Tagungsmagazin: Asien im Fokus 2015
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Tagungsmagazin: Asien im Fokus 2015
ASIEN IM FOKUS 2015 Tagungsmagazin ASIEN-PAZIFIK-FORUM BAYERN, 23. JULI 2015 12. Asien-Pazifik-Forum Bayern 23. Juli 2015 in Nürnberg Partnerland Vietnam Herzlich Willkommen! Schön, dass Sie dabei sind. Trends erkennen Global vernetzen Verantwortlich handeln www.asien-pazifik-forum-bayern.de Partner der Asien-Pazifik-Ausstellung 2015: Weitere Partner Hauptsponsor Premiumpartner INHALT 5 Grußwort 6 Programm 8 Wirtschaftliche Entwicklung in Asien 8 Region baut auf gutes Investitionsklima und anhaltendes Auslandsinteresse 11 Branchenbarometer 2015 13 Deutsche Exporte nach Asien wachsen weiterhin kräftig 18 Wirtschaftliche Entwicklung in Vietnam 18 Wirtschaftsstruktur und Chancen 24 Wichtige makroökonomische Eckdaten 30 Wirtschaftstrends zur Jahresmitte 2015 Germany Trade & Invest www.gtai.de 3 GRUSSWORT GRUSSWORT China war in diesem Jahr Partnerland der CeBIT, Indien stand Pate für die HANNOVER MESSE; mit Japan und Vietnam sowie mit China und Myanmar laufen aktuell Verhandlungen der Europäischen Union über Freihandelsbzw. Investitionsschutz-vereinbarungen – mit Korea sind diese schon erfolgreich abgeschlossen. Die Verflechtungen der deutschen und europäischen Wirtschaft mit ihren etablierten, aber auch mit neuen, aufstrebenden Partnern im asiatisch-pazifischen Raum sind so intensiv wie nie zuvor. Die unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungsstufen in Asien – angefangen bei den „High-Tech Nationen“ wie Japan und Korea, über die aufstrebenden „Tigerstaaten“ wie Thailand und die Philippinen, bis hin zu den Niedriglohnländern wie etwa Bangladesch – bieten gerade der breit aufgestellten bayerischen Wirtschaft zahlreiche Ansatzpunkte für erfolgreiche Partnerschaften. Die breite Spanne an Möglichkeiten, die das Asiengeschäft zu bieten hat, war seit jeher Antrieb für das Asien-Pazifik-Forum Bayern, das sich an kleine wie große Firmen, erfahrene Unternehmer wie auch AsienNeulinge richtet und diese für die asiatische Wirtschaftsregion begeistern möchte. Auch im 12. Veranstaltungsjahr ist dies das ehrgeizige Ziel des Forums. Unter dem Motto „Bayern trifft Asien in Nürnberg“ bietet das Forum die Gelegenheit, in Diskussionsrunden sowie in der Asien-Pazifik-Ausstellung aktuelle Asien-Trends aufzusaugen. Es schafft aber auch Raum für ganz konkrete, firmenindividuelle Fragestellungen. Hierfür stehen Vertreter des weltweit aufgestellten Netzwerks der Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) zur Verfügung. Ganztägige Beratung durch Experten aus 16 asiatischen Ländern – das ist eines der Kernelemente des Asien-Pazifik-Forums Bayern. Die persönliche Information aus erster Hand durch ausgewählte Asien-Publikationen von Germany Trade and Invest zu ergänzen, ist Ziel dieses Konferenzmagazins. Es gibt Ihnen, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, einen Überblick über die spannendsten Zielmärkte in Asien und setzt einen besonderen Schwerpunkt auf das diesjährige Partnerland des Asien-Pazifik-Forums Bayern, Vietnam. Wir wünschen Ihnen daher eine interessante Veranstaltung heute in Nürnberg und hoffen, dass diese sowie der Inhalt dieses Magazins mit zu Ihrem Geschäftserfolg in Asien beitragen. Dirk von Vopelius Präsident IHK Nürnberg für Mittelfranken Dr. Jürgen Friedrich Geschäftsführer Germany Trade & Invest Germany Trade & Invest www.gtai.de 5 PROGRAMM 12. Asien-Pazifik-Forum Bayern 23. Juli 2015 in Nürnberg Trends erkennen Global vernetzen Verantwortlich handeln Programm 09.00 – 10.00 Uhr Saal Brüssel Partnerland Vietnam www.asien-pazifik-forum-bayern.de ERÖFFNUNG GRUSSwoRtE: Dirk von Vopelius | Präsident, Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken EhRENGaSt: I.E. Frau Dr. Nguyen thi hoang anh | Botschafterin der Sozialistischen Republik Vietnam in der Bundesrepublik Deutschland KEy NotE: Frank Dassler | Präsident, Weltverband der Sportartikelindustrie; General Counsel, adidas Group, Herzogenaurach Georg Kell | Executive Director, United Nations Global Compact, New York MoDERatIoN: Markus Lötzsch, Hauptgeschäftsführer, Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken 10.00 – 10.30 Uhr 10.30 – 12.00 Uhr Saal Brüssel Kaffeepause und Gelegenheit zur Ausstellungsbesichtigung thE BIG PICtURE I UNtERNEhMERFoRUM – aktuelle trends in asien-Pazifik IMPUlSVoRtRaG: Dr. Michael Böhmer | Chefökonom, Prognos AG, München PaNElIStEN: Dr. Michael Böhmer | Chefökonom, Prognos AG, München Dr. Max Frank | Geschäftsführer, Max Frank GmbH & Co. KG, Leiblfing Curt Simon Harlinghausen | Geschäftsführer, AKOM360 GmbH, München Bernd Reitmeier | Geschäftsführer und Gründer, Startup Factory Co., Ltd., Kunshan/China MoDERatIoN: Timo Prekop | Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, OAV – German Asia-Pacific Business Association (Ostasiatischer Verein e.V.), Hamburg 12.00 – 13.00 Uhr Saal Brüssel IM FoKUS I wirtschaftspartner Vietnam PaNElIStEN: Elmar Dutt | Senior Director Marketing & Communications, Deutsches Haus Ho Chi Minh Stadt Ltd., Ho-Chi-Minh-Stadt/Vietnam Stefan Ewers | Rechtsanwalt/Associate Partner, Rödl & Partner, Ho Chi Minh Stadt/Vietnam Roland Kober | AL-KO KOBER SE, Günzburg Norbert Samhammer | Geschäftsführer, Samhammer AG, Weiden MoDERatIoN: Marko Walde | Delegierter der Deutschen Wirtschaft, Hanoi/Vietnam 13.00 – 14.00 Uhr 6 Asien im Fokus 2015 Mittagspause und Gelegenheit zur Ausstellungsbesichtigung 14.00 – 15.30 Uhr Saal Brüssel thE BIG PICtURE II Corporate Social Responsibility im internationalen lieferkettenmanagement IMPUlSVoRtRaG: Michael D’Heur | Gründer und Geschäftsführer, shared.value.chain, München PaNElIStEN: Prof. Dr. Markus Beckmann | Lehrstuhl für Corporate Sustainability Managment, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Michael D’Heur | Martin Mündlein Gründer und Geschäftsführer, shared.value.chain, München | Director Global Project & Service Management, Intertek Holding Deutschland GmbH, Leinfelden-Echterdingen Andreas Schechinger | Geschäftsführer, Tatonka GmbH, Dasing Alexander Stedtfeld | Hauptgeschäftsführer, Deutsch-Malaysische Industrie- und Handelskammer, Kuala Lumpur MoDERatIoN: Prof. Dr. Matthias Fifka | Lehrstuhl für strategisches Management, insbesondere Sustainability und Corporate Social Responsibility, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 15.30 – 16.00 Uhr 16.00 – 17.30 Uhr Saal Brüssel Kaffeepause und Gelegenheit zur Ausstellungsbesichtigung IM FoKUS II Risikomanagement im asiengeschäft IMPUlSVoRtRaG: Dr. Volker Treier | Stv. Hauptgeschäftsführer, Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Berlin PaNElIStEN: Peter Kompalla | General Manager, German-Philippine Chamber of Commerce and Industry Inc., Manila Oliver Regner | Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Greater China, Guangzhou Marcus Schürmann | Stv. Geschäftsführer, Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan, Tokio Dr. Monika Stärk | Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Myanmar, Yangon Bernhard Steinrücke | Hauptgeschäftsführer, Deutsch-Indische Industrie- und Handelskammer, Mumbai MoDERatIoN: Dr. Jürgen Friedrich 10.00 – 17.00 Uhr Saal München/links | Geschäftsführer, Germany Trade & Invest (GTAI), Berlin PaRallElVERaNStaltUNGEN asien-Pazifik-Kontakttreffen Aus dem weltweiten Netz der Auslandshandelskammern (www.ahk.de) stehen die Asien-Experten für individuelle Beratungsgespräche zur Verfügung. Folgende Länder sind vertreten: Australien, Bangladesch, China/Guangzhou, China/Peking, China/Shanghai, Hong Kong, Indien, Indonesien, Japan, Korea, Malaysia, Myanmar, Neuseeland, Philippinen, Singapur, Taiwan, Thailand und Vietnam. Foyer asien-Pazifik-ausstellung Asien-Pazifik-Dienstleistungen und -Projekte werden im Ausstellerbereich im Foyer präsentiert. Germany Trade & Invest www.gtai.de 7 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN ASIEN REGION BAUT AUF GUTES INVESTITIONSKLIMA UND ANHALTENDES AUSLANDSINTERESSE Asiens Volkswirtschaften können für 2015 mit guten Wachstumszahlen rechnen, wenn auch etwas niedriger als im Herbst 2014 prognostiziert. Die Prognose beruht unter anderem auf einem anhaltend positiven Investitionsklima. So erwarten die Repräsentanten von Germany Trade & Invest eine rege Investitionstätigkeit in vielen Ländern der