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Bericht aus Sizilien
13.–10. April 2016
Eine Insel mit tausend Gesichtern
V
on griechischen
Tempeln zu barocken
Kirchen und Burgen,
vom pulsierenden Leben
in Palermo und Catania
zum rauchenden Ätna. Die
Wochenblatt-Leserinnen
und -Leser entdeckten den
Zauber der Insel mit ihrem
unvergleichlichen Angebot
von Natur und Kultur.
Sizilien – die Perle von Italien – ist die
grösste italienische Insel und dementsprechend sind die Entdeckungsmöglichkeiten schier unbegrenzt.
Es ist ein altes Land, das eine Reihe
einzigartiger archäologischer Stätten
und sonniger Strände vorzuweisen
hat. Unsere bunt zusammengewürfelte Reisegruppe aus Lesern des Wochenblatts, des Birsigtal Boten und
der Oberbaselbieter Zeitung erreichte
in rund zwei Stunden Flugzeit den
Flughafen von Catania. Das Erste,
was man beim Aussteigen sieht, ist
der Ätna, mit 3323 Metern Europas
höchster aktiver Vulkan. Das Erste,
was man tut, ist, sich über das schöDie aufgestellte Reisegruppe auf den Stufen zur Kathedrale von Syrakus.
ne und warme Wetter freuen. Benvenuti in Sicilia!
Der Glockenturm von Messina mit der
grössten mechanischen Uhr der Welt.
Barock-Juwelen
Fotos: Brigitte Reinhard
Der rauchende Ätna
Für die Sizilianer ist der Ätna übrigens weiblich. Die Etna wird bewundert für ihre pyramidale Schönheit,
aber auch gefürchtet wie eine unberechenbare alte Tante, die ständig
Staub aufwirbelt und hin und wieder
grollt. Sie dampft wie eine Lok, lässt
einen langen Nebelschweif aus der
Kraterspitze ziehen, den der Wind
an ihre Flanke drückt und auf halber
Höhe wieder in den blauen Himmel
reisst.
Die meisten Menschen, die am Berg
wohnen, haben nach jedem schweren Ausbruch, der ihr Haus gespalten
und verbrannt hat, die Mauern einfach wieder aufgebaut. Als gäbe es
keinen besseren Ort als diesen, um
Reben, Oliven, Pistazien, Palmen, Kirschen, Feigen und Zitrusbäume zu
pflanzen, Bienenkörbe aufzustellen
und Marmelade zu kochen. Dame
Etna kann schliesslich auch anders.
Was sie in sanfter Verfassung an feinen Aschenportionen verstreut, ist
ein hervorragender Dünger, reich an
Phosphor, Kalium und Kalzium.
Das «Gold des Ätna»
Doch bevor uns unser Chauffeur
Sebastiano mit dem Reisebus bis zu
den Silvesterkratern brachte, besuchten wir eine Imkerei am Fusse des
Vulkans. Sebastiano Costa ist einer
von rund 800 Imkern der kleinen
Stadt Zafferana Etnea am Osthang
des Vulkans. Seinen Probierladen, in
dem die Kunden Honig und Wein
Der Ätna ist der aktivste und auch der
höchste Vulkan Europas.
Die einzigartige Kathedrale Santa
Maria Nuova in Monreale mit den
Goldmosaiken.
Über den Dächern von Palermo.
verkosten können, hat er direkt an
die erkaltete Lavawalze gebaut, die
den Ort 1992 zähflüssig glühend zu
überschwemmen drohte. Und beim
nächsten Ausbruch? Sebastiano
zuckt die Schultern. Seine Familie lebt
seit Generationen mit diesem Rumoren. Für sie als Imker, sagt er, sei es
ein Segen, auf begrenztem Raum so
üppige und unterschiedliche Vegetation zu finden. Den grössten Anteil,
rund 60 Prozent, ernten die Bienen
aus Zitronen- und Orangenblüten.
«Gold des Ätna», nennt Sebastiano
das Produkt ihres Fleisses und seiner
Arbeit. Hocherfreut über den Besuch
einer Baselbieter Reisegruppe, erzählte er uns, dass er von 1967 bis 1986
in Münchenstein lebte.
Auf einer Höhe von 1923 Meter
erblickten wir anschliessend eine
faszinierende Mondlandschaft aus
schwarzen Gesteinen und erkalteter
Lava, welche die Spuren der letzten
Ausbrüche zeigt. Für alle Reiseteilnehmer war es faszinierend, zum ersten Mal die Naturgewalt unter den
Füssen zu spüren.
Der Aufstieg zum Kraterrand war
aber dann alles andere als ein gemütlicher Spaziergang und gestaltete
sich etwas mühsam. Denn abgesehen davon, dass der Weg ewig steil
ist, rutschten wir auf dem Lavageröll
immer wieder mal ein Stück bergab.
