Biketest - PDF
Transcrição
Biketest - PDF
Text Caspar Gebel Fotografie Andi Meyer EDEL UND SCHNELL „Mensch, ist das leicht! Was, so viel Geld?“ – Etwas Derartiges hat wohl schon jeder Radsportler aus seinem Freundeskreis gehört. Das vorliegende Testfeld kann jedoch auch Kenner der Materie in Erstaunen versetzen. Hier ist die Crème de la Crème der Radhersteller versammelt, die ihre besten Stücke mit teils extremen Preisen und supergeringen Gewichten präsentiert. Wer jetzt das Gefühl hat, die Branche würde in den puren Luxus abdriften, der sei beruhigt: Rennmaschinen im fünfstelligen Bereich hatte Procycling bereits vor elf Jahren im Test – und schon damals war es teils eher die Faszination als die überlegene Funktion, die bezahlt sein wollte. Bei diesen elf Rädern ist freilich beides gegeben. 102 PROCYCLING MÄRZ 2016 BIANCHI SPECIALISSIMA C14 SPEED PRO AERO CUSTOM CORRATEC CCT EVO FALKENJAGD SPARTAKIADE EDITION GF PRO ALLEGRO KTM REVELATOR PRESTIGE LOOK 795 MERIDA SCULTURA 9000 SIMPLON PAVO GRANFONDO SL SPECIALIZED S-WORKS VENGE VIAS STORCK AERFAST PLATINUM PROCYCLING MÄRZ 2016 103 Bianchi Specialissima DIE TRADITIONSREICHEN Italiener bieten mit dem Specialissima einen extrem leichten Renner in klassischer Optik auf, der rundum begeistern kann. Selbst mit Pedalen unter 6,5 Kilo leicht, ist das Rad sofort auf Touren gebracht. Dabei lenkt es sich agil und lebendig im Wiegetritt; bei hohem Tempo fühlt es sich sicher und fahrstabil an. Mit kräftigem Unterrohr, hochkant stehenden Kettenstreben und breitem Tretlagergehäuse weist der Sub-800-Gramm-Rahmen die Merkmale hoher Steifigkeit auf; stemmt man sich aufs Pedal und hält am Lenker dagegen, lässt sich keine Verwindung wahrnehmen. Die steil angestellte, eng eingepasste Gabel leitet andererseits Stöße recht ungefiltert weiter; auf Kopfsteinpflaster meint man dagegen die vibrationsdämpfende Wirkung der Countervail-Fasern zu spüren. Mit Super Record EPS und den sehr leichten Bora Ultimate von Campagnolo ist das Rad überragend ausgestattet. Die elektronische Schaltung gefällt mit geschmeidiger Funktion und schleiffreiem Schräglauf; die starken Bremsen geben beim Zupacken ein leises Pfeifen von sich. Löst man den hinteren Schnellspanner, gleitet das Laufrad hinaus, sobald man das Schaltwerk nach hinten zieht – so klappt der Profiradwechsel blitzschnell. Der ovalisierte Oberlenker (FSA Carbon wie alle Anbauteile) lässt sich angenehm greifen. Am Rahmen fallen Details wie die gut gemachte Zugführung und die einlaminierte Ladebuchse am Unterrohr auf. Alles zusammen ergibt ein echtes Traumrad, das in dieser Version freilich eher teuer ist. Mit einem Rahmenpreis von gut 4.000 Euro gibt es aber etwas Spielraum. * Ohne Pedale; Vorderrad/Hinterrad inkl. Bereifung, Kassette und Schnellspanner Italienischer geht’s nicht: Der Toprahmen der klassischen Firma mit den besten Komponenten, die Campagnolo zu bieten hat – da geraten die Freunde der alten Radsportnation ins Schwärmen. 