Leseprobe zum Lehrbuch der Enneagramm-Homöopathie

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Leseprobe zum Lehrbuch der Enneagramm-Homöopathie
ENNEAGRAMM & HOMÖOPATHIE
Lehrbuch der Enneagramm-Homöopathie
Die 9 universellen Grundmuster der menschlichen Natur und deren
homöopathische Behandlung
Ein Enneagramm-Lehrbuch für Homöopathen mit großem EnneagrammRepertorium der Geist-/Gemütssymptome
Detlef Rathmer
Widmung
Dieses Buch widme ich - in Liebe - meinen beiden Söhnen
Jonah und David,
die es mir trotz oder gerade aufgrund ihrer Lebendigkeit ermöglichen,
Bücher wie dieses zu schreiben!
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur Einführung!
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Wichtige Anmerkungen zu den sog. Flügeln!
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Wichtige Anmerkungen zu den sog. Verbindungspunkten!
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Evolution = positive Entwicklung der Enneagramm-Typen!
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Devolution = negative Entwicklung der Enneagramm-Typen!
15
Wichtige Anmerkungen zu den sog. Untertypen!
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Die Zuordnungen der 9 homöopathischen Heilmittel!
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Enneagramm-Typus 1 - Platinum metallicum!
18
Enneagrammtyp 1 - Platinum metallicum!
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Grundeigenschaften des Enneagrammtyps 1!
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Frühkindliches Muster des Enneagrammtyps 1!
19
Bewusstheitsgrade des Enneagrammtyps 1!
19
Lernaufgabe des Enneagrammtyps 1!
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Beziehungsverhalten des Enneagrammtyps 1!
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Einteilung nach der Integrierten lösungsorientierten Psychologie!
20
Ein möglicher Blick des Enneagrammtyps 1:!
20
Die Flügel des Enneagramm-Typs 1!
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Enneagramm-Typ 1 mit einem 9-er-Flügel!
24
Enneagramm-Typ 1 mit einem 2-er-Flügel!
24
Die Verbindungen des Enneagramm-Typs 1!
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Enneagramm-Typ 1 mit einer gesunden Verbindung zur 7!
26
Enneagramm-Typ 1 mit einer ungesunden Verbindung zur 7!
26
3
Enneagramm-Typ 1 mit einer gesunden Verbindung zur 4!
26
Enneagramm-Typ 1 mit einer ungesunden Verbindung zur 4!
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Die Untertypen des Enneagrammtyps 1!
28
Der Selbsterhaltungs-Untertyp!
28
Der soziale Untertyp!
28
Der sexuelle (aggressive) Untertyp!
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Die Idealisierungen des Enneagramm-Typs 1!
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Das äußere Erscheinungsbild des Enneagrammtyps 1!
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Wichtige homöopathische Geist-/Gemütsrubriken des Enneagrammtyps 1!
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Hinweise
1. Die mit (S) gekennzeichneten Rubriken sind die von Dr. M.L. Sehgal entwickelten
(gefundenen) Rubriken.
2. Die mit (R) gekennzeichneten Rubriken sind die von Detlef Rathmer entwickelten
(gefundenen) Rubriken.
3. agg. = verschlechtert; amel. = verbessert
4. Wenn von dem „Patienten“ die Rede ist, ist auch die weibliche Form gemeint, der
Einfachheit halber wurde die männliche Form gewählt!
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Anmerkung: Die Genehmigung zum Abdruck des obigen Gedichtes wurde anlässlich der Veröffentlichung dieses Werkes von Herrn Ralf Mulot vom Deutschen Verein für öffentliche und
private Fürsorge e.V. erteilt. Der Urheber des Werkes, Herr Tilman Fischer konnte - trotz großer
Bemühungen - nicht ermittelt werden und soll sich nach Bekanntwerden bitte an den Verfasser
wenden! Das Gedicht zur Enneagramm-Homöopathie entstand im Rahmen eines EnneagrammSeminars von Herrn Wilfried Reifarth vor 17 Jahren, bei dem der Urheber dieses Gedichtes
Seminarteilnehmer war!
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Vorwort zur Einführung
Sowohl in einer lebendigen Homöopathie als auch beim Enneagramm geht es um den Menschen selbst - was läge da nicht näher, als beide Systeme miteinander zu verquicken, um die
Werte und Einsichten beider Systeme zu kombinieren, so wie man die Sonne mit einem
Brennglas kombiniert, um Feuer zu machen! Immer, wenn es um den Menschen direkt geht,
dann geht es um die Frage, welche Gemeinsamkeiten uns verbinden, welche Unterschiede zwischen uns bestehen, was uns motiviert und bewegt. Das Enneagramm stellt sowohl ein
psychologisches als auch ein spirituelles System dar, die neun grundlegenden Persönlichkeitsmuster tendenziell zu beschreiben. Befasst sich der Mensch mit diesen Mustern, steigert
sich in hohem Maße seine Bewusstheit für sein eigenes Verhalten und Handeln in der Welt als
auch für das Verhalten und die Motivationen und Antriebskräfte seiner Mitmenschen. Mithilfe
der entsprechenden homöopathischen Arzneimittel können wir dabei jedem einzelnen Patienten entsprechend seiner innersten Essenz grundlegende umfassende Hilfe für seine Gesundheit
und sein Wohlbefinden schenken, denn mit den Erkenntnissen des Enneagramms, wie wir sie
in diesem Buch nachfolgend beschrieben finden, erkennen wir das essentielle Wahrnehmungs-,
Motiviations- und Handlungsmuster des Menschen, der vor uns sitzt und Hilfe benötigt. Die
homöopathischen Arzneimittel wirken dabei wie Biokatalysatoren auf die Lebenskraft, indem
sie Bewusstseinsprozesse und damit Heilreaktionen beschleunigen und dadurch dauerhaft das
vor der Erkrankung einmal vorhandene gesundheitliche Gleichgewicht des Patienten wiederherstellen.
Die neun Antriebs- und Motivationsmuster des Enneagramms sind als Diagnosemodelle dabei
von ausschlaggebender Bedeutung, weil sie detailliert, tiefgründig und umfassend die inneren
Beweggründe, Denkmuster und grundlegenden Überzeugungen eines jeden Menschen beschreiben. Neueinsteiger in die enneagrammatische Homöopathie sind daher oft erstaunt,
derartig klare und präzise Porträts von sich selbst, ihren Freunden, Eltern oder sonstigen
Vertrauten zu entdecken. Der Wert des Enneagramms besteht hier vor allem darin, zu erkennen,
welche unterschiedlichen Sichtweisen und Versionen die einzelnen Menschen von der Wirklichkeit haben. Jeder Mensch sieht durch eine andere „Wahrnehmungsbrille“ die Realität in gewisser Weise verzerrt und je stärker der Mensch sich in einem gesundheitlichen Ungleichgewicht
befindet, desto verzerrter ist diese Wahrnehmung. Dabei ist, egal wie verzerrt diese Wahrnehmung der Wirklichkeit im Einzelfall ist, keine Sichtweise dabei irgendwie besser als eine andere. Jedes der neun Enneagramm-Muster hat seine eigene innere Logik und Integrität. Jedes
Muster der neun vorhandenen Arten der Wahrnehmung, des Verhaltens und des Handelns hat
seine Stärken, Talente und Vorteile auf der einen Seite, andererseits aber auch seine Grenzen,
Stolpersteine und blinde Flecken der eigenen Natur!
Bei der Beschreibung und Erklärung der Enneagramm-Muster wird häufig das Bild von Nationalitäten dargestellt: Zwar sind wir einmalige und einzigartige Individuen und doch gehören
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wir zu einer größeren Gruppe von Menschen, die wir als Deutsche oder Chinesen oder Inder
etc. definieren. Es gibt also gemeinsame Verhaltensweisen bestimmter Nationalitäten, die wir
dann als typisch „deutsch“ oder typisch „französisch“ bezeichnen. Und doch gibt es eine große
Vielzahl von Persönlichkeiten in jedem Land, die den einzelnen Menschen einzigartig machen.
