Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid
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soFid - Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst 01/2007 Kultursoziologie + Kunstsoziologie GESIS-IZ Bonn 2007 Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie Band 2007/1 bearbeitet von Sybille Frickel mit einem Beitrag von Naika Foroutan Informationszentrum Sozialwissenschaften Bonn 2007 ISSN: Herausgeber bearbeitet von: Programmierung: Druck u. Vertrieb: 0176-442x Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V., Bonn Sybille Frickel Udo Riege, Siegfried Schomisch Informationszentrum Sozialwissenschaften Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0 Printed in Germany Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) vom Bund und den Ländern gemeinsam bereitgestellt. Das IZ ist Mitglied der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS). Die GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. © 2007 Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet. Inhalt Vorwort .............................................................................................................................................7 Naika Foroutan……………………………………………………………………………………...9 Kulturdialoge in der politischen Anwendung Sachgebiete 1. 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 1.10 1.11 Kultursoziologie Allgemeine theoretische Ansätze ....................................................................................21 Kulturgeschichte..............................................................................................................43 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel ..................................................................56 Lebensstile, Werte, Normen............................................................................................87 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde................................................................99 Kulturindustrie, Kulturpolitik........................................................................................116 Alltag, Freizeit, Soziokultur ..........................................................................................142 Kulturelle Identität ........................................................................................................160 Politische Kultur............................................................................................................182 Organisationskultur/Unternehmenskultur .....................................................................199 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien ............................................................208 2. 2.1 2.2 2.3 2.4 Kunstsoziologie Allgemeines...................................................................................................................237 Literatur.........................................................................................................................240 Bildende Kunst, Musik..................................................................................................248 Theater, Film, Fotografie...............................................................................................262 Register Hinweise zur Registerbenutzung...................................................................................................271 Personenregister ............................................................................................................................273 Sachregister...................................................................................................................................281 Institutionenregister.......................................................................................................................301 Anhang Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur ..........................................................................307 Zur Benutzung der Forschungsnachweise.....................................................................................307 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 Vorwort 7 Vorwort zum soFid „Kultursoziologie + Kunstsoziologie“ Das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht zu vermeiden. Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die vom IZ produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften). Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden Sie hier den vollständigen Text des Dokuments. Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für FORIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Der Fragebogen zur Meldung neuer Projekte steht permanent im Internet unter http://www.gesis.org/IZ zur Verfügung. Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt. *** Der sozialwissenschaftliche Fachinformationsdienst „Kultursoziologie + Kunstsoziologie“ spiegelt den Stand der wissenschaftlichen Diskussion in beiden Gebieten wider. Ausgehend von dem Ansatz, dass Kultur inhärenter Bestandteil des sozialen Geschehens ist, beschäftigt sich das Kapitel Kultursoziologie neben allgemeinen, theoretischen Ansätzen und kulturgeschichtlichen Fragen recht breit mit einzelnen kulturellen Inhalten. In den Gliederungspunkten „Lebensstile, Werte, Normen“, „Kulturelle Identität“ und „Politische Kultur“ wird die wechselseitige Durchdringung von Kultur und aktuellster Gesellschaftsentwicklung am deutlichsten. Bei der inhaltlichen Bearbeitung werden Nachweise aufgenommen, die eindeutig dem Themenkomplex zuzuordnen sind oder wichtige kultursoziologische Aspekte haben. Deshalb sind Über- 8 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 Vorwort schneidungen zu einzelnen Kapiteln anderer soFid-Dienste nicht zu vermeiden. Im Gliederungspunkt „Kommunikation/Massenmedien/neue Medien“ sind Überschneidungen zu einzelnen Kapiteln des soFid „Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation - Medien - Sprache“ möglich. Gleiches gilt für den Dienst „Sozialpsychologie“, in dem ein Kapitel zu „Einstellung, Wahrnehmung und Verhalten“ existiert. Arbeiten und Projekte zu diesem Schwerpunkt weisen häufig kultursoziologische Aspekte auf, die eine Aufnahme in einen Gliederungspunkt des Dienstes „Kultursoziologie + Kunstsoziologie“ rechtfertigen. Die soFid's „Osteuropaforschung“ und „Gesellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern“ als Querschnittsdienste verfügen jeweils über ein Kapitel zu „Kultur, Kunst, Medien“ mit speziellem geographischen Bezug zu den Länder Osteuropas bzw. den neuen Bundesländern. Das Kapitel Kunstsoziologie erfasst allgemeine Betrachtungen über Kunst sowie Nachweise zu den einzelnen Kunstdisziplinen. Der soFid „Kultur- und Kunstsoziologie“ kann keine vollständige Bibliographie der Fachdisziplin sein. Bei der Vielzahl von Veröffentlichungen und Forschungsprojekten ist dies nicht im Rahmen der soFid-Reihe realisierbar. Der vorliegende Dienst will ein vielfältiges und anregendes Nachschlageinstrument für die Profession sein. In dieser soFid-Ausgabe erscheint der Beitrag: „Kulturdialoge in der politischen Anwendung“ von Dr. Naika Foroutan. Wir bedanken uns herzlich für die gute Kooperation. Kulturdialoge in der politischen Anwendung 1 Naika Foroutan Die Frage nach der politischen Anwendbarkeit von Kulturdialogen ist allgegenwärtig – nicht nur innerhalb der breiten Bevölkerung, wo es den Anschein hat, als ob Kulturdialoge nur ein Gerede von „Gutmenschen“ ohne politische Wirkung seien. Auch im Feuilleton schwingen sich manche Schreiber auf den Zug, der lauthals verkündet, Kulturdialog führe zu nichts und stehe „in einer langen Reihe von politischen Absichtserklärungen, deren einziges Ziel es ist, virtuelle Debatten zu erzeugen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben, dafür aber politisches und kulturelles Engagement si2 mulieren“. Diese Vorwürfe machen deutlich, wie sehr ein Großteil der Öffentlichkeit in der Ausschließlichkeit der „Kampf-der-Kulturen-Debatte“ gefangen ist. Die Kurzsichtigkeit und mangelnde Kenntnis über Funktion und Wirkung des Kulturdialoges wird vollends deutlich, wenn empört abgelehnt wird, dass dieser Dialog auf gleicher Augenhöhe und ohne Vorbedingungen erfolgen solle: „Würde jemand vorschlagen, Kannibalen und Vegetarier, Brandstifter und Feuerwehrleute, Drogendealer und Junkies sollten in einen Dialog miteinander eintreten, würde man ihm zur Ernüchterung kalte Fußbäder 3 verordnen.“ Abfällige Bemerkungen wie „Dialog-Industrie“, „Dialogitis“, „Goethe-Institut-Debatten“ und „Phrasen-Allmacht“ zeigen, wie wenig der Begriff für die Öffentlichkeit mit seinem Anspruch, Veränderbarkeit im politischen Raum zu erzeugen, einhergeht. Das größte Hindernis für die Akzeptanz des Kulturdialoges ist jedoch Ungeduld. Kulturdialog ist ein Prozess: eine Abfolge sich wiederholender, miteinander verknüpfter Aktivitäten zur Erstellung von Produkten oder Leistungen. Zentral ist wie bei jedem Prozess, dass sich die Abfolge wiederholen muss, damit die Leistung oder das Produkt erstellt werden kann: mehr Sicherheit, Systemstabilität, Aufbau von Integrationsmechanismen, Konfliktregulierung und Abbau von Denkbarrieren im Kulturkampf-Dogma zwischen der Mehrheits- und der Minderheitsgesellschaft (auf nationaler Ebene) und zwischen verfeindeten Zivilisationen (auf internationaler Ebene). Zusammenprall der Zivilisationen 4 Jede Zivilisation hat ihren Bestand an Weltanschauungen und Wertvorstellungen. Diese können sich von einer anderen Zivilisation so sehr abgrenzen, dass es bei zwangsläufigen Kontakten zwi1 2 3 4 Erstmals erschienen in: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung DAS PARLAMENT 28-29/2006, S. 17-25. Henryk M. Broder, Dialog? Nein Danke!, in: www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,403133,00. html (20. 5. 2006). Ebd. Für den Leser ist logisch, dass in der Assoziationskette die Kannibalen, die Brandstifter und die Drogendealer natürlich die Muslime sind. Zivilisation soll hier in Anlehnung an Norbert Elias als Oberbegriff für historische Abgrenzungs- sowie nationale Selbstfindungsprozesse verstanden werden. Diese Funktion übernehmen innerhalb einer Gesell- 10 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 Kulturdialoge in der politischen Anwendung schen den einzelnen Gruppen zu gewaltsamen Konflikten kommt. Besonders in Gesellschaften, die unter externem oder unter sozioökonomischem Druck stehen, werden Fragen der politisch-kulturellen Identität bedeutsam. Die Konfliktursachen werden mit zivilisatorischen Attributen untermauert: Man spricht von ethnischen Spannungen und von religiösen, kulturellen, nationalen oder historischen Ursachen, die auf Traditionen, Kollektiverfahrungen oder Missionsgedanken und anderen diffusen Kriterien aufbauen. Sie alle basieren zusätzlich zu der zivilisatorischen Außenrhetorik auf klassischen Konfliktparametern wie territorialen, geopolitischen, soziopolitischen, machtpolitischen oder sozioökonomischen Motiven und lösen die ein halbes Jahrhundert dominierenden ideologischen Konfliktmotive ab. Signifikant für diese Konflikte der neuen Weltordnung ist, dass die kulturellen oder zivilisatorischen Faktoren überbetont und als hauptsächliche Konfliktmotivation angegeben werden, was dem Konflikt eine antagonistische Werteausrichtung gibt – dies wiederum erinnert an die ideologischen Auseinandersetzungen der vergangenen 50 Jahre. Der Unterschied besteht darin, dass sich die antagonistischen Konflikte der bipolaren Weltordnung auf zwei Konfliktgegner – Kommunismus versus Kapitalismus – reduzierten, während die neuen Konflikte zahlreiche Ethnien, Kulturen, Religionen, Nationen, kurz: Zivilisationen mit scheinbar höchst diversen Konfliktmotivationen involvieren, was eine gewisse Unüberschaubarkeit mit sich bringt. Solange ein Konflikt rationale Ursachen aufzuweisen hat wie den Zugang zu Wasser oder Rohstoffquellen, den Kampf um Territorien oder die berechtigte Forderung nach der Verteilung von Gütern und sozialen Leistungen oder nach Partizipation, könnte ein imaginäres Schiedsgericht die Lösung des Konfliktes nach Gerechtigkeitsaspekten beschließen. Ist der Konflikt jedoch völkisch, ethnisch, religiös oder gar zivilisatorisch begründet, so entstehen irrationale Kräfte, die Menschen aus dem eigenen, „gerechten“ Sichtfeld in eine emotionale Position hineinkatapultieren, die politisiert und dadurch besonders konfliktlastig ist. Dies geschieht auf der internationalen Ebene, wo ein Zivilisationskonflikt zwischen „dem Westen“ und „der islamischen Welt“ diagnostiziert wird. Dies geschieht aber auch auf nationaler Ebene, wo eine immer stärkere Entfremdung zwischen muslimischen Migranten und der Mehrheitsgesellschaft spürbar wird, ausgedrückt durch Fremdenhass und Diskriminierung auf der einen und Abschottung, Aggression und „Parallelgesellschaften“ auf der anderen Seite. Bei Konflikten zwischen Zivilisationen lässt sich niemals eine einzelne Begründung als Krisenursache feststellen. Offensichtlich ist, dass jede der Zivilisationen sich selbst gegenüber der anderen als überlegen betrachtet. Diese Hierarchisierung ist Kernbestandteil des zivilisatorischen Zusammenpralls. In einem solchen politischen Moment befinden wir uns spätestens seit dem 11. September 2001. Die Forderung nach verstärkten Sicherheitsmaßnahmen auch militärischer Natur ist in Mo5 menten der steigenden gesellschaftlichen Unsicherheit nachvollziehbar. In der öffentlichen Meinung wurde die Rhetorik der US-Regierung der „präventiven Intervention“ weithin akzeptiert. Auch in der Sicherheitspolitik der Europäischen Union ist nach dem 11. September eine erhöhte Akzep6 tanz für militärische Formen der Konfliktregulierung nachweisbar. Die Antwort auf Terrorattacken 5 6 schaft sowohl Ethnizität als auch Kultur, Religion und Nation. Eine Zivilisation bildet demzufolge eine Verwandtschaftsgruppe aus größeren kulturellen, ethnischen und nationalen Gruppierungen. Vgl. Norbert Elias, Zur Soziogenese der Begriffe Zivilisation und Kultur, in: ders., Über den Prozess der Zivilisation, Bd. 1, Frankfurt/M. 1997. Vgl. Bassam Tibi, Politisierung der Religion. Sicherheitspolitik im Zeichen des islamischen Fundamentalismus, in: Internationale Politik, (2000) 2. Vgl. Jürgen Wagner, Die Blaupause für Europas Kriege der Zukunft: Das European Defence Paper, in: IMI-Analyse 2004/038, Tübingen 2004, auf: www.imionline.de/2004.php3?id=1074 (13. 5. 2006). soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 Kulturdialoge in der politischen Anwendung 11 von Islamisten wird in militärischen Gegenattacken gesucht. Der britische Diplomat und Mitarbeiter von Javier Solana, Robert Cooper, schreibt, der Westen lebe bereits im Postmodernismus, während der Großteil der restlichen Welt noch im Prämodernismus, in einer vormodernisierten Welt lebe, in einem Chaos ohne Regeln und Werte. Das erfordere andere Methoden der EU: „When we are opera7 ting in the jungle we must also use the laws of the jungle.“ Gleiches wird mit Gleichem vergolten, vermeintlich Stärke symbolisiert und der Kulturdialog verächtlich aus dem politischen Raum auf den Nebenschauplatz des kulturellen Austausches verdrängt. Der klassische Vorteil militärischer Konfliktregulierung liegt in der möglichen, schnellen und vollständigen Unterwerfung des Konfliktgegners zur Durchsetzung der eigenen Interessen. Dies ist zumindest der Anspruch einer militärischen Intervention. In der sicherheitspolitischen Debatte wird angeführt, dass im Kontinuum der Instrumentarien zur Friedensdurchsetzung die robustesten Mittel schneller und wirksamer seien. Erfahrungswerte, etwa in Afghanistan, im Irak oder in Somalia, beweisen jedoch das Gegenteil: Auch nach Beendigung der unmittelbaren militärischen Aktionen sind dort die Konflikte keineswegs beendet. Der islamistische Terrorismus ist ein Krieg um Werte, und dieser kann nicht militärisch ausgefochten werden. Es wird deutlich, dass interzivilisatorische Konflikte mit militärischen Konfliktlösungsformen nicht dauerhaft zu beheben sind, da der Konflikt sich, selbst nach einem augenscheinlich errungenen Sieg, auf eine latente Ebene zurückzuziehen droht und jederzeit als ,kollektives Trauma` wieder aktiviert werden kann. Ähnliches gilt auch für die nationale Ebene: Die westlichen Industrienationen sind angreifbar und können sich gegen die internationalisierten Formen des Terrors nicht allein sicherheitspolitisch schützen, ohne dabei Grundprinzipien der liberalen Demokratie aufzugeben. Denn um einen sicherheitspolitischen Allroundschutz zu erringen, müsste ein Überwachungsstaat etabliert werden, was einer offenen demokratischen Gesellschaft, die es zu schützen gilt, zuwiderläuft. Demnach müssen die Möglichkeiten des Schutzes gegen Terrorismus in Alternativen zu einer verschärften Sicherheitspolitik gesucht werden. Auch für den Schutz der westlichen Gesellschaften wird der interzivilisatorischen Dialogführung eine aktivere Rolle als bisher zukommen müssen. Kulturdialoge zur Konfliktregulierung Kulturdialoge wirken deeskalierend, präventiv und langfristig. Sie werden auf nationaler und auf internationaler Ebene geführt. Ihr Ziel ist es, Gleichwertigkeit der Verhandlungspartner im Dialog herzustellen und der diagnostizierten Hierarchisierung von Zivilisationen entgegenzuwirken. Im jährlichen Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland, der von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration herausgegeben wird, ist zu lesen: „Der Kern ausgrenzender Haltungen und somit auch Basis für fremdenfeindliche, rassistische und antisemitische Einstellungen ist die Vorstellung von der ,Ungleichwertigkeit` verschiedener 8 Menschengruppen.“ Empfohlen wird, an der Behebung dieses Missstandes zu arbeiten und frühzei- 7 8 Robert Cooper, The European Answer to Robert Kagan, in: Transatlantic – Internationale Politik, (2003) 2, auf: www.weltpolitik.net/Sachgebiete/Internationale%20Sicherheitspolitik/GASP (10. 11.2005). Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer, hrsg. von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Bonn 2005, S.261. 12 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 Kulturdialoge in der politischen Anwendung tig mit Demokratieerziehung und Toleranzförderung zu beginnen; dies gilt als Zielkriterium des Kul9 turdialoges. Es wird ein Dialog auf gleicher Augenhöhe gefordert — aber nicht ohne Forderungen. Vielmehr gehört die Formulierung von Forderungen zum fundamentalen Funktionskatalog von Kulturdialogen. Man spricht von Dialogen im Plural, da sie auf politischer, gesellschaftlich-kultureller und wirtschaftlicher Ebene geführt werden. Ziel der Dialoge ist ein Wertekonsens, der für beide Seiten einen verbindlichen Handlungsrahmen vorgibt, etwa das Primat der Verfassung oder die Religionsfreiheit. Es wird jedoch häufig unterstellt, dass es zwischen der westlichen und der islamischen Kultur einen solchen Wertekanon nicht geben könne. Dabei basieren Dialog und Argumentation auf dem Zielprinzip der konsensualen Einigung. Diese kann sich jedoch erst im Verlauf eines Streitgespräches, Diskurses, Dialoges entwickeln. Vorzugeben, welcher Konsens erreicht werden muss, damit der Dialog als erfolgreich gilt, hemmt die Konfliktparteien, sich in diesen Prozess hineinzubegeben. Dabei ist im Kulturdialog der Weg das Ziel. Um den Kulturdialog in der Politik als konfliktregulierendes Modell zu etablieren und um Erwartungsstabilität und Planungssicherheit zu erlangen, müssen Möglichkeiten zu dessen Institutionalisierung geschaffen werden. Denn „Institutionen haben keine raum- und zeitspezifischen Bedingungen ihres Entstehens und Wirkens, und es ist ganz natürlich, dass sie sich nach dem Wegfall von Hemmnissen konsequent vertiefen und/oder erweitern. Je mehr die Institutionen Fuß fassen, desto mehr nehmen die Konflikte ab; Institutionen sind gleichbedeutend mit Fortschritt und politischer Kompetenz, Institutionen verkörpern erkenn- und nachahmbare Modelle guter politischer Ord10 nung.“ Der interzivilisatorische Kulturdialog kann präventiv zur Konfliktregulierung beitragen, wenn Dialogforen zwischen den Zivilisationen auf internationaler und auf nationaler Ebene institutionalisiert werden. Mit der institutionellen Verankerung unterschiedlicher Dialogebenen kann das Verhältnis zwischen ehemaligen Konfliktgegnern stabilisiert werden und einen Entwicklungsprozess bilden, der bereits im Vorfeld Systemstörungen wahrnehmen und darauf reagieren kann. Institutionalisierung der Kulturdialoge Eine Institutionalisierung von Kulturdialogen findet auf mehreren Parallelebenen statt — auf der obersten Staatsebene ebenso wie auf der Grassroots-Ebene. Um die Institutionalisierung weiter voranzutreiben, müssen neben der staatlichen Ebene weitere geschaffen bzw. vertieft werden. Jeder dieser Systemstufen kommen unterschiedliche Bedeutungen und Ziele für die Realisierung einer friedlichen Konfliktlösung zu: Vorrangig sollen sie dazu beitragen, den interzivilisatorischen Kulturdialog auf gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Ebene zu institutionalisieren. 11 Im Folgenden skizziere ich in Anlehnung an den Multi-Track-Ansatz acht Ebenen zur Institutionalisierung von Kulturdialogen. Diese Ebenen sind keine starren Konstrukte und auch nicht konstitutiv. 9 Vgl. zu den Zielen des Kulturdialoges Naika Foroutan, Kulturdialoge zwischen dem Westen und der islamischen Welt. Eine Strategie zur Regulierung von Zivilisationskonflikten, Wiesbaden 2004. 10 Alexander Siedschlag, Politische Institutionalisierung und Konflikttransformation, Opladen 2000. 11 Vgl. Louise Diamond/John McDonald, MultiTrack Diplomacy. A System Approach to Peace, Washington D.C. 1993. Die ursprünglich neun Ebenen werden von mir zu acht zusammengefasst. soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 Kulturdialoge in der politischen Anwendung 13 Sie können weiter differenziert werden und sind stark vereinfachend. Sie sollen jedoch einen Orientierungsrahmen für die Umsetzbarkeit von Kulturdialogen bieten und dem Vorurteil entgegenwirken, dass Kulturdialoge nur Randdebatten kultureller Foren seien. Es soll deutlich gemacht werden, dass Kulturdialoge, wenn sie konfliktregulierend und präventiv wirken sollen, zeitgleich auf unterschiedlichen Ebenen geführt und institutionalisiert werden müssen. Der angestrebte Dialog kann jeweils auf einer Einzelebene geführt werden, die Systemstufen laufen jedoch auf eine Vernetzung hinaus. Es besteht keine Verpflichtung, auf allen Ebenen gleichzeitig zu kommunizieren. Somit entsteht für den interzivilisatorischen Kulturdialog der positive Effekt, dass selbst bei einem Kommunikationsabbruch auf einer Ebene nicht sämtliche Kommunikationskanäle verschlossen werden, was eine Normalisierung der Beziehungen erleichtert. Hierbei ist die Rolle von Führungspersönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für die Transformation eines interzivilisatorischen Konfliktes ebenso wichtig wie die Rolle interner Akteure, die unmittelbar von den Konflikten betroffen sind. Diese „parteilichen Insider“ müssen aus verschiedenen Sektoren der 12 Zivilgesellschaft heraus für die aktive Konfliktverhütung mobilisiert werden. Dies ist der Sinn des Multi-TrackKonzeptes, welches im Folgenden auch als Mehr-Ebenen-Konzept bezeichnet werden soll. Folgende Ebenen können unterschieden werden. Der Staats- und Regierungsebene wird bei der internationalen Institutionalisierung von Kulturdialogen die Führungsfunktion zugestanden. Nur auf dieser Ebene können internationale Abkommen geschlossen werden. Involviert sind politische und militärische Führungspersonen als Repräsentanten der staatlichen Ebene der Konfliktparteien. Zu dieser Führungsgruppe zählen auch supranationale Institutionen wie die Vereinten Nationen, die EU oder die OSZE. Aber auch für den Kulturdialog auf nationaler Ebene ist die Staatsebene entscheidend, so z. B. bei der Formulierung von Gesetzen zur Integration von Migranten. Professionelle Verhandlungsführung ergänzt die Regierungsebene und verläuft parallel zur offiziel13 len Diplomatie. Der Anstoß eines inoffiziellen Dialoges, der zur Aufnahme neuer Konfliktverarbeitungskanäle führt, ermöglicht es den Teilnehmern, zu einem veränderten Verständnis des Konfliktes zu gelangen. Dies ist über den offiziellen Weg interstaatlicher Diplomatie kaum möglich. Das Problem und der Konflikt können neu konzeptionalisiert werden, was dazu beitragen kann, die öffentliche Meinung und die politischen Eliten der verfeindeten Konfliktparteien für einen Neuanfang zu ge14 winnen. Insbesondere, wenn die Diplomatie auf staatlicher Ebene durch Konflikteskalation gestoppt ist, kommt dieser zweiten Ebene die Aufgabe zu, alternative Lösungskonzepte zu erarbeiten, in der Vergangenheit etwa bei den Osloer Friedensgesprächen. Diese Ebene ist für Kulturdialoge auf nationaler Ebene weniger bedeutend. Auf der Wirtschaftsebene werden Unternehmen angesiedelt, die die Möglichkeit haben, Beiträge zu einer friedlichen Lösung eines interzivilisatorischen Konfliktes zu leisten. Wirtschaftliche Kooperation kann eine funktionale Sachlogik bei Konfliktparteien erzeugen, die den Weg für den Ausbau 12 Vgl. Norbert Ropers, Die internen Akteure stärken! Krisenprävention und Konflikttransformation durch Friedensallianzen, in: Tilman Evers (Hrsg.), Ziviler Friedensdienst – Fachleute für den Frieden, Opladen 2000. 13 Vgl. Joseph V. Montville, Transnationalism and the Role of Track-Two Diplomacy. Washington D.C. 1993. 14 Vgl. Harold H. Saunders, When Citizen Talk: Nonofficial Dialogue in Relations Between Nations, Washington D.C. 1995, S. 103-111. 14 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 Kulturdialoge in der politischen Anwendung weiterer Beziehungen ebnen kann. Die internationale business community hat in den vergangenen Jahrzehnten weltweit an Gewicht gewonnen, etwa aufgrund der Rolle, die ihr beim Aufbau der Entwicklungsländer zukommt, denn durch die Anhebung des Wirtschaftsstandards eines Landes mittels Investitionen wird mancherorts bereits ein Beitrag zur Konfliktreduzierung geleistet. Wirtschaftsunternehmen können auch konflikthemmend wirken, indem sie androhen, bei aufkommenden Konflikten das Land zu verlassen: Nicht zuletzt ist es die Wirtschaftswelt, die über das Kapital verfügt, welches für eine künftige Konfliktvermeidung notwendig ist. Der Dialog findet in dem Habitus statt, der für die Wirtschaftswelt charakteristisch ist, also in Form von gemeinsamen Programmen für private Unternehmensstrategien, Entwicklungszusammenarbeit oder kooperativer Wirtschaftsberatung. Ein Großteil der Wirtschaft profitiert von Sicherheit, Planbarkeit und Verlässlichkeit, was in Friedens15 zeiten eher gewährleistet wird. Natürlich gibt es auch sehr viele Wirtschaftszweige, die von Kriegen und Konflikten profitieren; da16 rauf kann hier nicht weiter eingegangen werden. Die Wirtschaft ist jene Ebene, auf der heute die meisten Kulturdialoge stattfinden, ohne dass diese so genannt werden: Da die Wirtschaft weniger an religiösen oder gesellschaftlichen Wertmaßstäben orientiert ist, sondern an einem Kosten-Nutzen Kalkül, gelingt ihr der verbindende Brückenschlag zwischen den Kulturen leichter. Außerdem ist innerhalb der Wirtschaft eine Hybridisierung (Vermischung) von zivilisatorischen Elementen zu beobachten, wenn dies dem Unternehmen dient, etwa der Verzicht auf Schweinefleisch bei Mc-Donald’s-Filialen in der islamischen Welt. Auf nationaler Ebene ist eine kulturelle Annäherung auf der Wirtschaftsebene ebenfalls eher vollzogen als auf anderen Ebenen: Migranten als Döner-Laden-Besitzer oder als Kollegen bei den Ford-Werken sind eine akzeptierte Assoziationskette – allerdings weniger in gehobenen Positionen. Auf der Ebene nicht-staatlicher Bürgerinitiativen/NGOs kann ein großer Teil der Bevölkerung in den Kulturdialog eingebunden werden. Hier sind aktive NGO-Gruppen und Stiftungen ebenso präsent wie bilateral arbeitende Berufs- oder Kulturgruppen. Die Rolle dieser vierten Ebene für den interzivilisatorischen Dialog ist vor allem deswegen von großer Bedeutung, da in ihr in großem Maße idealistisch geprägte Vorstellungen verfolgt werden. Dies ist in den ersten drei Ebenen weniger der Fall, wo Dialog und Konfliktresolution stets mit der Realisierung eigener Vorteile in Verbindung stehen (was im Falle eines positiven outcome nicht beklagt werden soll). Allerdings sieht sich diese vierte Ebene am häufigsten dem Vorwurf ausgesetzt, sie sei zu einer „Dialog-Industrie“ geworden, die letztlich „heile Welt“ spiele. Zu den Aktivitäten gehören Initiativen von Bürgerinnen und Bürgern, die in staatlichen, wirtschaftlichen und nebenstaatlichen Aktionen das notwendige Engagement vermissen. Der dialogische Ansatz bezieht sich vorrangig auf die Herstellung von Kontakten zwischen Angehörigen der antagonistischen Gruppen. Ziel ist die Wiederherstellung einer Verständigung und die Herstellung einer funktionalen Kooperation. Dies geschieht z. B. durch kulturübergreifende Trainingsprogramme, die Ausbildung von Führungskräften, wissenschaftliche und studentische Austauschprogramme, Bürger-Austauschprogramme im kulturellen Bereich oder technische Zusammenarbeit auf internationaler Ebene. Bereits institutionalisierte Dialogprojekte begleiten Kulturinstitute wie das Goethe-Institut Inter Nationes oder auch Stiftungen, die aktiv einen interzivilisatorischen Austausch fördern, wie das Institut 15 Vgl. Michael E. Brown/Richard Rosecrance (Hrsg.), The Costs of Conflict: Prevention and Cure in the Global Arena. Carnegie Commission an Preventing Deadly Conflict, Lanham 1999. 16 Zur negativen Rolle der Wirtschaft in der Weltpolitik vgl. Peter Lock, Ökonomien des Krieges, in: Joachim Betz/Stefan Brüne (Hrsg.), Neues Jahrbuch Dritte Welt: Entwicklungsfinanzierung, Opladen 2001. soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 Kulturdialoge in der politischen Anwendung 15 für Auslandsbeziehungen (ifa). Außerdem zählen berufliche Vereinigungen wie der Schriftstellerverband PEN, der sich weltweit für bedrohte Schriftsteller einsetzt und international und interzivilisatorisch organisiert ist, oder bilateral arbeitende Berufsgruppen wie die deutsch-iranische Rechtsanwaltsvereinigung zu jenen zivilgesellschaftlichen Gruppen, die für einen Dialog der Kulturen eintreten. Der Kulturdialog wird über die berufliche Verbundenheit institutionalisiert und macht deutlich, wie auf einer gemeinsamen Basis zivilisatorisch bedingte Unterschiede vermittelt und aufgebrochen werden können. Der Bereich Forschung, Erziehung und Training wird als „Gehirn des Systems beschrieben und ver17 fügt über das Potential, das System mit Ideen, Methoden und Konzepten zu bereichern“. Der weltweite wissenschaftliche und kulturelle Austausch kann zu einer geradezu „historischen“ Form des interkulturellen Dialoges gezählt werden. Wissenschaftler unterschiedlichster Kulturen, Nationen und Zivilisationen haben an den Königshöfen in Europa und Asien zu allen Zeiten wissenschaftlichen Austausch betrieben. Wissenschaftlich gewonnene Erkenntnisse wie die Mathematik, Astrologie oder Medizin wurden losgelöst von zivilisatorischer Zugehörigkeit übernommen und zum Allgemeingut. Andere Wissenschaftszweige wie die Philosophie oder die Theologie blieben zivilisatorisch aufgrund ihrer Werteorientiertheit eingegrenzt, beeinflussten aber außerhalb der wissenschaftlichen Zirkel die Gesellschaften. Dieser Ebene kommt vorrangig die Aufgabe zu, den für den Kulturdialog so wichtigen gemeinsamen Wertekanon zu skizzieren. Weitere Möglichkeiten, zur Institutionalisierung des Kulturdialoges beizutragen, sind die Veranstaltung multiethnischer Wissenschaftsforen und die Erarbeitung von Strategien für die Staatsebene. Auch die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien in der politischen Bildung, die Aufklärung und Information über andere Zivilisationen vermitteln, oder die Fortbildung von Lehrkräften über bilinguale Bildungsangebote zu Konflikt- und Kulturpädagogik zählen zum Kulturdialog auf der fünften Ebene. Hier ist ein interzivilisatorischer Kulturdialog vergleichsweise leicht zu gestalten, denn es ist davon auszugehen, dass die Teilnehmer an einem solchen Diskurs bereits zu einer vergleichsweise gebildeten Elite zählen, die tendenziell die Bereitschaft zur Akzeptanz unterschiedlicher Ideen mit sich bringen. Vom Gedanken der Logik geleitet, besteht in der Wissenschaft der Vorrang der richtigen Lösung vor der eigenen Meinung. Aus diesem Grunde kommt dem Kulturdialog hier eine Vorreiterposition zu, die als intellektueller think-tank der internationalen und nationalen Entwicklung vorgreifen könnte. Primäres Ziel von Aktivismus und öffentlichem Protest ist es, Institutionen, Gewohnheiten und Gesellschaften zu verändern. Die Teilnehmenden an öffentlichem Protest empfinden eine moralische Verpflichtung, ungerechte politische Verhältnisse und Unterdrückung öffentlich anzuprangern. Auf dieser Ebene gelingt es, breite Bevölkerungsgruppen auf Notstände, Bedürftigkeiten oder politische Missstände der eigenen Zivilisation aufmerksam zu machen und somit öffentlichwirksam empfundenes Unrecht zu thematisieren. Auch die öffentliche Formulierung der Interessen der Konfliktgegner und die Organisation von friedensbildenden Maßnahmen zwischen den Konfliktgegnern gehört zu dieser Ebene, ebenso wie die aktive Beobachtung und Dokumentation eines Konfliktes, etwa die Zählung jedes Toten seit dem Irak-Krieg auf der Website von Iraq Body Count. Diese Aktionen haben einen stark öffentlichen und häufig kurzfristigen Charakter. Es entstehen Ad-hoc-Initiativen, die nach der Konfliktregulierung wieder abebben (z. B. die Kundgebungen vor der Leipziger Nikolaikirche für die beiden im Irak verschleppten deutschen Geiseln – bei denen auch immer wieder auf die 17 Olliver Wolleh, Die Teilung überwinden. Eine Fallstudie zur Friedensbildung in Zypern, Berghof Forschungszentrum, Berlin 2002, S. 24. 16 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 Kulturdialoge in der politischen Anwendung katastrophalen Zustände im Irak für die dortige Zivilbevölkerung aufmerksam gemacht wurde). Eine Institutionalisierung von Kulturdialogen auf dieser Ebene ist schwierig. Dennoch können aus öffentlichen Protesten Strukturen hervorgehen, die sich nachhaltig auf der vierten Ebene der NGOs und Stiftungen ansiedeln lassen. Die Religion gilt als die spirituelle Ebene des Kulturdialoges, denn die Religionen bilden ein konstitutives Element der Wertvorstellungen sich im Konflikt befindender Zivilisationen. Religionen wird ein konflikttreibender Charakter zugesprochen, der in Form von religiösem Extremismus oder Fundamentalismus für verhärtete Fronten sorgt. Die Expansion der Religionen, sowohl des Christentums 18 als auch des Islams, war historisch mit Gewaltakten verbunden. Auch heute wird von Seiten islamischer Fundamentalisten eine Rechtfertigung ihrer Terrorakte durch religiöse Argumentation zu erlangen versucht. Religion ist für viele Menschen identitätsstiftend. Daher fällt es in ihr Aufgabengebiet, die spirituellen Grundargumente für einen Kulturdialog zu liefern, der einen Weg für die Suche nach gemeinsamen Werten und Normen innerhalb der Weltreligionen ebnet und sie von dem Vorwurf befreit, stets die maßgebliche Ursache der Zivilisationskonflikte darzustellen.19 Unterschiedlichste religiöse Gruppierungen sind auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene an der Institutionalisierung von Kulturdialogen beteiligt, in Form von religiösen Bildungsprogrammen oder auch religiöser Elitenschulung, durch weltweit organisierte Konferenzen zum interreligiösen Dialog und durch den öffentlichen Protest von Religionsführern gegenüber Aktionen, die interzivilisatorische Gräben vertiefen. Die Medien haben einen beherrschenden Einfluss auf die öffentliche Meinung. Die Rolle der Medien bei der Schaffung und Lösung von Konflikten hat in den vergangenen Jahren so sehr an Bedeutung gewonnen, dass sie als eigenständiger Akteur im internationalen System agieren, neben den Nationalstaaten und dem internationalen Recht. Medien können massiv zur Verstärkung von Konflikten beitragen. Als erschreckendster Beleg dafür sei an das „Hate Radio“ erinnert, welches das ethnische Abschlachten zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda anstachelte. Islamische Fundamentalisten benutzen die Medien, um Hassparolen gegenüber dem Westen zu verbreiten oder Forderungen zu übermitteln (z. B. die Aussendung der Botschaften Osama Bin Ladens durch den Fernsehsender Aljazeera). Die spektakuläre Geiselnahme im Moskauer Theater durch eine Gruppe tschetschenischer Terroristen im Oktober 2002 oder das blutige Geiseldrama in Beslan wurde von massiver Medienpräsenz begleitet; die Aufmerksamkeit wurde auf die desolate Situation in Tschetschenien gelenkt. Auf nationaler Ebene wurden der „Ehrenmord“ an der türkischen Migrantin Hatun Sürücü und die Vorfälle in der Rütli-Schule in Berlin stark medial begeleitet. National und international hat der Medienkonflikt über die Verbreitung der Mohammed-Karikaturen das Bild von verfeindeten Zivilisationen vertieft. Es hat den Anschein, als ob es Extremisten besser gelänge, die Medien für den Transport ihrer Botschaften zu benutzen. Diese Position muss ihnen von den Medien genommen werden, indem mediale Strukturen des Kulturdialoges aufgebaut werden. Die Rolle der Medien im Kulturdialog liegt in der Aufklärung der Massengesellschaft, im Abbau von Feindbildern sowie in der Sensibilisierung für soziales Elend. 18 Vgl. Bassam Tibi, Selig sind die Betrogenen, in: Die Zeit Nr. 23/2002, in: www.zeit.de/archiv/2002/23/ 200223_essay.tibi.xml (28.2.2006). 19 Vgl. Fred Kniss/Todd David Campbell, The Effect of religious Orientation an International Relief and Development Organization, in: Journal for the Scientific Study of Religion, 36 (1997) 1, S. 93 ff. soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 Kulturdialoge in der politischen Anwendung 17 Anwendbarkeit auf nationaler Ebene In einem politischen Moment, der das Thema Integration als akutes Sicherheitsproblem definiert, könnte ein Sofortprogramm für die Institutionalisierung von Kulturdialogen unter Einbindung der acht skizzierten Ebenen und in Anlehnung an etablierte Modelle der Konfliktregulierung in vier Pha20 sen erfolgen. Anamnese/Problemerkennung: Eine Klärung dessen, worum es tatsächlich in dem bestehenden Konflikt geht, ist zur Entmystifizierung des Zivilisationskonfliktes unverzichtbar. In diese Phase gehört das Aufbrechen der „political correctness“: Es müssen sämtliche Vorwürfe, Stereotypen, Schuldzuweisungen, Angst-, Hass- und Rachegefühle formuliert und gesammelt werden. Diese Rolle kann von den Medien übernommen, aber auch von der Politik initiiert werden. Ebenso müssten sich die Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften beteiligen. Diagnose: Die Analyse der Ursachen des Konfliktes kommt vor allem den Integrations- und Migrationsforschern zu. Studien, die den Fremdenhass in Ostdeutschland auf fast 60 Prozent taxieren, müssen den Studien des Zentrums für Türkeistudien gegenübergestellt werden, in denen festgestellt wird, dass die türkische Bevölkerung sich immer mehr von der deutschen Gesellschaft entfremdet und diese umso mehr ablehnt, je mehr sie soziale Zuflucht in die Moscheevereine sucht.21 Die Forschungsergebnisse müssen über die Medien an die Öffentlichkeit gelangen. Das Amt der Integrationsbeauftragten kann das Parlament mit Informationen versorgen, welches in Ausschüssen über Gesetzesänderungsmöglichkeiten berät. NGOs und Institute bzw. die politischen Stiftungen müssen ihre Forschungsdaten stärker publik machen und aktiv an die politische Ebene herantreten, auch mit Hilfe von Aktivisten. Lösungsmöglichkeiten: Hier erfolgt eine gemeinsame Entwicklung und Reflexion möglicher Konfliktregelungen. Zugrunde liegende Interessen und Rahmenbedingungen müssen ausführlich thematisiert werden. In dieser Phase werden Problemregelungsvarianten und -strategien entwickelt, die von beiden Seiten akzeptiert werden können. Dazu ist ein interkultureller Brückenschlag (cross-culturalbridging) notwendig, der alternative Wertvorstellungen zwischen den konkurrierenden Wertesystemen als Basis erarbeiten soll. Hier ist eine Beteiligung der meisten Ebenen gefragt (Regierungsebene/Wirtschaft, NGOs, Institute, Wissenschaft, Religionsvertreter, Medien). Folgende Ideen 22 könnten verfolgt werden. Affirmative Aktionen führen zur stärkeren Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund in die Öffentlichkeit als positive Identifikationsfiguren (etwa als Nachrichtensprecher, Talkshow-Moderator, Politikerin, Konfliktpädagogen in Problemschulen). Mit der Einführung einer Quotenregelung könnte die strukturelle Diskriminierung überwunden werden. Zwar wird meist eingeräumt, dass viele Deutsche mit Migrationshintergrund mittlerweile qua Ausbildung 20 In Anlehnung an die Alternative Dispute Resolution (ADR) der Harvard School in den sechziger Jahren, vgl. dazu Joseph A. Scimecca, Conflict Resolution in the United States: The Emergence of a Profession?, in: Kevin Avruch/Peter W. Black/Joseph A. Scimecca (Hrsg.), Conflict Resolution. Cross Cultural Perspectives, London 1991, S. 19-39. 21 Vgl. die Ergebnisse der Langzeituntersuchungen des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, auf www.uni-bielefeld.de/Universitaet/Einrichtungen/Zentrale%20Institute/IWT/FW G /Feindseligkeit7Einfuehrung.html (28.4. 2006), sowie Dirk Halm/Martina Sauer, Parallelgesellschaft und ethnische Schichtung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, (2006)l-2. 22 Als Impulsgeber und engagiertem Diskussionspartner danke ich Farhad Dilmaghani. 18 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 Kulturdialoge in der politischen Anwendung zur Elite gehören. Eine tatsächliche Einbindung in angemessene Positionen erfolgt jedoch kaum, denn Migranten werden noch immer nur ungern als gleichberechtigte Konkurrenten im Berufsleben angesehen. Nach einer ersten Phase, in der eine Sammlung der Vorurteile stattgefunden hat und öffentlich gemacht wurde und nach einer zweiten, in der eine Analyse der Gründe erfolgte, könnte in einer dritten Phase Rassismus gesetzlich sanktioniert werden. Mit dem Antidiskriminierungsgesetz hat die Bundesregierung (auf Umsetzungsdruck einer entsprechenden EU-Richtlinie) bereits einen Anfang gemacht, leider jedoch, ohne gleichzeitig auf den ersten beiden Stufen zu arbeiten, weswegen in der Öffentlichkeit die Notwendigkeit dieses Gesetzes bisher kaum erkannt wird. Auch von Seiten der Migranten müssen affirmative Aktionen erfolgen: ein deutliches Bekenntnis zum Grundgesetz, öffentliche Distanzierung von extremistischen Handlungsmotiven, stärkere Einbindung in sicherheitspolitische Felder (Polizei, Armee) und in die gesellschaftspolitische Ebene (Kommunalwie Bundespolitik). Möglicherweise ist auch die Bildung einer politischen Partei wünschenswert, die das Thema Integration und Abbau von Parallelgesellschaften im Kontext der veränderten sicherheitspolitischen Situation für sich besetzt. Eine solche Partei könnte die öffentliche Meinung für dieses Kernthema der Politik im 21. Jahrhundert sensibilisieren. Therapie: Die Entscheidung für eine bestimmte Form der Konfliktregelung und die Vereinbarung von Maßnahmen zu ihrer Umsetzung müssen zwischen der Mehrheits- und der Minderheitsgesellschaft formuliert und fixiert werden. Der Vorwurf „Die reden immer nur über uns und nicht mit uns“ muss entkräftet werden. Auch hier sind fast alle genannten Ebenen zur aktiven Umsetzung des Kulturdialoges gefragt. Es muss die Möglichkeit bestehen, an jeder dieser Phasen gleichzeitig zu arbeiten und nicht erst nach erfolgreichem Abschluss einer Phase in die nächste überzugehen. Charakteristisch ist vor allem der zirkuläre Charakter des Kulturdialogs, der dazu führt, dass die Konfliktlösung nicht als punktuell und abgeschlossen gilt, wenn ein Konflikt beseitigt worden ist oder seinem Ausbruch vorgebeugt werden konnte. Dies hebt den Prozesscharakter der Kulturdialoge hervor. Sie müssen als Kontinuum geführt werden, nicht als akutes Konfliktlösungszentrum, gleich einer Notrufzentrale, die aktiviert und in Alarmbereitschaft versetzt, danach aber deaktiviert wird. Vergemeinschaftung statt Parallelgesellschaft Der Weg, den Kulturdialoge weisen können, um konfliktpräventiv zu wirken, ist ein Prozess in Rich23 tung politischer „Vergemeinschaftung“. Es geht um die Vereinbarkeit von Grundwerten, um die Erweiterung von grenzüberschreitenden Kommunikationsvorgängen, um responsiveness (die Aufgeschlossenheit stärkerer Partner für die Belange schwächerer), um die Erwartung von gemeinsamen Vorteilen durch akzentuiertes Wachstum, um die Steigerung von Problemlösungsfähigkeit durch Institutionalisierung der Verhältnisse, um die Definition von Kerngebieten mit Zugpferdfunktion, um die Akzeptanz von Rollenwechseln, um die Erweiterung gemeinsamer Eliten statt Abkapselung und Abgrenzung, um das Erkennen der Chancen eines neuen/alternativen Lebensstils durch Herausbildung von politischer Gemeinschaft aufgrund von Alltagserfahrungen sowie um die Voraussagbarkeit der Motive und des Verhaltens (Erwartungsstabilität und Planungssicherheit). Es gilt, dem Zusammenprall der Zivilisationen und der Entfremdung entgegenzuwirken. In Zeiten, in denen die klassischen Muster der Sicherheitspolitik vor aller Augen versagen, in Zeiten von Terroris23 Vergemeinschaftungskonzept übernommen von Dieter Senghaas, Frieden – ein mehrfaches Komplexprogramm, in: ders. (Hrsg.), Frieden machen, Frankfurt/M. 1997, S. 566 ff. soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 Kulturdialoge in der politischen Anwendung 19 mus, islamischem Fundamentalismus, Fremdenhass und zerfallendem gesellschaftlichen Konsens sind Kulturdialoge und Vergemeinschaftung nicht mehr schöngeistige, idealistische Plaudereien von Intellektuellen, sondern aktive Sicherheitspolitik. Zur Person Naika Foroutan, Dr. rer. pol., geb. 1971; lehrt Internationale Beziehungen an der Universität Göttingen und der FU Berlin. Seminar für Politikwissenschaften, FU Berlin, Arbeitsstelle Politik des Vorderen Orients, Ihnestraße 22, 14195 Berlin. [email protected] soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze 1. Kultursoziologie 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze 21 [1-L] Baron, Frank; Smith, David Norman; Reitz, Charles (Hrsg.): Authority, culture and communication: the sociology of Ernest Manheim, Heidelberg: Synchron Wiss.-Verl. der Autoren 2005, XI, 308 S., ISBN: 3-935025-57-2 (Standort: USB Köln(38)33A1839) INHALT: "Communication and conflict, culture and identity, authority and alienation are the main themes in the sociology of Ernest Manheim (1900-2002). From start to finish, Manheim was preoccupied with the dialectic of the local and the universal, the audience and the speaker, romanticism and modernity, tradition and change. A citizen of the world, both tough- and tender-minded, Manheim thought long and hard about the realistic prospect of a world federally united, a world beyond borders and boundaries. Born in Budapest, educated in Vienna, Kiel, Leipzig, and London, he contributed subtly, yet significantly, to the deprovincialization of culture in his adopted home. His writing and teaching assisted a generation of younger scholars in the postwar humanities and social sciences to become keenly aware of the conflicts and contradictions at the heart of our political, moral, and academic cultures. In quiet contrast to the logical positivism that had attained a near monopoly in U. S. graduate schools of philosophy and sociology, Manheim offered a critical distillate of European approaches, which brought the insights of phenomenology, existentialism, and critical theory from the margins to the heart of intellectual life in this country. His work communicated the vibrancy of both its classical and contemporary German intellectual sources and stressed, in a humanistic and enlightened manner, the essential connection of education to the attainment of man's social potential. As the essays in this volume make clear, Manheim's stress on the transformative social logic of the public sphere, his multicultural cosmopolitanism, his opposition to any kind of monoculturalism, and his critique of the patriarchal family remain at the cutting edge of social and cultural theory today." (author's abstract). Content: David Norman Smith, Charles Reitz and Frank Baron: Preface: The Alchemy of Exile. Ernest Manheim's Venture beyond Borders and Boundaries (IX-XI); David Norman Smith: Facing Change and Danger: The Sociology of Ernest Manheim (3-23); Charles Reitz: The Call to Concrete Thinking: Ernest Manheim's 'Zur Logik des konkreten Begriffs' (27-41); Stefanie Averbeck: Ernst Manheims 'Träger der öffentlichen Meinung': Eine Theorie der Öffentlichkeit 30 Jahre vor Jürgen Habermas (43-69); Jean van Delinder: Ernest Manheim, Social Science, and the Brown Case (71-82); Elisabeth Welzig: Ein Mitteleuropäer in der Mitte Amerikas (85-88); Tibor Frank: Der Kult des Allwissens im Budapest des Fin de Siècle (89-116); Elfriede Üner: Entwicklungslinien der Kulturtheorie der Leipziger Schule (1890-1933) (117-144); Frank T. Manheim: Ernest Manheim: Sociologist and Composer (145-148); Ernest Manheim: Beiträge zu einer Geschichte der autoritären Familie (1936) (151-173); Ernest Manheim: The Role of Small Groups in the Formation of Public Opinion (1939) (175-179); Ernest Manheim: Minority Status as Related to Old and New Types of Nationalism (1940) (181-185); Ernest Manheim: Authority and Situations of "Total Risk" (1942) (187-199); Ernest Manheim: The Sociological Theories of Hans Freyer: Sociology as a Nationalistic Program of Social Action (1948) (201-209); Ernest Manheim: Perspektiven moderner Musik (1951) (211-216); Ernest Manheim: Recent Types of Charismatic Leadership (1953) (217-228); Ernest Manheim: Musiksoziologie (1958) (229-232); Ernest Manheim: The Communicator and the Audience: Lib- 22 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze erals and Traditionalists in Eighteenth-Century Germany (1964) (233-244); Ernest Manheim: Work and Leisure (ca. 1970) (245-250); Ernest Manheim: The Social Preconditions of Sociology (ca. 1970) (251-253); Ernest Manheim: The Sociology of Knowledge Reconsidered (1972) (255-259); Ernest Manheim and Frank T. Manheim: Rock: The Role and Future of Electronic "Beat" Music (2002) (261-281). [2-F] Baumann, Gerd, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Hettlage, Robert, Prof.Dr.Dr. (Betreuung): Max Weber als Universalist? Webers Begriff der "Rationalität" im Lichte des Universalismus/ Relativismus-Problems INHALT: Hat die abendländische Kulturtradition das Anrecht, einen globalen Vorherrschaftsanspruch über alle anderen Kulturen zu erheben? Die - wie dem Autor scheint - zwiespältige Antwort Max Webers auf eine der wichtigsten Fragen der westlichen Kulturgeschichte war bereits Gegenstand der von ihm vorgelegten Diplomarbeit. Dort hatte er folgende, vorläufige Antwort vorgeschlagen: Obwohl Weber in der "Wissenschaftslehre" einen universalen Vorherrschaftsanspruch für das bzw. die okzidentale(n) Rationalitätsmodell(e) eindeutig zurückweist, so scheint es dem Autor, daß in Webers sachbezogenen soziologischen Arbeiten (zumindest für den Begriff der "Zweckrationalität") ein solcher impliziter Universalitätsanspruch erhoben wird. Das hauptsächliche Ziel der jetzt geplanten Dissertation besteht nun vor allem darin, zu überprüfen, ob sich der Geltungsbereich für die soeben vorgetragene These noch erweitern läßt: Inwieweit, so die zentrale Frage, lassen sich in den Schriften Webers solche impliziten Universalitätsansprüche auch für andere Rationalitätsbegriffe aufweisen? Auf die aussichtsreichsten "Kandidaten", die der Autor hierfür ins Auge gefaßt hat, hatte er in seiner Diplomarbeit bereits vorgreifend hingewiesen: Es sind dies Webers Begriff der "theoretischen Rationalität" und sein Konzept der "normativen Rationalität". Als zentrales Ziel der Arbeit hofft der Autor daher, die These erhärten zu können, daß Max Weber auch für diese beiden Rationalitätsbegriffe versteckte Universalitätsansprüche erhebt, welche in deutlichem Widerspruch zu seiner erklärten Universalismus-Kritik stehen würden, die er an anderer Stelle so vehement vertritt. In einer umfassenden Gesamtwürdigung wird daher letztlich die allgemeine Frage zu prüfen sein, inwieweit dem Weberschen Begriff der "Rationalität" als Ganzes eine solche universalistische Ausrichtung zugesprochen werden muß. METHODE: Es handelt sich um eine philologische Arbeit, die sich letztlich um ein genaues Verständnis der Weberschen Texte bemüht; wobei sich dieses in der Auseinandersetzung und im Vergleich mit anderen Interpretationen zu bewähren hat. Die Frage nach dem "grundlegenden theoretischen Ansatz" macht daher in diesem Fall nur wenig Sinn. Es sei aber zugestanden, daß es nur um den Versuch gehen kann, Webers Ansatz der "Verstehenden Soziologie" bestmöglich zu rekonstruieren. DATENGEWINNUNG: Entfällt. ART: Dissertation BEGINN: 2001-10 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Regensburg, Philosophische Fakultät 03 - Geschichte, Gesellschaft und Geographie, Institut für Soziologie Lehrstuhl Soziologie (93040 Regensburg) KONTAKT: Bearbeiter (Wallensteinstr. 68, 90431 Nürnberg, Tel. 0911-618275) [3-L] Bittlingmayer, Uwe H.; Bauer, Ullrich (Hrsg.): Die "Wissensgesellschaft": Mythos, Ideologie oder Realität?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 693 S., ISBN: 3-531-14535-5 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze 23 INHALT: "Die 'Wissensgesellschaft' ist eine der dominanten Zeitdiagnosen. Der Band fragt nach dem Realitätsgehalt dieser Diagnose und diskutiert kritisch die unterschiedlichen Dimensionen dieses populären Gesellschaftslabels." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Uwe H. Bittlingmayer, Ullrich Bauer: Strukturierende Vorüberlegungen zu einer kritischen Theorie der Wissensgesellschaft (11-23); Theodor W. Adorno: Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft? (27-36); Herbert Marcuse: Das Problem des sozialen Wandels in der technologischen Gesellschaft (37-56); Jürgen Habermas: Technischer Fortschritt und soziale Lebenswelt (5764); Noam Chomsky: Die Funktion der Universität in einer Zeit der Krise (65-78); Pierre Bourdieu: Die Dynamik der Felder (79-105); Lothar Hack: Wissensformen zum Anfassen und zum Abgreifen. Konstruktive Formationen der "Wissensgesellschaft" respektive des "transnationalen Wissenssystems" (109-172); Michael Vester: Die gefesselte Wissensgesellschaft (173-219); Ullrich Bauer: Dominoeffekte sozialwissenschaftlicher Fehldiagnose. Oder: Individualisiert sozialisiert in der postmodernen Wissensgesellschaft (223-250); Barbara Rößer: Wissensgesellschaftliche Pädagogik. Der transformierte Bildungsdiskurs als Realisierungs- und Ideologisierungsform der Wissensgesellschaft (251-284); Oliver Schöller: Bildung geht stiften. Zur Rolle von Think Tanks in der Wissensgesellschaft (285-320); - Uwe H. Bittlingmayer: "Aber das weiß man doch!" Anmerkungen zur Wissensökonomie (323-352); Reinhart Kößler: Skeptische Anmerkungen zur gesellschaftlichen Formbestimmtheit von "Arbeit" und "Wissen" (353-372); Omar Khaled Sahrai, Diana Sahrai: Wissensgesellschaft und Globalisierung. Ein entwicklungssoziologischer Seitenblick (373-397); Horst Bethge: Die Bildungsmärkte der Wissensgesellschaft. Public-Private-Partnership an Schulen (401430); Axel Bolder: Weiterbildung in der Wissensgesellschaft. Die Vollendung des MatthäusPrinzips (431-444); Helmut Bremer: Eine lange Geschichte. Zur Kontinuität milieuspezifischer Weiterbildungsteilhabe unter "wissensgesellschaftlichen" Bedingungen (445-470); Michael Hartmann: Existiert ein Elitenwissen in der Wissensgesellschaft? Aspekte einer neuen Leistungsideologie (471-490); Johannes Ahrens, Andy Gubitz: Gewerkschaften in der Wissensgesellschaft. Ein Zwischenruf aus der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit (491-500); Hans Jürgen Krysmanski: Emanzipative und subversive Potenziale der neuen Medien (503522); Graham Attwell: E-Learning und die soziale Gestaltung der Technik (523-550); Jürgen Gerdes: Der "Dritte Weg" als ideologische Kolonialisierung der Lebenswelt. Die Sozialdemokratie in der Wissensgesellschaft (553-614); Loic Wacquant: Die Wissenschaftsmythen des einheitlichen Sicherheitsdiskurses (615-634). [4-L] Boesch, Ernst E.: Kultur in Evolution - eine psychologische Skizze, in: Handlung, Kultur, Interpretation : Zeitschrift für Sozial- und Kulturwissenschaften, Jg. 15/2006, H. 1, S. 16-24 INHALT: Der Autor skizziert in seinem Essay grundlegende Prozesse der Kulturbildung aus einem psychologischen Blickwinkel. Er erörtert zu Beginn den Begriff von Kultur und interpretiert die Freiheit, sich zwischen Alternativen des Handelns entscheiden zu können, als eine wesentliche Vorbedingung für das Entstehen und die Fortentwicklung von Kultur. Er zieht hierzu Analogien aus dem Tierreich und hebt die Bedeutung von Ritualen und Imaginationen hervor, die evolutionäre Schritte auch in der frühen Menschheitsentwicklung einleiteten. Die Fähigkeit, Dinge und Vorgänge in der Umwelt so zu kombinieren, dass sie einen neuen Nutzen ergeben, prägte zum Beispiel grundlegend die kulturellen Entwicklungen, und die Entdeckung einer neuen Einheit von Mensch-Natur ließ erst das Verborgene in der Natur Wirklichkeit werden. Der Autor reflektiert insbesondere die Imagination des Rätselhaften und des 24 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze "Anderen" in der Kulturgeschichte sowie die damit verbundenen Wandlungsprozesse, welche nicht zu neuen Gleichgewichten, sondern zu einer dauernden Folge von Veränderungen führten. Seit der Neuzeit scheint eine gewisse "innere Unruhe" die meisten Kulturen befallen zu haben und bei der Imagination von Alternativen ist ein fortwährender Drang zu beobachten, der letztlich die Gemeinsamkeiten der Kultur aufzulösen droht. Dies wirft nach Ansicht des Autors die Frage auf, ob in der Evolution der Kultur ihr eigener Zerfall angelegt ist. (ICI) [5-L] Böhme, Hartmut: Fetischismus und Kultur: eine andere Theorie der Moderne, (Rowohlts Enzyklopädie, 55677), Reinbek: Rowohlt-Taschenbuch Verl. 2006, 570 S., ISBN: 3-499-55677-4 (Standort: USB Köln(38)-33A3673) INHALT: Unter Bezugnahme auf den amerikanischen Anthropologen Robert H. Lowie (19831957) mahnt Claude Lévi-Strauss nachdrücklich, darauf zu achten, "ob man kulturelle Wirklichkeiten vergleicht oder nur die Phantasiegebilde, die aus unserer logischen Klassifikationsweise hervorgegangen sind". Dieser Hinweis bildet weitgehend die methodische Leitlinie des vorliegenden Buches, denn die Beobachtungen von Claude Lévi-Strauss hinsichtlich des Totemismus treffen auch auf die Geschichte der Fetischismus-Forschung zu. Die eigentümliche "begriffliche Unruhe" des Fetischismus wird vom Autor positiv gewendet, indem er zeigt, dass sich in den drei großen Feldern von Religion/Ethnologie, Warenfetischismus und Sexualität/Psychoanalyse auf unterschiedlichen Systemebenen begriffssemantische Kerne feststellen lassen, die jeweils auf kulturelle Praxisfelder angewendet und erprobt werden. Er folgt nicht der herkömmlichen Auffassung, dass Magie der Ausdruck eines primitiven oder präkausalistischen Weltverhältnisses und daher streng von der höher entwickelten Religion und der verwissenschaftlichten Welt zu scheiden sei. Magie gehört - so die These seines Buches nicht nur zu den Hochreligionen wie dem Christentum, sondern auch zur Moderne und dem aufgeklärten Bewusstsein. Denn zwischen Idolen und Fetischen bestehen strukturanalytische Wirkungsmechanismen, die durch ein identisches "magisches Milieu" (Marcel Mauss) ermöglicht werden. Der Autor verdeutlicht dies anhand zahlreicher Beispiele aus der Kulturgeschichte - angefangen von der jüdischen Bibel bis hin zum Stalin-Kult. (ICI2) [6-L] Bonz, Jochen: Das Kultur-Wissen des Habitus: Ausführungen zu Pierre Bourdieus Rekonzeptualisierung des ethnologischen Kulturbegriffs angesichts der Kultur der Moderne, in: Mark Hillebrand, Paula Krüger, Andrea Lilge, Karen Struve (Hg.): Willkürliche Grenzen : das Werk Pierre Bourdieus in interdisziplinärer Anwendung, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 91-112, ISBN: 389942-540-5 INHALT: Im Mittelpunkt der Ausführungen steht die Beziehung zwischen Bourdieus Konzeption des Habitus und dem Kultur-Wissen. Darunter wird zum einen die Annahme verstanden, dass das Subjekt eines Habitus gerade dadurch gekennzeichnet ist, über ein kulturelles Wissen zu verfügen. Dieses besteht in einem sowohl bewussten als auch unbewusst im Subjekt wirksamen, impliziten, handlungsleitenden Wissen. Zum anderen versteht man unter Kultur-Wissen das spezifisch ethnologische Wissen darüber, dass es eines Habitus als Voraussetzung eines solchen Subjekts bedarf. Subjektivität wird hier in Abhängigkeit von kulturellen Voraussetzungen gedacht. Bourdieus Ansatz kann als ethnologisch bezeichnet werden, da es das Ziel soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze 25 der Ethnologie ist, Welten in der Besonderheit ihrer Ausprägung, ihrer Subjekte, der in ihnen möglichen Handlungen sowie in ihrem inneren Funktionieren zu beschreiben.(GB) [7-L] Brumlik, Micha: "Kultur" ist das Thema: Pädagogik als kritische Kulturwissenschaft, in: Zeitschrift für Pädagogik, Jg. 52/2006, H. 1, S. 60-68 (Standort: USB Köln(38)-BP6740; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag geht der Frage nach, "ob mit der Konzeptualisierung von Erziehungswissenschaft als 'Sozialwissenschaft' und von 'Sozialwissenschaft' als Wissenschaft des Verstehens und Erklärens sozialen Handelns bzw. als selbstreferenzielle Theorie sozialer Systeme alle Möglichkeiten zur adäquaten Fassung dessen, worum es in der Erziehungswissenschaft geht, tatsächlich ausgeschöpft sind" oder ob es "eines anderen Zugangs" bedarf. Es wird "der Versuch des Nachweises unternommen, dass die von den meisten Erziehungswissenschaftlern nach wie vor argwöhnisch betrachteten 'Kulturwissenschaften' dem, was die Erziehungswissenschaft in Deutschland dem Anspruch nach und de facto betreibt, am angemessensten sind." (DIPF/Orig./Un) [8-L] Bublitz, Hannelore: Zur Materialität der Kultur, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1803-1805, ISBN: 3-59337887-6 INHALT: Die Autorin erörtert die Frage, inwieweit die gegenwärtigen sprach- und diskurstheoretischen Konzepte der "Materialität von Kultur" Rechnung tragen und worin diese letztlich bestehen sollte. Die Materialität der Kultur bezieht sich ihrer These zufolge nicht nur auf die bloße Repräsentation der Wirklichkeit in symbolischen Bedeutungssystemen, sondern auch auf die Dinglichkeit kultureller Strukturen, wie sie zum Beispiel Émile Durkheim für "soziale Tatsachen" geltend gemacht hat. Angesprochen ist damit ein Konzept, das Kultur als eine umfassende Praxis, als Produktivkraft von Mensch und Gesellschaft und vor allem als eine sozialintegrative Kraft betrachtet. Aus dieser Perspektive sind verdinglichungstheoretische Argumentationen außer Kraft gesetzt, denn die Materialität der Kultur ist die un(ge)bändi(gt)e Kraft, die in ihrer Ereignishaftigkeit weder zur materiellen Ordnung der Körper noch zur Ordnung des Immateriellen bzw. des Geistigen gehört. Materialität und Kultur / Materialität der Kultur ereignen sich und sie gründen in nicht-intentionalen, kontingenten Ereignissen. (ICI2) [9-L] Butler, Judith: Der Marxismus und das "bloß Kulturelle", in: Christian Flatz, Sascha Felgitsch (Hrsg.): Dimensionen einer neuen Kultur des Politischen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 155170, ISBN: 3-8100-3236-0 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MD2700/76) INHALT: Die Verfasserin nimmt zu zwei Tendenzen in der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion Stellung. Die eine Tendenz bezieht sich auf die explizit marxistische Kritik an der Re- 26 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze duktion von marxistischer Forschung und politischer Aktivität auf das Studium der Kultur, also auf eine Art Reduktion des Marxismus auf Cultural Studies. Die andere Tendenz betrifft die neuen sozialen Bewegungen, die als identitätsbezogen und partikularistisch porträtiert werden, da sie sich mit dem "bloß Kulturellen" beschäftigen. Ausgehend von der Debatte über den politischen Gehalt "kultureller" Konflikte rehabilitiert sie dieses Feld gegen Versuche der Unterordnung und stellt "Differenz" als konstitutiv für jeden politischen Kampf ins Zentrum der Betrachtung. Die Verfasserin wendet sich gegen die Diskreditierung des Kulturellen und einen neuen "sexuellen Konservatismus" der Linken und stellt dieser Tendenz die Perspektiven der "Queer-Politik" entgegen. (ICE2) [10-L] Casale, Rita: Webers Auseinandersetzung mit Leon Battista Albertis 'Libri della famiglia' (1432-1441): Anmerkungen zur kulturellen Entstehung des Kapitalismus, in: Jürgen Oelkers, Rita Casale, Rebekka Horlacher, Sabina Larcher Klee (Hrsg.): Rationalisierung und Bildung bei Max Weber : Beiträge zur Historischen Bildungsforschung, Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 2006, S. 93-110, ISBN: 3-7815-1449-8 (Standort: UB Dortmund(290)-Bg21014) INHALT: Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den methodologischen, historischen und politischen Konsequenzen von Max Webers Rationalitätshypothese für die neuzeitliche historische Bildungsforschung. Der Autor erörtert in einem ersten Schritt die Webersche Analyse des Kapitalismus in ihrem politischen Entstehungskontext und in ihrer methodologischen Konfiguration. In einem zweiten Schritt werden die politischen und methodologischen Konsequenzen eines solchen Zugangs zur Frage der Genese des Kapitalismus am Beispiel von Webers Kontroverse mit Werner Sombart über die Deutung einer zentralen Quelle für die Erziehungsgeschichte der frühen Moderne problematisiert. Auch die Einwände Braudels gegen Webers Reformationshypothese werden am Beispiel der Interpretation eines für die historische Bildungsforschung relevanten Werkes (Albertis "Librit della famiglia", 1432-1441) erläutert. Webers Verabsolutierung der religiösen Einstellung habe dazu geführt, dass die politischen und ökonomischen Rationalisierungsprozesse verdunkelt wurden, die sowohl für die Erziehungsgeschichte als auch für das Verständnis der Entstehung des Kapitalismus von Relevanz sind. Sombarts Kritik an Webers Analyse der Entstehung des Kapitalismus macht deutlich, dass ökonomische Prozesse nicht auf normative, idealtypische Topologien zu reduzieren sind. Das Verhältnis von Ökonomie, Moral, Politik, Ästhetik, hier betrachtet als Felder der modernen Kulturgeschichte, und ihre wechselseitige Wirkung aufeinander lassen sich nicht normativ, sondern nur historisch bestimmen. (ICB2) [11-L] Eisenstadt, Shmuel N.: The Protestant ethic and modernity - comparative analysis with and beyond Weber, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 161-184, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" erschien im November 1904 im "Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik", ein zweiter Aufsatz sollte im Juni-Heft des Jahres 1905 folgen. Diese Arbeiten begründeten den bis heute anhaltenden Weltruhm Max Webers, paradoxerweise durch erste Rezeptionen im englischsprachigen Raum. soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze 27 Die 100. Wiederkehr der Erstveröffentlichung dieser beiden Texte nimmt der Autor zum Anlass, seine Sicht dieser Schlüsseltexte der Soziologie vorzutragen. Die Ausführungen belegen das lebenslange Bemühen des Autors um die Weiterentwicklung einer komparativen Kultursoziologie in der Tradition Max Webers. Spätestens seit seinem Buch "The Protestant Ethic and Modernization: A Comparative View" (1968) setzt sich Eisenstadt mit der Analyse der Weltreligionen bei Weber und dem Beginn der Moderne auseinander. Mit seiner Weiterführung des Konzepts der "Achsenkulturen" (Axial Age civilizations), der Beschäftigung mit intellektuellen Eliten, der Institutionalisierung in sehr unterschiedlichen Gesellschaftsordnungen (Multiple Modernities) und dem sich daraus ergebenden sozialen Wandel versucht der Autor, das Webersche Projekt sowohl weiterzuführen als auch dessen eurozentrische Verengungen zu überwinden. (ICA2) [12-L] Endreß, Martin: Zwischen den Stühlen - zu Hartmut Essers Versuch einer Rekonzeptualisierung von "Sinn" und "Kultur" im Gespräch mit "Rational Choice" und Max Weber, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 157-186, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Die von Esser vorgelegten Konzeptualisierungen sowohl des Sinnbegriffs als auch des Kulturbegriffs zur Grundlegung einer hermeneutisch revidierten "erklärenden Soziologie" werden im kritischen Rückgriff auf Max Weber erörtert. Es wird gezeigt, dass Esser in zunehmendem Maße Aspekte und Einsichten der Traditionslinie verstehender Soziologie in sein Werk einbezieht. Einige der Konsequenzen, die sich daraus für Essers "Soziologie" ergeben, werden diskutiert. Dabei werden das hermeneutische Profil von Essers allgemeinen und speziellen Grundlagen der Soziologie sowie die Thematisierung der emergenten Dimension von Sozialität angesprochen. Zusammenfassend wird die These formuliert, dass in Essers Soziologie eine strukturelle Ambivalenz zwischen wissenssoziologischer "Imprägnierung" und kausalanalytischem Denken festzustellen ist. In diesem Sinne sitzt Esser nun zwischen allen Stühlen, da seine hermeneutisch vertieften Gegenstandsperspektivierungen mit dem analytischen Potential eines deduktiv-nomologischen Erklärungsschemas konzeptionell nicht mehr aufgefangen werden können. (GB) [13-L] Fischer, Joachim: Der Dritte/ Tertiarität: zu einer Theorieinnovation in den Kultur- und Sozialwissenschaften, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3715-3735, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Helmuth Plessners Begriff der 'exzentrischen Positionalität' ist wie kaum ein anderer geeignet, die Relevanz des gebauten und umbauten Raumes für die menschliche Sozialkonstitution in den Blick zu nehmen. Menschen sind körpergebundene Lebewesen, 'positional', grenzrealisierend wie Pflanzen und Tiere, aber - 'exzentrisch' situiert - sind sie miteinander gezwungen, ihre 'Grenzen' künstlich zu setzen und das darin errungene Gleichgewicht zu stabilisieren, zu symbolisieren. So wie sie sich als lebendige Körper in der 'Kleidung' voreinander disziplinieren und zugleich zur Erscheinung bringen, so im Kontroll- und Ausdruckscharakter ihrer 'schweren', 'trägen' Gebäude. Als exzentrisch positionierte Lebewesen können sie 28 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze nahezu ubiquitär siedeln und müssen sich doch zugleich an einer je spezifischen Stelle niederlassen, verorten, bauen, bleiben (wie vorübergehend auch immer). Sie wohnen und gebrauchen diesen je markierten Raum, und zugleich kommunizieren sie im und durch den bebauten, damit beharrlichen Raum: schließen sich ab und andere ein (durch Fortifikation etc.) und räumen sich einander (auf öffentlichen Plätzen etc.) Raum zur Darstellung und Repräsentation ein, verhüllen und verschonen sich hinter Fassaden. Die leibphänomenologischen (Hermann Schmitz) bzw. leibästhesiologischen (Plessner) Befunde der philosophischen Anthropologie lassen beobachtbar werden, wie Menschen aus ihren positionalen Raumerfahrungen dieses 'schwere' Kommunikationsmedium der Architektur codieren (Innen/ Außen, Engung/ Weitung etc.). So gesehen erläutert Philosophische Anthropologie nicht nur die Voraussetzungen der Soziologie des Raumes (Simmel) und der Soziologie der Stadt (Bahrdt). Sie rückt Architektursoziologie gleichsam ins Zentrum der soziologischen Theoriebildung. Systematisch beobachtbar wird die Ko-Evolution von 'leichten', geflügelten Kommunikationsmedien und 'schweren', massiven Kommunikationsmedien. Schrift als Paradigma aller geflügelten Medien löst sich ab von lokaler Kommunikation unter Anwesenden, aber sie kann Bauten als dauerhaft präsente Kommunikationsmedien vor Ort nicht auflösen." (Autorenreferat) [14-L] Goos, Ole: Zur Reproduktion der Philosophie G.W.F. Hegels bei Georg Simmel und Emile Durkheim: Studien zu den Begriffen Kultur und Gesellschaft, Heidelberg 2006, 272 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=980874807&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filenam e=980874807.pdf; http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/2006/6757/pdf/Disser tation_public.pdf) INHALT: Die vorliegende Dissertation stellt einen systematischen Zusammenhang der Werke Simmels und Durkheims mit der Philosophie Hegels her. Die Begriffe Kultur und Gesellschaft werden zunächst in unmittelbarem Quellenbezug in ihrem systematischen logischen Gehalt begriffen. An die systematische Textauslegung schließen sich einige grundsätzliche systematische Analysen an. In diesen Analysen werden die systematische Tragweite der Begriffe Kultur und Gesellschaft und der in diesen Begriffen bestimmten Phänomene geklärt. Hegel wiederum wird in der vorliegenden Dissertation zwar in seiner grundsätzlichen Relevanz, aber doch vor dem Hintergrund des zu entwickelnden Systems von Kultur und Gesellschaft interpretiert. Es wird gezeigt, dass bestimmte Momente des Hegelschen Werkes ihre Wiederkehr in den aufgezeigten Konzeptionen Simmels und Durkheims finden. Bevor dies geleistet wird, wird der relevante Bezug zur Philosophie Hegels ausgewiesen. Im Besonderen wird die Wahrheitskonzeption der Hegelschen Philosophie im Verbund mit Hegels Ansatz beleuchtet. Hieran anschließend werden die Konzeptionen Simmels und Durkheims mit einigen Schlüsselkonzeptionen der Hegelschen Philosophie in Zusammenhang gebracht. Neben Phänomenologie und Logik sind hierbei in der Hauptsache Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts von Relevanz. Im Besonderen wird demonstriert, dass die Begriffe Sittlichkeit bei Hegel und Kultur bei Simmel, sowie Geist bei Hegel und Gesellschaft bei Durkheim in einem grundsätzlichen logischen Äquivalenzverhältnis stehen. Schließlich wird aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen der grundsätzliche wechselseitig-systematische Bezug der Begriffe Kultur und Gesellschaft formuliert. (ICD2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze 29 [15-L] Grabner-Haider, Anton; Weinke, Kurt (Hrsg.): Denklinien und Weltkulturen, (Austria: Forschung und Wissenschaft. Philosophie, Bd. 2), Wien: Lit Verl. 2006, 137 S., ISBN: 3-8258-9081-3 (Standort: UB Erlangen(29)-H00/2006A/5791) INHALT: "Im Prozess des interkulturellen Dialogs kommen heute immer mehr die Weltdeutungen fremder Kulturen in unser Blickfeld. Wir fragen uns, nach welchen Denkmodellen sich die Menschen anderer Zivilisationen in ihrer Lebenswelt, in ihren sozialen Milieus und im alltäglichen Verhalten orientieren. Nun zeichnet dieses Buch die Denklinien der großen Weltkulturen skizzenhaft an ein paar Beispielen nach: Indien, China, Japan, jüdische Kultur. Als Kontrast werden die Denkkonzepte wichtiger europäischer Philosophen skizziert: Piatons Ideenwelt, Francis Bacon, Immanuel Kant, G.W.F. Hegel, Ludwig Feuerbach." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Anton Grabner-Haider: Denklinien der indischen Kultur (3-13); Anton Grabner-Haider: Eckpunkte des chinesischen Denkens (15-22); Anton Grabner-Haider: Grundlinien des buddhistischen Denkens (23-27); Frank Koren-Wilhelmer: Denklinien der japanischen Moderne (29-49); Anton Grabner-Haider: Eckpunkte jüdischen Denkens (51-59); Anton Grabner-Haider: Schnittlinien im christlichem Denken (61-69); Anton GrabnerHaider: Aufbrüche im islamischen Denken (71-78); Kurt Weinke: Platons Ideenwelten (7994); August Kirkovits: Bacons Wissenskonzepte (95-109); Anton Grabner-Haider: Kants Formalwelten (111-116); Anton Grabner-Haider: Hegels Geistwelten (117-121); Erich Satter: Feuerbachs Sinnenwelten (123-137). [16-L] Henrich, Dieter: Die Philosophie im Prozeß der Kultur, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 1812), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006, 250 S., ISBN: 3-518-29412-1 INHALT: "Die Philosophie ist eine in der Reihe der wissenschaftlichen Disziplinen und doch wie Literatur und Kunst Teil von dem, was die Kultur eines Landes ausmacht. Das erklärt sich daraus, daß es ihre Aufgabe ist, an den Grenzen der Möglichkeit wissenschaftlicher Erkenntnis den Gründen für die Lebensführung des Menschen nachzugehen. Darum kann die Philosophie in die Kultur insgesamt hineinwirken, ist aber vor allem sensibel für Veränderungen in der Kultur eines Landes und von ihren Krisen immer mit betroffen. Auch das Bildungssystem eines Landes und die Aufgabe der Organisation seiner Universitäten müssen im Zusammenhang mit dem Zustand seiner Kultur beurteilt werden. Dieser Band enthält neuere Texte von Dieter Heinrich, in denen eine Begriffsbestimmung der Philosophie mit Überlegungen zur Kulturtheorie und zur Bildungspolitik zusammengeführt ist - in gegenwartsdiagnostischer Absicht und in Beziehung auf das wiedervereinigte Deutschland." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: 1. Die Philosophie im Prozeß der Kultur - Überlegungen im Blick auf Deutschland; 2. Eine Generation im Abgang; 3. Mit der Philosophie auf dem Weg; 4. Krise und Zukunft der Bildung; 5. Über die Zukunft der deutschen Philosophie; 6. Als Philosoph nach München; 7. Menschsein - Bildung - Erkenntnis; 8. Die Zukunft der Subjektivität; 9. Inflation in Subjektivität? 10. Vergegenwärtigung des Idealismus. 30 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze [17-L] Hillebrandt, Frank: Der Tausch als strukturbildende Praxisform: zur symbolischen Dimension eines sozialen Mechanismus' moderner Ökonomie, in: Michael Florian, Frank Hillebrandt (Hrsg.): Pierre Bourdieu: Neue Perspektiven für die Soziologie der Wirtschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 147-168, ISBN: 3-531-15052-9 INHALT: Der Beitrag wendet die Praxistheorie Bourdieus auf die Praxisform des Tausches an. Dabei wird mit einem Seitenblick auf die soziologische Netzwerkanalyse zum einen verdeutlicht, dass die Wirtschaftssoziologie gut beraten ist, den Tausch vielschichtig in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen zu modellieren, damit nicht nur der Warentausch, sondern auch der Gabentausch als grundlegende, Strukturen wie Netzwerke bildende Praxisform der Ökonomie gefasst werden kann. Dazu wird eine Typologie des Tausches benötigt, die der Autor unter Weiterentwicklung der Bourdieuschen Ökonomie der symbolischen Güter kultursoziologisch entwirft, um daran gleichsam Entwicklungsmöglichkeiten einer praxistheoretisch ausgerichteten Soziologie der Wirtschaft zu verdeutlichen, die insbesondere in einer kultursoziologischen Fundierung der Wirtschaftssoziologie besteht. Wirtschaftssoziologische Forschung hat sich damit, so die These, mit den kulturellen und symbolischen Formen wirtschaftlicher Praxis auseinanderzusetzen, um eine gehaltvolle, nicht halbierte Analyse der Wirtschaft zu ermöglichen. Abschließend wird resümiert, welche Konsequenzen es für die Weiterentwicklung der Praxistheorie Bourdieus hat, wenn der Tausch als durch Symbole repräsentierte Praxisform mit strukturbildenden Praxiseffekten analysiert wird. (ICA2) [18-L] Hofmann, Martin Ludwig; Korta, Tobias F.; Niekisch, Sibylle (Hrsg.): Culture Club II: Klassiker der Kulturtheorie, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, Bd. 1798), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006, 333 S., ISBN: 3-518-29398-2 INHALT: "Was heißt 'Kultur'? Kaum ein anderer Begriff durchzieht die theoretische Debatte der letzten Jahrzehnte mit solch einer Wucht. Kulturtheorie ist nicht nur zu einem interdisziplinären, sondern auch zu einem internationalen intellektuellen Abenteuer geworden. Auch der zweite Band des Culture Club bietet eine Orientierung in diesem schwer überschaubaren Feld, indem er einen Überblick über das jeweilige Werk und Denken zentraler Kulturtheoretiker gibt. Vorgestellt werden Max Weber, Siegfried Kracauer, Martin Heidegger, Helmuth Plessner, Margaret Mead, Hannah Arendt, Marshall McLuhan, Richard Hoggart, Vilém Flusser, Raymond Williams, Paul Feyerabend, Jean-François Lyotard, Ivan Illich, Clifford Geertz, Jacques Derrida und Stuart Hall." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Michael Sukale: Max Weber (1864-1920). Kultur zwischen Chaos und Entzauberung (11-37); Tobias F. Korta: Siegfried Kracauer (1889-1966). 'Long-shots' und 'Close-ups' der materialen Wirklichkeit (38-60); Willem van Reijen: Martin Heidegger (1889-1976). Revolution der Philosophie und der Politik (61-89); Helmuth Berking: Helmuth Plessner (1892-1985). Exzentrische Positionalität. Grundlegung der philosophischen Anthropologie (90-109); Sibylle Niekisch: Margaret Mead (1901-1978). Auf der Suche nach dem Paradies (110-124); Ingeborg Nordmann: Hannah Arendt (1906-1975). Wege ins politische Denken (125-147); Martin Baltes: Marshall McLuhan (1911-1980). Sex and Technology. Fußnoten zum Stromphilosophen (148-163); Rolf Lindner: Richard Hoggart (*1918). 'A shabby cat from the council house'. The Uses of Literacy und das Centre for Contemporary Cultural Studies, Birmingham (164-183); Christa Karpenstein-Elbach: Vilém Flusser (1920-1991). Kulturphilosophie des Handhabens (184203); Roman Horak: Raymond Williams (1921-1988). Von der literarischen Kulturkritik zum soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze 31 kulturellen Materialismus (204-225); Martin Ludwig Hofmann: Paul Feyerabend (19241994). Kultur des Wissens als Kultur der Freiheit (226-243); Walter Reese-Schäfer: JeanFrançois Lyotard (1924-1998). Die Konstruktion der Postmoderne (244-256); Werner Bartens: Ivan Illich (1926-2002). Fundamentalkritik und Engagement (257-270); Karsten Kumoll: Clifford Geertz (*1926). Von der 'dichten Beschreibung' zur Heterogenität kultureller Systeme (271-292); Stephan Moebius und Dirk Quadflieg: Jacques Derrida (1930-2004). Kultur als Kultur des Anderen (293-311); Markus Reisenleitner: Stuart Hall (*1932). Identitätsrouten ohne Garantien (312-328). [19-L] Isenböck, Peter: Verstehen und Werten: Max Weber und Jürgen Habermas über die transzendentalen Voraussetzungen kulturwissenschaftlicher Erkenntnis, in: Gert Albert, Agathe Bienfait, Sigmund Steffen, Mateusz Stachura (Hrsg.): Aspekte des Weber-Paradigmas, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 80-99, ISBN: 3-531-14994-6 (Standort: USB Köln(38)-34A566) INHALT: Max Webers Versuch, eine Kulturwissenschaft zu begründen, die den Wertbezug des Handelns betont, ohne dabei auf wissenschaftliche Objektivität zu verzichten, war und ist Gegenstand unzähliger Debatten. Vor allem die Streitfrage, welchen methodologischen Status das "Verstehen" im Vergleich zum "Erklären" hat, erhitzt die Gemüter nach wie vor. Der vorliegende Beitrag versucht zu zeigen, dass eine transzendentale Argumentationslogik, wie sie Jürgen Habermas entwickelt hat, wichtige Hinweise geben kann, wie Hermeneutik und transzendentale Argumente hinsichtlich des Weberschen Paradigmas miteinander verbunden werden können. Zunächst wird dargestellt, dass das Grundproblem des südwestdeutschen Neukantianismus darin besteht, Kulturphilosophie ohne Hermeneutik zu betreiben. Danach wird gezeigt, dass Weber sich dieser Problematik bewusst war, aber seine Haltung letztendlich ambivalent bleibt. Darauf folgt der Nachweis, dass die methodologischen Überlegungen von Habermas hier helfen können (auch wenn sie in einem anderen Kontext - dem Versuch der sprachpragmatischen Begründung einer Gesellschaftstheorie - entfaltet worden sind), das Konstitutionsproblem so zu lösen, dass Webers Methodologie nicht radikal umgebaut werden muss. (ICA2) [20-L] Junge, Matthias: Die Problemstellung einer philosophischen Soziologie als Nachlass Simmels, in: Soziologische Revue : Besprechungen neuer Literatur, Jg. 29/2006, H. 3, S. 248-255 (Standort: USB Köln(38)XG4586; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Angesichts der nun fast vollendeten Georg Simmel-Gesamtausgabe des SuhrkampVerlages stellt sich erneut die Frage: "Was bleibt von Simmels Werk?" Der Autor bespricht hierzu folgende Bände aus der Gesamtausgabe: Band 14: Hauptprobleme der Philosophie. Philosophische Kultur (hrsg. von Rüdiger Kramme und Otthein Rammstedt, 1996); Band 16: Der Krieg und die geistigen Entscheidungen. Grundfragen der Soziologie. Vom Wesen des historischen Verstehens. Der Konflikt der modernen Kultur. Lebensanschauung (hrsg. von Gregor Fitzi und Otthein Rammstedt, 1999). Der Autor antwortet auf seine Ausgangsfrage mit einem Plädoyer für eine philosophische Soziologie: Wenn der Mensch als soziales Wesen auf apriorische Deutungen angewiesen ist, dann ist das deutende Überschreiten der Faktizität nicht nur einfach ein möglicher Gegenstand der Soziologie, sondern eine immanente Aufgabe 32 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze der philosophischen Soziologie im Rahmen der Soziologie, die diese im Gegensatz zur Philosophie und Theologie auf der Grundlage erfahrungsorientierten Wissens angehen kann. In dieser philosophischen Soziologie - kreisend um die Konzepte der Deutung, des Individuums und des Lebens - liegt die dauerhafte Anschlussfähigkeit an das Denken Simmels, solange die Soziologie bereit ist, sich als eine Reflexionswissenschaft im umfassenden Sinne zu verstehen. (ICI2) [21-L] Kumoll, Karsten: "Different Cultures, Different Rationalities"?: Marshall Sahlins und die Theorie kultureller Differenz, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3260-3271, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Der Begriff der 'Kultur' hat an Bedeutung gewonnen - auch und gerade in der soziologischen Theorie. Der cultural turn in der soziologischen Theorie und der Soziologie im allgemeinen wird begleitet von einer 'Kulturalisierung' der Geschichtswissenschaft. Eine wichtige Quelle der 'neuen' kulturwissenschaftlichen Ansätze ist die Ethnologie, insbesondere die nordamerikanische Cultural Anthropology. Gerade zu einer Zeit, in der Soziologie und Geschichtswissenschaft die ethnologische Kulturtheorie verstärkt rezipieren, steht der Kulturbegriff in der Ethnologie selbst aber zunehmend in der Kritik. Eine Auseinandersetzung mit dieser ethnologischen Debatte ist für eine Soziologie kultureller Unterschiede deshalb von hoher Relevanz. Thema des Vortrags ist die 'klassische' Kulturtheorie des amerikanischen Ethnologen Marshall Sahlins, die zu den wichtigsten und einflussreichsten ethnologischen Theorien des 20. Jahrhunderts zählt, seitens der postmodernen Ethnologie aber zunehmend kritisiert wird. Im Mittelpunkt des Vortrags steht die sogenannte 'Sahlins-ObeyesekereDebatte', in der es um einen verhängnisvollen Kulturzusammenstoß im Rahmen der europäischen Expansion geht, der letztlich zum Tod von James Cook auf Hawaii 1779 führte. In dieser Debatte geht es aber nicht 'nur' um die korrekte Interpretation historischer Quellen, sondern um zentrale konzeptuelle Fragen über die Analyse kultureller Differenzen, die auch für die soziologische Theorie interessant sind. Vor dem Hintergrund dieser Debatte, einer werkgeschichtlichen Einordnung von Sahlins' kulturhistorischem Spätwerk sowie einer Einbettung von Sahlins' Theorie in die ethnologische writing-against-culture-Debatte soll die Frage beantwortet werden, ob Sahlins' Kulturtheorie für die Analyse kultureller Unterschiede und kultureller Globalisierung weiterführend sein kann." (Autorenreferat) [22-L] Lehmann, Hartmut: Max Webers Weg vom Kulturprotestantismus zum asketischen Protestantismus, in: Wolfgang Schluchter, Friedrich Wilhelm Graf (Hrsg.): Asketischer Protestantismus und der 'Geist' des modernen Kapitalismus : Max Weber und Ernst Troeltsch, Tübingen: Mohr Siebeck, 2005, S. 3346, ISBN: 3-16-148546-7 (Standort: USB Köln(38)-32A8994) INHALT: Der Autor untersucht die Gründe, warum Max Weber sich erst seit den späten 1890er Jahren für den asketischen Protestantismus zu interessieren begann, und welche Folgen dies für sein Lebenswerk hatte. Er geht vor allem auf drei Aspekte näher ein: (1) Max Webers persönliche und geistige Verwurzelung im Kulturprotestantismus, (2) die wissenschaftliche Herausforderung Max Webers durch den asketischen Protestantismus und die damit verbundenen soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze 33 theoretischen und methodologischen Schwierigkeiten, (3) die Gründe, warum Max Weber in der Mitte seiner wissenschaftlichen Karriere sein Interesse zumindest teilweise dem asketischen Protestantismus zuwandte, und welche offenen Fragen der Deutung und Bewertung von Max Webers Werk sich daraus ergeben. (ICI) [23-L] Lichtblau, Klaus (Hrsg.): Max Webers 'Grundbegriffe': Kategorien der kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 404 S., ISBN: 3-531-14810-9 INHALT: "In den einzelnen Beiträgen dieses Bandes werden die soziologischen Grundbegriffe Max Webers unter verschiedenen Gesichtspunkten behandelt. Zum einen wird das Verhältnis der verstehenden Soziologie Max Webers zu benachbarten soziologischen Theorieansätzen erörtert. Zum anderen werden der disziplinäre Entstehungskontext und die Systematik der soziologischen Grundbegriffe Max Webers erörtert. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist dem Rezeptions- und Übersetzungsproblem von Webers Grundbegriffen in anderen Sprachen gewidmet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Martin Endreß: Varianten verstehender Soziologie (21-46); Zenonas Norkus: Handeln, soziale Ordnungen und sozialwissenschaftliche Erklärung: Max Weber und Rational Choice (47-90); Thomas Schwinn: Lassen sich Handlungsund Systemtheorie verknüpfen? Max Weber, Talcott Parsons und Niklas Luhmann (91-111); Jens Greve: Das Werk Max Webers und die Theorie des kommunikativen Handelns (112149); Hinnerk Bruhns: Max Webers "Grundbegriffe" im Kontext seiner wirtschaftsgeschichtlichen Forschungen (151-183); Siegfried Hermes: Der Staat als "Anstalt". Max Webers soziologische Begriffsbildung im Kontext der Rechts- und Staatswissenschaften (185-216); Stefan Breuer: Typen und Tendenzen der Demokratie (217-241); Klaus Lichtblau: Zum Status von "Grundbegriffen" in Max Webers Werk (242-256); Rainer Greshoff: "Soziales Handeln" und "Ordnung" als operative und strukturelle Komponenten sozialer Beziehungen (257-291); Richard Swedberg: Verstehende Wirtschaftssoziologie. Über die Beziehung zwischen Max Webers "Soziologischen Grundbegriffen" und seiner Wirtschaftssoziologie (292-315); Sam Whimster: Die Übersetzung des Begriffes "Geist" (317-335); Keith Tribe: Talcolt Parsons als Übersetzer der "Soziologischen Grundbegriffe" Max Webers (337-366); Jean-Pierre Grossein: Max Weber auf französisch oder Max Weber "à la française"? (367-381); Gabriele Cappai: Auf der Suche nach einem Paradigma. Zur Relevanz von Max Webers handlungstheoretischem Ansatz für die italienische Soziologie (382-399). [24-L] Link, Jürgen: Versuch über den Normalismus: wie Normalität produziert wird, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006, 476 S., ISBN: 3-525-26525-5 INHALT: In der vorliegenden Studie wird der Normalismus als ein kulturelles Gesamtphänomen betrachtet, wobei weniger die Geschichte spezieller Normalitäten im Vordergrund steht, sondern die Emergenz, Ausbreitung und Entwicklung der Querschnittkategorie Normalität untersucht wird. Als Normalismus wird ein spezifisch modernes Netz von Dispositiven bestimmt, welche in geregelter Weise sektorielle und allgemeine Normalitäten produzieren. Dabei werden die beiden fundamentalen Strategien des Protonormalismus und des Flexibilitätsnormalismus voneinander unterschieden, um auf dieser Grundlage die Verfahren der Selbstnormalisierung moderner Subjekte herauszuarbeiten. Die sozialphilosophische Diskursgeschichte zur 34 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze Normalität wird jeweils vor und nach 1968 nachgezeichnet, eine struktural-funktionale Theorie des Normalismus dargestellt und insbesondere auch ein Streifzug durch die moderne Literatur unternommen. Weitere thematische Schwerpunkte beziehen sich auf eine normalistische Subjektivierung und Kollektivsymbolik sowie auf die gegenwärtigen Perspektiven eines universalen Normalismus. In der überarbeiteten und ergänzten dritten Auflage der Studie werden zudem die Begriffe einer "Posthistorie" bzw. "Postmoderne" als Folgephänomen des flexiblen Normalismus kulturhistorisch neu definiert. (ICI) [25-L] Makropoulos, Michael: Kulturbegriff und Materialitätskonzept, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1822-1830, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Was heißt eigentlich 'Materialität'? Und was 'Materialität der Kultur'? 'Materialität' ist eine Metapher für sozial verpflichtende Qualitäten. Wer die 'Materialität' eines Sachverhaltsins Feld führt, spekuliert auf die bindende Kraft, die von artifiziellen Wirklichkeiten im Sinne einer 'datensetzenden Macht' (Heinrich Popitz) ausgeht und als unverfügbares Regulativ individuellen und kollektiven Verhaltens wirkt. In diesem Sinne steht der Begriff der 'Materialität' nicht nur im epistemologischen, sondern auch impolitisch-sozialen Horizont des Materialismus des 19. Jahrhunderts und insbesondere im Horizont verdinglichungstheoretischer Konzepte der artifiziellen Wirklichkeiten der Moderne. Der theoretische Rekurs auf 'Materialität' setzt mithin die Annahme voraus, die Reifizierung metaphysischer Qualitäten schaffe transsubjektive Verbindlichkeiten. 'Materialität der Kultur' präfiguriert dem entsprechend einen Kulturbegriff, der 'Kultur' mit der Gesamtheit der Artefakte in Deckung bringt. Dem gegenüber soll ein Kulturbegriff entfaltet werden, der sich nicht um Artefakte im Sinne dingontologischer Objekte, sondern um artifizielle Verhältnisse im Sinne modalontologischer Dispositive zentriert und der entsprechend nicht auf die sozial bindende Dimension kulturellet Wirklichkeiten zielt, sondern auf die entgrenzende." (Autorenreferat) [26-L] Malinowski, Bronislaw: Eine wissenschaftliche Theorie der Kultur, (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, 104), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005, 268 S., ISBN: 3-518-27704-9 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5345) INHALT: Ethnologische Feldarbeit und der Funktionalismus stehen im Mittelpunkt der Beiträge dieses Sammelbandes, der die Neuauflage eines "Klassikers" der modernen Ethnologie darstellt. Dies bezieht sich vor allem auf die ersten beiden Beiträge, die die "Funktionaltheorie" (verfasst 1939) sowie die "wissenschaftliche Theorie der Kultur" (verfasst 1941) behandeln. Hier werden allgemeine Axiome des Funktionalismus entwickelt, die Strukturen von Institutionen untersucht, Grundlagen der Kulturanthropologie gelegt sowie Grundbedürfnisse, Kulturreaktionen und Imperative der Kultur diskutiert. Der dritte Beitrag stellt eine biographische Würdigung Sir James Georg Frazers dar, dessen Werk in die Entwicklungsgeschichte der ethnologischen Theorie eingeordnet wird. Der abschließende Beitrag "Mutterrechtliche Familie und Ödipus-Komplex" datiert aus dem Jahr 1924 und setzt sich mit der matrilinearen Gesellschaft und der kindlichen Sexualität auseinander. (ICE) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze 35 [27-L] Moebius, Stephan; Quadflieg, Dirk (Hrsg.): Kultur: Theorien der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 590 S., ISBN: 3531-14519-3 INHALT: "Die Herausgeber bieten in Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren einen systematischen und - in seiner angelegten Breite - erstmaligen Überblick über aktuelle kultursoziologische und -wissenschaftliche Theorien. Die gegenwärtig wichtigsten Kulturtheorien werden nach dem Kriterium ihrer interdisziplinären Relevanz für die zeitgenössischen Diskurse in der Soziologie, den Kulturwissenschaften, der Philosophie sowie den Sprach- und Literaturwissenschaften einheitlich und verständlich vorgestellt. Der Band richtet sich in erster Linie an Studierende und Lehrende der angegebenen Fachrichtungen und dient als ein hilfreiches Nachschlagewerk im immer unübersichtlicher werdenden Diskurs zwischen den Disziplinen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Stephan Moebius/Dirk Quadflieg: Kulturtheorien der Gegenwart - Heterotopien der Theorie (9-16); Dirk Quadflieg: Roland Barthes: Mythologe der Massenkultur und Argonaut der Semiologie (17-29); Marc Rölli: Gilles Deleuze: Kultur und Gegenkultur (30-41); Christian Lavagno: Michel Foucault: Ethnologie der eigenen Kultur (42-50); Stephan Moebius: Pierre Bourdieu: Zur Kritik der symbolischen Gewalt (51-66); Michael T. Schetsche/Christian Vähling: Jean Baudrillard: Wider die soziologische Ordnung (67-80); Karsten Kumoll: Clifford Geertz: Die Ambivalenz kultureller Formen (8190); Peter J. Bräunlein: Victor W. Turner: Rituelle Prozesse und kulturelle Transformationen (91-100); Thomas Keller: Kulturtransferforschung: Grenzgänge zwischen den Kulturen (101114); Berndt Ostendorf: Samuel Huntington: From Creed to Culture (115-128); Miriam Nandi: Gayatri Chakravorty Spivak: Übersetzungen aus Anderen Welten (129-139); Jochen Bonz/ Karen Struve: Homi K. Bhabha: Auf der Innenseite kultureller Differenz: 'in the middle of differences' (140-156); Hubert Knoblauch: Erving Goffman: Die Kultur der Kommunikation (157-169); Bernt Schnettler: Thomas Luckmann: Kultur zwischen Konstitution, Konstruktion und Kommunikation (170-184); Ronald Kurt: Hans-Georg Soeffner: Kultur als Halt und Haltung (185-198); Jochen Roose: Jürgen Gerhards: Quantifizierende Kultursoziologie (199-208); Reiner Keller: Michel Maffesoli: Die Wiederkehr der Stämme in der Postmoderne (209-222); Christian Kupke: Julia Kristeva: Das Pathos des Denkens oder Die zweifache Genese des Subjekts (223-234); Andreas und Mechthild Hetzel: Slavoj Ziiek: Psychoanalyse, Idealismus und Populärkultur (235-245); Heike Kämpf: Judith Butler: Die störende Wiederkehr des kulturell Verdrängten (246-258); Matthias Junge: George Ritzer: Die McDonaldisierung von Gesellschaft und Kultur (259-266); Christian Papilloud: USS: Mouvement AntiUtilitariste dans les Sciences Sociales (267-281); Sven Opitz: Richard Sennett: Das Spiel der Gesellschaft - Öffentlichkeit, Urbanität und Fexibilität (282-296); Johannes Angermüller: Fredric Jameson: Marxistische Kulturtheorie (297-308); Manfred Lauermann: Michael Hardt & Antonio Negri: Kulturrevolution durch Multitudo (309-324); Konrad Thomas: René Girard: Ein anderes Verständnis von Gewalt (325-338); Andreas Reckwitz: Ernesto Laclau: Diskurse, Hegemonien, Antagonismen (339-349); Johannes Scheu: Giorgio Agamben: Überleben in der Leere (350-362); Thomas Kron/Melanie Reddig: Zygmunt Bauman: Die ambivalente Verfassung moderner und postmoderner Kultur (363-380); Rainer Winter: Stuart Hall: Die Erfindung der Cultural Studies (381-393); Udo Göttlich: Paul Willis: Alltagsästhetik und Populärkulturanalyse (3924-402); Lutz Hieber: Douglas Crimp: Vom Postmodernismus zur Queer Culture (403-416); Claus Morisch: Paul Virilio: Geschwindigkeit ist Macht (417-429); Werner Krauss: Bruno Latour: Making Things Public (430-444); Karin Harrasser: Donna Haraway: Natur-Kulturen und die Faktizität der Figuration (445-462); Kai Hochscheid: Vilém Flusser: Kommunikation und menschliche Existenz (463-470); Petra Gehring: Michel Serres: 36 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze Gärten, Hochgebirge, Ozeane der Kommunikation (471-480); Gerd Nollmann: Manuel Castells: Kultur, Technologie und Informationsgesellschaft (481-490); Dirk Jörke: Jürgen Habermas: Das Vernunftpotential der Moderne (491-502); Bernd Ternes: Niklas Luhmann: Systemtheoretiker und Poet zivilklinischer Theorie (503-518); Jörg Dürrschmidt: Roland Robertson: Kultur im Spannungsfeld der Glokalisierung (519-530); Angelika Poferl: Ulrich Beck: Für einen 'Kosmopolitismus mit Wurzeln und Flügeln' (531-544); Jörg Rössel: Ronald Inglehart: Daten auf der Suche nach einer Theorie - Analysen des weltweiten Wertewandels (545-556); Bernd Heiter: Immanuel Wallerstein: Unthinking Culture? (557-570); Matthias Koenig: Shmuel Noah Eisenstadt: Kulturtheoretische Zivilisationsanalyse (571-580). [28-L] Neckel, Sighard: Kultursoziologie der Gefühle: Einheit und Differenz - Rückschau und Perspektiven, in: Rainer Schützeichel (Hg.): Emotionen und Sozialtheorie, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 124-139, ISBN: 3-593-37754-3 INHALT: Verschiedene theoretische Ansätze einer Soziologie der Emotionen werden dargestellt. Im Vordergrund stehen strukturalistische, behaviorale, phänomenologische und konstruktivistische Ansätze. Emotionen stellen eine eigene Form des Weltzugangs und der Weltaneignung dar, die von vornherein eine leibliche und eine intersubjektive Dimension aufweist. Gerade deshalb sind die für die Soziologie bzw. die Sozialwissenschaften unhintergehbar, drückt sich in ihnen doch erst der moralisch-praktische Sinn des Handelns aus. Emotionen sind Bindeglieder zwischen Akteur und Gesellschaftsstruktur. Sie entstehen als integraler Teil sozialer Figurationen, auf die sie selbst wiederum einen gestaltenden Einfluss nehmen. (GB) [29-L] Oelgart, Niels: Sozialkapital, Kultur und ihr Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung, (Konjunktur, Bd. 5), Hamburg: Kovac 2006, XIII, 226 S., ISBN: 3-8300-2173-9 (Standort: UB Kaiserslautern(386)WIR/214/296) INHALT: "Die Kultur erlebt derzeit in der Ökonomik eine Renaissance. Werte, Normen und Einstellungen gewinnen im Zusammenhang mit individuellen Wahlhandlungen zunehmend an Bedeutung. Damit knüpfen die Wirtschaftswissenschaften an eine Forschungstradition an, die lange vor dem Siegeszug des neoklassischen Paradigmas die ökonomische Forschung prägte. Parallel dazu gewann das Sozialkapital, als weitere Kapitalgröße neben dem Sachund Humankapital, in der Ökonomik an Beachtung. Geweckt wurde die Aufmerksamkeit durch die Arbeiten von Robert Putnam. Er führte Effizienzunterschiede zwischen den politischen Institutionen Nord- und Süditaliens auf die variierende Verbreitung von Vereinen und Klubs sowie auf die unterschiedliche Akzeptanz demokratischer Werte zurück. Andere Arbeiten betonten die Rolle des allgemeinen Vertrauens als Effizienzparameter. Der Autor greift die Ergebnisse der Sozialkapitalforschung auf und bietet Weiterentwicklungen an. Die zahlreichen Definitionen und Messkonzepte werden zunächst kritisch beleuchtet, bevor das Sozialkapital in einen systematischen Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Kultur gebracht wird. Darauf aufbauend wird ein Ansatz präsentiert, der das Sozialkapital in das ökonomische Verhaltensmodell integriert. Im Anschluss geht der Verfasser der Frage nach, inwieweit die gesellschaftliche Kultur und das Sozialkapital die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes beeinflussen. Es werden eine theoretische und eine empirische Antwort gegeben. Das Beson- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze 37 dere der empirischen Analyse: Kultur wird basierend auf Überlegungen zu marktwirtschaftlichen Einstellungen, operationalisiert. Damit wird die gesellschaftliche (Markt-)Kultur auch einer empirischen Analyse zugänglich." (Autorenreferat) [30-L] Opielka, Michael: Culture matters - aber wie?: zur Kritik von Kulturkonzepten, in: Neue Praxis : Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Sonderheft, 2006, H. 8, S. 28-40 (Standort: USB (Köln)38-HP-LS B218; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag geht der übergeordneten Frage nach, wie Formen der Integration und Assimilation in modernen Migrationsgesellschaften zu fassen sind und welche Rolle die Kategorie der Kultur dabei spielt. In diesem Zusammenhang erörtert der Autor die Annahme, dass die Kulturperspektive in der Sozialen Arbeit vernachlässigt wird. Dabei berücksichtigen die Ausführungen die Aspekte (1) des Kulturkampfes, (2) der Kulturarbeit, (3) der Kulturtheorie sowie (4) der Kultur in der Gesellschaft. Häufig werden Fragen der Kultur als Phänomene der sozialen Ungleichheit thematisiert. Religion wird völlig ausgeklammert und auf spezialisierte Disziplinen wie die Religionssoziologie verwiesen. Der Autor führt dies auf die vorherrschenden reduktionistischen Kulturtheorien zurück. Kultur wird entweder auf nahezu alle gesellschaftlichen Phänomene ausgeweitet oder so eng definiert, dass wichtige Phänomene nicht mehr als Kultur thematisiert werden können. Erst wenn Kultur in Gesellschaft gefasst wird, ist beispielsweise religiöse Sozialisation in der säkularisierten Gesellschaft für Soziale Arbeit verstehbar. (ICG2) [31-L] Pettenkofer, Andreas: Das Arbiträre und das Materielle. Folgeprobleme einer linguistischen Metapher in der Kultursoziologie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1814-1821, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Mit dem 'linguistic turn' in Soziologie und Ethnologie entsteht zugleich die Frage, ob über Materielles noch angemessen geredet werden kann. Dieser Zweifel trifft vor allem die kultursoziologisch besonders fruchtbare - 'poststrukturalistische' Variante, der das Konzept des arbiträren Signifikanten als Metapher dient, um die Eigenständigkeit kultureller Muster zu erfassen. Befürchtet wird eine Neigung zu Textualismus oder Idealismus, die den 'cultural turn' überdreht. Diese Problemdiagnose trifft die Sache aber nur halb: Tatsächlich spielen Verweise auf materielle Strukturen in der an Lévi-Strauss anknüpfenden Soziologie eine zentrale Rolle; nur erscheint diese Materialität typischerweise nicht als Dimension des Kulturellen selbst (als Materialität der Kultur), sondern als etwas Externes, das dem Kulturellen entweder fremd gegenübersteht (als 'Wirklichkeit') oder es determiniert (etwa: als eine materielle Struktur sozialer Ungleichheit, die als Basis eines Überbaus wirkt). In beiden Varianten führt dies zu einer Beschränkung der Kulturanalyse auf Ideologiekritik; die Hoffnung, mit der Aufwertung des Sprachlichen zugleich einen 'cultural turn' zu vollziehen, erfüllt sich damit nur recht unvollständig. Der systematische Grund dieser Beschränkung liegt in der linguistischen Leitmetapher: Da als Bild für das Verhältnis von kulturellen Musternund sozialer Welt das rein arbiträre Verhältnis von Lautbild und Bedeutung eines Buchstabenzeichens dient, erscheint Kultur rasch als etwas, das zu 'den Sachen' in einem vollkommen äußerlichen Verhältnis 38 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze steht; die Isolierung eines strikt Arbiträren ruft nach der Benennung eines strikt Materiellen, das ihm als Gegenpol dient. - Die Konsequenz aus dieser Diagnose wäre, auf die Metapher des arbiträren Signifikanten zu verzichten. Der Grund des Eigengewichts des Kulturellen ließe sich dann anders verorten: nicht mehr in einem arbiträren Verhältnis des Kulturellen zu den Sachen, sondern in der internen Unterbestimmtheit der materiellen Aspekte des Sozialen selbst. Wichtige Ausgangspunkte dafür bietet die Diskussion, die an Bruno Latours Techniksoziologie anknüpft." (Autorenreferat) [32-L] Reese-Schäfer, Walter: Theoretische Ansätze zu kulturellen Voraussetzungen von Freiheit, in: Thomas Meyer, Udo Vorholt (Hrsg.): Freiheit und kulturelle Differenzen, Dortmund: Projekt-Verl., 2006, S. 11-30, ISBN: 3-89733-138-1 (Standort: LB Stuttgart(24)-55C4295) INHALT: Der Verfasser verortet zunächst den Begriff der Freiheit im Rahmen der Menschenrechtsdebatte. Er setzt sich dann mit der "Furcht vor der Freiheit" auseinander, die er als wesentliche Ursache gegenwärtiger autoritärer Tendenzen sieht, wobei er sich auf die gleichnamige Studie Erich Fromms bezieht. Im Kern geht es hier um die Auswirkungen eines Modernisierungsprozesses, der als Gegenreaktion auf Eigenverantwortungslasten bei bestimmten modernisierungsbetroffenen Gruppen die Flucht in scheinbar vertraute kulturalistische Räume - bis hin zu scheintraditionalistischen Heilsversprechen - auslöst. Abschließend wird das Problem der Konservierung und Mobilisierung kultureller Elemente diskutiert. (ICE2) [33-L] Rüsen, Jörn: Kultur macht Sinn: Orientierung zwischen Gestern und Morgen, Köln: Böhlau 2006, 269 S., ISBN: 3-412-29605-8 (Standort: UB Bonn(5)-2006/3462) INHALT: Der Band stellt Aufsätze des Verfassers zusammen, die ein gemeinsames thematisches Rotes Band eint: die Analyse menschlicher Sinnbildung in verschiedenen Lebensbereichen. Unter der Überschrift "Aneignungen der Tradition" setzt sich der Verfasser im ersten Teil mit Kants Idee einer allgemeinen Geschichte in interkultureller Absicht, mit Lessings "Erziehung des Menschengeschlechts" und mit Droysens Historik auseinander. Im zweiten Teil ("Impulse des historischen Denkens") geht es um Erinnerungs- und Geschichtskultur, um das Verhältnis von Geschichtswissenschaft und Theologie und um historische Sinnbildung als geschichtsdidaktisches Problem. Die Beiträge des dritten Teils sind Fragen der Kulturwissenschaft gewidmet. Abschließend wird die Frage nach "Potentialen der Sinnbildung" gestellt. Der Verfasser entwirft eine Typologie temporaler Sinnbildungen, diskutiert das Verhältnis von Zivilgesellschaft und Religion und plädiert für eine neue Kultur der Utopie. (ICE) [34-L] Schrage, Dominik: Kultur als Materialität oder Material - Diskurstheorie oder Diskursanalyse?, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1806-1813, ISBN: 3-593-37887-6 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze 39 INHALT: "Die Abgrenzung eines auf Michael Foucaults Arbeiten zurückgehenden Diskurskonzeptsvon anderen Diskurs-Begrifflichkeiten gehört zum Standardrepertoire von Einführungen in das Thema. Ist einmal geklärt, dass mit 'Diskurs' weder die habermassche Konsensfiktion noch der Gegenstand der linguistischen Diskursanalyse gemeint ist, steht allerdings eine zweite, weit weniger offensichtliche Entscheidung an - die Entscheidung zwischen den Optionen 'Diskurstheorie' und 'Diskursanalyse'. Die Option 'Diskurstheorie' fasst 'Diskurs' als einen Wirklichkeitsbereich auf, der im Wesentlichen durch einschränkende und kanalisierende Machtmechanismen reguliert wird; er hat deshalb institutionellen Charakter. Sie ist daran erkennbar, dass von 'dem Diskurs' (Singular) die Rede ist. 