104 Rahmen Bianchi Specialissima Gabel Vollcarbon Komponenten Campagnolo Super Record EPS Laufräder Campagnolo Bora Ultra 35 Bereifung Vittoria Corsa CX Sattel San Marco Aspide Carbon Stütze FSA K-Force Lenker FSA K-Force Vorbau FSA OS-99 Gewicht* 6.110 g Gewicht VR/HR* 820/1.200 g Preis 14.069 € PROCYCLING MÄRZ 2016 C14 Speed Pro Aero Custom DER HERSTELLER AUS OSNABRÜCK stellt eine auffällige Rennmaschine vor, hinter deren Optik sich ein geringes Gewicht und gute Fahreigenschaften verbergen. Das C14 bietet klassische Aero-Formen mit flächiger, gut eingepasster Gabel, ausgekehltem Sitzrohr und Aero-Stütze; der stark konturierte, recht massige Tretlagerbereich sorgt im Verbund mit den hochkantigen Ketten streben für hohe Steifigkeit. Das Rad lässt sich gut beschleunigen und präsentiert sich dann sehr ausgewogen – laufruhig und richtungsstabil bei hohem Tempo, im Wiegetritt nicht übermäßig agil. Ein Komfortwunder ist es nicht, was angesichts der Aero-Formen auch nicht zu erwarten ist. Die Sitzposition auf dem C14 ist angenehm sportlich; die Hebel sind an der griffgünstigen Lenker-Vorbau-Kombination optimal platziert. Überhaupt ist das Rad ziemlich edel ausgestattet: Neben der besagten Carbon-Kombi findet sich ein leichtes Clavicula-Tretlager (53/39) und natürlich eine komplete Dura-Ace Di2. Die AluTuningbremsen laufen im Verbund mit DT-Carbon-Felgen zu sehr guter Form auf und arbeiten völlig geräusch los. Die hohe Bremskraft ist sicher auch den Nokon-Perlen zu verdanken, die eine druckstabile Zughülle ergeben. Nicht optimal sind die Schnellspanner: Das vordere Exemplar ist so kurz, dass man zum Laufradausbau die Gegenmutter entfernen muss. Hübsch ist das mit geheimnisvollen Symbolen bedeckte Cinelli-Lenkerband. Rahmen C14 Speed Pro Aero Gabel Vollcarbon Komponenten Shimano Dura-Ace Di2, Kurbelsatz THM Clavicula Classic, Bremsen Fouriers Laufräder DT Swiss RC 38 C Bereifung Continental GP4000S II Sattel Selle Italia SLR Carbonio Stütze C14 Carbon Lenker/Vorbau Ritchey WCS Carbon Monocurve Gewicht* 6.750 g Gewicht VR/HR* 1.000/1.410 g Preis 7.846 € PROCYCLING MÄRZ 2016 * Ohne Pedale; Vorderrad/Hinterrad inkl. Bereifung, Kassette und Schnellspanner Am C14 fallen edle Komponenten wie die Lenker-Vorbau-Kombi oder der THM-Kurbelsatz auf. Die grazilen Bremsen funktionieren auch dank der Nokon-Perlen sehr gut. 105 Corratec CCT Evo DAS NEUE TOPMODELL von Corratec erfreut mit zahlreichen guten Details. Am wuchtigen, sehr steifen Rahmen findet sich eine gut gemachte Zugverlegung mit oben am Steuerrohr eintretendem und erst hinter dem Ausfaller wieder zum Vorschein kommendem Schaltzug. Das firmeneigene Tretlager-Adaptersystem wurde gegen ein Pressfit-Gehäuse ersetzt, außerdem verbauen die Bayern vorne die Direktanbau-Version der DuraAce-Bremse, hinten ihr unter dem Tretlager montiertes Pendant. Letztere lässt sich nicht öffnen, doch das Hinterrad fällt dennoch ziemlich leicht heraus, schließlich ist der Reifen nur minimal breiter als die aerodynamisch optimierte ZzyzxCarbon-Felge. Der Umwerfersockel ist geschraubt, was hilfreich ist, sollte er bei einem Sturz verbogen werden. Der Hinterbau zeichnet sich durch einen asymmetrischen Tretlagerbereich aus; zwischen den hochkantigen Kettenstreben sitzt ein Steg in klassischer Manier. Die Sitzhaltung auf dem CCT Evo ist dank kurzen Steuerrohrs sehr sportlich; auch der Lenker mit großem Reach sorgt für eine gestreckte Haltung. Das Rad ist eher laufruhig als agil und neigt im Wiegetritt zum Übersteuern; die leicht sichelförmige Gabel ist nicht spürbar komfortabler, sorgt mit großem Lagersitz aber für exakte Lenkung und vibrationsfreie Verzögerung. Allerdings ist die Bremsanlage, jedenfalls im Neuzustand, deutlich hörbar. Die mechanische Dura-Ace schaltet perfekt und läuft auch bei schräger Kette seidenweich. * Ohne Pedale; Vorderrad/Hinterrad inkl. Bereifung, Kassette und Schnellspanner Sportlich, steif und verlässlich, macht sich das neue Topmodell von Corratec Freunde. Auf höchstem Niveau ist auch die Ausstattung. 