SWR-Konzerte Saison 2013/14 Igor Strawinsky - Schulmusik
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SWR-Konzerte Saison 2013/14 Igor Strawinsky - Schulmusik
Handreichung zu Igor Strawinsky Le Sacre du printemps Konzert am Do. 7. November 2013 Konzerthaus Freiburg Rolf-Böhme-Saal 20 Uhr Beginn SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg Dirigent: François-Xavier Roth Handreichungen: SWR-Konzerte Saison 2013/14 Igor Strawinsky Le Sacre du printemps Erstellt von Dr. Rüdiger Jennert anlässlich des Konzerts am 7. November 2013 in Freiburg Arbeitsblatt 1 – Igor Strawinsky: Le Sacre du Printemps Erst mehr als neun Jahre nach der Premiere, die am 29. Mai 1913 in Paris stattfand, wurde Le Sacre du Printemps zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt - am 19. November 1922 in Berlin. In der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 26. November 1922 war folgendes zu lesen: (...) Hier hebt ein neues Zeitalter der Musik an; ein Urmusikant, dazu einer, der zwischen Temperament und Gehirn Ausgleich findet, zwingt hier die Elemente der Musik, Rhythmus und Klang, zu einem Neuen, ganz Eigenen, zusammen. Er (Strawinsky) wurzelt, als geborener Russe, in der Volksmusik und schafft sich aus ihr, indem er sie mit grenzenloser harmonischer Kühnheit erneuert, einen durchaus persönlichen Stil. Hinzu kommt aber eine schier unheimliche Klangphantasie, die das Orchester stampfen und brüllen, krachen und bersten läßt und ihm bösartige, barbarische Klänge von einer unerhörten Seltsamkeit entreißt, die einfach beängstigend wirken. Und dann dieser dröhnende, eiserne, schonungslose Rhythmus, der mit Riesenkraft dahinschreitet und dem Hörer die Empfindung gibt, er stände in einem Maschinensaal, in dem hundert Turbinen in rasendem Taumel ihr stählernes Lied singen. (...) – genug: wer mit offenen Sinnen dabei war, der fühlte, daß hier eine unverkennbar geniale Begabung mit einer fast brutalen Energie auf neuen Wegen schreitet, die in weltweite Möglichkeiten der Musik hineinführen. Der mächtige Erfolg des Werkes wurde durch eine schwache, auf Hausschlüsseln arbeitende Opposition ins Riesenhafte getrieben. (Autor: Schrenk) Aufgaben: 1. Vergleiche die Eindrücke des Rezensenten mit deinen Höreindrücken. Was könnte die Musik, abgesehen von der Vorstellung des Verfassers, darüber hinaus beschreiben? 2. Was macht nach deiner Meinung und nach Meinung des Verfassers das Besondere dieser Musik aus? 3. Wieso wird mit dem Werk „ein neues Zeitalter der Musik“ eingeleitet? Arbeitsblatt 1 – Igor Strawinsky: Le Sacre du Printemps - Lösungen Erst mehr als neun Jahre nach der Premiere, die am 29. Mai 1913 in Paris stattfand, wurde Le Sacre du Printemps zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt - am 19. November 1922 in Berlin. In der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 26. November 1922 war folgendes zu lesen: (...) Hier hebt ein neues Zeitalter der Musik an; ein Urmusikant, dazu einer, der zwischen Temperament und Gehirn Ausgleich findet, zwingt hier die Elemente der Musik, Rhythmus und Klang, zu einem Neuen, ganz Eigenen, zusammen. Er (Strawinsky) wurzelt, als geborener Russe, in der Volksmusik und schafft sich aus ihr, indem er sie mit grenzenloser harmonischer Kühnheit erneuert, einen durchaus persönlichen Stil. Hinzu kommt aber eine schier unheimliche Klangphantasie, die