Meilensteine
Transcrição
Meilensteine
Information r Meilensteine Roche Diagnostics, der Weltmarktführer, ging aus dem Potential von zwei Hauptquellen hervor: dem des Stammhauses F. Hoffmann-La Roche Ltd., das sich seit Ende der sechziger Jahre verstärkt mit Diagnostik befasst hatte, und dem der 1998 von Roche übernommenen Corange-Gruppe mit den Produkten und Dienstleistungen von Boehringer Mannheim im Mittelpunkt. Die Corange-Aktivitäten hatten ihren Startpunkt im oberbayerischen Zweigwerk, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg die biochemische Forschung aufgenommen worden ist. Das sind die wichtigsten Meilensteine in der Erfolgsgeschichte von Roche Diagnostics: 1859 Am 15. März gründet der 68jährige Kaufmann Christian Friedrich Boehringer zusammen mit seinen beiden ältesten Söhnen in Stuttgart die Drogenhandlung C.F. Boehringer & Soehne, die sich in den folgenden Jahrzehnten zum größten Chinin-Hersteller der Welt und, 1872 nach Mannheim verlegt, später unter dem Einfluss ihres neuen Eigentümers Dr. Friedrich Engelhorn zum Mit-Pionier der industriellen Arzneimittel-Herstellung entwickelt. Das Mannheimer Unternehmen ist Kernzelle der 1998 von Roche übernommenen Corange-Gruppe gewesen. 1896 Fritz Hoffmann-La Roche gründet zusammen mit seinem kurz danach verstorbenen Vater Fritz Hoffmann-Merian am 1. Oktober in Basel das Unternehmen F. Hoffmann-La Roche & Co. Sie wollen Arzneimittel herstellen und international vermarkten, die in Qualität und Wirkung hohen Standardisierungsansprüchen genügen. Schon ein Jahr später setzt der junge Kaufmann nach ersten Erfolgen seiner chemisch-pharmazeutischen Neuheiten mit der Etablierung des deutschen Tochterunternehmens in Grenzach wie auch mit der Eröffnung einer Agentur in Mailand auf Expansion. In den Folgejahren treibt er die Internationalisierung durch viele Gesellschaftsgründungen voran, allein bis zum Ersten Weltkrieg bereits in Frankreich, USA, England und Russland. 1919 F. Hoffmann-La Roche Ltd. Diagnostics Division Global Communications Tel. 41-61-688 6983 Fax. 41-61-688 1054 http://www.rochediagnostics.com Meilensteine, Seite Fritz Hoffmann wandelt das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um. Nur ein Jahr später, am 18. April 1920, stirbt der Firmengründer im Alter von 52 Jahren. Sein Nachfolger Emil C. Barell wird Roche in den folgenden drei Jahrzehnten prägen. Eine wichtige Weichenstellungen dieser Phase ist die Internationalisierung auch von Forschungskapazitäten. Weitere Meilensteine bilden der Beginn der Biochemika-Forschung und die Etablierung der Vitamin-Forschung, der 1934 mit der Einführung von Redoxon, dem ersten synthetisch hergestellten Vitamin, nämlich Vitamin C, ein Pioniererfolg gelingt. 1946 Abteilungen des Boehringer-Unternehmens, die in den letzten Kriegsjahren aus Sicherheitsgründen von Mannheim an den Starnberger See in Oberbayern verlegt worden waren, finden in einem Tutzinger Hotel ihr neues Domizil. Dort werden in der Folgezeit Forschungskapazitäten aufgebaut, die sich im Abstand zum Tagesgeschäft mit der Biochemie als erfolgsträchtiger junger Wissenschaft befassen sollen. Es geht dabei vor allem um die Frage, ob man auf ihrer Grundlage bessere und billigere Arzneimittel herstellen könnte. Während erst die Gentechnik ein halbes Jahrhundert später aus diesem Wunsch Wirklichkeit werden lässt, führen die Erfolge der biochemischen Forschung zunächst zur Diagnostik. In diesem aufstrebenden Bereich nimmt das Unternehmen bald eine führende Position ein. Im Zuge der Herstellung von Enzymextrakten zur therapeutischen Anwendung muss der junge Chemiker Hans Ulrich Bergmeyer die Enzymaktivität dieser Extrakte bestimmen. Die Werkzeuge dafür gilt es erst zu erfinden. Bergmeyer wird dabei zum Experten der "Enzymatischen Analyse", so der Titel seines späteren Standardwerkes, und mit der Umsetzung dieser Erkenntnisse in industrielle Produkte zum Pionier der modernen Diagnostik. 1953 Die biochemische Forschung Tutzing, die nun ihren festen Platz in den Unternehmensaktivitäten erobert hat, feiert einen ersten großen Triumph: Sie präsentiert der medizinischen Fachwelt und der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin, die nach einem solchen Verfahren gefragt hatte, den ersten Test zur Blutalkoholbestimmung: Alkohol-Dehydrogenase (ADH), der aus Hefe gewonnen wird. Im Unternehmen führt der Erfolg zur Gründung einer ersten kleinen Diagnostika-Abteilung. 1955 Tutzing prägt - gewissermaßen als Markenartikel-Linie - den Begriff "Biochemica Boehringer". Auf einem ständig ergänzten "Preisblatt", dem Bestellkatalog für die Kundschaft, stehen im November des Jahres bereits 39 "Präparate von höchster Reinheit für Forschung und enzymatische Diagnostik". Damit ist zugleich der Begriff "enzymatische Diagnostik" in der Welt, der den Wert der Enzymanalyse für die Klinische Chemie unterstreicht. Die Enzyme, die im lebenden Organismus chemische Umsetzungen ablaufen lassen und/oder begleiten, geben Hinweise auf bestimmte Krankheiten. Manche Krankheiten entstehen, weil ein Enzym 2 Meilensteine, Seite ausgefallen oder in falscher Konzentration vorhanden ist. Die Bestimmung seiner Konzentration oder Aktivität im Serum oder in der Zelle lässt Rückschlüsse auf Organschäden, Anomalien und deren Ausmaß zu. 1956 Eine Revolution in der Medizin: Der Arzt muss nicht mehr länger mühsam mit teils giftigen Reagenzien hantieren. Im nunmehr anbrechenden Zeitalter der Trockenchemie genügt es, einen Teststreifen in Urin einzutauchen, um seine Verfärbung mit einem gedruckten Farbfeld vergleichen zu können. Mit einem hochinnovativen Verfahren werden dazu Reagenzien auf Papiere gebracht. Glukotest ist der Name dieses Teststreifens, der Zucker im Harn nachweist. Bald schon werden Reagenzien für andere diagnostische Messgrößen ebenfalls auf industriell gefertigte Harnteststreifen gebracht oder auch verschiedene dieser Parameter auf einem gemeinsamen Träger kombiniert, zum Beispiel pH-Wert und Eiweiß. * Auch die "Nassabteilung" der diagnostischen Chemie kommt in den Genuss einer arbeitserleichternden Erfindung aus Tutzing. Die sogenannte Testkombination - später als Kit bezeichnet - enthält in einer Packung zusammengefasst alle für die jeweilige Bestimmung erforderlichen Substanzen: das erste konkrete Beispiel einer Standardisierung in diesem Bereich. Bald schon werden alle geeigneten Produkte der Nassdiagnostik als Kits angeboten. 