Maler in Filmen - Das Mysterium der schaffenden
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Maler in Filmen - Das Mysterium der schaffenden
CLUB PASSAGE PROGRAMMKINO Seit den Urzeiten der Kinematografie gab und gibt es immer wieder Versuche, Persönlichkeiten der Weltgeschichte – darunter auch Vertreter der schönen Künste – auf die Leinwand zu bringen und sie somit als leibhaftige Menschen erlebbar werden zu lassen. Je nach Quellenlage und Regisseur so, wie sie wirklich waren – oder so, wie sie hätten gewesen sein können. Im CLUB PASSAGE werden im Oktober und November des zu Ende gehenden Jahres Filme gezeigt, die sich in erster Linie mit Ikonen der Bildenden Kunst befassen. Das in Den Haag/Holland zu Gemälde „Das Mädchen jährige Griet (Scarlett Johansson), die nach dem Tod ihres Vaters zum Familienunterhalt beitragen muss, nimmt im Hause Vermeer eine Stelle als Magd an. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, das Atelier zu putzen – mit äußerster Vorsicht natürlich. Das junge Mädchen ist von Vermeers Bildern fasziniert. Als der Maler eines Tages Griet beim Putzen der Atelierfenster sieht, hat er sein Modell gefunden. Vermeer, bisher nur von Menschen umgeben, denen das Verständnis für seine Malerei fehlt, ist begeistert, dass das Mädchen ein Auge für Farben, Licht und Kompositionen hat. Griet, die bald sogar das Farbenmischen übernehmen darf, ist ständig an der Seite des Malers und langsam entwickelt sich eine ganz besondere Beziehung zwischen dem Maler und seinem Modell. Während Vermeers Familie eifersüchtig die wachsende Nähe zwischen ihm und der jungen Magd beobachtet, werben auch der junge Schlachter Pieter (Cillian Murphy) und Vermeers Patron, der reiche Van Ruijven (Tom Wilkinson), um Griet. Die unterdrückte romantische Leidenschaft zwischen Vermeer und dem Mädchen vertieft sich in dem Maße, wie die gemeinsame Arbeit zur Qual wird, doch eine Verbindung der beiden in Alter, Bildung und Herkunft so unterschiedlichen Menschen wäre ein Skandal. Die Situation spitzt sich für Griet dramatisch zu, als Van Ruijven seine Nachstellungen verstärkt und Vermeer in seinem Drang nach Perfektion auf Gefühle keine Rücksicht nimmt. Er setzt für seine Kunst sogar seine Ehe aufs Spiel und Griet muss sich entscheiden... Regisseur Webbers Hommage an die Kunst spiegelt in jeder Einstellung die Faszination der Filmemacher für Licht und die Bilder der großen holländischen Maler wider und enthält alle wesentlichen Elemente eines Dramas: Geld, Sex und Macht. Dazu Colin Firth, der Darsteller des Vermeer: „Der Film geht der Frage nach, welche Macht eine Beziehung haben kann – eine Beziehung wie die zwischen Künstler und Modell. Es geht um ein Gemälde, das enthüllt wird – und eine Familie zerstört.“ Scarlett Johansson (Griet), zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 17 Jahre alt, gehört zu den vielversprechendsten Nachwuchsschauspielerinnen Amerikas. bewundernde mit dem Perlenohrring“, eines der berühmtesten Gemälde des niederländischen Malers Johannes Vermeer van Delft, inspirierte in den 90er Jahren die Schriftstellerin Tracy Chevalier zum Schreiben des gleichnamigen Romans. Da über die Entstehungsgeschichte des Bildes fast nichts bekannt ist, reizte es die Autorin, eine Story über die Beziehung zwischen dem Maler und seinem Modell zu ersinnen. Der Roman wurde ein Welterfolg, seit seiner Veröffentlichung 1999 wurden über 2 Millionen Exemplare verkauft. Die Drehbuchautorin Olivia Hetreed adaptierte – in enger Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin – den faszinierenden Stoff für die Leinwand; inszeniert wurde „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ (GB/Lux 2003) schließlich von Peter Webber, der damit sein Leinwanddebüt gab. Webber war bis dahin als Dokumentarfilmer und vor allem durch seinen dramatischen und kontrovers diskutierten TV-Spielfilm „Men Only“, der den Absturz einer Gruppe Hooligans in die Kriminalität beschreibt, bekannt geworden. In der holländischen Stadt Delft lebt um die Mitte des 17. Jahrhunderts – es ist das Goldene Zeitalter der Niederländischen Malerei – der Maler Johannes Vermeer (Colin Firth) mit seiner Frau Catharina (Essie Davis), seinen Kindern und der Schwiegermutter Maria Thins (Judy Parfitt). Das prunkvolle Haus im Stadtzentrum hallt von ständigem Kindergeschrei wider, weshalb sich der hochsensible Maler in sein Atelier im ersten Stock zurückzieht, um hier seine Auftragswerke zu malen. Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende 172 Im Alter von zwölf Jahren wurde sie 1998 von Robert Redford in „Der Pferdeflüsterer“ besetzt, fünf Jahre später avancierte sie in Sofia Coppolas Überraschungserfolg „Lost In Translation“ an der Seite Bill Murrays endgültig zum Star. farbige Malerei, verbeißt er sich in seine Schatten und dicken Farbaufträge. Schlimmer noch: In seinem Privatleben zeigt sich Rembrandt von Anstandsregeln und gängigen Konventionen unberührt, er sucht seinen Umgang außerhalb der „guten Gesellschaft“ und seine Frauen unter der Dienerschaft. Und so beschließen die Notabeln der Amsterdamer Gesellschaft, den Mann, dessen Genie sie zuvor lauthals gepriesen hatten, zu bestrafen. Von der Gesellschaft geächtet, stirbt der ehemals hofierte Star der holländischen Kunstszene 1669 in großer Armut. Die mit einem Budget von rund 20 Mio. Mark überwiegend in Köln-Ossendorf und den WarnerStudios in Bottrop gedrehte Produktion wurde prächtig und mit großer Liebe zum Detail ausgestattet (so kopierte man rund ein Dutzend Ölbilder mit den Gesichtern der Schauspieler, darunter das weltbekannte Werk „Die anatomische Vorlesung des Dr. Nicolaes Tulp“) von Philippe Chiffre, der für sein Produktionsdesign einen CÉSAR erhielt. Ein weiterer bedeutender Maler Hollands, der 1606 geborene Rembrandt Harmensz van Rijn, animierte bereits mehrere Regisseure zur Verfilmung seiner Lebensgeschichte, so den Engländer Alexander Korda, der 1936 die Hauptrolle in seinem als eine der besten verfilmten Künstlerbiografien geltenden Film dem britischen Charakterdarsteller Charles Laughton übertrug. In der Reihe „heldischer“ Biografien, die von den Nationalsozialisten für ihre Propaganda in Beschlag genommen wurden, fehlte natürlich auch der Name des berühmten Holländers nicht, und so übernahm im Kriegsjahr 1942 ein Spezialist auf diesem Gebiet, der überzeugte Nazi Hans Steinhoff, welcher sich bereits durch Machwerke wie „Hitlerjunge Quex“ und den antibritischen Historienfilm „Ohm Krüger“ die Reputation seiner Auftraggeber verdient hatte, die Regie. Nach einem neuerlichen Remake des Stoffes, das 1977 Jos Stelling inszenierte, wagte 1999 der Franzose Charles Matton einen neuen Versuch. Sein Film „Rembrandt“, der als französisch-niederländisch-deutsche Koproduktion entstand, erzählt in Rückblenden die Lebensgeschichte des holländischen Meisters und beleuchtet vor allem dessen Amsterdamer Jahre. In den Vordergrund rückten der Regisseur und seine Ko-Autorin Sylvie Matton dabei das private Schicksal Rembrandts, der von Klaus Maria Brandauer mit großer Souveränität verkörpert wurde. Rembrandt, der Sohn eines Müllers aus Leiden, zieht im Alter von 25 Jahren in die aufstrebende Handelsstadt Amsterdam, wo er ein gefeierter Porträtmaler wird. Auf dem Höhepunkt seines