In gewisser Weise müssen wir so auch die einzelnen Enneagramm-Muster verstehen und erkennen dabei, dass es keine Methode ist, um Menschen in Schubladen zu stecken, sondern im
Gegenteil. Die enneagrammatische Sichtweise erkennt in hohem Maße die Individualität der
Persönlichkeitsstruktur der Menschen an, wobei sie aber davon ausgeht, dass in der Tiefe, in
der Essenz des Menschen „nur“ neun Prinzipien dieses Universums herrschen. Je nach
biologischer und sozio-kultureller Herkunft, Sozialisation und sonstiger Prägung durch die
Lebensumstände des einzelnen Menschen entstehen auf diese Weise jedoch im Laufe des
menschlichen Lebens „die zehntausend Eigenschaften“ jedes Individuums. In diesem Buch liegt
der Schwerpunkt auf der menschlichen Ebene des Lebens, wobei das Enneagramm weitaus
umfassender ist, da ihm kosmische Urprinzipien des gesamten Lebens innewohnen. So lassen
sich prinzipiell alle Lebensvorgänge im Kosmos (= Ordnung) durch das Enneagramm darstellen und erklären. Hier geht es in erster Linie darum, das enneagrammatische Wissen für die
Behandlung von Menschen nutzbar zu machen. Erkennen wir also im Patienten das spezifische
und essentielle Seins-Muster hinter seiner Persönlichkeit, sind wir imstande, ihm ein dieser
Charakterfixierung entsprechendes homöopathisches Heilmittel zu verordnen und Heilung
geschieht gesetzmäßig auf allen Ebenen dieses Menschen im Rahmen der kosmischen Urprinzipien!
Für sich selbst ist es von großem Vorteil beim Erlernen der enneagrammatischen Homöopathie,
das eigene Enneagramm-Muster zu entdecken. Natürlich kann das unter Umständen zunächst
eine etwas erschreckende und beunruhigende Erfahrung sein, aber der Nutzen des Erkennens
unbewusster Antriebe wird schnell deutlich. Sobald man sich ein wenig beschäftigt hat mit den
eigenen, oft unbewussten Charakterfixierungen, geben die Aspekte des eigenen Verhaltens
plötzlich einen verblüffenden Sinn. So wird nach und nach immer mehr bewusst, warum man
so denkt, fühlt und handelt, wie man es bislang selbstverständlich und unreflektiert getan hat.
Durch diese Erfahrung gesteigerter Bewusstheit ist man nach und nach fähig, die eigenen inneren Abläufe zu optimieren. Man erkennt die eigenen tiefen Überzeugungen und Schattierungen
der täglichen Handlungen und Entscheidungen und deren Auswirkungen in unseren menschlichen Beziehungen. Man erkennt, wie bislang unbewusste Handlungsmuster einen gefangen
gehalten und dazu geführt haben, dass man sich und anderen Leid zugefügt hat durch eine
unbewusste und oft verneinende Haltung dem Leben gegenüber. Solange einem diese Zusammenhänge noch unklar gewesen sind, hatte man keine wirkliche Wahl, denn man reagierte nur
entsprechend dem unbewussten Reaktionsmuster. Erst durch die Kenntnisse dieser inneren Zusammenhänge werden wir wahrhaftig frei von unserer egoistischen Persönlichkeit, die uns
ansonsten bis zum Lebensende im „Würgegriff der Unbewusstheit“ hält und unfrei leiden lässt.
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Jetzt hingegen kann man an sich selbst arbeiten, indem man erkennt, warum man selbst auf
diese oder jene Weise dem Leben gegenübertritt und warum andere es auf ihre eigene Art und
Weise genauso tun. Oft handeln wir einfach „blind“ schon seit unserer Kindheit immer nach
demselben Abwehrschema und wundern uns dann, dass unsere Lebensumstände derartig dramatisch und oft unbefriedigend sind. Wie hypnotisiert schlafwandelt der unbewusste Mensch
durch das Leben mit seinen begrenzten Vorstellungen von der Welt, anstatt die innere Fülle der
gesamten Welt zu erblicken. Aber das setzt voraus, dass man die hypnotische Brille der verzerrten Wahrnehmung eigener unbewusster Persönlichkeitsanteile abzunehmen lernt. Dabei hilft
das Studium der enneagrammatischen Homöopathie enorm. Denn um etwas zu erkennen,
muss man zuvor wissen, was man erkennen muss. Wenn man Pilze sucht, kann man diese auch
nur erkennen, wenn man sich das Wissen um die Arten der verschiedenen Pilze zuvor angeeignet hat. Erst dann kann man die gesuchten Pilze auch wirklich finden. So verhält es sich auch
mit den neun unterschiedlichen Enneagramm-Mustern und den entsprechenden homöopathischen Heilmitteln. Natürlich sind diese Muster lediglich die Karte und nicht das entsprechende
Gebiet selbst, aber ohne Karte erkennt man nicht, wo man als Mensch steht. Hat man das erkannt, wird die Karte nach und nach zweitrangig und zuletzt überflüssig, denn irgendwann
weiß man, wo man sich befindet. Übertragen auf die „Karte des Enneagramms“ heißt das, dass
der Mensch nach dem Studium des Enneagramm-Systems sowie nach Verabreichung des
entsprechenden homöopathischen Heilmittels endlich erkennt, wo er im Leben steht und wer er
in Wahrheit ist! Diese letzte Erkenntnis entzieht sich allerdings jeglicher Worte und kann letztlich nur von innen erkannt, aber nicht von außen gewusst werden!
Viele Psychologen und Psychotherapeuten sind der Auffassung, dass es bei weitem nicht ausreicht, etwas nur zu erkennen, damit man es ändern kann. Das Studium des Enneagramms hingegen führt direkt in die Tiefe des menschlichen Seins, dem essentiellen Motivations- und
Handlungsmuster des Patienten. Wenn auf dieser tiefen Ebene dem Patienten Dinge bewusst
werden, die überhaupt nicht „persönlich“ sind, weil sie die Ursache der Persönlichkeit darstellen, reicht das in der Regel aus, um tiefgreifende unbewusste Muster bewusst zu machen. In der
herkömmlichen Psychotherapie hingegen arbeitet man bis heute fast nur mit den Auswirkungen der Essenz jedes Menschen, also mit den Persönlichkeitsanteilen, die jeder Mensch im
Laufe seines Lebens ansammelt, die jedoch nur die Folgen des tiefer liegenden EnneagrammMusters des Individuums darstellen und damit seine Abwehrreaktionen. Die dahinterstehenden Abwehrmechanismen werden davon aber nicht tangiert. Beschäftigt man sich als Therapeut mit diesem mehr an der Oberfläche befindlichen Persönlichkeitsanteilen, reicht es daher in
der Tat bei weitem nicht aus, darüber beständige Bewusstheit zu erlangen, denn die Ursachen
der persönlichen Abwehrreaktionen werden auch hier nur am Rande gestreift, jedoch nicht
bewusst verarbeitet. Darin liegt allerdings die Stärke der enneagrammatischen Arbeit mit Patienten. Kombiniert mit dem entsprechenden Heilmittel aus der Homöopathie kann hier eine
beratende, dem Patienten wertfreien Raum zur Verfügung stellende Psychotherapie durchaus
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tiefgreifende Heilung auf allen Ebenen des Menschseins, auch in der Folge auf der persönlichen
Ebene, bewirken. Gerade eine Beratung durch einen in dieser Therapieform bewanderten
Homöopathen lässt den Patienten auf einer tieferen Ebene seine höheren Kapazitäten und kreativen Ressourcen erkennen, was natürlicherweise zu einem glücklicheren und zufriedeneren
Leben führen wird. Erklärt man dem Patienten, welche inneren Muster ihn krank machen, ist
das der erste Schritt in Richtung ganzheitlicher Heilung und man gibt ihm mit diesem Wissen
zusätzlich zum homöopathischen Heilmittel ein wirksames Instrument zur Bewältigung des
eigenen Lebens mit auf den Weg, welches sich orientiert an den tatsächlichen Gegebenheiten
seines Lebens.