106 Rahmen Corratec CCT Evo Gabel Pro Control Fork Komponenten Shimano Dura-Ace Laufräder Zzyzx Carbon Bereifung Conti Grand Prix 4000s II Sattel Corratec Carbon Stütze Zzyzx Carbon Lenker Zzyzx Vorbau Zzyzx Gewicht* 6.950 g Gewicht VR/HR* 1.080/1.450 g Preis 6.999 € PROCYCLING MÄRZ 2016 Falkenjagd Spartakiade Edition SEHR KONSEQUENT geht Falkenjagd aus München mit dem typischen Material der Firma um – nicht nur der Rahmen wird aus Titan gefertigt, sondern auch die Gabel, außerdem die Sattelstütze. Dem Gewichtsnachteil des Edelmetalls begegnet man mit diversen Tune-Komponenten, sodass sich am Ende ein ansehnliches Gewicht deutlich unter sieben Kilo ergibt. Vor allem aber ist das Rad dort stabil, wo es darauf ankommt, und dort superleicht, wo man sich gemeinhin einen wahrnehmbaren Vorteil davon verspricht: Der Rahmen ist gefühlt sehr steif, dabei allerdings recht hart; die Tune-Laufräder sind über die Maßen leicht, was zusammengenommen in toller Beschleunigung resultiert. Auch im Wiegetritt machen die Carbon-Räder unter dem 80-KiloTester dabei einen stabilen Eindruck; etwa iges Schleifen an den Bremsbelägen ist nicht festzustellen. Bei hohem Tempo und in schnellen Kurven lässt sich das Titan-Rad sicher steuern, allerdings fällt hier die unbefriedigende Bremswirkung auf. Das Hinterrad lässt sich auch mit voller Kraft nicht blockieren. Sehr angenehm ist das Cockpit mit den ergonomischen Campa-Hebeln, griffigem Gummi-Band und leichter Rückbiegung des Oberlenkers. Der superleichte Tune-Sattel gefällt auf Anhieb mit hohem Komfort. Am Rahmen fallen die schönen Ausfallenden auf, die sich mit einem abgewinkelten Schnellspanner besser vertragen würden; nicht so schön sind die Plastikschrauben an den Schaltzug-Anschlägen. Aus Alu und grün eloxiert, könnte man die Optik hier noch weiter perfektionieren. Rahmen Falkenjagd Titan Gabel Falkenjagd Titan Komponenten Campagnolo Super Record Laufräder Tune Skyliner Clincher Bereifung Schwalbe Pro One First Ride Sattel Tune Komm-Vor Plus Stütze Falkenjagd Titan Lenker Carbon Vorbau Tune Gewicht* 6.840 g Gewicht VR/HR* 760/1.110 g Preis 7.890 € PROCYCLING MÄRZ 2016 * Ohne Pedale; Vorderrad/Hinterrad inkl. Bereifung, Kassette und Schnellspanner Konsequenterweise auch mit Titan-Gabel ausgestattet, fährt sich das Falkenjagd stabil und sicher. Und nicht zuletzt wegen der superleichten Laufräder ist es extrem agil. 107 GF Pro Allegro GF PRO STEHT FÜR DIE Gnewikow und Fülberth Radsport GmbH in Frankfurt, und die steht wiederum für Carbon- und Aluminium-Rahmen, die bei Bedarf auch auf Maß in Italien gefertigt werden – und das zu überaus zivilen Preisen. Keine 2.000 Euro muss man für einen Carbon-Rahmen mit individueller Geometrie auslegen, allerdings sind auch die Standardmaße der Hessen durchaus ansprechend. Der klassisch anmutende Rahmen mit runden Formen und leicht geschwungenem Oberrohr erweist sich als steif und ausgewogen; mit gutem Geradeauslauf und Stabilität im Wiegetritt ist er in jeder Situation verlässlich und berechenbar, dabei