Ruhms heiratet er die schöne Saskia (Johanna Ter Steege), die schon zehn Jahre später stirbt. Um diese Zeit beginnt der Maler bereits in Ungnade zu fallen, denn er weist Kompromisse weit von sich: Fordert der Geschmack des Tages eine leichte und In diesem Jahr erhielten für knappe drei Monate Kunstfreunde aus aller Welt die Gelegenheit, in der Nationalgalerie zu Berlin die umfassendste Ausstellung zum Werk Francisco de Goyas zu besichtigen – wenn auch unter Inkaufnahme einer Wartezeit von bis zu 5 Stunden. Der berühmte Spanier gilt als der bedeutendste Wegbereiter der europäischen Moderne; viele seine Bilder und Grafiken – darunter die „Schrecken des Krieges“ – spiegeln wieder, wie der experimentierfreudige und unbequeme Künstler seine Zeit erlebte und beurteilte. Sein Leben beschäftigte in der Vergangenheit auch deutsche Künstler: Mit dem Plan, einen Film nach Lion Feuchtwangers Roman „Goya oder Der arge Weg zur Erkenntnis“ zu drehen, befasste sich der DDRRegisseur Konrad Wolf („Solo Sunny“), Sohn des Schriftstellers Friedrich Wolf, seit Beginn der 60er Jahre. Bereits im April 1963 hatte die DEFA bei Marta Feuchtwanger die Rechte für „Goya“ erworben, auch ein erstes Szenarium lag vor. Wolf sah im Thema des Buches, der Verantwortung des Künstlers gegenüber seiner Zeit und Umwelt, ein 3 Aspekt stand im Vordergrund, wobei sich der Regisseur bemühte, die Institution des Adels mit satirischen Seitenhieben lächerlich zu machen. So treibt der Maler seinen Spaß mit der in vollem Pomp heraus geputzten Königsfamilie – die er porträtieren soll –, indem er sie samt Kind und Hund wegen vorgeblich ständig veränderter Lichtverhältnisse minutenlang durch den Saal dirigiert. Vier Jahre nach „Frühlingssinfonie“ und damit einem Ausflug in die Welt der Musik wandte sich Peter Schamoni 1986 wieder einem Maler zu: Nach Max Ernst und Friedensreich Hundertwasser stand nun einer der großen romantischen Landschaftsmaler im Mittelpunkt eines Films. Mit „Caspar David über die Jahrhunderte aktuelles Problem, welches er sowohl historisch konkret als auch gleichnishaft zu erzählen gedachte. Bis die erste Klappe fiel, war Sommer – allerdings bereits der des Jahres 1969, da ökonomische und organisatorische Probleme den Drehbeginn immer wieder verzögert hatten. Zu Beginn des Films ist Don Francisco de Goya y Lucientes (Donatas Banionis) geachteter und wohlhabender Hofmaler des katholischen Königs Karl IV. (Rolf Hoppe) und dessen Gemahlin Maria Luisa von Spanien (Tatjana Lolowa). Des Malers Bilder zieren Galerien und Schlösser, jedoch sieht er das Unvermögen des Hofes und seiner skrupellosen Minister – und die Angst der Regierenden, die Ideen der Französischen Revolution könnten auch in Spanien Fuß fassen. Goya wird zum sozialkritischen Beobachter seiner Zeit, der sowohl den Glanz des Adels als auch das Elend des Volkes in seinen Bildern fest hält. Je mehr sich Goya vom Hochadel abgestoßen fühlt, desto näher kommt er wahrhaft patriotisch denkenden Landsleuten; so macht ihn sein Freund und Mitarbeiter Esteve (Fred Düren) mit der Sängerin Maria Rosario bekannt, die sich der allmächtigen Inquisition entgegen stellt. Er lernt den Philosophen Jovellanos kennen, dem Verbannung und Exil nicht die Zuversicht rauben konnten. Aber Goyas schmerzlicher Weg der Erkenntnis führt auch zur Trennung von der von ihm bis zur Selbstaufgabe gliebten und gehassten bildschönen Herzogin Alba (Olivera Katarina) und zur Flucht Goyas vor der Inquisition ins französische Exil. „Goya“ (DDR/UdSSR 1969/70) – in Farbe sowie im aufwändigen 70-mm-Format produziert – wurde einer der teuersten DEFA-Filme der 70er Jahre. Gedreht wurde in Bulgarien und Jugoslawien, auf der Halbinsel Krim, im Kaukasus, in Leningrad und natürlich in den Ateliers von Babelsberg. Kameramann Werner Bergmann zu dem Film, für welchen u.a. allein 120 Gemäldekopien angefertigt werden mussten: „ ,Goya' (...) hat was von einer großen Hollywood-Produktion. Das war auch die Absicht; wir haben gesagt, der soll ruhig anfangen wie ein Hollywood-Film, man soll das Geld sehen, was wir glauben, da zu Recht rein zu stecken.