das Orchester stampfen und brüllen, krachen und bersten läßt und ihm bösartige, barbarische Klänge von einer unerhörten Seltsamkeit entreißt, die einfach beängstigend wirken. Und dann dieser dröhnende, eiserne, schonungslose Rhythmus, der mit Riesenkraft dahinschreitet und dem Hörer die Empfindung gibt, er stände in einem Maschinensaal, in dem hundert Turbinen in rasendem Taumel ihr stählernes Lied singen. (...) – genug: wer mit offenen Sinnen dabei war, der fühlte, daß hier eine unverkennbar geniale Begabung mit einer fast brutalen Energie auf neuen Wegen schreitet, die in weltweite Möglichkeiten der Musik hineinführen. Der mächtige Erfolg des Werkes wurde durch eine schwache, auf Hausschlüsseln arbeitende Opposition ins Riesenhafte getrieben. (Autor: Schrenk) Aufgaben: 2. Was macht nach deiner Meinung und nach Meinung des Verfassers das Besondere dieser Musik aus? Die Musik ist eine einzigartige Kombination aus Volksmusik, ganz neuartigen Klängen/Harmonien und einem „schonungslosen“ Rhythmus. 3. Wieso wird mit dem Werk „ein neues Zeitalter der Musik“ eingeleitet? Der Verfasser meint, dass vor allem durch die Betonung des Rhythmischen und Geräuschhaften dieser Musik ein neues „Zeitalter“ eingeleitet wird. Nicht mehr das Harmonische, Schöne der spätromantischen Musik, sondern das Barbarische und Dröhnende scheint der Zeit um 1922, die durch den zunehmenden Einsatz von Maschinen und Technik geprägt ist, am besten zu entsprechen. Obwohl die Musik auf den Rezensenten eine „beängstigende“ Wirkung hat und scheinbar auf ein jähes Ende zustrebt („in rasendem Taumel“), sieht er darin Merkmale einer ganz neuartigen Musik, die dauerhaft Bestand haben kann. Sachinformation zur 1. Stunde Das Szenarium zu Le Sacre du Printemps Le Sacre du Printemps ist ein musikalisch-choreographisches Werk. Es sind Bilder aus dem heidnischen Russland, innerlich zusammengehalten von e i n e r Hauptidee: dem Geheimnis des großen Impulses der schöpferischen Kräfte des Frühlings. Es gibt keine Handlung, aber die choreographische Abfolge stellt sich in folgender Form dar: 1. TEIL: DER KUSS DER ERDE Man feiert das Frühlingsfest. Es findet auf den Hügeln statt. Man bläst auf Flöten. Junge Männer sagen wahr. Bei ihnen ist eine alte Frau. Ihr sind die Geheimnisse der Natur bekannt – sie lehrt, wie man weissagt. Junge Mädchen, die herausgeputzt sind, kommen in einer Reihe vom Fluss her. Sie tanzen den Frühlingstanz. Die Spiele beginnen. Das Spiel der Brautentführung. Man führt den Frühlingsreigen auf. Man teilt sich in Lager. Ein Lager geht auf das andere zu. Keilförmig dringt in die Frühlingsspiele die heilige Prozession des ältesten, weisesten Greises ein. Das Spiel bricht ab. Unter Zittern erwartet man die große Handlung des Greises, die Segnung der Frühlingserde. Der Kuss der Erde. Man tanzt auf der Erde. Durch den Tanz heiligt man die Erde. Im Tanz wird man eins mit der Erde. 2. TEIL: DAS GROSSE OPFER In der Nacht halten die Jungfrauen geheimnisvolle Spiele ab. Herumgehen in Kreisen. Eines von den Mädchen ist als Opfer ausersehen. Das Schicksal bestimmt sie zweimal. Zweimal wird sie in den ausweglosen Kreis eingereiht. Die Jungfrauen ehren die Auserwählte mit einem stürmischen Tanz. Sie rufen die Vorfahren an. Sie übergeben die Auserwählte den alten Vorfahren der Menschen. In Gegenwart der Alten wird der große, heilige Tanz, das große