Region. Nicht zuletzt sollen die ausländischen Direktinvestitionen weiterhin ein Stützpfeiler der Konjunkturentwicklung in Asien bleiben. Asien wird seinen Wachstumspfad 2015 fortsetzen und dabei die Wirtschaftsleistung wiederum im Durchschnitt um 5,5 bis 6% erhöhen können. Die Volkswirtschaften stützen sich auf günstige finanzielle Rahmenbedingungen, eine starke Exportnachfrage sowie eine konstant robuste heimische Nachfrage, darunter auch nach Kapitalgütern. Dass die in- und ausländischen Direktinvestitionen eine stabile Komponente für das Wachstum darstellen, wird in den Wirtschaftslageberichten der Auslandskorrespondenten von Germany Trade and Invest deutlich. onen beschloss die Regierung noch 2014 verschiedene „Mini-Stimulus-Maßnahmen“, darunter Investitionen in den Eisenbahnsektor und in die Stadterneuerung. Insgesamt nahm der nominale Zuwachs der Anlageinvestitionen „wunschgemäß“ ab, blieb jedoch mit 16,1% in den ersten drei Quartalen 2014 gegenüber 2013 (19,6%) nach wie vor hoch. Die Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen (FDI) reduzierten sich in den ersten neun Monaten 2014 im Vorjahresvergleich leicht um 1,4% auf umgerechnet 87,4 Mrd. US$. In der 2013 gegründeten Shanghai Pilot Free Trade Zone wird ein liberalerer Investitionskatalog getestet, landesweit beklagen viele ausländische Unternehmen jedoch den weiterhin beschränkten Zugang zu vielen Branchen Zumindest ist laut National Development and Reform Commission eine Reduzierung der für Ausländer beschränkten Sektoren geplant. Der vor Jahren begonnene Infrastrukturausbau ist in der SVR Hongkong in vollem Gang und die Regierung wird nach eigenen Angaben jährlich rund 9 Mrd. $ für Infrastrukturprojekte ausgeben. Im U-Bahnbau wurden neue Projekte vorgestellt, die bis 2031 rund 14 Mrd. $ in den Ausbau von Nahverkehrszügen pumpen sollen. Was Investitionen in Maschinen und Ausrüstung angeht, rechneten Experten für 2014 mit einem Rückgang um 6,3%. Auch die südchinesische Industrie ist vorsichtig, grundsätzlich ist der Bedarf für hochwertige Fertigungstechnik aber da. Großchinesischer Raum investiert weiter Die Investitionstätigkeit in der VR China wird 2015 nach den Recherchen von Germany Trade and Invest nominal um fast 15% im Vorjahresvergleich zulegen. Entgegen allen Erklärungen zu weniger staatlichen Investiti- 8 Asien im Fokus 2015 ASEAN-Länder ziehen unvermindert Kapital an Private Investitionen haben sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Treiber der indonesischen Konjunktur gemausert. Schon 2013 stiegen die ausländischen Direktinvestitionen zum Vorjahr um 16% auf 28,6 Mrd. $. In den ersten drei Quartalen 2014 verzeichnete die Statistik Kapitalzuflüsse in Höhe von 21,7 Mrd. $, sodass sich bis Jahresende ein Wert um die 30 Mrd. $ eingestellt haben Foto: © gui yong nian - Fotolia.com Die Steigerungsrate von Taiwans Bruttoanlageinvestitionen bewegt sich seit 2013 abwärts, soll 2015 aber immerhin noch bei real 2,7%liegen. Insbesondere die öffentlichen Engagements dürften 2015 wieder positives Terrain erreichen. Da die Auslandsbestellungen steigen, wird mehr in Modernisierungen und Kapazitätsausbau investiert. Die Direktinvestitionen aus dem Ausland befanden sich in den ersten neun Monaten 2014 auf dem Niveau von 2013 und lagen bei rund 3,6 Mrd. $. dürfte. Während ausländische Unternehmen in den vergangenen Jahren von zufriedenstellenden Margen und stetig steigenden Umsätzen berichteten, haben sich seit Anfang 2015 protektionistische Tendenzen von Seiten der Regierung verstärkt. Auch in Malaysia sollen die Bruttoanlageinvestitionen ihr Wachstumstempo aufrecht erhalten. Nach einem realen Plus von 8,5% im Jahr 2013 setzt die Regierung für die beiden Folgejahre Steigerungen von 8,3 beziehungsweise knapp 8,0% an. Der Hauptantrieb werde 2015 mit einem Zuwachs von 10,7% vom Privatsektor kommen. Die genehmigten Investitionen übertrafen in den ersten sieben Monaten 2014 mit 53,2 Mrd. Malaysischen Ringgit (RM) den Gesamtwert des Vorjahres, davon 30,7 Mrd. RM ausländische Investitionen. Wichtigste Investitionsbereiche im Industriesektor sind Chemie/Petrochemie, Elektrotechnik/Elektronik sowie Basismetalle. Foto: © Nitin Sanil - Fotolia.com Thailands Board of Investment (BOI) stellte eine neue Investitionsstrategie für den Zeitraum 2015 bis 2021 vor. Ziel ist eine Herausführung aus der „Middle Income Trap“ mittels der Entwicklung von Hochtechnologien, höherer Wertschöpfung, mehr Forschung und Innovation sowie umweltfreundlicher Projekte. Bis August 2014 verzeichnete der BOI 550 Projektanträge von ausländischen Unternehmen mit einem Investitionswert von 9,0 Mrd. $. Nach Herkunftsländern dominiert Japan mit 250 Projekten im Wert von 3,2 Mrd. $. Doch legten EU-Unternehmen auf 83 Projekte im Wert von 2,3 Mrd. $ zu. Nach Sektoren lagen Automobilbau und Metallverarbeitung an der Spitze mit 5,6 Mrd. $ und 145 Projekten. Finanzexperten erwarteten in Vietnam 2014 höhere Bruttoanlageinvestitionen von 6,7% und prognostizieren für 2015 sogar 7,5% Plus. Auch deutsche Unternehmen berichten von steigenden Auftragseingängen im Ausrüstungsgeschäft. Der Geschäftsklimaindex unter europäischen Firmen kletterte im Herbst auf den höchsten Wert seit 2011. Ausländische Investoren verlagern arbeitsintensive Fertigungen und Dienstleistungen aus der VR China. Von Januar bis Oktober 2014 flossen FDI im Wert von circa 10,2 Mrd. $ (+5,9%). Wichtigste Herkunftsländer waren Japan, Korea (Rep.) und Singapur. titionen stiegen 2013 ähnlich stark von 2,8 Mrd. auf 4,5 Mrd. $, der Großteil entfiel auf die Infrastruktur. Insgesamt gibt es 551 Auslandsunternehmen mit einem Investitionswert von 40,2 Mrd. $. Eine beschleunigte Ansiedlung sollen künftig die drei Sonderwirtschaftszonen Thilawa, Kyaukphyu und Dawei gewährleisten. Die privaten inländischen Investitionen in den Philippinen sind 2014 gestiegen, wenn auch etwas weniger als im Vorjahr. Sie flossen hauptsächlich in den Bau- und Immobilienbereich, den Einzelhandel sowie in den Energiesektor. Die unzureichende Stromproduktion muss deutlich ausgeweitet werden, wozu massive Investitionen erforderlich sind. Ebenso will die Regierung Kapital und Know-how des Privatsektors für Infrastrukturinvestitionen (Public Private Partnership) stärker nutzen. Die ausländischen Investoren konzentrieren sich auf die Exportverarbeitung in Sonderwirtschaftszonen. Prognostiziert wurde für das Gesamtjahr ein Zufluss von etwa 2,6 Mrd. $. Indien und Japan feilen an Rahmenbedingungen, Korea stabil Das Geschäftsklima in Indien hat sich seit den Wahlen verbessert. Die ausländischen Direktinvestitionen lagen von April bis August 2014 mit 12,0 Mrd. US$ um rund 42% höher als in der Vorjahresperiode. Wie schnell lokale Firmen Kapazitätserweiterungen vornehmen werden, ist nicht absehbar. Eine zu niedrige Investitionstätigkeit zählte in den letzten Jahren zu den größten Problemen. Die Regierung vereinfachte in ersten Schritten die Rahmenbedingungen. So wurden die Digitalisierung von Genehmigungsprozessen sowie Änderungen beim Arbeitsrecht angestoßen und Richtlinien für ausländische Direktinvestitionen im Eisenbahn-, Bau- und Verteidigungssektor gelockert. „Make in India“ ist ein Aufruf an Investoren, in Indien zu produzieren und das verarbei- Das ausländische Engagement in Myanmar nimmt mit zahlreichen neuen Ländern und einer breiteren sektoralen Ausrichtung spürbar zu. Schon 2013 hatten sich die Direktinvestitionen auf 4,2 Mrd. $ aus 32 Ländern verdreifacht. 