Knaur Taschenbuch Verlag

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Knaur Taschenbuch Verlag
Thriller
Aus dem Amerikanischen
von Kerstin Winter
Knaur Taschenbuch Verlag
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2008
unter dem Titel »Unlawful Contact« bei The Berkley Publishing
Group, a division of Penguin Group, New York, USA
Besuchen Sie uns im Internet:
www.knaur.de
Deutsche Erstausgabe November 2009
Copyright © 2008 by Pamela Clare
Published by Arrangement with Pamela White
Copyright © 2009 für die deutschsprachige Ausgabe
bei Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen
Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur
mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Frederike Arnold
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: gettyimages; Stone+ / Ryan McVay
Satz: Adobe InDesign im Verlag
Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 978-3-426-50406-2
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Dieses Buch ist dem Andenken
an Leah Rhiann Clifton gewidmet,
die im Bauch ihrer Mutter
in einer Gefängniszelle starb.
Prolog
Grand Junction, Colorado, 9. Juni 1996
S
ophie Alton bahnte sich ihren Weg durch das Partytreiben und wünschte, sie wäre zu Hause geblieben.
Heavy Metal hämmerte so laut aus den Autolautsprechern, dass sie sich selbst kaum denken hören konnte.
Die Kids standen oder saßen zwischen den Pappeln, tranken Bier, rauchten oder knutschten.
Sie gehörte nicht hierher. Wieso hatte sie sich bloß von
Candy überreden lassen, zu dieser dämlichen Abschlussparty zu kommen? Hatte sie ernsthaft geglaubt, Hunt
würde sie bemerken?
Sie sah ihn durch die Bäume hindurch an seinem Auto
lehnen und mit Dawn Harper und Kendra Willis reden.
Er trug eine tiefsitzende Jeans und ein schwarzes T-Shirt,
das sich über seinen breiten Schultern spannte. Sein dichtes, braunes Haar war zerwühlt, als wäre er gerade aus
dem Bett gestiegen, und dunkle Stoppeln bedeckten Kinn
und Wangen. Er war größer und kräftiger als die anderen
Jungen und hatte dunkelgrüne Augen. Allein ihn zu sehen ließ ihre Knie weich werden: Hunt war mit Abstand
der süßeste Junge in der Abschlussklasse.
Aber Sophie war nicht dumm. Ein Kerl wie Hunt vergeudete seine Zeit nicht mit einem flachbrüstigen kleinen
Mädchen, wenn er so hübsche 18-Jährige wie Dawn und
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Kendra haben konnte. Im Übrigen stand er bestimmt auf
Mädchen, die zu feiern verstanden. Sie dagegen hing
ständig über ihren Aufgaben, was in seinen Augen sterbenslangweilig sein musste.
Plötzlich blickte er in ihre Richtung und bemerkte, dass
sie ihn beobachtete. Hastig wandte sie den Blick ab und
ging schnell weiter.
Ihre Großmutter hatte sie vor Hunt gewarnt: Der Junge
würde nur Ärger bedeuten. Seine Mutter sei im Gefängnis gelandet, und dort würde er wahrscheinlich auch irgendwann enden. Sophie fand es nicht gerecht, dass man
ihn an den Taten seiner Mutter maß, obwohl er tatsächlich häufig in Schwierigkeiten zu geraten schien. Er war
genau so ein Typ, dem Lehrer die Schuld für alles Mögliche gaben. Einmal war während einer Versammlung der
Feueralarm ausgelöst worden, und man schrieb die Tat
ihm zu, obwohl er sich die ganze Zeit nicht von seinem
Platz ganz hinten fortbewegt hatte. Sophie wusste es,
denn sie hatte ihn beobachtet. Doch obwohl sie es dem
Rektor sagte, hörte man nicht auf sie.
Hunt hatte nur gegrinst und mit den Schultern gezuckt,
als man ihn fortbrachte. »Passiert mir dauernd«, schien
sein Blick zu sagen.
Sophie sah sich nach Candy um. Vielleicht konnte sie
ihre Freundin überreden, ihr den Pick-up zu leihen, so
dass sie nach Hause fahren konnte. Vielleicht fuhr auch
jemand anders in nächster Zeit wieder in Richtung
Stadt.
Und woher willst du wissen, dass du einen nüchternen
Fahrer erwischst?
Mist, das hatte sie nicht bedacht. Ihr blieb nur das Vertrauen, aber sie hätte nicht einmal behaupten können,
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dass sie Candy in dieser Hinsicht vertraute. Und wo war
Candy überhaupt?
