Jetzt "zur privaten Nutzung" downloaden

Transcrição

Jetzt "zur privaten Nutzung" downloaden
KÖNIG LUDWIG-RADWEG
124
Königswege
Weiß-blaues Radelreich – auf den Spuren des
Märchenkönigs Ludwig II. durch das südliche
Bayern zwischen Landsberg und Füssen.
125
Über weite Strecken geht es durch Wiesen und Wälder.
NORBERT EISELE-HEIN ❘ text & fotos
r war ein Schöngeist, war
fasziniert vom Orient, von
Richard Wagners Opern,
begeistert von der Architektur des Französischen Absolutismus. Er hinterließ wunderschöne
Schlösser und einen unsterblichen
Mythos – Bayerns Sonnengott
König Ludwig II.
Wir starten unsere Spurensuche
im Fahrradsattel in Landsberg am
Lech. Während viele Bürgerhäuser am frühen Morgen noch im
Schatten schlummern, glänzt die
mittelalterliche Häuserzeile am
Stadtplatz schon in ihrer ganzen
Pracht. Kaiserwetter für unsere
Königstour. Wir kaufen frische
„Weckle“ in der Bäckerei und
E
Königlich-bayerisches Bier für Radler auf den Spuren des Königs: Zu feierlichen Anlässen
studieren nochmals die Karte:
Die Romantische Straße dient als
Grundlage für unser WochenendKönig Ludwig II-Spezial. Und
weil sie das Vorhaben, möglichst
viele verkehrsarme Radkilometer
mit viel „Königlichem“ anzureichern nur bis Füssen mustergültig erfüllt, werden wir noch eine
selbst recherchierte Tagestour
anhängen.
Am Lech stromaufwärts verlassen wir Landsberg auf der Romantischen Straße. Eine angenehme Wegführung durch schattige
Wälder und sonnendurchflutete
Auen erspart uns fast durchwegs Verkehrstrubel. Das schmale, meist asphaltierte Radweglein
windet sich durch liebliche bayerische Landschaft. Der sattgelb
König Ludwig II war
ein wahrer Schöngeist
126
blühende Löwenzahn verleiht
dem ganzen fast schon eine kitschige Note. Ja, das hätte dem
Ludwig auch gefallen. Reichling,
Epfach, Altenstadt – ein kurzer
Blick in die romanische Basilika
und schon strampeln wir weiter durch dieses Bayern wie aus
dem Hochglanzprospekt. Es geht
hinauf in die Altstadt Schongaus.
Bei 27 Grad im Schatten drängt
es die Schongauer ins Freie. Alles
ist auf den Beinen und füllt Straßencafes und Eisdielen. Ein kurzer Rundgang führt uns zum
Maxtor, dem ehemaligen Hoftor
Wahre Fans scheuen auch die Anreise aus dem Fernen Osten nicht.
kommen die alten Brauerei-Gespanne wieder zum Einsatz.
von Schloss Schongau. Ein faszinierendes Fresko dokumentiert
die Stadtrechtsverleihung durch
Kaiser Ludwig den Bayern, auch
Ludwig I genannt, dem Großvater
unserer Lichtgestalt. Der Altstadtkern wird noch von einer fast
vollständig erhaltenen Stadtmau-
Herrschaftliche Häuser und Marienstatuen.
er umringt – absolut sehenswert.
Nächste Station ist Steingaden,
Heimat der wohl berühmtesten
Dorfkirche der Welt, der Wieskirche. Sie ist tatsächlich die Prächtigste im ganzen Land. Was gab es
für einen Aufschrei in der Bevölkerung Anfang der 90er Jahre, als
Ein Souvenir mit dem Kini darf nicht fehlen.
Tieffliegerlärm der Bundeswehr
dieses Weltkulturerbe der UNESCO
bedrohte, dieses Wallfahrtsziel aus
Stuck, Blattgold und Ölfarbe bröckeln ließ. Der Freistaat lenkte ein
– die Kampfjets mussten fortan
woanders üben.
Halblech, Trauchgau – mittler-
weile befinden wir uns im Herzen
des Allgäus. Auf der Höhe des
Bannwaldsees erblicken wir es
zum ersten Mal, König-Ludwigs
Meisterstück Schloss Neuschwanstein. Vom nahen Tegelberg mit
seinen 1707 Metern wird scheinbar eine Invasion gestartet, eine
Immer wieder schön anzusehen: Schloss Neuschwanstein bei Füssen.