Oft reicht die homöopathische Verordnung eines sog. Typenmittels nach enneagrammatischen
Gesichtspunkten jedoch in der Praxis nicht aus. In einer lebendigen Homöopathie und somit
auch bei der enneagrammatischen Homöopathie verordnen wir letztlich nach dem vorherrschenden psychischen Zustand des Patienten. Dieser ist grundsätzlich im Laufe eines menschlichen Lebens immer ähnlich, sodass man durchaus jedem Menschen „sein“ homöopathisches
Enneagramm-Heilmittel aufgrund seines Enneagrammtyps zuordnen kann. Diese Zuordnung
ist auch notwendig, aber letztlich nicht hinreichend, um eine lebendige und dem Leben gerecht
werdende Homöopathie zu betreiben. So können Menschen, wie wir alle aus eigener Krankheitserfahrung wissen, auch einmal während ihres Krankseins in andere psychische Zustände
kommen, in denen sie sich dann zum einen nach außen hin anders verhalten und auch nach
innen anders empfinden und die Welt ganz anders wahrnehmen als sonst in ihrem Grundzustand, der dann auch dem Grundzustand ihres Enneagramm-Mittel entspricht. In diesem
Fällen ist es immer wieder wunderbar zu erkennen, dass man dann entweder den Zustand
eines Flügels innehat (z.B. dass der Typ 5 einmal in den Ignatia-Zustand, also den Zustand von
Typ 4 verfällt) oder auch entsprechend der Verbindungen zwischen den Enneagramm-Punkten
ein Entspannungs- oder öfter auch Stresspunkt (z.B. der Typ 9 verfällt in den Zustand von Typ 6
oder Typ 3) eingenommen wird. Dann ist es jeweils wichtig, diesen veränderten Gemütszustand zu erkennen, um dann auch das jeweils entsprechende homöopathische Heilmittel des
neuen Zustand zu verordnen und nicht etwa darauf zu beharren, dass man ja den Patienten
enneagrammatisch eingordnet habe und nun immer nun dieses, sein Enneagramm-Mittel
wirken müsse - es funktioniert so leider nicht! Daher ist es bei der Behandlung kranker Menschen so wichtig, den aktuellen Geist-/Gemütszustand zu erfassen, auch wenn man dann
häufig feststellen kann, dass man doch das Heilmittel entsprechend seines GrundenneagrammTyps verordnen darf, weil eben doch dieses psychische Muster wieder einmal vorherrscht und
nicht überlagert wird vom psychischen Muster der Flügel oder Verbindungspunkte. Erfahrungsgemäß gibt es hier die klinische Beobachtung, dass man bei der homöopathischen Enneagramm-Therapie meistens mit einem oder zwei Mittel aus dem Kreis des Enneagramms auskommt während einer Behandlung, manchmal jedoch gar drei oder auch vier bis fünf
Heilmittel immer entsprechend der aktuellen Geist-/Gemütssymptomatik angezeigt sind, wo9
bei letztere Situation wohl nur bei sehr chronischem und langwierigem Kranksein des Patienten
vorzufinden ist. In aller Regel werden wir mit deutlich weniger enneagrammatischen Arzneimitteln dem Kranken zur Gesundheit verhelfen können.
Dann noch ein Hinweis zu den Potenzen: In der Homöopathie allgemein gibt es kein kontroverseres Thema als das der Potenzen, sowohl was die Potenzhöhe als auch die Art der Potenz betrifft. Nach meiner Erfahrung haben sämtliche Potenzen, Potenzhöhen sowie die vielen Arten
der Potenzwiederholungen ihre Daseinsberechtigung und ihren Platz, seien es nun C-, D-LModer Q-Potenzen in welcher Darreichungform auch immer. Alle Potenzen haben bei korrekter
Anwendung bei der Dosierung eine entsprechende Heilwirkung auf den Patienten und wenn
das Mittel gut ausgewählt wurde nach den hier nachfolgend beschriebenen Grundsätzen und
vorherrschenden Gemütsrubriken, dann kann die Heilung des Menschen stattfinden. Jeder Therapeut sollte bezüglich der Potenzen daher seine eigenen Erfahrungen machen und dann entscheiden, welche Potenzen am besten geeignet sind für seine Patienten. So ist z.B. ein großer
Vorteil der LM-Potenzen, dass man nach entsprechender Dosierungsanleitung fast sicher sein
kann, dass das Mittel in der geplanten Einnahmezeit auch wirklich noch wirkt, während man
z.B. bei C-Potenzen immer wieder sehr engen Kontakt zum Patienten beibehalten muss, damit
man mitbekommt, ob das Mittel noch seine Wirkung zeigt. Denn es gibt je nach Patient sehr
unterschiedliche Beobachtungen hinsichtlich der Wirkungsdauer einer C-Potenz. Manchmal
wirkt diese je nach den Umständen nur eine Woche oder gar nur einige Tage, manchmal aber
auch viele Monate, ohne dass man eine erneute Mittelgabe in Erwägung ziehen muss. Andererseits kann bei den LM-Potenzen, wenn man sie auch nur schematisch einsetzt, schnell eine
Überdosierung erfolgen, sodass der Patient eine sog. Spätverschlimmerung erleidet. Wird das
Mittel auf Dauer zu häufig wiederholt, macht der Patient nämlich eine sog. Mittelprüfung
durch, dass heißt, er produziert künstliche Symptome des Heilmittels durch zu häufige Anwendung des homöopathischen Arzneimittels. Diese Mittelprüfungen kommen natürlich bei
allen Arten von Potenzen vor, bei den LM- oder Q-Potenzen aber leider recht häufig, weil der
Patient das „gute Mittel“ häufig unreflektiert auch dann fleißig weiter einnimmt, wenn es ihm
nach einer gewissen Zeit aufgrund der Überdosierung zunehmend schlechter geht. Jeder
Homöopath muss hier also bei seinen Patienten sensibel und weise vorgehen entsprechend
seiner individuellen Potenzwahl und - dosierung und darf nicht den Kontakt zum Patienten mit
dem so wichtigen sog. Fallmanagement verlieren! Denn dann kann ein auch noch so passendes
und gut gewähltes Mittel genau das Gegenteil von Heilung bewirken und mitunter großen
Schaden anrichten!
Im alltäglichen Leben ist das Wissen um die enneagrammatischen Zusammenhänge hilfreich
beim Verstehen der Beziehungen zu anderen Menschen und zur Verbesserung der Kommunikation, auch im Umgang mit „schwierigen“ Menschen. Man entdeckt z.B., dass man Freundschaften oder Verwandschaften zu bestimmten Menschen pflegt entsprechend den Enneagramm-Mustern und deren Beziehungen untereinander. Bisherige Konflikte mit anderen Men10
schen relativieren sich plötzlich, weil man erkennt, das der andere ebenso wie man es bisher
selbst getan hat, unbewusst sein Enneagramm-Muster ausagiert, dabei aber nicht erkennt, dass
diese unbewusste Reaktion auf das Leben nur die „zweitbeste“ Möglichkeit ist, zu reagieren,
nämlich die unbewusste Art und Weise. Man erkennt dann mit einem Mal die Bedeutung der
Worte Jesu am Kreuz: „Herr, vergibt` Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Warum wissen
sie nicht was sie tun? Weil sie unbewusst und schlafwandlerisch durch das Leben schreiten und
einfach nicht erkennen können, warum sie so handeln, wie sie es tun! Das Enneagramm-Wissen
führt daher zu einem großen Mitgefühl dem Mitmenschen gegenüber, so wie Jesus es damals
bewusst am Kreuz empfunden haben muss. Denn wenn man weiß, dass der andere aufgrund
seiner tiefen Unbewusstheit einfach nicht anders kann als durch seinen spezifischen Abwehrmechanismus menschliches Leid zu erschaffen, dann ist damit die Grundlage gelegt für die
Vergebung und vielleicht auch dafür, dass der andere durch die ihm entgegengebrachte eigene
innere Haltung des Vergebens bewusster werden kann. Doch darauf sollte man nicht zu sehr
hoffen, denn alles fängt mit einem selbst an und niemals kann ein Mensch einen anderen zu
mehr Bewusstheit bewegen; der innere Impuls dazu, z.B. auch der innere Impuls zur Beschäftigung mit der enneagrammatischen Homöopathie, muss immer vom einzelnen selbst ausgehen,
kann allerdings durch das Vorbild eines anderen Menschen sehr wohl gefördert werden. In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern einen guten Zugang zu den nachfolgenden Beschreibungen
der neun universellen Muster der menschlichen Natur im Rahmen der EnneagrammHomöopathie als weiterer Beitrag zur Heilung von Menschen! Im übrigen verweise ich zum
Schluss dieser Einführung noch speziell auf zwei meiner Bücher: 1. auf mein EBook „Die enneagrammatische Homöopathie“, welches in Form von über hundert Übersichten einen eher intuitiven Zugang zu den einzelnen Enneagramm-Themen auch anderer Lebensbereiche als den hier
dargestellten fördert und damit als Ergänzung zu diesem Werk gedacht ist und 2. auf
„Rathmer`s Repertorium“, dem weltweit umfangreichsten homöopathischen Repertorium der
Geist-/Gemütsrubriken, aus dem die jeweils am Ende der Beschreibung eines EnneagrammMusters dargestellten Rubriken entnommen wurden. Mein besonderer Dank gilt dem Autor
und Karikaturisten Herrn Werner Tiki Küstenmacher für die honorarfreie Gestattung des Abdrucks seiner wunderbar lehrreichen neun Karikaturen zu jedem Enneagramm-Typ unter dem
jeweiligen Punkt „Das äußere Erscheinungsbild des Enneagrammtyps ... !
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Billerbeck, den 31.12.2012!
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Detlef Rathmer
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Wichtige Anmerkungen zu den sog. Flügeln
Die beiden Enneagramm-Typen, die jeweils rechts und links neben dem Haupttyp liegen, sind
die sog. Flügel! Jeder Mensch hat eine Tendenz zu einem der beiden Flügel oder auch zu beiden
Flügeln und dessen Eigenschaften, die entweder eher positiver oder negativer Art sein können.