Verärgert begriff sie, dass sie hier festsaß, bis sich Candy
wieder blicken ließ. Sie konnte schließlich nicht einfach
verschwinden! Sie bahnte sich einen Weg an den Rand
der Menge, stieg über leere Plastikbecher, Dosen, Chipstüten und Feigenkakteen und sah sich nach einem Plätzchen um, wo sie sich setzen und allein sein konnte.
Ein paar Mädchen kicherten, als sie vorbeikam. Sie gaben
sich kaum Mühe, leise über sie herzuziehen.
»Sophie, die Streberin. Die tut doch nichts außer pauken.«
»Ob die schon mal einen Typen geküsst hat?«
»Machst du Witze? Die weiß garantiert nicht, wie das
geht. Die ist doch noch Jungfrau.«
Sophies Wangen begannen zu glühen.
»Ist das nicht die, deren Eltern tot sind?«
Sophie stieß den Atem aus und wäre beinahe gestolpert.
Tränen brannten in ihren Augen. Am liebsten hätte sie
kehrtgemacht und sich irgendwo verkrochen, aber dann
hätten diese Biester gewusst, dass sie alles gehört hatte,
und sie würde sich umso gedemütigter fühlen. Also
zwang sie sich, ruhig weiterzugehen und so zu tun, als sei
nichts gewesen.
Ja, ihre Eltern waren tot. Nun schon fast ein Jahr lang. Sie
waren in Denver bei dem Versuch, eine Straße zu überqueren, von einem betrunkenen Autofahrer niedergemäht worden. Sie und ihr kleiner Bruder David hatten es
am selben Abend erst spät erfahren und waren schon am
nächsten Morgen nach Grand Junction zu ihrer Großmutter unterwegs gewesen. Natürlich sagte man ihr, sie
müsse nach vorne schauen, sie müsse die junge Frau wer9
den, die ihre Eltern sich gewünscht hatten, aber sosehr
Sophie sich auch zusammenzureißen versuchte, sie vermisste ihre Mom und ihren Dad die ganze Zeit. Die
schreckliche Leere, die sie empfand, ließ sich durch nichts
füllen.
Sie entdeckte einen kleinen Felsvorsprung und umrundete ihn, um auf der anderen Seite vor Blicken geschützt
ihren Tränen freien Lauf zu lassen.
Doch da war bereits jemand.
»Hau ab, du blöde Schlampe.«
Ein paar Jungen hatten sich hinter den Felsen gekauert
und gaben kleine weiße Klümpchen in eine komisch aussehende Pfeife. Drogen! Sie rauchten Drogen.
»Mann, hau ab!«
Sophie wich entsetzt einen Schritt zurück.
»Tut mir leid.«
Einer der Jungen packte sie am Handgelenk und zerrte
sie zu sich heran. Ein Grinsen erschien auf seinem sonnenverbrannten Gesicht.
»Warte doch mal. Vielleicht sollte sie lieber bei uns bleiben. Dieses Zeug macht mich immer absolut scharf.«
Aus dem anfänglichen Schock wurde Furcht. Sie schüttelte den Kopf und versuchte, ihren Arm loszureißen.
»Nein!«
»Keine gute Idee. Was ist, wenn die Kleine petzt?«, meldete sich ein anderer zu Wort. »Im Übrigen kriegst du bei
dem Zeug sowieso keinen hoch.«
Hinter ihr ertönte eine tiefe Stimme.
»Lass sie los, Patrick, oder ich stopf dir deine Eier ins
Maul.«
Der Junge ließ so plötzlich von ihr ab, dass sie rückwärts
taumelte und fast gefallen wäre.
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»Sorry, Hunt. Ich wusste nicht, dass sie mit dir hier ist.«
Erstaunt wandte Sophie sich um und entdeckte Hunt,
der die anderen Jungen drohend anstarrte.
Doch dann richtete er seine Augen auf sie, und sein Blick
wurde weicher.
»Komm, Sophie, verschwinden wir. Die Typen hier sind
nichts für dich.«
Er musste sie nicht zweimal auffordern. Sie wandte sich
um und folgte ihm zu seinem Wagen.
