Gottesdienst auf der Wurmlinger Kapelle am 10.7.16
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Gottesdienst auf der Wurmlinger Kapelle am 10.7.16
Gottesdienst auf der Wurmlinger Kapelle am 10.7.16 Evangelium: Gleichnis vom barmherzigen Samariter PREDIGT: Wir alle kennen dieses Gleichnis, schon vom Kindergarten an ist es uns vertraut! Ja, dieser Samariter ist das Paradebeispiel für Barmherzigkeit. Ja, ich weiß, ich bleibe hinter meinen Ansprüchen und hinter den Erwartungen Gottes zurück. Ja, war´s das? Oder hat nicht diese Geschichte und auch das Jahr der Barmherzigkeit noch eine neue Chance verdient? Ja, sicher! Denn Barmherzigkeit ist mehr als Seid lieb und nett zueinander!, mehr als eine Spende für einen guten Zweck, Ja, Barmherzigkeit ist viel mehr, das wurde mir über Christi Himmelfahrt in Taizé wieder neue bewusst. Von dort habe ich einen Brief der dortigen Gemeinschaft mitgebracht, der mich immer noch sehr beschäftigt. Der Brief trägt die Überschrift: Der Mut der Barmherzigkeit. Dieser Brief ist die wesentliche Grundlage meiner Ansprache! Der Brief umfasst 5 Impulse zur Barmherzigkeit. Der Brief ist ein Mutmach-Brief, er eröffnet uns neue Spielräume und einen neuen Weitblick: Erster Impuls: „Uns der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen“ Wir können barmherzig sein, weil Gott zu uns barmherzig ist! Grundlage unserer eigenen Barmherzigkeit ist Gott, denn: Gott ist Barmherzigkeit, das heißt: er ist Erbarmen und Güte – so steht es in der Bibel. Unser Mitleiden kann ein Widerschein der Liebe Gottes werden. Deshalb gilt zuerst uns die zentrale Einladung: Öffnen wir uns der Liebe Gottes! Gott verschließt uns niemals sein Herz. Seine treue Güte ist uns auch dann noch Schutz, wenn wir über unsere Fehler stolpern. Kehren wir ohne Angst zu Gott zurück, wenn wir uns von ihm entfernt haben! Vertrauen wir ihm! Er kommt immer wieder auf uns zu. Betrachten wir das Gebet nicht wie ein mühevolles Suchen, sondern kommen wir in ihm zur Ruhe, um durchzuatmen. Dann erfüllt uns der Heilige Geist mit der Liebe Gottes und schenkt uns neue Kraft, um aus der Barmherzigkeit zu leben. Zweiter Impuls „Immer wieder vergeben“ Petrus fragte Jesus: „Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal?“ Jesus sagte zu ihm: „Nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.“ (Matthäus 18,21-22) Gott verweigert uns niemals seine Vergebung. Jesus hat während seines ganzen Lebens vergeben, bis hin zum Kreuz. Niemals hat er auch nur einen einzigen Menschen verurteilt. Wenn wir wissen, dass uns vergeben ist und wenn wir selbst vergeben, dann wird uns eine einzigartige Freude geschenkt, die befreit. Dies ist die Quelle des inneren Friedens, den Christus mit uns teilen möchte. Die Botschaft der Vergebung Gottes macht uns frei, unsere eigenen Fehler klarer zu sehen, aber auch die Fehler und das Unrecht in unserer Umgebung und in der Welt. Wir müssen wiedergutmachen, was wiedergutgemacht werden kann! Versuchen wir zu vergeben G auch wenn es siebzigmal siebenmal sein müsste. Auch wenn die Wunden sehr tief gehen, können wir schrittweise vergeben. Vergebung braucht viel kleine Schritte, braucht vielleicht eine Zeit der Verlängerung, vor allem, wenn eine leidvolle Erfahrung es uns über lange Zeit schwer macht. Wir als Kirche sind eine Gemeinschaft der Barmherzigkeit, eine Gemeinschaft, die niemanden diskriminiert. Machen wir dies deutlich, indem wir auf die Menschen in unserer Umgebung zugehen, indem wir Gastfreundschaft üben und niemanden verurteilen! Treten wir für die Unterdrückten ein, mit einem weiten und großzügigen HerzG Dritter Impuls „Allein oder mit anderen auf Menschen in Not zugehen“ Die Barmherzigkeit macht uns offen für die Not anderer, für versteckte Not, für materielle Armut und jegliches Leid – der Schmerz eines Kindes, eine Familie in Schwierigkeiten, ein junger Mensch, der keinen Sinn im Leben sieht, ein alter Mensch, der in Einsamkeit lebt, Menschen im Exil – aber auch all diejenigen, die keinen Zugang zu Bildung, Kunst und Kultur haben. Wagen wir es, allein oder mit anderen auf Menschen in Not zuzugehen – in unserer eigenen Umgebung, am Rande unseres Weges. Barmherzigkeit ist nichts Sentimentales, sie führt uns an unsere Grenzen. Gesetze legen Pflichten fest; die Barmherzigkeit dagegen sagt niemals: „Es ist genug, ich habe meine Pflicht erfüllt.