Meilensteine

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Meilensteine
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Meilensteine
Roche Diagnostics, der Weltmarktführer, ging aus dem Potential
von zwei Hauptquellen hervor: dem des Stammhauses F.
Hoffmann-La Roche Ltd., das sich seit Ende der sechziger Jahre
verstärkt mit Diagnostik befasst hatte, und dem der 1998 von
Roche übernommenen Corange-Gruppe mit den Produkten und
Dienstleistungen von Boehringer Mannheim im Mittelpunkt. Die
Corange-Aktivitäten hatten ihren Startpunkt im oberbayerischen
Zweigwerk, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg die biochemische
Forschung aufgenommen worden ist. Das sind die wichtigsten
Meilensteine in der Erfolgsgeschichte von Roche Diagnostics:
1859
Am 15. März gründet der 68jährige Kaufmann Christian Friedrich
Boehringer zusammen mit seinen beiden ältesten Söhnen in
Stuttgart die Drogenhandlung C.F. Boehringer & Soehne, die sich
in den folgenden Jahrzehnten zum größten Chinin-Hersteller der
Welt und, 1872 nach Mannheim verlegt, später unter dem Einfluss
ihres neuen Eigentümers Dr. Friedrich Engelhorn zum Mit-Pionier
der industriellen Arzneimittel-Herstellung entwickelt. Das
Mannheimer Unternehmen ist Kernzelle der 1998 von Roche
übernommenen Corange-Gruppe gewesen.
1896
Fritz Hoffmann-La Roche gründet zusammen mit seinem kurz
danach verstorbenen Vater Fritz Hoffmann-Merian am 1. Oktober
in Basel das Unternehmen F. Hoffmann-La Roche & Co. Sie wollen
Arzneimittel herstellen und international vermarkten, die in
Qualität und Wirkung hohen Standardisierungsansprüchen
genügen. Schon ein Jahr später setzt der junge Kaufmann nach
ersten Erfolgen seiner chemisch-pharmazeutischen Neuheiten mit
der Etablierung des deutschen Tochterunternehmens in Grenzach
wie auch mit der Eröffnung einer Agentur in Mailand auf
Expansion. In den Folgejahren treibt er die Internationalisierung
durch viele Gesellschaftsgründungen voran, allein bis zum Ersten
Weltkrieg bereits in Frankreich, USA, England und Russland.
1919
F. Hoffmann-La Roche Ltd.
Diagnostics Division
Global Communications
Tel. 41-61-688 6983
Fax. 41-61-688 1054
http://www.rochediagnostics.com
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Fritz Hoffmann wandelt das Unternehmen in eine
Aktiengesellschaft um. Nur ein Jahr später, am 18. April 1920, stirbt
der Firmengründer im Alter von 52 Jahren. Sein Nachfolger Emil C.
Barell wird Roche in den folgenden drei Jahrzehnten prägen. Eine
wichtige Weichenstellungen dieser Phase ist die
Internationalisierung auch von Forschungskapazitäten. Weitere
Meilensteine bilden der Beginn der Biochemika-Forschung und die
Etablierung der Vitamin-Forschung, der 1934 mit der Einführung
von Redoxon, dem ersten synthetisch hergestellten Vitamin,
nämlich Vitamin C, ein Pioniererfolg gelingt.
1946
Abteilungen des Boehringer-Unternehmens, die in den letzten
Kriegsjahren aus Sicherheitsgründen von Mannheim an den
Starnberger See in Oberbayern verlegt worden waren, finden in
einem Tutzinger Hotel ihr neues Domizil. Dort werden in der
Folgezeit Forschungskapazitäten aufgebaut, die sich im Abstand
zum Tagesgeschäft mit der Biochemie als erfolgsträchtiger junger
Wissenschaft befassen sollen. Es geht dabei vor allem um die Frage,
ob man auf ihrer Grundlage bessere und billigere Arzneimittel
herstellen könnte. Während erst die Gentechnik ein halbes
Jahrhundert später aus diesem Wunsch Wirklichkeit werden lässt,
führen die Erfolge der biochemischen Forschung zunächst zur
Diagnostik. In diesem aufstrebenden Bereich nimmt das
Unternehmen bald eine führende Position ein. Im Zuge der
Herstellung von Enzymextrakten zur therapeutischen Anwendung
muss der junge Chemiker Hans Ulrich Bergmeyer die
Enzymaktivität dieser Extrakte bestimmen. Die Werkzeuge dafür
gilt es erst zu erfinden. Bergmeyer wird dabei zum Experten der
"Enzymatischen Analyse", so der Titel seines späteren
Standardwerkes, und mit der Umsetzung dieser Erkenntnisse in
industrielle Produkte zum Pionier der modernen Diagnostik.
1953
Die biochemische Forschung Tutzing, die nun ihren festen Platz in
den Unternehmensaktivitäten erobert hat, feiert einen ersten
großen Triumph: Sie präsentiert der medizinischen Fachwelt und
der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin, die nach einem
solchen Verfahren gefragt hatte, den ersten Test zur
Blutalkoholbestimmung: Alkohol-Dehydrogenase (ADH), der aus
Hefe gewonnen wird. Im Unternehmen führt der Erfolg zur
Gründung einer ersten kleinen Diagnostika-Abteilung.
1955
Tutzing prägt - gewissermaßen als Markenartikel-Linie - den
Begriff "Biochemica Boehringer". Auf einem ständig ergänzten
"Preisblatt", dem Bestellkatalog für die Kundschaft, stehen im
November des Jahres bereits 39 "Präparate von höchster Reinheit
für Forschung und enzymatische Diagnostik". Damit ist zugleich
der Begriff "enzymatische Diagnostik" in der Welt, der den Wert
der Enzymanalyse für die Klinische Chemie unterstreicht. Die
Enzyme, die im lebenden Organismus chemische Umsetzungen
ablaufen lassen und/oder begleiten, geben Hinweise auf bestimmte
Krankheiten. Manche Krankheiten entstehen, weil ein Enzym
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ausgefallen oder in falscher Konzentration vorhanden ist. Die
Bestimmung seiner Konzentration oder Aktivität im Serum oder in
der Zelle lässt Rückschlüsse auf Organschäden, Anomalien und
deren Ausmaß zu.
1956
Eine Revolution in der Medizin: Der Arzt muss nicht mehr länger
mühsam mit teils giftigen Reagenzien hantieren. Im nunmehr
anbrechenden Zeitalter der Trockenchemie genügt es, einen
Teststreifen in Urin einzutauchen, um seine Verfärbung mit einem
gedruckten Farbfeld vergleichen zu können. Mit einem
hochinnovativen Verfahren werden dazu Reagenzien auf Papiere
gebracht. Glukotest ist der Name dieses Teststreifens, der Zucker
im Harn nachweist. Bald schon werden Reagenzien für andere
diagnostische Messgrößen ebenfalls auf industriell gefertigte
Harnteststreifen gebracht oder auch verschiedene dieser Parameter
auf einem gemeinsamen Träger kombiniert, zum Beispiel pH-Wert
und Eiweiß.
