15.07.2013 – Schorndorfer Nachrichten

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15.07.2013 – Schorndorfer Nachrichten
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Nummer 161 – RMR2
Montag, 15. Juli 2013
C3
Nicht nur Redick & Adschi gewinnen
Kleine Dinosaurier
im Wasser
Diese Tiere fühlen sich im
Wasser pudelwohl: die Bindenwarane. Warane sind
riesige Echsen. Sie haben
Schuppen und sehen aus
wie kleine Dinosaurier. Der
Bindenwaran ist die zweitgrößte Waran-Art, die es
gibt. Er kann bis zu drei Meter
lang werden. Die meisten
Tiere werden aber nicht so
groß. Bindenwarane leben
in Asien, etwa in Indonesien,
Thailand und Vietnam. Sie
fressen gern Fleisch, zum
Beispiel von Fischen, Schlangen, Vögeln und Ratten. Ihre
Beute finden Bindenwarane
mit ihrem besonders guten
Geruchssinn.
Bindenwarane sind gern im Wasser.
Dort suchen sie zum Beispiel Fressen
oder auch Schutz.
SchoWo-Finale „Talente ans Mikrofon“ kennt wieder mal nur Sieger, trotzdem gibt’s natürlich Platzierungen
Von unserem Mitarbeiter
Michael Riediger
Schorndorf.
Vielleicht gab’s noch nie derart viel
Fachkompetenz in der Jury von „Talente
ans Mikrofon“. Und vielleicht blieb
deshalb alles noch friedlicher als sonst,
wenn schon mal die Gewinner im Finale zur Diskussion standen. Veranstalter Jürgen Dobler behielt recht, als er
sich vorab froh darüber äußerte, „so viele Profis in der Jury“ dabeizuhaben.
Einer dieser Profis, und mit etwa sechs Millionen verkaufter Tonträger ein besonders
erfolgreicher, ist der Amerikaner Sydney
Youngblood, vielen in der Marktplatz-Menge noch bekannt aus den späten 80ern. Ein
lässiger Typ mittlerweile, nicht mehr der
smarte Soulschnösel von einst, sondern einer, dem im Schlabber-T-Shirt die Hosenträger vor den Knien baumeln, als er seinen
Hit „If Only I Could“ im Halbplayback
„performt“, wie man so sagt. Also mit kreisenden Hüften und exaltiertem Gestus die
Schlüsselzeile „that’s the way I like it“ optisch umsetzt.
Das Leben ist ein Spiel, will uns das sagen. Die SchoWo-Talente werden aufmerksam zugeguckt haben, vielleicht als Anreiz,
es in ihren Karrieren irgendwann mal ähnlich locker hinzukriegen.
Wenngleich das mit der Entspanntheit
am Samstag bereits ganz gut klappt. Keines
der „Talente am Mikrofon“ wirkt derart
lampenfiebrig, dass gar nichts ginge. Mancher fängt schüchtern an und lässt sich
dann von der Macht der Musik hinreißen,
etwa die blutjunge Waiblingerin Chiara
Fröhling mit Christina Aguileras „Hello“;
andere zeigen von Beginn an ein demonstratives Selbstbewusstsein, etwa Max Baumann von St. Vincent and the Grenadines,
der sich vom Publikum nachher für seinen
vierten Platz wie ein Sieger feiern lässt.
Mancher traut sich auch mit dem PaldauerSchlager „Hand aus Herz“ auf vermeintlich
verwegenes Terrain, so wie die „singende
Krankenschwester“ Monika Seibold aus
Remshalden.
Ein anderer provoziert wiederum die Misanthropie des erneut superschrägen Moderators Sebastian Seelow (Cowboyhut zu
grün-weißen Stiefeln), wenn er, wie Benjamin Calvo Cabet aus Remshalden, nach eigener Aussage ein „gelernter Opernsänger“,
auf Nachfrage betont, wie gut es ihm rundum geht, was der sarkastische Seelow wegen des prallen Positivismus „zum Kotzen“
Redick & Adschi, ein Hip-Hop-Duo, das demonstrativ frech die Aufmerksamkeit der Zuschauer an sich zieht.
findet. Insgesamt überzeugt das „TaM“-Finale einmal mehr, neben der musikalischen
Hingabe seiner Teilnehmer, mit dem Humor
seines Moderators und der Bodenständigkeit seiner Macher. Was Sidney Youngblood, der auch Dieter Bohlens SuperstarZirkus kennt, einen positiven Vergleich ziehen lässt: „Es ist definitiv echter hier als bei
DSDS!“
Die beiden Gewinner hätten wohl bei jedem Casting Deutschlands eine Chance, so
wie die Ersten, Redick & Adschi, ein HipHop-Duo, das demonstrativ frech die Aufmerksamkeit der Zuschauer an sich zieht.