Diese Tatsache macht es nicht immer einfach, den eigenen Haupt- oder Urtyp sofort zu erkennen! Demzufolge schätzt man sich zuweilen daher zunächst als der „Nebentyp“, also als einern
der Flügel ein. So hat z.B. der Grundtypus 7 des Enneagramms entweder einen 8-er-Flügel,
einen 6-er-Flügel oder auch eine Tendenz zu beiden Flügeln.
Die positiven Eigenschaften der Flügel sind vergleichbar mit gewissen gesunden Qualitäten, Fähigkeiten, Angewohnheiten oder Talenten des Menschen. Die negativen Eigenschaften der
Flügel sind vergleichbar mit ungesunden Qualitäten, Fähigkeiten, Angewohnheiten oder potentiellen Fallstricken, wie schon im Vorwort beschrieben. Ein ausgeprägter Flügel kann eine Persönlichkeit stark verändern.
Etwa zwei Drittel der Menschheit hat nur einen aktiven Flügel, d.h. es besteht eine offensichtliche Verbindung zu einem „Nachbartypen“; der andere Flügel mag latent vorhanden sein, aber
bleibt nach außen unbewusst. Manchmal jedoch kann es zu Verlagerungen der Flügel kommen,
sodass dann der jeweils andere Flügel aktiv wird, während der bislang aktive Flügel latent
wird. Bei ca. einem Drittel aller Menschen sind beide Flügel aktiv, was sich als Kombination von
Motivationen und Antrieben positiver sowie negativer Art nach außen erkennen lässt.
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Wichtige Anmerkungen zu den sog. Verbindungspunkten
Innerhalb des Enneagramm-Urtypus gibt es jeweils eine integrierende Verbindung zu zwei weiteren Enneagramm-Mustern. Diese Verbindungen werden oft als Entspannungs- und Stresspunkte oder auch als Sicherheits- und Stresspunkte bezeichnet. So wie bei den sog. Flügeln
gibt es da eine eine mehr oder weniger bewusste innere Verbindung oder Beziehung zu diesen
anderen Enneagramm-Punkten, die sowohl gesund als auch ungesund sein können:
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Evolution = positive Entwicklung der Enneagramm-Typen
In Zeiten der Sicherheit besteht für jeden Menschen die Chance, sich zu entwickeln. Die Entwicklung - Evolution - verläuft in Richtung der positiven Eigenschaften eines jeweils anderen
Typs des Enneagramms (= Integrationsrichtung!):
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Devolution = negative Entwicklung der Enneagramm-Typen
Allerdings besteht auch die Gefahr, sich unter Stress zurückzuentwickeln und zunehmend negative Eigenschaften anzunehmen. Die Rückentwicklung - Devolution - zielt ebenfalls auf
einen anderen Typ des Enneagramms, jedoch auf dessen negative Charakteristika und Bedürfnisse (= Desintegrationsrichtung!):
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Wichtige Anmerkungen zu den sog. Untertypen
Jedem Enneagramm-Muster werden die sog. Untertypen zugeordnet, dem Selbsterhaltungs-,
sozialen oder sexuellen (aggressive) Untertyp. Das sind gewisse menschliche Orientierungen,
zu denen die Menschen unbewusst tendieren. Wie bei den sog. Flügeln ist es möglich, dass
Patienten mehr als ein Untertypen-Thema in ihrem Leben haben. Die Untertypen sind insofern
von nützlicher Bedeutung, weil sie innerhalb des Kerns jedes Urtypen erkennen lassen, was das
Individuum besonders motiviert zum jeweiligen spezifischen Handeln in der Welt:
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Die Zuordnungen der 9 homöopathischen Heilmittel
Den neun Enneagramm-Mustern werden folgende homöopathische Heilmittel zugeordnet:
Diese Zuordnung basiert auf den Erkenntnissen des deutschen homöopathischen Arztes Dr.
med. Peter Hegemann, der somit als Begründer der enneagrammatischen Homöopathie (auch:
9 Mittel-Therapie genannt!) gelten kann.
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Enneagramm-Typus 1 - Platinum metallicum
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Flügel: 2 und 9! !
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Entspannungspunkt 7
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Stresspunkt 4
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Enneagrammtyp 1 - Platinum metallicum
Menschen (Patienten), die die Realität immer vergleichen mit einer großen Anzahl von Normen und inneren Gesetzen. Diese können sowohl objektiv und ausgewogen sein, moralisch
hochstehend oder auch repressiv (= unterdrückend, hemmend), mitunter auch kritisch und
perfektionistisch! Einser werden durch das Bedürfnis motiviert, „richtig“ zu leben und sich
und die Welt in ihrer Umgebung zu verbessern, der Antrieb hierzu basiert jedoch auf einem
unbewussten nicht gelebten Groll, den sie oft schon seit ihrer Kindheit in sich tragen. Sie
suchen Fehler bei sich und anderen, um die Welt besser zu machen. Andere fühlen sich von
diesem Menschen-Typ oft korrigiert und gemaßregelt. Der Enneagrammtyp 1 hat Angst
davor, Fehler zu machen und nicht gut genug zu sein und vor dem Verurteiltwerden. Es sind
die Perfektionisten, die Idealisten und Reformer dieser Welt, die mit kritischem Auge über
diese und sich selbst wachen. Wenn etwas nicht so läuft, wie sie es sich vorstellen, können
sie schnell zornig werden.
Grundeigenschaften des Enneagrammtyps 1
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Ordnung, Moral, Genauigkeit
Frühkindliches Muster des Enneagrammtyps 1
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Musterkind, analfixiert
Bewusstheitsgrade des Enneagrammtyps 1
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unbewusst: kritisierend, selbstgerecht, starr!
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bewusst: pflichtbewusst, Einsatz für Ideale!
Lernaufgabe des Enneagrammtyps 1
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Zu sehen, dass es viele Wege und Arten gibt, ein Ziel zu erreichen!
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Beziehungsverhalten des Enneagrammtyps 1
Einsen sind in ihrer Höchstform in Beziehungen loyal, hingebungsvoll, gewissenhaft und hilfsbereit. Sie sind ausgeglichen und haben Humor.
Wenn sie einen schlechten Tag haben, sind Einsen in Beziehungen kritisch, streitsüchtig, mäkeln
an anderen herum und zeigen sich unnachgiebig. Sie setzen hohe Erwartungen an andere.
Einteilung nach der Integrierten lösungsorientierten Psychologie
Handlungstyp (der dann auch als „Macher“ oder auf "Wollen" spezialisiert gesehen wird!)
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Handlungstyp 1 (wollen+gegenwartsorientiert+du-bezogen!)
Der Handlungstyp übergeht oft seine Gefühle und Bedürfnisse! Wenn er seine Liebesenergien
nicht aktiviert, baut er psychische und emotionale Blockaden auf, die auf Dauer in Gefühls- und
Sinnentleerung enden. Oft ist er „sein ganzes Leben nie krank“, aber am Ende stark herzinfarkt- und krebsgefährdet, weil er zu lange seine emotionalen Bedürfnisse missachtet hat.
Ein möglicher Blick des Enneagrammtyps 1:
Im Mittelpunkt des Enneagramm-Musters 1 gibt es eine starke unbewusste Tendenz, die Wirklichkeit mit dem, was sein sollte (= starkes Über-Ich!), zu vergleichen. Patienten dieses Musters
haben in der Regel eine Reihe von Standards, durch die sie sich selbst bewerten, das Verhalten
anderer und die Welt um sie herum. Der innere Richter ist gnadenlos und wird unbewusst nach
außen projiziert. Die entsprechenden gelebten Ideale dieser Menschen unterscheiden sich jeweils von Person zu Person. Einige leben ihre strengen Ideale eher auf spiritueller Ebene, während andere eher auf beratender Ebene ihre von einem starken Über-Ich geprägten Normen
ausleben. Einige Patienten dieses Enneagramm-Musters mögen sich auf gute Manieren konzentrieren, während andere versuchen, soziale Reformen anzustreben. Oder der Mensch versucht
einfach nur ein aufrechtes, moralisch hochstehendes Leben zu führen oder ist darauf bedacht,
den Beruf so gut wie möglich auszuführen.
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In gewisser Weise gesund ist von diesem Standpunkt aus die Fähigkeit des Enneagramm-Typs
1, sich um moralische Wahrnehmung und objektive Bewertung zu bemühen. Mehr als andere
Enneagramm-Typen versuchen sie, ethisch anspruchsvoll, leidenschaftslos und fair zu sein und
nach diesen Grundsätzen auch zu handeln.