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Auch die "Nassabteilung" der diagnostischen Chemie kommt in den
Genuss einer arbeitserleichternden Erfindung aus Tutzing. Die
sogenannte Testkombination - später als Kit bezeichnet - enthält
in einer Packung zusammengefasst alle für die jeweilige
Bestimmung erforderlichen Substanzen: das erste konkrete Beispiel
einer Standardisierung in diesem Bereich. Bald schon werden alle
geeigneten Produkte der Nassdiagnostik als Kits angeboten.
1957
Mit dem Transaminase-Test (GOT-UV) setzen die DiagnostikaForscher ein weiteres Zeichen. Der GOT-UV-Test ist die
Pioniermethode zur zuverlässigen Bestimmung der Transaminasen
im Blut. Diese Enzymgruppe gibt dem Arzt wertvolle Auskünfte
über Zellschädigungen im Körper.
1960
Erneut gibt es Anerkennung der internationalen Fachwelt, und
zwar für die GOD-Methode. Dabei handelt es sich um die erste
enzymatische Glucose-Bestimmung, auf der die spätere
Entwicklung zur Führungsrolle des Unternehmens in der DiabetesDiagnostik aufbauen wird.
1961
Den Forschern in Tutzing gelingt der Sprung in das Neuland
Herzinfarkt-Diagnostik. CPK heißt, in Ableitung von CreatinPhosphokinase, ihr der Fachwelt präsentierter Test, der den
Myokardinfarkt mit Sicherheit nachweist. Der CPK-Test nimmt in
der Medizin auf Anhieb die Position einer unerlässlichen StandardMethode ein.
1963
Die Mannheimer Schnelltest-Entwicklung bringt den ersten
kombinierten Harnteststreifen heraus, den Combur-Test. Drei auf
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dem Streifen aufgebrachte Testfelder ermöglichen die gleichzeitige
Bestimmung von drei Messgrößen, nämlich Glucose, Eiweiß und
pH-Wert. In den Folgejahren wächst die Zahl der mit Combur
erfassten Parameter bis in den zweistelligen Bereich.
1968
Der in Mannheim entwickelte Haemo-Glukotest zur
halbquantitativen Blutzucker-Bestimmung revolutioniert die
Diagnostik und bildet die Grundlage für das spätere Geschäftsfeld
Diabetes Care. Dank Haemo-Glukotest und seinen
Weiterentwicklungen wird es möglich, dass der Diabetiker
schließlich ohne fremde Hilfe seinen Blutzucker kontrollieren kann.
Zunächst geht es allerdings noch um die Einschätzung eines
Farbwertes mit bloßem Auge, die nur der Profi sicher wagen kann.
Später werden die Resultate immer differenzierterer Nachfolgetests
wie Haemo-Gluko 20-800 mit Hilfe immer besserer Geräte
gemessen und so eindeutig interpretiert, dass auch die Diabetiker
selbst sich im Alltag ohne ärztliche Hilfe zurechtfinden können.
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Andere wichtige 68er-Revolutionen spielen in der Schweiz: Roche
gründet in Basel die Abteilung Diagnostika, steigt in den
medizinischen Apparatebau ein und setzt in der Folge Zeichen mit
Aktivitäten in der Bioelektronik und zwei Jahre später mit der
Einführung des ersten digitalen Ultraschall-Gerätes Axicon. In
Zürich gründet sich ebenfalls 1968 die wenig später in Rotkreuz
(Zug) etablierte und schließlich von Roche übernommene Firma
Tegimenta. Sie ist Keimzelle der heutigen Roche Instrument Center
AG mit 600 Mitarbeitern, die Analyseautomaten für die Diagnostics
Division entwickeln und produzieren.
1970
Ein Quantensprung in der Leberdiagnostik: Der Gamma-GT-Test
gibt Auskunft über Organschädigungen, genauer gesagt über den
möglichen Verfettungsgrad der Leber, der vor allem bei
dauerhaftem Alkoholkonsum sehr hoch sein kann. Der 1970
eingeführte Test, der diese Enzymaktivität im Serum nachweist, ist
1975 nochmals entscheidend verbessert worden. Der Test zählt
noch immer zur Routine in der Leberdiagnostik.
1971
In Basel wird das Institut für Immunologie eröffnet, ein zweiter
einschlägiger Meilenstein nach der Gründung des Instituts für
Molekularbiologie in Nutley, New Jersey, drei Jahre zuvor. Das
Basler Institut ist von Roche finanziert, jedoch unabhängig. Es
treibt Grundlagenforschung in Sachen Immunsystem und
bearbeitet die jeweiligen Projekte in neuartigen Team-Strukturen.
Die weltweit anerkannte Einrichtung hat drei Nobelpreisträger
hervorgebracht, 1984 Niels Kaj Jerne und Georges Köhler und 1987
Susumu Tonegawa. Sie erhielten die hohe Auszeichnung jeweils für
Arbeiten, die sie am Institut oder in Anlehnung an Projekte des
Instituts vorgelegt hatten.
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Die einfache Identifizierung von Bakterien ist jetzt möglich, und
zwar ohne Färbung oder Ausstreichen auf Agarplatten: In der
Enterotube wird die Probe durch Kammern mit selektiven
Nährmedien gezogen; je nachdem, in welchem Medium die
Bakterien anwachsen, kann eine Aussage über ihre Gattung
getroffen werden.
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Mit dem Test Pregnex setzt Roche einen Akzent im Bereich der
Schwangerschaftsdiagnostik.
1972
Auf dem 280.000 Quadratmeter großen Areal eines stillgelegten
Bergwerkes entsteht in erster Baustufe das Biochemica-Werk
Penzberg als Schwesterwerk Tutzings. Dabei handelt es sich um
eine hochmoderne Fabrik für die Fertigung der steil anwachsenden
Produktlinien Biochemika und Diagnostika. Inzwischen ist
Penzberg mit 3000 Mitarbeitern einer der wichtigsten Forschungsund Produktionsstandorte von Roche, der einzige übrigens, an dem
die beiden Divisionen Diagnostics und Pharma nicht nur parallel
tätig sind, sondern zudem gemeinsame interdisziplinäre Projekte
betreiben. Penzberg ist eines der größten Zentren für
Biotechnologie in Europa und führend in der biotechnologischen
Herstellung von Reagenzien und Wirkstoffen.
