am rande - Universitätsklinikum Leipzig

Transcrição

am rande - Universitätsklinikum Leipzig
14/10 DAS PATIENTENMAGAZIN DES
UNIVERSITÄTSKLINIKUMS LEIPZIG
HES
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A
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Sommerhitze:
Coole Tipps
für heiße Tage
Seite 5
Fibromyalgie:
Schmerzen ohne
Ursache… 6
Uniklinik:
Kontinenzzentrum
stellt sich vor… 8
Foto: dpa
GESUNDHEIT
UND MEHR...
2
MELDUNGEN | KOPF DER WOCHE
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N INHALT
N KOPF DER WOCHE
Matthias Müller, neuer Porsche-Chef
V
olkswagen
verstärkt
seinen Einfluss bei Porsche. Der künftige Porsche-Chef Matthias Müller ist
ein enger Vertrauter des VWVorstandsvorsitzenden Martin
Winterkorn.
Klinikum Intern
Neues aus dem Klinikum . . 3
Aktuell
Schwitzen: Krankheitsbedingt und durch die Hitze.4/5
Der 57-Jährige gilt als exzellenter Produktstratege und als
einer der wichtigsten Männer
in Wolfsburg. Auch bei Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen wird der VW-Mann als
gute Wahl für die Nachfolge
von Michael Macht angesehen.
Klinikum 2010
Fibromyalgie – Schmerzen
ohne Ursache . . . . . . . . . . . 6
Klinikum 2010
Zusammenhang zwischen
Hautkrankheiten und Rheuma 7
Mit dem in Chemnitz geborenen und in Bayern aufgewachsenen Manager kommt
einer an die Porsche-Spitze,
der wie kein Zweiter weiß,
wie Audi und VW in ihren
Produktplanungen
ticken.
Dies ist ein großer Pluspunkt,
weil es bei der Integration der
Sportwagenschmiede in den
VW-Konzern gerade auf eine
genaue Abstimmung und Abgrenzung zwischen den gerne
mal rivalisierenden Autobauern Audi und Porsche ankommt.
Klinikum 2010
UKL-Kontinenzzentrum stellt
sich vor . . . . . . . . . . . . . . . 8
Klinikum 2010
Dank an Körperspender. . . 9
Wirtschaft I Politik
Mini-Refom lässt Einkommen bröckeln . . . . . . . . . . 10
Fotos: dpa
Universitäts-Leben
Nanotech: Ideal für Photovoltaik und Thermoelektrik . 11
Kultur
Mythos Burg . . . . . . . . . . 12
Unterhaltung
Kachelmann-Prozess wohl
im September . . . . . . . . . 13
Reise
Kanada . . . . . . . . . . . . . . 14
Jugend
Zum 46. Mal: Frischer Wind
für die Wissenschaft. . . . . 15
Prävention
Reiseapotheke: Salben und
Pillen auf Tour . . . . . . . . . 16
Wellness & Beauty
Keinen Kaltstart nach Urlaub 17
Ihr Geld, ihr Recht
Liebe im Büro: Nicht vor den
Kollegen knutschen . . . . . 18
Soziales
Enttäuschung: Hartz-IVSätze steigen nicht . . . . . . 19
Sport
Das Erfolgsmodell Löw 20/21
Rätselseite und Gewinner
der letzten Ausgabe . . . 22
VA-Hinweise |
TV-Tipps . . . . . . . . . . . . . 23
Steckbrief |
Impressum . . . . . . . . . . 24
Müller leitete von 2003 bis
2007 das Produktmanagement der Audi-Marken, zu de-
nen auch Seat und die Sportwagenschmiede Lamborghini
gehören. Anschließend folgte
er seinem Chef Winterkorn in
gleicher Funktion nach Wolfsburg.
Der 57-Jährige könne wie
sein Vorgänger Michael Macht
ausgleichen und gehe nicht
gleich mit dem Kopf durch die
Wand, heißt es in Stuttgart.
Macht führt Porsche seit dem
verlorenen Übernahmekampf
mit VW vor knapp einem Jahr
mit ruhiger Hand.
Müller arbeitet bereits seit vielen Jahren sehr eng mit Winterkorn zusammen und gilt
als sehr durchsetzungsstark:
„Er bringt, er liefert. Ein offener sympathischer Typ, der
aber auch sehr fordernd sein
kann“, charakterisiert ihn
jemand, der ihn in Ingolstadt
erlebt hat.
Porsche hatte bis zum Sommer vergangenen Jahres unter Führung von Wiedeking
versucht, den VW-Konzern
mit Hilfe riskanter Spekulationsgeschäfte zu übernehmen.
Der Angriff scheiterte und im
Gegenzug musste VW den
hoch verschuldeten Sportwagenbauer stützen.
dpa
N REIZTHEMA
Kontroverse um Embryonen-Tests entbrannt
D
ie umstrittenen Gentests
an künstlich befruchteten
Embryonen sind zur Entdeckung von Erbkrankheiten
erlaubt. Die Untersuchung von
Embryonen außerhalb des Mutterleibs mit Hilfe der sogenannten Präimplantationsdiagnostik
(PID) verstößt nicht gegen das
Embryonenschutzgesetz,
entschied der Bundesgerichtshof
Anfang Juli in Leipzig.
Der Senat stellte allerdings
ausdrücklich klar, seine Entscheidung sei nur auf die Untersuchung von Zellen auf schwerwiegende genetische Schäden
gerichtet. Die Richter öffneten
damit keinesfalls einer Auswahl
von Embryonen für die Geburt
einer „Wunschtochter“ oder
eines „Wunschsohnes“ Tür und
Tor. Die Entscheidung der Leipziger Bundesrichter stieß auf ein
geteiltes Echo.
Die Bundesärztekammer begrüßte ebenso wie die Deutsche
Gesellschaft für Reproduktionsmedizin das Urteil. Der BGH habe
Rechtssicherheit geschaffen und
gleichzeitig hervorgehoben, dass
die PID nur bei entsprechend
schwerwiegender
Indikation
angewendet werden dürfe, sagte
der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe,
laut einer Mitteilung. Der Gesetzgeber sei nun aufgefordert, das
Embryonenschutzgesetz
entsprechend nachzubessern.
Hingegen kritisierte das Zentralkomitee
der
deutschen
Katholiken (ZdK) das Urteil
scharf. „Das Urteil (...) ist
ein schwerer Schlag gegen
den Schutz und die Würde
menschlichen
Lebens“,
sagte ZdK-Präsident Alois
Glück laut einer in Bonn veröffentlichten Mitteilung. Die
Unverfügbarkeit menschlichen Lebens verbiete jede
Selektion von Embryonen.
Auch ein genetischer Defekt
sei hierzu keine Rechtfertigung.
Die Deutsche Bischofskonferenz erklärte: „Die Tötung
von Embryonen, die nach einer
Untersuchung auf genetische
Schäden nicht mehr in die Gebärmutter eingesetzt werden
sollen, kann nicht erlaubt sein
und widerspricht unserem Verständnis vom Menschen.“ Kritik
kam auch vom Bundesbeauftragten für Behinderte, Hubert
Hüppe: Mit dem Urteil sei die
Tür zu „Designerkindern“ und
letztlich
zum
Aussortieren
menschlichen Lebens weit geöffnet.
Die PID hatte schon in der Vergangenheit für Zündstoff gesorgt. Kritiker befürchten, dass
sie missbraucht werden könnte und dass am Ende das „Designer-Baby“ steht – ausgewählt
vielleicht nach Haar- oder Augenfarbe und Geschlecht.
Der 5. Strafsenat stellte mit seinem Urteil Rechtssicherheit für
Fortpflanzungsmediziner
und
betroffene Paare her. Die Bundesrichter bestätigten zugleich den
Freispruch des Berliner Landgerichts für einen 47 Jahre alten
Gynäkologen und verwarfen die
Revision der Staatsanwaltschaft.
Der Berliner Gynäkologe hatte für
drei erblich vorbelastete Paare die
umstrittene Präimplantationsdiagnostik ausgeführt und dabei Em-
bryos mit genetischen Defekten
entdeckt. Die betroffenen Frauen
lehnten eine Einpflanzung ab.
Der
nur
Die
ließ
Mediziner übertrug daher
Embryonen ohne Defekt.
nicht verpflanzten Embryos
er absterben. Anschließend
zeigte er sich selbst an,
um Rechtssicherheit zu erzwingen. Das Landgericht
Berlin sprach den Arzt im
Mai 2009 frei. Es konnte
keinen Verstoß gegen das
seit 20 Jahren geltende
Gesetz erkennen.
Die Leipziger Bundesrichter folgten in ihrem Urteil
sowohl der Argumentation
des Landgerichts sowie
der Verteidigung und des
Bundesanwalts. Dem Embryonenschutzgesetz sei
kein Verbot der PID zu entnehmen. Sie sei von dem Arzt auch
nicht missbräuchlich angewendet worden, sagte der Vorsitzende Richter Clemens Basdorf.
„Hier steht der Kinderwunsch im
Mittelpunkt.“
Das Vorgehen des Gynäkologen verstoße weder gegen den
Wortlaut noch gegen den Sinn
des Gesetzes, in dem die PID
nicht ausdrücklich berücksichtigt sei.
Gitta Keil
KLINIKUM INTERN
3
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N AUSZEICHNUNG
Arbeitsgruppe der Hautklinik erhält Gedek-Award
D
ie Arbeitsgruppe um Dr. Tobias Polte von der Klinik und
Poliklinik für Dermatologie,
Allergologie und Venerologie der
Universität Leipzig und vom Department für Umweltimmunologie
des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig hat den mit
10.000 Euro dotierten Brigitte-Gedek-Science-Award der Gesellschaft
für Mykotoxin-Forschung erhalten.
Die Wissenschaftler konnten im
Mausmodell eine allergieverstärkende Wirkung durch Stoffwechselprodukte bestimmter Schimmelpilze zeigen. Die Ergebnisse, die im
renommierten Fachblatt „American
Journal of Respiratory and Critical
Care Medicine“ veröffentlicht wurden, beschreiben erstmalig einen
Mechanismus, der das in epidemiologischen Studien beobachtete, verstärkte Auftreten bestimmter Allergien bei Schimmelpilzbefall im
Haushalt erklären könnte.
„Wir konnten in unserer Arbeit nicht
nur zeigen, dass die Mykotoxine zu
verstärkten allergischen Symptomen
führten, sondern haben zudem auch
einen Großteil der für diese Wirkung
zugrunde liegenden Mechanismen
aufgeklärt“, erläutert Dr. Tobias
Polte. „Für uns ist die Auszeichnung
außerdem eine Anerkennung für
die erfolgreiche Zusammenarbeit
zwischen der Hochschulmedizin
und dem Helmholtz-Zentrum für
Umweltforschung“, sagte Prof. Dr.
Jan C. Simon, Direktor der Klinik für
Dermatologie, Venerologie und Allergologie.
Das Labor der Nachwuchsgruppe
ist im Max-Bürger-Forschungszentrum angesiedelt und ein wichtiger
Baustein für den profilbildenden
Forschungsbereich
„Veränderte
Umwelt und Krankheit“ der Universität Leipzig.
Der Wissenschaftspreis wird alle
zwei Jahre von Prof. Brigitte Gedek
zur Förderung von wissenschaftlich herausragenden Leistungen
auf dem Gebiet der Forschung an
Schimmelpilzgiften gestiftet und
wurde erstmals im Jahr 2000 vergeben.
ukl
Die ausgezeichneten Nachwuchsforscher von der Hautklinik des Universitätsklinikums Leipzig:
Ulrike Bönisch, Nicole Schütze, Tobias Polte, Marita Reiprich.
Foto: UFZ
N TIERSCHUTZ
Entenrettung am UKL
D
as die Uniklinik Leipzig eine hervorragende medizinischen
Einrichtung ist, das ist weit
über die Grenzen Sachsens
hinaus bekannt. Dass dieser gute Ruf jedoch auch
ins Tierreich abstrahlt und
regelmäßig „wilde“ Gäste
aufs Klinikgelände zieht,
kann durchaus verwundern.
Eine Entenmutter, die
schon seit mindestens drei
Jahren regelmäßig im geschlossenen
Innenhof
zwischen den Operativen
Kliniken und dem Mutterund-Kind-Zentrum an der
Liebigstraße ihre Gelege
ausbrütet, sorgte Ende
Juni für Aufregung bei den
tierlieben Mitarbeitern.
deckt wurden die Vögel am
25. Juni gegen 11 Uhr vom
Sekretariat der Chirurgischen Klinik I. Schnell
wurde die HausmeisterCrew informiert, die Kollegen riefen die Tierrettungsstelle des Veterinäramtes
Leipzig an.
Samt ihrer zehn piepsenden
Sprösslinge des aktuellen
Jahrgangs hatte es sich die
Ente zum Ziel gesetzt, den
Innenhof zu verlassen. Ent-
Gegen 13.30 Uhr wurde
die Entenfamilie abgeholt
und kurz darauf im Johannapark ausgesetzt. Ente(n)
gut, alles gut.
ukl
Tierische Gäste: Die Enten-Mutter und ihre zehn Küken erklimmen kühlende
Treppenstufen am Universitätsklinikum.
Foto: Stefan Straube
N LEHRE
Medis feiern 300 Jahre Charité
und belegen Rang 3
B
eim diesjährigen Benjamin Franklin Contest an der Berliner
Charité hat das Leipziger
Team den 3. Platz belegt.
Der jährlich durchgeführte
Wettbewerb stand dieses
Jahr unter einem besonderen Motto – 300 Jahre
Charité.
Bei dem studentischen
Wettbewerb
zwischen
sieben
vorausgewählten
Medizinfakultäten waren
Wissen und Schnelligkeit
gefragt, um bei Aufgaben
wie der Blickdiagnose zu
punkten oder klinische Fälle kostengünstig zu lösen.
Die Motivation des Leipziger Teams, bestehend
aus sechs Studierenden im
8. und 10. Semester, sich
über 10 Wochen neben
dem Studium auf den Wettbewerb vorbereiten, war
der zusätzliche Wissenserwerb. So wurden Reanimation, Ultraschall, nähen
und gipsen geübt.
Teambetreuer
Martin
Neef, Assistenzarzt in der
Kardiologie, ist hochzufrieden mit seinem Team:
„Das Niveau des Wettbewerbs war so hoch, dass
die Unterschiede minimal
zu nennen sind. Im Sprint
würde man von 100-stel
Sekunden
Unterschied
sprechen.“
Im kommenden Jahr wollen
sie sich wieder um die Teilnahme bemühen, um die
Gewinner aus Berlin herauszufordern. Der Benjamin Franklin Contest wurde
erstmals 1998 ausgerichtet
und findet seit dem Jahr
2000 immer an der Berliner
Charité statt.
ds
Das Leipziger Team: Henrike Horn, Johanna Kuhnt, Daniel Uhlemann, Nico Wesemann, Marie Anders und Urska Kosbek.
Foto: privat
4
AKTUELL
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N UNI-HAUTKLINIK
Hyperhidrosis: Hilfe, ich schwitze
S
chwitzen ist etwas ganz Natürliches. Denn nur so kann
sich der Körper bei warmem
Wetter vor Überhitzung schützen.
Bis zu einem Liter Flüssigkeit verliert der Mensch täglich über die
Schweißdrüsen, die Flüssigkeit
verdunstet auf der Haut und kühlt
so den Körper. In einigen Fällen ist
die Funktion der Schweißdrüsen
jedoch gestört, die Betroffenen
schwitzen auch dann, wenn es eigentlich für den Körper nicht notwendig ist. Ärzte sprechen dann
von Hyperhidrosis.
Es gibt zwei Formen dieser Krankheit. Zum einen kann krankhaftes
Schwitzen als Folge einer anderen
Erkrankung auftreten, bei Fieber
zum Beispiel, oder durch die Umstellung der Hormone während
Wechseljahren. Bei der zweiten
Form, der primären Hyperhidro-
sis, lässt sich die eigentliche Ursache nicht finden, die Patienten
schwitzen trotzdem stark vor
allem unter den Achseln, an den
Handflächen und Fußsohlen oder
auf der Stirn. Für diese Patienten
ist dann ein Hautarzt der richtige
Ansprechpartner.
Das bedeutet nicht, dass jeder, der
stärker schwitzt, krank ist. Oftmals
hilft es, auf Kleidung und Schuhe
aus synthetischen Stoffen zu verzichten. „Erst wenn die Patienten
ihr Schwitzen nicht in den Griff
bekommen, lohnt es sich, zum
Arzt zu gehen“, so Professor Uwe
Paasch, Oberarzt an der Klinik für
Dermatologie, Venerologie und Allergologie.
Die primäre Hyperhidrosis tritt
vor allem bei Jugendlichen und
jungen Erwachsenen im Alter von
14 bis 25 Jahren auf. Mindestens
einmal in der Woche schwitzen sie
deutlich mehr als üblich an mehreren Stellen des Körpers, jedoch
nicht, während sie schlafen. „Die
Lebensqualität der Patienten leidet, weil sie durch das Schwitzen
Probleme in ihrem Umfeld und
auch beim Beruf bekommen“,
erklärt Professor Uwe Paasch.
Viele Betroffene schämen sich für
ihre Krankheit. In einigen Fällen
leiden auch Verwandte darunter,
Ärzte vermuten deshalb, dass die
Anlage für Hyperhidrosis vererbt
wird. Ob die Patienten schwitzen
ist außerdem unabhängig von der
Außentemperatur, die Betroffenen
können die Schweißausbrüche
weder vorhersehen, noch gibt
es dafür psychische Gründe wie
Angst oder Stress.
Zur Diagnose messen die Haut-
Da kann man sprayen wie man will: Menschen, die an Hyperhidrosis leiden, können die schwere
Störung ihrer Schweißdrüsen auch nicht mit Deodorants unterdrücken.
Foto: dpa
ärzte, wie viel Schweiß die Haut
innerhalb einer Minute produziert. Dies allein ist jedoch nicht
aussagekräftig. Weil es für Hyperhidrosis-Patienten typisch ist,
vor allem unter den Achseln, an
Handflächen und Fußsohlen und
auf der Stirn stark zu schwitzen,
untersuchen die Ärzte mit einem
Stärkepulver die Regionen, wo
der Körper den meisten Schweiß
produziert. Zusammen
mit
einer Jodlösung
wird das Pulver
auf die Haut gestrichen
und
färbt sich an den
Stellen braun, an
denen die Patienten
besonders
stark schwitzen.
Diese Salze werden dünn auf die
Haut aufgetragen, verschließen die
Schweißdrüsen und verhindern so
das Schwitzen. Handelsübliche
Deos enthalten ebenfalls Aluminiumsalze, jedoch ist in diesen
Spezialmischungen die Dosierung
deutlich erhöht.
Andere Therapien greifen auf die
Wirkung von Ionen in der Haut
oder einem Nervengift
zurück.
Ionen
können
vor allem an den
Handflächen und
Fußsohlen
die
Schweißproduktion reduzieren.
Das Einspritzen
des Neurotoxins
in die betroffenen
Hautstellen kann
zwar schmerzhaft
„Nur 38 Prozent
sein, doch die
der Betroffenen
meisten Patienten
suchen von sich
sind mit dem Eraus Hilfe, obwohl
gebnis zufrieden.
die moderne TheSollte keine der
rapie in 90 bis 95
Therapien
wirProzent aller Fälken, können die
le erfolgreich ist“, Prof. Dr. Uwe Paasch
betont Hautarzt
Foto: UKL Leipziger Ärzte
auch die SchweißProfessor Paasch.
„Dabei ist eine frühe Diagnose und drüsen durch eine Operation entTherapie gerade für junge Patien- fernen.
ten besonders wichtig.“
Patienten können täglich von 8 bis
An der Uniklinik nutzen die Haut- 16 Uhr in die Sprechstunde der
ärzte je nach Schweregrad der Hautklinik kommen, jedoch benöKrankheit
unterschiedlichste tigen sie, wie bei jedem anderen
Therapiemöglichkeiten. So ver- Facharzt auch, dafür eine Überschreiben sie ihren Patienten zum weisung vom Hautarzt. Am besten
Beispiel ein Deo mit einer sehr ho- vereinbaren sie einen Termin unhen Aluminiumsalzkonzentration. ter Tel. 0341 9718652.
ukl
Schwitzen ist eine ganz natürliche Redaktion des Körpers, um sich abzukühlen. Manchmal jedoch ist es auch krankhaft. Foto: Lanznaster
5
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N TIPPS
Was gegen die Hitze hilft
Egal ob am See, auf Arbeit oder auf Reisen: Cool bleiben heißt die Devise für alle während der aktuellen und der kommenden Hitzewelle.
V
iele kleine Schlucke Wasser trinken, das Auto
nicht überfordern und
auch dem Hund nicht zu viel
zumuten: Wer diese Tipps befolgt, dürfte gut durch die heißen ersten Juli-Tage kommen.
Im Alltag lauern jedoch noch
mehr Risiken, die dafür sorgen
können, dass die Hitzewelle
echt unangenehm wird.
Bluthochdruck. Die Getränke
sollten gut gekühlt, aber nicht
eiskalt sein. Scharfes Essen fördert das Schwitzen zusätzlich.
Im Haus oder in der Wohnung
bleiben: Durch die Hitze besonders gefährdete Menschen sollten die Wärme grundsätzlich
meiden. „Sie gehen also besser
nicht ins Freie, sondern blei-
Am Arbeitsplatz cool bleiben:
Trotz hoher Temperaturen sollten
am Arbeitsplatz nicht großteils
die Hüllen fallen. Luftige Kleidung wirke „schnell unprofessionell“, erklärt der Etikette-Experte
Hans-Michael Klein aus Essen.
