Alexander-von-Humboldt-Schule Viernheim/Hessen Von den

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Alexander-von-Humboldt-Schule Viernheim/Hessen Von den
Alexander-von-Humboldt-Schule
Viernheim/Hessen
Von den Anfängen
Daß ich einmal der Gründungsrektor dieser vor einem Vierteljahrhundert errichteten
Schule werden würde, ahnte ich noch nicht, als mir - damals Konrektor in
Neckarsteinach - der mittlerweile verstorbene Schulrat Kutzmann 1970 riet, mich um
die Rektorenstelle an der Schillerschule in Viernheim zu bewerben. Was ich damals
noch nicht wußte, war die Tatsache, daß die Stadt Viernheim noch bevor die
Schulträgerschaft an die Kreise überging, die Renovierung des
Schillerschulgebäudes in Auftrag gegeben hatte.
So fiel ich dann doch einigermaßen aus den Wolken, als der Schulrat mir bei
Dienstantritt im Sommer 1971 sagte: "Herr Engel, Sie kommen in einen
Trümmerhaufen." Tatsächlich war es dann notwendig, sämtliche Klassen von
Grund-, Haupt- und Realschule für einige Monate auf die anderen Viernheimer
Schulen per Nachmittagsunterricht zu verteilen.
Nach Rückkehr galt es, sich darauf einzustellen, daß die Schillerschule künftig reine
Grundschule werden sollte, während die Haupt- und Realschulklassen in eine neue
Gesamtschule überführt werden sollten, für die das Darmstädter Architekturbüro
Kargel schon Pläne erstellt hatte.
Das Baugelände hierfür war bereits erworben worden. So wurde die Schillerschule
gleichsam zur Wiege der Alexander-von-Humboldt-Schule.
Vorbereitungen
Dort in der Schillerschule begannen 1972 die Beratungen mit dem Architekten, wobei
wir erfuhren, daß die neue Schule in mehreren Abschnitten erstellt werden sollte,
unsere Haupt- und Realschulklassen aber bereits in den ersten Bauabschnitt
umziehen sollten. Um jedoch einen vollgültigen Unterricht garantieren zu können,
waren von der räumlichen Seite her Zwischenlösungen erforderlich. So wurde z. B.
im Keller ein Werkraum eingerichtet und im Ostbereich der Verwaltung ein
Physik/Chemiesaal. Als vorteilhaft erwiesen sich dabei die mobilen Montagewände,
die es ermöglichten, ohne Maurerarbeiten Räume zu verkleinern bzw. zu vergrößern.
Während mit dem Architekten die spezifischen Zwischenlösungen festgelegt wurden,
wollte der Schulträger gleichzeitig die Vorstellungen der 5 Schulen in den
Fachbereichen erfahren, um möglichst gleiche Einrichtungen einkaufen zu können,
was ökonomisch sicher sinnvoll war. Hinzu war erforderlich, daß aus jedem
Fachbereich je ein Vertreter der 5 neuen Schulen zu den entsprechenden
Beratungen mit den Architekten und der Schulabteilung entsandt wurden. Da gab es
noch manch harten Strauß auszufechten, wenn z.B. die Planer statt Pausengong
Lichtsignale installieren oder eine Sprechanlage für Durchsagen nur als Sammelruf
genehmigen wollten.
Baubeginn
Zwischenzeitlich rollten aber auf dem Baugelände in der Oststadt die Bulldozer der
Firma Koch aus Offenburg an und verwandelten die ehemaligen Kartoffel- und
Maisfelder in eine riesige Baugrube, an die bald Tieflader die Betonsäulen als
Eckpfeiler der neuen Schule herankarrten. Und in erstaunlich kurzer Zeit stand der
Rohbau, da alle festen Teile vorgefertigt wurden.
Umzug
Bis Anfang 1973 war der erste Bauabschnitt bezugsfertig, und im Februar kam der
Startschuß in Form eines Umzuges der Haupt- und Realschulklassen aus der
Schillerschule in die "Oststadtschule". Dieser Name stammte von mir (quasi als
Arbeitstitel), da sich von behördlicher Seite niemand dafür interessierte, die Schule
aber doch eine Adresse brauchte. Erst nach Jahren kamen dann Beratungen in
Gang, an deren Ende schließlich Alexander-von-Humboldt als "Patron" stand. Doch
bevor der Unterricht hier aufgenommen werden konnte, brauchte man außer dem
toten Inventar auch das "lebende".