'Materialität' ist in diesem Kontext vor allemals Verweis auf die zwingende, d.h. überindividuelle Kraft des Diskurses zu verstehen - ganz im Sinne der durkheimschen Definition soziologischer Tatbestände, wenn auch macht- und differenztheoretisch erweitert. Die Option 'Diskursanalyse' setzt demgegenüber bei empirisch vorfindbarem 'Material' an und nutzt das Diskurskonzept dazu, mit den untersuchten Sinnphänomenenverbundene intentionale Vorverständnisse kontrolliert abzubauen. Die Funktion von 'Diskurs' ist dabei eine pragmatische, welche Desidentifikation (bezüglich 'selbstverständlicher' Bedeutungen) und Reflexion (im Sinne einer Überprüfung auch der forschungsleitenden Vorverständnisse) ermöglichen soll. Bei der Diskursanalyse geht es also nicht um 'den Diskurs' als solchen, sondern um je spezifische Diskurse und deren Regelmäßigkeiten, wobei ihre Isolierung und Analyse forschungsstrategisch, und nicht durch eine vorab formulierte Theorie legitimiert ist. Für eine Kultursoziologie, die das Diskurskonzept Foucaultscher Prägung nutzt, fällt mit der Entscheidung zwischen Diskurstheorie und Diskursanalyse zugleich auch die Entscheidung zwischen einer Perspektive, die die 'Materialität der Kultur' betont und einer Betrachtung von 'Kultur als Material' kultursoziologischer Forschungen. Liegt der Vorteil des Diskurskonzeptes darin, dass die durkheimsche Konzeption des Sozialen um die Sprach- und Dingdimension erweitert wird? Oder darin, dass die forschungsstrategische Kopplung von Desidentifikation und Reflexion Kulturphänomene zu erschließen erlaubt, die klassische (kultur-)soziologische Ansätze aufgrund normativer Vorverständigungen nicht in den Blick genommen haben?" (Autorenreferat) [35-L] Schulze, Gerhard: Auf der Suche nach der besten aller Welten, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 43-50, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier (385)-a16898-6) INHALT: "Der Unterschied zwischen modernen und vormodernen Menschen wird durch den Besitz von Autos, Computern oder Handys höchst unzureichend beschrieben. Was unsere Identität als moderne Menschen ausmacht, ist wesentlich mehr: es ist ein kollektiver Suchprozess, der unter anderem zur Entwicklung aller möglichen Produkte geführt hat. Aber er führte auch zu den Menschenrechten, zur Gleichberechtigung und zur Idee der Freiheit. Modernität besteht in systematischer, reflektierter Suche nach der besten aller Welten. Schöne neue Welt - Huxleys Ironie ist bitter. Können ermöglicht Sein, aber garantiert ist nichts, und in der schönen neuen Welt wird alles verspielt. Je besser die Lebensbedingungen sind, desto akuter die Gefahr von Absurdität und Versäumnis. Aber einer häufigen Meinung zufolge soll modernes Denken ausgerechnet dort Halt machen, wo es um das geht, was den meisten am wichtigsten ist: das Subjektive. Steigerung wird als Projekt der Moderne gesehen, Ankunft dagegen als ein Bezirk postmoderner Reflexionsverweigerung." (Textauszug) 40 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze [36-L] Schwietring, Thomas: Geht es auch ohne?: zur Rolle des Kulturbegriffs in der Rational Choice-Theorie Hartmut Essers und in Niklas Luhmanns Theorie autopoietischer Systeme, in: Rainer Greshoff, Uwe Schimank (Hrsg.): Integrative Sozialtheorie? : Esser - Luhmann - Weber, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 187-227, ISBN: 3-531-14354-9 INHALT: Der von Hartmut Esser zu einem "Modell soziologischer Erklärung" ausgebaute Rational-Choice-Ansatz wird mit der Theorie autopoietischer Systeme von Niklas Luhmann verglichen. Gegenstand des Vergleichs ist die Rolle, die der Kulturbegriff in beiden Ansätzen spielt. Darüber hinaus steht der mögliche Beitrag zur Diskussion, den beide zur Klärung oder Weiterentwicklung des Kulturbegriffs leisten können. Beiden Autoren ist gemeinsam, dass ihnen der Kulturbegriff als zu schillernd und unspezifisch, aber auch zu umfassend und grundsätzlich erscheint, um ihn unmittelbar und positiv in die je eigene Denkweise integrieren zu können. Gleichwohl erkennen beide die zentrale Bedeutung einzelner Argumente, die sich mit dem Kulturbegriff verbinden, an, und besonders Esser verwendet einen erheblichen Theorieaufwand darauf, verschiedene mit dem Kulturbegriff verbundene Argumente in die eigene Theorie zu transportieren. Die Aspekte, welche die beiden Theoretiker aus dem Kulturbegriff für die je eigene Argumentation herausschneiden oder kritisieren, unterscheiden sich jedoch erheblich. (GB) [37-L] Thomä, Dieter: Die Theorie des Humankapitals zwischen Kultur und Ökonomie, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik, Jg. 7/2006, H. 3, S. 301-318 INHALT: "Der Begriff 'Humankapital' wird üblicherweise der Ökonomie zugeschlagen und ruft die Verteidiger der Kultur der Lebensführung auf den Plan. Dieser Gegensatz greift zu kurz. Die orthodoxe ökonomische Theorie des Humankapitals hat, so wird gezeigt, einen heterodoxen Verwandten in der Kulturtheorie. Auf der Basis dieser Begriffsbildung wird eine neue Analyse der Stärken und Schwächen des Begriffs 'Humankapital' entwickelt." (Autorenreferat) [38-L] Üner, Elfriede: Entwicklungslinien der Kulturtheorie der Leipziger Schule (1890-1933), in: Frank Baron, David Norman Smith, Charles Reitz (Eds.): Authority, culture and communication : the sociology of Ernest Manheim, Heidelberg: Synchron Wiss.-Verl. der Autoren, 2005, S. 117-144, ISBN: 3935025-57-2 (Standort: USB Köln(38)-33A1839) INHALT: Der Beitrag zur Soziologie von E. Manheim (1900-2002) beschreibt mit den Entwicklungslinien der Kulturtheorie der Leipziger Schule (1890-1933) dessen wissenschaftliches Fundament. Schließlich kann man Manheims Habilitationsschrift 'Die Träger der öffentlichen Meinung' (1933) als originelle Anwendung des Leipziger wirklichkeitswissenschaftlichen Ansatzes lesen. Ferner war Manheim bereits seit den Anfängen an der Konzeption der Wirklichkeitswissenschaft von H. Freyer, dem ersten Professor für Soziologie mit eigenem Lehrstuhl in Deutschland ab 1925, beteiligt. Die Ausführungen gliedern sich in zwei Abschnitte. Das erste Kapitel beschreibt den Leipziger Positivismus um die Jahrhundertwende, geprägt von Entwicklungsgesetzen der Kultur, Kollektivbegriffen und übernationalem Universalis- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze 41 mus. Das zweite Kapitel beleuchtet schließlich die existenzialistische Wende 1918 und die Einführung sozialer Ordnungskategorien und der Berücksichtigung lebenspraktischem Pathos. (ICG2) [39-L] Walz, Rainer: Der Begriff der Kultur in der Systemtheorie, in: Zeitschrift für historische Forschung : Vierteljahresschrift zur Erforschung des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, Beiheft, 2005, H. 35, S. 97-113 INHALT: Der Beitrag zur Kulturgeschichte des Politischen erörtert den Begriff Kultur in der Systemtheorie Luhmannscher Prägung und wendet ihn in einigen Andeutungen auf den Bereich der politischen Kultur an. Den Ausführungen vorangestellt sind einige Definitionen des Kulturbegriffs aus der Soziologie (T. Parsons u.a.) und Ethnologie (B. Malinowski u.a.), da der Begriff bei Luhmann keine zentrale Stellung im Theoriegebäude einnimmt. Erst Mitte der 1990er Jahre beginnt bei Luhmann eine genauere Befassung mit dem Begriff. Zwei Fragestellungen werden dabei unterschieden: (1) Was ist Kultur? (2) Warum spielt der Begriff in der Moderne eine so zentrale Rolle? Bei der Beantwortung der ersten Frage behandelt Luhmann den Begriff historisch und stellt der vormodernen, in Hochkulturen gültigen Vorstellung von Kultur den Kulturbegriff der funktional differenzierten Weltgesellschaft gegenüber. Wenn das Wesen des modernen Kulturbegriffs im Vergleich gesehen wird, dann ist das Kennzeichen der Kultur, so Luhmann, die Doppelung der Artefakte unter dem Gesichtpunkt des Vergleichs. Ein Topf wird nicht mehr nur auf seinen Gebrauch hin, sondern auf das, was er über Anderes aussagt, untersucht. Die zweite Frage betrifft die Symbolisierung des Symbolischen, wenn man so will, das Symbolische zweiter Ordnung, also die expressive Ebene. Erinnerungskultur ist ja die Operation des 're-entry' der Differenz in das Differenzierte, weil das Unterschiede, die Kultur, nochmals in die Kultur eingeführt wird. Erinnerungskultur ist damit gleichsam die Kultur der Kultur, weil die Erinnerung in Ritualen das Gedächtnis gleich Kultur gleich dem Prozessieren von Politik darstellen soll. Somit geht es um die Reflexion über Politik. (ICG2) [40-L] Weiß, Johannes: Wissenselite, in: Zur Kritik der Wissensgesellschaft, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2006, S. 13-29, ISBN: 3-89669-674-2 INHALT: Nach der Theorie von Berger und Luckmann kommt es im Zuge fortschreitender gesellschaftlicher Entwicklung einerseits zu einer Arbeitsteilung unter den Experten des Wissens, andererseits aber vor allem zur Herausbildung von "universal experts", die eine "letztgültige Jurisdiktion über den Wissensbestand in seiner Totalität beanspruchen". Die Situation in modernen, pluralistischen Gesellschaften ist jedoch nach Berger und Luckmann mit einer universalen Definitionsmacht von Wissensexperten unvereinbar. Der Autor nimmt dies zum Ausgangspunkt seiner Diskussion der Gründe, warum das Problem der Wissenselite in der gegenwärtigen Wissens- und Elitesoziologie nicht thematisiert wird. In der Sozialforschung werden hingegen meist die Begriffe "kulturelle Elite", "geistige Elite" oder "intellektuelle Elite" verwendet, so dass sich die Frage nach der Perspektive und Problemsicht der Wissenssoziologie stellt, die der Autor anhand eines kurzen Rückblicks auf die soziologischen Klassiker, insbesondere Max Scheler und Karl Mannheim, zu beantworten versucht. Die Nicht- 42 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze Thematisierung einer Wissenselite kann sich seines Erachtens aber auch daraus erklären, dass eine solche Elite tatsächlich nicht (mehr) existiert und dass sie darüber hinaus aus nachweisbaren Gründen auch nicht möglich ist. Denn eine Wissenselite kann sich nur aus den Wissenschaften rekrutieren, jedoch können die Wissenschaften - je mehr sie sich ihrer Möglichkeiten und Grenzen bewusst werden - einen solchen Anspruch auf geistige Führerschaft nicht begründen. (ICI2) [41-L] Wolf, Harald: Kulturelle Orientierungen und Institution: einige ungelöste Probleme des "neuen Geistes" von Boltanski und Chiapello, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3759-3765, ISBN: 3-59337887-6 INHALT: "Boltanskis und Chiapellos Studie 'Ein neuer Geist des Kapitalismus?' liefert interessanten Stoff für mindestens drei soziologische Diskussionslinien: die kapitalismustheoretische (insbesondere was die Frage kultureller Konstitutions- und Stabilitätsbedingungen des Kapitalismus anbelangt), die herrschafts- und wissenssoziologische (etwa im Hinblick auf Funktionen und Entwicklung von Managementideologien) sowie die organisations- und arbeitssoziologische (vor allem im Hinblick auf Formen, Funktionen und Folgen neuer Organisationskonzepte). Der Beitrag versucht eine Einschätzung des Anregungs- und Innovationspotenzials der Studie für diese drei Diskussionslinien. Der Fokus liegt dabei auf dem Verhältnis von kulturellen Orientierungen und Struktur wie Wandel von Institutionen, insbesondere der Kerninstitution des kapitalistischen Unternehmens. Gezeigt wird, dass und inwiefern die Studie einen wichtigen Beitrag zur Analyse der Bedeutung kultureller Orientierungen im Prozess kapitalistischer Rationalisierung leistet, - der zu notwendigen Präzisierungen und Erweiterungen herausfordert. Als Schwachstellen des Ansatzes erscheinen zum einen seine mangelnde historische Tiefenschärfe, die zu einer Überbetonung der Novität der betrachteten Phänomene verleitet, zum anderen, und schwerer wiegend, die unzureichende Verbindung der Analyse von Legitimationsprinzipien mit einer Analyse der Strukturen und Widersprüche der institutionellen Ordnung, in welcher jene Prinzipien Geltung beanspruchen. Gelänge eine überzeugendere Verbindung dieser Analyseebenen, ließe sich - so die Annahme - manches, was in der Perspektive von Boltanski und Chiapello zunächst allein als 'paradoxe' oder 'nichtintendierte Folge' von Akteursorientierungen (etwa der 'Künstlerkritik' am Kapitalismus) erscheint, angemessener als historisch-spezifische Ausprägung einer ambivalenten Handlungskonstellation bestimmen, deren Ambivalenz in der widersprüchlichen Form der Institutionalisierung kapitalistischer Rationalisierung immer schon angelegt war und ist." (Autorenreferat) [42-L] Wuggenig, Ulf: Vom "Modell Sartre" zum kollektiven Intellektuellen: Bourdieu, das intellektuelle Feld und der Algerienkrieg, in: Mittelweg 36 : Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Jg. 15/2006, H. 3, S. 64-71 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG7349; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Angesichts seiner Ambivalenz gegenüber Intellektuellen mag es vielleicht als paradox erscheinen, dass es letztlich Bourdieu war, der Sartre und Foucault als 'öffentlicher Intellektu- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.1 Allgemeine theoretische Ansätze 43 eller' beerbte. Nicht selten wird allerdings ein Bruch zwischen dem frühen wissenschaftlichen und dem späten politischen und aktivistischen Bourdieu behauptet. Neben Differenzen, die nicht zu übersehen sind, sollten die erstaunlichen Kontinuitäten im Hinblick auf Methodologie, Selbstverständnis und politische Relevanz der Forschung zwischen dem frühen und dem späten Werk jedoch nicht vernachlässigt werden. Bourdieu hielt sich während des Unabhängigkeitskriegs (1954-1962) von 1955 bis 1959 kontinuierlich in Algerien auf, zunächst als Soldat in der Administration, dann als Wissenschaftler. Später folgten regelmäßige Besuche. Da sich die Forschung in Algerien auch auf die brennenden politischen Diskurse der damaligen Zeit bezog, eröffnete sie ihm Anfang der 1960er Jahre den Zugang in das intellektuelle Feld. Im Gegensatz zur ethnologischen Forschung in der Kabylei wurden Bourdieus soziologische Studien über das Subproletariat und die Bauern zumindest in Deutschland kaum rezipiert. Bis Ende der 1990er Jahre weitgehend unbekannt war zudem die starke visuelle Komponente seiner etwa auf die 'Ökonomie des Elends' bezogenen Analysen. Heute, nachdem der iconic turn die Aufmerksamkeit auf visuelle Aspekte der Wissenschaft lenken konnte, kristallisiert sich heraus, dass Bourdieu in den 1950er Jahren auch einen eigenen Stil der Dokumentarfotografie geschaffen hat, der mittlerweile sowohl im soziologischen und ethnologischen, als auch im künstlerischen Feld auf großes Interesse stößt." (Textauszug) 1.2 Kulturgeschichte [43-L] Byun-Brenk, Won-Lim: Frauen in Korea: eine Kulturgeschichte, Thunum: Ed. Peperkorn 2005, 170 S., ISBN: 3929181-69-X (Standort: SB München(12)-2006.10428) INHALT: Die Staaten der koreanischen Halbinsel entwickelten sich weitgehend nach dem Muster der chinesischen Staatsform. Die herrschende Elite übernahm die Gesetzbücher, denen chinesische Sitten zu Grunde lagen, von den chinesischen Staaten. Es bedurfte jedoch langer Zeit, diese importierten fremden Gebilde zu verinnerlichen und mit den herkömmlichen Sitten in Einklang zu bringen. Die vorliegende Studie untersucht diese geschichtlichen Umstände, die auf das Leben der Frauen Koreas unmittelbaren Einfluss ausübten. So war die Lehre des Konfuzianismus aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. in China absolut inkompatibel mit den realen Situationen in Korea. Daher entstand eine Kluft zwischen äußerlich demonstrierten Sitten und Gesetzen und der Wirklichkeit im Alltag. Um das heutige Frauenbild in Korea verstehen zu können, wird daher die geschichtliche Entwicklung dieses Bildes rekonstruiert, statt allein den Berichten und Aussagen der Konfuzianer in Korea Glauben zu schenken, die das Frauenbild des 6. Jahrhunderts v. Chr. in China als Vorbild festgeschrieben haben. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass sich die Lage der Frauen durch die Modernisierung und die hinzugekommene doppelte Belastung eines Berufes und der Tätigkeit als Hausfrau eher noch verschlechtert hat. Weil Frauen heute weder als Ehefrau noch als Mutter geachtet sind, wurde die herkömmliche konfuzianistische Einschätzung der Frau als "niedriges, dem Mann untergeordnetes Wesen" in der Gesellschaft eher verstärkt, obwohl Frauen dem Gesetz nach den Männern gleichgestellt sind. (ICA2) 44 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.2 Kulturgeschichte [44-F] Daum, Inka; Böning, Sylvia (Bearbeitung); Kaiser, Gerhard R., Prof.Dr.; Grimm, Reinhold R., Prof.Dr.; Müller, Olaf, Dr. (Leitung): Der Kulturaustausch mit Frankreich und Italien (Teilprojekt C12) INHALT: Mit dem vorliegenden Teilprojekt treten wichtige Aspekte der Kulturvermittlung zwischen Weimar-Jena einerseits, Italien und Frankreich andererseits in das Zentrum des Blickfelds. Dabei soll dieses für den Ereignisraum in vielerlei Hinsicht zentrale Beziehungsgeflecht aus beiden Richtungen betrachtet werden. Zum einen wird es darum gehen, die Ausstrahlung von Weimar-Jena in Frankreich anhand der wohl folgenreichsten zeitgenössischen Deutung der deutschen Kultur um 1800 zu dokumentieren (Studie A). Andererseits wird die Aufnahme der zwei im damaligen Europa (noch) kanonbildenden romanischen Kulturen (der französischen und der italienischen) auf die thüringische "Doppelstadt" untersucht (Studie B). Trotz der unterschiedlichen Blickrichtung und trotz ihrer zum Teil differierenden methodologischen Ansätze stehen beide Studien in engem Zusammenhang und ergänzen sich wechselseitig. Sie sind insofern miteinander verzahnt, als sie Beispiele von Ideenzirkulation über nationalstaatliche und sprachliche Grenzen hinweg aufzuzeigen bestrebt sind. Die Deutung deutscher Kultur in Mme de Staëls "De l'Allemagne" strahlt zwar auf direktem Wege nach Deutschland zurück, wo sie in die Debatte über National- und Weltliteratur einfließt; sie zieht aber auch weitere Kreise über die Alpen hinweg, nach Italien, wo sie in der mailändischen Gruppe der Zeitschrift Il Conciliatore aufgenommen wird. Dadurch wird eine folgenreiche Debatte über die Herausbildung einer modernen, romantischen italienischen Literatur ausgelöst (Veröffentlichung des Aufsatzes "Sulla maniera e l'utilità delle traduzioni" von Mme de Staël in der Biblioteca italiana im Januar 1816). Diese Literatur (Manzoni) wird ihrerseits in Weimar aufmerksam rezipiert. So schließt sich der Kreis, in dem sich allerdings die Funktionen der italienischen Kultur in Weimar nicht erschöpfen. Angesichts der Komplexität des Beziehungsgeflechts zwischen dem Ereignisraum und Frankreich bzw. Italien ist eine genauere Kenntnis der beruflichen und publizistischen Tätigkeit der "italienisch" geprägten Weimarer Bibliothekare unverzichtbar. (S.a. http://www2.uni-jena.de/ereignis/ ). ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Jena, SFB 482 Ereignis Weimar-Jena - Kultur um 1800 (Humboldtstr. 34, 07743 Jena); Universität Jena, Philosophische Fakultät, Institut für Germanistische Literaturwissenschaft (Fürstengraben 18, 07743 Jena); Universität Jena, Philosophische Fakultät, Institut für Romanistik (Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena) KONTAKT: Daum, Inka (Tel. 03641-944053, e-mail: [email protected]); Böning, Sylvia (Tel. 03641-944057, e-mail: [email protected]) [45-F] Dauß, Markus (Bearbeitung): Die architektonische Symbolisierung politischer, sozialer und kultureller Institutionen in Berlin und Paris (1871-1918). Studien zur politischen Ikonologie öffentlicher Architekturen im Deutschen Kaiserreich und der Dritten Republik INHALT: Die komparativ angelegte Studie versucht zu ermitteln, welche Rolle öffentliche Bauten (les édifices publics) in der Hauptstadt des Frankreichs der Dritten Republik (Paris) und in der des Deutschen Kaiserreiches (Berlin) in der Zeit zwischen ihrer Gründung (1870/71) und dem Ende des Ersten Weltkrieges gespielt haben. Da die symbolischen Räume der Kapitalen als gebaute Abbreviaturen für die nationalen Gemeinschaften galten, kann man aus ihrer Analyse Schlussfolgerungen hinsichtlich der jeweils verbindlichen kollektiven Identitätsentwürfe soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.2 Kulturgeschichte 45 ziehen. Die Perspektive auf die Großinstitutionen der Nation oder auch nur der nationalen Hauptstadt als großes Ganzes muss allerdings nach innen hin ausdifferenziert werden und auf interne Deutungskämpfe bei der Konstruktion dieser Identitätsentwürfe hin untersucht werden. Im 19. Jahrhundert führten gesellschaftliche Modernisierung und Komplexitätssteigerung, staatliche Vereinheitlichung sowie Machtzentralisierung und -abstraktion generell zu einem immensen Aufschwung des Institutionellen. Das heißt vor allem, dass kollektive Identitätskonstruktionen über institutionelle Mechanismen vermittelt und verhandelt wurden und werden. Da wir letztere unter Rückgriff auf Forschungskonzepte Karl-Siegbert Rehbergs immer auch als Symbolisierungsleistungen von Ordnungsideen begreifen können, liegt der Bezug nicht nur zum Visuellen, sondern vor allem zum räumlich organisierten Medium der Architektur auf der Hand. Denn in diesem nahmen räumliche und zeitliche Ordnungskonzepte sichtbare Gestalt an, die in den allermeisten Fällen zu den Leitideen der in diesen öffentlichen Architekturen ansässigen Institutionen in engstem Bezug standen. Als erster Schlüssel und als praktikable Gliederungshilfe für unsere komparative Studie kann daher der Parameter der Funktion dienen, der hier als institutionelle Nutzung der Bauwerke verstanden wird. Derartige Fragestellungen wie die in der Studie aufgeworfenen betreffen sowohl Gegenstandsbereiche der politischen Geschichte, die sich schon seit einiger Zeit mit der Konstruktion kollektiver Identitäten beschäftigt und dabei nicht nur der Rolle ihrer eigenen Disziplin, sondern auch von Symbolisierungen verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet hat, als auch angestammte Perspektiven der Architektur- und somit der Kunstgeschichte. An derartige Schnittmengen nähert man sich gewöhnlich von Seiten der so genannten politischen Ikonologie an, eines interdisziplinären Forschungsansatzes, der ca. seit Ende der 1970er Jahre vor allem von Historikern, Kunsthistorikern und Politologen etabliert wurde und im Zuge des iconic turn insbesondere ab den 1990er Jahren eine Hochkonjunktur erfahren hat. Dieser Forschungszweig hat bisher nur wenige explizit vergleichende Beiträge geliefert, insbesondere zu dem von uns gewählten Aufmerksamkeitsschwerpunkt. Ähnliches gilt sowieso für die in dieser Hinsicht recht unscharfe Architekturgeschichte klassischen Profils, die zumeist entweder im nationalen Rahmen verbleibt oder gleich europäische Reichweite anstrebt und sich dann zudem häufig als rein stilistische Einflussgeschichte, nicht aber als Vergleichstudie, versteht. ZEITRAUM: 1871-1918 GEOGRAPHISCHER RAUM: Berlin, Paris VERÖFFENTLICHUNGEN: S. unter: http://www.tu-dresden.de/egk/Markus/publikationen.htm ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Europäisches Internationales Graduiertenkolleg 625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole" (Helmholtzstraße 10, 01062 Dresden) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) [46-L] Diaz-Bone, Rainer: Strukturen der Weinwelt und der Weinerfahrung, in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 43/2005, H. 1/2, S. 25-57 (Standort: USB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Beitrag skizziert, wie ein konzeptionelle Synthese aus Feld- und Diskurstheorie einerseits sowie Kulturanthropologie andererseits als Grundlage für eine umfassende empirische kultursoziologische Analyse herangezogen werden kann. Anwendungsbezug ist die Weinwelt und die Weinerfahrung. An dieser soll gezeigt werden, wie der Zusammenhang verschiedener Ebenen des Phänomens in der integrierten kultursoziologischen Analyse be- 46 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.2 Kulturgeschichte schrieben werden kann. 'Wein' und 'Weinwelt' als umfassendes soziales Phänomen zu beschreiben, bedeutet die soziale Struktur der Weinwelt und die Analyse der sozialen Praxisformen der materiellen und diskursiven Produktion des Weins in der Weinwelt aufzunehmen. Die anthropologische und physiologische Struktur der Weinerlebens, die Differenzierung, Organisations- und Kapitalformen des (zunächst deutschen) Weinfeldes sowie die Diskursivierung des Weines und Weinerlebens von Diskurspositionen im Weinfeld werden aufgezeigt." (Autorenreferat) [47-L] Fischer, Norbert; Herzog, Markwart (Hrsg.): Nekropolis: Der Friedhof als Ort der Toten und der Lebenden, (Irseer Dialoge : Kultur und Wissenschaft interdisziplinär, Bd. 10), Stuttgart: Kohlhammer 2005, 277 S., ISBN: 3-17-018508X (Standort: UB Wuppertal(468)-21ILG144) INHALT: "Immer häufiger entstehen aus den bisher vertrauten Grabmal-Landschaften die weiten zeichenlosen Rasenflächen der anonymen Urnenhaine. Neue Entwicklungen wie Naturbestattung und Internet-'Friedhöfe' beanspruchen unsere Aufmerksamkeit. Einerseits werden diese Tendenzen kulturkritisch als Verlust altehrwürdiger Tradition beklagt, andererseits regen sie zu neuen Visionen über Formen zukünftiger Bestattungs- und Trauerkultur an. Die Friedhofsgeschichte wird in den kulturhistorischen und kulturvergleichenden Beiträgen dieses Bandes mit ihren Wegmarken und Wendepunkten, ihren Ein- und Ausgrenzungen behandelt. Neue Formen der Bestattungs- und Trauerkultur bieten die Chance, den Friedhof der Zukunft als einen multifunktionalen Ort sozialen Handelns und generationsübergreifender Kommunikation zu entwerfen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Norbert Fischer / Markwart Herzog: Diskurse über Tod, Trauer und Erinnerung. Zur Kulturgeschichte der Friedhöfe (13-22); Reiner Sörries: 'Kirchhof' oder Coemeterium? Anmerkungen zum mittelalterlichen Friedhof, zu den Sonderfriedhöfen und zur Auslagerung vor die Stadt (23-34); Barbara Happe: "Tod ist nicht Tod - ist nur Veredelung sterblicher Natur". Friedhöfe in der Aufklärung (35-58); Barbara Leisner: Ästhetisierung der Friedhöfe. Die amerikanische Parkfriedhofsbewegung und ihre Übernahme in Deutschland (59-78); Michaela Henning: Privatfriedhöfe und Mausoleen. Ein Beitrag zur Kultur des Adels in Schleswig-Holstein und Hamburg (79-94); Helmut Schoenfeld: Soldatenfriedhöfe. Ihre Entwicklung und ihr Einfluß auf die Friedhofsreform des 20. Jahrhunderts (95-108); Sylvina Zander: Von 'Schinderkuhlen' und 'Elendenecken'. Das unehrliche Begräbnis vom 16. bis ins 19. Jahrhundert (109-124); Michael Prosser: Friedhöfe eines 'unzeitigen' Todes. Totgeborene Kinder und das Problem ihrer Bestattungsplätze (125146); Norbert Fischer: Tod am Meer. Die Namenlosen-Friedhöfe der Nordseeküste (147160); Dorle Drackle: Ausgrenzungen - Eingrenzungen. Bestattungen und sozialer Wandel im Alentejo des späten 20. Jahrhunderts (161-180); Markwart Herzog: Trauer- und Bestattungsrituale der Fußballvereinskultur. Totenmemoria - Ahnenbiographien - Stadionbegräbnis - Performance(181-210); Andrea Gerdau: Kreuze am Straßenrand. Erinnerungsstätten zwischen privater Trauer und politischer Instrumentalisierung (211-228); Ira Spieker / Gudrun Schwibbe: Nur Vergessene sind wirklich tot. Zur kulturellen Bedeutung virtueller Friedhöfe (229242); Gerhard R. Richter: Tendenzen zur Entwicklung von Beisetzungsräumen der Zukunft (243-252); Karl Schlögel: Friedhof Europa. Ein Essay (253-266). soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.2 Kulturgeschichte 47 [48-F] Gass-Bolm, Torsten (Bearbeitung); Herbert, Ulrich, Prof.Dr. (Betreuung): Sozial- und Kulturgeschichte des Gymnasiums 1945-1980. Studien zu sozialkulturellen Wandlungsprozessen in Westdeutschland INHALT: Am Beispiel des Gymnasiums sollen grundlegende Wandlungsprozesse der westdeutschen Gesellschaft zwischen den 50er und 70er Jahren untersucht werden. Dabei werden 4 Themenfelder untersucht: 1. Gymnasiale Bildungstheorie und Inhalte am Beispiel des Deutschunterrichts; 2. Wandel des Schüler-Lehrer-Verhältnisses; 3. Wandel der Stellung des Gymnasiums in der Gesellschaft; 4. Wandel der Geschlechterkonzeptionen und -praxis im Gymnasium. Zu klären ist: a) welche inhaltlichen Wandlungsprozesse ablaufen; b) wann es zu Umbrüchen (auch längerfristiger Natur im 19./ 20. Jahrhundert) kommt; c) worin die Ursachen des Wandlungsprozesses zu sehen sind. ZEITRAUM: 1945-1980 GEOGRAPHISCHER RAUM: Westdeutschland/ Bundesrepublik Deutschland METHODE: Es werden Quellen aus der gymnasialen Schulpraxis (ausgehend von einer Fallstudie), des Schulrechts, des gymnasialen Diskurses und der Bildungspolitik auf die Fragestellungen hin analysiert und in Beziehung zur allgemeinen politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Geschichte der Bundesrepublik gesetzt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Gass-Bolm, T.: Das Ende der Schulzucht. in: Herbert, Ulrich (Hrsg.): Wandlungsprozesse in Westdeutschland. Belastung, Integration, Liberalisierung 1945-1980. Göttingen: Wallstein-Verl. 2002, S. 436-466. ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2000-11 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte (Werthmannplatz, KG IV, 79085 Freiburg im Breisgau) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) [49-L] Hardtwig, Wolfgang (Hrsg.): Politische Kulturgeschichte der Zwischenkriegszeit 1918-1939, (Geschichte und Gesellschaft , Sonderheft, 21), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2005, 376 S., ISBN: 3-525-36421-0 INHALT: Der Band richtet sich gegen die geschichtswissenschaftliche Diagnose von der umfassenden Krisenhaftigkeit der Weimarer Jahre und zieht darüber tentativ auch jene Periodisierungen der deutschen Geschichte in Zweifel, die sich von einer solchen Diagnose herleiten. Man vergröbere unzulässig mit dem Versuch, 'von der Krisenrhetorik der Kulturpessimisten auf der einen und der radikalen Linken auf der anderen Seite und von den Aufgeregtheiten der akademischen Deutungselite auf die Einstellung der Bevölkerungsmehrheit zu schließen' (7). Insofern möchte der Herausgeber mit dem Ansatz der politischen Kulturgeschichte, dem die einzelnen Beiträge wie Fallstudien verpflichtet seien, einen neuen Zugang zu den damaligen Reaktionen auf die Erfahrung der Modernität eröffnen. Dieser Ansatz gehe nicht auf das von Almond und Verba entwickelte Konzept der politischen Kultur zurück. Vielmehr sei er der (z. B. von der Mediävistik entwickelten) historischen Anthropologie verpflichtet, deren Methoden nun auch für die Geschichte der Moderne nutzbar gemacht werden sollen. Eine Analyse der Hochkultur und der 'Makrowelt des politischen Systems' (10) bildet mithin nicht den alleinigen Zugang, sondern sie wird zur methodischen Synthese mit einer Analyse der affektiven und kognitiven Subjektivität des im Blick der historischen Forschung sonst anonym bleibenden Individuums gebracht. Daher wird in den einzelnen Beiträgen jeweils 'nach der Erfahrung, Deutung und symbolischen Vergegenwärtigung von Raum, Zeit, Körper, Emoti- 48 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.2 Kulturgeschichte on, Wissen, Arbeit, Kommunikation und schließlich der politischen, sozialen, religiösen und intellektuellen Ordnungen im engeren Sinne' (11) gefragt. Dabei stelle die politische Kulturgeschichte, neben den so genannten anthropologischen Fundamentalkategorien, mit denen die historische Anthropologie operiere, auch deren zunehmende Historisierung etwa durch die kulturgeschichtliche Forschung in Rechnung, welche auch und nicht zuletzt bis in unser Alltagsbewusstsein hineinreiche. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Wolfgang Hardtwig: Einleitung: Politische Kulturgeschichte der Zwischenkriegszeit (7-22); Frank Becker: Autobahnen, Auto-Mobilität. Die USA, Italien und Deutschland im Vergleich (23-60); Wolfgang Hardtwig: Der Bismarck-Mythos. Gestalt und Funktionen zwischen politischer Öffentlichkeit und Wissenschaft (61-90); Thomas Mergel: Führer, Volksgemeinschaft und Maschine. Politische Erwartungsstrukturen in der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus 19181936 (91-128); John Horne: Kulturelle Demobilmachung 1919-1939. Ein sinnvoller historischer Begriff? (129-150); Frank Bösch: Militante Geselligkeit. Formierungsformen der bürgerlichen Vereinswelt zwischen Revolution und Nationalsozialismus (151-182); Christian Weiß: "Soldaten des Friedens". Die pazifistischen Veteranen und Kriegsopfer des "Reichsbundes" und ihre Kontakte zu den französischen anciens combattants 1919-1933 (183-204); Sven Reichardt: Gewalt, Körper, Politik. Paradoxien in der deutschen Kulturgeschichte der Zwischenkriegszeit (205-240); Brigitte Kerchner: Körperpolitik. Die Konstruktion des "Kinderschänders" in der Zwischenkriegszeit (279-306); Matthias Willing: Frauenbewegung und Bewahrungsgesetz. Weibliche Initiativen zur Zwangsbewahrung "Asozialer" in der Weimarer Republik (307-342); Alexander Schug: Missionare der globalen Konsumkultur. Corporate Identity und Absatzstrategien amerikanischer Unternehmen in Deutschland im frühen 20. Jahrhundert (307-342); Gregor Rinn: Der Kampf um das Subjekt. Politische Mobilisierung der deutschsprachigen Universitätspsychologie zwischen 1918 und 1933 (343-374). [50-L] Hermand, Jost: Freundschaft: zur Geschichte einer sozialen Bindung, (Literatur - Kultur - Geschlecht : Studien zur Literatur- und Kulturgeschichte. Kleine Reihe, Bd. 22), Wien: Böhlau 2006, 218 S., ISBN: 3412-29705-4 (Standort: UB Bonn(5)-2006/4242) INHALT: Der Autor reflektiert in seiner literatur- und kulturgeschichtlichen Studie die hinter den verschiedenen Freundschaftskonzepten stehenden "Haltungen", in denen sich eine Gesinnung des Gesellschaftskritischen manifestiert, die allen Formen einer privat-egoistischen oder oligarchischen Herrschaftssucht mit der Vorstellung einer demokratischen Solidarität entgegenzutreten versucht. Solche "Haltungen" sind zwar in den letzten Jahrzehnten seltener geworden, aber es gibt sie - trotz aller Tendenzen zur konsumistischen Gleichschaltung und eines daraus folgenden Konformismus - auch heute noch. Diese haben jedoch im Gegensatz zur bürgerlichen Emanzipationsphase zwischen 1750 und 1848 oder der danach entstandenen Arbeiterbewegung keine Klassenbasis mehr, sondern leben in gesellschaftlichen Randgruppen, wie in feministischen, antirassistischen, gewerkschaftlichen oder ökologiebewussten Bewegungen, weiter. Der Autor betrachtet u.a. die literarischen Freundschaftsbünde im 18.Jahrhundert, die Freundschaft zwischen den Geschlechtern am Beispiel der zweiten Fassung von Gottfried Kellers "Der grüne Heinrich" (1879/80), die Kameradschaft im Krieg nach Erich Maria Remarques Roman "Im Westen nichts Neues" (1928), die Feind-FreundKonstellation in Carl Schmitts Traktat "Der Begriff des Politischen" (1927/32), Bertold Brechts Solidaritätsbekenntnisse gegenüber dem Proletariat, die interkollegiale Beziehungs- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.2 Kulturgeschichte 49 arbeit in heutigen Bürosituationen und die kommunitaristische Utopie der frühen Grünen. (ICI2) [51-L] Keck, Rudolf W.; Kirk, Sabine; Schröder, Hartmut (Hrsg.): Bildungs- und kulturgeschichtliche Bildforschung: Tagungsergebnisse - Erschließungshorizonte, Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren 2006, VIII, 190 S., ISBN: 3-8340-0087-6 (Standort: UB Trier(385)-DA-ln42971) INHALT: "Das Bild ist eine der bedeutendsten Konstituenten menschlicher Kommunikation und Geschichte. Das Bild unterliegt dabei selbst einem historischen Wandlungsprozess. Hierdurch ermöglichen sich dem Historiker vielfältige Einblicke in sozialgeschichtliche, mentalitäts-, bildungs- und kulturhistorische Zusammenhänge. Die 'Historischen Bildkunde', wie sie in den 1930er Jahren von Erwin Panofsky entwickelt wurde, bietet durch Anwendung der so genannten 'Ikonologie', die sich von der beschreibend-hermeneutischen Ikonographie der traditionellen Kunstwissenschaft absetzt, ein herausragendes Forschungsinstrument. Eine auf dieser Grundlage basierende und weitergeführte Bildforschung hat eine systematische und methodische Einbindung von Bildquellen in die allgemeine historische Forschung zum Ziel. In diesem Kontext steht das Projekt der 'Retrospektiven Digitalisierung ausgewählter Bibliotheksbestände' - ermöglicht durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, durchgeführt durch das Institut für Angewandte Erziehungswissenschaft und Allgemeine Didaktik (Universität Hildesheim) und die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF-Berlin). In dieser Online-Datenbank kann der Bildforscher auf einen beträchtlichen Bestand von Bilddokumenten - in digitalisierter Form - zugreifen. Der vorliegende Band hält die Vorträge und Ergebnisse eines an der Universität Hildesheim durchgeführten Symposions fest. Hierbei werden verschiedene Aspekte der Bilderschließung in der Geschichtsforschung, der allgemeinen und der fachlich-speziellen, aufgezeigt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Keck, Rudolf W.: Einleitung in das Tagungsthema: "Das Bild in der historischen Forschung" (1-3); Talkenberger, Heike: Bilder als historische Quellen - Zur Methode und Praxis der Interpretation (424); Kraus, Alexander: Die Ikonologie Panofskys auf dem Prüfstein des Historikers (25-37); Kirk, Sabine: Bilddokumente als Quellen zur Schulgeschichte - dargestellt an Beispielen zum Rechenunterricht im 16./17. Jahrhundert (38-56); Loch, Thorsten: Die Historische Bildkunde in der Militärgeschichtsschreibung: Das frühe Soldatenbild in der Nachwuchswerbung der Bundeswehr von 1956 (57-75); Schröder, Hartmut: Das real erhobene Bildarchiv der Universität Hildesheim (76-84); Kollmann, Stefanie: Pictura Paedagogica Online - Die digitale Bilddatenbank zur Bildungsgeschichte im Internet (85-92); Hupasch, Verena: Vom nützlichen Gebrauch des Retabels als historische Quelle -Am Beispiel des Thomas-Altars zu Wismar (93-107); Todt, Sabine: Der Himmel- und Höllenwagen des Reformators Andreas Bodenstein von Karlstadt und seine Bedeutung für die frühneuzeitlichen Kommunikationsprozesse (108-123); Priem, Karin: Fotografie als epistemologische Praxis: Aspekte einer Sozialgeschichte des Bilderwissens über Familie (124-139); May, Otto: Postkarten als Träger von Mentalität und Propaganda (140-158); Müller, Peter: Herrschaftsauffassungen des Hochmittelalters im Bild (159-185). [52-L] Niess, Frank: Schatten auf Hollywood: McCarthy, Bush junior und die Folgen, (Neue kleine Bibliothek, 105), Köln: PapyRossa Verl.-Ges. 2005, 247 S., ISBN: 3-89438-323-2 50 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.2 Kulturgeschichte INHALT: Der Autor beschreibt aus einer sozial- und kulturgeschichtlichen Perspektive die Entwicklung und Strukturen des so genannten 'McCarthyismus'. Der US-amerikanische Senator Joseph R. McCarthy ließ in den 40er- und 50er-Jahren mit Unterstützung des FBI-Chefs J. Edgar Hoover unerbittlich all die verfolgen, die in den Verdacht 'unamerikanischer Umtriebe' (16) und in die Nähe des verfeindeten Kommunismus geraten waren. Niess wirft einen Blick auf die Filmbranche der Zeit, da hier die stärksten kommunistischen Einflüsse vermutet wurden, und schildert Einzelschicksale und Zusammenhänge, die bis in die 20er-Jahre zurückreichen. Die uramerikanische Furcht, dass Außenseiter, Dissidenten, Fremde und Mitglieder von religiösen oder politischen Minderheiten die Nation von innen gefährden könnten, und die US-amerikanische Neigung, die Welt in Gut und Böse aufzuteilen, lässt Niess den Bogen zur Gegenwart spannen. Der 9.11., der Irak-Krieg und der US-Patriot Act stünden in der Tradition dieser Umgangsweise mit Andersdenkenden und Bedrohungen der amerikanischen Gesellschaftsordnung. Traditionen politischer Kultur lassen sich schwer nachweisen. Niess hat für seine Annahme einer amerikanischen Tradition, dem Zwang, sich unter dem Verlust bürgerlicher Freiheitsrechte zum 'American Way of Life' und zum Regierungssystem der USA zu bekennen, zahlreiche Geschichten aus der Zeit der Kommunistenverfolgung gesammelt. Ein umfangreicher Anmerkungsapparat und eine Auswahlbibliografie weisen auf einen umfassenden Materialfundus hin. (ZPol, NOMOS) [53-L] Raible, Wolfgang: Medien-Kulturgeschichte: Medialisierung als Grundlage unserer kulturellen Entwicklung ; vorgetragen am 11.2.2001, (Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Bd. 36), Heidelberg: Winter 2006, XIX, 461 S., ISBN: 3-82535170-X (Standort: UB Bonn(5)-2005/7835) INHALT: Die vom Verfasser vorgelegte Geschichte der Medien ist zugleich eine Kultur- und Wissenschaftsgeschichte. Schlüsselkonzepte seiner Darstellung sind die Konzeptionen der "conjunctures" und der "longue durée". Als einführendes Beispiel dient ein Überblick über Genese und Funktion des Internet. Im Folgenden wird gezeigt, dass kultureller Fortschritt und Mediatisierung untrennbar miteinander verbunden sind. Dies gilt für die Erfindung der Schrift, den Übergang zur Wissensgesellschaft avant la lettre mit der Erfindung des Buchdrucks und dem Projekt der Encyclopédie, die Entstehung der Zeitungen, die Entwicklung neuer Trägermedien mit Telegraphie, Telephonie, Rundfunk und Fernsehen sowie schließlich auch für das Zeitalter des Films. Abschließend werden rechtliche Aspekte der Mediatisierung angesprochen: Urheberrecht, Zensur und Monopolbildung. (ICE) [54-L] Roeck, Bernd: Vom Umgang mit Bildern: die kulturgeschichtliche Perspektive, in: Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit, Jg. 6/2006, H. 2, S. 21-34 INHALT: Der Beitrag gibt einen Überblick über Entwicklungen auf dem Gebiet der Interpretation von Kunstwerken - vor allem Gemälden - als historischen Quellen. Ob die "Bildwissenschaft" eine eigene Disziplin darstellt, bleibt ungeklärt. Nach Ansicht des Verfassers stimmen die Methoden der historischen Bildwissenschaft weitgehend mit denen der Kunstgeschichte überein. Der Beitrag beginnt mit Hegels Begriff der Kunst als Emanation des Weltgeistes an einem bestimmten Punkt seiner Entwicklung und der Sakralisierung der Kunst durch Jacob soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.2 Kulturgeschichte 51 Burckhardt. Eine historische Kunstinterpretation muss hierüber hinaus gehen und sich auf die sozialen Rahmenbedingungen konzentrieren, in denen ein Kunstwerk entstand. Der Verfasser nennt historische Beispiele, die die Werkstatt und die soziale Situation der Künstler (Martin Wackernagel) und das Mäzenatentum betreffen. Die ikonologische Schule erscheint als besonders interessant, da sie Kunst- und Kulturgeschichte zu integrieren scheint. Sie ist letztendlich jedoch nur für die Geschichte der Kunstgeschichte bedeutsam, da das Konzept der Ikonologie (Panofskys level 3) nicht zu funktionieren scheint. Interessanter sind spätere Versuche, in einem Kunstwerk Spuren der "Kunstwelt" (Arthur C. Danto) zu identifizieren, innerhalb derer es geschaffen wurde. Auf dieser Basis sollte es möglich sein, die visuelle Kultur einer Ära zu rekonstruieren, das "Epochenauge". In diesem Kontext wird hier Michael Baxandalls methodologischer Ansatz dem des Soziologen Pierre Bourdieu gegenübergestellt. (ICEÜbers) [55-L] Rolf, Malte: Das sowjetische Massenfest, Hamburg: Hamburger Ed. 2006, 453 S., ISBN: 3-936096-63-5 (Standort: UB Konstanz(352)-gsx601.10n/r65) INHALT: Das Massenfest war Herrschaftsmittel der Bolschewiki. Feste dienten als Instrument, um politische Ziele zu popularisieren und die Untertanen zu formen. Durch Paraden und Aufmärsche vermittelte der Propagandastaat seine kulturellen Standards und seine Weltanschauung. Mit dem Fest präsentierte die bolschewistische Inszenierungsdiktatur ihre Leistungen und visualisierte die neue gesellschaftliche Ordnung. Festexperten entwickelten "rote" Rituale und Kommissionen planten aufwendige Choreographien. Der Verfasser zeigt, wie Regionales, Traditionelles und Privates die zeremoniellen Praktiken prägten und sich mit offiziellen Normen zu einer hybriden Festkultur verbanden. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf den Jahren zwischen 1917 und 1941. Gezeigt wird, wie und warum das sowjetische Fest in diesen beiden "langen" Dekaden zu einem privilegierten Medium des Einparteienstaats werden und weshalb es diese Stellung konservieren konnte. Es geht um ritualisierte Inszenierungen eines Staates, der die Beteiligung am Ritual als "wichtigen politischen Akt" vorschrieb. Dabei wird ein Ansatz verfolgt, der eine politikorientierte Kulturgeschichte und eine Kulturgeschichte der Politik zusammenzubringen trachtet - festliche Inszenierungen werden als Element symbolischer Politik verstanden. Darüber hinaus wird in regionalgeschichtlicher Perspektive anhand der Beispiele Woronesch, Nowosibirsk, Rossosch und Kemerowo untersucht, wie die offizielle in Moskau dekreditierte Festkultur sich in regionalen und lokalen Kontexten durchsetzt. (ICE2) [56-F] Scherzinger, Christine, Dr.phil. (Bearbeitung); Schimank, Uwe, Univ.-Prof.Dr.; FuchsHeinritz, Werner, Univ.-Prof.Dr. (Betreuung): Zeitlos in - Zeitlos out. Das Café in der deutschen Gegenwartsgesellschaft. Eine kultursoziologische Studie INHALT: keine Angaben ART: Dissertation ENDE: 2005-06 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie II Handeln und Strukturen (Universitätsstr. 21, 58084 Hagen); 52 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.2 Kulturgeschichte Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie III Allgemeine Soziologie (Universitätsstr. 41, 58084 Hagen) KONTAKT: Schimank, Uwe (Prof.Dr. Tel. 02331-987-2524, Fax: 02331-987-2537, e-mail: [email protected]) [57-L] Schmidtmann, Christian: Katholische Studierende 1945-1973: eine Studie zur Kultur- und Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte. Reihe B, Forschungen, Bd. 102), Paderborn: Schöningh 2006, 535 S., ISBN: 3-506-72873-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006-478) INHALT: "Man könnte sie die "Ratzinger-Generation" nennen, katholische Akademiker, die nach 1945 das Studium aufnahmen und später Schlüsselpositionen in Kirche und Politik, in Medien, Wirtschaft und Gesellschaft besetzten und besetzen: Rainer Barzel, Ernst-Wolfgang Böckenförde, Ernst Elitz, Helmut Kohl oder Joseph Ratzinger. Die Dissertation untersucht mit innovativem Zugriff, wie Menschen, die heute zur Elite unserer Gesellschaft gehören, in ihrer Studienzeit durch Kirche und Katholizismus geprägt worden sind. Sie liefert damit zugleich einen Beitrag zum Verständnis der tiefgreifenden Veränderungsprozesse in Kirche und Gesellschaft vom Kriegsende 1945 bis hin zur Studentenbewegung und ihren Folgen. Nach den Erfahrungen des Dritten Reiches setzte eine Neuorientierung im akademischen Katholizismus ein. Der Einzelne sollte befähigt werden, sich aus eigener Verantwortung in der Gesellschaft für christliche Belange einzusetzen. Gesellschaftliches Engagement erhielt fast religiöse Dignität; Messbesuch, Beichte und Verbandszugehörigkeit verloren ihre primäre Stellung als Ausweis von "guter" Katholizität. Vor diesem Hintergrund machte sich bei vielen angesichts der "Restauration" des Katholizismus Ende der 1950er Jahre Enttäuschung breit. Daraus erwuchs eine ständig anschwellende Kritik an der Kirche, der das Beispiel einer Christlichkeit gegenübergestellt wurde, die sich am individuellen Handeln in der Welt bewies. In der Studentenbewegung wurde diese Form der Christlichkeit von vielen Studierenden ganz aus dem kirchlichen Rahmen gelöst. Dies führte zu zahlreichen Konflikten in Studentengemeinden und -verbänden und zur Herausbildung ganz unterschiedlicher katholischer Identitäten, die z.T. bis heute nachwirken. Der Autor hat für seine Untersuchung nicht nur umfangreiche Quellenbestände der katholischen Studentengemeinden und Studentenverbände berücksichtigen können, sondern auch zahlreiche Interviews geführt und Autobiographien ausgewertet." (Autorenreferat) [58-L] Stollberg-Rilinger, Barbara (Hrsg.): Was heißt Kulturgeschichte des Politischen?, (Zeitschrift für Historische Forschung , Beiheft, 35), Berlin: Duncker & Humblot 2005, 377 S., ISBN: 3-428-11868-5 INHALT: Dieser Sammelband dokumentiert eine interdisziplinäre Tagung des Münsteraner SFB 496 'Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution' vom Oktober 2003, auf der der Versuch unternommen wurde, eine erste Verständigung über Konzepte und Ansätze einer Kulturgeschichte des Politischen zu erzielen. Nach Auffassung der Herausgeberin könne als gemeinsame Perspektive einer solchen Kulturgeschichte des Politischen gelten, dass 'historische Phänomene immer als Ergebnisse von (impliziten oder expliziten) Sinnzuschreibungen, Geltungsbehauptungen und soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.2 Kulturgeschichte 53 Deutungskonflikten der Akteure' (12) beschreibbar seien. Eine solche Perspektive unterscheidet sich von der herkömmlichen Ereignis- und Strukturgeschichte insoweit, als es um 'Rekonstruktion von Diskursen, Praktiken und Objektivatione' geht, 'in denen sich die zeitgenössischen Bedeutungsstrukturen greifen lassen, ohne die wiederum die zeitgenössischen Machtund Herrschaftsstrukturen nicht angemessen zu verstehen sind' (13). Damit wird ein Verständnis des Politischen konzipiert, das zu erheblichen Teilen mit Ansätzen der Politikwissenschaft kompatibel ist, die aus dem Bereich des Institutionalismus kommen. Denn die Ordnungsleistung von Institutionen, Symbolen und Deutungen wurzelt in ihrer kulturell vermittelten Fähigkeit, verbindliche Sinnzuschreibungen und Handlungsanleitungen für die Akteure in bestimmten historischen Situationen bereitzustellen. Dieser Aspekt der Handlungsleitung ist ein Kernstück des Institutionalismus, in dem es stets um das Verhältnis freier Entscheidung einerseits und Entscheidungssteuerung durch Institutionen andererseits geht. Insofern ist eine Kulturgeschichte des Politischen im hier vorgetragenen Sinn eine Geschichte, die direkt zum erklärungsrelevanten 'hot spot' der Politik in ihren drei Dimensionen Politics, Policy und Polity führt und sich im Übrigen gerade für die gelegentlich etwas ahistorisch daherkommenden Varianten des so genannten historischen Institutionalismus als Frischzellenkur anbietet, wie die zahlreichen Fallstudien des Bandes zeigen. (ZPol,NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Barbara Stollberg-Rilinger: Einleitung: Was heißt Kulturgeschichte des Politischen? (9-26); Andreas Suter: Kulturgeschichte des Politischen - Chancen und Grenzen (27-56); Gerhard Göhler: Symbolische Politik - Symbolische Praxis. Zum Symbolverständnis in der deutschen Politikwissenschaft (57-70); Reinhard Blänkner: Historizität, Institutionalität, Symbolizität. Grundbegriffliche Aspekte einer Kulturgeschichte des Politischen (71-96); Rainer Walz: Der Begriff der Kultur in der Systemtheorie (97-114); Rudolf Schlögl: Interaktion und Herrschaft. Probleme der politischen Kommunikation in der Stadt (115-128); Frank Becker: Begriff und Bedeutung des politischen Mythos (129-148); Kevin Sharpe: Politische Kultur, Autorität und Schrift im England der Frühen Neuzeit (149-190); Birgit Emich: Frühneuzeitliche Staatsbildung und politische Kultur. Für die Veralltäglichung eines Konzepts (191-206); Achim Landwehr: Das gezählte Volk. 'Bevölkerung' als Gegenstand einer Kulturgeschichte des Politischen Inhaltsverzeichnis (207-224); Antje Flüchter: Konfessionalisierung in kulturalistischer Perspektive? Überlegungen am Beispiel der Herzogtümer Jülich-Berg (253-278); Silvia Serena Tschopp: 'Rhetorik des Performativen' und 'innere' Nationenbildung. Die vaterländische Festkultur im jungen schweizerischen Bundesstaat (253-278); Ute Daniel: Einkreisung und Kaiserdämmerung. Ein Versuch, der Kulturgeschichte der Politik vor dem Ersten Weltkrieg auf die Spur zu kommen (279-328); Thomas Großbölting: Le memorie della repubblica. Geschichtspolitik in Italien nach dem Zweiten Weltkrieg (329-354); Thomas Mergel: Wahlkampfgeschichte als Kulturgeschichte. Konzeptionelle Überlegungen und empirische Beispiele (355-376). [59-L] Thomas, Tanja; Virchow, Fabian (Hrsg.): Banal Militarism: zur Veralltäglichung des Militärischen im Zivilen, (Cultural studies, Bd. 13), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 432 S., ISBN: 3-89942-356-9 (Standort: USB Köln(38)-33A 2870) INHALT: "Öffentlich kaum wahrgenommen schreitet die Veralltäglichung des Militärischen und des Krieges voran. Der Begriff 'Banal Militarism' lenkt die Aufmerksamkeit auf unspektakuläre Prozesse, die von den AutorInnen des Bandes anhand historischer wie aktueller Beispiele der Repräsentation, der Inszenierung und Aneignung des Militärischen in Literatur, Theater, 54 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.2 Kulturgeschichte Kino, (Computer-)Spiel, Mode sowie in der Presse und im Alltagsleben analysiert werden. Solche Phänomene in ihrer Wirkungsmächtigkeit auf politische Kultur zu thematisieren, theoretisch zu reflektieren und als bedeutsames Forschungsfeld zu konturieren, ist das zentrale Anliegen des Bandes." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Inhaltsverzeichnis: Tanja Thomas und Fabian Virchow: Vorwort (9-21); Fabian Virchow und Tanja Thomas: Banal Militarism: Zur interdisziplinären Erschließung eines Forschungsfeldes (25-48); Frank Möller: Von Mäusen und Kapuzenmännern: 'Banaler Militarismus', visuelle Repräsentationen und kollektive Erinnerung (49-63); Michael Berndt: Gewalt - Ordnung - Sicherheit. Die Trias zunehmender Gewöhnung an militärische Gewalt (65-81); Dorothea Flothow: 'We minded it no more than cricket': Krieg und Militär in britischen Kinder- und Jugendromanen, 1870-1914 (85-100); Katharina Wessely: Antikriegsstücke am Brünner deutschsprachigen Theater, 19181938 (101-113); Thomas Ballhasuen und Günter Krenn: Wiener Kriegsbesichtigungen. Mediale (Schein-)Erfahrungen während des Ersten Weltkrieges (115-128); Kathleen J. Nawyn: 'Ausrottung des 'Kämpferisches Geistes!' Zur Beseitigung militärischer Denkmäler im amerikanisch besetzten Württemberg-Baden, 1945-1947 (129-147); James Der Derian: Die Banalität des Terrors und die virtuelle Welt des Krieges (151-170); Eugen Januschke: Zur Möglichkeit einer Semiontik des 'Infowars' (171-185); Markus Euskirchen: Das Zeremoniell der Bundeswehr: Banalisierung von Staatsgewalt durch Militärrituale (187-202); Fabian Virchow: Militär und Sport: Symbiotische Beziehungen um Nation, Leistung, Disziplin (203-221); Robin Andersen: 'Militainment'. Der Irak-Krieg als 'Reality'-Show und UnterhaltungsVidiospiel (225-248); Carsten Henning: Banal Militarism und die Kultur des Krieges im zeitgenössischen US-amerikanischen Kino (249-263); Una Dirks: 'Domestische Frames in narrativem Gewand. Die Banalisierung des Irak-Konflikts in der internationalen 'Qualitätspresse' (265286); Anette Schröder: Männlichkeitskonstruktionen, Technik- und Kriegsfaszination am Beispiel der Studenten im Hannover der Zwanziger Jahre (289-305); Katja Scherl: 'Zeig deiner Orden, Elvis!' Banal Militarism als Normalisierungsstrategie (307-332); Tanja Thomas: 'Also, es hat was Starkes, was Mächtiges, Männer halt' - Dimensionen eines militärischen Gendermanagements in Medien und Alltag (333-354); Michelle Gardner-Morkert: Momentaufnahmen einer Gesellschaft: Eine feministische Analyse militärischer Symbole in einer amerikanischen Kleinstadt (355-370); Astrid Fingerlos und Thomas Geisler: 'This Chair had to be torpedo proofed' - Dinge zwischen Krieg und Frieden (373-389); Christiane Leidinger: 'Militär in Mode' - 'Military Look als Teil politischer Kultur: Vergeschlechtliche Selbstinszenierungen und neoliberale Selbsttechnologien (391-408); Eva Kingsepp: Das Dritte Reich als Nervenkitzel: Formen des Umgangs mit Nazi-Deutschland und dem Zweiten Weltkrieg in der zeitgenössischen Populärkultur (409-425). [60-L] Tosun, Kenan: Das Prinzip der Einheit: eine Reflexion über die Kulturgeschichte auf dem Weg zur Globalisierung des 21. Jahrhunderts, (Denk-Schriften, Bd. 4), Bochum: Bochumer Univ.