Hotpants und bauchfreie T-Shirts
seien grundsätzlich tabu. Ein
Grenzfall seien Bermudashorts:
„Das geht nur, wenn sie sehr
lich nicht eindeutig geregelt, erklärt der Arbeitsrechtler Tobias
Werner aus Berlin. Nach der
Arbeitsstättenverordnung sind
26 Grad Celsius die Höchsttemperatur in Arbeitsräumen. Allerdings werden ausdrücklich
Ausnahmen zugelassen.
Tiere nicht überforden: Der Mittagsspaziergang mit dem Hund ist
Trinken, trinken, trinken: Das
sollte bei Temperaturen von bis
zu 37 Grad die Devise sein. Allerdings gilt das nicht für das
Bier beim Public Viewing an
diesem Fußball-Wochenende
– besser ist zum Beispiel Mineralwasser. Hier eine Übersicht
weiterer Ratschläge, die dabei
helfen sollen, die Hitze gut zu
überstehen.
Auf die Ernährung achten:
Beim Trinken ist es nicht sinnvoll, auf einmal größere Mengen
Flüssigkeit zu sich zu nehmen,
rät Wolfgang Wesiack vom Berufsverband Deutscher Internisten in Wiesbaden. Besser seien regelmäßig kleine Schlucke.
Das Mineralwasser sollte auch
nicht zu kochsalzhaltig sein,
denn zu viel Wasser mit hohem
Natrium-Anteil kann auch zu
Bluthochdruck führen. Eine
Alternative ist Tee. Viel trinken
sollten vor allem Menschen
mit labilem Kreislauf, Ältere,
Herzkranke und Patienten mit
Kinder brauchen in der Hitze besonders viel Bei Temperaturen über 30 Grad Celsius erfrischt sich
Schutz und Abkühlung.
Fotos: dpa diese Berlinerin mit einem kräftigen Schluck Wasser.
ben in kühlen, abgedunkelten
Räumen“, empfiehlt Wesiack.
Für einen erholsamen Nachtschlaf ist es wichtig, schon
tagsüber keine Sonne in die
Wohnung zu lassen. Wesiack
rät auch, vor dem Zubettgehen
durchzulüften. Auch eine kalte
Dusche vor dem Schlafen kann
helfen.
lang sind“. Männer können kurzärmelige Hemden tragen, wenn
der Chef kein Veto einlegt. Auch
Sandalen gehen nur mit Genehmigung – und nur ohne Strümpfe
und mit sauberen Füßen.
Kein Anspruch auf „Hitzefrei“:
Ob es „hitzefrei“ bei hohen
Temperaturen gibt, sei gesetz-
derzeit nicht angeraten, zur Zeit
geht man besser am Morgen und
Abend Gassi, rät Prof. Theodor
Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer. Das gelte vor allem
für Rassen mit langem Haar und
dichtem Unterfell. Hunde können
nicht durch Schwitzen ihre Temperatur regulieren, daher sind
sie bei hohen Temperaturen akut
Foto: dpa
gefährdet: „Es kann bei ihnen zu
einem Hitzekollaps kommen“,
erläuterte Mantel. „Daran können
Hunde durchaus sterben.“ Anzeichen für einen Kollaps sind
zum Beispiel deutliches Hecheln
und flacher Atem. Noch klarere
Signale sind Taumeln und Erbrechen. „Der Hund sollte dann
so schnell wie möglich ins Kühle
gebracht werden.“ Hilfreich kann
auch sein, ihn zum Beispiel mit
einer feuchten Decke zu kühlen.
Und der Klassiker „Der Hund
bleibt im Auto“ ist für die Tiere im
Hochsommer lebensgefährlich.
Autos nicht überfordern: Im
Moment sollten Autofahrer
auch die Wassertemperaturanzeige ihres Wagens im Blick
behalten. Denn auch bei modernen Fahrzeugen kann der
Motor überhitzen und dadurch
beschädigt werden. „Besonders
hoch ist das Risiko bei langen
Standzeiten in Staus, wenn das
Aggregat nicht mehr durch den
Fahrtwind gekühlt wird. Das
gleiche gilt, wenn der Kühlwasserstand zu niedrig ist“,
erklärt Hans-Georg Marmit von
der Sachverständigen-Organisation KÜS in Losheim am See
(Saarland). Kommt der Verkehr
zum Stillstand, rät er dazu, den
Motor abzustellen. Zum Nachfüllen des Kühlwassers eignet
sich übrigens auch Mineralwasser – egal ob mit oder ohne
Kohlensäure.
dpa
6
KLINIKUM 2010
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N SCHMERZAMBULANZ
Fibromyalgie – Schmerzen ohne Ursache
C
Denn Fibromyalgie tritt mit den
unterschiedlichsten Symptomen
auf, die allerdings mindestens
drei Monate bestehen müssen.
Erst dann kann der Arzt davon
ausgehen, dass die Symptome
durch keine andere Krankheit
verursacht werden. Fibromyalgie äußert sich als chronische
Schmerzen in den unterschiedlichsten Körperregionen aber
auch als ein Schwellgefühl an
Händen, Füßen und im Gesicht.
Die Betroffenen können Schlafstörungen haben, ihre Glieder
sind am Morgen steif, sie leiden
unter Magen-, Darm- oder Blasenreizungen und nicht selten
leidet auch ihre Seele unter der
Krankheit. „Ich habe die ganze
Zeit darauf geachtet, dass ich
nicht depressiv werde“, erzählt
Caroline Betka. „Denn durch
meine Schmerzen habe ich
mich isoliert, das Haus nicht
mehr ohne Schmerztabletten
verlassen und bin deshalb sehr
ins Selbstmitleid gerutscht.“
Fibromyalgie zu erkennen, ist
auch für Ärzte nicht einfach,
denn sie unterscheidet sich nicht
klar von anderen Krankheiten.
So kann auch eine Depression
von Schmerzen begleitet sein.
Jedoch sind im Fall der Fibromyalgie die Schmerzen und ihre
Folgen wie Isolation der Kran-
Foto: Roßmann
Für viele Patienten sind Schmerzmittel der letzte Ausweg. Doch zu viele Medikamente machen abhängig.
Foto: ukl
Caroline Betka hat Fibromyalgie
und ist damit eine von vermutlich zwei Millionen Deutschen,
die unter dieser Krankheit
leiden. Betroffen sind deutlich
mehr Frauen als Männer. Wie
viele genau daran erkrankt
sind, ist unklar. Denn für Ärzte
ist es schwierig, diese Krankheit
zu diagnostizieren, zu vielfältig
sind ihre Formen, zu wenig
wissen Mediziner über die Fibromyalgie. „Es gibt eine Menge Diskussion darüber, ob es
Fibromyalgie überhaupt gibt“,
sagt der Schmerztherapeut Dr.
Mario Laufer von der Uniklinik
Leipzig. „Doch inzwischen gibt
es einen Konsens, eine Leitlinie:
Fibromyalgie ist eine Art Muskelfaserschmerz, auch wenn
das die Krankheit noch nicht
ganz erklärt.“
bromyalgie die Therapie in der
Schmerzambulanz manchmal
als zu aufwendig empfinden, ist
Dr. Laufer und seinen Kollegen
die umfassende Behandlung
wichtig. Mehrere Disziplinen
sind daran beteiligt, Schmerztherapeuten, Physio- und Psychotherapeuten.
Foto: Rösler
aroline Betka (Name geändert) ist erst 25 Jahre
alt, doch ihre vergangenen zwei Jahre gleichen einer
Odyssee. „Ich bin bei 16 unterschiedlichen Ärzten gewesen.
Zahnärzte, Neurologen, Rheumatologen, HNO-Ärzte und
Heilpraktiker“, erzählt sie. Mit
ihrem Leiden, starke Schmerzen
in den Zähnen, im Kiefer und im
Kopf, konnten nur die wenigsten
etwas anfangen. „Ich habe mir
alle Zähne aufbohren lassen,
um endlich eine Ursache für
diese Zahnschmerzen zu finden.
Doch die Ärzte haben nichts gefunden, da war nichts.“
Seit fünf Jahren leidet Caroline Betka an Fibromyalgie. Chancen
auf Heilung hat sie im Moment nicht.
Ansprechpartner: Schmerztherapeut Dr. Mario Laufer.
auch falsch wahrgenommen.
Auch wenn es keinen Grund
für Schmerzen gibt, verarbeitet
das Gehirn eingehende Reize als
Schmerz.
Um Fibromyalgie sicher zu diagnostizieren, legt Dr. Mario
Laufer, der Leiter der Schmerzambulanz der Uniklinik, großen Wert auf eine ordentliche
Anamnese, um so den gesamten Krankheitsverlauf zu erfassen. Denn die vielschichtigen
Symptome können einzeln
oder in unterschiedlichen Kombinationen auftreten, die Verwechslungsgefahr mit anderen
Krankheiten ist hoch. Ein Test
im Labor soll deshalb Erkrankungen wie Arthritis ausschließen und so Gewissheit verschaffen. Denn die Krankheit
lässt sich nur dann therapieren,
wenn die Ärzte sich von ihrem
Patienten ein genaues Bild gemacht haben.
ken die Ursache der Depressionen und nicht die Depression
die Ursache für die Schmerzen.
Und so wurde auch Caroline
Betka mit unterschiedlichsten
Diagnosen konfrontiert. „Mein
Glück war, dass ich eine Ärztin gefunden hatte, die mich
und meine Schmerzen ernst
genommen hat.“ Diese Ärztin unterstützt die junge Frau
bei ihrer Suche, bespricht mit
ihr die Ergebnisse der Untersuchungen, was für Carolines
Wahrnehmung ihrer Schmerzen
wichtig ist. „Man denkt, man ist
bekloppt. Denn die Schmerzen
kommen und gehen unbegründet“ erklärt sie. „Man fängt an,
alles anzuzweifeln, die eigene
Wahrnehmung. Das kann nicht
wahr sein, denkt man, warum
ich, was habe ich, dass mir das
passiert? Schmerzen haben einen Sinn, Schmerzen sind doch
für etwas gut als Signal.“
Die Schmerzen bei Fibromyalgie
haben jedoch keine offensichtliche Ursache. Denn nach aktuellem Wissensstand liegt den
Schmerzen eine zentrale Störung der Schmerzverarbeitung
im Gehirn zugrunde. Dadurch
werden die Schmerzimpulse
falsch verarbeitet und somit
„Wie kommt es zu diesem
Leiden? Es wird diskutiert. Es
gibt nicht den einen konkreten Mechanismus wie es zum
Fibromyalgiesyndrom kommt,
es ist nicht wie bei einem Herzinfarkt“, erklärt Dr. Mario
Laufer. Es wird vermutet, dass
Hormone an der Entstehung
der Krankheit beteiligt sind,
die Psyche spielt ebenfalls eine
wichtige Rolle. Aber auch der
Einfluss der Gene wird unter
Ärzten diskutiert. Doch diese
Ungewissheit macht eine wirksame Therapie schwierig. Die
Betroffenen leiden enorm unter
den Schmerzattacken. Zeitweise kamen sie bei Caroline Betka
einmal in der Woche.
„Natürlich stehen die Schmerzen an erster Stelle, doch auch
die Hilflosigkeit ist schlimm.
Ich war dem Schmerz ausgeliefert und nur Schmerztabletten
schienen zu helfen.“ Erst die
Diagnose ihrer Krankheit hat
Caroline Betka geholfen, denn
„jetzt kann ich damit besser
umgehen.“
„Wenn man dann bei der
Anamnese doch bestimmte
Schwerpunkte herausarbeiten
kann, ergibt sich letztlich ein
Anhaltspunkt für die Therapie,
und wie man an die Patienten
herangeht“, so Dr. Mario Laufer. „Jedoch gibt es leider noch
keine heilende Therapie.“ Die
Patienten lernen dagegen in
der Schmerzambulanz sich an
ihre Krankheit anzupassen und
mit ihr umzugehen.
Auch wenn Patienten mit Fi-
Wesentlicher Bestandteil der
Behandlung ist Sport, vor allem
moderater Ausdauersport wie
Schwimmen, Walken oder Joggen. Aber auch psychologische
Betreuung gehört dazu, denn
so lernen die Betroffenen mit
ihren Schmerzen umzugehen
und diese vernünftig zu verarbeiten. Entspannungsübungen
wie autogenes Training oder
Progressive Muskelrelaxation
gehören ebenfalls in das Therapieprogramm. Vielen Patienten hilft außerdem Wärme am
ganzen Körper, sei es durch ein
warmes Bad oder einen Besuch
in der Sauna.
Doch so umfassend die Möglichkeiten der Ärzte auch sind,
sie können nicht allen Patienten helfen. „Fibromyalgie verläuft sehr unterschiedlich, mal
leichtgradig, mal sehr schwer“,
erklärt Dr. Mario Laufer. „Vor
allem Patienten mit einem
schweren Verlauf kommen zu
uns in die Schmerzambulanz.
Sie haben erhebliche Einschränkungen im Alltag und
Beruf und sprechen auf Therapien nur schwer an.“ Auch
Caroline Betka brachten die Besuche bei diversen Ärzten nicht
den erwünschten Erfolg. „Autogenes Training hilft mir etwas,
aber bei extremen Schmerzen
kann ich mich nur hinlegen und
den Schmerz veratmen.“
Und so ist das Ziel einiger Therapien wie der Multimodalen
Schmerztherapie an der Uniklinik nicht nur die Senkung der
Schmerzen. Es geht vor allem
darum, dass die Patienten
lernen, mit den Schmerzen zu
leben und mit ihnen richtig umzugehen. „Wir sprechen sehr
ausführlich mit jedem Patienten“, betont Schmerztherapeut
Dr. Laufer. „Damit bringen wir
die Patienten dahin, dass sie
lernen mit ihrer Erkrankung
zu leben und letztlich das Beste aus ihrer Lebenssituation zu
machen.“
Einfach ist das nicht. Für Caroline Betka ist die Fibromyalgie
ein tiefer Einschnitt in ihr Leben. „Ich habe meine Zukunftsplanung verworfen. Berufsleben
und Kinderwunsch, alles feste
Punkte und sichere Dinge für
mich, die sind erst mal wegen
der Schmerzen nicht möglich.
Die Schmerzen schlagen Wellen in mein gesamtes Leben.“
Wenke Rösler/Ulrike Schnabel
KLINIKUM 2010
7
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N NEUROCHIRURGIE
Trauer um Prof. Hans-Günther Niebeling
D
ie Universität Leipzig, die
Medizinische Fakultät und
das
Universitätsklinikum
Leipzig trauern um einen Pionier
der deutschen Neurochirurgie.
Prof. Hans-Günther Niebeling ist
am 19. Juni 2010 im Alter von
87 Jahren nach langer Krankheit
in Süddeutschland verstorben. Er
war von 1975 bis 1987 Lehrstuhlinhaber der Neurochirurgie.
Assistent an der Neurologischen
Klinik, damals unter dem Direktor und bekannten Neuroanatom
Prof. Dr. Richard Arwed Pfeifer
sowie Prof. Dr. Georg Merrem,
der später die Neurochirurgische
Klinik leiten sollte. Letzterer und
Prof. Niebeling haben zusammen
die erste neurochirurgische Universitätsklinik der damaligen DDR
aufgebaut.
Geboren 1923 in Dresden, hat
er sein Medizinstudium 1944 in
Leipzig aufgenommen und sechs
Jahre später abgeschlossen. Der
Leipziger Fakultät blieb er sein
ganzes aktives Berufsleben über
bis 1987 treu. Begonnen hat er als
Das Interesse Niebelings galt
insbesondere der Neuroelektrodiagnostik, speziell dem EEG. Für
die Entwicklung und Herstellung
eines eigenen EEG-Gerätes erhielt
er 1964 den Rudolf-Virchow-Preis.
Kurze Zeit später erschien sein
Standardwerk „Einführung in die
Elektroenzephalographie“,
das
erste deutschsprachige Lehrbuch
zum Thema. Mit der Hans-BergerMedaille wurde er 1970 geehrt und
fünf Jahre später zum Direktor der
Neurochirurgischen Universitätsklinik ernannt, die er bis zu seiner
Emeritierung 1987 leitete.
1976 erhielt er die Ehrenplakette
der Gesellschaft für Klinische
Medizin der DDR. Niebeling war
Mitbegründer der Gesellschaft
für Neurochirurgie der DDR und
über viele Jahre auch ihr Vorsitzender. Auch im Ausland genoss
er hohes Ansehen. So wurde er
1972 Ehrenmitglied der Gesell-
schaft für Neurochirurgie Chiles.
Von der National Brain Research
Foundation (New York) erhielt er
eine spezielle Anerkennung für
hervorragende Arbeit auf dem
Gebiet der Neurochirurgie. Er hat
nicht nur das Erbe Prof. Merrems
bewahrt, sondern selbst auch in
politisch schwierigen Zeiten maßgeblich den nationalen und internationalen Ruf der Leipziger Neurochirurgie weiterentwickelt. Es
ist sein Verdienst, dass die Klinik
und Poliklinik für Neurochirurgie
auch in Zeiten des Mangels stets
eine hinreichende Ausstattung
aufwies und funktionsfähig war.
Sein Andenken wird in allen Ehren bewahrt werden.
ukl/unl
Verstorben: Prof. Dr. Hans-Günther Niebeling.
Foto: unl
N UNI-HAUTKLINIK
Zusammenhang von Erkrankungen der Haut und Rheuma
F
ortbildung ganz auf die Praxis
ausgerichtet – das stand im Mittelpunkt der interdisziplinären
Veranstaltung „Haut und Rheuma“,
zu der der Rheuma-Derma-Campus
in die Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie
am Universitätsklinikum Leipzig niedergelassene Ärzte eingeladen hatte.
Deshalb wurden die Vorträge ergänzt
durch Fallbesprechungen, bei denen
Haut- und Rheumaspezialisten am
Patienten Untersuchungsmethoden
vorstellten, sowie einen Vortrag zu
Tipps und Tricks für eine gute Fotodokumentation von Hautveränderungen.
Prof. Dr. Christoph Baerwald sprach
über rheumatologische Manifestationen bei Hauterkrankungen. Insgesamt
gibt es über 50 Ursachen von Gelenkund Hautveränderungen, darunter
genetische Veränderungen, Stoffwechselstörungen, rheumatologische sowie
endokrinologische
Erkrankungen.
Die rheumatischen Manifestationen
reichen von Myalgien, also Muskelschmerzen, über Arthralgien (Gelenkschmerzen), Arthritis (entzündliche
Gelenkerkrankungen) und Deformitäten bis zu Neuralgien (Nervenschmerzen). „Die jeweilige Therapie ist abhängig von der zu Grunde liegenden
Erkrankung“, betonte Prof. Baerwald.
Möglich seien Behandlungen mit
schmerzlindernden Medikamenten
und Immunsuppressiva, die – wenn
Fehlsteuerungen des Immunsystems
die Ursache sind – die entzündlichen
Reaktionen bekämpfen.
Die Arthritis psoriatica – die Schuppenflechte mit Gelenkbeteiligung –
stellt eine Erkrankung dar, die genau
den Zusammenhang von Haut und
Rheuma trifft. Wie Prof. Baerwald sagte, manifestiert sich die Psoriasis-Arthritis im Alter von 30 bis 50 Jahren.
Etwa 100 bis 250 von 100 000 sind
betroffen, dabei fünf bis 40 Prozent
der Patienten mit Schuppenflechte.
„Mikrotraumen spielen als Auslöser
der Gelenkbeteiligung eine Rolle“, so
Prof. Baerwald. Immerhin würden
sich etwa neun Prozent der Patienten
an Verletzungen genau an der Stelle
erinnern, an der die Arthritis entstand.
Wie er ausführte, entstehen durch die
Mikrotraumen wahrscheinlich an den
Sehnenansätzen Entzündungen, die
dann das benachbarte Gelenk einbeziehen. „Bei vielen Hauterkrankungen sind rheumatische Probleme
möglich. Dabei gilt es, vorrangig die
Grunderkrankung zu behandeln, wofür auch neue Therapieoptionen am
Horizont sind“, fasste Prof. Baerwald
zusammen.
Prof. Dr. Jan C. Simon machte die niedergelassenen Ärzte mit praktischen
Erfahrungen im Umgang mit Biologicals vertraut. Wie er erläuterte, muss
beispielsweise beim Einsatz von TNFalpha-Blockern eine aktive Tuberkulose ausgeschlossen werden. Denn
diese biotechnologisch hergestellten
Medikamente lösen Granulome auf,
was zu einem gestörten Schutz des
Körpers führt: Die Granulome kapseln nämlich Mykobakterien ein und
schützen damit den Körper vor Infektionen.
In einem Fallbeispiel stellte Prof. Simon dar, wie einer Patientin mit Psoriasis vulgaris geholfen werden konnte, bei der ein Tbc-Test den Verdacht
einer entsprechenden Erkrankung
nahelegte. Ein weiteres Fallbeispiel
widmete sich einer SchuppenflechtePatientin, bei der eine zervikale Dysplasie, also eine Gewebsfehlbildung in
der Gebärmutter, festgestellt wurde. In
Zusammenarbeit mit dem Pharmahersteller und Gynäkologen konnte eine
Lösung gefunden werden, damit diese
Patientin mit Biologicals behandelt
werden konnte. Auch bei einem Dialyse-Patienten, der an Schuppenflechte
leidet, wurde im engen interdisziplinären Zusammenwirken eine Möglichkeit
gefunden, seine Psoriasis mit TNF-alpha-Blockern zu behandeln, ohne dass
das Medikament durch die Blutwäsche
seine Wirkung einbüßt. Uwe Niemann
Am Patienten wurde niedergelassenen Ärzten bei der interdisziplinären Veranstaltung „Haut
und Rheuma“ die Ultraschalluntersuchung von Gelenken gezeigt.
