Erfahrungsbericht_CNU_SS12_final 1

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Erfahrungsbericht_CNU_SS12_final 1
Erfahrungsbericht
zu meinem Auslandssemester (SS2012) an der
Chungnam National University (CNU)
in Daejeon (Südkorea)
Einleitung
Die CNU bietet für Austauschstudenten ein Global Scholarship Program (GSP) an. Das
GSP beinhaltet ein Zimmer im Studentenwohnheim, Frühstück und Abendessen in der
Kantine und ein Bankkonto mit umgerechnet ca. 760 Euro Taschengeld. Zum Bankkonto
bekommt man eine Bankkarte, in Korea auch „Check-Card“ genannt, mit der man in
allen Geschäften schnell und einfach bezahlen kann. Den Antrag für das GSP erhält
man zusammen mit der Annahmebestätigung der Partneruni. Nach der Zusage sollten
noch einige Dinge vor der Abreise erledigt werden. Neben dem Visum ist eine
Auslandskrankenversicherung empfehlenswert. Die CNU bietet zwar für die Dauer des
Auslandssemesters eine Krankenversicherung günstig an, allerdings sind z.B.
Transportkosten nach Deutschland bei einem Schadensfall nicht enthalten.
Generell sollte man im Ausland eine Kreditkarte bei sich haben. Auch in Korea lässt sich
an allen Global-ATM Maschinen Geld abheben. Zu empfehlen wären Kreditkarten der
DKB, ComDirect Bank oder der ING DiBa. Die Kontoführung ist kostenlos und für das
Abheben im Ausland zahlt man keine zusätzlichen Gebühren.
Für je zwei Austauschstudenten wird ein/e Supporter/-in (vergleichbar mit den HMBuddies) zugeteilt, die einem jederzeit zur Verfügung stehen. Bevor man die Reise
antritt wird bereits Kontakt aufgenommen um die Ankunft zu erleichtern. Nicht nur vom
jeweiligen Supporter, sondern auch von den Verantwortlichen erhält man vorab
sämtliche Informationen, die man für die Anreise benötigt.
Der Direktflug von München nach Incheon (Seoul) dauert knapp 11h und kostet in der
Regel zwischen 700 - 800 Euro. Wem ein Zwischenstopp in Istanbul keine Umstände
ausmacht, kann mit der Turkish Airlines günstiger nach Korea fliegen. In Korea
angekommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten um weiter nach Daejeon zu fahren.
Bestenfalls nimmt man den Express-Bus vom Flughafen nach Daejeon. Die Fahrt mit
dem Bus dauert weitere 2h und kostet knapp 10 Euro. In Daejeon angekommen steigt
man am besten in ein Taxi und lässt sich dann zum Studentenwohnheim fahren. Die
Taxi-Kosten in Korea sind verglichen mit Deutschland sehr günstig. Da die Taxifahrer
wenig bis gar kein Englisch können, ist es sehr hilfreich die Adresse des
Studentenwohnheims in koreanischer Schrift bei sich zu haben. Wer sich mit der
Anreise nicht sicher ist, kann sich auch vom Flughafen von einem Supporter abholen
lassen.
Uni
Am Tag nach der Anreise gibt es für alle GSP-Austauschstudenten erst mal eine
Welcome-Veranstaltung. Hier lernt man alle Austauschstudenten und Supporter kennen,
mit denen man das nächste Semester verbringen wird. Jeder stellt sich kurz vor und von
den Verantwortlichen wird noch der Ablauf der nächsten Wochen vorgetragen. Danach
folgt eine Führung über den Campus.
Die Anmeldung für die Kurse erfolgt über das Intranet der CNU. Hilfestellung bekommt
jeder vom jeweiligen Supporter, da das Intranet nur auf Koreanisch ist. In Korea ist es
möglich, gewählte Kurse bis zur „Dropping-Phase“, ca. ein Monat nach Semesterbeginn,
wieder zu stornieren. Man kann sich theoretisch für mehrere Kurse eintragen und wenn
einem die Kurse nicht zusagen auch wieder „droppen“. Nach der „Dropping-Phase“ ist
man dann fest eingeschrieben und erhält auf jeden Fall eine Benotung.
Da mein Koreanisch nicht gut genug war, um eine Vorlesung in der Landessprache zu
besuchen, hatte ich mich nur für englische Kurse eingeschrieben. Das Englisch-Niveau
der Professoren empfand ich als sehr gut. Meine Kommilitonen hatten nicht immer
denselben Eindruck. Es gab Fälle, in dem Professoren immer wieder auf Koreanisch
unterrichtet hatten, obwohl die Kurse auf Englisch ausgeschrieben waren. Desweiteren
soll es auch Professoren geben, deren Aussprache schwer zu verstehen ist.