Bewussten Menschen des Typs 1 können selbstlos, moralisch heldenhaft und bereit sein, viel für
ihre Prinzipien zu opfern. Haben sie eine Aufgabe oder ein konkretes Ziel, können sie hart und
verantwortungsbewusst darauf hinarbeiten bis zur endgültigen Vollendung. Ethische Grundsätze und persönliche Integrität sind ihnen dabei wichtiger als reine Zweckmäßigkeit, Gewinn
oder einfache Lösungen. Im bewussten Zustand zeigen die Menschen des Typs 1 einen ausgeglichenen, fröhlichen Perfektionismus, der im Einzelfall durch eine vergebende und mitfühlende Haltung anderen Menschen gegenüber gemildert wird.
Bei weniger bewussten Einsern degeneriert jedoch die Beschäftigung mit ihren Prinzipien und
hohen Idealen zu einer ständigen Sorge um alltägliche Dinge. Unbemerkt schleicht sich hier das
Ego der Eins gut verkleidet und für den Einser-Typ unbemerkt, da unbewusst ein und höhere
Moral wird zu scheinheiligem Moralismus, scharfsinnige Klugheit und objektive Einsicht in die
Veränderungen des Lebens verwandeln sich in einseitiges Urteilen und Kritisieren.
Im Zustand zunehmender Unbewusstheit wird sich der Mensch dieses Einser-Musters immer
noch zugunsten der Normen weiterhin wie bislang in gewisser Weise „opfern“, aber nach und
nach entsteht in ihm ein immer größer werdendes Maß an Groll bzw. bricht der innere und bislang gut versteckte, nicht nach außen gerichtete Zorn schließlich doch hervor. Der EinserMensch bzw. -Patient kann dann seinen Mitmenschen gegenüber mitunter offen kritisch entgegentreten, zuweilen sogar verärgert und böse werden, falls sein Reformeifer nicht von anderen
genauso befürwortet wird. Äußerlich betrachtet arbeiten Einser in diesen Zeiten weiterhin hart
und ausdauernd, halten sich weiterhin an ihre strengen Verhaltensmaßstäbe, doch durch den
hervortretenden inneren Groll kann ihre ansonsten sachliche Ausdrucksweise durch scharfzüngige Bemerkungen unterbrochen werden. Ihre frühere innere Ausgeglichenheit und ihre ethischen Perspektiven weichen zunehmend dann einem dualistischen Denken, was sich dann reduziert auf ein „Entweder/oder“ oder „Richtig/falsch“, wobei komplexe Situationen schließlich „Schwarz-Weiß-Entscheidungen“ nach sich ziehen.
Der Versuch der Eins, ein guter Mensch zu sein, ist manchmal ein verkrampftes Unterfangen,
manchmal führt das zu allzu starrem Verhalten und einer Tendenz zur übertriebenen, obsessiven Sorge. Im unbewussten Zustand verteidigt die Eins ihre Wünsche und Ansichten mit allen
Mitteln, auch wenn diese sich objektiv betrachtet als gar nicht so gut darstellen. Aber das kann
der Mensch des Enneagramm-Typs 1 nicht mehr erkennen, zumal die inneren negativen Impulse zunehmend durchbrechen und dem verzweifelten Versuch der Eins weichen, nach außen hin
die Fassade von tugendhaftem Verhalten aufrechtzuerhalten. Daraus können dann ernsthafte
soziale Probleme entstehen, weil Einser nicht erkennen können, wenn sie zornig und ärgerlich
werden und dabei nicht erkennen, wie beleidigend oder repressiv sie sich anderen gegenüber
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verhalten. Fühlt sich die Eins unsicher oder kritisiert, besteht die Abwehrreaktion darin, starke
Urteile zu fällen und dieser Enneagramm-Typ fühlt sich dabei gerechtfertigt, anstatt die Realität
zu akzeptieren, wie sie gerade ist.
Nimmt diese Art von Unbewusstheit dem Leben gegenüber zu, können die Menschen dieses
Enneagramm-Typs blinden Eifer entwickeln, immer obsessiver werden und schließlich sogar
paranoide Wahnvorstellungen entwickeln. Sie sind dann mitunter zu tiefer Grausamkeit fähig
im Dienste des Guten. Zunehmend kommt es in Fällen dieser Art zu moralischen Eitelkeiten
und heuchlerischem Verhalten, wobei versucht wird, die einstigen Ideale wie besessen auf ungesunde Art und Weise zu realisieren.
All das, was die Eins im dekompensierten Zustand an sich selbst und ihrem Verhalten missbilligt, wird sie bei anderen verurteilen. Sie erlauben es sich selbst nicht, aus sich heraus moralisch schlecht zu handeln. Doch in diesem unbewussten Zustand verneinen sie die eigenen
inneren Bedürfnisse und Wünsche und projizieren sie nach außen. Die unmoralische böse Welt
ist dann plötzlich für alles verantwortlich und die eigene „moralische Integrität“ ist dann wieder einmal die Richtschnur für diese Welt!
Sind die Angehörigen dieses Enneagrammtyps relativ bewusst, sind sie moralisch hochstehend,
verlässlich, produktiv, klug, idealistisch, gerecht, ehrlich, ordnungsliebend und diszipliniert.
Relativ unbewusste Einser sind hingegen bewertend, unflexibel, dogmatisch, zwangsneurotisch, kritisch, überaus ernst, überwachend, ängstlich und mitunter eifersüchtig.
In Entsprechung der Jung`schen Terminologie gibt es verschiedene Ausprägungen des Enneagramm-Typs 1:
Extravertierte Einsen sind oft Führungspersönlichkeiten und versuchen, ihre Auffassung dessen,
was sie für Perfektion halten, anderen aufzudrängen.
Introvertierte Einsen lenken ihren Perfektionismus nach innen und versuchen eher, sich selbst zu
verbessern.
Empfindsame Einsen sind praktisch veranlagt, kümmern sich um Einzelheiten und mögen Regeln
und die Tradition.
Intuitive Einsen sind oft idealistische Neuerer und unkonventionelle Individualisten.
Denkende Einsen sind logisch, analytisch und kritisch veranlagt, ihnen geht es mehr um Daten
und Fakten als um den Menschen.
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Fühlende Einsen helfen gerne, sind harmonieliebend, haben mehr Angst vor Kritik und wenden
ihren Ärger eher nach innen.
Urteilende Einsen sind verlässlich, wohlorganisiert und strukturiert.
Wahrnehmende Einsen sind flexibler, anpassungsfähiger und spontaner.
Urteilen ist der Hauptzug der Eins.
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Die Flügel des Enneagramm-Typs 1
Enneagramm-Typ 1 mit einem 9-er-Flügel
Einser mit einem 9-er-Flügel wirken äußerlich ruhig und gefasst, obwohl Gefühlsausbrüche
möglich sind. Sie haben oft eine losgelöste, über den Dingen des Lebens stehende Art und Weise an sich, sodass sie mit dem Enneagramm-Typ 5 verwechselt werden können. Ihre Stärke besteht darin, Prinzipien zu formulieren und gutzuheißen, die wenig menschliche Wärme beinhalten. Im bewussten Zustand können sie objektiv, ausgewogen, kühl und gemäßigt in ihren
Urteilen und sonstigen Bewertungen sein. Im mehr unbewussten Zustand haben sie zu hohe
perfektionistische Erwartungen an ihre Mitmenschen, die einfach von diesen nicht vollständig
erfüllt werden können. Ihre sozialen und politischen Meinungen mögen äußerst logisch sein,
letztlich sind sie jedoch herzlos und hart, manchmal gnadenlos bis hin zu unwissender Grausamkeit. Die Regeln stehen immer an erster Stelle und müssen in jedem Fall befolgt werden, es
gibt da keine Ausnahmen! In ihrer äußeren Erscheinung sind sie oft ein wenig farblos. Viele
Einser mit Neuner-Flügel sind ordentlich und angemessen gekleidet, lieben funktionelle Bekleidung, die angemessen zum Anlass erscheint, achten aber darauf, nicht protzig zu wirken. Die
Betonung von Funktion ist in ihren gesamten Lebensumständen wieder zu erkennen. Praktikabilität wird von Einsern mit 9-er-Flügel hochgeschätzt. Insgesamt kann man beobachten, dass
Einsen mit einem stärker entwickelten Neuner-Flügel häufig ruhiger, entspannter, objektiver
und distanzierter sind.