1974
Mit der Gründung der Labora AG und dem Kauf des
Unternehmens BioDynamics in Indianapolis stellt der ReagenzienPionier Boehringer die Weichen für ein entschiedeneres
Engagement auch im Bereich der Laborgeräte, mit denen diese
Reagenzien zur Anwendung gebracht werden. Zugleich wird die
Präsenz am amerikanischen Markt gestärkt. Indianapolis ist bald
schon Schauplatz eines unvergleichlichen Aufschwungs in
Forschung, Produktion und Vertrieb: Das amerikanische
Tochterunternehmen empfiehlt sich erfolgreich und auch mit
neuartigen Marketing- und Vertriebskonzepten als Spezialist für
Kundenorientierung, und die mit viel Engagement aufgebauten
Forschungsabteilungen leisten wertvolle Beiträge vor allem zum
Produktportfolio für das Endverbrauchergeschäft. Inzwischen ist
Indianapolis weltweit einer der größten Standorte von Roche
Diagnostics.
*
Auch bei Roche in der Schweiz wird zeitgleich die Kompetenz im
Gerätebereich gestärkt: Die Übernahme der Kontron AG, Zürich,
bringt neuen Schub bei der Produktion analytischer Systeme,
insbesondere gilt dies für das Gebiet der Spektralphotometer.
Zudem entwickelt und produziert Tegimenta Ultrazentrifugen für
den Analysebereich von Kontron.
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In der Harndiagnostik geht es Schritt um Schritt voran: Urotube
zur Urinanalyse kommt auf den Markt, und der SangurTeststreifen macht als Erster seiner Art Erythrozyten sichtbar.
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Das Labor zum Patienten bringen zu wollen (und zu können), ist
seitdem und heute sogar mehr denn je einer der
Programmschwerpunkte bei Roche Diagnostics. Der 1974
eingeführte Reflomat (auch Stat Tek genannt) steht am Beginn
dieses Erfolgsweges. Zusammen mit dem Reflotest-GlucoseTeststreifen erhebt dieses erste Desktop-Blutglucosemessgerät für
die Arztpraxis schnell und zuverlässig Daten gewissermaßen in
Patientennähe. Prinzip und Handling sind einfach: Eine GlucosePeroxidase-Reaktion liefert ein quantitatives Farbsignal, das mit
einem Reflektionsphotometer gelesen werden kann. Ein Tropfen
Kapillarblut wird dazu auf die Reaktionszone des Teststreifens
gebracht, überschüssiges Blut wird nach 60 Sekunden mit einem
Baumwolltuch abgewischt, nach weiteren 60 Sekunden erfolgt die
photometrische Ablesung. Glucosekonzentrationen zwischen 70
und 350 mg/dl können so gemessen werden.
1975
Monoklonale Antikörper stehen im Mittelpunkt wissenschaftlicher
Diskussion. Mit ihnen ist auch der Diagnostik ein neues Werkzeug
an die Hand gegeben. Die Labors von Mannheim und Oberbayern
und natürlich das junge Institut für Immunologie in Basel sind an
vorderster Front mit dabei. Damit verbunden rückt die junge
Wissenschaft der Molekularbiologie mehr und mehr ins
Rampenlicht. Mit Blick auf mögliche Produktentwicklungen
sowohl bei Pharma als auch in der Diagnostik stellt sich das Thema
insbesondere, und in Tutzing werden die ersten
molekularbiologischen Arbeiten aufgenommen.
1977
Der Enzymun-Test Digoxin zur Kontrolle des Herzglykosidspiegels
wird auf den Markt gebracht.
1978
Zwei Giganten tun sich in der Testautomatisierung zusammen:
Hitachi bringt das Know-how für die Gerätetechnik mit,
Boehringer das für die Testentwicklung. Ein Jahr später beginnt das
erste System, Hitachi 705, zur Bestimmung klinisch-chemischer
Blutparameter seinen Siegeszug in die Großlabors der
medizinischen Welt.
*
Roche führt den von Tegimenta entwickelten und produzierten
Cobas Bio ein, das erste Gerät der Cobas-Serie für klinischchemische Assays. 4400 Stück werden bis 1984 produziert
*
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Mit Reflotest Hypoglycemie, einem neuen Teststreifen für den
Reflomat Meter, kann man Hypoglykämie, die Verminderung des
Blutzuckers, im Bereich zwischen 10-150 mg/dl messen, dies sogar
schon bei Neugeborenen.
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Die Weltstars Audrey Hepburn und Ben Gazzara mischen sich
unter die Belegschaft. Hollywood-Regisseur Terence Young dreht
in Produktions- und Forschungsabteilungen des Werkes
Mannheim Schlüsselszenen für den Film "Bloodline" nach einem
Roman von Sidney Sheldon.
1979
Der Haemo-Glukotest 20-800 (auch als BM Test 1-44 und
Chemstrip bG auf dem Markt) für den Messbereich zwischen 20
und 800 mg/dl wird zum Goldstandard für Genauigkeit bei der rein
visuellen Blutzuckermessung. Er macht das Blutglucose-Monitoring
für jeden Patienten erschwinglich. 1983 folgt dann die Variante
Haemo-Glukotest 20-800 R für die quantitative Messung auf
Geräten wie Reflolux und Accu-Chek auf den Markt.
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Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) werden mit dem neuartigen
Cytur-Test in Urin nachweisbar. Und noch ein Sprung nach vorn:
Das neue System Urotron ermöglicht nun auch die
halbautomatische Urinanalyse.
1980
Manche stehen ihm ablehnend gegenüber, andere fördernd: dem
neuen "Handwerk" der Diabetiker-Selbstkontrolle. Dass es nun
sogar zum Kongress-Thema wird, signalisiert untrüglich seine bald
bevorstehende Anerkennung durch die medizinische Fachwelt: In
Nottingham, UK, findet der erste Workshop über „Home Blood
Glucose Monitoring“ statt. Bis zur Etablierung der Selbstkontrolle
im Alltag der Patienten bedarf es allerdings noch einiger wichtiger
Schritte.
1981
Ein kleiner Schritt für die junge Mannheimer Geräteproduktion,
ein großer für die geplagten Diabetiker: Mit dem automatischen
Injektor Autoclix zur Abnahme von Kapillarblut kann man
zwischen drei Einstichtiefen wählen. Den Augenblick des - kaum
spürbaren - Zustechens bestimmt das Gerät. Der Injektor Softclix
(1993) für die Selbstkontrolle und Softclix Pro (1995) für den
professionellen Bereich verfeinern die Technik im Dienste einer fast
schmerzfreien Abnahme von Kapillarblut.
1982
Cobas Fibro macht die Blutgerinnungsanalyse einfacher. Das
weltweit erste halbautomatische System für diese Anwendung wird
in den folgenden sechs Jahren 1500mal verkauft. Im selben Jahr
kommt Cobas Bact für mikrobiologische Assays auf den Markt,
eine gemeinsame Entwicklung von Tegimenta und dem Genfer
Batelle Institut.
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Meilensteine, Seite
*
Der Combur 9 als Neunfach-Harnteststreifen stellt einen
Höhepunkt der Teststreifen-Technik dar. Im Nonett der Parameter
spielen die Felder für Leukozyten, Nitrit, pH, Eiweiß, Glucose,
Keton, Urobilinogen, Bilirubin und Blut (Erys, Hb) mit.