Opfer ausgeführt. Methodisch-didaktische Überlegungen zur 1. Stunde Der Einstieg kann mit Musikbeispielen der Introduktion (3 Min.) und dem Beginn des Opfertanzes (Danse sacrale) – nach etwa 3 Min. ausblenden – erfolgen. Hierbei sollen die Schüler ihre Eindrücke in Stichpunkten notieren und begründen, warum ihnen die Musik gefällt oder nicht; ggf. anhand folgender Leitfragen: - Weshalb gefällt oder missfällt dir diese Musik? Könnte die Musik etwas Außermusikalisches beschreiben? Z. B. eine Handlung, ein Bild, eine Stimmung? Oder könnte sie als Filmmusik dienen (Inhalt?)? Anschließend setzen sich die Schüler mit der Rezension zur deutschen EA von Le Sacre du Printemps auseinander, vergleichen ihre Eindrücke mit jenen des Rezensenten und beantworten die Fragen auf dem AB 1. Am Ende der Stunde wird den Schülern das Szenarium von Strawinskys Ballett vorgestellt – entweder durch Vorlesen oder durch Austeilen des Textes (Sachinformation zur 1. Stunde). Sie sollen überlegen, an welcher Stelle des Szenariums die eingangs vorgestellten Klangbeispiele stehen könnten (ggf. noch einmal anspielen). Arbeitsblatt 2 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers Gruppe 1: Der Abschnitt Les Augures printaniers (Die Vorboten des Frühlings) wird von einem bestimmten Akkord geprägt. Strawinskys Akkord ist eine klangliche Erfindung, eine Klangfarbe. Der Komponist betonte, dass er solange am Klavier gesucht habe, bis es „dem Ohr gefallen“ habe. Sucht selbst am Klavier mit dem vorgegebenen Tonmaterial drei verschiedene, den Beispielen ähnliche Akkorde. Sie sollen aus zwei Vierklängen bestehen (je ein Vierklang im Bass- und im Violinschlüssel – alle Töne verwenden, ein Ton ist doppelt!). Stellt eure drei Klänge anschließend der Klasse vor und stimmt über den „besten“ Klang ab. Versucht die klanglichen Unterschiede zu beschreiben. Benutzt Adjektive wie z. B.: schrill, dumpf, weich, scharf, dunkel. Akkordbeispiele Akkordvorschläge 1. Tonmaterial 2. 3. Der Akkord, der euch am besten gefällt, soll in Achteln acht 2/4-Takte lang (von zwei Schülern) auf dem Klavier gespielt werden. Darüber klingen sechs rhythmische Achtelschläge, z. B. von Schellenkränzen oder anderen Schlaginstrumenten gespielt, an beliebiger Stelle (wie im Beispiel unten). Arbeitsblatt 3 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers Gruppe 2: Die Achtelbewegung soll zunächst nur 4 Takte erklingen. Instrumente: Xylophon in Kombination mit weiteren Schlaginstrumenten. Der Abschnitt kann später auch mehr als 4 Takte lang gespielt werden. Übt diese Achtelfigur und achtet dabei auf Regelmäßigkeit (nicht schneller werden!). Spielt euer Ergebnis anschließend der Klasse vor. Gruppe 3: Mit folgenden vier Bausteinen soll eine 14-taktige Melodie im 2/4-Takt erfunden werden (Instrument: wenn möglich Trompete in C, aber auch Streicher). Probiert verschiedene Kombinationen der Bausteine aus und spielt sie euch, wenn möglich, auf einem Instrument vor, bevor ihr euch für die Endfassung entscheidet. Übt die Melodie anschließend ein und spielt sie der Klasse vor. Erklärt dabei, wie ihr die Melodie „erfunden“ habt. 1. 2. 3. 4. Arbeitsblatt 4 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers Gruppe 4: Mit folgenden drei Bausteinen soll eine 14-taktige Melodie entstehen (Instrument: Flöte, Blockflöte). Probiert verschiedene Kombinationen der Bausteine aus und spielt sie euch, wenn möglich, auf einem Instrument vor, bevor ihr euch für die Endfassung entscheidet. Übt die Melodie anschließend ein und spielt sie der Klasse vor. Erklärt dabei, wie ihr die Melodie „erfunden“ habt. 1. 