2014 sollten sie auf 5 Mrd. $ klettern und für 2016 werden 6 Mrd. $ erwartet. Die inländischen InvesGermany Trade & Invest www.gtai.de 9 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN ASIEN tende Gewerbe zu stärken, das nur rund 13% zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beiträgt. Die privaten Investitionen in Japan entwickelten sich nach einem guten Start im 1. Quartal 2014 in den darauffolgenden Monaten schwächer. Die Regierung will mit der Schaffung besserer Rahmenbedingungen gegensteuern. Ende März 2014 gab sie Pläne für sechs spezielle Wirtschaftszonen („International Business Hubs“) bekannt. Japans Direktinvestitionen im Ausland gewinnen weiter an Bedeutung und erreichten im Fiskaljahr 2013/14 umgerechnet rund 135 Mrd. $. Besonderen Anteil daran hatte der Wirtschaftsraum ASEAN, wo japanische Investoren ihre Kapitalanlagen auf 23,6 Mrd. $ erhöhten. Die Bruttoausrüstungsinvestitionen in Korea (Rep.) sollen 2015 um knapp 6% zulegen. Im Oktober 2014 verkündeten 16 Großunternehmen Vorhaben in Höhe von insgesamt rund 21,3 Mrd. Euro. Unter anderem plant Samsung Electronics, bis 2017 die größte Halbleiterfabrik der Welt im Godeok Industrial Complex zu errichten. Der Wert für das Megaprojekt beläuft sich auf fast 15 Mrd. $. Ausländische Direktinvestitionen zogen in den ersten drei Quartalen 2014 trotz der schwächeren Konjunktur deutlich um 38% an. Nach dem Handelsministerium beliefen sie sich auf 14,8 Mrd. $, was einem Rekordwert entsprach. Investitionsengagements aus China schossen um 230% nach oben, die aus der EU um 84%. - Von Helmut Kahlert - 10 Asien im Fokus 2015 Branchenbarometer Asien / Pazifik BRANCHENBAROMETER 2015 - PROGNOSEN ZU BIP, INVESTITIONEN, IMPORT UND MARKTPOTENZIAL IN AUSGEWÄHLTEN BRANCHEN Asien / Pazifik Branchenbarometer Marktpotenzial ausgewählter Branchen 1) Wirtschaftsentwicklung BIP 2015 2) 3) Land BIP 2016 2) 3) Maschinenbau Automobil Chemie Bau (reale Veränd. ggü. Vorjahr in %) Australien 2,4 2,5 VR China 6,9 6,3 Hongkong, SVR 2,8 3,1 Indien 7,5 8,1 Indonesien 4,8 5,2 Japan 1,9 1,8 Korea (Rep.) 3,1 3,4 Malaysia 4,8 4,9 Myanmar 8,3 8,5 Philippinen 6,7 6,3 Singapur 2,8 3,0 Taiwan 3,8 k.A. Thailand 3,5 3,8 Vietnam 6,3 6,3 Starkes Wachstum Wachstum Stagnation Rückgang Starker Rückgang 1) Chancen für deutsche Unternehmen in der jeweiligen Branche; 2) Bruttoinlandsprodukt; 3) Schätzung bzw. Prognose Quelle: Auszug aus der GTAI-Publikation Branchen International; das Internet-Special Branchen International wird halbjährlich aktualisiert und kann unter www.gtai.de/branchen-international heruntergeladen werden. Germany Trade & Invest www.gtai.de 11 Branchenbarometer Asien / Pazifik WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN ASIEN Branchenbarometer Marktpotenzial ausgewählter Branchen 1) Wirtschaftsentwicklung Importe 2015 2) 3) Land Investitionen 2015 2) 4) Elektro/ Elektronik IT+Telekom Umwelttechnik Medizintechnik (reale Veränd. ggü. Vorjahr in %) Australien -3,0 -5,5 VR China 0,9 5) 6) Hongkong, SVR 3,0 5) Indien -0,6 Indonesien -6,0 5) 13,2 2,4 29,5 3,0 3,9 5) 7) 1,8 -6,4 5) 6) 5,4 Malaysia 5,5 6) 6,0 Myanmar 24,0 5) 7) 14,2 Japan Korea (Rep.) Philippinen 3,3 6,3 Singapur 2,5 0,5 -2,1 5) 3,8 Thailand 5,3 7) 4,6 Vietnam 15,1 7) 7,1 Taiwan Starkes Wachstum Wachstum Stagnation Rückgang Starker Rückgang 1) Chancen für deutsche Unternehmen in der jeweiligen Branche; 2) Schätzung bzw. Prognose; 3) nur Waren; 4) Bruttoanlageinvestitionen; 5) cif; 6) nominal; 7) Waren und Dienstleistungen Quelle: Auszug aus der GTAI-Publikation Branchen International; das Internet-Special Branchen International wird halbjährlich aktualisiert und kann unter www.gtai.de/branchen-international heruntergeladen werden. 12 Asien im Fokus 2015 DEUTSCHE EXPORTE NACH ASIEN WACHSEN WEITERHIN KRÄFTIG Asien hat als Empfänger deutscher Waren in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. So rückte die VR China 2014 auf Rang vier der wichtigsten Abnehmerländer vor. Aber auch andere Asiaten sind wichtige Käufer, so etwa bei Maschinen die ASEAN-Länder, Japan und Südkorea, bei Kfz Japan und Südkorea. In einigen Branchen sind andere Staaten wichtigere Abnehmer als China, so etwa in der Elektronik die ASEAN-Länder und bei Arzneimitteln Japan. Von 2008 bis 2014 wuchsen die deutschen Exporte nach Ost-, Südost- und Südasien (im Folgenden als Asien bezeichnet) im Schnitt jährlich um 9,3% und damit fast viermal so schnell wie die deutschen Ausfuhren insgesamt. Insbesondere die VR China ragt mit einem jährlichen Zuwachs von 13,9% heraus. 2014 war es immerhin noch ein Plus von 11,3%. Damit zog das Reich der Mitte an den Niederlanden vorbei und lag nach Frankreich, den USA und dem Vereinigten Königreich auf Rang vier der wichtigsten Abnehmerländer deutscher Waren. Noch stärker wuchsen von 2008 bis 2014 mit einem jährlichen Plus von im Schnitt 10,0% die Lieferungen nach Südkorea. Hier halfen das seit Mitte 2011 angewendete Freihandelsabkommen mit der EU und vor allem die deutlich angezogenen Ausfuhren deutscher Autos. Auch die deutschen Exporte in die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN legten deutlich zu. Deutsche Warenausfuhr nach Asien – Entwicklung im weltweiten Vergleich (in Mrd. Euro; Veränderung sowie Anteile an weltweiten Ausfuhren in %) *) 2008 2013 2014 Veränderung 2014/13 Anteil 2008 Anteil 2014 Welt 984,1 1.093,1 1.133,5 3,7 100,0 100,0 EU 625,6 623,5 657,2 5,4 63,6 58,0 USA 71,4 89,3 96,1 7,5 7,3 8,5 Asien 89,2 142,2 152,2 7,1 9,1 13,4 VR China 34,1 66,9 74,5 11,3 3,5 6,6 ASEAN 15,6 22,0 22,4 1,9 1,6 2,0 Japan 12,7 17,1 16,9 -0,9 1,3 1,5 Korea,Rep. 8,8 14,4 15,6 8,2 0,9 1,4 Indien 8,2 9,1 8,9 -2,4 0,8 0,8 Taiwan 4,3 5,9 6,9 17,0 0,6 0,6 Hongkong, SVR 4,0 5,6 5,9 4,9 0,6 0,5 *) vorläufige Angaben für 2014; Veränderung berechnet im Vergleich zu den endgültigen Ergebnissen für 2013 Quelle: DeStatis Germany Trade & Invest www.gtai.de 13 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN ASIEN Maschinen und Kfz stellen die Hälfte der deutschen Asienausfuhren Nach Branchen fällt vor allem der rapide Zuwachs der deutschen Ausfuhren nach Asien bei Kfz und Kfz-Teilen von jährlich im Schnitt um 21,1% von 2008 bis 2014 auf. Im Ergebnis haben sich die Lieferungen von Straßenfahrzeugen in diesem Zeitraum mehr als verdreifacht. Maschinen blieben dennoch trotz einer jährlichen Zunahme der Ausfuhren um „nur“ 5,9% im gleichen Zeitraum das wichtigste deutsche Exportgut nach Asien. Deutsche Warenausfuhr nach Asien – Entwicklung der Struktur (in Mrd. Euro; Veränderung sowie Anteile in %) *) SITC-Warengruppe 2008 2013 2014 Veränderung 2014/13 Anteil 2008 Anteil 2014 0-9 Insgesamt 89,2 142,2 152,2 7,1 100,0 100,0 71-74 Maschinen 25,6 32,2 36,0 11,8 28,7 23,6 78 Kfz, -Teile 11,2 30,5 35,3 15,7 12,6 23,2 781 Pkw 7,6 20,1 23,4 16,9 8,6 15,4 784 Kfz-Teile 2,9 9,2 10,5 14,6 3,2 6,9 13,0 19,3 20,3 4,9 14,6 13,3 54 Arzneimittel 2,0 4,6 5,3 15,2 2,2 3,5 77 minus 776 Elektrotechnik 8,0 11,8 12,8 8,5 8,9 8,4 774 Elektromedizin 1,0 1,6 1,5 -5,0 1,1 1,0 75/76/776 Elektronik 6,7 7,4 8,5 15,4 7,5 5,6 776 Elektronische Bauelemente 4,4 4,9 5,9 19,3 5,0 3,9 874 Mess- und Regeltechnik 3,7 6,1 6,6 7,8 4,1 4,3 792 Luftfahrzeuge 2,1 5,8 5,5 -5,3 2,4 3,6 0/1 Nahrungs- und Genussmittel 1,2 2,2 2,7 20,9 1,3 1,8 872 Medizinische Instrumente 0,7 1,3 1,4 3,3 0,8 0,9 5 Chemische Erzeugnisse Quelle: DeStatis; Berechnungen von Germany Trade & Invest; Abweichung durch Rundung 14 Asien im Fokus 2015 Asien wird als Abnehmer deutscher Maschinen immer wichtiger. So stieg der prozentuale Anteil der Region an den gesamten deutschen Maschinenexporten von 15,0% (2008) bis 2014 auf mehr als ein Fünftel. Vor allem die VR China gewann zunehmend an Bedeutung und ist mittlerweile der größte Abnehmer deutscher Maschinen weltweit. Interessant ist auch, dass Südkorea mehr deutsche Maschinen kauft als Japan, das über eine mehr als dreimal so große Wirtschaftsleistung verfügt. Deutsche Ausfuhr von Maschinen nach Asien – Entwicklung im weltweiten Vergleich (in Mrd. Euro; Veränderung und Anteil an weltweiten Ausfuhren in %) *) 2008 2013 2014 Veränderung 2014/13 Anteil 2008 Anteil 2014 170,4 168,2 177,8 5,7 100,0 100,0 EU 87,3 76,7 80,7 5,2 51,2 45,4 USA 14,9 15,6 17,5 12,0 8,8 9,8 Asien 25,6 32,2 36,0 11,8 15,0 20,2 VR China 11,4 16,2 18,8 15,8 6,7 10,6 ASEAN 3,8 4,8 5,4 12,0 2,2 3,0 Korea (Rep.) 2,6 3,6 3,5 -1,0 1,5 2,0 Indien 3,3 3,1 3,0 -2,4 1,9 1,7 Japan 2,3 2,2 2,2 2,5 1,4 1,3 Welt *) vorläufige Angaben für 2014; Veränderung berechnet im Vergleich zu den endgültigen Ergebnissen für 2013; Abweichung durch Rundung Quelle: DeStatis Germany Trade & Invest www.gtai.de 15 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN ASIEN Die VR China ist mittlerweile nach den USA und dem Vereinigten Königreich der weltweit drittgrößte Abnehmer von Kfz „Made in Germany“. Für Kfz-Teile ist das Land sogar der wichtigste Käufer weltweit. Unter den Wachstumsraten fallen bei Kfz und Kfz-Teilen die VR China und Südkorea mit Zunahmen um 26,1% respektive 25,3% per annum im Schnitt des Zeitraums von 2008 bis 2014 auf. Dagegen spielt Indien als Käufer deutscher Kfz bisher nur eine untergeordnete Rolle. Deutsche Ausfuhr von Kfz nach Asien – Entwicklung im weltweiten Vergleich (in