Enneagramm-Typ 1 mit einem 2-er-Flügel
Einser mit diesem Zweier-Flügel verfügen in der Regel über mehr menschliche Wärme. Sie
verstehen trotz ihrer hohen Ansprüche und Prinzipien, dass andere ihren Ansprüchen oft nicht
gerecht werden und können es ihnen vergeben. Ein gewisser Humanismus ist diesem EinserTyp innewohnend. Er zeigt Verständnis dafür, dass die Menschheit nicht immer ihr Bestes geben kann, arbeitet selbst aber hart daran, die Bedingungen für andere zu verbessern und opfert
Zeit und Energie, um gute Werke zu tun. Wenn Einser mit diesem 2-er-Flügel unbewusster
werden, werden sie unbeständiger, flüchtiger, leichter erregbar, hitzig, reizbar bis jähzornig und
werden dabei selbstgerecht. Dann verhalten sie sich herrisch bis autoritär und erheben den
moralischen Zeigefinger. Missbilligende oder tadelnde Vorträge können in der Folge eine Art
von emotionaler Empfindlichkeit ausdrücken. Sie erteilen anderen dann übermäßig Ratschläge,
die sie aber selbst nicht einzuhalten im Stande sind. Immer mehr kann dann ein heuchlerisches
Verhalten an den Tag gelegt werden, weil die Eins so davon überzeugt ist, dass sie die moralisch
besten Absichten hat. Dabei übersieht sie regelmäßig die Ungereimtheiten in ihrem eigenen
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Verhalten. In persönlichen oder intimen Lebensbereichen ist dieser Einser-Typ mit 2-er-Flügel
viel schneller eifersüchtig als der Einser-Typ mit 9-er-Flügel. Insgesamt kann man beobachten,
dass Einsen mit einem stärker entwickelten Zweier-Flügel meistens gutherziger und hilfsbereiter sind, zugleich sind sie aber auch kritischer und üben mehr Kontrolle aus.
25
Die Verbindungen des Enneagramm-Typs 1
Enneagramm-Typ 1 mit einer gesunden Verbindung zur 7
Eine gesunde Verbindung der Eins zum Typ 7 ist gekennzeichnet durch Eigenschaften wie
Verspieltheit, Flexibilität und fröhlicher Heiterkeit. Die urteilende Haltung entspannt sich und
sie verhalten sich spielerisch in vielen Lebenslagen. Einser können dann sogar eine starke Sinnlichkeit entwickeln und einen besseren Sinn für Humor. Die schöpferische Kreativität und
Phantasie verstärken sich und Entwicklungen, die nicht genau den eigenen inneren Maßstäben
entsprechen, werden gewürdigt. Sie beginnen das Leben zu genießen, verlieren ihre strengen
inneren Normen nach und nach und orientieren sich danach, was möglich ist und nicht danach,
was nötig wäre. Sie nehmen sich dann Dinge vor, die sie nur für sich selbst tun und das innere
Über-Ich wird deutlich stiller. Ihre Neigung zur Selbstkritik lässt nach, sie können sich dann
selbst besser akzeptieren. Dann können sie sich begeisterungsfähiger und optimistischer zeigen
und handeln entsprechend natürlicher und spontaner. Das Glas ist auf einmal nicht mehr halb
leer, sondern halb voll!
Enneagramm-Typ 1 mit einer ungesunden Verbindung zur 7
Verfällt die Eins in den ungesunden Zustand der 7, kämpft sie gegen die 7-er-Gefühle an. So
kann z.B. der Wunsch nach Freiheit unterdrückt werden durch das Ideal, ein guter Mensch zu
bleiben, der sich dann nicht frei fühlen darf. Durch diesen inneren Kampf wird die Eins immer
unzuverlässiger, heuchlerischer und flüchtet zunehmend vor den Realitäten des Lebens, z.B.
mit der Neigung zu Suchtverhalten beim Essen oder beim Trinken von Alkohol zur Entspannung. Dieses Verhalten kann dann extreme Ausmaße annehmen in immer häufigeren Episoden
von Realitätsflucht bis hin zu vollständigen Verstößen gegen die Normen der Gesellschaft oder
einem Abdriften in die Illegalität. Oft entwickeln sie dann eine Neigung zum Drogenmissbrauch oder andere destruktive Exzesse.
Enneagramm-Typ 1 mit einer gesunden Verbindung zur 4
Die gesunde Verbindung zur 4 gibt Einsern einen Zugang zu ihren inneren Gefühlen, eine romantische, manchmal gar eine poetische Ader. Einser erleben dann gefühlvolle Erfahrungen,
die ab und an auch widersprüchlich sein können. Sie entdecken dann in sich die wahren Gefühle im Gegensatz zu der Art, wie sie fühlen „sollten“. Im besten Falle werden kreative künstlerische Phantasien freigelegt, die künstlerische Ader bleibt jedoch oft latent, während kreative
Prozesse deutlich zunehmen. Häufiger finden wir dagegen ein ausgeprägteres ästhetisches
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Empfinden und/oder eine spirituelle Haltung dem Leben gegenüber. Auf jeden Fall kommen
sie dann mit ihren tieferliegenden Gefühlen in Kontakt.
Enneagramm-Typ 1 mit einer ungesunden Verbindung zur 4
Verbindet sich die Eins auf ungesunde Weise mit der 4, ist Unzufriedenheit mit der Realität ein
häufig zu erkennender Ausdruck. Der Einser wird dann mürrisch und auf traurige Art und
Weise fühlt er sich allein in seinem Bemühungen, andere zu verändern. Es dominiert dann das
4-er-Gefühl der Sehnsucht, in einer besseren und idealeren Gesellschaft leben zu wollen, gepaart mit den Gefühlen der eigenen Unzulänglichkeit, die in Selbsthass und Selbst-Anklage absinken können. Einser richten in diesem Fall die eigenen hohen Ansprüche gegen sich selbst.
Reumütig geloben sie dann, ihre Fehler und Mangelgefühle zu bezwingen, was aber nur zu der
nächsten Episode von „schlechtem“ Verhalten führt. Sie werden schließlich ungehalten, weil sie
selbst oder andere oder das Leben ganz allgemein ihren Erwartungen nicht entsprechen. Ihr
Groll, ihr Zorn, ihre Wut kehren sie dann nach innen und werden zunehmend depressiv. Sie
verlieren ihr Selbstvertrauen, fühlen sich ungeliebt und auch nicht liebenswert. Schließlich sehnen sie sich nach allem, was sie nicht besitzen und verharren im Zustand aussichtsloser Hoffnungslosigkeit. All das mündet unter Umständen dann im Extremfall in zügellosem Verhalten,
um sich von den normalen Konsequenzen des Alltags zu befreien.
27
Die Untertypen des Enneagrammtyps 1
Der Selbsterhaltungs-Untertyp
Dieser Untertyp der Eins ist gekennzeichnet durch eine Tendenz zu Sorgen und negativen
Erwartungen, speziell dann, wenn es um Fragen des materiellen Wohlergehens geht. Sie können dann ein wenig wie Enneagramm-Typ 6 erscheinen. Sie grübeln ständig darüber nach, wie
sie Fehler vermeiden können, die das Überleben gefährden können. Engstirnig, pingelig und
stets auf Qualität bedacht, können sie dann auf andere kleingeistig und töricht wirken.
Der soziale Untertyp
Dieser Untertyp der Eins beschäftigen sich hauptsächlich mit Normen, Regeln und Maßstäben
und wie diese sein sollten, um auf das Verhalten anderer Menschen angewendet zu werden.
Dabei tendieren sie zum Moralisieren und beharren unflexibel auf ihren traditionellen Regeln,
ungeachtet von neuen Situationen, die vielleicht andere Lösungen notwendig machen würden.
Oft fühlen sie sich als Vertreter einer größeren sozialen Ordnung oder Tradition. Das sind sie
aber in der Regel nicht, und doch repräsentieren sie oft soziale oder gesellschaftliche Maßstäbe
und verteidigen sich damit psychologisch. Oft finden wir beim sozialen Untertypen der Eins
eine große Unsicherheit in der Kindheit, wobei mindestens ein Elternteil aus Sicht der Eins unzuverlässig war. Dann werden sie innerlich starr und äußerlich unnahbar, erscheinen stark und
richten sich zunehmend nach gewissen Normen aus, um diese Unsicherheit und ihre kindlichen
Ängste zu kompensieren. Sie neigen dazu, ihre eigenen Gefühle zu versachlichen und vom
Körper zu trennen. Sie sprechen dann auf einer rationalen Ebene wohl von ihren Gefühlen oft
betont sachlich, aber können diese nicht mehr direkt spüren und im Körper wahrnehmen. Sie
sind dann häufig über jede Kritik erhaben und regen sich sehr über Menschen auf, die nicht im
Stande sind, sich wie sie selbst anzupassen. Der soziale Untertyp der Eins geht oft einher mit
einem 9-er-Flügel, sodass die von diesem Typ vertretenden Maßstäbe abstrakt und manchmal
unmenschlich anmuten.
