2013 Tagungsband/Book of Abstracts als PDF - LingUnite

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2013 Tagungsband/Book of Abstracts als PDF - LingUnite
11. Oktober 2013
ABSTRACTS
www.lingunite.rwth-aachen.de
[email protected]
LingUnite
Tag der Sprachforschung
11. Oktober 2013
09.00 bis 19.00 Uhr
Super C, Ford-Saal
Unsere Erreichbarkeit
Internet: www.lingunite.rwth-aachen.de
E-Mail: [email protected]
Das Organisationsteam
Stella Neumann
Thomas Niehr
Jens Runkehl
Paula Niemietz
Jennifer Fest
Uhrzeit
Thema
08.30-09.00 Registrierung & Gelegenheit zum Aufhängen der Poster
Begrüßung
09.00-09.15 Wilhelmus Spijkers
Dekan der Philosophischen Fakultät
Christiane Neuschaefer-Rube
Phoniatrie, Pädaudiologie und Kommunikationsstörungen
Phoniatric topics in speech and communication – Do we meet together?
Thomas Niehr
Germanistische Sprachwissenschaft
09.15-10.15
Wahlkampfsprache – was sie uns sagen soll, was sie uns verrät
Hermann Ney
Sprachverarbeitung und Mustererkennung
The Statistical Approach to Speech Recognition and to Natural Language
Processing
10.15-11.15 Postersession 1 und Kaffeepause
Eva-Maria Jakobs
Textlinguistik und Technikkommunikation
Linguistik 2.0 - Was linguistisches Text Mining technischen Hochschulen
bringen kann
Klaus Willmes-von Hinckeldey
Neuropsychologie
Die mentale Verarbeitung von Zahlwörtern
Frauke Intemann
11.15-13.00 Fremdsprachendidaktik
Speak Up!
Christian Timm
Romanische Sprachwissenschaft
Französisch in Luxemburg
Irene Mittelberg
Sprachwissenschaft und kognitive Semiotik
Kognitiv-semiotische Theoriebildung und interdisziplinäre Multimodalitätsforschung im Natural Media Lab
13.00-14.00 Mittagspause
LingUnite
RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
Uhrzeit
Thema
14.00-14.30 Postersession 2, Besuch des Rektors
Stella Neumann
Anglistische Sprachwissenschaft
Übers Übersetzen
Stefan Heim
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
14.30-15.45 Kognitive Profile der Entwicklungsdyslexie: Grundlagen, neurologische Manifestationen und Ansätze für die Förderung
Martina Ziefle
Communication Science
Kognitive Modelle in der Mensch-Computer Interaktion: Nutzerzentrierte Interface-Gestaltung mittels Icons und Gesten
15.45-16.45 Postersession 3 und Kaffeepause
Sabina Jeschke
Institutscluster IMA/ZLW & IfU
Von künstlicher Intelligenz und Big Data - gesprochene und geschriebene
Sprache als zentraler Gegenstand moderner Informationstechnik
16.45-17.45
Ferdinand Binkofski
Klinische Kognitionsforschung
Sprache und das motorische System. Das kognitive Embodiment
Jens Runkehl
Deutsche Philologie
Sprache und Kommunikation im Internet. Diversität, Mobilität und Vernetzung
bis 19.00
LinguNite: Geselliger Abend
LingUnite
RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
VORTRÄGE
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LingUnite
RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
Sprache und das motorische System. Das kognitive Embodiment
Ferdinand Binkofski
Klinische Kognitionsforschung, Fak. 10
[email protected]
Stellen wir uns vor an einem hellen sonnigen Tag unter einem Apfelbaum zu liegen
und einen Apfel in der Hand zu halten. Wenn wir das tun, dann stellen wir fest, dass
wir uns nicht einen abstrakten Apfel vorstellen, sondern vielmehr einen Apfel mit
einer bestimmten Form, mit Farbe, mit Gewicht und vielleicht sogar mit Geschmack.
Gemäß der Theorie des kognitiven Embodiment gilt das gleiche, wenn wir das Wort
„Apfel lese ode e
i hö e , dass je a d a ders das Wort ausspricht.
Die Theorie des kognitiven Embodiment erfreut sich einer steigernden Popularität und
findet ihren Niederschlag in unterschiedlichen Disziplinen wie Philosophie, Anthropologie, Neuro-wissenschaften und Robotik (zB Nolfi & Floreano, 2000; Ziemke, 2002).
Eine der Grundeinnahmen der Embodiment Theorie ist, dass das Sprachverständnis
auf der motorischen Simulation beruht. Diese Theorie stellt also ein Bindeglied zwischen der Sprache und dem motorischen System dar. Gemäß der Theorie des kognitiven Embodiment gibt es keine Trennung zwischen den so genannten "niedrigen"
kognitiven Prozessen, wie Wahrnehmung und Handlung, und den "hohen" kognitiven
Prozessen, wie Sprache und Denken. Generell verbindet das Embodiment die einzelnen sensomotorischen Erfahrungen mit höheren kognitiven Funktionen wie Sprachverarbeitung und Sprachverständnis.
Eine wichtige neurophysiologische Grundlage für das kognitive Embodiment bildet das
System der so genannten Spiegelneurone. Entdeckt wurden die Spiegelneurone im
italienischen Parma Anfang der 90-er Jahre durch die Forschungsgruppe um Prof.
Giacomo Rizzolatti. Dir Forscher haben währen der Ableitung von motorischen Nervenzellen in dem Gehirn von Makakken beobachtet, dass einige der Nervenzellen
nicht nur bei der Ausführung von bestimmten Bewegungen aktiv wurden. Vielmehr
feuerten diese motorischen Nervenzellen auch, wenn der Affe beobachtete, dass der
Forscher eine sehr ähnliche Bewegung ausführte. Diese wichtige Entdeckung hat gezeigt, dass die Wahrnehmung und Handlung in den gleichen neuralen Strukturen
e a eitet i d. Das ist de di ekte Hi eis da auf, dass die „ ied ige u d „hohe
kognitiven Prozesse eng miteinander verknüpft sind.
Mittlerweile konnten wir und viele andere Forschungsgruppen mit Hilfe von elektrophysiologischen und bildgebenden Methoden zeigen, dass auch im Menschlichen
Gehirn eine enge Verknüpfung zwischen Wahrnehmung und Handlung existiert. Vielmehr mehren sich Hinweise darauf, dass es sich um ein generelles Prinzip der Arbeitsweise des Gehirns handelt. Wir konnten zum Beilspiel zeigen, dass das Hören von
Sprachinhalten, die Bewegungen beschreiben, direkt die motorischen Hirnareale akti2
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viert. Das gilt für sehr konkrete Sprachinhalte ie „i h g eife ei e Ball , a e au h fü
mehr abst akte ie „i h g eife a h ei e Idee .
Die Sprache ist im motorischen System verankert (embodied).
Kognitive Profile der Entwicklungsdyslexie: Grundlagen, neurologische Manifestationen und Ansätze für die Förderung
Stefan Heim
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Fak. 10
[email protected]
Entwicklungsdyslexie ist eine Störung des Leseerwerbs, die nicht durch IQ, Visus oder
unangemessene Beschulung zu erklären ist. Hinsichtlich der Ursachen dieser Leseschwäche gibt es eine Reihe von Theorien, die z.T. widersprüchlich sind und häufig nur
auf einen Teil der leseschwachen Kinder zutreffen. Daraus ergibt sich der Ansatz, dass
möglicherweise Subtypen von Dyslexie bestehen und dass nicht bei jedem betroffenen Kind die Lesestörung dieselben kognitiven Ursachen hat. Tatsächlich sprechen
eine Reihe von Befunden zu multivariaten kognitiven Profilen bei Dyslexie für diesen
Ansatz. Auch neurobiologisch zeigt sich, dass individuelle Profile bei Dyslexie verschiedene hirnfunktionelle und -strukturelle Ursachen haben. Dies mündet in der Frage,
welches die beste Förderung für ein leseschwaches Kind ist. Hierzu werden erste Daten aus Training und Hirnforschung vorgestellt.
Speak up!
Frauke Intemann
Fremdsprachendidaktik, Fak. 7
[email protected]
Das Speak up!-Projekt ist ein gemeinsames Projekt der Fremdsprachendidaktik, der
anglistischen Sprachwissenschaft und des Rhein-Maas-Gymnasiums (RMG). Studierende und Lehrende der RWTH arbeiten gemeinsam mit Englischlehrer/-innen des
RMG an dem Ziel, die mündliche Sprachkompetenz der Schülerinnen und Schüler zu
verbessern. Ein weiteres Ziel des Projekts ist die Verbesserung der Ausbildung von
Fremdsprachenlehrer/-innen im Sinne einer stärkeren Theorie-Praxis-Verzahnung. Als
positiver Nebeneffekt wird den Studierenden die Relevanz linguistischen Wissens für
ihre alltägliche Arbeit in der Schule deutlich.
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Der Vortrag berichtet über die Erfahrungen des Pilotprojekts (2012-2013), an dem
fünf Studierende teilgenommen haben und in den Klassen 5 bis 11 im Rahmen der
soge a te „Dalto stu de G uppe o a. “ hüle /-innen unterrichtet haben.
Darüber hinaus werden Zukunftsperspektiven des in diesem Schuljahr fortgeführten
Projekts aufgezeigt und das Potential für die angewandt-linguistische Forschung diskutiert. Das Speak up!-Projekt ist ein gemeinsames Projekt der Fremdsprachendidaktik,
der anglistischen Sprachwissenschaft und des Rhein-Maas-Gymnasiums (RMG). Studierende und Lehrende der RWTH arbeiten gemeinsam mit Englischlehrer/-innen des
RMG an dem Ziel, die mündliche Sprachkompetenz der Schülerinnen und Schüler zu
verbessern. Ein weiteres Ziel des Projekts ist die Verbesserung der Ausbildung von
Fremdsprachenlehrer/-innen im Sinne einer stärkeren Theorie-Praxis-Verzahnung. Als
positiver Nebeneffekt wird den Studierenden die Relevanz linguistischen Wissens für
ihre alltägliche Arbeit in der Schule deutlich.
Der Vortrag berichtet über die Erfahrungen des Pilotprojekts (2012-2013), an dem
fünf Studierende teilgenommen haben und in den Klassen 5 bis 11 im Rahmen der
soge a te „Dalto stu de G uppe o a. “ hüle /-innen unterrichtet haben.
Darüber hinaus werden Zukunftsperspektiven des in diesem Schuljahr fortgeführten
Projekts aufgezeigt und das Potential für die angewandt-linguistische Forschung diskutiert.
Linguistik 2.0 - Was linguistisches Text Mining technischen Hochschulen bringen
kann
Eva-Maria Jakobs
Textlinguistik und Technikkommunikation, Fak. 7
[email protected]
Die Digitalisierung moderner Gesellschaften hat Auswirkungen auf viele, wenn nicht
die meisten Wissenschaftsdisziplinen, so auch die Linguistik. Der Beitrag bietet einen
Einblick in einen Teilbereich dessen, was wir als Linguistik 2.0 bezeichnen: die Erforschung webbasierter Kommunikation mit maschinell gestützten Methoden. Der Fokus
gilt toolbasierten Ansätzen wie dem Text Mining, das seit einigen Jahren als geteilter
Gegenstand von Informatik und Linguistik intensiv weiterentwickelt wird.
Die du h ‹e t Mi i g ögli he „Auto atisie u g li guistischer Methoden eröffnet
der Forschung neue Möglichkeiten, etwa der Untersuchung von Kommunikationsräumen im Web 2.0. Das Web 2.0 ist hoch dynamisch: die Anzahl nutzergenerierter Äußerungen, Diskurse und Texte mehrt sich täglich in Millionenhöhe, der kommunikative
Haushalt von Gemeinschaften verändert sich dabei durch neue Kommunikations- und
Interaktionsformen und da-ran gebundene kommunikative Praxen und Ausdrucksmit-
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tel. Ihre maschinelle Erfassung stellt hohe Herausforderungen an Forscher und Entwickler – Maschinen sind immer nur so intelligent, wie Menschen sie machen.
Die im Web 2.0 besprochenen Inhalte und Themen decken das gesamte Spektrum des
öffentlichen, privaten und professionellen Lebens ab. Sie gelten dementsprechend
zunehmend als wichtige Informations- und Wissensquelle für verschiedene Fragestellungen, etwa der Technikentwicklung und -einführung in sozialen Kontexten.
Der Beitrag zeigt exemplarisch am Beispiel des Forschungsprojekts Tiefe Geothermie
(BMU, 2012-15), welche Möglichkeiten linguistisches Text Mining für neuere Anwendungsfelder bietet wie die Untersuchung der sozialen und regionalen Wahrnehmung
und Bewertung komplexer Technologien und welche Herausforderungen diese theoretisch-methodisch für die Linguistik mit sich bringen.
Literatur:
Neunerdt, Melanie/Trevisan, Bianka/Reyer,Michael/Mathar, Rudolf (2013/im Druck): Part-of-Speech
Tagging for Social Media Texts. In: Proceedings of the GSCL 2013, Darmstadt (D)
Trevisan, Bianka/Eraßme, Denise/Jakobs, Eva-Maria (2013/im Druck): Web Comment-based Trend
Analysis on Deep Geothermal Energy. In: Proceedings of the IPCC 2013, 15.-17. Juli, Vancouver (CA)
Trevisan, Bianka/ Jakobs, Eva-Maria (2012): Probleme und Herausforderungen bei der Identifikation
von Bewertungen in großen Textkorpora. Am Beispiel Mobilfunk. In: Braukmeier, Sabrina/Burkhardt,
Julia/Pfeifer, Fleur (Hrsg.): Wege in den Sprachraum. Frankfurt/Main u.a.: Lang, 189-209
Trevisan, Bianka/ Neunerdt, Melanie/ Jakobs, Eva-Maria (2012): A Multi-level Annotation Model for
Fine-grained Opinion Detection in Blog Comments. In: Proceedings of KONVENS 2012, Vienna (A),
179-188
Trevisan, Bianka/ Jakobs, Eva-Maria (2010): Talking about Mobile Communication Systems. Verbal
Comments in the Web as a Source for Acceptance Research in Large-scale Technologies. In: Proceedings of the IPCC 2010, Juli 7-9, University of Twente (NL), 93-100
Exte ded A stra t für de Spra hfors hu gstag a der RWTH „Li gU ite“
Sabina Jeschke
Institutscluster IMA/ZLW & IfU, Fak. 4
[email protected]
Das Institutscluster IMA/ZLW & IfU bildet einen interdisziplinären Forschungsverbund
der RWTH Aachen University und ist an der Fakultät für Maschinenwesen beheimatet.
Es setzt sich zusammen aus dem Lehrstuhl für Informationsmanagement im Maschinenbau (IMA), dem Zentrum für Lern- und Wissensmanagement (ZLW) und dem AnInstitut für Unternehmenskybernetik e.V. (IfU). Es bündelt die Kompetenzen seiner
beteiligten Institute mit dem Ziel, inter- und transdisziplinäre Methoden in Forschung
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und Lehre zu implementieren, zu professionalisieren und interdisziplinäre Forschung
zu aktuellen wissenschaftlichen Fragestellungen zu betreiben.
Das Institutscluster IMA/ZLW & IfU ist von den systemtheoretischen Modellen der
Kybernetik geprägt. Es zeichnet sich durch die Entwicklung ganzheitlicher, insbesondere technischer Lösungen bei gleichzeitiger Betrachtung der Ebenen Mensch - Organisation - Technik aus. Dabei adressiert das Institutscluster Fragestellungen von Grundlagenforschung bis hin zu industrienaher Forschung.
Aufgrund der thematischen Breite und interdisziplinären Aufstellung des Institutsclusters sind seine Bezüge zu den Sprachwissenschaften vielfältig:
1. Big data analysis in technologischen Kontext:
o Virtual Production Intelligence (VPI): Ziel moderner Datenbearbeitung ist nicht zur
de e “a
lu g u d A al se i Bezug auf de I“‹-)usta d , so de die Klassifikation und Analyse in Bezug auf Gesamtprozesse (condition monitoring). Intelligente Systeme werden im Institutscluster – insbesondere im Rahmen des DFGExzellenzcluster Produktion – entwickelt, die auf der Basis von bestehenden Daten
und Prozesszusammenhängen der Vergangenheit in der Lage sind, Vorhersagen zu
treffen. In Anlehnung an den Begriff der "Business Intelligence (BI)" wurde hier in
den vergangenen Jahren der Begriff "Virtual Production Intelligence (VPI)" für das
Gebiet der Produktionstechnik geprägt [1] [2] [3].
o Abstract Semantics / Interface Ontologien: Systeme, wie sie in modernen Konzepte des „I te et of ‹hi gs ode „C e -Ph si al “ ste s es h ie e
e de ,
sollen in ihrem Verhalten autonomer und flexibler gegenüber neuen und unbekannten Situationen sein. Dazu benötigen sie möglichst umfassende Daten zur
Bewertung der gegebenen Situation und zur Entscheidungsfindung. Die Interoperabilität, also die Fähigkeit von technischen Systemen, Informationen untereinander auszutauschen, ist grundlegend zur Erreichung dieses Ziels. Bisherige Lösungsansätze basieren in der Regel auf definierten Standardprotokollen oder auf maßgeschneiderten Kommunikationsschnittstellen. Letzteres erfüllt die Forderung
nach Flexibilität und Adaptivität nicht. Standardisierung hingegen erfordert, ähnlich einer großen umfassenden Theorie, dass ein solcher Standard unterschiedliche
Anwendungsgebiete und Ausnahmen unterstützt, die in der konkreten Anwendung jedoch eventuell gar nicht auftreten. Ebenso erfordert Standardisierung die
Akzeptanz und die Kompromissbereitschaft aller beteiligten Interessengruppen. Einen alternativen Ansatz stellt der Einsatz von abstrakten Semantiken zur formalen, expliziten Auszeichnung von Daten einer Domäne und die konkrete Transformation dieser Daten in ein anderes Domänenmodell mittels domänenübergreifender Interface-Ontologien dar. Bereits 1988 wurden abstrakte Semantiken zur Beschreibung von objektorientierten Sprachen Sprachen angeführt [4]. Weiterführende Ansätze, die auf der Definition expliziter Begriffsdomänen und semantischer
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Transformationen basieren und mittels Ontologien formal beschrieben werden,
ermöglichen Verfahren zur automatisierten, nichtstandardisierten Propagation
und Konsolidierung von Informationen. Basierend auf diesem Verfahren wurde
beispielsweise die adaptive Informationsintegration entwickelt [1].
o Natu sp a hli he A al se fü ei I te et of “kills: „De ‘o ote ‚googelt – ein
solches Vorgehen bedeutet nicht nur ein umfassendes Umdenken im Bereich von
Kompetenz- und Kenntniserwerb per se, sondern stellt auch eine neue Chance für
ungelöste Fragestellungen der künstlichen Intelligenz dar. Das Internet of Things
legt nicht nur die umfassende Voraussetzung für die Integration von Robotern in
das weltweite Wissensnetz (Stichwort auch: Cyber Physical Systems), es bildet
au h die G u dlage fü das „I te et of “kills Beg iff gep gt o ‘. Dill a
,
. E ste A eite hie zu e tsta de
i ‘ah e des P ojekts ‘EN“ E a li g a ‘o ot to Ide tif a Pe so
. Da ei e de We seite a h Ko taktdaten durchsucht, das Ergebnis ist eine automatisiert generierte Visitenkarte für
ei e „E pfa gs o ote .
o Analyse von Strukturen mathematischer Texte: Semantische Kodierung der fachwissenschaftlichen Inhalte ist eine der zentralen Voraussetzungen für die Realisierung komplexer, intelligenter Virtueller Wissensräume und Labore: Zum einen
stellt sie eine wichtige Bedingung für die inhaltliche Verknüpfung verschiedener
Applikationen dar [7] [8], zum anderen wird durch semantische Kodierung die Verarbeitung individueller User-Eingaben ebenso wie individualisiertes, adäquates
System-Feedback vielfach überhaupt erst möglich [9]. Ein bedeutender Teilaspekt
ist dabei die Entwicklung von intelligenten Eingabe- und Validierungsverfahren.
Hier liegt ein großes Potential der Neuen Medien für Lehr- und Bildungszwecke derzeit ist jedoch der umfassende Einsatz virtueller Übungsszenarien insbesondere
dadurch beschränkt, dass nur wenige Verifikationsmethoden von Nutzereingaben
zur Verfügung stehen, die über Multiple-Choice oder einfache String-Checker hinausgehen.
2. Big data analysis im interdisziplinären Kontext:
Semantische Codierung für Barrierefreiheit: Semantische Kodierung ist nicht auf
Texte allein beschränkt, sondern umfasst auch andere Medientypen wie etwa Bilder, Animationen und Applets sowie Navigationsstrukturen und Interaktionsmechanismen. Wichtige Anwendungen sind erweiterte Formen der Useradaptivität,
die von der Berücksichtigung individueller Lern- und Verständnisprozesse bis hin
zu vollständigen Modellen von Barrierefreiheit fachwissenschaftlicher Software
reichen [10] [11].
o
o Text Mining zur Analyse von Wirkungszusammenhängen: Text mining Verfahren
eignen sich hervorragend zur Analyse von Klausalzusammenhängen insbesondere
i Ko te t o O ga isatio e , Natio e u d u d a de e „kultu e ehaftete
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Strukturen. So wurde im Projekt Genderation Best die Korrelation zwischen Drittmittelausschreibungen der führenden deutschen Forschungsförderungseinrichtungen (z. B. DFG, WR, BMBF, BMWi, Volkswagen Stiftung, Akademie der Wissenschaft etc.) zu den Stellenausschreibungen deutscher Universitäten untersucht.
Die resultierenden zwei Kopora wurden unter anderem im Hinblick auf linguistische Relationen analysiert [12].
o Multimodale Muster: Zu untersuchende Datenkorpora werden zunehmend heterogener. Dabei reicht die Diversität weit über die Unterschiedlichkeit etwa unterschiedlicher Textarten (wissenschaftliche Texte, Wikipedia, Tageszeitungen, blogs,
twitter etc.) hinaus. Vielmehr müssen multimediale, also komplexe multimodale
Daten-Korpora aus Text, Audio, Video u.a. betrachtet werden. Ihre integrierte
ganzheitliche Analyse stellt eine vollständig neue Herausforderung dar. Crossmodale Zusammenhangskomponenten entziehen sich den klassischen Methoden
des text und data mining und müssen erst über Multimediale Ontologien und vergleichbare Konzepte miteinander vernetzt werden. Auf der Basis solcher Strukturen erfordern versteckte Muster zwischen verschiedenen Medientypen neue Metriken, um sie sichtbar zu machen. Gleichzeitig sind Zeitmarken und -daten nicht
synchron weil unterschiedliche Medientypen unterschiedliche Entstehungs- und
Verbreitungszeiten haben. Das Institutscluster befaßt sich mit verwandten Fragestellungen im Rahmen des in Antragstellung befindlichen Antrags eCosmos (HumTec Boost Fund Proposal, bewilligt 05/2013, Antragsteller Neumann, Mittelberg,
Jeschke, Seidl [13, 14]).
o Analyse fachspezifischer Terminologie-Differenzierungen: In unterschiedlicher
Disziplinen finden unterschiedliche Fachsprachen Anwendung. In interdisziplinären
Forschungsverbünden kommt es damit zum Aufeinandertreffen unterschiedlicher
Terminologien. Einige Begriffe erfahren in verschiedenen Disziplinen eine sehr
ähnliche Definition, andere völlig unterschiedliche, teils gar unvereinbare Definitionen. Diese Terminologiedifferenzen stellen eine zentrale Schwierigkeit in der
Ausbildung interdisziplinärer Forschungsmethodiken dar. Um ein erweitertes Verständnis der unterschiedlichen Terminologien und auch deren zeitlicher Entwicklung zu erreichen, werden aus gegebenen Textkorpora die von den Autoren verwendete Terminologie ableitet und visualisiert. Es können dann Visualisierungen
für die Terminologien der verschiedenen Disziplinen erstellt, Differenzen analysiert
sowie Zeitentwicklungen von Terminologien beobachtet werden [15] [14].
o
8
Trendanalyse durch Social Media Monitoring: Ein großer Teil zwischenmenschlicher Kommunikation wird heute über Soziale Medien realisiert: Menschen schildern ihre Erfahrungen, bewerten Produkte und Dienstleistungen, tauschen digitale
Artefakte aus und diskutieren über aktuelle Themen, Probleme und Entwicklungen. Soziale Medien avancieren auf diese Weise zu einem Spiegelbild gesellschaftLingUnite
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licher Stimmungen und Trends. Verfahren aus den Bereichen Social Media Intelligence und Social Media Monitoring nutzen diese Informationen, um Trend- und
Marktanalysen durchzuführen oder Meinungsführer in bestimmten Themengebieten zu identifizieren [16]. Fortschritte von Text Mining Verfahren und im Umgang
mit Big Data ermöglichen mittlerweile auch eine sehr frühzeitige Identifikation von
Trends und bevorstehenden Entwicklungen auf Basis einer Analyse gesellschaftlicher Bedarfe. Dabei wird Social Media Monitoring eingesetzt, um die großen Informationsmengen auf interaktiven Webplattformen kontinuierlich zu beobachten
und unerkannte gesellschaftliche Bedarfe zu extrahieren. Auf Basis dieser Bedarfe
lassen sich dann Hypothesen zu kommenden Trends und Entwicklungen, beispielsweise in Bezug auf neue Technologien, Produkte oder Dienstleistungen, ableiten.
3. Mensch-Maschine-Schnittstellen:
o Sprachbasierte Roboter-Kommunikation: Die Entwicklung innovativer MenschMaschine-Schnittstellen hat eine lange Tradition am Institutscluster. In der jüngeren Zeit rücken insbesondere Mensch-Roboter-Schnittstellen ins Blickfeld. Die natürliche, gesprochene Sprache nimmt bei MMIs einen immer größeren Raum ein.
Da ei ist i s eso de e o „ o ale gesp o he e “p a he auszugehe , also
du h „Jede a , it „ga z o ale
Voka ula , u d de t pis he „i perfekte Me k ale gesp o he e “p a he. Die zu e artende Integration insbesondere mobiler Roboter im Alltag (während man sie früher eher stationär und in
spezialisierten Umgebungen mit speziell geschultem Personal antraf) macht neue
Zugänge unbedingt nötig. Grundsätzlich hat das Thema starke Bezüge zum Gebiet
des „Affe ti e Co puti g , ei e seh ode e ‹eil de I fo atik it sta ke
Bezügen zu Linguistik und Psychologie.
o Emotion und Prominenz: Zur Auflösung von Ambiguitäten gesprochener Sprache,
aber auch zur Erhöhung von Verständnisgeschwindigkeit oder Prioritäten, gewinnt
die Interpretation von Betonungen und Aussprachen, wie sie etwa durch Emotion
und Prominenz, entstehen, zunehmend an Bedeutung.
 Emotion kann in der Mensch-Maschine-Kommunikation verwendet werden um
fehle des Ko te t isse zu „e setze , ode soga , u situati es Wisse zu
erzeugen. Aktuell befindet sich ein Forschungsprojekt in Antragstellung. Am
Beispiel ei es „e otio ale Na igatio ss ste s
e de die Pote tiale de
Emotionsanalyse für lernende Systeme untersucht [17].
 „P o i e z bezeichnet hervorstechende, akzentuierende Teile der Sprache,
meist zur Sinnschärfung. Im Rahmen eines in Vorbereitung befindlichen DFGSFB der Universität Köln (Sprecher Bongartz, Becker, Grice, von Heusinger,
Himmelmann, Primus [18]) beteiligt sich das Institutscluster an der Erforschung
des li guistis he Ko zepts de „P o i e z . Da ei liegt de “ h e pu kt des
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Cluster-Beit ags auf de A al se o „Cha akte istika u d „I a ia te
o
Prominenz. - Insbesondere bei der kompressionsbehafteten Übertragung von
Daten spielen diese Konzepte eine zentrale Rolle bei echtzeitfähigen Anwendu ge : e aus G ü de o Ba d eite ode Ges h i digkeit i ht „alles
übertragen kann, was ist dann das relevante für die Rekonstruktion? In Analogie zur Bilddatenkompression (jpeg-Ko p essio et . si d hie au h „ e s hli he Met ike
o Bedeutu g, also sol he die die e s hli he kog iti e
Fähigkeiten in den Vordergrund ihres Maßbegriffs stellen.
o Gestenbasierte Steuerung technischer Systeme: Gestenbasierte Steuerung stellt
ein Paradigma für die evolutionäre, intuitive Steuerung komplexer technischer Systeme durch menschliche Demonstration dar. Dabei werden nicht einfach Bewegungen aufgezeichnet und wieder abgespielt, sondern die dahinterliegenden Intentionen des Anwenders, kontextabhängige Handbewegungen und Fingerstellungen sowie kryptischen Posen analysiert und interpretiert. Eine Wissensbasis mit
domänenspezifischer Expertise in Form sensomotorischer Primitiver des technischen Systems sowie Interpretationsregeln der Anwendergesten bilden die Grundlage. Die Wissensbasis wird durch den Anwender angelernt. So wird die Steuerung
komplexer technischer Systeme innerhalb unterschiedlicher fachlicher Domänen
durch Domänenexperten anstelle von Steuerungsexperten ermöglicht [19] [20].
4. Sprachanalyse im medizinischen Kontext:
o Das Institutscluster betreibt, gemeinsam insbesondere mit dem UKA/Rossaint,
verschiedene Projekte im Bereich der Notfall-Telemedizin [21]. Derzeit sind Erweiterung dieser Projekte in Vorbereitung, die sich mit der Integration gesprochener
Sprache in die medizinische Analyse befassen. Sowohl Emotion als auch Prominenz
ildet si h seg e tal u d supe seg e tal also „pu kt eise auf ei zel e Bu hsta e u d „ü e g eife d auf Wo te , “atzteile , “ tze a . Ei zelne Arbeiten
zeigen einen Zusammenhang von individuellen Zuständen, insbesondere auch
K a kheitszust de , it „Muste
de E otio s- und Prominenzkomponenten
der Sprache. Die Analyse dieser Komponenten erlaubt zusätzliche Schlüsse für einen Remote-Notarzt (der sich also nicht vor Ort befindet). In einem derzeit in Antragstellung befindlichen BMBF-Forschungsvorhaben steht die Zusammenführung
die Analyse dieser Komponenten zuwie die Zusammenführung dieser Daten mit
Vitaldaten und weiteren Sensordaten im Blickpunkt.