Mrd. Euro; Veränderung sowie Anteile am Gesamtexport in %) *) 2008 2013 2014 Veränderung 2013/14 Anteil 2008 Anteil 2014 Welt 162,5 182,1 193,7 6,4 100,0 100,0 EU 101,0 85,6 94,9 10,8 62,2 49,0 USA 18,0 24,9 26,1 4,7 11,0 13,5 Asien 11,2 30,5 35,3 15,7 6,9 18,2 VR China 5,2 17,5 21,0 19,7 3,2 10,8 Japan 2,8 5,2 5,2 -0,5 1,7 2,7 Korea (Rep.) 1,2 3,2 4,5 40,0 0,7 2,3 ASEAN 1,0 2,0 1,9 -7,9 0,6 1,0 Indien 0,3 0,5 0,5 3,6 0,2 0,3 *) vorläufige Angaben für 2014; Veränderung berechnet im Vergleich zu den endgültigen Ergebnissen für 2013; Abweichung durch Rundung Quelle: DeStatis 16 Asien im Fokus 2015 Arzneimittel, Elektronik und Nahrungsmittel mit hohem Exportplus Auch in der chemischen Industrie kauft Asien mehr deutsche Erzeugnisse. Besonders stark stieg die Ausfuhr von Arzneimitteln, und zwar von 2008 bis 2014 von 2,0 Mrd. auf 5,3 Mrd. Euro. Die wichtigsten Abnehmer waren 2014 Japan (2,0 Mrd. Euro) und die VR China (1,6 Mrd.) mit deutlichem Abstand vor den ASEAN-Ländern (736 Mio.) und Südkorea (453 Mio.). Das höchste Wachstum verzeichnete die VR China mit einem Plus bei deutschen Lieferungen von Medikamenten von im Jahresdurchschnitt 24,2% zwischen 2008 und 2014. Deutsche Ausfuhr von chemischen Erzeugnissen nach Asien – Entwicklung im weltweiten Vergleich (in Mrd. Euro; Veränderung und Anteil an weltweiten Ausfuhren in %) *) 2008 2013 2014 Veränderung 2014/13 Anteil 2008 Anteil 2014 148,0 172,7 177,8 3,0 100,0 100,0 EU 94,6 101,1 103,4 2,3 63,9 58,2 USA 12,4 15,0 16,9 12,8 8,4 9,5 Asien 13,0 19,3 20,3 4,9 8,8 11,4 .VR China 3,3 6,1 6,5 6,9 2,2 3,7 .Japan 2,9 3,8 3,9 2,0 2,0 2,2 .ASEAN 2,2 3,1 3,3 4,9 1,5 1,8 .Korea, Rep. 1,6 2,2 2,4 8,1 1,1 1,4 .Indien 1,0 1,5 1,6 8,1 0,7 0,9 Welt *) vorläufige Angaben für 2014; Veränderung berechnet im Vergleich zu den endgültigen Ergebnissen für 2013; Abweichung durch Rundung Quelle: DeStatis Bei Produkten der Elektrotechnik entfiel 2014 mit 7,5 Mrd. Euro mehr als die Hälfte der deutschen Ausfuhr nach Asien auf die VR China. Damit ist das Reich der Mitte der weltweit wichtigste Abnehmer in diesem Segment vor den USA (6,4 Mrd. Euro) und Frankreich (4,7 Mrd.). Für Elektronikerzeugnisse waren dagegen die ASEAN-Länder mit 2,8 Mrd. Euro (darunter Malaysia mit 1,4 Mrd.) vor der VR China (2,6 Mrd.), Taiwan (1,0 Mrd.), Südkorea (727 Mio.) und Japan (554 Mio.) die wichtigsten Käufer in Asien. Am stärksten legten die deutschen Elektronik-Ausfuhren in die VR China zu, die sich von 2008 bis 2014 verdoppelt haben. Auf niedrigem Niveau stiegen auch die deutschen Exporte von Nahrungs- und Genussmitteln nach Asien - im Durchschnitt um jährlich knapp 15% im Zeitraum von 2008 bis 2014. Besonders hoch waren die Zuwächse bei Lieferungen in die VR China (von 83 Mio. auf 817 Mio. Euro), nach Südkorea (von 62 Mio. auf 370 Mio.) und in die ASEAN-Länder (von 257 Mio. auf 671 Mio. Euro). - Von Frank Robaschik - Germany Trade & Invest www.gtai.de 17 Foto: © kevin miller - iStockphoto.com WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND CHANCEN Vietnam, die sechstgrößte Volkswirtschaft in Südostasien, bietet viel Potenzial. Das Unternehmertum und eine konsumfreudige Mittelschicht entwickeln sich seit der Öffnungspolitik 1986 dynamisch. Die positiven Zukunftsaussichten, günstige Arbeitskräfte und politische Stabilität ziehen ausländische Investoren an. Der sozialistische Staat möchte bis 2020 den Sprung zum modernen Industrieland vollziehen. Dafür bedarf es tiefgreifender Reformen, um nicht Chancen ungenutzt zu lassen. „Unikat“ im globalen und südostasiatischen Kontext Vietnams Regierung führte 1975 nach dem Ende des Krieges zwischen Nord und Süd Zwangskollektivierung und eine folgenschwere Planwirtschaft ein. Das Land lag am Boden. Mit einem historischen Reformschritt im Jahr 1986 genannt „Doi Moi“ (Erneuerung) erlaubte die Regierung schließlich wieder privates Eigentum an Produktionsmitteln und löste damit eine äußerst erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung aus. So schaffte Vietnam bereits im Jahr 2009 den Sprung vom Entwicklungs- zum Schwellenland mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von mehr als 1.000 US$. Im Jahr 2014 wurde die 2.000-$-BIP-Marke je Einwohner geknackt. 18 Asien im Fokus 2015 Eckdaten im Überblick 2014 Vietnam Deutschland Bevölkerung (Mio.) 90,7 80,9 Bruttoinlandsprodukt (BIP; Mrd. Euro) *) 140 2.904 Anteil der verarbeitenden Industrie am BIP (%) 17,5 22,2 Anteil der Dienstleistungen am BIP (%) 43,4 68,5 *) durchschnittlicher Wechselkurs 2014: 1 Euro = 28.177 Dong Quellen: Statistikamt Vietnam (GSO), Statistisches Bundesamt Die über 90 Mio. Einwohner sind im Mittel mit 29 Jahren sehr jung. Ihr Optimismus und Fortschrittsglaube prägen das Wirtschaftsleben. Die Nachkriegsgenerationen, geboren in den 1980er- und 1990er-Jahren, setzen einfallsreich Geschäftsideen um und zählen zu einer der am schnellsten wachsenden, konsumfreudigen Mittelschichten in Asien. Die heutige Altersstruktur ermöglicht langfristig, dass die Erwerbstätigen (2014 ungefähr 53 Mio. Personen) nur wenige Kinder und Rentner zu versorgen haben. Das günstige demografische Fenster wird sich in etwa 30 Jahren schließen, denn aufgrund der staatlichen ZweiKind-Politik ging die Geburtenrate auf unter zwei Kinder je Frau zurück. Die unmittelbaren Wirtschaftsaussichten sind relativ gut. Die Konjunktur bewegt sich seit 2008 auf einem Pfad mit Wachstumsraten von 5,2 bis 6,4%. Volkswirte halten angesichts des Entwicklungsstandes und des Nachholbedarfs des Landes zukünftig deutlich höhere Steigerungsraten für möglich. Reformen der Finanzwirtschaft, ein Abbau des Schutzes von Staatskonzernen und effizientere öffentliche Investitionen könnten zu einem dynamischeren Wachstumskurs führen. Die staatliche Wirtschaftspolitik ändert bisher nach Expertenmeinung zu oft ihren Kurs. Die Zahl der Gesetze, Dekrete und Rundschreiben, die sich teilweise widersprechen, nimmt nur langsam ab. Beim weltweiten Vergleich des „Ease of Doing Business“ der Weltbank belegte Vietnam 2014 immerhin Position 78 von 189 untersuchten Staaten (zum Vergleich VR China Platz 90). Die Regularien überfordern die Bürokratie und leisten der Vorteilnahme im Amt Vorschub. Vietnam lag 2014 beim Korruptionsranking von Transparency International auf einem traurigen Rang 119 unter 175 untersuchten Staaten (China Platz 100). Geschäftsleute sollten im Hinterkopf behalten, dass die Regierung - ähnlich wie die in der VR China - eine „Marktwirtschaft mit sozialistischer Orientierung“ umsetzt. Daher greift sie in einige Bereiche der Wirtschaft stark ein. Staatseigene Unternehmensgruppen werden gezielt bevorzugt. Grund und Boden sind Volkseigentum. An Privatpersonen und Firmen vergibt der Staat lediglich Landnutzungsrechte. Der „2015 Index of Economic Freedom“ der Heritage Foundation stuft die Wirtschaftsverfassung als überwiegend regierungsabhängig ein (Rang 148 von 178 Ländern, China Platz 139). Exportbranchen dominieren in Sektorenbetrachtung Der Anteil der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft an der Wirtschaftsleistung des Landes hat sich seit den 1990er-Jahren halbiert. Im Jahr 2014 waren es zusammengenommen immerhin noch 18%. Die drei Primärsektoren sind aber der größte Arbeitgeber geblieben und beschäftigen knapp die Hälfte aller Erwerbstätigen. Das heißt die Landwirtschaft verfügt noch über ein großes Reservoir an Arbeitskräften, die in Industrie- und Dienstleistungsjobs abwandern könnten. Entwicklung der Wirtschaftssektoren (Anteile in %) Anteil am BIP 2009 Anteil am BIP 2014 Anteil an den Beschäftigten 2009 Anteil an den Beschäftigten 2014 19,2 18,1 51,5 46,8 Bergbau 9,1 11,3 0,6 0,4 Bauwirtschaft 6,1 5,3 5,4 6,0 Verarbeitende Industrie 18,3 17,5 13,5 14,8 Dienstleistungen 43,5 43,4 29,6 31,6 13,3 13,6 10,8 12,2 Hotel- und Gaststättengewerbe 3,7 3,9 3,3 4,4 Verkehr, Logistik, Kommunikation 4,1 3,8 3,5 3,6 Sektoren Land-, Forstwirtschaft, Fischerei Handel Quelle: GSO Germany Trade & Invest www.gtai.de 19 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM In einem Land, in dem nach dem Bürgerkrieg Hunger vorherrschte, erzielen die Landwirte und Fischer heute immense Überschüsse bei der Produktion von Reis, Kaffee, Pfeffer und Fischereierzeugnissen, die sehr erfolgreich exportiert werden. Die Verarbeitung wird stetig modernisiert, die internationale Vermarktung soll ausgebaut werden. Auch