-Verl. 2005, 111 S., ISBN: 3-89966-171-0 (Standort: UB Siegen(467)-31NZX5828) INHALT: "Mit der Verdeutlichung der fundamentalen Beschaffenheit des Menschen wurde gezeigt, dass Globalisierung ein Abkömmling des übergeordneten Prinzips der Einheit ist, das sich aus der Störung des Prinzips der Einheit entwickelt hat. Da die Störung des Prinzips der Einheit im kulturellen Leben seit 6000 Jahren Bestand hat, gibt es seit dieser Zeit Bestrebungen. diese Störung beheben zu wollen. Der Versuch der Globalisierung besteht nach dieser Betrachtung seit 6000 Jahren. Alle kulturellen Artefakte, die in diesen Jahrtausenden gelebt soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.2 Kulturgeschichte 55 und entwickelt worden sind, sind um die Behebung der Störung des Prinzips der Einheit gelebt und entwickelt worden. Dennoch ist trotz der langen Zeit dieser Wunsch nach einer optimalen Lebenswelt nicht realisiert worden. Im vierten Teil soll durch eine nochmalige Auffrischung der Erklärungen zur kulturellen Existenz der Menschen verdeutlicht werden, wie die gegenwärtige Globalisierung realisiert werden kann. Ob sie realisiert werden kann, kann man an den gelebten Zuständen der sozialen Welt, der Globalisierung und der Unternehmensphilosophie der Globalisierung ableiten. Globalisierung ist unausweichliches Ziel der Organisation des Gattungswesens Mensch. Es ergibt sich das Fazit, dass sich die Kultur, um der wirklichen Intention der Globalisierung bewusst zu werden. die Erkenntnis der Funktionalität des Prinzips der Einheit bewusst werden muss. Es wird am Ende veranschaulicht, dass die Globalisierung ein lebendiger Prozess ist und vor den Möglichkeiten der gegenwärtigen Errungenschaft der Kultur zur optimalen Lebenswelt führen könnte, aber auch zu der größten Geißel der Menschheit werden könnte. Dieses wird abgeleitet werden können von der Bewusstheit oder Unbewusstheit der Kultur über die Funktionalität des Prinzips der Einheit." (Textauszug) [61-L] Troebst, Stefan: Kulturstudien Ostmitteleuropas: Aufsätze und Essays, (Gesellschaften und Staaten im Epochenwandel, Bd. 2), Frankfurt am Main: P. Lang 2006, 411 S., ISBN: 3-631-54581-9 (Standort: UB Gießen(26)-009Did-ggrRDm153) INHALT: Der Sammelband fasst bereits andernorts publizierte Aufsätze des Verfassers zusammen. In einem einleitenden Beitrag wird der Versuch unternommen, die methodischen Grundlagen des Faches "Kulturstudien Ostmitteleuropas" zusammenzufassen. Die nachfolgenden Aufsätze und Essays sind als Exemplifizierungen dieser Forschungsperspektive zu verstehen. Sie thematisieren eine Vielzahl unterschiedlicher Fragestellungen: Geschichtspolitik in Ostmitteleuropa, postkommunistische Erinnerungskulturen, Regionalismus, Flüchtlingsströme, nationalistische Bewegungen, den Jugoslawien-Konflikt, den Außenhandel der Frühen Neuzeit, die russische Wirtschaft, Jalta, den Ersten Weltkrieg, regionale Identität und die Osterweiterung der EU. (ICE) [62-L] Walgenbach, Katharina: "Die weiße Frau als Trägerin deutscher Kultur": koloniale Diskurse über Geschlecht, "Rasse" und Klasse im Kaiserreich, (Campus Forschung, Bd. 891), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2005, 297 S., ISBN: 3-593-37870-1 (Standort: UB Bonn(5)-2006/4878) INHALT: "Die Autorin überträgt die angloamerikanische Debatte der kritischen Whiteness Studies auf den deutschen Kontext. Dafür untersucht sie Diskurse des Frauenbunds der Deutschen Kolonialgesellschaft zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs. Sie stellt dar, wie die Frauen sich nicht mehr nur als weiblich sowie als bürgerlich oder adelig definierten, sondern auch als weiß. Auf diese Weise zeigt sie, wie weiße Identität im Kontext des Kolonialismus konstruiert wurde." (Autorenreferat) 56 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.2 Kulturgeschichte [63-L] Winkel, Heidemarie: Soziale Grenzen und Möglichkeiten der Kommunizierung von Trauer: zur Codierung von Verlusterfahrungen als individuelles Leid, in: Rainer Schützeichel (Hg.): Emotionen und Sozialtheorie, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 286-304, ISBN: 3-593-37754-3 INHALT: Der sozial-historische Wandel des Verständnisses von Trauer vom europäischen Mittelalter zur europäischen Moderne wird skizziert. Im Zentrum steht die mit der Verlagerung von Trauer ins Innere verbundene Unterscheidung zwischen der im Innern erlebten Emotion und den als begrenzt geltenden Möglichkeiten ihres nach außen gerichteten Ausdrucks. Es wird dargestellt, wie Psychologie und Psychotherapie im Rahmen der institutionalisierten Trauerhilfe zwar einerseits neue Möglichkeiten ihrer Thematisierung eröffnen, dabei aber gleichzeitig jenes Sinnschema von Trauer als unverstandene und letztendlich unartikulierbare persönliche Gefühlslage bestätigen. Schließlich wird der Frage nachgegangen, wie es gelingen kann, die individuelle Besonderheit eines solchermaßen einzigartigen Gefühls gegenüber Dritten sozial relevant machen zu können. Systemtheoretisch gesehen setzt dies die Existenz sozialer Standards zur Kommunizierung von individuellem Leid voraus. (GB) 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel [64-L] Albert, Karl; Jain, Elenor: Zeitfragen: fünf philosophisch-politische Betrachtungen, Münster: Monsenstein u. Vannerdat 2005, 182 S., ISBN: 3-86582-188-X (Standort: UB Erlangen(29)-H00/2006A/5770) INHALT: "Die Autoren greifen fünf zurzeit in Politik und Gesellschaft lebhaft diskutierte Probleme auf, die bislang aufgrund mangelnder Begriffsschärfe und dem Verzicht auf den kulturhistorischen Hintergrund zu keiner Lösung führten. Die brisanten Themen 'Zum Begriff einer deutschen Leitkultur', 'Die Bedeutung der Humanität als Fundament der Demokratie', die Trage des Beitritts der Türkei in die EU', 'die Bildungsmisere und ihre Hintergründe' sowie die 'Patriotismusdebatte' werden in den Beiträgen demzufolge sachlich und kulturhistorisch fundiert erörtert." (Autorenreferat) [65-L] Axford, Barrie: Multi-dimensionality, mutual constitution and the nature of systemness: the importance of the cultural turn in the study of global systems, in: Protosociology : an international journal of interdisciplinary research, Vol. 20/2004, S. 125-142 (Standort: USB Köln(38)-XG07319; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.protosociology.de/Volumes/Volume20.html) INHALT: "In this article the author will address the critical question of the constitution of global systems and the part played in such processes by what is often summarized as culture. He examines the important distinction between culture and globalization and culture as constitutive of global social relations. The need to cleave to a systemic treatment of globality is put, while noting the dangers that lie in one-dimensional accounts of global system constitution. To offset any such tendency the author explores the constitution of global systemness from a structurationist perspective. He outlines the nature and significance of culture in the study of soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 57 global systems, drawing attention to different literatures. Finally Axford underscores the importance of the cultural turn in the study of global systems and what has to be done to take full advantage of it. In what follows he will address the critical question of the constitution of global systems and the part played in such processes by what is conveniently - if sometimes unhelpfully - summarized as 'culture'. By global systems the author means networks of interaction and meaning that transcend both societal and national frames of reference. He wants to shift the emphasis away from an under-theorized focus on cultural globalization to a consideration of global systems as enacted in part through cultural processes. In other words, he does not want to conflate the conjunctional features of contemporary (cultural) globalization with culture as the realm of lived experience integral to the enactment of all social-systemic relations. In some respects this approach maybe seen as part of a shift - perhaps a paradigm shift - in how we understand the space of the social, and in how, or whether, we construe the global as the constitutive of all social relations (Beck 2003; Shaw 2003). The author will begin with a mild polemic against a well-known systemic account of world-making forces that highlights some of these issues." (author's abstract) [66-F] Barandun, Angela, Lic.oec.publ. (Bearbeitung); Scherer, Andreas Georg, Prof.Dr. (Betreuung): The role of power in cultural change INHALT: Today, culture and cultural change cannot be seen as isolated phenomena that can be studied from a natural sciences approach anymore. Organizations and their cultures are socially constructed and as such inherently political; where members of a community have to agree on shared meanings, power will influence the outcome. Power and culture are processual and jointly involved in the articulation and reproduction of organizational reality. In this paper, I explore how relations of power affect processes of cultural change. I argue that power affects the kinds of meanings and interpretations that come to be externalized and objectivated as part of the ongoing production of reality. Moreover, I propose that different forms of power in organizations are connected to specific cultural change processes - manifestation is linked with discipline, realization with dominance, symbolization with force, and interpretation with influence - and that an examination of these different forms of power provides a basis for understanding why some meanings and interpretations are integrated and institutionalized while others are not. (Intermediate) results: Power influences change, a framework showing the connection can be established. METHODE: The paper does not contain any kind of field research and is based on literature research exclusively. I focus on approaches that are considered to have a social constructivist background. ART: Eigenprojekt BEGINN: 2004-06 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Zürich, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Institut für Organisation und Unternehmenstheorien -IOU- Lehrstuhl für Grundlagen der BWL und Theorien der Unternehmung (Winterthurerstrasse 92, 8006 Zürich, Schweiz) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected]) 58 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel [67-L] Berger, Verena; Frosch, Friedrich; Vetter, Eva (Hrsg.): Zwischen Aneignung und Bruch: Studien zum Konfliktpotential von Kulturkontakten in der Romania, Wien: Löcker 2005, 214 S., ISBN: 3-85409-416-7 (Standort: SB München(12)-2006. 16714) INHALT: "Abseits aktueller Kulturkonflikt-Theorien eines Samuel Huntington und eines von ihm entworfenen Bildes sich voneinander abgrenzender und auf den großen Clash zusteuernder 'Zivilisationen', versuchen die AutorInnen dieses Bandes ein differenziertes Bild kultureller Konflikte zu entwerfen. - Dabei ist es gerade die kritische Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart, welche das von manchen als 'unmöglich' empfundene Fach Romanistik mit seinen über mehrere Kontinente verstreuten Sprachen und Kulturen ausmacht, die besonders geeignet ist, die konfliktträchtigen Gefälle und Abhängigkeiten, welche die Kulturen nach innen wie nach außen hin strukturieren, in ihren Tiefendimensionen zu verfolgen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Birgit Wagner: Konfliktuelle Begegnungen: Ein Versuch über die räumliche Dimension von Kulturkontakten und Kulturkonflikten (15-29); Fritz-Peter Kirsch: Textwelten und Kulturkonflikte: Neue Perspektiven der Literaturgeschichtsschreibung (31-44); Rosita Rindler Schjerve: Sprachkontakt als Sprachkonflikt - ein Paradigma im Wandel? (45-61); Eva Vetter: Wie viel Differenz ist zumutbar? Eine Diskursanalyse zum bretonisch-französischen Sprachkonflikt (65-82); Renate Lunzer: Tod in Venedig: Von Zwischenexistenzen (85-100); Manuela Hager/Dora Vrdlovec-Poti: Beispiele kultureller Alterität in Texten des italienischen Mezzogiorno (101-115); Friedrich Frosch: Tupi or not Tupi: Entwürfe einer kulturellen Identität Brasiliens und ihre Reflexion bei Lima Barreto (117-135); Claudia Leitner: Unheimliche Begegnungen über Mexiko: Spektren der Malinche zwischen Popular- und Hochkultur (137-157); Heinrich Stiehler: Tristan Tzara zwischen Peripherie und Zentrum (159-172); Verena Berger: Süden trifft Norden: Migration und Kulturen am Grenzübergang im Spielfilm El Norte (175-191); Christopher F. Laferl: Hollywood und Brasilien: Kulturkontakt im Zeichen der 'Guten Nachbarschaft' (193-210). [68-L] Bröskamp, Bernd: Glokalisierte Körper: Körperkünste und Kulturen in Zeiten der Globalisierung, in: Mark Hillebrand, Paula Krüger, Andrea Lilge, Karen Struve (Hg.): Willkürliche Grenzen : das Werk Pierre Bourdieus in interdisziplinärer Anwendung, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 219-248, ISBN: 3-89942-540-5 INHALT: Auf dem Hintergrund der Bourdieuschen Habitustheorie wird die These entwickelt, dass eine globale Ausbreitung kultureller Güter, Praxis- und Konsumformen kaum erfolgen kann, ohne dass diese ihrerseits aufgrund kultureller Habitualisierungen einem lokal spezifischen Wandel unterworfen werden. Dieses Wechselverhältnis von Globalisierung und lokalem Wandel wird mit dem Konzept "Glokalisierung" von Robertson bezeichnet. Zur Illustration der Glokalisierung körperlicher Habitusformen wird auf transnationale Felder körperbezogener Kulturproduktion in den Bereichen Tanz, Sport und Schönheitswettbewerbe sowie auf glokale Körpermärkte eingegangen. (GB) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 59 [69-L] Danielzyk, Rainer; Eichler, Kurt; Esch, Christian; Göschel, Albrecht; Keuchel, Susanne; Meyer, Christian; Roters, Andreas: Demografischer Wandel - Konsequenzen für die kulturelle Infrastruktur: Fachgesprächsreihe, (ILS-NRW-Arbeitspapiere), Dortmund 2005, 76 S. (Graue Literatur; URL: http://www.ilsshop.nrw.de/down/kultur-demogr.pdf) INHALT: "Der demographische Wandel stellt die kulturellen Institutionen und Einrichtungen vor neue Herausforderungen. Der Prozess des demographischen Wandels, der mit 'wir werden weniger, älter und bunter' umschrieben werden kann, bedingt eine grundsätzliche Veränderung der Bevölkerungsstruktur. Gleichzeitig sind ein Wandel und eine Differenzierung von Kulturverständnissen zu beobachten. Aber welche Prozesse stehen hinter den gerade benannten Begriffen und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die kulturellen Angebote und Infrastrukturen? Quantitative Veränderungen im Zuge des demographischen Wandels ergeben sich einerseits durch sinkende Bevölkerungszahlen, die vor allem durch sinkende Geburtenraten verursacht werden. Dieses und die steigende Lebenserwartung führen zu einem starken anwachsen der Gruppe der 'Ältern' und einem Rückgang von jüngeren Menschen. Zudem führen Migration und höhere Geburtenraten von Zugewanderten zu einer verstärkten Internationalisierung der Gesellschaft. Qualitative Veränderungen ergeben sich durch einen Wandel von Kulturverständnissen. Ausdruck dafür ist z.B. eine bei Jugendlichen feststellbare aktivere Kulturrezeption. Kinder und Jugendliche sind aufgrund verschiedener Entwicklungssituationen nicht mehr willens und z.T. nicht in der Lage, passiv ein Kulturangebot zu rezipieren. Der fortschreitende Prozess der gesellschaftlichen Individualisierung führt zudem zu einer zunehmenden Differenzierung in eine Vielfalt von unterschiedlichen Milieus, die sich durch ihren Wohnort, ihre Kleidung oder ihr Kulturverständnis voneinander abgrenzen. Parallel zur Individualisierung ist eine Zunahme von Menschen mit Migrationshintergrund zu beobachten. Je nach dem jeweiligen kulturellen Hintergrund haben die verschiedenen Ethnien eigene Vorstellungen und Ansprüche von Kultur. Die neue Vielfalt von unterschiedlichen Kulturverständnissen und den daraus resultierenden differenzierten Bedürfnissen und Ansprüchen an die Kultur und die kulturellen Einrichtungen stellen das derzeit bestehende kulturelle Angebotsspektrum in Frage, denn die Kulturpolitik steht vor der Herausforderung, mit geringeren finanziellern Mitteln ein breiteres Spektrum an Bedürfnissen zu befriedigen. Doch wie haben das Land NRW und die Kommunen zu reagieren und wie könnte eine zukünftige Kulturpolitik aussehen? Welche Ziele sollte sie verfolgen, welche Steuerungsinstrumente kann sie entwickeln? Wie müssen sich Institutionen verändern, um nicht zum 'Generationenmodell' zu werden und welche Strategien lassen sich entwickeln, um die Kulturlandschaft lebendig und offen zu gestalten? Über diese und weitere Fragestellungen haben Kulturschaffende, Entscheider der Kulturpolitik und Wissenschaftler im Rahmen von drei Fachgesprächen diskutiert. Die Ergebnisse der Fachgesprächsreihe fasst dieser Reader zusammen." (Autorenreferat) [70-L] Daxner, Michael: Kultur und Demografie: Die europäische Dimension, in: Stiftung Niedersachsen (Hrsg.): "älter - bunter - weniger" : die demografische Herausforderung an die Kultur, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 109-119, ISBN: 3-89942-505-7 (Standort: UB Kaiserslautern(386)-596/475) INHALT: Die demographischen Rahmenbedingungen der Kultur haben sich geändert. Europa wird kontinentaler, weiblicher, gleichzeitig durch Immigration jünger und durch sinkende Reproduktionsraten älter, gleichzeitig anglophoner und - wiederum durch Immigration - auch 60 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel vielsprachiger. Das neue Europa "wird eine ganz neue Zusammensetzung von Europäern haben". Daher ist heute ein europäischer Kulturraum aufzubauen, "dessen Standards als europäisch definiert werden und damit erst einmal europäisch sein können". (ICE2) [71-L] Feichtinger, Johannes; Großegger, Elisabeth; Marinelli-König, Gertraud; Stachel, Peter; Uhl, Heidemarie (Hrsg.): Schauplatz Kultur - Zentraleuropa: transdisziplinäre Annäherungen, (Gedächtnis - Erinnerung - Identität, Bd. 7), Innsbruck: Studien-Verl. 2006, 470 S., ISBN: 3-7065-4216-1 (Standort: SB München(12)-2006.33027) INHALT: "Der vorliegende Band versammelt Texte, die aus der Perspektive unterschiedlicher Fachdisziplinen um vier miteinander verbundene Themenschwerpunkte kreisen: Kultur - Gedächtnis - Identität, Pluralität - Transnationalität - Postkolonialismus, Moderne - Postmoderne - Globalisierung sowie Performanz - Repräsentation - Theater. Mit diesen Schwerpunktsetzungen werden Fragestellungen aufgegriffen, die in den letzten Jahren unter transdisziplinären Gesichtspunkten vielfach thematisiert wurden und in gewisser Hinsicht so etwas wie grundlegende Themen eines internationalen, sich als 'kulturwissenschaftlich' definierenden Forschungsfeldes bilden. Verbunden werden diese Problemfelder durch übergreifende Fragestellungen, wie jener nach der Komplexität und Mehrdeutigkeit kultureller Codes, nach der Konstruktion von Identitäten bzw. kollektiven Gedächtnissen in komplexen 'Kultursystemen' und nach den Medien, mittels derer gesellschaftliche Sinnstiftungen kommuniziert werden, sowie nach dem Umgang mit ethnisch-kultureller Pluralität in einer spezifisch zentraleuropäischen Ausprägung und im internationalen Vergleich in Vergangenheit und Gegenwart." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Aleida Assmann: 'Ein geteiltes europäisches Wissen von uns selbst'? Europa als Erinnerungsgemeinschaft (15-24); Heidemarie Uhl: Kultur, Politik, Palimpsest. Thesen zu Gedächtnis und Gesellschaft (25-35); Urs Altermatt: Religion und Nation als Gedächtnis (37-44); Wolfgang Müller-Funk: Autobahnen und gotische Runen. Anmerkungen zur Konstruktion des kulturellen Gedächtnisses im modernen Nationalismus (45-53); Philipp Ther: Vom Gegenstand zum Forschungsansatz. Zentraleuropa als kultureller Raum (55-63); Rudolf Jaworski: Ostmitteleuropa als Gegenstand der historischen Erinnerungs- und Gedächtnisforschung (65-71); Karin Liebhart/Andreas Pribersky: Verhüllen/Enthüllen. Gedächtnispolitik als Politik des Vergessens? (73-81); Emil Brix: Geschichtsinterpretationen und Gedächtnispolitik. Das Bild der Habsburgermonarchie in den mitteleuropäischen Staaten seit 1989 (83-91); Peter Stachel: Franz Joseph Superstar (93-103); Waltraud Heindl: 'De viris illustribus'. Über Helden, Geschichte und Nation in der österreichischen Monarchie (105112); Werner Suppanz: Das Barock-Zeitalter in der Identitätspolitik des autoritären 'Ständestaates' (113-121); Werner Telesko: Österreichische Landschaftskunst und Identitätsstiftung im 19. Jahrhundert (123-130); Barbara Boisits: Die Denkmäler der Tonkunst in Österreich als vaterländischer Gedächtnisort (131-139); Hildegard Kernmayer: Vom Denkmalsetzen in der Literatur. Zu Marie-Thérèse Kerschbaumers Prosatext 'Der weibliche Name des Widerstands' (141-148); Nicole L. Immler: Die Familienerinnerungen von Hermine Wittgenstein: Eine Chronik und ihre Narrative als kulturwissenschaftliches Untersuchungsfeld (149-158); Monika Sommer-Sieghart: Historische Ausstellungen als 'contested space' (159-166); Ulrich Tragatschnig: Die Fotographie als Sammlung (167-175); Eva Tropper: Beschädigte Erinnerung? Fotografische Memoria als Krisendiskurs der Moderne. Eine Re-Lektüre von Roland Barthes' Essay 'Die Helle Kammer' (177-184); Otto Luthar: Die Schlacht um die Vergangenheit. Historischer Revisionismus in Slowenien nach 1991 (185-193); Ernst Bruckmüller: In einem na- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 61 hen fernen Land. Als Österreicher in Slowenien (195-203); Éva Kovács: Das Baby im Pionierlager - Ein Versuch zur Zähmung der Erinnerung (205-213); Werner Sollors: Kleine Reise in die Baedeker-Vergangenheit (215-223); Elena Mannová: Leutschau - Locse - Levoca als multiple Orte des Gedächtnisses (225-235); Dieter A. Binder: Heimat(en). Zur Konstruktion des Steirischen (237-242); Dietmar Goltschnigg: Peter Rosegger und der Kampf ums HeineDenkmal in Deutschland (243-247); Franz L. Fillafer: Das Josephinische Trauma und die Sprache der österreichischen Aufklärung (249-258); Lucjan Puchalski: Die zentraleuropäische Kulturerfahrung in den polnischen Projekten Constant von Wurzbachs (259-268); Michael Rössner: Das leere (zentraleuropäische) Zentrum und die lebendige Peripherie - Gedanken zu Musils 'Kakanien' -Kapitel im 'Mann ohne Eigenschaften' in einem lateinamerikanischen Kontext (269-277); Andre Gingrich: Kulturgeschichte, Wissenschaft und Orientalismus. Zur Diskussion des 'frontier orientalism' in der Spätzeit der k. u. k. Monarchie (279288); Anil Bhatti: Plurikulturalität und Grenzziehungen. Über eine Erzählung von Sa'adat Hassan Manto (289-296); Johannes Feichtinger: Das Neue bei Mach, Freud und Kelsen. Zur Aufkündigung der Legitimationsfunktion in den Wissenschaften in Wien und Zentraleuropa um 1900 (297-306); Volker A. Munz: 'Alle Philosophie ist 'Sprachkritik'. Eine Randbemerkung zur Philosophie der Moderne (307-315); Bernd Weiler: 'Would you be ready to join a new movement in anthropology, the 'Unbelievers'? Zu den Briefen von Siegfried F. Nadel an Meyer Fortes (317-324); Helga Mitterbauer: Zentraleuropäische Polyphonie - oder: Überlegungen zu einer transkulturellen Literaturwissenschaft (325-333); Andrei Corbea-Hoisie: Über 'Nachbarn' und 'Fremde'. Der 'Prozeß der Zivilisation' und sein Scheitern in einem Roman von Aharon Appelfeld (335-343); Endre Hárs: Vom Menschengeschlecht zur 'Menschlichen Nation'. Ferenc Verseghys vorromantischer Nationsbegriff (345-352); Andreás F. Balogh: Von der verlorenen Hoffnung bis zur Ironie - Das südöstliche Zentraleuropa des Hans Bergel und Franz Hodjak (353-360); Jaques Le Rider: Malwida von Meysenbug und Österreich (361-369); Gertraud Marinelli-König: Lermontovs 'Traum' und Puskins 'Blutiger Schal': Wie russische Gedichte nach Wien gelangten. Zum 'Dialog der Kulturen' im Vormärz (371378); Elisabeth Großegger: Schauplatz Text. Textrelationen im zeitgenössischen Theater (379-387); Lottelis Moser, Helene Zand: Das Konzept des Performativen in der Kulturtheorie Hermann Bahrs (389-396); Andrea Sommer-Mathis: Höfisches Fest als ephemere Gedächtniskunst (397-405); Federico Celestini: Die Performanz des Grotesken. Zu Franz Schreckers Oper 'Die Gezeichneten' (407-414); Otto G. Schindler: 'Schon bekannt die Lazzo'. Die Textsorte 'Szenar' als dialektisches Medium kollektiver Erinnerung und der Prozess der 'Zerspielung'. Fallbeispiel Passalisco (Kolin 1760) (415-425); Jaroslav Stritecký: Libussa und Brandenburger (427-434); Helmut Konrad: Die Anfänge des Spezialforschungsbereichs 'Moderne. Wien und Zentraleuropa um 1900' an der Universität Graz (437-442); Gotthard Wunberg: Gibt es einer Wiener Variante der Kulturwissenschaften? (443-446). [72-L] Fuchs, Albert: Kultur und Krieg, (Arbeitspapier / Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung e.V., Nr. 19), Wahlenau 2003, 34 S. (Graue Literatur; URL: http://www.ifgk.de/download/AP19. pdf) INHALT: "Krieg stellt ein von individueller Aggression strikt zu unterscheidendes, spezifisch menschliches 'Kulturprodukt' dar - allerdings mit fließenden Übergängen zu bestimmten Formen von Zwischengruppengewalt bei Menschenaffen (Schimpansen). Daraus ergibt sich die Frage, in welcher Weise bestimmte Aspekte der Kultur(en) zur Kriegsanfälligkeit 62 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel menschlicher Gesellschaften beitragen. Nach einer Erläuterung der zentralen Begriffe Kultur und Krieg und einer Differenzierung und Präzisierung der Leitfrage werden Analysen und Befunde vorgestellt, die den Einfluss des weltanschaulichen Hintergrunds, politisch-sozialer Strukturen und ökonomisch-technologischer Bedingungen auf die Kriegsanfälligkeit menschlicher Gesellschaften hervorheben. Dann werden einige von den skizzierten Ansätzen weitgehend vernachlässigte Fragen zur 'Schnittstelle' Mensch herausgearbeitet. Der Beitrag schließt mit einem eher skeptischen Ausblick auf die Chancen, die Austragung zwischengesellschaftlicher Konflikte in Form von kriegerischer Gewalt zu überwinden." (Autorenreferat) [73-L] Gerhardt, Volker: Vom säkularen Geist der Politik, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 60/2006, H. 7 = H. 687, S. 563-574 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der vorliegende Essay enthält kritische Anmerkungen zur gegenwärtigen politischen Lage und zur Bedeutung von Kultur und Religion im Zeitalter der Globalisierung. Es wird u.a. die Frage nach einem neuen Humanismus aufgeworfen und ein neues weltpolitisches Epochenmodell vorgestellt, das der Politik eine säkulare Perspektive gibt. Die drei Stufen der politischen Entwicklung von der frühen Institutionalisierung über die wachsende nationalstaatliche Autonomie bis hin zur Selbstkonstitution unter dem Anspruch eines kodifizierten Menschenrechts verdeutlichen auch die wachsende Eigenlogik politischer Prozesse. Die historische Rekonstruktion der Logik von Politik zeigt, dass sie von ihrer eigenen juridischtechnischen Dynamik auf Säkularisierung angelegt ist. Sie ist und bleibt an die organischen Naturvorgänge gebunden, die sich jedoch im Übergang von der Gattung in Gesellschaft zu selbstgesteuerten Prozessen der Kooperation und Koordination steigern. Ihr Grundvorgang ist die gegenwärtig stattfindende Partizipation an den Institutionen, die sie errichtet, um die komplexer werdenden Vorgänge einer an einheitlichen Vorstellungen orientierten politischen Lenkung zu unterwerfen. (ICI2) [74-L] Gerstner, Alexandra; Könczöl, Barbara; Nentwig, Janina (Hrsg.): Der neue Mensch: Utopien, Leitbilder und Reformkonzepte zwischen den Weltkriegen, Frankfurt am Main: P. Lang 2006, XIV, 184 S., ISBN: 3-631-54168-6 (Standort: USB Köln(38)33A3573) INHALT: "Die Zwischenkriegszeit war von tiefgreifenden Veränderungen aller Lebensbereiche geprägt; kulturelle, politische, religiöse und gesellschaftliche Werte und Normen wurden neu verhandelt. Als Reaktion auf die als krisenhaft empfundene Modernisierung ist die Suche nach einem 'Neuen Menschen' zu sehen. An dieser utopischen Figur lassen sich Wünsche, Hoffnungen und Ziele dieser Epoche ablesen. Sie ist gleichsam ein Schlüssel zu den mannigfaltigen Zukunftsentwürfen gesellschaftlicher Gruppen beziehungsweise intellektueller, kultureller und politischer Eliten in Europa. Junge Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachrichtungen beleuchten in diesem Band die Figur des 'Neuen Menschen' aus verschiedenen Blickwinkeln. Nicht zuletzt durch ihre Interdisziplinarität eröffnen die Beiträge neue Forschungsperspektiven für das vielgebrauchte, aber bislang nur unzureichend erfasste Schlagwort 'Neuer Mensch'." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Barbara Könczöl, Alexandra Gerstner und Janina Nentwig: Auf der Suche nach dem Neuen Menschen. Eine Einleitung (VII-XIV); soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 63 Claudia Bahmer: André Malraux, l'homme nouveau (3-17); Alexander Schmitz: Völlig neu und eigenartig. Zur Instituierung des ganzen Menschen bei Carl Schmitt (19-34); Nele Schneidereit: Der "utopische Standort" - Helmuth Plessners philosophisch-anthropologischer U-topos gegen das Arkadien einer ,Neuen Gemeinschaft' (35-51); Alexandra Gerstner: Der "neue Europäer". Richard Coudenhove-Kalergis Vision einer paneuropäischen NeoAristokratie (55-70); Marcel Lepper: "Typologie in der Westentasche". Der "Neue Mensch" als "barocker Held" (1918-1933) (71-86); Frank Becker: Revolution des Körpers - Der Sport in Gesellschaftsentwürfen der klassischen Moderne (87-104); Sonja Levsen: Der "neue Student" als "Führer der Nation". Neuentwürfe studentischer Identitäten nach dem Ersten Weltkrieg (105-120); Martina Steber: "Heimatmenschen sollen wir erziehen ...": Menschenideale in Weimarer Konzeptionen der Heimatkunde (123-138); Janina Nentwig: Fleisch und Eisen Georg Scholz und die Rationalisierung in der Weimarer Republik (139-153); Diana Zitzmann: Neuer Mensch - Neues Wohnen? Leningrader Avantgarde-Architektur 1929-1931 (155-170). [75-L] Gieler, Wolfgang: Entwicklung und Kultur: ein wissenschaftstheoretischer Diskurs zum westlichen Ethnozentrismus, Münster: Lit Verl. 2006, 78 S., ISBN: 3-8258-7827-9 (Standort: SB Preuß. Kulturbesitz Berlin(1/1a)-1A595110) INHALT: Der Verfasser versteht sein Buch als interdisziplinären Beitrag zu einem dialogisch konzipierten Entwicklungsprozess, bei dem die Auf- und Abwertung einer bestimmten Kultur überwunden wird. Das heute vorherrschende Konzept der Entwicklungszusammenarbeit versteht er als kulturelles Produkt des Westens, das letzten Endes dessen eigenen Zielsetzungen widerspricht. Die Misserfolge der verschiedenen Entwicklungskonzeptionen sind Ergebnis der Unvereinbarkeit zwischen westlichen Wertsystemen und Weltanschauungen und nichtwestlichen Kulturen. Seit der islamischen Revolution im Irak gewann die Auffassung an Gewicht, Entwicklungszusammenarbeit solle Erhaltung und Entwicklung der kulturellen Identität der Entwicklungsländer fördern. Hierbei handelt es sich auch um einen erkenntnistheoretischen Imperativ: auch im wissenschaftlichen Bereich ist der Versuchung zu widerstehen, die Allgemeingültigkeit von Begriffen und Grundsätzen als selbstverständlich vorauszusetzen. Interkulturelle Kommunikation ist der Schlüssel zur Überwindung des westlichen Ethnozentrismus. (ICE2) [76-F] Giese, Torben; Wolbring, Barbara, Dr. (Bearbeitung); Gall, Lothar, Prof.Dr. (Leitung): Wissen und Macht in den gesellschaftlichen Umbrüchen des 19. und 20. Jahrhunderts (Teilprojekt E5) INHALT: Ausgangspunkt des Teilprojektes ist die Annahme, dass das Selbstverständnis einer Gesellschaft sich in ihren Wissensformen, ihrem Wissensbedürfnis und einem sich wandelnden Wissenskanon ausdrückt. Gleichzeitig ist ein bestimmtes 'Wissen' der eigentliche Faktor gesellschaftlicher Integration. Die Untersuchung der Wissenskultur ermöglicht daher eine vertiefte Kenntnis des Aufbaus, der Ziele und Leitbilder der Gesellschaft. Im Mittelpunkt des Teilprojektes steht die Frage nach dem Zusammenhang einer bestimmten Wissenskultur und einer Gruppe bzw. der Gesellschaft insgesamt. Es soll danach gefragt werden, welche Wissenskultur konstitutiv ist für eine bestimmte Gesellschaft und mittels welcher Institutionen die 64 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel notwendige Integrationsleistung vollbracht wird. Zugleich gilt es, den Wandel der Wissenskultur in seinen Phasen zu untersuchen, da die Tradition und Manifestation von Wissen einem dynamischen Kommunikationszusammenhang unterworfen ist. Die beiden begonnenen Einzelprojekte thematisieren mit dem Museum und der Kirche elementare Institutionen gesellschaftlicher Wissenskommunikation und damit zentrale Sozialisationsagenturen der Gesellschaft. ZEITRAUM: 19. und 20. Jahrhundert VERÖFFENTLICHUNGEN: Wolbring, Barbara: Krupp und die Weltausstellungen im 19. Jahrhundert. in: Die Weltausstellung von 1851 und ihre Folgen. The great exhibition and its legacy. Prinz-Albert-Studien. Bd. 20. München 2002, S. 293-302.+++Dies.: Weltorientierung durch Schulwissen. Unterricht und Erziehung an Frankfurter Elementarschulen im Kaiserreich. in: Gall, Lothar; Schulz, Andreas (Hrsg.): Wissenskommunikation im 19. Jahrhundert. Nassauer Gespräche der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft, Bd. 6. Stuttgart 2003, S. 81-109. +++Dies.: Politisch motivierte Popularisierung im Fall des Germanischen Nationalmuseums. in: Kretschmann, Carsten (Hrsg.): Wissenspopularisierung. Konzepte der Wissensverbreitung im Wandel. Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, Bd. 4. Berlin 2003, S. 211-219. +++Dies.: Die bürgerliche Bildungsreise. in: Geschichte lernen, Jg. 16, 2003, H. 92, S. 18-22. +++Dies.: Die Universität im Dienst einer Erneuerung der Gesellschaft. Vorstellungen und erste Maßnahmen in Heidelberg nach dem Ende des Dritten Reiches. in: Kretschmann, Carsten; Pfahl, Henning; Scholz, Peter (Hrsg.): Wissen in der Krise? Institutionen des Wissens in gesellschaftlichen Wandel. Berlin 2005, S. 175-194.+++Kretschmann, Carsten: Rechtsgeschichtliche Beiträge zur Antisemitismusforschung. in: Bergmann, Werner; Körte, Mona (Hrsg.): Antisemitismusforschung in den Wissenschaften. Berlin 2004, S. 137-159.+++Ders.: Schuld und Sühne. Biographische Annäherungen an Erich Lüth. in: Henne, Thomas; Riedlinger, Arne (Hrsg.): Das "Lüth"-Urteil in (rechts)historischer Sicht. Die Grundlegung der Grundrechtsjudikatur in den 1950er Jahren (im Druck).+++Kretschmann, C.: Wissenspopularisierung. Konzepte der Wissensverbreitung im Wandel. Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, Bd. 4. Berlin: Akademie-Verl. 2003, 409 S.+++Kretschmann, C.; Pahl, H.; Scholz, P.: Wissen in der Krise. Institutionen des Wissens im gesellschaftlichen Wandel. Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, Bd. 8. Berlin: Akademie-Verl. 2004, 250 S.+++Kretschmann, C.: Bauformen in Schnitzlers Schauspiel Der einsame Weg. in: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstift 2002. S. 296-316.+++Ders.: Bismarck und das deutsch-österreichische Problem. in: MIÖG, 2003, 111, S. 429-444.+++Ders.: Hebbel und die deutsche Frage. in: Schriftenreihe der Wiener Hebbel-Gesellschaft. 2003 (im Druck).+++Kretschmann, C.; Pahl, H.; Scholz, P.: Institutionen des Wissens in Krisen - eine Einführung. in: Wissen in der Krise. Institutionen des Wissens im gesellschaftlichen Wandel. Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, Bd. 8. Berlin: Akademie-Verl. 2004, ca. 250 S.+++Kretschmann, C.: Wissenskanonisierung und -popularisierung in Museen des 19. Jahrhunderts - das Beispiel des Senckenberg-Museums in Frankfurt am Main. in: Gall, L.; Schulz, A. (Hrsg.): Wissenskommunikation im 19. Jahrhundert. Nassauer Gespräche der Freiherr-vom-Stein-Gesellschaft, Bd. 6. Stuttgart: Steiner 2003, S. 171-212.+++Ders.: Wissenspopularisierung - ein altes, neues Forschungsfeld. in: Kretschmann, C. (Hrsg.): Wissenspopularisierung. Konzepte der Wissensverbreitung im Wandel. Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel, Bd. 4. Berlin: AkademieVerl. 2003, S. 7-21+++Ders.: Á toutes les gloires de la France - Louis-Philippe und die Galerie des Batailles in Versailles. in: ebd., S. 179-196.+++Kretschmann, C.; Pahl, H.: Ein "Zweites konfessionelles Zeitalter"? Vom Nutzen und Nachteil einer neuen Epochensignatur. in: Historische Zeitschrift (HZ), 2003, 276, S. 369-392.+++Kretschmann, C.: Artikel "Havenstein, Martin". in: König, C. (Hrsg.): Internationales Germanistenlexikon. Berlin: de Gruyter 2003.+++Ders.: Artikel "Linden, Walther". in: ebd.+++Pahl, H.: "Glaub' nur ans Wort, Bet' soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 65 immerfort': Deutungen und Reaktionen württembergischer Landpfarrer auf den gesellschaftlichen Wandel des 19. Jahrhunderts. in: Gall, L.; Schulz, A. (Hrsg.): Wissenskultur im 19. Jahrhundert: Orte und Träger der Wissenskommunikation im bürgerlichen Zeitalter. Nassauer Gespräche der Freiherr-v ARBEITSPAPIERE: Diverse Rezensionen. ART: gefördert BEGINN: 2005-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Frankfurt, SFB - Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg 435 "Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel" (Grüneburgplatz 1, 60323 Frankfurt am Main); Universität Frankfurt, FB 08 Philosophie und Geschichtswissenschaften, Historisches Seminar (60629 Frankfurt am Main) KONTAKT: Leiter (Tel. 069-798-32621, Fax: 069-798-32622, e-mail: [email protected]) [77-L] Grabner-Haider, Anton (Hrsg.): Ethos der Weltkulturen: Religion und Ethik, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006, 400 S., ISBN: 3-525-57305-7 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5265) INHALT: "Umfassend und detailliert stellt das Buch die Ethiksysteme und Wertordnungen der großen Religionen und Kulturen der Welt vor und zeigt, wie sich die Ordnungen des sozialen Lebens entwickelt haben. Diskutiert wird u.a. die Frage, ob wir uns in den vielfältigen interkulturellen Lernprozessen, denen wir uns aussetzen, tendenziell einem umfassenden Weltethos annähern oder nicht. Die Beiträge verdeutlichen, dass uns wechselseitige Lernprozesse in kleinen und größeren Schritten real und zu jeder Zeit möglich sind. Der vergleichende Ansatz zu den Religionen und Kulturen schafft einen differenzierten Umgang mit der Thematik und öffnet den Blick für echtes interkulturelles Lernen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Anton Grabner-Haider: Ethos und Kultur (17-36); Anton Quack: Ethos der Stammeskulturen (37-53); Heike Michael-Murmann: Indische Kultur (55-74); Anton Grabner-Haider: Buddhistische Kultur (75-101); Anton Grabner-Haider: Chinesische Kultur (103-129); Anton Grabner-Haider: Japanische Kultur (131-158); Karl Prenner: Werteordnung des Alten Orients und Ägyptens (159-178); Johann Maier: Ethos des Judentums (179-242); Anton Grabner-Haider: Ethos des Christentums (243-275); Karl Prenner: Islamische Kultur (277-318); Anton Quack: Afrikanische Kulturen (319-329); Mariano Delgado: Zum Ethos der lateinamerikanischen Kultur (331-347); Anton Grabner-Haider: Europäische Philosophie der Moral (349-398). [78-L] Hagenbüchle, Roland: Kultur im Wandel oder die Provokation des Vulgären, Würzburg: Königshausen u. Neumann 2005, 175 S., ISBN: 3-8260-3166-0 (Standort: UB Bonn(5)-2006-2877) INHALT: Die Publikation befasst sich mit dem Aspekt der Bildung und Erziehung als bestimmende bzw. zukunftsweisende Faktoren im Zuge einer sich ständig wandelnden Kultur in der modernen Gesellschaft. Nach einer einführenden Bestimmung des Schlüsselbegriffes 'Kultur' werden im ersten Abschnitt zunächst kulturelle Defizite und Gefahren (Verlust des Vaterbildes, Digitalisierung der Kultur usw.) ins Auge gefasst, denen aber auch Chancen gegenüber stehen, insbesondere die Entbinarisierung und die Dialogkultur. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit den im wesentlichen aus der Aufklärung stammenden utopischen Hoffnungen und Zielen (Gleichheit, Gerechtigkeit, vernünftiges Handeln u.a.), die - zumindest vor- 66 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel derhand - als gescheitert gelten müssen. Der dritte Abschnitt stellt zuletzt drei Vorschläge zur Diskussion, die als Korrektur gängiger Denk- und Verhaltensmuster gedacht sind und die moderne Gesellschaft vor festgefahrenen Strukturen bewahren sollen, wie sie die zukünftige Entwicklung zu behindern drohen: (1) die institutionelle Verantwortung gemäß J. Sandels 'Formative Project', (2) den Appell zu universaler Selbstbestimmung nach E. Husserl sowie (3) die Bewahrung der Freiheit und Offenheit des Zugangs zur Welt im Sinne Hölderlins. Die Umsetzung der aus diesen Vorschlägen sich ergebenden Folgerungen obliegt in erster Linie der Politik sowie dem Erziehungs- und Bildungsbereich, aber auch den Medien bzw. den JournalistInnen. (ICG2) [79-L] Hahn, Hans Peter: Die Sprache der Dinge und Gegenstände des Alltags: eine afrikanische Perspektive, in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 44/2006, H. 1, S. 1-19 (Standort: USB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Bedeutungen der Dinge, gewissermaßen ihre Sprache, konstituieren einen zentralen konzeptuellen Zugang zur Materialität einer Gesellschaft. Diese Vorstellung ist aus verschiedenen Richtungen kritisiert worden. Problematisch sind etwa die Komplexität der damit kommunizierten Bedeutungen und die Grenzen des sozialen Handelns, als der ein zeichenhafter Gebrauch von Dingen stets zu verstehen ist. Schließlich nehmen Konsumkritiker gerade die Dimension der Bedeutung als Ausgangspunkt ihrer Thesen und weisen die Semiotisierung des Alltags als eine neuere, schädliche Entwicklung zurück. Dahinter steht die Vorstellung, im Kontext eines geringeren Sachbesitzes gäbe es - im Gegensatz zu westlichen Konsumgesellschaften - ein ideales Gleichgewicht zwischen Bedeutungen und Materialität. Die empirischen Forschungen des Autors zeigen jedoch am Fallbeispiel einer Gesellschaft mit geringem Sachbesitz (ca. 100 Objekte / Person), wie groß die Rolle der Bedeutungen auch dort ist. Die Semiotisierung scheint ein universelles Phänomen und die Annahmen der Konsumkritiker damit widerlegt. Dennoch gibt es signifikante Unterschiede im Hinblick auf die Materialität der Kultur. Knappheit der Ressourcen und Mangel an materiellem Gütern führen dazu, dass in Gesellschaften mit geringem Sachbesitz noch eine andere Ebene der Reflektion auftritt, in der die Eigengesetzlichkeit der Dinge betont wird. Dieser Diskurs betont die Unverfügbarkeit der Dinge und eine Distanz, die in dieser Weise westlichen Konsumgesellschaften fremd ist. Autonomie der materiellen Objekte und Unhintergehbarkeit der materiellen Eigenschaften ('Aufbrauchen') sind Kennzeichen einer ganz anderen Materialität. Die von semiotischen Theorien und von Konsumkritikern vermutete postmoderne Distanzierung von Materiellem wird dadurch fragwürdig." (Autorenreferat) [80-L] Hauck, Gerhard: Multikulturalismus, Umverteilung, Anerkennung: vom Unbehagen in der Vielfalt der Kulturen, in: Peripherie : Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt, Jg. 26/2006, Nr. 104, S. 415-433 (Standort: USB Köln(38)-XG7608; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.zeitschrift-peripherie.de/Hauck_Multikulturalismus.pdf) INHALT: "Das 'Unbehagen' im Multikulturalismus der Gegenwart gründet für Gerhard Hauck in einem scheinbar unausweichlichen Dilemma: Das Minimum an normativer Verständigung, soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 67 ohne welches eine nicht im Kampf aller gegen alle mündende Interaktion zwischen den Kulturen undenkbar ist, scheint auf den ersten Blick nur auf zwei Wegen erreichbar: Entweder wir erkennen alle Lebensformen ohne Einschränkung als gleichwertig an und berauben uns damit jeder Möglichkeit der Kritik auch an aus unserer Sicht noch so inhumanen Sitten und Gebräuchen. Oder wir erklären einen einzigen Maßstab zum für alle gültigen, sei es den unserer eigenen kulturellen Werte, sei es den einer ausschließlich ökonomisch bestimmten Verteilungsgerechtigkeit - und unterwerfen damit alle anderen unserem Diktat. In kritischer Auseinandersetzung mit der an Charles Taylor anknüpfenden philosophischen Diskussion um den Multikulturalismus in den USA und Deutschland versucht Hauck zu zeigen, dass dieses Dilemma durch einen Ansatz überwunden werden kann, welcher 1. bipolar Anerkennung und Umverteilung als gleichberechtigte Gerechtigkeitspostulate vertritt, 2. dialogisch die normative Richtigkeit von Praxen am 'eigentümlich zwanglosen Zwang des besseren Arguments' bemisst und 3. Kultur nicht in substantialistischen, sondern in prozessualen Begriffen versteht." (Textauszug) [81-L] Helfrich, Hede; Zillekens, Melanie; Hölter, Erich (Hrsg.): Culture and development in Japan and Germany, Bielefeld: Daedalus Verl. 2006, XI, 227 S., ISBN: 3-89126-212-4 (Standort: BSB München(12)-2006.43868) INHALT: "This book focuses on the significance of culture and development in Germany and Japan from an interdisciplinary perspective. Three mutually interdependent parts constitute the structure of the book. The first part deals with individual (ontogenetic) development in both the German and the Japanese cultural contexts. The main question is, how the cultural environment influences the personal growth and adjustment to the challenges of biological development. The second part deals with social and economic change in Germany and Japan. It addresses people's attitudes and lifestyles, their responsiveness to political programs, their sense of ownership of the drive to preserve a decent future for the next generations, the reactions of national and local leaders to scientific and governance policy advice, and how these are linked to the respective own cultural identities and values in times of global changes. The third part aims to achieve an integrated view of ontogenetic and culture-genetic development, bridging the gap between individual development on the one hand and cultural tradition and change on the other. It deals with conceptual models of individual and cultural change serving as guidelines for future intercultural understanding and cooperation." (author's abstract). Inhaltsverzeichnis: Shigekazu Kusune: Development of the Self and the Other in Japanese and German society (3-13); Makoto Kobayashi: A preliminary study on the conditions for forgiveness: Towards the promotion of tolerance (15-28); Rieko Tomo: Comparison of changes in developmental expectations toward children in Japan and Germany between 1960 and 2000: Which is more important for children, hardship or support? (29-38); Mikiko Eswein: Socialisation in the West and in Japan: A cross-cultural analysis (39-55); David Chiavacci: The general middle class model under pressure: Mainstream Japan at a turning point? (5982); Friedrich Fürstenberg: Symbolic identification in corporate cultures: Socio-cultural patterns in Japan, Germany and Great Britain (83-91); Mototaka Mori: Neo-nationalism or palaeo-nationalism: Is Ishihara an indicator for the populism in Japan? (93-111); Akira Tokuyasu: Economy and moral: Socially Responsible Investing in Germany and Japan (113-122); Helmut Loiskandl: The art of archery and the attractiveness of chaos: Notes on societal change and cultural basics (123-137); Florian Klapproth: Mental model of growth (141-153); Kurt A. Heller and Angelika Lengfelder: Evaluation study of the International Olympiads: 68 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel Three decades of cross-cultural and gender findings from North-American, European and East-Asian olympians (155-175); Celine Chang and Anna Ehret: Evaluation of a GermanJapanese exchange programme with regard to its intercultural learning potential (177-189); Alexander Thomas: An action- and learning-theoretical concept of intercultural competence (191-216). [82-L] Heller, Hartmut (Hrsg.): Gemessene Zeit - gefühlte Zeit: Tendenzen der Beschleunigung, Verlangsamung und subjektiven Zeitempfindens, (Matreier Gespräche zur Kulturethologie : Schriftenreihe der Otto-KoenigGesellschaft Wien, 2004), Wien: Lit Verl. 2006, 353 S., ISBN: 3-8258-9588-2 (Standort: ULB Münster(6)-3F64625) INHALT: "'Zeit' ist ein unerschöpfliches Thema seit der frühen griechischen Philosophie. Die hier publizierten Matreier Gespräche 2004 greifen es auf unter dem Eindruck einer gegenwärtig auffälligen Diskrepanz: einerseits immer noch fortschreitende Akzeleration (vgl. Verkehrstechnik, Internet, Sport), andererseits Retardierungssehnsüchte (vgl. neue Begriffe wie 'Entschleunigung'). Allgemein ist Zeit der Grundfaktor der 'Kulturethologie', die in den 1970er Jahren der Wiener Verhaltensforscher Prof. Otto Koenig als neue Wissenschaftsperspektive begründete, um Erkenntnisse der biologischen Evolution auch für die Interpretation kultureller Entwicklungen fruchtbar zu machen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Hartmut Heller: "Tempus fugit!" - Eingangsbemerkungen zum Tagungsthema (9-19); Gustav Reingrabner: "... zeitlich und ewiglich wohl verdienet ...". - Einige theologische Bemerkungen zur Zeit (23-42); Eckart Voland: Warum altern wir? - Die biologische Evolution der Vergänglichkeit (43-62); Walther L. Fischer: Formen des Verlaufs kultureller Prozesse (63-76); Eilo Hildebrand: Die zeitliche Ordnung biologischer Prozesse und unsere subjektive Zeitempfindung (79-96); Manfred Wechsberg: Nanochemische Vorbedingungen für menschliches Zeitempfinden (97-105); Bernhart Ruso: Wahrnehmung von Jahreszeiten - Biologische Mechanismen und ihre evolutionäre Bedeutung (106-119); Alfred K. Treml/ Michael Weigel: rhythmos - kairos - chronos. Über die pädagogische Bedeutung der Zeiterfahrungen (120135); Andreas Mehl: Gefühlte, gedeutete und gemessene Zeit bei Griechen und Römern (139177); Jürgen Zwernemann: Zeit bei westafrikanischen Völkern (178-193); Roland Girtler: Der Zeitbegriff in der alten bäuerlichen Kultur und sein Wandel (194-204); Hartmut Heller: Über die Vielgestaltigkeit von Zeit und Geschwindigkeit im 90-Minuten-Spiel Fußball (205220); Otto Schober: Der Aspekt der Geschwindigkeit in der Kulturgeschichte des Lesens (223-233); Sascha Möbius: Beschleunigung von militärischen Bewegungen im 18. Jahrhundert am Beispiel der preußischen Taktik in den Schlesischen Kriegen (235-265); Matthias Rogg: "Kampf mit der Uhr" - Zeit, Strecke und Geschwindigkeit im I. Weltkrieg (267-280); Klaus Nagel: Wo bleibt die Zeit? Computer werden immer schneller! Was machen sie mit der gesparten Zeit? (281-286); Walter Klinger: Akzelerierende Wissenskumulation in den Naturwissenschaften - aufgezeigt am Beispiel der Physik (289-307); Bärbel Weber: Die Beschleunigung menschlicher Entwicklung durch organisiertes Lernen. Der Begriff des "Vergeschwinderns" bei Pestalozzi und seine Konsequenzen für eine veränderte Konzeption von Unterricht (308-324); Max Liedtke: Beschleunigungsfaktor "Lernen". Evolutionstheoretische und kulturethologische Aspekte (325-347). soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 69 [83-L] Hölbling, Walter W.; Rieser, Klaus; Rieser, Susanne (Hrsg.): US Icons and Iconicity, (American Studies in Austria, Vol. 4), Münster: Lit Verl. 2006, 303 S., ISBN: 3-8258-8669-7 (Standort: Bayer. SB München(12)-2006.27869) INHALT: "This book investigates the ontology as well as the social and cultural impact of US icons. American Studies scholars from various nations have come together to explore origins, maintenance, and manipulation of icons and to trace their hegemonic as well as subversive impact. Icons experience mutation, modulation, adjustment, and diversification until they either fade or join the pantheon of core US icons, becoming almost eternal." (author's abstract). Contents: Klaus Rieser: Preface: Icons as a Discursive Practice (7-16); Walter Hölbling, Klaus Rieser, Susanne Rieser: Introduction (17-20); Birgit Schwelling: On History, Memory, and Identity: The Vietnam Veterans Memorial as a Lieu de Mémoire (21-40); Heinz Tschachler: 'In God We Trust' or, How Dollar Bills Represent and Constitute the American Nation-an Attempt in Cultural Iconography (41-62); Oyvind Vagnes: Quoting Zapruder (6374); Nassim W. Balestrini: Rip Van Winkle on the Stage: Myth and Icon of American Origins (75-92); Sämi Ludwig: Ideology and Art: Pocahontas in Three Early American Plays (93114); Allan Phillipson: The Killing Icon: Mickey Spillane's Mike Hammer (115-138); Teresa Requena: Gertrude Stein: The Making of a Literary Icon (139-154); Alice A. Deck: The Mammy/Aunt Jemima as an American Icon: Toni Morrison Responds (155-166); Dagmar Fink: Cherished as well as Suspicious: Femme Femininities (167-186); Greta Olson: Fat and Class Prejudice: America's Two-Body Society (187-204); Jan Roush: Trickster Tracks in the Works of Sherman Alexie (205-218); Page Laws: Astaire and Rogers: Icons of American Screen Romance (219-236); Bent Sorensen: Sacred and Profane Icon-Work: Jane Fonda and Elvis Presley (237-258); Arno Heller: Reinventing Billy the Kid: The Juvenile Delinquent as Icon (259-276); Louis J. Kern: Captain America: From Iconic American Super Soldier to Anti Heroic, Conflicted Embodiment of Super Power (277-298). [84-L] Kalaga, Wojciech H.; Rachwal, Tadeusz (Hrsg.): Spoiling the cannibals' fun?: cannibalism and cannibalisation in culture and elsewhere, (Literary and Cultural Theory, Vol. 20), Frankfurt am Main: P. Lang 2005, 252 S., ISBN: 3-63154484-7 (Standort: ULB Münster(6)-3F60450) INHALT: "Spoiling the Cannibals' Fun? is not a volume about Captain Cook, unless one thinks the story of his having been eaten in the Polynesian tropics is not so much about the nourishing of the barbarians with a white man's flesh, as one which raises a number of questions relating to, broadly understood, cultural encounters in which some sort of cannibalisation is always at stake. For example, an encounter with the other is inevitably also an encounter of what Penelope Deutscher sees as 'the cannibal or 'eating' subject who is always already the other 'in us'', an encounter which questions 'the integrity of the subject's boundaries'. This volume takes up such various metaphorical senses of cannibalism and cannibalisation, and explores the ways they function within diverse domains and niches of culture (and elsewhere)." (author's abstract). Contents: Lance Rhoades: The Spectre and Spectacle of Cannibalism in Consumerist Society (13-26); Helen Day: Modest Proposals and Love Supreme: Metaphorical, Literal and Virtual Cannibalism in Capitalist Society (27-36); Kathryn Radford: Reading Literary Cannibalism Through Specific Body Parts (37-50); Slawomir Maslon: Having Eaten One's Ears: On the Fetish Character in Music and the Spectacle of Digestion (51-64); Jacek Mydla: Aquinas Eating Caliban on Friday, or the Vagaries of the Theology of Anti- 70 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel Cannibalism (65-72); Marta Zajac: Meatology (73-80); Kirsti Bohata: Excessive Appetites: Cannibalism and Lesbianism (81-92); Liliana Barakonska: (In)Expressible Incorporation. On Melancholy Cannibals (93-100); David Schauffler: Cannibalism on Tomtegaten: Who's Eating Whom in Hamsun's Hunger? (101-112); Stephen Tapscott: Bite Me! Cannibalism and the Uses of Translation (111-122); Tadeusz Rachwal: 'Cannibals All'. On Masters, Misters, and Mistresses (123-132); Johan van Wyk: Killing a Story: The Discourse of Cannibalism in the History and Literature of the Basotho (133-146); Eugenia Sojka: Cannibalism and Cannibalisation, the