“ Vierter Impuls „Aus der Barmherzigkeit heraus unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen“ In Gottes Herz bilden alle Menschen eine einzige Familie. So nimmt die Barmherzigkeit immer weitere Dimensionen an. Auf der ganzen Welt sind Frauen, Männer und Kinder gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Die Not, der sie ausgesetzt sind, ist so stark, dass keine Zäune sie aufhalten werden. Die reichen Länder müssen sich bewusst machen, dass sie mitverantwortlich sind für die geschichtlichen Wunden, die zu diesen enormen Migrationsströmen führen, insbesondere aus Afrika und dem Nahen Osten. Vergessen wir nicht, dass – so groß die Schwierigkeiten auch sein mögen – der Strom der Flüchtlinge und Migranten auch eine Chance in sich birgt: Die Menschen, die an die Türen wohlhabenderer Länder klopfen, erwarten Solidarität; aber geben sie diesen Ländern nicht ihrerseits auch einen neuen Elan? Legen wir unsere Angst vor Fremden oder anderen Kulturen ab! Diese Angst ist zwar nachvollziehbar, aber sie wird nicht kleiner, wenn wir uns hinter Mauern verschanzen, sondern nur, indem wir auf die uns Unbekannten zugehen. Außerdem sind viele, die aufopferungsvoll mithelfen, um die Migranten aufzunehmen, bereits am Ende ihrer Kräfte. Nehmen wir uns gegenseitig an, wie Angehörige einer Menschheitsfamilie, anstatt in den Fremden eine Bedrohung unseres Lebensstandards oder unserer Kultur zu sehen! Fünfter Impuls: „Barmherzigkeit für die ganze Schöpfung“ Die Bibel ruft uns auf, auch mit der Umwelt barmherzig umzugehen, alle Lebewesen zu achten und das Land nicht bedenkenlos auszubeuten. Die Erde gehört Gott, der sie den Menschen als Geschenk zur Verfügung gestellt hat. Darin liegt eine sehr große Verantwortung, für unseren Planeten Sorge zu tragen und die Ressourcen nicht zu vergeuden. Die Erde ist begrenzt, daher müssen auch die Menschen ihre Begrenztheit anerkennen. Die Erde, sie ist unser gemeinsames Haus, und sie leidet. Die ungeheuren Schäden, die wir der Umwelt zufügen, dürfen uns nicht gleichgültig lassen: Ganze Arten sterben aus, die Vielfalt des Lebens ist bedroht, in bestimmten Gegenden der Erde werden die Wälder massiv abgeholzt. Die Ärmsten leiden oft besonders stark unter den Folgen von Umweltkatastrophen. Klimaveränderungen zwingen bereits heute viele Menschen, ihren angestammten Lebensraum zu verlassen. Versuchen wir, unsere Solidarität mit der ganzen Schöpfung konkret umzusetzen: Ändern wir unser Alltagsverhalten, achten wir darauf, was wir und wo wir einkaufen! Versuchen wir, bewusst Maß zu halten! Ein einfacher Lebensstil kann zu einer Quelle der Freude werden. Einige Menschen haben begonnen, an jedem Ersten des Monats für Klimaschutz und Gerechtigkeit zu fasten. Wir müssen auf diese Weise zum Ausdruck bringen, dass Gott allem, was zu unserem gemeinsamen Haus, der Erde, gehört, Barmherzigkeit erweist; dies ist die Voraussetzung für ein glückliches Leben. Fünf Provokationen, fünf Impulse, die uns zur Barmherzigkeit herausfordern. Amen. Quelle: http://www.taize.fr/de_article19941.html Fürbitten Guter Gott, wir bringen Dir unser Leben, mit all seinen Herausforderungen, Fragen, Sorgen und Anliegen 1. Schenk uns Vertrauen und Zuversicht, damit wir uns immer neu Deiner Barmherzigkeit anvertrauen. 2. Die Vorgabe, immer wieder zu vergeben, überfordert uns. Schenk uns immer wieder den Mut zum ersten Schritt! 3. Öffne unsere Augen und unsere Herzen für die Not unserer Mitmenschen! 4. Stärke uns mit Deinem Geist, damit wir aus der Barmherzigkeit heraus unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen“ 5. Deine Barmherzigkeit, Gott ist grenzenlos. Lass uny barmherzig und rücksichtsvoll mit der Schöpfung umgehen.“ 6. Komm du unseren Verstorbenen mit Deiner Liebe und Barmherzigkeit entgegen! Guter Gott, höre und erhöre unsere Bitten – durch Christus, unseren Bruder und Herrn.