*
Das neue tragbare Gerät RefloCheck, das den Pionier Reflomat
ablöst, ist ein verbessertes Reflexionsphotometer für die
Blutzuckermessung in der Arztpraxis. Mit dem Reflocheck Glucose
Teststreifen deckt es den Messbereich zwischen 20 und 450 mg/dl
ab.
1983
Schlag auf Schlag geht es weiter mit der Ausrichtung auf den
"Endverbraucher Patient": Reflolux, später auch als Accu-Chek
bekannt, ist das erste Gerät, mit dem der Patient selbst seinen
Blutzuckerspiegel kontrollieren kann. Mit dem Teststreifen Haemo
Glukotest 20-800 R (Chemstrip bG) stellt der Reflolux das Nonplus-ultra in punkto Sicherheit dar. Ein Barcode auf dem Streifen
erleichtert die Codierung. Damit ist die in der Theorie noch immer
umstrittene Diabetiker-Selbstkontrolle in greifbare Nähe gerückt.
Und schon wieder haben die Mannheimer Diabetes-Experten auch
als Diabetiker-Experten die Nase vorn. Sie stoßen die Tür zum
Selfmonitoring noch weiter auf und starten das erste ihrer weithin
anerkannten Diabetes-Schulungsprogramme. Vor allem die
Erkenntnis, dass der informierte Patient, der gewissermaßen zum
Spezialisten für seine Erkrankung geworden ist, schließlich auch
derjenige sein wird, der die Gemeinschaftskassen am wenigsten
belastet, führt zur Durchsetzung der Selbstkontrolle.
*
Die ersten enzymatisch-immunologischen Tests (CEA-AIA, BCBSystem, B-HCG) erreichen den Markt.
1984
Das Cobas-Programm verdichtet sich und expandiert zugleich in
neue Bereiche und Fertigkeiten: Nachdem ein Jahr zuvor Cobas
EIA halbautomatisch Testschritte wie Inkubation, Waschen und
Messen heterogener Immunoassays erledigen konnte, stößt nun
Cobas Fara auch in die Gebiete Lebensmittelchemie und Forschung
vor. Cobas Mira indessen setzt einen neuen Standard bei den
Analysesystemen für die klinische Chemie und bewährt sich in der
Folge als bestverkauftes System in diesem Marktsegment.
*
Diabetes Care entwickelt für Diabetiker und FettstoffwechselKranke eine individuell zuschneidbare Computer-Diät. Inzwischen
nutzen mehr als 100.000 Patienten pro Jahr diese Hilfe.
1985
Weltpremiere für Reflotron. Mit dem hoch-innovativen Gerät für
die Arztpraxis wird ein neues Kapitel zum Thema
Präsenzdiagnostik aufgeschlagen: Das schnelle System, eine Art
Labor für das Fensterbrett, erlaubt dem Arzt die sofortige
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Meilensteine, Seite
Bestimmung von bis zu 17 medizinisch wichtigen Blutparametern,
wenn es sein muss, sogar noch in Anwesenheit des Patienten. Im
selben Jahr noch erhält das Unternehmen für dieses revolutionäre
System den Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft.
*
ES 600 ante portas. Es ist das erste vollmechanisierte
Analysensystem für immunologische Bestimmungen und
Ausgangspunkt einer schwunghaften Entwicklung.
1986
Diabetiker kommen für ihre tägliche Selbstkontrolle in den Genuss
diverser technischer Schübe: Reflolux II (Accu-Chek II) ist eine
verbesserte Version des Reflolux mit einem Messbereich zwischen
10 und 500 mg/dl. Schon ein Jahr später gibt es
Siebenmeilenschritte in Richtung auf ein medizinisches
Datenmanagement: Reflolux II M (Accu-Chek II M) ist ein
Reflolux II mit Memoryfunktion und PC-Interface.
Als Neuheit für den Diabetespatienten kommt Camit EL (Merlin)
für das elektronische Datenmanagement hinzu. Vier Jahre später
folgt Reflolux S (Accu-Chek III), das Reflolux der neuen
Generation. Es erleichtert seine Bedienung durch einen extra
großen Datenspeicher.
*
Roche bringt den ersten HIV-Test auf den Markt. Nur fünf Jahre
nach Beschreibung des Krankheitsbildes AIDS gibt es damit einen
zuverlässigen indirekten Nachweis für das Vorhandensein des
Virus, das den Immundefekt auslöst. Der Test erkennt die
Antikörper, die gegen das Virus gebildet werden. Roche bringt in
den Folgejahren immer feinere Produkte auf den Markt und krönt
diese Aktivität shließlich mit dem PCR-Test, der das Virus direkt
nachweist.
1987
Mit einem pankreasspezifischen Amylasetest aus monoklonalen
Antikörpern unterstreicht die Boehringer-Forschung ihre Expertise
in diesem Gebiet.
1988
Die Anforderungen, die sich in der nunmehr großen und
komplexen Welt der Diabetiker-Selbstkontrolle dem führenden
Anbieter stellen, sind ebenso groß wie auch vielfältiger Natur. Zwei
Einführungen des Jahres geben Hinweise darauf: Diatek (Tracer),
das bis dahin kleinste und einfach zu bedienende BlutglucoseMessgerät, kommt dem Anspruch auf unauffällige Messung im
Berufsalltag oder auf Reisen entgegen. Und auch das gibt es jetzt:
ein Blutzucker-Messgerät, das sprechen kann. Reflolux Audio
(Accu-Chek II Freedom) sagt blinden Diabetikern oder solchen mit
schwerer Sehbehinderung, wie ihr Blutzucker steht.
1989
Inzwischen ist sie ein Stück Geschichte, und ein amerikanischrussisches Gemeinschaftsprojekt hat die legendäre Raumstation
MIR abgelöst. Doch die Erfahrungen ihrer Besatzungen sind
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Meilensteine, Seite 10
Allgemeinwissen der Raumfahrt geworden. Zu diesen Erfahrungen
zählt der 1989 begonnene Einsatz des Gerätes Reflotron für die
medizinische Überwachung der Astronauten. Die Gegenleistung:
Wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des Systems.
*
Mit dem Enzymun-Test wird ein neues Immunologiesystem zur
Messung von Blutparametern präsentiert. Zugleich erweitern
Tumormarker und Reproduktionshormone die Produktpalette.
1990
Troponin T, ein von Boehringer Mannheim entwickeltes
Instrument zur Diagnose von Herzkranzveränderungen und
Herzinfarkt-Früherkennung, beginnt seinen Siegeszug als wichtiges
diagnostisches Instrument in der Hand von Kardiologen und
Notfallmedizinern.
*
Micral-Test - ebenso von Boehringer Mannheim entwickelt - ist der
erste immunologische Teststreifen zur Erkennung einer
Microalbuminurie bei Diabetes oder Hypertonie.