Sehr praxisnah waren auch die Untersuchungen von Hautveränderungen, bei denen sich
ebenfalls Patienten zur Verfügung gestellt hatten. Fotos: Marcus Karsten
KLINIKUM 2010
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Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N GEDENKFEIER
Dank an Körperspender: „Ihr Tod rettet Leben“
E
s war ein Gedenken an
die Menschen, die ihren
Körper nach dem Tod der
Wissenschaft zur Verfügung
stellen. Am 6. Juli dankte das
Institut für Anatomie der Universität 113 Körperspendern
mit einer Gedenkfeier in der
Peterskirche. Rund 250 Angehörige und viele Studenten
waren dabei.
„Es sind die Lebenden, die den
Toten die Augen schließen. Es
sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.“ – So
stand es auf dem Kranz zu Ehren der Körperspender in der
Kirche. Die toten Spender sollen
Medizinstudenten die Augen
öffnen. Diese müssen im Kurs
Anatomie Leichen sezieren, ihr
Lehrbuchwissen damit in die
Realität transferieren. Damit das
möglich wird, ist das Institut für
Anatomie auf Körperspender
angewiesen. Diese stellen ihre
sterblichen Überreste der Wissenschaft zur Verfügung. Für
die Angehörigen keine einfache
Sache. Schließlich werden die
Körper seziert und erst deutlich
später beigesetzt. Für die Medizin sei diese Spende jedoch
enorm wichtig, erklärte Martin
Müller, Pfarrer der katholischen
Studentengemeinde, zu Beginn
der Gedenkfeier. „Ihr Tod rettet
Leben“, sagte er. Nur so könnten Ärzte das Wissen erwerben,
mit dem sie später Menschen
helfen könnten.
Neben den Angehörigen waren
rund 360 Studenten und mehr
als 50 Mitarbeiter des Instituts
bei der Gedenkfeier. Eine Gruppe von Studierenden sorgte als
Chor mit instrumentaler Unter-
Mit einer Gedenkfeier wurde am 6. Juli der Körperspender gedacht, die ihre sterblichen Überreste uneigennützig in den Dienst der
Wissenschaft gestellt haben.
Foto: André Kempner
stützung für die musikalische
Umrahmung.
„Wir sind eine merkwürdige
Trauergemeinde“, sagte Ingo
Bechmann, Direktor des Instituts für Anatomie. „Die meisten
der hier Anwesenden kennen
diejenigen nicht, von denen
wir uns verabschieden.“ Die
Spender hätten den Studenten
ein ungewöhnliches Geschenk
gemacht, für das ihnen Bewunderung und Dankbarkeit ge-
bühre. Das Bild der Anatomie
werde geprägt von Ausstellungen, wie der mit „Körperwelten“ benannten von Gunter
von Hagens, die momentan
in Leipzig zu sehen ist. „Wir
sind auch gekommen, um uns
ihnen zu erklären“, machte
Bechmann deutlich, dass sich
die studentische Arbeit an den
toten Körpern von einer solchen Schau deutlich abgrenzen
will. „Ärzte ohne Anatomie sind
wie Maulwürfe. Sie tappen im
Dunkeln“, zitierte er den 1861
verstorbenen Mediziner Friedrich Tiedemann. Die Studenten
bräuchten schlicht die Praxis
am echten Beispiel. Jeder Spender habe sich „unendlich um die
Medizin verdient gemacht“. Der
Pfarrer der evangelischen Studentengemeinde, Frank Martin,
sprach anschließend die Studenten an. „Das Geschenk der
Spender ist auch Verpflichtung
an die, die das Geschenk bekommen haben.“ Dann erzähl-
ten zwei Studenten von ihren
Anatomiekursen und wie sehr
sie ihnen geholfen hätten. Sie
hätten „tiefsten Respekt“ vor
den Spendern.
Bei musikalischer Untermalung wurden anschließend die
Namen der Körperspender
verlesen. Studenten legten für
jeden von ihnen Blumen nieder.
Mit dem stillen Gedenken an die
Verstorbenen endete die Feier.
Matthias Winkelmann
N KONGRESS
26 Jahre Forschung: US-Experte stellt große Suchtstudie vor
Konferenzpräsident
Professor Kai von Klitzing, der
die Leipziger Uni-Klinik für
Psychiatrie,
Psychotherapie
und Psychosomatik leitet,
übergab zum Ende des Fachtreffens das Konferenzzepter
an die Ausrichter des nächsten Kongresses der World
Association for Infant Mental
Health (WAIMH), der 2012 in
Kapstadt in Südafrika über
die Bühne gehen wird. Zuvor
standen im Congress-Center
auf Leipzigs Neuer Messe aber
noch diverse Plenarvorträge,
Workshops, Symposien und
die Verleihung des New Investigator Award der WAIMH auf
dem Programm.
Mit Spannung sah von Klitzing
beispielsweise dem Vortrag
von Michael Tomasello entgegen. Der Professor am Leipziger Max-Planck-Institut für
evolutionäre
Anthropologie
ging in seinem Vortrag ausführlich auf die Kommunikation vor dem Spracherwerb ein.
Erst vor kurzem war Tomasello mit dem mit 750 000 Euro
dotierten
Max-Planck-Forschungspreis geehrt worden.
Seine Arbeiten befassen sich
vorwiegend mit Kindern von
ein bis vier Jahren und Vergleichen zu Menschenaffen dieses
Alters. Sein jüngst erschienenes Buch „Die Ursprünge der
menschlichen Kommunikation“ sorgte nicht nur in Fachkreisen für Aufsehen.
Professor Hiram Fitzgerald
von der Michigan State University bestritt den KongressHauptvortrag. Der Fachmann
aus den USA legte Ergebnisse
einer seit 26 Jahren laufenden
Studie vor, bei der untersucht
wird,
inwieweit
Alkoholabhängigkeit schon im frühen Kindesalter angelegt sein
kann.
Foto: Wolfgang Zeyen
V
om 29. Juni bis 3. Juli
tagte der Weltkongress
für die seelische Gesundheit im frühen Kindesalter in
Leipzig. Die wissenschaftliche
Großveranstaltung mit rund
1400 Teilnehmern aus mehr
als 50 Ländern, die unter der
Schirmherrschaft von Bundesfamilienministerin
Kristina
Schröder (CDU) stand, ging
mit einer Abschlusszeremonie
zu Ende.
Prof. Dr. Hiram Fitzgerald von
der Michigan State University.
400 Familien, in denen der Vater mindestens einmal wegen
Trunkenheit am Steuer festgenommen worden war und
die mindestens ein Kind im
Alter von drei bis sechs Jahren
hatten, wurden unter die Lupe
genommen. Wie sich herausstellte, neigt der Nachwuchs,
der in einem von psychischer
Krankheit und Sucht geprägten
Beziehungsumfeld aufwächst,
sehr stark dazu „den selben
Lebensweg wie die Eltern zu
wählen“.
Prof. Fitzgerald: „Die Innenwelt des Kindes bildet sich
sehr früh durch seine Beziehungserfahrungen.“
Seien
diese
von
alkoholkranken
Eltern und familiärem Stress
geprägt, sinke die emotionale Stabilität drastisch. Darin
wurzele eine spätere Sucht.
Mario Beck
10
POLITIK I WIRTSCHAFT
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N AM RANDE
Kartellamt gegen
hohe Gebühren
D
er Konflikt um die teilweise
horrenden Gebühren an
Geldautomaten geht in eine
neue Runde. Das Bundeskartellamt hat einen gemeinsamen Vorschlag der deutschen
Bankenverbände
abgelehnt,
die Kosten für das Abheben
an fremden Geldautomaten
auf maximal fünf Euro zu begrenzen. „Der Maximalbetrag
ist einfach zu hoch“, zitiert die
„Financial Times Deutschland“
einen Sprecher des Amtes. Die
Wettbewerbshüter kritisieren in
einem Brief an die Bankenverbände, dass sich die Höchstgrenze wie ein Festbetrag auswirken und kaum eine Bank
unter diesem Preis bleiben
würde. Nach Berechnungen der
Frankfurter Finanzberatung FMH
zahlten Kunden für das Abheben an fremden Geldautomaten
im Schnitt 5,64 Euro, teilweise
sogar bis zu zehn Euro. Dagegen
bezifferten Experten die Kosten
für die Bank pro Transaktion am
Automaten auf gerade einmal
63 Cent.
ddp
Autoindustrie:
Jobs wackeln
I
n der deutschen Automobilindustrie werden nach Ansicht
des Autoexperten Ferdinand
Dudenhöffer bis 2015 gut
30 000 Menschen weniger tätig sein. Grund dafür sei zu einem bedeutenden Teil die Produktionsverlagerung deutscher
Autohersteller ins Ausland,
sagte Dudenhöffer. „Derzeit
haben wir noch rund 700 000
Beschäftigte einschließlich Zulieferer. Wir gehen davon aus,
dass wir um das Jahr 2015
bei 650 000 liegen werden.“
Vor fünf Jahren seien es noch
750 000 gewesen. Ein Drittel
des Stellenabbaus werde Folge
der weiteren Automatisierung
sein. Zwei Drittel bewirke die
Verlagerung ins Ausland. Dieser Trend werde sich in den
nächsten Jahren deutlich verstärken.
ddp
N KASSENBEITRÄGE
Mini-Gesundheitsreform lässt Einkommen bröckeln
M
ehr Netto vom Brutto
sollten die Menschen bekommen. Nun aber dürften sie sogar weniger im Geldbeutel haben. Die volle Rechnung
wird den Menschen aber erst in
den nächsten Jahren präsentiert,
wenn die Zusatzbeiträge steigen.
Der
Gesundheitskompromiss
der Koalition führt zu stärkeren
Belastungen. Die 50 Millionen
zahlenden Kassen-Versicherten
müssen mehr zahlen, auch für
ihre Arbeitgeber wird es teurer.
Die wichtigsten Fragen:
Warum muss schon wieder eingegriffen werden?
Bereits die schwarz-rote Vorgängerregierung stand wegen
ihrer Gesundheitsreform auf
der Kippe. Dann kam der Gesundheitsfonds.
Dauerhaftes
Sparen bei Kliniken, Ärzten und
Pharma blieb aus – stattdessen
stiegen die Kosten weiter. Die
Wirtschaftskrise nagte zudem an
den Einnahmen der gesetzlichen
Krankenkassen. Deshalb steuern
sie auf ein Minus von elf Milliarden Euro 2011 zu, wenn nichts
passiert.
Wie entwickelt sich der Beitragssatz?
Im kommenden Jahr steigt er
von 14,9 auf 15,5 Prozent – den
Stand von Mitte 2009, bevor die
Vorgängerregierung den Satz im
Kampf gegen die Wirtschaftskrise mittels Steuermilliarden
senkte. Für die Arbeitnehmer
gilt weiter ein 0,9-prozentiger
Sonderbeitrag. Deshalb müssen
sie dann 8,2 Prozent auf ihr Einkommen bezahlen, die Arbeitgeber 7,3 Prozent. Der Arbeitgeberanteil wird bei diesem Stand
eingefroren.
Was bedeutet die Erhöhung für
den Geldbeutel?
Bei einem Bruttogehalt von 1000
Euro werden 82 statt 79 Euro
im Monat fällig, bei 1500 sind es
123 statt 118,50 Euro, bei 2000
Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler hat einen Teilerfolg für sich erzielen können: Mit Stolz
unterrichtet er die Presse von den kommenden Regelungen der Mini-Gesundheitsreform. Foto: dpa
sind es 164 statt 158 Euro, ab
3750 Euro sind es 307,50 statt
bislang 296,25 Euro.
Wie werden die Versicherten
noch belastet?
Der Zusatzbeitrag war bisher
auf ein Prozent des Bruttoeinkommens begrenzt. Überschritt
er acht Euro im Monat, musste die Kasse mit Blick auf die
Ein-Prozent-Überforderungsklausel eine Einkommensprüfung vornehmen. Dies gilt nun
nicht mehr. Die Zusatzbeiträge
können nun beliebig ohne Obergrenze in Euro und Cent festgesetzt werden. Wenn sie dabei mehr als zwei Prozent des
Bruttoeinkommens
betragen,
zahlt der Steuerzahler die Differenz. In diesem Fall greift der
geplante Sozialausgleich, und
zwar über einen individuell ermäßigten Beitragssatz. Verlangt
eine Krankenkasse beim Zusatzbeitrag mehr als den amtlichen
dies
se darüber hinaus, kann es für
die Versicherten teurer werden.
Was bedeutet der Zusatzbeitrag
für den Geldbeutel?
Müssen die Versicherten allein
für künftige Kostensteigerungen
aufkommen?
Durchschnittswert, wird
nicht ausgeglichen.
Wenn eine Kasse den Zusatzbeitrag zum Beispiel auf 20
Euro festsetzt, müssen alle Versicherten ab einem Einkommen
von 1000 Euro diese Summe
zahlen. Wer aber nur 800 Euro
bekommt, wird wegen der Überforderungsklausel nur mit 16
Euro zur Kasse gebeten. Setzt
die Kasse 30 Euro als Zusatzbeitrag fest, müssen Versicherte mit
1000 Euro Einkommen 20 Euro
bezahlen – 10 Euro kommen vom
Steuerzahler. Wer 1500 Euro
oder mehr verdient, muss die
vollen 30 Euro bezahlen. Diese
Rechnungen gelten aber nur,
wenn die genannten Zusatzbeiträge dem amtlich festgelegten
Durchschnittswert entsprechen,
den die Kassen rein rechnerisch
verlangen dürfen. Geht eine Kas-
Jein, sie tragen aber die Hauptlast. Für den Sozialausgleich
sind hingegen alle Steuerpflichtigen mit im Boot.
Was kommt auf Ärzte, Kliniken
und die Pharma-Branche zu?
Auch sie müssen ihren Beitrag
leisten. Hausärzte sind mit bis
zu einer Milliarde Euro dabei,
Arzneimittelhersteller mit bis zu
zwei Milliarden Euro, Kliniken
mit bis zu 500 Millionen Euro.
Bei den Krankenkassen dürfen
die Verwaltungskosten in den
kommenden beiden Jahren
nicht steigen. Das soll unter dem
Strich 3,5 bis 4 Milliarden Euro
bringen.
Basil Wegener/
Günther Voss
N ÜBERNAHME
Tauziehen um Karstadt geht weiter
T
auziehen um Karstadt und
kein Ende. Bei den festgefahrenen Verhandlungen
mit dem Vermieter-Konsortium
Highstreet will Investor Nicolas
Berggruen nun einer Fristverlängerung zustimmen. Das erklärte ein Berggruen-Sprecher.
Nach der Zustimmung des Investors könnte die Zeit für eine
endgültige Einigung bis zum 30.
Juli verlängert werden. Bislang
muss eine Einigung noch bis zum
15. Juli vorliegen. Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg muss
der Fristverlängerung allerdings
noch zustimmen. Eine Entscheidung darüber sei noch nicht
gefallen, erklärte Görg-Sprecher
Thomas Schulz.
Als Voraussetzung für seine Zustimmung zu der Fristverlängerung hatte Berggruen zuvor
von dem Vermieter-Konsortium
Highstreet die Einladung zu einer Gläubigerversammlung ge-
fordert. Diese Einladung erging
nach Angaben eines Highstreet-Sprechers am Dienstag zu
einem Gläubigertreffen am 28.
Juli in London. Ohne die Zustimmung aller Gläubiger kann
eine abschließende Einigung
nicht erfolgen. Für die Einladung war eine Frist von 21
Tagen notwendig.
der Highstreet-Sprecher. Wesentliche Gläubiger wie etwa die
Valovis-Bank hätten noch nicht
zugestimmt. Die Vizechefin der
Dienstleistungsgewerkschaft
Ver.di, Margret Mönig-Raane,
hatte zuvor gesagt, insbesondere
die Valovis-Bank sperre sich als
Darlehnsgeberin dagegen, die
Vereinbarungen abzusegnen.
Die Einladung sei jedoch ergangen, ohne dass zuvor eine
Einigung erzielt worden sei, so
Für die anhaltenden Schwierigkeiten bei den nun schon seit
fast vier Wochen andauernden
Verhandlungen machte machte
die Verdi-Vizechefin vor allem
die komplizierten Verhältnisse
beim Karstadt-Vermieter- Konsortium Highstreet verantwortlich.
Unterdessen wächst der öffentliche Druck auf die Verhandlungspartner.
Mönig-Raane
forderte alle Beteiligten auf, sich
schnell
zusammenzusetzen.
„Die Zeit läuft ab“, sagte die Gewerkschafterin.
dpa
UNIVERSITÄTS-LEBEN
11
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N NANOMATERIAL
N AM RANDE
Optimal für Photovoltaik und Thermoelektrik
M
it einer Neuheit
warten materialwissenschaftliche Mineralogen der
Universität Leipzig auf:
Sie entwickelten hocheffektives Nanomaterial
für die Photovoltaik und
Thermoelektrik.
Die
gemeinsam mit Minsker Forschern durchgeführten Arbeiten sind
erschienen in der renommierten Zeitschrift
„Crystal Research and
Technology“.
Unter dem Titel „Epitaxial Sn1-xPbxS nanorods on iso-compositional thin films“ erschien
in der renommierten
wissenschaftlichen Zeitschrift „Crystal Research
and Technology“ ein
Beitrag von Prof. Klaus
Bente, Direktor des Institutes für Mineralogie,
Kristallographie
und
Materialwissenschaft
der Universität Leipzig,
und seinen Mitarbeitern
sowie
wissenschaftlichen
Kooperationspartnern in Minsk. Der
Artikel beschreibt eine
wissenschaftliche Neuheit: Die Herstellung
eines Nanorasens aus
mineralanalogen Metallsulfiden mit physikalischen Eigenschaften, die
die Effizienz von Solarund thermoelektrischen
Zellen
revolutionieren
könnten. Die Ausgangsstoffe sind Zinn und Blei,
„die“, so Prof. Bente,
„sogar auf Abraumhalden in Deutschland zu
finden sind“. Die neben
Schwefel verwendeten
Metalle sind im Gegensatz zu den sonst zum
Beispiel photovoltaisch
verwendeten Rohstoffen
Kupfer, Indium und Gallium extrem preiswert.
Hergestellt wird die
einem Rasen ähnelnde
Struktur durch Verdampfung und Abscheidung in einer speziellen
Hochvakuum-Apparatur. Dabei ist neben
einer definierten chemischen Zusammensetzung die einheitliche
Das Morgen schon heute: Nanotechnologie ermöglicht komplexe Strukturen auf
mikroskopisch kleinen Flächen.
Foto: Uni Leipzig
Ausrichtung der Nanokristalle entscheidend.
Ihre
abgerundeten
Kuppen aus Zinn bieten
zudem
Anbindungsmöglichkeiten für elektrische Kontakte. Der
Nanorasen,
dessen
„Halme“ Längen bis 600
nm und einen Durchmesser von 100 bis 200
Nanometern
haben,
was einem 600stel eines menschlichen Haares entspricht, können
für die Umsetzung von
Sonnenenergie in Elektrizität, aber in thermoelektrischen Zellen
eingesetzt werden, die
Wärme in Strom umsetzen und umgekehrt.
„Ein wahres Multitalent“, meint Bente.
Ziel der Forschungen
ist ihre industrielle Verwertbarkeit und Produktion. Aktuell werden dafür sogenannte
„Pilotzellen“ hergestellt,
die die Leipziger Wissenschaftler, Studenten
und Post-docs gemeinsam mit den Minskern
um Prof. Valerij Gremenok angehen.
Dr. Bärbel Adams
N PROSTATAKREBS
Neues Verfahren verbessert Diagnostik und Therapie
B
ei Prostatakrebs ist die zielgenaue Diagnose und die
daran ausgerichtete Therapie für den Behandlungserfolg
maßgebend. Hier arbeitet das
BMBF-geförderte Projekt MoBiGuide an einem neuen Qualitätsstandard: Molekularbiologische
Techniken werden mit medizinischer Navigation und Bildgebung
zu einem so genannten Theragnostik-Konzept verschmolzen.
Patient und Urologe erhalten so
anhand einer verbesserten präoperativen Kenntnislage mehr
Klarheit. Gleichzeitig wird der
Urologe während des Eingriffs
unterstützt, indem er in Nachbarregionen der Prostata gezielter auf verbliebene Krebszellen
molekularbiologisch prüfen und
gegebenenfalls dort direkt nachoperieren kann.
Das Prostatakarzinom ist die
häufigste Krebsneuerkrankung
des Mannes in Deutschland und
nimmt den dritten Rang krebsbedingter Todesursachen bei
ihm ein. Eine Ursache dafür ist,
dass in etwa 30 Prozent der Fälle
die präoperative Einschätzung
der Tumorausbreitung nur unzureichend erfolgen kann. Der
erfolgversprechendste Therapie-
ansatz zur vollständigen Tumorentfernung ist die endoskopisch
durchgeführte radikale Prostatektomie (EERPE), bei der die
Prostata vollständig entnommen
wird. Gleichzeitig wird auf eine
möglichst geringe Schädigung
der Prostataumgebung geachtet,
um Potenz und Kontinenz des
Patienten nicht zu gefährden.
Bleibt allerdings Tumorgewebe
an den Schnitträndern zurück,
verschlechtert sich die Prognose
der Patienten erheblich. Aktuell
kann dieses Risiko nur durch
Gewebeentnahmen während der
Operation minimiert werden, die
dann aufwändig mikroskopisch
untersucht werden müssen. Dies
kostet während der Operation
viel Zeit und kann auch nur stichprobenartig erfolgen, da gerade
in den kritischen Bereichen, wie
Nervensträngen oder am Schließmuskel, schon kleinste Gewebeentnahmen zu ernsthaften
Schädigungen führen können.