Der sexuelle (aggressive) Untertyp
Dieser Untertyp der Eins idealisiert den Partner, hat aber gleichzeitig sehr hohe Erwartungen
an diesen. Er soll der perfekte Mann oder die perfekte Frau sein. Wenn der Partner dann diesem
Ideal nicht voll entspricht, reagieren sie mit eifersüchtiger Kritik sowie einseitigem Urteil und
können im schlimmsten Fall ihre Partner durch dauernde Kritik vertreiben. Neigt der sexuelle
(aggressive) Untertyp der Eins zum 2-er-Flügel, können er auch eine gewisse abhängige Ten28
denz zum Partner zeigen. Oft findet man bei diesem Untertyp auch eine ungesunde Verbindung zur 4. Dann sehnen sie sich melancholisch nach ihrem Partner und fürchten, von diesem
verlassen zu werden, was ihre Kritik-Sucht paradoxerweise noch antreibt.
29
Die Idealisierungen des Enneagramm-Typs 1
Die Ideale des Einser-Typs Eins sind Brillanz, Vollständigkeit, Ganzheit, Vollkommenheit, Perfektionismus, Fehlerlosigkeit, Prinzipientreue, Zeitlosigkeit, Feinheit und Reinheit. Diese Eigenschaften oder Qualitäten versucht der Typ 1 nachzuahmen und fordert sie sich und der gesamten übrigen Welt ab. Der Einser hat eine überaus klare Vorstellung davon, was richtig und
was falsch ist. Er glaubt, dass die Welt in Ordnung wäre, wenn sich alle Menschen nur nach
diesen seinen Maßstäben richten würden. Doch wo sie hinschauen sehen sie nur Unvollkommenheit, die von ihrem oft gut ausgebildeten Verstand überkritisch unter die Lupe genommen
wird. Auf diese Weise wird die Wirklichkeit unter dem Brennglas tief verinnerlichter Normen
und Werte mit scharfem Blick seziert. Mit seinem stark ausgebildeten Über-Ich fällt es dem
Einser-Typen sehr schwer, zu akzeptieren, dass alles so in sich richtig ist, wie es geschieht.
Chaos und Unordnung kann der Enneagramm-Typ 1 nur äußerst schwer ertragen. In Bezug auf
sein Äußeres (siehe nächster Abschnitt) und seine Umgebung ist er daher sehr anspruchsvoll
und ordnungsliebend. Nur das, was er persönlich für gut und angemessen hält, wird gelebt
und ausgedrückt, alles andere wird aus dem Bewusstsein verbannt. Die Eins ist nach eigener
subjektiver Wahrnehmung gut, wenn sie gerecht, stark, perfekt, streng, korrigierend, selbstkritisch und überlegen ist. Diese Einstellung führt auf Dauer zu einem zwanghaften Charakter,
der alles systematisiert, organisiert, konzentriert und produktiv, ordnungsbedürftig und arbeitsam ist. Was dieser Typ anfängt, führt er auch zu Ende, zumindest theoretisch. Denn in der
Praxis funktioniert dieses Ideal oft genug nicht und dann zieht er durch seine (selbst-)kritische
Art sich und andere schnell zur Rechenschaft. Die Mitmenschen hingegen fühlen sich durch
dieses Verhalten des Einsers schnell kritisiert, kontrolliert und heruntergemacht, als ob ihnen
etwas fehlte oder sie sich nicht korrekt verhalten würden.
30
Das äußere Erscheinungsbild des Enneagrammtyps 1
Energetisch haben die Menschen vom Typ 1 eine scharfe und klare Ausstrahlung. Sie wirken
fest, beherrscht, kontrolliert, korrekt, „sauber und rein“, mitunter kantig, prüfend, manchmal
angespannt, mürrisch oder abweisend. Sauberkeit ist häufig ein wichtiges Thema bei Angehörigen des Typs 1. Oft sehen sie blendend aus, wirken reinlich und sind von einer Aura der Rechtschaffenheit und Frömmigkeit umgeben. Oft verbirgt sich hinter der äußeren sauberen Erscheinung der Versuch, das innerlich empfundene Gefühl der Unsauberheit auszumerzen. Mit der
Nachahmung von Reinheit, Disziplin und Richtigkeit im äußeren Erscheinungsbild wehrt sich
der Enneagramm-Typ 1 gegen ein tiefes inneres Gefühl der Falschheit sowie des Empfindens
verborgener Mängel im Innersten. Sie legen großen Wert auf ihre äußerliche Erscheinung und
achten genau darauf, was sie zu welchem Anlass anziehen, denn die Meinung anderer ist ihnen
sehr wichtig und so versucht der Enneagramm-Typ 1, die Erwartungen anderer möglichst total
zu erfüllen. Fast alle Einser-Typen haben eine sehr aufrechte und straffe Körperhaltung, manchmal findet man ausgeprägte Zornesfalten zwischen den Augenbrauen, der äußere Ausdruck
des inneren unterdrückten Zornes. Der innere Groll wird entweder verbal durch Kritik sich
selbst oder anderen gegenüber ausgedrückt oder auch durch Muskelanspannungen, daher die
sehr aufrechte Haltung des Körpers, die oft hochgezogenen Schultern sowie die Neigung zu
körperlichen Verkrampfungen und Verspannungen. Sie können einfach innerlich nicht los oder 5 gerade sein lassen, empfinden dadurch nur wenig direkte Freude am Leben selbst und
werden dann aufgrund mangelnder Entspannung schnell unzufrieden. Manchmal drückt sich
eine innere Unzufriedenheit der Eins nach außen auch durch eine gewisse Ruhelosigkeit oder
auch durch besondere Ernsthaftigkeit aus. Der innere Zorn der Eins kann einfach nicht gelebt
werden, außer, wenn er aus Sicht der Eins gerechtfertigt erscheint, z.B., als gerechte Empörung,
die zwar in der Regel in aller Förmlichkeit, aber trotz allem manchmal gnadenlos geäußert werden kann. Äußerlich kann man den Typ 1 manchmal erkennen an der edlen Kleidung, an
seinem exklusiven Benehmen, an der aufrechten Körperhaltung, an einem vornehmen, erhabenen bis arroganten und hochmütigen Auftreten, an einer gewissen Beherrschtheit im Ausdruck
und in den Gesten, einer erotischen Sinnlichkeit oder aber einer normativen Härte und Kälte in
der Ausstrahlung, an einer Unerbittlichkeit im Gesichtsausdruck, an einer statuehaften Schönheit, an dezentem Schmuck oder an den langgliedrigen Extremitäten (Finger, Zehen, Arme, Beine). Ihr Sprachstil ist predigend! Von ihrer energetischen Ausstrahlung her wirken sie tendenziell scharf, kantig, klar, fest, beherrscht, kontrolliert, korrekt, „sauber“, prüfend, manchmal
aber auch angespannt, mürrisch und abweisend.
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Wichtige homöopathische Geist-/Gemütsrubriken des Enneagrammtyps 1
Die Zahlen hinter den Rubriken stehend sind Hinweise auf weitere Enneagramm-Typen, die
ebenfalls dieses Rubrik gemeinsam mit dem besprochenen Mittel besitzen oder der Hinweis,
dass nur ein Mittel diese Rubrik innehat (= sog. Single-Rubrik!).