1991
Eine Investition in die Zukunft, die den weiteren Weg von Roche
Diagnostics bis hinauf zur Marktführung maßgeblich beeinflusst:
Roche erwirbt die Rechte an der PCR-Technologie von der kleinen
amerikanischen Biotech-Firma Cetus Corporation, mit der schon
seit mehreren Jahren kooperiert worden ist. PCR steht als
Abkürzung für die englische Variante des Begriffs PolymeraseKettenreaktion. Bei der Polymerase-Kettenreaktion handelt es sich
um eine molekular-biologische Methode, mit deren Hilfe Stücke
der Erbsubstanz millionenfach kopiert werden können. In der
biologischen und medizinischen Grundlagenforschung ist die PCR
eine der wichtigsten molekular-biologischen Methoden, um das
genetische Material von Lebewesen zu entschlüsseln und auf seine
Funktion hin zu analysieren. Die PCR dient auch dazu, die
genetischen Ursachen vieler Krankheiten aufzuklären. Sehr grosse
praktische Bedeutung besitzt die PCR-Methode vor allem für die
frühzeitige Diagnose von Infektionen, Erbkrankheiten und Krebs.
Dies gilt beispielsweise für Infektionen mit AIDS-oder Hepatitis-CViren und Chlamydia- oder Tuberkulose-Bakterien. So können
auch latente Krankheitserreger erfasst werden, die mit anderen
Verfahren gar nicht, nur schwer oder erst nach längerer Zeit
identifizierbar sind.
*
Roche Molecular Systems, eine Geschäftseinheit, die mittlerweile in
Pleasanton, Kalifornien, ansässig ist, wird gegründet. Sie befasst
sich exklusiv mit der Entwicklung klinisch diagnostischer Kits, die
auf den Möglichkeiten der PCR-Technologie basieren. Dabei geht
es vor allem um Kits für die schnelle und zuverlässige Diagnose und
das Monitoring von Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis
C. Weitere Anwendungen können Werkzeuge zur Identifikation
von Erbkrankheiten und genetischen Veränderungen sein. Auch
Meilensteine, Seite 11
für die Krebserkennung in frühen Stadien eröffnet PCR neue
Perspektiven.
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Mit Miditron M wird ein weiteres Gerät für die halbautomatische
Urinanalyse eingeführt, das zuvor von Boehringer Mannheim
entwickelt wurde.
*
Cobas Core, das erste vollautomatische Analysesystem für die
Immunchemie von Roche Diagnostics, ist marktreif.
1992
Der AMPLICOR Chlamydia trachomatis Test (CT) und
AMPLICOR HIV-1 sind die ersten PCR-Standardtests für die
klinische Diagnostik, die den Markt erreichen. Beim CT-Test
handelt es sich um das erste kommerzielle Kit zur TargetAmplifikation – ein Riesenfortschritt für die Weiterentwicklung
traditioneller Labormikrobiologie. Der HIV 1-Test kann zuverlässig
den HIV-Viruslevel messen.
*
Das neue Gerät Accutrend ist der "Namenspatron" der späteren
Accutrend-Familie von Reflektionsphotometern höchster Güte, die
den Bereich Blutanalyse revolutionieren wird. Mit dem AccutrendGlucose-Teststreifen liefert es sein Ergebnis in nur zwölf Sekunden.
Accutrend DM (Accu-Chek Instant DM), das nur ein Jahr später
folgt, hilft in der Hauptsache den Typ-1- Diabetikern. Das
integrierte elektronische Tagebuch erleichtert die tägliche Routine
und zeigt unkontrollierte und abnormale Krankheitssituationen an.
Accutrend GC (Accu-Chek Instant Plus) aus demselben Jahr
kombiniert Glukose- und Cholesterinmessung in einem Gerät.
1993
AMPLICOR HCV (Hepatitis C Virus) kommt auf den Markt. Es ist
der erste standardisierte PCR-Kit und gleichzeitig der erste
kommerzielle Kit, der anstelle der Immunantwort auf das aktuelle
Hepatitis C Virus das Virus selbst nachweist.
*
Das erste einer Reihe von Patenten der sogenannten TaqManTechnologie wird den Forschern von Roche Molecular Systems
zuerkannt. Diese Patente beziehen sich auf simultane Anreicherung
und Nachweis spezifischer DNA-Sequenzen unter Zuhilfenahme
eines fluoreszierenden DNA-bindenden Farbstoffes. Die
Pionierleistung erlaubt die Entwicklung von
Instrumentensystemen, mit deren Hilfe Forscher schnell und in
hoher Stückzahl genetische Strukturen abklären können. Die
TaqMan-Technologie legt somit den Grundstein für die
sogenannten "Echtzeit"- oder "kinetischen" PCR-Systeme wie
LightCycler. Sie ermöglichen Anwendungen wie beispielsweise die
Hochdurchsatz-Genotypisierung oder die äußerst sensitive und
hochspezifische Quantifizierung des sogenannten mRNA-Gehalts
(Boten-RNA), auch unter dem Begriff Expression Profiling
bekannt.
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1994
Die Accutrend-Produktfamilie revolutioniert die Blutanalyse
weiterhin. Mit Messgeräten und Teststreifen bestimmt man nun
einfach und bequem Blutzucker, Cholesterin und Triglyceride. Mit
Accusport z.B. hat der Sportler immer Kenntnis über den
Lactatgehalt seines Blutes und damit über seinen Trainingszustand.
Accu-Chek Advantage (Accutrend Sensor) ist das erste SensorSystem, und zwar mit Memory-Funktion. Es arbeitet mit
arteriellem und venösem Blut, mit Kapillarblut und sogar mit Blut
von Neugeborenen und ist deshalb auch für den
Krankenhausbetrieb geeignet. Die Kalibrierung erfolgt mit einem
Code-Chip. Accu-Chek Instant (Accutrend alpha) überzeugt
durch bequeme und einfache Handhabung.
*
Der Cobas Integra 700 mit seinem innovativen ReagenzienKonzept bringt neuen Fortschritt in die Großlabors: Die
notwendigen Reagenzien werden in Kassette geliefert, was nicht nur
den Bedienkomfort erhöht, sondern auch die Standardisierung
verfeinert. Der fünf Jahre später eingeführte Cobas Integra 800
beispielsweise kann bis zu 69 verschiedene Untersuchungen bei
einer Durchsatzrate von bis zu 700 Tests pro Stunde in höchster
Genauigkeit verarbeiten.
*
Den Troponin-Test gibt es jetzt auch als Schnelltest Trop T: Eine
Entwicklung, die seitdem viele Leben gerettet hat. Die schnelle
Infarktdiagnose, beispielsweise schon im Rettungsfahrzeug, bringt
wertvolle Pluspunkte auf dem engen Zeitkonto des Überlebens
nach dem Infarktereignis. Dieser Weiterentwicklung des 1990
eingeführten ELISA Troponin T-Tests kommt auch entscheidende
Bedeutung bei der Beurteilung von Infarkten, bei instabiler Angina
pectoris, bei der perioperativen Überwachung und der
Erfolgskontrolle bei der Thrombolyse zu.
