Thema des Tages 20.01.2016 Hochzeitspläne der Sparkassen

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Thema des Tages 20.01.2016 Hochzeitspläne der Sparkassen
Thema des Tages
20.01.2016
Hochzeitspläne der Sparkassen
Von Ulrich Schubert und Michael Brakemeier
Göttingen. Seit vergangener Woche konkrete Pläne für den Bau einer neuen Zentrale der Sparkasse
Göttingen am Groner Tor bekannt wurden, hat die Debatte um Sparkassenfusionen neuen Zündstoff
bekommen. Hintergrund: In den Plänen sind fünf Vorstandsbüros vorgesehen – derzeit hat die
Sparkasse in Göttingen drei Vorstände. Gegenüber dem Tageblatt hatte der Göttinger Sparkassen-Chef
Rainer Hald ausgeschlossen, dass die fünf Vorstandsbüros mit einer möglichen Fusion der Göttinger
Sparkasse mit weiteren Häusern zu tun haben. Solche Überlegungen seien ausschließlich Aufgabe der
Träger von Sparkassen. In Göttingen ist das der Sparkassenzweckverband, an dem Stadt und
Landkreis zu gleichen Teilen beteiligt sind. Dort aber gebe es zurzeit keinerlei Gespräche und
Ambitionen in Richtung einer Fusionen, hatte die Sparkasse bereits auf Anfrage erklärt.
„Auskömmliches Nebeneinander“
Ganz anders sieht Osterodes Erster Kreisrat Gero Geißlreiter das Thema: „Eine Sparkassenfusion ist
selbstverständlich ein Thema“, so der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Sparkasse Osterode. Bei
der kommenden Kreisfusion stelle sich schon die Frage: „Braucht ein neuer Landkreis GöttingenOsterode sechs unterschiedliche Sparkassen?“ Tendenziell gehe die Antwort in Richtung „Nein“.
Mitte des Jahres werde der Osteroder Sparkassenchef (Vorstand), Uwe Hacke, die Nachfolge des
Vorstandes der Sparkasse Duderstadt, Alfons Wüstefeld, übernehmen. Der Vertrag von Hackes
Nachfolger wiederum sei bereits so gestaltet worden, dass er im Falle einer Sparkassenfusion wieder
ins „zweite Glied“ zurückkehren werde. Geißlreiter geht aber davon aus, dass konkrete
Fusionsgespräche erst nach der Kommunalwahl im Herbst geführt werden. Die Vorteile einer Fusion
lägen aber auf der Hand: Nutzung von Synergien, weniger Personal und besseres Agieren am Markt.
Vorsichtiger formulierte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Osterode, Thomas Toebe. Noch habe
es „keine weitergehenden Gespräche“ gegeben. Bisher hätten die Sparkassen in der Region ein
„auskömmliches Nebeneinander“ gehabt. Die Sparkasse Osterode stehe „wirtschaftlich gut da, und wir
tun das Beste, um eigenständig zu bleiben“.
„Bleibt eigenständig“
Auch die Sparkasse in Duderstadt „bleibt eigenständig“, sagte ihr Vorstand, Alfons Wüstefeld. Sie sei
„durch und durch gesund“. Eine Fusion würde in den ersten drei bis fünf Jahren eher Geld kosten als
einsparen. Bereits im vergangenen Sommer habe sein bereits benannter Nachfolger Hacke und der
Verwaltungsrat betont, dass durch die Neubesetzung des Postens ein klares Zeichen gegen eine Fusion
gesetzt worden sei. Das unterstrich am Dienstag auch der Duderstädter Bürgermeister und
Verwaltungsratsvorsitzende Wolfgang Nolte (CDU). Die Sparkasse Duderstadt habe sich als
leistungsstarke und erfolgreiche Sparkasse entwickelt. Oberstes Ziel sei es, diese Position im Sinne der
Bürger und Wirtschaft im Untereichsfeld zu erhalten. Das schließe „natürlich engste Kooperationen
mit anderen Sparkassen“ nicht aus – Projektbezogen und offen für alle Nachbarn.