1957 Mit dem Transaminase-Test (GOT-UV) setzen die DiagnostikaForscher ein weiteres Zeichen. Der GOT-UV-Test ist die Pioniermethode zur zuverlässigen Bestimmung der Transaminasen im Blut. Diese Enzymgruppe gibt dem Arzt wertvolle Auskünfte über Zellschädigungen im Körper. 1960 Erneut gibt es Anerkennung der internationalen Fachwelt, und zwar für die GOD-Methode. Dabei handelt es sich um die erste enzymatische Glucose-Bestimmung, auf der die spätere Entwicklung zur Führungsrolle des Unternehmens in der DiabetesDiagnostik aufbauen wird. 1961 Den Forschern in Tutzing gelingt der Sprung in das Neuland Herzinfarkt-Diagnostik. CPK heißt, in Ableitung von CreatinPhosphokinase, ihr der Fachwelt präsentierter Test, der den Myokardinfarkt mit Sicherheit nachweist. Der CPK-Test nimmt in der Medizin auf Anhieb die Position einer unerlässlichen StandardMethode ein. 1963 Die Mannheimer Schnelltest-Entwicklung bringt den ersten kombinierten Harnteststreifen heraus, den Combur-Test. Drei auf 3 Meilensteine, Seite dem Streifen aufgebrachte Testfelder ermöglichen die gleichzeitige Bestimmung von drei Messgrößen, nämlich Glucose, Eiweiß und pH-Wert. In den Folgejahren wächst die Zahl der mit Combur erfassten Parameter bis in den zweistelligen Bereich. 1968 Der in Mannheim entwickelte Haemo-Glukotest zur halbquantitativen Blutzucker-Bestimmung revolutioniert die Diagnostik und bildet die Grundlage für das spätere Geschäftsfeld Diabetes Care. Dank Haemo-Glukotest und seinen Weiterentwicklungen wird es möglich, dass der Diabetiker schließlich ohne fremde Hilfe seinen Blutzucker kontrollieren kann. Zunächst geht es allerdings noch um die Einschätzung eines Farbwertes mit bloßem Auge, die nur der Profi sicher wagen kann. Später werden die Resultate immer differenzierterer Nachfolgetests wie Haemo-Gluko 20-800 mit Hilfe immer besserer Geräte gemessen und so eindeutig interpretiert, dass auch die Diabetiker selbst sich im Alltag ohne ärztliche Hilfe zurechtfinden können. * Andere wichtige 68er-Revolutionen spielen in der Schweiz: Roche gründet in Basel die Abteilung Diagnostika, steigt in den medizinischen Apparatebau ein und setzt in der Folge Zeichen mit Aktivitäten in der Bioelektronik und zwei Jahre später mit der Einführung des ersten digitalen Ultraschall-Gerätes Axicon. In Zürich gründet sich ebenfalls 1968 die wenig später in Rotkreuz (Zug) etablierte und schließlich von Roche übernommene Firma Tegimenta. Sie ist Keimzelle der heutigen Roche Instrument Center AG mit 600 Mitarbeitern, die Analyseautomaten für die Diagnostics Division entwickeln und produzieren. 1970 Ein Quantensprung in der Leberdiagnostik: Der Gamma-GT-Test gibt Auskunft über Organschädigungen, genauer gesagt über den möglichen Verfettungsgrad der Leber, der vor allem bei dauerhaftem Alkoholkonsum sehr hoch sein kann. Der 1970 eingeführte Test, der diese Enzymaktivität im Serum nachweist, ist 1975 nochmals entscheidend verbessert worden. Der Test zählt noch immer zur Routine in der Leberdiagnostik. 1971 In Basel wird das Institut für Immunologie eröffnet, ein zweiter einschlägiger Meilenstein nach der Gründung des Instituts für Molekularbiologie in Nutley, New Jersey, drei Jahre zuvor. Das Basler Institut ist von Roche finanziert, jedoch unabhängig. Es treibt Grundlagenforschung in Sachen Immunsystem und bearbeitet die jeweiligen Projekte in neuartigen Team-Strukturen. Die weltweit anerkannte Einrichtung hat drei Nobelpreisträger hervorgebracht, 1984 Niels Kaj Jerne und Georges Köhler und 1987 Susumu Tonegawa. Sie erhielten die hohe Auszeichnung jeweils für Arbeiten, die sie am Institut oder in Anlehnung an Projekte des Instituts vorgelegt hatten. * 4 Meilensteine, Seite Die einfache Identifizierung von Bakterien ist jetzt möglich, und zwar ohne Färbung oder Ausstreichen auf Agarplatten: In der Enterotube wird die Probe durch Kammern mit selektiven Nährmedien gezogen; je nachdem, in welchem Medium die Bakterien anwachsen, kann eine Aussage über ihre Gattung getroffen werden. * Mit dem Test Pregnex setzt Roche einen Akzent im Bereich der Schwangerschaftsdiagnostik. 1972 Auf dem 280.000 Quadratmeter großen Areal eines stillgelegten Bergwerkes entsteht in erster Baustufe das Biochemica-Werk Penzberg als Schwesterwerk Tutzings. Dabei handelt es sich um eine hochmoderne Fabrik für die Fertigung der steil anwachsenden Produktlinien Biochemika und Diagnostika. Inzwischen ist Penzberg mit 3000 Mitarbeitern einer der wichtigsten Forschungsund Produktionsstandorte von Roche, der einzige übrigens, an dem die beiden Divisionen Diagnostics und Pharma nicht nur parallel tätig sind, sondern zudem gemeinsame interdisziplinäre Projekte betreiben. Penzberg ist eines der größten Zentren für Biotechnologie in Europa und führend in der biotechnologischen Herstellung von Reagenzien und Wirkstoffen. 