Tagungsmagazin: Asien im Fokus 2015

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Tagungsmagazin: Asien im Fokus 2015
ASIEN IM FOKUS 2015
Tagungsmagazin
ASIEN-PAZIFIK-FORUM BAYERN, 23. JULI 2015
12. Asien-Pazifik-Forum Bayern
23. Juli 2015 in Nürnberg
Partnerland Vietnam
Herzlich Willkommen!
Schön, dass Sie dabei sind.
Trends erkennen
Global vernetzen
Verantwortlich handeln
www.asien-pazifik-forum-bayern.de
Partner der Asien-Pazifik-Ausstellung 2015:
Weitere Partner
Hauptsponsor
Premiumpartner
INHALT
5
Grußwort
6
Programm
8
Wirtschaftliche Entwicklung in Asien
8
Region baut auf gutes Investitionsklima und
anhaltendes Auslandsinteresse
11
Branchenbarometer 2015
13
Deutsche Exporte nach Asien wachsen
weiterhin kräftig
18
Wirtschaftliche Entwicklung in Vietnam
18
Wirtschaftsstruktur und Chancen
24
Wichtige makroökonomische Eckdaten
30
Wirtschaftstrends zur Jahresmitte 2015
Germany Trade & Invest www.gtai.de
3
GRUSSWORT
GRUSSWORT
China war in diesem Jahr Partnerland der CeBIT, Indien stand Pate für die HANNOVER MESSE; mit Japan und
Vietnam sowie mit China und Myanmar laufen aktuell Verhandlungen der Europäischen Union über Freihandelsbzw. Investitionsschutz-vereinbarungen – mit Korea sind diese schon erfolgreich abgeschlossen.
Die Verflechtungen der deutschen und europäischen Wirtschaft mit ihren etablierten, aber auch mit neuen, aufstrebenden Partnern im asiatisch-pazifischen Raum sind so intensiv wie nie zuvor. Die unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungsstufen in Asien – angefangen bei den „High-Tech Nationen“ wie Japan und Korea, über die
aufstrebenden „Tigerstaaten“ wie Thailand und die Philippinen, bis hin zu den Niedriglohnländern wie etwa Bangladesch – bieten gerade der breit aufgestellten bayerischen Wirtschaft zahlreiche Ansatzpunkte für erfolgreiche
Partnerschaften. Die breite Spanne an Möglichkeiten, die das Asiengeschäft zu bieten hat, war seit jeher Antrieb
für das Asien-Pazifik-Forum Bayern, das sich an kleine wie große Firmen, erfahrene Unternehmer wie auch AsienNeulinge richtet und diese für die asiatische Wirtschaftsregion begeistern möchte.
Auch im 12. Veranstaltungsjahr ist dies das ehrgeizige Ziel des Forums. Unter dem Motto „Bayern trifft Asien in
Nürnberg“ bietet das Forum die Gelegenheit, in Diskussionsrunden sowie in der Asien-Pazifik-Ausstellung aktuelle Asien-Trends aufzusaugen. Es schafft aber auch Raum für ganz konkrete, firmenindividuelle Fragestellungen.
Hierfür stehen Vertreter des weltweit aufgestellten Netzwerks der Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs)
zur Verfügung. Ganztägige Beratung durch Experten aus 16 asiatischen Ländern – das ist eines der Kernelemente
des Asien-Pazifik-Forums Bayern.
Die persönliche Information aus erster Hand durch ausgewählte Asien-Publikationen von Germany Trade and
Invest zu ergänzen, ist Ziel dieses Konferenzmagazins. Es gibt Ihnen, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, einen
Überblick über die spannendsten Zielmärkte in Asien und setzt einen besonderen Schwerpunkt auf das diesjährige
Partnerland des Asien-Pazifik-Forums Bayern, Vietnam.
Wir wünschen Ihnen daher eine interessante Veranstaltung heute in Nürnberg und hoffen, dass diese sowie der
Inhalt dieses Magazins mit zu Ihrem Geschäftserfolg in Asien beitragen.
Dirk von Vopelius Präsident
IHK Nürnberg für Mittelfranken
Dr. Jürgen Friedrich
Geschäftsführer
Germany Trade & Invest
Germany Trade & Invest www.gtai.de
5
PROGRAMM
12. Asien-Pazifik-Forum Bayern
23. Juli 2015 in Nürnberg
Trends erkennen
Global vernetzen
Verantwortlich handeln
Programm
09.00 – 10.00 Uhr
Saal Brüssel
Partnerland Vietnam
www.asien-pazifik-forum-bayern.de
ERÖFFNUNG
GRUSSwoRtE:
Dirk von Vopelius
| Präsident, Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken
EhRENGaSt:
I.E. Frau Dr. Nguyen thi hoang anh
| Botschafterin der Sozialistischen Republik Vietnam in der Bundesrepublik Deutschland
KEy NotE:
Frank Dassler | Präsident, Weltverband der Sportartikelindustrie; General Counsel, adidas Group, Herzogenaurach
Georg Kell | Executive Director, United Nations Global Compact, New York
MoDERatIoN:
Markus Lötzsch, Hauptgeschäftsführer, Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken
10.00 – 10.30 Uhr
10.30 – 12.00 Uhr
Saal Brüssel
Kaffeepause und Gelegenheit zur Ausstellungsbesichtigung
thE BIG PICtURE I
UNtERNEhMERFoRUM – aktuelle trends in asien-Pazifik
IMPUlSVoRtRaG:
Dr. Michael Böhmer |
Chefökonom, Prognos AG, München
PaNElIStEN:
Dr. Michael Böhmer | Chefökonom, Prognos AG, München
Dr. Max Frank | Geschäftsführer, Max Frank GmbH & Co. KG, Leiblfing
Curt Simon Harlinghausen | Geschäftsführer, AKOM360 GmbH, München
Bernd Reitmeier | Geschäftsführer und Gründer, Startup Factory Co., Ltd., Kunshan/China
MoDERatIoN:
Timo Prekop | Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, OAV – German Asia-Pacific Business
Association (Ostasiatischer Verein e.V.), Hamburg
12.00 – 13.00 Uhr
Saal Brüssel
IM FoKUS I
wirtschaftspartner Vietnam
PaNElIStEN:
Elmar Dutt | Senior Director Marketing & Communications, Deutsches Haus
Ho Chi Minh Stadt Ltd., Ho-Chi-Minh-Stadt/Vietnam
Stefan Ewers | Rechtsanwalt/Associate Partner, Rödl & Partner, Ho Chi Minh Stadt/Vietnam
Roland Kober | AL-KO KOBER SE, Günzburg
Norbert Samhammer | Geschäftsführer, Samhammer AG, Weiden
MoDERatIoN:
Marko Walde | Delegierter der Deutschen Wirtschaft, Hanoi/Vietnam
13.00 – 14.00 Uhr
6
Asien im Fokus 2015
Mittagspause und Gelegenheit zur Ausstellungsbesichtigung
14.00 – 15.30 Uhr
Saal Brüssel
thE BIG PICtURE II
Corporate Social Responsibility im internationalen lieferkettenmanagement
IMPUlSVoRtRaG:
Michael D’Heur | Gründer und Geschäftsführer, shared.value.chain, München
PaNElIStEN:
Prof. Dr. Markus Beckmann
| Lehrstuhl für Corporate Sustainability Managment,
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Michael D’Heur |
Martin Mündlein
Gründer und Geschäftsführer, shared.value.chain, München
| Director Global Project & Service Management,
Intertek Holding Deutschland GmbH, Leinfelden-Echterdingen
Andreas Schechinger | Geschäftsführer, Tatonka GmbH, Dasing
Alexander Stedtfeld | Hauptgeschäftsführer, Deutsch-Malaysische Industrie- und Handelskammer, Kuala Lumpur
MoDERatIoN:
Prof. Dr. Matthias Fifka
| Lehrstuhl für strategisches Management, insbesondere Sustainability und
Corporate Social Responsibility, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
15.30 – 16.00 Uhr
16.00 – 17.30 Uhr
Saal Brüssel
Kaffeepause und Gelegenheit zur Ausstellungsbesichtigung
IM FoKUS II
Risikomanagement im asiengeschäft
IMPUlSVoRtRaG:
Dr. Volker Treier | Stv. Hauptgeschäftsführer, Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Berlin
PaNElIStEN:
Peter Kompalla | General Manager, German-Philippine Chamber of Commerce and Industry Inc., Manila
Oliver Regner | Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Greater China, Guangzhou
Marcus Schürmann | Stv. Geschäftsführer, Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan, Tokio
Dr. Monika Stärk | Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Myanmar, Yangon
Bernhard Steinrücke | Hauptgeschäftsführer, Deutsch-Indische Industrie- und Handelskammer, Mumbai
MoDERatIoN:
Dr. Jürgen Friedrich
10.00 – 17.00 Uhr
Saal München/links
| Geschäftsführer, Germany Trade & Invest (GTAI), Berlin
PaRallElVERaNStaltUNGEN
asien-Pazifik-Kontakttreffen
Aus dem weltweiten Netz der Auslandshandelskammern (www.ahk.de) stehen die Asien-Experten
für individuelle Beratungsgespräche zur Verfügung. Folgende Länder sind vertreten:
Australien, Bangladesch, China/Guangzhou, China/Peking, China/Shanghai, Hong Kong, Indien,
Indonesien, Japan, Korea, Malaysia, Myanmar, Neuseeland, Philippinen, Singapur, Taiwan, Thailand
und Vietnam.
Foyer
asien-Pazifik-ausstellung
Asien-Pazifik-Dienstleistungen und -Projekte werden im Ausstellerbereich im Foyer präsentiert.
Germany Trade & Invest www.gtai.de
7
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN ASIEN
REGION BAUT AUF GUTES INVESTITIONSKLIMA UND ANHALTENDES AUSLANDSINTERESSE
Asiens Volkswirtschaften können für 2015 mit guten
Wachstumszahlen rechnen, wenn auch etwas niedriger als
im Herbst 2014 prognostiziert. Die Prognose beruht unter
anderem auf einem anhaltend positiven Investitionsklima.
So erwarten die Repräsentanten von Germany Trade & Invest eine rege Investitionstätigkeit in vielen Ländern der
Region. Nicht zuletzt sollen die ausländischen Direktinvestitionen weiterhin ein Stützpfeiler der Konjunkturentwicklung in Asien bleiben.