2. 3. Arbeitsblatt 5 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers Nachdem ihr die vier musikalischen Abschnitte geschrieben und auf euren Instrumenten geübt habt, könnt ihr sie zu einem Ganzen zusammenfassen. Dabei soll ein durchgehender Achtelpuls vorhanden sein, d. h. Gruppe 1 oder/und Gruppe 2 soll/en immer spielen. Probiert auch andere Kombinationen aus und legt diese in einem Ablaufplan fest. Gruppe 1 beginnt. Wie könnte euer Stück enden? Ablaufplan der Abschnitte Takte 8 Gruppe 1 Der Komponist Igor Strawinsky kam in seinem Stück Les Augures printaniers (Die Vorboten des Frühlings) aus Le Sacre du Printemps bei der Kombination der Bausteine von Gruppe 3 zu folgender Melodie. Vergleicht sie mit eurer Fassung. Strawinsky hat sich nach einigem Ausprobieren am Klavier (wie Gruppe 1) für folgenden Akkord entschieden. Bestimme die beiden Vierklänge im Bass- und Violinschlüssel, aus denen sich der Akkord zusammensetzt. Wenn Klänge verschiedener Tonarten wie bei Strawinskys Akkord (Violinschlüssel: ______________, Bassschlüssel: _____________________) gleichzeitig erklingen, oder wenn zwei oder mehrere Melodien, die verschiedenen Tonarten angehören, gleichzeitig zu hören sind, spricht man von Bitonalität, bzw. von Polytonalität. Arbeitsblatt 5 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers - Lösungen Nachdem ihr die vier musikalischen Abschnitte geschrieben und auf euren Instrumenten geübt habt, könnt ihr sie zu einem Ganzen zusammenfassen. Dabei soll ein durchgehender Achtelpuls vorhanden sein, d. h. Gruppe 1 oder/und Gruppe 2 soll/en immer spielen. Probiert auch andere Kombinationen aus und legt diese in einem Ablaufplan fest. Gruppe 1 beginnt. Wie könnte euer Stück enden? Ablaufplan der Abschnitte Takte 8 Gruppe 1 Der Komponist Igor Strawinsky kam in seinem Stück Les Augures printaniers (Die Vorboten des Frühlings) aus Le Sacre du Printemps bei der Kombination der Bausteine von Gruppe 3 zu folgender Melodie. Vergleicht sie mit eurer Fassung. Strawinsky hat sich nach einigem Ausprobieren am Klavier (wie Gruppe 1) für folgenden Akkord entschieden. Bestimme die beiden Vierklänge im Bass- und Violinschlüssel, aus denen sich der Akkord zusammensetzt. Wenn Klänge verschiedener Tonarten wie bei Strawinskys Akkord (Violinschlüssel: Es7 (Quintsextakkord), Bassschlüssel: Fes-Dur) gleichzeitig erklingen, oder wenn zwei oder mehrere Melodien, die verschiedenen Tonarten angehören, gleichzeitig zu hören sind, spricht man von Bitonalität, bzw. von Polytonalität. Arbeitsblatt 6 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers Im ersten Teil von Strawinskys Les Augures printaniers erklingen folgende, euch zum Teil schon bekannte Motive. Hört euch den Beginn an (T. 1-71) und versucht zu ermitteln, von welchen Instrumenten die Motive zuerst gespielt werden. Motiv A (Klang in Achtelbewegung) Motiv A+ (einzelne Achtelschläge) Instrumente: Instrumente: Motiv B Instrument: Motiv C Instrumente: Motiv D Instrumente: Hört euch den Anfang von Les Augures printaniers noch einmal an und vervollständigt den Ablaufplan. In welcher Reihenfolge erklingen die Motive und wie