Rausschreien und reinhören – die lautesten Tiere im

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Rausschreien und reinhören – die lautesten Tiere im
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DER
JUNGE ANBLICK
Rausschreien und reinhören – die lautesten Tiere im Revier
Kläff, kläff, kläff! – Enzo, mein Freund, der Hund, rennt lauthals
bellend hinter der Katze des Nachbarn her. Er bräuchte gar nicht
so viel Lärm machen, wir hören ihn ganz gut und die Mieze ist
schon lang ins Haus und in Sicherheit geschlüpft …
„Los – haut schnell ab und bringt euch
in Sicherheit!“
Der Hirsch – der König des Waldes.
Wenn er eine Frau sucht, wird es sehr,
sehr laut!
Das sind die Warnrufe. Versuch einmal,
dich ganz leise durch den Wald zu
schleichen. Früher oder später wird dich
ein Eichelhäher verraten. Er ist immer
auf Patrouille. Sobald ein unbekanntes
Tier (oder ein Mensch) auftaucht, warnt
er mit einem lauten „Rätschen“. Alle
anderen Eichelhäher wissen jetzt, dass
sie besonders vorsichtig sein müssen.
Auch die anderen Waldbewohner verstehen diesen Warnruf, und Eichhörnchen, Singvögel oder Hasen bringen sich
beim „Rätsch Rätsch“ des Eichelhähers
in Sicherheit.
„Hier bin ich, wo bist du?“
Solche Gesänge nennt man Kontakt­rufe.
Tiere, die in Rudeln und Gruppen leben,
mögen nicht allein sein. Die Familienmitglieder geben Schutz und helfen einander. Ist zum Beispiel ein junger Wolf oder
Schakal allein, dann heult er laut. Sobald
das Rudel diesen Ruf hört, antwortet es.
So weiß der Wolf, wo er Anschluss findet.
Auch manche Hunde heulen, wenn sie
sich einsam fühlen oder ihnen langweilig
ist. Manchmal halten sie auch Musik oder
Sirenen für Rufe und antworten.
dass mit einem so stimmgewaltigen
Kerl nicht gut Kirschen essen ist – oder
merken, dass der gar nicht so groß ist,
wie er tut, und versuchen ihn zum Kampf
herauszufordern.
So machen es Hirsche, aber auch Löwen
und bestimmte Affen, Frösche und alle
Singvögel, die im Frühjahr mit ihren Gesängen Weibchen betören und Reviere
verteidigen wollen.
„Fall runter und lass dich fressen!“
Die hellen und spitzen Schreie, die Fledermäuse ausstoßen, sind unglaublich
„Ich bin der Größte und Schönste!“
Mit einem langen Heulen ruft ein Wolf
sein Rudel.
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So rufen verliebte Tiere in der Balz und
Brunft. Vor allem die Männchen werben
so lauthals um ihre Bräute. Je weiter die
Stimme trägt, je mehr Lärm der Sänger
macht, desto interessanter finden ihn
die Weibchen. Und die Rivalen denken,
Auch wenn wir sie nicht hören können
– eine Fledermaus schreit so laut, dass
ihre Beute bewusstlos zu Boden fällt.
laut – mindestens wie ein Düsenjäger.
Während die Tiere laut rufend durch die
Nacht flattern, peilen sie auch ihre Beute
an. Und einige kleine Nachtschmetterlinge und Motten werden von den
Fledermäusen so laut angebrüllt, dass
sie vor Schreck ohnmächtig werden
und zu Boden fallen. Doch da kommen
sie niemals an, denn die Fledermaus
schnappt die torkelnde Beute im Flug
und verschlingt sie.
„Aus dem Weg, hier komm ich!“
Manche Tiere können sich mit Schreien
und Rufen in der Dunkelheit orientieren.