Asien wird seinen Wachstumspfad 2015 fortsetzen und
dabei die Wirtschaftsleistung wiederum im Durchschnitt
um 5,5 bis 6% erhöhen können. Die Volkswirtschaften
stützen sich auf günstige finanzielle Rahmenbedingungen, eine starke Exportnachfrage sowie eine konstant
robuste heimische Nachfrage, darunter auch nach Kapitalgütern. Dass die in- und ausländischen Direktinvestitionen eine stabile Komponente für das Wachstum darstellen, wird in den Wirtschaftslageberichten der Auslandskorrespondenten von Germany Trade and Invest
deutlich.
onen beschloss die Regierung noch 2014 verschiedene
„Mini-Stimulus-Maßnahmen“, darunter Investitionen in
den Eisenbahnsektor und in die Stadterneuerung. Insgesamt nahm der nominale Zuwachs der Anlageinvestitionen „wunschgemäß“ ab, blieb jedoch mit 16,1% in
den ersten drei Quartalen 2014 gegenüber 2013 (19,6%)
nach wie vor hoch. Die Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen (FDI) reduzierten sich in den ersten neun
Monaten 2014 im Vorjahresvergleich leicht um 1,4% auf
umgerechnet 87,4 Mrd. US$.
In der 2013 gegründeten Shanghai Pilot Free Trade Zone
wird ein liberalerer Investitionskatalog getestet, landesweit beklagen viele ausländische Unternehmen jedoch
den weiterhin beschränkten Zugang zu vielen Branchen
Zumindest ist laut National Development and Reform
Commission eine Reduzierung der für Ausländer beschränkten Sektoren geplant.
Der vor Jahren begonnene Infrastrukturausbau ist in der
SVR Hongkong in vollem Gang und die Regierung wird
nach eigenen Angaben jährlich rund 9 Mrd. $ für Infrastrukturprojekte ausgeben. Im U-Bahnbau wurden neue
Projekte vorgestellt, die bis 2031 rund 14 Mrd. $ in den
Ausbau von Nahverkehrszügen pumpen sollen. Was Investitionen in Maschinen und Ausrüstung angeht, rechneten Experten für 2014 mit einem Rückgang um 6,3%.
Auch die südchinesische Industrie ist vorsichtig, grundsätzlich ist der Bedarf für hochwertige Fertigungstechnik aber da.
Großchinesischer Raum investiert weiter
Die Investitionstätigkeit in der VR China wird 2015 nach
den Recherchen von Germany Trade and Invest nominal um fast 15% im Vorjahresvergleich zulegen. Entgegen allen Erklärungen zu weniger staatlichen Investiti-
8
Asien im Fokus 2015
ASEAN-Länder ziehen unvermindert Kapital an
Private Investitionen haben sich in den letzten Jahren zu
einem wichtigen Treiber der indonesischen Konjunktur
gemausert. Schon 2013 stiegen die ausländischen Direktinvestitionen zum Vorjahr um 16% auf 28,6 Mrd. $. In
den ersten drei Quartalen 2014 verzeichnete die Statistik
Kapitalzuflüsse in Höhe von 21,7 Mrd. $, sodass sich bis
Jahresende ein Wert um die 30 Mrd. $ eingestellt haben
Foto: © gui yong nian - Fotolia.com
Die Steigerungsrate von Taiwans Bruttoanlageinvestitionen bewegt sich seit 2013 abwärts, soll 2015 aber immerhin noch bei real 2,7%liegen. Insbesondere die öffentlichen Engagements dürften 2015 wieder positives
Terrain erreichen. Da die Auslandsbestellungen steigen,
wird mehr in Modernisierungen und Kapazitätsausbau
investiert. Die Direktinvestitionen aus dem Ausland befanden sich in den ersten neun Monaten 2014 auf dem
Niveau von 2013 und lagen bei rund 3,6 Mrd. $.
dürfte. Während ausländische Unternehmen in den vergangenen Jahren von zufriedenstellenden Margen und
stetig steigenden Umsätzen berichteten, haben sich seit
Anfang 2015 protektionistische Tendenzen von Seiten
der Regierung verstärkt.
Auch in Malaysia sollen die Bruttoanlageinvestitionen ihr
Wachstumstempo aufrecht erhalten. Nach einem realen
Plus von 8,5% im Jahr 2013 setzt die Regierung für die
beiden Folgejahre Steigerungen von 8,3 beziehungsweise knapp 8,0% an. Der Hauptantrieb werde 2015 mit einem Zuwachs von 10,7% vom Privatsektor kommen. Die
genehmigten Investitionen übertrafen in den ersten sieben Monaten 2014 mit 53,2 Mrd. Malaysischen Ringgit
(RM) den Gesamtwert des Vorjahres, davon 30,7 Mrd. RM
ausländische Investitionen. Wichtigste Investitionsbereiche im Industriesektor sind Chemie/Petrochemie, Elektrotechnik/Elektronik sowie Basismetalle.
Foto: © Nitin Sanil - Fotolia.com
Thailands Board of Investment (BOI) stellte eine neue Investitionsstrategie für den Zeitraum 2015 bis 2021 vor.
Ziel ist eine Herausführung aus der „Middle Income
Trap“ mittels der Entwicklung von Hochtechnologien,
höherer Wertschöpfung, mehr Forschung und Innovation sowie umweltfreundlicher Projekte. Bis August 2014
verzeichnete der BOI 550 Projektanträge von ausländischen Unternehmen mit einem Investitionswert von 9,0
Mrd. $. Nach Herkunftsländern dominiert Japan mit 250
Projekten im Wert von 3,2 Mrd. $. Doch legten EU-Unternehmen auf 83 Projekte im Wert von 2,3 Mrd. $ zu. Nach
Sektoren lagen Automobilbau und Metallverarbeitung an
der Spitze mit 5,6 Mrd. $ und 145 Projekten.
Finanzexperten erwarteten in Vietnam 2014 höhere
Bruttoanlageinvestitionen von 6,7% und prognostizieren
für 2015 sogar 7,5% Plus. Auch deutsche Unternehmen
berichten von steigenden Auftragseingängen im Ausrüstungsgeschäft. Der Geschäftsklimaindex unter europäischen Firmen kletterte im Herbst auf den höchsten Wert
seit 2011. Ausländische Investoren verlagern arbeitsintensive Fertigungen und Dienstleistungen aus der VR
China. Von Januar bis Oktober 2014 flossen FDI im Wert
von circa 10,2 Mrd. $ (+5,9%). Wichtigste Herkunftsländer waren Japan, Korea (Rep.) und Singapur.
titionen stiegen 2013 ähnlich stark von 2,8 Mrd. auf 4,5
Mrd. $, der Großteil entfiel auf die Infrastruktur. Insgesamt gibt es 551 Auslandsunternehmen mit einem Investitionswert von 40,2 Mrd. $. Eine beschleunigte Ansiedlung sollen künftig die drei Sonderwirtschaftszonen
Thilawa, Kyaukphyu und Dawei gewährleisten.
Die privaten inländischen Investitionen in den Philippinen sind 2014 gestiegen, wenn auch etwas weniger als
im Vorjahr. Sie flossen hauptsächlich in den Bau- und
Immobilienbereich, den Einzelhandel sowie in den Energiesektor. Die unzureichende Stromproduktion muss
deutlich ausgeweitet werden, wozu massive Investitionen erforderlich sind. Ebenso will die Regierung Kapital
und Know-how des Privatsektors für Infrastrukturinvestitionen (Public Private Partnership) stärker nutzen. Die
ausländischen Investoren konzentrieren sich auf die Exportverarbeitung in Sonderwirtschaftszonen. Prognostiziert wurde für das Gesamtjahr ein Zufluss von etwa 2,6
Mrd. $.
Indien und Japan feilen an Rahmenbedingungen,
Korea stabil
Das Geschäftsklima in Indien hat sich seit den Wahlen
verbessert. Die ausländischen Direktinvestitionen lagen
von April bis August 2014 mit 12,0 Mrd. US$ um rund
42% höher als in der Vorjahresperiode. Wie schnell lokale Firmen Kapazitätserweiterungen vornehmen werden,
ist nicht absehbar. Eine zu niedrige Investitionstätigkeit
zählte in den letzten Jahren zu den größten Problemen.
Die Regierung vereinfachte in ersten Schritten die Rahmenbedingungen. So wurden die Digitalisierung von
Genehmigungsprozessen sowie Änderungen beim Arbeitsrecht angestoßen und Richtlinien für ausländische
Direktinvestitionen im Eisenbahn-, Bau- und Verteidigungssektor gelockert. „Make in India“ ist ein Aufruf an
Investoren, in Indien zu produzieren und das verarbei-
Das ausländische Engagement in Myanmar nimmt mit
zahlreichen neuen Ländern und einer breiteren sektoralen Ausrichtung spürbar zu. Schon 2013 hatten sich die
Direktinvestitionen auf 4,2 Mrd. $ aus 32 Ländern verdreifacht. 2014 sollten sie auf 5 Mrd. $ klettern und für
2016 werden 6 Mrd. $ erwartet. Die inländischen InvesGermany Trade & Invest www.gtai.de
9
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN ASIEN
tende Gewerbe zu stärken, das nur rund 13% zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beiträgt.
Die privaten Investitionen in Japan entwickelten sich
nach einem guten Start im 1. Quartal 2014 in den darauffolgenden Monaten schwächer. Die Regierung will
mit der Schaffung besserer Rahmenbedingungen gegensteuern. Ende März 2014 gab sie Pläne für sechs
spezielle Wirtschaftszonen („International Business
Hubs“) bekannt. Japans Direktinvestitionen im Ausland
gewinnen weiter an Bedeutung und erreichten im Fiskaljahr 2013/14 umgerechnet rund 135 Mrd. $. Besonderen Anteil daran hatte der Wirtschaftsraum ASEAN,
wo japanische Investoren ihre Kapitalanlagen auf 23,6
Mrd. $ erhöhten.
Die Bruttoausrüstungsinvestitionen in Korea (Rep.) sollen 2015 um knapp 6% zulegen. Im Oktober 2014 verkündeten 16 Großunternehmen Vorhaben in Höhe von
insgesamt rund 21,3 Mrd. Euro. Unter anderem plant
Samsung Electronics, bis 2017 die größte Halbleiterfabrik der Welt im Godeok Industrial Complex zu errichten. Der Wert für das Megaprojekt beläuft sich auf fast
15 Mrd. $. Ausländische Direktinvestitionen zogen in den
ersten drei Quartalen 2014 trotz der schwächeren Konjunktur deutlich um 38% an. Nach dem Handelsministerium beliefen sie sich auf 14,8 Mrd. $, was einem Rekordwert entsprach. Investitionsengagements aus China
schossen um 230% nach oben, die aus der EU um 84%.