Zwei Schritte vorwärts, ein Schritt
zurück! Doch die Anstrengung hat
sich gelohnt, die herrliche Sicht über
die tiefer gelegenen Lavafelder, die
schneebedeckten Gipfel des Ätna
und der Blick in den Kratertrichter
war faszinierend.
Wunderschöner Ausblick von der Töpferstadt Santo Stefano di Camastra auf die
Nordküste.
Gestärkt mit einer fruchtigen Granita
(gefrorenes Fruchtsafteis) und einer
Brioche, das die Einheimischen im
Sommer zum Frühstück geniessen,
gings am nächsten Tag weiter nach
Messina, durch die Nähe zum italienischen Festland wird es auch das
Tor Siziliens genannt. Auf dem Domplatz erwartete uns der 60 m hohe
Glockenturm mit der bis heute noch
grössten mechanischen Uhr der Welt.
Palermo und Monreale
Bevor wir uns in das pulsierende Leben von Palermo mit den zahlreichen
bedeutenden Denkmälern aus der
Normannenzeit stürzten, stand der
Besuch der einzigartigen Kathedrale
Santa Maria Nuova in Monreale auf
dem Programm. Das Juwel arabisch-
normannischer und romanischer Baukunst ist das Herzstück des kleinen
Städtchens, nur ganz wenige Kilometer von Palermo entfernt. Im Dom
waren wir von der flirrenden Pracht
der Goldmosaiken schier überwältigt. Auf über 6000 m2 ist eine der
vollständigsten Bilderbibeln des Mittelalters ausgebreitet.
Nach einer etwas längeren Fahrt
von Palermo quer durch die Insel an
die Südküste erreichten wir dann Agrigento und das Tal der Tempel. Als
bestens erhaltene Zeugnisse antiker
griechischer Baukunst zogen die jahrtausende alten Tempel zwischen den
einzelnen alten Olivenbäumen uns in
ihren Bann und für kurze Zeit wähnten wir uns unweigerlich im alten
Griechenland.
Mit Modica, Noto und Ragusa folgten
drei weitere Barock-Juwelen, die zum
Unesco-Welterbe erklärt wurden.
Auch wenn die Sonne nicht ganz in
jeden Winkel der romantischen Altstadtgassen geschienen hat, waren
die lieblichen Balkone, gestützt von
steinernen Engeln und Nymphen,
trotzdem beliebte Fotosujets.
Der zweitletzte Ausflugstag führte
uns in die Stadt Siracusa, die sich in
zwei verschiedene Gebiete unterteilt:
die Insel Ortygia, die über eine kurze
Brücke mit dem Festland verbunden
ist, und den eigentlichen Stadtkern
von Syrakus. Das griechische Theater,
der Altar des Hieron, das römische
Amphitheater sowie das Ohr des Dionysius – eine in den Felsen geschlagene Grotte, die einem Ohr ähnlich
ist – haben uns auf eine eindrucksvolle Zeitreise in die Antike eingeladen.
Ein sanfter antiker Wind, schillernde
Olivenbaumblätter, duftende Zitrusbäume und wettergeprüfte Tempelsäulen begleiteten uns auf dem
gemütlichen Spaziergang durch die
historische Stätte.
Den Abschluss der einwöchigen
Rundreise durch Sizilien krönten die
Städte Catania und Taormina.
Catania ist nach Palermo die zweitgrösste Stadt auf Sizilien. Die Altstadt
mit den vielen im Stil des römischen
Barock erbauten Kirchen und Denkmäler wurde von der Unesco zum
Weltkulturerbe erklärt. Das malerische Städtchen Taormina liegt auf einer Höhe von 204 Meter und ist eine
der schönsten Ortschaften der Insel.
Die engen Gassen haben uns zum
Flanieren und «Lädele» eingeladen,
einige gönnten sich auch ein wenig
dolce far niente mit Capuccino und
Gelato auf einer belebten Piazza.
Mit unserer Reiseleiterin Beate, die
seit mehr als 30 Jahren in Sizilien lebt,
hatten wir eine hervorragende Führerin an unserer Seite, die uns, verpackt
in spannende Geschichten, alles über
das Land und die Leute erzählte.
Ebenfalls mit dabei war Mark Winkler
von Media-Reisen, der die Rundreise
perfekt organisierte und die Reiseteilnehmer immer mal wieder im Bus mit
Süssigkeiten oder typisch sizilianischen
Likören verwöhnte.
Zurück im nasskalten Baselbiet,
dreht man die Taschen um und findet
Sizilien: Orangenschalen, kleine Reste von Mandelgebäck und ein paar
Aschensteinchen vom Ätna. Arrivederci Sicilia!
Brigitte Reinhard
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