Works Cited:
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10
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RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
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Meise , ‹o ias; ‘ei ha d, ‘udolf; “ hil e g, Da iel; Jes hke,“a i a:, „A F a e o k Fo Adapti e
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LingUnite
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Kognitiv-semiotische Theoriebildung und interdisziplinäre Multimodalitätsforschung
im Natural Media Lab
Irene Mittelberg
Sprachwissenschaft und kognitive Semiotik, Fak. 7
[email protected]
Dieser Kurzvortrag gibt Einblicke in die interdisziplinären Arbeiten der Natural Media
/NeuroPeirce Forschungsgruppe im HumTec Projekthaus. NeuroPeirce, ein Fortführungsprojekt von Natural Media & Engineering, integriert Konzepte und Methoden der
Linguistik, Semiotik, Psychologie, Informatik und Neurowissenschaften, um die dynamische Komplexität von ,embodied' Kognition (Gibbs 2006; Johnson 1987; Kopp &
Wachsmuth 2010) und multimodaler Kommunikation zu erforschen. Ziel ist es, die
neuro-kognitive Repräsentation von in der Wissenschaftsgeschichte etablierten Kategorien empirisch zu testen. Der amerikanische Logiker und Semiotiker Charles Sanders
Peirce (1960) postulierte drei Universalkategorien, von denen er annahm, dass sie
allen Prozessen der Wahrnehmung, des Denkens und der Kommunikation zugrunde
liegen: ERSTHEIT (Qualität, Möglichkeit von Bedeutung), ZWEITHEIT (Fakt, Reaktion,
kontextualisierte Bedeutung) und DRITTHEIT (Gewohnheiten, Muster, Regeln). Auch
Peirces bekannte Typologie von Zeichenprozessen (Ikon, Index, Symbol) basiert auf
diesen triadischen Grundtendenzen (Mittelberg 2008). Unter Einsatz von im Natural
Media Lab produzierten Video- und Motion-Capture-Daten sowie bildgebenden Verfahren (fMRI) im Universitätsklinikum Aachen und JARA-BRAIN Konsortium soll untersucht werden, inwiefern neuronale Korrelate der Wahrnehmung multimodaler Stimuli
mit den Peirceschen Universalkategorien im Einklang stehen (s. Poster von Rekittke,
Wolf et al.).
Manuelle Gesten sind besonders geeignet, die Validität dieser Kategorien sowie anderer, in der kognitiven Linguistik zentralen Prinzipien zu testen, da spontane redebegleitende Bewegungen weniger stark kodifiziert sind als laut-, gebärden- oder schriftsprachliche Symbole (Cienki 2010; Dancygier & Sweetser 2012; Jäger & Linz 2004;
Mittelberg, im Erscheinen; Müller 2010). Ihre räumlich-visuelle Medialität erlaubt ein
breites Spektrum an Formen, Funktionen und cross-modalen Interaktionen. Anhand
einiger Beispiele soll demonstriert werden, wie das Zusammenspiel von indexikali12
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RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
schen und ikonischen, sowie metonymischen und metaphorischen Prinzipien beschrieben und die lokal dominierenden Funktionen bestimmt werden können. Gerade
metonymische Modi erwiesen sich in verschiedenen Studien als konstitutiv hinsichtlich der motivierten Formgenese sowie bei der Interpretation multimodaler kommunikativer Akte ineinander greifender Prinzipien der pragmatischen Inferenz (Jakobson &
Pomorska 1983; Mittelberg 2010a/b, 2013; Mittelberg & Waugh 2009; Panther &
Thornburg 2003; Rekittke 2012).
Um diese theoretischen Überlegungen empirisch zu testen, hat das Natual Media
Team zahlreiche empirische Untersuchungen durchgeführt, von denen in der zweiten
Hälfte des Vortrags einige kurz vorgestellt werden: zur Gestenform (Hassemer et al.
2011), Gestenproduktion und -interpretation im Kontext gestenbasierter MenschMaschine Interaktion (Grandhi et al. 2011, 2012) sowie zur Pragmatik des Gestenraums visualisiert mittels Motion-Capture Technologie (Priesters 2012; Priesters &
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Englisch und Luganda. Magisterarbeit, Human Technology Centre, RWTH Aachen University.
Übers Übersetzen
Stella Neumann
Anglistische Sprachwissenschaft, Fak. 7
[email protected]
Die Forschung am Lehrstuhl für Anglistische Sprachwissenschaft gründet sich auf einem gebrauchsorientierten Zugang zu Sprache, demzufolge eine Sprache durch die
probabilistische Verteilung ihrer Merkmale gekennzeichnet ist. Die Beschreibung,
Erklärung und Vorhersage sprachlicher Phänomene erfolgt deshalb in erster Linie
unter Verwendung quantitativer empirischer Methoden, genauer gesagt korpuslingu14
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istischer Methoden, die mit psycholinguistischen Experimenten ergänzt werden. Der
Komplexität des Sprachsystems wird vor allem durch die computergestützte Anreichung von elektronischen Textsammlungen, also Korpora, mit vielfältiger linguistischer
Information Rechnung getragen.
Aus den vielfältigen Forschungsthemen des Lehrstuhls soll exemplarisch die übersetzungsbezogene Forschung vorgestellt werden. Zunächst ist jedoch zu klären, was
Übersetzungsforschung überhaupt mit englischer Sprachwissenschaft zu tun hat.
Anschließend wird erläutert, wie typische sprachliche Muster analysiert werden, die
übersetzte von nicht-übersetzten Texten unterscheidbar machen. Während die Muster vor allem in Korpora werden können, kann ihr Entstehen nur während des Produktionsprozesses von Übersetzungen beobachtet werden. In unserer Forschung steht im
Mittelpunkt, wie Übersetzer mit komplexen sprachlichen Strukturen umgehen. Die
beobachteten Strategien sollen auch Aufschluss über Übersetzungsprozeduren geben,
die über die empirische Übersetzungstheorie hinaus auch für das Maschinelle Übersetzen problematischer Textstellen relevant sein können. Ein Nebenprodukt unserer
Experimente ist auch ein Vergleich zwischen dem Textproduktionsverhalten von
Sprach- und Domänenexperten.
Phoniatric topics in speech and communication – Do we meet together?
Christiane Neuschaefer-Rube
Phoniatrie, Pädaudiologie und Kommunikationsstörungen, Fak. 10
[email protected]
The Aachen phoniatric research group is focussed on voice and speech projects that
on the one hand deal with basic research in healthy speakers' physiology and on the
other hand represent applied research for different pathology groups. The binding
element are modeling activities.
In detail, there are investigations to study the morphologic and functional characteristics of male and female speakers in respect of speech production and perception. For
better understanding of the speech perception of physiologic and artificial gender
characteristics, the phoniatric team collaborates with the fMRI imaging group in the
psychiatric clinic. Main question for this study is the following: What is happening in
the brain during voice and speech perception of speakers belonging to own versus
opposite sex. All these investigations are necessary to develop voice and speech fitting
strategies for male-to-female transsexuals.
Further activities are related to the question how to optimize the voice and speech
performance in professional speakers including those working in universities. Aim is to
15
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develop training tools to improve the vocal, prosodic and articulatory quality of professional speakers with different demands.
The modeling activities creating a virtual speaker are undertaken to define movement
algorithms being the basic correlates of intelligible speech production. In addition,
they are a kind of prerequisite for and supplementary of prototypes developed as
diagnostic tools for pathologic speech production.
Presenting a mosaic of scientific appetizers, we want to inform about our current
activities and ask for specific cooperation.
The Statistical Approach to Speech Recognition and to Natural Language Processing
Hermann Ney
Sprachverarbeitung und Mustererkennung, Fak. 1
[email protected]
The last 25 years have seen a dramatic progress in the statistical methods for recognizing speech signals and for translating spoken and written language. In these and
similar tasks, the statistical approach makes use of four ingredients:
1)
Bayes decision rule for minimum error rate;
2)
probabilistic models, e.g. Hidden Markov models or conditional random fields for
handling strings of observations (like acoustic vectors for speech recognition and
written words for language translation);
3)
training criteria and algorithms for estimating the free parameters of the probabilistic models from large amounts of data;
4)
the generation or search process that generates the recognition or translation
result.
Most of these methods had originally been designed for speech recognition.
However, the same concepts, with suitable modifications, turned out to carry over
successfully to language translation and other tasks in natural language processing.
Based on the above principles, we have developed various research prototype systems that cover a wide range of spoken language styles (e.g. broadcast news, broadcast conversations, lectures) languages (English, Arabic, Chinese, German, Spanish)
and language pairs.
16
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Wahlkampfsprache – Was sie uns sagen soll und was sie uns verrät
Thomas Niehr
Germanistische Sprachwissenschaft, Fak. 7
[email protected]
Sprache in der Politik – Politolinguistik – gehört spätestens seit den 80er Jahren des
letzten Jahrhunderts zu den etablierten Teilgebieten der Linguistik. Fachlich organisie t ist dieses ‹eilge iet i de A eitsge ei s haft „“p a he i de Politik
(www.sprache-in-der-politik.de).
Nachdem LinguistInnen sich schon früh mit auffälligen Wörtern (Schlag- bzw. Schlüsselwörtern) und ihren Eigenschaften beschäftigt hatten (vgl. Niehr 2007), richtete sich
ihr Augenmerk in den letzten zwei Jahrzehnten vermehrt auf so genannte Diskurse
(vgl. Niehr 2013), mithin auf textübergreifende sprachliche Muster auf allen sprachlichen Ebenen von der Lexik bis zur Argumentation.
Aber auch die Beschäftigung mit Diskursen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass
insbesondere Wörter für die Sprache in der Politik von besonderer strategischer Bedeutung sind. Vor diesem Hintergrund hat auch die Beschäftigung der PolitolinguistInnen mit Wörtern nie ganz aufgehört (vgl. Niehr 2012, Diekmannshenke/Niehr 2013).
Der Vortrag beschäftigt sich anhand konkreten Materials mit der Rolle von Wörtern in
der politischen Kommunikation. Welche Strategien lassen sich etwa im Wahlkampf
des Jahres 2013 beobachten? Wie lassen sie sich beschreiben und linguistisch interpretieren? Sind diese Strategien parteispezifisch oder bedienen sich Politiker aller
Parteien der gleichen Strategien? Ändern sich diese Strategien von Wahl zu Wahl oder
greifen die Wahlkämpfer auf ein inzwischen bekanntes Strategie-Reservoir zurück?
Literatur:
Diekmannshenke, Hajo/Niehr, Thomas (Hg.) (2013): Öffentliche Wörter. Analysen zum öffentlichmedialen Sprachgebrauch. Stuttgart: ibidem.
Kilian, Jörg/Niehr, Thomas (Hg.) (2013): Politik als sprachlich gebundenes Wissen. Politische Sprache
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Niehr, Thomas (2007): Schlagwort. In: Ueding, Gert (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Band
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Niehr, Thomas (2012): Möglichkeiten und Grenzen internationaler Schlagwortforschung. In: Kämper,
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Bremen: Hempen, S. 241–256.
Niehr, Thomas (2013): Politolinguistik - Diskurslinguistik. Gemeinsame Perspektiven und Anwendungsbezüge. In: Roth, Kersten Sven/Spiegel, Carmen (Hg.): Angewandte Diskurslinguistik. Felder, Probleme, Perspektiven. Berlin: Akademie-Verlag, S. 73–88.
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Sprache & Kommunikation im Internet. Diversität, Mobilität & Vernetzung.
Jens Runkehl
Deutsche Philologie, Fak. 7
[email protected]
Die Kommunikationsmöglichkeiten im Internet haben sich in den zurückliegenden
Jah e i
e eh e eite t u d da ei glei hzeitig ausdiffe e zie t. Ne e die Klassike
ie E-Mail- oder Chat-Kommunikation ist im Zuge der Web-2.0-Entwicklung die
Vielfalt der Sozialen Netzwerke hinzugetreten. Darüber hinaus findet kommunikativer
Austausch mittlerweile auch wesentlich über Texte, Bilder oder Videos statt.
Ferner trägt die mobile Nutzung von Internet-Diensten via Smartphones zu einem
eite e A stieg de Ko
u ikatio sdi hte ei, die ih e seits zus tzli he Ve k üpfungsoptionen (z.B. von Arbeits-, Freizeit- und/oder Konsuminteressen) eröffnet. Der
Vortrag will explorativ die Vielfalt der gegenwärtigen Nutzungsbandbreite erkunden.
Dabei sollen denkbare Anschlussmöglichkeiten für aktuelle Forschungsfragen erkundet werden.
Französisch in Luxemburg
Christian Timm
Romanische Sprachwissenschaft, Fak. 7
[email protected]
„We i h i ei e Lade gehe, ü e lege i h i i
e , o i h de Ve k ufe auf
Lëtzebuergisch oder auf Französisch ansprechen soll. Aber ich käme nie auf die
Idee, ih auf Deuts h a zusp e he JB, la ht .
Dieses Zitat einer meiner seinerzeitigen Studenten an der Université du Luxembourg
weist vielleicht besser auf den Gebrauch und das Ansehen der drei offiziellen und
gesetzlich festgelegten Einzelsprachen in Luxemburg hin, als es zunächst scheint. Das
Französische ist die am meisten gesprochene Sprache in Luxemburg; die langue nationale, das Lëtzebuergische, genießt das höchste Prestige und auf das Deutsche trifft
keines von beiden zu, es dient neben der Alphabetisierung ausschließlich zur Kommunikation mit Deutschen. Als äußerst interessant ist das Phänomen anzusehen, dass in
der jüngeren Generation der ca. Mitte Zwanzigjährigen das Deutsche weiterhin sehr
nüchtern betrachtet wird, das Französische hingegen deutlich negativer konnotiert
wird als es noch in der Elterngeneration der Fall war.
Von diesen zunächst eher subjektiv anmutenden Beobachtungen ausgehend ist das
Interesse an der Untersuchung des Französischen in Luxemburg entstanden. Bei den
wissenschaftlichen Arbeiten zur sprachlichen Situation im Großherzogtum wurde
18
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bislang in erster Linie der Aspekt der Mehrsprachigkeit herausgearbeitet; gerade Studien zum Französischen in Luxemburg fehlen jedoch bislang. Das Französische dominiert die Schriftlichkeit in Luxemburg, so wie es sich auch aus der Gesetzeslage ergibt.
Außerdem genießt die französische Sprache in höheren sozialen Kreisen einschließlich
dem kulturellen Leben ein besonders hohes Prestige. Zu diesen beiden alt hergebrachten und in der Bevölkerung allgemein akzeptierten Domänen kommt seit den vergangenen Jahrzehnten eine weitere hinzu, die aus der starken Immigration romanophoner Mitbürger, vor allem mit italienischer und portugiesischer Muttersprache, während des letzten halben Jahrhunderts resultiert, die ebenso wie die große Anzahl
frankophoner frontaliers primär Französisch sprechen. Diese Bevölkerungsgruppen
sind vor allem in weniger prestigereichen Berufen tätig, die eine geringere fachliche
Qualifikation erfordern und mit denen die Bevölkerung stark in Kontakt kommt. So gilt
die Gastronomie inzwischen als ausschließlich frankophon, sogar in Grenzorten zu
Deutschland wie Echternach wird in der Gastronomie primär Französisch gesprochen;
auch im Einzelhandel nimmt der Gebrauch des Französischen spürbar zu.
Auch in Bezug auf das gesprochene Französisch in Luxemburg ist die Quellenlage als
ausgesprochen dürftig anzusehen. Grundsätzlich zu unterscheiden sind hier zum einen
Interferenzen, also fest in das Luxemburgische integrierte Entlehnungen wie merci für
‚da ke letzte es ist i e iste t ode ‚ ou ie i te e fü ‚Hauspost letzte es ist
wiederum inexistent). Zum anderen haben wir sehr häufige Sprachenwechsel innerhalb eines Gesprächs, für die sich häufig keine extralinguistischen Ursachen feststellen
lassen. Im Französischen, das in Luxemburg gesprochen wird, lassen sich zudem Germanismen ausmachen, die grundsätzlich zwar mit denen im belgischen Französisch
vergleichbar sind, sich im einzelnen dann aber doch deutlich absetzen. Zudem wird in
den Fällen, in denen das belgische und das französische divergieren gern der belgischen Alternative der Vorzug gegeben; wie beim Lexem für das Flaschenpfand, also
belgisch vidange anstelle von in Frankreich üblichem consigne. Gleiches gilt auch für
Redewendungen wie entschuldigen Sie mich bitte (veuillez m’excuser), die in Frankreich dominiert, während die Variante ich entschuldige mich (je m’excuse) in Belgien
(und Luxemburg) wesentlich häufiger zu hören ist.
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Weber, Nico (1994): Sprachen und ihre Funktionen in Luxemburg. In: Zeitschrift für Dialektologie und
Linguistik, LXI, Heft 2, S. 129-169.
Die mentale Verarbeitung von Zahlwörtern
Klaus Willmes-von Hinckeldey
Neuropsychologie, Fak. 10
[email protected]
Zahlwörter bilden eine eigene lexikalische Klasse mit speziellen lexikalischen und morpho-syntaktischen Eigenschaften. Sie stellen eine spezielle Art der Kodierung von
ganzen Zahlen dar und bilden die Grundlage des Zählens mit mehr oder weniger idiosynkratischen Merkmalen in den Einzelsprachen der Welt (z.B. Bender & Beller, 2011;
Wiese, 2003). Diese Eigenheiten in Laut- und Gebärdensprachen haben einen empirisch feststellbaren Einfluss (z.B. Domahs et al, 2010) auf die kognitive Verarbeitung
von Zahlen und beim Rechnen sowohl im Erwachsenenalter wie auch in der Erwerbsphase im Kindesalter. Der Grad der Irregularität in der Zahlwortbildung korreliert mit
den Leistungen in elementaren Rechenleistungen in den ersten Schuljahren. Eine
besondere Schwierigkeit stellt die sog. Inversionseigenschaft bei zweistelligen Zahlen
dar (24 <-> /vierundzwanzig/ gegenüber /twenty-four/) mit Einflüssen auf das Muster
der Reaktionszeiten in numerischen Größenvergleichsaufgaben (Nuerk et al, 2005).
Erworbene Hirnschädigungen etwa nach Schlaganfällen führen je nach Lokalisation
der Hirnschädigungen zu distinkten Fehlermustern bei elementaren Aufgaben wie
dem Schreiben von ein- und mehrstelligen Arabischen Zahlen nach auditiver Vorgabe
(Zahlendiktat) oder dem lauten Lesen von Zahlen, oft unabhängig von einem gut erhaltenen Verständnis für die numerische Größe von visuell präsentierten Arabischen
Zahlen (Überblick z.B. bei Willmes, 2008).
Das anatomisch-funktionelle sog. Triple Code Model von Dehaene (1997) spezifiziert
die wichtigsten mentalen Repräsentationen für Zahlen und elementare Rechenoperationen sowie die sie unterstützenden Hirnregionen, welche in Aufgabenstellungen
zum Rechnen zu einer Interaktion von Hirnregionen mit sprachlichen Funktionen
einerseits und Regionen zur mentalen Repräsentation numerischer Größe führen.
22
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Exemplarisch wird als Beitrag zur Validierung dieses Modells eine eigene Studie unter
Verwendung der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) vorgestellt, in der
verschiedene Aufgabenstellungen mit auditiv präsentierten Zahlwörtern zu bearbeiten
waren (Klein et al, 2010).
Insgesamt soll die Präsentation exemplarisch Methoden und Denkweisen der kognitiven Neurowissenschaften für einen spezifischen Gegenstandsbereich aufzeigen, der
besonders gut geeignet ist, den Einfluss von Sprache auf kognitive Funktionen zu beleuchten.
Literatur:
Bender A, Beller S (2011) Cultural variation in numeration systems and their mapping onto the mental
number line. J Cross-Cultural Psychology 42(4): 579–597
Dehaene S (1997) The Number Sense: How the Mind Creates Mathematics. Oxford: Oxford Univ. Press
Domahs F, Moeller K, Huber S, Willmes K, Nuerk HC (2010) Embodied numerosity: Implicit hand-based
representations influence symbolic number processing across cultures. Cognition 116: 251-266.
Klein E, Moeller K, Nuerk H-C, Willmes K (2010) On the neuro-cognitive foundations of basic auditory
number processing: an fMRI study. Behavioral and Brain Functions 2010, 6:42
Wiese H (2003) Numbers, Language, and the Human Mind. Cambridge: Cambridge Univ. Press
Nuerk H-C, Weger U, Willmes K (2005) Language effects in magnitude comparison: Small, but not
irrelevant. Brain & Language 92: 262-277
Willmes K (2008) Acalculia. In G Goldenberg & BL Miller (Eds.) Handbook of Clinical Neurology, vol. 88
(3rd series): Neuropsychology and behavioral neurology (pp. 339-358). Amsterdam: Elsevier
Kognitive Modelle in der Mensch-Computer Interaktion: Nutzerzentrierte InterfaceGestaltung mittels Icons und Gesten
Martina Ziefle
Communication Science
[email protected]
Die besondere Herausforderung der Interaktion zwischen Mensch und Technik wird
deutlich, wenn man sich die momentane Entwicklungslinie mobiler Informations- und
Kommunikationstechnologien betrachtet [1, 10, 15]. Zum einen lässt sich eine zunehmende Miniaturisierung beobachten, dies ist vor allem beim Display als Kommunikationsschnittstelle relevant [16]. Da nur Ausschnitte der im ingesamt verfügbaren Information im Display sichtbar sind, steigen die Anforderungen an die Visualisierung und
an die rasche Enkodierung und Verarbeitung der dargestellten Information [10 , 15].
Letzteres ist sowohl unter dem Aspekt der Lesbarkeit, also der Erkennung der dargestellten Information entscheidend [1, 10, 13], als auch unter dem Aspekt der Verständlichkeit, also der semantischen Transparenz des Dargestellten [7, 9].
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Icons zeichnen sich durch ein schrift"unabhängiges" Format, eine hohe Darstellungsökonomie und eine attraktive Anmutung aus. Diese Vorzüge überwiegen allerdings
nur dann ihre Nachteile - insbesondere die Unschärfe ihrer Semantik - wenn sie effektiv und effizient eingesetzt werden. Nicht selten werden Icons auf Miniaturdisplays so
stark verkleinert und abstrahiert, dass sie nicht mehr erkannt und richtig zugeordnet
werden können [8, 11]. Zudem hängt ihr Verständnis vielfach von den Vorerfahrungen
der Adressaten ab, was bei der zunehmenden Diversity der Nutzergruppen und der
Ausweitung der Anwendungskontexte der Geräte kritisch ist [8,9]. Im Unterschied zur
Schriftsprache ist die Bildsprache in der Regel weniger flexibel. Sie verfügt über keine
Grammatik, die ein semantisch-syntaktisches Regelwerk für die Interpretation ihrer
Elemente und deren wechselseitige Beziehung zueinander vorgeben würde. Weiterhin
besteht für viele Konzepte kein piktoriales Äquivalent, das sich besonders bei der
Repräsentation abstrakter Inhalte zeigt [9, 10].
)u a de e zeigt si h ei a hse de ‹ e d zu Nutzu g „i tuiti e " Ei ga e odalitäten, wie beispielsweise Touch-Gesten, mit denen Interaktion und Kommunikation
zwischen Mensch und Maschine gesteuert werden [3, 4]. Jenseits der schnellen Ausweitung der Touch-interfaces ist es eine zentrale Frage, inwieweit solche gestenbasierten Eingaben auch für spezifische Berufsgruppen und den dort etablierten Anforderungen nutzbar sind [2, 3].
Die schnell unterstellte Intuitivität der Darstellungspräzision von Icons und der intuitiven Semiotik von Gesten als Eingabemodalität ist angesichts der zunehmenden Diversität der Nutzerschaft mit unterschiedlichem Vorwissen, kultureller Diversität, visuellen, psychomotorischen, kognitiven und affektive Voraussetzungen und der zunehmenden Ausweitung der Nutzungskontexte (spezifische berufliche Kontexte, lebenswichtige Nutzungskontexte) eine höchst relevante Frage für Forschung und Entwicklung [8, 9, 11, 14]
Sie erfordert eine mehrstufige experimentelle Prüfung im Hinblick auf Generalisierbarkeit und Erlernbarkeit und eine durchgängige nutzerzentrierte Gestaltung in frühen
Phasen der technischen Entwicklung [2, 4, 5, 6].
Anhand aktueller Projekte zur Mensch-Technik Interaktion werden experimentelle
Befunde zur Frage nach einer nutzerzentrierten Gestaltung von Icons und Gesten als
Eingabemodalitäten vorgestellt.
Literatur:
Arning, K.; Ziefle, M.; Li, M. & Kobbelt, L. (2012). Insights into user experiences and acceptance of
mobile indoor navigation devices. 11th International Conference on Mobile and Ubiquitous Multimedia. New York: ACM. 978-14503-1815-0
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24
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RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
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Golod, I., Heidrich, F., Mollering, C. & Ziefle, M. (2013). Design Principles of Hand Gesture Interfaces
for MicroInteractions. Full paper at the 6th international conference on Designing Pleasurable Products and Interfaces, New York. ACM.
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Heidrich, F., Ziefle, M., Rocker, C. & Borchers, J. (2011). Interacting with Smart Walls: A MultiDimensional Analysis of Input Technologies for Augmented Environments. Proceedings of the ACM
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Kowalewski, S.; Kluge, J. & Ziefle M. (2013). Integrating Potential Users Into the Development of A
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HCI International, CCIS 374, (pp. 183-186). Heidelberg: Springer.
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International Conference on Human-Computer Interaction with Mobile Devices and Services. (pp.
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Ziefle, M. (2010). Information presentation in small screen devices: The trade-off between visual
density and menu foresight. Applied Ergonomics, 41 (6), 719-730
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POSTER
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Wie sollten Nachrichten im Radio gesprochen werden? Zum Einfluss der Prosodie
auf das Erinnern von Nachrichten im Hörfunk.
Heiner Apel
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Nachrichten im Hörfunk strukturieren zum einen das Programmschema, zum anderen
erfüllen sie eine wichtige Informationsfunktion für die Hörer. Auch mit dem Aufkommen der neuen Medien hat das Radio nur wenig an Reichweite verloren; eine große
Zahl von Menschen hört noch immer jeden Tag Radio und lässt sich durch Nachrichten
informieren (vgl. Gattringer/Klingler 2012).
In der Linguistik ebenso wie in der Sprechwissenschaft wurde die Verständlichkeit von
Hörfunknachrichten kritisch diskutiert. Mittlerweile haben sich Kriterien etabliert, wie
Nachrichten im Rundfunk geschrieben und gesprochen werden sollten. Diese werden
in der Aus- und Weiterbildung von Journalisten vermittelt (vgl. z.B. Schwiesau/Ohler
2003; Apel/Schwenke 2011). Bislang sind diese Kriterien, die ein verständliches Sprechen von Nachrichten ermöglichen sollen, allerdings noch nicht bzw. nur unzureichend empirisch fundiert (vgl. Apel 2009).
Mein Dissertationsprojekt zur Hörverständlichkeit von Radionachrichten beschäftigt
sich mit einer solchen empirischen Fundierung. Hierfür habe ich eine BehaltensUntersuchung durchgeführt. In dieser Studie wird der Zusammenhang von sprachlicher und prosodischer Gestaltung von Nachrichten mit der Erinnerungsleistung von
Versuchspersonen untersucht. Ziel der Dissertation ist es zu ermitteln, welchen Einfluss sprachliche und sprecherische Faktoren darauf haben, wie gut Testpersonen kurz
zuvor gehörte Nachrichten behalten können. Hierfür wurde ein Laborexperiment mit
knapp 600 Versuchspersonen durchgeführt. Die Behaltens-Leistung der Probanden
wurde zum einen über eine Nacherzählung (freie Wiedergabe) und zum anderen über
die Beantwortung von Multiple-Choice Fragen (gestützte Wiedergabe) erfasst.
Es zeigt sich, dass sowohl in der freien als auch in der gestützten Wiedergabe die Versionen der Test-Nachrichtensendungen höhere Behaltens-Werte erzielten, die nach
Kriterien (hör-) verständlichen Schreibens und Sprechens produziert worden waren.
Zunächst wird ein Zwischenstand vorgestellt – die Auswertung der Ergebnisse ist noch
in Arbeit – es scheint sich jedoch ein größerer Einfluss der textlichen als der prosodischen Gestaltung auf die Erinnerungsleistung der Probanden abzuzeichnen.
Eingebunden ist diese Untersuchung in ein Forschungsprojekt, das von der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg sowie der Universität des Saarlands gemeinsam
mit dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR 1 Radio Sachsen-Anhalt) durchgeführt wird.
Neben der Beschreibung authentischer Hörfunknachrichten und einer differenzierten
Betrachtung des Schreib- und Sprechstils von Hörfunknachrichten wurden im Rahmen
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des Projekts die Test-Nachrichtensendungen entwickelt, die in der hier vorgestellten
Behaltens- und Verständlichkeitsuntersuchung eingesetzt werden (vgl. Bose 2009).
Das Poster wird diese Hintergründe mit Fokus auf die Kriterien für die Gestaltung der
Test-Sendungen knapp darstellen, um dann ausführlich die Behaltens-Untersuchung
und die bislang erzielten Ergebnisse vorzustellen.