Bayerische Landschaft
wie aus dem Bilderbuch
quietschbunte freundliche Übernahme durch Dutzende Paraglider,
die aus dieser Perspektive direkt
auf das Schloss zuschweben. Die
steile Auffahrt zum Schloss wird
zum Prüfstein für müde Schenkel,
nach fast 80 Kilometern. Aber die
Aussicht von der Marienbrücke,
die in schwindelerregender Höhe
die Pöllatschlucht überspannt, ist
jede Strapaze wert! Der Rundblick über den Forggensee, Hopfensee und Neuschwanstein oder
Richtung Österreich über Schloss
Hohenschwangau, den Alpsee und
die Lechtaler Alpen ist schlicht
phänomenal. Die Führung durch
das Schloss darf man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Erbaut
wurde das Prachtwerk von 1869
bis 1886, der Innenausbau jedoch
bleibt für immmer unvollendet. Er
fand am 13. Juni 1886 mit dem
mysteriösen Tod des Königs ein
ebenso jähes Ende. Trotz alledem
füllt die Pracht Neuschwansteins
Dutzende Bücher. Alleine für
das königliche Schlafgemach mit
seinem einzigartigen Holzdekor
waren 14 Schnitzer mehr als vier
Jahre beschäftigt. „Ob das Volk
angesichts dieses Prunks nicht Not
leiden musste?“, will eine ergraute
Besucherin wissen. „Keineswegs“,
entgegnet Karin Ried, Kulturführerin der Stadt Füssen. „Diese
Frage taucht bei jeder Führung
auf. Aber der König war sogar
Bayern ohne Biergarten? Einfach unvorstellbar!
sehr beliebt bei der Bevölkerung.
Förderte er doch die Handwerkskunst wie keiner vor oder nach
ihm. Er zahlte gut und behandelte
die Arbeiter wohlwollend, wie Sie
auch an den eigens für die Handwerker errichteten Unterkünften
sehen“, fügt sie hinzu.
Wir eilen ins Hotel, eine schnelle
Dusche und schon tuckern wir mit
dem Shuttle zum Festspielhaus.
Kongenial am Ufer des Forggensees erbaut, natürlich mit Blick
auf Neuschwanstein, könnten die
Rahmenbedingungen für das Ludwig II-Musical kaum besser sein.
Jenseits der großen Verkehrsströme rollen die Radler von Oberbayern Richtung Allgäu.
TREKKINGBIKE 4/2005
Blüten und barocke Fassaden: Landsbergs Zentrum. Kitschig, prachtvoll, wunderschön: Ludwigs Schloss Linderhof im Graswangtal.
Die Choreografie thematisiert die
vielen Interessenkonflikte des
Königs perfekt. Einerseits Pazifist
musste er aus politischer Räson
doch mit der Waffenindustrie und
schamlosen Kriegstreibern paktieren. Jene waren es wohl auch, die
die Entmündigung des Königs am
9. Juni 1886 durch eine gedungene ärztliche Kommission durchsetzten. Vor allem das reduzierte,
aber mit durchdachten Lichteffekten und einem Zauber aus fließenden Stoffen magisch wirkende
Bühnenbild, sorgen für stehende
Ovationen. Der Schluss oder das
Ableben des Königs bereits wenige Tage später am 13. Juni 1886
bleibt – wie auch bei der Schlossführung – mystisch verklärt.
Etappe zwei starten wir mit
einer Führung durch das Schloss
Hohenschwangau. Dort verbrachte König Ludwig II einen Groß-
teil seiner Kindheit. Sein Vater
Maximilian II ließ die Burgruine
in schwärmerisch-romantischer
Absicht im mittelalterlichen Stil
wieder aufbauen. In den Wandmalereien von Michael Neher
und Lorenzo Quaglio entdeckte
der angehende Thronfolger die
Tracht und Tradition haben auch heute noch einen hohen Stellenwert: Schuhplattler am Fuße von Schloss Hohenschwangau.
129
Tausende
pilgern zu
seinen
Schlössern
Sagenwelt des Schwanenritters Lohengrin. Ein Besuch des
gleichnamigen Stücks 1861 in der
Münchner Hofoper begründete die
tiefe Freundschaft des Monarchen
mit Richard Wagner.
Übrigens: Weiter zu radeln ohne
Füssen ausreichend zu würdigen,
wäre ein großes Versäumnis. Der
Lechfall, das Hohe Schloss mit
seinen 500 Jahre alten Illusionsmalereien im Innenhof, die barocke Klosteranlage Sankt Mang,
das Gassengewirr mit seinen gotischen Häusergiebeln – gut mit
dem Rad zu bewältigen und ein
absolutes Muss!