der Bergbau entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten überdurchschnittlich gut. Vietnam verfügt über reiche Bodenschätze an Öl, Gas, seltenen Erden, Wolfram, Titanium, Bauxit, Phosphaten, Natur- und Edelsteinen. In- und ausländische Kapitalgeber investieren - trotz der komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen - in die Erschließung und Verarbeitung der Vorkommen. Die konjunkturanfällige Bauwirtschaft hat seit 2009 etwas an Dynamik verloren. Eine Krise am Immobilienmarkt 2013 schwächte vorrübergehend das Wachstum im Wirtschaftsbau. Die rasante Urbanisierung sowie der notwendige Infrastrukturausbau werden weiterhin massive Investitionen erfordern. Internationale Entwicklungsgelder finanzieren einen großen Teil der anvisierten öffentlichen Projekte. investiert knapp 12 Mrd. $ in Vietnam - ziehen ebenfalls Zulieferbetriebe aus dem In- und Ausland an. Die Standortvorteile der vietnamesischen Wirtschaft werden durchaus gewürdigt. Unternehmensgründungen sind in den meisten Sektoren mit Beteiligungen bis zu 100% möglich. Zudem sind die Löhne vergleichsweise günstig. Industriearbeiter verdienen deutlich weniger als die Hälfte ihrer Kollegen in der VR China. Vielversprechende Entwicklungen zeigen auch Dienstleistungssektoren wie Handel, Fremdenverkehr, Logistik oder Informationstechnikoutsourcing, in denen sich innovative private Firmen engagieren. Die neuen Wachstumsbranchen entstehen meist im Großraum Ho-ChiMinh-Stadt (HCMS), dem wirtschaftlichen Zentrum des Landes. „Wirtschaftsschwergewicht“ Ho-Chi-Minh-Stadt Die Fläche Vietnams entspricht ungefähr der Deutschlands. Das Staatsgebiet ist in 63 Provinzen aufgeteilt, einschließlich fünf eigenständiger Städte (HCMS, Hanoi, Da Nang, Can Tho und Hai Phong). Foto: © laichaoyi - iStockphoto.com Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes am BIP ist seit 2009 gefallen. Branchen, die der Staat entwickeln wollte - unter anderem den Schiffbau, die Herstellung von Kfz oder den Maschinenbau - weisen mäßige Erfolge auf. Die meisten Investitionsgüter kauft Vietnam im Ausland ein, hauptsächlich in der VR China. Anders sieht es in exportorientierten Branchen aus, in denen viele ausländische Firmen tätig sind. Das Niedriglohnland gehört zu den international großen Herstellern von Bekleidung, Schuhen und Elektrotechnik. Inzwischen kommen auch etwas anspruchsvollere Montagewerke, zum Beispiel für Mobiltelefone, hinzu. Die ausländischen Firmen stützen die angestrebte Industrialisierung mit Know-how-Transfers. Sie beklagen allerdings, dass eine lokale Zulieferindustrie weitgehend fehle. Daher sind viele Fabriken „verlängerte Werkbänke“ im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung. Die Regierung verabschiedete ein Programm, das die einheimische Zulieferindustrie fördern soll. Die Schlüsselinvestitionen großer internationaler Konzerne - Samsung 20 Asien im Fokus 2015 Die Metropole HCMS mit 7,5 Mio. Einwohnern und ihre umliegenden Provinzen erzeugen knapp die Hälfte aller Industriewaren des Landes. Hier liegen die größten und erfolgreichsten Gewerbeparks. Die Region zwischen der Hauptstadt Hanoi und der Hafenstadt Hai Phong holt inzwischen auf. Auch die drittgrößte Stadt Da Nang modernisiert ihre physische und wirtschaftliche Infrastruktur. Entwicklung der Industrieproduktion nach Hauptwirtschaftsregionen (Anteile in %) Wirtschaftsregionen 2009 2013 Südost (darunter Ho-Chi-Minh-Stadt, Dong Nai, Vung Tau) 52,2 44,3 Delta des Roten Flusses (darunter Hanoi, Hai Phong) 24,1 30,0 Nördliche Zentralregion und zentrale Küstenregion 7,2 10,4 Delta des Mekong-Flusses 9,9 9,3 Nördliches Hochland 2,7 2,7 Zentrales Hochland 0,8 0,7 Andere Provinzen 3,1 2,6 Quelle: GSO Große Teile des Landes gelten weiterhin als unterentwickelt. Dort erhalten Investoren vom Staat besonders attraktive Förderung (Steuernachlässe). Pionierfirmen mit großem Bedarf an Fabrikarbeitskräften ziehen auch deshalb in entlegene Gebiete, weil die Löhne dort noch günstiger sind und sie eine Abwerbung von Mitarbeitern kaum fürchten müssen. Die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Provinzen kann über den „Provincial Competitiveness Index“ (http://eng.pcivietnam.org) abgerufen werden. Die Regierung erstellte Masterpläne für „strategisch wichtige“ Branchen, allerdings fehlt eine aktive Industrieclusterpolitik. Dennoch sind einige Cluster rund um Ankerunternehmen, durch geschickte Ansiedlungspolitik von Industrieparks oder in der Nähe von Rohstofflagerstätten entstanden. Während sich der Süden auf eine privatwirtschaftliche, exportorientierte Leichtindustrie (zum Beispiel Fertigungen von Bekleidung, chemischen Erzeugnissen, Elektronik, Holzmöbeln) sowie unternehmensnahe Dienstleistungen (Finanzwirtschaft, Werbung, Outsourcing) fokussiert, konzentrieren sich im Norden eher Engagements von Staatskonzernen. Außenhandel findet gute Startbedingungen vor Die Bedingungen für Handelsgeschäfte mit Vietnam sind aufgrund geringer Zollbelastungen und einem recht liberalen Dienstleistungsmarkt gut. Seit 1997 ist Vietnam Mitglied der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) und integriert sich schrittweise in die ASEAN-Wirtschaftsge- meinschaft. Die Aufnahme in die Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 2007 dokumentierte die erfolgreiche Integration des Landes in die Weltwirtschaft. Zusätzliche bilaterale Freihandelsabkommen (FTA) bestehen seit dem Jahr 2000 mit den USA und seit 2009 mit Japan. Das Ministerium für Industrie und Handel möchte auch den Handel mit anderen wichtigen Partnerländern liberalisieren. Es verhandelt FTA mit der Europäischen Union (EU), der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA), Korea (Rep.), der Zollunion von Russland, Weißrussland und Kasachstan sowie einen Beitritt zur TransPacific Strategic Economic Partnership (TPP), der unter anderen die USA angehören. Die jeweiligen Verträge sollen 2015 unterzeichnet werden. Analysen zeigen, dass Vietnam bei der Vereinbarung weiterer gegenseitiger Marktöffnungen zu den großen Gewinnern zählen könnte. Gleichwohl bestehen im Land Bedenken, dass nicht wettbewerbsfähige Betriebe und Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Ausländische Investoren sehen die geplanten FTA als einen zusätzlichen Standortvorteil und erweitern deshalb ihr Engagement. Die vietnamesischen Ausfuhren verdreifachten sich annähernd von 2009 bis 2014. Hauptabnehmer sind Europa und die USA, die in großen Mengen Bekleidung, Schuhe, Holzerzeugnisse sowie Meeresfrüchte, Kaffee und Nahrungsmittel beziehen. Zunehmend kommen Erzeugnisse mit höherer Wertschöpfung dazu, darunter elektrotechnische und elektronische Produkte (Computer, -Teile) sowie Kommunikationstechnik (Smartphones, Tablets). Germany Trade & Invest www.gtai.de 21 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM Die Importe legten von 2009 bis 2014 um mehr als das Doppelte zu. Haupteinfuhrgruppen sind Ausrüstungsgüter (Maschinen, Elektronik, Medizintechnik) sowie Erdölprodukte und Vorerzeugnisse (Textilstoffe, Chemiewaren, Komponenten). Der hohe Wert an eingeführten Vorerzeugnissen zeigt, dass die Industrie hauptsächlich importierte Waren montiert. Die im Inland generierte Wertschöpfung steigt jedoch allmählich. Deutschland ist der wichtigste europäische Handelspartner. Der deutsche Anteil an den gesamten Importen des Landes lag 2014 bei ausbaufähigen 1,8%. Nach vietnamesischer Statistik fielen die Importe aus Deutschland 2014 um 11%, während nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die deutschen Exporte nach Vietnam um ungefähr den gleichen Prozentsatz zulegten. Fast jede dritte Importware kam 2014 aus der VR China. Die Volksrepublik steigerte ihre Lieferungen erneut um kräftige 19%. Der Handel mit dem nördlichen Nachbarn fällt trotz gegenteiliger Bemühungen immer stärker ins Defizit (2014: -29 Mrd. $). Unter den Lieferländern folgen Korea (Rep.), Japan und Taiwan. Diese drei Länder sind auch die größten ausländischen Investoren in Vietnam. Deutsche Firmen lieferten 2014 hauptsächlich Maschinen, chemische Erzeugnisse und Medizintechnik. Aus Vietnam importierten sie vor allem Elektronikprodukte, Nahrungsmittel und Bekleidung. Damit erzielte Vietnam 2014 einen Handelsüberschuss in Höhe von circa 4 Mrd. Euro. Einfuhrentwicklung nach Ländern (in Mio.US$, Veränderung in %) 2009 2014 