1974 Mit der Gründung der Labora AG und dem Kauf des Unternehmens BioDynamics in Indianapolis stellt der ReagenzienPionier Boehringer die Weichen für ein entschiedeneres Engagement auch im Bereich der Laborgeräte, mit denen diese Reagenzien zur Anwendung gebracht werden. Zugleich wird die Präsenz am amerikanischen Markt gestärkt. Indianapolis ist bald schon Schauplatz eines unvergleichlichen Aufschwungs in Forschung, Produktion und Vertrieb: Das amerikanische Tochterunternehmen empfiehlt sich erfolgreich und auch mit neuartigen Marketing- und Vertriebskonzepten als Spezialist für Kundenorientierung, und die mit viel Engagement aufgebauten Forschungsabteilungen leisten wertvolle Beiträge vor allem zum Produktportfolio für das Endverbrauchergeschäft. Inzwischen ist Indianapolis weltweit einer der größten Standorte von Roche Diagnostics. * Auch bei Roche in der Schweiz wird zeitgleich die Kompetenz im Gerätebereich gestärkt: Die Übernahme der Kontron AG, Zürich, bringt neuen Schub bei der Produktion analytischer Systeme, insbesondere gilt dies für das Gebiet der Spektralphotometer. Zudem entwickelt und produziert Tegimenta Ultrazentrifugen für den Analysebereich von Kontron. * In der Harndiagnostik geht es Schritt um Schritt voran: Urotube zur Urinanalyse kommt auf den Markt, und der SangurTeststreifen macht als Erster seiner Art Erythrozyten sichtbar. 5 Meilensteine, Seite * Das Labor zum Patienten bringen zu wollen (und zu können), ist seitdem und heute sogar mehr denn je einer der Programmschwerpunkte bei Roche Diagnostics. Der 1974 eingeführte Reflomat (auch Stat Tek genannt) steht am Beginn dieses Erfolgsweges. Zusammen mit dem Reflotest-GlucoseTeststreifen erhebt dieses erste Desktop-Blutglucosemessgerät für die Arztpraxis schnell und zuverlässig Daten gewissermaßen in Patientennähe. Prinzip und Handling sind einfach: Eine GlucosePeroxidase-Reaktion liefert ein quantitatives Farbsignal, das mit einem Reflektionsphotometer gelesen werden kann. Ein Tropfen Kapillarblut wird dazu auf die Reaktionszone des Teststreifens gebracht, überschüssiges Blut wird nach 60 Sekunden mit einem Baumwolltuch abgewischt, nach weiteren 60 Sekunden erfolgt die photometrische Ablesung. Glucosekonzentrationen zwischen 70 und 350 mg/dl können so gemessen werden. 1975 Monoklonale Antikörper stehen im Mittelpunkt wissenschaftlicher Diskussion. Mit ihnen ist auch der Diagnostik ein neues Werkzeug an die Hand gegeben. Die Labors von Mannheim und Oberbayern und natürlich das junge Institut für Immunologie in Basel sind an vorderster Front mit dabei. Damit verbunden rückt die junge Wissenschaft der Molekularbiologie mehr und mehr ins Rampenlicht. Mit Blick auf mögliche Produktentwicklungen sowohl bei Pharma als auch in der Diagnostik stellt sich das Thema insbesondere, und in Tutzing werden die ersten molekularbiologischen Arbeiten aufgenommen. 1977 Der Enzymun-Test Digoxin zur Kontrolle des Herzglykosidspiegels wird auf den Markt gebracht. 1978 Zwei Giganten tun sich in der Testautomatisierung zusammen: Hitachi bringt das Know-how für die Gerätetechnik mit, Boehringer das für die Testentwicklung. Ein Jahr später beginnt das erste System, Hitachi 705, zur Bestimmung klinisch-chemischer Blutparameter seinen Siegeszug in die Großlabors der medizinischen Welt. * Roche führt den von Tegimenta entwickelten und produzierten Cobas Bio ein, das erste Gerät der Cobas-Serie für klinischchemische Assays. 4400 Stück werden bis 1984 produziert * 6 Meilensteine, Seite Mit Reflotest Hypoglycemie, einem neuen Teststreifen für den Reflomat Meter, kann man Hypoglykämie, die Verminderung des Blutzuckers, im Bereich zwischen 10-150 mg/dl messen, dies sogar schon bei Neugeborenen. * Die Weltstars Audrey Hepburn und Ben Gazzara mischen sich unter die Belegschaft. Hollywood-Regisseur Terence Young dreht in Produktions- und Forschungsabteilungen des Werkes Mannheim Schlüsselszenen für den Film "Bloodline" nach einem Roman von Sidney Sheldon. 1979 Der Haemo-Glukotest 20-800 (auch als BM Test 1-44 und Chemstrip bG auf dem Markt) für den Messbereich zwischen 20 und 800 mg/dl wird zum Goldstandard für Genauigkeit bei der rein visuellen Blutzuckermessung. Er macht das Blutglucose-Monitoring für jeden Patienten erschwinglich. 1983 folgt dann die Variante Haemo-Glukotest 20-800 R für die quantitative Messung auf Geräten wie Reflolux und Accu-Chek auf den Markt. * Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) werden mit dem neuartigen Cytur-Test in Urin nachweisbar. Und noch ein Sprung nach vorn: Das neue System Urotron ermöglicht nun auch die halbautomatische Urinanalyse. 1980 Manche stehen ihm ablehnend gegenüber, andere fördernd: dem neuen "Handwerk" der Diabetiker-Selbstkontrolle. Dass es nun sogar zum Kongress-Thema wird, signalisiert untrüglich seine bald bevorstehende Anerkennung durch die medizinische Fachwelt: In Nottingham, UK, findet der erste Workshop über „Home Blood Glucose Monitoring“ statt. Bis zur Etablierung der Selbstkontrolle im Alltag der Patienten bedarf es allerdings noch einiger wichtiger Schritte. 1981 Ein kleiner Schritt für die junge Mannheimer Geräteproduktion, ein großer für die geplagten Diabetiker: Mit dem automatischen Injektor Autoclix zur Abnahme von Kapillarblut kann man zwischen drei Einstichtiefen wählen. Den Augenblick des - kaum spürbaren - Zustechens bestimmt das Gerät. Der Injektor Softclix (1993) für die Selbstkontrolle und Softclix Pro (1995) für den professionellen Bereich verfeinern die Technik im Dienste einer fast schmerzfreien Abnahme von Kapillarblut. 1982 Cobas Fibro macht die Blutgerinnungsanalyse einfacher. Das weltweit erste halbautomatische System für diese Anwendung wird in den folgenden sechs Jahren 1500mal verkauft. Im selben Jahr kommt Cobas Bact für mikrobiologische Assays auf den Markt, eine gemeinsame Entwicklung von Tegimenta und dem Genfer Batelle Institut. 