Bundes-Newsletter 2013_11
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Bundes-Newsletter 2013_11
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ bvvp-online-Newsletter++++++bvvp-online-Newsletter++++++bvvp-online-Newsletter ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Ausgabe Nr. 11/13, 03.12.2013, nur für Mitglieder der 17 Regionalverbände des bvvp Liebe Kolleginnen und Kollegen, hier ist der neue bvvp-online-newsletter Nr. 11/13. Auf KBV-Ebene geht es aktuell hoch her, und eine völlige Handlungsunfähigkeit oder gar ein gänzliches Auseinanderfallen in einerseits Facharzt- und andererseits Hausarztvertretung ist nicht ausgeschlossen. Angefangen hat es mit ernsten Differenzen zwischen dem Vorsitzenden Köhler und seiner hausärztlichen Stellvertreterin Feldmann. Es gab dann einen großen Eklat auf der KBV-Vertreterversammlung, und einen Tag später hatte Köhler einen Herzinfarkt und fällt damit für unbestimmte Zeit aus (s. Punkte 2.1, 2.2). Parallel dazu liefen in der Politik die Koalitionsgespräche im Bereich Gesundheit einfach weiter, die für KBV und die Ärzteschaft weitreichende Folgen haben werden (Punkt 2.3, 2.4.). Aktuell gibt es also ein verwirrendes Chaos in der KBV mit sehr divergierenden Interessen, und gleichzeitig ist ein Machtvakuum entstanden, das auch für uns sehr relevant ist. Denn Köhler ist zwar nicht der allergrößte Psychotherapieverfechter, weil er immer auch die Interessen der Organmediziner im Kopf hat, aber er ist doch inzwischen einer der besten Kenner unserer Problematik in der KBV, weil wir ihm unsere Situation gebetsmühlenhaft im Laufe der Jahre immer wieder erklärt und ihn auch immer wieder mit unserer misslichen Honorarsituation persönlich und schriftlich in Ausarbeitungen konfrontiert haben. Ergebnisse dieser Diskussionen sind nicht nur die bisherigen „kleinen“ Punktzahlerhöhungen im EBM, sondern auch die Entscheidung für die aktuell gültige extrabudgetäre Vergütung unserer Hauptziffern, die es Köhler und der KBV jetzt eher ermöglichen sollten, für die Erhöhung unserer Honorare zu kämpfen, ohne dass gleichzeitig das Facharztbudget betroffen oder gar geschmälert wird. Wir wünschen ihm also gute Genesung – nicht zuletzt, weil sehr fraglich ist, ob ein möglicher Nachfolger von Köhler oder einer seiner Stellvertreter das auch alles ausreichend versteht oder dafür überhaupt zugänglich wäre. (Es werden da schon Namen gehandelt, die große Bedenken bei uns auslösen...) Wir hoffen also das Beste, und ich verbleibe im Namen des Vorstands mit kollegialen Grüßen und den besten Wünschen zum Fest und zum Jahreswechsel Dr. Frank Roland Deister, Vorstandsmitglied des bvvp PS.: Was sonst noch im Jahr 2014 auf uns zukommen könnte, darüber informiert zunächst unser stellvertretender Vorsitzender Jürgen Doebert (s. Punkt 1.1). Aber auch die Vereinbarungen der neuen Bundesregierung und die neuesten Ideen des GKV-Spitzenverbandes werden uns noch ernsthaft beschäftigen.. (s. Punkte 2.3-2.5). ___________________________________________________________________ 1 Inhaltsübersicht 1. Mitteilungen und Aktivitäten des bvvp und seiner Landesverbände 1.1. bvvp-Stellungnahme zur Klärung bei einer Mailinglistendiskussion über das Gutachterverfahren 1.2. Stellungnahme der Vertreter der PP und KJP in der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: Kein Deal zu Lasten der Psychotherapeuten 1.3. Pressemitteilung: bvvp in der Hauptstadt angekommen 1.4. Stellungnahme des bvvp zu der vorgesehenen Einrichtung psychosomatischer Institutsambulanzen 1.5. Aktuelles von den bvvp-Dienstleistungen 1.6. Out in der Psychotherapie?! - Eine anonyme Online-Befragung 2. Aktuelle Gesundheitspolitik 2.1. Offener Streit in der Kassenärztlichen Bundesvereinigung 2.2. Schock in der KBV: Köhler mit Infarkt in der Klinik 2.3. Schwarz-Rot unter der Lupe 2.4. Neue Bundesregierung will Wartezeiten für psychisch Kranke verringern 2.5. Gegen rationierte Leistungen und Diskriminierung von psychisch Kranken 2.6. Psychotherapeuten mahnen: „Qualität lässt sich nicht hineinkontrollieren“ 2.7. Josef Hecken: Funktionär empfiehlt psychisch Kranken Bier statt Therapie 2.8. Berufliche Wiedereingliederung von Menschen mit psychischen Erkrankungen 2.9. Psychotherapeuten in Ausbildung - PiA Video soll’s allen zeigen 2.10. Reform der Psychotherapeutenausbildung: Orientierung am Bedarf 2.11. Ausgebeutete Praktikanten 2.12. BÄK und PKV-Verband schließen Rahmenvereinbarung zur GOÄNovellierung 2.13. Geht die Psychotherapie ins Netz? Projekte - Erfahrungen – Realisierbarkeit 2.14. Weichenstellung für die Zukunft der Psychotherapie 2.15. Psychische Erkrankungen bleiben zu häufig unerkannt – auch bei Soldaten 3. Praxis 3.1. Psychotherapie für Kinder und Jugendliche: Ein BPtK-Ratgeber für Eltern 3.2. Einladung: Teilnahme an einer Studie zur Persönlichkeitsdiagnostik im DSM-5 4. Medien und Wissenschaft 4.1. Geprüfte Hilfen gegen Magersucht 4.2. Gesundheitsreport: Die Deutschen nehmen mehr Antidepressiva 4.3. Die alte Couch wirkt oft besser als Pillen 4.4. DAS WAR MEINE RETTUNG - Eric Kandel 4.5. Kranke Psyche: Migrationshintergrund erhöht Risiko 2 4.6. „Klimawandel“ und wieso man sich als Psychoanalytiker damit beschäftigen kann 4.7. Die Krise auf der Couch 4.8. Verschwimmt die Grenze zwischen Krankheit und Gesundheit? 4.9. Hilfsbedürftige Helfer 4.10. Bundeswehr: Traumatische Störungen bei Soldaten bleiben oft unentdeckt 4.11. Studie zu psychischen Störungen 4.12. Studie: Enorm schlechte psychologische Versorgung macht Deutschland zu schaffen 4.13. Fall Mollath: "Man kann nicht hineinschauen 4.14. Politik und Seelenkunde 4.15. Josef Rabenbauer/Gabriele Michel: Sich selbst erforschen 1. Mitteilungen und Aktivitäten des bvvp und seiner Landesverbände 1.1. bvvp-Stellungnahme zur Klärung bei einer Mailinglistendiskussion über das Gutachterverfahren Liebe Kolleginnen und Kollegen, Ende November wird der Unterausschuss Psychotherapie über ein bisher offiziell nicht vorliegendes Papier des GKV-Spitzenverbandes zu den Psychotherapierichtlinien und insbesondere den Bewilligungsschritten im GAV diskutieren. Danach werden die Gremien der KBV sich dazu eine Meinung bilden. Auch zu einer kleinräumigeren Bedarfsplanung werden sich nach dem Hörensagen die Kassen äußern. Darüber kann aber entweder nur der Bedarfsplanungsausschuss oder sogar nur der Gesetzgeber entscheiden. Ziel der Kassen ist schon in früheren vorliegenden Erklärungen eine schnellere Versorgung von Patienten verbunden mit einer Verbesserung der von den Kassen als insuffizient beurteilten Zuweisung von Patienten zu einem bestimmten Verfahren. Angesichts inzwischen auch vorliegender aber noch nicht veröffentlichter Zahlen wird sich dieses Problem aber eher in Zukunft nicht so schwierig darstellen. In Bezug auf Behandlungslängen und Frequenz ergibt sich eine gro0e Konvergenz zwischen den Verfahren. Die KBV wird sich dazu demnächst äußern. Dass das BSG im engeren Sinne niemals direkt das GAV mit Berichten usw. genannt hat, ist unstrittig, wenn es um die Genehmigungspflicht geht. Nur deshalb kann ja in allen möglichen Gremien überhaupt darüber gesprochen werden, auch z.B. 3 psychometrische Verfahren einzuführen. Genehmigen tun schon immer nur die Kassen. Aber es wird ja wohl niemand wollen, dass aufgrund von Testverfahren die KASSEN die alleinige Entscheidungsgewalt über die Genehmigung erhalten. Wir haben eine BSG-Rechtsprechung, die vom Genehmigungsverfahren spricht. Wenn jemand behauptet, er wüsste definitiv, dass durch den Wegfall des GAV der rechtlich relevante Tatbestand „Genehmigung“ unberührt bleibt, dann wagt der viel. Wir wissen einfach nicht, wie das BSG bei nächster Gelegenheit entscheiden würde, wenn die Genehmigungspflicht unter der Hand zu einer Art Anzeigepflicht geworden ist, die den Unterschied zu den EBM-Leistungen anderen Arztgruppen nivelliert. Insofern bitte ich noch mal um Verständnis für alle, die