werden sie kombiniert? Takte Motiv(e) 1-8 9-12 13-22 23-34 35-42 43-69 70/71 Instrumente, Instrumentengruppen Strawinsky komponiert, wie in Les Augures printaniers, sein Ballett Le Sacre du Printemps durch die ____________ und ______________ von kleinsten Melodiebausteinen. Man nennt dieses Verfahren das ___________________. Der Klang zu Beginn von Les Augures printaniers, von _______________ gespielt und von _____________ verstärkt, hat keine harmonische Funktion. Er ist reine Klangfarbe und rhythmischer Impuls. Arbeitsblatt 6 - Kompositionswerkstatt Les Augures printaniers - Lösungen Im ersten Teil von Strawinskys Les Augures printaniers erklingen folgende, euch zum Teil schon bekannte Motive. Hört euch den Beginn an (T. 1-71) und versucht zu ermitteln, von welchen Instrumenten die Motive zuerst gespielt werden. Motiv A (in Achtelbewegung) Motiv A+ (einzelne Achtelschläge) Instrumente: Streicher Instrumente: Hörner Motiv B Instrument: Englischhorn Motiv C Instrumente: Oboe, Trompete Motiv D Instrumente: Fagott/Kontrafagott Hört euch den Anfang von Les Augures printaniers noch einmal an und vervollständigt den Ablaufplan. In welcher Reihenfolge erklingen die Motive und wie werden sie kombiniert? Takte 1-8 9-12 13-22 23-34 Motiv(e) A, A+ B A, A+, B, C B, (C´), A+ Instrumente, Streicher, Englischhorn, Str., Instrumenten- Hörner Fagott, Cello Hörner, gruppen 3542 A, A+ Str., Wie Holzbl., T. 1Trompete, 8 Horn 43-69 70/71 A, D A+, (C´) Str., Fagott, Posaune, Holzbl. Str., Blechbl., Pauken, Gran cassa Strawinsky komponiert, wie in Les Augures printaniers, sein Ballett Le Sacre du Printemps durch die Reihung und Kombination von kleinsten Melodiebausteinen. Man nennt dieses Verfahren das Montageprinzip. Der Klang zu Beginn von Les Augures printaniers, von Streichern gespielt und von Hörnern verstärkt, hat keine harmonische Funktion. Er ist reine Klangfarbe und rhythmischer Impuls. Methodisch-didaktische Überlegungen zur Kompositionswerkstatt (2.-4. Stunde) 2. Stunde: Erfinden, Üben und Vorstellen der vier musikalischen Abschnitte (AB 2-4) Beim Erfinden der musikalischen Abschnitte sollen die Schüler Strawinskys Herangehensweise des „Suchens“ nach dem besten Klang (siehe AB 2), bzw. nach der besten Melodie nachvollziehen. Dabei ist es besonders wichtig, dass sie sich ihre verschiedenen Fassungen vorspielen und herausfinden, was eine gute und was eine weniger gute Lösung ausmacht. Am Ende soll jeder Schüler mit einem Instrument an der Präsentation beteiligt sein. Vorteilhaft ist es freilich, wenn Schüler der Gruppen 3 und 4 ihr Instrument (Trompete, Streichinstrument, bzw. Flöte) so gut beherrschen, dass sie die jeweiligen Fassungen „vom Blatt“ spielen können. Schüler, die kein Instrument spielen, sollten sich der Gruppe 1 (Schlagzeug) oder der Gruppe 2 (Xylophon, Metallophon, Glockenspiel, weiteres Schlagwerk) anschließen. Bei der Umsetzung der Achtelbewegung von Gruppe 2 könnte zudem ein regelmäßiger Puls in Vierteln zur rhythmischen Stabilität beitragen. 