Veränderung 2014/2013 Insgesamt, davon 69.949 148.049 12,1 VR China 15.441 43.868 18,9 Korea (Rep.) 6.708 21.736 11,7 Japan 6.836 12.909 5,1 Taiwan 6.113 11.085 17,9 Thailand 4.471 7.118 13,3 Singapur 7.012 6.827 20,1 USA 2.710 6.284 20,3 Malaysia 2.561 4.193 2,4 Indien 1.536 2.461 8,8 Deutschland 1.422 2.623 -11,2 Indonesien 1.453 2.497 5,5 Australien 1.046 2.058 29,8 Quelle: GSO 22 Asien im Fokus 2015 Einfuhrentwicklung nach den zehn wichtigsten Warengruppen (in Mio.US$, darunter jeweils aus Deutschland, Veränderung in %) SITC-Warengruppe 2009 2013 Veränderung 2013/2012 33 Erdöl, Erdölerzeugnisse 6.755 8.989 -13,8 216 411 26,5 4.061 19.225 31,4 775 1.762 21,0 5.469 10.633 17,2 44 63 18,9 5.994 7.631 9,6 50 46 24,3 2.850 5.760 19,1 41 51 24,4 3.503 11.565 51,0 41 29 3,6 3.618 4.943 16,0 232 259 25,1 2.863 4.031 8,2 295 208 -15,4 1.711 3.060 10,5 24 39 77,2 1.465 3.353 24,3 34 60 -7,7 Deutschland 77 Elektrische Maschinen Deutschland 65 Garne, Gewebe Deutschland 67 Eisen und Stahl Deutschland 57 Kunststoffe in Primärformen Deutschland 76 Geräte für Nachrichtentechnik Deutschland 74 Maschinen, Apparate für verschiedenen Zwecke Deutschland 72 Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke Deutschland 68 NE-Metalle Deutschland 69 Metallwaren Deutschland Quelle: UN Comtrade - Von Thomas Hundt - Germany Trade & Invest www.gtai.de 23 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM WICHTIGE MAKROÖKONOMISCHE ECKDATEN Basisdaten 24 Asien im Fokus 2015 Wirtschaftslage Germany Trade & Invest www.gtai.de 25 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM Außenhandel 26 Asien im Fokus 2015 Beziehung der EU zu Vietnam Beziehung Deutschlands zu Vietnam Germany Trade & Invest www.gtai.de 27 WICHTIGE MARKOÖKONOMISCHE ECKDATEN Infrastruktur 28 Asien im Fokus 2015 Einschätzung des Geschäftsumfelds Germany Trade & Invest www.gtai.de 29 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM WIRTSCHAFTSTRENDS ZUR JAHRESMITTE 2015 WIRTSC H A F T ST RENDS VIETNA M Wir tschaf m Fotolia.co n Yuganov, Konstanti Foto: © Vietnams Konjunktur hat sich stabilisiert. Die Deutsche Bank prognostiziert für 2015 ein reales Wachstum von 6,3%. Konsum, Investitionen und Einfuhren wachsen schneller. Das Geschäftsklima hat sich aufgehellt. Die Firmen benötigen vor allem bessere lokale Zulieferer und mehr Fachkräfte. Korea (Rep.) hat Japan als größten ausländischen Investor überholt. China liefert mit Abstand die meisten Waren. Deutsche Produkte machen nur 1,8% der Importe aus, genießen aber einen sehr guten Ruf. t JAHRES MIT TE 20 15 GESAMTWIRTSCHAFTLICHER AUSBLICK Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Vietnams Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs 2014 um 6,0%. Konjunkturanalysten prognostizieren mittelfristig Raten von ebenfalls ungefähr 6%. Ein noch höheres Wachstumstempo wäre aufgrund des starken Nachholbedarfs und des niedrigen Entwicklungsstandes - das vietnamesische BIP pro Kopf liegt bei ungefähr 2.200 US$ - durchaus erreichbar. Wirtschaftliche Entwicklung 2014 bis 2016 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) n 2014 n 2015 1) n 2016 1) 18,0 16,5 16,0 Die Vergabe von Krediten wuchs 2014 um 14,2%. Die Zentralbank steuert 2015 eine Zunahme von 13 bis 15% sowie einen Zuwachs der Geldmenge M2 von 16 bis 18% an. Spielraum für Zinssenkungen ist aufgrund der geringen Inflation vorhanden. Die HSBC erwartet, dass die SBV bis Mitte 2015 die „open market rate“ um 50 Basispunkte auf 4,5% senkt. Die SBV könne damit das offizielle BIP-Wachstumsziel flankieren; das die Regierung auf 6,2% festgelegt hat. 12,0 12,0 8,0 6,0 6,7 6,3 6,3 7,1 7,5 5,9 6,3 5,6 4,0 2,0 0,0 BIP Einfuhr 2) Bruttoanlageinvestitionen 1) Prognose; 2) Waren und Dienstleistungen Quelle: Deutsche Bank 30 Asien im Fokus 2015 Privater Verbrauch © Germany Trade & Invest 10,0 Ausländische Kapitalzuflüsse unterstützen ebenfalls die Wachstumsziele. Die ausländischen Direktinvestitionen legten im 1. Quartal 2015 um 7,0% zu. Weitere immer stärker strömende Devisenquellen sind die Übertragungen von Auslandsvietnamesen (2014: 12 Mrd. $) und die Gelder von Entwicklungsorganisationen (5,6 Mrd. $, +9% gegenüber 2013). Die Devisenreserven lagen Ende 2014 bei 36 Mrd. $, dazu trug auch der Handelsbilanzüberschuss von 12 Mrd. $ bei. Die Bilanz dürfte 2015 allerdings ins Minus rutschen. Um den Exportsektor zu unterstützen, hat die SBV im Januar und Mai 2015 den fixen Wechselkurs zum US-Dollar um jeweils 1,0% abgewertet. Foto: © Konstantin Yuganov - Fotolia.com 15,1 14,0 6,0 Die Konjunktur gewann 2014 an Stabilität. Die Zentralbank (SBV) dämmte die durchschnittliche Inflation auf 4,1% ein. Die Verbraucherpreise stiegen im 1. Quartal 2015 sogar nur um 0,7% gegenüber der Vorjahresperiode; dies war der geringste Anstieg in den letzten zehn Jahren. Wirtschaftliche Eckdaten 2014 2015 *) 2016 *) Vergleichsdaten Deutschland 2014 186 199 221 3.858 BIP pro Kopf (US$) 2.052 2.170 2.382 46.812 Bevölkerung (Mio.) 90,7 91,7 92,6 80,9 21.236 22.000 22.100 - Indikatoren BIP (nominal, Mrd. US$) Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ in Vietnamesischen Dong) *) Schätzung beziehungsweise Prognose Quellen: Deutsche Bank, Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank Private Unternehmen leiden unter schwierigen Rahmenbedingungen. Beim internationalen Ease of Doing Business Ranking liegt Vietnam auf Platz 78 von 189 Ländern, sechs Positionen schlechter als im Jahr 2014. Die Verfassung räumt Staatsunternehmen eine privilegierte Stellung ein. Diese wirtschaften trotz Subventionen und Vorzugsbehandlungen ineffizient. Die Regierung treibt nun die Privatisierung von Staatsfirmen energischer voran, allein 317 sollen 2015 noch private Eigentümer finden. Einige Investoren aus Asien möchten sich an den Privatisierungen beteiligen. Der wirtschaftspolitische Reformbedarf bleibt also groß. Der alle fünf Jahre stattfindende Parteitag der Kommunistischen Partei Vietnams im Januar 2016 wird die Möglichkeit bieten, entscheidende Neuerungen zu beschließen. Investitionen Ausländische Investoren bezeichnen die niedrigen Löhne und Gehälter als den wichtigsten Standortvorteil des südostasiatischen Schwellenlandes. Sie investieren vor allem in arbeitsintensive Fertigungen sowie Dienstleistungen und verlagern zunehmend Betriebe aus der VR China nach Vietnam. Nach Angaben des Ministeriums für Planung und Investitionen flossen im Jahr 2014 „Foreign Direct Invest- ments“ (FDI) im Wert von 12,4 Mrd. $ (+7,4% gegenüber dem Vorjahr) in das Land. Firmen aus Korea (Rep.), Japan, Singapur und Taiwan tätigten zusammengenommen die Hälfte aller seit 1988 zugelassener FDI-Projekte. Deutschland liegt auf Rang 22 mit insgesamt 247 Investitionsvorhaben im Gesamtwert von 1,4 Mrd. $. Deutsche Unternehmen in Vietnam berichten derzeit überwiegend von steigenden Auftragseingängen. Auch der Geschäftsklimaindex unter den europäischen Firmen hellte sich im Laufe des Jahres 2014 von 50 Punkten (neutrales Niveau) auf 78 Punkte (positive Zukunftsaussichten) stark auf. Erfreulich entwickeln sich die gesamten Bruttoanlageinvestitionen. Deren Zunahme schätzt die Deutschen Bank Research 2015 auf 7,1% und für 2016 prognostiziert sie etwa 7,5%. Die öffentlichen Investitionen fallen jedoch etwas zurück, weil der Staat 2014 die laufenden Ausgaben erhöhte und die investiven Aufwendungen kürzte. Internationle Entwicklungskredite, die den Aufbau der sozialen und technischen Infrastruktur stützen, können viele Lücken schließen. Größter Geber ist Japan, gefolgt von der Weltbank und der Asian Development Bank (ADB). Deutsche Firmen können einige der internationalen Projektausschreibungen gewinnen. Germany Trade & Invest www.gtai.de 31 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM Ausgewählte Großprojekte Projektbezeichnung Investitionssumme (Mrd. $) Projektstand Anmerkung Raffinerie Nhon Hoi 22 Investitionslizenz soll 2015 erteilt werden Verarbeitungskapazität 30 Mio. jato, größtes Raffinerieprojekt in Asien, Investoren PTT aus Thailand und Saudi Aramco Dau Giay-Lien Khuong Expressway 3,5 Baustart 2015 Länge 200 km, Verkehrsministerium finanziert erste Phase, weitere Geber gesucht Kohlekraftwerk Dung Quat 2,5 Ankündigung 2011, Baustart 2016 Kapazität 1.200 MW, Investor Sembcorp (Singapur) Kohlekraftwerk Song Hau 1 2,0 Baustart Mai 2015, Fertigstellung 2019, Song Hau 2 