender Sud (heißes Wasser über Pflanzenteile geben, ziehen lassen und Pflanzenbestandteile abfiltern) hergestellt werden. Rezepte und Anleitungen finden Sie in Fachliteratur und Fachzeitschriften oder bei verschiedenen Naturkosmetikanbietern, z. B. auch im Internet unter www.natur-kosmetik.de. Wählen Sie einen geeigneten Badezusatz nach Ihrem Beurteilungsvermögen und Fachverständnis und zusammen mit dem Kunden aus. Die Aufnahme (Penetration) der dem Badewasser zugesetzten Wirkstoffe erfolgt vermehrt durch die Haut und kann diese pflegen und deren Stoffwechsel harmonisieren. Sie sorgt aber auch für das Aufquellen der Hornschicht und kann die Haut „auslaugen“. Verschiedene Badezusätze (z. B. Kräuter, Salze, ätherische Öle usw.) wirken demnach gewollt unterschiedlich (‹ Band B, Anhang E.3 zu LF 7). Die Temperatur des Bades (Warm- und Kaltbäder ‹ Kapitel 2.1) wirkt zusätzlich unterschiedlich. Der Einsatz von Substanzen, die richtige Vorbereitung der Bäder inklusive der richtigen Temperaturen und die Einhaltung der empfohlenen Verweildauern sind genauestens zu beachten. Beispiele Ein Erfrischungsbad kann ein Kalt-, Lauwarm- oder Warmbad sein und/ oder sollte unter Herstellung und Zugabe von belebenden Zusätzen wie Zitrusessenzen oder -ölen, Rosmarinzweigen oder -öl, Basilikumblättern oder -öl erfolgen. Die Verweildauer in einem erfrischenden Bad sollte generell kürzer sein, z. B. nicht länger als 10 Minuten. Beim Aromabad ist zu beachten, dass dem ätherischen Öl ein Emulgator (‹ Band B, LF 7, Kapitel 3.2 oder ‹ Band A, Grundlagen-Lexikon, EMULSION) zugegeben wird, der für die Verteilung des Öles im Wasser sorgt. Auf natürlicher Basis sind hier Sahne oder Milch zu empfehlen, die (meist im Gegensatz zu handelsüblichen Emulgatoren) keine chemischen Rückstände enthalten. Das ätherische Öl darf je nach Essenz und gewünschter Wirkung immer nur tropfenweise dem Emulgator zugesetzt und verrührt ins Badewasser gegeben werden. Ein Entspannungsbad sollte ein Warmwasserbad sein, mit entsprechend beruhigenden und entspannenden Badezusätzen. Eine entspannende Wirkung wird mit eher 20-minütiger Badedauer erzielt. Sorgen Sie, je nach Wassertemperatur, für eine Verweildauer zwischen 10 und 20 Minuten. In dieser Zeit sollten Sie mehrmals kurz und diskret nach dem Kunden sehen und ihn/sie ggf. über das Befinden befragen. Die Wanne ist nach dem Ablassen des Wassers zu sprühdesinfizieren und gründlich von allen Rückständen zu reinigen. Kosmetische Bäder sind auch als Teilkörperanwendungen sehr beliebt und können dann in jedem Kosmetikinstitut ausgeführt werden. Beschrieben finden Sie Teilbäder in Form des Fußbades in ‹ LF 8 und in Form eines Handbades in ‹ LF 4. Aber auch Bein- und Armbäder sind vor- oder manchmal auch nach einer entsprechenden kosmetischen Behandlung durchführbar. 5844327 11 Abb. 2.5: Einlassen von Badewasser 327 Kosmetische Spezialbehandlungen – LF 11 Ein Teilbad für zu Hause Beispiel: Eine besondere Stellung kommt dem Gesichtsbad zu. Mit diesem können Hautzustände unkompliziert und direkt beeinflusst werden. Zum Beispiel kann nach wärmenden Gesichtsbehandlungen wie Inhalationsbädern oder Masken die Wärmeabstrahlung aus der Haut etwas gemindert werden, indem sich bei der Anwendung eines anschließenden Kaltgesichtsbades die Poren schließen und die Hautgefäße verengen. Hierzu tauchen Sie das Gesicht in eine mit kaltem Wasser gefüllte Schüssel ein, indem Sie die Luft anhalten. Die Augen können geschlossen oder auch geöffnet werden. Kalte Gesichtsbäder wirken erfrischend, die Gesichtshaut wirkt straffer und die zuvor aufgenommenen Wirkstoffe werden regelrecht „eingeschlossen“. Warme Gesichtsbäder werden hingegen nicht angewendet. Wie unterscheiden sich medizinische Bäder von kosmetischen? Abb. 2.6 a und b: Tätigkeiten eines Masseurs und medizinischen Bademeisters 11 