Canadian way. Construction of the Native and Multicultural 'Other' in Selected Texts and Arts Events (147-160); Ewa Domanska: Transhumanation: From Man to Monster. An Exercise in the Hermeneutics of Passage (161-172); Katarzyna Ancuta: The Things We Do for Love. Jeffrey Dahmer and Cannibal Love Culture (173-186); Katarzyna Wieckowska: Space and Temporalization. The Case of Some (Other) Monsters (187-192); Zuzanna Szatanik: Alice in Distressland: Melancholy Cannibalism and Melancholy Edibility in The Edible Woman (193-200); Pawel Jedrzejko: Melville's 'Universal Cannibalism of the Sea' (201-210); Maciej Nowak: Noah, Calamity and Cannibalism - A Moveable Myth. A Study of a ManEating Case in Byron and Barnes (211-234); Olga Glebowa: Cannibalism and the Construction of the Other in Beowulf and John Gardner's Grendel (235-244); Rafal Boryslawski: 'Eater of the Dead'. Cannibalism in Anglo-Saxon Culture (245-252). [85-L] Keller, Thomas: Kulturtransferforschung: Grenzgänge zwischen den Kulturen, in: Stephan Moebius, Dirk Quadflieg (Hrsg.): Kultur : Theorien der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 101-114, ISBN: 3-531-14519-3 INHALT: Die von Michel Espagne und Michael Werner geprägte Forschung zum deutschfranzösischen Kulturtransfer (transfert culturel) wird in ihren Grundzügen dargestellt.Es handelt sich um ein in den 1980er Jahren vom Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) initiiertes Forschungsprogramm, bei dem es um Übertragungsprozesse zwischen den beiden Kulturen geht: Dokumente der anderen Kultur im jeweiligen Land, Mittlerinstitutionen und -gruppen, Medien sowie diskursive Vorgänge der Aneignung und Transformation von Gütern, Handlungsweisen und Orientierungen. Die deutsch-französische Transferforschung ist Teil eines ethnologischen Blicks auf die Alltagsgeschichte. (GB) [86-L] Koenig, Matthias: Cultural constructions of modernity in the world polity, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2872-2882, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Der Autor setzt sich mit den theoretischen Ansätzen des Soziologen Samuel N. Eisenstadt und den empirischen Zugangsweisen von John Meyer und anderen neoinstitutionalistischen Forschern zu den "multiplen Modernitäten" in der heutigen Weltgesellschaft kritisch auseinander. Er stellt zunächst die Gemeinsamkeiten der beiden Ansätze heraus, die trotz der unterschiedlichen Konzeption von Modernität bei der kulturellen Konstruktion, dem politischem Entwurf und dem universalen Bezug auf die Moderne bestehen. Er identifiziert in einem zweiten Schritt die blinden Flecken in beiden Theorien und entwickelt soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 71 Vorschläge für eine zukünftige Forschungsagenda, die die Stärken und Schwächen beider Ansätze miteinander kombiniert. Er plädiert vor diesem Hintergrund für eine stärkere vergleichende Forschung über die kulturellen Konstruktionen des Säkularismus und seine institutionellen Ausformungen in der Weltpolitik. (ICI) [87-L] Krüger, Helga: Kulturelle Ungleichheit, Institutionen des Lebensverlaufs und die Zukunft der Geschlechterdifferenz, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 144-158, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Das Motto dieses Soziologie-Kongresses - 'Soziale Ungleichheit und kulturelle Unterschiede' - ist der Autorin Anlass, die Substantive und Adjektive neu zu ordnen und von kultureller Ungleichheit zu sprechen, also eine weiche und eine harte Determinante sozialer Wirklichkeit zu kombinieren. Ihre These für das Folgende lautet nämlich: Bei der Geschlechterdifferenz - und um diese geht es - handelt es sich um die Konstruktion kultureller Unterschiede, die längst - und zwar hinter unserem Rücken - zur ordnungspolitisch gesicherten Ungleichheit wurden. Diese kulturelle Ungleichheit tangiert nun wiederum auch die klassische Herkunftsungleichheit. Darin verwickelt sind gesellschaftliche Institutionen, von deren Bedeutung als Ungleichheitsordner meine Vorlesung handelt. Einführend geht es um den Zuschnitt der Ungleichheitsforschung und die Rolle der Institutionen darin. Das zweite Kapitel gilt den Diskrepanzen zwischen Ungleichheitsstruktur, Ungleichheitserfahrung und Selbstwahrnehmung. Im dritten Schritt behandelt sie die Zentralität von Institutionen für Beharrung und Wandel der Ungleichheitsordnung, und im vierten beleuchtet sie sozialstrukturelle Verwerfungen, die kulturell nicht mehr legitimierbar sind." (Textauszug) [88-L] Kuhn, Katina: Zur 'kulturellen' Dimension nachhaltiger Entwicklung - eine metatheoretische und diskursanalytische Bestandsaufnahme, (INFU-Diskussionsbeiträge, 28), Lüneburg 2006, 47 S. (Graue Literatur; URL: http://www.uni-lueneburg.de/infu/pdf/28_06.pdf) INHALT: "Die Frage nach der Bedeutung von Kultur für das Konzept nachhaltiger Entwicklung ist Ausgangspunkt des vorliegenden Beitrags. Zwei divergente Beobachtungen gaben Anstoß für die Formulierung dieser Fragestellung: erstens spielte in den Formulierungen des 1987 vorgelegten Brundtland-Berichts, dem Schlüsseldokument für die internationale Nachhaltigkeitsdiskussion, 'Kultur' als ein Aspekt des Nachhaltigkeitsleitbildes keinerlei Rolle. Zweitens bemühen sich seit wenigen Jahren Vertreterinnen und Vertreter der deutschsprachigen Nachhaltigkeitsdiskussion vermehrt um die Implementierung des Kulturbegriffs in das Konzept nachhaltiger Entwicklung. Diesen Bemühungen fehlt es bislang jedoch an weitreichender Resonanz. Zwei zentrale analytische Überlegungen können aus diesen beiden Beobachtungen abgeleitet werden: (1) Die kulturelle Dimension von Nachhaltigkeit zu definieren und anzuerkennen, macht eine grundsätzliche Verständigung über die drei Schlüsselbegriffe - Kultur, Entwicklung und Nachhaltigkeit - erforderlich. (2) Das periodische Auftauchen von Kulturbegriffen in den nationalen und internationalen Entwicklungsdiskursen kritisch zu rekonstruieren, bietet dabei eine konvenable Möglichkeit, dem für den Nachhaltigkeitsdiskurs unerlässlichen Verständigungs- und Definitionsprozess um den Kulturbegriff, ein elaboriertes 72 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel Fundament zu geben. Der Beitrag gliedert sich in drei analytische Teile: Die Analyse der großen entwicklungstheoretischen Paradigmen (Modernisierung, Dependenz, Weltsystem) der 1950er bis 1970er Jahre verfolgt das Ziel, die sich wandelnden Vorstellungen von "Kultur" und insbesondere Auffassungen über ihre Bedeutung für und innerhalb von Entwicklungsprozessen vor Augen zu führen (Abschnitt 5). Daran an schließt eine Rekonstruktionsarbeit die zeigt, wie im Rahmen der 'Krise des westlichen Modernismus', die Radikalisierung der modernen Repräsentations- und Erkenntnisskepsis und der Bruch mit dem modernen Wissensbegriff seit den frühen 1970er Jahren dominante Wertmaßstäbe und Konzepte des Entwicklungsdenkens in Frage stellt. Mit den neueren entwicklungstheoretischen Ansätzen geht eine neue Bewertung der Bedeutung des Kulturbegriffs für Entwicklungskonzepte einher. Die Auseinandersetzung um das Begriffspaar Kultur und Entwicklung kulminiert Anfang der 1990er Jahre in dem Bericht der UN-Weltkommission für Kultur und Entwicklung 'Unsere kreative Vielfalt'. Die Analyse dieses Dokuments, speziell der hierin definierten Entwicklungs- und Kulturbegriffe, steht im Mittelpunkt dieses zweiten Analyse-Teils (Abschnitt 6 und 8). Abschließend werden Schwächen und Stärken des deutschsprachigen Diskurses um Kultur und Nachhaltigkeit vor der kritisch reflektierten Folie des kultur- und entwicklungspolitischen Diskurses der UNESCO diskutiert, mögliche Perspektiven für eine Integration des Kulturbegriffs in das Nachhaltigkeitskonzept aufgezeigt sowie denkbare Anschlussstellen an den international geführten Diskurs um Kultur und (nachhaltige) Entwicklung aufgewiesen (Abschnitt 9-10)." (Autorenreferat) [89-L] Larbig, Torsten; Wiedenhofer, Siegfried (Hrsg.): Kulturelle und religiöse Traditionen: Beiträge zu einer interdisziplinären Traditionstheorie und Traditionsanalyse, (Studien zur Traditionstheorie, Bd. 1), Münster: Lit Verl. 2005, 293 S., ISBN: 3-8258-5182-6 (Standort: ULB Münster(6)-3H91215) INHALT: "Angesichts des Pluralismus kultureller und religiöser Traditionen, die in der heutigen Weltlage nur noch selten in Isolierung und Selbstbezüglichkeit verharren können, und angesichts der Probleme der Weitergabe kultureller und religiöser Traditionen in den postmodernen Gesellschaften gewinnt die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema der Tradition eine neue Dringlichkeit. Bei aller Notwendigkeit fach- und theoriebezogener Spezialisierung stellt die Komplexität des Traditionsthemas und damit eine interdisziplinäre Traditionstheorie und Traditionsanalyse heute die eigentliche Herausforderung dar. Der Band präsentiert dazu eine Reihe wichtiger Ansätze." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ulrich Oevermann: Soziologische Überlegungen zum Prozeß der Tradierung und zur Funktion von Traditionen (11-36); Ursula Apitzsch: Religiöse Traditionalität und Integration im Einwanderungskontext (37-54); Hans Bosse: Die Spannung zwischen dem endlichen und dem unendlichen Wir. Ein sozialpsychologisches Modell religiöser Vergemeinschaftung und der Entstehung des Neuen in ethnischen und modernen Gesellschaften (55-91); Klaus E. Müller: Die feste Burg.Eine ethnologische Traditionstheorie (92-123); Heiner Roetz: Tradition, Moderne, Traditionskritik. China in der Diskussion (124-167); Winfried Frey: Christliche Tradition und Judentaufen in deutschen Texten des 16. Jahrhunderts (168-190); Gerhard Oberhammer: Überlegungen zur Hermeneutik religiöser Traditionen (191-211); Richard Schaeffler: Universalien religiöser Erfahrung in der Vielfalt religiöser Überlieferung. Ein notwendiger, aber problematischer Begriff (212-252); Siegfried Wiedenhofer: Traditionsbegriffe (253-279). soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 73 [90-L] Lee, Jong-Hee: Konfuzianische Kultur und geschlechtsspezifische Ungleichheit: der südkoreanische Arbeitsmarkt als Beispiel, in: Gert Albert, Agathe Bienfait, Sigmund Steffen, Mateusz Stachura (Hrsg.): Aspekte des Weber-Paradigmas, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 193-217, ISBN: 3-531-14994-6 (Standort: USB Köln(38)-34A566) INHALT: Seit der Entstehung der Soziologie gehört die Analyse von Modernisierungsprozessen zu den zentralen Aufgaben dieser Disziplin. Max Weber liefert hierzu einen der wichtigsten Beiträge, der auf die Bedeutung kultureller und religiöser Vorbedingungen der Modernisierung aufmerksam macht. Webers Schwerpunkt liegt auf dem Wirkungszusammenhang von religiösen und kulturellen Wertideen einerseits und der gesellschaftlichen Ordnungsstruktur andererseits. So versucht Weber auch in seinen Konfuzianismus-Studien, die Unterschiede des konfuzianischen Rationalismus zum Rationalismus des puritanischen Protestantismus herauszuarbeiten: "Der konfuzianische Rationalismus bedeutete rationale Anpassung an die Welt. Der puritanische Rationalismus: rationale Beherrschung der Welt.". Weber macht damit in den konfuzianisch geprägten Gesellschaften Ostasiens einige Strukturmerkmale verantwortlich für die Hemmung von Prozessen nach dem okzidentalem Modell. Der Beitrag versucht eine empirische Prüfung dieser These und der Frage, welche Rolle dabei die konfuzianische Kultur spielt. Da die konfuzianische Tradition im Bewusstsein der Koreaner immer noch tief verankert ist und sich in zentralen Institutionen der Gesellschaft widerspiegelt, wird die damit verbundene Stellung der Frau im Modernisierungsprozess unter Einbeziehung der konfuzianischen Tradition erklärt. Die Analyse setzt den Fokus auf die Jahre zwischen 1960 und 2003, da die koreanische Gesellschaft in diesem Zeitraum ihren bisher stärksten Modernisierungsschub durchlebt hat. (ICA2) [91-L] Mae, Michiko: Von der Kulturalität zur Transkulturalität: ein Paradigmenwechsel in der Genderforschung und das japanische Partizipationsgesetz, in: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 24/2006, H. 1, S. 69-79 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG6137; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag arbeitet die besondere Bedeutung des 1999 in Japan in Kraft getretenen "Grundgesetzes zur Bildung einer Männer und Frauen gleichermaßen beteiligenden Gesellschaft" heraus. Dieses Gesetz steht für das sich verändernde Genderverhältnis in der japanischen Gesellschaft und Kultur, welches sich als Übergang von der Kulturalität zur Transkulturalität zeigt. An dem Gesetz wird erkennbar, warum das neue gender-free-Konzept zu einem wichtigen Wegweiser für die weitere Entwicklung einer globalen Zivilgesellschaft in Japan werden kann. Am Beispiel dieses Partizipationsgesetzes wird die Frage untersucht, ob und wie dieser Übergang möglich ist. Neben dem Entstehungsprozess des Gesetzes werden auch die Konzepte Kulturalität und Gender im japanischen Modernisierungsprozess beleuchtet. Die Betrachtungen verdeutlichen, dass an Japan, dem Modellfall für eine nicht-westliche Modernisierung, gegenwärtig besonders deutlich die widersprüchlichen Tendenzen zwischen Globalisierung und Renationalisierung, zwischen Transkulturalität und Rückbezug auf die eigene Kultur sowie zwischen degendering und regendering aufgezeigt werden können. (ICH) 74 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel [92-L] Merkel, Wolfgang: Islam, Islamismus, der Westen und die Demokratie, in: André Kaiser, Wolfgang Leidhold (Hrsg.): Demokratie - Chancen und Herausforderungen im 21. Jahrhundert, Münster: Lit Verl., 2005, S. 41-69, ISBN: 3-8258-8001-X (Standort: UB Wuppertal(468)-21OYU444) INHALT: "Im Sommer 1993 erschien in der Zeitschrift 'Foreign Affairs' ein Aufsatz mit dem Titel 'The Clash of Civilizations?' (1993: 22 ff.). Der Politikwissenschaftler Samuel P. Huntington provozierte darin mit der These, dass in einer multipolaren Welt, in der sich der OstWest-Gegensatz zwischen Kommunismus und Kapitalismus aufgelöst habe, auch ideologische Blöcke und Nationalstaaten aufhören, die Ursachen, Subjekte und Objekte kriegerischer Auseinandersetzungen zu sein. Die eigentliche Bruchlinie der Zukunft werde zwischen 'Zivilisationen' verlaufen, ein Zusammenprall der 'Kulturen' unvermeidlich sein. Dies gilt insbesondere für die westliche und die islamische Zivilisation. Der Essay hat weltweites Aufsehen erregt. Von den kalten Kriegern wurde er begrüßt, von den Vertretern arabisch-islamischer Gesellschaften entschieden abgelehnt. Besondere Empörung riefen Huntingtons Thesen aber bei Vertretern des Multikulturalismus in den westeuropäischen Gesellschaften hervor. Begriffe wie Ethnozentrismus, Imperialismus und Neokolonialismus steckten die Grenzlinien des Diskurses ab. Grenzlinien, die von den Gralshütern des politischen Diskurses mit bornierten Sprech- und Denkverboten befestigt und argwöhnisch bewacht wurden. Am 11. September 2001, acht Jahre nach dem Erscheinen des Essays, rasten zwei Flugzeuge in die Twin Towers des World Trade Centers in New York. Sie zerstörten das aufragende Symbol des kapitalistischen Westens und rissen 3000 Menschen in den Tod. Geplant und ausgeführt wurde die Tat von Islamisten, die ihren eigenen Tod als Märtyrer zelebrierten. Mit all seinem Schrecken, Entsetzen und der ganzen symbolischen Wucht der Ästhetik des Terrors schien nichts besser Huntingtons These des 'Zusammenpralls' zu beglaubigen als der 1 1. September. Hat er dies wirklich? Um dieses Problem jenseits des essayistischen Raisonnements zu diskutieren, will ich folgende Fragen beantworten: a) Was meint Huntington mit 'Zusammenprall', was mit 'Zivilisationen'? b) Gibt es unversöhnliche Gegensätze zwischen der islamischen Welt und dem Westen in den zentralen Fragen der Menschenrechte, der Demokratie sowie des Verhältnisses von Staat, Politik und Religion? c) Und der Westen? Wie aufgeklärt, friedliebend, tolerant ist er? Ist er Opfer oder Täter im Konflikt mit der arabisch-islamischen Welt? Kann er sich politisch und moralisch auf überlegene Prinzipien und Verfahren beziehen?" (Textauszug) [93-L] Meyer, Thomas; Vorholt, Udo (Hrsg.): Freiheit und kulturelle Differenzen, (Dortmunder politisch-philosophische Diskurse, Bd. 3), Bochum: Projekt-Verl. 2006, 103 S., ISBN: 3-89733-138-1 (Standort: LB Stuttgart(24)-55C4295) INHALT: "Ein Blick in den Medienspiegel zeigt, wie hochsensibel und immer wieder aktuell das Thema 'Freiheit' in unseren Gesellschaften ist. Sie ist nicht nur Gegenstand der Diskussionen innerhalb der Politik und Philosophie, sondern findet auch ein geschärftes Interesse in der breiten Öffentlichkeit. Im dritten Band der 'Dortmunder politisch-philosophischen Diskurse' mit dem Titel 'Freiheit und kulturelle Differenzen' stellen die deutschen und amerikanischen Wissenschaftler grundlegende Beiträge vor. Dabei werden nicht nur historische wie aktuelle Bestimmungen des Freiheitsbegriffes sondiert, sondern Verbindungen zu politischen Grundwerten in Deutschland hergestellt und der freiheitliche Kontext amerikanischer Diskurse entfaltet. Die in diesem Band versammelten Beiträge bieten eine breite Basis für den wissen- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 75 schaftlichen Dialog über 'Freiheit und kulturelle Differenzen'." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Walter Reese-Schäfer: Theoretische Ansätze zu kulturellen Voraussetzungen von Freiheit (11-30); Dick Howard: Freedom and Politics in America and in the United States (31-41); Lewis Hinchman: Freiheit und kulturelle Differenzen in den USA (42-54); Thomas Meyer: Freiheit und soziale Demokratie; Primat der Freiheit. Ende der Gleichheit? (55-68); Volker Gerhardt: Freiheit und Verantwortung (69-77); Eric Foner: The Idea of Freedom in American History (78-93); Jürgen Kocka: The Idea of Freedom in German History (94-101). [94-L] Müller, Hans-Peter: Terror und Gewalt: Anmerkungen zum "Kampf der Kulturen", in: Freia Anders, Ingrid Gilcher-Holtey (Hrsg.): Herausforderungen des staatlichen Gewaltmonopols : Recht und politisch motivierte Gewalt am Ende des 20. Jahrhunderts, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 112132, ISBN: 3-593-37853-1 (Standort: UB Bonn(5)-2006-5630) INHALT: Der Beitrag zeigt, dass und wie Wahrnehmungs- und Klassifikationsschemata im Feld der kulturellen Produktion politische Debatten präformieren können. Vorgestellt wird eine soziologische Erklärung politisch motivierter Gewalt, die am Ende des 20. Jahrhundert entstand und infolge der Ereignisse des 11. Septembers 2001 international an Deutungsmacht gewann: der Ansatz Samuel P. Huntingtons. Der Beitrag rekonstruiert Huntingtons Argumentation, zeigt konkurrierende Lesarten und problematisiert, ob und inwiefern die These vom "Kampf der Kulturen" hinreichend den globalen Terrorismus des 21. Jahrhunderts, der eine neue Dimension terroristischer Gewalttaten zeigt, erklären kann. Die Frage der Gewalt wird in Verbindung mit Terror und Terrorismus angeschnitten, unter der leitenden Frage: Hat der internationale oder globale Terrorismus die Chancen für das Szenario eines "Kulturkampfes" erhöht? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Fragestellung und These werden in drei kursorischen Schritten entwickelt. In einem ersten Schritt wird an die zeitdiagnostischen Thesen zu 9/11 erinnert, zumal sie das Ausmaß der Ratlosigkeit und des chronisch schlechten Gewissens des Westens deutlich machen. In einem zweiten Schritt wird ein analytischer Bezugsrahmen zu Terror und Islam in Grundzügen entwickelt, der zumindest begrifflich das Terrain der zu sondierenden Fragen, Probleme und Konzepte absteckt. Im dritten Schritt schließlich werden Huntingtons Ansatz und Analyse eines "Kampfes der Kulturen" detaillierter untersucht, um daraus auf die Triftigkeit seines Interpretationsangebots zu schließen. (ICA2) [95-L] Müller, Johannes: Globalisierung als sozio-kulturelles Phänomen, in: Georg Fahrenschon, Philipp W. Hildmann; Hanns-Seidel-Stiftung e.V. Akademie für Politik und Zeitgeschehen (Hrsg.): Globalisierung und demografischer Wandel : Fakten und Konsequenzen zweier Megatrends, 2006, S. 23-25, ISBN: 388795-310-X (Graue Literatur; URL: http://www.hss.de/downloads/amz49.pdf) INHALT: Die Globalisierung ist ein komplexer Prozess mit vielfältigen Facetten. Sie umfasst ökonomische, sozio-kulturelle und politische Aspekte, die vor allem in ihren Wechselwirkungen zu sehen sind. Sie ist auch alles andere als ein geradliniger Prozess. Die Dynamik der Globalisierung wird man darum nur dann zu verstehen beginnen, wenn man sich bewusst ist, dass man es tatsächlich mit einem Plural zu tun hat. Zum einen verlaufen die Entwicklungen in den einzelnen Ländern teils höchst unterschiedlich, zum anderen gibt es eine Vielfalt von 76 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel oft gegenläufigen Prozessen. Die folgenden Überlegungen beschränken sich auf einige Aspekte der sozio-kulturellen Dimension der Globalisierung. (ICD2) [96-L] Müller-Funk, Wolfgang: Niemand zu Hause: Essays zu Kultur, Globalisierung und neuer Ökonomie, Wien: Czernin Verl. 2005, 232 S., ISBN: 3-7076-0062-9 INHALT: In den sämtlich bereits anderweitig veröffentlichten Beiträgen aus den letzten Jahren erörtert Müller-Funk das Verhältnis von Kultur und Globalisierung aus vorwiegend kulturwissenschaftlicher Perspektive. Der weltweite Siegeszug des Kapitalismus sei keineswegs nur als Triumph eines ökonomischen Systems zu betrachten. Er resultiere vielmehr aus der Dominanz eines bestimmten kulturellen Systems und einer Wertestruktur, die alles aus der Perspektive der Marktlogik bewerte. Damit seien soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeiten kaum noch als solche zu identifizieren, sondern würden vielmehr als individuell verursacht oder schlicht als Pech apostrophiert. Der Verfasser erörtert zudem die Auswirkungen dieser kulturellen Verschiebungen anhand sehr unterschiedlicher Themen wie der Bedeutung von Flexibilität, dem veränderten Verständnis von Glück oder der Ökonomisierung der Kunst, die sich zunehmend in reiner Unterhaltung erschöpfe. Zugleich zeigt er, dass Globalisierung verstanden als Erschließung und Öffnung neuer Räume - schon lange vor dem Siegeszug des Neoliberalismus existiert habe. Einerseits sei mit diesem Prozess eine Homogenisierung von Kultur verbunden, andererseits sei Kultur immer ein plurales Phänomen und Entwicklung basiere genau auf dieser Pluralität, wobei allerdings immer die Frage der Macht mit betrachtet werden müsse. (ZPol, NOMOS) [97-L] Nassehi, Armin: Dialog der Kulturen - wer spricht?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 28/29, S. 33-38 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/OD5C2J.pdf) INHALT: "Dass es eines 'Dialogs der Kulturen' bedarf, scheint ausgemacht zu sein. Wer aber spricht in diesem Dialog? Und warum sprechen die Dialogteilnehmer im Namen von Kulturen?" (Autorenreferat) [98-L] Neubert, Dieter: Kulturelle Differenz und soziale Strukturierung in Afrika, in: Peripherie : Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt, Sonderband, Bd. 1/2005, S. 178-192 INHALT: "Kulturalisierung und Ungleichheit wurden im Blick auf Afrika seit einiger Zeit vor allem über Prozesse der Ethnisierung und damit verbundene Konflikte wahrgenommen. Diese Debatte hat wesentlich zur Kritik primordialer (essentialistischer) ethnischer Konzepte beigetragen. Mit dieser Fokussierung sind jedoch zwei miteinander verknüpfte Zusammenhänge zwischen (konstruierter) kultureller Differenz und sozialer Strukturierung aus dem Blick geraten, die wesentliche - bislang zu wenig untersuchte - Elemente der Sozialstruktur afrikanischer Staaten berühren: 1. die Überbrückung sozialer Ungleichheiten durch Ethnizität (oder religiöse Identität) und 2. andauernde sozioökonomische Ungleichheiten, die neben Ethnizität soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 77 weiter bestehen. Diese verkürzende Analyse macht die Sozialstrukturanalyse, zumindest im Blick auf Afrika, zu einen blinden Fleck in der Entwicklungssoziologie. Die Soziologie der Entwicklungsländer hat sich in den letzten 10-15 Jahren trotz bemerkenswerten Fallstudien von der Theoriediskussion in der Entwicklungsforschung entfernt und mit dem weitgehenden Ignorieren soziologischer Kernfragen eine konzeptionelle und empirische Lücke geöffnet, die kaum durch andere Disziplinen geschlossen werden kann. Die letzte größere theoretische Arbeit zur klassischen Frage der Strukturierung von Gesellschaften der Dritten Welt von Evers & Schiel mit dem Konzept der strategischen Gruppen wurde Ende der 1980er Jahre publiziert (Evers & Schiel 1988). Es scheint mir deshalb notwendig, erneut grundsätzlicher über die Beschreibung und Analyse von Kultur und Ungleichheit oder von 'Kultureller Differenz und sozialer Strukturierung in Afrika' nachzudenken. Auch wenn ich mich ausdrücklich auf Afrika konzentriere, vermute ich, dass die Soziologie in den anderen Regionen der Dritten Welt mit ähnlich gelagerten Problemen konfrontiert ist. Eine nicht unerhebliche Nebenfolge des blinden Flecks der entwicklungssoziologischen Forschung ist, dass entgegen allen Zielsetzungen der Entwicklungspolitik es bislang schwer ist, einigermaßen treffsicher potenzielle und erwünschte Nutzer oder Begünstigte von entwicklungspolitischen Maßnahmen zu beschreiben und in der Folge diese auch gezielt zu erreichen. Ausgangspunkt meiner Überlegungen sind die auf soziokulturelle Prozesse ausgerichtete Ethnizitätsdebatte sowie das entwicklungspolitische Feld der Armutsbekämpfung und das damit verbundene Interesse an sozioökonomischer Differenz. Da beide Zugänge weitgehend bekannt sind und hinreichend diskutiert wurden, kann sich deren Rezeption hier auf den Beitrag dieser Arbeiten für eine Sozialstrukturanalyse Afrikas konzentrieren. Die Zusammenführung der beiden Perspektiven ist bislang nur unzureichend gelungen und birgt noch einige konzeptionelle und methodische Herausforderungen." (Textauszug) [99-L] Ostermann, Patrick; Rehberg, Karl-Siegbert; Voigt, Karen: Transformationsprozesse im Kulturbereich: eine vergleichende Studie zum "Dritten System" in Mittel- und Osteuropa, (Dresdner Studien zur Kultur, Bd. 3), Leipzig: Leipziger Univ.Verl. 2006, 190 S., ISBN: 3-86583-019-6 (Standort: UB Siegen(467)-01AFK1870) INHALT: "Erstmalig wurden in dieser Studie Genese und Bestand des Dritten Systems bzw. Sektors in sieben Kulturstädten - Debrecen (Ungarn), Krakau (Polen), Prag (Tschechische Republik) und Riga (Lettland) sowie in Dresden, Görlitz und Weimar - vor dem Hintergrund des doppelten Transformationsprozesses in den postsozialistischen Ländern empirisch untersucht. Das Dritte System, das länderspezifische Eigenschaften, aber auch strukturelle Gemeinsamkeiten aufweist, übernimmt dabei wichtige Funktionen. Es entlastet die Gesamtgesellschaft, indem es Einrichtungen auffängt, die aus dem Zweiten System, also dem der 'öffentlichen Hände' (Staat, Regionen, Kommunen), ausgegründet wurden. Normativ ist es ein Spezifikum des Dritten Systems, bürgerschaftliches Engagement zu gewährleisten und zu fördern. Das ist für die Entwicklung von Demokratie und Zivilgesellschaft von großer Bedeutung. Neben diesen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben kann das Dritte System für den Kulturbereich jedoch auch weitere wichtige Funktionen übernehmen, nämlich kulturelle Nischen ausfüllen und z.B. der Soziokultur oder der Kleinkunst Möglichkeiten eröffnen, die es im Ersten System (dem Markt) und/oder im Zweiten System nicht gäbe. Auch trägt es wesentlich zur Sicherung und Verbreitung des kulturellen Erbes bei. Oft wird jedoch aus Gründen der Finanzkrise öffentlicher Haushalte das Organisationsmodell des Dritten Systems benutzt, um die Kürzung langfristiger finanzieller Zuwendungen oder gar den völligen Rückzug von einer 78 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel kulturellen Einrichtung oder Aktivität seitens der politischen Instanzen zu verschleiern. Ermutigende Begriffe wie 'gemeinnütziger Verein' oder 'Stiftung' können dann darüber hinweg täuschen, dass eine stabile Grundlage für die Erfüllung ihrer Aufgaben fehlt und wirtschaftliche Unabhängigkeit, gar ein kommerzieller Erfolg nicht in Sicht sind. Diese Ambivalenz zwischen zivilgesellschaftlichem und künstlerisch-kreativem Aufbruch auf der einen und finanzieller Unterminierung auf der anderen Seite bestimmt gleichwohl die Realität kultureller Arbeit in vielen Ländern. Diesem Schlüsselproblem der Kulturarbeit im Dritten System ist die vorliegende Studie gewidmet." (Autorenreferat) [100-L] Özmen, Elif (Hrsg.): Humanismus als Leitkultur: ein Perspektivenwechsel, München: Beck 2006, 223 S., ISBN: 3406-54370-7 (Standort: UB Bonn(5)-2006/4986) INHALT: "Die hier versammelten Reden und Schriften aus den Jahren 1996-2005 skizzieren einen erneuerten, einen zeitgemäßen Humanismus, der sich den Herausforderungen der Zeit stellt. Diese werden in einer Bestandsaufnahme benannt (Bildung und Kultur in Deutschland zur Lage) und dann aus verschiedenen Perspektiven angegangen: zum einen historisch, wobei die besondere Rolle Deutschlands als Kultur- und Bildungsnation hervorgehoben und zugleich der humanistische Kern dieses Verständnisses als genuin europäisch anerkannt wird. Zum anderen wird auf den Zusammenhang von Bildung und Persönlichkeitsbildung hingewiesen, der Entwicklung von Fähigkeiten und Tugenden, die die Orientierung in einer postmodern zerfaserten Welt erleichtern können. Zum Dritten kommt eine ökonomische Dimension ins Spiel: Der bei Bildungs- und Kulturpolitikern wie in Feuilletons um sich greifende Ökonomismus wird kritisiert, zugleich aber Bildung als die beste Ausbildung, die sich letztlich auch ökonomisch auszahlt, betrachtet (Erster Teil: Bildung und Kultur - Grundlagen). Im nächsten Teil geht es um das Verhältnis von Kunst und Lebenswelt, wobei die Ausführungen zu einzelnen Themen die grundsätzlichen Überlegungen zur humanistischen Bildung und Kultur im Blick behalten. Zu diesen Themen gehören: Erneuerung in Wissenschaft und Kunst, Baukultur, Musikkultur, Buchkultur. Ausgespart wurde der Bereich Filmkultur - das große Engagement Nida-Rümelins für den deutschen Film ist gut bekannt und praktisch wirksam geworden - nicht zuletzt in dem neuen Filmförderungsgesetz (Zweiter Teil: Kunst und Lebenswelt). Erneuerter Humanismus hat eine über die Bereiche Bildung, Kultur und Lebenswelt hinausweisende, dezidiert politische Dimension: Demokratien bedürfen einer Unterfütterung durch eine Kultur der Kooperation, einer Kultur des Respektes und der gegenseitigen Anerkennung. Ein solcher humanistischer Individualismus stellt den Minimalbestand geteilter Normen, Werte und Einstellungen bereit, der erst Verständigung, bürgerschaftliche und gesellschaftliche Interaktion ermöglicht. Die Idee der Zivilgesellschaft wird unter verschiedenen Aspekten erörtert: kulturelle Differenz und kulturelle Integration, Mehrsprachigkeit, Probleme und Perspektiven offener Gesellschaften (Dritter Teil: Perspektiven der Zivilgesellschaft). Der vierte und letzte Teil enthält ein Interview, das Ulf Poschardt unmittelbar nach dem Ausscheiden vom Amt des Kulturstaatsministers Anfang des Jahres 2003 mit Julian Nida-Rümelin geführt hat und das in sehr persönlicher Weise die eigene Herkunft, den akademischen und politischen Werdegang, die ethischen, politischen und ästhetischen Überzeugungen thematisiert. Zugleich bekommt man einen guten Einblick in seine politischen Tätigkeitsfelder - und auch Erfolge -, also in die Handlungsdimension eines 'erneuerten Humanismus'." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Vorwort der Herausgeberin (7-10); Bildung und Kultur in Deutschland - zur Lage (11-20); Erster Teil: Bildung und Kultur: Zur kulturellen Di- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 79 mension der Bildung (23-27); Für einen erneuerten Humanismus (28-35); Menschenbild und Ethik im postgenomischen Zeitalter (36-42); Zukunftsfähige Bildung. Persönlichkeit - Fähigkeiten - Tugenden (43-48); Zur Zukunft der Geisteswissenschaften. Eine humanistische Perspektive (49-56); Die geisteswissenschaftliche Perspektive (57-66); Die Universität zwischen Humboldt und McKinsey. Perspektiven wissenschaftlicher Bildung (67-81); Wozu braucht die Gesellschaft welche Eliten? (82-94); Zweiter Teil: Kunst und Lebenswelt: Innovation in Wissenschaft und Kunst (97-106); Baukörper und Menschenbilder (107-113); Berliner Mitte (114-116); Pop.Musik.Kultur (117-124); Zur Buchkultur (125-129); Dritter Teil: Perspektiven der Zivilgesellschaft: Kulturelle Integration als kulturpolitische Leitidee (133-143); Ein Plädoyer für Mehrsprachigkeit (144-151); Die Idee der Zivilgesellschaft (152-152); Globalisierung und kulturelle Differenz (163-169); Die offene Gesellschaft und ihre Feinde (170179); Vierter Teil: Interview mit Ulf Poschardt: Authentizität und Präzision. Julian NidaRümelin im Gespräch mit Ulf Poschardt (183-223). [101-F] Pfau-Effinger, Birgit, Prof.Dr.; Dallinger, Ursula, Dr. (Leitung): Kultur und Pfadabhängigkeit der Entwicklung von Wohlfahrtsstaaten INHALT: Im Zentrum aktueller Diskurse in der international vergleichenden Sozialpolitikforschung steht die Frage nach dem Charakter des Wandels, den europäische Wohlfahrtsstaaten unter dem Einfluss von Globalisierung und EU-Integration vollziehen, bezogen auf ihre Strukturen, Politiken und Governance-Strukturen. Dabei gilt ein besonderes Augenmerk auch der Frage nach der "Pfadabhängigkeit" des Verlaufs solcher Veränderungsprozesse in den einzelnen Wohlfahrtsstaaten. Das Konzept der "Pfadabhängigkeit" ist bisher aber theoretisch wenig ausgearbeitet und stark von seiner Herkunft aus den Wirtschaftswissenschaften geprägt. In dem Projekt geht es um eine Weiterentwicklung der Konzepte von Pfadabhängigkeit, Pfadabweichung und Neuschaffung von Pfaden, in der diese stärker in soziologische Theorien zum sozialen und institutionellen Wandel eingebettet werden und die kulturelle Ebene einbezogen wird. Es sollen international vergleichende empirische Analysen zu einzelnen Politikbereichen durchgeführt werden. VERÖFFENTLICHUNGEN: Andersen, Jörgen Goul; Guillemard, Anne Marie; Jensen, Per; Pfau-Effinger, Birgit (Hrsg.): The new face of welfare. Social policy, marginalization and citizenship, COST A13 Book Series. Bristol: Policy Press 2005.+++Pfau-Effinger, Birgit: Development of culture, welfare states and women's employment in Europe. Aldershot: Ashgate 2004.+++Pfau-Effinger, Birgit (Hrsg.): Formal and informal work in Europe. State of the Art. Hamburg: Univ. of Hamburg 2004.+++Meyer, Traute; Pfau-Effinger, Birgit: The gender dimension of the restructuring of pension systems - a comparison of Britain and Germany. in: International Journal of Ageing and Later Life, 2006, H. 4.+++Pfau-Effinger, Birgit: Review on: Abrahamson, Peter; Boje, Thomas P.; Greve, Bent: Welfare and Families in Europe. Aldershot: Ashgate 2005. in: International Journal of Social Welfare, 2006.+++Pfau-Effinger, Birgit: Buchbesprechung zu: Becker, R.; Kortendiek, B. (Hrsg.): 'Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. Reihe Geschlecht und Gesellschaft'. VS Verl. für Sozialwiss. 2006. in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 2006, 1.+++Pfau-Effinger, Birgit: Welfare state policies and care arrangements. in: European Societies 7, 2005, 2, pp. 321-347.+++Pfau-Effinger, Birgit: Culture and welfare state policies: reflections on a complex interrelation. in: Journal of Social Policy, 2005, 34, 1, pp. 1-18.+++ Pfau-Effinger, Birgit: Review on: Leira, Arnlaug: Working parents and the welfare state: family change and policy reform in Scandinavia. in: British Journal of Industrial Relations, 80 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 2005, 2, pp. 335-337.+++Pfau-Effinger, Birgit: Historical paths of the male breadwinner family model - explanation for cross-national differences. in: British Journal of Sociology, 55, 2005, 3.+++Pfau-Effinger, Birgit: Umbau der skandinavischen Volksheime? in: Geographische Rundschau, 2004, 2.+++Friedmann, Petra; Pfau, Birgit: Frauenarbeit in der Krise - Frauenarbeit trotz Krise? Korrekturversuch an einem arbeitsmarkttheoretischen Allgemeinplatz. in: Leviathan, 1985, 2.+++Meyer, Traute; Pfau-Effinger, Birgit: Die Geschlechter-Dimension in der Restrukturierung von Rentensystemen - Deutschland und Grossbritannien im Vergleich. in: Künemund, Harald; Schroeter, Klaus R. (Hrsg.): Soziale Ungleichheiten und kulturelle Unterschiede in Lebenslauf und Alter - Fakten, Prognosen und Visionen. Reihe: Alter(n) und Gesellschaft, Bd. 12. VS-Verl. für Sozialwiss. 2006.+++Pfau-Effinger, Birgit: Wandel der kulturellen Konstruktion des 'Universitäts-Professors' und Karrierechancen von Frauen. in: Vorstand des Deutschen Hochschullehrerinnenbundes e.V. -DHB- (Hrsg): Strukturwandel an deutschen Universitäten - Vorteil(e) für Frauen? Berlin 2006.+++Geissler, Birgit; Pfau-Effinger, Birgit: Change of European care arrangements. in: Pfau-Effinger, Birgit; Geissler, Birgit (Hrsg.): Care arrangements in Europe - variations and change. Bristol: Policy Press 2006.+++Pfau-Effinger, Birgit: Care arrangements in the context of welfare values and family values. in: Pfau-Effinger, Birgit; Geissler, Birgit (Hrsg.): Care arrangements in Europe - variations and change. Bristol: Policy Press 2005.+++Jensen, Per H.; Pfau-Effinger, Birgit: Towards active citizenship. in: Andersen, G.; Guillemard, A.M.; Jensen, P.; PfauEffinger, B. (Hrsg.): The new face of welfare. Welfare states, marginalisation and citizenship. Bristol: Policy press 2005.+++Pfau-Effinger, Birgit: Welfare state policies and new forms of social integration. in: Andersen, Jörgen Goul; Guillemard, Anne Marie; Jensen, Per; PfauEffinger, Birgit (Hrsg.): The new face of welfare. Welfare states, marginalisation and citizenship. Bristol: Policy press 2005.+++Pfau-Effinger, Birgit: Das Segmentationskonzept der Arbeitsmarktforschung - konzeptionelle Differenzierung und Weiterentwicklung. in: Gensior, Sabine; Seifert, Hartmut (Hrsg.): Perspektiven Sozialwissenschaftlicher ArbeitsmarktForschung 2004. ART: Eigenprojekt BEGINN: 2004-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Department Sozialwissenschaften Institut für Soziologie Lehrstuhl für Sozialstrukturanalyse (AllendePlatz 1, 20146 Hamburg) KONTAKT: Dallinger, Ursula (Dr. Tel. 040-42838-2463, e-mail: [email protected]) [102-L] Rao, Ursula (Hrsg.): Kulturelle VerWandlungen: die Gestaltung sozialer Welten in der Performanz, Frankfurt am Main: P. Lang 2006, 316 S., ISBN: 3-631-54407-3 (Standort: ULB Darmstadt(17)-Soz/A/2006/ 5035) INHALT: "Das Buch thematisiert soziale Wandlungsprozesse in verschiedenen kulturellen Kontexten. Es geht um den Umgang mit neuen Medienprodukten, die Bearbeitung interkultureller Erfahrungen in einer sich globalisierenden Welt, die dynamische Umsetzung von Geschlechteridentitäten und politische Effekte von sich verändernden Ritualen. Die Fallbeispiele veranschaulichen, wie Akteure hervortretenden Ereignissen durch ihre Aneignung einen veränderten Charakter oder eine neue Bedeutung geben. Dabei wird auch die Frage nach körperlich vermittelten Erfahrungen gestellt, die die Subversion etablierter Sichtweisen befördern. Die soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 81 theoretische Aufarbeitung des Materials leistet einen wichtigen Beitrag zur Bestimmung des Verhältnisses von Struktur und Kontingenz im sozialen Prozess." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ursula Rao: Einleitung: Zwischen Struktur und Kontingenz (11-31); Gabriele Klein: Habitus und Performanz. Oder: Wie der Habitus als generatives Prinzip Wirklichkeit hervorbringt (33-47); Karl H. Hörning und Julia Reuter: Praktizierte Kultur: Das stille Wissen der Geschlechter (51-71); Beatrix Hauser: Periodisch unberührbar: Zur körperlichen Performanz menstrueller Unreinheit in Südorissa (Indien) (73-105); Nadine Sieveking: Subversive Körper: Sabar-Tanzen in Deutschland und Senegal (107-131); Karl-Heinz Renner und Lothar Laux: Histrionische Selbstdarstellung als performative Praxis (133-155); Christiane Brosius: Filmen in Gottes Namen: Missionarische Visionen in Melanesien (1920-1930) (159-190); Jörn Müller: Schall-Platten: Erkundungen über Wandel in Geschmackskulturen (191-215); Udo Göttlich: Reproduktion des Alltags? Factual Entertainment als Bühne inszenatorischer Konstruktion von Alltäglichkeit (217-231); Ursula Rao: Neta, Medium, Priester: Statuspositionen und die Hervorbringung von Autorität im Ritual (235-257); Burkhard Schnepel: Jagannath: Eine ostindische Gottheit im Spannungsfeld politisch-ritueller Machtkämpfe (259-283); Stefanie Lotter: Diebstahl als Sabotage ritueller Effizienz (285-303). [103-L] Reckwitz, Andreas: Das hybride Subjekt: eine Theorie der Subjektkulturen von der bürgerlichen Moderne zur Postmoderne, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2006, 704 S., ISBN: 3-938808-07-1 INHALT: "Das Buch untersucht im Detail die diskontinuierliche historische Transformation der modernen Subjektkulturen bis zur Gegenwart. Es beginnt bei der 'bürgerlichen Moderne' des 18. und 19. Jahrhunderts und ihrem Modell eines moralischen Subjekts der souveränen Selbstregierung und reicht über die korporatistische 'organisierte Moderne' der ersten zwei Drittel des 20. Jahrhunderts mit ihrem 'Angestelltensubjekt' bis zur 'Postmoderne' an der Wende des 20. zum 21. Jahrhundert, in der sich die Form eines konsumtorischen Kreativsubjekts entwickelt. Die Subjektkulturen der bürgerlichen Moderne, der organisierten Moderne und der Postmoderne lassen sich anhand dreier Felder sozialer Praktiken herausarbeiten, welche systematisch eine Subjekt(selbst)formung betreiben: dem Feld der Arbeit und seinem ökonomischen Subjekt, dem Feld der persönlichen Beziehungen (Familie, Freundschaft, Geschlecht, Sexualität) und seinem Intimitätssubjekt, schließlich dem Feld der Technologien des Selbst, die vor allem Praktiken des Mediengebrauchs, der Konsumtion und des Körpers umfassen. Die Kulturen des Subjekts - die bürgerliche Subjektkultur, die Kultur des Angestelltensubjekts und die postmoderne Subjektkultur - erheben jeweils einen Anspruch auf alternativenlose kulturelle Hegemonie, tatsächlich erweisen sie sich jedoch allesamt als instabile Gebilde, die zueinander in einem widersprüchlichen Verhältnis zwischen Differenzmarkierung und faszinierter Imitation stehen und die auf spezifische Weise Fissuren in das Subjekt implantieren: Fissuren zwischen Moralität und Souveränität (Bürgerlichkeit), zwischen einer Orientierung an Sozialität und an ästhetischer Attraktivität (Angestelltenkultur), schließlich zwischen expressiver Kreativität und Marktorientierung (Postmoderne). Es stellt sich heraus, dass die Transformation der Subjektkulturen in der Moderne sich erst erschließt, wenn man über die dominanten bürgerlichen und nachbürgerlichen Praktiken hinaus die ästhetischen Bewegungen von der Romantik über die Avantgarde bis zur Counter Culture in den Blick nimmt: Die Modelle eines ästhetischen Subjekts - der Expression, der Transgression und des Spiels des Begehrens -, die Vertreter einer 'ästhetischen Moderne', stellen sich als zentrale 82 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel Gegenbewegungen innerhalb der modernen Kultur und als entscheidende Faktoren ihrer diskontinuierlichen Selbsttransformation dar." (Autorenreferat) [104-L] Rehberg, Karl-Siegbert (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, (32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede", 2004, München), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2006, ca. 1400 S., ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2004 behandelte ein Thema von höchster Aktualität. Während die Wahrnehmung kultureller Unterschiede, sei es als erstrebenswerter Pluralismus oder Angst einflößende Bedrohung, in den letzten Jahren im Vordergrund stand, rücken heute mit der Krise des Sozialstaates die Probleme sozialer Ungleichheit dramatisch in den Mittelpunkt des Interesses. Dieser Kongressband enthält alle Vorträge der Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung, der Plena sowie die Mittags-und Abendvorlesungen. Dazu eine CD mit den Referaten der Sektionssitzungen, Ad-hoc-Gruppen und Sonderveranstaltungen. Der Band bietet so eine Bestandsaufnahme des Wissens der Soziologie über eines der drängendsten Probleme der gegenwärtigen Gesellschaft und soll dazu beitragen, die Aufmerksamkeit und Sensibilität für Ungleichheitsprobleme zu schärfen." (Autorenreferat) [105-L] Ruf, Werner: Die Schaffung neuer Feindbilder: Voraussetzung für den Kampf der Kulturen, in: Ulrike Kronfeld-Goharani (Hrsg.): Friedensbedrohung Terrorismus : Ursachen, Folgen und Gegenstrategien, Münster: Lit Verl., 2005, S. 71-87, ISBN: 3-8258-9264-6 (Standort: LB Fulda(66)-2006/ 1848) INHALT: Der Beitrag zu den Ursachen für die Entstehung des Terrorismus geht der Frage nach, welche Rolle unterschiedliche Kulturen bei der Schaffung von Feindbildern spielen. Geht es tatsächlich auch um einen Kampf der Kulturen, so wie S. Huntington 1993 in seinem Artikel 'The Clash of Civilizations?' postuliert oder werden unter dem Deckmantel des kulturologisch verpackten Feindbildes ganz andere Ziele verfolgt? So wird in einem ersten Schritt zunächst die Dichotomisierung zwischen 'Wir' und 'den Anderen' im Zuge der Konstruktion kollektiver Identitäten erörtert. Der zweite Schritt befasst sich mit dem Diskurs zum Feindbild 'Islam'. Der dritte Schritt widmet sich schließlich der Wende zum erweiterten Sicherheitsbegriff in der internationalen Politik seit den 1970er Jahren. Der vierte Schritt beleuchtet abschließend die bestehende strukturelle Gewalt im Nahen und Mittleren Osten, also die Antagonismen zwischen den ökonomischen Potenzialen einerseits und tatsächlicher sozialer und kultureller Entwicklung andererseits. Ferner wird auf die double standards eingegangen, das Messen mit zweierlei Maß seitens der westlichen Demokratien, die sich im dichotomisierten Weltbild selbst als die 'Zivilisierten' bezeichnen gegenüber den 'neuen Barbaren' und 'Schurkenstaaten'. (ICG2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 83 [106-L] Sasse, Carl: Eine romantische Arbeitsethik?: die neuen Ideale in der Arbeitswelt, in: Günter Burkart (Hrsg.): Die Ausweitung der Bekenntniskultur - neue Formen der Selbstthematisierung?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 285-312, ISBN: 3-531-14759-5 INHALT: Der Beitrag zur aktuellen Bekenntnis- und Gesprächskultur befasst sich mit der Entwicklung der Arbeitsmoral in den westlichen Industriestaaten und heutigen Dienstleistungsgesellschaften. Wie kommt es, dass die alten Ideale aus den Zeiten der Kulturrevolution (Autonomie, Authentizität, Kreativität), die sich nicht zuletzt gegen Leistungsgesellschaft und Kapitalismus richteten, eben diesem Kapitalismus anscheinend zu neuem Erfolg verholfen haben? Wie kommt es, dass die neuen Leistungseliten der kapitalistischen Wirtschaft genau jene Persönlichkeitseigenschaften besitzen oder besitzen sollten, die von den Revolutionären der 68iger Zeit gegen die alten Leistungseliten in Anspruch genommen wurden? Die Beantwortung gliedert sich in folgende Punkte: (1) die protestantische Arbeitsethik bei M. Weber, (2) der kulturelle und strukturelle Wandel der Arbeitswelt seit den 1970er Jahren, (3) Künstler und Intellektuelle als Trägergruppen des Kapitalismus sowie (4) Erfolge durch Selbstverwirklichung im Beruf und in der Freizeit. Abgesehen vom Wertewandel, der sich auf noch nicht ganz geklärte Weise auch in der Wirtschaft durchgesetzt hat, dürften nach Ansicht des Autors für den Bedeutungszuwachs von Selbstthematisierung im mittleren und höheren Management der Wirtschaft jedenfalls auch ökonomische Erfordernisse und innerbetriebliche Entwicklungen eine wichtige Rolle spielen (Humanisierung der Arbeitswelt, Abbau von Hierarchien, Teamarbeit, mehr Flexibilität und Entscheidungsmöglichkeiten auf allen Ebenen), die Innovationsfähigkeit und Kreativität zu neuen Tugenden zu machen. (ICG2) [107-L] Schwengel, Hermann: Kulturelle Globalisierung, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 79-83, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6) INHALT: "Der Autor verweist auf die Risiken der kulturellen Globalisierung. Ihre Ambivalenzen zeigen sich an verschiedenen Ereignissen: dem Mord an dem holländischen Maler van Gogh, der islamischen Empörung über die in Dänemark publizierten Karrikaturen Mohammeds, die Holocaustleugnung des iranischen Präsidenten; aber auch durch das Entgegenkommen des Unternehmens Google gegenüber der chinesischen Zensur. Europa wird zum Vermittler und muss, nach Ansicht des Autors, kulturelle Globalisierung wieder in den Zusammenhang stellen mit globaler Arbeitsteilung, dem Auf- und Abstieg von Nationen, mit Tertiarisierung von Produktionen und Dienstleistungen, von demographischer Verschiebung und Migration." (FR) [108-F] Schwinn, Thomas, Prof.Dr. (Bearbeitung): Die Vielfalt und die Einheit der Moderne. Kultur- und strukturvergleichende Analysen INHALT: Der Verlauf von Modernisierungsprozessen in Abhängigkeit von kulturellen und strukturellen Gegebenheiten. Kritik der pauschalen Globalisierungsannahmen durch präzise Analyse von unterschiedlich verlaufenden Modernisierungsprozessen. Kritik und Korrektur von 84 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel Weltsystemansätzen. Einbezug von Erwartungen usw. um die Entwicklungsprozesse dieser Länder adäquat analysieren zu können. METHODE: Revision klassischer und modernisierungstheoretischer Positionen und Konzepte zur Entwicklung moderner Gesellschaften. Orientierungen und Weiterentwicklung von Max Webers Soziologie und S.N. Eisenstadt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Schwinn, Thomas (Hrsg.): Die Vielfalt und Einheit der Moderne. Kultur- und strukturvergleichende Analysen. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006. ISBN 3-531-14427-8. ART: Eigenprojekt BEGINN: 2005-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Wissenschaftler INSTITUTION: Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie (Ostenstr. 26, 85071 Eichstätt) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 08421-931254, e-mail: [email protected]) [109-L] Schwinn, Thomas: Konvergenz, Divergenz oder Hybridisierung?: Voraussetzungen und Erscheinungsformen von Weltkultur, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 58/2006, H. 2, S. 201-232 (Standort: USB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "In der aktuellen Globalisierungsliteratur gibt es verschiedene Thesen zur Entstehung einer Weltkultur. Sie lassen sich schlagwortartig als Konvergenz, Divergenz und Hybridisierung bezeichnen. Dabei wird von unterschiedlichen Wirkungsmechanismen und Voraussetzungen globaler Kulturentwicklung ausgegangen. Um hier zu begründeten Einschätzungen zu kommen, wird ein Modell skizziert, mittels dessen die Beziehungen zwischen der globalen und der lokalen Ebene zu fassen sind. Die drei Thesen zur Entstehung von Weltkultur unterstellen spezifische Konstellationen dieser Ebenen und neigen zu Übergeneralisierungen. Verschiedene dieser Selektions- und Wirkungsbeziehungen werden in den Blick genommen. Es wird gefragt, welche globalen Kultureffekte die mit Modernisierung verbundenen sozialstrukturellen Veränderungen haben. Da kulturelle Prozesse nicht auf strukturelle Bedingungen reduziert werden dürfen, sondern eine Eigenlogik entfalten, müssen die Mischungen zwischen globaler und lokaler Kultur gesondert analysiert werden. Die Herausbildung einer Weltkultur läuft in der alltagsästhetischen, der normativen und der kognitiven Dimension jeweils anders ab. Zum Schluss wird mit der 'Standardisierung von Differenzen' eine These präsentiert, die die globale Kulturentwicklung besser erfasst als die gängigen Annahmen." (Autorenreferat) [110-L] Stiftung Niedersachsen (Hrsg.): "älter - bunter - weniger": die demografische Herausforderung an die Kultur, Bielefeld: transcript Verl. 2006, 228 S., ISBN: 3-89942-505-7 (Standort: UB Kaiserslautern(386)-596/475) INHALT: "Kunst und Kultur müssen sich den demografischen Veränderungen stellen. Eine Auseinandersetzung mit diesem Wechselverhältnis blieb bislang aber aus. Welche Auswirkungen haben die Veränderungen auf die kulturelle Infrastruktur und die Kulturfinanzierung? Welche Chancen tun sich auf, wo liegen die Risiken? Welche Rolle spielt die Kultur selbst im Prozess der demografischen Entwicklung? Die Stiftung Niedersachsen möchte deshalb das Bewusst- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel 85 sein für das Wechselverhältnis von Kultur und Demografie wecken und schärfen. Denn wir messen dem Thema für die Produktion, Verbreitung und Nachfrage von Kultur, für die Kulturförderung sowie für die Kulturpolitik selbst eine hohe Bedeutung zu. Diesem Ziel diente die Tagung 'Kultur und demografischer Wandel', die die Stiftung Niedersachsen am 14. und 15. Oktober 2005 in Hannover veranstaltet hat. Unseres Wissens war es die erste Veranstaltung, die sich dieses Themas in Deutschland angenommen hat. Der vorliegende Band bündelt alle Vorträge der Tagung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Dietrich Hoppenstedt: "älter - bunter - weniger". Die demografische Herausforderung an die Kultur (7-10); Martin Roth, Ulrike Richter: Was haben Kultur und Demografie miteinander zu tun? Anmerkungen zu einem bislang wenig reflektierten Verhältnis (13-30); Ralf E. Ulrich: Wirklichkeit und Perspektiven der demografischen Entwicklung in Deutschland (31-47); Clemens Geissler: Kulturelles Potenzial der alternden nachwuchsarmen Gesellschaft (51-63); Thomas Ihm: Die Cultura der Kultur - Demografie, Kultur und Medien (65-78); Michael Bommes: Demografische Entwicklung, Migration und kulturelle Vielfalt (81-108); Michael Daxner: Kultur und Demografie: Die europäische Dimension (109-119); Magda Gohar-Chrobog: Demografischer Wandel als Herausforderung an die Interkulturelle Kommunikation (121-135); Francois Heran: Bevölkerungswachstum und Zuwanderung: Welchen Platz nehmen die "kulturellen" Faktoren ein? (137-161); Raimund Vogels: Demografie und kultureller Wandel am Beispiel der Musik (163-171); Frank Huysmans: Kultur und demografischer Wandel in den Niederlanden (175188); Jack Jedwab: Canada's Art of Diversity. Multiculturalism, Choice and Participation in the Cultural Sector (189-207); Christian Meyer: Konsequenzen des demografischen Wandels für die kulturelle Infrastruktur. Ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen (209-222); Philipp Rösler: Kultur und Demografie. Wandel und Wirkung (223-226). [111-L] Tamás, Pál: Civil ideals, human rights and social change of the East European post-socialism, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3305-3317, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Der Autor greift bei seinen Reflexionen über das moderne politische Denken in Osteuropa auf die Theorie der multikulturellen Staatsbürgerschaft von Will Kymlicka (1995) und die Theorie der Anerkennung von Charles Taylor (1992) zurück. Um eine Alternative zu diesen liberalen multikulturellen Deutungen von Kultur aufzuzeigen, betrachtet er den Transformationsprozess in Osteuropa aus der Perspektive einer kritischen Anthropologie und interpretiert das Kulturelle weniger als Bestandteil einer "bürgerlichen Politik", sondern eher als umstrittenen und offenen Prozess. Denn diese analytische Wende bietet die Möglichkeit, unterschiedliche Identitäten und gesellschaftliche Arrangements von Macht in den Blick zu nehmen. Die Bedeutung des Kulturellen in der postsozialistischen Zivilgesellschaft kann nach der These des Autors nur jenseits eines liberalen Multikulturalismus verstanden werden, da die Herausbildung von kulturellen Identitäten und Beziehungen in den Kontext der Macht gestellt werden muss. Er diskutiert vor diesem Hintergrund die Funktion von Identitätspolitiken in Osteuropa sowie die konfliktreiche Beziehung von Minderheiten und neuen Identitäten zwischen Menschenrechten und sozialem Wandel. (ICI) 86 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.3 Kulturwandel, Kulturkritik, sozialer Wandel [112-L] Tjaden, Karl Hermann: Arbeitspapier zur Zivilisationstheorie, in: Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Jg. 48/2006, H. 4 = H. 267, S. 546-561 (Standort: UB Bonn(5)-Z70/6; USB Köln(38)-XG01665; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Basierend auf der Theorie der Kulturrevolution von Morgan und Engels unterzieht der Verfasser moderne Theorien der Entwicklung der westlichen Zivilisation einer kritischen Revision und zeichnet die Grundlinien der Evolution von Bewusstsein und Gesellschaft in Westeuropa seit den Anfängen in Südwestasien nach. Im Mittelpunkt stehen technische und wirtschaftliche Beziehungen zwischen Mensch und Biosphäre, vor allem spezifische Muster patriarchaler und politischer Machtverhältnisse, und selbstverstärkende Mechanismen im Aufstieg der westlichen Welt seit dem Neolithikum. Besondere Charakteristika werden in der westeuropäischen Agrarentwicklung als Basis der Moderne sichtbar, wenn man sie mit den Agrarzivilisationen des alten Amerika und Chinas vergleicht. (ICEÜbers) [113-L] Wilsmann, Stefan: Das Konstrukt kultureller Differenz zwischen Anerkennung und Stigma: positivistisches Sinnnivellement als Instrument zur Abwehr eines sozialradikalen Determinismus, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3272-3283, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Der Versuch einer Ersetzung differenzblinder Vorstellungen positivismusaffiner Statistiker durch die Idee einer in sinnintegrierten Minimonaden auf ewig zersprengten Welt ist nach dem Aufweis der 'Dialektiken der Aufklärung' en vogue. Dabei besitzen die bereits in der Völkerpsychologie oder später bei Dilthey oder Durkheim auftauchenden postromantischen und antiteleologischen Erziehungsskeptizismen durchaus ihren Hinkefuß. Dort nämlich, wo sich das Moment der Anerkennung des genuin Unterschiedlichen mit einer am Wesen der Dinge interessierten Charakterologie paart, vermischen sich Analyse und Stigma zu einem indifferenten Brei. So hat ein früher cultural turn in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts zum Beispiel in der Gestalt Richard Thurnwalds die mögliche Ehe von konstruktiven wie essentiellen Definitionen kultureller Unterschiede mit rassetheoretischen Konstrukten offenbart. Es ist genau dieses so entstehende Ideologieamalgam, das die 'Positiven' (zum Beispiel Theodor Geiger) im Bereich der Wissenschaft zur Konstruktion eines eigenen Wissenschaftskonzeptes antreibt: der von ihnen entworfene sprachtheoretisch organisierte Universalismus macht die Idee der Abstraktion von kulturellen Vorbedingungen des Beobachtens (ob in puncto Werturteilsdebatte oder in dem des moralischen Nonkognitivismus) zum Ausgangspunkt einer Vorstellung von einem neuen Egalitarismus. Ein solcher Egalitarismus sieht in der Sprach- und Begründungsbegabung menschlicher Wesen grenzen- und kultursprengendes Potential und ist kaum, wie zum Beispiel von Feyerabend unterstellt, auf Unitarisierung und 'Vergleichheitlichung' aus. Dies zeigt sich bereits beim Blick auf die Struktur des wertnihilistischen Programms, das mehrheitsdemokratische Konsense durch die Vorstellung vom institutionalisierten Klassenkampf ersetzen will und auf das 'große Krabbeln' von Menschen mit inkompatiblen Interessen setzt." (Autorenreferat) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen 1.4 87 Lebensstile, Werte, Normen [114-L] Abel, Thomas; Abraham, Andrea; Sommerhalder, Kathrin: Kulturelles Kapital, kollektive Lebensstile und die soziale Reproduktion gesundheitlicher Ungleichheit, in: Matthias Richter, Klaus Hurrelmann (Hrsg.): Gesundheitliche Ungleichheit : Grundlagen, Probleme, Perspektiven, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 185-198, ISBN: 3-531-14984-9 INHALT: Die Übertragung des Konzepts des "kulturellen Kapitals" von Bourdieu auf das Problemfeld der gesundheitlichen Ungleichheit wird diskutiert. Dabei werden vier Thesen entwickelt: (1) Gesundheitsrelevante Lebensstile werden geprägt von Habitusformen, die ihrerseits den jeweiligen kulturellen, sozialen und ökonomischen Voraussetzungen der Menschen entsprechen. (2) Kulturelle Ressourcen sind für gesundheitsrelevante Lebensstile von zweifacher Bedeutung: über gesundheitsrelevante Werte, Wahrnehmungen und Verhaltensnormen prägen sie das Gesundheitshandeln der Menschen und können damit direkt deren Gesundheitsstatus und -chancen beeinflussen. Zugleich tragen sie als zentrale Bestandteile des klassenspezifischen Habitus zur Reproduktion der jeweiligen sozialen Position im Ungleichheitsgefüge einer Gesellschaft bei. (3) In dieser Doppelfunktion werden kulturelle Ressourcen zu gesundheitsrelevantem kulturellem Kapital. Sie interagieren mit ökonomischem und sozialem Kapital und werden so zum Treibstoff, der den Motor der sozialen Reproduktion gesundheitlicher Ungleichheit zum Laufen bringt. (4) Die Akkumulation und Transformation der unterschiedlichen gesundheitsrelevanten Kapitalsorten rückt in das Zentrum zukünftiger theoretischer und empirischer Forschungsfragen. (GB) [115-L] Barber-Kersovan, Alenka: Vom Punk-Frühling zum Slowenischen Frühling: der Beitrag des slowenischen Punk zur Demontage des sozialistischen Wertesystems, Hamburg: R. Krämer 2005, 577 S., ISBN: 389622-073-X (Standort: UB Giessen(26)-slaLt6.1) INHALT: "Die vorliegende Studie befasst sich mit den politischen Implikationen des slowenischen Punk und der aus ihm hervorgegangenen alternativen Kultur in der ehemaligen Sozialistischen Republik Slowenien. Das Politische an dieser musikalischen Subkultur äußerte sich weniger als offene Gesellschaftskritik, sondern vielmehr in der Art und Weise, auf die der Punk mit seinen ironischen Paraphrasen politischer Platitüden die ideologischen Positionen des herrschenden Regimes in Frage stellte, das sozialistische Wertesystem destruierte und seine politische Symbolik enttabuisierte. Basis der Analyse ist eine Fülle von Dokumenten (Zeitungsartikel, Tonträger, Liedtexte), die neben der Charakterisierung des Punk auch eine Rekonstruktion sozialer Prozesse innerhalb der slowenischen Gesellschaft am Übergang der 1970er in die 1980er Jahre ermöglichen. Diese wurden von einer schweren ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Krise gekennzeichnet, die schließlich zum Kollaps des Sozialismus und der Desintegration der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien führte. Vor einem derartigen Hintergrund wurde der Punk zum ersten Sprössling des 'Slowenischen Frühlings', der sich das allgemeine Unbehagen und die bislang ausgeklammerten Schlüsselprobleme der sozialistischen Selbstverwaltung öffentlich zu artikulieren traute und damit maßgeblich zur Erweiterung der politischen Freiräume beitrug. Ferner gingen aus dem diffusen Umfeld der musikalischen Subkultur Impulse für die alternative Politik aus, so dass 88 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen aus historischer Perspektive dem slowenischen Punk und der alternativen Kultur die Rolle einerwichtigen Triebkraft der gesellschaftlichen Umwälzungen zugesprochen werden kann." (Autorenreferat) [116-F] Bosch, Aida, Dr. (Bearbeitung): Mode, Gebrauchsdinge und soziale Ungleichheit in der postindustriellen Gesellschaft INHALT: Ziel der Arbeit ist es, empirisch wie theoretisch die Rolle der Lieblingsobjekte für die personale Identität sowie für die soziale Position aufzuzeigen. Die Objekte werden als Schnittstelle von Fragen der Identität, der Sozialstruktur und der (globalen) Kulturströme betrachtet. Empirisch hat die Arbeit einen Schwerpunkt bei der Gruppe der Erwerbslosen, Armen und Ausgegrenzten gesetzt, um die Formen ihrer kultureller Teilhabe bzw. Exklusion genauer in den Blick nehmen zu können. METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 50; Erwerbslose, ALG II Empfänger, Vergleichsgruppen in den Mittelschichten; Auswahlverfahren: theoretical sampling). Beobachtung, nicht teilnehmend (Stichprobe: 20; ARGE's, Wohnviertel, Einkaufszentren und Geschäfte; Auswahlverfahren: theoretical sampling). ART: Habilitation; gefördert BEGINN: 2005-10 ENDE: 2008-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler; HWP-Stipendium INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Soziologie (Kochstr. 4, 91054 Erlangen) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 09131-8522386, e-mail: [email protected]) [117-F] Brendel, Judith, M.A. (Bearbeitung); Ronge, Volker, Prof.Dr. (Betreuung): Historische Bildung in der Erlebnisgesellschaft INHALT: Worin genau liegt - und wie löst sich möglicherweise - die Spannung zwischen einer "Erlebnisgesellschaft" (G. Schulze, 1992) mit ihrer Betonung von konsumistischunterhaltenden, kurzlebigen "events" (und darauf gegründeten Identitäten: insbesondere "Szenen") auf der einen und historischer Bildung, u.a. auch durch diesbezügliche Institutionen, auf der anderen Seite, der man traditionell eine entscheidende Rolle für die Identitätsstiftung zuschreibt? GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland METHODE: Wechselseitig aufeinander bezogen werden die "Erlebnisgesellschaft" und das Konzept der historischen - als Teil der politischen - Bildung analysiert. Letzteres muss zudem hinsichtlich diverser Konzeptionen (oder Paradigmen) betrachtet werden. DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen. ART: Dissertation BEGINN: 2003-07 ENDE: 2007-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Wuppertal, FB G Bildungs- und Sozialwissenschaften, Fach Soziologie Professur für Allgemeine Soziologie, insb. makro-strukturelle Analyse der Gesellschaft (Gausstr. 20, 42097 Wuppertal) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0202-439-2788, e-mail: [email protected]) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen 89 [118-L] Breward, Christopher: Kulturen, Identitäten, Geschichten: kulturwissenschaftliche Ansätze in der Bekleidungsforschung, in: Gabriele Mentges (Hrsg.): Kulturanthropologie des Textilen, Dortmund: ed. ebersbach, 2005, S. 57-74, ISBN: 3-938740-06-X (Standort: ZLB Berlin(109)-Ku1260/20) INHALT: Der Beitrag erarbeitet die grundsätzlichen methodologischen Schritte und theoretischen Paradigmen für eine "interdisziplinäre Bekleidungsforschung". In der Begrenzung der Kleidungsforschung auf die jeweilige Fachperspektive sieht der Autor eines der Grundprobleme der Kleidungsforschung. Richtungsweisende Anregungen für eine genuine Kleidungsforschung entstammen daher weniger den einzelnen Disziplinen, sondern dem Ansatz der Cultural Studies, der Geschlechterforschung und der modernen Geschichtsforschung (New History). Diese Disziplinen haben die Mode im Sinne einer "Politics of Identity and Appearance" stärker ins Zentrum gerückt, allerdings tendieren sie zu einer Konzentration auf zeitgenössische Aspekte und beschränken sich, parallel zur Kunstgeschichte, hauptsächlich auf die Untersuchung von Repräsentation und Werbung, wobei Methoden der Sozialanthropologie und Semiotik als Hilfsmittel für die Definition von Bedeutungen angewendet werden. Auch liegt die Geschichte der Cultural Studies eher in einer literarischen als in einer visuellen Tradition. Der Beitrag skizziert einen Ansatz, in dem die Modegeschichte im Kontext dieser gegenwärtigen Debatten dargestellt wird. (ICA2) [119-L] Corsten, Michael: Die kulturelle Verankerung der sozialistischen Leitungskader (in der DDR und in der Nachwendegesellschaft), in: Historical Social Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal methods to history, Vol. 30/2005, No. 2 = No. 112, S. 181-205 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Karrieresequenzen sozialistischer Eliten sind auf unterschiedliche Weise untersucht worden. In diesem Artikel steht die kulturelle Einbettung ehemaliger Industriemanager im DDR-Sozialismus im Zentrum. Die Transformation dieser kulturellen Einbettung wird am Bürgerschaftlichen Engagement der Manager im wiedervereinten Deutschland abgelesen. Anhand von biographischen Fallanalysen wird die These geprüft, ob die Entscheidung für eine Managerlaufbahn in der DDR von kulturellen Bindungen beeinflusst war, die auf vorsozialistische Milieulagen (Arbeiter-Aristokratie, technokratische Bewegung, selbstständiges Handwerk) zurückverweisen. Dieses Ergebnis wird außerdem gestützt durch eine stärker standardisierte Vergleichsbetrachtung von Karrieresequenzen ehemals sozialistischer Industriemanager mit einem freiwilligen Engagement nach der Wiedervereinigung und anderen Gruppen der gleichen Geburtskohorten. Der Einfluss vor-sozialistischer Kulturmilieus auf die sozio-moralische Bindung in Managerlaufbahnen der DDR lässt sich als Beispiel von historisch-kultureller Überdetermination und multi-linearer gesellschaftlicher Entwicklung deuten." (Autorenreferat) [120-L] Craik, Jennifer: Mode als Körpertechnik: Körperarbeit, Modearbeit, in: Gabriele Mentges (Hrsg.): Kulturanthropologie des Textilen, Dortmund: ed. ebersbach, 2005, S. 287-304, ISBN: 3-938740-06-X (Standort: ZLB Berlin(109)-Ku1260/20) 90 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen INHALT: Der Beitrag versucht zu zeigen, dass der Körper - selbst wenn er "nackt" ist - niemals natürlich ist, sondern stets dadurch produziert wird, wie er gekleidet war, ist und wird. Bereits beim Neugeborenen wird der Körper mittels der durch kulturelle Konventionen vorgeschriebenen Art der Kleidung oder des Stoffs und den postnatalen Ritualen in einen "sozialen Körper" umgewandelt. So wie das Baby heranwächst, so werden auch die Bekleidungsrituale immer komplexer, und der Körper erlernt Techniken, um sich in diesem eingeübten sozialen Körper darzustellen. Somit wird der Körper zu einem "technischen Instrument", ein Produkt dessen, wie er gelernt hat, sich darzustellen. Insgesamt gesehen stellt er den Ort oder die Quelle für eine Konstellation von Körpertechniken dar. Unter einem ethnographischen Ansatz in Anlehnung an Marcel Mauss und Pierre Bourdieu untersucht die Autorin die Kleidung und Dekoration des Körpers als spezialisierte Darstellungs- und Verhaltenstechniken. Körper und Körpertechniken bilden bei beiden, wenn auch in unterschiedlicher Auslegung, die Basiskategorien zur Erklärung sozialer Verhaltensweisen. In den Vordergrund der analytischen Kategorien rückt daher der Begriff des Trainings bzw. der "Körperarbeit". Kleidung stellt eine Erweiterung des Körpers und seines Habitus dar und verschmilzt zu einer weiteren Körpertechnik, die vor allem auf die Konstruktion von (Geschlechter)Identität und die individuelle Differenzierung abzielt. (ICA2) [121-L] Degele, Nina: Bodification and Beautification: Zur Verkörperung sozialer und kultureller Differenzen durch Schönheitshandeln, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 579-592, ISBN: 3-59337887-6 INHALT: "Körper sind dankbare Projektionsflächen: In Körper schreiben sich Attraktivitätsnormen oder auch die Vorstellung der Verschiedenheit genau zweier Geschlechter ebenso ein wie über den Körper die Wirkung nach außen inszeniert und die gesellschaftliche Struktur der Zweigeschlechtlichkeit realisiert wird. Eine solche gleichzeitige Verkörperung von Gesellschaft und Vergesellschaftung von Körper bezeichne ich als bodification. Damit ist der Körper auch empfänglich für mediale, wissenschaftliche und milieuspezifische Überformungen, die das eigene Handeln orientieren und leiten. Vor allem sind es sozial geteilte Konstruktionen rund um die Bedeutung von Körper( lichkeit), die tief in das Alltagswissen um Selbst und Körper eingelassen - eben verkörpert sind. Zur Rekonstruktion einiger kulturell differenzierender Verkörperungen wähle ich als empirisches Untersuchungsfeld das gänzlich profane 'Sich schön machen'. Dabei handelt es sich um eine körpernahe Handlungspraxis, die mit, auf und im Körper stattfindet. Gleichwohl geht es mir nicht um Schönheit als ästhetische Kategorie, sondern um Schönheitshandeln als einem Akt der sozialen Positionierung. Das nenne ich beautification: Schönheitshandeln ist ein Medium der Kommunikation, das der Inszenierung der eigenen Außenwirkung zum Zweck der Erlangung von Aufmerksamkeit und Sicherung der eigenen Identität dient und zugleich ein sozialer Prozess, in dem Menschen versuchen, soziale (Anerkennungs-)Effekte zu erzielen. Vor diesem Hintergrund will ich in meinem Beitrag zeigen, wie verkörpertes Schönheitshandeln kulturelle und soziale Differenzen produziert. Dazu stütze ich mich auf 30 Diskussionen mit Gruppen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, sexueller Orientierung und sozialer Lage, die sich mit dem Thema 'sich schön machen' auseinandergesetzt haben. Die Argumentation entwickle ich in drei Schritten: Erstens sind Praxen verkörperten Schönheitshandelns mit spezifischen Normalitätsvorstellungen ver- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen 91 knüpft, die sich bei genauerem Hinsehen als Ideologien privaten Schönheitshandelns ('schön mache ich mich für mich und nicht für die anderen') und/oder als Naturalisierungen von Männlichkeits- und Weiblichkeitskonstruktionen entpuppen. Zweitens werden zur Schaffung sozialer Unterschiede Reflexions- und Artikulationsfähigkeit bzw. Sprachkompetenzen relevant. Dies ist - so die Beobachtung bei einigen Gruppen - beim Reden über Sexualität der Fall, das Ansätze der Entideologisierung privaten Schönheitshandelns und der Entnaturalisierung von Geschlecht enthält. Drittens laufen in diesen Fällen kulturelle und soziale Differenzierungen nicht oder nur nachgeordnet über Geschlecht, sozialen Status, Ethnizität oder Alter, sondern über die Bewusstheit und Reflexion der Konstruiertheit von Geschlecht und Sexualität. Dabei hat - so eine weitere Beobachtung - die Fähigkeit und Bereitschaft, über Sexualität zu sprechen, mit der Marginalisierung nicht-heteronormativer Lebensformen zu tun." (Autorenreferat) [122-L] Engler, Steffani: Studentische Lebensstile und Geschlecht, in: Helmut Bremer, Andrea Lange-Vester: Soziale Milieus und Wandel der Sozialstruktur : die gesellschaftlichen Herausforderungen und die Strategien der sozialen Gruppen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 169-185, ISBN: 3-53114679-3 INHALT: Auf der Grundlage des Habitus-Ansatzes von Bourdieu werden Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zu den Lebensstilen von Studenten in der Bundesrepublik Deutschland vorgestellt. Es handelt sich um Erhebungen im Rahmen des Projekts "Studium und Biographie", das sich mit der Frage beschäftigte, auf welche Weise die sich nach Studienfächern ausdifferenzierende Hochschullandschaft zur Veränderung oder zur Festschreibung von Geschlechter- und Klassenverhältnissen beiträgt. Die Daten wurden in einer postalischen Erhebung im WS 1988/89 bei ca. 800 Studentinnen und Studenten an den Universitäten Siegen und Marburg sowie in Wuppertal in den Studienfächern Erziehungswissenschaft, Rechtswissenschaft sowie Elektrotechnik/Maschinenbau erhoben. Im Einzelnen wurden Merkmale der Alltagskultur wie Wohnen, Schlafen, Essen und Kleidung untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass bei der studentischen Wohnkultur deutliche Differenzen zwischen den Studienfächern bestehen. Bei den Lebensstilmerkmalen, die sich auf Kleidung und Ernährung beziehen, dominieren die Geschlechtsunterschiede. Der Habitus sollte als ein System aufgefasst werden, in das unterschiedliche, nicht logisch aufeinander bezogene Erfahrungen eingehen und das wiederum unterschiedliche Praxen hervorbringt. (GB) [123-L] Grätz, Tilo: Jugendliche Goldgräber in West Afrika:: Arbeitsethik, Lebensstile und Identifikationsprozesse, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1649-1666, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Im Beitrag geht es um Alltagskulturen und Lebensstile jugendlicher Goldgräber im ländlichen Westafrika. Sie bilden neue Migrantengemeinschaften in sich rapide um Goldlagerstätten herausbildenden Camps und sind trotz vielfacher Konflikte durch eine gemeinsame Ethik des Teilens, ein starkes Selbstbewusstsein, spezifische Normen und Konsummuster quer zu ethnischer und sozialer Herkunft charakterisiert. Der Vortrag beschreibt die Emer- 92 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen genz neuer Formen von Vergemeinschaftung und Identität bei jungen Goldsuchern vor dem Hintergrund spezifischer Muster der Ressourcenaneignung und staatlichen Drucks. Das Fallbeispiel verweist zugleich allgemein auf Probleme der Forschung zu Jugendgruppen im subsaharischen Afrika, die in den letzten Jahren wieder an Bedeutung gewonnen hat. Jugendliche werden zunehmend als aktive Produzenten von Differenz sowie als zentrale ökonomische, moralische, politische und Gewaltakteure beschrieben. Allerdings kann nicht übersehen werden, dass einseitig städtische Zentren oder Kriegsschauplätze als Orte politischer und kultureller Veränderungen im Vordergrund des Interesses stehen. Jugendliche Subkulturen werden zudem oft als Rand- bzw. Gegengruppen zu Staat und globalem Kapitalismus begriffen, ohne ihre komplexen sozialen Ansprüche und ambivalenten kulturellen Aneignungsstrategien genügend zu untersuchen. Schließlich sollen einseitig kulturalistische Perspektiven auf außereuropäische "Konsummuster" moniert werden. Dem Bearbeiter geht es darum, die Analyse der Produktion von Lebensstilen (lifestyles) wieder enger mit jener der Ebene der Produktion und Reproduktionder Lebensbasis (lifelihood) zu verbinden." (Autorenreferat) [124-L] Hahn, Alois: Wohl dem der eine Narbe hat: Identifikationen und ihre soziale Konstruktion, in: Günter Burkart (Hrsg.): Die Ausweitung der Bekenntniskultur - neue Formen der Selbstthematisierung?, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 339-360, ISBN: 3-531-14759-5 INHALT: Der Beitrag zur aktuellen Bekenntnis- und Gesprächskultur beschäftigt sich mit der Frage der Indikatoren für Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit. Das bürgerliche Subjekt neigt dazu, den Anspruch darauf durch besondere Ansichten, Maximen und Tugenden oder, als Künstler, durch seine einzigartige Genialität, zu verwirklichen. Im Zeitalter des expressiven Individualismus dagegen rückt die körperliche Dimension stärker in den Vordergrund. Immer mehr Menschen statten ihre Körper mit Zeichen der Unverwechselbarkeit aus, die manchmal wie Brandzeichen wirken (Piercing, Tattoo), die aber auch, mit zunehmender Verbreitung, ähnlich wie andere leicht veränderbare modische Accessoires alle Merkmale serieller Einzigartigkeit aufweisen. Sogar die amerikanische Einwanderungsbehörde, die seit den Terroranschlägen im September 2001 von sämtlichen Einreisenden Zeichen der Unverwechselbarkeit sammelt, verlässt sich bei der Identifikation auf körperliche Merkmale: IrisFoto und Fingerabdruck. Der Autor schlägt nun einen Bogen von diesen aktuellen Erscheinungen zurück zu den Narben des Odysseus und den Wundmalen Christi und verweist so auf eine überraschende Kontinuität in der Bedeutung des Körpers für die soziale und persönliche Identität. (ICG2) [125-L] Hopf, Gudrun; Klampfl, Angelika; Lanzinger, Margareth: Was heißt schon "normal"?: Facetten eines Forschungsprojektes, in: Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit, Jg. 4/2004, H. 1, S. 100-108 INHALT: Der Beitrag präsentiert die Ergebnisse des in Österreich durchgeführten Forschungsprojektes 'Normen in der Praxis - Praktiken der Norm. Norm und Lebenswelt aus historischanthropologischer Sicht' (2001-2002), das sich mit der Frage nach der sozialen 'Normalität' auseinandersetzt. Das Vorhaben umfasst drei thematisch unterschiedlich ausgerichtete Teilprojekte: (1) die Befragung von Jugendlichen zu Wunschprojektionen vom 'normalen' Familienbild, (2) die Konstruktion von Normalitätsvorstellungen von geistig Behinderten im späten soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen 93 19. und beginnenden 20. Jahrhundert sowie (3) die Betrachtung von Normalität bei Heiratskontrakten in Form impliziter Konventionen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die auf geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Usancen basieren. Die Untersuchung macht deutlich, dass 'Normalität' viele Gesichter hat und als soziale Norm in unterschiedlichen Kontexten verortet ist: in Beziehungen zwischen den Generationen, im nahen sozialen Umfeld und zwischen den Geschlechtern. 'Normalitäten' sind somit letztlich immer eine Frage der Definition und Wahrnehmung. (ICG2) [126-L] Illing, Frank: Kitsch, Kommerz und Kult: Sozoiologie des schlechten Geschmacks, Konstanz: UVK Verl.Ges. 2006, 239 S., ISBN: 3-89669-541-X INHALT: "Geschmack ist sozial, räumlich, zeitlich bedingt. Was 'guter', was 'schlechter' Geschmack ist, hängt davon ah, von welchem so definierten Punkt aus andere Geschmäcker beurteilt werden. Soziologisch gesehen sind solche Urteile von einer 'Struktur des gegenseitigen Nichtverstehens' (Schulze 1992, S. 364) geprägt, die sich gerade in Diskussionen über Alltagsästhetik niederschlägt - wenn man sich nicht an das Sprichwort hält, dass sich über Geschmack eben nicht streiten lässt. Aber was ist überhaupt 'Geschmack'? Vor allem eine Metapher, deren Herkunft aus dem unmittelbaren sinnlichen Empfinden eine individualistische Semantik für ästhetische Urteile begründet. Dieser metaphorische Charakter soll in diesem Buch ernst genommen werden, indem gar nicht erst versucht wird, Geschmack 'wissenschaftlich' zu 'operationalisieren', und 'exakt zu definieren', wie es der Traum mancher Soziologen ist. Die Metapher des Geschmacks ist unscharf: allein acht gängige Bedeutungen erkennt z. B. Brückner (2003) im heutigen Sprachgebrauch; und es ist zu vermuten, dass sie sich gerade wegen dieser Unbestimmtheit durchsetzen konnte und Phasen der Konjunktur und des Rückgangs kannte. Einerseits ist 'Geschmack' einfach ein Synonym für ästhetische Urteile; andererseits bezeichnet er verschiedene Arten und Weisen, diese Urteile sozial zu präsentieren und auf die eigene Persönlichkeit zu beziehen. Im Aufbau und Inhalt dieses Buches schlägt sich dies folgendermaßen nieder: Im ersten Kapitel wird von verschiedenen Seiten her erörtert, wie sich der so verstandene Geschmack soziologisch thematisieren lässt und mit welchen sozialen Folgen und aktuellen gesellschaftlichen Tendenzen die Semantik des Geschmacks verbunden ist. Im zweiten Kapitel werden maßgebliche historische Stationen in der Verwendung des Geschmacksbegriffs geschildert, wie auch philosophische und literatur-/kunstgeschichtliche Entwicklungen, die noch heutige ästhetische Urteile prägen. Im ausführlichen dritten Kapitel werden vier Theorien vorgestellt, die geeignet sind, (schlechten) Geschmack soziologisch aufzuschlüsseln. Aus ihnen eine einheitliche Theorie des 'schlechten Geschmacks' zu destillieren, wäre vergebliche Mühe, obwohl sie nicht unbedingt gegensätzlich sind und ihre Auswahl auch keinem 'Methodenpluralismus' gehorchte. jede der vier Theorien hebt einige Facetten der Sozio-Logik des Geschmacks bzw. ästhetischer Urteile hervor und vernachlässigt andere. jede soll in ihrer Eigenart dargestellt und erläutert werden, so dass deutlich werden soll, wie und worauf man sie heute anwenden könnte. Zu diesem Zweck finden sich in vielen Fällen auch über die Darstellung und Erläuterung hinaus Extrapolationen im Blick auf jüngere Beispiele. Die vier Teile dieses Kapitels sind auch als Kurzeinführungen in die jeweilige Theorie lesbar, auch wenn Geschmack zumindest bei Adorno und den Cultural Studies nur einen Randaspekt bildet. Griffige Thesen, was schlechter Geschmack 'ist', hat dieses Buch nicht anzubieten. Es soll aufzeigen, was über (schlechten) Geschmack, und ästhetische Urteile allgemein, aus verschiedenen Perspektiven soziologisch festgestellt werden kann. Um dies 94 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen zu konkretisieren, finden sich im vierten Kapitel Erläuterungen einiger Schlagworte, die in den Randbereichen der Ästhetik angesiedelt sind und die zwar nicht notwendigerweise 'schlechten' Geschmack bezeichnen, aber eine Menge dessen umfassen, was faktisch unter diesem Etikett gehandelt wurde und wird. Über jedes dieser Stichworte ließe sich ein eigenes Ruch schreiben - und gerade bei 'Kitsch' und 'Mode' ist dies auch schon vielfach geschehen. Daher wird hier nur relativ knapp und pointiert umrissen, wie sich diese Begriffe in dem zuvor skizzierten soziologischen Rahmen thematisieren lassen." (Textauszug) [127-L] Kohl, Manuela: Kunstmuseen und ihre Besucher: eine lebensstilvergleichende Studie, Wiesbaden: Dt. Univ.Verl. 2006, XVII, 186 S., ISBN: 3-8350-6059-7 INHALT: "Seitdem Museen dem Ökonomisierungsdruck unterliegen und sich Wettbewerbsvorteile nicht nur gegenüber anderen Museen, sondern auch gegenüber Freizeiteinrichtungen jeder Art erarbeiten müssen, ist Besucherforschung ein zentrales Mittel für die Entwicklung von Museumsmarketing und Museumspädagogik. Manuela Kohl setzt sich mit Lebensstiltheorien und kunstsoziologischen Studien auseinander und analysiert die Präferenzen der Besucher in Hinsicht auf Hobbys, Interessen und Einstellungen. Hierbei stützt sie sich auf umfassendes empirisches Datenmaterial, das in Museen für Kunst der Klassischen Moderne und für zeitgenössische Kunst erhoben wurde. Es entsteht ein Besucherprofil, das nicht nur Merkmale wie Alter, Geschlecht und Bildungsniveau, sondern auch den Lebensstil der Besucher berücksichtigt und wichtige Orientierungspunkte für Museumsorganisation und Kulturmanagement bietet." (Autorenreferat) [128-L] Kritzmöller, Monika: Alles ist eitel - Modernisierung, Narzissmus und Individualisierung, in: Dieter Korczak (Hrsg.): Geld und andere Leidenschaften : Macht, Eitelkeit und Glück, Heidelberg: Asanger, 2006, S. 95-111, ISBN: 3-89334-456-X (Standort: UB d. Freien Univ. Berlin(188)-06/3008) INHALT: Die Autorin problematisiert thesenartig die Kehrseiten einer Entsinnlichung der Lebenswelt durch Geldgier und Eitelkeiten in der postmodernen Gesellschaft, die sie anhand einiger Collagen verdeutlicht. Sie beschreibt unter anderem die Bedeutung von alltagsästhetischen Insignien der Modewelt und Kulturindustrie für die individuelle Identitätskonstruktion und setzt sich mit den Strukturen der gegenwärtigen Konsumgesellschaft kritisch auseinander. Ihrer Meinung nach ist weniger eine quantitative Maximierung von Ressourcen gefragt, sondern eine Wertorientierung, welche nicht Geld, sondern Kraft, Aufmerksamkeit und den Willen zu einer kritischen Reflexion voraussetzt. Sie sieht eine Chance zur Überwindung der sinnentleerten, aber geldorientierten Eitelkeiten in einer Hinwendung zu jenen Dingen, die sich vor allem in Selbstachtung und Eigenliebe äußern. Denn das Geld kann erst dann wieder sinnlich werden, wenn es zur Realisierung und Umsetzung von persönlichen Träumen, Wünschen und Ideen eingesetzt wird. (ICI2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen 95 [129-L] Müller, Michael R.: Entweder - Oder?: über Praktiken der Selbststilisierung und den postmodernen Mythos vom fragmentierten Selbst, in: Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler (Hrsg.): Nomaden, Flaneure, Vagabunden : Wissensformen und Denkstile der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 100-112, ISBN: 3-531-15041-3 INHALT: Ausgehend von einigen Überlegungen zur Erfahrung personaler Unbestimmtheit unter modernen Vergesellschaftungsbedingungen sowie zu Zygmunt Baumans Differenzierung zwischen moderner und postmoderner Lebensstrategie wird anhand von zwei Fallbeispielen die Funktionsweise von Stil und Selbststilisierung als symbolisch-präsentative Form und Praxis der Selbst-Bestimmung illustriert. Es wird die These vertreten, dass die modernen Praktiken der Selbststilisierung die dichotome Unterscheidung zwischen modernen Pilgern einerseits und postmodernen Feststellungsvermeidern (Flaneuren, Spielern, Touristen) andererseits unterlaufen. (GB) [130-L] Neckel, Sighard: Design als Lebenspraxis: ein Abgesang, in: Jörn Lamla, Sighard Neckel (Hrsg.): Politisierter Konsum - konsumierte Politik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 135-141, ISBN: 3531-14895-8 INHALT: "Optimierung als Lebenspraxis lässt die Vielzahl der Dinge als unverzichtbar erscheinen und trägt den Gestaltungswahn bis in die feinsten Kapillaren des Alltags hinein. Wenn ein Unternehmen wie Siemens seit einiger Zeit mit dem Slogan 'designed for life' auftritt, liegt darin also eine tiefere Wahrheit. Denn nicht nur das Subjekt-Objekt-Verhältnis, dessen Gestaltung Design zur Aufgabe hat, nimmt die Form einer möglichst vollständig durchgeplanten Beziehung an. Auch das Verhältnis, das das moderne Subjekt zu sich selber hat, tritt in eine Objektbeziehung über, in der keine Strebung des eigenen Selbst von den Maximen der kontrollierten Steuerung ausgenommen wird. So nimmt Design als der Wert, der zunehmend unsere Wahrnehmung bestimmt, schließlich auch das Individuum selber gefangen. Freigang erhält deshalb nur, wer vom Design auch ablassen kann." (Autorenreferat) [131-L] Omahna, Manfred: Wohnungen und Eigenräume: über die Pluralität des Wohnens am Beispiel von Einpersonenhaushalten, (Grazer Beiträge zur europäischen Ethnologie, Bd. 13), Frankfurt am Main: P. Lang 2005, 184 S., ISBN: 3-631-54578-9 (Standort: LB Stuttgart(24)-56C24) INHALT: "Im Wohnen laufen viele Fäden der kulturellen Praxis und der sozialen Stellung der Menschen zusammen. Die Positionierung der Wohnung im Raum kann als Spiegel der Gesellschaftsstruktur gelesen werden, gleichzeitig ist die Wohnung selbst Spiegel der eigenen Person. In dieser Arbeit geht es darum, differente Themen wie Ökonomie, Kultur, Habitus, Architektur oder Individualismus unter dem Aspekt des Wohnens zusammenzuführen, um gegenwärtige Veränderungsprozesse verstehbar zu machen. Gleichzeitig werden Begriffe wie Öffentlich oder Privat auf ihre Gültigkeit überprüft. Die methodische Grundlage bilden qualitative Interviews mit Menschen, die allein wohnen. Ziel dieses Buches ist es, über Gespräche Bedeutungsrelationen herzustellen, die das Wohnen in seiner Vielseitigkeit verstehbar machen." (Autorenreferat) 96 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen [132-F] Portz, Tanja, M.A. (Bearbeitung); Hirschfelder, Gunther, Priv.Doz. Dr. (Betreuung): "Pimp my life!" Zur alltäglichen Konzeption und Konstruktion moderner Lebensstile zwischen Lebensstandard und Lifestyle INHALT: 1. Alltagsgestaltung als Konstruktion des Lebensstils? 2. Lebensstil als Ausdruck der Identität? 3. Handlungs- und Deutungsmuster, Symbolisierungen des Lebensstils? 4. Lebensstandard als Grundlage des Lebensstils? 5. Lebensstilkonstruktion kann auch unabhängig vom Lebensstandard erfolgen/ alternative Wege der Konstruktion. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bonn/Köln METHODE: Die primär soziologisch dominierte Theorie der Lebensstile soll in einen kulturwissenschaftlichen Kontext überführt werden und um die Ebene der Deutungs- und Bedeutungsmuster ergänzt werden. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Beobachtung, teilnehmend. Gruppendiskussion. Qualitatives Interview (Stichprobe: ca. 12; narratives, exploratives Tiefeninterview; Auswahlverfahren: Zufall über Kontaktpersonen). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 50-75; Fragebogen; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Portz, Tanja: Alltag zwischen Lebensstil und Stilisierung des Lebens: Bonner empirische Studie zur Konzeption und Konstruktion moderner Lebensstile am Beispiel ausgewählter Schwerpunkte des kulturwissenschaftlichen Kanons. Dissertationskonzept. Juli 2004. ART: Dissertation; Auftragsforschung; gefördert BEGINN: 2004-04 ENDE: 2006-04 AUFTRAGGEBER: Dr. Rainer Wild-Stiftung Stiftung für gesunde Ernährung FINANZIERER: Auftraggeber; Stipendium INSTITUTION: Universität Bonn, Philosophische Fakultät, Institut für Germanistik, vergeichende Literatur- und Kulturwissenschaft Abt. Kulturanthroplolgie, Volkskunde (Am Hofgarten 22, 53113 Bonn) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0228-735017, e-mail: [email protected]) [133-L] Reichertz, Jo: Der Nomade als medial geschulter Darsteller vermeintlicher Aufrichtigkeit?: Überlegungen im Anschluss an Zygmunt Bauman und Richard Sennett, in: Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler (Hrsg.): Nomaden, Flaneure, Vagabunden : Wissensformen und Denkstile der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 171-185, ISBN: 3-531-15041-3 INHALT: Der Zwang zur Expressivität und zur Selbstdarstellung moderner Individuen als Nomaden wird beschrieben. Die Geschichte des Verhältnisses von Privatheit und Öffentlichkeit rekapitulierend weist der Autor auf eine besondere Eigenheit im gegenwärtigen Darstellungszwang hin: Im Zuge der Ausbreitung spezifischer Medienformate kommt es nicht nur zu einer Verschiebung der Grenzziehung zwischen Öffentlichem und Privatem. Das neue "Wirklichkeitsfernsehen" zwingt darüber hinaus zu der paradoxen Darstellungsnotwendigkeit, Aufrichtigkeit inszenieren zu müssen. In der medialisierten Gesellschaft wird die nicht als solche erkennbare, jedoch explizit erzeugte Darstellungsweise der "Authentizität" zum entscheidenden Modus der Selbstdarstellung, was nicht nur eine Theatralisierung nach sich zieht, sondern die Individuen in ein merkwürdiges Verhältnis zu sich selbst setzt. (GB) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen 97 [134-L] Rolshoven, Johanna: Woanders daheim: kulturwissenschaftliche Ansätze zur multilokalen Lebensweise in der Spätmoderne, in: Zeitschrift für Volkskunde : Halbjahresschrift der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Jg. 102/2006, H. 2, S. 179-194 (Standort: UB Bonn(5)-Z55 131) INHALT: Der Aufsatz versteht sich als Beitrag zu einer Akteur-zentrierten Untersuchung der zunehmenden Beschleunigung in der Gesellschaft aus kulturwissenschaftlicher Sicht. Beschrieben wird das Spannungsfeld zwischen Mobilität und Sesshaftigkeit, das in der multilokalen tagtäglichen Mobilität der Gegenwart als Paradigma des spätmodernen Lebens erscheint. Die Argumentation vollzieht sich auf drei thematischen Ebenen: (1) Ausdrucksformen arbeits- und freizeitinduzierter Multilokalität, (2) Bedeutung des Wohnens als gleichzeitig mobiler und immobiler Praxis und daher als Ortes sozialen Wandels, (3) Raumdimensionen zwischen den Orten des Alltagslebens. (ICEÜbers) [135-L] Schäfers, Bernhard: Wohnen im sozialen und kulturellen Wandel: historische und soziale Voraussetzungen des Neuen Wohnens, in: Caroline Y. Robertson-von Trotha; Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale (Hrsg.): Vernetztes Leben : soziale und digitale Strukturen, Karlsruhe: Univ.-Verl. Karlsruhe, 2006, S. 107-123, ISBN: 3-86644-019-7 INHALT: Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den Veränderungen in der Wohnkultur. Zunächst geht der Autor auf die anthropologische und soziale Dimension des Wohnens ein. Im Anschluss daran werden Daten zur Wohnversorgung und zu den Wohnwünschen in Ost- und Westdeutschland präsentiert. Der nächste Abschnitt beleuchtet die demographischen Veränderungen und sozialen Differenzierungen als Basis des Neuen Wohnens. Bevor dann abschließend auf die Entwicklungstendenzen des Neuen Wohnens eingegangen wird, beschreibt der Autor die Befreiung des Wohnens aus funktionalistischen und ideologischen Vorgaben. (ICD) [136-L] Schroer, Markus: Mobilität ohne Grenzen?: vom Dasein als Nomade und der Zukunft der Sesshaftigkeit, in: Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler (Hrsg.): Nomaden, Flaneure, Vagabunden : Wissensformen und Denkstile der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 115-125, ISBN: 3531-15041-3 INHALT: Es wird die These vertreten, dass das Leben von Flaneuren, Nomaden, Vagabunden, Touristen und Kosmopoliten, denen gemeinsam ist, dass sie permanent unterwegs sind, in zunehmendem Maß als typische Lebensform für eine Mehrheit der Weltbevölkerung gelten kann. Damit kommt es anscheinend zu einem Übergang von einer sesshaften zu einer nomadischen Ära. Es wird gezeigt, dass diese Nomadisierung zu tiefgreifenden räumlichen und architektonischen Veränderungen führt. Ein näherer Blick auf die mobile Architektur zeigt allerdings, dass sich sesshafte und nomadische Lebensformen gegenseitig hervorbringen und sich immer mehr anzugleichen erscheinen. In einer Welt, in der alle permanent unterwegs sind, wird Sesshaftigkeit wieder zum Luxus. (GB) 98 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.4 Lebensstile, Werte, Normen [137-L] Schulze, Gerhard: Die Sünde: das schöne Leben und seine Feinde, München: Hanser 2006, 287 S., ISBN: 3-44620672-8 (Standort: UB Bonn(5)-2006-2387) INHALT: Die Studie rekonstruiert den im westlichen Lebensstil "versunkenen Kodex der sieben Todsünden". Der Autor geht differenziert auf das Alltagsleben normaler Menschen ein, auf Essen und Trinken, Freude an schönen Dingen, Sex, Narzissmus und süßes Nichtstun einerseits, und auf Frustration, Aggression, Neid und Eifersucht andererseits. In der Studie dienen die "sieben Todsünden" als Kontrastmittel, um den unausgesprochenen Kodex des "schönen Lebens" in der Moderne hervortreten zu lassen. Am Beispiel der sieben Todsünden werden zwei Spannungsverhältnisse untersucht. Zum einen geht es um den Gegensatz zwischen einem Leben für Gott und dem eigenem Leben, zum anderen geht es um die schwierige Balance zwischen Freiheit und Selbstbegrenzung. Das erste Spannungsverhältnis kennzeichnet den Anfang, das zweite Gegenwart und Zukunft der Moderne. In beiden Konflikten wird sichtbar, worin "ein Leben ohne Sünde" besteht. Vor diesem Hintergrund ist der Blick auf die Moderne in den anschließenden Kapiteln zu sehen. Sie zielen auf exemplarische Gegenüberstellungen, bei denen die beiden Spannungsmuster hervortreten: der - historisch gesehen - erste Konflikt zwischen dem alten Leben für Gott und dem modernen Leben für sich selbst; und, nach dem Verblassen des ersten, der Konflikt zwischen Lebensgier und Lebensgleichgewicht. Jeder der sieben Todsünden ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Diese Anschauung des konkreten täglichen Lebens dient der Erörterung zweier Fragen in der zweiten Hälfte des Buchs: Was ist aus dem Begriff der Sünde geworden? Und woran halten wir Menschen des Westens uns moralisch fest? (ICA2) [138-L] Zinnecker, Jürgen: Grenzgänger: Denkfigur und Lebensweise der (Post)Moderne?, in: Winfried Gebhardt, Ronald Hitzler (Hrsg.): Nomaden, Flaneure, Vagabunden : Wissensformen und Denkstile der Gegenwart, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 140-156, ISBN: 3-531-15041-3 INHALT: Der Autor präsentiert Ergebnisse empirischer Internet-Recherchen zur Sozial- und Kulturfigur des 'Grenzgängers', einer typischen Identitätsmetapher im Kontext von Mobilität und Entgrenzung in der Postmoderne. Sprachgeschichtlich handelt es sich dabei um eine relativ junge Wortschöpfung, die erst nach den 1980er Jahren Einzug in die Sprache gefunden hat. Als 'Grenzgänger' werden neben Arbeitsmigranten auch Stilgrenzen überschreitende Künstler, Wissenschaftler, die als Intellektuelle die Grenze zwischen Alltag und Wissenschaft oder zwischen Disziplinen bzw. Kulturräumen überbrücken sowie Abenteurer, die auf dem Grat zwischen Zivilisation und Wildnis wandeln, bezeichnet. Während mit Blick auf das jeweilige Verhältnis zur Grenze analytisch genauer zwischen Grenzüberschreitern, Grenzwechslern und Grenzgängern zu unterscheiden ist, lässt sich insgesamt eine deutliche Umwertung der vormals negativen Konnotation der Grenzfiguren zu einer positiven beobachten. (GB) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde 1.5 99 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde [139-L] Chorinsky, Michaela: Les Enfants de Dieu: rituelle Performanz, Schamanismus und Besessenheit in der Pfingstbewegung der südfranzösischen Gita, Tübingen 2006, 325 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit .d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=97900151x&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=97900151x.pdf; http://w210.ub.uni-tuebingen.de/dbt/volltexte/2006/2218/pdf/Dissertation.pdf) INHALT: "Diese Studie untersucht den Zusammenhang von Globalisierungsprozessen, Ritual und religiöser Bewegung. Die Arbeit will ein holistisches Bild über Entstehungsbedingungen, Mythos, rituellen Komplex und über die Transformationsprozesse, welche die Pfingstbewegung in einer Gemeinschaft von südfranzösischen Zigeunern ausgelöst hat, vermitteln. Profane und religiöse Rituale stehen im Zentrum der ethnologischen Betrachtung, die ich auch als einen Beitrag zur aktuellen Performanz-Theorie verstehe (Tambiah 1979; Turner 1985 & 1989; Schechner 1985 & 1990, Koepping und Rao 2000; Sax 2002 ect.). Im Zeitalter der Globalisierung sorgen rituelle Performanzen dafür, dass bestehende Ordnungen aufrechterhalten und ethnische Identitäten bekräftigt werden, oder sie funktionieren als Katalysatoren für gesellschaftliche Erneuerungen, indem sie neue Sinn- und Bedeutungswelten sowie transformierte soziale Beziehungen und Selbste schaffen. Beide Idealtypen von Ritualen sind in Gestalt zweier Übergangsriten vertreten: Der erste Typus als Hochzeitsritus der katholischen Gitans, der versucht, der fortschreitenden Auflösung der Kultur Einhalt zu gebieten und der zweite, regenerativ-reformerische Typus, repräsentiert durch die Heilungsperformance der Pfingstler, die auf eine innere Transformation abzielt und ethnische zu spirituellen Personen umwandeln will. Der erste Teil der Studie beschreibt die überlieferte Kultur und Sozialordnung der Gitans und deren Veränderungen im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Eingerahmt und verortet durch den Hochzeitsritus, wird ein Überblick über die soziopolitische Ordnung, Gender, Geschlechterbeziehungen und Frauenwelten, lokaler Katholizismus, Ethnizität und Identitätspraktiken, sowie über Alltagsleben und Lebensart dieser Minderheit gegeben. Es folgt die Darstellung und Interpretation einer Hochzeit, die heute mehr einer ethnischen Performance, als einer reinen Allianzenbildung gleicht. Der rituelle Prozess bewerkstelligt die soziale Transformation vom Mädchen zur Frau. Die überlieferte sozio-politische Ordnung, welche in der Herrschaft der Männer über die Frauen und die der Älteren über die Jungen besteht, wird, unterstützt durch Tanz, Dramatisierung und ritualsierte Gewalt, mit den Mitteln körperlicher Performanz in Szene gesetzt und legitimiert. Das Ritual wirkt mystifizierend, da es die reale Geschichte der Moderne, die von einem zunehmenden Niedergang herkömmlicher Ideologien und Praktiken handelt, kunstvoll poetisch umschreibt. Seine Machtwirkungen bleiben notwendig eingeschränkt, nicht zuletzt durch die Tatsache, dass neue religiöse Autoritäten schon längst das Terrain des Alltags eingenommen haben. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem religiösen Konflikt zwischen Vertretern beider Glaubensrichtungen, die in Machtkämpfen und politischen Rivalitäten zwischen traditionaler und spiritueller Autorität ihren Ausgang nehmen. Das soziale Drama stellt auch das Ergebnis einer rigorosen Abtrennungspolitik der Gitans-Priester dar, die den herkömmlichen Familienzusammenhalt für ihre Mission fürchten. Die Gemeinschaft spaltet sich ideologisch, wobei die Trennungslinie häufig durch eine einzige Großfamilie läuft. Der letzte Teil handelt von den Gitans in der Pfingstbewegung. Modernisierungs- und Globalisierungsprozesse, Assimilierungspolitik und mangelnde ökonomische Wettbewerbsfähigkeit sind nicht spurlos an der ethnischen Gruppe vorbeigegangen. Entfremdung, Krankheit und soziales Chaos sind die 100 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde unmittelbaren Folgen. Eine der Aufgaben der religiösen Bewegung ist es, den geschwächten, sozialen Körper zu heilen, die gefährdete Ordnung wiederherzustellen und die angegriffenen Menschen zu regenerieren. Anhand des religiösen Mythos, der den ewigen Kampf zwischen Gott und Satan heraufbeschwört, kann die äußere Welt imaginativ umgewertet werden." (Autorenreferat) [140-L] Devoucoux, Daniel: Film und Kleidung: zur Kulturanthropologie zweier Medien, in: Gabriele Mentges (Hrsg.): Kulturanthropologie des Textilen, Dortmund: ed. ebersbach, 2005, S. 429-448, ISBN: 3-93874006-X (Standort: ZLB Berlin(109)-Ku1260/20) INHALT: Am Beispiel des Films erläutert der Beitrag auf methodischer Ebene die symbiotische Verbindung von Filmmedium und Mode, die beide, aufeinander angewiesen, ein enges, auf sich gegenseitig verweisendes Bezugssystem aufgebaut haben. Insofern das Kostüm Teil der filmischen Narration bildet, sind zentrale Aussagen des Films nur über die Kleidung vermittelbar. So kommen visuelle Modebotschaften zustande, die wiederum auf die getragene Mode und ihre Wahrnehmung einwirken. Kleidung, bzw. die Mode, ist, so zeigt der Autor, von Beginn an ein medialer Gegenstand und geradezu für die Medialisierung prädestiniert. Aus der Sicht der Kulturanthropologie bildet die Kleidung in der "realen Welt" zugleich ein "dichtes Objekt", ein performatives Instrumentarium und ein komplexes kulturelles Handlungsfeld, auf dem soziokulturelle Erscheinungs- und Körperbilder von Personen oder Gruppen ausgehandelt werden. Auf die Filmwelt übertragen lautet daher die forschungsleitende Frage: Wie wird die Komplexität der sozialen Beziehungen mittels der Kleidung im Film entweder übersetzt oder ignoriert? (ICA2) [141-L] Duncker, Hans-Rainer (Hrsg.): Beiträge zu einer aktuellen Anthropologie: zum 100jährigen Jubiläum der Gründung der Wissenschaftlichen Gesellschaft im Jahre 1906 in Strassburg, (Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Bd. 19), Stuttgart: Steiner 2006, 442 S., ISBN: 3-515-08709-5 INHALT: Inhaltsverzeichnis: Aktuelle evolutions- und neurobiologische Vorstellungen zu einem Menschenbild - Hans-Rainer Duncker: Vorstellungen zu einer aktuellen Anthropologie aus biologisch-medizinischer Sicht (11-127); Wolf Singer: Selbsterfahrung und neurobiologische Fremdbeschreibung. Zwei konfliktträchtige Erkenntnisquellen (129-150). Sprachkritische, wissenschaftstheoretische und philosophische Stellungnahmen zu heutigen Menschenbildern - Peter Janich: Die Sprache der Naturwissenschaften vom Menschen (mit einer Fallstudie als Anhang: Zwischen Selbsterfahrung und Neurobiologie - ein Kampf zweier Mythen?) (151187); Klaus Lüderssen: Das Subjekt zwischen Metaphysik und Empirie. Einfluss der modernen Hirnforschung auf das Strafrecht? (189-205); Arbogast Schmitt: Gehirn und Bewusstsein. Kritische Überlegungen aus geistesgeschichtlicher Sicht zum Menschenbild der neueren Hirnforschung (207-283). Menschenbilder einzelner wissenschaftlicher Disziplinen - Karl Häuser: Zum Menschenbild in der Nationalökonomie (285-300); Lars Johanson: Menschenbilder in der Sprachwissenschaft (301-341); Herrmann Jungraithmayr: Grammatik und Wahrnehmung in afrikanischen Sprachen (343-351); Erika Simon: Anthropos. Der Mensch in der griechischen Bildkunst (353-368); Michael Stolleis: Das Menschenbild der Verfassung (369- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde 101 378); Dieter Vaitl: Das Menschenbild der Psychologie (379-401). Zur Geistesgeschichte heutiger Menschenbilder - Reinhardt Brandt: Die pragmatische Anthropologie und die Selbstbestimmung des Menschen bei Kant (403-421); Mario Cattaneo: Anthropologie, Metaphysik, Moral und Recht (423-426); Dietrich Korsch, Cornelia Richter: Gottesbilder - Menschenbilder. Zur Transformation normativer Instanzen (427-442). [142-L] Fenske, Michaela: Mikro, Makro, Agency: historische Ethnografie als kulturanthropologische Praxis, in: Zeitschrift für Volkskunde : Halbjahresschrift der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Jg. 102/ 2006, H. 2, S. 151-177 (Standort: UB Bonn(5)-Z55 131) INHALT: In ihrer neuen Form als europäische Ethnologie wird Volkskunde oft als auf Europa orientierte Gegenwartswissenschaft verstanden. Historische Forschung wird auf "europäische Modernen" begrenzt und auf eine Informationsfunktion reduziert. Dieser Beitrag spricht sich hingegen für einen offenen kulturanthropologischen Ansatz aus, vor allem in Hinblick auf die historische Forschung. Er zeigt, in welchem Ausmaß die neue Schwerpunktsetzung alte Trennlinien in der Disziplin fortschreibt und welche Voraussetzungen für die Überwindung dieser Trennlinien gegeben sind. Verschiedene Ähnlichkeiten ("Mikro, Makro, Agency") werden vor dem Hintergrund historischer Forschungsaktivitäten des Verfassers ebenso diskutiert wie substanzielle Unterschiede zwischen historischer und aktueller Forschung. Aus einer bewusst subjektiven Perspektive soll der Dialog zwischen den verschiedenen Forschungsfeldern belebt werden. (ICEÜbers) [143-L] Gerndt, Helge; Haibl, Michaela (Hrsg.): Der Bilderalltag: Perspektiven einer volkskundlichen Bildwissenschaft, (Münchner Beiträge zur Volkskunde, Bd. 33), (Wissenschaftliche Arbeitstagung "Volkskunde als Bildwissenschaft", 2004, München), Münster: Waxmann 2005, 426 S., ISBN: 3-8309-1512-8 (Standort: UB Bonn(5)2005/9021) INHALT: "Erleben wir eine visuelle Zeitenwende? Avancieren im täglichen Leben heute Bilder statt der Sprache zum beherrschenden Element der Kommunikation, des Wahrnehmens und des Verstehens? Die neuerdings postulierte 'Wende zum Bild' (Iconic turn) und die 'zunehmende Bildhaftigkeit des gesellschaftlichen Konsums' bedeuten nicht zuletzt für die empirische Alltagskulturforschung eine Herausforderung, der sie sich in diesem Band stellt. Namhafte Autorinnen und Autoren skizzieren hier beispielhaft zentrale Aspekte und Perspektiven einer volkskundlichen Bildwissenschaft; Auswahlbibliographie und Register erschließen die Thematik." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Helge Gerndt: Bildüberlieferung und Bildpraxis: Vorüberlegungen zu einer volkskundlichen Bildwissenschaft (13-34); Wolfgang Bruckner: Wort oder Bild? Ein europäischer Antagonismus und seine Folgen (35-48); Gottfried Korff: Vor, unter und neben der Kunst: Warburgs Methode und die volkskundliche Bildforschung (49-65); Nils Arvid Bringéus: Bildtransformation: eine Skizze anhand skandinavischer Beispiele (67-86); Ruth-E. Mohrmann: Konfliktrituale im Bild der Frühen Neuzeit (87-106); Silke Göttsch: Laienmalerei: ein Bauer und seine Bilder um 1830 (107-119); Daniel Drascek: Kulturelles Bildgedächtnis und moderne Traditionsbildung (121-133); Martin Scharfe: Vignetten: zur verborgenen Bedeutung von Bildbagatellen (135-156); Albrecht Lehmann: Bilder als Vorbild: zur Ikonologie des "landschaftlichen Auges" (157-168); Bärbel 102 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde Kerkhoff-Hader: Die alltägliche Bilderflut: Werbung als kulturanalytisches Forschungsfeld (169-185); Irene Götz: Nationale "Visiotype": zur Wirkmacht inszenierter Bilder im Medienzeitalter (187-198); Christoph Kock: Bilderfolgen: Wahrnehmungswandel im Wirkungsfeld Neuer Medien (199-212); Walter Leimgruber: Die visuelle Darstellung des menschlichen Körpers: gesellschaftliche Aus- und Eingrenzungen in der Fotografie (213-232); Friedemann Schmoll: Wie kommt das Volk in die Karte? Zur Visualisierung volkskundlichen Wissens im "Atlas der deutschen Volkskunde" (233-250); Guido Fackler: Panoramen von Macht und Ohnmacht: KZ-Bilder als ikonisierte Erinnerung und historisches Dokument (251-274); Michaela Haibl: Konzentrationslager oder "Künstlerkolonie"? Zur Problematik der Rezeption und Präsentation von Artefakten aus Konzentrationslagern (275-298); Lioba Keller-Drescher: Bilder lesen: Trachtenbilder im Kontext (299-309); Burkhart Lauterbach: Exakt lesen lernen ...: Fotografieanalytische Anleitungsmodelle in der Kritik (311-325); Nina Gockerell: Bilder auf Möbeln: ein Beispiel aus dem Bayerischen Nationalmuseum (327-331); Thomas Raff: Dekoration als Programm oder Programm als Dekoration? "Bilder" im Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität (333-353); Ueli Gyr: Kitschbilder? Bilderkitsch? Gedanken zur Bildsteuerung im Kitsch (357-365); Franziska Schürch: Überlegungen zu einer Volkskunde der Kunst (367-373); Ulrich Hagele: Visuelle Kultur? Thesen zum erweiterten Fachverständnis bildmedialer Forschung (375-388); Cordula Carla Gerndt: Anstelle eines Schlussworts (389-391). [144-F] Gersmann, Gudrun, Prof.Dr. (Leitung): Totenkult und Erinnerungskultur - West-/ Osteuropa im Vergleich INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: West- und Osteuropa ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Volkswagen Stiftung INSTITUTION: Universität Köln, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Abt. Mittlere und Neuere Geschichte (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln) KONTAKT: Leiterin (Tel. 0221-470-4352, Fax: 0221-470-7329, e-mail: [email protected]) [145-L] Girtler, Roland: Kulturanthropologie: eine Einführung, Wien: Lit Verl. 2006, 304 S., ISBN: 3-8258-9576-9 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5427) INHALT: Die vorliegende Einführung in die Kulturanthropologie erschien erstmals in den 1970er Jahren. Im ersten Teil verankert der Verfasser die Kulturanthropologie in der Gedankenwelt der philosophischen Aufklärung. Er gibt einen Überblick über die Entwicklung der Disziplin seit dem 19. Jahrhundert, über Forschungsgegenstand und Forschungsansätze und grenzt die Kulturanthropologie von benachbarten Disziplinen ab. Der zweite Teil ist der Sprache in der Kulturanthropologie gewidmet. Hier geht es um Ansätze linguistischer Reflexionen im 18. und 19. Jahrhundert, die klassische Ethnolinguistik, Sprache als Instrument der Feldforschung, die Ethnomethodologie und den Strukturalismus. Der dritte Teil der Untersuchung beschäftigt sich mit funktionalistischen Ansätzen - Malinowski, Radcliffe-Brown, der britischen Sozialanthropologie und dem Strukturfunktionalismus. Ein eigenes, viertes Kapitel ist dem Verstehen in der Kulturanthropologie gewidmet, vor allem der klassischen und der "verstehenden" Religionsforschung. Der abschließende, fünfte Teil stellt Kulturanthropologie, soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde 103 "cultural anthropology" und philosophische Anthropologie einander gegenüber und mündet in ein Plädoyer für eine empirische Kulturanthropologie. (ICE) [146-L] Gottowik, Volker: Die Erfindung des Barong: Mythos, Ritual und Alterität auf Bali, Berlin: Reimer 2005, 531 S., ISBN: 3-496-02784-3 (Standort: UB Freiburg i. Br.(25)-GE2006/3579) INHALT: "Die angesprochene Toleranz gegenüber anderen Lebensformen und Weltbildern ist in der hindu-balinesischen Religion verankert; sie findet in populären Glaubensvorstellungen ihren symbolischen Ausdruck, die der Gestaltung der sozialen Beziehungen auf Bali alltäglich zugrunde liegen. In diesem Kontext sind auch Barong Landung-Figuren zu sehen: anthropomorphe Sakralfiguren, die den Gegenstand der vorliegenden Studie bilden. Barong LandungFiguren treten zumeist in der Gestalt eines schwarzen wilden Mannes und einer schönen weißen Frau auf: Während der Mann einen Hindu indischer oder balinesischer Abstammung repräsentiert, steht die Frau für eine Chinesin buddhistischen Glaubens. Dieses Sakralfigurenpaar ist in unterschiedlichen rituellen Kontexten präsent, ohne dass das Gros der lokalen Akteure jedoch einen exegetischen Kommentar anzubieten hätte, der Auskunft über die genauere Identität dieses ungleichen Paares und die Gründe seiner Verehrung gäbe. Die Bedeutung der beiden Barong Landung-Figuren scheint vielmehr in einem Bereich vorsprachlicher Verständigung angesiedelt. Auf der Grundlage dieser Prämisse geht die vorliegende Studie der erkenntnisleitenden Frage nach, was sich die Balinesen im Medium von Barong Landung stillschweigend zu verstehen geben. Sie rückt dieses multiethnische Sakralfigurenpaar ins Zentrum der Überlegungen und unternimmt von dort aus gedankliche Exkursionen in alle Himmelsrichtungen: - in die Geschichte der Barong-Forschung, um herauszufinden, warum die Ethnologie die beiden Barong Landung-Figuren bislang weitgehend ignoriert hat, während sie von anderen Barong-Figuren geradezu besessen war; in die Ikonographie balinesischer Masken, um das groteske Aussehen dieser überlebensgroßen Sakralfiguren aufzuklären; in die rituelle Praxis dieses schwarzen Mannes und dieser weißen Frau, die auf der Ebene von Tanz, Gesang und angedeuteten sexuellen Handlungen ihre symbolischen Aussagen treffen; - in die mythisch-legendarischen Erzählungen, die von Heirat, Kinderlosigkeit, Ehebruch, Intervention der Götter und der Unsterblichkeit dieses ungleichen Paares berichten; und in das Repertoire der Lieder und Dialoge, in denen die beiden Barong Landung-Figuren nicht nur von unglücklicher Liebe singen, sondern auch Aussagen über die aktuelle Wirtschafts- und Währungskrise in Indonesien treffen. In den Kontext ihrer eigenen Kultur gerückt, offenbaren Barong Landung-Figuren ihre bedeutungsstiftenden Bezüge. Einer zentralen These der vorliegenden Studie zufolge wird mit diesem interethnischen und interkonfessionellen Sakralfigurenpaar das Fremde als Teil der eigenen kulturhistorischen Vergangenheit ausgewiesen und damit zugleich die multikulturelle Grundlage der balinesischen Gesellschaft symbolisch ausgedrückt, rituell eingespielt und normativ verankert. Dass eine solche Anerkennung des Fremden der eigenen Kultur nicht frei ist von Kontroverse und Ambivalenz, versucht diese Studie zu zeigen." (Textauszug) 104 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde [147-L] Hadjer, Kerstin: Geschlecht, Magie und Geld: sozial eingebettete und okkulte Ökonomien in Benin, Westafrika, Köln 2006, 394 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=981344 852&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=981344852.pdf; http://kups.ub.uni-koeln.de/volltexte/ 2006/1852/pdf/KUPS_DISSERTATION_HADJER.pdf) INHALT: "In vielen westafrikanischen Ländern wirtschaften Frauen und Männer hochgradig individualisiert. Die vorliegende Studie zu sozialem und wirtschaftlichem Handeln in Benin belegt, dass die Akkumulation von Geld und Besitz auch innerhalb von Haushalten getrennt verläuft, was innerhäusliche Wohlstandsunterschiede begünstigt. Die Trennung von (Wissen um) Geld und Besitz vollzieht sich innerhalb einer patrifokal ausgerichteten Sozialstruktur. Sie ist für Frauen und Männer mit einem unterschiedlichen Zugang zu Ressourcen (z.B. Land) und verschiedenen Kapitalsorten (z.B. Geld) verbunden. Die geschlechtsspezifische Strukturierung sozialer und ökonomischer Felder drückt sich unter anderem in Pflichten, Rechten und Aufgaben aus, die für Frauen und Männer unterschiedliche Dispositionen für die Praxis schaffen. Die Untersuchung dieser Praxis erfordert einen akteurszentrierten Ansatz, der seine Umsetzung in enger Anlehnung an Pierre Bourdieus Theorie der sozialen Praxis findet. Dies eröffnet neue Perspektiven auf ein Verständnis von Bedürfnissen, Handlungsoptionen und Strategien der Existenzsicherung. Warum weiß auch innerhalb von Haushalten niemand so recht, wie viel Geld der oder die andere verdient? Als meist genannter Grund trat die Angst vor Neid und Missgunst hervor. Sie gelten als Vorboten für den Einsatz magischokkulter Praktiken als Konfliktlösungsstrategie. Unter anderem wird nachgewiesen, dass alltägliche Investitionen in magisch-okkulte Praktiken wie Glücks-, Schutz- und Schadenszauberei nicht nur sehr empfindlich in den Finanzhaushalt von Individuen und damit in die Existenzsicherung eingreifen. Darüber hinaus zeigt sich, dass hinter diesen Investitionen komplexe soziale und ökonomische Interessen stehen. Insgesamt treten Individualität, Reziprozität und Nivellierung als zentrale Funktionsweisen sozialer, ökonomischer und magisch-religiöser Felder hervor. Geschlecht, Magie und Geld bedingen sich in der sozialen Praxis gegenseitig. Sie verhalten sich relational zueinander und tragen zur Genese sozial eingebetteter und okkulter Ökonomien bei, deren Textur in Analysen zur Vulnerabilität und Existenzsicherung nicht nur für Benin dringende Berücksichtigung erfahren sollte, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit für weite Teile Westafrikas. Die Arbeit beruht auf einer 19-monatigen Feldforschung in Benin (2000-2004). Das qualitative und quantitative Datenmaterial setzt sich zusammen aus zahlreichen Interviews, teilnehmender Beobachtung, Mental Mapping, einem Haushaltssurvey, Lebensgeschichten, Baumwollstudien, Budgetstudien zu Einnahmen, Ausgaben und Konsumverhalten sowie einem statistisch repräsentativen Survey zur Existenzsicherung mit 839 Personen aus acht Gemeinden im ländlichen und urbanen Zentralbenin (22.260 km2)." (Autorenreferat) [148-L] Hörz, Peter F. N.: Kunde vom Volk: Forschungen zur Wiener Volkskultur im 20. Jahrhundert, (Enzyklopädie des Wiener Wissens, Bd. 2), Weitra: Verl. Bibliothek der Provinz, Ed. Seidengasse 2005, 131 S., ISBN: 3-902416-05-X (Standort: Bayer SB München(12)-2006/19387) INHALT: Der Verfasser vertritt ein gewandeltes Bild der Volkskunde, weg vom "Stallgeruch des Rassismus" und hin zum "hellen Schein der Soziologie". Seine Geschichte der Wiener Volkskulturforschung im 20. Jahrhundert behandelt daher nicht nur Volkskundler selbst, sondern soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde 105 auch Sozialreporter wie Max Winter, politische Lebensreformer und Volksbildner wie Otto Neurath und Kulturhistoriker wie Gustav Gugitz. Weitere Themen sind die Anfänge volkskundlicher Forschungstätigkeit in Gestalt der Ahnenforschung, die Wiener Bezirksmuseen, der Neubeginn der Volkskunde in Wien nach Leopold Schmidt und Richard Wolfram in Gestalt Helmut P. Fielhauers und der Wandel des Fachs zur Europäischen Ethnologie. Abschließend werden Perspektiven der Volkskulturforschung in Wien benannt. (ICE) [149-L] Ignatius, Halle Ekane: The rationality of African cultural dynamism: a case study in Bakossiland, South-West province of Cameroon, (Kommunikation und Beratung, 69), Weikersheim: Margraf 2005, XVI, 258 S., ISBN: 3-8236-1474-6 (Standort: B d. Friedrich-Ebert-Stiftung(Bo 133)-A06-00992) INHALT: Ziel der Untersuchung ist es, die multifunktionellen Einrichtungen und die Organisation der Bakossi-Kultur im Südwesten Kameruns zu analysieren und zu bewerten. Es soll ein Bezugssystem entwickelt werden, das Verständnis und Interpretation der Funktionalität von Organisationen und Institutionen in der afrikanischen Kultur ermöglicht. Es werden komplexe Livelihood-Strategien sichtbar gemacht, die die moralisch-ethischen Werte der Gemeinschaft repräsentieren. Eine Vielzahl einzelner Institutionen beeinflusst die ökonomischen Aktivitäten: (1) Institutionen der Heirat, Geburt, Erziehung, des Haushalts und des Sterbens im System der sozialen Beziehungen; (2) Institutionen des Glaubens, die die Weltsicht der Menschen erklären, wie übernatürliche Kräfte, Zauberrituale und Geheimgesellschaften; (3) traditionelle und moderne Governance-Institutionen; (4) Institutionen der Ressourcenausbeutung und -verteilung in einem ökonomischen System. Von besonderer Bedeutung ist das ökonomische System. Die Produktion findet vor allem als kleinbäuerliche Landwirtschaft statt. Die Nutzung von Investitionsgütern ist niedrig, landwirtschaftlicher Ertrag ist hochgradig mit den Livelihood-Strategien der jeweiligen Gemeinschaft assoziiert. Von einer Effektivierung der Agrarproduktion würde ein gesamtgesellschaftlicher Multiplikatoreffekt ausgehen. Entwicklungsansätze sollten unmittelbar auf Gemeindeebene unterstützt werden. (ICE2) [150-L] Kehl-Bodrogi, Krisztina: Bestattungsbräuche und Umgang mit dem Tod bei den Türken, in: Rüdiger Fikentscher (Hrsg.): Europäische Gruppenkulturen : Familie, Freizeit, Rituale, Halle: mdv, Mitteldt. Verl., 2006, S. 58-68, ISBN: 3-89812-378-2 (Standort: UB Siegen(467)-31NZX5941) INHALT: Trauerrituale dienen in allen menschlichen Gesellschaften der Bewältigung der durch den Tod ausgelösten Emotionen und symbolisieren den Versuch, die Trennung vom Verstorbenen durch einen Prozess des strukturierten Übergangs zu erleichtern. Der Tod eines Individuums ist aber immer auch ein gesellschaftliches Ereignis, denn mit ihm sind soziale und moralische Verpflichtungen seitens der Überlebenden verbunden, die sich in den jeweiligen Trauerritualen und Bestattungsbräuchen widerspiegeln. Wie alle Rituale folgen diejenigen der Trauer festgesetzten Regeln und können als stereotypes Verhalten im Rahmen kultureller Übereinkünfte verstanden werden. Die Art und Weise, wie sunnitische Muslime in der Türkei und in der europäischen Diaspora den letzten lebenszyklischen Übergang - den Tod - rituell bewältigen, bildet den Gegenstand des vorliegenden Beitrags. Es werden der Umgang mit dem Sterbenden und die Vorbereitung auf die Bestattung, das Begräbnis, die anschließenden 106 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde Trauerrituale sowie die Veränderungen durch die rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen für türkische Migranten in Deutschland beschrieben. (ICI2) [151-L] Knecht, Michi: Zwischen Religion, Biologie und Politik: eine kulturanthropologische Analyse der Lebensschutzbewegung, (Forum Europäische Ethnologie, Bd. 4), Münster: Lit Verl. 2006, 322 S., ISBN: 3-8258-7007-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006-6024) INHALT: "Als zeitgenössische Protestbewegung ist die Lebensschutzbewegung in der BRD in kollaborative wie antagonistische kulturelle Strömungen eingebettet. Die Untersuchung rekonstruiert die Anfänge der heutigen Bewegung aus der Perspektive ihrer Protagonistinnen und Protagonisten und analysiert, wie die Politisierung von Religion, die Sakralisierung von Biologie und eine moralische Rekonstruktion von Geschlechterverhältnissen zusammenwirken. Sie versteht diese Dimensionen als Elemente einer Kosmologie in Aktion, die auf die Transformation von Individuen und Gesellschaft im Feld emergenter biosozialer Phänomene gerichtet ist." (Autorenreferat) [152-L] Kreinath, Jens: Semiose des Rituals: eine Kritik ritualtheoretischer Begriffsbildung, Heidelberg 2006, 211 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=980207371&dok_var=d1&dok _ext=pdf&filename=980207371.pdf; http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/20 06/6570/pdf/Jens_Kreinath_Semiose_des_Rituals_2006_06_14.pdf) INHALT: "Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind die Begriffsbildungsprozesse in der gegenwärtigen Ritualtheorie. Diese werden mit Hilfe des von Charles Sanders Peirce eingeführten Konzepts der Semiose analysiert. Unter der Maßgabe, dass die Semiose als handlungstheoretisches Konzept gefasst werden kann, wird der Versuch unternommen, vor allem neuere ritualtheoretische Ansätze und Konzepte unter dem Gesichtspunkt der Praxis des wissenschaftlichen Diskurses zu analysieren. Dabei wird argumentiert, dass es möglich ist, die unterschiedlichen Formen der ritualtheoretischen Begriffsbildung einer metatheoretischen Kritik zu unterziehen, ohne dass für eine derartige Kritik eine eigene empirische Ritualforschung oder ein eigener ritualtheoretischer Ansatz notwendig ist. Das Argument wird in fünf Kapiteln entwickelt. Im ersten Kapitel wird in das Problem der Ritualtheorie eingeführt. Dabei wird von der Frage ausgegangen, ob wir eine Theorie des Rituals brauchen und welche Art von Theorieverständnis benötigt wird, um eine metatheoretische Kritik zu artikulieren. Es wird versucht, Ritualtheorie in ein Verhältnis zur Praxis der Ritualforschung zu setzen und diese als eine Form der diskursiven Praxis zu begreifen. Ausgegangen wird von der semiotischen Annahme, dass nicht nur Rituale, sondern auch Ritualtheorien Zeichenprozesse sind. Um zeigen zu können, dass Ritualtheorien in einem wissenschaftlichen Diskurszusammenhang stehen, werden unterschiedliche Weisen herausgearbeitet, wie Ritualtheorien konzeptionalisiert werden. Im Weiteren wird auf die Bestimmung des Forschungsgegenstandes und die Rahmung des diskursiven Feldes eingegangen sowie zwischen disziplinär bedingten Theorien des Rituals und theoretischen Ansätzen zum Ritual unterschieden. Vor diesem Hintergrund wird ein Theorieverständnis entwickelt, welches an der Praxis der Theoriebildung orientiert ist und Ritualtheorien unter dem Gesichtspunkt ihrer Begriffsbildung und der Dynamik des wissenschaftlichen Diskurses versteht. Abschließend wird auf die Unterscheidung zwischen Semiologie und Se- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde 107 miotik eingegangen, die zum Ausgangspunkt für den theoretischen wie metatheoretischen Rahmen dieser Arbeit genommen wird. Im zweiten Kapitel werden die metatheoretischen Parameter entwickelt, die für eine Kritik der ritualtheoretischen Begriffsbildung notwendig sind. Dabei wird mittels der Unterscheidung zwischen Methodologie, logischem Design und theoretischem Diskurs eine analytische Matrix entworfen, um die theoretischen Ansätze wie die analytischen Konzepte in der Erforschung von Ritualen metatheoretisch analysieren und vergleichen zu können. Auf dieser Grundlage wird zwischen dem Design theoretischer Ansätze und der Pragmatik im Gebrauch von analytischen Konzepten sowie zwischen der Indexikalität empirischer Daten und der Dynamik des diskursiven Feldes unterschieden. Das dritte Kapitel behandelt solche theoretischen Anätze zur Semiotik von Ritualen, die als paradigmatisch anzusehen sind. Die hier diskutierten Ansätze werden nach Maßgabe ihrer Zeichenbegriffe in vier thematischen Einheiten behandelt. Das Ergebnis der Analyse dieser unterschiedlichen Ansätze zur Ritualsemiotik ist, dass der sprachwissenschaftliche Zeichenbegriff trotz aller Kritik, die er hier erfährt, als der maßgebliche Ausgangspunkt anzusehen ist. Im vierten Kapitel werden die analytischen Konzepte der gegenwärtigen ritualwissenschaftlicher Theoriebildung thematisiert. In fünf Einheiten kommen die ritualtheoretischen Ansätze weniger innerhalb eines übergreifenden thematischen Rahmens zum Tragen, als vielmehr unter dem Gesichtpunkt unterschiedlicher begrifflicher Konfigurationen. Im fünften Kapitel geht es um das Verschieben des theoretischen Rahmens und Fokus. Dabei wird wieder eine metatheoretische Perspektive eingenommen und auf die Möglichkeit der Kritik der ritualwissenschaftlichen Begriffsbildung reflektiert. Abschließend wird für einen Perspektivenwechsel von der Theorie der rituellen Praxis zur Praxis der Ritualtheorie als einer Praxis ritualtheoretischer Begriffsbildung plädiert." (Autorenreferat) [153-L] Leach, Edmund: Claude Lévi-Strauss zur Einführung, (Zur Einführung), Hamburg: Junius 2006, 171 S., ISBN: 3-88506-982-2 (Standort: Diözesanbibl. Köln(Kn28)-Fab9458) INHALT: Der Verfasser gibt, eingeleitet durch eine kurze biographische Skizze, einen Überblick über das Gesamtwerk von Claude Lévi-Strauss. Claude Lévi-Strauss sieht es als "einen der wenigen Universalgelehrten, die die Geisteswissenschaft in diesem Jahrhundert um einen neuen theoretischen Zweig erweitert" haben - den Strukturalismus. Der Verfasser präsentiert in dieser Einführung eine kritische Übersicht über Lévi-Strauss' Forschungen zum "strukturalen Unbewussten" menschlicher Gesellschaften. Ziel Lévi Strauss' war es, Tatsachen aufzudecken, die von universaler Gültigkeit für den menschlichen Geist sind. Die Schlüsselfrage besteht darin, in welcher Weise die Kultur des Homo sapiens untrennbar mit der Natur des Menschen verbunden ist. Ausgangspunkt ist für Lévi-Strauss dabei die spezifische Eigenschaft des Menschen, eine Sprache zu besitzen. Der Verfasser porträtiert das Werk von LéviStrauss als dreizackigen Stern, dessen Mittelpunkt das autobiographische ethnologische Reisebuch "Traurige Tropen" bildet. Die drei Zacken des Sterns sind (1) die Verwandtschaftstheorie, (2) die Logik der Mythen und (3) die Theorie der primitiven Begriffsbildung. (ICE2) [154-L] Leder, Stefan; Streck, Bernhard (Hrsg.): Shifts and drifts in nomad-sedentary relations, (Nomaden und Sesshafte, Bd. 2), Wiesbaden: Reichert 2005, XII, 503 S., ISBN: 3-89500-413-8 (Standort: Württ. LB Stuttgart(24)-567072) 108 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde INHALT: "The studies contained in this book focus on the impact of interrelations between nomadic and sedentary societies. The authors, anthropologists and historians, have examined a wide range of nomad-sedentary relations and have discussed the effects of these interrelationships. Their inquiry exposes many facets of the diversity and flexibility characteristic of nomadic economy, social organization and practices, as they explain how these determine, and result from, interaction with sedentary social environments. The topics include ancient Egypt, North-Africa in Roman antiquity, the Near East from late antiquity till modern times, EastAfrica, Iran and Central Asia, as well as gypsy groups in Turkey and in the Black Sea area. This comparative perspective, and also observations concerning the fluidity of boundaries between both ways of life have encouraged the development of a deeper understanding for the systematic aspects of nomadic life. Historical case studies have detected nomad-sedentary relations in several fields, such as military organisations, administration and political institutions. Their analysis correlates historical incidence to circumstantial and recurrent conditions. The authors also point out that nomadic, and particularly Arab Bedouin legacy have given rise to discursive practices and mental attitudes. The assertions and assignments of nomad identities therefore tend to appear as self-regulating social realities, being rather disconnected from mobile pastoral existence, and thus contribute to the interrelatedness of both worlds." (author's abstract). Contents: Emanuel Marx: Nomads and Cities: The Development of a Conception (3-16); Günther Schlee: Forms of Pastoralism (17-54); Kurt Franz: Resources and Organizational Power: Some Thoughts on Nomadism in History (55-78); Michael Meeker: Magritte on the Bedouins: Ce n'est pas une société segmentaire (79-98); Katharina Lange: 'Shawâyd': Economic Mélange, Pure Origins? Outsiders' and Insiders' Accounts of Tribal Identity in Northern Syria (99-122); Elena Marushiakova, Vesselin Popov: The Gypsy Court as a Concept ofConsensus among Service Nomads in the Northern Black Sea Area (123-148); Udo Mischek: Gypsies in an Urban Context: The Dual Morphology of an Oscillating Society (149-162); Anatoly M. Khazanov: Nomads and Cities in the Eurasian Steppe Region and Adjacent Countries: A Historical Overview (163-178); Wolfgang Holzwarth: Relations Between Uzbek Central Asia, the Great Steppe and Iran, 1700-1750 (179-216); Charlotte Schubert: The Henchir-Mettich Inscription (CIL VIII 25902): An Example of the Interaction Between Sedentary and Nonsedentary Population Groups in Roman North Africa (217-240); Thomas Brüggemann: Roman Order or Latin Culture? Forms of Nomadic Assimilation in the Late Antiquity of Northern Africa (3rd-5th Centuries) (241-270); Oliver Schmitt: Rome and the Bedouins of the Near East from 70 BC to 630 AD: 700 Years of Confrontation and Coexistence (271-288); Stefan Heidemann: Arab Nomads and Seljnq Military (289-306); Rhoads Murphey: The Resumption of Ottoman-Safavid Border Conflict, 1603-1638: Effects of Border Destabilization on the Evolution of Tribe-State Relations (307-326); Hans-Werner Fischer-Elfert: Sedentarism and Nomadism as Criteria of Ancient Egyptian Cultural Identity (327-350); Gundula Mehnert: Images of the Cimmerians and the Scythians and the Interpretation of Archaeological Remains in Transcaucasia (351-366); Saad Sowayan: badw and hadar: An Alternative to the Khaldunian Model (367-376); Thomas Bauer: Vertraute Fremde. Das Bild des Beduinen in der arabischen Literatur des 10. Jahrhunderts (377-400); Stefan Leder: Nomadic and Sedentary Peoples - A Misleading Dichotomy? The Bedouin and Bedouinism in the Arab Past (401-420); Thomas Herzog: Wild Ancestors - Bedouins in Mediaeval Arabic Popular Literature (421-442); Birgit Schäbler: The 'Noble Arab': Shifting Discourses in Early Nationalism in the Arab East (1910-1916) (443-468); Barbara Drieskens: Arab or Not? Arab Identity in Present Day Cairo (469-484). soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde 109 [155-L] Luig, Ute: Hexenverfolgung als Inszenierung afrikanischer Moderne, in: Peripherie : Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt, Sonderband, Bd. 1/2005, S. 42-59 INHALT: "Die Auseinandersetzung mit Hexerei und Magie hat Konjunktur. Ein Blick auf die Veröffentlichungen der letzten Zeit macht schnell deutlich, dass Hexereianklagen ebenso wie Hexenprozesse in fast allen Teilen Afrikas weit verbreitet sind. Berichte aus der 'okkulten Ökonomie' des südlichen Afrika oder über die Kinderhexen in Kongo weisen nicht nur auf die tiefe Verankerung des Hexenglaubens im postkolonialen Afrika hin, sondern belegen auch seine beständige Wandlungsfähigkeit. Alle Versuche seitens der kolonialen wie der postkolonialen Eliten, ihn zu verbieten, waren daher zum Scheitern bestimmt. Gründe dafür gibt es viele (vgl. Geschiere 1997). Die funktionalistische Erklärung von Hexereianklagen als Folge ökonomischer Depression und Rezession und der damit verbundenen sozialen Spannungen und Konflikte hat angesichts des globalen Kapitalismus und der ungleichen Verteilung seiner Güter ebenso wenig an Aussagefähigkeit verloren wie ihre Interpretation als Mittel zur Akkumulation und Nivellierung von Macht. Diese Doppelbödigkeit des Hexenglaubens, 'Waffe der Schwachen' und zugleich Herrschaftsinstrument der Mächtigen zu sein, erklärt seine andauernde Attraktivität, ohne sie tatsächlich auszuschöpfen. Die Einsicht, dass der Glaube an Hexen Teil einer Weltsicht ist, die alle Bereiche des täglichen Lebens durchdringt und keineswegs nur Ausdruck ihrer konfliktiven Seiten ist, hat zu einem umfassenderen Verständnis von Hexerei geführt, das neben der sozioökonomischen und politischen auch die religiöse und kulturelle Dimension berücksichtigt. Hexerei ist zweifellos eine soziale Tatsache, aber zugleich auch eine komplexe Konstruktion der Imagination, die sowohl eine Analyse der Innensicht als auch ihres performativen Charakters erforderlich macht. Diese Analyse eröffnet im Unterschied zu funktionalistischen oder konfliktbezogenen Ansätzen die Möglichkeit, aus der Analyse der Interaktion der Beteiligten Bedeutungen zu erschließen, die dem spezifischen Ereignis inhärent sind. In der Geschichte, die ich im Folgenden erzählen will, geht es mir einerseits um die Produktion von Bedeutungen, die sich aus dem Zusammenspiel der Akteure, aber auch aus ihren Stimmungen sowie aus den gewählten Inszenierungen des Selbst ergibt. Obwohl eher als Sub-Text erkennbar, werden hier gesellschaftliche Probleme im Kontext subjektiver Leidenserfahrung verhandelt. Zum anderen ist mir die Vielfalt der Stimmen wichtig, die diese Ereignisse je nach ihren gesellschaftlichen Positionen und Interessen deuten. Wenn ich mich in diesen 'Chor' miteinschließe, dann geht es mir um das Ausloten der Grenzen von Feldforschung wie auch um die Verarbeitung ethischer Herausforderungen angesichts divergierender Wertvorstellungen. Ich kann nicht behaupten, aus diesem Erlebnis transformiert hervorgegangen zu sein - wie van Dyk & Pels (1996) dies für einen vergleichbaren Fall beschreiben - aber dass mich dieses Erlebnis nach nunmehr 14 Jahren noch immer in seinen Bann zieht, belegt, dass das Verhältnis von Aufklärung, Moderne und Magie nicht nur für den Jubilar dieser Festschrift eine intellektuelle Herausforderung darstellte. Mein Text gliedert sich in drei Teile. Ich beginne mit einer skizzenhaften Darstellung des Hexenglaubens der Tonga, beschreibe dann das von mir beobachtete und aktiv 'mitgestaltete' Tribunal, das in mehrere Sequenzen zerfällt, und analysiere im Schlussteil den Zusammenhang von Moral, Wissensstrukturen und verflochtener Moderne." (Textauszug) 110 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde [156-L] Mentges, Gabriele (Hrsg.): Kulturanthropologie des Textilen, (Textil - Körper - Mode : Dortmunder Reihe zu kulturanthropologischen Studien des Textilen, Sonderband), Berlin: ed. ebersbach 2005, 482 S., ISBN: 3938740-06-X (Standort: ZLB Berlin(109)-Ku1260/20) INHALT: "Mit dem Fokus auf das Textile ist nicht nur die bloße thematische Schwerpunktsetzung gemeint, sondern eine Fokussierung von grundsätzlichen Fragen, Methoden und Theorien im Hinblick auf das textile Element oder das textile Medium in Verbindung mit der allgemeinen Kulturanthropologie. Hinter dieser Aussonderung steckt und steht die Annahme, dass das Textile im Kontext der materiellen Kulturen eine besondere, eigenständige kulturanthropologische Stellung einnimmt. Dafür sprechen sowohl strukturelle wie empirische Gründe, die sich aus dem Gegenstandsfeld selbst ableiten lassen, als auch allgemeine kulturhistorische Aspekte." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Gabriele Mentges: Für eine Kulturanthropologie des Textilen. Einige Überlegungen (11-54); Christopher Breward: Kulturen, Identitäten, Geschichten: Kulturwissenschaftliche Ansätze in der Bekleidungsforschung (5774); Alexandra Palmer: Neue Richtungen: Studien und Forschungen zur Modegeschichte in Nordamerika und England (75-93); Bärbel Schmidt: Prachtstück oder Plunder? - Vom Sammeln Materieller Kultur (97-130); Jutta Zander-Seidel: "Daß eine solche Sammlung es werth ist, gepflegt zu werden, wird niemand zweifelhaft sein...". Die Textilsammlung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg (131-149); Dagmar Neuland-Kitzerow: Sammlungen als kulturhistorisches Gedächtnis und Inspiration. Einige Blicke auf die textilen Sammlungen des Museums Europäischer Kulturen bei den Staatlichen Museen zu Berlin - SPK (151-167); Vera Bendt: Religiöse Textilien des Judentum. Grenzen normativer Werte in Wissenschaft und Museologie (169-178); Nicole Pellegrin: Der Reiz des Vergänglichen. Für eine anthropologische Untersuchung europäischer Textilsammlungen (179-210); Annemarie SeilerBaldinger: Textile Strukturen versus Techniken. Die Systematik auf einen Blick (213-224); Anne-Marie Grundmeier: Textil- und Modeindustrie in Deutschland: Produkt und Prozessgestaltung zwischen High Tech und Nachhaltigkeit (225-248); Gertrud Lehnert: Mode und Moderne (251-263); Susan B. Kaiser, Karyl Ketchum und Anna Kuhn: Mode: Poetische Dialektik? (265-286); Jennifer Craik: Mode als Körpertechnik: Körperarbeit, Modearbeit (287304); Elke Gaugele: Drags, Garçones und Samtgranaten. Mode als Medium der Gender(de)konstruktion (305-319); Daniela Biermann: Archäologische Textilien - Objekte aus wissenschaftlichen Grabungen (323-339); Birgitta Huse: Textilien, Maya-Indianer und Touristen: Transformationen von Traditionen und Lebenswirklichkeiten gestern, heute und morgen (341-361); Vera Bendt: Textilien aus Europa in Afrika - Afrikanische Textilien in Europa (363-370); Regina Lösel: Gewebte Informationen - Vergleichende Überlegungen zu textilen und digitalen Medien (373-386); Heike Jenß: Modefelder - Ethnographische Modeforschung (387-406); Karin Mann: "Stark und soft" - Mode, Medien und Geschlecht am Beispiel der Modefotografie in Vogue (407-427); Daniel Devoucoux: Film und Kleidung: Zur Kulturanthropologie zweier Medien (429-448); Kerstin Kraft: Das Karierte und das Gestreifte - Über Stoff- und Wahrnehmungsmuster (449-470). soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde 111 [157-L] Moebius, Stephan: Das Sakrale, die Gabe und die Wirkungen der Durkheim-Schule: die Aufhebung des kulturellen Unterschieds zwischen fremder und eigener Kultur am Collège de Sociologie, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3249-3259, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "'Das Primitive ist nicht so weit von der Sorbonne entfernt, wie sie vielleicht denkt', so einer der Gründer des 1937 ins Leben gerufenen Collège de Sociologie. Stark geprägt von den Arbeiten von Émile Durkheim, Robert W. Hertz und Marcel Mauss - einige hatten bei Mauss studiert - wollten die Mitglieder des Collège de Sociologie unterschiedliche kulturelle Praktiken und Imaginationen fremder Völker sowohl in der eigenen Kultur aufspüren als auch in die eigene Kultur hereinholen. Ein anvisiertes Ziel dieser Hybridiserung des kulturellen Unterschieds zwischen fremder und eigener Kultur war es, die krisengeschüttelte und atomisierte Gesellschaft Frankreichs mit Hilfe vergemeinschaftender Praktiken kollektiver Efferveszenz, wie sie die Durkheim-Schule in unterschiedlichen Kulturen und Gesellschaften erforscht hatte, radikal zuverändern. Es spielten hierbei insbesondere die von der DurkheimSchule untersuchten kollektiven Repräsentationen eines bipolaren Sakralen (Durkheim/ Hertz) und die Praktiken der Verausgabung (Mauss) eine zentrale Rolle. Nach einer kurzen Bemerkung zum Collège de Sociologie wird zunächst der Begriff des bipolaren Sakralen vorgestellt. In einem zweiten Schritt werden die Wirkungen von Marcel Mauss besprochen. Sowohl die Studie über die Gabe als auch über den jahreszeitlichen Wandel bei den Eskimogesellschaften sind zentral für die Erfassung der kulturellen Praktiken der Verausgabung, wie sie am Collège ausgearbeitet und propagiert wurden. Der dritte Schritt des Vortrags stellt eine Verbindung zwischen dem Sakralen und der Verausgabung her. Roger Caillois verknüpft diese Vorstellungen und Praktiken zu einer Theorie des Festes. Eine sakrale Verausgabung, die zu kollektiver Efferveszenz und zur Erneuerung sozialer Bindungen führt, ist in nahezu allen Kulturen das Fest. In seinen Analysen über das Fest entdeckt das Collège de Sociologie jedoch eine ausgeprägte kulturelle Differenz zwischen traditionellen und modernen Gesellschaften: das Korrelat zum Fest der traditionellen und fremden Kulturen ist, wie bereits Mauss erkannte, in modernen Gesellschaften der Krieg. Die 'Verausgabungen' des Krieges sind für die Mitglieder des Collège jedoch alles andere als eine gesellschaftliche und moralische Erneuerung; vielmehr sehen sie nun, den Krieg unmittelbar vor Augen, in 'modernen Festen' das potentielle Ende der Menschheit." (Autorenreferat) [158-L] Obrecht, Andreas J.: Kampf, Magie und "objektive" Wirklichkeiten: kriegerische Identität in einer scheinbar pazifizierten Welt, in: Petra C. Gruber (Hrsg.): Identität und Nachhaltigkeit in einer globalisierten Welt, Münster: Monsenstein u. Vannerdat, 2005, S. 179-230, ISBN: 3-86582-203-7 (Standort: SB München(12)-2006.16739) INHALT: Auf der Basis einer fächerübergreifenden Studie zur "Akkulturation und sozialem Wandel in ehemals segmentären Gesellschaften - am Beispiel Papua Neuguinea", die zum Ziel hatte, die strukturellen und lebensweltlichen Veränderungen segmentärer Gesellschaften aufgrund der Konfrontation mit der westlicher Welt darzustellen, untersucht der Verfasser das Motiv der kriegerischen Identität in den Stammesgesellschaften Papua Neuguineas und vergleicht dieses mit modernen Weltbildern von Kampf, Krieg und Männlichkeit. Es sind drei 112 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde große Themen, die in den "Erzählungen aus Papua Neuguinea" immer wiederkehren: männliches Dominanzverhalten, Beseelung der Natur, weibliche "Gegengewalt" zu männlichem Dominanzverhalten. Die meisten Erzählungen sind eingebettet in mythische oder magische Bilder. Magie begreift die Welt "subjektiv". Magische Weltbilder schließen das, was die "objektive Wirklichkeit" genannt wird, aus. Bei den traditionellen Kämpfen im Hochland von Papua Neuguinea handelt es sich um ritualisierte Kämpfe zwecks "Zur-Schau-Stellung" männlicher Dominanzbereiche. Letztlich gibt es keine Sieger und keine Verlierer. Von den Anfängen des Kolonialismus über die beiden Weltkriege bis hin zu der "neuen" geopolitischen Polarisierung zwischen dem "Westen" und Teilen der arabischen Welten ging und geht es stets um territoriale Eroberungen, Expansion, Ausweitung der Hegemonie, politische, ideologische oder ökonomische Interessen. Im neuzeitlichen Töten fehlt das Motiv des LebenGebens durch Leben-Opfern. Hingegen entstehen lineare männliche Herrschaftsphantasien von Macht und Eroberung, von Ehre und Vaterland, von Ruhm und Heldentod. (ICB2) [159-L] Reinhard, Wolfgang: Lebensformen Europas: eine historische Kulturanthropologie, München: Beck 2006, 718 S., ISBN: 3-406-54469-X (Standort: BSB München(12)-PVA2006.188) INHALT: "Der Autor entwirft erstmals in diesem grundlegenden Buch ein Gesamtbild der Lebensformen des europäischen Menschen vom ausgehenden Mittelalter bis zur Gegenwart. Seine Darstellung reicht von den physischen Existenzbedingungen der Menschen über die vielfältigen Formen sozialer Beziehungen in Familie, Gesellschaft und Staat bis hin zur Erfahrung von Raum, Zeit und Natur." (Autorenreferat) [160-L] Saalmann, Gernot: Fremdes Verstehen: das Problem des Fremdverstehens vom Standpunkt einer "metadisziplinären" Kulturanthropologie, (Berichte aus der Sozialwissenschaft), Aachen: Shaker 2005, III, 301 S., ISBN: 3-8322-3673-2 (Standort: UB Bonn(5)-2006-3629) INHALT: "Ausgehend von neueren kulturtheoretischen Diskussionen und konstruktivistischen Ansätzen werden Begriffe des Verstehens und des Fremden entwickelt, mit denen sich präzise bestimmen lässt, worin das Problem des Fremdverstehens besteht. Aus einer eingehenden erkenntnistheoretischen Diskussion wird der Schluss gezogen, dass ein stichhaltiges Argument, mit dem die Möglichkeit interkulturellen Verstehens begründet werden kann, nur von einer neuen Form des Pragmatismus gegeben zu werden vermag. Einige Perspektiven darauf werden am Schluss eröffnet." (Autorenreferat) [161-F] Schmied-Knittel, Ina, M.A. (Bearbeitung); Schetsche, Michael, Priv.Doz. Dr. (Leitung): Formen okkulten Denkens INHALT: Das Projekt untersucht ausgewählte Denkformen, die charakteristisch bzw. stilbildend für okkultes Wissen sind. Ausgangspunkt ist jeweils ein ideell leitender Topos okkulten Denkens. Im ersten Teil des Projekts geht es um Verschwörungstheorien: im Rahmen eines Lehrforschungsprojekts (Studiengang Soziologie der Universität Freiburg) wird im Sommersemester 2005 anhand theoretischer Texte und empirischer Fallstudien nach der Binnenlogik soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde 113 von Verschwörungstheorien, den ideellen und organisatorischen Schnittstellen des Verschwörungsdenkens sowie nach den Ursachen für die gegenwärtige Konjunktur dieser Denkform gefragt. Thema der zweiten Projektphase (voraussichtlich im Sommersemester 2006) sollen traditionelle Mythen, insbesondere aber Neo-Mythen und Retro-Mythen sein. Gefragt wird nach Aufbau, 'Funktionsweise' sowie politisch-sozialen Auswirkungen dieser Wissensform. VERÖFFENTLICHUNGEN: Schetsche, Michael; Schmied-Knittel, Ina: Verschwörungstheorien und die Angst vor über- und unterirdischen Mächten. in: kuckuck. Notizen zur Alltagskultur, 2004, H. 1, S. 24-29.+++Schetsche, Michael: Die ergoogelte Wirklichkeit. Verschwörungstheorien und das Internet. in: Lehmann, Kai; Schetsche, Michael (Hrsg.): Die GoogleGesellschaft. Frankfurt am Main: transcript 2004, S. 113-120. ISBN 3-89942-305-4. ART: keine Angabe ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. Abt. Empirische Kultur- und Sozialforschung (Wilhelmstr. 3a, 79098 Freiburg im Breisgau) KONTAKT: Leiter (Tel. 0761-20721-47, e-mail: [email protected]); Bearbeiterin (Tel. 076120721-58, e-mail: [email protected]) [162-L] Schultheis, Franz: Konversionen des Blicks: Pierre Bourdieus Lehrjahre auf dem Weg zu einer reflexiven Anthropologie, in: Mittelweg 36 : Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Jg. 15/2006, H. 3, S. 38-46 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG7349; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Wir werden nachfolgend den Versuch unternehmen, einen Zugang zu Bourdieus Sicht der gesellschaftlichen Welt über seine photographischen Zeugnisse und deren diskursive Rahmungen aus der Zeit seiner algerischen Feldforschungen zu skizzieren und die Emergenz seiner Theorie der gesellschaftlichen Welt als Produkt der 'Konversionen' seines Blicks auf diese Verhältnisse zu rekonstruieren. Die Fotografie war ihm zugleich Mittel der Visualisierung gesellschaftlicher Verhältnisse und Form des soziologischen Zeugnisses." (Textauszug) [163-L] Tinapp, Sybilla: Visuelle Soziologie: eine fotografische Ethnografie zu Veränderungen im kubanischen Alltagsleben, Konstanz 2006, 158, 77 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokser v?idn=981222544; http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2006/1947/) INHALT: "Mit der vorliegenden Untersuchung wird der empirisch gestützte Versuch einer Neuorientierung der 'visuellen Soziologie' unternommen. Bislang wurden in der visuellen Soziologie wie auch in der visuellen Ethnologie und Anthropologie der Fotoapparat oder auch die Filmkamera überwiegend als technische Hilfsmittel eingesetzt, die den allgemeinen Datenerhebungsprozess lediglich unterstützen und illustrieren. Auch in der 'visuellen Soziologie' hat man sich bisher kaum mit dem Text/ Bild bzw. Bild/ Text-Verhältnis beschäftigt und das, obwohl in der gesamten soziologischen Feldforschung nicht nur sprachliche Daten, sondern auch visuelle Daten, nämlich Beobachtungsdaten, die allerdings fast immer allesamt in schriftlich fixierte Textprotokolle umgewandelt werden, für die soziologische Analyse und Interpretation eine bedeutende, aber wenig gewürdigte Rolle spielen. Es wird sowohl methodisch-methodologisch als auch theoretisch ein neuer Ansatz vorgeschlagen. Ähnlich wie sich 114 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde die 'dichte Beschreibung' (Clifford Geertz 1983) auf die Sprache verlässt, wird hier in einer Methodologie der 'visuellen, fotografischen Verdichtung' auf das Sehen, die Beobachtung und das (verdichtende) Visualisieren von Beobachtungen gesetzt. Hierbei dient ein früherer Vertreter der sozialdokumentarischen Fotografie als Vorbild: August Sander (1929), der in seiner 'soziologischen' Dokumentation der deutschen Gesellschaft das analytische Typisierungspotential der Fotografie genutzt hat. Genau wie bei Sander ist auch in dem hier gewählten fotografischen Verfahren nicht der willkürliche Schnappschuss das Ziel, sondern in Absprache mit den Akteuren ein methodisch kontrolliertes Erfassen ihrer typischen Posen, ihrer Selbstdarstellungen in typischen Situationen und Milieus. Dieser Neuansatz einer visuellen Soziologie als 'visueller fotografischer Verdichtung' wird in einer Fallstudie demonstriert und getestet: an den visuellen Typisierungen von alltäglich-lebensweltlichen Transformationsprozessen in Kuba. Am Ende dieser Fallstudie steht ein eigenständiges und rein visuelles Endprodukt der ethnografischen Untersuchung. Dieser Bildband besteht ausschließlich aus in Bildsequenzen angeordneten Fotografien. Auf jeglichen Textkommentar wurde bewusst verzichtet. Gerade darin bestand der Reiz dieses Unternehmens: anhand einer solchen Fallstudie die Möglichkeiten bzw. die Grenzen und ganz allgemein einfach die Brauchbarkeit einer vom Schrifttext und Sprache abgelösten 'Bild-durch-Bild-Interpretation' und Wissensvermittlung auf der Grundlage 'visueller fotografischer Verdichtung' für die Soziologie als Beobachtungswissenschaft zu testen und zu erkennen. Getrennt vom Bildband liegt ein Kommentarband vor, in dem der Leser Informationen erhält zu Forschungsstand, zum theoretischen und methodischen Ansatz, zum Forschungsverlauf und zu den Stärken und Schwächen des getesteten foto-ethnografischen Verfahrens. Außerdem werden dem Leser im letzten Kapitel sozialhistorische, situationsbezogene Kontextinformationen angeboten, die eine zeitgeschichtliche Einordnung der Fotografien aus dem Bildband ermöglichen. Allerdings sind es keine direkten Informationen oder Interpretationshilfen zu einzelnen Bildern." (Autorenreferat) [164-L] Universität Trier, Graduiertenkolleg "Identität und Differenz - Geschlechterkonstruktion und Interkulturalität, 18.-21. Jahrhundert" (Hrsg.): Ethnizität und Geschlecht: (post-)koloniale Verhandlungen in Geschichte, Kunst und Medien, (Interdisziplinäre Tagung "Verhandeln, Verwandeln, Verwirren: Interdependenzen von Ethnizität und Geschlecht", 2004, Trier), Köln: Böhlau 2005, VII, 377 S., ISBN: 3-412-27005-9 (Standort: USB Köln(38)-33A682) INHALT: "Bis heute sind die Prozesse der Kolonialisierung durch stereotype Vorstellungen von 'Rasse' und 'Geschlecht' bestimmt. Der Band greift die aktuelle Debatte um Ethnizität und Geschlecht aus einem postkolonialen Blickwinkel auf, indem er sich mit Kolonialisierungsprozessen und ihrer Geschichte sowie mit der Konstitution von 'weißen' und 'anderen' Männlichkeiten beschäftigt. Zudem werden das koloniale 'Andere' und die damit verbundenen Produktionsprozesse des 'Eigenen', 'Weißen', 'Westlichen' thematisiert. Aus der Perspektive von Geschichte, Ethnologie, Japanologie, Kunstgeschichte, Literatur- und Medienwissenschaften liefert der Band Beiträge zu Texten und Bildern der Hoch- und Populärkultur." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Maike Christadler: Mutter und Kind. Eine Bildchiffre im (post)kolonialen Diskurs (21-34); Michael Weidert: Zur Genealogie missionarischer Macht. Das Beispiel der katholischen Kolonialmissionen in Deutsch-Ostafrika (35-56); Nina Möllers: "Heaven's Last. Worst Gift to White Men" - die 'rassengemischte' Frau im New Orleans des 19. Jahrhunderts (57-75); Silke Förschler: Die orientalische Frau aus der hellen Kammer. Zur kolonialen Postkarte (77-94); George Gutu: (De-)Konstruktion des Mythos von der Randlite- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde 115 ratur - Selbstaussagen Bukowiner Autorinnen und Autoren (95-114); Claudia Bruns: "Die eigenarthige Thätigkeit bei der Gesellschaftsbildung ..." - Heinrich Schurtz' ethnologische Perspektiven auf das Geschlechterverhältnis um 1900 (115-135); Sandra Maß: "Wir sind zu allem entschlossen: zur Vernichtung dieser schwarzen Halbmenschen". Gewalt, Rassismus und Männlichkeit in der deutschen Kriegspropaganda, 1914-1940 (137-150); Bernd Elzer: Von Machos, Memmen und anderen Männern: Männlichkeiten und Alteritäten in George Stevens' Film-Epos 'Giant' (1956) (151-173); Kerstin Schankweiler: Künstlermythos und kulturelle Differenz. Selbstverständnis und Projektion am Beispiel von Georges Adeagbo (175-193); Julia-Karin Patrut: 'Transfiguration' und Gewalt in Paul Celans Prosagedicht "Am nächsten Tag sollen die Deportationen beginnen ..." (195-209); Ruth Kersting: Essays im Vergleich: Botho Strauß' "Anschwellender Bockgesang" und Yoko Tawadas "Verwandlungen" (211-226); Michiko Mae: 'Äußere Fremde' - 'innere Fremde': zur kulturellen Identität der in Japan lebenden KoreanerInnen im Gender-Ethnien-Verhältnis (227-243); Kristina Iwata-Weickgenannt: Zwischen Assimilation und Subversion? Inszenierungen von Identität in autobiographischen Werken Yu Miris (245-262); Liesbeth Minnaard: Hafid Bouazzas fliegender Teppich. Die Imagination eines niederländischen Arkadiens (263-280); Barbara Geilhorn: Frauen auf dem Weg zur Bühne. Modernisierungstendenzen im japanischen Theater (281-298); Iris Edenheiser: "The Savage Laughs Back": das Ludisch-Komische im Umgang mit dem Anderen. Ethnographische Beispiele aus dem Amazonastiefland (299-311); Christina Schoch: Adaptionen des 'Anderen'. Inszenierungen von 'nicht-weißen' Darstellern in populären Musikvideos 'weißer' Interpreten (313-331); Doris Mosbach: Was macht Bilder politisch inkorrekt? Vom Ungang mit Bildern ethnischer Minoritäten in der deutschen und US-amerikanischen Populärkultur (333-349); Angelika Bartl: Politische Subjektivität. Feministische Perspektiven im Dokumentarischen am Beispiel von 'Hot Water - de l'eau chaude' (351-370). [165-L] Wenzel, Ulrich: Struktur und Überschreitung: die ontogenetische Menschwerdung, in: Julius Stagl, Wolfgang Reinhard (Hrsg.): Grenzen des Menschseins : Probleme einer Definition des Menschlichen, Wien: Böhlau, 2005, S. 53-77, ISBN: 3-205-77297-0 INHALT: "Die zeitgenössische Entwicklungstheorie begreift die Ontogenese des Menschen als einen Zeitraum tief greifender qualitativer Wandlungen seiner Binnenorganisation. Die folgenden Überlegungen gehen davon aus, die Frage nach dem Menschen mit dem Prozessbegriff der Entwicklung fruchtbarer angehen zu können als mit statischen Grundbegriffen. Um ein Verständnis der Grenzen des Menschseins aus der Perspektive der Entwicklungstheorie zu skizzieren, werden im Folgenden zentrale Mechanismen der ontogenetischen Entwicklung geistig-kultureller Fähigkeiten dargestellt (1), die zu wiederkehrenden Mustern im Entwicklungsprozess führen, welche unter dem Gesichtspunkt ihrer Universalität und Partikularität in der Geschichte betrachtet werden (2). Darauf aufbauend kann die Frage nach der Bedingung der Möglichkeit der Überschreitung ontogenetisch erworbener Handlungs- und Erkenntnisstrukturen gestellt werden, zum einen in Hinblick auf die Entstehung des Neuen in der Ontogenese, zum anderen im Hinblick auf das Problem des Fremdverstehens." (Textauszug) 116 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.5 Kulturanthropologie, Ethnologie, Volkskunde [166-L] Winter, Rainer: Reflexivität, Interpretation und Ethnografie: Zur kritischen Methodologie von Cultural Studies, in: Andreas Hepp, Rainer Winter (Hrsg.) - 3., überarb. u. erw. Aufl.: Kultur - Medien Macht : Cultural Studies und Medienanalyse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 8192, ISBN: 3-531-42948-5 (Standort: UB Siegen(467)-20KLE1751(3)) INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrags stehen Fragen zur ethnographischen Forschung in den Cultural Studies im Vergleich zu anderen Ansätzen der qualitativen Sozialforschung. Hauptthema ist die Frage, auf welche Weise die Perspektive des Anderen berücksichtigt werden kann. Hier geht es um eine in den USA entwickelte neue Form der Ethnographie, die auf die Selbstthematisierung des Forschers und die Erschließung der Welt des Anderen über Autoethnographie setzt. Der Verfasser illustriert die Bedeutung von Selbstthematisierung und Dialog in der qualitativen Medienforschung anhand von reflexiven Interviews und der qualitativen Untersuchung der Medienaneignung von Horrorfans. So werden Dimensionen eines Forschungsansatzes deutlich, der sich nicht nur als wissenschaftlicher, sondern auch als moralischer Diskurs versteht. (ICE2) 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik [167-F] Althanns, Luise (Bearbeitung); Siegrist, Hannes, Prof.Dr. (Betreuung): Konsumkultur in der Transformation INHALT: In diesem Vorhaben soll der Entwicklungspfad der Konsumkultur vom Sozialismus zur Marktwirtschaft am Beispiel der Sowjetunion/ Russlands (Moskau) sowie der DDR/ Ostdeutschland herausgearbeitet werden. Im Vordergrund stehen die Veränderungen des symbolisch-kulturellen Umgangs der Menschen mit Konsumgütern sowie der Wandel ihrer Konsumpraktiken. Die Veränderungen der Konsumstruktur (Angebot, Nachfrage, Distributionskanäle) werden als Hintergrund dieser Entwicklung miteinbezogen. Im Rahmen des Vorhabens werden verschiedenartige Primärquellen (Marktforschungs-Studien, Wirtschaftszeitungen, Statistiken, Planungsmaterialien, Werbung, Frauenzeitschriften, Belletristik, Filme) ausgewertet. Herangezogen wird außerdem die relevante Sekundärliteratur zur Konsumforschung (Anthropologie, Geschichtswissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft). GEOGRAPHISCHER RAUM: Sowjetunion/ Russland (Moskau), DDR/ Ostdeutschland ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Sasakawa Young Leader Fellowship Fonds der Tokyo Foundation INSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für Kulturwissenschaften (Postfach 920, 04009 Leipzig) KONTAKT: Betreuer (e-mail: [email protected]) [168-L] Beyme, Klaus von: Kulturpolitik in Deutschland im transnationalen Vergleich, in: Tasos Zembylas, Peter Tschmuck (Hrsg.): Der Staat als kulturfördernde Instanz, Innsbruck: Studien-Verl., 2005, S. 125142, ISBN: 3-7065-4141-6 (Standort: Bayer. SB München(12)-2006.5502) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik 117 INHALT: Der Autor diskutiert die stark föderalistisch aufgebaute Kulturförderung in Deutschland im Vergleich zur Kulturpolitik anderer europäischer Länder und der USA. "Nach vergleichenden Daten zur Kulturfinanzierung der EU-Mitgliedstaaten liegt Deutschland noch immer in einer Spitzengruppe, aber der Vorsprung schmilzt dahin. Deutschland ist der Flächenstaat mit der höchsten Museums-, Theater- und Berufsorchesterdichte pro Einwohner in der Welt." Die Entwicklung der Aktivitäten und Kulturausgaben auf den Ebenen des Nationalstaats, der Länder und Regionen sowie der Gemeinden werden durch Zahlenmaterial untermauert dargestellt. Die aktuelle Situation ist auf teils historische, teils strukturimmanenete Probleme zurückzuführen. "Eine stärkere Koordination zwischen den verschiedenen Ebenen ist von Nöten, um Hindernisse systematisch zu beseitigen." (HS2) [169-L] Blanc, Maurice: Cultural policies against social inequalities in "disadvantaged" neighbourhoods: the French politique de la ville in Strasbourg, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2907-2914, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Politique de la ville is the French equivalent of the German programme: Soziale Stadt (Walther 2002). Recently, emphasis is put on the role of 'culture' in the empowerment process of social housing tenants in 'disadvantaged' suburban estates. Empirical evidence from case studies shows serious conflicts between two definitions of culture: 1. Central government officers from the Ministry of Culture tend to fund cultural projects coherent with their normative and elitist vision of 'la Culture', illustrating Bourdieu's concept of cultural domination. 