Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt

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Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht
Name: Lasse S.
Austauschjahr: Sommersemester 2014
Gastuniversität: Kadir Has University
Stadt: Istanbul
Land: Türkei
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
veröffentlicht,
Ankunft
Von der Kadir Has bekommt jeder Austauschstudent einen Buddy gestellt, der einen z.B. vom
Flughafen abholt, seine WG zeigt, ihm alles Wichtige erklärt und auch die Stadt zeigt. Mein
Buddy war jedoch noch selbst in einem Erasmus Semester (die ersten 6 Wochen), deshalb
musste ich mich selbst zurechtfinden. Jedoch ist der Weg vom Flughafen in die Stadt sehr
einfach mittels Havatas Bus. Vom Atatürk Airport kostet dieser 10TL und fährt ungefähr 40
Minuten bis zum Taksim. In der ersten Woche gab es in der Uni dann bereits geplante Ausflüge der dortigen ESN-Gruppe und typische Kennenlern-Abende. Die offizielle Begrüßung
der Austauschstudenten erfolgte erst in der vierten Woche.
Visum
Wenn man sich für die Türkei entscheidet muss man sich im Klaren sein, dass ein größerer
Organisationsaufwand als für andere Erasmus-Länder auf einen zukommt. Wichtig hierbei ist
das Studenten-Visum bzw. Residence Permit, welches man für einen längeren Aufenthalt in
der Türkei benötigt. Zunächst muss man hierbei ein Visum im zugehörigen Generalkonsulat
beantragen - für die Zeit dort und auch überhaupt genügend Zeit einplanen! Am besten fragt
man vorab direkt nach, was für Unterlagen gefordert werden, dies kann nämlich unterschiedlich sein. Nachdem man sein vorläufiges Visum hat (Preis: 60€), kann man damit einreisen,
jedoch beginnt der große Stress erst dann: Nun hat man 4 Wochen um auf der Polizeistation
sein Residence Permit (die Aufenthaltserlaubnis) zu beantragen. Von der Kadir Has haben wir
einen Link bekommen, wo man sich online einen Termin machen kann. Dort dann am besten
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mit einem Einheimischen hingehen, da die Beamten auf der Polizeistation oft kein Englisch
können und man die, nennen wir es „Organisation“ dort auch nicht versteht. Ein Freund meines Buddys begleitete mich zum Glück. Dort angekommen mussten wir ca. 1 Stunde warten
und dann alle nötigen Unterlagen (U.a. vier Passbilder, Immatrikulationsnachweise, etc.) abgeben. Komischerweise mussten alle Studenten nach 18 Uhr kommen und da die Kasse nur
bis 16 Uhr aufhat, musste ich am nächsten Tag nochmal hinfahren. Danach bekommt man
einen Zettel, wann man sein fertiges Residence Permit (ca. nach vier weiteren Wochen) abholen kann. Bei diesem letzten Termin saß ich dann geschlagene 3 Stunden in einem mehr als
überfüllten Wartesaal, hatte dann aber endlich meine offizielle Aufenthaltserlaubnis. Zusammenfassend: Auf der Polizeistation ist es immer voll, unübersichtlich und man muss genügend Zeit und Ruhe einplanen 
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Unterbringung
Die Uni hat ein eigenes Studentenwohnheim. Dieses ist jedoch teuer und es herrschen strenge
Regeln. Deshalb ist es besser sich selbst etwas zu suchen. Viele, mir inklusive, suchen dies
vorab im Internet auf Seiten wie z.B. craiglist.com. Dort sind unzählige Angebote zu finden.
Die andere Alternative ist hinzufliegen, die ersten Tage im Hostel zu schlafen und dann vor
Ort sich freie Zimmer anzuschauen. Dann hat man auf jeden Fall bessere Chancen nicht über
den Tisch gezogen zu werden. Zwar fand ich meine Wohnung online und war im Endeffekt
sehr zufrieden mit ihr, jedoch waren die Fotos auf der Homepage nicht im Geringsten mit
dem tatsächlichen Aussehen zu vergleichen. Meine WG war in Tarlabasi, das in Beyoglu ist,
jedoch zu den „gefährlicheren“ Bezirken zählt, da dort vor allem die ärmere Bevölkerung
wohnt und viele Häuser verfallen sind. Jedoch ist man sofort auf der Istiklal (HauptEinkaufsstraße) und mit dem Bus auch in 10 Minuten an der Kadir Has, was für Istanbul eine
unfassbare kurze Zeit ist. Die Mietpreise schwanken, auch nach Viertel, sehr stark, jedoch
würde ich den Durchschnitt ähnlich wie bei uns ansetzen. Ein wenig „außerhalb“ lassen sich
Zimmer für 200€ finden, will man in das Studentenviertel Cihangir, Besiktas, oder in die Nähe vom Taksim, kann man gut und gerne auch mal 350€ zahlen. Vor allem Erasmus-Flats
kostet oftmals mehr, auch weil die Vermieter wissen, dass Austauschstudenten für die kurze
Zeit sich oftmals nicht genügend informieren bzw. auch einen höheren Preis in Kauf nehmen.