“ Bei allem betriebenen Aufwand erlag Konrad Wolf jedoch nicht der Gefahr, seinen Film zu einem Kostümfilm verflachen zu lassen. Der sozialkritische Friedrich – Grenzen der Zeit“ (BRD 1986) suchte sich der Regisseur in einer Mischung aus Dokumentar- und Spielszenen dem Leben und vor allem dem Werk des deutschen Malers zu nähern, der zu Lebzeiten nicht anerkannt war und erst mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod – anlässlich der deutschen Jahrhundertausstellung 1906 in Berlin – wieder entdeckt wurde. Der 1774 geborene Caspar David Friedrich gilt als einer der Hauptmeister der frühromantischen Malerei, die um 1802 in Dresden hervor trat. Die Romantik, welche als vom Bürgertum getragene Stilbewegung bis gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts das europäische Geistesleben bestimmte, war eng mit der Auflehnung gegen die napoleonische Fremdherrschaft und dem damit einhergehenden Erwachen des Nationalbewusstseins verbunden. Dem neuen Gefühl für Heimat und Vaterland entsprach ein neues enges Verhältnis zur Landschaft und ihrer künstlerischen Darstellung. Anders als in den biedermeierlichen Idyllen Ludwig Richters findet man in Friedrichs Bildern oft eine melancholische, bisweilen ernste bis düstere Stimmung. Er galt daher als ein Künstler, der „immer nur ein kleines Publikum hatte, weil er (...) etwas zur Anschauung brachte, was die meisten Menschen fliehen, nämlich die Einsamkeit.“ (W. v. Kügelgen). Werke wie „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“, „Das Eismeer“ oder die (inzwischen so nicht mehr existierenden) “Kreidefelsen auf 4 Rügen“ gehören heute zu den Kleinoden der Galerien in aller Welt. In Schamonis Film tritt der Maler nicht als Person in Erscheinung; zu sehen sind vielmehr sein Werk und die Landschaften, die es inspirierten. Dabei ist der Maler immer zugegen: durch seine Bilder, seine Gedanken und im dramatischen Meinungsstreit seiner Zeitgenossen. Höhepunkt ist die Diskussion um die Erteilung eines Lehrauftrages für Landschaftsmalerei an der Dresdner Akademie der Kunst. Dabei spielt die patriotisch-demokratische Gesinnung des Malers eine ebenso große Rolle wie seine Kunstauffassung, mit welcher er sich völlig von den Traditionen der Akademie löste. Friedrich, der die Kunst als Sprache der persönlichen Empfindung mit ganz persönlichen und nicht übertragbaren Gestaltungsmitteln verstand, stellte mit Äußerungen wie: „Nicht unterwiesen zu sein, ist oft für geistig begabte Menschen ein Glück. Das viele Lehren und Unterweisen ertötet nur zu leicht das Geistige im Menschen“ scheinbar den Wert von Kunstschulen überhaupt in Frage. Er erhielt den ersehnten Lehrauftrag nicht. Schamonis Anliegen war es, in kleinen, historisierenden Szenen den Geist der damaligen Zeit einzufangen und den Motiven und Motivationen des Landschaftsmalers nachzuspüren. So lässt er den Zuschauer mit den Augen des Malers in die Natur schauen, indem er (in der DDR unterstützt von der DEFA) die realen Szenerien von 1986 – im Harz, auf Rügen und in der sächsischen Schweiz – mit Friedrichs Bildern vergleicht. Dies auch, um angesichts heutiger zivilisationsgeschädigter und industrieverpesteter Umwelt „zu zeigen, dass Teile der scheinbar versunkenen Welt noch vorhanden sind, - und mit allerletzter Anstrengung erhalten werden müssen.