3. Stunde: Zusammensetzen der Abschnitte, Aufführung der gesamten Komposition und Vergleich mit Strawinskys Fassung (Akkord/Gruppe 1, Melodie/Gruppe 3), AB 5 Die Schüler erarbeiten im Plenum einen Ablaufplan und probieren aus, welche Kombinationen der Abschnitte gut klingen und welche Wirkung es hat, wenn mehr als zwei Abschnitte gleichzeitig gespielt werden. Bei der Aufführung kann ein Schüler als „Dirigent“ den jeweiligen Gruppen signalisieren, wann sie zu spielen haben. Der Ablaufplan sollte für alle Schüler gut sichtbar an der Tafel stehen oder projiziert werden. Beim abschließenden Vergleich mit Strawinskys Fassungen (Melodie Gruppe 3, Akkord Gruppe 1) sollen kurz die Unterschiede, bzw. Gemeinsamkeiten beschrieben werden. Mit der Bestimmung der beiden Vierklänge, die Strawinskys Akkord ausmachen, werden die Begriffe Bitonalität, und Polytonalität eingeführt. 4. Stunde: Hören der Fassung Strawinskys, Heraushören von Instrumenten, Vervollständigung des Ablaufplans (1. Teil von Les Augures printaniers, Part. Ziff. 13-21), Heraushören der Melodien, bzw. der Melodiebausteine, die die Gruppen 3 und 4 zu bearbeiten hatten (2. Teil von Les Augures printaniers, Part. Ziff. 22-36), Ergebnissicherung Nachdem die Schüler durch mehrmaliges Hören des ersten Teils den Ablaufplan ausgefüllt haben, wird ihnen der zweite Teil vorgespielt. Sobald sie bekanntes musikalisches Material hören, sollen sie sich melden (noch herauszuhören sind die Bausteine, bzw. die Melodien der Gruppen 3 und 4 aus der Kompositionswerkstatt). Anhand des Lückentextes (AB 6) erfolgt schließlich die Ergebnissicherung im Plenum. Arbeitsblatt 7 – Rhythm is it!, Choreographie zum Ende des 1. Teils Igor Strawinsky schrieb in der Revue „Montjoie“ am 29. Mai 1913 unter dem Titel Was ich in „Le Sacre du Printemps“ ausdrücken wollte folgendes zum Ende des ersten Teils: Die Gruppen teilen sich und kämpfen miteinander; Boten gehen von der einen zur anderen und streiten. Es ist die Bestimmung der Kräfte im Kampf, d. h. im Spiel. Man hört dann eine Prozession herankommen. Es ist der Heilige, der Weise, der Hohepriester, der Älteste des Stammes. Ein großer Schrecken ergreift alle. Auf dem Bauch liegend, die Arme und Beine ausgestreckt, segnet der Weise die Erde. Sein Segen ist gleichsam das Signal für einen Ausbruch des Rhythmus. Alle bedecken den Kopf und rennen im Kreise herum, strömen in Gruppen vor, wie die neuen Kräfte der Natur. Das ist der „Tanz der Erde“. Aufgaben: 1. Schaut euch die Filmsequenz aus Rhythm is it! an und überlegt, was von Strawinskys Vorstellung im Ballett umgesetzt worden ist und was nicht. 2. Rhythm is it! war ein Projekt der Berliner Philharmoniker mit einem Ballett aus Schülern verschiedener ethnischer und sozialer Herkunft. Die Schüler wurden in wenigen Wochen auf ihre Aufgabe als Tänzer vorbereitet. Würdet ihr euch z. B. in einem Projekt mit dem SWR-Orchester Baden-Baden/Freiburg einer ähnlichen Herausforderung stellen? Methodisch-didaktische Überlegungen zur 5. Stunde: Choreographie Ende 1. Teil Die Schüler vergleichen die schriftlich festgehaltene Vorstellung des Komponisten, die Choreographie betreffend, mit der Realisierung im Film Rhythm is it! Die Sequenz aus Rhythm is it!, in der die Choreographie zum Ende des ersten Teils von Le Sacre du printemps gezeigt wird, findet sich im Kapitel 19 (Die Aufführung – The performance). Achtung: Im Film wird nach dem Ende des ersten Teils noch das Schlussbild des zweiten Teils angehängt! In der Partitur erscheinen die Abschnitte zur Filmszene wie folgt: Ende Jeux des cités rivales (Spiele der feindlichen Stämme), Part. Ziff. 65ff Cortège du sage (Prozession des weisen Alten), Part. Ziff. 67 Le Sage (Der Weise), Part. Ziff. 71 Danse de la terre (Tanz der Erde), Part. Ziff. 72 Im Anschluss an den Vergleich soll das Projekt der Berliner Philharmoniker - ebenfalls anhand des Films - vorgestellt und diskutiert werden. Hierfür eignen sich die Kapitel 17 (Generalprobe) und 18 (Eigene Ziele). Arbeitsblatt 8 – Rhythmik im Danse sacrale 1. Was ist bei dem Notenbeispiel (Beginn des Danse sacrale auf Schlaginstrumente übertragen) besonders auffällig? 