Kürzeres Bein nach Hüftoperation: Welches sind die Folgen?
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Kürzeres Bein nach Hüftoperation: Welches sind die Folgen?
Kürzeres Bein nach Hüftoperation: Welches sind die Folgen? Kurzantwort Die Hüftprothesenimplantation gehört zu den erfolgreichsten Operationen überhaupt. Voraussetzung für gute Resultate sind eine ausgereifte minimalinvasive Technik und moderne Navigationsgeräte. Bei der konventionellen Hüftprothesenimplantation ohne Hilfe der Computernavigation sind Abweichungen unvermeidlich. Im Normalfall sind die Abweichungen aber klein und werden deshalb gut toleriert. Grössere Abweichungen können aber zu schwerwiegenden Problemen führen. Spätfolgen Vor zwei Jahren wurde mir (m, 68) ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt. Anlässlich der zweiten jährlichen Nachkontrolle wurde nun festgestellt, dass mein Bein 9 Millimeter kürzer ist. Der Arzt erklärte, das könne vorkommen, und verschrieb mir eine Schuhabsatzerhöhung. Sind solche Abweichungen nach Hüftgelenkoperationen normal? Welche Folgen könnte dies künftig für mich haben? H. B. in C. Dr. med. Martin Ellenberger, Facharzt für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates, Orthopädische Klinik Luzern AG, Belegarzt Hirslanden Klinik St. Anna Luzern Die Hüftprothesenimplantation gehört zu den erfolgreichsten Operationen überhaupt. Die Patientenzufriedenheit ist bei kaum einem anderen Eingriff so gross. Voraussetzung für derart gute Resultate sind eine ausgereifte minimalinvasive Technik (vorderer Zugang), eine korrekte Position der Prothesenkomponenten (Pfanne und Schaft) und eine exakte Rekonstruktion der Anatomie respektive der Biomechanik. Diese beinhaltet einerseits die Beinlänge und andererseits den sogenannten Offset. Der Offset ist der Abstand zwischen dem Hüftkopfzentrum und dem Oberschenkelschaft. Eine Veränderung des Offsets führt zu einer Verschiebung der Beinachse in Bezug zur Körpermitte. Schwerwiegende Folgen möglich Stimmt nach der Operation die Beinlänge und/oder der Offset nicht, kann das schwerwiegende Folgen haben. Eine Verlängerung oder Verkürzung des Beins führt zu einem Beckenschiefstand. Dies wiederum führt zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule. Insbesondere ältere Menschen mit degenerativen Veränderungen an der Wirbelsäule tolerieren das schlecht. Eine Verkürzung des Beins kann zu einem Verlust der Weichteilspannung um das Gelenk führen, was Luxationen (Auskugeln des Gelenks) verursachen kann. Wird der Offset verändert, ändern sich die Hebelverhältnisse auf das Gelenk. Ist der Offset zu klein, kann es durch Kraftverlust zum Hinken kommen. Ist der Offset zu gross, führt das häufig zu Schmerzen über dem Hüftknochen, da die Spannung zu gross ist. Probleme sind nicht zwangsläufig Die Veränderung von Beinlänge und Offset führt aber nicht zwangsläufig zu Problemen. Differenzen von bis zu 1 Zentimeter werden häufig gut toleriert. Manchmal ist eine Beinverlängerung sogar gewollt. Wenn beispielsweise das Gelenk intraoperativ instabil ist und auszukugeln droht, kann mit einer Verlängerung die Weichteilspannung erhöht werden, was dann zu mehr Stabilität führt. Bei der konventionellen Hüftprothesenimplantation ohne Hilfe der Computernavigation sind Abweichungen unvermeidlich, da sich der Operateur auf anatomische Landmarken verlassen muss, die nicht sehr genau sind. Im Normalfall sind aber die Abweichungen klein und werden deshalb gut toleriert. Damit es nicht zu grossen Abweichungen bei der Beinlänge und dem Offset kommt, stehen dem Chirurgen schon seit einigen Jahren moderne Navigationsgeräte während der Operation zur Verfügung. Spezielle Marker, die an der Operationsstelle angebracht sind, werden von einer Infrarotkamera angesteuert. Die Anatomie wird vor und nach der Prothesenimplantation abgetastet. So können Veränderungen im Millimeterbereich nachgewiesen und Korrekturen vorgenommen werden. Gleichzeitig können die Prothesenkomponenten (der Schaft und die Pfanne) mit Hilfe der Navigation optimal positioniert werden, sodass beispielsweise bei der Anwendung dieser Operationsmethode das Problem der Hüftluxation (Auskugeln des Gelenks) nahezu verschwunden ist. Dr. med. Martin Ellenberger Quelle: Neue Luzerner Zeitung 24. Februar 2014