Investieren auf die leichte Tour? Strategie.

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Investieren auf die leichte Tour? Strategie.
Die Presse
I
Europäische Ratingagentur vor Gründung Seite V
Financial Presse
MITTWOCH, 27. JUNI 2012 //// DIEPRESSE.COM
Investieren auf die leichte Tour?
Strategie. Einschlägige Börsenmagazine oder Online-Plattformen erzielen in ihren Musterdepots manchmal
beachtliche Renditen. Experten warnen Anleger allerdings vor blinder Nachahmung der Transaktionen.
VON GERHARD HÖLLER
F
onds, die ihre Benchmark underperformen, dafür aber satte Gebühren
kassieren. Planlose (Klein-)Anleger,
die Verluste laufen lassen und Gewinne begrenzen: Bei der Geldanlage an der Börse
handelt es sich mitunter um ein schwieriges
Geschäft. Umso verlockender erscheint die
Alternative, eines der zahllosen Musterdepots, wie sie oft von Fachpublikationen geführt werden, „nachzubilden“, schließlich
weisen diese mitunter erstaunliche Performancezahlen auf.
Das vor rund zehn Jahren aufgelegte Aktien-Modellportfolio des wöchentlich erscheinenden deutschen Magazins „Der Aktionär“ etwa hat bis zum heutigen Tag um
unglaubliche 1062 Prozent zugelegt. 74 Prozent sind es beim im März 2006 eröffneten
Derivatedepot. Weniger spektakulär erscheint die 10,50-prozentige Wertsteigerung
des am 10. Mai 2010 ins Rennen geschickten
Modelldepots des Börsenbriefs „Zertifikate
Austria“. Gleichwohl konnte auch dieses
kostenfrei abrufbare Konstrukt den DAX
marginal hinter sich lassen. Mit einem Plus
von 22,10, 5,60 und 35,01 Prozent durchaus
respektabel schlagen sich weiters die drei in
Basis, Nebenwerte und Zertifikate unterteilten Portfolii der Traditionszeitschrift „Börse
Online“. Und auch der relativ neu im Geschäft befindliche Berliner BörsenhotlineBetreiber Jan Pahl gibt auf seiner Website
eine Musterdepot-Performance von aktuell
knapp 60 Prozent an.
den diversen Deals wird in entsprechenden
Auflistungen kaum widergespiegelt, weswegen es leicht passieren kann, dass man mit
dem Nachstellen in die Irre geht.“
Mangelhafte Transparenz
Vorbehalte gegenüber Musterdepots äußert
auch Helge Rechberger, Leiter Aktienmarktanalyse bei der Raiffeisen Bank International. „Eine Zehnjahres-Performance wie die
genannten gut 1000 Prozent ist beispielsweise ausschließlich über den Miteinsatz von
Derivaten erzielbar. Ein solcher muss aber
absolut zeitnah nachvollzogen werden,
wenn die angeführten Renditezahlen nicht
zum Teil fiktiv bleiben sollen.“ Von mangelnder Transparenz spricht auch Harald
Holzer, Vorstand und CIO der Kathrein Pri-
vatbank. Sehr wohl durchforste man bei
dem Wiener Haus jedoch beispielsweise
„Datenbanken nach Insidertransaktionen“.
Entsprechende Käufe seien dabei durchaus
aussagekräftig, während dies auf Verkäufe
nur eingeschränkt zutrifft: „Solche erfolgen
mitunter oft schlicht, weil der Betreffende
Geld braucht.“
Ein Börsenpfarrer spricht Klartext
Sein eigener Vermögensverwalter ist Uwe
Lang. Der Deutsche war evangelischer Pfarrer und hat Ende der 90er-Jahre eine Zweitkarriere als Börsen-Guru gestartet – gelegentlich wird er von der Presse denn auch
als „Börsenpfarrer“ tituliert. Im Gespräch
bezeichnet sich der teilweise immer noch
klerikal aktive Lang als Trendfolger, „wobei
ich durchaus auch antizyklisch agiere“. Der
„faire Wert eines Index“ ist für ihn errechenbar, wobei er, als wäre es die normalste
Sache der Welt, für den ATX ein Kursziel von
2900 Punkten formuliert. Dabei vergisst
Lang auch nicht, seine Mitfavoriten RHI und
Pankl Racing Systems zu nennen. Die in
Musterdepots so gängige Apple hingegen
würde der Gottesmann sofort verkaufen.
„Der Titel ist massiv überbewertet und
könnte bei sich ändernder Stimmungslage
schnell um die Hälfte fallen.“ Achtsamkeit
und Flexibilität bleiben also Trumpf – ob mit
oder ohne Musterdepots.
»
www.deraktionaer.de
www.zertifikate-austria.at
www.boerse-online.de
www.insidermonkey.com
WEITERE INFORMATIONEN UNTER
Standardwerte und „Guru-Transaktionen“
Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang,
dass die auszugsweise genannten Ergebnisse keineswegs mit dem Handel sogenannter
Penny Stocks oder ähnlich intransparenter
oder marktenger Papiere zustande gekommen sind. Das Gros der Musterdepots wird
geprägt von durchaus marktgängigen und
soliden Positionen wie Apple, SAP, Lufthansa oder MasterCard. Experimentierfreudigere Anleger sind die Zielgruppe von oft im
angelsächsischen Raum beheimateten Webseiten wie „Insider Monkey“. Diese hat sich
darauf spezialisiert, Transaktionen beziehungsweise Top-Holdings von Finanz- und
Hedgefonds-Mogulen zu veröffentlichen –
so weit dies eben möglich ist. Per Ende des
ersten Quartals soll etwa der Milliardär John
Paulson mit fast 27 Prozent in Gold investiert gewesen sein. Investmentlegende
George Soros hielt massive Bestände von diversen Chip-Herstellern, Finanzgenie David
Tepper setzte auf Citigroup, und vom
Hedgefonds-Krösus Steve Cohen wollen die
Macher der Seite wissen, dass er zum Stichzeitpunkt massiv in Energietiteln veranlagt
war. Auch wenn die konkrete „Nachbildung“ nicht ganz einfach sein dürfte – schon
allein zwecks grundlegender Orientierung
kann sich ein Blick darauf durchaus lohnen.
Skeptische Experten
Finanzexperten wie Hans Engel von der Erste Group zeigen sich gleichwohl skeptisch.
Für ihn ist ein Vergleich solcher Musterdepots mit normalen Fonds „nicht zulässig“.
Während Letztere etwa eine Höchstgewichtung einzelner Titel nicht überschreiten dürfen, könnte in einem Musterdepot ein einzelner, sehr gut laufender einen Gutteil der
Performance ausmachen. Unter dem Gesichtspunkt des Risikomanagements sei
dies aber fragwürdig. Einzelne Erfolgsbeispiele, so Engel, seien nicht von der Hand zu
weisen, „insgesamt ist aber sehr darauf zu
achten, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Mitunter gibt es auch Highlights von Unseriosität.“ Einzelnen Informationen kann
aber auch Engel einiges abgewinnen. Die erwähnten Goldpositionen könnten etwa als
Indiz für den anhaltenden „langfristigen Abwärtstrend bei Papiergeldwährungen“ gelesen werden. Den Versuch, derartige Auflistungen direkt nachzustellen, will Engel hingegen als „ziemlich gefährlich“ verstanden
wissen. Engel: „Die komplexe Ratio hinter
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