aus Vorsichtsgründen mit dem GAV achtsam umgehen und erst abklären wollen, was passiert, als später dem Vorwurf ausgesetzt zu sein, verantwortlich zu sein für drastisch gesenkte Honorare. Wir haben keinerlei Grund anzunehmen, dass die Kassen auf Bundesebene nicht jede Gelegenheit zur Senkung unserer Honorare wahrnehmen. Aktuelles Beispiel: die Kassen bezweifeln, dass für die Zeit nach 2009 überhaupt die BSGRechtsprechung noch gilt. Am 18.12. wird im erweiterten Bewertungsausschuss entschieden, ob der Bewertungsausschuss noch zuständig ist. Nur wenn er zuständig ist, können wir erwarten, dass für die Zeit ab 2010 Nachzahlungen gezahlt werden müssen. Ich kann mich einem mir bekanntgewordenen Appell nur anschließen. Die berufspolitisch Aktiven unter den Psychotherapeuten könnten mehr bewegen, wenn sich mehr Leute engagieren würden. Dafür, wie wenige wir sind, sind wir allerdings an mehr Stellen beteiligt als wir auf dem Markt herumschreien. Darauf können Sie sich auch verlassen. Auch im Beratenden Fachausschuss auf Bundesebene spielen übrigens die Psychotherapiekontingente eine Rolle. Der Fachausschuss berät den KBV-Vorstand. Dieser gibt die Parolen für die ärztlichen und psychotherapeutischen Mitglieder im Gemeinsamen Bundesausschuss aus. Auch hier kann so viel berichtet werden, dass sich der Fachausschuss in großer Einmütigkeit für Änderungen an den Kontingenten ausgesprochen hat, die für die meisten Psychotherapeuten eine substantielle Erleichterung bedeuten würde. Aber erst einmal sind jetzt die Kassen mit ihrem Modell am Zug. Mit kollegialem Gruß Jürgen Doebert Quelle: Jürgen Doebert, stellv. Vorsitzender des bvvp, 11.11.13 1.2. Stellungnahme der Vertreter der PP und KJP in der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung: Kein Deal zu Lasten der Psychotherapeuten Die Koalitionsarbeitsgruppe "Gesundheit und Pflege" hat sich auf eine neue Struktur des KV-Systems geeinigt: Die Vertreterversammlungen sollen zu gleichen Teilen aus Haus- und Fachärzten gebildet werden. Außerdem sollen über die rein 4 hausärztlichen Belange die Hausärzte und über rein fachärztliche Belange die fachärztlichen Mitglieder der Vertreterversammlung jeweils allein entscheiden. Aus Sicht der Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten in der KBV-Vertreterversammlung ist dies ein "Deal zu Lasten der Psychotherapeuten". Die Belange der (Fach)-Ärzte und Psychotherapeuten unterscheiden sich in vieler Hinsicht. Am Beispiel der nunmehr 14-jährigen Rechtsprechung des Bundessozialgerichts zur Vergütung der Psychotherapie zeigt sich, dass die Selbstverwaltung nicht in der Lage ist, für einen fairen Ausgleich der Interessen zu sorgen. Im Einheitlichen Bewertungsmaßstab werden zuwendungsorientierte Leistungen im Verhältnis zu somatischen und technischen Leistungen wesentlich schlechter vergütet, was zu sehr großen Einkommensunterschieden führt. Insbesondere Psychotherapeuten und Psychiater leiden unter niedrigen Honoraren. Der Schutz der Belange der Psychotherapeuten im KV-System muss gesetzlich klar geregelt werden, erklären die in der KBV vertretenen Psychotherapeuten. Dies ist umso wichtiger, wenn es zu einer stärkeren Trennung der Versorgungsbereiche kommt. Dipl.-Psych. Dieter Best | Dipl.-Psych. Jürgen Doebert | Dipl.-Psych. Gebhard Hentschel | Dipl.-Psych. Barbara Lubisch | Dipl.-Soz. Päd. Bernhard Moors Quelle: bvvp, 13.11.13 Anmerkung der bvvp-Redaktion: Einer der Vertreter der PP und KJP in der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ist unser stellv. bvvp-Vorsitzender Jürgen Doebert. 1.3. Pressemitteilung: bvvp in der Hauptstadt angekommen Mit zahlreichen Gästen der Berufs- und Fachverbände der Psychotherapeuten und mit Vertretern der KBV, der Bundesärztekammer, der Bundespsychotherapeutenkammer und des Gemeinsamen Bundesausschusses feierte der Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten (bvvp) am Donnerstag, dem 07. November, die Einweihung seiner neuen Geschäftsstelle in repräsentativen Räumlichkeiten in Berlin. Der vor 20 Jahren in Freiburg gegründete bvvp vertritt als gemischter Berufsverband mit bundesweit über 4.300 Mitgliedern die Interessen aller drei Berufsgruppen, der wissenschaftlich anerkannten Therapieverfahren und deren Ausbildungs- und Weiterbildungskandidaten. Nach einem Wechsel an der Vorstandsspitze beschlossenen die Mitglieder den Umzug von Freiburg nach Berlin, um in der Bundeshauptstadt die berufspolitischen Aktivitäten des bvvp besser koordinieren und gestalten zu können. Dr. Martin Kremser, der seit März diesen Jahres amtierende Vorsitzende, hieß in einer kurzen Ansprache alle Anwesenden willkommen. In lockerer und entspannter Atmosphäre konnten sich die Vorstandsmitglieder des bvvp abseits der 5 gesundheitspolitischen Schauplätze zu wichtigen Themen mit anderen Akteuren der gesundheitlichen Versorgung austauschen und neue Denkanstöße und Erkenntnisse sammeln und vermitteln. Quelle: bvvp, 08.11.13 1.4. Stellungnahme des bvvp zu der vorgesehenen Einrichtung psychosomatischer Institutsambulanzen Seit Anfang des Jahres 2013 sind psychosomatische Krankenhäuser und Abteilungen gemäß § 118 Abs. 3 SGB IV berechtigt, psychosomatische Institutsambulanzen einzurichten. In wieweit sie in der Bedarfsplanung für die ambulante Richtlinienpsychotherapie einbezogen werden, muss noch vom GBA geklärt werden. Der bvvp als Berufsverband der niedergelassenen Psychotherapeutinnen und – therapeuten kann dieser Entwicklung nur dann zustimmend gegenüber stehen, wenn sehr genau zu prüfende Kriterien geschaffen werden, die sicher stellen, dass hier nicht eine zweite Versorgungsschiene in der ambulanten Psychotherapie geschaffen wird. Insbesondere in den Ballungsgebieten ist zu befürchten, dass psychosomatische Institutsambulanzen zu einer unnötigen und kostensteigernden Konkurrenz zum bestehenden System niedergelassener Psychotherapeuten werden. Kritische Gesichtspunkte sollen anhand der im Artikel „Psychosomatische Institutsambulanzen – kein missing link mehr!“ von Rothe et al., aufgeführten Punkte verdeutlicht werden. Zu Punkt 1. „Wartezeiten auf Psychotherapeutische Behandlung könnten verkürzt werden“ Auch Institutsambulanzen haben nur eine begrenzte Zahl von Psychotherapieplätzen, die – wenn sie belegt sind - wieder zu Wartezeiten für Psychotherapiepatienten führen. Das psychiatrische oder ärztliche Gespräch und die Verordnung von Medikamenten kann schneller erfolgen als bei niedergelassenen Psychotherapeuten beziehungsweise Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeuten, aber diese Leistung kann ein Patient auch bei seinem Hausarzt, Facharzt für Psychosomatische Medizin oder Psychiater in ähnlicher Zeit bekommen. Um Wartezeiten für ambulante Psychotherapien zu verkürzen, sollte ein Anreiz zu schnelleren Behandlungsaufnahmen durch Verbesserung der Vergütung von Erstkontakten und schnell einsetzender Therapie erfolgen. Dann wäre bei – ausreichende Anzahl von Psychotherapiesitzen vorausgesetzt – das Problem auch im ambulanten Bereich zu lösen. 