“ Bestandteil der Pariser Künstlerszene und zum Stammgast der verschiedensten Unterhaltungsetablissements, deren Akteurinnen er mit Vorliebe zeichnet, malt und lithografiert; so entsteht auch das berühmt gewordene Plakat für das legendäre „Moulin Rouge“. Zwischen ihm und der Malerin Suzanne Valadon entwickelt sich eine leidenschaftliche Affäre, die von Rivalitäten, Eifersüchteleien und Trennungen geprägt ist. Der Tod van Goghs und die Trennung von Suzanne lassen den Maler langsam zu Grunde gehen. Er führt ein immer ausschweifenderes Leben, trinkt exzessiv und wird trotz der Hilfe durch Freunde und Familie zum syphilitischen Wrack, dessen Tage gezählt sind – Henri de Toulouse-Lautrec stirbt 1901 im Alter von 36 Jahren. Regisseur Roger Planchon stützte sich bei der Realisierung des Films „Toulouse-Lautrec“ nicht nur auf ein hervorragendes Schauspielerensemble, zu dem neben Régis Royer (Toulouse-Lautrec) und Elsa Zylberstein (Suzanne) auch Anémone und Claude Rich (Als Henris Eltern) zählten, sondern auch auf die Kunst des Kameramannes Gérard Simon, in dessen Bildern sich nicht selten Farbgebung und Lichtverhältnisse der Impressionisten wieder finden. Der französische Theaterregisseur Roger Planchon machte sich 1998 daran, die bewegte Biographie eines der berühmtesten Maler der Moderne für die Leinwand zu adaptieren, nämlich die seines Landsmannes „Toulouse-Lautrec“ (F). Dieser wurde 1864 auf dem Schloss seiner Familie geboren, deren Jubel sich jedoch bald legte, als sich herausstellte, dass der sehnlichst erwartete Stammhalter mit einer unheilbaren Knochenkrankheit zur Welt gekommen war und ihm nun ein mit körperlichen Behinderungen beschwertes Leben als Zwerg bevor stünde. Die Malerei wird – von Vater und Onkel gefördert – für Henri de Toulouse-Lautrec schon früh zur Passion, und als er 1882 mit seiner Mutter nach Paris zieht, besucht er nicht nur professionelle Lehrateliers, sondern auch die Stätten des brodelnden Pariser Nachtlebens am Montmartre. Er macht die Bekanntschaft anderer progressiver Künstler, darunter die des ihm geistesverwandten van Gogh. Toulouse-Lautrec findet seinen Stil, stellt mit Erfolg selbst aus und wird schließlich fester Seinem Film über einen der bedeutendsten Maler der Moderne, Pablo Picasso, gab 1996 der Regisseur James Ivory den (Original-) Titel „Surviving Picasso“, was man wohl sinngemäß mit „Picasso überleben“ übersetzen muss. Was auf den ersten Blick befremdlich erscheint, wird jedoch im Fortgang des Films, der den deutschen Verleihtitel „Mein Mann Picasso“ (USA) trägt, deutlich. Ivory erzählt die Geschichte der Liaison des ebenso egozentrischen wie genialen Künstlers mit der 40 Jahre jüngeren Françoise Gilot. Beide lernten sich 1943 kennen, die junge Frau – gleichfalls Malerin – musste jedoch bald feststellen, dass die Aufmerksamkeit des machohaften Künstlers nicht ihr allein galt. Seine früheren langjährigen Geliebten sind ihm hörig und Picasso erwartet von Françoise die gleiche Unterwürfigkeit. Sie erliegt zunächst seinem Charme, verlässt ihn jedoch nach Jahren der Demütigung unter Mitnahme der beiden 5 Objektkünstler Jean Tinguely zusammen, mit dem sie bis zu dessen Tod 1991 eine feste Lebens- und Arbeitsgemeinschaft verband. Zu den wohl berühmtesten Puppen der Kunstgeschichte wurden ab 1965 die „Nanas“ - mit knalligen Pop-Farben bemalte und mit grellbetonten Geschlechtsmerkmalen versehene Frauenpuppen, mit denen de Saint Phalle in den Endsechzigern der sexuellen Frau