Literatur:
Apel, H. (2009): Behalten und Verstehen von Hörfunknachrichten: medientheoretische Hintergründe
und empirische Belege zum Einfluss der Prosodie. In: Anders, L. C.; Bose, I. (Hrsg.): Aktuelle Forschungsthemen der Sprechwissenschaft 1: Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen / Sprache und
Sprechen von Hörfunknachrichten. Frankfurt/M. u.a., 89-127. (HSSP Bd. 30)
Apel, H.; Schwenke, A. (2011): Grundlagen von Sprach- und Sprechtrainings für Nachrichtensprecher
im Hörfunk - empirische Validierung vorhandener Standards. In: Krafft, A.; Spiegel, C. (Hrsg.): Sprachliche Förderung und Weiterbildung - transdisziplinär. Frankfurt/M. u.a., 177-196. (Forum Angewandte Linguistik, Bd. 51)
Bose, I. (2009): Sprechwissenschaftliche Studien zu Sprache und Sprechen von Hörfunknachrichten
(Vorüberlegungen). In: Anders, L.-C.; Bose, I. (Hrsg.): Aktuelle Forschungsthemen der Sprechwissenschaft (Bd. 1): Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen / Sprache und Sprechen von Hörfunknachrichten. Frankfurt/M., 77-87. (HSSP Bd. 30)
Gattringer, K; Klingler, W. (2012): Radionutzung in Deutschland steigt erneut an. Ergebnisse, Trends
und Methodik der ma 2012 Radio II. In: Media Perspektiven 9/2012, 410-423.
Schwiesau, D.; Ohler, J. (2003): Die Nachricht in Presse, Radio, Fernsehen, Nachrichtenagentur und
Internet. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis. München.
Wie die Sprache Wissen schafft: Sprachliche und parasprachliche Verfahren kognitivinterpretativer Arbeitsteilung in der Wissenskommunikation
Katrin Beckers
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Wie die Sprache Wissen schafft: Sprachliche und parasprachliche Verfahren kognitivinterpretativer Arbeitsteilung in der Wissenskommunikation What is to be interpreted
must be first created through interaction, before interpretation can begin. (Gumperz
1982: 206) Die gelingende Kommunikation von Wissen ist von jeher eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Bewältigung des privaten und beruflichen Alltags.
Angesichts dieses Faktums verwundert das u.a. von Antos (2005) und Dewe (2005)
konstatierte Desiderat einer grundlegenden Erforschung der Wissenskommunikation.
Leitend für die interdisziplinäre grundlagentheoretische Studie (Beckers 2012), die im
Paradigma der Transferwissenschaft (science of knowledge) angesiedelt ist, sind daher
die Fragestellungen, wie sich die sprachliche Vermittlung von Wissen konkret vollzieht
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und welche Parameter für eine gelingende Wissenskommunikation ausschlaggebend
sind. Im Fokus steht dabei die Analyse sprachlicher und parasprachlicher Strategien,
Prinzipien und Verfahren, die in der mündlichen Kommunikation und in der TextLeser-Interaktion zur Konstitution intersubjektiven Wissens eingesetzt werden, und
damit der komplexe Zusammenhang zwischen der Interpretation sprachlicher Äußerungen und der mentalen Internalisierung der kommunizierten Wissensinhalte sowie
die Relation zwischen sprachlicher Ökonomie und kognitiver Komplexität. Intersubjektive Wissenskonstitution liegt vereinfacht ausgedrückt dann vor, wenn ein Rezipient
infolge einer sprachlichen Transferhandlung über eine mentale Repräsentation des
kommunizierten Sachverhalts verfügt, die mit der des Sprechers oder des Autors zumindest in den wesentlichen Aspekten übereinstimmt. Kommunikativ intersubjektives
Wissen zu etablieren bedeutet dabei letztlich, einander kontinuierlich im intendierten
Sinne zu verstehen und infolgedessen über eine gemeinsame Wissensstruktur zu
verfügen, in die neue Wissensinhalte kohärent integriert werden können. Untersucht
werden in diesem Zusammenhang insbesondere die vielfältigen wissensrepräsentierenden und wissenskonstituierenden Funktionen der Sprache bzw. der Sprachverwendung, die wiederum wesentliche Rückschlüsse auf das komplexe Verhältnis zwischen Sprache, Wissen, Kommunikation und Kultur erlauben. Wie die Studie u.a. mit
Rückgriff auf die Theorie der konversationellen Inferenz (Gumperz 1982, 1992a,
1992b, 1996, 2003) und die holistisch-integrative Textverstehensforschung (Schnotz
1994, 2006) zeigt, stehen einem Sprachbenutzer sowohl in der oralen als auch in der
literalen Wissenskommunikation diverse sprachliche und parasprachliche Mittel impliziter und expliziter Natur zur Verfügung, um die Inferenz- und Interpretationsprozesse
des Hörers bzw. Lesers anzuleiten und damit Einfluss auf die Qualität zu nehmen, mit
und in der die kommunizierten Wissensstrukturen mental repräsentiert werden. Die
wechselseitige Verwendung und Rezeption dieser vorwiegend soziokulturell determinierten sprachlichen und parasprachlichen Mittel, die in den Einzelanalysen formal
und funktional untersucht werden lassen sich folglich als Verfahren einer kognitivinterpretativen Arbeitsteilung (Beckers 2012) bestimmen, die als zentrales Prinzip
gelingender Wissenskommunikation herausgearbeitet wird.
Literatur:
Antos, G. (2005): Die Rolle der Kommunikation bei der Konzeptualisierung von Wissensbegriffen. In:
Antos, G./Wichter, S. (Hg.): Wissenstransfer durch Sprache als gesellschaftliches Problem. Frankfurt
a. M.: Peter Lang Verlag, 339–363.
Beckers, K. (2012): Kommunikation und Kommunizierbarkeit von Wissen. Prinzipien und Strategien
kooperativer Wissenskonstruktion. Berlin: Erich Schmidt Verlag.
Dewe, B. (2005): Von der Wissenstransferforschung zur Wissenstransformation: Vermittlungsprozesse
– Bedeutungsveränderungen. In: Antos, G./Wichter, S. (Hg.) (2005): Wissenstransfer durch Sprache
als gesellschaftliches Problem. Frankfurt a. M.: Peter Lang Verlag [Transferwissenschaften; 3], 365–
381.
29
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Gumperz, J. J. (1982): Discourse Strategies. Studies in Interactional Sociolinguistics. Cambridge [u.a.]:
Cambridge University Press. Gumperz, J. J. (1992a): Contextualization Revisited. In: Auer, P./di Luzio,
A. (Hg.): The contextualization of language. Amsterdam: John Benjamins, 39–55.
Gumperz, J. J. (1992b): Contextualization and understanding. In: Duranti, A./Goodwin, C. (Hgg.): Rethinking context. Language as an interactive phenomenon. Cambridge: Cambridge University Press,
229–253.
Gumperz, J. J. (1996b): The linguistic and cultural relativity of inference. In: Gumperz, J. J./ Levinson, S.
C. (Hg.): Rethinking linguistic relativity. Cambridge: Cambridge University Press, 374–407.
Schnotz, W. (1994): Aufbau von Wissensstrukturen. Untersuchungen zur Kohärenzbildung bei Wissenserwerb mit Texten. Weinheim: Beltz.
Schnotz, W. (2006): Was geschieht im Kopf des Lesers? Mentale Konstruktionsprozesse beim Textverstehen aus der Sicht der Psychologie und der kognitiven Linguistik. In: Blühdorn, H. et al. (Hg.): Text Verstehen. Grammatik und darüber hinaus. Berlin [u.a.]:de Gruyter, 222–238.
Artikulatorisch-akustische Simulation der Spracherzeugung
Peter Birkholz
Klinik für Phoniatrie, Pädaudiologie und Kommunikationsstörungen, Fak. 10
Kontaktadresse: [email protected]
Dieser Beitrag stellt das Computersystem VocalTractLab für die artikulatorische und
akustische Simulation der Spracherzeugung auf Basis eines dreidimensionalen Vokaltraktmodells vor. Es ermöglicht die Synthese beliebiger Sprachäußerungen in hoher
Qualität und stellt dabei die artikulatorischen und akustischen Mechanismen beim
Sprechen nachvollziehbar durch Grafiken und Animationen dar. Der Kern des Systems
ist ein dreidimensionales geometrisches Modell des Vokaltrakts (Birkholz, 2013). Die
Modellartikulatoren (Zunge, weicher Gaumen, Lippen, etc.) werden mit einer Reihe
von Parametern gesteuert, wodurch das Modell alle wesentlichen Vokaltraktformen
annehmen kann, die bei der Realisierung von Sprachlauten auftreten. Die akustische
Anregung des Vokaltrakts wird auf Basis eines biomechanischen, selbstschwingenden
Modells der Stimmlippen simuliert, welches auf dem klassischen Zwei-Massen-Modell
von Ishizaka & Flanagan (1972) basiert. Dieses Modell ist in der Lage, die wesentlichen
Eigenschaften realer Stimmlippen bei der Phonation nachzubilden. Insbesondere
haben wir es kürzlich dahingehend erweitert, in realistischer Weise unterschiedliche
Phonationstypen bzw. Stimmqualitäten zu simulieren, insbesondere das Kontinuum
von gepresster über modale zu behauchter Stimme (Birkholz et al., 2011). Die Stimmqualität wird während des Sprechens ständig variiert (z. B. zwischen betonten und
unbetonten Silben), und ist besonders für den Ausdruck von Emotionen oder stimmlichem Affekt ein wichtiges paralinguistisches Merkmal. Neben den Modellen für den
Vokaltrakt und die Stimmlippen wurden auch das subglottale System und der Nasenraum modelliert. Gemeinsam werden die Parameter de Modelle du h ei e „gesti30
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s he Pa titu gesteue t, i de a tikulato is he Geste zeitli h itei a de koo diniert werden müssen, um eine bestimmte Äußerung zu erzeugen (Birkholz, 2007a).
Für die aerodynamisch-akustische Simulation des Sprechens werden alle diese Modelle durch ein einheitliches verzweigtes Rohrsystem des Sprechapparats repräsentiert,
in dem mittels numerischer Simulation im Zeitbereich die relevanten Schall- und
Strömungsgrößen berechnet werden (Birkholz, 2005; Birkholz et al., 2007). Neben der
Berechnung des abgestrahlten Schalldrucksignals erlaubt dies auch die detaillierte
zeitliche Analyse von Schall- und Strömungsgrößen an beliebigen Stellen innerhalb des
Sprechapparats.
Das Simulationssystem wird bereits von zahlreichen Instituten in der Lehre und für
Forschungszwecke eingesetzt. Unser Ziel ist es vorrangig, die Simulation dahingehend
zu verbessern, dass die synthetische Sprache hinsichtlich der Natürlichkeit nicht oder
kaum noch von natürlicher Sprache zu unterscheiden ist. Dies würde dann auch Anwendungen in der Text-zu-Sprach-Synthese ermöglichen, wo derzeit Systeme dominieren, die auf der Verkettung voraufgenommener fixer Sprachbausteine basieren. Die
hie es h ie e e „a tikulato is he “p a hs these
e jedo h deutli h fle i ler
bezüglich der Simulation unterschiedlicher Sprecher, Sprechstile und Emotionen als es
derzeitige Verfahren zur Sprachsynthese sind. Weitere Anwendungen unseres Systems sind z. B. psychologisch-perzeptive Untersuchungen (z. B. Xu et al., 2013), die
Synthese von Gesang (Birkholz, 2007b) und die neuronale Simulation des Spracherwerbs (Kröger et al., 2009).
Literatur:
Birkholz P (2005). 3D-Artikulatorische Sprachsynthese. Logos Verlag, Berlin
Birkholz P (2007a). Control of an articulatory speech synthesizer based on dynamic approximation of
spatial articulatory targets. In Proc. of the Interspeech 2007 - Eurospeech, pp. 2865–2868, Antwerp,
Belgium
Birkholz P (2007b). Articulatory synthesis of singing. In: Bloothooft G (ed.) Synthesis of Singing Challenge. Antwerp, Belgium, URL: http://www.let.uu.nl/~Gerrit.Bloothooft/personal/SSC/ index.htm
Birkholz P, Jackèl D, Kröger BJ (2007). Simulation of losses due to turbulence in the time-varying vocal
system. IEEE Transactions on Audio, Speech and Language Processing, 15(4), pp. 1218–1226
Birkholz P, Kröger BJ, Neuschaefer-Rube C (2011). Synthesis of breathy, normal, and pressed phonation using a two-mass model with a triangular glottis. In Proc. of the Interspeech 2011, pp. 26812684, Florence, Italy
Birkholz P (2013). Modeling consonant-vowel coarticulation for articulatory speech synthesis. PLoS
ONE, 8(4): e60603. doi:10.1371/journal.pone.0060603
Ishizaka K, Flanagan JL (1972). Synthesis of voiced sounds from a two-mass model of the vocal cords.
The Bell System Technical Journal 51(6), 1233–1268
Kröger BJ, Kannampuzha J, Neuschaefer-Rube C (2009) Towards a neurocomputational model of
speech production and perception. Speech Communication 51: 793-809
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LingUnite
RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
Xu Y, Lee A, Wu W-L, Liu X, Birkholz P (2013). Human vocal attractiveness as signaled by body size
projection. PLoS ONE, 8(4): e62397. doi:10.1371/journal.pone.0062397
Übersetzungs- u d Fors hu gskreis „Guillau e u d die Psychomechanik an der
RWTH Aa he “
Pierre Blanchaud1, Uwe Franzen2, Timo Niepel3, Korbinian Schraml4
1
Spachenzentrum, Fak. 7; 2Institut für Mensch-Maschine-Interaktion, Fak. 6; 3MaxPlanck-Institut für Chemie, Mainz; 4Institut für Hochfrequenztechnik, Fak. 6
Kontaktadresse: [email protected]
1) Warum ist die Psychomechanik oder Positionslinguistik so wichtig?
Der französische Linguist Gustave Guillaume (1883-1960), Erfinder einer neuen,
„Ps ho e ha ik de e s hli he ‘ede ge a te ‘i htu g i e hal de “p a hwissenschaft, war einer der tiefsinnigsten und genialsten Geisteswissenschaftler des
20. Jahrhunderts. Die Entdeckungen, die er als Forscher gemacht hat, sind nicht nur
für die Linguistik von Belang, sondern auch für andere Geisteswissenschaften, und vor
allem für die Philosophie. In Frankreich kommen sie zudem den Logopäden oder den
Therapeuten, die sich mit Gebärdensprache beschäftigen, zugute.
Guillaume ist wahrscheinlich bis jetzt der einzige Linguist, der in Hinsicht auf die
menschliche Rede (le langage) ernsthaft auf die folgenden, beiden zentralen Fragen
geantwortet hat: Wie erzeugen die Sprachbenutzer tagtäglich den Diskurs (le discours)
mit Hilfe der Sprache (la langue), dem sie still innewohnt? Und wie kann der Diskurs
auf Dauer alle Teile des Sprachsystems (Phonologie, Wortschatz, Morphologie, Syntax)
so beeinflussen, dass eine Sprache sich stetig weiter entwickelt? Oder, um diese zweite Frage mit anderen Worten zu formulieren: Wie hat sich jede Sprache langsam aufgebaut, und wie verändert sie sich stetig weiter, im Laufe der Jahrtausende ihrer Geschichte? Man merkt, dass die erste Frage den Vorgang: Sprache  Diskurs betrifft,
den Guillaume Praxeogenie (praxéogénie) nennt, während die zweite Frage auf den
Vorgang Diskurs  Sprache hinweist, der in der Psychomechanik die Bezeichnung
Glossogenie (glossogénie) trägt. Lässt man beide Vorgänge aufeinander folgen, bilden
sie einen gemeinsamen Kreislauf, welcher der Gesamtheit der menschlichen Rede
Rechnung trägt. Dabei soll man nicht vergessen, dass die beiden Prozesse unterschiedlicher Natur sind: Während die Praxeogenie aus zeitweiligen, von Unterbrechungen
getrennten Momenten besteht (jedes Mal, wenn ein Sprachbenutzer das Wort ergreift, befinden wir uns in der Praxeogenie – aber nicht mehr, wenn er schweigt.), ist
die Glossogenie stetig und kontinuierlich. Von Guillaumes Werk darf man getrost
sagen, dass es in einer langen, detail- und beispielreichen Untersuchung sowohl der
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beiden Pole Sprache und Diskurs als auch der beiden, diese Pole verbindenden Prozesse Praxeogenie und Glossogenie besteht.
2) Momentaufnahme im Werdegang eines außergewöhnlichen Menschen: Gustave
Guillaume
In den ersten Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte ein international bekannter
Linguist, Antoine Meillet (1866-1936), Schüler und Freund von Saussure, sein Devisenkonto bei einem Pariser Geldhaus, in dem ein junger Praktikant seine Bankausbildung
vollendete. Meillet hatte sich daran gewöhnt, mit dem jungen Mann immer längere
Gespräche zu führen, die weit über Geldfragen hinausgingen. Dessen autodidaktisches
Wissen umfasste nicht nur die Philosophie, die Literatur und die Geschichte, sondern
auch die Sprachwissenschaft, die Mathematik und die Physik. Professor Meillet staunte auch über die Breite seiner Sprachkenntnisse, denn trotz seines jungen Alters beherrschte Guillaume schon drei Sprachen: lateinisch, altgriechisch und russisch. Da das
Hauptinteresse des Praktikanten der Sprachwissenschaft galt, lud ihn Meillet dazu ein,
seine eigenen Kurse und die seiner Linguistenkollegen an der Sorbonne und am Collège de France zu besuchen. Guillaume folgte diesem Rat, und so nahm seine eigene
Linguistenlaufbahn seinen Lauf.
3) Ziele des Übersetzungs- u d Fo s hu gsk eis „Guillau e u d die Psychomechanik
an der RWTH Aachen
Ziel unseres Arbeitskreises ist es, durch Übersetzungen das Werk des (immer noch)
verkannten Linguisten Guillaume in Deutschland bekannt zu machen. Dabei fahren wir
zweigleisig: Einerseits übersetzen wir hochtheoretische Texte von Guillaume für einen
Berliner Verlag; andererseits übertragen wir leichtere Texte (Vorlesungen, die
Guillaume im Universitätsjahr 1948-1949 gehalten hatte), die wir auf unserer Webseite www.gustave-guillaume.org veröffentlichen.
Keeping language production in the target language: Language switching in sentences
Matthieu Declerck1, Andrea M. Philipp1
1
Institut für Psychologie, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Language control is a bilingual process that ensures production in the target language,
even though representations of the non-target language might be competing for selection (e.g., Poulisse & Bongaerts, 1994). This process can be investigated with language switching, which requires participants to either repeat the same language as
the previous trial (repetition trials) or switch to another language on two consecutive
trials (switch trials). The performance difference found between these two types of
33
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t ials is k o
as s it h osts a d is assu ed to e a
(e.g., Declerck, Koch & Philipp, 2012).
a ke fo la guage o t ol
Whereas prior language switching studies have mainly investigated the production of
single words (e.g., Costa & Santesteban, 2004; Declerck et al., 2012), the present study
set out to investigate language control within sentence production in three experiments. The task required German-English bilingual participants to produce a sequence
of five words. The concept sequence was either a sentence which was syntactically
correct in both languages, a sentence which was correct in just one language or a nonsentence sequence. Additionally, participants had to use an alternating language
sequence, in which the language was switched after every second word (L1-L1-L2-L2
etc.). Both the concept and the language sequence were memory-based and each
response was instigated by an auditory response-signal, since no visual stimuli or
language cues were used.
The results revealed that responses were generally more demanding to produce when
the previous response was produced in the other language, than if it was produced in
the same language (i.e., language switch costs). However, this was not the case for
sentences which were syntactically correct in both languages in two of the three experiments. Interestingly, smaller switch costs were observed in a sentence sequence
which was syntactically correct in both languages than in the other sequence types,
which entails that it is easier to switch languages in sentences that are syntactically
correct in both languages. The other two sequences did not differ with respect to
switch costs. These results were interpreted in terms of language control and bilingual
syntax models.
References:
Costa, A., & Santesteban, M. (2004). Lexical access in bilingual speech production: Evidence from
language switching in highly proficient bilinguals and L2 learners. Journal of Memory and Language,
50, 491-511.
Declerck, M., Koch, I., & Philipp, A. M. (2012). Digits vs. pictures: The influence of stimulus type on
language switching. Bilingualism: Language and Cognition, 15, 896-904.
Poulisse, N., & Bongaerts, T. (1994). First language use in second language production. Applied Linguistics, 15, 36-57.
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Text und Trance - Interaktion im brasilianischen Besessenheitsritual der Umbanda
Alexandra Duppé
Institut für Anglistik, Amerikanistik und Romanistik, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Gegenstand des hier vorgestellten Forschungsvorhabens ist die über linguistische
Ansätze beobachtbare Logik sprachlicher Kontextualisierungen und die damit verbundenen kommunikativ entwickelten Wirklichkeitskonstruktionen im Ritual der brasilianischen Umbanda-Religion. Bei der Umbanda-Zeremonie handelt es sich um einen so
genannten Culto de possessão (Besessenheitskult), in welchem der kommunikative
Austausch zwischen Gläubigen, göttlichen bzw. spirituellen Entitäten, inkorporierenden Medien und anderen – mehr oder weniger aktiven – Ritualteilnehmern im Fokus
der linguistischen Betrachtungen stehen soll.
Es ist m.E. nicht angemessen, sprachliche Äußerungen im religiösen Ritual der Besessenheit unter dem Sammelbegriff ei e „ eligiöse “p a he ode des „ ituelle “p ehe s zu fasse , da die sp a hli he “u sta z je a h Ko te t de I te aktio a iie e
ka . Da die „ eligiöse Akti it te jedo h u te esti
te
u li he u d zeitlichen Gegebenheiten stattfinden, in denen unterschiedliche soziale Wirklichkeiten von
den Ritualteilnehmern hergestellt und zugleich immer wieder reaktiviert werden, soll
das sichtbar werdende Handeln unter dem Aspekt der sprachlichen Sinnerzeugung
und diesbezüglich des bei Linell (2009) diskutierten theoretischen Konzeptes des human sense-making hinterfragt werden, um Forschungsansätze deutlich zu machen, die
vor allem auf die dialogistische Komponente ritueller Kommunikationsformen verweisen. Da man bei religiösen Ritualen davon ausgehen ka , dass es si h u „Ko sensp okla atio e ha delt Dü ke
: / , i d de Ko
u ikatio z is he
den angesprochenen Interaktanten ein kooperatives Verhalten unterstellt, welches
zusätzlich durch die rituelle Logik und die damit verbundenen Rollenzuweisungen
legitimiert wird.
Am Beispiel des Rituals der Geistinkorporation werden an eigens erhobenen Sprachdaten einzelne sense-making processes identifiziert und die aus dem Besessenheitsmoment resultierende Gesprächssituation anhand kontextueller und interaktionaler
Parameter beleuchtet. Hierbei wird vor allem das kommunikative Verhältnis zwischen
dem – sich über ein Medium offenbarendes – Geistwesen und dem im Ritual der Umbanda agierenden Helfer, dem so genannten Cambono, fokussiert: Die analytische
Betrachtung der gemeinsamen Sinnerzeugung von Geist und Cambono zeigt, inwiefern die Besessenheitstrance als von kooperativem Handeln geprägtes Kommunikationssystem funktioniert. Die Konstruktion von religiös-rituell legitimierten Wirklichkeit(en), die i.d.R. vom Geistwesen ausgeht, kann somit an einzelnen Stellen durchaus
vom Helfer beeinflusst und mitgestaltet werden. Vor allem hinsichtlich hermeneuti35
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scher Aspekte ist die Interpretation des Gesagten und somit die Interpretation des
Numinosen von großer Bedeutung in den hier dargestellten rituellen Prozessen.
I o
:
e e kt zu hie a ge e dete A al se e fah e , dass die „Fokussierung auf die Interpretations- und Sinnzuschreibungsaktivitäten der RezipientInnen
von Äußerungen [...] in Einklang mit einer umfassenden Konzeptualisierung dessen
[steht], was Sprache in ontogenetischer und phylogenetischer Entwicklung im Kern
aus a ht. Die i diese Fo s hu g u gesetzte li guistis h-qualitative Annäherung an
die Umbanda- Religion ist dabei insofern innovativ, als dass bereits unterschiedliche –
vor allem auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften tätige – Autoren eine besondere
Sprachverwendung in synkretistisch geprägten Kulten schildern, diese jedoch oftmals
nicht ausreichend linguistisch aufbereiten.
Dabei gewinnt vor allem die in Besessenheit zum Ausdruck kommende specific activity
language der erscheinenden Geistwesen an Bedeutung, die durch ihre grammatischen
bzw. referenziellen Leerstellen gekennzeichnet ist. Somit ist es hinsichtlich der funktionalen Merkmale der Trance und aufgrund des spezifisch rituell-religiösen Kontextes
o Bedeutu g, dass es de Helfe geli gt, „de zu e stehe de “i i de )usame ha g hi ü e zut age , i de de Pa t e des Gesp hes le t siehe hie zu
Gadamer 1960, in H.J. Störig, Hrsg. 1973), was sich aufgrund der triadischen und auf
einen Konsulenten ausgerichteten Gesprächssituation im Ritual und den divergierenden Realitäten von Adepten und Geistwesen durchaus als schwierig erweisen kann.
Literatur:
Dücker, Burckhard (2007): Rituale: Formen - Funktionen - Geschichte; Eine Einführung in die Ritualwissenschaft Stuttgart, Weimar: Metzler.
I o, Wolfga g
: „Cognitions are not observable – but their consequences are: Mögliche Aposiopese-Konstruktionen in der gesproche e Alltagssp a he . I : Gesprächsforschung - OnlineZeitschrift zur verbalen Interaktion. Ausgabe 12 (2011), Seite 265-300 (www.gespraechsforschungozs.de).
Linell, Per (2009): Rethinking language, mind, and world dialogically : interactional and contextual
theories of human sense-making. Charlotte, NC: IAP, Information Age Publ.
Störig, Hans Joachim (1973): Das Problem des Übersetzens. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
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English in the Media – Different Registers in Newspaper Language within and across
Varieties of English
Jennifer Fest
Institut für Anglistik, Amerikanistik und Romanistik
Kontaktadresse: [email protected]
E glish, ei g the ost idesp ead la guage of toda s o ld, is spoke i
a
different places and on many different levels and occasions, and the sheer number of
usages makes it almost impossible to clearly identify individual varieties, let alone
define their status. Studies so far have mainly focused on descriptive analyses based
on either geographical and political factors or grammatical and lexical diversity (e.g.
Trudgill and Hannah 1982; Jenkins 2003; Kirkpatrick 2010) in order to examine the role
English plays in a given society or country. These conditions alone, however, do not
necessarily allow a deep i sight i to the stage of the a iet s de elop e t. While
English can be an official language, this does not mean that it is also used in many
other, everyday contexts; moreover, grammatical or lexical differences in comparison
to the standards of British or American English very often originate from the contact
to other languages spoken in the area and do not solely depict a limitation of the
variety.
In any given language, different fields of application will result in variations according
to use (Halliday and Hasan 1989; Matthiessen 1993), and on the basis of this assumption it can be said that the diversity of registers that are applied in a speech community might be an important indicator for the status of a variety (Mukherjee and Schilk
2012). If a variety is put to ever more use and occurs in ever more environments and
fields in a community, it can safely be presumed that most members of the society
feel comfortable with it or are at least able to understand it and identify certain differences in registers.
Following this, the study at hand aims at analysing two varieties of English, namely
Kenyan and Hong Kong English, in comparison to the native standards of Great Britain,
the USA and Australia. Since it would not be possible to cover all existing registers in a
community, the corpus is restricted to the language found in newspapers, a field
which addresses a large and diverse audience and at the same time covers numerous
topics. The register dimensions of tenor and field of discourse (Halliday and Hasan
1977) will therefore be the main focus of the analysis and will be combined with theoretical frameworks from the field of media studies as well as recent findings on the
impact and opinion-shaping effects of mass media (Lasswell 1948; Schenk 2007).
In order to create a representative picture of the genre of newspaper writing and its
different registers, the corpus for this study consists of 800 articles per variety, including 160 each for the areas of economy, features, spot news, sports and politics, and
37
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thus adds up to 4,000 articles in total. In the progress of this work, the data will be
tagged for parts of speech to allow for more detailed and sophisticated queries, yet
preliminary analyses with the untagged corpus have already rendered first glimpses at
the differences between the varieties and their usage and diversity with regard to
registers and have indicated that a variance of different registers in this field might not
only give an impression about the variety as a whole, but also show in which areas of
life or for which target groups in particular the usage of English is most common and
important.
References:
Halliday, M.A.K. and Hasan, R. 1977. Cohesion in English. 2nd ed. London: Longman.
Halliday, M.A.K. and Hasan, R. 1989. Language, Context, and Text: Aspects of Language in a SocialSemiotic Perspective. Oxford: Oxford University Press.
Jenkins, J. 2003. World Englishes. London: Routledge.
Kirkpatrick, A. 2010. The Routledge Handbook of World Englishes. London: Routledge.
Lass ell, H. D.
. ‹he “t u tu e a d Fu tio of Co
u i atio . I L. B so
cation of Ideas. A Series of Addresses. New York: Harper & Brs.
ed. The Communi-
Matthiesse , C.
. ‘egiste i the ‘ou d: Di e sit i a U ified ‹heo of ‘egiste A al sis . I M.
Ghadessy (ed.) Register Analysis. Theory and Practice. London: Pinter Publishers.
Mukhe jee, J. a d “ hilk, M.
. E plo i g Va iatio a d Cha ge i Ne E glishes: Looki g i to the
I te atio al Co pus of E glish ICE a d Be o d. I ‹. Ne alainen and E. Traugott (eds.) The Oxford
Handbook of the History of English. Oxford: Oxford University Press.
Schenk, M. 2007. Medienwirkungsforschung. 3rd ed. Tübingen: Mohr Siebeck.
Trudgill, P. and Hannah, J. 1994. International English. 3rd ed. London: Arnold.
Das richtige Wort im vollständigen Satz: Welche Gehirnregionen unterstützen natürliche Spontansprache?
Marion Grande1, Elisabeth Meffert1, Eva Schönberger1, Stefanie Jung1, Walter Huber1,
Mareike Moormann1, Katja Hußmann1, Stefan Heim²
1
Neurologische Klinik, Fak. 10; ²Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Fak. 10
Kontaktadresse: [email protected]
Obwohl es inzwischen zahlreiche Studien zur Sprachverarbeitung im Gehirn gibt, wurde natürliche, kontinuierliche Sprachproduktion bisher nur sehr selten in Bildgebungsstudien untersucht. Die Spontansprache ist jedoch die Grundlage jeglicher Kommunikation im Alltag und damit viel natürlicher als häufig verwendete Aufgaben wie z.B.