6 Zu Punkt 2. „Die Weiterbehandlung nach einer stationären Behandlung ist unkomplizierter“ Ob ein Patient aus der Station in die Institutsambulanz zu einem dann ja doch neuen Therapeuten wechselt oder zu einem niedergelassenen Therapeuten geht, ist für den Patienten unerheblich. Möglicherweise ist ein wohnortnaher Therapeut sogar einfacher zu erreichen. Wichtig wäre hier die weitere Verbesserung der Kooperation der Kollegen im stationären Bereich mit den niedergelassenen Kollegen, die aber in vielen Bereichen auch bisher schon gut wahrgenommen wird. Grundsätzlich kann ein weiterbehandelnder niedergelassener Kollege genauso gut informiert werden wie ein Kollegen in der Institutsambulanz. Zu Punkt 3. „Es wird durch die Behandlung in einem Team eine Triangulierung ermöglicht, der dem Gesundungsprozess des Patienten zu Gute kommt“ Im Bereich der Sozialpsychiatrie hat sich der Einsatz multiprofessioneller Teams im Sinne der therapeutischen Gemeinschaft sehr bewährt. Bei bestimmten Krankheitsbildern kann aufgrund der Schwere der Erkrankung ein solches sozialpsychiatrisches Setting durchaus notwendig sein, z.B. bei schweren Verlaufsformen von Psychosen oder Persönlichkeitsstörungen. Hier besteht bereits das Angebot psychiatrischer Institutsambulanzen. Im Rahmen einer psychosomatischen Institutsambulanz geht es aber in den meisten Fällen um Patienten, die in erster Linie eine psychotherapeutische Behandlung benötigen, aber die sozialpsychiatrischen Komplexleistungen wie zum Beispiel ambulante psychiatrische Krankenpflege nicht benötigen. Sie sind auch in der Regel kompetent genug, eigenständig fachärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Weiterbehandlung mit einer multiprofessionellen Versorgung in einer Psychosomatischen Institutsambulanz könnte allerdings für bestimmte Patientengruppen wie z.B. bei Patienten mit schweren Verlaufsformen von Borderline-Störungen oder Anorexie sinnvoll sein. Zu Punkt 4. „Es wird eine interdisziplinäre Zusammenarbeit durch die außerdem zu den Institutsambulanzen gehörenden Consiliar- und Liaisondiensten gefördert“ Consiliar- und Liaisondiensten können bei entsprechender Vergütung durchaus auch von niedergelassenen Psychotherapeuten wahrgenommen werden. Dafür liegen bereits Erfahrungen anhand konkreter Beispiele vor. Dennoch könnte dieses ein sinnvolles Aufgabengebiet für eine psychosomatische Institutsambulanz sein. Zu Punkt 5. „Es wird die Weiterbildung der Psychotherapeuten besser durchführbar, wenn sie an solchen Institutsambulanzen ihre Erfahrungen in der ambulanten Psychotherapie sammeln können“ Es ist tatsächlich eine Vereinfachung des Weiterbildungsganges, wenn Assistenzärzte in der Institutsambulanz einen Teil ihrer Ausbildung absolvieren können. Allerdings besteht die Gefahr, dass im Rahmen der Weiterbildung keine 7 Erfahrungen mehr im ambulanten Setting der niedergelassenen Praxis gemacht werden. Behandlungserfahrungen ohne das doppelte Netz von Oberarzt und Klinik im Hintergrund erscheinen uns wichtig für die Weiterbildung. Außerdem muss es als problematisch gewertet werden, wenn entgegen der Zweckbestimmung Patienten nicht nach Schwere, sondern nach Bedarf für die Weiterbildung ausgesucht werden. Zu Punkt 6. „Schwerkranke Patienten können besser versorgt werden, z.B. weil auch Hausbesuche durchgeführt werden können“ Es ist nicht einsichtig, warum niedergelassene Psychotherapeuten nicht in der Lage sein sollten, schwerkranke Patienten zu versorgen. Bei angemessener Vergütung gäbe es sicher auch in diesem Bereich kein Problem, die Leistung durch niedergelassene Psychotherapeuten zu erbringen. Das Hausbesuchsargument erscheint darüber hinaus wenig stichhaltig, da bei Klinikanbindung die Entfernungen noch größer sind als bei der Praxis. Zu Punkt 7. „Patienten, die die erforderliche Therapiemotivation nicht aufbringen können, („nicht ambulant psychotherapiefähig“) können besser erreicht werden“ Eine Institutsambulanz hat gegenüber der Praxis oft eher den Nachteil, dass seitens der Patienten größere Vorbehalte gegenüber dem Krankenhaus bestehen. Eine Ausnahme stellt die Situation dar, wenn erstmalig in der Klinik ein therapeutischer Kontakt zustande kam, der durch die Entlassung erheblich gefährdet erscheint. Falls es darum geht, dass die Institutsambulanz höhere Ausfallzeiten akzeptieren kann, weil ja pauschal finanziert wird, ist zu bedenken, dass Patienten, die nicht kommen und deshalb keine Konsequenz zu befürchten haben, nicht besser motiviert werden, als Patienten, die mit dem Verlust ihres Therapieplatzes zu rechnen haben. Zu Punkt 8. „Settingwechsel könne bei Bedarf erfolgen“ Es ist auch im Rahmen der ambulanten Psychotherapie den Patienten möglich, den Behandler zu wechseln oder in eine Tagesklinik bzw. in stationäre Behandlung zu überweisen. Grundsätzlich ist eine Kontinuität der Therapeuten anzustreben, die im Bereich der niedergelassenen Therapeuten sehr viel besser ermöglicht wird als im Bereich einer Institutsambulanz, die beispielsweise ihre Assistenzärzte in kürzeren Zeitabständen austauscht. Ein gewisser Vorteil der Psychosomatischen Institutsambulanzen könnte dann zum Tragen kommen, wenn in sich zuspitzenden Krisensituationen Patienten leichter in die Tagesklinik oder stationär aufgenommen werden können. Zu Punkt 9. „Das multiprofessionelle Team ermöglicht eine multimodale Therapie“ 8 Diese Idee ist im Bereich der sozialpsychiatrisch ausgerichteten psychiatrischen Institutsambulanz durchaus zu unterstützen. Hier werden Menschen mit schwerwiegenden seelischen Behinderungen, z.B. im Rahmen einer Schizophrenie, durch gleichzeitigen Einsatz von Krankenpflegekräften, Sozialarbeitern und die Medikation sicherstellenden Ärzten sowie stützenden Gesprächen sicher besser versorgt als nur in der Praxis des niedergelassenen Psychiaters. Je kompetenter der Patient ist, desto weniger ist das Behandlungsangebot eines spezialisierten Komplexleistungsangebotes indiziert. Hier sollte die Teilnahme an den erforderlichen therapeutischen Angeboten in Eigenverantwortung des Patienten und mit der Möglichkeit zur selbstbestimmten Auswahl erfolgen. So sollte ein Patient, der neben Einzel- und / oder Gruppenpsychotherapie weitere therapeutische Angebote benötigt (z.B. Rehasport), diese verordnet bekommen durch den niedergelassenen Therapeuten. Die Wahrnehmung eines Rund-um-sorglos-Pakets, wie hier angedacht erscheint, kann in eine übermäßig beschützte und damit die Selbständigkeit behindernde Position führen bei Patienten, die durchaus in der Lage wären, über die Behandlung ihrer Krankheit angemessen selbst zu entscheiden und sich dafür einzusetzen. Zusammenfassend ist der bvvp der Ansicht, dass das Komplexleistungsangebot einer Institutsambulanz für schwerst seelisch Behinderte angemessen sein kann. Die flächendeckende Einrichtung psychosomatischer Institutsambulanzen hingegen ist der falsche Weg, weil hier kostspielige Doppelstrukturen zum bestehenden System aufgebaut werden. Quelle: Erika Goez-Erdmann, bvvp-Vorstand, 21.11.13 1.5. Aktuelles von den bvvp-Dienstleistungen Zusätzlich zu unseren bereits bekannten Angeboten (Gruppenverträge Versicherungs- und Finanzdienstleistungen, Rabatt beim Einkauf von Büromaterial, Sonderkonditionen beim Einkauf von Lesegeräten und Abrechnungssoftware, Rahmenvereinbarungen bei Hotelbuchungen) bieten wir neu an: Rabatt beim Einkauf von Neuwagen (Pkws): Wir haben einen neuen Anbieter für Neuwagen gefunden, der sehr interessante Rabatte gewährleistet. Unter www.carfleet24.de können Sie sich mit dem Passwort bvvp einloggen und Ihr Wunschfahrzeug aussuchen. Dieses Angebot gilt auch für Mitarbeiter oder Familienangehörige. Weitere Informationen finden Sie auf einem Flyer unter www.bvvp.de Menu Dienstleistungen. Sonderpreise für bvvp-Mitglieder: Folgende Zeitschriften können Sie als Mitglied zum Sonderpreis beziehen (neu ist das Forum der Psychoanalyse!): - Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 9 - Zeitschrift „Psychotherapeut“ Springer Medizin-Verlag Forum der Psychoanalyse Auch das Management Handbuch für die psychotherapeutische Praxis (MHP) ist weiterhin mit einem Rabatt erhältlich. Nähere Informationen unter www.bvvp.de Menu Dienstleistungen. Fachexkursion nach Argentinien (März 2014) Der erste Reisetermin (15.03. – 22.03.2014) ist bereits ausgebucht, für den zweiten Termin (22.03. – 29.03.2014) gibt es nur noch ganz wenige Restplätze. Sollte die Nachfrage anhalten, werden wir uns um einen Zusatztermin bemühen. Falls Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an: Referat Dienstleistungen, Manfred Falke,Triftstr. 