und 3 mit jeweils 2.000 MW geplant 1.200 MW, Investor Petrovietnam Vinhomes Central Park 1,5 Baustart 2014 Wohngebiet mit Krankenhaus, Schulen, Bürogebäuden in Ho-Chi-MinhCity, Investor Vingroup Werk von Samsung Electronics 1,4 Baustart Mai 2015 Fertigung von Fernsehern im Saigon Hi-Tech Park Phoenix Beach Freizeitresort 1,0 Investition 2015 genehmigt Anlage mit Ferienwohnungen, Einkaufszentrum und Marina in Nha Trang, Investor Dewan Gruppe aus Indien Textilfabrik 0,7 Investition 2015 genehmigt Herstellung von Industriefasern und Stahlfasern in der Provinz Dong Nai, Investor Hyosung Istanbul Tekstil Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Vietnam exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteitritt das Stärken- 32 Asien im Fokus 2015 Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen: SWOT-Analyse Vietnam S trengths (Stärken) W eaknesses (Schwächen) ■ Motivierte Arbeitskräfte zu niedrigen Lohnund Gehaltskosten. ■ Wechselhafte Wirtschaftspolitik, unklare Gesetze, Bürokratie. ■ Starkes Bevölkerungswachstum, großer Nachholbedarf. ■ Kaum Zulieferindustrien, zu wenige Fachkräfte. ■ Lücken in der Infrastruktur. ■ Im Mittel mit 29 Jahren junge, konsumfreudige Bevölkerung. ■ Mindere Qualität vieler Erzeugnisse und geringe Produktivität. ■ Private Unternehmen gegenüber öffentlichen benachteiligt. ■ Stabile Regierung mit ambitionierten Entwicklungszielen. Viele Rohstoffvorkommen und Überschüsse in der Agrarproduktion. T hreats (Risiken) O pportunities (Chancen) ■ Starker Zustrom an Direktinvestitionen, vor allem aus Japan und Korea (Rep.). ■ Reformstau und Korruption gefährden die internationale Wettbewerbsfähigkeit. ■ Kaufkraft der Mittelschicht und Urbanisierung nehmen zu. ■ Reallöhne steigen schneller als die Arbeitsproduktivität. ■ Einzelhandel expandiert. Ausländische Servicespezialisten gefragt. ■ Staat und Staatsunternehmen wirtschaften ineffizient. ■ Neue Freihandelsabkommen öffnen die Inlandsmärkte und erhöhen die Exportchancen. ■ Staatsschulden steigen zu schnell. ■ ■ Interessante Beschaffungsmärkte. Uneinbringliche Kredite gefährden schwache Banken. Germany Trade & Invest www.gtai.de © Germany Trade & Invest ■ 33 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM Konsum Der private Verbrauch legte 2014 real um 5,6% zu. Die Deutsche Bank sagt für 2015 und 2016 jeweils Zunahmen von ungefähr 6% voraus. Die unmittelbare Nachfrage unterliegt Stimmungsschwankungen. Die Konsumlaune der Verbraucher soll 2015 laut verschiedener Umfragen steigen. Das Statistikamt verzeichnete 2014 einen Einzelhandelsumsatz von umgerechnet 79 Mrd. Euro, der preisbereinigt um 6,3% zulegte. Am stärksten steigen die Umsätze ausländischer Handelsunternehmen, die inzwischen 3,3% der gesamten Brancheneinnahmen erzielen. Die wachsende Mittelschicht überzeugt sich schrittweise von den Vorzügen ihrer modernen Supermärkte, Warenhäuser und Einkaufszentren, die zunehmend entstehen. Außenhandel Vietnam erreichte 2014 - wie im Vorjahr - auf FOB-Basis einen Handelsbilanzüberschuss von ungefähr 12 Mrd. $. Die Bilanz wird sich 2015 nach Schätzung der Zentralbank (SBV) in ein Defizit von etwa 8 Mrd. $ umkehren, weil die Importe von Investitions- und Konsumgütern stürmisch zulegen, während sich die Wachstumsraten der Exporteinnahmen verlangsamen. Außenhandel (in Mrd. $; Veränderung zum Vorjahr in %) 2013 2014 Veränderung Importe (cif) 132,0 148,0 12,1 Exporte (fob) 132,0 150,2 13,8 0,0 2,1 2,1 Handelsbilanzsaldo Quelle: General Statistics Office, Vietnam 34 Asien im Fokus 2015 Beim Handel mit China fährt Vietnam sein größtes Defizit ein. Das chinesische Bundesstatistikamt stellte einen Überschuss zu Gunsten Chinas von 43,8 Mrd. $ fest. Chinesische Firmen liefern mit Abstand die meisten chemischen Erzeugnisse, Waren aus Eisen/Stahl sowie Maschinenbauprodukte. Zudem liegen sie bei der Lieferung von kompletten Kfz an erster Stelle und dominieren die Verkäufe auch in weiteren Inlandsbranchen. Die Lieferungen aus der EU hatten 2014 auf FOB-Basis einen Anteil von lediglich 6,0% an den Gesamtimporten Vietnams. Der deutsche Lieferanteil lag bei 1,8%. Deutschland exportierte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2014 Waren im Wert von 2,0 Mrd. Euro nach Vietnam (+7,3% gegenüber 2013). Deutsche Firmen haben sich bei den Lieferungen von Pharmazeutika (Anteil an den Branchenimporten 2014 rund 9,4%) sowie bei Kfz und Maschinenbauerzeugnissen (Importanteil jeweils 5,3%) gut positioniert. Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Vietnam und der EU werden künftig durch ein Freihandelsabkommen (FTA) neu geregelt. Es soll 2015 unterzeichnet werden und wird bei den Zollreduktionen mehrjährige Übergangsfristen enthalten. Das umfassende Abkommen wird ebenfalls den Handel mit Dienstleistungen erleichtern und Investitionen stärker schützen. Das vietnamesische Handelsministerium hat 2015 bereits ein FTA mit Korea (Rep.) unterzeichnet und verhandelt unter anderem mit den USA über das sogenannte Trans-Pacific Strategic Economic Partnership (TPP) Abkommen. Internationale Investoren, die sich in Asien umschauen, erhalten somit eine Kombination aus einem weiten Geflecht an Freihandelsverträgen gepaart mit vergleichsweise sehr niedrigen Produktionskosten. Einfuhren nach ausgewählten Warengruppen (in Mio. $; Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %) Warengruppe 2012 2013 2014 Veränderung Nahrungsmittel 5.267 5.840 7.601 30,2 17.880 18.797 22.215 18,2 Düngemittel 1.692 1.709 1.241 -27,4 Arzneimittel 1.790 1.879 2.035 8,3 Kunststoffe und Waren daraus 6.932 8.302 9.478 14,2 Eisen/Stahl 5.966 6.659 7.775 16,8 16.037 18.687 22.500 20,4 2.070 2.983 3.729 25,0 Chemische Erzeugnisse, davon: Maschinen und Ausrüstungen Kraftfahrzeuge Quelle: Statistikamt General Statistics Office (GSO) Einfuhren nach SITC-Warengruppen (in Mio. $; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %) SITC Warengruppe 2012 2013 Veränderung 0 Nahrungsmittel/lebende Tiere 7.616 9.025 18,5 16.161 18.198 12,6 51 Organische Chemikalien 2.004 2.264 13,0 54 Arzneimittel 2.182 2.324 6,5 57 Kunststoffe in Primärformen 4.834 5.760 19,2 26.143 29.977 14,7 6.960 7.632 9,7 38.864 49.380 27,1 71 Kraftmaschinen 2.172 2.543 17,1 72 Arbeitsmaschinen 3.725 4.031 8,2 74 Maschinen für verschiedene Zwecke 4.260 4.943 16,0 14.635 19.225 31,4 78 Kraftfahrzeuge 1.666 1.850 11,0 8 Fertigerzeugnisse 5.496 6.509 18,4 87 Mess-, Prüf- und Kontroll-instrumente, -apparate und -geräte 1.262 1.419 12,4 5 Chemische Erzeugnisse 6 Vorerzeugnisse 67 Eisen/Stahl 7 Maschinen und Fahrzeuge 77 Elektrische Maschinen Quelle: UN Comtrade Germany Trade & Invest www.gtai.de 35 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM Die Industrieproduktion wuchs 2014 nominal um 8,7%. Das Wachstum beschleunigte sich in den ersten vier Monaten 2015 nochmals auf 10,1% gegenüber der Vorjahresperiode. Am stärksten stiegen von Januar bis April 2015 die Fertigungen von Kommunikationsgeräten (+287% gegenüber dem Vorjahreszeitraum), Kfz (+54%), Schiffen (+33%), Textilien (+23%), Papier und -erzeugnissen (+21%) sowie Schuhen (+21%). Maschinen- und Anlagenbau Lokale Hersteller können nur wenige einfache Ausrüstungen herstellen. Industriebetriebe importieren daher ihre Maschinen. Der Einfuhrwert belief sich 2014 auf 22,5 Mrd. $ (+20% gegenüber 2013). Die Kunden sind sehr preissensibel. Jede dritte Importmaschine stammte deshalb aus der VR China. Unter den Lieferländern folgen Japan, Korea (Rep.) und Taiwan, die in Vietnam Industriebetriebe aus ihren Heimatländern beliefern. Deutschland folgte im Importranking auf Rang fünf. Deutsche Firmen lieferten hauptsächlich Nahrungsmittel-, Getränke- und Verpackungsmaschinen sowie Fördertechnik. Unternehmen werden langfristig über mehr finanzielle Mittel verfügen, um sich die hochwertigen deutschen Maschinen leisten zu können. Kfz-Industrie Vietnams Verband der Automobilhersteller (VAMA) berechnete, dass der Fahrzeugmarkt 2014 um ganze 43% auf knapp 158.000 Kfz zulegte. Für 2015 prognostiziert die Vereinigung ein Plus von 10%. Wegen der sprunghaften Abgabenpolitik seien die Verkäufe in den verschiede- 36 Asien im Fokus 2015 nen Fahrzeugklassen aber kaum vorhersehbar, monieren die Anbieter. Sie importieren die Kfz ausschließlich, entweder als Komplettfahrzeuge oder als zollbegünstigte Bausätze. Die Regierung wollte eigentlich eine