Medizinische Bäder kommen zur therapeutischen Anwendung bei Rehabilitation und Kur. Sie werden z. B. im Rahmen einer medizinisch verordneten Bädertherapie verabreicht und umfassen die Anwendungen auch von Elektro-, Licht- und Strahlenbädern. Der Beruf des staatlich geprüften Masseurs und medizinischen Bademeisters erfordert eine bundeseinheitlich geregelte, gründliche Ausbildung, die in der Regel nach zweieinhalb Jahren mit Zertifikat abgeschlossen wird. Der Unterricht erfolgt an staatlich anerkannten/staatlichen Berufsfachschulen. Nach entsprechenden Prüfungen in Theorie und Praxis darf die Bezeichnung „staatlich anerkannter Masseur und medizinischer Bademeister“ verwendet werden. Die Bezeichnung ist gesetzlich geschützt und steht für einen Beruf, der für die Anwendung physikalischer Therapien bei Patienten und Kunden zuständig ist. Hierzu gehören medizinisch verordneten Massagen und Bäder, aber auch physikalisch-therapeutische Befundtechniken, Elektro-, Licht- und Strahlentherapie sowie Hydro-, Balneo-, Thermo- und Inhalationstherapien. Medizinische Bademeister/-innen sind Fachleute für die therapeutische und pflegerische Betreuung von Patienten und Kunden, denen sie z. B. Moorbäder, Solbäder, Saunabäder, Heilpackungen usw. verabreichen. Sie arbeiten in Krankenhäusern, Massagepraxen, Gesundheitszentren und Rehabilitationskliniken, aber auch in Altenheimen, bei Pflegediensten sowie in Bädern und Wellness-Einrichtungen. Sie erstellen Therapieprogramme oder gehen nach dem verordneten ärztlichen Therapieplan vor, dokumentieren den Behandlungsverlauf (in Karteikarten) und erledigen die Abrechnung mit den Krankenkassen. Kosmetische Bäder dienen ausschließlich der Entspannung, Erholung und Gesunderhaltung und werden nicht an Patienten, sondern an gesunden Kunden vorgenommen. 328 5844328 Kosmetische Wasserbehandlungen B Kosmetisches Duschen Beim Duschen treffen mehrere Wasserstrahlen sanft bis druckvoll auf die Haut. Die betroffenen Hautareale mit den in der Haut liegenden Nervenendigungen und Rezeptoren reagieren auf diesen mechanischen Reiz. Dabei spielen die Temperatur und die Druckintensität des auftreffenden Wassers eine große Rolle. Das Wasser rinnt am Körper herab und sorgt für eine leichte hautreinigende und massierende Wirkung. Warmwasserduschen werden als angenehm und entspannend empfunden, Kaltwasserduschen als erfrischend und belebend. In einem Kosmetikinstitut dient eine Duschkabine der Vorreinigung des Körpers, dem Abwaschen von Körperpeeling und Körperpackungen, der Abkühlung nach einem Saunagang und der gezielten kosmetischen Anwendung als Warmoder Heißdusche, Wechseldusche, Massagedusche oder Farblichtdusche (‹ Kapitel 1). Je nach Zweck ist die Duschdauer und Wassertemperatur unterschiedlich, verschiedene Duschmittel (‹ Band B, Anhang E.4 zu LF 7) kommen (hautzustandsgerecht) zum Einsatz. Abb. 2.7: Duschende Tab. 2.8 Verschiedene Duscharten im Vergleich Duschart Wassertemperatur Dauer Duschmittel Wirkung Körperreinigung warm 2 – 3 Minuten ja Hautreinigung, Hautglättung Abwaschen von z. B. Packungen warm 5 – 8 Minuten nein Abwaschen von Resten, Hautglättung Abkühlen lauwarm bis kalt 2 – 3 Minuten nein Vermeidung von Nachschwitzen, Erfrischung Warmoder Heißduschen warm bis heiß ca. 10 Minuten nein Erwärmung, Entspannung Wechselduschen warm – kalt – warm – kalt jeweils 3 Minuten, maximal 10 Minuten nein Durchblutungsund Stoffwechselanregung Massageduschen lauwarm 1 0 – 15 Minuten nein, aber möglich Durchblutungsund Stoffwechselanregung, „Entschlackung“, Entkrampfung, Lockerung 11 Massageduschen haben mehrere verschieden angeordnete und unterschiedlich einstellbare Massagedüsen, die fachgerecht in die Duschkabinenwände eingesetzt werden müssen. Sie sorgen für eine dosierte Verteilung des Wassers auf dem Körper und für die gewünschte Massagewirkung. 5844329 329