Benennen. In der aktuellen Studie wird eine neue Methode verwendet, die dazu ent38
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wickelt wurde, linguistische Phänomene in kontinuierlicher Sprachproduktion mit Hilfe
funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) zu untersuchen (vgl. Meffert et al.
2011). Ziel der hier vorgestellten Studie ist es, Zusammenhänge zwischen neuronaler
Aktivität in sprachrelevanten Hirnregionen und sprachlichen Phänomenen wie z.B. der
Suche nach dem richtigen Wort aufzudecken (Grande et al. 2012).
Hierzu wurde eine Bildbeschreibungsaufgabe verwendet, in der es den Probanden
i ht e lau t a , esti
te ze t ale Beg iffe zu e e de z.B. „U fall , „Auto ,
„Wage , „K euzu g u d „Polizist ei de Bes h ei u g ei e U fallsze e . I Vorstudien hat sich diese Methode als geeignet dazu gezeigt, auch bei sprachgesunden
Menschen Versprecher sowie andere sprachliche Phänomene zu provozieren (Meffert
et al. 2011). Die während der fMRT-Untersuchung erhobene Sprache wird transkribiert, mit Hilfe der Aachener Sprachanalyse (Huber et al. 2012) analysiert und in sekundenweise Abschnitte eingeteilt. Diese Abschnitte werden nach einem komplexen
linguistischem, eigens dafür entwickelten Schema klassifiziert (Tillmanns et al. 2009).
Dabei wird jeder Sekunde eine Kategorie zugewiesen (z.B. lexikalisch, erfolgreich gelöst, Monitoringprozesse erkennbar für das Finden eines Wortes nach Suchverhalten).
Im Mittelpunkt der Auswertung standen folgende Kategorien:
-
Konzeptuelle Planung, d.h. die längeren Pausen zwischen den einzelnen Äußerungen
-
Lexikalisches Suchverhalten, überwiegend gekennzeichnet durch Pausen innerhalb von Äußerungen, und der anschließende erfolgreiche Wortabruf
-
Syntaktische Vollständigkeit
In den Phasen konzeptueller Planung zeigt sich verstärkte Aktivität des linken und
rechten Precuneus. Diese lässt sich u.a. im Zusammenhang mit mental imagery sowie
der mentalen Repräsentation einer Erzählung interpretieren. Der erfolgreiche Zugriff
auf ein vorher gesuchtes Wort zeichnet sich durch erhöhte Aktivierung im linken mittleren und oberen Temporallappen aus. Dieser Effekt zeigt sich besonders dann, wenn
erfolgreich gelöste Wortfindungsprobleme mit ungelöst bleibendem Suchverhalten
kontrastiert werden. Whitney et al. (2011) sehen den linken Gyrus temporalis medius
als Teil eines für semantische Kontrolle zuständigen Netzwerkes. Die hier gefundene
Aktivierung spiegelt möglicherweise die nötigen Kontrollprozesse im Rahmen der
Auswahl eines semantischen Konzepts und des korrekten lexikalischen Zugriffs wider.
Im Vergleich zu unvollständigen Äußerungen zeigt sich bei syntaktischer Vollständigkeit eine umschriebene Aktivierung im linken Gyrus frontalis inferior. Dieser Befund
bestätigt die Rolle des linken Gyrus frontalis inferior für die syntaktische Verarbeitung
(z.B. Indefrey et al. 2004), wurde bisher jedoch immer nur auf Wort- oder Satzebene
erhoben und noch nicht in einem längeren Abschnitt kontinuierlicher Sprachproduktion.
39
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Zusammengefasst zeigt sich, dass es mit der hier vorgestellten Methode möglich ist,
Spontansprache im fMRT zu untersuchen. Die künstlich provozierten Versprecher
ansonsten sprachgesunder Probanden sind hierbei jedoch nur der Anfang. Die Methode eröffnet die Möglichkeit der Analyse pathologischer Symptome der Spontansprache (z.B. Paraphasien, Wortfindungsstörungen sowie syntaktische und morphologische Symptome im Rahmen einer Aphasie) und der Korrelation dieser Symptome mit
spezifischer Hirnaktivität. Spontansprache ist damit nicht nur die Basis der täglichen
Kommunikation, sondern auch möglicher Gegenstand neurowissenschaftlicher Studien.
Literatur:
Grande, M., Meffert, E., Schoenberger, E, Jung, S., Frauenrath, T, Huber, W., Hussmann, K., Moormann, M, Heim, S., 2012. From a concept to a word in a syntactically complete sentence: An fMRI
study on spontaneous language production in an overt picture description task. NeuroImage 61
(2012) 702–714.
Huber, W., Grande, M., Springer, L. (2012). ASPA – Aachener Sprachanalyse. Köln: Prolog.
Indefrey, P., Hellwig, F., Herzog, H., Seitz, R.J., Hagoort, P., 2004. Neural responses to the production
and comprehension of syntax in identical utterances. Brain Lang 89 (2), 312–319.
Meffert, E., Tillmanns, E., Heim, S., Jung, S., Huber, W., Grande, M., 2011. Taboo: a novel paradigm to
elicit aphasia-like trouble-indicating behaviour in normally speaking individuals. J. Psycholinguist.
Res. doi:10.1007/s10936-011-9170-6.
Tillmanns, E., Meffert, E., Heim, S., Frauenrath, T., Huber, W., Amunts, K., Grande, M., 2011. Korrelate
lexikalischen Suchverhaltens in der aphasischen Spontansprache: Ein Einzelfall (Neural correlates of
lexical retrieval in aphasic spontaneous language: a single-case study). Sprache, Stimme, Gehör 35,
e60–e67.
Whitney, C., Kirk, M., O'Sullivan, J., Lambon Ralph, M.A., Jefferies, E., 2011. The neural organization of
semantic control: TMS evidence for a distributed network in left inferior frontal and posterior middle temporal gyrus. Cereb. Cort
Die Medialität von Sprache
Klaudia Grote
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Das Thema des Posters betrifft die allgemeine Forschungsfrage nach dem Einfluss der
Medialität von Sprache auf die Konstituierung von Wissen. Empirisch untersucht wurden die Auswirkungen des Gebrauchs von entweder Gebärdensprache und/oder Lautsprache auf die Verarbeitung und Struktur von semantischen Konzepten. Zwei Aspekte
der Sprachmodalität, in denen gesprochene und gebärdete Sprache große Unterschiede aufweisen, sind Simultaneität und Ikonizität. Im Gegensatz zur auditiv-vokalen
40
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Modalität der Lautsprache finden wir in der visuell-gestischen Modalität der Gebärdensprachen eine wesentlich ausgeprägtere Präferenz für Simultaneität sowie eine
größere Anzahl von ikonischen Gebärdenzeichen. Allerdings ist Simultaneität, d.h. die
'Verschmelzung' verschiedener konzeptueller Einheiten, nur für Konzepte möglich, die
in einer syntagmatischen Beziehung zueinander stehen. Diese sogenannten polymorphematischen Gebärden sind immer auch ikonisch. Paradigmatisch verbundene Konzepte können in der Gebärdensprache – ähnlich wie in der Lautsprache – ausschließlich sequentiell artikuliert werden und können, müssen aber nicht notwendigerweise,
ikonisch sein. Aufgrund dieser Unterschiede in den zwei genannten Sprachmodalitäten wurde untersucht, ob Simultaneität und Ikonizität einen Einfluss auf die Stärke
von Relationen im konzeptuellen System haben. Es wird angenommen, dass die Prädisposition und Präferenz für simultane Strukturen in der gestisch-visuellen Modalität
insbesondere zu stärkeren Relationen zwischen Konzepten führen, die in syntagmatischer Relation zueinander stehen. Das Ziel der Untersuchungen besteht demzufolge
da i , de Aspekt de Mediale ‘elati it t a geleh t a die ‹hese de Li guistis he
‘elati it t , zu u te su he u d da it de Ei fluss de “p a h odalit t auf u se
Denken zu erforschen. Dafür wurden verschiedene Experimente konzipiert, in denen
untersucht wurde, inwieweit Simultaneität und Ikonizität einen signifikanten Einfluss
auf die Stärke von konzeptuellen Relationen haben und damit einen Einfluss auf Wissensstrukturen. Die Ergebnisse von verschiedenen Untersuchungen werden dargestellt. Es wurden Verwender der Deutschen Gebärdensprache (DGS), der Deutschen
Lautsprache und crossmodale Bilinguale (Gebärdensprachdolmetscher) im Hinblick
auf sprachbezogene Differenzen untersucht. Verschiedene Sprachverständnistests,
wie Verifikationsaufgaben, Triadenrating, Gedächtnisaufgaben, wurden eingesetzt,
um den Einfluss der Sprachmodalität auf konzeptuelle Strukturen zu untersuchen.
Reaktionszeiten und Anzahl Wahlen in % werden sowohl in sprachlichen als auch nonsprachlichen Aufgaben als abhängige Variablen erhoben. Die Studien basieren auf
strukturellen Unterschieden in Laut- und Gebärdensprachen, die sich auf die Sprachmodalität zurückführen lassen und sie zeigen, dass es zwischen Verwendern der Gebärdensprache und Verwendern der Lautsprache unterschiedliche Muster in den
konzeptuellen Strukturen gibt. Die empirischen Ergebnisse werden als Bestätigung der
Mediale ‘elati it tsh pothese i te p etie t, d.h. die Modalit t ei e “p a he ka
konzeptuelle Strukturen substantiell verändern. Sie erweitern die Forschung und
Diskussion zur 'Linguistischen Relativität' um den Aspekt der 'Medialen Relativität'.
41
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RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
Sprache-Bild-Beziehungen in der Wissenschaftsvermittlung: Hirnbilder in wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Texten
Simone Heekeren
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Wissenschaftliche Texte sind darauf angelegt und angewiesen, nicht nur rezipiert,
sondern auch referiert, kommentiert, rezensiert und zitiert zu werden – kurz: in transkriptive Anschlussdiskurse einzutreten. Dabei liefert Wissenschaftsvermittlung bzw. popularisierung als spezielle Form des intertextuellen Anschlussdiskurses einen entscheidenden Beitrag zu dem, was in einer Gesellschaft als wissenschaftliche Erkenntnis wahrgenommen wird. Im öffentlichen Diskurs über die seit den 1990er Jahren
nahezu ungebrochen boomenden Neurowissenschaften ist festzustellen, dass bildgebende Verfahren eine epistemische Schlüsselrolle einnehmen: Einerseits geht von
Hirnbildern eine besondere Faszination aus, die das große Interesse an den zahlreihe Neu o-X-Diszipli e
it eg ü det, a de e seits stehe ge ade sie pa adig atisch in der Kritik, Ausgangspunkte eines ‚Neu oh pes , ei e e kü ze de u d superlativischen Popularisierung der Neurowissenschaften in den sie begleitenden und
erläuternden (Ko-)Texten zu sein.
Populärwissenschaftliche Texte, die wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden an
einen unspezifischen Adressatenkreis vermitteln, der dem relevanten wissenschaftlichen Fachdiskurs selbst nicht angehört, sind in den seltensten Fällen rein sprachliche
Texte. Unter der Annahme, dass reine Monomedialität im kulturellen Handeln kaum
anzutreffen ist, dass Multimedialität bzw. -modalität damit den Normalfall jeglicher
Form kultureller Kommunikation darstellt, ist auch aus sprachwissenschaftlicher Perspektive die Beschäftigung mit Text-Bild-Hybriden sinnvoll.
Folgende Fragen sind für das Forschungsprojekt leitend: Wie werden wissenschaftliche, speziell neurowissenschaftliche Bilder außerhalb ihres disziplinären Herstellungskontexts verwendet? Wie lassen sich die sprachlich-kommunikativen Verfahren beschreiben, in die sie eingebunden sind? Wie ändert sich durch diese ihre Semantik?
Und schließlich: Welche Funktion kommt Hirnbildern in populärwissenschaftlichen
Texten zu?
Zur Beantwortung dieser Fragen werden im Sinne einer (bild-)linguistischen Herangehensweise zunächst Gemeinsamkeiten und Differenzen der Zeichensysteme Sprache
und Bild herausgearbeitet. Daran anknüpfend werden aus handlungsorientierter Perspektive deren Zusammenwirken in multimodalen Texten sowie die Funktion von in
den Neurowissenschaften produzierten Bildern – mit einem Schwerpunkt auf funktionalen Bildgebungsverfahren (fMRT und PET) – in Texten der Wissenschaftsvermittlung
analysiert. Momente der Wissenschaftspopularisierung wie die (Re )Adressierung, die
42
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Kommunikationssituation im Spannungsfeld von Wissenschaft und Öffentlichkeit
sowie die Frage der Evidenz des wissenschaftlichen Bildes werden als Elemente einer
Prozessierung kultureller Semantik in die Analyse mit einbezogen.
Dabei soll unter anderem die Hypothese geprüft werden, dass mit dem transtextuellen Popularisierungsprozess, der De- und Rekontextualisierung von neurowissenschaftlichen Bildern und den damit verbundenen diskursiven Verfahren ein bildtypologis he , se a tis he u d fu ktio elle Wa del ei setzt, i de sie ih e O igi al Status als wissenschaftliche Bilder zugunsten anderer Funktionen und Semantiken –
etwa als unspezifische Evidenzverstärker oder Markenzeichen – aufgeben.
Literatur:
Diekmannshenke, Hajo/Klemm, Michael/Stöckl, Hartmut (Hg.) (2011): Bildlinguistik. Theorien – Methoden – Fallbeispiele. Berlin: Erich Schmidt.
Hagner, Michael (2006): Der Geist bei der Arbeit. Historische Untersuchungen zur Hirnforschung.
Göttingen: Wallstein.
Hasler, Felix (2012): Neuromythologie. Eine Streitschrift gegen die Deutungsmacht der Hirnforschung.
Bielefeld: Transcript.
Heintz, Bettina/Huber, Jörg (Hg.) (2001): Mit dem Auge denken. Strategien der Sichtbarmachung in
wissenschaftlichen und virtuellen Wellen. Zürich/Wien/New York: Voldemeer/Springer.
Holly, Werner (2009): Der Wort-Bild-Reißverschluss. Über die performative Dynamik audiovisueller
Transkriptivität. In: Angelika Linke/Helmuth Feilke (Hg.): Oberfläche und Performanz. Untersuchungen zur Sprache als dynamischer Gestalt. Tübingen: Max Niemeyer, 389–406.
Hüppauf, Bernd/Weingart, Peter (Hg.) (2009): Frosch und Frankenstein. Bilder als Medium der Popularisierung von Wissenschaft. Bielefeld: Transcript.
Jäger, Ludwig (2008): Transkriptive Verhältnisse. Zur Logik intra- und intermedialer Bezugnahmen in
ästhetischen Diskursen. In: Gabriele Buschmeier/Ulrich Konrad/Albrecht Riethmüller (Hg.): Transkription und Fassung in der Musik des 20. Jahrhunderts. Beiträge des Kolloquiums in der Akademie
der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, vom 5. bis 6. März 2004. Stuttgart: Steiner, 103–134.
Liebert, Wolf-Andreas (2002): Wissenstransformationen. Handlungssemantische Analysen von Wissenschafts- und Vermittlungstexten. Berlin: de Gruyter.
McCabe, David/Alan D. C. (2008): Seeing is Believing. The Effect of Brain Images on Judgements of
Scientific Reasoning. In: Cognition (107), 343–352.
Niederhauser, Jürg (1999): Wissenschaftssprache und populärwissenschaftliche Vermittlung. Tübingen, Bern: Narr.
Sachs-Hombach, Klaus (2003): Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen
Bildwissenschaft. Köln: Halem.
Scholz, Oliver R. (2009): Bild, Darstellung, Zeichen. Philosophische Theorien bildlicher Darstellung.
Frankfurt a.M.: Klostermann.
Stöckl, Hartmut (2004): Die Sprache im Bild – das Bild in der Sprache. Zur Verknüpfung von Sprache
und Bild im massenmedialen Text/Konzepte, Theorien, Analysemethoden. Berlin/New York: de Gruyter.
43
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VW-Graduierte projekt „Begriffsges hi hte“ als Deko struktio gesells haftli her
und politischer Kommunikation in Rumänien, 19. und 20. Jahrhundert. Erprobung
einer deutschen Perspektive der Geschichtsschreibung
Armin Heinen
Historisches Institut, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Konzept
Die deuts he „Beg iffsges hi hte geht zu ü k auf ‘ei ha t Koselle k, de das Ko zept
seit den 1950er Jahren kontinuierlich ausformte und es parallel zur französischen
Diskursgeschichte oder der anglo-amerikanischen New Intellectual History entwickelte. Wie in jenen spiegelt sich auch in Kosellecks Überlegungen die Überzeugung einer
formenden Kraft der Sprache wider, in der das Geschehen, also die Geschichte, auf
den Begriff gebracht und zugleich Geschichte unmittelbar gestaltet werde.
Damit öffnete er sich bereits Ende der 1950er Jahre jenen Sichtweisen, die heute mit
de Beg iff des „li guisti tu
e u de si d. A de e seits e t i kelte Koselleck
sein Konzept aus einer spezifisch deutschen Tradition heraus. Breiter in der Quellengrundlage und stärker interdisziplinär als die New Intellectual History, hat Koselleck
die deutsche geistesgeschichtliche Tradition aufgegriffen. Damit hat er, damals durchaus neu, Geschichte als Deutungskampf interpretiert. Koselleck ging es darum, nach
der Erfahrung des Nationalsozialismus die Verfügbarkeit von Begriffen einzuschränken
und Sensibilität gegenüber der politischen Sprache zu wecken.
In auffallender Weise entspricht die Ausgangssituation Rumäniens derzeit der Lage in
Deutschland nach 1945. In beiden Fällen ging und geht es darum, durch Sprachbewusstsein die Voraussetzung für eine demokratische politische Kultur zu schaffen. Nur
e „Volk ode „Natio , u z ei Beispiele „i agi ie te ‹otalisie u ge zu ennen, als Konstrukte der Neuzeit kenntlich gemacht werden, die dazu immer wieder
neue inhaltliche Besetzungen erhalten, können Vereinnahmungen selbstbewusst
abgewehrt werden.
Das Projekt
Im Herbst 2008 ist in Kooperation von Historischem Institut der RWTH Aachen und der
Universitate de Vest, Temeswar/Rumänien, ein mehrjähriger Studienzyklus für Doktoa de u d Postdokto a de zu ‹he a „Beg iffsges hi hte a gelaufe . Na h Ablauf der vierjährigen Projektzeit ist eine Verlängerung um zwei Jahre mit Verwendung
der Restmittel beantragt.
Erste Ergebnisse
Buchpublikationen:
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RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
Victor Neumann/Armin Heinen (Hrsg.), Istoria României prin concepte. Perspective
alternative asupra limbajelor social-politice. Iasi 2010 ISBN: 978-973-46-1803-3.
Victor Neumann/Henriete Richer (Hrsg.), Cinci concepte ale gândirii politice românesti. Timisoara 2011 ISBN: 978-973-602-610-2.
Victor Neumann/Armin Heinen (Hrsg.), Key concepts of Romanian history. Alternative
approaches to socio-political languages. Budapest, New York 2013 ISBN: 978-6155225-16-1.
Abgeschlossene Promotionen
Mihaela Popescu: Politizarea conceptului de crestinism. Studiu asupra limbajelor social-politice românesti din Banat si Transilvania în prima jumatate a secolului al XIX-lea
Henriete Richer: Reinterpretaria problemei taranesti din Vechiul Regat al României
Perspectiva istoriei conceptuale
Alexandru Zidaru: Semantica conceptului de natiune în istoriografia si gândirea socialpolitica din Vechiul Regat al României
Cristian Roiban: Deconstructia si reconstructia limbajelor social-politice românesti în a
doua jumatate a secolului al XX-lea: protocronismul
Aneta Fakesch: Conditia femeii în imaginarul si în limbajul social – politic al României
postbelice (1944 – 1964)
Lexical chains in English and German popular scientific register
Nicole Hützen1, Tatiana Serbina1
1
Institut für Anglistik, Amerikanistik und Romanistik, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
The general aim of popular-scientific writing is to make scientific information accessible and comprehensible for a wider target audience. On the one hand knowledge is
conveyed in a simpler and more entertaining style to reach the general public, while
on the other hand scientific significance for readers with prior knowledge in the particular field is maintained (Hyland 2009). This combination of both accessible
knowledge and scientific validity results in specific linguistic features characteristic of
this register.
The present study compares the register of popular-scientific discourse in English and
German within the framework of Systemic Functional Linguistics (Halliday & Hasan
1989). In this theory the notion of register is analysed according to the perspectives of
field, mode and tenor of discourse. Whereas mode and tenor focus on the role of
language, channel and medium as well as the relation between communicative inter45
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a ta ts, the i estigatio of the field of dis ou se i ol es a al sis of the egiste s
subject matter on the levels of lexis, grammatical patterns, conjunctive relations, etc.
Lexical chains have been identified among possible concrete indicators for this register
parameter: repetitions of the same or related lexical items in the direct proximity
from each other reflect the importance of this lexical strategyfor the subject matter
handled in the popular scientific register. The study of lexical chains provides insight
into the way explicit lexical cohesion supports the thematic progression of the texts.
Our research is based on contrastive register analysis (Neumann 2008). Lexical chains
are extracted from the English-German CroCo Corpus (Hansen-Schirra et al. 2012)
based on the frequency lists of the individual texts included in the sub-corpora of the
popular scientific writing and instruction manuals. The second register is used as a
baseline for comparison. Sentences containing the most frequent nouns as well as a
number of semantically related lexical items are identified with the help of a Perl
script.
The first results indicate that while there are no significant differences with regard to
the frequency of lexical chains in the two languages, English is characterized by longer
lexical chains. This finding suggests that the thematic progression in German texts is
frequently interrupted.
References:
Halliday, M.A.K. & R. Hasan. 1989. Language, context, and text: Aspects of language in a socialsemiotic perspective. Oxford: OUP.
Hansen-Schirra, S., S. Neumann & E. Steiner. 2012. Cross-linguistic Corpora for the Study of Translations: Insights from the language pair English-German. Berlin: de Gruyter Mouton.
Hyland, K. 2009. Academic discourse. London: Continuum.
Neumann, S. 2008. Contrastive register variation. A quantitative approach to the comparison of English
and German. Habilitationsschrift. Saarbrücken: Universität des Saarlandes.
Cue Reliance in L2 Written Production: An Adaptive Boosting Approach
Elma Kerz1, Daniel Wiechmann²
1
Institut für Anglistik, Amerikanistik und Romanistik, Fak. 7; ²University of Amsterdam
Kontaktadresse: [email protected]
Research into L2 learning suggests that learners only gradually reach expert levels in
cue strength and reliability. On the basis of discrete adaptive boosting machine learning models fit to naturalistic productions of experts and German advanced learners of
English, we set out to reverse-engineer differences in the weighting of multiple cues in
a clause linearization problem. We find that, while German advanced learners suc46
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RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
ceeded in identifying important cues, their assignment of cue importance differs from
that of the expert speaker control group: the advanced learners rely on a smaller set
of perceptually salient cues and focus on cues that exhibit relatively high cue availability and relatively low cue reliability. Overall our results thus connect well with robust
findings in language learning suggesting that employed methodology can fruitfully
complement other computational and experimental approaches. We discuss our results with respect to current experience-based models of language and also, on a
methodological level, with respect to other statistical or algorithmic approaches to
language learning.
Gebärdensprache - Struktur der visuell-gestischen Sprache
Sandra Lintz-Naumann1, Horst Sieprath1
Kompetenzzentrum für Gebärdensprache und Gestik SignGes, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
1
Die Gebärdensprache ist eine visuell gestische Sprache, die für Gehörlose natürlich
erwerbbar ist. Die meisten der in Deutschland lebenden mehr als 80.000 Gehörlosen
verwenden die Deutsche Gebärdensprache (DGS) als Erstsprache.
Die Gebärdensprache wurde lange Zeit nicht als Forschungsgegenstand erkannt. 1960
e öffe tli he Willia “tokoe sei We k „“ig La guage “t u tu e , das der Auslöser
dafür wurde, Gebärdensprachen international als Forschungsgegenstand zu betrachten. Seit Mitte der 70er Jahre etabliert sich die Gebärdensprachforschung auch in
Deutschland, aber erst im Jahre 2002 wurde die Deutsche Gebärdensprache als ein
der Lautsprache ebenbürtiges Kommunikationssystem anerkannt (Sozialgesetzbuch IX,
Behinderten-Gleichstellungsgesetz). In den letzten Jahren ist die Gebärdensprache
immer mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Die Zahl der untertitelten
Sendungen im Fernsehen steigt, Großveranstaltungen finden mit Gebärdensprachdolmetscher statt und bei der Erziehung und Bildung Gehörloser wird die Gebärdensprache mehr und mehr eingesetzt (Gebärdensprache an Schulen, eLearning in Gebärdensprache, Seminare von und für Gehörlose). Am Lehrstuhl für Deutsche Philologie arbeitet die Forschungsgruppe Gebärdensprache – in diesem Jahr neu formiert als
Kompetenzzentrum für Gebärdensprache und Gestik - seit fast 20 Jahren an verschiedenen Projekten zu den Themen Gebärdensprache und Gehörlosenkultur.
In verschiedenen internationalen Studien wurde nachgewiesen, dass die Gebärdensprache in denselben neuronalen Strukturen verarbeitet wird wie die Lautsprache bei
Hörenden (Huber, Klann, 2005). Ebenso wie in den Lautsprachen existieren verschiedene nationale Gebärdensprachen und innerhalb dieser wiederum verschiedene Dialekte und Soziolekte. Gebärdensprache ist nicht verschriftlicht und hat deshalb wie
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andere orale Kulturen eine starke Tradition des Geschichtenerzählens innerhalb der
Gehörlosengemeinschaft hervorgebracht.
Auf dem Poster wird auf phonematischer, morphologischer, syntaktischer und semantischer Ebene anhand ausgewählter Beispiele gezeigt, wie sich die Deutsche Gebärdensprache von der deutschen Lautsprache unterscheidet. So erfolgt zum Beispiel die
Markierung der Vergangenheitsform nicht über eine Morphemveränderung am Verb
oder durch Hinzufügung eines Hilfsverbs, sondern durch eine Zeitmarkierung, die in
der Regel am Satzanfang steht, z.B. FRÜHER, MORGEN oder IN ZWEI WOCHEN. Dabei
wird sehr stark der Raum genutzt. Alle Gebärdenzeichen, die in die Vergangenheit
verweisen, sind auf der sogenannten Zeitlinie nach hinten ausgerichtet, alle Zeichen,
die in die Zukunft verweisen, nach vorne. Die Mimik ist - im Vergleich zur Lautsprache
– ein bedeutungsrelevantes Merkmal der Gebärdensprache, das verschiedene Satzarten markiert und außerdem semantische Bedeutung innehat. So können Adjektive
ausschließlich mimisch ausgedrückt werden. Das Poster veranschaulicht weiterhin den
Aufbau eines Gebärdenzeichens mit seinen 4 Parametern, gibt Beispiele für Flexionen
und verdeutlicht die Verarbeitung der Gebärdensprache im Gehirn. Auch Redensarten
und Idiome, die sich deutlich von den vorhandenen Idiomen und Redensarten in der
Lautsprache unterscheiden, werden vorgestellt. Ein Gebärdender, der von ALT SUPPE
sp i ht, edet i ht ü e sei e letzte Mahlzeit…
Auf dem Poster geben wir einen Überblick über den Aufbau der Deutschen Gebärdensprache, der durch zahlreiche Forschungen in den letzten Jahren offen gelegt wurde.
Wi e eise auf die Fo s hu ge zu „Ge de sp a he u d )ahle , zu „ eu o ale Ve a eitu g o Ge de sp a he , zu „Ge de sp a hli guistik u d auf die
„a ge a dte Ge de sp a hp ojekte , die i de letzte Jahren an der RWTH
Aachen zu diesem Themenbereich beigesteuert wurden.
Literatur:
Campbell R, MacSweeney M, Waters D (2008): Sign Language and the Brain: A Review. Journal of Deaf
studies and Deaf Education 13 (1): 3-20
Eichmann, H., Hansen, M. und Heßmann, J. (Hg.): Handbuch Deutsche Gebärdensprache. Sprachwissenschaftliche und anwendungsbezogene Perspektiven. Hamburg: Signum, 2012.
Gisela Fehrmann/Ludwig Jäger (2004d): Sprachraum - Raumsprache. Raumstrategien in Gebärdensprachen und ihre Bedeutung für die kognitive Strukturierung. In: Ludwig Jäger/Erika Linz (Hg.)
(2004a), S. 177-191
G ote K.
. ‚Modalit ‘elati it ? ‹he I flue e of “ig La guage a d “poke La guage o “e antic Categorization. Dissertation. darwin.bth.rwth-aachen.de/opus3/volltexte/2013/4546/
Huber W, Klann J (2005): Zerebrale Repräsentation der Gebärdensprache. In: H Leuninger & D. Happ
(Hrsg.): Gebärdensprachen: Struktur, Erwerb, Verwendung. Gebärdensprachen: Struktur, Erwerb,
Verwendung; Sonderband 13 "Linguistische Berichte"; Helmut Buske Verlag: 359-364
Iversen, W. (2009). Keine Zahl ohne Zeichen. Der Einfluss der medialen Eigenschaften der DGSZahlzeichen auf deren mentale Verarbeitung. Dissertationsschrift der RWTH-Aachen.
48
LingUnite
RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
Iversen, W., Nuerk, H.-C. & Willmes, K. (2004). Do signers think differently? The processing of number
parity in deaf participants. Cortex, 40/1, 176-178.
Klann J, Kastrau F, Kemény S, Huber W (2002): The Neuropsychology of signed and written language:
an fMRI-study. Cortex 38: 874-877
Kramer, F. (2007): Kulturfaire Berufseignungsdiagnostik bei Gehörlosen und daraus abgeleitete Untersuchungen zu den Unterschieden der Rechenfertigkeiten bei Gehörlosen und Hörenden. Dissertation an der RWTH-Aachen.