Danach aber wieder auf Tour! Es
stehen zwar „nur“ 75 Kilometer
auf dem Programm, aber mit dem
Aufstieg zum Plansee haben wir
gleich zu Beginn eine harte Nuss
zu knacken. Wir folgen einmal
mehr dem Lech, steuern zunächst
auf die mächtigen Tannheimer
Berge zu, radeln dann fast um den
2047 Meter hohen Säuling herum
bis ins österreichische Reutte. Ab
Breitenwang kommen zum ersten
Mal die kleinsten Gänge zum
Einsatz. Die 14-Prozent-Steigung
über den Zwieselsberg hoch zum
Plansee lässt den Puls fliegen.
Einziger Wermutstropfen auf
diesem Streckenabschnitt: Auch
die Motorradfreaks lieben diesen
Pass. Sie knattern lautstark und
zahlreich an uns vorbei. Über den
Ammersattel rollen wir wieder
gemütlich nach Deutschland zum
Schloss Linderhof. König Ludwig
ließ es von 1870 bis 1878 in
der Einsamkeit des Graswangtals
erbauen. Rein äußerlich wirkt die
Königliche Villa nicht so spektakulär wie Neuschwanstein. Doch
kaum tritt man ein, demonstriert
bereits das Vestibül mit seinen
roten Marmorsäulen und einer
Bronzestatue Ludwig XIV höchste Handwerkskunst. Seiner Wagner-Leidenschaft frönte Ludwig
II in einer künstlich geschaffenen
Venusgrotte. Inmitten dieser her-
130
UNESCO-Weltkulturerbe inmitten von Wiesen und Weiden: die Wieskirche bei Steingaden.
ben Gebirgslandschaft, lebte er
sogar seine Schwäche für den Orient aus und ließ auf einer Anhöhe
den Maurischen Kiosk errichten.
Ab Linderhof meidet der Radweg wieder die Hauptstraße und
führt direkt nach Oberammergau
– weltberühmt durch seine Passionsspiele, seine Heiligenschnitzer und Scocci’s Eiscafé. Einfach
durchrollen und staunen. Schon
die Lüftlmalereien am Pilatushaus
sind die Extrakilometer wert. Vorbei am wuchtigen Kloster Ettal
geht es bergab Richtung Oberau.
Dann dem Flusslauf der Loisach
aufwärts folgend erreichen wir
Garmisch-Partenkirchen. Die Alpspitze und die Zugspitze bilden
ein gigantisches Bergpanorama.
Ein zart-rosa Alpenglühen kündet
das Ende des Tages an, als wir den
Zug nach München besteigen.
Ungeklärt: Ging hier König Ludwig II freiwillig in den Starnberger See?
TREKKINGBIKE 4/2005
Blick frei auf die
nahen Alpengipfel.
Straßenangaben auch für unsere
japanischen Gäste.
Infos: König Ludwig-Radweg
Allgemeines:
Die Tour kann in zwei Tagen mit strammen
Etappen von 85,7 km (Landsberg – Füssen )
und 75 km (Füssen – Garmisch-Partenkirchen mit Abstecher nach Oberammergau)
oder etwas entspannter und mit mehr Zeit
für Besichtigungen in 2 ½ oder mehr Tagen
absolviert werden. Wer sich eine Woche Zeit
nimmt, könnte kunstgeschichtlich tiefer
schürfen und im Ostallgäu noch zahlreiche,
erstklassig beschilderte Routen von Füssen
aus in Angriff nehmen.
Unser Tipp: Wer diese klassische Wochenendtour am Freitag startet, der reduziert sein
Kilometersoll am ersten Nachmittag auf 35
km und fährt nur bis Schongau. Damit erhält
man mehr Freiraum für Besichtigungen am
Samstag, z.B. der Wieskirche.
Infos:
Ferienregion Allgäu, Postfach 10 25 29,
86015 Augsburg, Tel. 01805/127000,
Fax 01805/137000, [email protected],
www.allgaeu.info
Romantische Straße, Waaggässlein 1,
D–91550 Dinkelsbühl, Tel./Fax.
0700/90271000, [email protected],
www.romantischestrasse.de
Königsschlösser Ticketservice: Tel. 08362/
930830, [email protected]
132
Tourismus Information Füssen, Kaiser-Maximilian-Platz 1, 87629 Füssen, Tel. 08362/9385-0, Fax 9385-20,
[email protected], www.fuessen.de
Anreise mit dem Zug: Startpunkt
am Bahnhof Landsberg am Lech.
Achmühle bei Füssen, Tickethotline:
01805/131132, www.ludwig2musical.de
Anreise:
Mit der Bahn nach Landsberg am Lech und
zurück von Garmisch-Partenkirchen. Fast
alle Züge verfügen über Fahrradabteile. DBHotline für Radfahrer: 01805/151415.
