Lieder gehen runter wie Öl

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Lieder gehen runter wie Öl
Allgemeine Zeitung Mainz
Lieder gehen runter wie Öl
Mayence Acoustique spielt Hommage an Gitarrengott J.J. Cale
Vom 22.12.2008
Von
Alfred Balz
Fast jeder kennt Songs von J.J. Cale, sei es aus der Werbung oder dem Verkehrsfunk im Radio. Als Autofahrer,
Party oder Dinnermusik wird diese als Easy Listening empfundene Laidback-Musik gerne konsumiert, geht sie
doch ohne Nebenwirkungen runter wie Öl. Wer eine Klangtapete braucht, greift eben zum Erfinder dieses Sounds
oder seinen Epigonen Eric Clapton und Mark Knopfler. Clapton war es auch, der "Cocaine" und "After Midnight"
zu Hits machte.
Von Blues bis Texmex
Es ist der raffiniert einfache, fast beiläufige Gitarrengroove, der Musiker von Mayence Acoustique reizte, die
Songs des "Schweigers aus Tulsa" im Fort Hauptstein zu interpretieren. Cale bediente sich dabei der ländlichen
Musikstile Oklahomas wie Blues, Country, Cajun und Texmex, die er in seinen unverkennbaren Stil integrierte.
Seine getunte Biographie kann man allerdings außer Acht lassen. Fakt ist, dass der Rootsrock-Opa gerade 70
Jahre alt geworden ist und sich nur ungern von seinem Anwesen in San Diego auf Tournee begibt.
Der Verehrung des medienscheuen Eremiten tut dies keinen Abbruch. So gingen die sechs Musiker von Mayence
Acoustique die Würdigung mit gehörigem Respekt an. Das Eröffnungsstück aller Cale-Konzerte "Mama don´t" mit
von Strophe zu Strophe einsetzenden (und besungenen) Instrumenten war ein amüsanter Einstieg in die Welt
seiner leicht-lockeren Ohrwürmer. Cale schreibt zwar auch witzige und plakative Texte über seinen verstorbenen
Hund, Musiker auf Tournee, Liebe, Sex und Beziehungsstress, doch das macht aus ihm keinen bedeutenden
Songwriter. Es ist sein unverkennbar tanzbarer Gitarrenshuffle, der auch an diesem Abend perfekt funktionierte.
Moderator Michael Tasch übernahm an Gitarre und Banjo den entspannten Rhythm & Groove-Part, den Berthold
Kullmann mit Cale sehr nahe kommenden Solis und Pickings ausfüllte.
Kullmann traf auch am ehesten den rauchig-brüchigen Sprechgesang des ehemaligen Kettenrauchers. Bassist
Kenny Legendre und Gitarrist Hans Roth steuerten als Balladen- und Backgroundsänger eigenwillige
Interpretationen bei.
"Little Heroes" singen
Für Cales Duette mit Christine Lakeland waren die "Little Heroes" zuständig. Isabel Greiwe meisterte die Aufgabe
mit riesiger Stimme, während André Rößler stimmlich schon am nächsten Tribute-Projekt arbeitet. Das könnte
Steve Earle oder vielleicht auch Cat Stevens sein.

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