aber nicht überaus komfortabel. Typisch für einen in Tube-to-tube-Bauweise gefertigten Rahmen sind die Ausfallenden mit geschraubten Hinterstreben – so lässt sich der gleiche Ausfaller für unterschiedliche Winkelstellungen verwenden. Das Laufrad fällt einem beim Öffnen des Spanners sofort entgegen und fädelt fast von selbst wieder ein – einfach perfekt. GF Pro verbaut mit Vorliebe italienische Komponenten; eine komplette Campagnolo Record sowie Marchisio-Laufräder sind also Pflicht. Die 25erConti-Faltreifen rollen auch mit nicht ganz so hohem Druck gut ab, was die Carbon-Felgen schont. Diese bauen zusammen mit den Campa-Zangen hohe Bremskräfte auf, allerdings mit deutlicher Geräuschentwicklung – hier sollte man noch etwas mit den Belägen experimentieren. Die Anbauteile kommen von Deda; an der Carbon-Stütze gefällt die Rändelschraube zur Justage des Sattelwinkels. * Ohne Pedale; Vorderrad/Hinterrad inkl. Bereifung, Kassette und Schnellspanner Wer will, bekommt diesen in Italien gefertigten Rahmen auch auf Maß. Mit Komponenten und Laufrädern aus dem Land von Coppi & Co. entsteht so ein echtes Traumrad, das vergleichsweise bezahlbar ist. 108 Rahmen GF Pro Carbon Gabel Vollcarbon Komponenten Campagnolo Super Record Laufräder Marchisio Racing F700 Bereifung Conti Grand Prix 4000s II Sattel Astute Skyline SR Stütze Deda Zero 100 Lenker Deda Zero 100 Vorbau Deda Zero 100 Gewicht* 7.230 g Gewicht VR/HR* 1.050/1.460 g Preis 6.799 € PROCYCLING MÄRZ 2016 KTM Revelator Prestige KTM HAT SEINEM TOPMODELL einen neuen Rahmen gegönnt, der vom bewährten Revelator in vielen Details abweicht. Der neue Rahmen erscheint weniger stark „geslopt“; der Übergang vom Oberrohr zu den Hinterstreben ist harmonischer. Dazu ist der Überstand des Sitzrohrs verschwunden, stattdessen gibt es eine integrierte Sitzklemme. Die hintere Bremse ist unter das Tretlager gewandert, was den Rahmen noch aufgeräumter erscheinen lässt; unten ist nun freilich ein großer Rohrbogen sichtbar. Im Steuerkopf bereich sieht der Revelator Prestige flächiger und kantiger aus. Bedauern mag man, dass der neue Rahmen nicht mehr über den kombinierten Ausfaller-SchaltzugAusgang verfügt, aber so kann der Zug bei mechanischer Schaltung einen weiteren Bogen beschreiben, was der Funktion zuträglich sein dürfte. Eine merkliche Veränderung der Geometrie zeigt nur der 59er-Rahmen: Im Vergleich zum alten Revelator ist das Steuerrohr nun um 15 Millimeter kürzer. Bei allen vier Größen fällt allerdings der nun etwas längere Radstand auf, der die Fußfreiheit vergrößert. Das KTM wirkt neutral und ausgewogen; übermäßig spritzig fährt es sich nicht, dafür bietet es sehr verlässliche Fahreigenschaften. Sein geringes Gewicht und die hohe Steifigkeit lassen es agil nach vorne springen; überaus komfortabel ist es freilich nicht. Die Dura-Ace Di2 schaltet perfekt; weniger gut ist die Bremswirkung, vor allem am Hinterrad. Wie üblich verbaut KTM Ritchey-Parts; unter dem Vorbau kann man sich über den durchdachten Halter für die Di2-Box freuen, die die typische Gummibandage um den Vorbau ersetzt. Rahmen Revelator Performance Carbon Gabel Revelator Carbon Fork Komponenten Shimano Dura-Ace Di2 Laufräder Fulcrum Racing Quattro Carbon Bereifung Conti Grand Prix 4000s ll Sattel Selle Italia SLR Flow Stütze Ritchey WCS Carbon Lenker WCS Carbon Curve Vorbau WCS-CF C220 Carbon-Matrix Gewicht* 6.740 g Gewicht VR/HR* 1.030/1.470 g Preis 6.999 € PROCYCLING MÄRZ 2016 * Ohne Pedale; Vorderrad/Hinterrad inkl. Bereifung, Kassette und Schnellspanner Schnell, verlässlich und solide: Das 2016er-Revelator von KTM präsentiert die bekannt guten Eigenschaften der Baureihe in neuem Gewand. 