Rede anlässlich des Neujahrempfangs der Klinik St. Josef Sankt Vith

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Rede anlässlich des Neujahrempfangs der Klinik St. Josef Sankt Vith
Rede von Antonios Antoniadis, Minister für Gesundheit, Familie und
Soziales, anlässlich des Neujahrsempfangs der Klinik St. Josef Sankt Vith
Sankt Vith, den 23. Januar 2014
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
zunächst einmal möchte ich mich ganz herzlich für die freundliche Einladung zum
diesjährigen Neujahrsempfang der Klinik St. Josef bedanken. Ich freue mich
natürlich sehr, ein paar Worte an Sie richten zu dürfen.
Das neue Jahr ist nun schon einige Wochen alt. Ich weiß ehrlich gesagt auch
nicht, bis zu welchem Datum es noch angebracht ist, Neujahrsgrüße
auszusprechen.
Dennoch möchte ich uns allen ein erfolgreiches, gutes, vor allem aber ein
gesundes Jahr 2015 wünschen. Im Aussprechen von Neujahrswünschen habe ich
etwas Übung. Der Januar ist bekanntlich der Monat der Neujahrsempfänge. Ich
kann gar nicht aufzählen, zu wie vielen Empfängen ich dieses Jahr eingeladen
wurde. Für die Veranstalter ist es überhaupt schwierig, das richtige Datum zu
finden. Letzten Freitag war ich zum Beispiel auf dem Neujahrsempfang des St.
Nikolaus Hospitals, des ÖSHZ Eupen und der Dienststelle für Personen mit
Behinderung eingeladen. Gerne hätte ich allen drei Empfängen beigewohnt, aber
die Dienststelle hat schlussendlich nicht zuletzt aufgrund der Verabschiedung des
geschäftsführenden Direktors gewonnen.
Da ich aber heute hier, bei Ihnen, anwesend sein darf, habe ich die Möglichkeit,
einige Worte zum Gesundheitsbereich in der DG zu sagen, die für beide
Einrichtungen relevant sind, und die ich gerne auch in Eupen gesagt hätte.
Liebe Anwesende,
die Krankenhauslandschaft befindet sich im Umbruch. Unter den Krankenhäusern
herrscht ein harter Konkurrenzkampf, der vor allem von den Entscheidungen auf
föderaler Ebene stark beeinflusst wird. Es bleibt abzuwarten, welche Reformen
die neue föderale Gesundheitsministerin in der Krankenhausfinanzierung
vorsieht. Aber allein die Tatsache, dass von den 11,5 Milliarden Euro, welche die
Föderalregierung bis 2019 einsparen muss, rund 2,8 Milliarden, also ein Viertel,
im Gesundheitssektor zu finden seien, stimmt mich dabei wenig optimistisch.
Überhaupt sprechen die Entwicklungen der letzten Jahre für eine Benachteiligung
von kleineren Krankenhäusern gegenüber den großen spezialisierten
Fachzentren, wie das übrigens das Parlament der DG in seiner Resolution an die
ehemalige Gesundheitsministerin in der letzten Legislaturperiode konstatierte.
Auch wenn der Föderalstaat für die Finanzierung der Krankenhäuser zuständig
bleibt, so sind unsere beiden Häuser im Norden und Süden der DG von
gemeinschaftspolitischer Relevanz. Wir sind der Überzeugung, dass wir beide
Standorte auch in Zukunft aufrechterhalten müssen, damit unsere
Mitbürgerinnen und Mitbürger eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung
in ihrer Nähe und selbstverständlich in ihrer Sprache genießen können.
Außerdem sind sie für die DG als Arbeitgeber von großer Bedeutung und haben
nicht zuletzt Einfluss auf die Attraktivität der DG als Lebensregion.