Wenn’s mit der Karriere nicht klappt,
„dann eben Hartz 4“, sagt einer der rotznasigen Rapper, bevor er mit dem originellen
selbst geschriebenen „Kein Zästa“ das
Haus so richtig rockt.
Auch im Text heißt es mit einem rüden
Ton zwischen Resignation und Provokation, dass man ja immer noch saufen und kiffen könne, wenn es die Welt schlecht mit einem meine … Ganz schön viel Sozialrealis-
mus für einen Castingwettbewerb!
Noch gewogener war mancher, vor allem
in der Jury, der Band Kinderstuhl, die
Zweiten, die sich aber wegen des Interesses
des Produzenten Hans Derer durchaus auch
als Sieger fühlen dürfen. Zumal sie nach
Aussage jener, die sie beim Vorentscheid
miterlebt haben, gewaltig an ihrer Performance gearbeitet und angesprochene
Schwachstellen verbessert hätten. Das Trio
bringt „Hurt“, in Johnny Cashs bewegender
Letzte-Worte-Version noch bekannter als
im Original, gekonnt reduziert auf Text,
Melodie und Ausdruck, und profitiert zum
einen vom intensiven Gesang Bonnie Beckers aus Winnenden, zum anderen davon,
dass es nicht auf Playback setzt, sondern
auf die Livemusik eines Gitarristen und eines Keyboarders.
Viel Talent hier am Mikrofon, das zu
Recht mit Preisen belohnt wird. Auch wenn
letztlich Geschmacksfragen und äußerst
subtile Details über Platzierungen unterscheiden.
Bild: Schneider
Platzierungen
Den Sieg schaffte das Hip-HopDuo Redick & Adschi (Auenwald/Backnang) mit dem Eigenwerk „Kein Zästa“.
Den zweiten Platz (und den Sonderpreis einer CD-Produktion bei
Hans Derer) gewann Kinderstuhl
(Winnenden/Stuttgart) mit „Hurt“ in
der Johnny-Cash-Version;
Den dritten Platz (333 Euro)
machte Lisa Strothmann aus Balingen
mit „Titanium“ von Sia.
Vierter (222 Euro) wurde das Duo
St. Vincent and the Grenadines
(Schwaikheim/Stuttgart) mit „I’ve Got
You“ von Blessed by a broken Heart.
Der fünfte Preis, also 111 Euro,
ging an Benjamin Calvo Cabet aus
Remshalden mit Josh Grobans „Brave“.
„Es trifft die kleinen und mittleren Firmen“
Der Fachkräftemangel war Thema einer Diskussionsrunde in der Gewerblichen Schule Backnang / Zehn Jahre Techniker-Übungsfirma
Backnang (wa).
Gibt es ihn denn überhaupt, den viel diskutierten, angeblichen Fachkräftemangel?
Auf diese provokante Frage von Moderator
Nils Graefe, Redakteur beim Zeitungsverlag Waiblingen, beeilten sich die Vertreter
des Mittelstandes, ihre diesbezüglichen
Sorgen drastisch zu schildern.
Die Frage bei einer Podiumsdiskussion
im Rahmen einer Zeugnisvergabe- und Jubiläumsfeier in der Gewerblichen Schule
Backnang war nur zu berechtigt, hatte doch
beispielsweise Geschäftsführer Markus
Höfliger von der gleichnamigen Firma in
Allmersbach im Tal zuvor geschildert, dass
70 und mehr Bewerbungen auf einen Ausbildungsplatz keine Seltenheit sind. Ähnlich hatte sich auch die kaufmännische Geschäftsführerin der Marbacher Firma Hainbuch, Sylvia Rall, geäußert.
„Natürlich haben wir ein Fachkräftepro-
blem“, betonte Claus Paal, Unternehmer,
IHK-Präsident und Landtagsabgeordner.