Pfau, R., Steinbach, M. und Woll, B. (Hg.): Sign Language. Ein internationales Handbuch zur Sprachund Kommunikationswissenschaft (HSK). Berlin: Mouton de Gruyter, 2012
Stokoe, William C. (1960): Sign Language Structure: An Outline of the Visual Communication Systems
of the American Deaf. Studies in linguistics: Occasional papers (No. 8)
Do You Read Me? Metaphor as a Pathway to the Conceptualisation of Literary Identity
Timo Lothmann1, Julia Vaeßen1
1
Institut für Anglistik, Amerikanistik und Romanistik, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Metaphor is ubiquitous in our lives. It is pervasive in all language domains, from everyday conversation to academic register to poetry. What is more, metaphors are central to our conceptualisation of the world and the things in it (cf. Lakoff/Johnson
2011). If we perceive our knowledge systems as being organized through schemata,
which is widely agreed upon in the cognitive sciences, metaphors then constitute
building blocks around which such knowledge structures are created (cf. Shore 1996).
What is more, they have the power not only to establish, but to challenge and restructure said schemata and hence shape the ways in which we see the world. Whereas
schemata and the underlying cultural understanding may not be directly accessible in
themselves as they constitute the lens through which we perceive our surroundings,
their expression through language, especially metaphor, makes them accessible to the
analyst.
In this context, the examination of the written word, and of creative literature in particular, proves highly interesting. As the possibility of direct negotiation of meaning in
the communication process is excluded there (in contrast to face-to-face interaction),
creative literature has to rely on shared schemata and their communication via language. In the present study we concentrate on those metaphors which relate to the
literary construction of identity. The reception of novels implies, more often than not,
the problematic task to construct coherent identity patterns for the literary characters. Focussing on these patterns, we depart from the assumption that reading entails
the construction of mental representations of the content. This includes the charac49
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ters acting within the (fictional) plot and, importantly, their identity. To construct such
mental models, readers draw and rely on pre-stored, mutually manifested schemata,
i.e. cultural models (cf. Strauss/Quinn 1997; Strasen 2008). By significantly extending
the approach by Van Dijk/Kintsch (1992), we aim to clarify the constitutive role of
conceptual metaphor in processes of literary identity construction. We claim that
conceptual metaphors and the mapping of domains involved interact with cultural
models and can, eventually, connect text phenomena to such prior knowledge structures. Ultimately, underlying cultural models are made accessible through an analysis
of the written text itself, i.e. through the metaphors that instantiate therein via language. We are able show so on the basis of a corpus of three contemporary British
novels by Roddy Doyle, Jeanette Winterson, and Julian Barnes.The findings suggest
the validity of an integrated model of literary identity construction which we want to
set forth.
The scope of the model we propose encompasses culturally vital issues beyond the
interfacing disciplines linguistics and literary studies. It highlights human thought
structures, pathways and strategies of communication, as well as the perception and
construction of our individual selves. All of these clearly transdisciplinary issues are
excellently interwoven by a common denominator, which is language.
References:
Barnes, Julian. 1993. England, England. International ed. New York: Vintage Books.
Doyle, Roddie. 1998. The Woman Who Walked into Doors. London: Vintage Books.
Lakoff, George, and Mark Johnson. 2011. Metaphors We Live by. Repr. Chicago et al.: Univ. of Chicago
Pr.
Shore, Bradd. 1996. Culture in Mind: Cognition, Culture, and the Problem of Meaning. New York et al.:
Oxford Univ. Pr.
Strasen, Sven. 2008. Rezeptionstheorien: Literatur-, sprach- und kulturwissenschaftliche Ansätze und
kulturelle Modelle. Trier: WVT.
Strauss, Claudia and Naomi Quinn. 1997. A Cognitive Theory of Cultural Meaning. Cambridge: Cambridge Univ. Pr.
Van Dijk, Teun A. and Walter Kintsch. 1992. 3rd pr. Strategies of Discourse Comprehension. San Diego
et al.: Academic Pr.
Winterson, Jeanette. 1993. Written on the Body. London: Vintage Books. Van Dijk, Teun A. and Walter
Kintsch. 1992. 3rd pr. Strategies of Discourse Comprehension. San Diego et al.: Academic Pr.
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Effektivität und Effizienz von Gesprächen am Beispiel professioneller Telefonie
Josefine Méndez
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Effektivität und Effizienz sind wirtschaftswissenschaftliche Termini und alltägliche
“ hlag ö te . „Die Effekti it t ei e Ha dlu g ode ei es Vo ga gs ist aus issenschaftlicher Sicht an dem Ergebnis zu messen, das von dieser Handlung oder diesem
Vorgang e a tet i d ‘oel ke
,
. Effizie z es h ei t da ü e hi aus i ht
nur das Ergebnis einer Handlung oder eines Vorgangs sondern auch den damit verbundenen Aufwand. In der Wirtschaft und so auch im Wirtschaftsbereich der Telekommunikation stellen sich primär Fragen von Kosten, Umsatz und Gewinn. Brünner
a ht i ih e A tikel zu Gesp he i de Wi ts haft deutli h: „Ko
u ikatio ist
für Unternehmen ein Kostenfakto … u d deshal Ökonomieprinzipien unterworfen
…
,
, H.i.O. . Die Verbindung zwischen Effektivität und Effizienz als ein
Ökonomieprinzip und dem Wirtschaftsbereich der Telekommunikation liegt hauptsächlich in der Qualitätsbemessung der Gespräche zwischen Kunden und Call-CenterAgenten. Im Mittelpunkt meiner Forschungen steht somit die Frage, ob und wie ein
Gespräch als effektiv und/oder effizient eingeschätzt werden kann.
Für die sprach- und sprechwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Callcentergesprächen spricht eine Vielzahl von Gründen. Gespräche im Bereich der professionellen
Telefonie gehören seit über 20 Jahren zum sprechsprachlichen Alltag in unserer Gesellschaft. Callcentergespräche sind komplett technisiert, was das so genannte Beobachterparadoxon minimiert. Daher kann relativ leicht im Rahmen der gesetzlichen
Datenschutzrichtlinien auf eine große Datenmenge zugegriffen werden. Professionelle
Telefongespräche stellen eine sehr interessante Schnittstelle zwischen den ökonomisch bedingten Anforderungen an Standardisierung und der (vom Kunden erwarteten) Individualisierung eines jeden Gesprächs dar. Der Zeitfaktor im Sinne der Gesprächsdauer gilt als einer der wichtigsten Kostenfaktoren des Callcenter-Werkzeugs
„Gesp h . De zeit s hei t es, als o
it Hilfe e s hiede e “t ategie u die Agentenseite direkt beeinflusst wird, das Gespräch als Gesamtsystem jedoch noch nicht so
stark wahrgenommen wird.
In diesem Forschungsprojekt wird von den folgenden Kernfragen ausgegangen:
1.
2.
Wie sieht ein Modell zur Messung und Bewertung von Effektivität und Effizienz von Gesprächen aus?
Wie kann dieses Modell auf Gespräche in der Telekommunikation angewendet werden?
Spezifischere Fragen sind (unter anderem):
51
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-
Was unterscheidet effektive und effiziente Gespräche in der Telekommunikation?
Wie sind qualitative und quantitative Effizienz voneinander abzugrenzen?
Wie kann der Einfluss des Rollenverständnisses des Agenten beschrieben
werden?
Welche linguistischen Ansätze zu Erhöhung kommunikativer Effizienz sind
möglicherweise sinnvoll zu integrieren (z.B. die Konversationsmaximen nach
Grice)?
Das Ziel meiner Arbeit besteht darin, ein Modell zu entwickeln, welches zum einen
dem sprechwissenschaftlichen Grundverständnis von Kommunikation entspricht, das
heißt Gespräch als System mit verschiedenen Einflussfaktoren abbildet, und zum anderen den Einfluss von Kommunikationsaufwand und Kommunikationsertrag darstellt.
Am Beispiel von Gesprächen in der professionellen Telefonie soll die Anwendbarkeit
des Modells nachgewiesen werden, so dass aus dem Modell heraus konkrete kommunikative Strategien zur Erhöhung der Effektivität und Effizienz von Gesprächen in der
Telekommunikation entwickelt werden können.
Auf dem Poster sollen sowohl die Kommunikationssituation in der professionellen
Telefonie problematisiert als auch Überlegungen zum Modell visualisiert werden.
Literatur:
Brünner, G. (2000): Wirtschaftskommunikation. Linguistische Analyse ihrer mündlichen Formen.
Tübingen.
Brünner, G. (2001): Gespräche in der Wirtschaft, In: Antos, G. et al (Hg.): Text- und Gesprächs-linguistik
– Linguistics of text and Conversation. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung.
HSK Bd. 16.2. Berlin, New York. S. 1526-1540.
Antos, G. et al (Hg.): Text- und Gesprächs-linguistik – Linguistics of text and conversation. Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. HSK Bd. 16.2. Berlin, New York.
Erforschung und Optimierung der Callcenterkommunikation. Hg.: Ursula Hirschfeld/Baldur Neuber
(2011). Berlin.
Gutenberg, N. (2001): Einführung in Sprechwissenschaft und Sprecherziehung. Frankfurt/Main.
Hannken- Illjes, K. (2004): Gute Gründe geben. Frankfurt/Main.
Henne, H. / Rehbock, H. (2001): Einführung in die Gesprächsanalyse. 4.Auflage. Berlin, New York.
Heilmann, Ch. (2002): Interventionen im Gespräch. Tübingen.
Plog, K. (1996): Telefonmarketing. Ziele und Methoden aus linguistischer Perspektive. Opladen.
Roelcke, Th. (2002): Kommunikative Effizienz – Eine Modellskizze. Heidelberg.
Roelcke, Th. (2007): Effizienz sprachlicher Kommunikation. In: Sprachliche Kürze – konzeptionelle,
strukturelle und pragmatische Aspekte. Hrsg.: Jochen A. Bär, Thorsten Roelcke, Anja Steinhauer.
2007. Berlin/New York. S. 7-26.
Roelcke, Th. (2005): Ist ein gelungener Wissenstransfer auch ein guter Wissenstransfer? Effektivität
und Effizienz als Maßstab der Transferqualität. In: Antos, G. & Weber, T. (Hrsg.): Transferqualität.
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Bedingungen und Voraussetzungen für Effektivität, Effizienz, Erfolg des Wissentransfers. Frankfurt/Main. S. 41-55.
Rolf, E. (1994): Sagen und Meinen - Paul Grices Theorie der Konversations-Implikaturen. Opladen.
Schwarze, C. (2010): Formen und Funktionen von Topoi im Gespräch. Frankfurt/Main.
Literature and Linguistics – A Statistical Analysis of Endings in Short Stories
Stella Neumann1, Peter Wenzel1, Sven Strasen1, Jennifer Fest1
1
Institut für Anglistik, Amerikanistik und Romanistik, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Research Background
Although endings constitute an important function in texts, more detailed analyses of
them as structural elements are rare both in linguistics and in literary studies. Within
the framework of the former, and especially in the field of discourse studies, some
suggestions have been made as to what might indicate endings in different types of
texts (Werlich 1976), yet no empirical evidence has been collected so far. In literary
studies, the situation is similar; while some categorisations of possible markers for
text endings have been suggested, only Krings (2003) followed a corpus-based approach in order to investigate the empirical suitability.
It is especially in literary studies that scholars agree on the fact that an ending constitutes an elementary part in a text. Its functions can be manifold; it can serve to sum
up the story that has just been told (Rabinovitz 2002), it can help the author to make
or emphasise a point (Torgovnick 1981) and can even be a pivotal, if not turning point
in a narrative (Eichenbaum 1971; Sternberg 1976). Furthermore, it is what the reader
will most likely keep in mind (Torgovnick 1981); when reading a story, we expect the
plot to come to a conclusion and very often, we intuitively notice when the end of a
story is drawing near.
The study at hand is a collaborative project including researchers from linguistics and
literary studies in order to make use of different perspectives and methods (Toolan
2008). Taking the theoretical backgrounds as well as methodological approaches from
both fields into account, it aims at getting to the bottom of this intuition. It tries to
understand which features in a text trigger the sense of an approaching ending in a
reader and give the ending its impact and importance. The features and categories
which have been suggested in the literature so far serve as a rough basis for the analysis; in general however, the texts used for the work are examined statistically and
without previous limitations as to what could be expected and searched for.
Data and Method
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The corpus that has so far been compiled for the analysis consists of 130 short stories
by thirteen different authors. It covers both American and British authors and all in all
contains 592,224 words. All files are enriched with basic HTML mark-up and were
tagged for parts of speech and sentence IDs to allow more detailed queries using CQP
workbench. For very specific queries, scripts based on python code were used.
With these tools at hand, queries were constructed to cover those features which in
literary studies are considered markers of an ending (Krings 2003; Wenzel 2011). To
achieve this, different approaches were combined; while for instance the marker of
se te es sta ti g ith A d ould e a al sed athe easil , the eatio of losu al
allusion by a density of words from the same semantic field required not only a much
more sophisticated query, but also a definition of this field and a categorisation of
words. Finally, different methods had to be applied for analyses concerning features
of the text structure, such as sentence length or number of sentences and paragraphs.
Research Questions / Findings
Complicated and challenging though it was to constitute useful and concise methods,
they offered the chance to investigate many different research questions and issues.
On a micro-level, the frequencies of individual signals of endings were identified and
put into comparison; on a macro-level, these results can be compared to identify
particularities of certain literary epochs or traditions. Moreover, texts of individual
authors can be contrasted and thus mirror a change in writing habits or the development a writer might have undergone in the course of their life. Also, it becomes apparent that although most of the features suggested by literary scholars can indeed be
traced statistically, most of the analysed authors do not make use of all of them but
restrict themselves to certain mechanisms or a combination of few.
Since the first analyses rendered very promising results, many more research questions have emerged. One question which is still under debate and will need many
more analyses to answer is the issue of where an ending really starts. Furthermore,
while on the one hand an enlargement of the corpus and an advancement of the
scripts and mark-ups are currently in progress, the concept of analysing endings has
on the other hand been transferred to a broader range of topics, including other types
of texts as well as films, digital media and psychological frameworks.
References:
Ei he au , B.
. O. He
a d the ‹heo of the “ho t “to . I L. Matejka a d K. Po o ska
(eds.) Reading in Russian Poetics. Formalist and Structuralist Views. Cambridge: MIT Press.
Krings, C. 2003. Zur Typologie des Erzählschlusses in der englischsprachigen Kurzgeschichte. Frankfurt
am Main: Lang.
54
LingUnite
RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
‘a i o itz, P.
. ‘eadi g Begi i gs a d E di gs . I B. ‘i ha dso ed. Narrative Dynamics:
Essays on Time, Plot, Closure, and Frames. Columbus: Ohio State University Press.
“te e g, M.
. ‹e po al O de i g, Modes of E positio al Dist i utio , a d ‹h ee Models of
‘heto i al Co t ol i the Na ati e ‹e t . PTL 1: 295-316.
Toolan, M.
. Na ati e P og essio i the “ho t “to : Fi st “teps i a Co pus “t listi App oa h .
Narrative 16 (2): 105-120.
Torgovnick, M. 1981. Closure in the Novel. Princeton: University Press.
Wenzel, P. 2011. “ hlüsse ü e “ hlüsse: )u “t uktu de “ hlussge u g i Lite atu u d Kultu . I K.
Herrmann (ed.) Neuroästhetik: Perspektiven auf ein interdisziplinäres Forschungsgebiet. Kassel: Kassel University Press.
Werlich, E. 1976. A Text Grammar of English. Heidelberg: Quelle & Meyer.
Von der hebräischen und griechischen Sprache zur biblischen Theologie
Simone Paganini1, Steffen Jöris1, Annett Giercke Ungermann1
1
Institut für Katholische Theologie, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Biblische Theologie ohne Sprachen ist gleichzusetzen mit Ingenieurswissenschaften
ohne Technik oder eine Universität ohne Professoren. Die Bibel als eine sprachliche
Form der Überlieferung stellt diejenigen, die sich mit ihr in einer wissenschaftlichen
Art und Weise beschäftigen, vor zahlreiche Herausforderungen.
1. Aspekt der sprachlichen Überlieferung
Die Texte, mit denen sich das Forschungsgebiet der Biblischen Theologie beschäftigt
und auseinandersetzt, beschränken sich nicht auf die biblischen Schriften. Vielmehr
müssen auch Texte aus der Umwelt (Qumran, akkadisch und altbabylonische Inschriften, Papyri) mit einbezogen werden. Dies schließt auch die Kenntnis bestimmter alter
Sprachen inklusive verschiedener Sprachstufen mit ein (Koine Griechisch, Hebräisch,
Aramäisch, Hieroglyphen, Keilschrift). Damit verbunden ist natürlich auch die Beschäftigung mit den verschiedensten Übersetzungshermeneutiken und –methoden, die es
zu kennen, zu reflektieren, gezielt anzuwenden und vor allem mit Blick auf die jeweiligen Texte anzupassen und ggf. zu modifizieren bzw. weiterzuführen gilt. Bei manchen
Texten wird diese Arbeit zusätzlich erschwert, da nur eine fragmentarische Version
der jeweiligen Quelle in der Ursprungssprache und eine spätere Übersetzung in einer
anderen Sprache (vgl. das äthiopische Henochbuch und dessen Textfragmente von
Qumran) oder sogar divergierende Texte der gleichen Quelle in unterschiedlichen
Sprachen vorliegen (vgl. masoretischer hebräischer Text des Alten Testaments und
griechischer Text der Septuaginta). Gerade hier gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte
zu den modernen Fremdsprachen mit ihren Konzepten hinsichtlich einer sprachlichen
Übertragung bzw. Übersetzung.
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2. Aspekt der Textüberlieferung
Die Entstehung der biblischen Texte ist nur sehr schwer rekonstruierbar und spiegelt
in allen Bereichen eine längere Entstehungsgeschichte wider. Darüber hinaus gibt es
recht unterschiedliche Textzeugen. So ist es in der Forschung sehr schwierig und nur
edi gt ögli h aus de iele ‹e tzeuge ei e
ögli he „U te t zu eko st uieren, wobei die Vielzahl der Überlieferungsformen wahrgenommen, ausgewertet,
kontextuell eingeordnet und in eine gegenseitige Verbindung gebracht werden müssen.
3. Aspekt der Auslegung und Erschließung der Texte
Die Auslegung und Erschließung der Texte erfolgt nicht intuitiv, sondern fordert eine
Kenntnis, Reflexion und Auswahl bestimmter Hermeneutiken und erzähltheoretischer
Modelle mit ihren Methoden. Diese Ansätze setzen auch immer auf typisch linguistische Arbeitsfelder wie die Untersuchungen von semantischen Wortfeldern, semiotischen Strukturen oder kommunikationstheoretischen Analysen. In jüngster Zeit ist es
vor allem der Bereich der Literaturwissenschaften, aus dem immer wieder neue Ansätze manchmal modifiziert aufgenommen werden.
4. Aspekt der Entstehung, Rezeption und Wirkungsprozesse
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diverser Gattungen die zu unterschiedlichsten Zeiten geschrieben wurden. Daher sind
linguistische Arbeitsbereiche unerlässlich für das Verständnis der Entstehung dieser
Texte. Dadurch dass sowohl gewisse Traditionen in unterschiedlichster Weise von
diesen Texten rezipiert werden, als auch intertextuelle Beziehungen zwischen den
Texten herrschen, gilt es mit unterschiedlichsten Methoden die Rezeption der einzelnen Texte und deren Wirkungsgeschichte zu untersuchen.
I de gepla te Poste fü de „‹ag de “p a hfo s hu g solle dahe die o e
beschriebenen Verzahnungen von der Linguistik mit den Bibelwissenschaften bildhaft
dargestellt werden. Des Weiteren soll ein Schwerpunkt auf der momentanen Forschung des hiesigen Lehr- u d Fo s hu gs e ei hs „Bi lis he ‹heologie gelegt erden, um mögliche Wege der Kooperation und Zusammenarbeit aufzuzeigen.
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Real-time feedback of speech movements based on optopalatography
Simon Preuß1, Peter Birkholz1, Christiane Neuschaefer-Rube1
1
Klinik für Phoniatrie, Pädaudiologie und Kommunikationsstörungen, Fak. 10
Kontaktadresse: [email protected]
Speech is the product of articulation and information on the sound forming articulatory gestures of the tongue and the lips is of major interest not only in speech therapy
and phonetic research, but in speech synthesis and coding as well. Various attempts
have been made to describe these important articulators using established imaging
techniques like ultrasound, electromagnetic articulography (EMA), or X-ray microbeam [1], but so far none of these has proven to be fast, precise, and at the same
time cheap enough to yield satisfying results that can be applied in day-to-day applications. However, the relatively little-known glossometry [2, 3], also called optopalatography (OPG) [4], has shown some good results in measuring the tongue contour in the
anterior oral cavity [5] and holds the most promise as a clinically relevant tool as it is
relatively cheap to produce, easy to employ, and reasonably precise. Its biggest limitation, though, is that its coverage does not extend to the large part of the tongue in the
posterior region of the oral cavity. To remedy this drawback, we introduce in this
poster an animated 2D articulation model controlled by real-time optopalatographic
measurements of the positions of the upper lip and the tongue in the anterior oral
cavity that are extended by linear prediction of the posterior part of the tongue. The
measurement system is an improvement on a previous prototype with increased
spatial resolution and an enhanced close-range behavior. The prediction coefficients
were determined and evaluated using a corpus of vocal tract traces of 25 sustained
phonemes. The model represents the tongue motion and the lip opening physiologically plausible during articulation in real-time. Finally we discuss how the model could
be improved by speaker adaptation or by incorporating additional data like electropalatographic (EPG) measurements in our ongoing project to develop a 3D real-time
representation of the vocal tract [6].
References:
[1] Margaret M. Earnest and Ludo Max. En route to the three-dimensional registration and analysis of
speech movements: instrumental techniques for the study of articulatory kinematics. Contemporary
Issues in Communication Science and Disorders, 30:2-25, 2003.
[2] Chiu-Kuang Chuang and William S.Y. Wang. Use of optical distance sensing to track tongue motion.
Journal of Speech and Hearing Research, 21:482-496, 1978.
[3] Samuel G. Fletcher, Martin J. McCutcheon, Stephen C. Smith, and Wilson H. Smith. Glossometric
measurements in vowel production and modification. Clinical Linguistics and Phonetics, 3(4):359375, 1989.
[4] Alan A. Wrench, A. D. McIntosh, and William J. Hardcastle. Optopalatograph (OPG): A new apparatus for speech production analysis. In 4th International Conference on Spoken Language Pro-
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cessing (ICSLP 1996), pages 1589-1592, Philadelphia, PA, USA, 1996.
[5] Peter Birkholz and Christiane Neuschaefer-Rube. A new artificial palate design for the optical
measurement of tongue and lip movements. In Matthias Wolff, editor, Studientexte zur Sprachkommunikation: Elektronische Sprachsignalverarbeitung 2012, pages 89-95. TUDPress, Dresden,
Germany, 2012.
[6] Simon Preuß, Peter Birkholz, and Christiane Neuschaefer-Rube. Prospects of EPG and OPG sensor
fusion in pursuit of 3D real-time representation of the oral cavity. In Petra Wagner, editor, Studientexte zur Sprachkommunikation: Elektronische Sprachsignalverarbeitung 2013, pages 144-151. TUDPress, Dresden, Germany, 2013.
Einblicke in die Pragmatik des Gestenraums mithilfe von Motion-CaptureVisualisierungen
Matthias A. Priesters1, Irene Mittelberg1
1
Human Technology Centre, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Diese Studie präsentiert eine neuentwickelte Motion-Capture-basierte Visualisierungstechnik für Gestenräume (Priesters 2012). In der Gestenforschung ist es bislang
üblich, den gestischen Raum mithilfe von statischen Schemata zur Annotation der
räumlichen Positionen von Gestenstrokes zu beschreiben (McNeill 1992). Der hier
vorgestellte Ansatz dagegen beschreibt den Gestenraum als von den Gesten eines
Sprechers während der Interaktion dynamisch erzeugt (Mittelberg 2010, Rodrigues
2010). Es wird dabei zwischen dem tatsächlichen Gestenraum (also den Teilen des
Raums, die von Gesten durchfahren werden) und der Kinesphäre (Laban 1966) eines
Sprechers (also den Teilen des Raums, die physisch für Gesten zur Verfügung stehen)
unterschieden. Diese Räume sind aufgrund der Anatomie der menschlichen Extremitäten sphärisch um den Körper des Sprechers herum angeordnet.
Gestik wird hier von einem funktional-pragmatischen Standpunkt (Müller 1998, Kendon 2004) aus betrachtet, und es wird angenommen, dass die Verortung von Gesten
im Raum nicht arbiträr, sondern durch ihre kommunikativen Funktionen motiviert ist.
So berichten etwa Sweetser & Sizemore (2008), dass Kommunikationspartner ihre
Gestik derart aufeinander abstimmen, dass Gesten, die der Organisation der Redebeiträge dienen, zum Gegenüber hin ausgeführt werden; Gesten, die Redeinhalte illustie e , e de dagege a seits, i ‚ eut ale ‘au , platzie t. Als fu ktio ale Kategorien von Gesten schlägt Kendon (2004) allgemeiner referentielle, pragmatische und
interaktive Gesten vor. In der vorliegenden Studie werden zu referentiellen Gesten
abbildende/repräsentierende Gesten (Müller 1998, Streeck 2008), Zeigegesten (Kita
2003) und placing-Gesten (Clark 2003, Cooperrider & Núñez 2009) gezählt. Als pragmatische Gesten werden modale/expressive Gesten (Kendon 2004), performati58
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ve/sprechaktmarkierende Gesten (Kendon 1995, 2004), diskursstrukturierende/BeatGesten (Kendon 2004, McNeill 1992), sowie interaktionsbezogene Gesten (Bavelas
1994) kategorisiert.
Konversationen deutscher Muttersprachler wurden mittels Audio, Video und Motion
Capture aufgezeichnet. Alle kommunikativen Handbewegungen während der Gespräche wurden in Gestenphasen (preparation, stroke, hold, retraction; Kendon 2004)
segmentiert. Für alle expressiven Phasen (d.h. die 'bedeutungstragenden' Phasen von
Gesten; Kita et al. 1998) wurde die jeweils dominante kommunikative Funktion annotiert. Aus den Annotationen und den Motion-Capture-Daten wurden Dichtekarten der
einzelnen Gestenräume berechnet, die detailliert zeigen, welche Teile des Raums wie
intensiv für Gestik genutzt wurden.
Aus den Gestenraum-Visualisierungen wird einerseits deutlich, dass einzelne Sprecher
sich erheblich in ihrem gestischen Verhalten unterscheiden – in Bezug auf Gestenhäufigkeit, räumliche Verteilung und Präferenz für bestimmte Funktionen (Priesters &
Mittelberg 2013). Andererseits zeigt die vorläufige Analyse Tendenzen, die auf funktionale Muster von Gestenräumen hindeuten: So sind repräsentierende Gesten mehrheitli h i ‚ze t ale Geste au zu fi de , pla i g-Gesten werden meist etwa in
Brusthöhe um die Sprecher herum ausgeführt, und interaktive Gesten zeigen eine
leichte Tendenz in Richtung des Gesprächspartners.
Literatur:
Bavelas, Janet Beavin (1994): Gestures as part of speech. Methodological implications. In: Research on
Language and Social Interaction 27 (3), S. 201–221.
Clark, Herbert H. (2003): Pointing and placing. In: Sotaro Kita (Hg.): Pointing. Where language, culture,
and cognition meet. Mahwah, London: Lawrence Erlbaum Associates, S. 243–268.
Cooperrider, Kensy; Núñez, Rafael (2009): Across time, across the body. Transversal temporal gestures. In: Gesture 9 (2), S. 181–206.
Kendon, Adam (1995): Gestures as illocutionary and discourse structure markers in Southern Italian
conversation. In: Journal of Pragmatics 23 (3), S. 247–279.
Kendon, Adam (2004): Gesture. Visible action as utterance. Cambridge: Cambridge University Press.
Kita, Sotaro; van Gijn, Ingeborg; van der Hulst, Harry (1998): Movement phases in signs and co-speech
gestures, and their transcription by human coders. In: Ipke Wachsmuth und Martin Fröhlich (Hg.):
Gesture and sign language in human-computer interaction. Berlin, Heidelberg: Springer, S. 23–35.
Kita, Sotaro (Hg.) (2003): Pointing. Where language, culture, and cognition meet. Mahwah, London:
Lawrence Erlbaum Associates.
Laban, Rudolf (1966): Choreutics. London: Macdonald & Evans.
McNeill, David (1992): Hand and mind. What gestures reveal about thought. Chicago, London: University of Chicago Press.
Mittelberg, Irene (2010): Geometric and image-schematic patterns in gesture space. In: Vyvyan Evans
und Paul Chilton (Hg.): Language, cognition and space. The state of the art and new directions. London, Oakville: Equinox, S. 351–385.
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Müller, Cornelia (1998): Redebegleitende Gesten. Kulturgeschichte – Theorie – Sprachvergleich. Berlin:
Spitz.
Priesters, Matthias A. (2012): Functional patterns in gesture space. Correlating location and function of
gestures using 3D motion capture technology. Unveröffentlichte Magisterarbeit, RWTH Aachen.
Priesters, Matthias A.; Mittelberg, Irene (2013): Indi idual diffe e es i speake s gestu e spa es.
Multi-angle views from a motion-capture study. In: Proceedings of the Tilburg Gesture Research
Meeting (TiGeR 2013).
Rodrigues, Isabel Galhano (2010): Gesture space and gesture choreography in European Portuguese
and African Portuguese interactions. A pilot study of two cases. In: Stefan Kopp und Ipke
Wachsmuth (Hg.): Gesture in embodied communication and human-computer interaction. Berlin,
Heidelberg: Springer, S. 23–33.
Streeck, Jürgen (2008): Depicting by gesture. In: Gesture 8 (3), S. 285–301.
Sweetser, Eve; Sizemore, Marisa (2008): Personal and interpersonal gesture spaces. Functional contrasts in language and gesture. In: Andrea Tyler, Yiyoung Kim und Mari Takada (Hg.): Language in the
context of use. Discourse and cognitive approaches to language. Berlin, New York: Mouton de Gruyter, S. 25–51.