*
Mit dem CoaguChek System zur Kontrolle der Blutgerinnung
führt Roche das zweite System für die Patientenselbstkontrolle ein.
Es erlaubt den Patienten, die lebenslang orale Anticoagulantien
einnehmen, ein selbständiges Monitoring ihrer INR, oder auch
Quick-Werte genannt. Damit können sie die therapeutische
Einstellung deutlich verbessern und Komplikationen reduzieren.
Folgeschäden wie z.B. Schlaganfall und erhebliche Kosten bei
notwendigen Anschlußbehandlungen können so verhindert oder
verringert werden. Die Unabhängigkeit und die
Eigenverantwortung ermöglichen den Patienten eine deutliche
Verbesserung der Lebensqualität. Doch nicht nur der Patient allein,
sondern alle Arztgruppen, die Patienten betreuen, können mit
dieser Technologie innerhalb einer Minute die INR-Werte messen,
die Therapie überprüfen und gegebenenfalls ändern. Erneute
Arztbesuche oder zeitintensive Telefonate sind damit hinfällig.
Gemeinsam mit dem Roche-Therapeutikum Marcoumar werden
Synergien im Sinne eines Diseasemanagements (Diagnose,
Therapie, Schulung und Monitoring) zum Wohle des Patienten
nutzbar. Mit CoaguChek ist nun neben Diabetes ein zweites
Meilensteine, Seite 13
fortschrittliches patientenorientiertes Monitoring möglich, das die
allgemeine Versorgung erheblich verbessert und in vielen Ländern
schon heute als Standard zum INR-Monitoring gilt.
*
Das japanische Rote Kreuz und Roche Molecular Systems gehen
eine offizielle Partnerschaft für die Untersuchung von Blutproben
ein. Spenderblut wird künftig mit PCR-basierenden Tests auf HIV,
HCV und HBV untersucht. Das Kooperationsprojekt, dem später
in anderen Ländern, etwa USA, Deutschland und Frankreich,
nachgeeifert wird, findet bis 2001 eine Ausweitung auf weitere
Screening-Parameter. Japan, dessen Blutbanken über die Spenden
von sechs Millionen Menschen verfügen, will erklärterweise das
"sicherste Blut der Welt" bereitstellen können.
1995
Cobas Amplicor bringt die PCR-Routinediagnostik auf eine neue
Ebene: Das Gerät fasst alle Schritte von RNA-Transkription, DNAAmplifikation und Dokumentation zusammen. Weitere
Durchbrüche: Die ersten quantitativen PCR Kits, Amplicor HIV-1
Monitor und Amplicor HCV Monitor, erlangen Marktreife
außerhalb der USA. Amplicor HIV Monitor ist der erste
kommerzielle Test, mit dem man zuverlässig den HIV-Viruslevel
messen kann – ein Durchbruch im Aidspatientenmanagement.
Auch erstmals auf dem Weltmarkt: Der Amplicor CT/NG. Der erste
echte "Multiplex"-Test kann mehrere Targets gleichzeitig
extrahieren, amplifizieren und individuell nachweisen. Die
AmpliTaq GOLD DNA Polymerase verbessert Spezifität und
Sensitivität der PCR. AmpliTaq DNA Polymerase FS zeigt enorme
Vorteile für die automatische DNA Sequenzanalyse; das Enzym
wird einige Jahre später als „the enzyme that sequenced the Human
Genome“ in die Fachpresse eingehen. Innovationen von Roche
haben damit wesentlichen Anteil an der Entschlüsselung des
menschlichen Genoms, die im Jahr 2000 von der akademischen
Welt als epochales Ereignis begrüßt werden und eine zweite große
Aufklärungskampagne einleiten wird: die Identifikation von immer
mehr Proteinen und ihren Funktionen. Auch dabei steht RocheTechnologie Pate.
1996
Das neue System Elecsys für die Immundiagnostik basiert auf dem
in Tutzing und Penzberg intensiv erforschten Prinzip
Elektrochemiluminiszenz. Elecsys gilt als Quantensprung in der
Immundiagnostik und findet in einer Vielzahl von Gebieten
Anwendung, etwa bei Tumormarkern, Anämie, in der
Infektionsserologie oder auch der Kardiologie.
*
Trop T, der weltweit einzige Schnelltest zur Herzinfarktdiagnostik,
"sammelt" Preise: den Innovationspreis der deutschen Wirtschaft,
den Grand Prix der tschechischen Medizinischen Gesellschaft und
den Preis der Initiative für Kreativität des Darmstädter Kreises.
*
Meilensteine, Seite 14
Weitere Entwicklungsarbeit im Bereich PCR führt zum DRB-29Kit, einem gerichtsmedizinisch relevanten Test, der den
sogenannten HLA-DQA-Genort typisiert. Dabei handelt es sich um
die Genregion, die mit der genetischen Variabilität des Menschen
zusammenhängt und deshalb die Identifizierung eines spezifischen
Individuums erlaubt. In den Folgejahren bringt Roche weitere Tests
auf den Markt, die auf die verschiedenen HLA-Regionen
ausgerichtet sind. PCR-basierte Kits werden zu einem wesentlichen
Instrument der Gerichtsmedizin bei der Identifikation von
Individuen.
1998
Anerkennend kommentieren Medien die schon ein Jahr nach der
Kaufentscheidung abgeschlossene Integration der Corange-Gruppe
in den Roche-Konzern. Sie feiern das Ergebnis als eines der seltenen
Beispiele einer wirklich gelungenen Übernahme "ohne größere
Reibungsverluste", wie beispielsweise die deutsche
Wirtschaftszeitung Handelsblatt schreibt. In kurzer Zeit kann sich
die damit gestärkte Diagnostics Division an die Spitze des
Weltmarktes setzen, die sie seitdem ununterbrochen und unter
ständigem Ausbau des Vorsprungs einnimmt. Das neue
Jahrtausend beginnt der Weltmarktführer beispielsweise bereits
mit 6,252 Milliarden CHF Umsatz und einem Marktanteil von 15
Prozent. Das ist deutlich mehr als der Zweitplazierte notieren kann.
16 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten weltweit für
Roche Diagnostics.
*
Das LightCycler-System setzt den Standard für die schnelle OnlinePCR-Analyse in Echtzeit. Es leistet für die medizinische Forschung
Pionierarbeit auf der Suche nach genetischen Parametern bei
beispielsweise schwersten Entzündungen, Rheuma oder bei der
Früherkennung möglicher Abstoßungsreaktionen im Zuge von
Transplantationen.
1999
MODULAR, ein völlig neues System, das flexibel dimensionierbar
und für klinisch-chemische Parameter für Großlabors wie
beispielsweise von Universitätskliniken einsetzbar ist, setzt neue
Maßstäbe.