109 * Ohne Pedale; Vorderrad/Hinterrad inkl. Bereifung, Kassette und Schnellspanner ** In Deutschland ist das Look 795 nur in der Dura Ace Di2 Ausführung mit sonst gleichen Komponenten erhältlich. Preis 10.099 €. Look 795 110 IN SACHEN SYSTEMINTEGRATION bieten die Franzosen revolutionäre Lösungen. Der winkelverstellbare Vorbau wirkt wie die Verlängerung des Oberrohrs; er hält einen tragflächenartigen Lenker, der den Händen oberhalb der Bremsgriffe eine angenehm große Auflagefläche bietet. Die Bremse ist ohne sichtbaren Zug in die Gabel integriert; hinten kommt eine Tretlagerbremse zum Einsatz. Das Unterrohr ist flach und tropfenförmig; das Sitzrohr ist unten ausgekehlt und mündet oben in einen Sitzdom mit ungewöhnlicher Sattelhalterung. Eine Klemmung gibt es nicht; der Aufsatz wird einfach in den passend abgelängten Sitzdom eingeschoben. Ein weicher Kunststoffkragen zwischen beiden Bauteilen sorgt für eine gewisse Elastizität, für die Feineinstellung der Sitzhöhe sorgen flache Spacer, die eingelegt werden können. Ziemlich futuristisch sieht auch die Tretkurbel aus, die eine flächige Verkleidung der Kettenblätter bietet. Per Gewindeeinsatz kann die Kurbellänge verstellt werden. Trotz der aggressiven Aero-Form sitzt man eher kommod auf dem Look 795; auf 573 Millimeter Oberrohrlänge kommen ganze 185 Millimeter Steuerrohr – allerdings fehlt bei diesem Rad die Steuersatzkappe. Der Aero-Renner erfreut mit neutralem Lenkverhalten und sicherem Geradeauslauf bei hohem Tempo; mit gefühlt hoher Steifigkeit lässt sich das Rad gut beschleunigen. Die Bremsanlage ist gut, aber im Neuzustand sehr laut; wünschenswert wäre eine Befestigungslösung für Garmin & Co. Trotz des hohen Preises reicht es nur für eine Ultegra. Umfassende Integrationsmaßnahmen und eigenständige Aero-Formen machen das Look 795 unverwechselbar. Rahmen 795 Aerolight Gabel HS 8 Aerofork Komponenten Shimano Ultegra Di2, Kurbelsatz Look ZED 3 BB 65, Bremse h. Shimano Dura-Ace Direct-Mount Laufräder Mavic Cosmic Pro Carbon Exalith Bereifung Mavic Yksion Pro Sattel Selle Italia SLR Flow Monolink Stütze integriert Lenker Look ADH Carbon Vorbau Look Aerostem Gewicht* 7.230 g Gewicht VR/HR* 1.080/1.550 g Preis 8.999 € (Ultegra) - 10.099 € (DuraAce)** PROCYCLING MÄRZ 2016 Merida Scultura 9000 ENDLICH MAL EIN RAD, das definitiv zu leicht ist für den Wettkampfsport! Am Scultura 9000 müssten die Mechaniker von Lampre-Merida noch ein gutes Pfund Zusatzgewicht anbringen, um es UCI-konform zu machen. Mit etwas über 700 Gramm Rahmengewicht gilt es (dem Hersteller) als leichtester Serienrahmen der Welt, und man glaubt es gerne. Die Ausstattung ist jedenfalls passend gewählt: Montiert ist eine komplette Sram Red zuzüglich Merida-Tretlagerbremse; DT Swiss steuert den superleichten „Mon Chasseral“-Radsatz bei, der mit 25er-Contis, DTSpannern zum Aufdrehen und Kranz gerade mal 2.200 Gramm wiegt; dazu kommen FSA-Parts wie der Carbon-Bügel mit griffgünstigem Oberlenker und eine Stütze mit Verstellrädchen vorne. Wie zu