7 Meilensteine, Seite * Der Combur 9 als Neunfach-Harnteststreifen stellt einen Höhepunkt der Teststreifen-Technik dar. Im Nonett der Parameter spielen die Felder für Leukozyten, Nitrit, pH, Eiweiß, Glucose, Keton, Urobilinogen, Bilirubin und Blut (Erys, Hb) mit. * Das neue tragbare Gerät RefloCheck, das den Pionier Reflomat ablöst, ist ein verbessertes Reflexionsphotometer für die Blutzuckermessung in der Arztpraxis. Mit dem Reflocheck Glucose Teststreifen deckt es den Messbereich zwischen 20 und 450 mg/dl ab. 1983 Schlag auf Schlag geht es weiter mit der Ausrichtung auf den "Endverbraucher Patient": Reflolux, später auch als Accu-Chek bekannt, ist das erste Gerät, mit dem der Patient selbst seinen Blutzuckerspiegel kontrollieren kann. Mit dem Teststreifen Haemo Glukotest 20-800 R (Chemstrip bG) stellt der Reflolux das Nonplus-ultra in punkto Sicherheit dar. Ein Barcode auf dem Streifen erleichtert die Codierung. Damit ist die in der Theorie noch immer umstrittene Diabetiker-Selbstkontrolle in greifbare Nähe gerückt. Und schon wieder haben die Mannheimer Diabetes-Experten auch als Diabetiker-Experten die Nase vorn. Sie stoßen die Tür zum Selfmonitoring noch weiter auf und starten das erste ihrer weithin anerkannten Diabetes-Schulungsprogramme. Vor allem die Erkenntnis, dass der informierte Patient, der gewissermaßen zum Spezialisten für seine Erkrankung geworden ist, schließlich auch derjenige sein wird, der die Gemeinschaftskassen am wenigsten belastet, führt zur Durchsetzung der Selbstkontrolle. * Die ersten enzymatisch-immunologischen Tests (CEA-AIA, BCBSystem, B-HCG) erreichen den Markt. 1984 Das Cobas-Programm verdichtet sich und expandiert zugleich in neue Bereiche und Fertigkeiten: Nachdem ein Jahr zuvor Cobas EIA halbautomatisch Testschritte wie Inkubation, Waschen und Messen heterogener Immunoassays erledigen konnte, stößt nun Cobas Fara auch in die Gebiete Lebensmittelchemie und Forschung vor. Cobas Mira indessen setzt einen neuen Standard bei den Analysesystemen für die klinische Chemie und bewährt sich in der Folge als bestverkauftes System in diesem Marktsegment. * Diabetes Care entwickelt für Diabetiker und FettstoffwechselKranke eine individuell zuschneidbare Computer-Diät. Inzwischen nutzen mehr als 100.000 Patienten pro Jahr diese Hilfe. 1985 Weltpremiere für Reflotron. Mit dem hoch-innovativen Gerät für die Arztpraxis wird ein neues Kapitel zum Thema Präsenzdiagnostik aufgeschlagen: Das schnelle System, eine Art Labor für das Fensterbrett, erlaubt dem Arzt die sofortige 8 Meilensteine, Seite Bestimmung von bis zu 17 medizinisch wichtigen Blutparametern, wenn es sein muss, sogar noch in Anwesenheit des Patienten. Im selben Jahr noch erhält das Unternehmen für dieses revolutionäre System den Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft. * ES 600 ante portas. Es ist das erste vollmechanisierte Analysensystem für immunologische Bestimmungen und Ausgangspunkt einer schwunghaften Entwicklung. 1986 Diabetiker kommen für ihre tägliche Selbstkontrolle in den Genuss diverser technischer Schübe: Reflolux II (Accu-Chek II) ist eine verbesserte Version des Reflolux mit einem Messbereich zwischen 10 und 500 mg/dl. Schon ein Jahr später gibt es Siebenmeilenschritte in Richtung auf ein medizinisches Datenmanagement: Reflolux II M (Accu-Chek II M) ist ein Reflolux II mit Memoryfunktion und PC-Interface. Als Neuheit für den Diabetespatienten kommt Camit EL (Merlin) für das elektronische Datenmanagement hinzu. Vier Jahre später folgt Reflolux S (Accu-Chek III), das Reflolux der neuen Generation. Es erleichtert seine Bedienung durch einen extra großen Datenspeicher. * Roche bringt den ersten HIV-Test auf den Markt. Nur fünf Jahre nach Beschreibung des Krankheitsbildes AIDS gibt es damit einen zuverlässigen indirekten Nachweis für das Vorhandensein des Virus, das den Immundefekt auslöst. Der Test erkennt die Antikörper, die gegen das Virus gebildet werden. Roche bringt in den Folgejahren immer feinere Produkte auf den Markt und krönt diese Aktivität shließlich mit dem PCR-Test, der das Virus direkt nachweist. 1987 Mit einem pankreasspezifischen Amylasetest aus monoklonalen Antikörpern unterstreicht die Boehringer-Forschung ihre Expertise in diesem Gebiet. 1988 Die Anforderungen, die sich in der nunmehr großen und komplexen Welt der Diabetiker-Selbstkontrolle dem führenden Anbieter stellen, sind ebenso groß wie auch vielfältiger Natur. Zwei Einführungen des Jahres geben Hinweise darauf: Diatek (Tracer), das bis dahin kleinste und einfach zu bedienende BlutglucoseMessgerät, kommt dem Anspruch auf unauffällige Messung im Berufsalltag oder auf Reisen entgegen. Und auch das gibt es jetzt: ein Blutzucker-Messgerät, das sprechen kann. Reflolux Audio (Accu-Chek II Freedom) sagt blinden Diabetikern oder solchen mit schwerer Sehbehinderung, wie ihr Blutzucker steht. 1989 Inzwischen ist sie ein Stück Geschichte, und ein amerikanischrussisches Gemeinschaftsprojekt hat die legendäre Raumstation MIR abgelöst. Doch die Erfahrungen ihrer Besatzungen sind 9 Meilensteine, Seite 10 Allgemeinwissen der Raumfahrt geworden. Zu diesen Erfahrungen zählt der 1989 begonnene Einsatz des Gerätes Reflotron für die medizinische Überwachung der Astronauten. Die Gegenleistung: Wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des Systems. * Mit dem Enzymun-Test wird ein neues Immunologiesystem zur Messung von Blutparametern präsentiert. Zugleich erweitern Tumormarker und Reproduktionshormone die Produktpalette. 1990 Troponin T, ein von Boehringer Mannheim entwickeltes Instrument zur Diagnose von Herzkranzveränderungen und Herzinfarkt-Früherkennung, beginnt seinen Siegeszug als wichtiges diagnostisches Instrument in der Hand von Kardiologen und Notfallmedizinern. * Micral-Test - ebenso von Boehringer Mannheim entwickelt - ist der erste immunologische Teststreifen zur Erkennung einer Microalbuminurie bei Diabetes oder Hypertonie. 