Hunt betrachtete das Mädchen auf dem Beifahrersitz und
empfand eine merkwürdige Zärtlichkeit. Sie war ins Auto
eingestiegen, hatte sich umgehend angeschnallt und saß
nun, die Hände im Schoß gefaltet und den Blick gesenkt,
abwartend da. Das lange, rotblonde Haar verdeckte ihr
Gesicht zur Hälfte, aber er kannte die tiefblauen Augen,
die helle Haut und die vollen Lippen gut. In seinen Augen
war sie eines der hübschesten Mädchen der ganzen Schule.
Sie war mittelgroß, und ihre schlanke Gestalt, die kleine
Nase und die leicht schrägstehenden Augen hatten ihn
von Anfang an an eine Elfe erinnert. Eine kluge Elfe, denn
trotz des tragischen Verlusts ihrer Eltern hielt sie sich gut
in der Schule. Solche Menschen nötigten ihm Respekt ab.
Er hatte gehört, was die dummen Ziegen über sie gesagt
hatten, und gesehen, wie sie davongelaufen war. Sofort
war ihm klar gewesen, dass sie über Patrick und seine
Speed-Brüder stolpern würde, aber er hatte sie nicht
schnell genug einholen können, um zu verhindern, dass
Patrick sie anfasste und ihr Angst einjagte. Allein dafür
hätte er den Kerl zusammenschlagen können.
»Alles okay mit dir?« Er schob ihr das Haar hinter das
Ohr und sah nun, dass ihre Wange nass von Tränen war.
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Sie nickte.
»Ja, danke.«
Er steckte den Schlüssel in die Zündung, startete den 55er
Chevy Bel Air und jagte den Motor kurz hoch, nur um
seine Kraft zu spüren. Der Wagen hatte seinem Großvater gehört, und Hunt hatte verflucht viele Rasen mähen
müssen, um ihn mit dem nötigen Kleingeld wieder zum
Laufen zu kriegen.
»Das ist nicht gerade deine Welt gewesen, nicht wahr?«
Sie zog die Nase hoch und schüttelte den Kopf.
»Nein.«
»Wohin soll ich dich fahren?« Er legte den Gang ein und
lenkte den Wagen durch die Bäume auf die Sandpiste, die
zur Straße führte.
»Ich sollte wohl nach Hause gehen, aber …«
»Aber was?«
»Wenn meine Großmutter sieht, dass ich geweint habe,
will sie wissen, warum, und dann muss ich ihr sagen, dass
ich hier war. Dafür kriege ich bestimmt Hausarrest. Sie
ist ziemlich streng.«
Hunt war verblüfft über ihre Ehrlichkeit. Er an ihrer
Stelle hätte das Problem gelöst, indem er sich eine Lüge
ausgedacht hätte.
Und deswegen bist auch du der Loser und nicht sie, du
Pfeife.
»Gut, dann fahre ich dich eben nicht nach Hause. Noch
nicht jedenfalls. Warst du schon mal oben am Monument?«
Sie sah zu ihm auf, und er konnte das Misstrauen in ihrem Blick erkennen.
Hunt trat auf die Bremse, griff unter seinen Sitz und holte
seinen Montierhebel hervor. »Ich will dir nichts tun, So12
phie. Schau mal, wenn ich irgendwas mache, das dir nicht
gefällt, dann schlägst du damit auf mich ein, okay?«
Ihr Elfenmund verzog sich zu einem Lächeln.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich auf dich einschlagen würde.«
»So was darfst du mir nicht verraten. Dann fällt es mir
schwer, mich vor dir zu fürchten.«
Sie lachte.
»Du wirst dich doch nicht vor mir fürchten.«
Aber das stimmte nicht. Er fürchtete sich durchaus vor
ihr.
Sophie blickte hinauf zu den Sternen. Hunts Arm lag um
ihre Schultern, und seine Stimme war wie ein Schnurren
in ihrem Ohr, während er ihr die Konstellationen erklärte. Aus seiner Autoanlage drang ein romantischer ElvisSong.
»Das da ist das Sternbild des Löwen.« Er deutete in Richtung Westen. »Siehst du den Stern? Der so hell leuchtet?
Das ist Regulus.«
Sie blickte in die Richtung, in die er zeigte, und versuchte
angestrengt, einen Löwen zu erkennen.
»Und was ist dein Lieblingssternbild?«
»Ich glaube, Orion, aber er ist jetzt nicht zu sehen. Schade, denn man kann ihn leicht erkennen. Er hat drei helle
Sterne als Gürtel.«
»Und warum magst du Orion am liebsten?«
Er lächelte und sah ihr in die Augen.