erwarten, lässt sich das Merida extrem leichtfüßig bewegen. Es beschleunigt blitzschnell, präsentiert sich dann aber eher ausgewogen und laufruhig. Die Sitzposition trifft genau die Mitte zwischen langstreckenorientiert und rennmäßig; alleine schon wegen des großen Stützenauszugs fühlt sich das Testrad recht komfortabel an. Die Sram-Schaltung gefällt mit knackigen, exakten Gangwechseln; die gut dosierbaren Bremsen verzögern gleichmäßig stark und außerdem lautlos. Keine Frage – das sehr geringe Gewicht des Scultura 9000 erkauft man sich keineswegs durch irgendwelche funktionellen Einbußen. Nur der Preis ist wieder einmal extrem hoch, wobei Merida auch noch ein paar entschärfte Varianten anbietet. Rahmen Scultura CF5 Gabel Scultura Mid Superlite Komponenten Sram Red, Bremse hinten Merida Road Pro Direct Laufräder DT Swiss RC 28 Spline C Mon Chasseral Bereifung Conti Grand Prix 4000s Sattel Selle Italia SLR Kit Carbonio Stütze Merida EGM-light Lenker FSA K-Force Compact OS Vorbau FSA OS-99 Gewicht* 5.990 g Gewicht VR/HR* 910/1.210 g Preis 9.699 € PROCYCLING MÄRZ 2016 * Ohne Pedale; Vorderrad/Hinterrad inkl. Bereifung, Kassette und Schnellspanner Dass dieses Rad ohne Pedale keine sechs Kilo wiegt, merkt man durch fulminante Beschleunigung und spielerisches Handling. Ansonsten ist das Rad steif und verlässlich. 111 Simplon Pavo Granfondo SL MIT DEM NEUEN PAVO Granfondo liefert Simplon ein sehr leichtes Rennrad, das sportlicher gebaut ist, als es aussieht. Angesichts des geslopten Oberrohrs wirkt das Steuerrohr ziemlich lang, bei unserem 55er misst es jedoch nur 165 Millimeter (plus zehn Millimeter für die Steuersatzklemmung). Mit 565er-Oberrohr ist das Pavo Granfondo also eher ausgewogen als stark komfortorientiert geschnitten; der Lenkwinkel ist dabei etwas flacher im Sinne guten Geradeauslaufs. Dennoch gibt sich das Rad sehr agil; dank großer Steifigkeit bei geringem Gewicht lässt es sich spielerisch beschleunigen. Der Rahmen zeigt typische Merkmale von Simplon wie die flachen Hinterstreben und die ihre Form von dreieckig zu hochkantig ändernden Kettenstreben; dazu kommt eine hinten abgeflachte Sattelstütze mit Segmentklemmung. Der Pressfit-Tretlagerbereich ist recht massig ausgeführt; die eng eingepasste Gabel gibt bei starkem Einlenken ein Motivationsmotto frei. Sehr hochwertig ist die Ausstattung mit kompletter Dura-Ace Di2 inklusive Direktanbau-Bremsen vorne wie hinten – die wohl sauberste und eleganteste Lösung. Im Verein mit den DT-CarbonFelgen (mit Tubeless-Reifen besohlt) liefert die Bremsanlage beste Verzögerung ohne störende Geräuschentwicklung. Statt des montierten 25ers sollte jedenfalls hinten auch ein 28-Millimeter-Pneu passen. Aber auch so ist das Pavo Granfondo SL ziemlich komfortabel; auf der Kopfsteinpflasterpassage unserer Teststrecke bot es merkliche Vibrationsdämpfung. Eben ein Toprad, das mit bescheidenerer Ausstattung gleich 3.000 Euro weniger kostet. * Ohne Pedale; Vorderrad/Hinterrad inkl. Bereifung, Kassette und Schnellspanner Das abfallende Oberrohr täuscht eine hohe Front vor, doch tatsächlich ist das Pavo Granfondo sehr sportlich geschnitten. Dabei zieht es viel Komfort aus dem vibrationsdämpfenden Rahmen. 