2000
RTS steht für Rapid Translation System, und RTS 500 von Roche
Diagnostics ist das weltweit erste kommerzielle System für die
vollautomatische Synthetisierung von Proteinen ohne Zellen. Es
kann innerhalb von nur zwölf Stunden ein Protein in Mengen von
bis zu einigen hundert Mikrogramm herstellen. Die neue
Technologie ist als Ergänzung zum LightCycler ein wertvolles
Werkzeug für alle Bereiche der Forschung, in denen an der
Entdeckung von Genen sowie an der für die medizinische
Diagnostik besonders interessanten funktionellen Analyse von
Proteinen gearbeitet wird.
*
Accu-Chek Comfort ist Synonym für ein Höchstmaß an
Meilensteine, Seite 15
Bedienungskomfort und ästhetischer Eleganz im Design, ganz so,
wie es der qualitätsbewusste, das Leben aktiv gestaltende Diabetiker
zu schätzen weiss. Das System kann 100 Werte mit Datum und
Uhrzeit speichern und erleichtert damit die Blutzuckermessung vor
allem im hektischen Berufsalltag.
*
Mit der Übernahme der Division Medizinische Instrumente des
österreichischen Unternehmens AVL stärkt Roche Diagnostics den
Geschäftsbereich Near Patient Testing mit einem Programm von
Geräten, etwa jenen zur Blutgas-Bestimmung, die in Kliniken,
Praxen und im Notfall-Bereich zum Einsatz kommen. OMNI und
OPTI gelten in diesem Gebiet als praktische Systeme von hoher
Zuverlässigkeit. Graz kommt als neues R & D Zentrum hinzu und
wird wenig später Hauptsitz der Geschäftseinheit Near Patient
Testing.
*
Cobas Integra 800 vereinigt die beiden Reagenziensysteme Kassette
(Roche Diagnostics) und 5er Rack (Hitachi), die in den
zusammengeführten Produktlinien den jeweiligen Standard
gebildet hatten.
*
Forscher von Roche Molecular Systems präsentieren die erste
Designer DNA Polymerase mit Magnesium-aktivierter
hitzeresistenter Reverse Transkriptase-Aktivität und eingebauter
Korrekturfunktion.
2001
Roche Diagnostics gibt sich eine neue Struktur und legt die
strategische Ausrichtung für die nächsten Jahre fest. Die
gewünschte Entwicklung steht im Zeichen einer KompetenzErweiterung vor allem auch im Bereich der elektronischen
Informationsverarbeitung. Es gilt, das vorhandene diagnostische
Potential mit verstärktem IT-Potential zu verbinden, um das
zweckorientierte Management medizinisch relevanter
Informationen als Komplettleistung anbieten zu können. Die
Business Areas Applied Science, Diabetes Care, Molecular
Diagnostics, Centralized Diagnostics und Near Patient Testing
arbeiten an diesem wie an anderen strategischen Zielen im
Austausch mit den Ländergesellschaften in den
Regionalorganisationen EMEA (Europa, Middle East und Afrika),
Nordamerika, Iberia/Südamerika, Asia-Pacific und Japan.
*
Roche Diagnostics erweitert den Aktionsradius des Marktführers
auch mit Hilfe strategischer Allianzen in Richtung auf neue
Geschäfte. Eine Kooperation mit Prionics führt sehr schnell zur
Entwicklung und Vermarktung eines zuverlässigen Tests auf dem
hochaktuellen Gebiet BSE, auch Rinderwahnsinn genannt. Die
1986 erstmals beschriebene schwammartige Hirnerkrankung bei
Rindern steht im Verdacht, im Falle einer Übertragung auf
Menschen eine neuartige Variante der tödlichen Creutzfeld-JakobKrankheit auszulösen. Der schnellen Selektion erkrankter Tiere
kommt deshalb höchste Priorität zu. Der neue Test leistet diese
Meilensteine, Seite 16
Arbeit zuverlässig. Während es in diesem Fall um Soforthilfe geht,
ist eine andere Kooperation auf eher längerfristige Projektarbeit
angelegt. Die im Diagnostika-Bereich exklusive Allianz mit dem
isländischen Unternehmen DeCode, das sich auf Genomkartierung
spezialisiert hat, steht zudem stellvertretend für ähnliche
Kooperationen mit gendiagnostischem und/oder IT-Potential als
zentralem Thema. Im Fall von DeCode geht es um genetische
Informationen zu Krankheiten wie Bluthochdruck, Schlaganfall
oder Fettleibigkeit. Diese Daten werden in neuen
Diagnoseverfahren zum Tragen kommen und durch die
Verknüpfung mit Messreihen und Tagesdaten zum Nutzen von
Patienten zur weiteren Aufklärung und Therapiekontrolle
beitragen.
*
Das E 170-Modul als integrierter Teil von MODULAR schließt eine
Lücke. Auch immunologische Parameter können nun mit einer
hohen Durchsatzrate, wie sie für das komplexe MODULAR-System
gebräuchlich sind, bearbeitet werden. Dieses Modul mit ECLTechnologie für heterogene immundiagnostische Tests schafft bis
zu 170 Tests pro Stunde.
*
Roche Diagnostics übernimmt Amira Medical und stärkt damit den
Bereich Diabetes Care. Mit dem kalifornischen Unternehmen
ergänzt Roche Diagnostics sein Know-how im Bereich der
Blutzuckerkontrolle.
*
Ein neuer Milzbrand-Schnelltest kann den Erreger innerhalb einer
Stunde nachweisen und nicht erst nach Tagen. Roche Diagnostics
und die Mayo-Klinik haben den Test entwickelt. Er läuft auf dem
LightCycler-System, das in mehr als 400 Labors in den USA und
ungefähr 1500 mal weltweit zum Einsatz kommt.
2002
Mellibase, ein neuartiges, IT-gestütztes Programm zur Risiko- und
Therapie-Prognose bei Diabetes, wird erstmals in Pilotversuchen
im klinischen Bereich eingesetzt. Aufgrund weniger klinischer
Daten lässt sich mit diesem Instrument ein individueller
Risikobericht für den Patienten erstellen. Auf dieser Grundlage
können Arzt und Patient auf ein gemeinsam definiertes
Behandlungsziel hinarbeiten – motiviert durch Darstellungen, wie
sehr das Risiko von Folgeerkrankungen sinkt. So geht Roche
Diagnostics mit dem neuen Tochterunternehmen Hestia Health
Care erneut einen Schritt in Richtung Anbieter
entscheidungsrelevanter Gesundheitsinformationen.
*
Mit der weltweiten Einführung des MODULAR ANALYTICS SWA,
dem ersten kommerziellen, individuell anpassbarem
Hochleistungssystem für klinisch-chemische und immunologische
Analysen, setzt Roche Diagnostics neue Maßstäbe hinsichtlich
Meilensteine, Seite 17
Effizienz und Produktivität. Mit dieser Geräteplattform für den
Serum-Arbeitsplatz können rund 90% der Proben in einem
Durchgang analysiert werden. Zusätzlich können aufgrund der
Breite und Qualität des Testmenüs, das mit Tests für Hormonbestimmungen und Marker für Herzerkrankungen und den
Knochenstoffwechsel erweitert wurde, nunmehr insgesamt 50
Parameter auf den Geräten der Elecsysfamilie bestimmt werden.