und dem weiblichen Prinzip überhaupt huldigte. Höhepunkt dieser Schaffensphase war die „größte Hure der Welt“, eine begehbare Riesenskulptur in Stockholm, die den Titel „Sie – Eine Kathedrale“ trug. Schamoni, der wie in vielen seiner Filme auch hier mit dem Dresdner Kameramann Ernst Hirsch (u.a. „Die steinerne Glocke“) zusammen arbeitete, lässt die Künstlerin in seinem Dokumentarfilm selbst zu Wort kommen, zeigt sie als Pop-Art-Ikone der 70er in ihrem (auch mit geschriebenen und -inszenierten) Spielfilmdebüt „Daddy“ - und der Regisseur zeigt die Plätze in der Welt, an denen Niki de Saint Phalles Kunstobjekte verstreut sind. Ein besonderes Denkmal setzte sie sich selbst: Nahe dem Städtchen Capalbio in der Toskana schuf sie gemeinsam mit Tinguely in 15 Jahren den „Giardino di Tarocchi“ mit Plastiken nach den Karten des Tarot-Spieles – seit 1996 ein Wallfahrtsort für die Fans der Niki de Saint Phalle, die 2001 im Alter von 71 Jahren in San Diego/Kalifornien verstarb. gemeinsamen Kinder, um fortan ihr eigenes Leben zu führen. In der Rolle der Françoise debütierte Natasha Mc Elhone, eine der viel versprechenden Entdeckungen der 90er Jahre, den Part des Meisters übernahm der Mann, dem die Rolle des Menschen fressenden Psychiaters Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“ Weltruhm und 1992 den OSCAR als bester Hauptdarsteller beschert hatte: Sir Anthony Hopkins. Der Engländer mit der USA-Staatsbürgerschaft verkörperte seitdem in zwei weiteren Fortsetzungen den kannibalischen Feingeist, was mitunter den Blick auf seine weiteren Rollen verstellte, darunter „Amistad“, „Wiedersehen in Howards End“ oder „Nixon“. In „Mein Mann Picasso“ verkörperte Hopkins den großen Maler Picasso mit einer Vitalität, welche die trotz aller Widersprüche faszinierende Ausstrahlung des Künstlers äußerst glaubwürdig vermittelt. Der Münchner Filmemacher Peter Schamoni widmete sich 1995 dem faszinierenden Werk einer ebensolchen Frau: „Niki de Saint Phalle“ (D/CH). Die 1930 als Spross einer alten französischen Adelsfamilie geborene Niki (deren phallischer Name kein Pseudonym ist) wuchs ab ihrem dritten Lebensjahr – nach der Umsiedlung ihrer Eltern nach New York – als Amerikanerin auf. 1950 kehrte sie nach Paris zurück, um eine künstlerische Karriere zu starten, zunächst als Fotomodell. Berühmt wurde die Autodidaktin durch ihre „TIRS“ genannten „Schießbilder“: Mittels Karabiner wurde auf Farbbeutel geschossen, die ihren grellbunten Inhalt über reliefartige GipsAssemblagen verströmten. Diese Happenings sicherten Niki de S. Ph. zu Beginn der 60er Jahre – als einer der ersten Frauen in der Männerdomäne Kunst – einen festen Platz im Kreise der kontroversen Gruppe der „Neuen Realisten“. Und: Sie waren als gleichzeitige Akte der Zerstörung und Schöpfung auch der militante Beginn einer Aufarbeitung offenbar sehr tief gehender Kindheitstraumata, zu denen die Zwänge eines katholischen Elternhauses, insbesondere aber eine als überlebensgroß erlebte Vaterfigur beigetragen hatten. Bei der Entwicklung der „TIRS“ arbeitete die sich selbst als „Terroristin der Kunst“ bezeichnende Niki de S. Ph. erstmals mit dem Schweizer Zehn Jahre hatte die seit 1991 in Hollywood lebende Mexikanerin Salma Hayek („From Dusk Till Dawn“) energisch darum gekämpft, die Hauptrolle in einer Verfilmung der bewegten Lebensgeschichte der wohl populärsten mexikanischen Malerin Frida Kahlo zu spielen – eine Rolle, um die sich immerhin auch zwei Hollywood-Diven wie Madonna und Jennifer Lopez bemühten -, bis schließlich die Broadway-Regisseurin Julie Taymor 2001 mit den Dreharbeiten zu dem Film „Frida“ (USA/Mex. 2002) begann – mit Salma Hayek als Darstellerin der Frida und zugleich als Ko-Produzentin. Die lebensfrohe Frida (S. Hayek) wurde 1925 im Alter von 18 Jahren bei einem Busunglück schwer verletzt und hatte in der Folge 22 Operationen zu 6 authentisch und glaubhaft darzustellen. Im Vorfeld der Dreharbeiten erwirkte sie spezielle Drehgenehmigungen für die Ruinen der von den Azteken erbauten Stadt Teotihuacan, indem sie bis zu Mexicos Präsident Vicente Fox vordrang. Die leidenschaftliche Schauspielerin konnte ihn schließlich dazu bewegen, dem Team den Zugang zu der verlassenen Stadt mit ihren einmaligen Pyramiden zu ermöglichen. Zahlreiche Darsteller, darunter Alfred Molina, Ashley Judd, Antonio Banderas und Edward Norton, verzichteten Hayek zu Liebe auf ihre Gage. Als Regisseurin Taymor ihre Hauptdarstellerin Malunterricht nehmen ließ – von dem sie glaubte, dass er den Schauspielern helfen würde, ihre Charaktere besser zu verstehen -, entdeckte Salma Hayek in der Malerei ein Talent, von dem sie nie ahnte, dass es vorhanden wäre. Für den Film wurden Kopien der Gemälde (die nach dem Willen der Regisseurin im Film teilweise ein faszinierendes Eigenleben entfalten), Fresken und Wandmalereien Diegos und Fridas allerdings von rund 50 SetMalern neu erschaffen. Die Erlaubnis für die Rekonstruktion der Werke hatte Salma Hayek von Dolores Olmedo, der langjährigen Geliebten Diegos, erhalten, die nach dem Tod des Malers im Auftrag des mexikanischen Volkes die Kunstwerke Riveras und Kahlos verwaltete. So erzählt „Frida“ nicht nur die Geschichte der mexikanischen Malerin Frida Kahlo, sondern ist letztlich auch ein Beleg für die Willensstärke und Schauspielkunst einer Frau, die diesen Film gegen viele Widerstände durchgesetzt hat. überstehen. Monate lang war sie ans Bett gefesselt und konnte nichts tun als malen, was für sie zur Therapie der physischen und psychischen Schmerzen wurde. Um die teuren Behandlungen finanzieren zu können, verkauften Fridas Eltern fast alles, was sie besaßen. Nachdem Frida mühsam wieder gelernt hatte, zu laufen, präsentierte sie ihr Werk dem berühmten Maler Diego Rivera (Alfred Molina) und bat ihn um eine ehrliche Einschätzung ihres Talents. Rivera war fasziniert von Fridas Begabung – und noch mehr von ihrem Charme, ihrer Schönheit und ihrer Beharrlichkeit. Bald schon heirateten beide und wurden zu einem der schillerndsten und aufregendsten Paare des 20. Jahrhundert: Rivera untreu, exzentrisch und egoistisch, zugleich aber auch ein großer Künstler; ein Mann, der seinen politischen Idealen verpflichtet war – und der seine Frau zutiefst liebte. Frida eine temperamentvolle und optimistische Frau, die Männer und Frauen liebte, vom Kommunismus träumte und sich durch nichts von der Malerei abhalten ließ. Und die unter den Affären ihres Mannes litt. Beide hatten sich zwar nicht die Treue, wohl aber die Loyalität versprochen. Als Frida die Verbindung ihres Mannes mit ihrer Schwester entdeckte – ein Vertrauensbruch, der die Grenzen der Loyalität überschritt – verließ sie ihren Mann. 1937 bezog der russische Revolutionär und StalinGegner Leo Trotzki, dem die mexikanische Regierung auf Drängen Diegos Exil gewährt hatte, mit seiner Frau Quartier in Fridas Elternhaus. In den folgenden beiden Jahren entwickelte sich aus der zwischen der Malerin und ihrem Gast bestehenden Anziehung eine Liebesbeziehung. 