33, 21255 Tostedt Tel. 04182/21703, Fax 04182/22927, Mail [email protected] Herr Falke bietet auch eine allgemeine Beratung bei Praxis-Neugründungen an. Quelle: Manfred Falke, bvvp-Dienstleistungen, 29.11.13 1.6. Out in der Psychotherapie?! - Eine anonyme Online-Befragung Trotz der Tatsache, dass heute kaum ein Tag vergeht, an dem nicht in Soap-Operas lesbische und schwule Protagonist_innen im Vorabendprogramm über den Bildschirm flattern, haben Lesben, Bisexuelle und Schwule auch heute noch ein deutlich höheres Suizid-Risiko, wie auch neuere Studien z.B. Plöderl (2005) zeigen konnte. Ein wesentlicher Grund dafür wird im auch heute noch bestehenden Minderheiten-Status von Lesben, Schwulen und Bisexuellen gesehen. Dieser erzeugt Stress, vor allem in den sensiblen Phasen des Coming-out, aber auch in Familie, Schule oder am Arbeitsplatz. Mit welchem Wissen und mit welchen Haltungen gehen Psychotherapeut_innen in ihren Therapien mit lesbischen, schwulen und bisexuellen Menschen um? Dieser Frage will Paula Schnackenberg, Psychologie-Studentin aus Landau, in ihrer Diplomarbeit nachgehen. „Es gibt wenig Daten dazu, o Psychotherapeuten und Berater genügend Informationen über lesbische und schwule Lebenswelten haben und nicht-heterosexuellen Menschen ohne Vorurteile begegnen können. Auf die Idee zu dieser Arbeit kam Paula Schnackenberg durch ein Praktikum in der Psychologischen Beratungsstel für Lesben und Schwule (PLUS) in Mannheim. Das traf sich gut mit den Ideen des Freiburger Psychotherapeuten Matthias Fünfgeld, der sich als offen schwuler Psychotherapeut auch für Menschen mit nicht-heterosexuellen Orientierungen engagiert. Von ihm wird Paula Schnackenberg Arbeit in Kooperation mit den Psychologischen Instituten in Landau und Freiburg betreut. Paula Schnackenberg hat einen Online-Fragebogen entwickelt, in dem heutige und frühere Psychotherapie-Patienten und Menschen, die Beratung in Anspruch genommen haben, mitteilen können, welche Erfahrungen sie in Beratungs- und Therapiekontexten in Bezug auf den Umgang m ihrer sexuellen Orientierung gemacht haben. Worum es dabei genau geht, erklärt Paula am besten selbst. Ist es heute noch notwendig, Lesben und Schwule nach homophoben Erfahrungen in Therapien zu 10 fragen? Erst seit 1992 gilt Homosexualität nach der WHO-Klassifikation der ICD10 offiziell nicht mehr als Krankheit; erst 1994 wurde der § 175 StGB ersatzlos gestrichen. Doch ungerechtfertigte Benachteiligungen und Vorurteile in den Köpfen haben eine lange Halbwertszeit. 20 Jahre sind da eine kurze Zeit.“ Was sind typische Probleme, die Lesben und Schwule in Therapien haben? „Es sind die gleichen Probleme, die ihnen auch sonst im Alltag begegnen: „Sag ich es? Wenn ja, wann, und wie? Wie wird er/ sie reagieren?“ Auch heute gehen die meisten Therapeut_innen und automatisch davon aus, dass ihre Klient_innen heterosexuell empfinden. Personen, auf die das nich zutrifft, müssen sich also zwischen einem Outing oder der Verleugnung einer sehr zentralen Komponente ihrer eigenen Identität entscheiden. Was versprechen Sie sich von Ihrer Umfrage? „Aufgrund der Fragen, die ich entwickelt habe, soll möglichst valide auf Wissen, bzw. Haltungen gegenüber Homosexualität bei den Beratern und Therapeuten geschlossen werden. Bei der Fragebogenkonstruktion wurden Expertenurteile eingeholt, danach wurden die Fragen in einer Itemanalyse überprüft, so dass Therapeuten-Wissen und Therapeuten Einstellungen möglichst zuverlässig erfasst werden können: Was wissen Therapeut_innen über Coming-out-Prozesse? Wie reagierten Psychotherapeut_innen auf eine unsichere Orientierung? War das offene Gespräch über Sexualität möglich? Wie erleben das Ratsuchende und Psychotherapiepatienten? Zu diesen und vielen anderen Fragen gibt es bisher kaum systematisch erhobene Daten. Wer kann an der Studie teilnehmen und wie? Teilnehmen kann jede nicht ausschließlich heterosexuelle Person, die sich aktuell oder schon vor vielen Jahren in Beratung oder Psychotherapie befand oder noch befindet. Die Umfrage läuft seit Oktober 2013. Bis Ende Februar 2014 kann der Fragebogen noch bearbeitet werden. Der Link zur anonymen Online-Befragung lautet: https://www.soscisurvey.de/Psychotherapie/ Schön wäre es, wenn niedergelassene Psychotherapeuten in Frage kommende Patienten auf mein Studie aufmerksam machen, denn die Befragung wird bisher vor allem über den Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) publik gemacht. Aber dort engagieren sich vielleicht eher Menschen, die in der Emanzipationsbewegung besonders aktiv sind. Wir wollen auch Menschen befragen, die nicht in einer unserer Szenen präsent sind. Aktuelle Literatur: z.B. Plöderl, M. (2005). Sexuelle Orientierung, Suizidalität und psychische Gesundheit. Beltz Verlag, Weinheim. Kontakt: Paula Schnackenberg: [email protected]. Der zuständige Betreuer Dr. Matthias Fünfgeld ist niedergelassener Psychologischer Psychotherapeut in Freiburg und ist unter seiner Praxis-Email [email protected] erreichbar. Quelle: Matthias Fünfgeld, bvvp, 28.12.13 11 2. Aktuelle Gesundheitspolitik 2.1. Offener Streit in der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Berlin – Unterschiedliche Auffassungen der beiden Vorstandsmitglieder der Kassen-ärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Regina Feldmann und Andreas Köhler, über die künftige Organisation der Körperschaft haben am Freitag zu einer Eskalation während einer Sonder-Vertreterversammlung (VV) geführt. Zur Diskussion stand, die KBV in einen hausärztlichen und einen fachärztlichen Bereich aufzuteilen, mit jeweils eigenem Vorstand. Diese Lösung hatte Feldmann favorisiert. Quelle und weiter: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56517, 09.11.13 2.2. Schock in der KBV: Köhler mit Infarkt in der Klinik Tragische Nachricht aus der KBV: Kassenärzte-Chef Dr. Andreas Köhler hat einen Herzinfarkt erlitten - kurz nach der letzten VV, in der es zum Fundamental-Krach kam. BERLIN. Dr. Andreas Köhler, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), hat am vergangenen Wochenende einen Herzinfarkt erlitten und muss derzeit intensivmedizinisch betreut werden. Das bestätigte die KBV auf Anfrage der "Ärzte Zeitung". Der Zustand des KBV-Vorsitzenden, der in der nächsten Woche 53 Jahre alt wird, sei den Umständen entsprechend stabil. Quelle und weiter: http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/article/849761/schock-kbv-koehlerinfarkt-klinik.html, 12.11.13 2.3. Schwarz-Rot unter der Lupe Teil 1 - Ambulante Versorgung Der Koalitionsvertrag belegt aufs Neue, dass das Gesundheitswesen eine dauerhafte Reformbaustelle ist. Die "Ärzte Zeitung" analysiert die schwarz-roten Vorhaben in einer dreiteiligen Serie. Heute: die ambulante Versorgung. Von Florian Staeck BERLIN. Freiberufler stehen "als wesentlicher Teil des Mittelstands im Fokus unserer Wirtschaftspolitik", erklären Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag. Im gesundheitspolitischen Kapitel wird diese Ankündigung dann eingelöst. 