*
Sehr erfolgreich verläuft die Einführung von Elecsys proBNP, dem
ersten kommerziell erhältlichen, vollautomatischen Test für die
Diagnose und die Therapieüberwachung der chronischen
Herzinsuffizienz (CHF). Der Test erkennt nicht nur die Krankheit,
sondern kann auch den Arzt bei der Einschätzung über die Schwere
und den Verlauf sowie bei der Prognose für den Patienten
unterstützen. Herzschwäche kann damit nicht nur frühzeitiger
erkannt werden, sondern auch die Behandlung deutlich verbessern.
*
Mit einer neuen Strategie, Systeme als Gesamtlösungen in
Kombination mit IT-Produkten wie beispielsweise DataCare
anzubieten, reagiert der Geschäftsbereich Near Patient Testing auf
die zunehmende Nachfrage nach Informationen, die immer enger
vernetzt, schneller verfügbar und dort abrufbar sein müssen, wo sie
gebraucht werden.
*
Eine solide Basis zur Entwicklung und Vermarktung von
Produkten, die einen frühzeitigen Nachweis des humanen
Papillomavirus (HPV) - eine der häufigsten Ursachen von
Gebärmutterhalskrebs - gewährleisten, stellen die vom Institut
Pasteur erworbenen, umfangreichen Patentrechte dar. Ziel ist es,
PCR-Tests für HPV zu entwickeln und auf den Markt zu bringen,
die mittelfristig an Stelle des traditionellen Abstrichs treten.
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Applied Science erweitert seine Aktivitäten nicht nur in den Bereich
Veterinärdiagnostik in Zusammenarbeit mit IDEXX Laboratories,
sondern baut weiterhin den Bereich der Produkte für
Lebensmittelsicherheit aus, mit dem Bakterien und gentechnisch
veränderte Lebensmittel identifiziert werden können.
Mit dem Einstieg in die wissenschaftliche Dienstleistung will
Applied Science ein ganz neues Geschäftsfeld erschliessen. Mit der
Einführung des ProteoExpert, der in Zusammenarbeit mit der
Bioinformatik-Firma Biomax verwirklicht wurde, bietet Roche
Diagnostics über das Internet Informationen zur schnellen und
sicheren Proteinsynthese. Dieser Service unterstützt Forscher bei
der Arbeit mit dem RTS ProteoMaster, dem weltweit ersten
kommerziellen System, mit dem sich Proteine ausserhalb von
Zellen herstellen lassen.
Meilensteine, Seite 18
2003
Im Jnauar gibt Roche Diagnostics ein Lizenzabkommen mit
Affymetrix bekannt, mit dem die Division im Rahmen eines 18Jahres-Vertrages Zugang zur patentierten GeneChip Technologie
erhält. Mit dieser Technologie wird Roche Diagnostics Labortests
auf der Basis von GeneChips für die DNA Analyse, Genotypisierung
und Resequenzierung sowie für die RNA-Expressionsanalyse
entwickeln und auf den Markt bringen. Diese Test können für eine
Reihe von Krankheiten zur Anwendung kommen, wie Krebs,
Osteoporose, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Stoffwechselstörungen
sowie Infektions- und Entzündungskrankheiten.
*
Im März gibt Roche Diagnostics eine umfassende dreijährige
Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen Epigenomics
zur Entwicklung molekulardiagnostischer und
pharmakogenetischer Krebsprodukte bekannt. Die Kooperation
umfasst die Entwicklung diagnostischer Produkte für die
Früherkennung häufiger Krebsarten, ihre Charakterisierung sowie
die Vorhersage des Behandlungserfolgs mit bestimmten
Krebsmedikamenten. Grundlage dafür bilden die DNAMethylisierungstechnologien von Epigenomics. Die sogenannte
DNA-Methylierung hat die Funktion eines natürlichen "Schalters",
der die Genexpression in den Zellen steuert. Die Methylierungen
sind in zelltypischen Mustern angeordnet, so beispielsweise auch in
Krebs- oder anderen krankhaft veränderten Zellen. Anhand
bestimmter Methylierungsmuster lässt sich eine Krebserkrankung
in Körpergeweben oder -flüssigkeiten wie Blut oder Urin
nachweisen und klassifizieren.
*
Mit der im Mai erfolgten Übernahme des Schweizer
Medizintechnik-Unternehmens Disetronic, dem weltweit
zweitgrössten Hersteller von Insulinpumpen mit Hauptsitz in
Burgdorf, vollzieht Roche Diagnostics einen weiteren bedeutenden
Schritt zum Ausbau des Diabetes Managements. Die Kombination
der beiden Geschäfte versetzt die Division in die Lage, umfassende
Lösungen zum ganzheitlichen Management von Diabetes
anzubieten: von der Selbstüberwachung der Blutzuckerwerte bis
zur individuell abgestimmten Zufuhr von Insulin auf der Basis der
neuesten Pumpentechnologie.
*
Im Juni entwickelt Roche Diagnostics einen ersten PCRForschungstest für den Nachweis der bis dahin unbekannten
Lungenwegserkrankung SARS (severe acute respiratory syndrome)
– dies auch dank der guten Zusammenarbeit mit der WHO, dem
Genome Institute of Singapore und anderen Forschungsinstituten.
Daneben wird in Rekordzeit der erste vollautomatisierte Test zum
Meilensteine, Seite 19
Nachweis des West-Nil-Virus und anderer Erreger der Japanischen
Encephalitis-Virengruppe in Blutspenden entwickelt. Mit dem Test,
der zunächst in den USA und Kanada für klinische Prüfungen
eingeführt wurde, konnten bis Jahresende bereits über 100 infizierte
Blutkonserven identifiziert werden.
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2004
Mit der Akquisition des US-amerikanischen Unternehmens Igen
im Februar 2004 sichert sich Roche Diagnostics die Nutzungsrechte
an der Elektrochemilumineszenz (ECL)-Technologie. Damit erhält
die Division Zugang zu neuen Marktsegmenten in einem der
grössten Wachstumsbereiche: der Immundiagnostik. Diese
übertrifft mit einem Anteil am IVD-Markt von 28% sogar das
Diabetesmonitoring (21%). Roche Diagnostics plant, den
Marktanteil konsequent auszubauen. Durch den Kauf erhält die
Division eine neue, nicht-exklusive Lizenz von Igen, wodurch das
Potenzial der Technologie umfassend für die Weiterentwicklung
der Elecsys-Produktlinie genutzen werden kann.
Basel, im März 2004
Alle erwähnten Markennamen sind gesetzlich geschützt.