Ein Ziel von MoBiGuide ist daher
das exaktere Bestimmen der Tumorausbreitung (Staging) durch
eine deutlich verbesserte Diagnostik. Hierzu werden im Vorfeld
der Operation eine leistungsstarke
Bildgebung verbunden mit einer
parallel navigierten Prostatabiopsie im Kernspintomographen dazu
genutzt, die tumorverdächtigen
Areale in den Grenzbereichen der
Prostata genau zu identifizieren.
Diese ortsgenauen Informationen
aus den Kernspinbildern werden
dem Urologen dann während der
Prostatektomie zur Verfügung gestellt. Durch diese Maßnahmen im
Vorfeld wird die Entscheidungslage zur operativen Behandlung
für Patienten und Ärzte gleichermaßen stark verbessert.
„Die Verbesserung des Staging
durch die Kernspinuntersuchung
verbunden mit der zielgenauen
Navigation im Kernspintomographen ist für den Patienten ein
enormer Fortschritt, wenn man
bedenkt, wie unklar hier bislang
das diagnostische Bild ist. Sich
als (junger) Mann auf dieser unsicheren Basis für eine Prostatektomie zu entscheiden, ist in Kenntnis der Nebenwirkungen sehr
schwierig“, so Martin Bublat, Geschäftsführer der Localite GmbH,
der das Projekt koordiniert.
„Wird auch das MoBiGuide-Entwicklungsziel der intraoperativen
Überprüfung in Verdachtsregionen erreicht, könnte während
der Operation die Vollständigkeit der Krebsentfernung vororientiert und molekularbiologisch
informiert nahezu in Echtzeit erfolgen. Dies wäre für Patient und
Urologe insgesamt eine enorme
Verbesserung der Qualität der
Prostatakrebsbehandlung“,
so
Bublat weiter.
Hierzu entwickelt MobiGuide
einen endoskopischen Probennehmer, mit dem der Urologe in
den Verdachtsregionen gezielt
minimale Gewebemengen ablösen kann. Herzstück der an den
eigentlichen Probennehmer angeschlossenen Systembox ist ein
Mikrofluidikchip mit winzigen
Kanälen, in denen Zellproben
des abgelösten Gewebes zirkulieren. Der Chip wird verschiedene
neu zu entwickelnde Biomarker
(Antikörper) enthalten, wodurch
Krebs- und Gewebearten unterschieden werden können. So erhält der Urologe sehr rasch ortsgenaue Informationen, ob er alle
Tumorzellen in den Verdachtsregionen entfernt hat. Der MobiGuide-Probennehmer wird von der
Firma Karl Storz in Kooperation
mit dem Fraunhofer-Institut für
Angewandte Informationstechnik
FIT entwickelt.
unl
Uni und BMW
bleiben Partner
D
ie Universität Leipzig und die
Bayrischen
Motorenwerke
Aktiengesellschaft (BMW), Werk
Leipzig, haben ihre 2005 geschlossene
Kooperationsvereinbarung verlängert. Ziel der
Zusammenarbeit ist es, Wissenschaft und Praxis wechselseitig
miteinander zu verknüpfen und
die Qualität und Effektivität der
Prozesse im Unternehmen durch
Forschung und Lehre zu steigern,
den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern und die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern auf hohem Niveau
auszugestalten. Die Vereinbarung
sieht vor, dass die Uni Leipzig und
das BMW Werk u. a. auf folgenden Gebieten zusammenarbeiten:
Bei der Planung und Ausführung
von gemeinsamen Entwicklungsund Forschungsprojekten, zum
Beispiel im Bereich des Wissensmanagements, bei der Organisation und Durchführung von gemeinsamen Veranstaltung im Rahmen
der universitären Ausbildung
sowie der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Unternehmen, bei
der Organisation von Praktika für
Studierende sowie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bei
der gemeinsamen Erstellung von
Publikationen.
ba
Partnerschaft
ist volljährig
M
it einem neuen Bachelor-Modell sollen Studierende der
Amerikanistik internationale Kompetenz erlangen, indem ihnen ein
interdisziplinäres Curriculum, das
Geschichte, Politik, Soziologie,
Sprache, Recht und Wirtschaft umfasst, geboten wird. Das war eines
der Themen während des jüngsten
Besuches des Präsidenten der
Ohio University/ USA im Rahmen
des „Transatlantic Capstone Year“
der Ohio University und der Universität Leipzig. Federführend dafür
sind das Institut für Amerikanistik
der UL und das Global Leadership
Center der Ohio University. „Damit haben wir der erfolgreichen
Zusammenarbeit unserer beiden
Universitäten ein neues Puzzleteil
hinzugefügt“, erklärt der Rektor
der Universität Leipzig, Prof. Dr.
Franz Häuser. „Damit wird unsere
Universität das vom Deutschen
Akademischen Austauschdienst
geförderte Programm Bachelor
PLUS umsetzen können.“ Zugleich
ließen die amerikanischen Gäste,
zu denen Dr. Roderick McDavis,
Präsident der Ohio University, Dr.
Daniel Weiner, Executive Director
of the Center for International
Studies, und Dr. Joe McLaughlin,
Chair of the Faculty Senate, gehörten, gemeinsam mit Rektor Häuser
18 Jahre erfolgreicher Zusammenarbeit Revue passieren. „Damit ist
unsere Universitätspartnerschaft
volljährig“, so der Rektor.
ba
12
KULTUR
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N AM RANDE
Malerwegtag im
Gebirge
M
it einem Malerwegtag will
die Sächsische Schweiz
am 8. August auf bedeutende
Künstler und die Landschaft
des Elbsandsteingebirges aufmerksam machen. Von Pirna
bis Schmilka seien zahlreiche
Veranstaltungen wie Wanderungen,
Filmvorführungen
und Märkte geplant, teilte der
Tourismusverband Sächsische
Schweiz in Pirna mit. Der Malerwegtag findet zum ersten
Mal statt und bildet den Abschluss einer am 1. August
beginnenden Themenwoche,
in der an 20 Jahre Nationalpark Sächsische Schweiz und
zehn Jahre Nationalpark Böhmische Schweiz erinnert wird.
Höhepunkt des Malerwegtages ist den Angaben zufolge
die Darstellung eines „Lebenden Canaletto-Bilds“ auf dem
Marktplatz von Pirna. Über 50
Komparsen in historischen Kostümen sollen etwa 260 Jahre
nach Entstehung von Canalettos Gemälde „Der Marktplatz
zu Pirna“ die Szene lebendig
werden lassen. Wanderungen
führen darüber hinaus zu den
Lieblingsplätzen Caspar David
Friedrichs und weiterer Maler
der Romantik. Außerdem können Besucher mit zeitgenössischen Künstlern ins Gespräch
kommen. Parallel dazu wird ein
Kunstfest in Bad Schandau
mit
Kunsthandwerkermarkt,
Bühnen- und Kinderprogramm
veranstaltet.
ddp
„Faust“-Rockoper
zu Gast in Weimar
D
as Musikschauspiel „Faust
– Die Rockoper“ gastiert in
Kürze in Weimar. Wie der Veranstalter mitteilte, wird das
Stück vom 16. bis zum 24.
Juli in der Viehauktionshalle
Weimar präsentiert. Der Klassiker des deutschen Dichters
Johann Wolfgang von Goethe
(1749 – 1832) wird mit Anleihen und Kostümen aus der
Rockgeschichte der 70er Jahre
verbunden. Die Jahrhunderte
alte Geschichte des Hauptprotagonisten wird anhand von 27
Rock- und Popsongs erzählt.
Laut Veranstalter knüpft die
Inszenierung an die Volksstücktradition der Zeit vor Goethe
an, wodurch eine Mischung
aus Rockkonzert, Musical und
Volksstück entstehen soll.
Faust zählt zu den bedeutendsten Stücken der deutschen
und der Weltliteratur. Seit der
Uraufführung 2003 wurde die
Rockoper insgesamt fast 200
Mal präsentiert. Neben Darstellungen auf dem Brocken im
Harz und in Auerbachs Keller in
Leipzig wurde das Stück auch
in Ungarn und der Schweiz gezeigt. In der Klassikerstadt sind
acht Vorstellungen geplant. ddp
N AUSSTELLUNG I
Der Weg zur deutschen Einheit
F
ast 20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung
zeigt das Deutsche Historische Museum Berlin eine Ausstellung über die wichtigsten Ereignisse im Jahr 1990. „Der Weg
zur Einheit“ heißt die Schaum, in
der neben Fotos und Ausschnitten aus Pressekonferenzen und
Fernsehsendungen Objekte zu
sehen sind, die
Geschichte
geschrieben haben.
wehre und Pistolen der örtlichen
„Kampfgruppe der Arbeiterklasse“, bis sie nicht mehr benutzbar
waren.
Eine Kopie des Zwei-plus-VierVertrages ist ebenso zu sehen
wie ein Original-Antrag für die
Umstellung der
Sparguthaben
von Mark der
DDR auf D-Mark.
Nachlesen kann
man einen Teil
des „10-PunkteProgramms zur
Überwindung der
Teilung Deutschlands und Europas“, das der
damalige Bundeskanzler Helmut
Kohl am 28. November 1989 im
Bundestag vortrug – inklusive
handschriftlicher
Anmerkungen.
Darunter ist auch
der Runde Tisch
aus dem Berliner
Schloss Niederschönhausen.
Dort kamen im
Juni 1990 beim
zweiten Treffen
der
Zwei-plusV i e r- Ve r h a n d lungen Vertreter
der
Alliierten,
der DDR und der
Bundesrepublik Noch in Erinnerung: Ein Wahl- Die bis zum 10.
Oktober laufenzusammen, um plakat der CDU von 1990.
de
Ausstellung
über die Zukunft
Deutschlands nach dem Mauer- spannt einen Bogen von den Akfall zu beraten. Der Tisch sei in tivitäten der Protagonisten der
einer Garage in Brandenburg Friedlichen Revolution über die
entdeckt worden, sagte Muse- ersten freien Wahlen in der DDR
umsdirektor Hans Ottomeyer am bis zur ersten gesamtdeutschen
Bundestagswahl. Neben emotioMontag.
nalen Fotos und FilmausschnitZu den Ausstellungsstücken ten sind vor allem die Details
gehört auch eine Kiste mit un- der politischen Verhandlungen
brauchbar gewordenen Waffen. interessant, die zur WiederverVor 20 Jahren fuhren in Dessau einigung der beiden deutschen Der Tisch, an dem das Treffen der 2+4 Gespäche über die Zukunft
Lastwagen so lange über die Ge- Staaten geführt haben.
Fotos: dpa
dpa Deutschlands stattfand, ist nun in Berlin zu sehen.
N AUSSTELLUNG II
„Mythos Burg“ zeigt Faszination des Mittelalters
V
on König Artus bis
zu Harry Potter:
Das Germanische
Nationalmuseum
in
Nürnberg eröffnete Anfang Juli die Sonderausstellung „Mythos Burg“.
Das Museum will damit
die Kulturgeschichte der
Burg vom Mittelalter bis
in die Gegenwart beleuchten. Mit 650 teilweise noch nie zuvor gezeigten Exponaten habe
man die größte Schau
zum Thema Burgen zusammengestellt, die je
gezeigt worden sei, sagte
Generaldirektor
Prof.
Ulrich Großmann.
Für die Ausstellung hat
das Nürnberger Haus
mit dem Deutschen Historischen Museum Berlin zusammengearbeitet,
wo parallel die thematisch ähnliche Schau
„Burg und Herrschaft“
läuft.
Aus den mittelalterlichen
Gemäuern
hat sich eine facettenreiche Kulturgeschichte
entwickelt: Burgen faszinieren Kinder, die mit
kleinen Plastik-Modellen
spielen, genauso wie
Forscher, die stets auf
der Suche nach neuen
Erkenntnissen über das
Leben auf der Burg sind,
sowie Autoren, Künstler
und Baumeister: Die
Romanfigur Harry Potter lebt auf einer Burg;
Bayerns Märchenkönig
Ludwig II. erbaute sich
mit Schloss Neuschwanstein seine ganz eigene
mythologische Burgenwelt.
Und seit dem 19. Jahrhundert kurbelte die Begeisterung vieler Menschen für die mächtigen
Rheinburgen den Tourismus kräftig an. Beson-
ders stolz ist Großmann
darauf,
einzigartige
Kunstschätze zeigen zu
können: Ein Ritteraquamanile ist eine Leihgabe
des New Yorker Metropolitan Museum of Art.
Das filigrane Gießgefäß
entstand um 1350. Die
Weltchronik des Rudolf
von Ems (um 1300)
befindet sich normalerweise in der Kantonsbibliothek von St. Gallen,
ist aber nun in Nürnberg
zu sehen.
dpa
Mythos Burg, Germanisches Nationalmuseum
(Kartäusergasse 1, Nürnberg), Dauer: 8. Juli bis
7. November 2010, Öffnungszeiten: Dienstag bis
Sonntag: 10 bis 18 Uhr,
Mittwoch: 10 bis 21 Uhr
– Eintritt: 8,00 Euro, 5,00
Euro (ermäßigt). Informationen im Internet: (www.
mythos-burg.de).
Ein Turnierharnisch mit Tartsche aus dem 16. Jahrhundert in der Ausstellung „Mythos Burg“. Foto: dpa
UNTERHALTUNG
13
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N KORRUPTION
N LEUTE
Sarkozy durch L‘Oréal-Affäre in Bedrängnis
D
ie Affäre um L’OréalErbin Liliane Bettencourt hat nun auch
Frankreichs
Staatschef
Nicolas Sarkozy
erreicht.
Er habe für seinen Präsidentschaftswahlkampf
2007 eine illegale Spende von
150 000 Euro in bar von der
Milliardärin erhalten, sagte
der Anwalt von Bettencourts
ehemaliger Buchhalterin. Zudem soll Sarkozy schon früher Bargeld von Frankreichs
reichster Frau angenommen
haben.
Die französische Regierung
wird seit Wochen von der
Affäre um die L’Oréal-Erbin
erschüttert. Bisher stand Arbeitsminister Eric Woerth
unter Beschuss, dessen Frau
für die Vermögensverwaltung
der Milliardärin arbeitete, die
unter dem Verdacht der Steuerhinterziehung steht. Da Woerth bis März als Haushaltsminister für die Verfolgung
von Steuersündern zuständig
war, wirft ihm die Opposition
einen Interessenkonflikt vor.
Nun steht auch der Vorwurf
der illegalen Parteienfinanzierung im Raum. Woerth, der
gleichzeitig Schatzmeister der
Regierungspartei UMP ist, soll
2007 Geld für Sarkozys Präsidentschaftswahlkampf entgegengenommen haben, wie
die ehemalige Buchhalterin
Claire T. der Nachrichtenwebsite Mediapart sagte. Darüber
hinaus habe Sarkozy schon
in seiner Zeit als Bürgermeister des Pariser Nobelvororts
Neuilly wie andere konser-
angenommen zu haben. „Ich
habe auf politischer Ebene nie
den geringsten Euro erhalten,
der nicht rechtens gewesen
wäre“, sagte er. „Alles ist sauber.“ An einen Rücktritt denke
er nicht. In Frankreich ist die
Höchstsumme für eine Spende von Privatpersonen an eine
politische Partei 7500 Euro
pro Jahr. Ein Kandidat darf
im Wahlkampf maximal 4600
Euro erhalten.
Ich war‘s nicht, scheint Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sagen
zu wollen – doch die Anschuldigungen halten sich. Fotos: dpa, AFP
Milliardärin und L‘Oréal-Patriarchin Liliane Bettencourt.
Arbeitsminister und UMPSchatzmeister Eric Woerth.
vative Politiker regelmäßig
von Bettencourt „seinen Umschlag“ erhalten.
„Verleumdung“ zurück, die nur
dazu diene, seine Regierung
„zu beschmutzen“. Woerth
verwahrte sich gegen den Vorwurf, illegale Parteispenden
Sarkozy wies die Angaben als
Der Fraktionschef der oppositionellen Sozialisten, JeanMarc Ayrault, sprach von einer „politischen Krise an der
Regierungsspitze“. Zu einem
Eklat kam es in der Nationalversammlung, als der konservative Haushaltsminister
François Baroin der Opposition vorwarf, in dem Fall ohne
Beweise Vorwürfe zu erheben
und „das Spiel der extremen
Rechten zu spielen“. Praktisch geschlossen zogen die
sozialistischen Abgeordneten
darauf aus dem Plenum.
Die Grünen sahen „den
schlimmsten
politischen
Skandal seit langem“ heraufziehen. Sollten die Aussagen
der Buchhalterin sich
als
wahr erweisen, sei es mit
einer Regierungsumbildung
nicht mehr getan, erklärte
die Partei. Dann sei „eine
Präsidentenumbildung“ vonnöten. Die Affäre sorgt auch
in der UMP für Nervosität.
Mehrere Spitzenpolitiker der
Regierungspartei
forderten
Sarkozy auf, sich möglichst
schnell gegenüber den Franzosen zu äußern.
AFP
Kachelmann-Prozess wohl im September
E
essica Simpson, US-Sängerin (29), war zwei Jahre mit
dem amerikanischen FootballProfi Tony Romo liiert, nun versucht sie ihr Glück erneut mit
einem NFL-Sportler. Der neue
Mann an ihrer Seite heißt Eric
Johnson, der einst beim Team
San Francisco 49ers spielte.
Das Paar soll sich bereits im
Mai gefunden haben. Simpson und Romo, der bei den
Dallas Cowboys spielt, hatten im vergangenen Sommer
nach zweijähriger Beziehung
einen Schlussstrich gezogen.
Beide gaben damals an, mit
ihren Karrieren zu beschäftigt
zu sein. Simpson war viel für
ihre neue Reality-Show „The
Price of Beauty“ unterwegs.
Die Pop-Sängerin hatte ihren
Freund oft zu Spielen begleitet. Zuvor war sie knapp vier
Jahre lang mit dem Sänger
Nick Lachey verheiratet.
L
eonardo DiCaprio, US-amerikanischer
Schauspieler
mit deutschen Wurzeln (35),
bezeichnet Christopher Nolans neues, geheimnisumwittertes Leinwandprojekt „Inception“ als „sehr ambitioniert“
und aufs Unterbewusstsein
abzielend. DiCaprio spielt in
dem SciFi-Psychothriller einen
Agenten-Boss. „Es geht um
surreale Welten und einen fast
existenziellen Film... Ich habe
ihn wie eine ganz lange Therapiesitzung betrachtet, was
den Charakter betrifft, den ich
spiele“, sagte der 35-Jährige.
Auf seine Rolle habe er sich
im Übrigen vorbereitet, indem
er Bücher zum Thema Traumanalyse gelesen habe. „Inception“ läuft am 29. Juli in den
deutschen Kinos an.
L
N JUSTIZ
in Prozess gegen Jörg
Kachelmann
ist
nach
Medienberichten im September möglich. Der Wettermoderator ist unter dem Verdacht
der Vergewaltigung inhaftiert.
„Wenn das Gericht weiterhin
von einem dringenden Tatverdacht ausgeht, gibt es jetzt gar
keine andere Möglichkeit, als
das Hauptverfahren zu eröffnen“, sagte der Anwalt Thomas
Franz.
J
Kachelmann. Der bestreitet die
Tat und sitzt seit dem 20. März
in Untersuchungshaft. Sein
Anwalt Reinhard Birkenstock
hatte Haftbeschwerde eingelegt, um seinen Mandanten freizubekommen. Nun muss das
Oberlandesgericht (OLG) Karlsruhe über diesen Antrag entscheiden.
Der Jurist Franz vertritt die
Frau, die Kachelmann beschuldigt. Die Nachrichtenmagazine
„Spiegel“ und „Focus“ gaben
den September als möglichen
Termin für die Hauptverhandlung an – ohne konkrete Quellen
zu nennen.
Gegen einen Haftbefehl kann
sich ein Beschuldigter auf zwei
unterschiedliche Arten wehren:
Mit der Haftbeschwerde oder
dem Antrag auf Haftprüfung.
Im Fall Kachelmann hatten die
Verteidiger zunächst eine Haftprüfung beantragt, den Antrag
aber zurückgenommen und
stattdessen
Haftbeschwerde
eingelegt.
Franz vertritt die 37-jährige
ehemalige Lebensgefährtin von
Laut Strafprozessordnung darf
der Vollzug der Untersuchungs-
haft wegen derselben Tat über
sechs Monate hinaus nur aufrechterhalten werden, wenn
die besondere Schwierigkeit
oder der besondere Umfang der
Ermittlungen oder ein anderer
wichtiger Grund das Urteil noch
nicht zulassen und die Fortdauer der Haft rechtfertigen.
Die Frist im Fall Kachelmann
(51) läuft am 20. September
aus, wie Franz bestätigte.
Dauert die Untersuchungshaft
länger als sechs Monate, muss
auf jeden Fall eine besondere
Haftprüfung durch das OLG
erfolgen.
Der gebürtige Schweizer Moderator Jörg Kachelmann. Foto: dpa
Noch nicht entschieden hat
das Landgericht Mannheim,
ob es die Anklage gegen den
Wettermoderator zulässt. Der
51-jährige Schweizer soll seine
frühere Freundin vergewaltigt
haben. Er hat die Vorwürfe seit
seiner Festnahme Ende März
stets zurückgewiesen.
dpa
ily Allen, britische Sängerin (25), fällt immer wieder
mit ihren Outfits auf. In Kürze
will sie nun einen eigenen Laden mit Vintage-Mode in London eröffnen. Darin werden
die zukünftigen Kundinnen
auch ausgesuchte Stücke
finden, die Lily selbst getragen hat, denn zum einen
droht der Kleiderschrank der
Sängerin zu bersten, zum
anderen wirft sie nur in den
seltensten Fällen Kleidung
in den Mülleimer. Das wäre
ihrer Meinung nach „ethisch
nicht vertretbar“. In einem
Interview sagte Allen: „Ich
freue mich auf das Geschäft
und gleichzeitig, dass andere
Leute Gefallen daran finden
dürften.“ Sie will ihre Boutique im übrigen „Lucy in Disguise“ nennen. Ob man darin
Haut Couture finden wird, ist
allerdings zweifelhaft. „Wenn
ich ganz teure Sachen kaufe,
denke ich meist: ’Das ist zeitlos und kann ich später noch
meiner Tochter vererben.’“
Bisher hat Lily allerdings
noch keine Kinder.