12 Quelle und weiter: http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/gp_specials/bundestagswahl2013/default.aspx?sid=850885&cm_mmc=Newsletter-_-Newsletter-C-_-20131129-_Bundestagswahl+2013, 29.11.13 Anmerkung der bvvp-Redaktion: S. dazu auch nächsten Punkt 2.4. Neue Bundesregierung will Wartezeiten für psychisch Kranke verringern BPtK kritisiert Ruck-Zuck-Mentalität der Krankenkassen Berlin, 27. November 2013: Wartezeiten für psychisch kranke Menschen von mehr als drei Monaten sind auch einer neuen Bundesregierung zu lang. CDU/CSU und SPD planen, die Versorgung psychisch kranker Menschen auszubauen. „Damit psychisch kranke Menschen schneller Zugang zur Psychotherapie erhalten, müssen flächendeckend offene Sprechstunden ermöglicht werden für eine Erstuntersuchung und Indikationsstellung“, fordert Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). Patienten, bei denen ein Behandlungsbedarf festgestellt wird, brauchen in angemessener Frist eine Versorgung. Aus Sicht der BPtK müssen dafür Beratungs- und Therapieangebote erheblich flexibler und bürokratieärmer gestaltet werden. Notwendig sind außerdem der Ausbau von themen- oder krankheitsspezifischer Gruppenpsychotherapie, aber auch die Entwicklung weiterer ergänzender Angebote wie z. B. eine qualitätsgesicherte mediengestützte Selbsthilfe. Zur Differenzierung des psychotherapeutischen Leistungsangebots gehört zudem eine Reform der Psychotherapie-Richtlinie, die sicherstellt, dass bei chronisch kranken Menschen erfolgversprechende Psychotherapien nicht mehr abgebrochen werden müssen. Schließlich ist der flächendeckende Aufbau einer vernetzten, multiprofessionellen, ambulanten Versorgung für schwer psychisch kranke Menschen dringend, um ihnen vermeidbare Krankenhauseinweisungen zu ersparen. Die BPtK kritisiert, dass die Ruck-Zuck-Mentalität der Krankenkassen Eingang in die gesundheitspolitische Agenda der großen Koalition gefunden hat. Schon jetzt sind rund die Hälfte der durchgeführten Psychotherapien Kurzzeittherapien, also Therapien mit maximal 25 Sitzungen. „Pauschale Forderungen der Krankenkassen nach einem Ausbau der Kurzzeittherapie sind deshalb unsinnig. Stets ist zu berücksichtigen, dass Menschen häufig an mehreren psychischen Störungen erkranken oder bei schweren, komplexen oder chronischen Krankheitsverläufen deutlich längere Behandlungen benötigen“, so BPtK-Präsident Richter. Die BPtK fordert schließlich eine nationale Antistigma-Kampagne. Im Rahmen eines Aktionsprogramms „Psychische Gesundheit“ sollten wirksame Präventionsansätze ressortübergreifend zusammengeführt und gestärkt werden. Durch frühzeitige und niedrigschwellige Maßnahmen können psychische Erkrankungen vermieden, die Versorgungssysteme entlastet und Wartezeiten auf eine leitliniengerechte Behandlung deutlich verkürzt werden. 13 Quelle: Pressemitteilung BPtK, Kay Funke-Kaiser, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 27.11.13 2.5. Gegen rationierte Leistungen und Diskriminierung von psychisch Kranken BPtK kritisiert GKV-Spitzenverband Berlin, 29. November 2013: Psychische Erkrankungen sind häufig komplexe und multimorbide Erkrankungen. Rund 80 Prozent der psychisch kranken Menschen leiden an zwei und mehr psychischen Störungen. Von den psychisch kranken Menschen erhält aber nur ein Viertel überhaupt professionellen Rat und Behandlung durch die gesetzliche Krankenversicherung. Die Fehltage am Arbeitsplatz aufgrund psychischer Erkrankungen nehmen seit mehr als zehn Jahren zu. Psychische Erkrankungen sind mit großem Abstand der Hauptgrund für Erwerbsunfähigkeit. Diesem steigenden Bedarf an Behandlungskapazitäten versuchen die Krankenkassen durch eine pauschale Verkürzung der Behandlungszeiten zu begegnen. „Die gesetzlichen Krankenkassen stellen sich nicht der Aufgabe, für ihre psychisch kranken Versicherten eine ausreichende Versorgung zu organisieren“, stellt Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), anlässlich der Veröffentlichung des Positionspapiers des GKVSpitzenverbands zur Reform des Angebots an ambulanter Psychotherapie fest. „Was sie betreiben, ist nichts anderes als eine Rationierung der Versorgung von psychisch kranken Menschen.“ Der GKV-Spitzenverband plant, die ambulante psychotherapeutische Versorgung pauschal zu verkürzen. Schon heute dauern zwei Drittel der ambulanten Psychotherapien nicht länger als 25 Stunden und sind somit Kurzzeitbehandlungen. Jeder Psychotherapeut versorgt heute ein Drittel mehr Patienten als noch im Jahr 2000. „Das Potenzial, mehr psychisch kranke Menschen durch Kurzzeitpsychotherapie zu versorgen, ist ausgeschöpft“, erklärt Richter. „In das von den Kassen vorgeschlagene, Psychotherapieraster mit kleinsten Portionen passen Patienten in der Regel nicht. Psychisch kranke Menschen brauchen für ihre Gesundung Zeit und keine Einpeitscher, die sie zur Gesundung treiben wollen.“ Die Vorschläge der Krankenkassen gipfeln in dem Vorschlag, nach einer Kurzzeittherapie von zwölf Stunden grundsätzlich eine Wartezeit von sechs Wochen vorzusehen. „Eine solche pauschale Therapieunterbrechung wird für viele psychisch kranke Menschen einer therapeutischen Katastrophe gleichkommen“, stellt BPtKPräsident Rainer Richter fest. „Dass eine kontinuierliche Behandlung nur noch in Ausnahmefällen möglich sein soll, ist fachlich und ethisch nicht zu verantworten und grenzt an administrativen Wahnsinn. Eine solche Rationierung therapeutischer Leistungen wäre bei körperlich kranken Menschen undenkbar. Die Krankenkassen bauen bei schwer psychisch Kranken die höchsten Hürden auf und betreiben damit eine Diskriminierung psychisch kranker Menschen.“ Für eine Verbesserung der Versorgung ist es notwendig, flächendeckend offene Sprechstunden zu ermöglichen, in denen Psychotherapeuten ihren Patienten Termine für Erstuntersuchung und Indikationsstellung anbieten können. Dann 14 brauchen Patienten, bei denen ein Behandlungsbedarf festgestellt wurde, innerhalb angemessener Frist ein für ihre gesundheitlichen Probleme richtiges Versorgungsangebot. Aus Sicht der BPtK müssen dafür Beratungs- und Therapieangebote erheblich flexibler und bürokratieärmer gestaltet werden. Es geht hier um den Ausbau von themen- und krankheitsspezifischer Gruppentherapie und um die Entwicklung weiterer ergänzender Angebote, wie zum Beispiel eine qualitätsgesicherte, mediengestützte Selbsthilfe. Zur notwendigen Differenzierung des psychotherapeutischen Leistungsangebots gehört außerdem eine Erweiterung der Psychotherapie-Richtlinie, die sicherstellt, dass bei chronisch kranken Menschen mit schweren Beeinträchtigungen notwendige Psychotherapien nicht mehr abgebrochen werden müssen. Quelle: Pressemitteilung BPtK, Kay Funke-Kaiser, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 29.11.13 Anmerkung der bvvp-Redaktion: S. dazu das kompletter Positionspapier des GKVSpitzenverbands als pdf: http://www.bbpp.de/GKV-Positionspapier.pdf 2.6. Psychotherapeuten mahnen: „Qualität lässt sich nicht hineinkontrollieren“ Ursula Armstrong Quelle und weiter: http://praxis.medscapemedizin.de/artikel/4901575 , 22.10.13 Anmerkung der bvvp-Redaktion: Dies ist ein Artikel über unsere bvvp-Veranstaltung in Bochum, der bei Medscape Deutschland erschienen ist. Um diesen Artikel zu lesen, muss man sich erst dort anmelden. Wir haben darüber auch schon berichtet. 2.7. Josef Hecken: Funktionär empfiehlt psychisch Kranken Bier statt Therapie Von Dennis Ballwieser und Christian Teevs Nicht jeder benötige einen Therapeuten, eine Flasche Bier tue es manchmal auch. Das sagte einer über psychisch Kranke, der als mächtigster Mann im Gesundheitswesen gilt. Jetzt kritisieren Psychotherapeuten Josef Hecken heftig. Quelle und weiter: http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/psychischeprobleme-josef-hecken-empfiehlt-bier-statt-therapie-a-931850.html , 05.11.13 15 2.8. Berufliche Wiedereingliederung von Menschen mit psychischen Erkrankungen verbesserungswürdig BPtK fordert psychotherapeutische Expertise stärker einzubeziehen Die berufliche Integration psychisch kranker Langzeitarbeitsloser ist verbesserungswürdig. Dies geht aus einer Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Quelle und weiter: http://www.bptk.de/aktuell/einzelseite/artikel/berufliche-w.html , 06.11.13 2.9. Psychotherapeuten in Ausbildung - PiA Video soll’s allen zeigen Berlin, 26. November 2013. Erneut machen die Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA) auf ihre Misere in Ausbildung und auf fehlende gesetzliche Regelungen aufmerksam. Sie fordern eine angemessene Vergütung während der 1.800 Stunden, die sie praktisch in Kliniken während der Ausbildung erbringen müssen. Bisher bekommen sie dafür nichts oder es werden nur einige hundert Euro gezahlt. Weiterhin verlangen sie von der neuen Regierung endlich eine Reform der Ausbildung und eine Klarstellung, dass nur Masterniveau der Zugang zur Ausbildung zum Psychotherapeuten sein kann. Unter dem Motto „Stillstand seit 99 – Reform jetzt“ hatte im September 2013 