Der Kreis hatte die beiden Stellen für Sekretärin und Hausmeister zwar
ausgeschrieben, aber die Auswahl der Bewerber mir überlassen. Frau Trampe und
Herr Keller wurden dann "Mitbegründer" der Schule und sorgten mit umsichtigem,
verantwortungsbewußtem Einsatz dafür, daß der Schulbetrieb relativ rasch und
reibungslos weitergeführt werden konnte. Dazu trug auch die Bereitschaft des
Kollegiums bei, sich an den Umzugsarbeiten zu beteiligen und Transportfahrten für
Bücher, Musikinstrumente, Lehrmittel etc. zu übernehmen. Als Organisationschef
hierfür fungierte Konrektor Heinz Mandel, der sich auch beim Ausbau um viele
technische Probleme kümmerte.
Ein besonders schwieriges Problem hatten uns die Architekten hinterlassen, indem
sie offene "Cluster" schufen durch Weglassen von Wänden, so daß mehrere Klassen
in einer Art "Großraumbüro" saßen. Mit diesem Zustand, der damals "in" sein sollte,
konnte sich jedoch niemand anfreunden und nach heftigen Protesten des
Personalrates wurden die jetzigen Säle hergestellt.
Weiterbau
Unterdessen gingen die Arbeiten für den 2. Bauabschnitt weiter, wofür man (hinter
der heutigen ersten Treppe) eine provisorische Wand errichtet hatte. Dieses
Verfahren wurde später auch angewandt beim Erstellen des 3. Bauabschnittes
(Südteil des Gesamtkomplexes). Bis zur Fertigstellung der Turnhalle fand der
Sportunterricht vornehmlich in der Schillerschule statt.
Planungsmodell
Die Probleme, die mit den baulichen Veränderungen verbunden waren, waren noch
lange nicht bewältigt, als der Vorlauf zur Errichtung einer Gesamtschule begann in
Form des Auftrages an die Schulleitung, ein sogenanntes Organisationsmodell zu
erstellen. Dieses sollte eine Art Verfassung für eine künftige additive
(schulformbezogene) Gesamtschule werden, in der die Funktionen von Schulleitung,
Lehrerkonferenz, Elternbeirat und Schülervertretung festgelegt werden sollten, aber
auch die Lehrinhalte für sämtliche Fächer in den Schuljahren 5 und 6. Das gab dann
nicht nur für die Schulleitung eine Menge Arbeit, sondern auch für die
Fachkonferenzen, die sich dieser umfangreichen zusätzlichen Tätigkeit - wenn auch
nicht gerade euphorisch - doch mit großer Verantwortungsbereitschaft unterzogen.
Gesamtschule
Nachdem das umfangreiche Konvolut von der Gesamtkonferenz, dem Elternbeirat
und der Schulaufsicht abgesegnet war, kam vom Kultusminister im Frühjahr 1975 der
Errichtungserlaß. Der bedeutete in der Praxis, daß für das neue Schuljahr 1975/76
Gymnasialschüler aufgenommen werden konnten und daß man hierfür aber auch
Gymnasiallehrer brauchte. Das war in jener Zeit, in der es Lehrermangel gab, das
schwierigste Kapitel. Und es bedurfte sogar mancher Tricks gegenüber der
Schulverwaltung, um den einen oder anderen Kollegen zusätzlich zur Zuweisung an
Land zu ziehen. Mit der Ernennung von Herrn Heinz Mandel zum Pädagogischen
Leiter, Herrn Gerhard Maaß zum Realschulzweigleiter und Herrn Willy Vettel zum
Hauptschulzweigleiter, waren die Weichen für die heutige Schulform gestellt.
Nachdem 1975, 1976 und 1977 jeweils noch 2 Gymnasialklassen aufgenommen
werden konnten, für die Herr Schocke die Aufgaben eines Zweigleiters übernommen
hatte, schrieb das Ministerium die Stellen für den "Direktor einer Gesamtschule" und
für den "Direktor an einer Gesamtschule" aus. Nach längerer Prozedur wurde dann
Herr Schocke vom Ministerpräsidenten zum Direktor ernannt und ich selbst zum
Stellvertreter.
Rudolf Engel, Erster Schulleiter der Gesamtschule