14
REISE
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N KANADA
Anders schön: Der Norden British Columbias
E
les vorhanden und wird Besuchern
gezeigt.
in Gourmet-Restaurant sieht
anders aus, zumindest in Europa. Ich stehe vor dem noch
verschlossenen „Cow Bay Cafe“ in
Prince Rupert, einer Kleinstadt im
Norden der kanadischen Pazifikprovinz British Columbia. Hier, so
verheißen es Reiseführer, soll es
das beste Essen der Gegend geben.
Durch die gardinenfreien Fenster
sehe ich ein Inventar, das an eine
Bahnhofskneipe erinnert:
Schlichte Holztische und Stühle,
stapelweise Zeitungen, aufgereihte
Flaschen und zwei Pinnwände. Der
Raum ist klein - wenn überhaupt,
dann finden 50 Leute im „Cow Bay
Cafe“ Platz. Mit gemischten Gefühlen betrete ich später das Restaurant von Chefin Adrienne Johnston.
Spaß scheint hier an erster Stelle zu
stehen: Die Inhaberin und ihre Angestellten scherzen mit jedem neuen Gast. Das Lachen ist ansteckend,
auch wenn ich nach wie vor etwas
skeptisch den Blick schweifen lasse.
Eine Speisekarte ist weit und breit
nicht zu entdecken. Die gibt es auch
nicht, denn zweimal täglich ändert
sich das Angebot. Die gerade aktuellen Menüs, je zwölf Hauptgerichte
und Desserts, schreibt Mrs. Johnston auf die Pinnwände.
Langsam begreife ich: Das „Cow
Bay Cafe“ ist anders. Natürlich entscheide ich mich in der HeilbuttHauptstadt Prince Rupert für eines
der Plattfisch-Gerichte. Eigentlich
müsste man zwar alle zwölf Angebote durchprobieren. Doch das
wird teuer, und es dürfte auch der
hungrigste Mann nicht schaffen.
Denn die Portionen sind nicht gerade klein. In jedem Fall aber ist
der Eintrag als einziges Restaurant
im nördlichen British Columbia im
Gourmet-Führer gerechtfertigt.
So anders die beste Gaststätte am
Platz aus der Sicht eines Mitteleuropäers erscheint, so anders sind auch
das ganze Städtchen Prince Rupert
und die Region drumherum. Das
zeigt sich schon bei der Ankunft.
Eine Stunde benötigt die Propellermaschine von Vancouver. Dabei
überfliegt sie eine traumhaft unberührte Natur: Die Gipfel der Rocky
Mountains türmen sich auf, durchzogen von Flüssen – es ist kaum
vorstellbar, dass jemals Menschen
einen Fuß dorthin gesetzt haben.
Der Anflug auf Prince Rupert ist
gewöhnungsbedürftig. Der kleine
Flughafen liegt auf Digby Island.
Von dort aus erreicht man nur per
Bus und Fähre die Hauptinsel Kaien
Island. Vom Wasser aus reicht der
Blick auf die Stadt. Flache, maximal
dreistöckige Gebäude prägen den
Baustil und lassen den Betrachter
vom Wilden Westen träumen.
Das nördliche British Columbia ist
besonders von den Ureinwohnern
geprägt. Die Tsimshian siedelten
nach Angaben des in Prince Rupert
ansässigen „Museum of Northern
BC“ bereits im Jahr 3000 vor
Fast schon Alaska: Der Hafen von Prince Rupert liegt am Ende des Yellowhead Highways im äußersten Nordwesten von British Columbia.
Fotos: dpa
Christus hier. Erst am Ende des 18.
Jahrhunderts kamen die ersten Europäer in das Gebiet der Tsimshian,
um vom florierenden Pelzhandel
und dem großen Fischvorkommen
zu profitieren. Noch heute leben
die Tsimshian wie auch andere
Ureinwohner aus den Stämmen
der Haida und Nisga’as um Prince
Rupert und prägen das touristische
Angebot – nicht nur durch ihre
handwerkliche Holzkunst, die in allen Arten im Museum und in vielen
Souvenirshops zu bewundern und
natürlich auch zu kaufen ist.
Natürlich habe ich keine Ahnung,
worauf er hinaus will – und deshalb
finde ich ohne Hilfe auch nichts.
Doch das Ufer ist eine Fundgrube
der kulturellen und religiösen Vergangenheit der Tsimshian. Voller
Stolz deutet der Häuptling auf wundervolle Petroglyphen, denen auch
nach Hunderten von Jahren Wind
und Wasser, Sonne und Kälte nichts
anhaben konnten. In erster Linie
sind es Gesichter, die von seinen
Vorfahren in die Steine geschlagen
wurden. Über die Bedeutung der
Gesichter lässt sich wenig sagen.
Oft, so wird orakelt, waren sie
lediglich Ausdruck von Freud und
Leid, von Glücksmomenten und
Ängsten.
Plötzlich stehen wir mitten im Inselwald vor einem der traditionellen
Tsimshian-Häuser. Es ist ein Langhaus. Die Holzherberge, die in ursprünglicher Form nachgebaut
wurde, symbolisiert die Heimstätte
einer dominierenden Familie in der
streng hierarchisch gegliederten
Tsimshian-Ordnung. Eine Tafel
daneben dokumentiert die Dorfgestaltung von einst mit dem Langhaus als Zentrum. Von dort gibt es
einen Blick aufs offene Meer, aus
dem die Tsimshian einen Teil ihres
Lebens bestritten – wie später auch
die Europäer, die sich
in der Gegend niederließen und ebenso wie
die Ureinwohner von
den reichen Lachs- und
Heilbutt-Vorkommen
lebten.
Um traditionelles Leben wirklich
begreifen zu können, muss man
die Lax-Kw’alaams-Inseln
in Begleitung eines Ureinwohners bereisen, von denen etwa 10 000 in der Region leben. Staunend folge
ich den Spuren einer der
ältesten ununterbrochen
bewohnten Regionen der
Nur 20 Kilometer von
Welt. Von den dicht belPrince Rupert entfernt
aubten, jahrhundertealten
ist in Port Edwards die
Bäumen beobachten Seeälteste intakte Lachsadler die „Eindringlinkonservenfabrik an der
ge“. Ruhe ist auf diesem
WestküsteNordamerikas
scheinbar
unberührten
zu finden. Auf Stämmen
Fleckchen Erde oberstes
– Pilings – errichtet, gibt
Gebot. Ein Abweichen
die North Pacific Canvon den schmalen Wegen
nery (NPC) einen einist hier streng verboten.
drucksvollen Einblick in
Der Tsimshian-Häuptling
das Leben eines pazierklärt „sein“ Reich, zeigt
fischen Fischerdorfes.
essbare Früchte und solDie Wohnhäuser einfache, die man lieber nicht
cher Fischer und wohlanrühren sollte.
Der
habender Bürger sind
Weg führt aus dem Diebenso ein Blickfang wie
ckicht heraus auf den mit
die Produktionsräume.
großen Wurzeln übersäten
Von der kleinsten Nadel
Steinstrand. Nichts Unzum Netze-Flicken bis
gewöhnliches, geht es mir
zu den ersten, noch
durch den Kopf, bis mein
voll funktionstüchtigen
Begleiter mich auffordert,
Zeichen früheren Lebens Bärig: Für Touristen werden auch Touren zur Be- Fließbändern der Konservenherstellung ist alauf der Insel zu suchen. obachtung von Grizzlys angeboten.
Das nördliche British Columbia lebt
von seiner Geschichte und seiner
Natur – und dazu gehören auch
Wal-Beobachtungen. Entlang der
„Inside Passage“ springen die Meeressäuger aus dem Wasser und
zeigen ihre Positionen schon mit
weithin sichtbaren Fontänen an.
Wer lieber festen Boden unter den
Füßen hat, kann an Grizzly-Beobachtungstouren teilnehmen: In
Nordamerikas erstem Grizzly-Reservat leben etwa 50 der größten
Bären in ihrem natürlichen Umfeld.
Mit etwas Glück kann man Bären
aber auch bei einer Fahrt von
Prince Rupert entlang des SkeenaFlusses nach Terrace sehen. Der
Fernzug nach Prince George-Jasper, mit dem Prince Rupert überhaupt erst Anschluss an das übrige
Eisenbahnnetz Nordamerikas bekam, gilt als touristische Attraktion
ersten Ranges. Während der 147
Kilometer langen Tour entfaltet sich
die komplette Schönheit der Region:
Berge, Seen und Wälder wechseln
sich ab, Bauernhöfe und Sägemühlen zeugen von der noch lebendigen
Kleinwirtschaft in diesem Gebiet.
Die Holzindustrie dominierte lange
Zeit auch die Geschichte von Terrace, das heute nur noch touristische
Bedeutung besitzt. Besonders stolz
sind die Einheimischen auf den Kermodei Bären. Diese weiße Unterart
des Schwarzbären ist als Wappentier überall zu sehen. In freier Natur
wäre es aber ein Zufall, ihm zu begegnen. Möglicherweise trifft man
den Kermodei Bären beim Fischen.
Überall am Skeena sehe ich in Terrace Angler, die auf Lachsfang sind.
Fünf Lachsarten gibt es hier und
machen aus der Region ein Paradies
für Sportfischer. Bei ausgedehnten
Spaziergängen durch die endlos
scheinenden Wälder fallen mir aber
auch noch andere Dinge auf: Der in
Terrace beheimatete Künstler Rick
Goyette hat auf einem Pfad auf der
„Insel der Gesichter“ Köpfe in die
Rinde der Bäume geschnitzt – mal
größer, mal kleiner. Um diese rund
55 Kunstwerke tatsächlich zu entdecken, bedarf es größter Aufmerksamkeit – oder eben wieder der
Hinweise von Einheimischen, die
mit ihrer Gastfreundschaft auch
dem ausgelaugtesten Wanderer ein
Lächeln ins Gesicht zaubern.
Genau wie die Ureinwohner, die
Nisga’as. Deren Schnitzkunst ist
sprichwörtlich: Ob Masken, Totempfähle oder traditionelle Instrumente – ein Blick in die Werkstätten
und das gerade entstehende neue
Museum ist überaus erwünscht
und hilft auch ein wenig dabei, die
nasse Kleidung zu trocknen. Denn
zum Norden British Columbias gehört Regen. Nur rund 50 niederschlagsfreie Tage zählt man im
Jahr. Doch auch das kann schön
sein – anders schön eben, wie die
ganze Region.
Gerald Fritsche
FRESH – DIE JUNGE SEITE
15
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N JUGEND FORSCHT
Bringt frischen Wind in die Wissenschaft!
U
Zweier- oder Dreierteams. Anmeldeschluss für die neue Runde ist der 30. November 2010.
nter dem Motto „Bring
frischen Wind in die
Wissenschaft!“
startet
Jugend forscht in die neue
Wettbewerbsrunde. Ab sofort können sich Jugendliche
mit Freude und Interesse an
Naturwissenschaften,
Mathematik und Technik wieder
bei Deutschlands bekanntestem
Nachwuchswettbewerb
anmelden. Schülerinnen und
Schüler, Auszubildende und
Studierende sind aufgerufen,
auch in der 46. Runde wieder
zu forschen, zu erfinden und
zu experimentieren.
„Gerade in Zeiten der Krise ist
es wichtig, nachhaltig in Bildung und Forschung zu investieren“, sagt Bundesbildungsministerin Annette Schavan,
die zugleich Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Jugend
forscht e. V. ist. „Für die Zukunft unseres Wirtschafts- und
Wissenschaftsstandortes ist es
von entscheidender Bedeutung,
noch weitaus mehr junge Talente als bisher zu finden und
sie gezielt zu fördern. Jugend
forscht ist zweifellos eines der
wirkungsvollsten Instrumente
der Nachwuchsförderung in
Deutschland.“
Wer bei Jugend forscht mitmachen will, muss kein zweiter
Einstein sein. Wichtig ist aber,
Beim Wettbewerb gibt es keine vorgegebenen Aufgaben.
Das Forschungsthema wird
frei gewählt. Wichtig ist aber,
dass es sich einem von sieben
Fachgebieten zuordnen lässt:
Arbeitswelt, Biologie, Chemie,
Geo- und Raumwissenschaften,
Mathematik/Informatik, Physik
sowie Technik stehen zur Auswahl.
Die 46. Runde des Wettbwerbs „Jugend forscht“ ist eingeläutet.
dass die jungen Forscherinnen
und Forscher neugierig und
kreativ sind und dass sie die
Herausforderung annehmen,
wissenschaftlich zu arbeiten.
Denn
unsere
Gesellschaft
braucht Jugendliche, die Lust
auf Forschung haben, die gerne
experimentieren und erfinden.
Bei Jugend forscht können sie
ausprobieren, was in ihnen
steckt. Und wer weiß? Was
klein beginnt, wird vielleicht
einmal groß enden – und frischen Wind in die Wissenschaft
bringen.
An Jugend forscht können jun-
Foto: Stiftung Jugend forscht e. V.
ge Menschen bis zum Alter von
21 Jahren teilnehmen. Jüngere Schülerinnen und Schüler
müssen im Anmeldejahr mindestens die 4. Klasse besuchen.
Studenten dürfen sich nur im
Jahr ihres Studienbeginns anmelden. Zugelassen sind sowohl Einzelpersonen als auch
N MUSIC / VIDEO / GAMES / BOOKS
Die Teilnahmebedingungen, das
Formular zur Online-Anmeldung
wie auch weiterführende Informationen und das aktuelle Plakat
zum Download gibt es unter www.
jugend-forscht.de im Internet.
N AM RANDE
Ellie Goulding
Zeiten ändern Dich
Fifa 11
Roter Donner
E
nis Mohamed Ferchichi
schaffte das, wovon viele
Jugendliche träumen: Von ganz
unten kommend stürmte der
einstige Schulabbrecher und
Drogendealer aus zerrütteten
Familienverhältnissen aus Berlin
mit seinem provokanten Sprechgesang die deutschen Charts. Als
Rapper Bushido verkaufte er über
1,5 Millionen Tonträger, wurde
mit zahlreichen Auszeichnungen
beehrt und besitzt mittlerweile
eine eigene Plattenfirma. Zudem
ist er Identifikationsfigur vieler
junger Menschen. Doch immer
wieder muss sich der tunesischstämmige Künstler den Dämonen
seiner Vergangenheit stellen.
A
F
D
llie Gouldings Debütalbum
Lights beginnt famos: Der
Opener „Guns and Horses“ sowie
die mit reichlich Airplay versehene Single „Starry Eyed“ sind perfekte Elektro-Pop-Hymnen. Ihr
Gesang fügt sich perfekt in die,
von Elektroproduzent Starsmith
opulent arrangierten, Soundlandschaften. Zwar hört man
den meisten Songs an, dass sie
einmal auf der akustischen Gitarre geschrieben wurden, jedoch
sorgen elektronische Beats, Glockenspiele, diverse Keyboardflächen und sonstige Studiotechnik
dafür, dass die „Lights“-Tracklist
sowohl ausreichend radio- als
auch tanzflächenkompatibel ist.
Für die Anmeldung im Internet
reichen zunächst das Thema
und eine kurze Beschreibung
des Projekts. Eine schriftliche
Ausarbeitung müssen die Teilnehmer erst im Januar 2011
einreichen. Ab Februar finden
dann bundesweit die Regionalwettbewerbe statt. Wer hier
gewinnt, tritt auf Landesebene
an. Dort qualifizieren sich die
Besten für das Bundesfinale
im Mai. Auf allen drei Wettbewerbsebenen werden Geld, Sach- und Sonderpreise im
Gesamtwert von rund einer
Million Euro vergeben.
dpa
ifa 11 definiert Spielerauthentizität für PlayStation
3 – ob am Ball oder nicht – für
jeden Spieler und jede Position.
Das neue Feature Persönlichkeit
berücksichtigt neben den Standardattributen auch individuelle Fähigkeiten und ermöglicht
es, jeden Spieler mittels seiner
Physis und Spielanlagen klar
unterscheiden zu können. Dank
einer Reihe neuer Tools können
Fifa 11-Fans ihr Spiel ganz neu
und für sie individuell sinnvoll
gestalten. Das Audio-Tool lässt
Spieler beispielsweise eigene
Fangesänge importieren und
diese beliebigen Teams und Ligen zuweisen. Für alle Systeme
er Wettlauf zum Mars hat
begonnen – aber anders als
wir denken… Welche Nation
landet zuerst auf dem Roten
Planeten? Als China mit einem
Raumschiff Kurs auf den Mars
nimmt, nehmen die USA die
Herausforderung an und starten
selbst eine Rakete. Doch unbemerkt von den Großmächten
macht sich noch ein drittes
Schiff startfertig – gebaut von
einem saufenden Ex-Astronauten, einem nuschelnden Genie
und vier liebestollen Teenagern
aus Florida. Ein unglaubliches
Rennen im Weltall nimmt seinen Lauf… Witziger Roman des
Amerikaners John Varley.
FFW-Nachwuchs
trainiert hart
D
ie Jugendfeuerwehr Sachsen führt vom 12. bis zum
17. Juli an der Landesfeuerwehrschule Nardt ihre zehnte
Ausbildungswoche
durch.
Erwartet werden 77 junge
Feuerwehrleute, darunter 21
Mädchen, aus 23 sächsischen
Jugendfeuerwehren, wie ein
Sprecher in Dresden mitteilte.
Zum Abschluss der Trainingswoche können die 15- bis
18-Jährigen die Leistungsspange (LSP) der Deutschen
Jugendfeuerwehr
erwerben.
Seit 2000 gibt es jährlich
eine Ausbildungswoche an der
Landesfeuerwehrschule Nardt.
Für das Leistungsabzeichen
müssen die Jugendlichen einen Löschangriff nach Dienstvorschrift, eine Schnelligkeitsübung, Kugelstoßen, 1500
Meter Staffellauf und einen
theoretischen Teil absolvieren.
Die Mitgliederzahl in den 959
Jugendfeuerwehren war 2009
erstmals seit zehn Jahren wieder gestiegen auf 10 530 Mitglieder, darunter waren 2261
Mädchen.
ddp
16
PRÄVENTION
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N AM RANDE
Ballaststoff-Hilfe
für den Darm
V
erstopfungen, Durchfälle und
Schmerzen auf der linken
Unterbauchseite können auf einer sogenannten Divertikulose
beruhen. Lindern lassen sich
die Beschwerden durch eine
ballaststoffreiche
Ernährung
und eine erhöhte Trinkmenge
von 1,5 bis 2 Litern am Tag,
sagt der Gastroenterologe Prof.
Richard Raedsch vom Berufsverband Deutscher Internisten
in Wiesbaden. Dadurch werde
der Stuhl weich, und der Druck
im Inneren des Darms sinke.
Bei einer Divertikulose stülpt
sich die Darmschleimhaut
durch Schwachstellen in der
Muskelschicht des Darms nach
außen. In diesen sogenannten
Divertikel können Stuhlreste
zurückbleiben und sich entzünden. Die Entzündung muss mit
einem Antibiotikum behandelt
werden. Kommt häufiger zu
Entzündungen, müssen die betroffenen Darmabschnitte gegebenenfalls entfernt werden,
erklärt Raedsch. Betroffen sind
vor allem ältere Menschen: Mit
60 Jahren haben etwa 30 Prozent Divertikel im Darm, mit 85
Jahren sind es 65 Prozent. dpa
Kinder: Keime gut
für Immunabwehr
V
om siebten Lebensmonat
an sollte das Immunsystem
von Kindern mit Keimen konfrontiert werden. Eltern können
dies am besten unterstützen,
wenn sie es mit der Sauberkeit
nicht übertreiben. Unter anderem sollte das Ess- und Trinkgeschirr in diesem Alter nicht
mehr sterilisiert werden, rät die
Kinderärztin Claudia Saadi. Nur
durch den Kontakt und die Abwehr von Keimen könnten die
Abwehrkräfte gestärkt werden.
Auch das Abkochen von Wasser
sei nicht mehr länger nötig. Bei
Mineralwasser ist darauf zu achten, dass es natriumarm ist und
den Zusatz „für die Zubereitung
von Säuglingsnahrung geeignet“
trägt, erklärt die Ärztin.
dpa
Ozon belastet
Lungenkranke
D
ie aufgrund der Hitze steigenden Ozonwerte machen
vielen Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen
zu schaffen. Sie verlegen daher
am besten alle Aktivitäten außer
Haus auf die frühen Morgen- oder
späteren Abendstunden, raten
die Lungenärzte der Deutschen
Gesellschaft für Pneumologie
und Beatmungsmedizin (DGP) in
Werne. Tagsüber sollten Lungenkranke sich vorwiegend drinnen
aufhalten und zusätzliche Luftschadstoffe wie Raumsprays
oder Zigarettenrauch unbedingt
meiden.
dpa
N REISEAPOTHEKE
Salben, Pillen und Co. auf Tour
W
„ganz normale Tabletten“, so
Thürmann. „Auch Verhütungsmittel vertragen keine pralle
Sonne und keine zu hohen
Temperaturen“, so der Hinweis
der Pharmakologin. Wer Kondome in der Sonne liegen lässt,
müsse damit rechnen, dass
diese porös werden. Ein Verhütungsring sollte nicht über 30
Grad Celsius gelagert werden.
