Rückversicherung der Zinszusatzreserve

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Rückversicherung der Zinszusatzreserve
Kapitalmarktrisiken und Rückversicherung
Dr. Günter Schwarz
Munich Re
12. Akademietag für Verantwortliche Aktuare, 14.10.2015
12. Akademietag für Verantwortliche Aktuare,
14.10.2015
Agenda
 Warum Rückversicherung von Kapitalmarktrisiken (heute) ?
 Ist dies zulässig ?
Die aufsichtsrechtliche Sicht
 Wie funktioniert Rückversicherung von Marktrisiken ?
Ein Basismodell für Solvency II
Exkurs: Auswirkungen auf den TVOG
 Ausblick
Aktuelle Fragestellungen und Résumé
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12. Akademietag für Verantwortliche Aktuare,
14.10.2015
Rückversicherung von Marktrisiken
- Motivation
Versichertes Interesse
Solvency II
Kapitalmarktregulierung
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12. Akademietag für Verantwortliche Aktuare,
14.10.2015
Warum Rückversicherung von Marktrisiken ?
- Thesen
 Versichertes Interesse:
 Das Konzept des „Risikoausgleichs über die Zeit“ (mit den Instrumenten der
Überschuss-Politik und RfB-Steuerung) gerät an seine Grenzen.
 Solvency II:
 Marktrisiken (speziell für Zins und Spread) treiben den Kapitalbedarf.
Gleichzeitig ist eine gezielte Steuerung der Eigenmittel auf Grund des
marktnahen Diskontzinses kaum noch möglich.
 Kapitalmarktregulierung:
 Investmentbanken scheuen sich zunehmend maßgeschneiderte Lösungen für
Lebensversicherer anzubieten (Kapitalkosten unter Basel III).
Die signifikant erhöhte Komplexität in der Administration (EMIR/MIFID etc.)
behindert den Einsatz von Derivaten auf der Versicherungsbilanz.
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12. Akademietag für Verantwortliche Aktuare,
14.10.2015
Agenda
 Warum Rückversicherung von Kapitalmarktrisiken (heute) ?
 Ist dies zulässig ?
Die aufsichtsrechtliche Sicht
 Wie funktioniert Rückversicherung von Marktrisiken ?
Ein Basismodell für Solvency II
Exkurs: Auswirkungen auf den TVOG
 Ausblick
Aktuelle Fragestellungen und Résumé
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12. Akademietag für Verantwortliche Aktuare,
14.10.2015
Ist dies zulässig?
- Aufsichtsrechtliche Sicht
 Solvency II (Artikel 13 (7a)):
[Rückversicherung ist] die Tätigkeit der Übernahme von Risiken, die
von einem Versicherungsunternehmen (…) abgegeben werden.
 Auslegung entsprechend des EU-Überleitungsdokuments (MARKT/2502/07-EN)
Article 2 (1) (a) of the Directive defines reinsurance as an activity
consisting in accepting risks ceded by an insurance undertaking or
another reinsurance undertaking. The definition neither defines certain
risks or the nature of those risks, nor requires a significant or
substantial transfer of risk. The transfer of purely financial risk, e.g.
credit risk, is not excluded from the definition.
 DRS 20 – Anlage 2
[Rückversicherung ist] die Tätigkeit der Übernahme von Risiken, die
von einem Versicherungsunternehmen (…) abgegeben werden.
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Ist dies zulässig?
- Weitere kritische Fragen …
… zur Rückversicherung von Marktrisiken:
Wie sieht es in der
Handelsbilanz aus?
Erlaubt es die
Finanzrückversicherungsverordnung?
Gilt die EMIR/MIFIDRegulierung auch hier?
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Ist dies zulässig?
- Erste Antworten
 Ad FinRVV:
 Problem ist primär ein sprachliches: Aus „Finite Re“ und „Financing Reinsurance“ wurde
Finanzrückversicherung. Eine Regulierung der Absicherung von Marktrisiken stand hier
nie im Fokus.
 Ad Handelsbilanz:
 Es gibt keine klaren No-Gos, aber in Anlehnung an IFRS (-> vergleichbare Instrumente
gleich zu bewerten) ist eine gewisse Vorsicht geboten. Bei „einfachen“ Lösungen ist die
Gefahr eines Unbundling von eingebetteten Derivaten eher gering.
 Ad EMIR/MIFID:
 Rückversicherung ist von der Anwendung der Derivate-Regulierung explizit ausgenommen.
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Agenda
 Warum Rückversicherung von Kapitalmarktrisiken (heute) ?
 Ist dies zulässig ?
Die aufsichtsrechtliche Sicht
 Wie funktioniert Rückversicherung von Marktrisiken ?
Ein Basismodell für Solvency II
Exkurs: Auswirkungen auf den TVOG
 Ausblick
Aktuelle Fragestellungen und Résumé
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Wie funktioniert Rückversicherung von Marktrisiken ?
– Grundstruktur
Eine nicht-traditionelle Rückversicherung zur
Absicherung von Marktrisiken enthält mehrere
Komponenten:
Rückversicherungsstruktur:
1. Eine (traditionelle) Quotenrückversicherung, üblicherweise auf
Normalbasis mit deponierter
Deckungsrückstellung.
2. Ein Depotzins, der im Unterschied zu
traditionellen Verträgen variabel gewählt
wird, sodass spezifische Marktrisiken an
den Rückversicherer übertragen werden.
1
Quoten-Rückversicherung
Prämien
Leistungen
Reserve
Reserve-Depot
Zedent
2
3. Zusätzlich kann eine Komponente zur
Absicherung der Zinszusatzreserve
eingeschlossen werden.
Absicherung des
Marktrisikos
Rückversicherer
Variabler Depotzins
Garantiezins
3
Absicherung der ZZR
Unterschiedliche Ausprägungen
entsprechend der Zielsetzungen
des Zedenten
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Wie funktioniert Rückversicherung von Marktrisiken ?
– Motivation: Absicherung unter Solvency II (Zinsrückgangsrisiko)
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HGB
Res.
Komponenten des BSCR
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durchschn. Rechnungszins
10 Jahres Swap Rate ≈
langfristige Zinsgarantie
Solvency II Zinsstress
Komponenten des Marktrisikos
Anteil
Zinsrisiko
10
Zinsstress
HGB
Res.
5
Techn.
Prov.
0
Assets
3,5%
3,0%
2,5%
2,0%
1,5%
1,0%
0,5%
0,0%
Own
Funds
EIOPA-Zinskurve vs.
Garantiezins (30.9.2011)
Techn.
Prov. Own
Funds
Assets
Ausgangspunkt
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Wie funktioniert Rückversicherung von Marktrisiken ?
– Lösung zur Verbesserung der Solvenzquote
Garantiezins
Zinsriskio
Rückversicherer
HGB
Res.
2
Absicherung des
Marktrisikos
Variabler
Depotzins
Techn.
Prov.
Zedent
Assets
QuotenRückversicherung
(z.B. 40% Quote)
BSCR vor Rückversicherung
Own
Funds
Ausgangspunkt
1
3
Spread zum Ausgleich
zwischen mittlerem Depotund Garantiezins