»Er ist der Jäger.«
Hunt – jagen. Natürlich.
Sie konnte kaum glauben, dass dieser anfangs so scheußliche Abend sich zum besten Abend entwickeln sollte,
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den sie je erlebt hatte. Er hatte ihnen beiden erst Softdrinks besorgt, dann waren sie in den Nationalpark gefahren, hatten an einer wunderschönen Stelle gehalten
und waren ausgestiegen, um den phantastischen Blick
über Wüste und Canyon und schroffe Felsformationen
zu genießen. Dann war er mit ihr über Touristenstraßen
gefahren, bis er einen schönen Platz zum Parken gefunden hatte.
»Hast du die Eisenstange?«, hatte er gewitzelt, als er den
Motor ausgestellt hatte.
Sie hatten geplaudert, ihre Softdrinks getrunken und
noch mehr geplaudert. Erstaunt hatte Sophie festgestellt,
dass es ihr leichtfiel, ihm von sich zu erzählen – von ihrer
früheren Schule in Denver, von der Einsamkeit, die sie
hier in Colorado empfand, von der Lücke, die ihre Eltern
hinterlassen hatten.
»Du wünschst dir, du könntest sie zurückbringen, aber du
kannst nichts tun«, sagte er und zog sie an seine Brust, als
ihre Augen sich mit Tränen füllten. »Ja, das kenne ich.«
Und dann erzählte er ihr, wie seine Mutter zweimal ins
Gefängnis hatte gehen müssen und man ihn jedes Mal zu
einer Pflegefamilie gebracht hatte. Das Sozialamt hatte
erreichen wollen, dass er zur Adoption freigegeben wurde, aber er hatte gekämpft und sich geweigert, seine Mutter aufzugeben.
»Und deswegen gerätst du jetzt so oft in Schwierigkeiten?«, fragte sie.
Er sah sie überrascht an.
»Wahrscheinlich«, antwortete er, nachdem er einen Augenblick geschwiegen hatte. »Wenn ich ein guter Mensch
wäre wie du, dann hätte man leicht eine neue Familie für
mich gefunden und mich von meiner Mutter getrennt.
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Aber sie ist und bleibt meine Mutter. Das wollte ich einfach nicht.«
Sie sprachen über die Schule, über Lieblingslehrer, über
Berufswünsche. Sophie erzählte ihm, dass sie immer
schon Journalistin hatte werden wollen. Er erzählte, dass
er Astronomie und Geologie mochte.
»Ich wollte schon als Kind Astronaut werden«, sagte er
und zuckte mit den Schultern, als hätte er gerade etwas
nicht Ernstzunehmendes gesagt.
»Warum nicht? Nein, ernsthaft! Warum nicht nach den
Sternen greifen? Buchstäblich?«
Er lachte und schüttelte den Kopf. Und ließ die Bombe
platzen. »Im Augenblick wird mich kein College nehmen. Ich habe mich verpflichtet. Bei der Armee. Morgen
früh bin ich weg.«
»Du … du gehst?« Sie konnte es nicht glauben … und
empfand einen seltsamen Schmerz in der Brust.
Er blickte auf sie herab und grinste.
»Wirst du mich vermissen, Elfe?«
Und plötzlich wurde sie sich bewusst, dass sie ihn furchtbar vermissen würde. Sie hatte erst zwei, drei Stunden
mit ihm verbracht, aber es fühlte sich so an, als würde sie
ihn schon immer kennen.
»Über dem Löwen steht das Sternbild der Jungfrau.
Siehst du’s? Und der ganz helle Stern dort ist Spica. Wenn
man ihm nach Süden folgt …«
»Hunt?« Sophie traute sich kaum, es auszusprechen, aber
wenn sie es nicht tat, hatte sie vielleicht nie wieder eine
Chance dazu. Er würde morgen früh abreisen.
»Hm?«
Mit hämmerndem Herzen kratzte sie all ihren Mut zusammen.
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»Ich … ich wünschte, du würdest mich küssen.«
Einen Moment lang sagte und tat er nichts, sondern sah
ihr nur in die Augen, als versuchte er, in ihr zu lesen.
Dann legte er ihr die linke Hand an die Wange, strich ihr
mit dem Daumen über die Lippen und senkte den Kopf.
Es war nicht Sophies erster Kuss, aber so war sie noch nie
geküsst worden.