Frauen sollten Hormonpflaster
unter dem Bikini, aber nicht im
Brustbereich tragen und nach
dem Baden überprüfen, ob das
Pflaster noch an der richtigen
Stelle haftet. Vielreisende wissen: In fast jedem Hotel gibt
es einen kleinen Zimmerkühlschrank – dort sollten Tabletten
und Co. während des Aufenthaltes in Sonnengefilden gelagert werden.
as kommt in den Urlaubskoffer?
Ganz
sicher all die nötigen
persönlichen Kleidungsstücke
und Dinge – doch das sollte nicht
alles sein. Zu einer guten Urlaubsvorbereitung gehört auch
die Zusammenstellung einer
individuellen Reiseapotheke.
Ein Muss: Ganz oben auf der
Liste der Unannehmlichkeiten,
die häufig den Urlaub vermiesen, stehen Sonnenbrand, Sonnenallergie und Magen-DarmErkrankungen. Ein Mittel gegen
Übelkeit und Durchfall ist deshalb neben Desinfektionsspray,
Pflastern, einer Pinzette und
Wundkompressen ein Muss für
die Reiseapotheke. „Um MagenDarm-Infektionen vorzubeugen,
sollten Sie darauf verzichten, in
südlichen Ländern Wasser aus
der Leitung zu trinken oder damit Zähne zu putzen“, rät Christian Franken, Chefapotheker
von DocMorris. Ein Fieberthermometer sowie Schmerz- und
Fiebertabletten gehören ebenso
in die Reiseapotheke, außerdem
auf den Hauttyp abgestimmte
Sonnencreme und Mittel gegen
Insektenstiche. Da das Immunsystem durch die Wetterumstellung in fremden Ländern häufig
strapaziert wird, kann es auch
im Urlaub zu Erkältungen kommen. Mit entsprechenden Medikamenten für unterwegs ist das
Erste-Hilfe-Set komplett.
Im Handgepäck: Chronisch
Kranke sollten vor allem bei
Flugreisen ihre Medikamente
immer ins Handgepäck packen,
falls der Koffer verloren geht.
Vor der Abfahrt wird alles nochmals geprüft und gegebenenfalls
beim Hausarzt neu verschrieben. „Die meisten Sachen, die
man sich selbst injizieren muss,
sind in aller Regel kühlpflichtig“,
sagt Petra Thürmann, Arzneimittelexpertin und Chefärztin
der Klinischen Pharmakologie
am Helios Klinikum Wuppertal.
Ebenso gekühlt werden sollten
einige Augentropfen. Hierfür
gebe es beispielsweise kleine
Kühltaschen mit Kühlakkus.
Für die Berge: Urlauber, die es
in die Berge zieht, sollten besonders an Sonnenschutz denken. „Eine Creme mit hohem
Lichtschutzfaktor und ein Lippenschutz sind wichtig“, sagt
Petra Thürmann. Aus eigener
Erfahrung fügt sie hinzu: „Beim
Eincremen nicht die Ohren vergessen!“ Wer ganz hoch hinaus
möchte, muss sicher sein, dass
sein Körper die mit der Höhe
verbundenen Belastungen gut
verkraftet. „Im Flachland in den
Flieger zu steigen, um kurz darauf zu einer Hütte zu klettern,
ist insbesondere für Menschen
mit Herz-Kreislauf-Beschwerden wenig ratsam“, so die Medi-
Pille und Sonne: Junge Frauen,
die erst seit kurzer Zeit die Pille
nehmen, sollten zunächst einmal testen, ob sie ein Sonnenbad vertragen. „Bei manchen
bilden sich dunkle Flecken auf
der Haut, die wie Altersflecken
aussehen können“, weiß die
Fachärztin.
In den Urlaubskoffer gehört auch Medizin für die Reise – Apotheker beraten dazu.
Foto: dpa
zinerin. Bei einsetzenden Symptomen der Höhenkrankheit wie
Kopfschmerz und Übelkeit hilft
auch kein Medikament mehr.
„Da muss man wieder runter
vom Berg.“ 1000 Höhenmeter
sollte man sich höchstens pro
Tag zumuten und wenn möglich nachts wieder etwas weiter
bergab schlafen, so die Empfehlung von Petra Thürmann.
Antibiotika und Sonnenbad:
Strandurlauber sollten sich vor
allem bewusst sein, dass sich
ausgiebiges Sonnenbaden in
vielen Fällen nicht mit der Einnahme von Medikamenten verträgt. Bestimmte Wirkstoffe,
zum Beispiel Antibiotika, die
über den Blutkreislauf auch in
die oberflächlichen Hautgefäße
gelangen, reagieren auf Son-
neneinstrahlung. Es können
sich Blasen oder massive Hautausschläge bilden. Intensives
Sonnen – ob am Strand oder
bei anderen Freizeitaktivitäten
– schließt sich da aus. „Ich rate
Urlaubern, die solche Medikamente einnehmen, sich unbedingt vorher mit ihrem Arzt zu
beraten“, so Thürmann. Auch
bestimmte
Psychopharmaka
oder Blutdrucksenker könnten
phototoxische Reaktionen auslösen und zu extremen Hautirritationen führen.
Medikamente und Hitze: Beim
Urlaub in Sonnenländern ist zudem auf die richtige Lagerung
von Medikamenten zu achten –
immer im Schatten und je nach
Wirkstoff bei höchstens 25 bis
30 Grad. Das gelte bereits für
+ Reiseapotheke im Sommerurlaub +
Das gehört in die Reiseapotheke eines Sommerurlaubers:
5. ein Loperamid-haltiges Mittel
gegen Durchfallerkrankungen
1. eine gute Sonnencreme
6. gute Pflaster – sowohl für
kleine Abschürfungen als auch
für Blasen
2. eine sogenannte After-SunLotion zum Auftragen nach dem
Sonnenbad
7. ein Desinfektionsmittel für
Wunden
3. ein Sonnenbrand-Gel
4. ein verlässliches
schmerzmittel
Kopf-
8. ein Gel mit einem Antihistaminikum zur Behandlung von
Mückenstichen.
Medikamente lagern: Auch
Feuchtigkeit und Quetschungen könnten Pillen, Tabletten,
Salben oder Verbandsmaterial
zusetzen. „Reiseausstatter und
Apotheken bieten Transportpäckchen an, die zudem das
Minimum einer kleinen Reiseapotheke beinhalten“, rät Thürmann.
Alkohol und Medikamente:
Das verträgt sich nicht. Dies gilt
ganz besonders in Bezug auf
Schmerzmittel und Antibiotika.
Wer dauerhaft Blutdrucksenker
oder Blutverdünner nehmen
muss, sollte nur wenig Alkohol
konsumieren.
Duftlos: „Kein Parfüm vor dem
Sonnenbad“, rät Petra Thürmann. Das Einparfümieren vor
dem Gang zum Strand könne
dort zu Verbrennungserscheinungen mit Blasenbildung auf
der Haut führen, wo der Duft
aufgetragen werde.
Mückenschutz:
„Wirksamen
Schutz vor Mücken bieten
Präparate mit dem Wirkstoff
Diethyltoluamid (DEET)“, so
Christian Franken. Gehört das
Urlaubsland zu einer MalariaRegion, sei eine medikamentöse Prophylaxe zu empfehlen.
Tropen- und reisemedizinische
Beratungsstellen geben Auskunft dazu.
Zum Schluss: Ob Insektenschutz
oder Blasenpflaster: Generell
sollte die Reiseapotheke dem
Urlaubsziel angepasst werden „und das nicht erst kurz vor der
Abreise“, rät Thürmann.ddp/ao
FITNESS, BEAUTY & WELLNESS
17
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N RAUCHSTOPP
Schluss mit Qualmen: Gesprächstherapie oder Nikotinpflaster
R
die Bezugspersonen müssen es
wissen und sollten das Vorhaben
unterstützen.“ Denn wissen Verwandte und Freunde Bescheid,
werden sie dem Raucher eher
keine Zigarette mehr anbieten.
aucher werden es in Zukunft schwerer haben,
ihrem Laster zu frönen:
Ließen ihnen die bisherigen Regelungen zum Nichtraucherschutz
noch viele Freiheiten zum Qualmen in der Öffentlichkeit, haben
Rauchergegner jetzt in Bayern
einen wichtigen Sieg errungen:
Per Volksentscheid setzten sie
ein totales Rauchverbot in Gaststätten, Kneipen und Bierzelten
durch – und sie haben angekündigt, bundesweit aktiv zu werden.
Für Raucher also kein schlechter
Zeitpunkt, von sich aus mit dem
Qualmen aufzuhören.
Denn hat die Initiative in ganz
Deutschland Erfolg, ist es ohnehin
bald vorbei mit den Ausnahmen,
die das Rauchen in Nebenräumen
von Wirtshäusern, kleinen Eckkneipen oder Bierzelten erlauben.
Manchmal kann etwas äußerer
Druck gar nicht schaden, um sich
gewissenhaft mit dem eigenen
Suchtverhalten auseinanderzusetzen: „Die meisten Raucher wollen
tatsächlich aufhören“, sagt Prof.
Stefan Andreas. „Viele haben es
nicht geschafft, weil sie überall
dazu animiert werden, mitzurauchen“, erläutert der Pneumologe
von der Lungenfachklinik Immenhausen bei Kassel.
Umfragen zeigten, dass daher
sogar viele Raucher strenge Nichtraucherschutzgesetze befürworteten. Und so mancher wünscht
sich vielleicht, mit dem Rauchen
ganz aufzuhören. Aber ob das
klappt, hängt vor allem davon ab,
wie der Weg zur letzten Zigarette
angegangen wird. Gesundheitsexperten haben für ausstiegswillige
Raucher folgende Tipps parat:
Rauchen ist schon lange nicht mehr überall erlaubt – so mancher
kommt ins Grübeln, ob er nicht ganz damit aufhören sollte. Foto: dpa
Sich einer Gesprächsgruppe
anschließen: Wer ernsthaft mit
dem Rauchen aufhören möchte,
sollte sich einer Gesprächsgruppe
im Rahmen eines professionellen
Entwöhnungsprogramms
anschließen,
empfiehlt
Christa
Merfert-Diete von der Deutschen
Hauptstelle für Suchtfragen in
Hamm. Angeboten werden sie
etwa von Krankenkassen oder
Volkshochschulen. Das werde als
beste Methode angesehen, weil
sich dort Betroffene mit anderen
mit ihrer Sucht auseinandersetzen.
Manche Raucher schafften die
Entwöhnung zwar auch auf eigene Faust. Für viele seien Gruppengespräche aber wichtig, „um sich
selbst nicht wieder etwas vor-
zumachen“. Schließlich gehe es
auch darum, bestimmte Gewohnheiten in den Griff zu bekommen,
die oft automatisiert ablaufen.
Die Statistik spricht ebenfalls für
solche Programme: „Damit bekommen sie Entwöhnungsraten
von 30 bis 40 Prozent nach einem
Jahr hin“, sagt Prof. Andreas. Bei
der Entwöhnung auf eigene Faust
liege die Erfolgsrate nur bei 3 bis
5 Prozent.
Rauchstopp systematisch angehen: Um dauerhaft von der
Kippe loszukommen, empfiehlt
Stefan Andreas, den Ausstieg
systematisch anzugehen. „Nicht
sofort aufhören“, lautet sein Appell. Ausstiegswillige sollten vielmehr ihr soziales Umfeld in das
Vorhaben einbeziehen: „Auch
Zur Ausstiegsplanung gehört
laut Andreas auch, bisherige Gewohnheiten zu überdenken. So
kann es etwa in der Abgewöhnungsphase helfen, auf übliche
Kneipenbesuche zu verzichten.
So wird man in der Gemeinschaft
mit aktiven Rauchern nicht doch
wieder zu einer Zigarette verleitet. Auch mit dem Alkohol sollten
Aussteiger zunächst vorsichtig
sein, warnt die Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung
(BZgA) in Köln. Er weiche das
Durchhaltevermögen auf. Und
nicht zuletzt sollten Ausstiegswillige sich vorher überlegen,
wie sie mit Rückschlägen umgehen, ergänzt Prof. Andreas.
So muss eine einzige Zigarette
nicht zwangsläufig das Aus der
Bemühungen bedeuten.
Sind die Vorbereitungen abgeschlossen, sollten sich Betroffene
einen Ausstiegstermin setzen,
empfiehlt die BZgA. Die letzten
Tage als Raucher sollten sie
schon mal ohne Zigaretten aus
dem Haus gehen und sich in einem Glas ein „Kippenmuseum“
mit den zuletzt gerauchten
Kippen anlegen. Am Vorabend
des letzten Rauchertags werden
dann Rauchutensilien wie Zigaretten, Aschenbecher und Feuerzeug entsorgt.
Alternativen suchen: Wer für
sich typische Rauchsituationen
ausgemacht hat, sucht sich Alter-
N STRESS
A
Damit man nach der Auszeit
nicht gleich wieder urlaubsreif ist, empfiehlt die TK, nach
Kleidung waschen: Nach dem
Ausstieg hilft es, alle Kleidungsstücke zu waschen, um den
Geruch von Rauch herauszubekommen. Die BZgA empfiehlt außerdem, sich die Zähne reinigen
und polieren zu lassen.
Medikamente zur Unterstützung nehmen: In manchen Fällen kann die Medikamentengabe
den Rauchausstieg unterstützen.
Sinnvoll ist der Einsatz von Nikotinpflaster, -kaugummi oder
-Antagonisten laut Prof. Andreas
zum Beispiel bei Patienten, die
an einer Lungenkrankheit leiden.
Eine Nikotinersatz-Therapie mache den Ausstieg für sie einfacher,
von dem Stoff loszukommen, der
als starkes Suchtmittel gilt. Nikotin sei nicht so schädlich wie der
Tabakrauch, der als große Gesundheitsgefahr gilt und Kranke
noch mehr belastet.
Sich nach dem Ausstieg fit halten: Körperliche Fitness durch
Spaziergänge, Joggen, Radfahren oder Schwimmen, kann das
Durchhalten nach dem Ausstieg
fördern, so die BZgA. Wer sich
körperlich fit und gesund fühlt,
hat demnach weniger das Bedürfnis, zu rauchen.
Felix Rehwald
N AM RANDE
Nach dem Urlaub keinen Kaltstart hinlegen
lltag in deutschen Büros:
Schon am ersten Tag
nach dem Urlaub ist die
Erholung dahin. Telefonate,
Termine und unerledigte Post
– nach dem Urlaub landen viele
schnell wieder auf dem Boden
des Alltags und fühlen sich reif
für die Insel. Doch man kann
etwas tun: Wer Urlaub und Wiedereinstieg richtig plant, kann
die entspannte Stimmung über
den ersten Arbeitstag hinaus
retten. Nach einer aktuellen
Forsa-Umfrage im Auftrag der
Techniker Krankenkasse (TK)
nimmt sich jedoch nur etwa
jeder Dritte einige Tage nach
der Reise bewusst zu Hause
Zeit, bevor er sich wieder in
den Alltagstrubel stürzt.
nativen zum Griff zur Zigarette.
Die BZgA nennt etwa Entspannungsübungen statt Rauchen in
Stresssituationen. Die Zigarette
zum Kaffee lasse sich vermeiden,
indem man vorerst auf Tee umsteigt. Und wer sich immer gleich
nach dem Aufstehen eine Kippe
angesteckt hat, lässt die Zigaretten vom Nachttisch verschwinden
und stellt dafür dort ein Glas Wasser hin.
dem Urlaub keinen Kaltstart
hinzulegen. Am besten man
fährt ein, zwei Tage vor Ar-
beitsbeginn wieder nach Hause. Dann klingen die Urlaubserinnerungen noch nach und
Damit man nicht gleich wieder urlaubsreif ist, sollte man nach der
Auszeit keinen Kaltstart hinlegen.
Foto: TK
man kann in Ruhe die Koffer
auspacken und sich um den
Haushalt kümmern. Auch auf
die Rückkehr zur Arbeit muss
man sich erst einstellen. Deshalb: Wichtige Meetings oder
Dienstreisen möglichst nicht
gleich auf die ersten Arbeitstage legen. Bei Gleitzeit: Den
ersten Tag verkürzt angehen
und nur einfache Dinge erledigen, wie zum Beispiel E-Mails
checken. Wenn es einem gelingt, seine positive Wahrnehmung der Umgebung und der
Menschen vom Urlaubsort in
den Alltag mitzunehmen, kann
auch zu Hause ein gewisses Urlaubsfeeling aufkommen. Auch
hier gibt es schöne Landschaften und freundliche Menschen.
Am besten einfach mal so tun,
als ob man den Heimatort als
aufgeschlossener Tourist wahrnimmt.
dpa/tk
Erst Sunlotion,
dann Mückenstopp
B
ei Tropenreisen sollten sich
Urlauber sowohl vor der Sonne
als auch vor Insekten schützen.
Sie dürfen die Mittel allerdings
nicht gleichzeitig auftragen. Wichtig ist vielmehr die richtige Reihenfolge, erläutert das Deutsche Grüne Kreuz (DGK): Erst kommt die
Sonnencreme auf die Haut und
erst nach etwa 15 bis 30 Minuten
der auch Repellent genannte Mückenschutz. Anderenfalls besteht
zum einen die Gefahr, dass das
Insektenabwehrmittel den Sonnenschutzeffekt um bis zu 30
Prozent mindert. Zum anderen
kann es sein, dass die speziellen
Duftstoffe des Repellents vom
Aroma der Sonnencreme überlagert werden und die Mücken
nicht mehr abhalten können. Weiteren Sonnenschutz bieten langärmlige Kleidung und eine Kopfbedeckung.
dpa
18
IHR GELD, IHR RECHT
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N ARBEITSLEBEN
Liebe im Büro: Bloß nicht vor Kollegen knutschen
G
nicht immer gemeinsam Mittagessen zu gehen, sondern auch
mal alleine mit den Kollegen.“
Händchenhalten und Knutschen
sind bei der Arbeit ohnehin tabu.
Solche Liebesbeweise haben nur
außerhalb des Büros Platz.
elegenheit macht Liebe. Und
deshalb funkt es auch so oft
am Arbeitsplatz. Schmetterlinge im Bauch sind mit voller Konzentration auf den Job allerdings
nicht immer leicht vereinbar. Wen
es erwischt, sollte deshalb nicht
nur an sich und seine große Liebe
denken.
Zwischen Aktenbergen und Kopiergerät, Kantine und Besprechungszimmer ergeben sich nicht
nur dienstliche Gespräche. Viele
Paare lernen sich am Arbeitsplatz
kennen. Das hat durchaus Vorteile:
Die Beziehung baut auf einer gemeinsamen Basis auf, man kennt
den anderen gut und sieht sich
auch in stressigen Zeiten häufiger.
Das gemeinsame Arbeiten kann
aber auch zur Belastung werden –
für die Liebe und den Job. Der
Sozialpsychologe Manfred Hassebrauck von der Universität Wuppertal erklärt, warum sich Paare häufig bei der Arbeit finden:
„Im Beruf komme ich mit vielen
Menschen in Kontakt und lerne
sie auf unverkrampfte Weise kennen.“ Außerdem erlebe man den
anderen in den verschiedensten
Situationen. „Ich habe also eine
breitere und zuverlässigere Basis,
auf der ich eine Entscheidung treffen kann.“ Oft ist es nicht die Liebe
auf den ersten Blick, die einen am
Arbeitsplatz trifft. „Häufig fängt es
erst dann an zu kribbeln, wenn ich
Je enger Paare im Betrieb zusammenarbeiten, umso mehr Probleme
können sich dabei ergeben. „Bei
Banken gibt es beispielsweise bei
vielen Vorgängen das Vier-AugenPrinzip“, sagt der Rechtsanwalt
Armin Franzmann aus Frankfurt/
Main. „Wenn die vier Augen nun
ein Paar sind, was macht man da?“
Auch wenn ein Partner Geschäftsinformationen hat, die der andere
Partner in seiner Position nicht wissen sollte, kann es Schwierigkeiten
geben. Oft hilft da nur der Wechsel
in verschiedene Abteilungen – das
ist für alle Seiten gut.
Heimlich Händchen halten im Büro sorgt bloß für Getuschel – Paare trennen Privates und Berufliches
besser genau, wenn sie in der gleichen Abteilung arbeiten.
Foto: dpa
jemanden in einer neuen Situation
kennenlerne, bei einem Betriebsfest oder Ausflug.“
Wenn der graue Büroalltag
plötzlich rosarot erscheint, ist
das zunächst zwar ein tolles
Gefühl. Hassebrauck warnt aber
davor, gleich abzuheben: „Die
Leidenschaft ist nicht von Dauer.“ Er rät, das Beziehungs- und
Arbeitsleben zu trennen. „Es ist
N AKTUELLE URTEILE
Betrunken Radeln kann den
Führerschein kosten
B
Müller trifft häufig auf Chefs, die
nicht wissen, wie sie mit Beziehungen zwischen Untergebenen
umgehen sollen. „Gerade bei
kleineren Unternehmen kann es
zum Beispiel schwierig werden,
wenn zwei Mitarbeiter immer zusammen Urlaub nehmen wollen.“
Auch die Beziehung zu den anderen Kollegen kann darunter leiden,
dass ein Paar nur noch zusammen
auftritt. „Ich rate deshalb dazu,
N ANGEBOT
§D
etrunken Fahrrad zu fahren, kann den
Führerschein kosten. Das sollten Fußballfans bedenken, die sich nach feuchtfröhlichem
Public-Viewing zur Heimfahrt auf ihren Drahtesel schwingen. Bereits eine einzige Fahrt unter
Alkoholeinfluss reicht aus, und der Lappen ist futsch. Das geht
aus einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig hervor. Der Entscheidung zufolge kann einem Radfahrer nach einer
Fahrt mit 1,6 Promille die Fahrerlaubnis entzogen werden, wenn
zu erwarten ist, dass er künftig auch ein Kraftfahrzeug in fahruntüchtigem Zustand führen wird. Die Prognose dazu erstellt
die Straßenverkehrsbehörde nach einem medizinisch-psychologischen Gutachten. Bestehen aufgrund früherer Alkoholfahrten
Zweifel an der Eignung, ein Kraftfahrzeug zu führen, wird die
Fahrerlaubnis einbehalten. Experten weisen zudem darauf hin,
dass auch ein Radfahrverbot droht, wenn das Gutachten eine
„fehlende Eignung zum Führen von fahrerlaubnisfreien Fahrzeugen“ ergibt.