Die Benotung an koreanischen Unis laufen etwas anders ab als in Deutschland. Die
Professoren können selber entscheiden, wie die Note am Ende des Semesters
bestimmt wird. In der Regel gibt es Mid-Terms und Finals. Ich hatte aber auch Kurse, in
denen keine Prüfung geschrieben wurde, dafür wurden Arbeitsleistungen, wie
Präsentationen und Hausaufgaben regelmäßig bewertet. Den Arbeitsaufwand während
des Semesters empfand ich darum um einiges größer als in Deutschland. In Korea
legen die Professoren außerdem Wert auf Anwesenheit. Wer eine gute Note haben
möchte, sollte nicht zu oft fehlen, am besten gar nicht!
Insgesamt waren die Vorlesungen recht interessant, vor allem die Gruppenarbeiten mit
Studenten aus verschiedenen Teilen der Welt haben sehr viel Spaß gemacht. Recht
interessant waren auch Videokonferenzen mit anderen Universitäten. Die Professoren in
Korea sind sehr freundlich und versuchen meist eine gute Beziehung zu ihren
Studenten aufzubauen. Außerdem freuen sich sehr, wenn gerade ausländische
Studenten ihre Vorlesung besuchen.
Im GSP wird zusätzlich noch ein Koreanisch-Sprachkurs angeboten. Man kann
zwischen dem Intensivkurs und dem normalen Kurs wählen. Der Intensivkurs wird vom
Sprachinstitut der Uni angeboten und sollte nur dann gewählt werden, wenn man
wirklich die Absicht hat, Koreanisch zu lernen. Erstens kostet der Intensivkurs extra und
zweitens ist der Kurs sehr anspruchsvoll. Der Unterricht findet täglich von 9.00 Uhr bis
13.00 Uhr statt. Als Koreaner hatte ich mich natürlich für den Intensivkurs entschieden
um meine Muttersprache aufzubessern. Ich hätte aber nicht gedacht, dass man so viel
Zeit dafür investieren muss. Neben 4h Unterricht musste ich für Hausaufgaben und
Lernen täglich mindestens weitere 2h einberechnen. Auch hier werden Mid-Terms und
Finals geschrieben, die jeweils über zwei Tage andauern. Nach bestandener Prüfung
erhält man ein Zertifikat.
Wem das zu viel ist, sollte den normalen Sprachkurs besuchen. Der Standard-Kurs
findet dreimal die Woche für 2h statt. Obwohl der Kurs verglichen zum Intensivkurs
erheblich einfacher ist, fanden viele der GSP‘ler den Kurs immer noch zu anstrengend
und ließen es letztendlich gut sein.
Campusleben
Das Zimmer im Studentenwohnheim wird mit einer weiteren Person geteilt; Man hat
zwei getrennte Betten, Schreibtische, Schränke, ein Bad, Internetanschluss und einen
Kühlschrank. Wer gerne alleine wohnen möchte, kann sich außerhalb vom Campus ein
Zimmer für ca. 160 Euro im Monat suchen. Allerdings muss man dann für Verpflegung
selber sorgen.
Der Campus der CNU gilt in Korea als eines der Größten und die Gebäude sind ziemlich
weiträumig verteilt. Das Wohnheim liegt am Ende vom Campus, d.h. zu Fuß vom
Haupteingang der Uni bis zum Wohnheim dauert es ca. 15-20min. Shuttle Busse, die
tagsüber alle 15min quer durch den Campus fahren und man kostenlos nutzen kann,
erleichtern das Leben sehr.
Frühstück und Abendessen wird gestellt, Mittagessen kostet in der Kantine 2000 KRW
(ca. 1,40 Euro), außer an Wochenenden und Feiertagen. Für diejenigen, für die Reis
zum Frühstück (noch) zu fremd ist, wird auch Brot angeboten.
Neben der Kantine vom Wohnheim gibt es glücklicherweise noch mehrere Cafeterien
auf dem Campus verteilt. Man zahlt zwar im Vergleich ein bisschen mehr für das
Mittagessen, dafür schmeckt es wesentlich besser. Auf dem Campus findet man
außerdem noch Cafés, Fast Food Restaurants, Banken, Arzt & Apotheke und MiniMärkte, eigentlich alles was man zum Leben braucht.
Die Freizeit verbringen viele im nahegelegenen Studentenviertel (Gung-Dong). Vor
allem das Nachtleben ist empfehlenswert. Das Viertel bietet alles was man zum Spaß
haben braucht. Zahlreiche Bars, Cafes, Restaurants, Spielhallen und vor allem
Karaokebars reihen sich aneinander, die täglich fast 24h geöffnet haben.