- Von Helmut Kahlert -
10 Asien im Fokus 2015
Branchenbarometer Asien / Pazifik
BRANCHENBAROMETER 2015 - PROGNOSEN ZU BIP, INVESTITIONEN,
IMPORT UND MARKTPOTENZIAL IN AUSGEWÄHLTEN BRANCHEN
Asien / Pazifik
Branchenbarometer
Marktpotenzial ausgewählter Branchen 1)
Wirtschaftsentwicklung
BIP 2015 2) 3)
Land
BIP 2016 2) 3)
Maschinenbau
Automobil
Chemie
Bau
(reale Veränd. ggü. Vorjahr in %)
Australien
2,4
2,5
VR China
6,9
6,3
Hongkong, SVR
2,8
3,1
Indien
7,5
8,1
Indonesien
4,8
5,2
Japan
1,9
1,8
Korea (Rep.)
3,1
3,4
Malaysia
4,8
4,9
Myanmar
8,3
8,5
Philippinen
6,7
6,3
Singapur
2,8
3,0
Taiwan
3,8
k.A.
Thailand
3,5
3,8
Vietnam
6,3
6,3
Starkes Wachstum
Wachstum
Stagnation
Rückgang
Starker Rückgang
1) Chancen für deutsche Unternehmen in der jeweiligen Branche; 2) Bruttoinlandsprodukt; 3) Schätzung bzw.
Prognose
Quelle: Auszug aus der GTAI-Publikation Branchen International; das Internet-Special Branchen International wird
halbjährlich aktualisiert und kann unter www.gtai.de/branchen-international heruntergeladen werden.
Germany Trade & Invest www.gtai.de
11
Branchenbarometer Asien / Pazifik
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN ASIEN
Branchenbarometer
Marktpotenzial ausgewählter Branchen 1)
Wirtschaftsentwicklung
Importe
2015 2) 3)
Land
Investitionen
2015 2) 4)
Elektro/
Elektronik
IT+Telekom
Umwelttechnik
Medizintechnik
(reale Veränd. ggü. Vorjahr in %)
Australien
-3,0
-5,5
VR China
0,9 5) 6)
Hongkong, SVR
3,0 5)
Indien
-0,6
Indonesien
-6,0 5)
13,2
2,4
29,5
3,0
3,9 5) 7)
1,8
-6,4 5) 6)
5,4
Malaysia
5,5 6)
6,0
Myanmar
24,0 5) 7)
14,2
Japan
Korea (Rep.)
Philippinen
3,3
6,3
Singapur
2,5
0,5
-2,1 5)
3,8
Thailand
5,3 7)
4,6
Vietnam
15,1 7)
7,1
Taiwan
Starkes Wachstum
Wachstum
Stagnation
Rückgang
Starker Rückgang
1) Chancen für deutsche Unternehmen in der jeweiligen Branche; 2) Schätzung bzw. Prognose; 3) nur Waren;
4) Bruttoanlageinvestitionen; 5) cif; 6) nominal; 7) Waren und Dienstleistungen
Quelle: Auszug aus der GTAI-Publikation Branchen International; das Internet-Special Branchen International wird
halbjährlich aktualisiert und kann unter www.gtai.de/branchen-international heruntergeladen werden.
12 Asien im Fokus 2015
DEUTSCHE EXPORTE NACH ASIEN
WACHSEN WEITERHIN KRÄFTIG
Asien hat als Empfänger deutscher Waren in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. So rückte
die VR China 2014 auf Rang vier der wichtigsten Abnehmerländer vor. Aber auch andere Asiaten sind wichtige Käufer,
so etwa bei Maschinen die ASEAN-Länder, Japan und Südkorea, bei Kfz Japan und Südkorea. In einigen Branchen
sind andere Staaten wichtigere Abnehmer als China, so
etwa in der Elektronik die ASEAN-Länder und bei Arzneimitteln Japan.
Von 2008 bis 2014 wuchsen die deutschen Exporte nach
Ost-, Südost- und Südasien (im Folgenden als Asien
bezeichnet) im Schnitt jährlich um 9,3% und damit fast
viermal so schnell wie die deutschen Ausfuhren insgesamt. Insbesondere die VR China ragt mit einem jährlichen Zuwachs von 13,9% heraus. 2014 war es immerhin
noch ein Plus von 11,3%. Damit zog das Reich der Mitte an den Niederlanden vorbei und lag nach Frankreich,
den USA und dem Vereinigten Königreich auf Rang vier
der wichtigsten Abnehmerländer deutscher Waren.
Noch stärker wuchsen von 2008 bis 2014 mit einem jährlichen Plus von im Schnitt 10,0% die Lieferungen nach
Südkorea. Hier halfen das seit Mitte 2011 angewendete Freihandelsabkommen mit der EU und vor allem die
deutlich angezogenen Ausfuhren deutscher Autos. Auch
die deutschen Exporte in die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN legten deutlich zu.
Deutsche Warenausfuhr nach Asien – Entwicklung im weltweiten Vergleich (in Mrd. Euro; Veränderung sowie
Anteile an weltweiten Ausfuhren in %) *)
2008
2013
2014
Veränderung
2014/13
Anteil 2008
Anteil 2014
Welt
984,1
1.093,1
1.133,5
3,7
100,0
100,0
EU
625,6
623,5
657,2
5,4
63,6
58,0
USA
71,4
89,3
96,1
7,5
7,3
8,5
Asien
89,2
142,2
152,2
7,1
9,1
13,4
VR China
34,1
66,9
74,5
11,3
3,5
6,6
ASEAN
15,6
22,0
22,4
1,9
1,6
2,0
Japan
12,7
17,1
16,9
-0,9
1,3
1,5
Korea,Rep.
8,8
14,4
15,6
8,2
0,9
1,4
Indien
8,2
9,1
8,9
-2,4
0,8
0,8
Taiwan
4,3
5,9
6,9
17,0
0,6
0,6
Hongkong, SVR
4,0
5,6
5,9
4,9
0,6
0,5
*) vorläufige Angaben für 2014; Veränderung berechnet im Vergleich zu den endgültigen Ergebnissen für 2013
Quelle: DeStatis
Germany Trade & Invest www.gtai.de
13
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN ASIEN
Maschinen und Kfz stellen die Hälfte der deutschen
Asienausfuhren
Nach Branchen fällt vor allem der rapide Zuwachs der
deutschen Ausfuhren nach Asien bei Kfz und Kfz-Teilen
von jährlich im Schnitt um 21,1% von 2008 bis 2014 auf.
Im Ergebnis haben sich die Lieferungen von Straßenfahrzeugen in diesem Zeitraum mehr als verdreifacht.
Maschinen blieben dennoch trotz einer jährlichen Zunahme der Ausfuhren um „nur“ 5,9% im gleichen Zeitraum das wichtigste deutsche Exportgut nach Asien.
Deutsche Warenausfuhr nach Asien – Entwicklung der Struktur (in Mrd. Euro; Veränderung sowie Anteile in %) *)
SITC-Warengruppe
2008
2013
2014
Veränderung
2014/13
Anteil 2008
Anteil 2014
0-9 Insgesamt
89,2
142,2
152,2
7,1
100,0
100,0
71-74 Maschinen
25,6
32,2
36,0
11,8
28,7
23,6
78 Kfz, -Teile
11,2
30,5
35,3
15,7
12,6
23,2
781 Pkw
7,6
20,1
23,4
16,9
8,6
15,4
784 Kfz-Teile
2,9
9,2
10,5
14,6
3,2
6,9
13,0
19,3
20,3
4,9
14,6
13,3
54 Arzneimittel
2,0
4,6
5,3
15,2
2,2
3,5
77 minus 776 Elektrotechnik
8,0
11,8
12,8
8,5
8,9
8,4
774 Elektromedizin
1,0
1,6
1,5
-5,0
1,1
1,0
75/76/776 Elektronik
6,7
7,4
8,5
15,4
7,5
5,6
776 Elektronische Bauelemente
4,4
4,9
5,9
19,3
5,0
3,9
874 Mess- und Regeltechnik
3,7
6,1
6,6
7,8
4,1
4,3
792 Luftfahrzeuge
2,1
5,8
5,5
-5,3
2,4
3,6
0/1 Nahrungs- und Genussmittel
1,2
2,2
2,7
20,9
1,3
1,8
872 Medizinische Instrumente
0,7
1,3
1,4
3,3
0,8
0,9
5 Chemische Erzeugnisse
Quelle: DeStatis; Berechnungen von Germany Trade & Invest; Abweichung durch Rundung
14 Asien im Fokus 2015
Asien wird als Abnehmer deutscher Maschinen immer
wichtiger. So stieg der prozentuale Anteil der Region
an den gesamten deutschen Maschinenexporten von
15,0% (2008) bis 2014 auf mehr als ein Fünftel. Vor
allem die VR China gewann zunehmend an Bedeutung
und ist mittlerweile der größte Abnehmer deutscher
Maschinen weltweit. Interessant ist auch, dass Südkorea mehr deutsche Maschinen kauft als Japan, das
über eine mehr als dreimal so große Wirtschaftsleistung
verfügt.
Deutsche Ausfuhr von Maschinen nach Asien – Entwicklung im weltweiten Vergleich (in Mrd. Euro; Veränderung
und Anteil an weltweiten Ausfuhren in %) *)
2008
2013
2014
Veränderung
2014/13
Anteil 2008
Anteil 2014
170,4
168,2
177,8
5,7
100,0
100,0
EU
87,3
76,7
80,7
5,2
51,2
45,4
USA
14,9
15,6
17,5
12,0
8,8
9,8
Asien
25,6
32,2
36,0
11,8
15,0
20,2
VR China
11,4
16,2
18,8
15,8
6,7
10,6
ASEAN
3,8
4,8
5,4
12,0
2,2
3,0
Korea (Rep.)