(Az.: BVerwG 3 C 32.07)
Keine Räumung wegen Kinderlärms
W
ganz wichtig, dass man bei der
Arbeit nicht immer zusammengluckt.“ Das kann nämlich nicht
nur für die Beziehung problematisch werden, sondern auch
für den Job. „Man wird nicht
mehr als Individuum wahrgenommen, sondern nur noch als
Paar“, erläutert Meike Müller,
die als Coach in Berlin arbeitet.
„Das kann zum Karrierekiller
werden.“
Eines aber ist klar: „Verbieten
darf der Arbeitgeber die Liebe am
Arbeitsplatz nicht“, erklärt Franzmann. Einige Firmen versuchen
zwar, durch „Ethikrichtlinien“ ihren Angestellten zu untersagen,
untereinander ein Verhältnis
einzugehen. Solche Richtlinien
seien aber nichtig, erklärt Franzmann. So hat das Landesarbeitsgericht Düsseldorf entschieden,
dass sie gegen das Allgemeine
Persönlichkeitsrecht verstoßen.
Vivien Leue
ohngeräusche in Mehrfamilienhäusern sind üblich. Und
Geräusche von kleinen Kindern lassen sich nicht auf Knopfdruck abstellen. Entsprechend müssten Mieter in solchen Fällen
Toleranz zeigen, entschied das Amtsgericht Hamburg-Harburg. In
diesem Fall hatte ein Ehepaar, das unterhalb einer neu eingezogenen Familie mit Kindern wohnte, nach deren Einzug ein Lärmprotokoll angelegt. Mit Bezug auf dieses Protokoll mahnte die Vermieterin die Beklagten erst ab, dann kündigte sie ihnen fristlos. Der
Hausfrieden sei gestört. Die Richter lehnten eine Räumungsklage
ab. Aus dem Lärmprotokoll gehe eindeutig hervor, dass die Eltern
bemüht waren, die üblichen Ruhezeiten von 22 Uhr bis 7 Uhr und
13 Uhr bis 15 Uhr einzuhalten. Auch hatten sich andere Mieter
des Hauses nicht durch die Familie gestört gefühlt.
(Az.: 641 C 262/09)
Das neue Immobilienportal
as lokale Portal lvz-immo.
de richtet sich zum einen
an Miet- und Kaufinteressenten, zum anderen bietet es
den Leipziger Immobilienschaffenden einen Marktplatz für die
Darstellung ihrer Offerten. Neben den Immobilien selbst wird
die Plattform den Leipzigern ein
einzigartiges
Internetangebot
rund um das Thema Immobilien
offerieren – mit Berichten, Gewinnspielen, Videoreportagen,
Serviceangeboten und vielem
mehr.
Im Gegensatz zu den bereits existierenden überregionalen Internetportalen möchte sich die LVZ
mit lvz-immo.de hauptsächlich
am Leipziger Markt positionieren
und durch lokale Ausrichtung
und crossmediale Kombinationsangebote einen klaren Mehrwert
gegenüber den etablierten Anbietern schaffen.
Aus technischer Sicht bietet die
Plattform alles, was das Herz des
Interessenten begehrt. Bei der
Suche kann der User zwei Einstiegsmöglichkeiten wählen: einmal herkömmlich über die Eingabe von Suchkriterien wie Preis
oder Zimmeranzahl. Aber auch
– und das ist neu – indem er sich
in einen Stadtplan klickt, einen
Kreis von frei wählbarer Größe
um sein Wunschgebiet zieht und
die dort angebotenen Immobilien
dann in der Ergebnisliste findet.
Das ist ein Service, der neu im
Internet ist und von dem die Nutzer von lvz-immo.de mit als Erste
profitieren. Einzigartig ist auch
die integrierte Georeferenzierung
der angebotenen Objekte.
Das neue Portal wurde Anfang
Juli mehr als 100 interessierten
Immobilienmaklern vorgestellt
und soll sich in den nächsten
Wochen zu einem umfangreichen Immobilien-Marktplatz entwickeln.
r.
SOZIALES
19
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N UNTERSTÜTZUNG
Enttäuschte Hoffnung: Hartz-IV-Sätze steigen vorerst nicht
D
Ausgestaltung“ des Existenzminimums von Kindern nach
dem Karlsruher Richterspruch
„mindestens 1,5 Milliarden
Euro“.
er Aufschrei war zu erwarten. Nach dem Rüffel
des Bundesverfassungsgerichts an der Berechnung der
Hartz-IV-Kindersätze war die
Erwartung bei den Betroffenen
hoch, dass die Regierung finanziell ordentlich draufsattelt. Danach sieht es nicht aus.
Ursula von der Leyen redet
nicht lange um den heißen Brei.
„Die Entscheidung ist gefallen,
dass wir nicht eine direkte Geldleistung in die Familien hineingeben, sondern dass wir dafür
sorgen, dass die Hilfe direkt zu
den Kindern kommt.“ Die Bundesarbeitsministerin spricht von
den 480 Millionen Euro, die ihr
der Finanzminister für die kommenden Jahre zur Betreuung
der Kinder von Hartz-IV-Empfängern zusätzlich bereitstellen
will. Im Klartext: Mehr Geld auf
die Hand gibt es nicht.
Hintergrund ist die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 9. Februar. Darin
hatten die Richter die Berechnungsmethode für den HartzIV-Kindersatz als intransparent
und mehr oder weniger aus der
Luft gegriffen gerügt. Sie gaben
der Bundesregierung auf, bis
Ende des Jahres in einem neuen Verfahren den tatsächlichen
Bedarf von Langzeitarbeitslosen
zu ermitteln, speziell jenen der
Kinder. Nicht länger soll gelten:
„Weil du klein bist, bekommst
Du automatisch weniger Geld.“
Ob es mehr Geld bei den Regelsätzen gibt, wird sich frühestens
im November oder Dezember
zeigen, wenn die neue Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamtes ausgewertet ist. Von der
Von der Leyen weist den Vorwurf zurück, die Regierung
spare auf Kosten der Ärmsten.
„Wir halten es für richtig, dass
das
Kind
Förderunterricht
kriegt, dass es im Sportverein
mitmachen kann und tatsächlich auch hin geht, dass es in die
Musikschule geht, dass sichergestellt ist, dass es Schreibhefte
hat – und dass diese Leistung
zu den Kindern kommt, völlig
unbürokratisch.“
Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat die für Kinder von Hartz IV-Beziehern geplanten Mehrausgaben als zu
niedrig kritisiert. 1,5 Milliarden Euro wären nötig, um den BGH-Urteilen gerecht zu werden.
Fotos: dpa
Leyen legte den Richterspruch
von Anfang an klar aus. Ihr geht
es darum, dass bedürftige Schulkinder nicht abgehängt werden.
Auch sie sollen Förder- oder
Musikunterricht nutzen, in den
Sportverein, in den Zoo oder
ins Theater gehen können. Deshalb soll kein Bargeld zusätzlich
fließen, das dann von den Eltern
vielleicht nur für Zigaretten oder
Alkohol ausgegeben wird.
Derzeit erhalten Langzeitarbeitslose neben der Warmmiete
bei vollem Hartz-IV-Regelsatz
359 Euro im Monat zum Leben.
Für Kinder gelten pauschale
Abschläge. Je nach Alter gibt
es für sie zwischen 215 und
287 Euro. Dies sei deutlich zu
wenig, meint der Paritätische
Wohlfahrtsverband. Der hält
bei bis zu Sechs-Jährigen 254
Euro für angebracht, bei bis zu
14-Jährigen sind es 276 Euro
und bei Jugendlichen bis 18
Jahren schon 321 Euro.
Was das Bundesverfassungsgericht besonders störte: Kinder
werden im Hartz-IV-System wie
kleine Erwachsene behandelt.
Der für sie vom allgemeinen Regelsatz abgeleitete Bedarf enthält – rein rechnerisch – 11,90
Euro im Monat für Tabak und
alkoholische Getränke. Dafür
sind weder Windeln noch der
besondere Bedarf von Schulkindern berücksichtigt.
Als Anfang Juli bekannt wurde,
dass Schäuble 480 Millionen
Euro für Hartz-IV-Kinder zur
Verfügung stellen will und eine
Zeitung daraus ableitete, dass
für jedes der 1,7 Millionen Kin-
der unter 15 Jahren in Hartz-IVFamilien 23 Euro im Monat mehr
herausspringen könnte, setzte
prompt ein Sturm der Entrüstung ein. „Kassenwart Schäuble
spart Kinder in Armut“, attackierte der Paritätische Wohlfahrtsverband. Die SPD warf der
Regierung vor, sie schnüre eine
„Mogelpackung“.
Tatsächlich plant Schwarz-Gelb,
das Elterngeld für Hartz-IVBezieher zu streichen, um den
Bund um 400 Millionen Euro
zu entlasten. Auch die Rentenbeiträge für Langzeitarbeitslose sollen wegfallen, was bis
zu zwei Milliarden Euro bringt.
Die 480 Millionen Euro zusätzlich scheinen da vielen nur als
Trostpflaster. Für den Paritätischen Wohlfahrtsverband kostet eine „verfassungskonforme
N SOLDATEN
T
Guttenberg versprach eine Prüfung der Vorschläge. Die Attraktivitätssteigerung sei „von größter,
größter Wichtigkeit und auch Teil
der Bundeswehrreform“. Das
gelte ungeachtet der Sparpläne
Damit versucht sie, eines der
Haupteinwände gegen Gutscheinsysteme
herkömmlicher
Art
zu entkräften: Kritiker wie der
Kölner Politologe und Armutsforscher Christoph Butterwegge
sehen darin nur eine weitere
Form der Diskriminierung. Wer
Gutscheine einlöse, müsse sich
„als Transferleistungsempfänger
outen“. Von der Leyen setzt auf
klassenlose Elektronik: „Meistens
ist es cool, wenn die Kinder diese
Karte oder diesen Onlinezugang
haben.“
Günther Voss
N AM RANDE
Bundeswehrverband mahnt Investitionen an
rotz leerer Staatskassen
fordert der Bundeswehrverband Milliardeninvestitionen, um die Truppe attraktiver zu machen. Verbandschef
Ulrich Kirsch legte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu
Guttenberg (CSU) eine Wunschliste für Verbesserungen bei
Vergütung, Arbeitszeit und Ausrüstung vor. Man müsse „mindestens eine Milliarde Euro,
vielleicht auch zwei“ für eine attraktivere Bundeswehr zur Verfügung stellen, sagte Kirsch.
Wie das passieren könnte, weiß
sie auch schon: „Abgerechnet
wird im Hintergrund, da gibt
es viele kluge elektronische
Systeme, die das heute schon
leisten können.“ Sie verweist
auf ein Kartensystem, das sich
seit Jahren in Stuttgart bewährt
habe und auch auf Schweden,
wo Bildungsmöglichkeiten der
Kinder „onlinebasiert oder über
Kartensysteme erbracht werden:
Ganz unkompliziert, ganz unbürokratisch - und vor allem ohne
Stigma“.
sollen gekürzt werden. Auch die
der Regierung. Zu den möglichen
Aussetzung der Wehrpflicht ist im
Kosten wollte sich der Minister
Gespräch.
nicht
äußern.
Das BundeskabiTrotzdem prescht
nett hatte Anfang
der BundeswehrJuni auf seiner
verband nun mit
Klausurtagung
seinen Forderunbeschlossen, bis
gen vor. „Attrak2014 im Verteitivität gibt’s nicht
digungshaushalt
zum Nulltarif“, ist
8,3
Milliarden
die Wunschliste
Euro einzuspazur Verbesserung
ren. Guttenberg
der sozialen Rahlässt derzeit mehmenbedingunrere Modelle ergen für Soldaten
arbeiten, mit deüberschrieben.
nen die Vorgaben
Darin
wird
umgesetzt werunter anderem
den können. Bis
eine gesetzliche
zu 40 000 Stellen
von Berufs- und Oberst Ulrich Kirsch mit der ArbeitsverordZ e i t s o l d a t e n „Attraktivitätsagenda 2011“. nung gefordert.
„Soldatinnen und Soldaten stellen
weiterhin die einzige Berufsgruppe ohne gesetzliche Arbeitszeitregelung dar“, heißt es in dem
Papier. „Das entspricht nicht mehr
dem modernen Menschenbild.“
Manche Soldaten seien 60 bis 70
Stunden pro Woche im Dienst,
ohne einen Ausgleich dafür zu bekommen.
Für die Soldaten im Einsatz und
die Ausbildung dafür wird eine
Verbesserung der Ausrüstung gefordert. Zudem solle die Versorgung verwundeter Soldaten und
die soziale Absicherung Hinterbliebener verbessert werden. Die
Einsatzzeit im Ausland soll nach
Auffassung des Bundeswehrverbands weiterhin höchstens vier
Monate am Stück betragen. dpa
Mehr Geld für
Kitas gefordert
C
aritas und Deutscher Gewerkschaftsbund fordern
mehr Investitionen in die sächsischen Krippen und Kindergärten. Vor allem seien mehr
Erzieher notwendig, erklärte
der Diözesandirektor des katholischen Wohlfahrtsverbandes, Matthias Mitzscherlich,
in Dresden. „Die sächsische
Regierung sollte endlich ein
neues Kita-Gesetz auf den Weg
bringen, das eine zukunftsfähige frühkindliche Bildung auch
in Sachsen garantiert.“ Der
Deutsche Gewerkschaftsbund
(DGB) kritisierte die geplante
Streichung des beitragsfreien
Vorschuljahres im Kindergarten ab dem Doppelhaushalt
2011/12.
epd
20
SPORT
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N FUSSBALL
Aufstieg in Meisterklasse: Löw prägt neuen Stil
S
nein – mit älteren Spielern, die
schon über ihren Leistungszenit
hinaus sind, wäre das nicht zu
bewerkstelligen. Diese Spieler
seien auch von der Motivation „vielleicht nicht immer bei
hundert Prozent“, hat der Drehbuch-Autor erkannt und bekam
durch die schwachen Vorstellungen der „alten“ Teams von
Italien und Frankreich Recht.
„Wir haben nach der Saison
die Intensität sogar noch etwas
gesteigert. Da brauchst du eine
hohe Regenerationsfähigkeit“,
betonte Löw, der in Südafrika in
die Trainer-Meisterklasse aufgestiegen ist.
ein hellblauer Pullover war
schon vor dem WM-Halbfinale weltweit bekannt – noch
viel mehr aber begeistert sich die
Fußball-Welt für den Träger des
Shirts. Experten, Fans und sogar
die Konkurrenz sind beeindruckt
von Joachim Löw. Der 50-Jährige
hat die jüngste deutsche WM-Nationalmannschaft seit 76 Jahren
im Express-Tempo in die Weltspitze katapultiert. Souverän präsentiert sich der Schwarzwälder
auf dem internationalen Parkett,
seine Analysen sind messerscharf. Und er hat einen neuen
Stil geprägt, der den Fußball in
eine ganz neue Richtung lenken
könnte.
Weitere zentrale Punkte seines
Konzeptes, das möglicherweise
bald Nachahmer in Trainerkreisen finden wird, sind die Arbeit
auf dem Trainingsplatz und die
Gegner-Analyse. „Jogi fühlt sich
am wohlsten auf dem Platz“, bemerkte Manager Oliver Bierhoff.
Trotz seiner Rolle als Mastermind,
als Kopf des gesamten Unternehmens Nationalteam, ist Löw auch
weiter ein Stück der klassische
Fußball-Trainer mit einer Trillerpfeife um den Hals. Löw lässt viel
positionsspezifisch trainieren, immer und immer wieder übt er mit
seinem Personal direktes Spiel im
höchstem Tempo.
Löw hat nicht nur die FußballPhilosophie des DFB-Erneuerers
Jürgen Klinsmann mitgeprägt
und übernommen, er hat sie in
den vergangenen zwei Jahren
verfeinert und sogar revolutioniert. „Wir wollen den Gegner
spielerisch in Verlegenheit bringen und nicht durch Rennen und
Kämpfen“, heißt eine zentrale
Doktrin des Bundestrainers, die
aber schon seit 2004 gilt. Die entscheidende Korrektur seiner Philosophie, der er alles unterordnet,
vollzog Löw nach dem verlorenen
EM-Finale 2008 gegen Spanien
(0:1). „Da waren wir ohne Chance“, erkannte der Freiburger –
und zog seine Schlüsse.
Die Vorarbeit lief über Monate.
Chefscout Urs Sielgenthaler und
Studenten der Sporthochschule
Köln ermittelten jede Einzelheit
anderer Mannschaften. England
und Argentinien hat Löw auch
dadurch überrumpelt, dass er die
Stärken und Schwächen der Kontrahenten hundertprozentig analysierte – und ein Gegen-Rezept
entwickelte.
„Eine Erkenntnis war für uns,
dass der Altersschnitt relativ niedrig sein muss, denn die jungen
Spieler sind hoch belastbar“, benannte Löw den zentralen Punkt
seines neuen „Drehbuches“, dass
er für Südafrika schrieb. In der
Schweiz und Österreich hatten
sich Routiniers wie Christoph
Metzelder oder Torsten Frings
mit vielen Abnutzungs-Erscheinungen und Blessuren durch die
EM geschleppt. Zwar durchaus
heldenhaft bis zum Finale – aber
dort war Endstation.
Die Verjüngung sah Löw seither
als wichtigste Aufgabe. Nach Südafrika reiste er mit einem Team,
das im Durchschnitt nicht einmal
25 Jahre alt ist. In Manuel Neuer
(24), Dennis Aogo (23), Holger
Badstuber (21), Jérome Boateng
(21), Marcell Jansen (24), Serdar
Tasci (23), Sami Khedira (23), Toni
Kroos (20), Marko Marin (21) und
Thomas Müller (20) nahm Löw
gleich zehn Spieler mit, die gerade erst dem U 21-Junioren-Alter
entwachsen sind. Inzwischen
verkündete der DFB-Chefcoach
sogar: „Wenn junge Spieler über
eine gute Qualität verfügen, dann
spielt Erfahrung eine untergeordnete Rolle.“
Dass diese These vom aktuellen
Team untermauert wird, macht
sie zukunftsweisend. Hoher Trainingsumfang und hohe Übungsintensitäten bis ins Turnier hi-
Joachim Löw weiß sich gut zu verkaufen. Der Freiburger ist dabei kein Showman, Kasper oder Karikatur seiner Selbst – wie so manch anderer Trainer bei der WM-Endrunde in Südafrika.
Klare Ansagen: Wenn Löw spricht, herrscht Ruhe. Ein Erfolgsrezept des Nationaltrainers.
Fotos: dpa
„Diese Klarheit, die ich in der
Analyse der Spiele sehe, habe ich
noch nicht gesehen“, lobte der als
Profi und Manager turniererfahrene Bierhoff und schloss dabei
auch die Auswertung der eigenen
Partien mit ein. Als „Wettkampftrainer“ sieht sich Löw selbst,
auch als „Prozesstrainer“ und
als „ästhetischer Trainer“, der
guten Fußball sehen und über
Kampf und Einsatz nur am Rande
sprechen will. „Wer Weltmeister
werden will, darf das Spiel nicht
mehr verwalten und kontrollieren
wollen.“
Blinde Rennerei und aggressives
Attackieren des Gegners sind
für seine Spieler tabu. Offensive, Laufwege, hoher Rhythmus
auch ohne Ball – darauf setzt
Löw. Seine Jugend-Fraktion folgt
ihm: „Über die gemeinsamen
Wochen haben auch die Spieler
gesehen: Wir werden sicherer,
wir werden besser.“ Und abgeschlossen ist diese Entwicklung
noch lange nicht. „Ich liebe es,
dass Fußball zelebriert wird.“
Jens Mende, Klaus Bergmann
21
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N SPORTARTIKEL-INDUSTRIE
N AM RANDE
Duell der Ausrüster: Alle melden Erfolg
B
eim WM-Endspiel
kommt es zum
Duell
zwischen
Nike und Adidas - doch
bereits vor dem Showdown in Südafrika sehen
Experten die deutsche
Firma im AusrüsterWettstreit deutlich vorn.
Die Hälfte der Teams
im Viertelfinale lief mit
den drei Streifen auf,
fünf der besten sieben
Torjäger wie Thomas
Müller, Gonzalo Higuaín
und David Villa stehen
in Herzogenaurach unter Vertrag. „Adidas ist
der große Gewinner“,
sagte Hartmut Zastrow,
Vorstand des Marktforschungsunternehmens
Sport+Markt. „Nike hat
Pech gehabt mit seinem
Flaggschiff
Brasilien.
Die holländischen Trikots sehen super aus,
aber nach der WM kauft
die keiner mehr.“
Dennoch sieht sich auch
Nike im Wettbewerb
der großen Drei der
Sportartikelindustrie als
Sieger vor Adidas und
Puma. „Wir sind sehr
zufrieden und sind die
Marke, die am meisten
von der WM profitiert
hat“, sagte Sprecher Olaf
Markhoff. Die Niederlande waren als erstes
Team ins Endspiel eingezogen. Und bei den von
Adidas
ausgerüsteten
Halbfinalisten Deutschland und Spanien tragen
unter anderem Mesut
Özil, Miroslav Klose oder
Cesc Fabregas Schuhe
des US-Konzerns.
Neun
Mannschaften
Von 2011 an wird Nike
das bisherige AdidasTeam Frankreich ausstatten.