1991 Eine Investition in die Zukunft, die den weiteren Weg von Roche Diagnostics bis hinauf zur Marktführung maßgeblich beeinflusst: Roche erwirbt die Rechte an der PCR-Technologie von der kleinen amerikanischen Biotech-Firma Cetus Corporation, mit der schon seit mehreren Jahren kooperiert worden ist. PCR steht als Abkürzung für die englische Variante des Begriffs PolymeraseKettenreaktion. Bei der Polymerase-Kettenreaktion handelt es sich um eine molekular-biologische Methode, mit deren Hilfe Stücke der Erbsubstanz millionenfach kopiert werden können. In der biologischen und medizinischen Grundlagenforschung ist die PCR eine der wichtigsten molekular-biologischen Methoden, um das genetische Material von Lebewesen zu entschlüsseln und auf seine Funktion hin zu analysieren. Die PCR dient auch dazu, die genetischen Ursachen vieler Krankheiten aufzuklären. Sehr grosse praktische Bedeutung besitzt die PCR-Methode vor allem für die frühzeitige Diagnose von Infektionen, Erbkrankheiten und Krebs. Dies gilt beispielsweise für Infektionen mit AIDS-oder Hepatitis-CViren und Chlamydia- oder Tuberkulose-Bakterien. So können auch latente Krankheitserreger erfasst werden, die mit anderen Verfahren gar nicht, nur schwer oder erst nach längerer Zeit identifizierbar sind. * Roche Molecular Systems, eine Geschäftseinheit, die mittlerweile in Pleasanton, Kalifornien, ansässig ist, wird gegründet. Sie befasst sich exklusiv mit der Entwicklung klinisch diagnostischer Kits, die auf den Möglichkeiten der PCR-Technologie basieren. Dabei geht es vor allem um Kits für die schnelle und zuverlässige Diagnose und das Monitoring von Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis C. Weitere Anwendungen können Werkzeuge zur Identifikation von Erbkrankheiten und genetischen Veränderungen sein. Auch Meilensteine, Seite 11 für die Krebserkennung in frühen Stadien eröffnet PCR neue Perspektiven. * Mit Miditron M wird ein weiteres Gerät für die halbautomatische Urinanalyse eingeführt, das zuvor von Boehringer Mannheim entwickelt wurde. * Cobas Core, das erste vollautomatische Analysesystem für die Immunchemie von Roche Diagnostics, ist marktreif. 1992 Der AMPLICOR Chlamydia trachomatis Test (CT) und AMPLICOR HIV-1 sind die ersten PCR-Standardtests für die klinische Diagnostik, die den Markt erreichen. Beim CT-Test handelt es sich um das erste kommerzielle Kit zur TargetAmplifikation – ein Riesenfortschritt für die Weiterentwicklung traditioneller Labormikrobiologie. Der HIV 1-Test kann zuverlässig den HIV-Viruslevel messen. * Das neue Gerät Accutrend ist der "Namenspatron" der späteren Accutrend-Familie von Reflektionsphotometern höchster Güte, die den Bereich Blutanalyse revolutionieren wird. Mit dem AccutrendGlucose-Teststreifen liefert es sein Ergebnis in nur zwölf Sekunden. Accutrend DM (Accu-Chek Instant DM), das nur ein Jahr später folgt, hilft in der Hauptsache den Typ-1- Diabetikern. Das integrierte elektronische Tagebuch erleichtert die tägliche Routine und zeigt unkontrollierte und abnormale Krankheitssituationen an. Accutrend GC (Accu-Chek Instant Plus) aus demselben Jahr kombiniert Glukose- und Cholesterinmessung in einem Gerät. 1993 AMPLICOR HCV (Hepatitis C Virus) kommt auf den Markt. Es ist der erste standardisierte PCR-Kit und gleichzeitig der erste kommerzielle Kit, der anstelle der Immunantwort auf das aktuelle Hepatitis C Virus das Virus selbst nachweist. * Das erste einer Reihe von Patenten der sogenannten TaqManTechnologie wird den Forschern von Roche Molecular Systems zuerkannt. Diese Patente beziehen sich auf simultane Anreicherung und Nachweis spezifischer DNA-Sequenzen unter Zuhilfenahme eines fluoreszierenden DNA-bindenden Farbstoffes. Die Pionierleistung erlaubt die Entwicklung von Instrumentensystemen, mit deren Hilfe Forscher schnell und in hoher Stückzahl genetische Strukturen abklären können. Die TaqMan-Technologie legt somit den Grundstein für die sogenannten "Echtzeit"- oder "kinetischen" PCR-Systeme wie LightCycler. Sie ermöglichen Anwendungen wie beispielsweise die Hochdurchsatz-Genotypisierung oder die äußerst sensitive und hochspezifische Quantifizierung des sogenannten mRNA-Gehalts (Boten-RNA), auch unter dem Begriff Expression Profiling bekannt. Meilensteine, Seite 12 1994 Die Accutrend-Produktfamilie revolutioniert die Blutanalyse weiterhin. Mit Messgeräten und Teststreifen bestimmt man nun einfach und bequem Blutzucker, Cholesterin und Triglyceride. Mit Accusport z.B. hat der Sportler immer Kenntnis über den Lactatgehalt seines Blutes und damit über seinen Trainingszustand. Accu-Chek Advantage (Accutrend Sensor) ist das erste SensorSystem, und zwar mit Memory-Funktion. Es arbeitet mit arteriellem und venösem Blut, mit Kapillarblut und sogar mit Blut von Neugeborenen und ist deshalb auch für den Krankenhausbetrieb geeignet. Die Kalibrierung erfolgt mit einem Code-Chip. Accu-Chek Instant (Accutrend alpha) überzeugt durch bequeme und einfache Handhabung. * Der Cobas Integra 700 mit seinem innovativen ReagenzienKonzept bringt neuen Fortschritt in die Großlabors: Die notwendigen Reagenzien werden in Kassette geliefert, was nicht nur den Bedienkomfort erhöht, sondern auch die Standardisierung verfeinert. Der fünf Jahre später eingeführte Cobas Integra 800 beispielsweise kann bis zu 69 verschiedene Untersuchungen bei einer Durchsatzrate von bis zu 700 Tests pro Stunde in höchster Genauigkeit verarbeiten. * Den Troponin-Test gibt es jetzt auch als Schnelltest Trop T: Eine Entwicklung, die seitdem viele Leben gerettet hat. Die schnelle Infarktdiagnose, beispielsweise schon im Rettungsfahrzeug, bringt wertvolle Pluspunkte auf dem engen Zeitkonto des Überlebens nach dem Infarktereignis. Dieser Weiterentwicklung des 1990 eingeführten ELISA Troponin T-Tests kommt auch entscheidende Bedeutung bei der Beurteilung von Infarkten, bei instabiler Angina pectoris, bei der perioperativen Überwachung und der Erfolgskontrolle bei der Thrombolyse zu. * Mit dem CoaguChek System zur Kontrolle der Blutgerinnung führt Roche das zweite