2,6
3,6
3,5
-1,0
1,5
2,0
Indien
3,3
3,1
3,0
-2,4
1,9
1,7
Japan
2,3
2,2
2,2
2,5
1,4
1,3
Welt
*) vorläufige Angaben für 2014; Veränderung berechnet im Vergleich zu den endgültigen Ergebnissen für 2013; Abweichung durch Rundung
Quelle: DeStatis
Germany Trade & Invest www.gtai.de
15
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN ASIEN
Die VR China ist mittlerweile nach den USA und dem Vereinigten Königreich der weltweit drittgrößte Abnehmer von Kfz „Made in Germany“. Für Kfz-Teile ist das
Land sogar der wichtigste Käufer weltweit. Unter den
Wachstumsraten fallen bei Kfz und Kfz-Teilen die VR
China und Südkorea mit Zunahmen um 26,1%
respektive 25,3% per annum im Schnitt des Zeitraums von 2008 bis 2014 auf. Dagegen spielt Indien
als Käufer deutscher Kfz bisher nur eine untergeordnete Rolle.
Deutsche Ausfuhr von Kfz nach Asien – Entwicklung im weltweiten Vergleich (in Mrd. Euro; Veränderung sowie
Anteile am Gesamtexport in %) *)
2008
2013
2014
Veränderung
2013/14
Anteil 2008
Anteil 2014
Welt
162,5
182,1
193,7
6,4
100,0
100,0
EU
101,0
85,6
94,9
10,8
62,2
49,0
USA
18,0
24,9
26,1
4,7
11,0
13,5
Asien
11,2
30,5
35,3
15,7
6,9
18,2
VR China
5,2
17,5
21,0
19,7
3,2
10,8
Japan
2,8
5,2
5,2
-0,5
1,7
2,7
Korea (Rep.)
1,2
3,2
4,5
40,0
0,7
2,3
ASEAN
1,0
2,0
1,9
-7,9
0,6
1,0
Indien
0,3
0,5
0,5
3,6
0,2
0,3
*) vorläufige Angaben für 2014; Veränderung berechnet im Vergleich zu den endgültigen Ergebnissen für 2013; Abweichung durch Rundung
Quelle: DeStatis
16 Asien im Fokus 2015
Arzneimittel, Elektronik und Nahrungsmittel mit
hohem Exportplus
Auch in der chemischen Industrie kauft Asien mehr
deutsche Erzeugnisse. Besonders stark stieg die Ausfuhr von Arzneimitteln, und zwar von 2008 bis 2014 von
2,0 Mrd. auf 5,3 Mrd. Euro. Die wichtigsten Abnehmer
waren 2014 Japan (2,0 Mrd. Euro) und die VR China (1,6
Mrd.) mit deutlichem Abstand vor den ASEAN-Ländern
(736 Mio.) und Südkorea (453 Mio.). Das höchste Wachstum verzeichnete die VR China mit einem Plus bei deutschen Lieferungen von Medikamenten von im Jahresdurchschnitt 24,2% zwischen 2008 und 2014.
Deutsche Ausfuhr von chemischen Erzeugnissen nach Asien – Entwicklung im weltweiten Vergleich (in Mrd.
Euro; Veränderung und Anteil an weltweiten Ausfuhren in %) *)
2008
2013
2014
Veränderung
2014/13
Anteil 2008
Anteil 2014
148,0
172,7
177,8
3,0
100,0
100,0
EU
94,6
101,1
103,4
2,3
63,9
58,2
USA
12,4
15,0
16,9
12,8
8,4
9,5
Asien
13,0
19,3
20,3
4,9
8,8
11,4
.VR China
3,3
6,1
6,5
6,9
2,2
3,7
.Japan
2,9
3,8
3,9
2,0
2,0
2,2
.ASEAN
2,2
3,1
3,3
4,9
1,5
1,8
.Korea, Rep.
1,6
2,2
2,4
8,1
1,1
1,4
.Indien
1,0
1,5
1,6
8,1
0,7
0,9
Welt
*) vorläufige Angaben für 2014; Veränderung berechnet im Vergleich zu den endgültigen Ergebnissen für 2013; Abweichung durch Rundung
Quelle: DeStatis
Bei Produkten der Elektrotechnik entfiel 2014 mit 7,5
Mrd. Euro mehr als die Hälfte der deutschen Ausfuhr
nach Asien auf die VR China. Damit ist das Reich der Mitte der weltweit wichtigste Abnehmer in diesem Segment
vor den USA (6,4 Mrd. Euro) und Frankreich (4,7 Mrd.).
Für Elektronikerzeugnisse waren dagegen die
ASEAN-Länder mit 2,8 Mrd. Euro (darunter Malaysia mit 1,4 Mrd.) vor der VR China (2,6 Mrd.), Taiwan
(1,0 Mrd.), Südkorea (727 Mio.) und Japan (554 Mio.)
die wichtigsten Käufer in Asien. Am stärksten legten die deutschen Elektronik-Ausfuhren in die VR China zu, die sich von 2008 bis 2014 verdoppelt haben.
Auf niedrigem Niveau stiegen auch die deutschen Exporte von Nahrungs- und Genussmitteln nach Asien - im
Durchschnitt um jährlich knapp 15% im Zeitraum von
2008 bis 2014. Besonders hoch waren die Zuwächse bei
Lieferungen in die VR China (von 83 Mio. auf 817 Mio. Euro), nach Südkorea (von 62 Mio. auf 370 Mio.) und in die
ASEAN-Länder (von 257 Mio. auf 671 Mio. Euro).
- Von Frank Robaschik -
Germany Trade & Invest www.gtai.de
17
Foto: © kevin miller - iStockphoto.com
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM
WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND
CHANCEN
Vietnam, die sechstgrößte Volkswirtschaft in Südostasien, bietet viel Potenzial. Das Unternehmertum und eine konsumfreudige Mittelschicht entwickeln sich seit der
Öffnungspolitik 1986 dynamisch. Die positiven Zukunftsaussichten, günstige Arbeitskräfte und politische Stabilität
ziehen ausländische Investoren an. Der sozialistische Staat
möchte bis 2020 den Sprung zum modernen Industrieland
vollziehen. Dafür bedarf es tiefgreifender Reformen, um
nicht Chancen ungenutzt zu lassen.
„Unikat“ im globalen und südostasiatischen Kontext
Vietnams Regierung führte 1975 nach dem Ende des
Krieges zwischen Nord und Süd Zwangskollektivierung
und eine folgenschwere Planwirtschaft ein. Das Land
lag am Boden. Mit einem historischen Reformschritt
im Jahr 1986 genannt „Doi Moi“ (Erneuerung) erlaubte die Regierung schließlich wieder privates Eigentum
an Produktionsmitteln und löste damit eine äußerst erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung aus. So schaffte
Vietnam bereits im Jahr 2009 den Sprung vom Entwicklungs- zum Schwellenland mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von mehr als 1.000 US$. Im Jahr 2014
wurde die 2.000-$-BIP-Marke je Einwohner geknackt.
18 Asien im Fokus 2015
Eckdaten im Überblick 2014
Vietnam
Deutschland
Bevölkerung (Mio.)
90,7
80,9
Bruttoinlandsprodukt
(BIP; Mrd. Euro) *)
140
2.904
Anteil der verarbeitenden Industrie am BIP
(%)
17,5
22,2
Anteil der Dienstleistungen am BIP (%)
43,4
68,5
*) durchschnittlicher Wechselkurs 2014: 1 Euro = 28.177 Dong
Quellen: Statistikamt Vietnam (GSO), Statistisches Bundesamt
Die über 90 Mio. Einwohner sind im Mittel mit 29 Jahren sehr jung. Ihr Optimismus und Fortschrittsglaube
prägen das Wirtschaftsleben. Die Nachkriegsgenerationen, geboren in den 1980er- und 1990er-Jahren, setzen
einfallsreich Geschäftsideen um und zählen zu einer der
am schnellsten wachsenden, konsumfreudigen Mittelschichten in Asien.
Die heutige Altersstruktur ermöglicht langfristig, dass
die Erwerbstätigen (2014 ungefähr 53 Mio. Personen)
nur wenige Kinder und Rentner zu versorgen haben. Das
günstige demografische Fenster wird sich in etwa 30
Jahren schließen, denn aufgrund der staatlichen ZweiKind-Politik ging die Geburtenrate auf unter zwei Kinder
je Frau zurück.
Die unmittelbaren Wirtschaftsaussichten sind relativ
gut. Die Konjunktur bewegt sich seit 2008 auf einem
Pfad mit Wachstumsraten von 5,2 bis 6,4%. Volkswirte halten angesichts des Entwicklungsstandes und des
Nachholbedarfs des Landes zukünftig deutlich höhere
Steigerungsraten für möglich. Reformen der Finanzwirtschaft, ein Abbau des Schutzes von Staatskonzernen
und effizientere öffentliche Investitionen könnten zu einem dynamischeren Wachstumskurs führen.
Die staatliche Wirtschaftspolitik ändert bisher nach Expertenmeinung zu oft ihren Kurs. Die Zahl der Gesetze,
Dekrete und Rundschreiben, die sich teilweise widersprechen, nimmt nur langsam ab. Beim weltweiten Vergleich des „Ease of Doing Business“ der Weltbank belegte Vietnam 2014 immerhin Position 78 von 189 untersuchten Staaten (zum Vergleich VR China Platz 90).
Die Regularien überfordern die Bürokratie und leisten
der Vorteilnahme im Amt Vorschub. Vietnam lag 2014
beim Korruptionsranking von Transparency International auf einem traurigen Rang 119 unter 175 untersuchten Staaten (China Platz 100).
Geschäftsleute sollten im Hinterkopf behalten, dass
die Regierung - ähnlich wie die in der VR China - eine
„Marktwirtschaft mit sozialistischer Orientierung“ umsetzt. Daher greift sie in einige Bereiche der Wirtschaft
stark ein. Staatseigene Unternehmensgruppen werden
gezielt bevorzugt. Grund und Boden sind Volkseigentum.
An Privatpersonen und Firmen vergibt der Staat lediglich Landnutzungsrechte. Der „2015 Index of Economic
Freedom“ der Heritage Foundation stuft die Wirtschaftsverfassung als überwiegend regierungsabhängig ein
(Rang 148 von 178 Ländern, China Platz 139).
Exportbranchen dominieren in Sektorenbetrachtung
Der Anteil der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft an
der Wirtschaftsleistung des Landes hat sich seit den
1990er-Jahren halbiert. Im Jahr 2014 waren es zusammengenommen immerhin noch 18%. Die drei Primärsektoren sind aber der größte Arbeitgeber geblieben
und beschäftigen knapp die Hälfte aller Erwerbstätigen.