Auch im Internet wird
hart um Kunden gebuhlt.
Das Marktforschungsinstitut Nielsen untersuchte
Blogs, Foren, Twitter und
soziale Netzwerke und
stellte fest, dass Nike vor
der WM mehr als doppelt
so viel Aufmerksamkeit
wie Mitbewerber Adidas
generierte.
Das schwarze Trikot: Das Auswärts-Jersey der deutschen Fußball-Nationalmannschaft war zeitweise in ganz Deutschland ausverkauft.
Foto: dpa
schickte Nike ins WMRennen und rangierte
damit hinter Adidas (12),
dem offiziellen Sponsor
und Ausrüster der FIFA.
Puma
stellte
sieben
Teams, davon vier afrikanische. „Wir haben die
klare Position drei gefestigt“, sagte Sprecher
Ulf Santjer. Vor der WM
hatte das Unternehmen,
das mit Uruguay im
Halbfinale vertreten war,
die Raubkatze im Logo
durch einen Umriss des
afrikanischen Kontinents
ersetzt. Obwohl von den
Afrikanern nur das Puma-Team Ghana die Vorrunde überstand, wertet
Santjer das Turnier als
Erfolg für den Schwarzen
Kontinent. „Die fantastische Atmosphäre und die
tolle Begeisterung haben
das Image Afrikas weiter
verbessert“, sagte er.
Auch
Adidas-Firmensprecher Jan Runau
zieht nicht nur wegen
der sportlichen Erfolge
eine „sehr, sehr positive
Bilanz“. „Wir liegen bei
den Verkaufszahlen in
Deutschland auf dem
hohen Niveau von 2006.
Das hätte keiner vorhergesehen.“ Fans der
DFB-Elf deckten sich
bislang mit mehr als 1,2
Millionen Trikots ein,
seit Beginn des Turniers
orderten die Händler gut
200 000 Stück nach.
Mit dem Rückenwind
der WM erwartet das
Unternehmen
dieses
Jahr einen Umsatz in
der Fußballsparte von
1,5 Milliarden Euro - ein
Viertel mehr als im Vergleich zum Sommermärchen vor vier Jahren.
„Wir sind mit einem
Marktanteil von 34 Prozent weltweit führend im
Fußball“, sagte Runau.
Eine Position, die auch
Nike für sich deklariert.
Zuletzt setzten die Amerikaner 1,7 Milliarden
Dollar (rund 1,35 Milliarden Euro) im Fußball
um, gemeinsam mit der
Tochter Umbro etwa
ebenfalls 1,5 Milliarden
Euro. „Damit sind wir
die Nummer Eins im
Fußballbusiness“, sagte
Markhoff. Der Kampf um
Marktanteile geht weiter:
Ein wichtiger Faktor
dabei: Der aufwendige
Werbefilm „Write the
future“, der auf Youtube
knapp 19 Millionen Mal
angesehen wurde - mehr
als viermal so häufig
wie das WM-Video von
Adidas. Doch inzwischen
wird im Netz häufig über
einen
vermeintlichen
„Nike-Fluch“ gespottet.
Nach Cristiano Ronaldo,
Ribéry und Rooney verabschiedete sich Robinho als letzter Hauptdarsteller des Dreiminüters
im Viertelfinale.
Nach der Vorrunde übernahm Adidas laut Nielsen-Studie die Spitze im
Internet. „Die Adidas
Fußball Facebookseite
hat mehr als eine Million
Fans und sie veröffentlichen mehrere Male pro
Tag neuen Inhalt“, lobte
Pete Blackshaw von
Nielsen. Allerdings sorgte auch der Wirbel um
den umstrittenen WMBall Jabulani dafür, dass
Adidas im Netz das erste
Gesprächsthema wurde.
Florian Lütticke
N TRAINERKARUSSELL
Matthäus hofft auf neuen Job in Kamerun
D
eutschlands Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus sieht sich im Rennen um den Posten als neuer
Fußball-Auswahltrainer Kameruns zahlreichen Mitbewerbern
gegenüber. „Ich habe Lothar
Matthäus noch nicht getroffen.
Aber sein Interesse ist uns
genauso wie jenes des früheren ivorischen Nationaltrainer
Vahid Halilhodzic und ungefähr zehn weiterer Kandidaten
übermittelt worden“, sagte Iya
Mohammed.
Der Präsident des kamerunischen
Fußball-Verbandes
betonte zudem, dass der Nachfolger des nach dem Vorrunden-
interessanten Aufgabe“, meinte
der 49-Jährige, der bei der WM
als Experte für den arabischen
TV-Sender al-Dschasira arbeitet: „Der afrikanische Fußball
ist im Aufwind und wird auch
durch die WM noch einmal einen Schwung bekommen. Von
daher würde mich eine solche
Aufgabe schon reizen.“
Aus bei der WM abgetretenen
Paul Le Guen einen langfristigen Vertrag erhalten solle.
„Wir brauchen einen Coach,
der mindestens für vier Jahre
unterschreibt. Die Zeit
der kurzen Verträge und des
Drängens auf schnellen Erfolg
muss vorbei sein“, meinte der
Verbandsboss: „Der neue Trainer soll viel Zeit mit der Mannschaft verbringen. Er muss die
Spieler kennenlernen und ein
erstklassiges und starkes Team
formen.“
Der derzeit vereinslose Matthäus hatte sich zuletzt klar
positioniert. „Das ist eine sehr
Hofft auf eine neue Anstellung:
Lothar Matthäus.
Foto: dpa
Mohammed erklärte, dass sein
Verband seit Anfang der Woche
ein Anforderungsprofil für den
neuen Coach erstelle: „In unserem Land ist dieser Job mit
großem Druck verbunden. Daher brauchen wir einen Mann
mit einer starken Persönlichkeit.“
sid
Verletzter Rossi
testet wieder
N
ur knapp fünf Wochen
nach seinem offenen
Schienbeinbruch hat der italienische Superstar Valentino
Rossi wieder Tests auf einem
Motorrad absolviert. Der 31
Jahre alte Moto-GP-Weltmeister drehte am Anfang Juli auf
der Rennstrecke im italienischen Misano einige Runden
auf dem Superbike seines Yamaha-Kollegen James Toseland, um seinen Fitnessstand
zu überprüfen. Der neunfache
Weltmeister mache große Fortschritte bei seiner Genesung,
berichtete die italienische
Zeitung „Corriere della Serra“. Ursprünglich war erwartet
worden, dass der 31-Jährige
bis zu vier Monate ausfällt.
Nun plant der Champion am
15. August beim Großen
Preis im tschechischen Brno
sein Comeback. Aber auch
eine Rückkehr des „Dottore“
in den Motorrad-Zirkus bereits am 18. Juli beim Grand
Prix von Deutschland auf dem
Sachsenring scheint nicht ausgeschlossen. Mit seiner MotoGP-Maschine durfte der Italiener in Misano nicht testen, da
dies außerhalb von offiziellen
Testfahrten nicht gestattet
ist. Rossi war am 5. Juni beim
Training zum Großen Preis von
Italien in Mugello schwer gestürzt. In Kurve 13 war er per
Highsider über seine Yamaha
geflogen und unglücklich auf
dem rechten Bein gelandet.
Er hatte daraufhin das erste
Mal in seiner Karriere einen
WM-Lauf wegen einer Verletzung verpasst.
dpa
Serben-Coach
vier Spiele gesperrt
D
er
Fußball-Weltverband
Fifa hat den serbischen
Nationaltrainer Radomir Antic
wegen eines „Fehlverhaltens“
im letzten WM-Vorrundenspiel
gegen Australien (1:2) für vier
Spiele gesperrt. Außerdem
muss der Fußballlehrer umgerechnet 10 500 Euro Geldstrafe zahlen. Dies gab der
serbische Verband FSS auf
seiner Internetseite bekannt.
Der FSS zeigte sich überrascht über das Strafmaß und
kündigte Einspruch gegen das
Urteil an. Antic hatte sich über
Schiedsrichter-Entscheidungen bei der Niederlage gegen
die Socceroos zum Vorrundenabschluss lauthals beklagt.
Seiner Mannschaft war in der
Schlussphase ein Handelfmeter verweigert worden. Durch
die durchaus überraschende
Pleite waren die Serben, die
zuvor Deutschland 1:0 geschlagen hatten, in der Vorrunde ausgeschieden.
sid
22
RÄTSELSEITE
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N KREUZWORTRÄTSEL
Verlosung: Drei Büchergutscheine
Die Lösung des Rätsels im Heft 12/10 lautete: Diastole. Über je einen Bücher- Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte mit dem Kennwort „Kreuzworträtsel“ und senden Sie diese
gutschein dürfen sich Elisabeth Wolfram (Dippach), Eva-Lotta Reichert (Leipzig) bis zum 22. Juli 2010 an unsere Redaktionsanschrift (siehe Impressum, Seite 24) oder per E-Mail an:
und Friedrich Klose (Bad Lausick/Thierbaum) freuen. Herzlichen Glückwunsch! [email protected]. In E-Mails bitte Adresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
VERANSTALTUNGSHINWEISE | TV-TIPPS
23
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N VERANSTALTUNGEN IN LEIPZIG
Freitag, 09.07.10
Auwaldstation, Tel. 4621895, Schloßweg
11; 19 Uhr: Sächsisches Künstlerblut, Kabarett mit Meigl Hoffmann.
Krystallpalast Varieté, Tel. 140660,
Magazingasse 4; 21 Uhr: Summer in the
City.
Palmengarten zwischen Kleinmesse
Haupteingang/Straßenbahnhof Angerbrücke, Tel. 2255172, Jahnallee 52;
20.30 Uhr: Pariser Flair, Chansons mit
Marie Giroux.
TheaterPACK-Sommerbühne im Westwerk, Tel. 0174 5682280, Karl-Heine-Str.
87; 10 Uhr, 20 Uhr: Die Schatzinsel.
Moritzbastei, Kartentel. 8616476, Universitätsstr. 9; 20 Uhr, Innenhof : Mit dem
Rücken zur Band, Sommerkabarett ().
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
Webers Hof 21 Uhr: Mirandolina.
09. 07. 10 BIS 22. 07. 10
Moritzbastei, Kartentel. 8616476, Universitätsstr. 9; , Innenhof 20 Uhr: Der
gemeine Sachse, Sommerkabarett mit
Griseldis Wenner und Meigl Hoffmann ().
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
Webers Hof 21 Uhr: Mirandolina nach
Carlo Goldoni, Sommertheater.
Donnerstag, 15.07.10
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Delikatessen – die finale
Kochshow, mit Katrin Hart, Natalie Hünig
und Armin Zarbock.
Sonnabend, 17.07.10
Arena, Tel. 23410, Am Sportforum; 8 Uhr:
Fecht EM 2010.
Sonntag, 18.07.10
Auerbachs Keller, Tel. 216100, Grimmaische Str. 2; Theater im Gewölbe 18 Uhr:
Lotte in Weimar.
Musikpavillon im Clara-Zetkin-Park, Anton-Bruckner-Allee 11; 10-18 Uhr (Sonntag
Familienfest): Benefizaktion Förderstiftung
Leipziger Stadtbad und Elternhilfe krebskranker Kinder.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Salto Fatale – ein Staatszirkus, mit Lothar
Bölck.
Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.
20; 10 Uhr: Gottesdienst.
Sonnabend, 10.07.10
Montag, 19.07.10
Central Kabarett, Tel. 52903052, Markt
9; 20 Uhr: Sachsentaxi: „S gladdschd
glei!“, mit Meigl Hoffmann.
Gohliser Schlösschen, Tel. 589690,
Menckestr. 23; 20 Uhr: Die Wahlverwandtschaften, Sommertheater mit dem
Centraltheater (Karten über das Centraltheater, Tel. 1268168).
Krystallpalast Varieté, Tel. 140660,
Magazingasse 4; 21 Uhr: Summer in the
City.
Bachdenkmal, Thomaskirchhof; 19 Uhr:
Konzerte am Bachdenkmal – Von Bach
bis Coleman, mit The Lincolnshire Youth
Symphonic Wind Band (bei Regen in der
Thomaskirche oder im Bauwens-Haus).
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10; 20
Uhr: Das Abenteuer des braven Soldaten
Schwejk, Kabarett mit Walter Plathe.
Paulaner-Palais, Kartentel. 21787878,
Klostergasse 3-5; 20 Uhr: Auf die 12,
Sommerkabarett mit Carolin Fischer und
Anke Geißler.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Salto Fatale – ein Staatszirkus, mit Lothar
Bölck.
Sonntag, 11.07.10
Grassi-Innenhof, Kartentel. 2144926, Johannisplatz 5-11; 16 Uhr: Der eingebildete Kranke & Dame Kobold, Sommertheater.
Kulturwirtschaft
Waldfrieden,
Tel.
1496756, Bornaische Str. 56; 20 Uhr:
Doomenfels und Combine Harvester.
Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.
20; 10 Uhr: Gottesdienst.
St. Laurentiuskirche, Tel. 4415101,
William-Zipperer-Str. 149; 18 Uhr: Frühlings- und Sommerlieder des 12. bis 15.
Jahrhunderts, mit dem Ensemble Nimmersêlich.
Dienstag, 20.07.10
Moritzbastei, Kartentel. 8616476, Universitätsstr. 9; , Innenhof 20 Uhr: Mir ham
se als geheilt entlassen, Sommerkabarett
mit Meigl Hoffman.
Paulaner-Palais, Kartentel. 21787878,
Klostergasse 3-5; 20 Uhr: Auf die 12,
Sommerkabarett mit Carolin Fischer und
Anke Geißler.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Salto Fatale – ein Staatszirkus, mit Lothar
Bölck.
Zentrum für Psychische Gesundheit
der Uni Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung.
Montag, 12.07.10
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Katrin Weber Solo, mit
Katrin Weber und Rainer Vothel.
Bachdenkmal, Thomaskirchhof; 19 Uhr:
Konzerte am Bachdenkmal – Wo man
singt... Von Barock bis Pop, mit dem Vokalsextett Affabre Concinui (bei Regen in
Thomaskirche oder Bauwens-Haus).
Moritzbastei, Kartentelefon 8616476,
Universitätsstr. 9; Innenhof 20 Uhr: Mit
dem Rücken zur Band, Sommerkabarett.
Dienstag, 13.07.10
Mittwoch, 21.07.10
Die Sängerin Marie Giroux entführt mit ihren Chansons das Publikum nach Paris. Am 9. Juli um 20.30 Uhr wird im Sommertheater am Palmengarten (Jahnallee 52) das Flair dieser Welt
lebendig.
Foto: VA
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Nichts Schöneres, mit Sabine
Kühne-Londa.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Einen Mann kann ich mir nicht leisten, mit
Andrea Ummenberger.
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
Webers Hof 21 Uhr: Mirandolina nach
Carlo Goldoni, Sommertheater.
Zentrum für Psychische Gesundheit
der Uni Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung.
Friedenskirche, Tel. 5645509, Kirchplatz
9; 19.30 Uhr: American Music Abroad –
Chorkonzert.
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Eine bundesweite Lachparade –
Deutschland peinlich Vaterland.
Westphalsches Haus, Tel. 3911117,
Markkleeberg, Dölitzer Str. 12; 17 Uhr:
Musikalische Soirée mit Milena Schuster
und Ya-En Lee.
Mittwoch, 14.07.10
Freitag, 16.07.10
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Eine bundesweite Lachparade –
Deutschland peinlich Vaterland.
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Die Zeit verlangt‘s!, Gastspiel mit
Gisela Oechelhaeuser.
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Iss wenigstens das Fleisch, Satire-Gastspiel mit Michael Ranz und Edgar
May.
Krystallpalast Varieté, Tel. 140660, Magazingasse 4; 21 Uhr: Summer in the City
- Chansons und Lieder mit Olga Lomenko.
Musikpavillon im Clara-Zetkin-Park, Anton-Bruckner-Allee 11; 18-23 Uhr: Benefizaktion der Förderstiftung Leipziger Stadtbad und der Elternhilfe für krebskranke
Kinder.
Zoologischer
Garten,
Kartentel.
9603232, Pfaffendorfer Str. 29; 21 Uhr:
Eine bundesweite Lachparade – Deutschland peinlich Vaterland, Sommerkabarett
der Leipziger Funzel.
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Femme Fatale, Travestierevue
und Tanz in allen Räumen.
Paulaner-Palais, Kartentel. 21787878,
Klostergasse 3-5; 20 Uhr: Auf die 12,
Sommerkabarett mit Carolin Fischer und
Anke Geißler.
TheaterPACK-Sommerbühne im Westwerk, Tel. 0174 5682280, Karl-Heine-Str.
87; 20 Uhr: Die Schatzinsel.
Zoo, Kartentel. 9603232, Pfaffendorfer
Str. 29; 21 Uhr: Eine bundesweite Lachparade – Deutschland peinlich Vaterland,
Sommerkabarett der Funzel.
Donnerstag, 22.07.10
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Femme Fatale, Travestierevue
und Tanz in allen Räumen.
Paulaner-Palais, Kartentel. 21787878,
Klostergasse 3-5; 20 Uhr: Auf die 12,
Sommerkabarett mit Carolin Fischer und
Anke Geißler.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Gute Seiten, schlechte Seiten, Gastspiel
mit Lutz Stückrath.
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
Webers Hof 21 Uhr: Mirandolina nach
Carlo Goldoni, Sommertheater.
N TV-TIPPS
Do., 15.07.2010, 21 Uhr
Hauptsache Gesund
(MDR)
Die Umgebung verschwimmt,
der Boden schwankt, alles
dreht sich – Schwindel ist
ein Ausnahmezustand des
Gehirns! Gerade ältere Menschen klagen häufig darüber
und sollten Schwindel und
Taumel als Alarm des Körpers ernst nehmen. Denn
die unangenehmen Attacken
können einen Schlaganfall
ankündigen oder auf bedrohliche Erkrankungen wie
Bluthochdruck,
Altersherz
und
Nervenentzündungen
hinweisen. Auch Augen- und
Ohrenprobleme,
Schilddrüsenerkrankungen,
Tumore
oder Verletzungen der Halswirbelsäule können hinter
Schwindel stecken. Aber natürlich gibt es auch einen relativ harmlosen Auslöser: die
Hitze des Sommers. Hauptsache Gesund berichtet, wie
das Alarmzeichen „Schwindel“ sicher zu deuten ist und
wie am besten behandelt
wird. Hightechmethoden und
Hausmittel gegen Schwindel
und Übelkeit gehören ebenso
zu den Themen der Sendung
wie Tipps zum Training des
Gleichgewichtssinns.
Do., 22.07.2010, 21 Uhr
Hauptsache Gesund
(MDR)
Was hat Hollywoodstar Nick
Nolte mit zehn Millionen
Deutschen gemeinsam? Die
Arthrose! Der schmerzhafte
Gelenkverschleiß tritt vor
allem in Händen, Knien und
Hüfte auf und ist für Experten die „Volkskrankheit der
alternden Gesellschaft“. Bei
der Arthrose nutzt sich schützende Knorpelsubstanz ab,
bis im Extremfall nur noch
die blanken Knochen aufeinander reiben. Die Patienten
können sich nicht mehr oder
nur unter schlimmen Schmerzen bewegen. Leider ist die
Krankheit nicht heilbar, weil
der Knorpel nicht nachwachsen kann. Trotzdem: Der Unterschied zwischen dem USamerikanischen Filmstar Nick
Nolte und seinen deutschen
Leidensgenossen
besteht
darin, dass Betroffene in den
USA kaum Behandlungsangebote finden – es in Deutschland aber durchaus Auswege
aus der Schmerz-Misere gibt.
„Hauptsache Gesund“ zeigt,
warum Joggen schaden und
Hühnersuppe helfen kann,
welche Bewegungstherapien
und Schmerzmittel am besten sind, was das Wundermittel Hyaluronsäure tatsächlich
bewirkt und wann ein künstliches Gelenk Hilfe verspricht.
24
STECKBRIEF
Ausgabe 14 / 9. Juli 2010
Gesundheit und mehr...
N WAS IST WO?
N IMPRESSUM
ÜBERSICHT ÜBER DAS UNIVERSITÄTSKLINIKUM LEIPZIG
N WICHTIGE SERVICENUMMERN
Öffnungszeit
24 Stunden täglich
Schwangerenambulanz
(0341) 97 23494
Klinikbesichtigung
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GESUNDHEIT UND MEHR...
Das Patientenmagazin des
Universitätsklinikums Leipzig
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Redaktion: Heiko Leske (v. i. S. d. P.),
Uwe Niemann, Frank Schmiedel.
Universitätsklinikum, Leipzig AöR.
6. Jahrgang.
In Kooperation mit der Redaktion der
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
Druck: Leipziger Verlags- und
Druckereigesellschaft mbH & Co. KG,
Peterssteinweg 19,
04107 Leipzig.
04103 Leipzig
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Öffnungszeit
(0341) 97 17800
24 Stunden täglich
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und Jugendliche
im Zentrum für Kindermedizin
Liebigstraße 20a
04103 Leipzig
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24 Stunden täglich
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Liebigstraße 20a
04103 Leipzig
Blutbank (Blutspende)
Delitzscher Straße 135,
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Philipp-Rosenthal-Straße 27c,
04103 Leipzig
Miltitzer Allee 36
(Montags und Donnerstags 13.30 bis 18.30 Uhr)
Hainbuchenstraße 13
(Freitags 14 bis 18 Uhr)
Info-Telefon
(0341) 97 25410
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Zentraler Empfang
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(0341) 97 12222
Zentrale Ambulanz-Nummer Chirurgie
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Zentrale Ambulanz-Nummer Kinderzentrum
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Universitäres Darmzentrum
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Neuropsychiatrisches Zentrum (0341) 97 24304
Diabeteszentrum
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Universitäres Brustzentrum
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Toxikologische Auskunft
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Kliniksozialdienst
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