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Neben der Forderung nach einer Regelung der Finanzierung von kleineren
Krankenhäusern im ländlichen Raum, und insbesondere auf dem Gebiet
deutscher Sprache, arbeiten wir gemeinsam mit dem Sankt Nikolaus Hospital
und der Klinik Sankt Josef an einem Konzept zur Zukunftssicherung der beiden
Krankenhäuser. Auch wenn vornehmlich die Gemeinden im Verwaltungsrat die
Entscheidungen fällen und somit politisch verantwortlich sind, so waren wir
bereit, eine aktive Rolle im Dialog mit den beiden Häusern einzunehmen.
Zur Festigung des Gesundheitssektors in der Deutschsprachigen Gemeinschaft
hat das Büro Antares in seiner Studie aufgezeigt, dass unsere beiden
Krankenhäuser verstärkt Synergien untereinander aufbauen und sie in einer
weiteren Phase Referenzkrankenhäuser außerhalb der DG als Partner aufsuchen
müssen.
Als Gesundheitsminister freut es mich sehr, dass die Verwaltungsräte der beiden
Kliniken im Herbst dieses Jahres grünes Licht für diese zwei Schritte gegeben
haben. Prompt haben wir einen Begleitausschuss eingesetzt, der den Prozess zur
verstärkten
Kooperation
und
somit
zur
Zukunftssicherung
unserer
Krankenhauslandschaft begleitet. Es war mir ein besonderes Anliegen, dass in
dieser Steuerungsgruppe möglichst viele Akteure einbezogen werden. Neben den
Verwaltungsratspräsidenten und den Direktoren der beiden Einrichtungen sind
deshalb auch die Chefärzte sowie die Pflegedienstleitung, die Ärzteräte und die
Arbeitnehmervertretung Teil des 15-köpfigen Begleitausschusses – zugegeben
etwas zu groß geraten, aber im Sinne der größtmöglichen Beteiligung und der
Transparenz notwendig.
Ich bin überzeugt, dass die angestrebte verstärkte Kooperation der beiden
Krankenhäuser untereinander und mit Partnern die Zukunft der beiden Standorte
sichern kann und derzeit die einzige Lösung für den Erhalt der beiden Standorte
ist, bei der die Standorte in ostbelgischer Hand bleiben. Zwei Standorte, die es
übrigens nur dank der Autonomie gab und heute immer noch gibt. Damit das
auch so bleibt, möchten wir auch in Zukunft ein starker Partner für die beiden
Häuser, für die Trägergemeinden in den Verwaltungsräte, für die Beschäftigten
und ganz im Sinne einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung für unsere
Bürger in unserer Region sein.
Meine Damen und Herren,
das Modell der heutigen Krankenhäuser ist meilenweit von dem entfernt, was in
den 70iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Standard war - nicht nur
aufgrund der sozioökonomischen Entwicklungen und der wissenschaftlichen
Fortschritte. Auch die sozialen Gegebenheiten haben sich grundlegend verändert.
Die Bedürfnisse und Wünsche der Patienten steigen zunehmend. Die Patienten
wünschen nicht nur mehr einen möglichst zeitnahen Termin bei einem
renommierten Facharzt und eine bestmögliche Behandlung und Betreuung in
ihrer Muttersprache.
Im Idealfall liegt das Krankenhaus nicht allzu weit vom eigenen Zuhause
entfernt, ist sauber und bietet zudem gutes Essen an.
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In den Medien und Diskussionen ist immer wieder die Rede von Finanzen. Im
Gesundheitssektor sprechen wir über föderale Finanzierungsmechanismen, über
die Unterfinanzierung neuer Zuständigkeiten usw. Auch heute konnte ich das
Thema Finanzen nicht außen vor lassen.
Keine Sorge auf die Unterfinanzierung der neuen DG-Zuständigkeit in Sachen
Krankenhausinfrastrukturen, werde ich nicht eingehen. Damit möchte ich Sie
verschonen. Das liegt nicht daran, dass ich Mitleid mit Ihnen habe. Das hat
etwas damit zu tun, dass das ein Problem der DG-Regierung ist, an dem wir
arbeiten und für die beiden Krankenhäuser keinerlei Konsequenzen mit sich
bringt. Das möchte ich betonen, denn in den letzten Wochen und Monate habe
ich diesbezüglich die tollkühnsten Gerüchte gehört. Fakt ist, dass sowohl Eupen
und St. Vith ihre künftigen Bauprojekte mit der Unterstützung der DG im
Rahmen unserer Zuständigkeiten rechnen können – natürlich solange die
Projekte nachhaltig sind und den Begebenheiten vor Ort Rechnung tragen.