System für die Patientenselbstkontrolle ein. Es erlaubt den Patienten, die lebenslang orale Anticoagulantien einnehmen, ein selbständiges Monitoring ihrer INR, oder auch Quick-Werte genannt. Damit können sie die therapeutische Einstellung deutlich verbessern und Komplikationen reduzieren. Folgeschäden wie z.B. Schlaganfall und erhebliche Kosten bei notwendigen Anschlußbehandlungen können so verhindert oder verringert werden. Die Unabhängigkeit und die Eigenverantwortung ermöglichen den Patienten eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität. Doch nicht nur der Patient allein, sondern alle Arztgruppen, die Patienten betreuen, können mit dieser Technologie innerhalb einer Minute die INR-Werte messen, die Therapie überprüfen und gegebenenfalls ändern. Erneute Arztbesuche oder zeitintensive Telefonate sind damit hinfällig. Gemeinsam mit dem Roche-Therapeutikum Marcoumar werden Synergien im Sinne eines Diseasemanagements (Diagnose, Therapie, Schulung und Monitoring) zum Wohle des Patienten nutzbar. Mit CoaguChek ist nun neben Diabetes ein zweites Meilensteine, Seite 13 fortschrittliches patientenorientiertes Monitoring möglich, das die allgemeine Versorgung erheblich verbessert und in vielen Ländern schon heute als Standard zum INR-Monitoring gilt. * Das japanische Rote Kreuz und Roche Molecular Systems gehen eine offizielle Partnerschaft für die Untersuchung von Blutproben ein. Spenderblut wird künftig mit PCR-basierenden Tests auf HIV, HCV und HBV untersucht. Das Kooperationsprojekt, dem später in anderen Ländern, etwa USA, Deutschland und Frankreich, nachgeeifert wird, findet bis 2001 eine Ausweitung auf weitere Screening-Parameter. Japan, dessen Blutbanken über die Spenden von sechs Millionen Menschen verfügen, will erklärterweise das "sicherste Blut der Welt" bereitstellen können. 1995 Cobas Amplicor bringt die PCR-Routinediagnostik auf eine neue Ebene: Das Gerät fasst alle Schritte von RNA-Transkription, DNAAmplifikation und Dokumentation zusammen. Weitere Durchbrüche: Die ersten quantitativen PCR Kits, Amplicor HIV-1 Monitor und Amplicor HCV Monitor, erlangen Marktreife außerhalb der USA. Amplicor HIV Monitor ist der erste kommerzielle Test, mit dem man zuverlässig den HIV-Viruslevel messen kann – ein Durchbruch im Aidspatientenmanagement. Auch erstmals auf dem Weltmarkt: Der Amplicor CT/NG. Der erste echte "Multiplex"-Test kann mehrere Targets gleichzeitig extrahieren, amplifizieren und individuell nachweisen. Die AmpliTaq GOLD DNA Polymerase verbessert Spezifität und Sensitivität der PCR. AmpliTaq DNA Polymerase FS zeigt enorme Vorteile für die automatische DNA Sequenzanalyse; das Enzym wird einige Jahre später als „the enzyme that sequenced the Human Genome“ in die Fachpresse eingehen. Innovationen von Roche haben damit wesentlichen Anteil an der Entschlüsselung des menschlichen Genoms, die im Jahr 2000 von der akademischen Welt als epochales Ereignis begrüßt werden und eine zweite große Aufklärungskampagne einleiten wird: die Identifikation von immer mehr Proteinen und ihren Funktionen. Auch dabei steht RocheTechnologie Pate. 1996 Das neue System Elecsys für die Immundiagnostik basiert auf dem in Tutzing und Penzberg intensiv erforschten Prinzip Elektrochemiluminiszenz. Elecsys gilt als Quantensprung in der Immundiagnostik und findet in einer Vielzahl von Gebieten Anwendung, etwa bei Tumormarkern, Anämie, in der Infektionsserologie oder auch der Kardiologie. * Trop T, der weltweit einzige Schnelltest zur Herzinfarktdiagnostik, "sammelt" Preise: den Innovationspreis der deutschen Wirtschaft, den Grand Prix der tschechischen Medizinischen Gesellschaft und den Preis der Initiative für Kreativität des Darmstädter Kreises. * Meilensteine, Seite 14 Weitere Entwicklungsarbeit im Bereich PCR führt zum DRB-29Kit, einem gerichtsmedizinisch relevanten Test, der den sogenannten HLA-DQA-Genort typisiert. Dabei handelt es sich um die Genregion, die mit der genetischen Variabilität des Menschen zusammenhängt und deshalb die Identifizierung eines spezifischen Individuums erlaubt. In den Folgejahren bringt Roche weitere Tests auf den Markt, die auf die verschiedenen HLA-Regionen ausgerichtet sind. PCR-basierte Kits werden zu einem wesentlichen Instrument der Gerichtsmedizin bei der Identifikation von Individuen. 1998 Anerkennend kommentieren Medien die schon ein Jahr nach der Kaufentscheidung abgeschlossene Integration der Corange-Gruppe in den Roche-Konzern. Sie feiern das Ergebnis als eines der seltenen Beispiele einer wirklich gelungenen Übernahme "ohne größere Reibungsverluste", wie beispielsweise die deutsche Wirtschaftszeitung Handelsblatt schreibt. In kurzer Zeit kann sich die damit gestärkte Diagnostics Division an die Spitze des Weltmarktes setzen, die sie seitdem ununterbrochen und unter ständigem Ausbau des Vorsprungs einnimmt. Das neue Jahrtausend beginnt der Weltmarktführer beispielsweise bereits mit 6,252 Milliarden CHF Umsatz und einem Marktanteil von 15 Prozent. Das ist deutlich mehr als der Zweitplazierte notieren kann. 16 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten weltweit für Roche Diagnostics. * Das LightCycler-System setzt den Standard für die schnelle OnlinePCR-Analyse in Echtzeit. Es leistet für die medizinische Forschung Pionierarbeit auf der Suche nach genetischen Parametern bei beispielsweise schwersten Entzündungen, Rheuma oder bei der Früherkennung möglicher Abstoßungsreaktionen im Zuge von Transplantationen. 1999 MODULAR, ein völlig neues System, das flexibel dimensionierbar und für klinisch-chemische Parameter für Großlabors wie beispielsweise von Universitätskliniken einsetzbar ist, setzt neue Maßstäbe. 