"Bubblesplatz" / David Shrigley
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"Bubblesplatz" / David Shrigley
Ein Kunstprojekt von Elmgreen & Dragset im öffentlichen Raum der Stadt München Januar bis September 2013 www.aspacecalledpublic.de München, 17. April 2013 "Bubblesplatz" / David Shrigley Promenadeplatz, München Das Künstlerduo Elmgreen & Dragset entwickelt gemeinsam mit zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern die Reihe „A Space Called Public | Hoffentlich Öffentlich“, die von Januar bis September an prominenten Münchner Plätzen stattfindet. Seit gestern überrascht der britische David Shrigley mit seiner Intervention "Bubblesplatz" auf dem Promenadeplatz. Sie befindet sich direkt neben dem Monument für Orlando di Lasso, das die Fans von Michael Jackson zu einem Erinnerungsort für den Popstar umgewidmet haben. Shrigley hat nun Bubbles, dem Schimpansen von Michael Jackson, ein Denkmal gesetzt. Es ist gegenüber dem Hotel Bayerischer Hof am Promenadeplatz entstanden und greift die Form des über die Münchner Stadtgrenzen hinaus bekannten „Schreins“ für Michael Jackson auf. In ähnlicher Do-It-Yourself-Ästhetik ist das Gedenken für Bubbles inszeniert: mit laminierten Fotos, Zeichnungen, Souvenirs, Blumen, Kerzen und weitere Devotionalien. Diese Spiegelung gehört zur künstlerischen Strategie Shrigleys. Er möchte mit seinem ironischen Kommentar die Diskussion nach der Aufgabe eines Monuments stellen. Wer bestimmt und beeinflusst die Erinnerung im öffentlichen Raum? Wie verändern sich Gedenk- und Erinnerungsorte? Wer hat die Deutungshoheit und welches Gedenken ist angemessen? Der Michael-Jackson-Erinnerungsort hat keine inhaltliche Verbindung zum historischen Monument von Orlando di Lasso. Relevant für die Wahl des Platzes war für seine Münchner Fans, dass der King of Pop einmal gegenüber im Hotel Bayerischer Hof logiert hatte. Bis heute wird ihre Umgestaltung des di Lasso-Denkmals von Stadt und Freistaat geduldet, seit vielen Jahren pflegen Jackson-Fans ihre Pilgerstätte. Auch das Bubbles-Denkmal steht nicht in direkter Verbindung zur Statue von Max II. Emanuel, die es ziert. Bubbles war mutmaßlich während Jacksons Besuch 1986 mit ihm in München. Als Reise-Kompagnon war der Schimpanse bis Ende der 1980er Jahre mit dem Popstar unterwegs. In den 1990er Jahren wurde Bubbles zu aggressiv, um weiter als Haustier gehalten zu werden. Heute lebt Bubbles im "Center For Great Apes", einer karitativen Einrichtung für Affen in Florida. David Shrigley will mit seiner Aktion auf Bubbles' Schicksal aufmerksam machen. Mit "Bubblesplatz" ist ein Monument entstanden für ein lebendiges Wesen, während die meisten Denkmäler bereits verstorbenen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte vorbehalten sind. Es stellen sich Fragen, wie und in welcher Form Erinnerung und Kultur im öffentlichen Raum in einen Zusammenhang gebracht werden. Für wen wird ein Denkmal oder ein Kultort errichtet wird und für wen nicht? Wer entscheidet? Und welche Veränderungen sind zulässig? Mit seiner Aktion trägt Shrigley dazu bei, die Diskussion über Erinnerungskultur und die Nutzung des öffentlichen Raums neu zu entfachen. Auszüge aus der Vita von David Shrigley David Shrigley (geboren 1968, in Macclesfield, England) studierte an der Glasgow School of Art in Glasgow, wo er auch lebt und arbeitet. Seine Arbeiten stellte er in zahlreichen Ausstellungen in Europa und Nordamerika aus; Illustrationen des Künstlers erschienen in Zeitschriften und Zeitungen wie Esquire (Japan), Donna (Italien), frieze (Vereinigtes Königreich), The Guardian (UK), Maisonneuve (Kanada) and Du (Schweiz). Shrigleys Zeichnungen, die eine kindliche Amateurhaftigkeit antäuschen, fertigt er vor allem in schwarzer Tinte auf weißem Papier an. Die fauxnaif Qualität seiner Illustrationen und Texte verhandeln ernste, gesellschaftspolitische Themen, die Shrigley, in Wort-oder Frage-Antwortspiele und cartoonartige Dialoge überträgt, und – mit einer Prise britischen Humors versehen – auf den ersten Blick verharmlost. Konfrontiert mit gefährlichen Haustieren, abscheulichen Familien oder seltenen Hauterkrankungen regen seine Arbeiten zum Nachdenken über existentielle Fragen, gesellschaftliche Verhältnisse und menschliche Seelenzustände an. Zu Shrigleys Werk gehören ferner animierte Pop-Werbevideos für Blur und Bonnie Prince Billy. http://davidshrigley.com/ ************ Auch alle weiteren international tätigen Künstlerinnen und Künstlern aus zahlreichen Ländern, die an der Reihe "A Space Called Public / Hoffentlich Öffentlich" beteiligt sind, setzen sich mit Münchens öffentlichem Raum auseinander, der die Identität der bayerischen Landeshauptstadt maßgeblich prägt. Bereits zu sehen sind: „4th Plinth Munich" von Stephen Hall und Li Li Ren – ein leerer Sockel auf dem Wittelsbacherplatz, der derzeit von dem Münchner Künstler Alexander Laner unter dem Titel „Schöner Wohnen“ gestaltet wird. Laner thematisiert damit Münchens angespannten Wohnungsmarkt und den Trend zu Luxussanierungen. Die tägliche Performance "It's Never Too Late To Say Sorry", basierend auf einer Idee von Elmgreen & Dragset, gibt auf dem stark frequentierten Odeonsplatz Denkanstöße. Zunächst berührt der laut ausgerufene Satz „Es ist nie zu spät sich zu entschuldigen“ die Vorbeigehenden in seiner privaten Dimension. Darüber hinaus können Reaktionen auch den Zeitgeist widerspiegeln oder die kollektive Vergangenheit berühren. Als nächste Kunstaktion wird „Made in Dresden“ von Han Chong am 8. Mai um 11 Uhr auf dem Viktualienmarkt eröffnet. Ein überdimensionierter Buddha thematisiert das Fehlen einer sichtbaren asiatischen Community in München, wie es sie in zahlreichen Metropolen und auch in Dresden gibt. Dort – und nicht in Asien – werden die meisten Asiatica für den europäischen Raum produziert. Die zahlreichen Touristen und auch die Münchnerinnen und Münchner, die übrigens aus über 180 Nationen stammen, werden mit Han Chongs temporärer Installation vielleicht einen neuen Blick auf den traditionsreichen Viktualienmarkt werfen. Längst sind Lebensmittelhandel, Blumenmarkt oder der Export und Import von Früchten globale Angelegenheiten und Produktionsorte über die ganze Welt verteilt. Weitere Informationen Projektbüro „A Space Called Public / Hoffentlich Öffentlich“ Tel. 089/ 41 41 41 291 [email protected] www.aspacecalledpublic.de Die Reihe „A Space Called Public / Hoffentlich Öffentlich“, kuratiert von Elmgreen & Dragset, wird gefördert von