Er strich mit seinen Lippen über ihre – wieder und wieder –, hauchzarte Liebkosungen, die ihr leise wimmernde
Laute entlockten, und küsste ihre Mundwinkel. Er schien
alles auskosten zu wollen. Und als sie glaubte, es nicht
mehr aushalten zu können, nahm er ihren Mund mit einem glühenden, innigen Kuss in Besitz.
Die Leidenschaft flammte so unvermittelt auf, dass es ihr
den Atem verschlug und jeden vernünftigen Gedanken
aus ihrem Verstand vertrieb. Sie hörte sich stöhnen, als
ihre Glieder butterweich wurden. Sie klammerte sich an
ihn, ließ sich instinktiv führen, öffnete bereitwillig ihre
Lippen, um seine Zunge zu spüren, die so neu, so fremd
und doch so vertraut war. Als er sich behutsam von ihr
löste, bebte sie am ganzen Körper.
»Hunt?«
»Ja, Elfe?« Atemlos.
»Mach das noch mal.«
Er stöhnte, griff in ihr Haar, drückte sie an sich und küsste sie so heftig, dass sie um Atem rang.
Doch allzu bald ließ er sie los, wandte sich von ihr ab und
umklammerte das Lenkrad so fest, dass die Knöchel hervortraten.
»Ich glaube, ich fahre dich jetzt nach Hause.«
Noch immer zitternd, rutschte sie näher an ihn heran.
»Nein, Hunt. Bitte nicht.«
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Er sah mit finsterem Gesichtsausdruck auf sie herab.
»Wenn ich dich jetzt nicht nach Hause bringe, dann wird
bis morgen früh nichts mehr daraus.«
Sie legte ihm beide Hände an die Wangen und fühlte die
rauhen Bartstoppeln.
»Aber genau das will ich doch. Ich will …«
»Was?«
»Dich.«
Sie hörte, wie er den Atem ausstieß, spürte instinktiv den
Kampf, den er mit sich ausfocht, wusste, dass er ihr nicht
glaubte.
»Hör zu. Ich habe gehört, was diese Mädchen vorhin
über dich gesagt haben. Es ist überhaupt nichts Schlimmes, noch Jungfrau zu sein. Im Gegenteil. Es ist wunderschön. Bewahr dir das Erlebnis für einen Mann auf, der
dir zeigt, dass du etwas Besonderes bist. Warte auf …«
»Dich.« Sie war sich niemals sicherer gewesen.
Er wandte sich ihr ganz zu und strich ihr mit den Fingerknöcheln über die Wange.
»Nur bin ich dummerweise der Typ, der immer in
Schwierigkeiten gerät, weißt du noch?«
»Das hat aber nichts mit mir zu tun.«
Hunt mochte es kaum glauben. Wie konnte ein kluges
Ding wie Sophie Alton von ihm eine so hohe Meinung
haben?
»Ich bin morgen nicht mehr da.«
Sie nickte. Ihre Augen wirkten riesig.
»Deswegen muss es ja jetzt sein.«
Dazu fiel ihm nichts ein. Und wenn sie so unbedingt mit
ihm schlafen wollte, dass er es ihr nicht ausreden konnte,
war er wohl kaum so dumm, ihr Angebot auszuschlagen.
Denn auch er wollte sie – und wie!
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»Komm mit.«
Er nahm die Decke aus seinem Kofferraum, ergriff ihre
klamme Hand und führte sie zu einer durch Bäume abgeschirmten Stelle fort von der Straße. Dort breitete er die
Decke auf dem warmen, sandigen Boden aus.
Falls er erwartet hatte, dass sie kalte Füße bekam, hatte er
sich getäuscht. Sobald er sich ihr wieder zuwandte, stellte
sie sich auf die Zehenspitzen und schlang die Arme um
seinen Hals. Seine kleine Elfe war leidenschaftlich. Was
ihm nur allzu recht war.
Er zog sie auf die Decke neben sich und küsste sie, bis
seine Lippen brannten, bis er ganz genau wusste, wie sie
schmeckte, bis sie beide nach Luft schnappen mussten
und ihre Finger sich in seine Schultern bohrten.
»Gott, Sophie, du bist so schön.«
Langsam knöpfte er ihre Bluse auf und legte den weißen
Spitzen-BH und kleine, aber perfekte Brüste frei.
»Ich … ich habe keine Oberweite.« Sie sah weg.