Die CNU bietet verschiedene Möglichkeiten um sich sportlich zu betätigen. Neben zwei
Fitness-Centern findet man mehrere Fußball- und Basketballplätze. Koreanische
Studenten spielen gerne Basketball und haben kein Problem damit, Fremde mitspielen
zu lassen. Außerdem ist es an koreanischen Unis gang und gäbe sich in
„Clubs“ anzumelden. Angeboten wird Basketball, Baseball, Fußball, Volleyball,
Tischtennis, Taekwondo usw. für die man bei erfolgreicher Teilnahme sogar Credits
bekommt.
Land und Leute
Die Gesellschaft in Korea ist immer noch stark durch Kultur und Tradition geprägt.
Respekt gegenüber Älteren und Gelehrten, Treue zu Familie, Freunden und auch zur
Firma spielen eine große Rolle. Die Gesellschaft ist sehr hierarchisch strukturiert und
interpersonelle Beziehungen sind eher vertikal. Koreaner haben enormen Ehrgeiz eine
gute schulische Ausbildung und somit die Chance auf eine gute Arbeitsposition zu
erreichen. In der Gesellschaft haben die Schulbildung und die Position in der Arbeit
einen sehr hohen Stellenwert. Vor allem die Kinder spüren enormen Druck, da sie nicht
nur sich selbst, sondern die ganze Familie repräsentieren. Eltern investieren deswegen
sehr viel Geld in die Schulbildung der Kinder.
Wer keine Ahnung von koreanischen Verhaltensregeln hat, braucht keine Angst zu
haben. Ausländern wird eher verziehen und Koreaner sind sehr gewillt die Regeln auch
mehrmals zu zeigen. Um trotzdem nicht in sämtliche Fettnäpfchen zu treten, sollte man
sich einige Verhaltensregeln zeigen lassen, z.B. wie man Sachen übergibt und annimmt,
sich begrüßt und verbeugt, oder wie die Regeln beim Essen sind.
Reisen
Das Besondere an Daejeon ist die zentrale Lage. Da Korea flächenmäßig nicht sehr
groß ist, kommt man von Daejeon aus innerhalb 2-4h per Bus in alle Regionen.
Die Landschaft zählt zu den bergigsten der Welt und bietet gerade für Hiking-Fans sehr
schöne Routen. Mein Mitbewohner nutzte fast jedes Wochenende, um sämtliche
Nationalparks zu durchwandern. An den Küsten gibt es aber auch eine Reihe von
Badestränden, die im Sommer gut besucht sind.
Die Hauptstadt Seoul und die Küsten-Metropole Busan sollten auf jeden Fall mal
besichtigt werden. Seoul ist gerade bei Jüngeren sehr beliebt, da nicht nur das
Nachtleben sehr aufregend ist. Für diejenigen, die etwas Kleingeld übrig haben,
empfehle ich die Insel Jeju im Süden des Landes. Für Kulturbegeisterte bietet die CNU
regelmäßig Tages-Ausflüge an.
Generell sind die Reisekosten eher gering. Worauf man aber achten sollte, nicht alle
Unterkünfte haben Betten. In Korea ist es nicht ungewöhnlich auf dem Boden zu
schlafen. Darum bei günstigen Unterkünften lieber vorher anrufen und sich genau
informieren.
Klima
Das Klima in Korea ist in vier Jahreszeiten einzuteilen. Nach dem Monsunregen im Juli
wird der Sommer sehr warm und schwül. Im August ist das Wetter aufgrund der hohen
Luftfeuchtigkeit ohne Klimaanlage kaum auszuhalten. Frühling und Herbst sind die
angenehmsten Jahreszeiten und sehr geeignet zum Reisen. Im Frühling blühen für eine
Woche die berühmten Kirschblüten, was auf unserem Campus extra mit einem Fest
verbunden wurde. Trotzdem gilt der Herbst als die schönste Jahreszeit, da sich die
Blätter gelb und rot verfärben und für einen schönen Anblick sorgen. Der Winter ist sehr
kalt und trocken. Schnee fällt eher nur in höher gelegenen Gebieten.
Fazit
Obwohl ich bereits mehrmals in Korea war und eigentlich die meiste Zeit in der
Hauptstadt verbracht habe, war es auch diesmal wieder ein unvergessliches Erlebnis.
Die CNU kann ich ohne schlechtes Gewissen jedem empfehlen. Daejeon ist im
Vergleich zur Hauptstadt Seoul nicht so dicht bevölkert, nicht so laut und außerdem ist
die Stadt nicht vom Smog befallen. Man lernt viel über die koreanische Kultur und durch
das Austauschprogramm werden viele neue Freundschaften geknüpft.

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