2. Gliedere das Notenbeispiel in sinnvolle Einheiten (wo werden Abschnitte wiederholt?). 3. Versucht das Beispiel mit den angegebenen Schlaginstrumenten (oder Body Percussion) zu musizieren. Gliederung: Gliederung: Arbeitsblatt 8 – Rhythmik im Danse sacrale - Lösungen 1. Was ist bei dem Notenbeispiel (Beginn des Danse sacrale auf Schlaginstrumente übertragen) besonders auffällig? Fast in jedem Takt ändert sich das Metrum. Dadurch, dass zudem nicht selten der 1. Schlag eines Taktes fehlt und viele Synkopen auftreten, erscheint die Rhythmik als äußerst instabil. Dennoch gibt es, wie die Gliederung zeigt, formale Regelmäßigkeiten: rhythmische „Urzelle“ A (nach Volker Scherliess). Diese „Urzelle“ prägt den weiteren Verlauf des Danse sacrale. 2. Gliedere das Notenbeispiel in sinnvolle Einheiten (wo werden Abschnitte wiederholt?). 3. Versucht, das Beispiel mit den angegebenen Schlaginstrumenten (oder Body Percussion) zu musizieren. Gliederung: Gliederung: ______________________________ ________________ A A´ _____________________ _________________________________ B Methodisch-didaktische Überlegungen zur 6. Stunde: Rhythmik im Danse sacrale Die Schüler sollen in dieser Stunde einen kurzen Abschnitt aus dem Danse sacrale mit Schlaginstrumenten musizieren und möglichst die Erfahrung machen, dass auch Rhythmen mit ständig wechselndem Metrum „in sich schwingen“ können (vgl. Scherliess, S. 80). Beim Musizieren empfiehlt sich zunächst das Zugrundelegen eines (langsamen) 16tel-Pulses. Später, im schnelleren Tempo, soll diese „Stütze“ natürlich wegfallen. Bei der Realisierung des Musikbeispiels mit Body Percussion sollen die Schüler überlegen, welche mit dem Körper erzeugte Klangfarbe den jeweils vorgegebenen Schlaginstrumenten am nächsten kommt. Am Ende der Stunde sollte der Schluss von Strawinskys Le Sacre du Printemps, in dem sich die Auserwählte zu Tode tanzt, ganz gehört werden (4´30´´). Quellen/Medien: Thomas Grube, Enrique Sanchez Lansch: Gertraut Haberkamp et al. (Hg.): Rhythm is it! – you can change your life in a dance class, (DVD), Berlin: BoomtownMedia 2005 Igor Stravinsky: Le Sacre du Printemps, Dossier de Presse, Genève 1980 Peter Hill: Stravinsky: The Rite of Spring, Cambridge 2000 Eva Hirtler et al.: Fortbildungsveranstaltung zum neuen Schwerpunktfeld „Aufbruch in die Moderne“ – Musik um 1910 (als pdf-Datei: www.schule-bw.de/unterricht/faecher/musik) Helmut Kirchmeyer: Strawinskys russische Ballette – Der Feuervogel, Petruschka, Le Sacre du Printemps, Stuttgart 1974 Volker Scherliess: Igor Strawinsky: Le Sacre du Printemps (Meisterwerke der Musik, Heft 35), München 1982 Igor Strawinsky: Schriften und Gespräche I, Mainz etc. 1983 The Rite of Spring. Pictures from Pagan Russia in Two Parts by Igor Stravinsky and Nicolas Roerich, Hawkes Pocket Scores, London etc. 1967 (New edition) Strawinsky: Le sacre du printemps, CD, New York Philharmonic Orchestra (Zubin Mehta), Sony Music (LC 06868) 2009