Übernachtung:
Schongau: Hotel Alte Post, Marienplatz 19,
86956 Schongau, Tel. 08861/2320-0, Fax –80
Füssen: Treff Hotel Luitpoldpark, Luitpoldstr.
1, 87629 Füssen, Tel. 08362/9040, Fax 904678,
www.luitpoldpark-hotel.de, [email protected], Qualitätssiegel „Fahrradfreundlicher Hotelbetrieb“, d.h. das Rad nächtigt in
einem sicheren Fahrradkeller, Shuttle-Service zum Musical!
Karten:
Allianz – Die Freizeitkarte, Westliche Bayerische Alpen, 1:100.000, sehr gut für diese
Route, inklusive Booklet mit vielen Tipps zu
den Radrouten, 5,95 Euro.
Tipp:
Musical „Ludwig II“, Festspielhaus in
TREKKINGBIKE 4/2005
© Foto: Daniel Simon
www.trekkingbike.com
TESTABO
JETZT 2 × TREKKINGBIKE
TESTEN + GESCHENK
NUR 6,50 € (statt 9,80 €)
TREKKINGBIKE-TRINKFLASCHE
n passt in alle gängigen Flaschenhalter
n Füllmenge: 750ml
AUCH E
IV
INKLUS
l
ita
dig
R
FÜR NU
1 EMUEHRR! O
TREKKINGBIKE-GLASBECHER-SET
n aus gefrostetem Glas
HIER DIREKT BESTELLEN:
abo.trekkingbike.com/5071b
qJa, ich teste die nächsten 2 Ausgaben TREKKINGBIKE für € 6,50
qzusätzlich bestelle ich das Digital-Abo für nur € 1,– mehr.
Wenn ich bis 10 Tage nach Erhalt der zweiten Ausgabe nichts Gegenteiliges von mir hören lasse, bin
ich damit einverstanden, TREKKINGBIKE für mindestens ein Jahr (6 Ausgaben) zum derzeit gültigen
Preis von € 27,– (Deutschland), € 36,30 (sonstiges Ausland), inklusive Porto und Versandkosten zu
erhalten. Nach diesem Jahr kann ich die Lieferung jederzeit stoppen. Wichtig: Kurzabo-Angebote sind
zum persönlichen Kennenlernen der Zeitschrift und können daher nur ein Mal pro Haushalt genutzt
werden (Geschenkabos sind ausgeschlossen).
Als Geschenk erhalte ich (bitte nur ein Geschenk ankreuzen):
das TREKKINGBIKE-Glasbecher-Set (ZTR11)
die TREKKINGBIKE-Trinkflasche (ZTR13)
der TREKKINGBIKE-Sattelschutz (ZTR05)
das TREKKINGBIKE-Buff-Tuch (ZTR18)
Anschrift des Auftraggebers
*Lieferung solange der Vorrat reicht.
BUFF-TUCH
TREKKINGBIKE-SATTELSCHUTZ
n bei jedem Wetter sicherer Witterungsschutz
n wasserdicht
n mit patentierter Befestigung zum Schutz gegen Diebstahl
n 12 verschiedene Arten zum Tragen
n dient bei Bedarf blitzschnell als Mund- und
Nasenschutz
n die atmungsaktiven Materialien schützen vor Wind
und Wasser
n hoher Tragekomfort
Aktion: P-5071/B-5072
1 HEFT GRATIS
Ich zahle per:
Bankeinzug (nur mit deutscher Bankverbindung möglich)
IBAN D
(bei Bankeinzug/Kreditkarte)
E
BIC
MASTERCARD
VISA Card
Gültig bis:
Card-Nr.
Rechnung
Einzugsermächtigung/SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die Delius Klasing Verlag GmbH (DK) widerruflich, den
Betrag bei Fälligkeit durch Lastschrift von meinem Konto einzuziehen. Ich ermächtige DK, Zahlungen von meinem Konto
mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von DK auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, kann ich die Erstattung
des Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit DK vereinbarten AGB. Gläubiger-ID: DE03ZZZ00000369776
Name, Vorname
Datum und Unterschrift
Straße, Nr.
Wichtig: Kurzabo-Angebote sind zum persönlichen Kennenlernen der Zeitschrift und können daher nur einmal pro
Haushalt genutzt werden (Geschenkabos sind ausgeschlossen).
PLZ, Ort
Telefon
Geburtsdatum
E-Mail
abo.trekkingbike.com/5071b +49 (0)521- 55 99 22 [email protected]
Delius Klasing Verlag, Postfach 10 16 71, D-33516 Bielefeld
+49 (0)521-55 98 88 13

Documentos relacionados