2000 RTS steht für Rapid Translation System, und RTS 500 von Roche Diagnostics ist das weltweit erste kommerzielle System für die vollautomatische Synthetisierung von Proteinen ohne Zellen. Es kann innerhalb von nur zwölf Stunden ein Protein in Mengen von bis zu einigen hundert Mikrogramm herstellen. Die neue Technologie ist als Ergänzung zum LightCycler ein wertvolles Werkzeug für alle Bereiche der Forschung, in denen an der Entdeckung von Genen sowie an der für die medizinische Diagnostik besonders interessanten funktionellen Analyse von Proteinen gearbeitet wird. * Accu-Chek Comfort ist Synonym für ein Höchstmaß an Meilensteine, Seite 15 Bedienungskomfort und ästhetischer Eleganz im Design, ganz so, wie es der qualitätsbewusste, das Leben aktiv gestaltende Diabetiker zu schätzen weiss. Das System kann 100 Werte mit Datum und Uhrzeit speichern und erleichtert damit die Blutzuckermessung vor allem im hektischen Berufsalltag. * Mit der Übernahme der Division Medizinische Instrumente des österreichischen Unternehmens AVL stärkt Roche Diagnostics den Geschäftsbereich Near Patient Testing mit einem Programm von Geräten, etwa jenen zur Blutgas-Bestimmung, die in Kliniken, Praxen und im Notfall-Bereich zum Einsatz kommen. OMNI und OPTI gelten in diesem Gebiet als praktische Systeme von hoher Zuverlässigkeit. Graz kommt als neues R & D Zentrum hinzu und wird wenig später Hauptsitz der Geschäftseinheit Near Patient Testing. * Cobas Integra 800 vereinigt die beiden Reagenziensysteme Kassette (Roche Diagnostics) und 5er Rack (Hitachi), die in den zusammengeführten Produktlinien den jeweiligen Standard gebildet hatten. * Forscher von Roche Molecular Systems präsentieren die erste Designer DNA Polymerase mit Magnesium-aktivierter hitzeresistenter Reverse Transkriptase-Aktivität und eingebauter Korrekturfunktion. 2001 Roche Diagnostics gibt sich eine neue Struktur und legt die strategische Ausrichtung für die nächsten Jahre fest. Die gewünschte Entwicklung steht im Zeichen einer KompetenzErweiterung vor allem auch im Bereich der elektronischen Informationsverarbeitung. Es gilt, das vorhandene diagnostische Potential mit verstärktem IT-Potential zu verbinden, um das zweckorientierte Management medizinisch relevanter Informationen als Komplettleistung anbieten zu können. Die Business Areas Applied Science, Diabetes Care, Molecular Diagnostics, Centralized Diagnostics und Near Patient Testing arbeiten an diesem wie an anderen strategischen Zielen im Austausch mit den Ländergesellschaften in den Regionalorganisationen EMEA (Europa, Middle East und Afrika), Nordamerika, Iberia/Südamerika, Asia-Pacific und Japan. * Roche Diagnostics erweitert den Aktionsradius des Marktführers auch mit Hilfe strategischer Allianzen in Richtung auf neue Geschäfte. Eine Kooperation mit Prionics führt sehr schnell zur Entwicklung und Vermarktung eines zuverlässigen Tests auf dem hochaktuellen Gebiet BSE, auch Rinderwahnsinn genannt. Die 1986 erstmals beschriebene schwammartige Hirnerkrankung bei Rindern steht im Verdacht, im Falle einer Übertragung auf Menschen eine neuartige Variante der tödlichen Creutzfeld-JakobKrankheit auszulösen. Der schnellen Selektion erkrankter Tiere kommt deshalb höchste Priorität zu. Der neue Test leistet diese Meilensteine, Seite 16 Arbeit zuverlässig. Während es in diesem Fall um Soforthilfe geht, ist eine andere Kooperation auf eher längerfristige Projektarbeit angelegt. Die im Diagnostika-Bereich exklusive Allianz mit dem isländischen Unternehmen DeCode, das sich auf Genomkartierung spezialisiert hat, steht zudem stellvertretend für ähnliche Kooperationen mit gendiagnostischem und/oder IT-Potential als zentralem Thema. Im Fall von DeCode geht es um genetische Informationen zu Krankheiten wie Bluthochdruck, Schlaganfall oder Fettleibigkeit. Diese Daten werden in neuen Diagnoseverfahren zum Tragen kommen und durch die Verknüpfung mit Messreihen und Tagesdaten zum Nutzen von Patienten zur weiteren Aufklärung und Therapiekontrolle beitragen. * Das E 170-Modul als integrierter Teil von MODULAR schließt eine Lücke. Auch immunologische Parameter können nun mit einer hohen Durchsatzrate, wie sie für das komplexe MODULAR-System gebräuchlich sind, bearbeitet werden. Dieses Modul mit ECLTechnologie für heterogene immundiagnostische Tests schafft bis zu 170 Tests pro Stunde. * Roche Diagnostics übernimmt Amira Medical und stärkt damit den Bereich Diabetes Care. Mit dem kalifornischen Unternehmen ergänzt Roche Diagnostics sein Know-how im Bereich der Blutzuckerkontrolle. * Ein neuer Milzbrand-Schnelltest kann den Erreger innerhalb einer Stunde nachweisen und nicht erst nach Tagen. Roche Diagnostics und die Mayo-Klinik haben den Test entwickelt. Er läuft auf dem LightCycler-System, das in mehr als 400 Labors in den USA und ungefähr 1500 mal weltweit zum Einsatz kommt. 2002 Mellibase, ein neuartiges, IT-gestütztes Programm zur Risiko- und Therapie-Prognose bei Diabetes, wird erstmals in Pilotversuchen im klinischen Bereich eingesetzt. Aufgrund weniger klinischer Daten lässt sich mit diesem Instrument ein individueller Risikobericht für den Patienten erstellen. Auf dieser Grundlage können Arzt und Patient auf ein gemeinsam definiertes Behandlungsziel hinarbeiten – motiviert durch Darstellungen, wie sehr das Risiko von Folgeerkrankungen sinkt. So geht Roche Diagnostics mit dem neuen Tochterunternehmen Hestia Health Care erneut einen Schritt in Richtung Anbieter entscheidungsrelevanter Gesundheitsinformationen. * Mit der weltweiten Einführung des MODULAR ANALYTICS SWA, dem ersten kommerziellen, individuell anpassbarem Hochleistungssystem für klinisch-chemische und immunologische Analysen, setzt Roche Diagnostics neue Maßstäbe hinsichtlich Meilensteine, Seite 17 Effizienz und Produktivität. Mit dieser Geräteplattform für den Serum-Arbeitsplatz können rund 90% der Proben in einem Durchgang analysiert werden. Zusätzlich können aufgrund der Breite und Qualität des Testmenüs, das