Das heißt die Landwirtschaft verfügt noch über ein großes Reservoir an Arbeitskräften, die in Industrie- und
Dienstleistungsjobs abwandern könnten.
Entwicklung der Wirtschaftssektoren (Anteile in %)
Anteil am
BIP 2009
Anteil am
BIP 2014
Anteil an den
Beschäftigten
2009
Anteil an den
Beschäftigten
2014
19,2
18,1
51,5
46,8
Bergbau
9,1
11,3
0,6
0,4
Bauwirtschaft
6,1
5,3
5,4
6,0
Verarbeitende Industrie
18,3
17,5
13,5
14,8
Dienstleistungen
43,5
43,4
29,6
31,6
13,3
13,6
10,8
12,2
Hotel- und Gaststättengewerbe
3,7
3,9
3,3
4,4
Verkehr, Logistik, Kommunikation
4,1
3,8
3,5
3,6
Sektoren
Land-, Forstwirtschaft, Fischerei
Handel
Quelle: GSO
Germany Trade & Invest www.gtai.de
19
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM
In einem Land, in dem nach dem Bürgerkrieg Hunger
vorherrschte, erzielen die Landwirte und Fischer heute immense Überschüsse bei der Produktion von Reis,
Kaffee, Pfeffer und Fischereierzeugnissen, die sehr erfolgreich exportiert werden. Die Verarbeitung wird stetig
modernisiert, die internationale Vermarktung soll ausgebaut werden.
Auch der Bergbau entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten überdurchschnittlich gut. Vietnam verfügt über
reiche Bodenschätze an Öl, Gas, seltenen Erden, Wolfram, Titanium, Bauxit, Phosphaten, Natur- und Edelsteinen. In- und ausländische Kapitalgeber investieren
- trotz der komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen
- in die Erschließung und Verarbeitung der Vorkommen.
Die konjunkturanfällige Bauwirtschaft hat seit 2009 etwas an Dynamik verloren. Eine Krise am Immobilienmarkt 2013 schwächte vorrübergehend das Wachstum
im Wirtschaftsbau. Die rasante Urbanisierung sowie
der notwendige Infrastrukturausbau werden weiterhin
massive Investitionen erfordern. Internationale Entwicklungsgelder finanzieren einen großen Teil der anvisierten öffentlichen Projekte.
investiert knapp 12 Mrd. $ in Vietnam - ziehen ebenfalls
Zulieferbetriebe aus dem In- und Ausland an.
Die Standortvorteile der vietnamesischen Wirtschaft
werden durchaus gewürdigt. Unternehmensgründungen
sind in den meisten Sektoren mit Beteiligungen bis zu
100% möglich. Zudem sind die Löhne vergleichsweise
günstig. Industriearbeiter verdienen deutlich weniger
als die Hälfte ihrer Kollegen in der VR China.
Vielversprechende Entwicklungen zeigen auch Dienstleistungssektoren wie Handel, Fremdenverkehr, Logistik oder Informationstechnikoutsourcing, in denen sich
innovative private Firmen engagieren. Die neuen Wachstumsbranchen entstehen meist im Großraum Ho-ChiMinh-Stadt (HCMS), dem wirtschaftlichen Zentrum des
Landes.
„Wirtschaftsschwergewicht“ Ho-Chi-Minh-Stadt
Die Fläche Vietnams entspricht ungefähr der Deutschlands. Das Staatsgebiet ist in 63 Provinzen aufgeteilt,
einschließlich fünf eigenständiger Städte (HCMS, Hanoi,
Da Nang, Can Tho und Hai Phong).
Foto: © laichaoyi - iStockphoto.com
Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes am BIP ist seit
2009 gefallen. Branchen, die der Staat entwickeln wollte - unter anderem den Schiffbau, die Herstellung von
Kfz oder den Maschinenbau - weisen mäßige Erfolge auf.
Die meisten Investitionsgüter kauft Vietnam im Ausland
ein, hauptsächlich in der VR China.
Anders sieht es in exportorientierten Branchen aus, in
denen viele ausländische Firmen tätig sind. Das Niedriglohnland gehört zu den international großen Herstellern von Bekleidung, Schuhen und Elektrotechnik. Inzwischen kommen auch etwas anspruchsvollere Montagewerke, zum Beispiel für Mobiltelefone, hinzu.
Die ausländischen Firmen stützen die angestrebte Industrialisierung mit Know-how-Transfers. Sie beklagen
allerdings, dass eine lokale Zulieferindustrie weitgehend
fehle. Daher sind viele Fabriken „verlängerte Werkbänke“ im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung. Die
Regierung verabschiedete ein Programm, das die einheimische Zulieferindustrie fördern soll. Die Schlüsselinvestitionen großer internationaler Konzerne - Samsung
20 Asien im Fokus 2015
Die Metropole HCMS mit 7,5 Mio. Einwohnern und ihre
umliegenden Provinzen erzeugen knapp die Hälfte aller
Industriewaren des Landes. Hier liegen die größten und
erfolgreichsten Gewerbeparks. Die Region zwischen der
Hauptstadt Hanoi und der Hafenstadt Hai Phong holt inzwischen auf. Auch die drittgrößte Stadt Da Nang modernisiert ihre physische und wirtschaftliche Infrastruktur.
Entwicklung der Industrieproduktion nach Hauptwirtschaftsregionen (Anteile in %)
Wirtschaftsregionen
2009
2013
Südost (darunter Ho-Chi-Minh-Stadt, Dong Nai, Vung Tau)
52,2
44,3
Delta des Roten Flusses (darunter Hanoi, Hai Phong)
24,1
30,0
Nördliche Zentralregion und zentrale Küstenregion
7,2
10,4
Delta des Mekong-Flusses
9,9
9,3
Nördliches Hochland
2,7
2,7
Zentrales Hochland
0,8
0,7
Andere Provinzen
3,1
2,6
Quelle: GSO
Große Teile des Landes gelten weiterhin als unterentwickelt. Dort erhalten Investoren vom Staat besonders
attraktive Förderung (Steuernachlässe). Pionierfirmen
mit großem Bedarf an Fabrikarbeitskräften ziehen auch
deshalb in entlegene Gebiete, weil die Löhne dort noch
günstiger sind und sie eine Abwerbung von Mitarbeitern
kaum fürchten müssen. Die Wettbewerbsfähigkeit der
einzelnen Provinzen kann über den „Provincial Competitiveness Index“ (http://eng.pcivietnam.org) abgerufen
werden.
Die Regierung erstellte Masterpläne für „strategisch
wichtige“ Branchen, allerdings fehlt eine aktive Industrieclusterpolitik. Dennoch sind einige Cluster rund um
Ankerunternehmen, durch geschickte Ansiedlungspolitik von Industrieparks oder in der Nähe von Rohstofflagerstätten entstanden.
Während sich der Süden auf eine privatwirtschaftliche,
exportorientierte Leichtindustrie (zum Beispiel Fertigungen von Bekleidung, chemischen Erzeugnissen, Elektronik, Holzmöbeln) sowie unternehmensnahe Dienstleistungen (Finanzwirtschaft, Werbung, Outsourcing) fokussiert, konzentrieren sich im Norden eher Engagements
von Staatskonzernen.
Außenhandel findet gute Startbedingungen vor
Die Bedingungen für Handelsgeschäfte mit Vietnam sind
aufgrund geringer Zollbelastungen und einem recht liberalen Dienstleistungsmarkt gut. Seit 1997 ist Vietnam
Mitglied der südostasiatischen Staatengemeinschaft
ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) und integriert sich schrittweise in die ASEAN-Wirtschaftsge-
meinschaft. Die Aufnahme in die Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 2007 dokumentierte die erfolgreiche Integration des Landes in die Weltwirtschaft. Zusätzliche bilaterale Freihandelsabkommen (FTA) bestehen
seit dem Jahr 2000 mit den USA und seit 2009 mit Japan.
Das Ministerium für Industrie und Handel möchte auch
den Handel mit anderen wichtigen Partnerländern
liberalisieren. Es verhandelt FTA mit der Europäischen
Union (EU), der Europäischen Freihandelsassoziation
(EFTA), Korea (Rep.), der Zollunion von Russland, Weißrussland und Kasachstan sowie einen Beitritt zur TransPacific Strategic Economic Partnership (TPP), der unter
anderen die USA angehören. Die jeweiligen Verträge sollen 2015 unterzeichnet werden.
Analysen zeigen, dass Vietnam bei der Vereinbarung
weiterer gegenseitiger Marktöffnungen zu den großen
Gewinnern zählen könnte. Gleichwohl bestehen im Land
Bedenken, dass nicht wettbewerbsfähige Betriebe und
Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Ausländische
Investoren sehen die geplanten FTA als einen zusätzlichen Standortvorteil und erweitern deshalb ihr Engagement.
Die vietnamesischen Ausfuhren verdreifachten sich annähernd von 2009 bis 2014. Hauptabnehmer sind Europa
und die USA, die in großen Mengen Bekleidung, Schuhe,
Holzerzeugnisse sowie Meeresfrüchte, Kaffee und Nahrungsmittel beziehen. Zunehmend kommen Erzeugnisse
mit höherer Wertschöpfung dazu, darunter elektrotechnische und elektronische Produkte (Computer, -Teile)
sowie Kommunikationstechnik (Smartphones, Tablets).
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21
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM
Die Importe legten von 2009 bis 2014 um mehr als das
Doppelte zu. Haupteinfuhrgruppen sind Ausrüstungsgüter (Maschinen, Elektronik, Medizintechnik) sowie Erdölprodukte und Vorerzeugnisse (Textilstoffe, Chemiewaren, Komponenten). Der hohe Wert an eingeführten
Vorerzeugnissen zeigt, dass die Industrie hauptsächlich
importierte Waren montiert. Die im Inland generierte
Wertschöpfung steigt jedoch allmählich.
Deutschland ist der wichtigste europäische Handelspartner. Der deutsche Anteil an den gesamten Importen des Landes lag 2014 bei ausbaufähigen 1,8%. Nach
vietnamesischer Statistik fielen die Importe aus
Deutschland 2014 um 11%, während nach Angaben des
Statistischen Bundesamtes die deutschen Exporte nach
Vietnam um ungefähr den gleichen Prozentsatz zulegten.
Fast jede dritte Importware kam 2014 aus der VR China.