„Es trifft die kleinen und mittleren Firmen.“ Sie stehen in harter Konkurrenz um
den Nachwuchs mit den Konzernen in unserer Region. „Die Schmerzgrenze ist erreicht“, formulierte Paal und sprach von
200 000 fehlenden Fachkräften in BadenWürttemberg.
Für Moderator Graefe Grund genug, die
Podiumsteilnehmer mit der Zahl von 20 000
arbeitslosen Ingenieuren zu konfrontieren.
Eine Zahl, die Markus Höfliger sofort relativierte. Im Maschinenbau beispielsweise
fehlten Ingenieure und Facharbeiter en
masse. Er sprach aus ureigener Erfahrung.
Die Lücke an Fachkräften bremse auch das
Wachstum seines Unternehmens erheblich.
Herbert Hofmaier, Kreishandwerksmeister aus Backnang, lenkte den Blick auf das
Handwerk, das erheblich unter Nach-
wuchsmangel leide: „Wir müssen um jeden
Lehrling kämpfen.“ Hofmaier sagte es in aller Deutlichkeit: Für das Handwerk blieben
oft die Auszubildenden, „die woanders
nicht unterkommen“.
Auf der einen Seite Unternehmen, die
händeringend Nachwuchs suchen; auf der
anderen Seite Jugendliche, die auf der Straße stehen. Ein Spannungsfeld, auf das
Schulleiterin Dr. Isolde Fleuchaus einging.
Während beispielsweise die Absolventen
der Technikerschule in Backnang gefragt
sind, gibt es an der Gewerblichen Schule
auch ganz andere Beispiele.
Isolde Fleuchaus nannte die leistungsschwächeren Schüler in der Berufsvorbereitung und schreckte nicht vor unmissverständlichen Worten zurück: „Die will keiner.“ Ein fatales Signal an die Betroffenen.
„Die drehen Warteschleife um Warteschleife.“
Was tun gegen den Nachwuchsmangel?
Kreishandwerksmeister Hofmaier setzt zur
Lösung des Problems auch auf Abiturienten, die erst einmal eine handwerkliche
Lehre machen, bevor sie an die Hochschule
gehen. Allzu viele sind das bisher aber
nicht, räumte er ein.
Sylvia Rall (kaufmännische Geschäftsführerin bei Hainbuch in Marbach), Markus
Höfliger und vor allem IHK-Bezirkskammerpräsident Claus Paal brachen eine Lanze für den Mittelstand. „Das macht wirklich
Spaß“, sagte Paal. Der Mittelstand biete
den Mitarbeitern alles und auch die Bezahlung müsse den Vergleich mit der Großindustrie nicht scheuen.
Dass er recht haben mag, machte Daniel
Gruber deutlich. Der junge Mann ist vor
wenigen Jahren von der Technikerschule in
Backnang abgegangen und arbeitet seit drei
Jahren bei Rogatti Bewegungstechnik.
Vier seiner Nachfolger als Abgänger der
Technikerschule hatten vor der Podiumsdiskussion eine bemerkenswerte Projektarbeit ihres Jahrgangs vorgestellt: eine originalgetreue Nachbildung des HeinrichHertz-Kommunikationssatelliten, der 2018
in den Orbit geschossen werden soll. Manuel Essl, Mischa Simmendinger, Tobias Kürner und Alexander Krumbach beeindruckten mit ihrer Präsentation das vielköpfige
Publikum.
Ein ganz besonderer Anlass waren zehn
Jahre Übungsfirma ÜFA auch für den langjährigen ehemaligen Konrektor der Gewerblichen Schule, Reiner Immik. Er ist
Mitbegründer der Übungsfirma und stellte
deren Anfänge und Entwicklungen vor.
Gruß- und Dankesworte sprachen Landtagsabgeordneter Gernot Gruber und Dr.
Michael Vogt vom Schulträger, dem Landratsamt.
Opernchöre und Ouvertüren füllen eine Marktlücke
Daimler-Sinfoniker und Daimler-Chor traten in Welzheim vor romantischer Kulisse zwischen Rathaus und Galluskirche auf
Welzheim (ger).