Cap (z.B. bei 5%) zur
Sicherung der ÜB bei
steigendem Zins möglich
Zinsriskio

Assets
x bps Spread
BSCR nach Rückversicherung
HGB
Res.
RV
Own
Funds
10-j. Swap-Rate (Jahr t) +
Zinsstress
Techn.
Prov.
Variabler Depotzins (Jahr t) =
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Wie funktioniert Rückversicherung von Marktrisiken ?
– Kritische Würdigung des Solvency-Beispiels
Pro
 SCR spürbar reduziert – auch nach
Diversifikation
 Positiver Effekt im ALM


Verkürzung der Duration der Technical
Provisions (auf Nettobasis) bei unveränderter Asset-Duration
Maßnahme komplementär zur
Risikosteuerung auf Asset-Seite
 Stabilisierung der Own Funds

Rückversicherung gleicht den Effekt der
Zinsvolatilität auf die Technical Provisions
aus
Contra
 Ausgangspunkt war
„Risikoloser Zins ≈ Garantiezins“

Bei niedrigem Zinsniveau ist der Depotzins
nicht mehr alleine aus risikolosem Zins zu
erwirtschaften

Bei niedrigem Zinsniveau sinkt die Bedeutung
des Zins-Schocks für das SCR
 VN Beteiligung am Kapitalanlage-Ergebnis

Die „loss absorbing capacity of technical
provisions“ wird im Standardmodell (bei
hohem Zinsniveau) nicht optimal ausgenutzt
 Positiver Effekt auf die Bewertung der
Finanzgarantien

Reduktion der Technical Provisions
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Wie funktioniert Rückversicherung von Marktrisiken ?
– Exkurs: Rückversicherung und der TVOG (1)
Wirkung der Gewinnbeteiligung
Illustration: TVOG
AnlageRohüber
ergebnis Garantie -schuss
Pfad 1
Certainty Equivalent
VN
Gewinn
VU
Gewinn
165,0
100,0
65,0
48,5
16,5
Pfad 2
115,0
100,0
15,0
3,5
11,5
Pfad 3
65,0
100,0
-35,0
0,0
-35,0
115,0
100,0
15,0
17,3
-2,3
Mittelwert
Technical Provision (TP) = 117,3
Asymmetrie in der traditionellen LV
 VN werden am positiven Kapitalanlageergebnis zu 90% beteiligt; ein negatives
Ergebnis geht vollständig zu Lasten des VU.
 Solvency II zwingt zur Berücksichtigung der
Asymmetrie im Rahmen von stochastischen
Simulationen via des Zeitwerts der Optionen
und Garantien (TVOG).
Die Stochastische Projektion liefert (im Erwartungswert)
eine Verbindlichkeit oberhalb des mittleren AnlageErgebnisses.
TVOG als Teil der TP ergibt sich aus der Differenz
zwischen diesem Erwartungswert und dem
deterministischen Wert auf dem aktuellen „Certainty
Equivalent“-Pfad (mit risikolosem Zins):
Stochastisch:
CE:
TVOG
100 + 17,3
100 + 3,5
= 117,3
= 103,5
13,8
TVOG
13,8
ZÜB
EW
Garantie
3,5
100
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Wie funktioniert Rückversicherung von Marktrisiken ?
– Exkurs: Rückversicherung und der TVOG (2)
Rückversicherung
 Auf Basis einer ModCo mit
variablem Depotzins …
… unterstützt der RV den
Zedenten in Zeiten adverser
Kapitalmarktentwicklung
… finanziert durch eine
Beteiligung des RV am
Upside Potential
 Rückversicherung stabilisiert
so das Ergebnis von VN und
VU:


Hohes Anlageergebnis :
Rückversicherer wird am
positiven Ergebnis beteiligt
Niedriges Anlageergebnis:
Zedent erhält volle
Zinsentlastung durch
Rückversicherer
Beispiel
Beispiel (wie vorher unter Einschluss der Rückversicherung):
 Quote von 100% (zur Illustration)
 Depotzins := Anlageergebnis – 15 (Saldo RV = 0 im Erwartungswert)
Garantie
Depotzins
Anteil
Garantie
RV
Saldo
RV
Rohüberschuss
VN
Gewinn
(ZÜB)
VU
Gewinn
Pfad 1
165,0
Certainty Equivalent
Pfad 2
115,0
100,0
150,0
100,0
-50,0
15,0
13,5
1,5
100,0
100,0
100,0
0,0
15,0
13,5
1,5
Pfad 3
65,0
100,0
50,0
100,0
50,0
15,0
13,5
1,5
Mittelwert
115,0
100,0
100,0
100,0
0,0
15,0
13,5
1,5
Anlageergebnis
Technical Provision (TP) = 113,5
Auswirkung auf Best Estimate
Vor Rückversicherung:
TVOG
13,8
ZÜB
3,5
EW
Garantie
100
Mit Rückversicherung:
ZÜB
13,5
EW
Garantie
100
Reduktion der
Best Estimate
Liability bei
gleichzeitiger
Erhöhung der
(sicheren) ZÜB
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Agenda
 Warum Rückversicherung von Kapitalmarktrisiken (heute) ?
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Exkurs: Auswirkungen auf den TVOG
 Ausblick
Aktuelle Fragestellungen und Résumé
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12. Akademietag für Verantwortliche Aktuare,
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Ausblick
– Zwei aktuelle Fragestellungen aus der Branche
Finanzierung der ZZR
 These:
Auf Basis der Unternehmensplanung ist die
Finanzierung der ZZR aus vorhandenen
Bewertungsreserven – unterstellt eine
„normale“ Zinsentwicklung – per Stichtag
(z.B. 31.12.2014) vielfach langfristig
sichergestellt.
Unterstützung der Asset Allocation
 These:
Kapitalanleger wünschen zum aktuellen
Zeitpunkt vielfach eine (partielle) Umschichtung im Portfolio.
Dies ist faktisch nur schwer umsetzbar:

Mindestzuführung führt zu VN-Beteiligung an
den außerordentlichen Erträgen; diese sollten
aber eigentlich zur Erfüllung der langfristigen
Garantieverpflichtungen eingesetzt werden.

Erhöhung des Duration-Mismatch
Aber …
… in einem Szenario stagnierender oder fallender
Zinsen (z.B. Szenario 30.4.2015) übersteigt
der Aufwand die vorhandenen Ressourcen.
… in einem Szenario (schnell) steigender Zinsen
bauen sich die Bewertungsreserven ab, ohne
dass die Verpflichtung zum weiteren Aufbau
der ZZR wegfällt (-> HGB Problem)
 These:
Die hohe Belastung durch Spread-Risiken
unter Solvency II legt eine Veränderung der
Anlagestrategie bzw. Umschichtung in
risikoärmere Assets nahe. Die Umsetzung
gestaltet sich jedoch schwierig (siehe oben).
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Ausblick
– Rückversicherung als Antwort auf aktuelle Fragen
RV-Struktur
Wirkung der RV
 Sicherung vorhandener
Bewertungsreserven und Investition in die
Absicherung der Garantien (via
Einmalbeitrag). Alternativ …
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Quoten-Rückversicherung
Prämien
Leistungen
Reserve/Depot
2
Zedent
Absicherung des
Marktrisikos
Variabler Depotzins
Rückversicherer
Garantiezins
Einmalprämie
3
Absicherung der ZZR
Wertpapierdepot
1. Traditionelle Quotenrückversicherung
2. Depotzins soll nachhaltig aus laufenden
Kapitalerträgen finanzierbar sein; Einmalbeitrag
finanziert sich durch Auflösung von
Bewertungsreserven
3. Zinszusatzreserve ist an RV zediert. Absicherung
im Sinne von § 67 VAG durch Wertpapierdepot.
… langfristig (z.B. über 20 Jahre) sichert der RV
den Reserveaufbau (Rechnungszins) für den
auslaufenden Bestand, oder
… mittelfristig (z.B. über 5 Jahre) beteiligt sich
der RV durch Zusatzleistungen an dem
Aufwand für den Aufbau der
Zinszusatzreserve
 Einmalbeitrag wird GuV-neutral durch Auflösung von Bewertungsreserven finanziert.
 Geeignete Wahl des Depotzinses erlaubt es,
die Zinssensitivität des rückversicherten
Portfolios je nach Anforderung zu steuern.
 Rückversicherung übernimmt die Pflicht zur
Stellung/Finanzierung der ZZR.
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3 Thesen zum Abschluss
- Rückversicherung von Kapitalmarktrisiken
… ist ein neues, aufsichtsrechtlich zulässiges
Instrument zur Risikosteuerung.
… lässt sich flexibel auf die spezifischen Bedürfnisse
eines Unternehmens einstellen.
… wirkt komplementär zu den üblichen Maßnahmen
auf der Asset-Seite.
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