Intelligence-Konzepte in der Produktionstechnik - Analyse geschriebener Sprache in
der Virtual Production Intelligence
Rudolf Reinhard1, Tobias Meisen1, Daniel Schilberg1, Sabina Jeschke1
1
IMA/ZLW & IfU, Fak. 4
Kontaktadresse: [email protected]
Bereits 1958 wurden durch Luhn die Vision einer automatisierten Zusammenfassung
von Texten und deren inhaltsbedingte Zuweisung an Abteilungen innerhalb eines
Unternehmens formuliert. Diese Vision einer maschinellen Auswertung unstrukturierter Daten bezeichnete er als Business Intelligence (BI) [1]. Heutige BI-Systeme verfolgen das Ziel, eine Verbesserung und Optimierung von Entscheidungen und Prozessen
hinsichtlich unterschiedlicher Bewertungsgrößen zu liefern [2]. Dabei werden stetig
neue Anwendungsgebiete erschlossen [3] [4], wie beispielsweise die Digitale Fabrik [5]
und die Anwendung im Rahmen der vierten industriellen Revolution [6]. Hierbei werden Daten verwendet, die in Datenspeichern, wie beispielsweise Datenbanken, erfasst, bereinigt und konsolidiert werden.
Der Ausgangspunkt der Auswertung dieser Daten ist die Ableitung impliziter Informationen. Dazu wird derzeit auf strukturierte Datensätze zurückgegriffen. Da jedoch
wesentliche Informationen in Freitextbeständen und somit in un- oder teilstrukturierten Daten liegen [7], bilden strukturierte Datensätze nur einen Teil des Informationsbestandes ab, der für eine nachhaltige Prozessoptimierung wesentlich ist. Das Potential solcher Daten wurde durch die Hersteller von Softwarelösungen im Rahmen von
BI-Lösungen bereits erkannt. Allerdings sind die bislang verfügbaren Verfahren und
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Methoden der linguistischen Vorverarbeitung, des Information Retrieval mittels Text
Mining und Ontologien sowie der Ableitung von Zusammenhängen zwischen Texten
und strukturierten Datenbeständen unzureichend, so dass ein erweitertes Intelligence-Konzept zur Berücksichtigung der geschriebenen Sprache nicht existiert.
Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Zunächst einmal handelt es sich bei der Entwicklung eines entsprechenden Intelligence-Konzeptes um eine multidisziplinare Fragestellung, deren Beantwortung eine transdisziplinäre Forschung unumgänglich macht.
Konzepte, die in den Ingenieurswissenschaften und in der Informatik innerhalb dieses
Forschungskontextes entwickelt werden, erfordern die Berücksichtigung von Erkenntnissen aus der Sprachwissenschaft und der Computerlinguistik. Darüber hinaus werden die zentralen Anforderungen nicht fokussiert, die an ein solches erweitertes Intelligence-Konzept gestellt werden. Auch die Grenzen des tatsächlich Machbaren sind
unbekannt.
Die langjährige Forschung an der Virtual Production Intelligence (VPI), die in erster
Linie am Lehrstuhl für Informationsmanagement im Maschinenbau sowie am Zentrum
für Lern- und Wissensmanagement der RWTH Aachen University vorangetrieben wird,
versucht, diesem Umstand entgegenzuwirken. VPI verfolgt die Konsolidierung von
Informationsressourcen der virtuellen Produktion, ungeachtet ihres Strukturierungsgrades, zur ganzheitlichen Analyse selbiger [8]. Dabei zeichnet sich die virtuelle Produktion durch eine hohe informationstechnische Durchdringung aus. Die Konsolidierung und Propagation strukturierter Daten erfolgt innerhalb der VPI durch das Prinzip
der adaptiven Informationsintegration [9]. Unstrukturierte Daten werden entlang
eines erweiterten Aufbereitungsprozesses in analysefähige Strukturen überführt [10].
Der Analyseprozess basiert auf Verfahren der Informations- und Begriffsextraktion,
der Informationsrückführung und des Natural Language Processing (NLP). Aufbauend
auf der von Wimalasuriya beschriebenen Architektur verwendet die Informationsextraktion eine Ontologie, um Sätze mit relevanten Begriffen innerhalb eines Textes zu
lokalisieren [11]. Die Wertung der Aussage hinter der Begriffsverwendung erfolgt
durch ein erweitertes Modell zur Bewertung von Negationen, das auf den Arbeiten
von Council basiert [12]. Ziel ist eine Identifikation und Kategorisierung unterschiedlicher, im Freitext gemachter Aussagen. Diese werden mit den aus der Analyse der
strukturierten Daten gewonnenen Informationen zur Anreicherung verwendet.
Erste prototypische Implementierungen des Aufbereitungsprozesses liefern vielversprechende Ergebnisse, jedoch kann mittels der bisher umgesetzten Textanalyse nur
ein Bruchteil der getroffenen Aussagen identifiziert und kategorisiert werden. Weitere
intensive Forschung ist erforderlich.
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Literatur:
[1] Luhn, H. P. 1958. A Business Intelligence System. IBM Journal of Research and Development 2, 4, S.
314-319.
[2] Kemper, H.-G., Mehanna, W., and Baars, H. 2010. Business intelligence - Grundlagen und praktische
Anwendungen. Eine Einführung in die IT-basierte Managementunterstützung. Vieweg + Teubner,
Wiesbaden.
[3] Münster, M. and Meiren, T. 2011. Internet-basierte Services im Maschinen- und Anlagenbau. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung. Fraunhofer Verl., Stuttgart.
[4] Oehler, K. 2006. Corporate Performance Management. mit Business Intelligence Werkzeugen.
Hanser, München / Wien.
[5] Verein Deutscher Ingenieure. 2008. Digitale Fabrik Blatt 1: Grundlagen / Digital Factory Part 1:
Fundamentals. Beuth Verlag, Berlin, VDI-Richtlinien 4499, Blatt 1.
[6] Kagermann, H., Wahlster, W., and Helbig, J. 2013. Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0. Abschlussbericht des Arbeitskreises Industrie 4.0. Deutschlands Zukunft als Produktionsstandort sichern. Plattform Industrie 4.0. acatech.
[7] Russom, P. 2007. BI Search and Text Analytics. New Additions to the BI Technology Stack. TDWI
BEST PRACTICES REPORT. The Data Warehousing Institute (tdwi).
[8] Reinhard, R., Büscher, C., Meisen, T., Schilberg, D., and Jeschke, S. 2012. Virtual Production Intelligence - A contribution to the Digital Factory. In Intelligent robotics and applications. 5th International Conference, ICIRA 2012, Montreal, Canada, October 3-5, 2012, Proceedings. LNCS sublibrary. SL 7,
Artificial intelligence 7506-7508. Springer, Berlin, New York, S. 706–715.
[9] Meisen, T., Meisen, P., Schilberg, D., and Jeschke, S. 2012. Adaptive Information Integration: Bridging the Semantic Gap between Numerical Simulations. In Enterprise Information Systems. 13th International Conference, ICEIS 2011, Beijing, China, June 8-11, 2011, Revised Selected Papers, R.
Zhang, J. Zhang, Z. Zhang, J. Filipe and J. Cordeiro, Eds. Lecture Notes in Business Information Processing 102. Springer, Berlin / Heidelberg, S. 51–65.
[10] Gao, L., Chang, E., and Han, S. 2005. Powerful tool to expand business intelligence: text mining. In
Transactions on ENFORMATIKA, Systems Sciences and Engineering-ESSE, Oct 26 2005, C. Ardil, Ed. 8,
Budapest, S. 110–115.
[11] Daya C. Wimalasuriya and Dejing Dou. 2010. Ontology-Based Information Extraction: An Introduction and a Survey of Current Approaches. In Journal of Information Sciences, Sage Publications, Ed.
36, Thousand Oaks, S. 306–323.
Cou il, I. G., M Do ald, ‘., a d Veliko i h, L.
. What s G eat a d What s Not: Lea i g to
Classify the Scope of Negation for Improved Sentiment Analysis. In Proceedings of the Workshop on
Negation and Speculation in Natural Language Processing, R. Morante and C. Sporleder, Eds., Uppsala, S. 51–59.
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Propaganda multimedial – Zur Selbstdarstellung der rechten Szene im Internet
Jana Reissen-Kosch
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Oben genanntes Projekt beschäftigt sich mit der sprachlich vermittelten Selbstdarstellung rechtsextremer Gruppierungen im Internet und geht dabei im Besonderen auf die
Vermittlung von Wertvorstellungen zur Erreichung bestimmter Zielgruppen ein. Unter
Einbezug des Semiometrie-Modells, welches von TNS Infratest, Institut für kundenindividuelle Marktforschung und Marketingberatung in Deutschland (www.tnsinfratest.de), zur Ermittlung von Zielgruppen für marketingstrategische Maßnahmen
verwendet wird, werden semantischer und thematischer Gehalt sprachlicher Einheiten (Wörter, Sätze und Absätze) in den Selbstdarstellungstexten auf insgesamt 81
Websites rechtsextremer Gruppierungen hinsichtlich zwei zentraler Fragestellungen
untersucht.
Zum einen stellt sich die Frage, ob sich in der Analyse der Einzeltexte dominierende
Wertefelder identifizieren d.h. besonders viele sprachliche Einheiten bestimmten
Wertefeldern zuordnen lassen. Die Wertefelder sind, wie oben bereits angedeutet,
dem Semiometrie-Basismapping von TNS Infratest entnommen. Dieses wurde auf der
Grundlage des Semiometrie-Modells, welches Mitte der 80er Jahre von Jean Francois
Steiner in Zusammenarbeit mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Sofres
entwickelt wurde, anhand kontinuierlicher Studien seit 1998 erstellt und legt für die
deutschsprachige Wohnbevölkerung ab vierzehn Jahren grundlegende Wertewelten
fest, welche durch unterschiedliche Einstellungen und Präferenzen geprägt sind. Das
Semiometrie-Modell basiert auf der Annahme, dass die Menschen einer Kulturgemeinschaft durch ein gemeinsames Wertesystem verbunden sind, welches mittels
eines semantischen Bedeutungsraums erfasst und anhand mathematisch-statistischer
Methoden beschrieben werden kann (vgl. Petras & Bazil 2008: 18ff.). Die Kombination
der von TNS Infratest beschriebenen Wertewelten bilden Werteprofile von Personen
oder Zielgruppen ab. Petras und Bazil beschreiben die Wertewelten anhand prägender
Merkmale als familiär, sozial, religiös, materiell, verträumt, lustorientiert, erlebnisorientiert, kulturell, rational, kritisch, dominant, kämpferisch, pflichtbewusst und traditionsverbunden (vgl. ebd.: 23 ff.).
Nachdem untersucht wurde, inwieweit in den einzelnen Texten bestimmte Wertefelder besonders häufig oder selten besetzt werden, sind Aussagen bezüglich der Frage
möglich, ob sich bestimmte Muster oder Trends in der zielgruppenorientierten Kommunikation rechtsextremer Propaganda im Internet abbilden lassen. Hierzu werden
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Einzeltexte einander gegenübergestellt und
Korrelationen der verschiedenen Wertefelder untersucht. Da sich einige Websites
konkret an bestimmte Personen(gruppen) – z. B. Frauen – richten, wird außerdem
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überprüft, welche Auswirkungen diese klar definierten Rezipientengruppen auf die
Wertevermittlung in den Selbstdarstellungstexten haben. Ein Vergleich der oberflächlichen Gestaltung der einzelnen Websites aus dem Analysekorpus mit der jeweiligen
Wertevermittlung im Selbstdarstellungstext rundet die Forschungsarbeit ab.
In der Annahme, dass die Autoren der untersuchten Texte trotz fehlender Professionalität in marketingstrategischer Textkonzeption und -ausarbeitung (die Qualität der
Texte legt diese Vermutung nahe) intuitiv bestimmte Wertefelder besetzen, um Zielgruppen anzusprechen, kann bereits gezeigt werden, dass in der Wertevermittlung
eindeutige Tendenzen und Präferenzen erkennbar sind. So ist bereits deutlich geworden, dass insgesamt zwar versucht wird, zu jeder Wertewelt Zugang zu finden, besonders häufig werden jedoch die Wertewelten kämpferisch, dominant und traditionsverbunden, gefolgt von kritisch, pflichtbewusst und sozial, auch innerhalb desselben
Kontextes besetzt. Außerdem lässt sich bereits festhalten, dass sich das Werteprofil
der Hauptzielgruppe rechtsextremer Propaganda im Internet scheinbar aus diesen
sechs Zielgruppen zusammensetzt. Weitere Ergebnisse hinsichtlich der Zusammenhänge von Wertevermittlung und eindeutig angesprochenen Personen(gruppen) sind
bis zur Ausstellung des Posters zu erwarten.
Literatur:
Petras, André & Bazil, Vazrik (2008): Wie die Marke zur Zielgruppe kommt. Optimale Kundenansprache
mit Semiometrie. Wiesbaden: Gabler.
Metonymy in iconic and modal gestures performed during narrations on a taboo
topic
Linn-Marlen Rekittke1, Irene Mittelberg1
1
Human Technology Centre, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
The research presented here investigates how speakers draw on speech and its accompanying gestures when facing the communicative challenge to talk about a subject matter that represents a taboo in their culture(s). So far only little research has
been done on the use of speech and spontaneous gestures in narrations on taboo
topics (Kita 2009). Based on a corpus consisting of multimodal discourse data in English and Luganda, the language of the Baganda clan in Uganda (Rekittke 2012), the
focus is on a) how co-speech gestures may reveal or avoid delicate discourse contents
e.g. ia i o i gestu es a d
ho the
a efle t the speake s sta e to a ds
these contents (e.g. via modal gestures, Kendon 2004; Müller 1998).
64
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Thirty bilingual native speakers of Luganda and Ugandan English were asked to retell
an original Ugandan short film with human actors twice, once in each language, to an
interlocutor belonging to the same community. The movie revolves around the topic
of adultery, which does not have the same taboo status across social groups. Accordingly, the multimodal discourse strategies employed by the participants exhibit different degrees of iconicity as well as varying attitudes (neutral, dismissive, humorous,
etc.).
Specifically, the paper presents analyses of sequences combining iconic and modal
gestures, highlighting the underlying cognitive principles such as iconicity and metonymy (Cienki 2010; Panther & Thornburg 2004; Mittelberg & Waugh 2009; Mittelberg
in press). Results show that metonymic mappings and abstractions play a crucial role
not o l i the gestu es pa tial depi tio of a o je t, a tio , o s e e, ut also i
their alluding/pointing to the fact that an action is happening, or in expressing evaluative qualities, thus fulfilling also indexical and pragmatic functions.
References:
Cienki, A. (2010). Gesture and (cognitive) linguistic theory. Caballero Rodríguez & Sanz (Eds.), Ways
and Forms of Human Communication. Ediciones de la Universidad de Castilla-La Mancha, 45-56.
Kendon, A. (2004). Gesture: Visual action as utterance. Cambridge University Press.
Kita, S. (2009). Cross-cultural variation of speech-accompanying gesture: A review, Language and
Cognitive Processes, 24:2, 145-167.
Mittelberg, I. & Waugh L.R. (2009). Metonymy first, metaphor second: A cognitive-semiotic approach
to multimodal figures of speech in co-speech gesture. In: Forceville & Urios-Aparisi (Eds.), Multimodal Metaphor. Mouton de Gruyter, 229-356.
Mittelberg, I. (in press). The exbodied mind: Cognitive-semiotic principles as motivating forces in
gesture. In: C. Müller, A. Cienki, E. Fricke, S.H. Ladewig, D. McNeill & S. Tessendorf (Eds.) (2013).
Body – Language – Communication: An International Handbook on Multimodality in Human Interaction. Volume 1. Handbooks of Linguistics and Communication Science. Berlin/New York: De Gruyter
Mouton. 750-779.!
Müller, C. (1998). Redebegleitende Gesten. Kulturgeschichte – Theorie – Sprachvergleich. Berlin-Verlag
Spitz.
Panther, K.-U. & Thornburg, L. (2004). The role of conceptual metonymy in meaning construction.
Metaphorik.de 06/2004, 91–113.
Rekittke, L.-M. (2012). Geste und Tabu. Multimodale und figurative Diskursstrategien in Erzählungen in
Englisch und Luganda. M.A.-Thesis, RWTH Aachen University.
65
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RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
NeuroPeirce. Gestik als Testgebiet für die Validität der Peirceschen Universalkategorien in den sozialen Neurowissenschaften
Linn-Marlen Rekittke1, Dhana Wolf2, Irene Mittelberg1, Klaus Mathiak2, Ute Habel2,
Ludwig Jäger3, Matthias Jarke4, Iring Koch5, Wolfgang Prinz4, Frank Schneider2, Klaus
Willmes-von Hinckeldey6
1
Human Technology Centre, Fak. 7; 2Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Fak. 10; 3Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Fak. 7;
4
Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT, Fak. 1; 5Institut für Psychologie, Fak. 7; 6Neurologische Klinik, Fak. 10
Kontaktadresse: [email protected]
Dieses interdisziplinäre Forschungsprojekt entwickelt einen neuen Ansatz, um redebegleitende Gesten zu interpretieren und ihre neuronalen Korrelate zu analysieren.
Die Bedeutung spontaner redebegleitender Gesten in der Erforschung multimodaler
Kommunikation hat in den letzten Jahrzehnten immer größere Beachtung gewonnen
(Kendon 2004, McNeill 2005). Durch ihre visuell-räumliche Medialität und geringe
Kodifizierung eignen sich Gesten besonders zur Erforschung von Bedeutungs- und
Wahrnehmungsprozessen, da sie ein breites Spektrum an Formen, kommunikativen
Funktionen erlauben.
Die Objekt-Zeichen-Beziehungen (Ikon, Index und Symbol), welche der amerikanische
Philosoph und Logiker Charles Sanders Peirce (1965a) aufstellte, dienen der Aufschlüsselung von Bedeutungsprozessen in verschiedenen semiotischen Systemen und wurden in Gesten bereits hinsichtlich verschiedener Genre und Sprachen erforscht (Müller
1998, Cienki 2008, McNeill 2005, Mittelberg 2008, 2010a/b; Müller & Cienki 2009).
Wir gehen einen Schritt weiter und betrachten die Repräsentation der Pei e s he
Universalkategorien von Wahrnehmungsprozessen (Erstheit, Zweitheit, Drittheit;
Peirce 1955, 1960) in multimodaler Kommunikation. Diese Kategorien liegen – mit
zunehmender kognitiver Komplexität – sämtlichen Prozessen des Denkens, der Wahrnehmung und der Kommunikation zugrunde. Sie sind den Zeichenrelationen übergeordnet und werden hier erstmalig auf Gesten angewendet. Erstheit entspricht einer
Qualität mit dem Potential zur Bedeutung, Zweitheit beruht auf Fakten und somit
einer einmaligen kontextualisierten Bedeutung, Drittheit involviert gewohnte Muster
und Regeln (Peirce 1993, Nöth 2000). Ziel von NeuroPeirce ist es, zu untersuchen, ob
diese Kognitionsebenen auch auf neuronaler Ebene repräsentiert sind.
Die Universalkategorien entsprechen kognitiven Assoziations- und Interpretationsleistungen, deren Verar-bei-tung nach unserer Hypothese nicht in den primären sensorischen Hirnarealen, sondern insbesondere in höheren Assoziationskortices angesiedelt
ist. Von besonderem Interesse sind dabei die drei visuell-motorischen Pfade, die durch
aufsteigende Komplexität der Objekt-Wahrnehmung und -repräsentation charakteri66
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RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
siert sind. Der ventrale Pfad repräsentiert Objekteigenschaften an sich (Milner et al.,
1995) und kann somit der Erstheit zugeordnet werden. Der dorsale Pfad, der in räumlicher Wahrnehmung eine Rolle spielt, ist in zwei weitere Pfade unterteilt, den dorsodorsalen und ventro-dorsalen Pfad. Dabei kontrolliert der dorso-dorsale Pfad die
Handlungsausführung während der Bewegung (Pisella et al., 2008), was eine Auswertung von Kontext und Beziehung erfordert und dementsprechend Zweitheit entsprechen kann. Der ventro-dorsale Pfad unterstützt das Planen und Verstehen von objektbezogenen Bewegungen (Binkofski et al., 2012) und kann demnach Drittheit repräsentieren.
Durch die Anwendung verschiedener Methoden wie 3D Motion-Capture-Technologie
(ein Infrarotkamerasystem zur Erfassung und Visualisierung von Positions- und Bewegungsdaten im dreidimensionalen Raum) und funktioneller Bildgebung neuronaler
Prozesse (fMRT) sollen die universalen Kategorien am Schnittpunkt von Semiotik,
kognitiver/klinischer Neurologie und Gestenforschung empirisch getestet werden.
Biographische Interviews sowie taktile und sensorische Fragestellungen sollen zur
Produktion verschiedenartiger Gesten seitens der Probanden führen. Die multimodalen Motion-Capture-Daten werden anschließend analysiert, um die Gesten anhand der
Universalkategorien zu klassifizieren. Schließlich werden die Gesten in Form von Videos als Stimuli für fMRT-Experimente verwendet, um die neuronalen Korrelate der
Gesteninterpretation zu untersuchen. Die Verwendung von dynamischen, realitätsnahen Stimuli während der fMRT-Aufnahmen zählt zu den aktuellen Ansätzen der kognitiven Verhaltensforschung.
Ziel dieses Forschungsansatzes ist es, das Verständnis kognitiver und neuronaler Prozesse, die multimodaler Kommunikation unterliegen, zu vertiefen.
Literatur:
Binkofski, F. & Buxbaum, L.J. (2012). Two action systems in the human brain. Brain & Language. Verfügbar unter: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0093934X12001393
Cienki, A. (2008). Why study metaphor and gesture? In: Cienki, A. & Mu¨ller, C. [Hrsg.]: Metaphor and
Gesture. Gesture studies 3. Amsterdam u.a.: Benjamins, 5-25.
Kendon, A. (2004). Gesture: visible action as utterance. Cambridge u.a.: Cambridge University Press.
McNeill, D. (2005). Gesture and Thought. Chicago, London: University of Chicago Press.
Milner, A.D. & Goodale M.A. (1995). The visual brain in action. Oxford: Oxford University Press.
Mittelberg, I. (2008). Peircean semiotics meets conceptual metaphor: Iconic modes in gestural representations of grammar. In: Cienki, A. & Mu¨ller, C. [Hrsg.]: Metaphor and Gesture. Gesture studies 3.
Amsterdam u.a.: Benjamins, 115-154.
– (2010a). Geometric and image-schematic patterns in gesture space. In: Evans, Vyvyan & Chilton, Paul
[Hrsg.]: Language, Cognition and Space: the state of the art and new directions. Advances in cognitive linguistics. London u.a.: Equinox, 351-385.
67
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– (2010b). Interne und externe Metonymie: Jakobsonsche Kontiguitätsbeziehungen in redebegleitenden Gesten. Sprache und Literatur 41, 112-143. Mu¨ller, C. (1998). Redebegleitende Gesten. Kulturgeschichte – Theorie – Sprachvergleich. Berlin: Spitz.
Müller, C. & Cienki, A. (2009). Words, gestures, and beyond. Forms of multimodal metaphor in the use
of spoken language. In: Forceville, C.J. & Urios-Aparisi, E. [Hrsg.]: Multimodal Metaphor. Applications
of cognitive linguistics; 11. Berlin u.a.: Mouton de Gruyter, 297-328.
Nöth, W. (2000). Handbuch der Semiotik. 2., vollst. neu bearb. und erw. Aufl. Stuttgart, Weimar:
Metzler.
Peirce, C.S. (1955). Logic as semiotic: The theory of signs (1893-1920). In: Buchler, Justus [Hrsg.],
Philosophical writings of Peirce. New York: Dover, 98-119.
– (1965a). Collected Papers of Charles Sanders Peirce (1931-1960): Vol. I.: Principles of Philosophy, Vol.
II: Elements of Logic. Hartshorne, C. & Weiss, P. [Hrsg.] Cambridge: The Belknap Press of Harvard
University Press.
– (1993/1983). Phänomen und Logik der Zeichen. Herausgegeben u. u¨bersetzt von Helmut Pape.
Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Pisella, L. & Binkofski, F. & Lasek, K. & Toni, I. & Rossetti, Y. (2008). No double-dissociation between
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Input-output modality compatibility in language processing
Simone Schäffner1, Iring Koch1, Andrea M. Philipp1
1
Institut für Psychologie, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Language can be perceived with different sensory modalities (auditory for spoken
language vs. visual for written language) and it can be produced with different response modalities (vocal for spoken language vs. manual for written language). A
combination of these input and output modalities can be either compatible or incompatible. Input-output (I-O) modality compatibility is defined as the similarity of stimulus modality and modality of response-related sensory consequences, so that there is
an overlap between the input modality and the sensory consequences of the response
modality (cf. Stephan and Koch, 2010). Accordingly, auditory-vocal and visual-manual
combinations are considered as compatible, whereas auditory-manual and visualvocal combinations are incompatible.
The aim of the present study was to examine the influence of different combinations
of sensory and response modalities in a semantic categorization task. In the experiment, we used a task switching paradigm that represents an important paradigm to
study cognitive control processes (Kiesel et al., 2010; Monsell, 2003). In this way it is
possible to compare the performance on switch trials to that on repetition trials. We
expected that the performance is worse when subjects have to switch from one trial
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to the othe tha
he a task is epeated i t o su essi e t ials i.e., s it h
osts . A task i the p ese t stud is defi ed
a spe ifi I-O modality combination.
Thus we also wanted to establish the findings that switch costs are influenced by I-O
modality compatibility. Switching between compatible combinations should evoke
lower switch costs than switching between incompatible combinations.
Participants had to perform a semantic categorization task in each trial. It was a decision between forest and farm animals, so that the stimuli were not specific to a special
input or output modality. The language input was given either auditory (spoken animal names) or visual (written animal names), the right/left decision had to be given
either vocal (by saying right or left) or manual (by pressing a right/left response key).
The modality combinations were blocked so that the participants had to switch either
between compatible combinations or between incompatible combinations.
As expected the results of the present study demonstrate higher response times and
error rates when two different I-O modality combinations had to be used in successive
trials (e.g., auditory-vocal followed by visual-manual) as compared to using the same
odalit o i atio t i e i.e., s it h osts . Additio all , these s it h osts e e
larger for incompatible combinations than for compatible combinations. The result
indicates that performance in the semantic categorization task is influenced by the
combination of sensory modality and response modality and that the corresponding
task-set is modality specific.
References:
Kiesel, A., Steinhauser, M., Wendt, M., Falkenstein, M., Jost, K., Philipp, A. M., & Koch, I. (2010). Control and interference in task switching – A review. Psychological Bulletin, 136, 849–874.
Monsell, S. (2003). Task switching. Trends in Cognitive Sciences, 7, 134-140.
Stephan, D. N., & Koch, I. (2010). Central crosstalk in task switch-ing: Evidence from manipulating
input-output modality compatibility. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory & Cognition, 36, 1075-1081.
Natural Language Processing in Domestic Service Robotics
Stefan Schiffer
Knowledge-Based Systems Group, Fak. 1
Kontaktadresse: [email protected]
As robots are more and more entering our everyday life, like as assistive devices to
support us in our home with the daily chores, methods to control and to interact with
such robots become more and more important. The most natural way for a human to
instruct a robot is perhaps natural language. However, there are several challenges to
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master to allow for suitable human-robot interaction by means of natural language.
We will report on two of our efforts in enabling humans to use natural language to
command a domestic service robot. The two methods we present reside on different
levels - one is at a lower level of recognizing speech from acoustic input while the
second one is about interpreting natural language. While the former was primarily
intended for noisy scenarios to help rejecting utterances that were not meant for the
robot, the latter yields a flexible system for commanding a robot which can resolve
ambiguities and which is also capable of initiating steps to achieve clarification. The
first approach [1] is at the signal processing stage where the acoustic input received
from spoken language is to be converted to the textual level. When acting in human
environments it is important that commands given to the robot are recognized robustly. Also, spoken language not directed to the robot must not be matched to an instruction for the robot to execute. We developed a system that is robust in noisy environments and that is insusceptible to act upon commands not meant for the robot. First,
we use a threshold-based close speech detection to segment utterances targeted at
the robot from the continuous audio stream recorded by a microphone. Then, we
decode these utterances with two different decoders in parallel, namely one very
restrictive decoder based on finite state grammars and a second more lenient decoder
using N-grams. We do this to filter out false positive recognitions by comparing the
output of the two decoders and rejecting the input if it was not recognized by both
decoders. The second approach [2] takes place on a higher level of abstraction, that is,
it deals with interpreting an utterance that has already been transformed to text from
the raw audio signal. We model the processing of natural spoken language input as an
interpretation process where the utterance needs to be mapped to a robot's capabilities. More precisely, we first analyse the given utterance syntactically by using a generic grammar that we developed for English directives. Then, we cast the interpretation as a planning problem where the individual actions available to the planner are to
interpret syntactical elements of the utterance. If, in the course of interpreting, ambiguities are detected, the system uses decision-theory to weigh different alternatives.
The system is also able to initiate clarification to resolve ambiguities and to handle
errors as to arrive at a successful command interpretation eventually. We show how
we evaluated several versions of the system with multiple utterances of different
complexity as well as with incomplete and erroneous requests.
References:
[1] Masrur Doostdar, Stefan Schiffer, and Gerhard Lakemeyer. Robust speech recognition for service
robotics applications. In Proceedings of the International RoboCup Symposium 2008 (RoboCup
2008), volume 5399 of LNCS, pages 1-12. Springer, July 14-18 2008. Best Student Paper Award.
[2] Stefan Schiffer, Niklas Hoppe, and Gerhard Lakemeyer. Natural language interpretation for an
interactive service robot in domestic domains. In Joaquim Filipe and Ana Fred, editors, Agents and
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Artificial Intelligence, volume 358 of Communications in Computer and Information Science, pages
39-53. Springer Berlin Heidelberg, 2013.