112 Rahmen Nano Hotmelt Carbon Gabel Simplon Pavo GF Komponenten Shimano Dura-Ace Di2, Bremsen Direct-Mount Laufräder DT Swiss Spline RC 36 C Bereifung Schwalbe Pro One Sattel Selle Italia SLR Kit Carbonio Flow Stütze Simplon Pavo GF Lenker Simplon ERG Carbon Vorbau Simplon Zero 100 Gewicht* 6.390 g Gewicht VR/HR* 980/1.370 g Preis 7.949 € PROCYCLING MÄRZ 2016 Specialized S-Works Venge ViAS DAS IM WINDKANAL erprobte Aero-Rad bietet teils organisch anmutende Formen und weicht damit stark vom optisch Gewohnten ab. Beispiele sind die seitlich weit herausstehenden, abgerundeten Bremsarme vorne, die beim Einlenken haarscharf durch den Rahmen passen, oder der tragflächenartige Oberlenker, der an einem wuchtigen, hinten spitz zulaufenden Alu-Vorbau befestigt ist. Besonders faszinierend ist, dass das Rad komplett ohne sichtbare Züge am Cockpit auskommt. Dafür gibt es einen längsverstellbaren Garmin-Halter. Auch die hintere Bremse ist in den Rahmen integriert und geht merklich in die Breite. Mit Dura-Ace Di2 und S-Works-Kurbeln inklusive Quarq-Powermeter ist das Venge ViAS sehr hochwertig ausgestattet. Die tiefen CarbonFelgen liefern den tpyischen Sound von Top-AeroRädern. Die Sitzhaltung auf dem Testrad ist aufgrund der hohen Front eher komfortabel. Der Oberlenker ist nicht sehr griffig; knapp über den Bremsgriffen kann man die Hände bequem ablegen. Der kurze Sattel fühlt sich auf Anhieb angenehm an. Das Specialized flutscht regelrecht los, ohne dass man groß reintreten muss. Am Berg ist das hohe Gewicht kein Handicap; überhaupt ist bis 20 km/h die Aerodynamik wichtiger als das Gewicht. Im Wiegetritt fühlt sich der Aero-Renner agil und lebendig an. Bei hohem Tempo liegt er sicher auf der Straße, enge Kurven muss man aber frühzeitig anbremsen, da die Aero-Bremsen nicht über die Maßen kräftig sind. Beim Sprung über eine Fahrbahnschwelle scheint das Specialized länger in der Luft zu bleiben – wirklich! Rahmen Fact 11r Carbon Gabel Fact Vollcarbon Komponenten Shimano Dura-Ace Di2, Bremsen Venge ViAS Laufräder Roval CLX 64 Bereifung S-Works Turbo Sattel Body Geometry S-Works Power Stütze Specialized Venge Lenker S-Works Aerofly ViAS Vorbau Specialized Gewicht* 7.820 g Gewicht VR/HR* 1.120/1.480 g Preis 10.999 € PROCYCLING MÄRZ 2016 * Ohne Pedale; Vorderrad/Hinterrad inkl. Bereifung, Kassette und Schnellspanner Mit extremen Aero-Formen macht das neue Specialized Venge ViAS auf sich aufmerksam. Faszinieren kann unter anderem das völlige Fehlen von Kabeln am Cockpit. 113 Storck Aerfast Platinum MARKUS STORCK stellt einen schnörkellosen Aero-Renner auf die Räder, dessen mattschwarze Eleganz faszinieren kann. Fast alle Rahmendetails am Aerfast sind flächig ausgeführt, Gabel und Steuerkopfbereich ebenso wie das ausgekehlte Sitzrohr und die Aero-Stütze, die von einer unsichtbaren Segmentklemmung gehalten wird. Der kantige, gelungene Tretlagerbereich geht in kräftige, nach außen geschwungene Kettenstreben über; mit den typischen, nach hinten offenen Ausfallenden kommt man schnell zurecht. Der große, farblich zurückhaltende Firmenname am Unterrohr spricht eine deutliche Sprache, ohne sich aufzudrängen. Mit Dura-Ace Di2 und Lightweight Fernweg in der Storck-Edition ist die Ausstattung des leichten Aero-Boliden vom Feinsten; der Alu-Vorbau kommt da eher zweckmäßig rüber. Er hält einen Carbon-Lenker mit tropfenförmigem Oberlenker, der sich sehr gut greifen lässt. Bremsanlage und Carbon-Räder harmonieren ausgezeichnet und bieten starke, berechenbare