mit Tests für Hormonbestimmungen und Marker für Herzerkrankungen und den Knochenstoffwechsel erweitert wurde, nunmehr insgesamt 50 Parameter auf den Geräten der Elecsysfamilie bestimmt werden. * Sehr erfolgreich verläuft die Einführung von Elecsys proBNP, dem ersten kommerziell erhältlichen, vollautomatischen Test für die Diagnose und die Therapieüberwachung der chronischen Herzinsuffizienz (CHF). Der Test erkennt nicht nur die Krankheit, sondern kann auch den Arzt bei der Einschätzung über die Schwere und den Verlauf sowie bei der Prognose für den Patienten unterstützen. Herzschwäche kann damit nicht nur frühzeitiger erkannt werden, sondern auch die Behandlung deutlich verbessern. * Mit einer neuen Strategie, Systeme als Gesamtlösungen in Kombination mit IT-Produkten wie beispielsweise DataCare anzubieten, reagiert der Geschäftsbereich Near Patient Testing auf die zunehmende Nachfrage nach Informationen, die immer enger vernetzt, schneller verfügbar und dort abrufbar sein müssen, wo sie gebraucht werden. * Eine solide Basis zur Entwicklung und Vermarktung von Produkten, die einen frühzeitigen Nachweis des humanen Papillomavirus (HPV) - eine der häufigsten Ursachen von Gebärmutterhalskrebs - gewährleisten, stellen die vom Institut Pasteur erworbenen, umfangreichen Patentrechte dar. Ziel ist es, PCR-Tests für HPV zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, die mittelfristig an Stelle des traditionellen Abstrichs treten. * Applied Science erweitert seine Aktivitäten nicht nur in den Bereich Veterinärdiagnostik in Zusammenarbeit mit IDEXX Laboratories, sondern baut weiterhin den Bereich der Produkte für Lebensmittelsicherheit aus, mit dem Bakterien und gentechnisch veränderte Lebensmittel identifiziert werden können. Mit dem Einstieg in die wissenschaftliche Dienstleistung will Applied Science ein ganz neues Geschäftsfeld erschliessen. Mit der Einführung des ProteoExpert, der in Zusammenarbeit mit der Bioinformatik-Firma Biomax verwirklicht wurde, bietet Roche Diagnostics über das Internet Informationen zur schnellen und sicheren Proteinsynthese. Dieser Service unterstützt Forscher bei der Arbeit mit dem RTS ProteoMaster, dem weltweit ersten kommerziellen System, mit dem sich Proteine ausserhalb von Zellen herstellen lassen. Meilensteine, Seite 18 2003 Im Jnauar gibt Roche Diagnostics ein Lizenzabkommen mit Affymetrix bekannt, mit dem die Division im Rahmen eines 18Jahres-Vertrages Zugang zur patentierten GeneChip Technologie erhält. Mit dieser Technologie wird Roche Diagnostics Labortests auf der Basis von GeneChips für die DNA Analyse, Genotypisierung und Resequenzierung sowie für die RNA-Expressionsanalyse entwickeln und auf den Markt bringen. Diese Test können für eine Reihe von Krankheiten zur Anwendung kommen, wie Krebs, Osteoporose, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Stoffwechselstörungen sowie Infektions- und Entzündungskrankheiten. * Im März gibt Roche Diagnostics eine umfassende dreijährige Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen Epigenomics zur Entwicklung molekulardiagnostischer und pharmakogenetischer Krebsprodukte bekannt. Die Kooperation umfasst die Entwicklung diagnostischer Produkte für die Früherkennung häufiger Krebsarten, ihre Charakterisierung sowie die Vorhersage des Behandlungserfolgs mit bestimmten Krebsmedikamenten. Grundlage dafür bilden die DNAMethylisierungstechnologien von Epigenomics. Die sogenannte DNA-Methylierung hat die Funktion eines natürlichen "Schalters", der die Genexpression in den Zellen steuert. Die Methylierungen sind in zelltypischen Mustern angeordnet, so beispielsweise auch in Krebs- oder anderen krankhaft veränderten Zellen. Anhand bestimmter Methylierungsmuster lässt sich eine Krebserkrankung in Körpergeweben oder -flüssigkeiten wie Blut oder Urin nachweisen und klassifizieren. * Mit der im Mai erfolgten Übernahme des Schweizer Medizintechnik-Unternehmens Disetronic, dem weltweit zweitgrössten Hersteller von Insulinpumpen mit Hauptsitz in Burgdorf, vollzieht Roche Diagnostics einen weiteren bedeutenden Schritt zum Ausbau des Diabetes Managements. Die Kombination der beiden Geschäfte versetzt die Division in die Lage, umfassende Lösungen zum ganzheitlichen Management von Diabetes anzubieten: von der Selbstüberwachung der Blutzuckerwerte bis zur individuell abgestimmten Zufuhr von Insulin auf der Basis der neuesten Pumpentechnologie. * Im Juni entwickelt Roche Diagnostics einen ersten PCRForschungstest für den Nachweis der bis dahin unbekannten Lungenwegserkrankung SARS (severe acute respiratory syndrome) – dies auch dank der guten Zusammenarbeit mit der WHO, dem Genome Institute of Singapore und anderen Forschungsinstituten. Daneben wird in Rekordzeit der erste vollautomatisierte Test zum Meilensteine, Seite 19 Nachweis des West-Nil-Virus und anderer Erreger der Japanischen Encephalitis-Virengruppe in Blutspenden entwickelt. Mit dem Test, der zunächst in den USA und Kanada für klinische Prüfungen eingeführt wurde, konnten bis Jahresende bereits über 100 infizierte Blutkonserven identifiziert werden. * 2004 Mit der Akquisition des US-amerikanischen Unternehmens Igen im Februar 2004 sichert sich Roche Diagnostics die Nutzungsrechte an der Elektrochemilumineszenz (ECL)-Technologie. Damit erhält die Division Zugang zu neuen Marktsegmenten in einem der grössten Wachstumsbereiche: der Immundiagnostik. Diese übertrifft mit einem Anteil am IVD-Markt von 28% sogar das Diabetesmonitoring (21%). Roche Diagnostics plant, den Marktanteil konsequent auszubauen. Durch den Kauf erhält die Division eine neue, nicht-exklusive Lizenz von Igen, wodurch das Potenzial der Technologie umfassend für die Weiterentwicklung der Elecsys-Produktlinie genutzen werden kann. Basel, im März 2004 Alle erwähnten Markennamen sind gesetzlich geschützt.