ein bundesweiter Flashmob stattgefunden, der als Grundlage für den jetzt veröffentlichten Video-Spot diente (zu finden unter: www.piapolitik.de/video). Die Kritik ist klar: Seit der Einführung des Psychotherapeuten-Gesetzes im Jahr 1999 hat sich an den dort verankerten Ausbildungsverordnungen für Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten nichts geändert. Unklar ist beispielsweise nach der Bologna-Reform, welcher akademische Abschluss zur Psychotherapiebildung berechtigt. Die PiA-Vertreter/innen fordern Masterniveau. Die Probleme sind bereits lange bekannt. Sie wurden 2009 in einem vom Bundesministerium für Gesundheit in Auftrag gegebenen Forschungsgutachten ausführlich dargestellt. Ebenfalls hat die 85. Gesundheitsministerkonferenz der Länder am 28.05.2012 die Bundespolitik zum Handeln aufgefordert – bisher leider ohne nennenswerten Erfolg. Die Organisatoren des PiA-Politik-Treffens (www.piapolitik.de) begrüßen, dass bei den aktuellen Koalitionsverhandlungen dieses Thema angesprochen wurde, und fordern von der neuen Bundesregierung eine zügige Novellierung des Psychotherapeutengesetzes. Link zum Video: www.piapolitik.de/video & http://youtu.be/4oXu2Mf-vW8 Mehr Informationen: www.piapolitik.de 16 Liste der unterstützenden Verbände und Organisationen: www.piapolitik.de/unterstuetzer Quelle: Pressemitteilung, http://piapolitik.de , 26.11.2013 2.10. Reform der Psychotherapeutenausbildung: Orientierung am Bedarf Bühring, Petra Die Ausbildung zum Psychotherapeuten muss dringend reformiert werden. Damit wird sich die Politik in dieser Legislaturperiode beschäftigen müssen; vor allem aber die Psychotherapeuten selbst. Klar ist, dass das Bundesgesundheitsministerium eine Direktausbildung präferiert, also ein Hochschulstudium der Psychotherapie mit Approbation und anschließender Weiterbildung. http://www.aerzteblatt.de/archiv/148736/Reform-der-PsychotherapeutenausbildungOrientierung-am-Bedarf , PP 12, Ausgabe November 2013 2.11. Ausgebeutete Praktikanten Der Sprecher der PsychotherapeutInnen in Ausbildung der APP Köln, Dr. Peter Freytag, ist vom WDR zur Situation der PiA in der "Praktischen Tätigkeit" interviewt worden. Der Beitrag wurde am Sonntagabend gesendet und ist in der Mediathek des WDR zu sehen. Quelle und Video: WDR WESTPOL, http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/westpol/videoausgebeutetepraktikan ten100_size-L.html?autostart=true#banner ,17.11.13 2.12. BÄK und PKV-Verband schließen Rahmenvereinbarung zur GOÄ-Novellierung Die Bundesärztekammer (BÄK) und der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) haben eine Rahmenvereinbarung zu einer baldigen und umfassenden Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) unterzeichnet. Der gemeinsame Vorschlag soll dem federführenden Bundesgesundheitsministerium vorgelegt werden. Der Präsident der Bundesärztekammer, Prof Dr. Frank Ulrich Montgomery, und der Vorsitzende des PKV-Verbandes, Uwe Laue, appellierten an die 17 Koalitionsunterhändler von Union und SPD, die Novellierung der Gebührenordnung als prioritäres Vorhaben auf ihre gesundheitspolitische Agenda zu setzen. Mit der geschlossenen Rahmenvereinbarung hätten BÄK und PKV-Verband gezeigt, dass sie Willens und in der Lage sind, eine gemeinsame Lösung für die Neugestaltung der GOÄ zu entwickeln. Die Rahmenvereinbarung setzt die Eckpunkte für die Entwicklung dieses gemeinsamen Novellierungsvorschlages. In ihr sind konkrete Zeitvorgaben und Zielvereinbarungen festgelegt. So soll bis Ende 2014 eine gremienreife Entwurfsfassung der neuen GOÄ vorliegen. Zudem sieht das Papier Festlegungen für die Gründung einer Gemeinsamen Kommission zur Novellierung, Weiterentwicklung und Pflege der GOÄ mit Datenstelle vor. Die Vereinbarungspartner sind sich darüber hinaus einig, dass die Bewertung der ärztlichen Leistungen unter Heranziehung von Kostendaten und unter Berücksichtigung der medizinischen Leistungserbringung nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen neu vorzunehmen ist. Die Gebührenordnung bleibt als eigenständige Abrechnungsgrundlage für privatärztliche Leistungen erhalten und wird als umfassende Abbildung des gesamten ärztlichen Leistungsspektrums konzipiert. Zur Vermeidung unerwünschter bzw. unbegründeter Honorarentwicklungen ist eine geeignete Risikosteuerung vorgesehen. Bundesärztekammer und PKV-Verband konstatieren in der Rahmenvereinbarung, dass die GOÄ seit 1982 nur in Teilbereichen aktualisiert worden ist. Wichtige Bereiche der Medizin seien im Gebührenverzeichnis der GOÄ auf dem Stand vom Ende der 1970er Jahre abgebildet. Deshalb sei es zwischen den Vereinbarungspartnern unstreitig, dass eine umfassende Überarbeitung der GOÄ im Interesse der Patienten und aller anderen Beteiligten geleistet werden muss. So verständigten sich die Vertragspartner auch auf eine gemeinsam getragene Qualitätsoffensive, mit der die privatärztliche Versorgung weiter verbessert werden soll. „Mit der Novellierung wird eine moderne Gebührenordnung geschaffen, in der Unschärfen der bisherigen Fassung beseitigt und damit die ärztliche Abrechnung vereinfacht und entbürokratisiert wird“, sagte Montgomery. Mit der neuen GOÄ werde mehr Transparenz für Ärzte, Versicherte und Kostenträger geschaffen. Laue ergänzte: „Die gemeinsame Vereinbarung ermöglicht es, die neue GOÄ auf eine betriebswirtschaftlich kalkulierte und nachvollziehbare Grundlage zu stellen. Mit der Gründung einer gemeinsamen Kommission wird zudem sichergestellt, dass medizinische Innovationen zeitnah aufgenommen werden können. Das bedeutet mehr Sicherheit und Qualität für alle Versicherten.“ Quelle: Pressemitteilung der BÄK, http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=3.71.11025.11725.11755 , 13.11.13 Ebenfalls Downloadmöglichkeit der Rahmenvereinbarung zur Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte [PDF] 18 2.13. Geht die Psychotherapie ins Netz? Projekte - Erfahrungen - Realisierbarkeit Sie finden die Folien der Veranstaltung der Landeskammer für PP und KJP Hessen zur Veranstaltung "Geht die Psychotherapie ins Netz" ab sofort online. Quelle und Vorträge: http://www.ptkhessen.de/neptun/neptun.php/oktopus/page/1/173 ,09.11.13 2.14. Weichenstellung für die Zukunft der Psychotherapie 23. Deutscher Psychotherapeutentag in Kiel Am 16. November 2013 fand in Kiel der 23. Deutsche Psychotherapeutentag (DPT) statt. Die Delegierten formulierten ihre Forderungen an die Gesundheitspolitik, vertieften die Diskussion um eine Reform der Psychotherapeutenausbildung und berieten die Anpassung der Musterberufsordnung an die Anforderungen des Patientenrechtegesetzes. Quelle und weiter: http://www.bptk.de/aktuell/einzelseite/artikel/weichenstell.html, 27.11.13 2.15. Psychische Erkrankungen bleiben zu häufig unerkannt – auch bei Soldaten BPtK: Auslandseinsätze sind nach erfolgreicher Behandlung weiter möglich Berlin, 26. November 2013: Psychische Erkrankungen bleiben zu häufig unerkannt, auch bei Soldaten. Stigmatisierung und Karrierenachteile führen bei der Bundeswehr dazu, dass Angststörungen, Depressionen und Suchterkrankungen häufig nicht erkannt und behandelt werden. Psychische Erkrankungen sind allerdings gut behandelbar. „Es spricht nichts dagegen, dass ein Soldat, der psychisch krank war, aber erfolgreich behandelt wurde, seinen Dienst weiter fortsetzt – und auch an Auslandseinsätzen teilnimmt“, stellt Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), fest. „Ein Einsatzverbot bei psychischen Vorerkrankungen wäre inakzeptabel. Sonst dürften z. B. Notärzte, die ebenfalls ein erhöhtes Risiko haben, einem traumatischen Erlebnis ausgesetzt zu werden, ihrer Arbeit nicht weiter nachgehen.