A
Abfertigen - jemanden, der nicht mit ihr/ihm übereinstimmt, Verlangen nach (1)
Abgegrenzt - Gefühl von, fühlt sich (1)
Abgekoppelt - Gefühl von, fühlt sich (1)
Abneigung - allem gegenüber (1, 2)
Abneigung - Ehefrau, gegen seine (1)
Abneigung - Familienmitglieder, gegen (1)
Abneigung - Kinder - bekommen zu, Welt so schlecht ist, weil die (1, 4)
Abneigung - Kinder - gegen ihre/seine eigenen Kinder (1, 8)
Abneigung - Kinder - stören, das Leben beeinträchtigen, hat das Gefühl, die Kinder werden (1)
Abneigung - Männer, gegen (1, 4, 7)
Abscheu, allgemein (1, 2, 3, 5, 6, 7, 8)
Abscheu - Leben, gegen das (1, 2, 5, 6, 7, 8)
Absolutheitsanspruch (1)
Abstieg - sozialem, Angst vor (1)
Absturz - Angst vor (1)
Abwechselnde - Gemütssymptome (1, 4, 5, 7, 8)
Adlig - vornehm, „etwas Besseres“ sein, Gefühl (1)
Alkoholismus, Trunksucht, Dipsomanie (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9)
Alleinsein - Gefühl von (1, 5, 9)
Alleinsein - Gefühl von - Welt, auf der (1, 5)
Alleinsein - Verlangen nach (1, 8)
Allmächtig - Gefühl von (1)
Änderungen - Abneigung gegen (1, 4)
Änderungen - Persönlichkeit, Änderung der (1)
Änderungen - Verlangen nach (1, 4)
Anerkennung - Verlangen nach (1)
Angeber, Aufschneider, Prahler, Großsprecher (1, 5, 7, 8)
Angeber, Aufschneider, Prahler, Großsprecher - reich gehalten werden, möchte für (1, 8)
Angeber, Aufschneider, Prahler, Großsprecher - verschwenderisch aus Angeberei, Prahlerei (1)
Angegriffen - affiziert, schnell (1, 4)
Angesprochen zu werden - Abneigung (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8)
32
Angesprochen zu werden - agg. (1)
Angst (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9)
Angst - abends (1, 7, 8)
Angst - Abstieg, sozialem, vor (1)
Angst - Absturz, vor (1)
Angst - abwechselnd mit - Hitzewallungen (1)
Angst - anfallsweise (1, 2, 4, 5, 7, 9)
Angst - Atemnot, bei/mit (1, 2, 8)
Angst - Atmung, mit behinderter (1, 4, 6, 8, 9)
Angst - Druck auf der Brust, mit (1, 4, 7)
Angst - Ehemann werde niemals zurückkehren (1)
Angst - erfreulichsten Dingen, vor den (1)
Angst - Erniedrigung, vor (1)
Angst - Erregung, durch (1)
Angst - erstochen zu werden (1)
Angst - Erwachen, beim (1, 4, 5, 7, 8)
Angst - Fieber, während (1, 2, 4, 5, 6, 7, 8)
Angst - Fieber, während - Wochenbettfieber, während (1)
Angst - Freien, im (1, 4, 7)
Angst - Frost, während (1, 4, 8)
Angst - Furcht, mit (1, 2, 4, 6, 7, 8)
Angst - gehängt zu werden (1)
Angst - Gehen - agg. (1, 4, 7)
Angst - Gehen - beim (1, 4, 7)
Angst - Gehen - beim - Freien, im (1, 4, 7)
Angst - Gehen - beim - vor dem Gehen (1)
Angst - Gehen - beim - vor dem Gehen - Straße, über eine belebte (1)
Angst - Gesellschaft - wenn in (1, 5, 7)
Angst - Gespräche, durch (1, 5)
Angst - Gesundheit, um die (1, 2, 3, 4, 7, 9)
Angst - Gesundheit, um die - eigene Gesundheit, um die (1, 2, 4, 7, 9)
Angst - Gewissensangst (= Schuldgefühle!) (1, 2, 4, 5, 7, 8)
Angst - Haus, im (1)
Angst - Hitzewallungen, während (1, 4, 6)
Angst - hypochondrisch (1, 2, 4, 7, 9)
Angst - Kopfschmerzen, mit (1, 7)
Angst - Lebensmüdigkeit, mit (1, 7)
Angst - Menschenmenge, in einer (1, 5, 7)
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Angst - Menses, während (1, 2, 4, 6, 7, 8)
Angst - morgens (1, 4, 8)
Angst - morgens - Erwachen - beim (1, 4)
Angst - Müdigkeit, mit (1, 7)
Angst - nachts (1, 2, 4, 5, 7, 8, 9)
Angst - nachts - Erwachen, beim (1, 2, 5, 7)
Angst - Partner könne verunglücken (1)
Angst - periodisch (1)
Angst - plötzlich (1)
Angst - Rolltreppe, vor dem ersten Schritt auf die (1)
Angst - Schaudern - mit (1, 7, 8)
Angst - Schmerzen, durch die (1, 3, 5, 6, 7, 8)
Angst - Seelenheil, um das (1, 4, 5, 8, 9)
Angst - Seelenheil, um das - Hölle, vor der (1)
Angst - Sprechen, beim (1, 5)
Angst - Sprechen, beim - Gesellschaft, in (1)
Angst - Stuhlgang, beim (1, 5, 8)
Angst - Suizidneigung, Neigung zum Selbstmord, mit (1, 7)
Angst - tagsüber (1, 7)
Angst - Todesangst - anfallsweise (1)
Angst - treibt sie/ihn von einer Stelle zur anderen (1, 3, 6, 7, 8)
Angst - überwältigende (1, 7, 8)
Angst - vergnüglichen Dingen, wegen höchst (1)
Angst - Verlassenheit, vor (1)
Angst - Wehen, während der (1, 6)
Angst - wiederkehrende (1)
Angst - zittrige (1, 4, 6, 7, 8)
Angst - Zorn, mit (1)
Angst - Zukunft, in Bezug auf die (1, 3, 5, 6, 8)
Anhänglich (1, 4)
Animus - beherrscht vom (1, 2, 4)
Anmaßend (1)
Anorexia nervosa (= Magersucht!) (1, 2, 3, 4, 6, 8, 9)
Anorexia nervosa - lehnt es ab, zu essen (1, 2, 3, 4, 6, 7, 8)
Anschnauzen - Verlangen zum, jemand, der nicht mit ihr/ihm einer Meinung ist (1)
Anspruch - hoher (1)
Anspruch - hoher - Partner, an den (1)
Anspruch - hoher - selbst, an sich (1)
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Anspruch - hoher - selbst, an sich - dem sie/er nicht genügt (1)
Anspruch - hoher - Umgebung, an die (1)
Anspruchsvoll (1, 4)
Anstrengung - körperliche Anstrengung - Verlangen nach (1, 4, 7, 9)
Anthropophobie (= Menschenscheu!) (1, 2, 4)
Antworten - bewusstlos, wie (1, 6)
Antworten - diktatorisch (1)
Antworten - gebieterisch (1)
Antworten - kurz angebunden (1, 2, 3)
Antworten - unbewusst, wie (1, 6)
Antworten - unfähig zu antworten (1, 3, 4, 5, 6)
Antworten - unfähig zu antworten - verletzt wurde, wenn sie/er emotional (1, 3, 4, 5, 6)
Aphonie (= Verlust der Stimme!) (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9)
Aphonie - hysterisch (1, 2, 4, 5)
Arbeit - Abneigung gegen (1, 2, 4, 6, 7, 9)
Arbeiten - systematisch für Klassenarbeiten (1)
Ärger - Kälte, bei (1)
Argwöhnisch, misstrauisch (1, 2, 4, 5, 6, 7, 8, 9)
Arroganz, stolz (1, 2, 5, 8, 9)
Artikulation - klar (1)
Artikulation - sich artikulieren - fähig zu (1)
Askese, asketisch (1)
Auffahren, Zusammenfahren (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9)
Auffahren, Zusammenfahren - abends (1, 7)
Auffahren, Zusammenfahren - abends - Einschlafen, beim (1, 7)
Auffahren, Zusammenfahren - Einschlafen, im (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9)
Auffahren, Zusammenfahren - leicht, schnell, bei geringem Anlass (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9)
Auffahren, Zusammenfahren - Schlaf, aus dem (1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 9)
Auffahren, Zusammenfahren - Schläfrigkeit, bei (1, 3, 8)
Aufmerksamkeit - wache (1)
Aufregung, Agitation (1, 3, 4, 5, 7)
Auseinandersetzen, sich - verbal (1)
Auserwähltheit - Gefühl von (1)
Ausflippen - Drogen, durch (1, 5, 9)
Ausgelacht werden - Angst vor (1)
Ausgelassenheit, ausgelassen (1, 2, 5, 7, 8, 9)
Ausgestoßen - Gefühl von (1, 6)
Ausgrenzen - von Personen, gegen ihren/seinen Willen (1)
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Ausmaßen, Größen, Proportionen - falsche (schlechte) Einschätzung (Beurteilung) von (1, 5, 9)
Ausmaßen, Größen, Proportionen - falsche (schlechte) Einschätzung (Beurteilung) von - kleiner
!
(verringert), Dinge erscheinen (1, 5)
Ausschweifung, Zügellosigkeit - sexuelle (1, 2, 4, 5, 7, 8, 9)
Ausstrahlung - starke (1)
Außergewöhnliche Person - Gefühl, sie/er sei eine (1)
Ausstrahlung - erotische (1)
Ausstrahlung - starke (1)
Autoaggression (1, 7)
Autorität - Autoritäten, geht nur zu (1)
Avantgardistisch (1)
B
Beachtung - schenkt allgemeinen Regeln keine (1)
Beeindrucken - empfänglich für Eindrücke, leicht zu, bestimmbar (1, 3, 4, 8)
Beeindrucken - empfänglich für Eindrücke, leicht zu, bestimmbar - Kinder (1, 3, 4)
Befehlston - spricht im (1, 7)
...
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