Universität
Die Kadir Has ist eine kleine (ca. 4000 Studenten) private Uni und deshalb auch sehr schick
mit moderner Technik eingerichtet. Neben einer Mensa, einer Cafete und einem Restaurant
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findet sich auch ein Starbucks in der Uni. Die Dozenten sind alle total freundlich und sind
Erasmus-Studenten gewöhnt, da pro Semester ungefähr 50 Ausländer dort studieren. Das Online-System für die Kurswahl ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber auch hier hilft dir
dein Buddy oder jemand aus der ESN-Gruppe. Vor Ort sollte man auf jeden Fall nochmal
abklären, ob die Kurse, so wie angegeben, auch auf Englisch angeboten werden. Oftmals ist
dies nämlich nicht der Fall und auch ich musste einige Kurse tauschen. Wenn man der einzige
Erasmus-Student im Kurs ist, wird oft auch die Hälfte auf Türkisch erzählt, weil weder der
Dozent noch die Studenten große Freude am Englischen haben. Insgesamt ist das Niveau
nicht so hoch wie in Deutschland, obwohl die Dozenten sehr oft umfangreiches Wissen haben, dieses jedoch nicht von den Studenten selbst abverlangen. So waren die Prüfungen auch
meistens einfacher zu lösen. Wichtig sei hier noch gesagt, dass die Master-Kurse fast immer
am abends stattfinden (18.30 – 21.00 Uhr). Sprachkurse werden angeboten aber aus meiner
Erfahrung ist ein intensiv-Kurs an einer der vielen Sprachschulen in der Stadt sinnvoller. Ich
selbst hatte in Augsburg schon einen Anfängerkurs besucht. Es schadet auf jeden Fall nicht,
ein bisschen Türkisch zu können, weil dann auch viele Einheimische glücklich darüber sind,
dass jemand ihre Sprache kann und man nicht „nur“ als westlicher Tourist abgestempelt wird.
Lebenshaltungskosten
Kosten die man einplanen sollte sind der Flug (einzeln ca. 80€), das Visum (zusammen ca.
140€) und das Studenten Bus-Ticket (Eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ca. 35
Cent, egal wie lang und mit was). Ansonsten sind die Kosten sehr gering. Vor allem Lebensmittel wie Obst und Gemüse gibt es auf den Märkten im Vergleich zu Deutschland fast geschenkt. Sonst kann man, wenn man nicht gerade auf der Touri-Meile ist, auch sehr günstig
für ca. 5€ Essen gehen. Auch Kleidung wie T-Shirts oder Jeans sind preiswert – auf dem Basar auf jeden Fall Handeln! Teuer ist eigentlich nur der Alkohol, der im Supermarkt fast genauso viel kostet wie in einer Bar (ca. 1,50€ pro Bier). Im Club kann ein Bier schon mal 5€
kosten.
Fazit
Zusammenfassend war Istanbul eine tolle Erfahrung! Es ist eine super interessante und riesige
Stadt, für die 6 Monate fast schon zu kurz sind. Die Stadt ist total im Trend mit sehr vielen
Erasmus-Studenten aus verschiedenen Ländern und es gibt einfach viel zu tun. Auch wenn die
Kurse an der Universität nicht ganz an unser Niveau rankommen, ist es im Ganzen eine super
Zeit gewesen, die ich jedem empfehlen würde. Die einzigen negativen Aspekte für mich wa-
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ren der Organisationsaufwand, teilweise das Chaos wegen des Visums und dass in Istanbul 24
Stunden Action sind und man, kommt natürlich auf die Stadteile an, nicht viel Natur um sich
hat. Aber auch dann kann man schnell ans Schwarze Meer oder auf die Prinzen Inseln fahren.
Bezüglich eines „Kulturschocks“ muss man sich schon auf andere Verhältnisse einstellen, die
Umstellung gelang jedoch recht schnell. Viel schwieriger war es leider eher danach wieder
heimzukommen – Ich werde auf jeden Fall, wenn auch nur für eine Urlaub, nochmal nach
Istanbul fliegen 
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