Verzögerung. Das sehr steife, mit Pedalen gerade so am UCILimit kratzende Rad ist eher ausgewogen und lenkt sich nicht ganz so agil, wie man das von einem Storck gewohnt ist. Das eher kurze Oberrohr und das vergleichsweise lange Steuerrohr sorgen für eine kompakte, entspannte Sitzhaltung, dazu kommt ein eher flacher Lenkwinkel – ein deutlicher Unterschied zu Modellen wie dem Visioner, der bei sogar etwas längerem Oberrohr ganze drei Zentimeter weniger Steuerrohrlänge aufweist. Der angenehme Sitzkomfort geht allerdings mit sportlicher Härte am Heck einher. * Ohne Pedale; Vorderrad/Hinterrad inkl. Bereifung, Kassette und Schnellspanner Bei Storck gibt es nicht nur sehr gute AeroPerformance und perfekte Technik, sondern auch eine Eleganz, die vielen Rennmaschinen abgeht. 114 Rahmen Storck Aerfast Carbon Gabel Vollcarbon Komponenten Shimano Dura-Ace Di2 Laufräder Lightweight Fernweg Storck Edition Bereifung Schwalbe One Sattel Selle Italia SLS Monorail Stütze Storck Carbon Lenker Storck Carbon Vorbau Storck Gewicht* 6.570 g Gewicht VR/HR* 1.000/1.340 g Preis 12.999 € PROCYCLING MÄRZ 2016 Aktivhotel Santalucia AKTIVE ENTSPANNUNG IM AKTIVHOTEL Die Hotel-Tester von Procycling empfehlen: Warum nicht am Gardasee ein Trainingslager durchführen? Und wir wissen auch schon, wo ... Arbeiten, wo andere Urlaub machen? Ganz so ist es nicht, wenn Procycling nun schon fast traditionell den Sitz der Testradaktion vorübergehend ins Aktivhotel Santa Lucia verlegt. Denn Anfang Februar ist es auch am Gardassee noch empfindlich kalt. Ambitionierte Radsportler wird das freilich nicht stören, zumal alles andere perfekt ist. Das Santa Lucia, am Ortsrand von Torbole ganz im Norden des Sees gelegen (den man zu Fuß in wenigen Minuten erreicht), bietet alles, was man sich als Radfahrer und Urlauber wünschen kann: neben den modernen, gemütlichen Zimmern sehr schöne Räumlichkeiten, einen Garten mit großem Pool sowie einen gut ausgestatteten Fahrradkeller mit Tresortür und direktem Draht zur örtlichen Polizei. Neu für diese Saison ist die gemütliche Weinstube mit Kaminfeuer, die zum Relaxen nach dem Training einlädt – ebenso wie der großzügige Wellnessbereich. Vor allem aber sind es die freundlichen Mitarbeiter von Hotelier Silvio Rigatti, die dem Rad fahrenden Gast schnell das Gefühl geben, dazu zu gehören – wobei es auch für des Italienischen nicht mächtigen Besucher keinerlei Sprachbarrieren gibt. Auch Trainingsgruppen sind in dem schön gelegenen Hotel gern gesehen, und da die Saison nach kurzer Winterpause ab Anfang Februar losgeht, finden auch Frühstarter ein geeignetes Zeitfenster fürs Kilometersammeln in der anspruchsvollen und abwechslungsreichen Landschaft rund um den Gardasee. Angesichts der günstigen Preise spricht wirklich nichts gegen einen längeren Trainings- oder Erholungsaufenthalt im Aktivhotel Santalucia. BUCHUNGS-INFO Preise pro Person im Doppelzimmer inkl. Frühstück: 4. Feb.-19. März 2016 und 17. Okt. -13. Nov. 2016: 29–49 Euro 3.-23. April 2016, 19.-30. Sept. 2016 sowie 4.-16. Okt. 2016: 44–69 Euro 20. März.-2. April 2016, 24. April.-18. Sept. 2016 sowie 1.-3. Okt. 2016: 59–109 Euro Kontakt: Aktivhotel Santalucia | 38069 Torbole sul Garda (Trento) | Via Santa Lucia, 6 | Tel. + 39 0464 505140 | Fax +39 0464 505509 www.aktivhotel.it | [email protected] PROCYCLING MÄRZ 2016 115