Begonnen hat alles mit dem Kilimandscharo. Die begeisterte Bergsteigerin Elke
Knötzele aus Rudersberg hatte sich vor 18
Monaten in Begleitung des örtlichen Bergführers Yobu Munuo auf den Weg zu dem
5895 Meter hohen erloschenen Vulkan in
Tansania gemacht. Man kam ins Gespräch
und ihr Bergführer erzählte von seinem
Heimatdorf Embokoi und den vielen Kindern, die zwar von einer ehrenamtlichen
Kindergärtnerin betreut würden, aber sich
mangels Kindergarten unter einem großen
Baum versammelten. Der Staat schicke nur
dann eine bezahlte Erzieherin, wenn im
Dorf eine feste Unterkunft bestünde.
Zu Hause im heimatlichen Rudersberg
trieben Knötzele die Sorgen und Nöte der
tansanischen Kinder um. Die umtriebige
Musikerin gründete den Arbeitskreis Embokoi-Tree-Kindergarten, gewann die beiden Schirmherren Martin Kaufmann und
Thomas Bernlöhr und ging ans Werk. Ihre
Kontakte zu Matthias Baur, dem künstlerischen Leiter des Daimler-Sinfonieorchesters, erwiesen sich als sehr nützlich. Als
dann noch der Daimlerchor (Leitung: Hartmut Volz) ins Boot geholt wurde, konnte
man ans Planen gehen. Elke Knötzele ist
des Lobes voll. Bürgermeister Thomas
Bernlöhr empfing sie mit offenen Armen
und machte den Weg frei für das große Afrika-Projekt auf dem Kirchplatz. Die Welzheimer Hofgarten-Grundschule veranstaltete sogar ein Schulfest zugunsten des
wohltätigen Projekts und im Wieslauftal
drehten die Schüler des Rudersberger
Schulzentrums ihre Benefizrunden.
Die beiden runden Geburtstage der Herren Richard Wagner und Giuseppe Verdi
waren der Auslöser für das Programm der
beiden werkseigenen Daimlerensembles.
Man plante in Untertürkheim eine konzertante Operngala, die man als Romantische
Opernnacht auf dem Welzheimer Kirchplatz vor gleichfalls romantischer Kulisse
zwischen Rathaus und Galluskirche aufführen wollte. Sogar der Welzheimer Liederkranz sagte seine Teilnahme zu.
Reine Opernprogramme sind bei Laienensembles im letzten Jahrhundert arg aus
der Mode gekommen. Man lechzt nach Musicals, schaut sich in der Folklore-Szene um
oder sucht nach Operetten-Schmankerln.
Die berühmten Opernchöre und Ouvertüren
von Mozart bis Wagner auf dem Kirchplatz
Opernchöre und Ouvertüren auf dem Welzheimer Kirchplatz.
füllten eine Marktlücke bei Mitwirkenden
und Zuhörern. Dabei waren die DaimlerSinfoniker leicht im Vorteil. Ihr täglich
Brot ist die sinfonische Musik des 19. Jahr-
Bild: Schneider
hunderts. Mit den akustischen Problemen
eines Freiluftkonzerts hatten sie anfangs jedoch auch zu kämpfen. Die Sänger aus dem
Hause Daimler wirkten dann besonders
überzeugend, wenn sie ihre A-cappellaStücke vortrugen. Als Opernchor hatten sie
so ihre (kleineren) Probleme.
Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der
Wartburg ist eine richtige romantische
Oper. Erlösung durch Liebe - ein Leitthema, welches sich durch viele von Wagners
späten Werken zieht. Und „Treulich geführt“(Lohengrin), ebenfalls aus der Feder
des Bayreuther Operngenies, weckte Erinnerungen an eigene romantische Begebenheiten.
Über Mozart (Zauberflöte und Entführung aus dem Serail) ging es dann zu Webers Freischütz und Offenbachs Barcarole.
Der Gefangenenchor aus Verdis Nabucco,
nun ganz gewiss keine romantische Oper,
hatte sich in den Fenstern des ehrwürdigen
Rathauses postiert, diesmal mit kräftiger
Unterstützung durch die Sängerinnen und
Sänger des Liederkranzes. Schirm- und
Hausherr Bernlöhr hatte schon bei seinem
Grußwort darauf hingewiesen, dass sein
Amtsgebäude keineswegs mit einer Strafanstalt zu verwechseln sei.
Der Kindergarten in Embokoi kann gebaut werden. Schon über 30 000 Euro sind
angespart. Bravo!