Sie hören dabei genau auf das Echo ihrer
Rufe und wissen dann exakt, wo eine
Wand oder ein Gegenstand ihre Orientierungslaute zurückgeworfen hat. Delfine
und Wale sind Meister dieser „Gesangstechnik“. An Land sind die Fledermäuse
die Könner in dieser Disziplin. Eine kleine
Fledermaus kann am Echo ihres Rufes
sogar noch Hindernisse in 17 Metern
Entfernung „hören“. Für unsere Ohren
sind diese Laute allerdings zu hoch. Wir
müssen sie mit einem Mikrofon aufnehmen und dann tiefer abspielen, um sie
überhaupt hören zu können.
Wenn ein Elefant trompetet, könnte
man sich fürchten. Aber viel kleinere
Tiere können noch lauter werden.
Der Anblick 5/2013
Texte: CH. Miller, Design: Cactus
er andere fangen will, sollte sein
Frühstück nicht extra auf sich aufmerksam machen. Und wer nicht gefangen werden will, bewegt sich auch
besser gaaanz leise durchs Revier. Trotzdem – draußen piepst, raschelt, pfeift,
schnattert, grunzt, quakt und raschelt es
immer irgendwo. Wer die Sprache der
Tiere versteht, weiß, was sie da sagen.
„Pssst!“ – heimlich, still und leise
Fotos: Naturfoto-online, W. Buchhorn, H. Jegen, T. KRanabitl, E. Radinger, F. Bagyi
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Hallo Leute! Habt ihr mich schon einmal
krächzen gehört? Ganz schön laut, was?
Aber wenn ich euch erzähle, wer wirklich laut ist unter meinen Freunden, dann
werdet ihr staunen!
Neben den Radaumachern gibt es natürlich auch richtige Heimlichtuer, von denen man rein gar nichts hört. Von Hasen
und Rehen, Eichhörnchen und Mäusen
hört man höchstens leise Schritte auf
dem Boden.
Doch so still können Tiere gar nicht
sein, dass nicht doch einige Spezialisten
besonders feine Ohren entwickelt haben,
Auch wenn es mäuschenstill ist – viele
Raubvögel hören das leiseste Rascheln
am Boden und greifen nach Gehör an.
um noch das zarteste Rascheln der Mäuse in ihren Gängen zu hören. Besonders
Eulen sind große „Mäusespezialisten“.
Sie fliegen tief über Wiesen und Felder
und suchen ihre Beute nach Gehör. Die
Schleiereule ist dabei der Rekordbrecher: Sie hat das feinste Gehör der Vögel
und kann sogar in absoluter Dunkelheit
Mäuse zielsicher aufspüren. Der Bartkauz hört seine Beute sogar noch unter
der Schneedecke.
Er ist auf der ganzen Welt der Lauteste von allen:
der Pistolenkrebs. Er schließt seine Scheren so
schnell und fest, dass es laut knallt. Kleine Krabben
und Fische oder Würmer können durch den Druck,
den der Knall im Wasser erzeugt, betäubt werden.
Ein in ein Glasgefäß gesetzter Krebs kann dieses
mit seinem Knallen sogar sprengen.
Hitparade der lautesten Tiere
Die Lautstärke von Geräuschen wird in „Dezibel“ gemessen. Diese Maß­einheit gibt so etwas wie das Gewicht
eines Tones an. Der Lärm einer vielbefahrenen Autostraße,
der am Straßenrand an dein Ohr dringt, ist etwa 50
Dezibel „schwer“. Abgekürzt wird die Einheit mit den
Buch­staben „dB“. Eine Autohupe erreicht 90 dB, und ein
startender Düsen­jäger (wenn du an der Rollbahn stehst)
brüllt mit 130 dB.
Tierart
Die riesigen Blauwale rufen so laut, dass sie von ihren
Artgenossen unter Wasser Hunderte von Kilometern weit
gehört werden können.
Lautstärke
röhrender Rothirsch
70 dB
Nachtigall auf dem Land
80 dB
Nachtigall in der Stadt
95 dB
(hier muss sie den Straßenlärm überschreien)
Brüllaffe, Löwe
65–100 dB
Frosch
90–100 dB
Wasserwanzen, Zikaden
107 dB
Elefant
117 dB
Hasenfledermaus
140 dB
Blauwal
188 dB
Pistolenkrebs (das lauteste Tier der Welt)
250 dB
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