»Wer hat das denn gesagt?« Er legte seine Lippen an die
Spitze, spürte, wie ihr Körper sich anspannte. »Du bist
perfekt.« Hastig öffnete er den Verschluss, legte seine
Lippen um einen der harten Nippel und begann zu saugen.
»Oh!« Sie bog sich ihm entgegen, und ihre Hände wühlten sich in seine Haare.
Bald wand sie sich unter ihm und warf den Kopf nach links
und rechts, und der Anblick ihres seidigen, zerwühlten
Haars erregte ihn so sehr, dass es weh tat. Er wusste, dass
er es unbedingt langsam angehen musste, aber allzu lange
würde er nicht mehr warten können. Er ließ seine Hände
über ihren glatten, weichen Bauch gleiten, öffnete den
Knopf ihrer Jeans, zerrte sie mitsamt dem Slip herunter
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und blickte sehnsüchtig auf den Fleck aus weichem
Schamhaar und die schlanken, festen Beine.
Er hatte gedacht, dass sie sich schamhaft bedecken würde, aber er täuschte sich wieder. Stattdessen war sie damit
beschäftigt, sein T-Shirt aus dem Hosenbund zu ziehen
und die Knöpfe an seiner Jeans zu öffnen.
»Ich will dich anfassen«, flüsterte sie atemlos.
»Ja.« Er hatte bestimmt nichts dagegen.
Er zerrte sich das T-Shirt über den Kopf und lenkte ihre
unsicheren Finger, obwohl er beinahe gekommen wäre,
als sie ihre Hände über seinen nackten Hintern gleiten
ließ, um Jeans und Boxershorts abzustreifen.
»Darf ich hinsehen?«, wisperte sie.
»Hinsehen?« Und dann verstand er.
Sie hatte noch nie einen Schwanz gesehen, wenigstens
keinen harten.
Er rollte sich auf die Seite, nahm ihre Hand, schob sie
zwischen seine Beine und erstarrte, als ihre Finger sich
um den steifen Schaft schlossen.
Sophie hätte nie gedacht, dass ein erigierter Penis so groß
sein konnte. Oder so hart. So glatt und seidig.
»Ich habe immer geglaubt, das würde sich wie ein Würstchen anfühlen.«
Er schnaubte lachend.
»Ein Würstchen?«
Sie streichelte ihn, fuhr mit dem Daumen über die feuchte Spitze, und er zuckte zusammen, stöhnte auf.
Neugierig, sehnsüchtig erforschte sie ihn, tastete rastlos
über seine Erektion, seinen Bauch, seine behaarte Brust.
Und dann küsste er sie wieder, während seine Finger abwärts zu ihrer geheimen Stelle wanderten und sie neckten, bis sie dort nass und heiß war.
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»Ich will dich schmecken.« Sein Atem war kühl an ihren
heißen, feuchten Brustwarzen, seine Finger tasteten noch
immer zwischen ihren Beinen.
Er meinte doch nicht …
Oh doch, er meinte.
Schockiert versuchte sie ihn aufzuhalten.
»Hunt, nein. Das musst du nicht.«
»Aber ich will.«
Sein Schenkel schob sich zwischen ihre und drängte ihre
Beine auseinander. Mit Küssen arbeitete er sich abwärts,
und seine heißen Lippen und die unerträgliche Spannung
ließen sie frösteln.
Und als er sie schließlich dort küsste, tat er es mit derselben Innigkeit, derselben Aufmerksamkeit und Gründlichkeit, mit der er sich vorher ihrem Mund gewidmet
hatte. Lippen und Zunge erforschten, neckten, probierten, bis sie glaubte, schreien zu müssen. Noch nie im Leben hatte sie etwas Derartiges empfunden.
»Hmm«, stöhnte er und legte seine Stirn an ihren Schenkel. »Du schmeckst so gut.«
Wieder nahm er sie mit dem Mund, schob jedoch diesmal
einen Finger, dann zwei in sie hinein, zog sie wieder heraus, streichelte sie, setzte ihren ganzen Körper in Flammen.
Und dann explodierte die Hitze in ihr. Geschmolzenes
Gold durchströmte sie, und mit einem einzigen Schrei
bäumte sie sich auf. Und erst als die Empfindung abebbte, ließ er von ihr ab, und sein Mund fand wieder
den Weg aufwärts, über ihren Bauch, ihre Brüste, bis zu
ihren Lippen. Er schmeckte seltsam wild und moschusartig, bis sie erkannte, dass es ihr eigener Geschmack
war.
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