Aber nun zurück zum „Patienten“, zum eigentlichen Mittelpunkt der
Krankenhausaktivitäten. Man kann nämlich irgendwie den Eindruck gewinnen,
dass der Begriff „Patient“ ein wenig in den Hintergrund geraten ist. Und das finde
ich bedauerlich. Denn die Bedürfnisse der Patienten, das wissen Sie viel besser
als ich, sind entscheidend.
Und Sie alle, rund 550 Menschen, setzen sich mit viel Herzblut und Hingabe
tagtäglich zum Wohle der Patienten ein! Darunter Ärzte, Krankenpflegerinnen
und
–pfleger,
Reinigungskräfte,
Direktionsmitglieder,
Logistiker,
Verwaltungsangestellte, die paramedizinischen Fachkräfte usw.
Gerade vor diesem Hintergrund finde ich es besonders lobenswert, dass
innerhalb der Klinik St. Josef permanent Überlegungen angestellt werden, wie
der Patient noch besser versorgt, gepflegt und betreut werden kann. Davon habe
ich mich bei meinem Besuch im vergangenen Jahr und bei zahlreichen
Gesprächen überzeugen lassen.
Besonders überzeugt bin ich von der Gründung des „Health-Hubs“, der zentralen
Stelle rund um alle Gesundheitsfragen und –anliegen, an dem die Klinik Sankt
Josef arbeitet. Innerhalb dieser Zentren wird der Patient nämlich nicht mehr rein
als erkrankte Person betrachtet. Der Mensch soll als Ganzes im
Genesungsprozess betrachtet werden. Ich bin überzeugt, dass dieser neue
Ansatz schon sehr bald Früchte tragen und sich auf das Image der
Krankenhäuser positiv auswirken wird.
Ein modernes und zukunftsträchtiges Krankenhaus soll mit seiner Zeit leben und
sich für das Bevorstehende rüsten. Die Klinik St. Josef hat sich, ähnlich wie
andere Krankenhäuser, viele Gedanken über die Zukunft gemacht.
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Auf diesem Weg ist sie nicht alleine. Die Regierung der Deutschsprachigen
Gemeinschaft wird der Klinik – wie ich eben schon sagte - bei ihren Vorhaben zur
Seite stehen. Neben der Unterstützung im Rahmen der Zukunftssicherung
unserer Standorte arbeiten wir im zweiten Umsetzungsprogramm des Regionalen
Entwicklungskonzept an der Gesundheitsplanung. Ich bin sehr froh, bei diesem
Projekt die beiden Krankenhäuser als Partner an Bord zu haben. Mit ihnen und
gemeinsam mit den anderen Akteuren aus dem Sektor möchten wir an einer
Sicherung der Gesundheitsversorgung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft
arbeiten.
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Jahr 2015 ist das Internationale Jahr des Lichtes. Licht symbolisiert unter
anderem Hoffnung – ein gutes Omen und ein Grund mehr, mit Optimismus nach
vorne zu blicken. Zudem stimmen die bisherige, äußerst konstruktive
Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsrat, die Offenheit und der warmherzige
Austausch mit dem Personal mich zuversichtlich.
Ich bin der Auffassung, dass die Klinik St. Josef mit ihrer Zeit lebt und die
Zeichen der Zeit erkannt hat. Lassen Sie uns gemeinsam weiterhin erfolgreich an
der Zukunft unserer Region arbeiten.
Allen von Ihnen möchte ich im Namen der Deutschsprachige Gemeinschaft für
Ihren unermüdlichen Einsatz und Ihre Arbeit danken.
Und nun möchte ich den akademischen Teil der Veranstaltung nicht weiter in die
Länge ziehen. Man hat mir verraten, dass der interessanteste Teil des Abends
noch bevorsteht.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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