Die Volksrepublik steigerte ihre Lieferungen erneut um
kräftige 19%. Der Handel mit dem nördlichen Nachbarn
fällt trotz gegenteiliger Bemühungen immer stärker ins
Defizit (2014: -29 Mrd. $). Unter den Lieferländern folgen
Korea (Rep.), Japan und Taiwan. Diese drei Länder sind
auch die größten ausländischen Investoren in Vietnam.
Deutsche Firmen lieferten 2014 hauptsächlich Maschinen, chemische Erzeugnisse und Medizintechnik.
Aus Vietnam importierten sie vor allem Elektronikprodukte, Nahrungsmittel und Bekleidung. Damit erzielte Vietnam 2014 einen Handelsüberschuss in Höhe von
circa 4 Mrd. Euro.
Einfuhrentwicklung nach Ländern (in Mio.US$, Veränderung in %)
2009
2014
Veränderung
2014/2013
Insgesamt, davon
69.949
148.049
12,1
VR China
15.441
43.868
18,9
Korea (Rep.)
6.708
21.736
11,7
Japan
6.836
12.909
5,1
Taiwan
6.113
11.085
17,9
Thailand
4.471
7.118
13,3
Singapur
7.012
6.827
20,1
USA
2.710
6.284
20,3
Malaysia
2.561
4.193
2,4
Indien
1.536
2.461
8,8
Deutschland
1.422
2.623
-11,2
Indonesien
1.453
2.497
5,5
Australien
1.046
2.058
29,8
Quelle: GSO
22 Asien im Fokus 2015
Einfuhrentwicklung nach den zehn wichtigsten Warengruppen (in Mio.US$, darunter jeweils aus Deutschland,
Veränderung in %)
SITC-Warengruppe
2009
2013
Veränderung
2013/2012
33 Erdöl, Erdölerzeugnisse
6.755
8.989
-13,8
216
411
26,5
4.061
19.225
31,4
775
1.762
21,0
5.469
10.633
17,2
44
63
18,9
5.994
7.631
9,6
50
46
24,3
2.850
5.760
19,1
41
51
24,4
3.503
11.565
51,0
41
29
3,6
3.618
4.943
16,0
232
259
25,1
2.863
4.031
8,2
295
208
-15,4
1.711
3.060
10,5
24
39
77,2
1.465
3.353
24,3
34
60
-7,7
Deutschland
77 Elektrische Maschinen
Deutschland
65 Garne, Gewebe
Deutschland
67 Eisen und Stahl
Deutschland
57 Kunststoffe in Primärformen
Deutschland
76 Geräte für Nachrichtentechnik
Deutschland
74 Maschinen, Apparate für verschiedenen Zwecke
Deutschland
72 Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke
Deutschland
68 NE-Metalle
Deutschland
69 Metallwaren
Deutschland
Quelle: UN Comtrade
- Von Thomas Hundt -
Germany Trade & Invest www.gtai.de
23
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM
WICHTIGE MAKROÖKONOMISCHE ECKDATEN
Basisdaten
24 Asien im Fokus 2015
Wirtschaftslage
Germany Trade & Invest www.gtai.de
25
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM
Außenhandel
26 Asien im Fokus 2015
Beziehung der EU zu Vietnam
Beziehung Deutschlands zu Vietnam
Germany Trade & Invest www.gtai.de
27
WICHTIGE MARKOÖKONOMISCHE ECKDATEN
Infrastruktur
28 Asien im Fokus 2015
Einschätzung des Geschäftsumfelds
Germany Trade & Invest www.gtai.de
29
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM
WIRTSCHAFTSTRENDS ZUR
JAHRESMITTE 2015
WIRTSC
H A F T ST
RENDS
VIETNA
M
Wir tschaf
m
Fotolia.co
n Yuganov,
Konstanti
Foto: ©
Vietnams Konjunktur hat sich stabilisiert. Die Deutsche
Bank prognostiziert für 2015 ein reales Wachstum von 6,3%.
Konsum, Investitionen und Einfuhren wachsen schneller.
Das Geschäftsklima hat sich aufgehellt. Die Firmen benötigen vor allem bessere lokale Zulieferer und mehr Fachkräfte. Korea (Rep.) hat Japan als größten ausländischen
Investor überholt. China liefert mit Abstand die meisten
Waren. Deutsche Produkte machen nur 1,8% der Importe
aus, genießen aber einen sehr guten Ruf.
t
JAHRES
MIT TE 20
15
GESAMTWIRTSCHAFTLICHER
AUSBLICK
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Vietnams Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs 2014 um
6,0%. Konjunkturanalysten prognostizieren mittelfristig Raten von ebenfalls ungefähr 6%. Ein noch höheres
Wachstumstempo wäre aufgrund des starken Nachholbedarfs und des niedrigen Entwicklungsstandes - das vietnamesische BIP pro Kopf liegt bei ungefähr 2.200 US$
- durchaus erreichbar.
Wirtschaftliche Entwicklung 2014 bis 2016 (reale
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
n 2014 n 2015 1) n 2016 1)
18,0
16,5
16,0
Die Vergabe von Krediten wuchs 2014 um 14,2%. Die
Zentralbank steuert 2015 eine Zunahme von 13 bis 15%
sowie einen Zuwachs der Geldmenge M2 von 16 bis 18%
an. Spielraum für Zinssenkungen ist aufgrund der geringen Inflation vorhanden. Die HSBC erwartet, dass die
SBV bis Mitte 2015 die „open market rate“ um 50 Basispunkte auf 4,5% senkt. Die SBV könne damit das offizielle BIP-Wachstumsziel flankieren; das die Regierung auf
6,2% festgelegt hat.
12,0
12,0
8,0
6,0
6,7
6,3 6,3
7,1 7,5
5,9
6,3
5,6
4,0
2,0
0,0
BIP
Einfuhr 2)
Bruttoanlageinvestitionen
1) Prognose; 2) Waren und Dienstleistungen
Quelle: Deutsche Bank
30 Asien im Fokus 2015
Privater
Verbrauch
© Germany Trade & Invest
10,0
Ausländische Kapitalzuflüsse unterstützen ebenfalls die
Wachstumsziele. Die ausländischen Direktinvestitionen
legten im 1. Quartal 2015 um 7,0% zu. Weitere immer
stärker strömende Devisenquellen sind die Übertragungen von Auslandsvietnamesen (2014: 12 Mrd. $) und die
Gelder von Entwicklungsorganisationen (5,6 Mrd. $, +9%
gegenüber 2013).
Die Devisenreserven lagen Ende 2014 bei 36 Mrd. $, dazu trug auch der Handelsbilanzüberschuss von 12 Mrd.
$ bei. Die Bilanz dürfte 2015 allerdings ins Minus rutschen. Um den Exportsektor zu unterstützen, hat die
SBV im Januar und Mai 2015 den fixen Wechselkurs zum
US-Dollar um jeweils 1,0% abgewertet.
Foto: © Konstantin Yuganov - Fotolia.com
15,1
14,0
6,0
Die Konjunktur gewann 2014 an Stabilität. Die Zentralbank (SBV) dämmte die durchschnittliche Inflation auf
4,1% ein. Die Verbraucherpreise stiegen im 1. Quartal
2015 sogar nur um 0,7% gegenüber der Vorjahresperiode; dies war der geringste Anstieg in den letzten zehn
Jahren.
Wirtschaftliche Eckdaten
2014
2015 *)
2016 *)
Vergleichsdaten
Deutschland 2014
186
199
221
3.858
BIP pro Kopf (US$)
2.052
2.170
2.382
46.812
Bevölkerung (Mio.)
90,7
91,7
92,6
80,9
21.236
22.000
22.100
-
Indikatoren
BIP (nominal, Mrd. US$)
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ in
Vietnamesischen Dong)
*) Schätzung beziehungsweise Prognose
Quellen: Deutsche Bank, Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank
Private Unternehmen leiden unter schwierigen Rahmenbedingungen. Beim internationalen Ease of Doing
Business Ranking liegt Vietnam auf Platz 78 von 189
Ländern, sechs Positionen schlechter als im Jahr 2014.
Die Verfassung räumt Staatsunternehmen eine privilegierte Stellung ein. Diese wirtschaften trotz Subventionen und Vorzugsbehandlungen ineffizient. Die Regierung treibt nun die Privatisierung von Staatsfirmen
energischer voran, allein 317 sollen 2015 noch private
Eigentümer finden. Einige Investoren aus Asien möchten
sich an den Privatisierungen beteiligen.
Der wirtschaftspolitische Reformbedarf bleibt also groß.
Der alle fünf Jahre stattfindende Parteitag der Kommunistischen Partei Vietnams im Januar 2016 wird die Möglichkeit bieten, entscheidende Neuerungen zu beschließen.
Investitionen
Ausländische Investoren bezeichnen die niedrigen Löhne und Gehälter als den wichtigsten Standortvorteil des
südostasiatischen Schwellenlandes. Sie investieren vor
allem in arbeitsintensive Fertigungen sowie Dienstleistungen und verlagern zunehmend Betriebe aus der VR
China nach Vietnam.
Nach Angaben des Ministeriums für Planung und Investitionen flossen im Jahr 2014 „Foreign Direct Invest-
ments“ (FDI) im Wert von 12,4 Mrd. $ (+7,4% gegenüber dem Vorjahr) in das Land. Firmen aus Korea (Rep.),
Japan, Singapur und Taiwan tätigten zusammengenommen die Hälfte aller seit 1988 zugelassener FDI-Projekte. Deutschland liegt auf Rang 22 mit insgesamt
247 Investitionsvorhaben im Gesamtwert von 1,4 Mrd. $.
Deutsche Unternehmen in Vietnam berichten derzeit
überwiegend von steigenden Auftragseingängen. Auch
der Geschäftsklimaindex unter den europäischen Firmen hellte sich im Laufe des Jahres 2014 von 50 Punkten (neutrales Niveau) auf 78 Punkte (positive Zukunftsaussichten) stark auf.
Erfreulich entwickeln sich die gesamten Bruttoanlageinvestitionen. Deren Zunahme schätzt die Deutschen
Bank Research 2015 auf 7,1% und für 2016 prognostiziert sie etwa 7,5%. Die öffentlichen Investitionen
fallen jedoch etwas zurück, weil der Staat 2014 die laufenden Ausgaben erhöhte und die investiven Aufwendungen kürzte. Internationle Entwicklungskredite, die
den Aufbau der sozialen und technischen Infrastruktur stützen, können viele Lücken schließen. Größter
Geber ist Japan, gefolgt von der Weltbank und der
Asian Development Bank (ADB). Deutsche Firmen können einige der internationalen Projektausschreibungen gewinnen.