Politisches Kabarett: Zwischen politischer Agitation und wortbezogener Sprachkritik
Frank Schilden
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Kabarett ist eine Form der Kleinkunst, die nicht nur aus literaturwissenschaftlicher,
sondern auch aus linguistischer Sicht aus verschiedenen Gründen interessant ist. Insbesondere die Verknüpfung von zwei möglichen linguistischen Perspektiven als Ausgangspunkt verspricht einen großen Erkenntnisgewinn: Kabarett ist als Kunstform,
bspw. anhand der benutzten (sprachlichen) Stilmittel oder Bühnenelemente, sowie als
eine soziale Institution, bspw. mit pädagogischer, unterhaltender und vor allem aufklärerischer, entlarvender Funktion in der demokratisch-pluralistischen Gesellschaft,
beschreibbar (vgl. Fleischer 1989, Henningsen 1967). Im Großen und Ganzen lassen
si h als Fu ktio e des Ka a etts U te haltu g, E tla u g, )eitk itik so ie das „“piel
it e o e e Wisse szusa
e h ge
z . it de e „B u hstelle
e e e
(Henningsen 1967: 24) – all dies ist in hohem Maße an Sprache gebunden.
Ein wichtiges, aber nicht notwendiges Moment im Kabarett ist das politische Moment
– ist es vorhanden, spreche ich von politischem Kabarett. Legt man ein weites Politikverständnis zugrunde, eröffnet sich Linguistinnen und Linguisten der Phänomenberei h „“p a he u d Politik , da it ist ei politoli guistis he )ug iff ögli h gl.
Burkhardt 1996, Niehr 2013, Schröter/Carius 2009). Die Frage danach, wie Politisches
im Kabarett thematisiert wird, schließt sich nun zwangsläufig an. Aufbauend auf den
benannten Funktionen des Kabaretts lässt sich das politische Moment als Spiel mit
erworbenen politischen Wissenszusammenhängen begreifen, eine nähere Definition
von Politik ist damit aber noch nicht geleistet. Walther Diekmann definiert Politik als
„staatli hes ode auf de “taat ezoge es ‘ede
Die k a
:
, i diese
Kontext ist politisches Kabarett also mindestens partiell als ein metasprachliches Handeln der Kabarettistinnen und Kabarettisten zu begreifen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, (politische) Sprache zu thematisieren, Stötzel/Wengeler (vgl. Stötzel/Wengeler 1995) unterscheiden grob zwei Typen der Sprachthematisierung, die
implizite und die explizite Sprachthematisierung. In zeitgenössischen Kabarettprogrammen lassen sich Beispiele für Vertreter dieser idealtypischen Differenzierung
finden. Vor allem implizite Sprachthematisierungen auf lexikalischer Ebene, also der
hete oge e “p a hge au h z . die Nutzu g sog. „I te p etatio s oka el
“tötzel
1990: 48, Eitz/Stötzel 2009:9) wie Freiheit oder Verantwortung, scheinen, ersten Ergebnissen zufolge, eine wichtige Rolle im zeitgenössischen politischen Kabarett zu
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spielen. Sobald metasprachliches Sprechen im politischen Kabarett eine positiv oder
negativ wertende Komponente enthält, handelt es sich um eine Spielart politischer
Sprachkritik (vgl. Dieckmann 2006, Gauger 1995, Kilian/Niehr/Schiewe 2010). Im politischen Kabarett fallen die lexikalischen Thematisierungen zumeist mit einer klaren
negativen Wertung zusammen: Lexikalische Sprachkritik scheint also, so zeigen erste
Ergebnisse, ein strukturierendes Merkmal des zeitgenössischen politischen Kabaretts
zu sein. Dass diese Spielart der Sprachkritik im politischen Kabarett nicht um der Sprache wegen, sondern im Kern um der Dinge in der Welt des Politischen wegen geschieht, lässt sich aus den Funktionen des Kabaretts ableiten.
Literatur:
Burkhardt, Armin (1996): Politolinguistik. Versuch einer Ortsbestimmung. In: Klein, Josef/Diekmannshenke, Hajo (Hrsg.): Sprachstrategien und Dialogblockaden. Linguistische und politikwissenschaftliche Studien zur politischen Kommunikation. Berlin, New York, 75-100.
Diekmann, Walther (²1975): Sprache in der Politik. Einführung in die Pragmatik und Semantik der
politischen Sprache. Heidelberg.
Diekmann, Walther (2006): Sprachkritik – ein Haus mit vielen Wohnungen. Spielarten wortbezogener
Sprachkritik. In: Der Deutschunterricht, H. 5, 17-26.
Eitz, Thorsten/Stötzel, Georg (2009): Wörterbuch der Vergangenheitsbewältigung. Die NSVergangenheit im öffentlichen Sprachgebrauch. Band 2. Hildesheim.
Fleischer, Michael (1989): Eine Theorie des Kabaretts. Versuch einer Gattungsbeschreibung (an deutschem und polnischem Material). Bochum.
Gauger, Hans-Martin (1995): Über Sprache und Stil. München.
Henningsen, Jürgen (1967): Theorie des Kabaretts. Düsseldorf.
Kilian, Jörg/Niehr, Thomas/Schiewe, Jürgen (2010): Sprachkritik. Ansätze und Methoden der kritischen
Sprachbetrachtung. Berlin, New York.
Niehr, Thomas (2013): Politolinguistik - Diskurslinguistik: Gemeinsame Perspektiven und Anwendungsbezüge. In: Roth, Sven Kersten / Spiegel, Carmen (Hrsg.): Angewandte Diskurslinguistik. Felder, Probleme, Perspektiven. Berlin, 73-88.
Schröter, Melani / Carius, Björn (2009): Vom politischen Gebrauch der Sprache. Wort, Text, Diskurs.
Eine Einführung. Frankfurt/M.
Stötzel, Georg (1990): Semantische Kämpfe im öffentlichen Sprachgebrauch, in: Stickel, Gerhard (Hg.):
Deutsche Gegenwartssprache: Tendenzen und Perspektiven. Berlin, New York, 45-65.
Stötzel, Georg/Wengeler, Martin (1995): Kontroverse Begriffe. Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin, New York.
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Hochfrequentes Training der Buchstabenerkennung bei Formagnosie – eine Einzelfallstudie
Lea Seibring1, Katja Halm1, Klaus Willmes-von Hinckeldey1, Ralph Radach2, Christian
Vorstius2, Irene Ablinger1
1
Neuropsychologie, Klinische Kognitionsforschung, Fak. 10;2 Allgemeine und biologische Psychologie - Bergische Universität Wuppertal
Kontaktadresse: [email protected]
Themenstellung/Theoretischer Hintergrund
Formagnosie stellt die schwerste Form der visuellen Agnosie dar, da bereits Störungen
in den ersten perzeptuellen Verarbeitungsschritten vorliegen (Goldenberg, 2007). Die
Patienten zeigen bereits gravierende Beeinträchtigungen, zusammenhängende Linien
und Konturen zu verfolgen. Beim Benennen von Gegenständen oder Objektabbildungen können zwar einzelne lokale Details erkannt, jedoch nicht zu einem Ganzen integriert werden. Aufgrund dieser basalen visuellen Verarbeitungsstörung ist die Identifikation von Buchstaben kaum oder nur eingeschränkt möglich. Bei den insgesamt selten beschriebenen Fällen mit Formagnosie (Humphreys & Riddoch, 1987; Leek et al.,
2012) wurde die Behandlung der Buchstaben- und Wortverarbeitung bislang nicht
berücksichtigt. In der vorliegenden Studie berichten wir über ein spezifisch entwickeltes Training zur Buchstabenerkennung bei einem Patienten mit Formagnosie. Der
Einsatz von Blickbewegungsanalysen ermöglicht zusätzliche detaillierte Aussagen über
den visuellen Verarbeitungsprozess vor und nach dem Training.
Methode / Teilnehmer
Wir berichten über den 31-jährigen Patienten ST, bei dem nach einer hypoxischen
Hirnschädigung eine Formagnosie diagnostiziert wurde. Aufgrund seiner basalen visuell-perzeptiven Verarbeitungsstörung zeigten sich u.a. auch schwere Störungen in der
visuellen Verarbeitung von Buchstaben und Zahlen. Das Lesen von Wörtern war nicht
möglich.
Durchführung
ST erhielt ein hochfrequentes, individuell erstelltes Training zur Erkennung und Identifikation von Großbuchstaben. Die Therapie fand in einem Zeitraum von drei Wochen
dreimal täglich für je eine Stunde statt. Vor und nach der Therapie wurden unterschiedliche Leistungen zur Buchstabenidentifikation erhoben, vier Wochen nach der
Therapie fand eine follow-up Untersuchung statt. Zu allen Testzeitpunkten erfolgte
eine Prüfung der Benennleistungen von Groß- und Kleinbuchstaben sowie von Zahlen.
Dabei wurden Blickbewegungen aufgezeichnet und analysiert.
Ergebnisse
Insgesamt zeigten sich signifikante Leistungsverbesserungen bei der Buchstabenerkennung, die auch vier Wochen nach dem Training noch zu beobachten waren. Beim
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Benennen von Großbuchstaben konnten ein signifikanter Anstieg an korrekten Reaktionen sowie eine signifikante Abnahme in der Benennlatenz und der Anzahl an Fixationen verzeichnet werden. Vergleichbare Ergebnisse zeigten sich auch beim Benennen
von nichtgeübten Kleinbuchstaben und Zahlen, wobei die Identifikation von Großbuchstaben signifikant besser gelang. Das Lesen von 3-buchstabigen Wörtern war am
Ende der Therapie vereinzelt möglich
Diskussion
In der vorliegenden Studie konnte die Effektivität eines spezifischen Trainings zur
Buchstabenerkennung bei Formagnosie nachgewiesen werden. Nach der Therapie
stieg die Anzahl korrekter Reaktionen beim Buchstabenbenennen signifikant an, zudem weisen Blickbewegungsanalysen auf ein systematischeres visuelles Verarbeiten
der Buchstaben hin. Das Training führte zu einer allgemeinen Verbesserung der
perzeptuellen Verarbeitung, wodurch auch der Generalisierungseffekt beim Benennen
von ungeübtem Material zu erklären ist. Dennoch ist das Lesen von kurzen Wörtern
noch schwer beeinträchtigt, da einzelne Buchstaben innerhalb einer Buchstabenreihe
nur eingeschränkt identifiziert werden können
Relevanz für die klinische Anwendung
Mit der vorliegenden Studie konnte ein wichtiger Beitrag zur Behandlung von Patienten mit Formagnosie geleistet werden. Selbst bei schweren visuellen Verarbeitungsstörungen sind stabile Leistungsverbesserungen bei der Buchstabenerkennung möglich und nach bereits kurzer Therapiezeit können sich erste Schritte zur Wortlesen
abzeichnen.
Literatur:
Goldenberg, G. (2007). Neuropsychologie: Grundlagen, Klinik, Rehabilitation. 4. Auflage. München:
Elsevier GmbH.
Humphreys, G.W., Riddoch, M.J. (1987). Visual o je t e og itio a d its diso de s. „‹o see ut ot to
see . A ase stud of isual ag osia. Ho e: La e e E l au Asso iates.
Leek, E. C. et al. (2012). Eye movements during object recognition in visual agnosia. Neuropsychologia
50, 2142-2153.
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Cognitive linguistic perspective on translation studies
Tatiana Serbina
Institut für Anglistik, Amerikanistik und Romanistik, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Translations are characterized through interaction between two languages: creating a
text in this bilingual context the translator should consider the linguistic features of
both the source and the target language. The resulting target texts differ from the
originals on different levels of linguistic description. In the present study, such translation shifts are analyzed empirically: the aim is to describe, explain and predict instances of various changes introduced in the process of translation.
Applying the cognitive linguistic approach of Construction Grammar (Goldberg 2006)
to translation studies allows the researcher to account for non-compositional and/or
frequent regular patterns both in originals and their translations. Since constructions
exist in all languages and the specific combinations of features could be languageunique, the translator has to select a corresponding form-meaning pairing with similar
features or set priorities as to which features of the original construction have to be
preserved (Szymanska 2011).
The research moves from abstract to more specific constructions accounting for various translations of the original constructions as well as possible factors that may contribute to the selection of a non-corresponding construction in the translation process. Construction shifts are operationalized through aligned words in originals and
translations belonging to different grammatical functions in the corresponding clauses
in combination with differences in the types of grammatical functions. The pairs of
clauses with these characteristics are identified in the English-German CroCo Corpus
using multi-level annotation and alignment integrated in the corpus (Hansen-Schirra
et al. 2012). Those patterns, which are frequently affected by construction shifts, are
studied in more detail.
The results from the registers of popular-scientific texts and essays suggest that even
very schematic and frequent constructions, such as Subj Verb Obj, often undergo
construction shifts. However, the explanations for these could be found only on the
level of more specific constructions. The study considers the notion of entrenchment,
described as an automatization process through repetition (Langacker 2008), as a
possible source of explanation for construction shifts.
References:
Goldberg, A. (2006). Constructions at work: The Nature of generalizations in language. Oxford: Oxford
Univ. Press.
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RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
Hansen-Schirra, S., Neumann, S., & Steiner, E. (2012). Cross linguistic corpora for the study of translations: Insights from the language pair English-German. Berlin: de Gruyter.
Langacker, R. W. (2008). Cognitive Grammar: A basic introduction. Oxford: Oxford Univ. Press.
Szymanska, I. (2011). Mosaics: A construction-grammar-based approach to translation. Warszawa:
Wydawnictwo Naukowe "Semper".
Evaluation einer textbasierten Dyslexietherapie durch Blickbewegungen
Valentine Silberling1, Irene Ablinger1, Katja Halm1, Ralph Radach2, Klaus Willmes-von
Hinckeldey1
1
Neuropsychologie, Klinische Kognitionsforschung, Fak. 10; 2Allgemeine und biologische Psychologie - Bergische Universität Wuppertal
Kontaktadresse: [email protected]
Theoretischer Hintergrund
Erworbene Sprachstörungen, die u.a. als Folge einer meist linkshemisphärischen Hirnschädigung auftreten, können alle rezeptiven und expressiven sprachlichen Modalitäten betreffen (Huber, Poek, & Weniger, 2002; Weniger, 2006).
Die Therapie von Patienten mit erworbenen Lesestörungen – auch erworbene Dyslexien genannt – erfolgt vorherrschend auf Wortebene. Im Hinblick auf den Alltag bildet
das Lesen auf Textebene für einige Patienten jedoch ein höchst relevantes Therapieziel (Beeson & Insalaco, 1998). Trotz dieser Bedeutsamkeit wird in der Literatur nur
das ‚Multiple O al ‘e eadi g MO‘ P og a
Mo e ,
es h ie e , das si h
spezifisch auf diese Ebene bezieht. Die Effektivität dieses Therapieansatzes konnte
schon mehrfach nachgewiesen werden (e.g. Kim & Russo, 2010; Moody, 1988).
In der vorliegenden Studie wurde die Wirksamkeit einer hochfrequent dargebotenen
textbasierten Dyslexietherapie in Anlehnung an MOR erstmals mit Hilfe von Blickbewegungsanalysen evaluiert. Eine Beurteilung des okulomotorischen Verhaltens ermöglicht detaillierte Aussagen über den Leseprozess in Echtzeit und die Erfassung
bereits kleiner Veränderungen des Leseverhaltens (Ablinger et al., submitted).
Methode
Wir berichten über vier aphasische Patienten mit erworbener Dyslexie nach erlittenem Mediainfarkt bzw. Schädel-Hirn-Trauma in der post-akuten Phase. Bei allen Patienten zeigten sich bei der Prüfung der Wortleseleistungen nur leichte Beeinträchtigungen hinsichtlich der Lesegenauigkeit, jedoch war das Lesen mit deutlichen Unsicherheiten verbunden. In einem klassischen Prä-Posttest-Design erhielten die Patienten über einen Zeitraum von vier Wochen eine textbasierte Dyslexietherapie mit fünf
Einheiten pro Woche. Orientierend am MOR Programm kamen in der Therapie Abschnitte von Kurzkrimis mit dazugehörigen Multiple-Choice-Fragen zum Einsatz. Unter
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Beachtung der Lesegenauigkeit und des Lesesinnverständnisses fand ein wiederholtes
Lesen der festgelegten Textabschnitte solange statt, bis ein definiertes Leistungsniveau erreicht wurde. Eine Prüfung der Leseleistungen erfolgte vor (T1) und nach (T2)
der Therapie hinsichtlich der Lesegenauigkeit und des Lesesinnverständnisses. Zusätzlich wurde eine Analyse des Blickbewegungsverhaltens bezüglich der Anzahl an Fixationen pro Wort sowie der Gesamtlesezeit vorgenommen.
Ergebnisse
Erste Ergebnisse zeigen, dass sich das Blickbewegungsverhalten bei allen Patienten
von Vor- zu Nachtest sowohl für geübtes als auch für ungeübtes Textmaterial signifikant verbesserte. Bei drei Patienten nahm die Lesegenauigkeit nach der Therapie zu,
ein Patient zeigte nur eine qualitative Veränderung der Fehlerart. Während phonologische und morphologische Fehler weniger wurden, nahmen Unsicherheiten zu. Auch
im Lesesinnverständnis waren von Vor- zu Nachtest bei allen Patienten signifikante
Verbesserungen zu verzeichnen. Eine räumlich-zeitliche Analyse der Fixationspositionen ließ erkennen, dass sich bei allen Patienten die Lesestrategie optimierte oder zu
einem systematischeren segmentalen Vorgehen entwickelte.
Diskussion
Die vorliegende Studie zeigt, dass eine hochfrequent dargebotene textbasierte Dyslexietherapie in Anlehnung an MOR, die Lesefähigkeiten und das Lesesinnverständnis
bei Patienten mit erworbener Dyslexie verbessert und optimiert. Bei Betrachtung der
Fehlerqualität kann auch eine ausbleibende quantitative Steigerung der Lesegenauigkeit als Verbesserung interpretiert werden. Schwere Lesefehler reduzierten sich auf
Kosten leichterer Lesefehler, was auf ein erhöhtes Kontrollverhalten schließen lässt.
Zur Verbesserung des Lesesinnverständnisses erwies sich ein gezieltes defizitorientiertes Arbeiten mit Hilfe von Multiple-Choice-Fragen als sinnvoll. Blickbewegungsanalysen machen deutlich, dass mit Hilfe einer textbasierte Dyslexietherapie ein effizienteres Leseverhalten erreicht werden kann.
Fazit
Mit unserer Arbeit können erste Wirksamkeitsnachweise einer textbasierte Dyslexietherapie für den deutschen Sprachraum vorgelegt werden. Gleichzeitig wurde
deutlich, dass dieser Therapieansatz selbst bei Patienten mit Restsymptomen einer
Dyslexie erfolgreich eingesetzt werden kann.
Literatur:
Ablinger, I., Weisse, K., Vorstius, C., Halm, K., Huber, W., & Radach, R. (submitted). Eye movement
guided reading intervention in lexical and segmental readers.
Beeson, P. M. & Insalaco, D. (1998). Acquired alexia: Lessons from successful treatment. Journal of the
International Neuropsychological Society, 4, 621-635.
77
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RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
Huber, W. (2002). Alexie und Agraphie. In: Hartje, W., Poeck, K. (Herausgeber), Klinische Neuropsychologie (pp. 203-226). Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG.
Kim, M. & Russo, S. (2010). Multiple Oral Rereading (MOR) Treatment: Who Is It for? Contemporary
Issues in Communication Science and Disorders, 37, 58-68.
Moody, S. (1988). The Moyer Reading Technique Re-Evaluated. Cortex, 24, 473-476.
Moyer, S. B. (1979). Rehabilitation of alexia: A case study. Cortex, 15, 139-144.
Weniger, D. (2006). Aphasie. In: Karnath, H.-O., Hartje, W., Ziegler, W. (Herausgeber), Kognitive Neurologie (pp. 48-64). Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG.
Kybernetische Modelle des Social Media Monitorings in Trendanalysen der Wirtschafts- und Arbeitswelt
Sebastian Stiehm1, Florian Welter1, René Vossen1, Sabina Jeschke1
1
IMA/ZLW & IfU, Fak. 4
Kontaktadresse: [email protected]
Megatrends als langfristige und übergreifende Transformationsprozesse sind wirkungsmächtige Einflussgrößen, die das Leben und Arbeiten sowie die Märkte der
Zukunft beschreiben. So impliziert der Megatrend der Wissensbasierten Ökonomie die
zunehmende Bedeutung von Innovationen als zentrale Wachstumstreiber und Wettbewerbsfaktoren (vgl. Z_punkt GmbH 2013). Um im weltweiten Innovationswettbewerb bestehen zu können, müssen Teams, Organisationen und Netzwerke zunehmend
schneller auf zugleich kürzer werdende Innovationszyklen reagieren. Aufgabe der
Innovations- und Zukunftsforschung (IZF)[1] ist hier die Analyse und Identifikation von
Trends der zukünftigen Wirtschafts- und Arbeitswelt, um zielgruppenspezifische und
praxisrelevante Konzepte zur Gestaltung erarbeiten zu können.
Methodisch betrachtet sind im Bereich der Trendforschung u. a. umfassende Fortschritte von Mining-Verfahren, wie z. B. Textmining, im Umgang mit Big Data zu beobachten, die eine frühzeitige Identifikation von Mustern und Trends der zukünftigen
Wirtschafts- und Arbeitswelt auf Basis einer Analyse gesellschaftlicher Bedarfe ermöglichen (vgl. Kasper et al. 2010). Inhaltlich gesehen eignen sich vor allem die Quellen
von Social Media (SM), die als Produkt des Megatrends der zunehmenden Digitalisierung unserer Kultur angesehen können, als Daten- bzw. Textkorpora: Das alltägliche
Leben gestaltet sich zunehmend digital vernetzt, ein großer Teil zwischenmenschlicher
Kommunikation wird über SM realisiert (vgl. Z_punkt GmbH 2013). Auf typischen
Online-Plattformen wie Wikis, Foren, Blogs, Mikroblogs sowie sozialen Netzwerken
schildern Menschen aktuelle Momentaufnahmen sowie Meinungen und diskutieren
digital Themen, Probleme und Entwicklungen der Wirtschafts- und Arbeitswelt (vgl.
Oßwald 2010). SM avancieren somit zu einem Spiegelbild gesellschaftlicher Stimmungen.
78
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Bereits bestehende Verfahren des Social Media Monitorings (SMMO) nutzen diese
Informationen als Basis zur Durchführung von Trendanalysen und zur Identifikation
von Meinungsführern im genannten Themenfeld (vgl. Kasper et al. 2010). So lassen
sich beispielsweise auf den genannten Online-Plattformen Influencer identifizieren,
die oftmals Pioniere auf ihrem Gebiet sind, Meinungen anderer Individuen beeinflussen und somit Stimmungen polarisieren (vgl. Lange 2011). Gleichzeitig können Entwicklungen entlang der Zeitachse erfasst werden – hier kommen universal temporäre
Networkdefinitionen und zeitabhängige Messsysteme zum Einsatz (vgl. Müller et.al.
2009).
Die konventionellen Anwendungsfelder des SMMO erstrecken sich vorrangig über die
Bereiche kommerzieller Marktforschung, Unternehmenskommunikation und Public
Relations (vgl. Oßwald 2010). Im Kontext der hier geplanten Anwendung von SMMO
werden dahingegen Methoden des Trendmonitorings sowie der Meinungsführeridentifikation mit dem Vorsatz eines gesamtgesellschaftlichen sowie politischen Interesses
bzw. Nutzens eingesetzt. Im Rahmen der IZF wird somit die Entwicklung von Zukunftsvorstellungen zur Unterstützung von Entscheidungsprozessen, die einen Beitrag zur
aktiven Gestaltung der Zukunft leisten können, fokussiert. Mittels dieser Auslegung
von SMMO können Trends schnell(er) identifiziert werden, woraufhin gesamtgesellschaftliche sowie politische Interessensgruppen aktiver die Zukunft gestalten können
und damit ihre Innovationsfähigkeit aufrechterhalten.
SMMO ist keine punktuelle Maßnahme, sondern eine zeitlich unbegrenzte Aufgabe
(vgl. Kasper et al. 2010, Müller et.al. 2009) und die entsprechenden Analysemethoden
müssen Zeitveränderlichkeiten explizit berücksichtigen. Das hier geplante Monitoring
von Social Media sowie die sich anschließende Ableitung von Trends lässt sich als ein
kybernetisches Modell betrachten. Dieses erstreckt sich von der Identifizierung des
Informationsbedürfnisses, über das Sammeln von Informationen und der Ergebnisaufbereitung hin zur Interpretation sowie zur eigentlichen Ergebnisverwertung (vgl. Finzen et al. 2010). Zu verstehen ist dies als ein lebendes System, welches durch Rückführungsschleifen einen adaptiven Charakter erhält: So wird das System gemäß den sich
verändernden (Umwelt-) Bedingungen modifiziert. Dies bedeutet beispielsweise, dass
identifizierte Trends nicht an Aktualität verlieren bzw. getroffene Annahmen reflektiert und adaptiert werden können.
Zukünftiger Forschungsgegenstand des kybernetischen Modells von SMMO ist insbesondere die Entwicklung geeigneter Metriken und Kennzahlen. So wird es ermöglicht,
SM messbar und vergleichbar zu machen, beispielweise indem geografische Reichweiten von Beiträgen operationalisiert werden und somit Aussagen zur Globalität von
möglichen Trends getroffen werden können (vgl. Kasper et al. 2010). Nicht zuletzt
angesichts de zu eh e de „Ü e alle h ltli hkeit “tei el et al.
:
o Bei-
79
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trägen und Meinungsäußerungen, die mittels SM ermöglicht wird, werden die genannten Potentiale des kybernetischen Modells von SMMO erst greifbar.
Die Fo s hu gsg uppe „I o atio s- und )uku ftsfo s hu g des IMA/)LW & IfU
der RWTH Aachen University untersucht im Rahmen der Innovationsforschung, wie
und warum innovative Neuerungen in die Welt treten. Fokus liegt hier auf der Betrachtung der Prozesse hinter diesen Neuerungen, ihre Entstehung, Auswahl sowie
Umsetzung. Der Bereich der Zukunftsforschung hingegen beschäftigt sich mit der
Erfassung und Antizipation möglicher zukünftiger Entwicklungen auf Basis der Konstruktionsmerkmale der Gegenwart und Vergangenheit.
Literatur:
Finzen, J., H. Kasper, und M. Kintz. Innovation Mining. Stuttgart: Fraunhofer IAO, 2010.
Kasper, H., M. Dausinger, H. Kett, und T. Renner. Social Media Monitoring Tools. Stuttgart: Fraunhofer
IAO, 2010.
La ge, M. „“o ial Media Mo ito i g. In Leitfaden Online Marketing, von T. Schwarz, 655-659. Waghäusel: marketing-BÖRSE GmbH, 2011.
Müller,C., Meuthrath, B., und Jeschke, S. Defining a Universal Actor Content-Element Model for
Exploring Social and Information Networks Considering the Temporal Dynamic, International Conference on Advances in Social Network Analysis and Mining, ASONAM 2009, Athens, Greece, 2009.
Oß ald, “. „“o ial Media Mo ito i g. In Leitfaden WOM Marketing, von A. M. Schüller und T.
Schwarz, 389-394. Waghäusel: marketing-BÖRSE GmbH, 2010.
Steimel, B., C. Halemba, und T. Dimitrova. Social Media Monitoring. Meerbusch: MIND Business Consultants, 2010.
)_pu kt G
H. „Megat e ds - Update.
.
An den Grenzen der Sprache: Nicht-sprachliches Zitieren in Bildern und gebauter
Architektur
Anna Valentine Ullrich
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Zitiert wird nicht nur in der Alltagssprache (in Schrift-, Laut- und Gebärdenkommunikation), sondern ebenso in der Wissenschaft, Literatur, Malerei, Fotografie, in Film,
Musik und Architektur bis hin zu Werbung und Mode. Insofern ist das Zitieren als eine
Kulturtechnik zu begreifen, die sowohl epochen- als auch medienübergreifend – quer
zur gängigen Unterscheidung von Hoch- und Populärkultur – in allen Bereichen gesellschaftlichen Lebens anzutreffen ist und praktiziert wird.
Aber wie funktioniert nicht-sprachliches Zitieren? Wie lässt sich das Verfahren des
Zitierens theoretisch beschreiben? Die Beantwortung dieser Fragen schließt eine
80
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Forschungslücke: Die vorhandenen, in der Hauptsache disziplinär orientierten Untersuchungen verfolgen meist ein historiographisches Forschungsinteresse und führen
zeit-, gattungs- oder werkbezogene Zitatanalysen durch. Eine medienübergreifende
Perspektive auf das Phänomen nicht-sprachlichen Zitierens und seiner Produkte fehlt
e e so eitestgehe d ie ei e theo etis he Fu die u g des Beg iffs ‚)itat , de z a
disziplinenübergreifend als Terminus in Linguistik, Kunst- und Baugeschichte, Filmund Musikwissenschaft geläufig ist, aber heterogen verwendet wird.
Im Beitrag wird – in der Kombination zeichen-, medien- und symboltheoretischer
sowie intertextueller Ansätze – eine analytische Modellskizze vorgestellt, die das Verfahren nicht-sprachlichen Zitierens beschreibt und verschiedene Formen nichtsprachlicher Zitate kategorisiert. Zum einen wird der Prozess, das Zitieren als Verfahren zur Produktion kultureller Semantik, und zum anderen das Resultat zitierender
Bezugnahme, das Zitatprodukt selbst, dargestellt.
Die in sechs Teile untergliederte Modellskizze behandelt das Zitieren als transkriptives
Verfahren, die Zitatkonstitution, die Zitatklassifizierung, die Zitatkriterien, das Verhältnis von Zitat und Gedächtnis sowie die semantischen Effekte des Zitierens. An
Beispielen aus den medialen Systemen Bild und Architektur werden die theoretischen
Ausführungen erläutert und medienbezogen spezifiziert.
Wie verhält sich diese Vorgehensweise zur Sprache? Erstens ist Sprache auf terminologischer und ebenso auf kategorialer Ebene der zentrale Bezugspunkt für die Untersuchung nicht-sprachlicher Zitate.
Zweitens ist Sprache an der Produktion und Rezeption vorrangig nicht-sprachlich
organisierter Zitate wesentlich beteiligt. Zitieren in verschiedenen medialen Systemen
wird durch sprachliche Handlungen begleitet oder dadurch mit konstituiert.
Drittens wird, differenztheoretisch gedacht, über die Auseinandersetzung mit nichtsprachlichen Phänomenen, über eine Bestimmung ex negativo, auch deutlich, wie
sprachliche Zitate funktionieren. Unterschiede zu anderen Zitaterscheinungen zeigen
sich besonders in der Wörtlichkeit des Zitierens und in den Markierungsformen. Diese
Erkenntnisse tragen dazu bei, die Ränder der Sprache und ihre Verbindungen zu anderen Systemen zu bestimmen.