1953 erfüllte sich für Frida Kahlo ein lebenslang gehegter Traum: Ihre erste Einzelausstellung in Mexico-City. Wegen der Amputation ihres rechten Beines nahm sie an der Eröffnung im Himmelbett teil. Aber ihre Abhängigkeit von Schmerzmitteln und eine entkräftende Serie von Infektionen und Komplikationen machten ihr Leben unerträglich. Sie verstarb am 1. Juli 1954, eine Woche nach ihrem 47. Geburtstag. „Frida“ wurde ausschließlich in Mexico gedreht. Salma Hayeks Bemühungen um den Film, der ihr so viel bedeutete, erschöpften sich nicht allein in dem Bemühen, die von ihr so verehrte Malerin Mehr als zehn Jahre brauchte der Schauspieler Ed Harris für die Realisierung seiner ersten Regiearbeit „Pollock“ (USA 2000), die sich mit einem der frühen Kunst-Popstars der USA befasst – Jackson Pollock. Für Harris eine Herzensangelegenheit, denn ihn faszinierten die Persönlichkeit und die Bilder des Pop-Art-Malers Pollock, der in den 40er und 50er Jahren für Aufregung sorgte, ein Leben zwischen Genie und Wahnsinn lebte und das Magazin „Life“ seinerzeit zu der Frage veranlasste: „Ist Jackson Pollock der größte Künstler der Vereinigten Staaten?“ Pollock, der aus beengten 7 welchem er auch eine Hauptrolle spielte, näherte sich Ed Harris ganz als „method actor“: ohnehin über eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Maler Pollock verfügend, setzte er sich nicht nur mit dessen Bildern und Biografie auseinander, sondern begann selbst zu malen und legte für die Darstellung des letzten Lebensabschnitts 15 Kilo zu. Dafür gab's eine OSCAR-Nominierung in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“; die Trophäe mit nach Hause nehmen durfte indessen Marcia Gay Harden für ihre Darstellung der mit ihrem Ehemann gestraften Frau des Jackson Pollock – OSCAR in der Kategorie „Beste Nebendarstellerin“. B.R. Verhältnissen kam und für Alkoholexzesse wie auch für eine fast autistische Leidenschaft für Jazz bekannt war, lernte 1941 im Vorfeld einer Ausstellung die Künstlerin Lee Krasner kennen, zog mit ihr zusammen und durfte in der Folge erleben, wie seine sowohl emanzipierte als auch willensstarke Partnerin ihre eigene Arbeit zurückstellte, um seinen Durchbruch zu befördern. Ihre Bemühungen, die selbstzerstörerischen Tendenzen Pollocks zu kontrollieren und gleichzeitig Kontakte zu namhaften Galeristen und Meinungsführern der New Yorker Kunstszene herzustellen, hatten Erfolg: Aus dem abstrakten Maler Jackson Pollock wurde der eigenwillig gestylte Medienstar „Jack the Dripper“ - ein Beiname, der sich auf die Entstehungsart seiner Bilder bezog. Die wahrscheinlich berühmteste Äußerung Pollocks, seine „drip paintings“ betreffend, ist zu einer Anekdote geworden und taucht auch im Film wieder auf: die Vorhaltung, auch die Abstraktion müsse ihren Ausgang doch von der Anschauung der Natur nehmen, beantwortet Pollock mit: „I am nature!“ Was folgte, waren nur wenige Jahre des Ruhms. Das Nachlassen von Pollocks Kreativität ging einher mit dem Verlöschen der Beziehung zu Lee Krasner, sich steigerndem Alkoholismus und schwersten Depressionen. Der Maler zog sich von der Kunstszene zurück, hatte Affären mit wesentlich jüngeren Frauen – und stieg schließlich 1956 erschöpft und des Lebens überdrüssig im volltrunkenen Zustand ins Auto, um sich zu Tode zu fahren. Dem Stoff seines ambitionierten Projekts, in Oktober / November 2005 Maler in Filmen Das Mysterium der schaffenden Seele SO 02.10. bis MI 05.10. „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ SO 09.10. bis MI 12.10. „Rembrandt“ SO 16.10. bis MI 19.10. „Goya“ SO 23.10. bis MI 26.10. „Caspar-David Friedrich Grenzen der Zeit“ SO 30.10. bis MI 02.11. „Toulouse-Lautrec“ SO 06.11. bis MI 09.11. „Mein Mann Picasso“ SO 13.11. bis MI 16.11. „Niki de Saint Phalle“ SO 20.11. bis MI 23.11. „Frida“ SO 27.11. bis MI 30.11. „Pollock“ Einlass: 20.30 Uhr – Beginn: 21.00 Uhr Wir zeigen keine Produktwerbung 8