“ „Es gibt zuverlässige Methoden, psychische Erkrankungen zu erkennen“, erklärt BPtK-Präsident Richter. Soldaten sollten vor Beginn eines Auslandseinsatzes auf das Vorliegen einer akuten und unter Umständen unbehandelten psychischen Erkrankung untersucht werden. Hierfür liegen gut validierte Instrumente wie z. B. die CIDI-Screening Skalen (Composite International Diagnostic Interview Screening 19 Scales, CIDI-SC) vor. Erst bei auffälligen Werten muss dann ein klinischdiagnostisches Gespräch mit einem entsprechenden Facharzt oder Psychotherapeuten erfolgen. Nach einer aktuellen Studie der Technischen Universität Dresden haben 20 Prozent der Soldaten, die in Auslandseinsätze geschickt werden, psychische Vorbelastungen. Dieser Anteil entspricht dem Anteil von psychisch kranken Männern in der Gesamtbevölkerung. Unerkannt vorbelastete Soldaten, so diese Studie, haben jedoch das vier- bis sechsfache Risiko, mit einer neuen psychischen Erkrankung aus dem Einsatz zurückzukehren. Quelle: Pressemitteilung BPtK, Funke-Kaiser, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 26.11.13 Anmerkung der bvvp-Redaktion: Die Diktion dieser Pressemitteilung erscheint uns etwas unglücklich. Sind wir etwa ein Reparaturbetrieb, um kriegsgeschädigte Soldaten wieder kriegsverwendungsfähig zu machen? S. auch Punkte 4.10 und 4.11. 3. Praxis 3.1. Psychotherapie für Kinder und Jugendliche: Ein BPtK-Ratgeber für Eltern Berlin, 21. November 2013: In keiner Lebensphase verändert sich der Mensch so stark wie in Kindheit und Jugend – sowohl körperlich als auch seelisch. Jedes Mädchen und jeder Junge sucht dabei seinen Weg. Schwierige Phasen sind normal. Keine Entwicklung ist geradlinig. Hindernisse helfen beim Erwachsenwerden. Krisen und Konflikte können Kinder und Jugendliche aber auch überfordern. Dann können aus Angst und Bedrückung, Rückzug und Trotz, Widerstand und Wut seelische Erkrankungen werden, die eine Behandlung erfordern. Auch für Eltern ist es nicht einfach, die normalen Krisen ihrer Kinder von psychischen Störungen zu unterscheiden. Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hat deshalb für Eltern einen Ratgeber herausgegeben, der eine erste Orientierung bei seelischen Störungen und Krisen ihrer Kinder geben soll. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten können seelische Überlastungen und Erkrankungen beurteilen und beraten, ob eine Behandlung notwendig ist oder nicht. Sie nehmen sich Zeit und die Sorgen der Kinder und Eltern ernst. Anlass für ein Gespräch mit einem Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten können sein: bei Säuglingen und Kleinkindern · untröstbares Schreien, Schlaf- und Fütterprobleme beim Säugling · Schlafstörungen · zu spät sprechen lernen, große Ungeschicklichkeit 20 vor allem bei Schulkindern · andauernde Ängste · anhaltende Unruhe und Aufmerksamkeitsstörungen · auffallend aggressives, verweigerndes und oppositionelles Verhalten · weglaufen, Schule schwänzen, stehlen und lügen vor allem bei Jugendlichen · übermäßiger Rückzug, Kontakt- und Beziehungsprobleme · Essstörungen · selbst verletzendes Verhalten · düstere, lebensmüde Stimmungen; Gedanken, sich umzubringen · starkes Verlangen (Sucht) z.B. nach Alkohol, Medikamenten, Drogen, Internet Quelle: Pressemitteilung BPtK, Kay Funke-Kaiser, 21.11.13 Download des Ratgebers: http://www.bptk.de/uploads/media/BPtK_Elternratgeber.pdf 3.2. Einladung: Teilnahme an einer Studie zur Persönlichkeitsdiagnostik im DSM-5 Sehr geehrte Damen und Herren, im Mai dieses Jahres erschien die fünfte Auflage des Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen (DSM-5) der American Psychiatric Association. In Sektion III befindet sich ein alternatives Modell zur Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen. Dieses ist gegenüber den bisher bekannten Modellen aus DSM-IV und ICD-10 mit einigen Vorteilen verbunden, bedarf aber zur Etablierung noch weiterer Forschung. Wir laden Sie hiermit ein, an unserer online-basierten Studie zum alternativen DSM5-Diagnosemodell für Persönlichkeitsstörungen teilzunehmen, die wir gemeinsam mit Prof. Dr. Cord Benecke und Dr. Johannes Zimmermann (Universität Kassel) sowie Prof. Dr. Daniel Leising (Technische Universität Dresden) durchführen. Teilnahmevoraussetzung ist, dass Sie therapeutisch tätig sind und regelmäßig mit Patienten/Patientinnen arbeiten. Wir bitten Sie im Rahmen dieser Studie, einen Patienten/eine Patientin anhand verhaltensnaher Merkmale in Anlehnung an das neue DSM-5-Modell zu beschreiben. Bei der beschriebenen Person sollte es sich um jemanden handeln, der Ihrer Meinung nach Persönlichkeitsprobleme hat (unabhängig von der spezifischen Diagnose). Darüber hinaus sollten Sie mindestens fünf Stunden therapeutischen Kontakt zu dieser Person gehabt haben. Über folgenden Link gelangen Sie direkt zum Online-Fragebogen: http://www.unikassel.de/hrz/db4/extern/klin_psych/limesurvey/index.php?sid=18373&lang=deinformal Die Bearbeitung des Fragebogens dauert ca. 30 Minuten. Die erhobenen Daten werden selbstverständlich in anonymisierter Form gespeichert und ausgewertet. Der Name Ihres Patienten/Ihrer Patientin wird an keiner Stelle abgefragt. 21 Wenn Sie Interesse daran haben, bieten wir Ihnen nach Abschluss der Untersuchung gerne die Erstellung eines individuellen Persönlichkeitsprofils zu Ihrem Patienten/Ihrer Patientin auf Grundlage des neuen DSM-5-Modells an. Sie haben außerdem die Möglichkeit, als kleiner Dank für Ihre Mühe, an einer Verlosung von 10 x 50 Euro teilzunehmen. Für weitere Fragen oder auch Anmerkungen Ihrerseits, können Sie uns gerne unter folgender E-Mail-Adresse kontaktieren: [email protected] . Wir freuen uns, wenn Sie an unserer Studie im Rahmen unseres PsychologieStudiums an der Universität Kassel teilnehmen! Sie können uns außerdem unterstützen, indem Sie diesen Fragebogen an Bekannte weiterleiten, die ebenfalls therapeutisch tätig sind. Mit freundlichen Grüßen, Rhea Eschstruth, Lisa Hahn und Lena Riese Studierende der Psychologie Universität Kassel Kontakt: [email protected] Quelle: Cord Benecke, Kassel, 29.11.13 4. Medien und Wissenschaft 4.1. Geprüfte Hilfen gegen Magersucht Welche Behandlung hilft magersüchtigen Mädchen und Frauen am besten? Die Daten der weltweit größten Studie werfen ein gutes Licht auf das deutsche Gesundheitssystem. Von Christina Hucklenbroich Die bislang größte Studie über Psychotherapien bei Anorexia nervosa, so der Fachterminus für die Magersucht, kommt jetzt aus Deutschland und gibt valide Hinweise darauf, welche Verfahren helfen können. Eine Forschergruppe um Wolfgang Herzog von der Universität Heidelberg und Stephan Zipfel von der Universität Tübingen veröffentlichte im Fachmagazin „Lancet“ Daten über 242 an Anorexie leidenden Frauen, die mittels Losverfahren auf drei Gruppen verteilt wurden. Quelle und weiter: http://www.faz.net/aktuell/wissen/psychotherapie-gepruefte-hilfen-gegen-magersucht12648264.html , 11.11.13 22 4.2. Gesundheitsreport: Die Deutschen nehmen mehr Antidepressiva Einem Bericht zufolge nehmen Menschen in wohlhabenden Industrieländern immer mehr Antidepressiva. Dabei sollten bei leichten Depressionen Psychotherapien klar den Arzneimitteln vorgezogen werden. Von CHRISTINA HUCKLENBROICH Quelle und weiter: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/gesundheitsreport-die-deutschennehmen-mehr-antidepressiva-12675171.html , 22.11.13 4.3. Die alte Couch wirkt oft besser als Pillen Von Barbara Morawec Die Analyse dauert jahrelang, aber sie kann Gehirnströme verändern. Und damit das Verhalten. Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände können mit Psychotherapie deutlich verbessert werden. Bei leichteren und akuten Störungen sind kürzere Therapien durchaus ausreichend. Bei schweren Störungen der Seele allerdings brauche es eine längere Therapie, wie zum Beispiel die gute, alte Psychoanalyse "auf der Couch". Quelle und weiter: http://www.salzburg.com/nachrichten/gesundheit/sn/artikel/diealte-couch-wirkt-oft-besser-als-pillen-82020/ , 11.11.13 4.4. DAS WAR MEINE RETTUNG - Eric Kandel Als Kind flüchtete Eric Kandel vor den Nazis nach New York. Dort spürte er zum ersten Mal, was Freiheit bedeutet. VON HERLINDE KOELBL ZEITmagazin: Professor Kandel, Sie fanden heraus, dass Psychotherapie molekulare Vorgänge im Gehirn nachhaltig verändert. Haben Sie selbst eine Therapie gemacht? Quelle und weiter: http://www.zeit.de/2013/48/rettung-eric-kandel , 2011.13 23 4.5. Kranke Psyche: Migrationshintergrund erhöht Risiko In Deutschland lebende Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund haben ein höheres Risiko für eine Depression, Abhängigkeitserkrankung, posttraumatische Belastungsstörung, ein psychosomatisches Leiden oder andere psychische Störungen. Quelle und weiter: http://www.extremnews.com/nachrichten/gesundheit/27e514a1248932a, Zugriff 14.11.13 4.6. „Klimawandel“ und wieso man sich als Psychoanalytiker damit beschäftigen kann Psychologische Studien zum Thema „Klimawandel“, wenn sie denn gemacht werden, befassen sich häufig mit der Frage nach bewussten Einstellungen. Die Intention dabei geht in die Richtung, es müsse mehr Aufklärung der Bevölkerung stattfinden. Die unbewussten Prozesse, die jedoch unsere Reflektion unserer CO2„Fußabdrücke“ bis hin zu unserem Handeln formen, werden damit nicht erfasst. Gerade diese sind jedoch interessant, denn: Interessanterweise sinkt mit wachsender Bestätigung der Daten zum Klimawandel die Anzahl der Menschen, die an die Existenz des (anthropogenen) Klimawandels glauben. Wie kann man das erklären? Psychoanalytiker befassen sich mit dem Unbewussten und damit auch mit den Abwehrmechanismen, die ebenfalls unbewusst sind. Insbesondere die Macht der Verleugnung zeigt sich dort, wo der Mensch zutiefst bedroht wird. Quelle und weiter: http://www.psychoanalyseaktuell.de/Detail.325+M5ac3d3798c7.0.html?&tx_ttnews%5Bday%5D=05&tx_ttnews %5Bmonth%5D=10&tx_ttnews%5Byear%5D=2013 , Zugriff 18.11.13 4.7. Die Krise auf der Couch Die deutschen Psychoanalytiker wollten die europäische Finanzkrise einmal anders betrachten und luden ein. Doch die Krise lässt sich nicht so leicht fassen. Die Eurokrise ist nicht nur ein ökonomisches Ereignis. Sie berührt Gefühle, löst Ängste aus, Ressentiments. Die Deutsche Psychoanalytische Vereinigung kam 24 daher auf die Idee, ein „interdisziplinäres Gespräch“ zwischen Ökonomen und Psychologen zu organisieren. Quelle und weiter: http://www.taz.de/Geisteswissenschaftler-ueber-Finanzkrise/!127946/, 22.11.13 4.8. Verschwimmt die Grenze zwischen Krankheit und Gesundheit? DSM-5: Was ihr wollt. Zurück zu Foucault Spätestens seit der Veröffentlichung der fünften Ausgabe des Diagnostischen und Statistischen Hand- buchs Psychischer Störungen (DSM-5) der American Psychiatric Association (APA) im Mai 2013 wird das Thema psychische Krankheit auch in deutschen Publikumszeit- schriften kritisch diskutiert. Quelle und weiter: http://www.aerztekammerbw.de/aerzteblatt/archiv/2013/Aerzteblatt_Baden-Wuerttemberg_10-2013.pdf , Ausgabe 10/2013 4.9. Hilfsbedürftige Helfer Ein Vierteljahrhundert lang arbeitete Michael Freudenberg als Psychiater und stellte die Diagnose Depression bei seinen Patienten. Dann rutschte der Oberarzt 2003 selbst in die Depression - und erkannte es nicht. "Dabei fing es ganz lehrbuchmäßig an", wundert sich Freudenberg noch heute, "Schlafstörungen, Gedankenkreisen, Appetitlosigkeit - lauter Sachen, unter denen ich nie gelitten hatte." Er arbeitete weiterhin Vollzeit in seiner Klinik im holsteinischen Neustadt, inklusive der üblichen vier Nachtdienste im Monat, obwohl er fast überhaupt nicht mehr schlief. Starkes Herzrasen führte ihn schließlich zu einem Internisten, der ihm vorsichtig erklärte, dass seine Beschwerden psychischer Natur seien. Ein Antidepressivum und psychotherapeutische ... Quelle und weiter: http://www.genios.de/pressearchiv/artikel/SZ/20130914/hilfsbeduerftige-helfer/A55418324.html , 14.09.13 4.10. Bundeswehr: Traumatische Störungen bei Soldaten bleiben oft unentdeckt Deutlich mehr Bundeswehrsoldaten als bislang angenommen leiden unter Belastungsstörungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag des Bundestags. Sie zeigt auch: Jeder fünfte Soldat startet bereits mit einer Störung in 25 den Auslandseinsatz. Quelle und weiter: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-studie-ptbsbleibt-bei-soldaten-oft-unentdeckt-a-935621.html, 26.11.13 4.11. Studie zu psychischen Störungen Viele Soldaten gehen vorbelastet in den Einsatz Posttraumatische Belastungsstörungen bleiben bei Bundeswehrsoldaten nach einem Auslandseinsatz oft unerkannt. Eine Studie im Auftrag des Bundestags belegt allerdings: Viele sind psychisch schon vorbelastet. Quelle und weiter: http://www.faz.net/aktuell/politik/studie-zu-psychischenstoerungen-viele-soldaten-gehen-vorbelastet-in-den-einsatz-12681898.html , 26.11.13 4.12. Studie: Enorm schlechte psychologische Versorgung macht Deutschland zu schaffen Ganz Deutschland ist in den Fachgebieten Psychiatrie und Psychotherapie katastrophal dünn besetzt. Diesen besorgniserregenden Zustand macht der aktuelle "Stellenreport Medizin und Pflege" des Gesundheitsportals kliniken.de (www.kliniken.de) anlässlich des DGPPN Kongress vom 27.-30. November im ICC Berlin öffentlich. Laut der Auswertung fehlen allein in Schleswig-Holstein 46 Fachkräfte auf 1 Million Einwohner. In Rheinland-Pfalz fehlen 42 Fachkräfte der Psychiatrie und Psychotherapie. Ins Rollen gebracht hatte den Stellenreport kliniken.de-Leiter David Fickeisen. Quelle und weiter: http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/Studie-Enorm-schlechtepsychologische-Versorgung-macht-Deutschland-zu-schaffen-2805974 , 27.11.13 4.13. Fall Mollath: "Man kann nicht hineinschauen" Fürther Forensik-Experte Rose fordert Reformen bei Gutachtern vor Gericht FÜRTH - In der Debatte über den Justiz- und Psychiatrie-Skandal Mollath spielen auch die forensischen Sachverständigen eine zentrale Rolle. Wie souverän und unabhängig sind ihre Gutachten? Der Psychotherapeut und beeidigte Sachverständige Andreas Rose aus Fürth ist Forensik-Beauftragter der Bayerischen Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten — er schlägt dringend Reformen vor. Quelle und weiter: http://www.nordbayern.de/region/fuerth/fall-mollath-man-kann26 nicht-hineinschauen-1.3310689, 30.11.13 4.14. Politik und Seelenkunde Zurück auf die Couch, Deutschland von Andrea Dernbach Psychoanalyse half viele Jahre lang, auch Politik zu verstehen. Das sollte sie wieder tun. Dazu müsste sie aber die Einwanderungsgesellschaft entziffern können - und Merkels Muttikratie. Quelle und weiter: http://www.tagesspiegel.de/meinung/politik-und-seelenkundezurueck-auf-die-couch-deutschland/9143280.html , 29.11.13 4.15. Josef Rabenbauer/Gabriele Michel: Sich selbst erforschen Das Buch „Sich selbst erforschen“ zeigt auf anschauliche Weise einen Weg zu tiefer Selbsterkenntnis und Transformation. Dabei schöpfen die Autoren aus einem reichen Erfahrungshintergrund sowohl aus dem Bereich westlicher Psychotherapie als auch östlicher Weisheitslehren. Der Prozess der Selbsterforschung regt an, den eigenen Gefühlen und Wahrnehmungen auf die Spur zu kommen – mit Achtsamkeit, Geduld und einem liebevollen Blick. Entfaltet werden das methodische Vorgehen, dessen psychologische Hintergründe, zentrale Themen der Selbsterforschung und das ihr zugrunde liegende Verständnis der Seele und unseres Wesens. Zahlreiche praktische Selbsterforschungsübungen regen an, von der Lektüre zu eigenen Erfahrungen überzugehen. Theoretisch interessierte Leserinnen und Leser finden zudem Informationen zu den hirnphysiologischen Hintergründen des Selbsterforschungsprozesses. Mit einem Vorwort von Hunter Beaumont. s Quelle: Josef Rabenbauer, Mitglied im bvvp-Südbaden, 21.11.13 bvvp, Schwimmbadstr. 22, 79100 Freiburg i. Br., Tel. 0761-7910245, [email protected] ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ bvvp-online-Newsletter++++++bvvp-online-Newsletter++++++bvvp-online-Newsletter ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 27