Literatur:
Böhn, Andreas 2001: Das Formzitat. Bestimmung einer Textstrategie im Spannungsfeld zwischen
Intertextualitätsforschung und Gattungstheorie. Berlin: Schmidt.
Goodman, Nelson 1990: Weisen der Welterzeugung. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Jäger, Ludwig 2008: Transkriptive Verhältnisse. Zur Logik intra- und intermedialer Bezugnahmen in
ästhetischen Diskursen. In: Gabriele Buschmeier u.a. (Hg.): Transkription und Fassung in der Musik
des 20. Jahrhunderts. Stuttgart: Steiner, S. 103-134.
81
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Posner, Roland 1992: Einleitung. Zitat und Zitieren von Äußerungen, Ausdrücken und Kodes. In: Zeitschrift für Semiotik 14/1-2, S. 3-16.
Ullrich, Anna Valentine 2012: Zitieren als Bezugnahme in gebauter Architektur. In: Ludwig Jäger/Gisela
Fehrmann/Maike Adam (Hg.): Medienbewegungen. Praktiken der Bezugnahme. München: Fink, S.
193-208.
Erfassung und Visualisierung von Terminologien in interdisziplinären Forschungsverbünden
Tobias Vaegs1, Ingo Leisten1, René Vossen1, Sabina Jeschke1
1
IMA/ZLW & IfU, Fak. 4
Kontaktadresse: [email protected]
Die Komplexität wie auch die Interdisziplinarität wissenschaftlicher Fragestellungen
und Forschungsverbünde steigt stetig, nicht zuletzt durch die Anforderungen der
Forschungsförderer wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) [1, 2]. Der
E folg i te diszipli e Ko so tie setzt da ei ei e „e hte I teg atio u d Fusio
unterschiedlicher Disziplinen in das Konsortium voraus, wobei die disziplinären Identitäten, Expertisen und Kompetenzen eingebracht, erhalten und erweitert werden
sollen. Insbesondere soll jede Disziplin ihre Methoden sinnvoll für die gemeinsame,
interdisziplinäre Fragestellung einbringen, so dass neue interdisziplinäre Methoden als
Fusion bestehender disziplinärer entstehen. Durch diese interdisziplinäre Zusammenarbeit soll ein Mehrwert resultieren, der sich bei der schlichten parallelen Betrachtung
der Fragestellung aus unterschiedlichen disziplinären Blickwinkeln nicht einstellen
würde [3].
Bei diesem Integrationsprozess gehören die Konsortialmitgliede „pe Ko st uktio
verschiedenen Disziplinen an. In der Praxis zeigt sich, dass die erwartete OutputSteigerung durch die Interdisziplinarität unter anderem durch Probleme bei der gemeinsamen Verständigung teilweise wieder aufgehoben wird [4, 5]. Da sich im Zuge
der Herausbildung unterschiedlicher Disziplinen immer auch eigene Fachsprachen
entwickeln, kommt es in interdisziplinären Forschungsverbünden bei der täglichen
Arbeit unausweichlich zum Zusammentreffen unterschiedlicher Terminologien. Einige
Begriffe haben in verschiedenen Disziplinen eine sehr ähnliche Definition erfahren,
andere wiederum völlig unterschiedliche, bisweilen sogar unvereinbare [6, 7]. Die
resultierenden Uneindeutigkeiten und Ambiguitäten bergen bei der interdisziplinären
Forschungsarbeit (beispielsweise bei gemeinsamen Publikationen) großes Potenzial zu
Missverständnissen [8, 9].
Um ein Bewusstsein für diese Problematik bei den Akteuren solcher Verbünde sowie
zur Unterstützung eines erweiterten Verständnisses unterschiedlicher Terminologien
zu entwickeln, erarbeiten wir Methoden und Algorithmen, um verwendete Termino82
LingUnite
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logien aus gegebenen Textkorpora abzuleiten und zu visualisieren. Dabei werden
insbesondere Lösungen zur automatischen Erfassung von Begriffsbedeutungen und
Begriffsbeziehungen angewendet und erweitert. Fachtexte wie beispielsweise Publikationen dienen als Datenquelle, um die Definitionen der Begriffe von der verfassenden
Disziplin abzuleiten. Im nächsten Schritt wird untersucht, welche Beziehungen zwischen verschiedenen Begriffen und/oder Begriffsdefinitionen bestehen und wie sich
diese automatisch erfassen lassen. Hierfür müssen nicht nur Untersuchungen auf
Wortebene stattfinden, sondern auch satzübergreifende Konstrukte sowie grammatikalische Strukturen untersucht werden.
Auf dieser Basis werden Visualisierungen von Terminologien generiert und damit
Begriffsräume unterschiedlicher Disziplinen dem direkten Vergleich anheimgestellt.
Wortbedeutungen und ihre Beziehungen untereinander müssen verständlich und
zielgruppenspezifisch sichtbar und nachvollziehbar gemacht werden. Ein interessanter
Aspekt ist dabei insbesondere die Entwicklung einer Terminologie im zeitlichen Verlauf - hier können sich Definitionen ausdifferenzieren oder verschmelzen, neu entstehen oder verschwinden, oder auch zwischen verschiedenen disziplinären Terminologien wandern. Eine solche Visualisierung kann in einem interdisziplinären Konsortium
die Unterschiede zwischen den Terminologien der teilnehmenden Disziplinen aufzeigen und die Beteiligten für potenzielle Missverständnisse bei Kooperationen wie interdisziplinären Publikationen sensibilisieren.
I )uge des o u s fü das E zelle z luste „I teg ati e P oduktio ste h ik fü Ho hloh l de e t i kelte “ ie tifi Coope atio Po tals “CP e a eiten wir Konzepte, sich den unterschiedlichen Terminologien der innerhalb des Clusters vertretenen
Disziplinen zu nähern. In einem nächsten Schritt werden diese Ansätze dann auf den
E zelle z luste
„‹ailo - ade fuels f o
io ass
so ie de
BMBFFörderschwe pu kt „I o atio sf higkeit i de og afis he Wa del ausge eitet.
Literatur:
[1] J. R. Bryson (2009). Hybrid Manufacturing Systems and Hybrid Products: Services, Production and
Industrialisation. Henning, K. (ed). Studies for Innovation in a Modern Working Environment. International Monitoring. Center for Learning and Knowledge Management and Department of Information Management in Mechanical Engineering, RWTH Aachen University. Aachen.
[2] T. Jahn (2008). Transdisziplinarität in der Forschungspraxis. Transdisziplinäre Forschung: integrative
Forschungsprozesse verstehen und bewerten, Frankfurt am Main: Campus-Verlag, 2008.
[3] I. Leisten, Transfer Engineering in transdisziplinären Forschungsprojekten, Norderstedt: Books on
Demand, 2012.
[4] Defila, R., Di Giulio, A., Scheuermann, M. (2006). Forschungsverbundmanagement – Handbuch für
die Gestaltung inter- und transdisziplinärer Projekte. vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich. Zürich.
83
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[5] Welter, F., Jooß, C., Richert, A., Jeschke, S., Brecher, C. (2012). Organisation and Management of
Integrative Research. Brecher, C. (ed). Integrative Production Technology for High-Wage Countries.
Springer. Berlin, Heidelberg. pp. 64-73.
[6] Wichter, S. (2005). Wissenstransfer und Stereotypie – Zur Rolle von ungleichen Wissenskomplexen.
Antos, G., Wichter, S., Palm, J. (ed).. Wissenstransfer durch Sprache als gesellschaftliches Problem.
Lang. Frankfurt a.M..
[7] Arntz, R., Picht, H., Mayer, F. (2004). Einführung in die Terminologiearbeit. chapter 4.4. Olms.
Hildesheim, Zürich, New York.
[8] Ottmann, A. (2007). Ist Terminologiearbeit wirtschaftlich? Hennig, J., Tjarks-Sobhani, M. (ed).
Schriften zur Technischen Kommunikation (12). Terminologiearbeit für Technische Dokumentation.
[9] Wichter, S. (1994). Experte- und Laienwortschätze: Umriss einer Lexikologie der Vertikalität. chapter 3.1. Niemeyer. Tübingen.
e-cosmos - Cluster-Analysen zeitelastischer, multimodaler Daten in der Linguistik
Helmut Vieritz1, Tobias Meisen1, Tobias Vaegs1, Sabina Jeschke1, Marwan Hassani2,
Christian Beecks2, Thomas Seidl2, Matthias Priesters3, Irene Mittelberg3, Paula Niemietz4, Tatiana Serbina4, Stella Neumann4
1
IMA/ZLW & IfU, Fak. 4; 2Institut für Data Management and Data Exploration, Fak. 1;
3
Human Technology Centre, Fak. 7; 4Institut für Anglistik, Amerikanistik und Romanistik, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Das Projekt e-cosmos ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt der RWTH Aachen
University mit einem Team aus den Sprachwissenschaften (Institut für Anglistik, Amerikanistik und Romanistik, Frau Prof. Neumann und Human Technology Centre, Frau
Prof. Mittelberg), der Informatik (Lehrstuhl für Datenmanagement und Exploration
(DME), Herr Prof. Seidl) und den Ingenieurswissenschaften (Informationsmanagement
im Maschinenbau (IMA) und Zentrum für Lern- und Wissensmanagement (ZLW), Frau
Prof. Jeschke). Die Förderung erfolgt über eine Laufzeit von dreieinhalb Jahren durch
de „Hu ‹e I te dis ipli a Boost Fu d
de ‘W‹H. De Fokus des P ojekts
liegt auf der Analyse zeitelastischer, multimodaler Daten der menschlichen Kommunikation wie bspw. der Verbindung von Tastatureingaben mit der Augenbewegung bzw.
des gesp o he e Disku s it ko
u ikati e
a uelle Geste u d Kopf e egungen in der zwischenmenschlichen Interaktion.
Beim schriftlichen Übersetzen von Text zeigt sich, dass die Verknüpfung von Ausgangstext und Augenbewegungen mit Tastenfolgen und übersetztem Text Erkenntnisgewinne für kognitive Sprachverarbeitung und computergestützte Übersetzungsstrategien bietet. Da die vorliegenden Daten aus verschiedenen Datenquellen jedoch nicht
einheitlich strukturiert sind und Verfahren zur kombinierten Analyse selbiger fehlen,
ist derzeit nur eine beschränkte Auswertung möglich. Ein ähnliches Potenzial ver84
LingUnite
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spricht die Verknüpfung gesprochener Sprache mit der sie begleitenden Gestik. Jedoch auch hier liegen Audio-, Video und Bewegungsdaten – aufgenommen mit einem
Motion Capture System – in unterschiedlich strukturierten Formaten ohne zeitliche
Synchronisation vor. Bevor geeignete Methoden der Computerlinguistik entwickelt
und eingesetzt werden können, müssen die Heterogenität der Ausgangsdaten überwunden und entsprechende mathematische Modelle zur automatisierten Analyse und
cross-modalen Clustererkennung entwickelt werden.
Ziel des Projekts e-cosmos ist die Integration und Synchronisation der multimodalen
Daten in ein gemeinsames Modell, die Entwicklung computerlinguistischer Methoden
für deren Analyse und die bedarfsgerechte Visualisierung der Resultate in der ecosmos-Plattform. Dazu wird im Projekt der gesamte Prozess von der Entstehung der
Daten, über die Analyse bis hin zur Validierung der Ergebnisse durch den Benutzer
ganzheitlich betrachtet. Die Interpretation kognitiver, linguistischer und kinetischer
Muster in den untersuchten multimodalen Daten wird zu neuen Erkenntnissen in der
empirischen geisteswissenschaftlichen Forschung führen. Hierzu ist es erforderlich
1.
2.
3.
4.
zur Bestimmung der Anforderungen die Grenzen der bisher eingesetzten linguistischen Verfahren auszuloten,
für die Aufbereitung die multimodalen Informationen in einem gemeinsamen Modell zu integrieren und zu synchronisieren,
für die Analyse mathematische Modelle zu entwickeln und geeignete Methoden des Data Mining umzusetzen sowie zu evaluieren und
die Ergebnisse benutzergerecht darzustellen und zu visualisieren.
Grundlage für die Bewältigung dieser fachspezifischen Herausforderungen sind die in
den letzten Jahren durch die beteiligten Institute geleisteten Beiträge. Das Projekt
basiert auf Studien der empirischen Sprachwissenschaft, in denen Daten aus verschiedenen Kanälen herangezogen werden [1, 2, 3]. Die Erstellung einer einheitlichen Datenbasis zur Überwindung der heterogenen Datenbestände erfolgt unter Verwendung
der am IMA entwickelten adaptiven Informationsintegration [4]. Gleichzeitig liefert die
in den letzten Jahren betriebene Forschung zum benutzerzentrierten Design von Bedienoberflächen [5] vielfältige Anknüpfungspunkte. Die mathematische Modellierung
und die Entwicklung geeigneter Analyseverfahren – auf Basis des Sub-Space Clustering
– erfolgt durch das DME, das diesbezüglich auf eine langjährige, erfolgreiche Forschung zurückblickt [6, 7, 8]. Der holistische Ansatz schließt neben den genannten
fachspezifischen Herausforderungen auch einen notwendigen, interdisziplinären Integrations-Begleitprozess mit ein, in den das ZLW seine umfangreichen Erfahrungen
bspw. aus den Exzellenzclustern der RWTH einbringt [9, 10, 11].
Das Ergebnis des Projekts ist die webbasierte e-cosmos-Plattform, in der die beschriebenen Anforderungen aus den Geisteswissenschaften bzgl. der Analyse und Aufbereitung zeitdynamischer, multimodaler Datenströme erfüllt werden. Durch eine offene
85
LingUnite
RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
Auslegung und das benutzungszentrierte Design der Plattform wird die ClusterAnalyse zeitelastischer, multimodaler Daten in der Linguistik für die wissenschaftliche
Community frei zugänglich gestaltet.
Literatur:
[1] Alves, F., Pagano, A., Neumann, S., Steiner, E., und Hansen-Schirra, S. 2010. Units of Translation and
Grammatical Shifts: Towards an Integration of Product- and Process-based Research in Translation.
In Translation and Cognition, G. Shreve and E. Angelone, Eds. Benjamins, Amsterdam, 109–142.
[2] Mittelberg, I. 2010. Gastherausgeberin des Sonderhefts 'Sprache und Gestik', Sprache und Literatur, 41/1.
[3] Priesters, M. A., Mittelberg, I. 2013. Individual differences in speakers' gesture spaces: Multi-angle
views from a motion-capture study. Proceedings of the Tilburg Gesture Research Meeting (TiGeR),
June 19-21, 2013.
[4] Meisen, T., Meisen, P., Schilberg, D., und Jeschke, S. 2012. Adaptive Information Integration: Bridging the Semantic Gap between Numerical Simulations. In Enterprise Information Systems. 13th International Conference, ICEIS 2011, Beijing, China, June 8-11, 2011, Revised Selected Papers, R.
Zhang, J. Zhang, Z. Zhang, J. Filipe and J. Cordeiro, Eds. Lecture Notes in Business Information Processing 102. Springer, Berlin / Heidelberg, 51–65.
[5] Vieritz, H., Yazdi, F., Schilberg, D., Göhner, P., und Jeschke, S. 2011. User-Centered Design of Accessible Web and Automation Systems. In Information Quality in e-Health. Lecture Notes in Computer
Science 7058. Springer, 367–378.
Hassa i, M., Ki , Y. a d “eidl, ‹.
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Hassa i, M. a d “eidl, ‹.
Mi i g i Multiple “t ea s.
MDM, 55-57.
. ‹o a ds a Mo ile Health Co te t P edi tio : “e ue tial Patte
I Proceedings of the HiMOA Workshop in conjunction with the IEEE
[8] Hassani, M., Spaus, P., Gaber, M. M., and Seidl T. 2012. De sit -Based Projected Clustering of Data
“t ea s. I Proceedings of SUM, 311-324.
Jooß, C., Welte , F., ‘i he t, A. a d Jes hke, “.
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‹he ‘ole of I te dis ipli a ‘esea h Net o ks. I Jes hke, “., Ise ha dt, I., Hees, F., ‹ a to , “.
(ed). Enabling Innovation – Innovative Capability – German and International Views. Springer. Berlin,
Heidelberg, 289-300.
[10] Jooß, C., Vossen, R., Leisten, I., Richert, A. and Jeschke, S. 2012. „K o ledge E gi ee i g i I terdis ipli a ‘esea h Cluste s. Pape p ese ted at: IEEM
, Ho g Ko g.
‹. Vaegs, F. Welte , C. Jooß, I. Leiste , A. ‘i he t a d “. Jes hke, Cluste ‹e i ologies fo p ooti g i te dis ipli a s ie tifi oope atio i luste s of e elle e, IN‹ED
, Vale ia,
Spain.
86
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RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
Die Wahrnehmung der Stimme im deutsch synchronisierten Film. Stimminszenierung und Stimmwirkung.
Katrin von Laguna
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Fak. 7
Kontaktadresse: [email protected]
Die Progression vom Stummfilm zum Stimmfilm forderte die Filmindustrie dazu heraus, die Authentizität dahingehend zu unterstützen, Bild und Ton sowie Stimme harmonisch und möglichst real zu verknüpfen und gleichzeitig zum Verständnis der Dialoge beizutragen. Durch das gezielte Ansprechen von visuellen und auditiven Rezeptoren sollen der Film und die Zuschauer auf diese Weise einander finden.
Der Beschreibung der Stimmauswahl im deutsch synchronisierten Film der Gegenwart, der Stimminszenierung und letztlich der Stimmwahrnehmung beim Konsumenten ist bislang eine geringe Bedeutung zugekommen. Michel Chion stellt in seinem
Werk La voix au cinéma [1] richtig fest, dass alle Analysen über die Stimme meist an
der Stimme selbst vorbei direkt zum Wort gehen. Der nicht zu unterschätzende Klang
einer Stimme wird meist außer Acht gelassen. Die Prosodie ist aber fester Bestandteil
jeder Sprache und im Rahmen der Sprach- und Sprechwissenschaft ein interessantes
Forschungsfeld.
Im Bereich der Synchronisation fremdsprachiger Spielfilme gewinnt Stimme eine besondere Bedeutung durch den Problemkomplex der «geliehenen Stimme». Mit der
Synchronisation besteht die Möglichkeit, Stimme und Person zu einer neuen Einheit
verschmelzen zu lassen. Durch den Einsatz von Synchronisation werden neue Dimensionen von scheinbarer Realität eröffnet, die das Publikum ohne Zögern akzeptiert z.B.
wird eine Stimme aus dem Off genauso als authentisch gewertet wie das Hörbarwerden einer inneren Stimme.
Ein konkreter Stimmeindruck ist schwer zu begreifen und zu beschreiben. Die Codierung der stimmlichen Sachverhalte beim Sprechenden ist wenig identisch mit der
Decodierung beim Hörenden. Auch existiert markanterweise das Adjektiv "anschaulich", was vom Wortstamm her aus dem Visuellen kommt; das Pendant "anhörlich" für
eine akustische Wahrnehmungsbeschreibung gibt es im deutsche Wortschatz nicht.
Ziel der Dissertation ist eine Analyse zur Stimmwahrnehmung und Stimmwirkung im
Film. Folgende Fragen gilt es dabei zu klären:
87
-
Nehmen verschiedene Zuhörer dieselben Stimm-Informationen auf und interpretieren diese gleich?
-
Wie lässt sich Stimme anschaulich beschreiben, um zu einem stimmkonstituierenden Rollenbild zu gelangen?
-
Wann passt eine Stimme zum Darsteller bzw. zur Rolle?
LingUnite
RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
-
Welche Assoziationen werden hervorgerufen? Und warum?
-
Wie funktioniert die Wahrnehmung von Stimmen vor einem breiten Auditorium, die das dazugehörige Bild aus dem entsprechenden Film nicht sehen?
-
Funktioniert das Erkennen eines bestimmten Rollentypes ohne dieses Bild?
-
Wie werden in Synchronstudios unter diesen Überlegungen Stimmen für die
Besetzung ausgewählt?
Dies sind nur einige Fragen, die im Laufe der Arbeit beantwortet werden sollen. Mit
dem Themenschwerpunkt Stimme bzw. Stimmwahrnehmung im synchronisierten Film
werden die bisherigen Untersuchungen um einen weiteren wesentlichen Komplex
ergänzt, der bisher sehr wenig Beachtung in den Fachwissenschaften gefunden hat.
Beginnend mit einem Abriss der klassischen Filmentwicklungsgeschichte sowie der
Auseinandersetzung mit den Aspekten Rollentypen und Stimmeinsatz im Rahmen von
Film und Wahrnehmung, möchte die Arbeit einen erklärenden Bogen zwischen
sprechwissenschaftlich-sprecherzieherischen und medienwissenschaftlichen Ansatzpunkten spannen, die für den Kontext Synchronisation nicht voneinander zu trennen
sind. Des Weiteren werden Untersuchungen aus verschiedenen Wissenschaften herangezogen, wie beispielsweise der Psychologie oder der Phonetik.
Chio , Mi hel: La oi au i
a. Pa is: Editio s d Etoile,
Literatur:
Braun, Angelika und Heilmann, Christa M.: Fremde Stimmen und fremde Körper. Zum Ausdruck von
Emotionen im synchronisierten Film. In: Bogner, Andrea et al. (Hrsg.): Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 31 (2005). München: iudicum verlag. S. 164-189.
Bräutigam, Thomas: Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation. Berlin: Lexikon-Imprint-Verlag,
2001
Chion, Michel: La voix au cinéma. Paris: Cahiers du cinéma, coll. Essais, Editio s d Etoile,
Eckert, Hartwig und Laver, John: Menschen und ihre Stimmen. Aspekte der vokalen Kommunikation.
Weinheim: Beltz, 1994
Ernst, Stefan: Urheberrecht und Leistungsschutz im Tonstudio. Baden-Baden: Nomos-Verlag-Ges.,
1995
Fährmann, Rudolf: Die Deutung des Sprechausdrucks. Studien zur Einführung in die charakterologische
Stimm- und Sprechanalyse. Bonn: Bouvier Verlag, 1960.
Geissner, Hellmut: Phonetisches – Prosodisches – Poetisches. In: Slembek, Edith (Hrsg.): Von Lauten
und Leuten. In: Sprache und Sprechen, Bd. 21. Frankfurt am Main: Scriptor, 1989
Gillon, Ray: Dubbing into a foreign language. Zur Synchronisation von Filmen. In: Ernst, Gustav (Hrsg.):
Sprache im Film. Wien: Wespennest, 1994, S. 41-55
Goetsch, Paul (Hrsg.): Text und Ton im Film. Tübingen: Narr, 1997
Göttert, Heinz: Geschichte der Stimme. München: Fink, 1998
Gundermann, Horst: Phänomen Stimme. München: Reinhardt, 1994
88
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RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
Herbst, Thomas: Linguistische Aspekte der Synchronisation von Fernsehserien. Phonetik, Textlinguistik, Übersetzungstheorie. Tübingen: Niemeyer, 1994
Hesse-Quack, Otto: Der Übertragungsprozeß bei der Synchronisation von Filmen. Eine interkulturelle
Untersuchung. München: Reinhardt, 1969
Hickethier, Knuth : Film- und Fernsehanalyse. Stuttgart/Weimar: Metzler, 19962
Jossé, Harald: Die Entstehung des Tonfilms. Beitrag zu einer faktenorientierten Mediengeschichtsbeschreibung. Freiburg/München: Alber, 1984
Kolesch, Doris / Pinto, Vito / Schrödl, Jenny (Hrsg.): Stimm-Welten. Philosophische, medientheoretische und ästhetische Perspektiven. Bielefeld, 2009
Krech, Eva-Maria: Sprechwirkung. Grundfragen, Methoden und Ergebnisse ihrer Forschung. 1991
Lowry, Stephen und Korte, Helmut: Der Filmstar. Stuttgart/Weimar: Metzler, 2000
Maier, Wolfgang: Spielfilmsynchronisation. Frankfurt am Main: Lang, 1997
Monaco, James: Film verstehen. Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der
Medien. Reinbek: Rowohlt, 1998
Pruys, Guido Marc: Die Rhetorik der Filmsynchronisation. Wie ausländische Spielfilme in Deutschland
zensiert, verändert und gesehen werden. Tübingen: Gunter-Narr-Verlag, 1997
Scherer, Klaus: Vokale Kommunikation. Nonverbale Aspekte des Sprachverhaltens. Weinheim und
Basel: Beltz, 1982
Scherer, Thomas M.: Stimme, Emotion und Psyche: Untersuchung zur emotionalen Qualität der
menschlichen Stimme. 2000
Trojan, Felix: Der Ausdruck der Sprechstimme: Eine phonetische Lautstilistik. Wien u.a.: Verlag für
Medizinische Wissenschaft Wilhelm Maudrich, 1952
89
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RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
LingUnite – Teilnehmer
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Institut
E-Mail
Ablinger, Irene
Klinische Kognitionsforschung
[email protected]
Apel, Heiner
Beckers, Katrin
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft
[email protected]
[email protected]
Binkofski,
Ferdinand
Klinische Kognitionsforschung
[email protected]
Birkholz, Peter
Klinik für Phoniatrie, Pädaudiologie
und Kommunikationsstörungen
[email protected]
Sprachenzentrum
[email protected]
Blanchaud,
Pierre
Declerck,
Mathieu
Duppé,
Alexandra
Feiser, Lotte
Fest, Jennifer
Franzen, Uwe
Institut für Psychologie
Institut für Anglistik, Amerikanistik
und Romanistik
Kompetenzzentrum für Gebärdensprache und Gestik SignGes
Institut für Anglistik, Amerikanistik
und Romanistik
Institut für Mensch-MaschineInteraktion
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
Fricke, Matthias
Institutscluster IMA/ZLW & IfU
[email protected]
Giercke Ungermann, Annett
Institut für katholische Theologie
[email protected]
Grande, Marion
Klinische Kognitionsforschung
[email protected]
Grote, Klaudia
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft
[email protected]
Halm, Katja
Klinische Kognitionsforschung
[email protected]
Heekeren,
Simone
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie
und Psychosomatik
Heim, Stefan
[email protected]
[email protected]
Heinen, Armin
Historisches Institut
[email protected]
Hützen, Nicole
Institut für Anglistik, Amerikanistik
und Romanistik
[email protected]
Fremdsprachendidaktik
[email protected]
Textlinguistik und Technikkommunikation
[email protected]
Jeschke, Sabina
Institutscluster IMA/ZLW & IfU
[email protected]
Jöris, Steffen
Institut für katholische Theologie
[email protected]
Intemann,
Frauke
Jakobs,
Eva-Maria
Kerz, Elma
Klinner, Leonid
90
Institut für Anglistik, Amerikanistik
und Romanistik
Kompetenzzentrum für Gebärdensprache und Gestik SignGes
LingUnite
[email protected]
[email protected]
RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
Lintz-Naumann,
Sandra
Lothmann, Timo
Kompetenzzentrum für Gebärdensprache und Gestik SignGes
Institut für Anglistik, Amerikanistik
und Romanistik
Meisen, Tobias
Institutscluster IMA/ZLW & IfU
Méndez,
Josefine
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft
Institut für Anglistik, Amerikanistik
und Romanistik
Sprachwissenschaft und kognitive
Semiotik
Merk, Aljoscha
Mittelberg, Irene
Neumann, Stella
Anglistische Sprachwissenschaft
NeuschaeferRube, Christiane
Phoniatrie, Pädaudiologie und
Kommunikationsstörungen
Sprachverarbeitung und Mustererkennung
Ney, Hermann
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
Niehr, Thomas
Germanistische Sprachwissenschaft
[email protected]
Niemietz, Paula
Institut für Anglistik, Amerikanistik
und Romanistik
[email protected]
Institut für katholische Theologie
[email protected]
Psychologie
[email protected]
Preuß, Simon
Klinik für Phoniatrie, Pädaudiologie
und Kommunikationsstörungen
[email protected]
Priesters,
Matthias A.
HumTec
[email protected]
Reinhard, Rudolf
Institutscluster IMA/ZLW & IfU
[email protected]
Reissen-Kosch,
Jana
Rekittke,
Linn-Marlen
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft
[email protected]
HumTec
[email protected]
Runkehl, Jens
Deutsche Philologie
[email protected]
Schäffner,
Simone
Psychologie
[email protected]
Schiffer, Stefan
Knowledge-Based Systems Group
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Schilden, Frank
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft
[email protected]
Schraml,
Korbinian
Institut für Hochfrequenztechnik
[email protected]
Paganini,
Simone
Philipp,
Andrea M.
Seibring, Lea
Serbina, Tatiana
Sieprath, Horst
Silberling,
Valentine
Smith, Winnie
91
Neuropsychologie, Klinische Kognitionsforschung
Institut für Anglistik, Amerikanistik
und Romanistik
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft
Neuropsychologie, Klinische Kognitionsforschung
Institut für Anglistik, Amerikanistik
und Romanistik
LingUnite
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[email protected]
[email protected]
RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
Stiehm,
Sebastian
Institutscluster IMA/ZLW & IfU
[email protected]
Strasen, Sven
Institut für Anglistik, Amerikanistik
und Romanistik
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Timm, Christian
Romanische Sprachwissenschaft
[email protected]
Ullrich, Anna
Valentine
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft
[email protected]
Vaegs, Tobias
Institutscluster IMA/ZLW & IfU
[email protected]
Vaeßen, Julia
Institut für Anglistik, Amerikanistik
und Romanistik
[email protected]
Vieritz, Helmut
Institutscluster IMA/ZLW & IfU
[email protected]
von Laguna,
Katrin
Wiechmann,
Daniel
Willmes-von
Hinckeldey, Klaus
Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft
[email protected]
University of Amsterdam
[email protected]
Neuropsychologie
[email protected]
White, Christina
Wolf, Dhana
Ziefle, Martina
92
Institut für Anglistik, Amerikanistik
und Romanistik
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie
und Psychosomatik
Communication Science
[email protected]
[email protected]
[email protected]
LingUnite
RWTH Aachen, 11. Oktober 2013
LingUnite wird durch die folgenden Einrichtungen unterstützt:

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