„Wir sind völlig offen“
„Erste Überlegungen“ für eine Fusion gibt es hingegen bei der Stadtsparkasse Bad Sachsa im Kreis
Osterode – der kleinsten Sparkasse in Deutschland. „Wir wissen, dass sich die Sparkassenlandschaft
verändern und auch die politische Neuorientierung darauf Einfluss haben wird“, sagte der
Bürgermeister der Stadt und Verwaltungsratsvorsitzende, Axel Hartmann (CDU). Allerdings gebe es
dazu noch keine Festlegung. Und er fügte an: „Wir sind da völlig offen, warten aber erst einmal die
Kreistagswahlen ab. Dann werden wir alle Optionen durchspielen.“ Er gehe davon aus, dass die
Häuser zusammenfinden, „die im großen Konzert der südniedersächsischen Sparkassen einen
harmonischen Einklang bilden“. Die Entscheidung obliege alleine dem Träger, betont der
Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Bad Sachsa, Bernd Gottschalk. Aus seiner Sicht aber werde
man nach der Fusion der Kreise Göttingen und Osterode „nicht um eine Fusion der Sparkassen herum
kommen“. Für kleine Häuser werde es immer schwerer, die zunehmenden „Regulationen zu meistern
– sie stoßen an Grenzen“. Bisher gebe es noch keine Gespräche, auch nicht mit Göttingen. „Aber wir
sind dann in einem Landkreis vereint, wo soll man sonst hingehen?“, fragte Gottschalk.
„Keine Pläne“
Für den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Münden, Thomas Scheffler, steht das Thema Fusion
nicht zur Diskussion. Das sei zudem Sache des Zweckverbandes als Träger, an dem die Stadt Münden
und der Landkreis zu je 50 Prozent beteiligt sind. In der Stadt Münden gebe es allerdings „keine Pläne
hinsichtlich einer Fusion“, versichert der Bürgermeister und Verwaltungsratsvorsitzende Harald
Wegener (WG), weder im Rat noch in den Fraktionen.
„Schnell beiseitegeschoben“
Zu den kleineren Häusern gehört auch die Sparkasse Einbeck. Laut ihres Vorstandes Stefan Beumer
gibt es „keinerlei Fusionsbestrebungen“. Dort werde nur am Rande der Versammlungen „immer mal
wieder über das Thema gesprochen“, ergänzte die Bürgermeisterin und Verwaltungsratsvorsitzende
Sabine Michalek – „aber dann schnell wieder beiseitegeschoben“. Für einen Zusammenschluss mit
einer anderen Sparkasse „gibt es keine Notwendigkeit.“ Eine Fusion käme nur in Betracht, wenn sich
eine Sparkasse „alleine wirtschaftlich nicht mehr darstellen lässt“. Das aber sei in Einbeck nicht der
Fall. Grundsätzliche lege die Stadt Wert auf eine leistungsstarke, eigenständige Sparkasse, die die
Menschen im Altkreis unterstützt und ihnen zur Seite steht. Und wenn es doch einmal zu einer Fusion
kommt? „Dann sicher nicht mit Göttingen“, sagte Michalek, „das wäre eine Hausnummer zu groß und
passt nicht zu uns“.
„Eigenständigkeit behalten“
Auch die Kreissparkasse Northeim führe keine Fusionsgespräche“, sagte ihr Vorstand Guido
Mönneke, es gebe auch keine Überlegungen dazu. Ob sich ein Zusammenschluss lohne, sei eine
offene Frage. „Die Leistungskraft einer Sparkasse lässt sich nicht über ihre Größe definieren, sie ist
eher abhängig von ihrem wirtschaftlichen Umfeld.“ Sowohl die Sparkasse Einbeck als auch die
Kreissparkasse würden relativ gut dastehen „und sind stark“, ergänzt der Erste Kreisrat des
Landkreises Northeim, Hartmut Heuer. Der Kreis ist an beiden als Träger beteiligt, „und beide sollten
ihre Eigenständigkeit behalten“. Er persönlich glaube auch nicht, dass ein Zusammenschluss einen
positiven Effekt haben werde.

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