lokale Kfz-Industrie aufbauen. Beobachter befürchten indes, dass selbst die bestehenden Werke gegenüber den ab 2018 zollfrei eingeführten Modellen aus dem ASEANRaum nicht wettbewerbsfähig sein werden. Immerhin entdecken internationale Kfz-Zulieferer den Standort und produzieren Kfz-Teile für den Export. Chemie Chemiewaren werden überwiegend importiert. „Hightech-Chemie“ ist meist nicht gefragt. Die Einfuhren an Kunststoffen in Primärformen stiegen 2014 gegenüber dem Vorjahr um 11% auf 6,3 Mrd. $. Importierte Kunststoffwaren legten um 22% auf 3,2 Mrd. $ zu und die Bezüge von sonstigen Chemikalien sowie chemischen Produkten wuchsen um 12% auf 6,4 Mrd. $. Deutsche Firmen treffen also auf einen expandierenden Markt, der allerdings mit Hürden bei Zulassungen und dem Vertrieb versehen ist. Der Arzneimittelmarkt soll zwischen 2014 und 2017 von 2,8 Mrd. $ auf etwa 4,6 Mrd. $ zulegen. Vietnam selbst produziert Kunststoffwaren, Dünge-, Waschund Reinigungsmittel. Die Erweiterung der bisher einzigen Raffinerie Dung Quat und ein Neubau in Nghi Son sollen dem Chemiestandort neue Impulse verleihen. Bauwirtschaft Die Megatrends Urbanisierung und Industrialisierung treiben Vietnams Bauwirtschaft voran. Die anfälligen Immobilienmärkte schreiten 2015 aus ihrer Talsohle. Auch die öffentlichen Bauinvestitionen dürften allmählich wieder anziehen. Internationale Entwick- Foto: © Nightman1965; gemphotography - Fotolia.com BRANCHEN IM ÜBERBLICK lungsgelder finanzieren derweil viele Infrastrukturprojekte. Bauherren fragen in der Regel nach den billigsten Bauleistungen und setzen die einfachsten Baustoffe ein. Anspruchsvolle Nutzer modernisieren dann später die Räumlichkeiten. Deutsche Baufirmen und -dienstleister kommen bei öffentlichen und privaten Prestigevorhaben sowie bei ausländischen Investitionsprojekten gelegentlich zum Zuge. Sie benötigen Durchhaltevermögen und gute Kontakte. Foto: © Hocus Focus Studio - iStockphoto.com Elektrotechnik/Elektronik Vietnam punktet bei Auslandsinvestoren als günstiger Montagestandort von Elektrotechnik. Die Betriebe produzierten 2014 circa 176 Mio. Mobiltelefone (+68% gegenüber dem Vorjahr) und 3,6 Mio. Fernseher (+18%), hauptsächlich für den Export. Samsung Electronics setzt derzeit ein mehrere Milliarden US-Dollar umfassendes Investitionsprogramm um. Der Konzern montiert bereits Smartphones, Fernseher sowie elektronische Komponenten und macht damit etwa 20% der gesamten Ausfuhren des Landes aus. Auch der lokale Einzelhandel mit Elektro-, Telekommunikations- und Unterhaltungsgeräten legt zu und verzeichnete nach Berechnung des Marktforschungsinstituts GfK 2014 ein Plus von 22% auf umgerechnet 5,5 Mrd. $. Informations- und Kommunikationstechnik Die Marktforschungsfirma BMI schätzt, dass die Ausgaben für Informationstechnik 2015 etwa 3 Mrd. $ erreichen und bis 2019 nominal um etwa 11% jährlich zulegen werden. Zwei Drittel der Umsätze entfallen auf Verkäufe von Hardware, denn die Unternehmen und Haushalte weisen noch Lücken in ihren IT-Ausstattungen auf. Am stärksten werden laut BMI aber der Softwareabsatz und IT-Services wachsen. Der Standort macht sich aufgrund niedriger Personalkosten im IT-Outsourcing international einen Namen. Weniger stark legt der Sektor Kommunikationstechnik zu. Etwa 123 Mio. Handyverträge sind bereits registriert, die Preise fallen. Den mobilen Datenfunk mit 3G-Technologie abonnieren 30 Mio. Nutzer. Das Ministerium für Information und Kommunikation will 2016 über die Vergabe von 4G-Lizenzen entscheiden. Umwelttechnik Der Sektor Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung wuchs 2014 real um 6,4%. Zahlreiche Gesetze regeln den Umweltschutz, doch die Behörden setzen die Bestimmungen zu selten durch. Die 485 Mülldeponien des Landes laufen voll. Die Wasserversorgung ist an vielen Stellen gefährdet, weil Leitungen fehlen. Einige internationale Betriebe investieren in eine eigene Abwasser- und Abfallentsorgung. Auch Entwicklungsorganisationen helfen mit Krediten sowie Rat und Tat. Wichtigste Auftraggeber sind die Japan International Cooperation Agency (JICA), Weltbank und Asian Development Bank (ADB). Die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert ebenfalls Umweltprojekte. Die international ausgeschriebenen Vorhaben bieten deutschen Firmen vielfältige Auftragschancen. Medizintechnik Der Markt für Medizintechnik wächst stetig. Die Marktforscher von Espicom schätzen den Absatz auf 645 Mio. $ (2013) und prognostizieren bis 2018 Verkäufe von 1,4 Mrd. $. Importe bedienen über 90% der Nachfrage. Die Auftragseingänge bei Ausrüstungen hängen von einzelnen Projektvergaben ab und legen im Trend zu. Der Inlandsabsatz von Verbrauchsmaterialien wächst stetig. Die öffentliche Hand ist wichtigster Abnehmer von Medizintechnik, die in vielen staatlichen Krankenhäusern unzureichend oder veraltet ist. Private Gesundheitseinrichtungen möchten mit hochmodernen Ausstattungen bei zahlungskräftigen Kunden punkten, denn gut betuchte Vietnamesen reisen für schwierige Behandlungen meist ins Ausland. Energiesektor Die Stromerzeugungskapazitäten und die Verteilungsnetze müssen zügiger ausgebaut werden, denn Stromausfälle treten immer noch auf. Der Bau von Kohlekraftwerken hat nach staatlichen Plänen absolute Priorität. Bis 2020 sollen 35 GW ans Netz gehen. Auch die Übertragungsnetze werden - unter anderem mit Hilfe von Germany Trade & Invest www.gtai.de 37 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG IN VIETNAM Entwicklungsgeldern - stark erweitert. Die Windkraft verfügt bei den erneuerbaren Energien über große technische und wirtschaftliche Potenziale. Der bisher geringe Einspeisetarif dafür wird überarbeitet. Seit 2014 gelten auch Tarife für Anlagen, die Biomasse, Deponiegas und Müllverbrennung einsetzen. Die Förderdebatte bei Biogas und Photovoltaik wird intensiver. Off-Grid-Pilotprojekte weisen seit Längerem den Weg. Bekleidung und Textilien Der weltweit fünftgrößte Exporteur von Bekleidung und Textilien strebt 2015 ein Ausfuhrplus von 16% auf 28 Mrd. $ an. Die Hersteller fertigten 2014 ungefähr 3,0 Mrd. Bekleidungsstücke (+9% gegenüber der Vorjahresperiode). Wichtigste Kunden sind die USA und die EU, die Freihandelsabkommen (FTA) mit Hanoi verhandeln. Wegen der kommenden FTA und der geringen Arbeitskosten wandern Bekleidungsfabriken von der VR China nach Vietnam. Die Branche muss sich modernisieren sowie mehr Textilien und Materialien im Land produzieren, damit sie sich für die Local-Content-Vorschriften der FTA qualifiziert. Die inländische Wertschöpfung hat sich schon sukzessive erhöht. Laut Branchenverband Vitas ge- 38 Asien im Fokus 2015 hören etwa 6.000 Unternehmen mit 2,5 Mio. Beschäftigen zum Sektor. Landwirtschaft und Nahrungsmittel 2014 steuerte Vietnams Landwirtschaft 13,6% zur Gesamtleistung der Volkswirtschaft bei. Der Sektor legte 2014 real nur um 2,6% zu. Die Mengenzuwächse erreichen inzwischen ihre Grenzen, auch die Abnahmepreise stehen unter Druck. Das Landwirtschaftsministerium möchte daher die Qualität der Agrarprodukte sowie die nationale und internationale Vermarktung stärken. Auch die etwa 5.500 Nahrungsmittel- und circa 1.700 Getränkehersteller wollen ihre Verarbeitungsqualität erhöhen. Investitionen in neue Werke fließen aus dem In- und Ausland. Der Wettbewerbsdruck steigt, gleichzeitig werden mehr moderne Lebensmittel verkauft. Verbraucher greifen häufiger zu importierten Fertiggerichten, Nahrungsergänzungsmitteln und Getränken. BMI prognostiziert bis 2019 steigende Lebensmittelumsätze von jährlich 12%. - Von Thomas Hundt - Kontakt Impressum Herausgeber Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH Villemombler Straße 76 53123 Bonn T. +49(0)228 24993-0 F. +49(0)228 24993-212 E-Mail: [email protected] Internet: www.gtai.de Hauptsitz der Gesellschaft Friedrichstraße 60, 10117 Berlin Geschäftsführung Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autoren Thomas Hundt - Hanoi, Lisa Flatten, Helmut Kahlert, Frank Robaschik - Bonn Redaktion Helmut Kahlert Ansprechpartner Frank Robaschik - Leiter Bereich Asien/Pazifik T. +49(0)228 24993-398 E-Mail: [email protected] Redaktionsschluss Mai 2015 Bestell-Nr. 20034 Alle Rechte vorbehalten. © Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout Germany Trade & Invest Druck Asmuth Druck & Crossmedia GmbH & Co. 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