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31
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM
Ausgewählte Großprojekte
Projektbezeichnung
Investitionssumme (Mrd. $) Projektstand
Anmerkung
Raffinerie Nhon Hoi
22 Investitionslizenz soll
2015 erteilt werden
Verarbeitungskapazität 30
Mio. jato, größtes Raffinerieprojekt in Asien, Investoren PTT aus Thailand
und Saudi Aramco
Dau Giay-Lien Khuong
Expressway
3,5 Baustart 2015
Länge 200 km, Verkehrsministerium finanziert
erste Phase, weitere Geber
gesucht
Kohlekraftwerk Dung Quat
2,5 Ankündigung 2011,
Baustart 2016
Kapazität 1.200 MW, Investor Sembcorp (Singapur)
Kohlekraftwerk Song Hau 1
2,0 Baustart Mai 2015,
Fertigstellung 2019,
Song Hau 2 und 3 mit
jeweils 2.000 MW geplant
1.200 MW, Investor
Petrovietnam
Vinhomes Central Park
1,5 Baustart 2014
Wohngebiet mit Krankenhaus, Schulen, Bürogebäuden in Ho-Chi-MinhCity, Investor Vingroup
Werk von Samsung Electronics
1,4 Baustart Mai 2015
Fertigung von Fernsehern
im Saigon Hi-Tech Park
Phoenix Beach Freizeitresort
1,0 Investition 2015
genehmigt
Anlage mit Ferienwohnungen, Einkaufszentrum
und Marina in Nha Trang,
Investor Dewan Gruppe
aus Indien
Textilfabrik
0,7 Investition 2015
genehmigt
Herstellung von Industriefasern und Stahlfasern
in der Provinz Dong Nai,
Investor Hyosung Istanbul
Tekstil
Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach
Vietnam exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteitritt das Stärken-
32 Asien im Fokus 2015
Schwächen-Profil des Standorts und die damit
verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse)
berücksichtigen:
SWOT-Analyse Vietnam
S trengths (Stärken)
W eaknesses (Schwächen)
■
Motivierte Arbeitskräfte zu niedrigen Lohnund Gehaltskosten.
■
Wechselhafte Wirtschaftspolitik, unklare
Gesetze, Bürokratie.
■
Starkes Bevölkerungswachstum, großer
Nachholbedarf.
■
Kaum Zulieferindustrien, zu wenige Fachkräfte.
■
Lücken in der Infrastruktur.
■
Im Mittel mit 29 Jahren junge, konsumfreudige
Bevölkerung.
■
Mindere Qualität vieler Erzeugnisse und geringe
Produktivität.
■
Private Unternehmen gegenüber öffentlichen
benachteiligt.
■
Stabile Regierung mit ambitionierten
Entwicklungszielen.
Viele Rohstoffvorkommen und Überschüsse in
der Agrarproduktion.
T hreats (Risiken)
O pportunities (Chancen)
■
Starker Zustrom an Direktinvestitionen, vor
allem aus Japan und Korea (Rep.).
■
Reformstau und Korruption gefährden die
internationale Wettbewerbsfähigkeit.
■
Kaufkraft der Mittelschicht und Urbanisierung
nehmen zu.
■
Reallöhne steigen schneller als die
Arbeitsproduktivität.
■
Einzelhandel expandiert. Ausländische
Servicespezialisten gefragt.
■
Staat und Staatsunternehmen wirtschaften
ineffizient.
■
Neue Freihandelsabkommen öffnen die
Inlandsmärkte und erhöhen die Exportchancen.
■
Staatsschulden steigen zu schnell.
■
■
Interessante Beschaffungsmärkte.
Uneinbringliche Kredite gefährden schwache
Banken.
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© Germany Trade & Invest
■
33
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM
Konsum
Der private Verbrauch legte 2014 real um 5,6% zu. Die
Deutsche Bank sagt für 2015 und 2016 jeweils Zunahmen von ungefähr 6% voraus. Die unmittelbare Nachfrage unterliegt Stimmungsschwankungen. Die Konsumlaune der Verbraucher soll 2015 laut verschiedener
Umfragen steigen.
Das Statistikamt verzeichnete 2014 einen Einzelhandelsumsatz von umgerechnet 79 Mrd. Euro, der preisbereinigt um 6,3% zulegte. Am stärksten steigen die Umsätze ausländischer Handelsunternehmen, die inzwischen
3,3% der gesamten Brancheneinnahmen erzielen. Die
wachsende Mittelschicht überzeugt sich schrittweise
von den Vorzügen ihrer modernen Supermärkte, Warenhäuser und Einkaufszentren, die zunehmend entstehen.
Außenhandel
Vietnam erreichte 2014 - wie im Vorjahr - auf FOB-Basis
einen Handelsbilanzüberschuss von ungefähr 12 Mrd. $.
Die Bilanz wird sich 2015 nach Schätzung der Zentralbank (SBV) in ein Defizit von etwa 8 Mrd. $ umkehren,
weil die Importe von Investitions- und Konsumgütern
stürmisch zulegen, während sich die Wachstumsraten
der Exporteinnahmen verlangsamen.
Außenhandel (in Mrd. $; Veränderung zum Vorjahr in %)
2013
2014
Veränderung
Importe (cif)
132,0
148,0
12,1
Exporte (fob)
132,0
150,2
13,8
0,0
2,1
2,1
Handelsbilanzsaldo
Quelle: General Statistics Office, Vietnam
34 Asien im Fokus 2015
Beim Handel mit China fährt Vietnam sein größtes Defizit ein. Das chinesische Bundesstatistikamt stellte
einen Überschuss zu Gunsten Chinas von 43,8 Mrd.
$ fest. Chinesische Firmen liefern mit Abstand die
meisten chemischen Erzeugnisse, Waren aus Eisen/Stahl sowie Maschinenbauprodukte. Zudem liegen sie bei der Lieferung von kompletten Kfz an
erster Stelle und dominieren die Verkäufe auch in weiteren Inlandsbranchen.
Die Lieferungen aus der EU hatten 2014 auf FOB-Basis
einen Anteil von lediglich 6,0% an den Gesamtimporten Vietnams. Der deutsche Lieferanteil lag bei 1,8%.
Deutschland exportierte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2014 Waren im Wert von 2,0 Mrd.
Euro nach Vietnam (+7,3% gegenüber 2013). Deutsche
Firmen haben sich bei den Lieferungen von Pharmazeutika (Anteil an den Branchenimporten 2014 rund 9,4%)
sowie bei Kfz und Maschinenbauerzeugnissen (Importanteil jeweils 5,3%) gut positioniert.
Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Vietnam und der
EU werden künftig durch ein Freihandelsabkommen
(FTA) neu geregelt. Es soll 2015 unterzeichnet werden
und wird bei den Zollreduktionen mehrjährige Übergangsfristen enthalten. Das umfassende Abkommen
wird ebenfalls den Handel mit Dienstleistungen erleichtern und Investitionen stärker schützen.
Das vietnamesische Handelsministerium hat 2015 bereits ein FTA mit Korea (Rep.) unterzeichnet und verhandelt unter anderem mit den USA über das sogenannte
Trans-Pacific Strategic Economic Partnership (TPP)
Abkommen. Internationale Investoren, die sich in Asien
umschauen, erhalten somit eine Kombination aus einem weiten Geflecht an Freihandelsverträgen gepaart
mit vergleichsweise sehr niedrigen Produktionskosten.
Einfuhren nach ausgewählten Warengruppen (in Mio. $; Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %)
Warengruppe
2012
2013
2014
Veränderung
Nahrungsmittel
5.267
5.840
7.601
30,2
17.880
18.797
22.215
18,2
Düngemittel
1.692
1.709
1.241
-27,4
Arzneimittel
1.790
1.879
2.035
8,3
Kunststoffe und Waren daraus
6.932
8.302
9.478
14,2
Eisen/Stahl
5.966
6.659
7.775
16,8
16.037
18.687
22.500
20,4
2.070
2.983
3.729
25,0
Chemische Erzeugnisse, davon:
Maschinen und Ausrüstungen
Kraftfahrzeuge
Quelle: Statistikamt General Statistics Office (GSO)
Einfuhren nach SITC-Warengruppen (in Mio. $; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)
SITC Warengruppe
2012
2013
Veränderung
0 Nahrungsmittel/lebende Tiere
7.616
9.025
18,5
16.161
18.198
12,6
51 Organische Chemikalien
2.004
2.264
13,0
54 Arzneimittel
2.182
2.324
6,5
57 Kunststoffe in Primärformen
4.834
5.760
19,2
26.143
29.977
14,7
6.960
7.632
9,7
38.864
49.380
27,1
71 Kraftmaschinen
2.172
2.543
17,1
72 Arbeitsmaschinen
3.725
4.031
8,2
74 Maschinen für verschiedene Zwecke
4.260
4.943
16,0
14.635
19.225
31,4
78 Kraftfahrzeuge
1.666
1.850
11,0
8 Fertigerzeugnisse
5.496
6.509
18,4
87 Mess-, Prüf- und Kontroll-instrumente,
-apparate und -geräte
1.262
1.419
12,4
5 Chemische Erzeugnisse
6 Vorerzeugnisse
67 Eisen/Stahl
7 Maschinen und Fahrzeuge
77 Elektrische Maschinen
Quelle: UN Comtrade
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35
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM
Die Industrieproduktion wuchs 2014 nominal um 8,7%.
Das Wachstum beschleunigte sich in den ersten vier
Monaten 2015 nochmals auf 10,1% gegenüber der Vorjahresperiode. Am stärksten stiegen von Januar bis April 2015 die Fertigungen von Kommunikationsgeräten
(+287% gegenüber dem Vorjahreszeitraum), Kfz (+54%),
Schiffen (+33%), Textilien (+23%), Papier und -erzeugnissen (+21%) sowie Schuhen (+21%).
Maschinen- und Anlagenbau
Lokale Hersteller können nur wenige einfache Ausrüstungen herstellen. Industriebetriebe importieren daher
ihre Maschinen. Der Einfuhrwert belief sich 2014 auf
22,5 Mrd. $ (+20% gegenüber 2013). Die Kunden sind
sehr preissensibel. Jede dritte Importmaschine stammte deshalb aus der VR China. Unter den Lieferländern
folgen Japan, Korea (Rep.) und Taiwan, die in Vietnam
Industriebetriebe aus ihren Heimatländern beliefern.
Deutschland folgte im Importranking auf Rang fünf.
Deutsche Firmen lieferten hauptsächlich Nahrungsmittel-, Getränke- und Verpackungsmaschinen sowie Fördertechnik. Unternehmen werden langfristig über mehr
finanzielle Mittel verfügen, um sich die hochwertigen
deutschen Maschinen leisten zu können.
Kfz-Industrie
Vietnams Verband der Automobilhersteller (VAMA) berechnete, dass der Fahrzeugmarkt 2014 um ganze 43%
auf knapp 158.000 Kfz zulegte. Für 2015 prognostiziert
die Vereinigung ein Plus von 10%. Wegen der sprunghaften Abgabenpolitik seien die Verkäufe in den verschiede-
36 Asien im Fokus 2015
nen Fahrzeugklassen aber kaum vorhersehbar, monieren die Anbieter. Sie importieren die Kfz ausschließlich,
entweder als Komplettfahrzeuge oder als zollbegünstigte Bausätze. Die Regierung wollte eigentlich eine lokale
Kfz-Industrie aufbauen. Beobachter befürchten indes,
dass selbst die bestehenden Werke gegenüber den ab
2018 zollfrei eingeführten Modellen aus dem ASEANRaum nicht wettbewerbsfähig sein werden. Immerhin
entdecken internationale Kfz-Zulieferer den Standort
und produzieren Kfz-Teile für den Export.
Chemie
Chemiewaren werden überwiegend importiert. „Hightech-Chemie“ ist meist nicht gefragt. Die Einfuhren an
Kunststoffen in Primärformen stiegen 2014 gegenüber
dem Vorjahr um 11% auf 6,3 Mrd. $. Importierte Kunststoffwaren legten um 22% auf 3,2 Mrd. $ zu und die Bezüge von sonstigen Chemikalien sowie chemischen Produkten wuchsen um 12% auf 6,4 Mrd. $. Deutsche Firmen treffen also auf einen expandierenden Markt, der
allerdings mit Hürden bei Zulassungen und dem Vertrieb
versehen ist. Der Arzneimittelmarkt soll zwischen 2014
und 2017 von 2,8 Mrd. $ auf etwa 4,6 Mrd. $ zulegen. Vietnam selbst produziert Kunststoffwaren, Dünge-, Waschund Reinigungsmittel. Die Erweiterung der bisher einzigen Raffinerie Dung Quat und ein Neubau in Nghi Son
sollen dem Chemiestandort neue Impulse verleihen.
Bauwirtschaft
Die Megatrends Urbanisierung und Industrialisierung treiben Vietnams Bauwirtschaft voran. Die anfälligen Immobilienmärkte schreiten 2015 aus ihrer Talsohle. Auch die öffentlichen Bauinvestitionen dürften
allmählich wieder anziehen. Internationale Entwick-
Foto: © Nightman1965; gemphotography - Fotolia.com
BRANCHEN IM ÜBERBLICK
lungsgelder finanzieren derweil viele Infrastrukturprojekte. Bauherren fragen in der Regel nach den billigsten
Bauleistungen und setzen die einfachsten Baustoffe ein.
Anspruchsvolle Nutzer modernisieren dann später die
Räumlichkeiten. Deutsche Baufirmen und -dienstleister
kommen bei öffentlichen und privaten Prestigevorhaben
sowie bei ausländischen Investitionsprojekten gelegentlich zum Zuge. Sie benötigen Durchhaltevermögen und
gute Kontakte.
Foto: © Hocus Focus Studio - iStockphoto.com
Elektrotechnik/Elektronik
Vietnam punktet bei Auslandsinvestoren als günstiger
Montagestandort von Elektrotechnik. Die Betriebe produzierten 2014 circa 176 Mio. Mobiltelefone (+68% gegenüber dem Vorjahr) und 3,6 Mio. Fernseher (+18%),
hauptsächlich für den Export. Samsung Electronics setzt
derzeit ein mehrere Milliarden US-Dollar umfassendes
Investitionsprogramm um. Der Konzern montiert bereits
Smartphones, Fernseher sowie elektronische Komponenten und macht damit etwa 20% der gesamten Ausfuhren des Landes aus. Auch der lokale Einzelhandel
mit Elektro-, Telekommunikations- und Unterhaltungsgeräten legt zu und verzeichnete nach Berechnung des
Marktforschungsinstituts GfK 2014 ein Plus von 22% auf
umgerechnet 5,5 Mrd. $.
Informations- und Kommunikationstechnik
Die Marktforschungsfirma BMI schätzt, dass die Ausgaben für Informationstechnik 2015 etwa 3 Mrd. $ erreichen und bis 2019 nominal um etwa 11% jährlich zulegen werden. Zwei Drittel der Umsätze entfallen auf
Verkäufe von Hardware, denn die Unternehmen und
Haushalte weisen noch Lücken in ihren IT-Ausstattungen
auf. Am stärksten werden laut BMI aber der Softwareabsatz und IT-Services wachsen. Der Standort macht sich
aufgrund niedriger Personalkosten im IT-Outsourcing
international einen Namen. Weniger stark legt der Sektor Kommunikationstechnik zu. Etwa 123 Mio. Handyverträge sind bereits registriert, die Preise fallen. Den
mobilen Datenfunk mit 3G-Technologie abonnieren 30
Mio. Nutzer. Das Ministerium für Information und Kommunikation will 2016 über die Vergabe von 4G-Lizenzen
entscheiden.
Umwelttechnik
Der Sektor Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung wuchs 2014 real um 6,4%. Zahlreiche Gesetze regeln den Umweltschutz, doch die Behörden setzen
die Bestimmungen zu selten durch. Die 485 Mülldeponien des Landes laufen voll. Die Wasserversorgung ist
an vielen Stellen gefährdet, weil Leitungen fehlen. Einige internationale Betriebe investieren in eine eigene
Abwasser- und Abfallentsorgung. Auch Entwicklungsorganisationen helfen mit Krediten sowie Rat und Tat.
Wichtigste Auftraggeber sind die Japan International
Cooperation Agency (JICA), Weltbank und Asian Development Bank (ADB). Die deutsche Kreditanstalt für
Wiederaufbau (KfW) finanziert ebenfalls Umweltprojekte. Die international ausgeschriebenen Vorhaben
bieten deutschen Firmen vielfältige Auftragschancen.
Medizintechnik
Der Markt für Medizintechnik wächst stetig. Die Marktforscher von Espicom schätzen den Absatz auf 645 Mio.
$ (2013) und prognostizieren bis 2018 Verkäufe von 1,4
Mrd. $. Importe bedienen über 90% der Nachfrage. Die
Auftragseingänge bei Ausrüstungen hängen von einzelnen Projektvergaben ab und legen im Trend zu. Der Inlandsabsatz von Verbrauchsmaterialien wächst stetig.
Die öffentliche Hand ist wichtigster Abnehmer von Medizintechnik, die in vielen staatlichen Krankenhäusern unzureichend oder veraltet ist. Private Gesundheitseinrichtungen möchten mit hochmodernen Ausstattungen bei
zahlungskräftigen Kunden punkten, denn gut betuchte
Vietnamesen reisen für schwierige Behandlungen meist
ins Ausland.
Energiesektor
Die Stromerzeugungskapazitäten und die Verteilungsnetze müssen zügiger ausgebaut werden, denn Stromausfälle treten immer noch auf. Der Bau von Kohlekraftwerken hat nach staatlichen Plänen absolute Priorität.
Bis 2020 sollen 35 GW ans Netz gehen. Auch die Übertragungsnetze werden - unter anderem mit Hilfe von
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37
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM
Entwicklungsgeldern - stark erweitert. Die Windkraft
verfügt bei den erneuerbaren Energien über große technische und wirtschaftliche Potenziale. Der bisher geringe Einspeisetarif dafür wird überarbeitet. Seit 2014 gelten auch Tarife für Anlagen, die Biomasse, Deponiegas
und Müllverbrennung einsetzen. Die Förderdebatte bei
Biogas und Photovoltaik wird intensiver. Off-Grid-Pilotprojekte weisen seit Längerem den Weg.
Bekleidung und Textilien
Der weltweit fünftgrößte Exporteur von Bekleidung und
Textilien strebt 2015 ein Ausfuhrplus von 16% auf 28 Mrd.
$ an. Die Hersteller fertigten 2014 ungefähr 3,0 Mrd. Bekleidungsstücke (+9% gegenüber der Vorjahresperiode).
Wichtigste Kunden sind die USA und die EU, die Freihandelsabkommen (FTA) mit Hanoi verhandeln. Wegen der
kommenden FTA und der geringen Arbeitskosten wandern Bekleidungsfabriken von der VR China nach Vietnam. Die Branche muss sich modernisieren sowie mehr
Textilien und Materialien im Land produzieren, damit
sie sich für die Local-Content-Vorschriften der FTA qualifiziert. Die inländische Wertschöpfung hat sich schon
sukzessive erhöht. Laut Branchenverband Vitas ge-
38 Asien im Fokus 2015
hören etwa 6.000 Unternehmen mit 2,5 Mio. Beschäftigen zum Sektor.
Landwirtschaft und Nahrungsmittel
2014 steuerte Vietnams Landwirtschaft 13,6% zur Gesamtleistung der Volkswirtschaft bei. Der Sektor legte
2014 real nur um 2,6% zu. Die Mengenzuwächse erreichen inzwischen ihre Grenzen, auch die Abnahmepreise
stehen unter Druck. Das Landwirtschaftsministerium
möchte daher die Qualität der Agrarprodukte sowie die
nationale und internationale Vermarktung stärken. Auch
die etwa 5.500 Nahrungsmittel- und circa 1.700 Getränkehersteller wollen ihre Verarbeitungsqualität erhöhen.
Investitionen in neue Werke fließen aus dem In- und
Ausland. Der Wettbewerbsdruck steigt, gleichzeitig werden mehr moderne Lebensmittel verkauft. Verbraucher
greifen häufiger zu importierten Fertiggerichten, Nahrungsergänzungsmitteln und Getränken. BMI prognostiziert bis 2019 steigende Lebensmittelumsätze von jährlich 12%.
- Von Thomas Hundt -
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Mai 2015
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