2. Adversely, cultural activists from communities and neighbourhoods tend to have an anthropological vision of the diversity of cultures (les cultures). They want to implement cultural projects with a bottom up approach, but they find extremely difficult to raise funds as popular cultures have a weak legitimacy. The paper will focus on the transactional process allowing compromises between cultural universalism and cultural specificities." (author's abstract) [170-L] Bohunovsky-Bärnthaler, Irmgard (Hrsg.): Kulturpolitik - demokratische Legitimation zur Aufklärung?: Vortragsreihe der Galerie Carinthia im Stift Ossiach vom 15. bis 17. Juli 2004, (Ritter Theorie, .), Klagenfurt: Ritter 2005, 191 S., ISBN: 3-85415-372-4 (Standort: Bayer. SB München(12)-2005.44866) INHALT: Inhaltsverzeichnis: Irmgard Bohunovsky-Bärnthaler: Vorwort (9-14); Robert Fleck: Kulturpolitik - Demokratische Legitimation zur Aufklärung? (15-21); Manfred Wagner: Österreich real: keine Kulturpolitik, wenig Kunstpolitik (22-33); Siegried J. Schmidt: Kultur und Politik = Kulturpolitik? Zur Organisation des Widerspruchs (34-51); Wolfgang Ullrich: Disziplin des Genies (52-77); Lioba Reddeker: Kulturpolitik 2000 ff.: Eine Abklärung (78-91); Barbara Putz-Plecko: Ärgernis oder Augenweide - Sehen als Wagnis (92-108); Erhard Busek: Kulturelle Zukunft Europas (109-121); Rainer Metzger: Die Kultur ist nicht mehr ein Teil der Lösung, sondern ein Teil des Problems (122-138); Hermann Glaser: Von der schwierigen Arbeit der Kulturpolitik (139-173); Günther Hödl: Kultur und Bildungspolitik ohne Kant(en)? (174-187). 118 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik [171-L] Böse, Martina: Perspektiven für den dritten Sektor im kulturellen Feld am Beispiel der Ausstellung "gastarbajteri", in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie : Vierteljahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 31/2006, H. 3, S. 69-81 (Standort: USB Köln(38)-XH02528; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Dieser Beitrag befasst sich mit den Gestaltungsmöglichkeiten von Akteurinnen des dritten Sektors im Kontext der österreichischen Kulturökonomie auf der Grundlage einer empirischen Untersuchung. Im kulturellen Feld können hinsichtlich des zunehmenden Rückzugs des Staates aus Wohlfahrtsleistungen und Kunstsubventionen zunächst zwei Handlungsperspektiven unterschieden werden: einerseits die herrschaftskonforme Optimierung des sozialwirtschaftlichen Einsatzes von Kulturproduzentinnen, andererseits die herrschaftskritische Verweigerung einer solchen (Selbst)Verwertung. Die Analyse der vom Verein Initiative Minderheiten und dem Wien Museum gemeinsam veranstalteten Ausstellung 'gastarbajteri. 40 Jahre Arbeitsmigration' beleuchtet die Grenzen dieser Dichotomie. So zeigt die Umsetzung der Repräsentationspolitik durch Ausstellungstitel und -konzeption, dass die Handlungsspielräume der Akteurin des dritten Sektors unter bestimmten Bedingungen deutlich über jene eines Erfüllungsgehilfen hinausweisen." (Autorenreferat) [172-F] Braun, Eckhard (Bearbeitung); Siegrist, Hannes, Prof.Dr. (Betreuung): Die gestaltete Freiheit. Rechtsprinzipien der öffentlichen Kulturpflege in Theorie und Praxis INHALT: In der kulturpolitischen und in der juristischen Diskussion wird ein kultureller Gestaltungsauftrag des Staates auf Bundes- Landes- und auf kommunaler Ebene im Bereich der Leistungsverwaltung bejaht. Allerdings geschieht dies mit unterschiedlichen kulturwissenschaftlichen und rechtstheoretischen Begründungen. Alle theoretischen Ansätze setzen sich mit den Wertvorstellung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland auseinander und benennen eine Reihe von Verfassungsgrundsätzen und -prinzipien, die es bei der Umsetzung des staatlichen Kulturgestaltungsauftrages zu beachten gilt. Diese Grundsätze, es handelt sich insbesondere um staatliche Neutralität, Subsidiarität und Pluralität sowie um das allgemeine Demokratieprinzip, sind weder in der Verfassung noch in den Gesetzen ausdrücklich normiert; sie werden aus der Rechtsgeschichte und der Verfassungstradition in unterschiedlicher Weise begründet; ihre Verbindlichkeit ist umstritten. In der praktischen Kulturpolitik dienen sie allerdings als Steuerungselemente und Organisationsprinzipien und scheinen sich in wechselseitiger Ergänzung in die von der heutigen Gesellschaft allgemein akzeptierten demokratischen Handlungsformen einzufügen. METHODE: Die Untersuchung wird aus dem Blickwinkel der Kulturwissenschaft in einem ersten Teil den Stand der Diskussion in der rechtswissenschaftlichen Lehre und in der Rechtssprechung darstellen und jene Bereiche herausarbeiten, die sich dem allgemeinen Verständnis in der Praxis der Kulturverwaltung und dem allgemeinen Sprachgebrauch möglicherweise nicht oder nicht unmittelbar erschließen. In einem zweiten Teil geht es darum, in einer empirischen Untersuchung durch Befragungen von kulturpolitischen Praktikern zu prüfen, wie die in der juristischen Terminologie verwendeten Begriffe in verstanden und tatsächlich umgesetzt werden. Zuletzt wird der Versuch gewagt, aus dem theoretischen Material und den Informationen aus der Praxis eine Schnittmenge an verwendbaren Handlungsrichtlinien zu gewinnen, die sowohl einer verfassungsrechtlichen Überprüfung standhalten, als auch für die Verwaltungspraxis im Umgang mit Kunst und Künstlern angemessen sind. soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik 119 ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für Kulturwissenschaften (Postfach 920, 04009 Leipzig) KONTAKT: Betreuer (e-mail: [email protected]) [173-L] De Frantz, Monika: KulturPolitik im Wandel: Hauptstadtsymbolik in Wien und Berlin, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 35/2006, H. 3, S. 237-253 (Standort: USB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Angesichts zunehmenden Standortwettbewerbs bedient sich die Stadtpolitik kultureller Großprojekte als symbolische Strategien zur wirtschaftlichen Entwicklung und WählerInnenmobilisierung. Aber diese multiple Symbolik trägt nicht immer erfolgreich zur Bündelung gegensätzlicher Interessen in einer gemeinsamen Wachstumsstrategie bei. Die Mobilisierung tief greifender Identifikationen mit Stadtkultur kann auch unterschwellige sozio-kulturelle Konflikte berühren, verstärken, und politisch eskalieren. Die lange Entscheidungsfindung über den Bau des Museumsquartiers in Wien und den gegenwärtigen Abriss des Palasts der Republik auf dem Schlossplatz in Berlin sind Beispiele für solche kulturpolitische Kontroversen. Anstatt der geplanten Neudefinition eines kohärenten städtischen Leitbilds wurde Hauptstadtkultur zur politischen Arena symbolischer Konflikte über Globalisierung und nationale Identität. Die spezifischen institutionellen Rahmenbedingungen in Wien und Berlin bedingten jeweils unterschiedliche kulturpolitische Reaktionen auf diese Herausforderungen einer pluralen Gesellschaft. Beide Kulturprojekte stellen gegensätzliche Beispiele eines selbstreflexiven Institutionenwandels 'von unten' dar. Kulturpolitik ist nicht mehr nur ein Politikfeld obrigkeitsstaatlicher Machtausübung oder ein Produkt wirtschaftlicher Globalisierung, sondern im Sinne des angloamerikanischen Begriffs 'cultural politics' - ein plurales Interaktionsfeld gesellschaftlicher Interessen und Identitäten. In der Pluralisierung der Hauptstadtsymbolik spiegelt sich nicht nur der Wandel der staatlichen Kulturpolitik, sondern auch die Öffnung des Begriffes Politik an sich und seiner Institutionalisierung im Staat für neue politische Handlungsmöglichkeiten und Räume politischer Öffentlichkeit." (Autorenreferat) [174-L] Eichler, Kurt: Kultur nach Plan - Struktur und Steuerungsmodelle der Neuen Kulturpolitik, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 329-334, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6) INHALT: Nach einem kurzen Überblick über die Entwicklung der Kulturpolitik und ihrer Reformversuche, kommt der Autor hinsichtlich ihrer Struktur und Steuerung zu dem Schluss: "In einer wohlsortierten Kulturlandschaft galt das klassische Intendantenprinzip über viele Dekaden als adäquates Führungsmodell. Vergleichbare "Patentrezepte" für die Struktur- und Organisationsentwicklung konnte und wollte die Neue Kulturpolitik nicht vorlegen. In Zeiten kultureller Unübersichtlichkeit und kulturpolitischer Unsicherheit ist eine solche Strategie weder tragfähig noch übertragbar. Andererseits wären die strukturbildenden Modernisierungsimpulse der vergangenen Jahrzehnte ohne den kulturpolitischen Rückenwind nicht denkbar gewesen. Auch in diesem Feld ist der wesentliche Verdienst der Neuen Kulturpolitik, 120 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik über ihre Zukunft selbst nachgedacht und eigene Perspektiven entwickelt zu haben, bevor es andere tun, und damit eine "Vorwärtsstrategie" zu formulieren, die Reformen einfordert, ohne sich von der öffentlich verantworteten Kulturpolitik zu verabschieden." (Autorenreferat) [175-L] Ertel, Rainer: Daten und Fakten zur Kulturwirtschaft, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 34/35, S. 17-23 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/V0X25D.pdf) INHALT: "Die Kulturwirtschaft nach Abgrenzung der EU zählt in Deutschland ca. 820 000 Erwerbstätige und liegt mit einer Bruttowertschöpfung von 35 Milliarden Euro zwischen der Chemischen Industrie und der Energiewirtschaft. In Kulturwirtschaftsberichten der Bundesländer finden sich weiter gefasste Abgrenzungen, die diese heterogene Querschnittsbranche noch gewichtiger erscheinen lassen." (Autorenreferat) [176-F] Euteneuer, Matthias, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Hitzler, Ronald, Prof.Dr. (Betreuung): Kulturunternehmer: eine explorative Studie zu (neuen) Arbeits- und Lebensformen im kulturwirtschaftlichen Sektor INHALT: Theoretische Diagnosen und empirische Befunde weisen darauf hin, dass der kulturwirtschaftliche Sektor zu einem bedeutsamen Wirtschaftsfaktor und zukunftsweisenden Beschäftigungsfeld in einer zunehmend wissensbasierten Ökonomie angewachsen ist. Gleichwohl liegen im deutschsprachigen Raum über 'Kulturunternehmer', die sich - jenseits klassischer Kulturberufe - unternehmerisch im kulturwirtschaftlichen Sektor engagieren, keine einschlägigen Forschungsergebnisse vor. Dies ist insofern verwunderlich, als Kulturunternehmer einerseits attraktiven - d.h. hochgradig auf Autonomie, Selbstverwirklichung und Innovation abzielenden - Tätigkeiten nachgehen und andererseits unter prekären Arbeits- und Lebensbedingungen wirtschaften. Das Ziel des Forschungsvorhabens besteht darin, dem Verhältnis von Attraktivität und Prekarität durch die Untersuchung der Arbeits- und Lebensweise von Kulturunternehmern nachzugehen. Dabei gilt es zu explorieren, welche Alltagsarrangements eine subjektiv erstrebenswerte Lebensführung unter hochgradig prekären Bedingungen ermöglichen bzw. welche Faktoren dem Aufbau solcher Arrangements im Wege stehen. Dergestalt soll auch der Frage nachgegangen werden, inwieweit sich bei Kulturunternehmern die im kulturwirtschaftlichen Sektor vermuteten, empirisch bislang aber nicht nachgewiesenen, 'neuen' und 'zukunftsweisenden' Arbeits- und Lebensformen identifizieren lassen. METHODE: Qualitatives Forschungsvorhaben basierend auf dem Forschungsansatz der lebensweltlichen Ethnographie DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview; Dokumentenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: Dissertation BEGINN: 2006-10 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Dortmund, FB 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0231-755-2829, e-mail: [email protected]) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik 121 [177-L] Foroutan, Naika: Kulturdialoge in der politischen Anwendung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 28/29, S. 17-25 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/OD5C2J.pdf) INHALT: "Der Dialog der Kulturen ist trotz des Scheiterns sicherheitspolitischer Konzepte noch immer nicht als politisches Handlungsschema der Konfliktregulierung akzeptiert. Eine Anwendbarkeitsskizze soll seine politische Aufgabe als Katalysator von Konflikten zwischen westlicher und islamischer Zivilisation verdeutlichen." (Autorenreferat) [178-L] Friedman, Jonathan: Culture and its politics in the global system, in: Protosociology : an international journal of interdisciplinary research, Vol. 20/2004, S. 217-238 (Standort: USB Köln(38)-XG07319; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.protosociology.de/Volumes/Volume20.html) INHALT: "This article deals with the relation between cultural process, the politics of culture and global systemic dynamics. The central argument is that cultural forms are generated out of socially constituted experience, what the author refers to as the experiential substrate of culture, and that the latter is itself elaborated in specific conditions of social existence that can be linked to global processes. The history of the culture concept is discussed in such terms and the emergent salience of identity politics from the mid 1970s is understood to be part of a larger process of Western hegemonic decline. From the point of view of the larger system, the new cultural politics is an expression of real political and cultural fragmentation. This systemic decline is also the basis of real political economic globalization and the emergence of cosmopolitan elites that are the major bearers of the discourse of globalization. The latter is part of a process of class polarization that pits emergent cosmopolitan 'hybrid' elites against downwardly mobile indigenizing locals." (author's abstract) [179-L] Gauger, Jörg-Dieter; Rüther, Günther: Kulturpolitik der Zukunft - Orientierung in der Modernisierung, (Grundfragen der Christlichen Demokratie, Nr. 5), Sankt Augustin 2006, 37 S., ISBN: 3-937731-94-6 (Graue Literatur; URL: http://www.kas.de/db_files/dokumente/grundfragen_der_christlichen_demokratie/7_dokum ent_dok_pdf_8670_1.pdf) INHALT: Kunst und Kultur sind frei, sie leben von Kreativität und Spontaneität. Die Verantwortung des Staates, der sich als Kulturstaat begreifen will, besteht darin, für die freie Entfaltung von Kunst und Kultur und für die Schaffung kulturverträglicher rechtlicher und finanzieller Rahmenbedingungen Sorge zu tragen, die ein blühendes und vielfältiges Kulturleben fördern können. Er hat eine kulturelle Grundversorgung und den freien, verlässlichen Zugang der Bürger zur Kultur sicher zu stellen. Die Konrad-Adenauer-Stiftung als Herausgeber dieses Beitrags fühlt sich durch ihren satzungsgemäßen Auftrag beiden Feldern, der Kultur wie der Kulturpolitik, unmittelbar verbunden. Prägend für die Wahrnehmung ihrer Aufgaben ist ihr christlich-demokratisches Werteverständnis. Politik und Kultur waren zu allen Zeiten und sind auch heute eng miteinander verbunden. Sie kennzeichnen allerdings Bereiche menschlichen Handelns, die trotz ihrer Interdependenz höchst unterschiedliche Merkmale aufweisen. Der vorliegende Beitrag befasst sich zunächst mit den neuen Herausforderungen durch be- 122 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik schleunigte Modernisierung und wachsende Orientierungsprobleme in der Gesellschaft. Im Anschluss daran gehen die Autoren auf die Orientierungsleistung von Kunst und Kultur ein. Im darauf folgenden Kapitel wird die Freiheit von Kunst und Kultur beleuchtet. Danach geht es um das Verhältnis von Kultur und Staat, von Kultur und Föderalismus und von Kultur und Kommunen. Im Anschluss daran wird die Hauptstadtkultur betrachtet sowie auf das Verhältnis von Kultur und Bürgergesellschaft eingegangen. Abschließend wird der Zusammenhang von Sprache, Bildung und Kultur angesprochen. (ICD) [180-L] Gebesmair, Andreas: Von der "Kultur für alle" zur "Allesfresser"-Kultur: unintendierte Folgen der Kulturpolitik, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 882-897, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Die Kulturpolitik der 1970er- und 1980-Jahre zielte unter dem Schlagwort 'Kultur für Alle' auf die Erweiterung des Kulturbegriffs und die Integration neuer, populärkultureller Formen ab, um damit Kultureinrichtungen auch für breitere Bevölkerungskreise attraktiv zu machen. Damit trug sie zur Delegitimierung traditioneller kultureller Hierarchien und der Entwertung des an der bürgerlichen Ästhetik orientierten kulturellen Kapitals bei. Kultur als Mittel sozialer Reproduktion verlor dadurch aber nicht an Bedeutung. An die Stelle der Hochkulturorientierung trat die 'Allesfresser'-Kultur, die auf paradoxe Weise soziale Grenzen bekräftigt: Während ein ausschließlich auf Populärkultur gerichteter Geschmack nach wie vor als Zeichen von Unbildung gilt und damit den Zugang zu gesellschaftlichen Eliten erschwert, gewinnt die symbolische Grenzüberschreitung zwischen Hochkultur und Populärkultur für die Definition und Legitimation sozialer Privilegierung an Bedeutung. Die Kulturpolitik der 1970er- und 1980-Jahre hat, so die zentrale These des Papers, durch die Delegitimierung traditioneller Hierarchien unintendiert zur Veränderung der sozialen Reproduktionsmechanismen beigetragen. Dieser Prozess wird anhand von Beispielen aus Österreich in drei Bereichen nachgezeichnet. 1. am Beispiel der öffentlichen Kulturfinanzierung, 2. anhand von Musiklehrbehelfen in Gymnasien und 3. anhand der Kulturberichterstattung in Qualitätszeitschriften. In allen drei Bereichen kam es zu einer Öffnung gegenüber der Populärkultur, einer Relativierung traditioneller Hierarchien und damit zu einer breiten Institutionalisierung kultureller Grenzüberschreitung, also jener Kultur der 'Allesfresser', die, wie statistische Analysen zeigen, soziale Unterschiede nach wie vor erklärt." (Autorenreferat) [181-L] Goehler, Adrienne: Verflüssigungen: Wege und Umwege vom Sozialstaat zur Kulturgesellschaft, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2006, 276 S., ISBN: 3-593-37812-4 (Standort: USB Köln(38)-33A5104) INHALT: "In Deutschland gibt es ein großes kreatives und kulturelles Potenzial. Doch die Politik hat kein tragfähiges Konzept, es zu nutzen, und hält unverändert an Großlösungen fest. Dieses Buch zeigt Alternativen auf. Es entwirft Grundzüge einer Kulturgesellschaft und beschreibt die gesellschaftliche und ökonomische Relevanz der Künste und Wissenschaften für eine veränderte und sich verändernde Gesellschaft, ihre Ökonomien und Arbeitswelten." (Autorenreferat) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik 123 [182-L] Heinrich, Bettina: Konkurrenz und Kooperation: zur Veränderung von Realitäten und Relationen in der Stadt- und Kulturpolitik, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 345-352, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6) INHALT: "Der chronologische und eher schematische Blick auf die letzten reichlich dreißig Jahre kommunaler Kulturpolitik macht deutlich, dass hier die Prinzipen "Kooperation" und "Konkurrenz" eine dynamische, aber auch mit kulturpolitischen Prämissen geradezu konsistente Entwicklung genommen haben. Der Ausgangspunkt war: um sich überhaupt - sei es kooperativ oder konkurrent - ins Verhältnis zu anderen Bereichen setzen zu können, musste das Politikfeld Kultur als autonomes kommunales Handlungsfeld anerkannt sein. Erste Partnerinnen für die Zusammenarbeit fand die kommunale Kulturpolitik folglich auch in den eigenen Reihen, das heißt aufkommunaler/lokaler Ebene. In einem zweiten Schritt schwärmte das Handlungsfeld "Kultur" in die Region aus - unterschiedliche Spielarten interkommunaler Kooperation entstanden. Mit dem Kulturboom einerseits und der Ökonomisierung der Kulturpolitik andererseits zog das Prinzip "Konkurrenz" in das kulturpolitische Denken und Handeln ein. Es geht nicht darum, ein Schwarz-Weiß-Bild zu zeichnen - hier die von den guten Geistern der Kooperation getragene neue Kulturpolitik der siebziger und frühen achtziger Jahre, da die von den bösen Geistern der Konkurrenz getragene ökonomisierte Kulturpolitik der späten achtziger und frühen neunziger Jahre. Es geht vor allem darum, Ewicklungslinien aufzuzeigen und diese weiterzuverfolgen." (Textauszug) [183-L] Houben, Guido: Kulturpolitik und Ethnizität: staatliche Kunstförderung im Russland der neunziger Jahre, (Soviet and post-soviet politics and society), Stuttgart: Ibidem-Verl. 2005, 269 S., ISBN: 3-89821542-3 (Standort: SB München(12)-2005.53202) INHALT: "Ethnizität, d. h. die Abgrenzung entlang vermeintlicher oder tatsächlicher kultureller Unterschiede, spielt heutzutage eine immer stärkere Rolle, sowohl für Individuen als auch für Politik und Gesellschaft. Dies gilt für explizite Vielvölkerstaaten wie Russland ebenso wie für Staaten, die sich für ethnisch homogen halten (z. B. Deutschland). Kulturelle Unterschiede manifestieren sich auf besondere Weise in der Kunst. Dieser Band widmet sich daher am Beispiel von staatlicher Kunstförderung als einem Teilbereich von Kulturpolitik dem Thema Ethnizität. Insbesondere wird die Frage behandelt, welche ethnische Ausrichtung die föderale Kulturpolitik in Russland unter Präsident Jelzin eingenommen hat und inwieweit diese Politik russisch-ethnonationalistisch war. In der Sowjetunion wurde immer wieder der Vorwurf erhoben, die russische Bevölkerungsmehrheit unterdrücke die anderen Volksgruppen. Angesichts dessen ist die Untersuchung post-sowjetischer Kulturpolitik im von ethnischen Konflikten gezeichneten Russland ein ebenso interessantes wie aktuelles Fallbeispiel. Im Ergebnis kennzeichneten drei konzeptionelle Wesenszüge die föderale Kunstförderung aus nationalitätenpolitischer Sicht: der idealistisch-affirmative Kulturbegriff des 'Schönen, Wahren, Guten', das Bekenntnis zur Multikulturalität bis in die Gesetzgebung hinein und gleichzeitig jedoch die Konzentration auf russische Klassiker sowohl hinsichtlich der materiellen als auch immateriellen staatlichen Leistungen." (Autorenreferat) 124 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik [184-L] Joppke, Christian: Staatsbürgerschaft und kulturelle Differenz, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 797-812, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Die Erweiterung der Staatsbürgerschaft um eine kulturelle Dimension ist insofern paradox, als sie auf eine Re-Partikularisierung eines inhärent universalistischen Konzepts hinausläuft. In der Theorie lassen sich zwei Varianten der multikulturellen Staatsbürgerschaft unterscheiden: eine radikale Variante, die die universalistischen Bürgerrechte substituieren will, und eine liberale Variante, der es um eine Ergänzung dieser Rechte geht. In der Praxis gibt es eine multikulturelle Staatsbürgerschaft in dem Sinne, dass sich die gesamte Bürgerschaft eines Staates als multikulturell begreift, nur in Kanada und Australien. In Europa ist der Multikulturalismus enger an die Minderheitenrechtsagenda gekoppelt. Insbesondere die britischen und niederländischen Vorzeigemodelle eines europäischen Multikulturalismus sind gegenwärtig auf dem Rückzug. Besonders im Umgang mit islamischen Minderheiten gewinnt die klassische liberale Haltung der staatlichen Neutralität - wie im Kopftuchstreit - und der Privatisierung von kultureller Differenz erneut an Bedeutung, und sie wird vom liberalen Staat seit der sich weltweit vollziehenden Politisierung des Islam auch aggressiver gegen die multikulturelle Alternative vorgebracht. (ICE2) [185-L] Knapp, Marion: Österreichische Kulturpolitik und das Bild der Kulturnation: Kontinuität und Diskontinuität in der Kulturpolitik des Bundes seit 1945, (Politik und Demokratie, Bd. 4), Frankfurt am Main: P. Lang 2005, 398 S., ISBN: 3-631-52837-X (Standort: UB Kiel(8)-Be6359) INHALT: "Zur Selbstdarstellung und zum Image Österreichs gehört das Bild der Kulturnation. Welche Konsequenzen hat das für die Gestaltung der Kulturpolitik? Steht die Förderung repräsentativer, reproduzierender Kunst und eine Konzentration auf den Bereich der Hochkultur ungeachtet der unterschiedlichen kulturpolitischen Konzeptionen der jeweiligen Regierung im Vordergrund? Welchen Stellenwert hat zeitgenössisches Kunst- und Kulturschaffen? Wird Kulturpolitik als Gesellschaftspolitik begriffen? Welche Bedeutung wird alternativen Kulturformen und der Populärkultur eingeräumt? Die Autorin gibt einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der Kulturpolitik des Bundes seit 1945. Untersucht wird, welche kulturpolitischen Vorstellungen die verschiedenen Phasen der österreichischen Kulturpolitik prägten und welche Auswirkungen dies auf die Strukturen und die realen Schwerpunktsetzungen in der Kulturpolitik des Bundes hatte. Die Arbeit enthält Interviews mit Michael Haneke, Robert Menasse und Marlene Streeruwitz sowie den ehemaligen Bundeskuratoren und Bundeskuratorinnen Lothar Knessl, Lioba Reddeker und Stella Rollig." (Autorenreferat) [186-L] Knoblich, Tobias J.: Neue Kulturpolitik in den Neuen Bundesländern?, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 369-375, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik 125 INHALT: "Kulturpolitik in den Neuen Bundesländern ist ein Feld, das zum einen noch wenig erforscht ist, sich zum anderen aufgrund des Kulturföderalismus auch einer allzu leichten Generalisierung entzieht. Ich möchte dennoch der Frage nachgehen, welche zentralen Entwicklungen es seit 1990 gegeben hat und wie die Neue Kulturpolitik Spuren hinterlassen hat. Weiterhin soll nach Modernisierungsimpulsen gesucht werden, die von ostdeutschen Ansätzen in der Kulturpolitik ausgehen. Dabei greife ich zunächst die Untersuchungsergebnisse von Göschel, Mittag und Strittmatter auf (1995), möchte diese aber kontrastieren mit den Befunden der Studie "Labor Ostdeutschland", die die Kulturstiftung des Bundes in Auftrag gegeben hatte. (Bauer-Volke/Dietzsch 2003) Während Göschel, Mittag und Strittmatter in der "befragten Reform" das Nutzerverhalten analysieren und die Frage in den Vordergrund stellen, ob die mit der Neuen Kulturpolitik durchgesetzten Kultureinrichtungen zu einer Ergänzung traditioneller Angebote oder zu einer eher subkulturellen Ausdifferenzierung beigetragen haben was auch Auswirkungen auf den Transformationserfolg haben sollte -, vermittelt "Labor Ostdeutschland" die Probleme mit einem umfassenden gesellschaftlichen und kulturellen Wandel nach der politischen Wende, der vom Diktum, die kulturelle Substanz dürfe keinen Schaden nehmen, ausgeht. Immer wieder scheint hier die Kritik auf, der "weite Kulturbegriff" habe nicht hinreichend in struktur- und förderpolitische Konzepte gefunden, der Wandel gehe zu stark von traditionellen Einrichtungen der Hochkultur aus und berücksichtige zu wenig das breite Verständnis von Kultur in der DDR (vgl. Institut für Demoskopie Allensbach 1991: 14 ff.), aber auch die Reformbemühungen der Alt-Bundesrepublik." (Autorenreferat) [187-L] Lenz, Bernd (Hrsg.): New Britain: politics and culture, (PALK - Passauer Arbeiten zur Literatur- und Kulturwissenschaft, Bd. 3), Passau: Stutz 2006, 226 S., ISBN: 3-88849-253-1 (Standort: UB Paderborn(466)LWUD1095) INHALT: Contents: Jürgen Kamm & Bernd Lenz: 'New Britain. Into the Third Millennium' (724); Roland Sturm: 'Tony Blair's Style of Government' (25-38); Gerd Strohmeier: 'Veto Players, Policy Change, Consensus Politics, and New Labour' (39-54); Jürgen Kamm: 'New Labour - Old Classes? Recent Trends in Britain's Social Transformation' (55-74); Peter Lynch: 'New Scotland in a New Britain. Scotland and Devolution since 1999' (75-86); Heinz Kosok: 'The Island behind the Island? Contemporary Ireland between Celtic Twilight and European Limelight' (87-106); Bernd Lenz: 'Missed Opportunities. Britain, Europe, and New Labour' (107-118); Merle Tönnies: 'New Labour in the New Millennium. A Further Theatricalisation of Politics?' (119-138); Annette Pankratz: 'British Drama at the End of the Century' (139158); Ingrid von Rosenberg: 'Shooting Blair's Britain. The Film Industry and Some Topical Developments since the Mid-1990s' (159-182); Johann N. Schmidt: 'From Brutalism to Natural Environment. Modern British Architecture' (183-194); Jeremy Cresswell: 'Britain and Germany. Partners in Europe' (195-204); Willi Winkler: 'New Britain. Out from the Cold, into the Cold, and Maybe Back Again' (205-212). [188-L] Limbach, Jutta: Sprache, Macht und Politik, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 51/2006, H. 7, S. 855-862 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) 126 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik INHALT: Nach Meinung der Autorin steht gegenwärtig weniger die Frage nach der Funktion der Sprache im Dienst der Macht im Vordergrund, sondern vielmehr die Frage, ob die Politik Einfluss auf die Gestalt und den Gebrauch der Sprache nehmen kann oder sollte. Kann der Staat zum Beispiel den Gebrauch des Deutschen auf Schulhöfen anordnen? Kann er das Erlernen der Landessprache jenseits der Schulpflicht anordnen? Kann er die Schriftsprache vereinheitlichen und auf einen "reinen" Sprachgebrauch hinwirken? Und wie steht es schließlich um den Einfluss des Staates auf die Sprachwahl auf internationaler Ebene? Um die deutsche Sprache vor einem kulturellen Zerfall durch den zunehmenden Gebrauch von Anglizismen und Fremdwörtern in verschiedenen beruflichen Bereichen zu retten, wird zur Zeit vorgeschlagen, dass Art. 22 a im Grundgesetz vorschreiben sollte: "Die Sprache der Bundesrepublik Deutschland ist Deutsch". Die Autorin erörtert in ihrem Beitrag diesen Vorschlag aus verfassungsrechtlicher Perspektive und diskutiert die Einführung einer Deutschpflicht und "Pausensprache" am Beispiel von Berliner Oberschulen. Sie thematisiert ferner die Wirkungsmöglichkeiten der Sprachenpolitik und die Bedeutung der Weltsprache Englisch. Sie geht außerdem auf die Mehrsprachigkeit in Europa und die privilegierte Stellung der deutschen Sprache als Europasprache ein. (ICI2) [189-L] Maaß, Kurt-Jürgen (Hrsg.): Kultur und Außenpolitik: Handbuch für Studium und Praxis, Baden-Baden: Nomos Verl.Ges. 2005, 375 S., ISBN: 3-8329-1404-8 (Standort: USB Köln(38)-32A5224) INHALT: "Noch nie hat die Kultur so viele Teile der Außenpolitik beeinflusst wie heute. Die Anzahl der Akteure in den kulturellen Außenbeziehungen Deutschlands ist stark gewachsen. Wurde bis 1989 die Kultur vorwiegend als Instrument genutzt, um ein besseres Deutschlandbild ins Ausland zu vermitteln, werden von ihr seit 1990 Beiträge zur Integration der neuen EU-Mitgliedsländer erwartet, neue Ansätze im Dialog mit der islamisch geprägten Welt, eine Unterstützung wirtschaftlicher Interessen der Bundesrepublik Deutschland, ein Beitrag zur Krisenprävention in der Außenpolitik und schließlich - in Deutschland selbst - eine Unterstützung der Integration von Migranten. Trotz dieses Bedeutungszuwachses fehlt eine ernstzunehmende akademische Diskussion und wissenschaftliche Untermauerung. Man konstatiert eine Praxis ohne Theorie. Zum ersten Mal in der hundertjährigen Geschichte der deutschen Auswärtigen Kulturpolitik wird mit diesem Buch eine Gesamtdarstellung dieses hochkomplexen Themas vorgelegt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Horst Köhler: Geleitwort des Bundespräsidenten (9); Kurt-Jürgen Maaß: Zusammenfassung (11-19); Kurt-Jürgen Maaß: Einleitung (21-22); Kurt-Jürgen Maaß: Ziele und Instrumente der Auswärtigen Kulturpolitik (23-30); Volker Rittberger, Verena Andrei: Macht, Profit und Interessen - Auswärtige Kulturpolitik und Außenpolitiktheorien (31-52); Kurt Düwell: Zwischen Propaganda und Friedenspolitik - Geschichte der Auswärtigen Kulturpolitik im 20. Jahrhundert (53-83); Ulrich Ammon: Umkämpftes Privileg - die deutsche Sprache (85-94); Gerd Ulrich Bauer: Viel Praxis, wenig Theorie - kulturelle Programmarbeit: Kunst, Musik, Literatur, Film, Architektur (95-114); Georg Schütte: Verstand und Verständigung - Hochschule und Wissenschaft (115134); Gerhard Gauf: Erfahrung und Erfolg - Auslandsschulen (135-145); Udo Rossbach: Deutschland.de und Co - Informationen über Deutschland (147-151); Dirk Beusch: Mit Kultur gegen Krisen - Konfliktprävention (153-160); Horst Harnischfeger: Zwischen Gutenberg und Google - Medien (161-171); Otto Singer: Kontrolle und Impulse - die Mitwirkung des Bundestags (173-178); Günter Sautter: Führung ohne Monopol - das Auswärtige Amt in der Auswärtigen Kulturpolitik (179-185); Kurt-Jürgen Maaß: Parallele Vielfalt - weitere Bun- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik 127 desministerien in der Auswärtigen Kulturpolitik (187-195); Kurt-Jürgen Maaß: Kulturhoheit mit Drang nach Außen - der Beitrag der Länder (197-199); Kurt-Jürgen Maaß: Grenzenlos aktiv - der Beitrag der Gemeinden (201-204); Kurt-Jürgen Maaß: Das deutsche Modell - die Mittlerorganisationen (205-214); Swetlana Pogorelskaja: Teil der neuen Strategie - die Nichtregierungsorganisationen (215-224); Swetlana Pogorelskaja: Im Ausland einmalig - die Politischen Stiftungen (225-232); Peter Theiner: Bahn frei für Visionen - die Stiftungen (233240); Traugott Schöfthaler: Multilateral vernetzt - die UNESCO (241-249); Kathrin Merkle, Gesa Büttner: Das Gewissen Europas - der Europarat (251-261); Olaf Schwencke, Edda Rydzy: Von der Wirtschafts- zur Wertegemeinschaft - Kultur- und Außenkulturpolitik im europäischen Integrationsprozess (263-279); Rolf Hoffmann: In diplomatischer Mission - die Außenkulturpolitik der USA (281-289); Eva Lutzmann, Gerald Schneider: Global Players - die Auswärtige Kulturpolitik Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, Portugals und Spaniens (291-300); Katrin Merkel, Gerald Schneider: Neu im Club - die Auswärtige Kulturpolitik Polens, Ungarns und Russlands (301-308); Yoko Kawamura: Eigenes Konzept - die Auswärtige Kulturpolitik Japans (309-320); Gudrun Czekalla: Gewusst wo - Auswärtige Kulturpolitik in Literatur und Internet (321-325). [190-L] Mandel, Birgitt: Motivieren und Aktivieren: kulturpolitische Anreizstrategien für kulturelle Partizipation, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 353360, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6) INHALT: "Wenn man sich heute mit den programmatischen Schriften der Neuen Kulturpolitik der siebziger Jahre beschäftigt, stellt man, fast mit Erstaunen, fest, dass die dort formulierten Leitziele bis heute nicht an Relevanz verloren haben. Für deren Umsetzung sind jedoch unter den heutigen finanziellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen neue Strategien erforderlich.Ging man in den siebziger Jahren noch davon aus, dass die öffentliche Hand vor allem ein hoch subventioniertes, möglichst flächendeckendes Angebot bereit halten müsse, um Kultur für alle zugänglich zu machen, so ist heute deutlich, dass dieses Ziel über das traditionelle Instrument der finanziellen Förderung von Kultureinrichtungen allein nicht erreicht werden kann. Es müssen differenziertere Steuerungsmechanismen entwickelt werden, um in einer heterogenen Gesellschaft mit einem vielfältigen Kultur- und Freizeitmarkt Menschen gezielt zur Teilnahme an Kultur zu motivieren.Motivieren und aktivieren meint vor allem eine Politik der Anreizstrategien zur Förderung von Eigeninitiative in einer Bürgergesellschaft. Nur wenn Menschen ein eigenes Interesse an Kunst und Kultur entwickeln, kann ein reiches Kulturleben in Deutschland langfristig gesichert werden.Wie können Kulturinstitutionen bei ihren Bemühungen unterstützt werden, Kulturinteressierte an sich zu binden und sich neuen Nutzergruppen gegenüber zu öffnen? Wie lässt sich Kultur stärker in unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche integrieren? Wie motiviert und aktiviert man auch kulturferne Bevölkerungsgruppen, sich am kulturellen Leben zu beteiligen? Diese Fragen stellen sich heute dringender denn je, wenn Kultur nicht nur Selbstzweck des Kulturbetriebs und Distinktionsmittel für Eliten sein möchte, sondern ihre Bindungskraft für die gesamte Gesellschaft nutzbar gemacht werden soll." (Autorenreferat) 128 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik [191-L] Matzker, Reiner: Kompetenz oder Hypostase?: Mediensystem, Bildungskultur und Kulturpolitik, in: Reiner Matzker, Siegfried Reinecke (Hrsg.): Medienwissenschaft : T. 7, Öffentlichkeit, Partizipation, Politische Kultur, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 27-70 INHALT: Der Beitrag enthält umfassende Überlegungen zum Verhältnis von Bildungskultur und Kulturpolitik, das sich durch einen Aufgabenbereich der Kulturpolitik selbst, nämlich die Reflexion und Interpretation der regional vorhandenen Kultur und weltweiter kultureller Verhältnisse bestimmen lässt. Während sich die Kulturpolitik in einem allgemeinen Sinne mit den Zusammenhängen zwischen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Bildung und Künsten auseinandersetzt, wurde die bildungskulturelle Rolle des Mediensystems nach Ansicht des Autors noch nicht ausreichend reflektiert, zumal davon auszugehen ist, dass jede kulturpolitische Reflexion der herrschenden technischen Kommunikation nicht ohne Einfluss von den Ausprägungen einer technisch-medialen Öffentlichkeit stattfindet. Ausgehend von der Annahme, dass Politik und Medien selbst als ein Teil der Kultur begriffen werden müssen, problematisiert der Autor den Begriff der Kulturpolitik, dem ein engeres Spektrum des Kulturverständnisses zugrunde liegt. Seine theoretischen Überlegungen beziehen sich u.a. auf die mediokratische Globalisierung, die Ästhetisierung der Öffentlichkeit durch die Massenmedien, die kulturelle Qualität als Bildungsideal, den pädagogischen Auftrag der Medien, die Konsumentenpädagogik sowie auf die Konstruktion von Wirklichkeit in den Medien und die Versachlichung des Verhältnisses von Mensch und Natur. (ICI2) [192-L] Mayerhofer, Elisabeth: Ungenützte Chancen: Gender Mainstreaming im Kunstbereich, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 35/2006, H. 3, S. 275-285 (Standort: USB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Frauenanteil in österreichischen Kunst- und Kulturarbeitsmärkten ist im Sinken begriffen. Waren Frauen noch in den 1980er und 1990er Jahren dort leicht überrepräsentiert (d.h. mit mehr als 50 Prozent), mit stets steigender Tendenz, so hat sich das Bild um die Jahrtausendwende verändert: Frauen sind im Gegensatz zum übrigen Arbeitsmarkt nun wieder unterrepräsentiert. Der Grund dafür liegt weniger darin, dass Frauen in Kunst und Kultur häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen sind, sondern vielmehr darin, dass sie in atypische Arbeitsverhältnisse gedrängt und damit statistisch unsichtbar werden. Wie in anderen Segmenten des Arbeitsmarktes befinden sich auch im Kunst- und Kulturbereich Frauen häufiger als Männer in prekären Verhältnissen; Auslagerungen verstärken hier noch die in allen Bereichen stattfindende Umstrukturierung der Arbeitsmärkte. Aktuelle empirische Studien zeigen, dass auch neue beschäftigungspolitische Hoffnungsfelder wie z.B. die "Creative Industries" keine besseren Arbeitsbedingungen bieten - im Gegenteil: Auch hier finden sich Frauen in den einkommensschwachen Bereichen wieder, auch hier spaltet die vertikale Segregation weibliche und männliche Berufskarrieren. Dazu wird die Prekarität zur Regel, ja im (kultur- und wirtschafts-)politischen Diskurs wird sie sogar zum Merkmal innovativer Sektoren stilisiert und ins Positive gewendet. Vor diesem Hintergrund wird dieser Beitrag der Frage nachgehen, inwiefern sich politische Konzepte - gezielte Frauenförderung bzw. Gender Mainstreaming - im Kunst- und Kulturbereich ausgewirkt haben und ob die daraus abgeleiteten Maßnahmen für diesen spezifischen Bereich überhaupt geeignet sind oder nicht." (Autorenreferat) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik 129 [193-L] Metze-Mangold, Verena; Merkel, Christine M.: Magna Charta der internationalen Kulturpolitik: die UNESCO-Kulturkonvention vor der Ratifizierung, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 7, S. 362-373 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.ardwerbung.de/showfile.phtml/mangold.pdf?foid=17615) INHALT: Die im Oktober 2005 von einer großen Mehrheit der UNESCO-Generalkonferenz verabschiedete Kulturkonvention ist das erste völkerrechtliche Abkommen zur Kulturpolitik. Die Konvention betont die "Doppelnatur" von Kulturgütern: einerseits Ware oder Dienstleistung, andererseits Träger von Wertvorstellungen und Identität. Die Konvention unterstreicht das Recht der Staaten auf eine eigenständige Kulturpolitik, einschließlich der Möglichkeit, die Vielfalt der Kulturen durch Schutz- und Fördermaßnahmen zu stärken. Die kulturelle Vielfalt und die Eigenständigkeit der Kulturen werden durch die in der globalen Wirtschaft wirkenden Marktkräfte bedroht. Die Kulturkonvention gilt auch als notwendiges Gegengewicht zur Globalisierung der Märkte. Damit steht sie potenziell im Konflikt mit dem Regime der Welthandelsorganisation (WTO), das auf eine weitere Liberalisierung und Öffnung der Märkte dringt und damit auch Schutz- und Fördermaßnahmen nationaler Kulturpolitik ablehnend gegenüber steht. Eine Kollision der Kulturkonvention mit der WTO soll durch ein in der Konvention vorgesehenes Streitschlichtungsverfahren, in das bestehende WTO-Organe einbezogen werden sollen, vermieden werden. Insgesamt eröffnet die Konvention den Staaten Perspektiven für eine aktive Kulturpolitik. Ziele und Mittel einer solchen Politik müssen im nationalen und internationalen Kontext öffentlich debattiert werden. (UN2) [194-F] Mitewa-Michalkowa, Rumjana (Bearbeitung); Siegrist, Hannes, Prof.Dr.; Troebst, Stefan, Prof.Dr. (Betreuung): "Wiege der Weltkultur?" Nationale Traditionen und internationalistisches Postulat in der Kulturpolitik der Volksrepublik Bulgarien 1970-1989 INHALT: Schwerpunkt der Arbeit ist das Verhältnis von einer Betonung nationaler Traditionen und dem staatssozialistischen Postulat des "Internationalismus" in der Kulturpolitik Bulgariens seit Mitte der 1970er Jahre. Besonderes Augenmerk wird auf die Erforschung der Rolle der "Nationalen Idee" in der Gestaltung der Kultur- und Kunstpolitik des Landes unter Leitung von Ludmila Zivkova, Kulturministerin und Tochter des langjährigen Staatsoberhauptes Todor Zivkov, gelegt. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Integration kultureller Werte wie dem Erbe der Thrakischen Kultur und dem hellenistischen und römischen Denkmalerbe in Identifikationsprozesse und bei der Herausbildung eines Nationalbewusstseins der Bulgaren. Welche Ursachen hatte die Instrumentalisierung antiker Werte für die "sozialistische" Selbstbestimmung der Kultur? Welche geistigkulturellen Werten entstanden in dieser Periode bulgarischer Kulturentwicklung, hier werden besonders die Aspekte der Öffnung und Internationalisierung der Kulturpolitik herausgestellt. ZEITRAUM: 1970-1989 GEOGRAPHISCHER RAUM: Volksrepublik Bulgarien ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2003-10 ENDE: 2006-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Universität Leipzig, Zentrum für Höhere Studien -ZHS- (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig) 130 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik KONTAKT: Keilbach, Martina (Tel. 0341-9730286, e-mail: [email protected]); Löhr, Isabella (Tel. 0341-9730286, e-mail: [email protected]) [195-L] Mittig, Hans-Ernst: Gegen das Holocaustdenkmal der Berliner Republik, Berlin: K. Kramer 2005, 128 S., ISBN: 387956-302-0 INHALT: Am 10.05.2005 wurde das umstrittene Holocaustdenkmal in Berlin eingeweiht. Nach langjährigen Diskussionen über das Projekt war letztlich der mehrfach überarbeitete Entwurf des Architekten Peter Eisenmann realisiert worden. In essayistischer Form setzt sich der Verfasser mit der Entstehungsgeschichte sowie den politischen und künstlerischen Debatten zu dem Mahnmahl auseinander. Dabei bezieht er den politischen Prozess der Entscheidungsfindung allerdings nur am Rande mit ein. Er diskutiert vielmehr die grundsätzliche Angemessenheit dieses Kunstwerks als Ort der Mahnung und des Gedenkens. Es sei zweifelhaft, ob ein solches zentrales Monument überhaupt die in es gesetzten Erwartungen erfüllen und die politisch-gesellschaftlichen Funktionen der Erinnerung und Auseinandersetzung mit der NSZeit leisten könne oder ob dazu nicht andere, dezentrale Angebote sinnvoller gewesen wären. Die Entscheidung für das monumentale und sehr kostspielige Mahnmal sei fragwürdig, wenn gleichzeitig Sachzeugnisse des NS-Systems wie Konzentrationslager aus finanziellen Gründen verfielen. Zudem kritisiert der Verfasser eine einseitige Ausrichtung des Gedenkens auf die Judenverfolgung und plädiert für eine Umwidmung des Denkmals auf weitere Opfergruppen. In weiten Teilen des Buches setzt sich Mittig zudem mit der künstlerischen Qualität und insbesondere der ikonologischen Ausdeutung des Entwurfes auseinander, wobei er dem realisierten Entwurf sogar Anklänge an die NS-Symbolik attestiert. (ZPol, NOMOS) [196-L] Mokre, Monika: Kann und soll ein demokratischer Staat Kultur fördern?, in: Tasos Zembylas, Peter Tschmuck (Hrsg.): Der Staat als kulturfördernde Instanz, Innsbruck: Studien-Verl., 2005, S. 81-98, ISBN: 37065-4141-6 (Standort: Bayer. SB München(12)-2006.5502) INHALT: Die Autorin greift die seit einigen Jahrzehnten unter Kulturökonomen diskutierte Frage auf, ob Kulturförderung eine Staatsaufgabe ist. "Kulturförderung lässt sich aufgrund der Konzepte von Gleichheit und Freiheit legitimieren, wenn diese beiden Werte nicht als gegeben vorausgesetzt werden, sondern herzustellen sind. Chancengleichheit in der (politischen) Artikulation kann durch die Möglichkeit zu künstlerisch-kultureller Repräsentation erhöht werden und die Freiheit für politische Artikulation und Partizipation ist vom Erwerb von Artikulationsfähigkeit abhängig, der gleichfalls im kulturellen Bereich verortet werden kann"; Kulturpolitik und damit auch Kulturförderung ist daher nur im Rahmen eines Staatsbegriffs legitimierbar, der sich nicht an der Minimalisierung staatlichen Wirkens orientiert, sondern gestaltend in die Gesellschaft eingreift." Wenn sich kulturelle und politische Teilhabe gegenseitig bedingen, ergibt sich "nicht nur eine Legitimation, sondern geradezu ein Gebot für eine aktive Kulturförderung, die plurale Artikulationsmöglichkeiten bewusst unterstützt." (HS2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik 131 [197-L] Nida-Rümelin, Julian: Herausforderungen der Kulturpolitik, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 203-208, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier (385)-a16898-6) INHALT: "Nach einer Wachstums- und Blütezeit in den siebziger Jahren ist die Kulturpolitik seit den späten achtziger Jahren in die Defensive geraten, Zum Teil sind dafür fiskalische Gründe ausschlaggebend. Immerhin werden die wichtigsten kulturpolitischen Entscheidungen - entgegen der Rede von der Länderhoheit über Kultur - in den Kommunen getroffen. 55 Prozent der Steuermittel zur Förderung von Kunst und Kultur werden von den Kommunen und Stadtstaaten ausgegeben. Gerade dort konkurriert jedoch die Kulturpolitik als eine überwiegend freiwillige kommunale Aufgabe mit anderen Politikfeldern der Städte und Gemeinden. In der unmittelbaren Konkurrenz sozialer oder wirtschaftlicher Ziele auf der einen und kultureller Ziele auf der anderen Seite, gelten letztere oft nur von zweiter Priorität. Für die über viele Jahre andauernde Defensive der Kulturpolitik können aber nicht nur fiskalische Gründe geltend gemacht werden. Noch wesentlicher, wenn auch verborgener, sind inhaltliche Defizite, die im Projekt einer primär sozial motivierten Neuen Kulturpolitik angelegt waren. Diese Neue Kulturpolitik war allerdings über die Maßen erfolgreich. Sie hat die kulturelle Partizipation in einem Ausmaß gesteigert, wie es ihre eigenen Protagonisten wohl selbst kaum für möglich gehalten haben. Dies lässt sich an der Anzahl der Museumsbesuche, der Teilhabe an Maßnahmen der Erwachsenenbildung, der Vielzahl der Kulturevents et cetera ablesen. Die kulturelle Leitidee dieser Neuen Kulturpolitik war sozial. Es sollte auch ein Beitrag zum sozialen Frieden und zur sozialen Integration von Minderheiten und Benachteiligten geleistet werden. Im Laufe der achtziger Jahre wurde diese soziale Legitimationsbasis zunehmend von einer wirtschaftlichen abgelöst. Nun wurden die Standortvorteile kultureller Investitionen und Aktivitäten hervorgehoben. Jetzt geht es darum, eine neue Phase der Kulturpolitik einzuleiten, die sich an der kulturellen Prägung der Lebenswelt orientiert und dementsprechend die kulturelle Praxis, die Kunst und die ästhetische Erfahrung in ihrem Eigenwert anerkennt." (Textauszug) [198-L] Pankoke, Eckart: Konzentrieren und Konzertieren: neue Kulturpolitik zwischen Steuerung und Selbststeuerung, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 321-328, ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6) INHALT: Nach einer kurzen Darstellung des Wandels der Kulturpolitik und des Kulturbegriffs, geht der Autor den Aufgaben einer Neuen Kulturpolitik nach: "Aktive Kulturpolitik, das heißt der Bezug auf kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen, fordert von kommunaler Politik und Verwaltung - gerade beim Ausfall einstiger Subventionen - neue Kompetenzen und neues Engagement der aktivierenden Förderung. Gefragt sind Handlungs-, Steuerungs- und Lernfähigkeit. "Neue Kulturpolitik" muss sich heute verbinden mit "neuer Steuerung", welche die komplexen Zusammenhänge der Probleme und Potentiale kultureller Entwicklung über "inter-aktive" Vernetzung abbildet und umsetzt: Dies gilt im Bezug auf Kompetenz und Engagement der politischen, administrativen und kulturellen Akteure wie für die besonderen Kapazitäten und Potentiale kulturpolitischer Instanzen und Institutionen." Neue Steuerung" 132 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik bedeutet also nicht nur ein durch fiskalische Knappheit diktiertes Rationalisieren des Sparens, sondern auch ein Aktivieren neuer Ressourcen und Potentiale gesellschaftlicher Entwicklung. Im Kulturbereich konkretisiert sich dies einerseits mit einer Privatisierung kultureller Leistungen über kulturelle Märkte. Zum anderen entwickelt "zwischen Markt und Staat" der "Dritte Sektor" neue Formen der Eigendynamik und Selbststeuerung. Dabei handelt es sich keineswegs um eine Wiederbelebung der Selbstverständlichkeiten und Selbstgenügsamkeiten herkömmlichen Vereins- und Gemeinschaftslebens. Problematischer für das selbstorganisierte Engagement des "Dritten Sektors" erscheint eher die Komplexität der "zwischen Markt und Staat" zu verhandelnden Relationsprobleme. Dies fordert die Bereitschaft zur öffentlichen Reflexion des bindenden und bewegenden Sinns. So bedeutet "Dritter Sektor - als Dritte Kraft" für das kommunale Kulturangebot neue Herausforderungen einer institutionellen Konkurrenz. Es eröffnet aber auch neue Wege der Kooperation und Konzertierung." (Textauszug) [199-L] Quenzel, Gudrun: Konstruktionen von Europa: die europäische Identität und die Kulturpolitik der Europäischen Union, (Global Studies), Bielefeld: transcript Verl. 2005, 303 S., ISBN: 3-89942-414-X (Standort: UB Paderborn(466)-P11/AFMC1003) INHALT: Zentrales Thema der Arbeit ist die Einflussnahme der EU-Kulturpolitik auf eine kollektive europäische Identität. Unter Rückgriff auf diskursanalytische Methoden werden die im Diskurs angelegten Möglichkeiten europäischer Identitäskonstruktion herausgearbeitet." Beständig wiederkehrende Elemente der Identitätskonstruktion werden bestimmt (u.a. Zivilisation und technischer Fortschritt, christliches Abendland, Arbeitsethik und Wohlfahrtsstaat, Wertegemeinschaft und Verfassungspatriotismus) und die spezifischen Artikulationen europäischer Identität als Kombination einzelner Elemente beschrieben, was auch die "Abgrenzung zu den klassischen Gegenidentitäten Russland und Türkei" einbezieht. Der Autor analysiert, "welche Elemente europäischer Identitäskonstruktionen im Vergleich zum allgemeinen europäischen Identitätsdiskurs in der Kulturpolitik auftreten.Die materialreiche empirische Studie zieht systematisch von EU-Rechtsakten bis zur Tagespresse Daten unterschiedlichster Art heran, um Diskursverläufe jenseits der etablierten Kategorien zu erfassen." Die Umsetzung kulturpolitischer Programme wird anhand der Fallbeispiele der europäischen Kulturhauptstädte Salamanca (2002) und Graz (2003) untersucht. (HS2) [200-L] Reckwitz, Andreas: Das Subjekt des Konsums in der Kultur der Moderne: Der kulturelle Wandel der Konsumtion, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 424-436, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "'Konsum' ist nicht allein ein spezifisches soziologisches Analysefeld; ihn angemessen zu berücksichtigen, fordert die Gesellschaftstheorie und Theorie der Moderne insgesamt heraus. Im Vortrag soll zweierlei geleistet werden: a) In einem historischsoziologischen Schema, das sich auf das 19. und 20. Jahrhundert bezieht, soll die Entstehung der ungewöhnlichen Konsumorientierung der modernen Subjektform aus einem kulturellen Transfer von Elementen aus den ästhetischen Bewegungen, den Gegenkulturen der Moderne (Romantik, Modernismus, Postmodernismus), in die dominante Kultur der Hochmoderne erklärt werden. Die soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik 133 Codierung der dezidiert antikonsumistischen bürgerlichen Kultur der klassischen Moderne wird damit komplett umkehrt. Zu verstehen, was 'Konsum' in der Moderne bedeutet und wie er entstehen konnte, verlangt von der Soziologie die Relevanz ästhetischer Bewegungen für die Entwicklung der Moderne anzuerkennen und die Konkurrenz von bürgerlicher und nachbürgerlicher Kultur herauszuarbeiten. b) Die Konsumorientierung hochmoderner Subjekte lässt sich als Erwerb spezifisch ästhetisch-expressiver Kompetenzen (Erlebnisfähigkeit, Kreativität, Selbststilisierungsfähigkeit) begreifen. Dies bedeutet keineswegs, dass die klassische soziologische Frage nach sozialen Ungleichheiten irrelevant würde. Vielmehr muss soziale Ungleichheit anders als im klassischen Verständnis konzeptualisiert werden: nicht als eine Ungleichheit von Ressourcen, sondern als eine Ungleichheit von Kompetenzen, und zwar von Kompetenzen, die zunächst solche der ästhetischen Gegenkulturen waren. Unter hochmodernen Bedingungen hängt der soziale Erfolg und die gelungen erscheinende Identität von Subjekten von ihrer Erlebnis-, Kreativitäts- und Selbststilisierungsfähigkeit, ihren i. w. S. konsumtorischen Kompetenzen ab. Ironischerweise sind damit Dispositionen des Subjekts der 'revoltierenden' ästhetischen Gegenkulturen selbst zu einem normativen Anforderungskatalog gelungener Subjektwerdung geworden, deren Nichtentsprechung den Preis neuer sozialer Exklusion zahlt." (Autorenreferat) [201-L] Ronneberger, Klaus: Mall-City: zur Kommerzialisierung der Stadt, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 3/2006, H. 1, S. 99-108 INHALT: Der Autor zeigt in seinem Beitrag, dass sich mit dem zunehmenden Ineinandergreifen von Finanzinvestitionen, Dienstleistungen und Konsum eine postmoderne Kulturindustrie herausgebildet hat, die auch den städtischen Alltag in erheblichem Maße mitbestimmt. Die Kritik an der urbanen Event- und Mall-Kultur ist jedoch kein aktuelles Phänomen, denn bereits in den 1950er Jahren hatte der französische Philosoph Henri Lefebvre eine "bürokratische Gesellschaft des gelenkten Konsums" beklagt. Die kapitalistische Produktionsweise führt ihm zufolge zu einer Kolonisierung des alltäglichen Lebens und löst die spezifische Qualität der Orte auf. Diese Kritik an der "Gesellschaft des Spektakels" lässt sich aus heutiger Sicht als eine frühe Auseinandersetzung mit dem fordistischen Konsum- und Urbanisierungsmodell verstehen, die der Autor zu Beginn seines Beitrages skizziert. Er zeigt anschließend, dass die Abwendung vom etatistischen Solidarprinzip und die Mobilisierung des Raums als strategische Ressource zu einer "unternehmerischen" Stadt sowie zur Expansion von Themenparks und Shoppingmalls führten. Er beschreibt ferner die Rolle des Bahnhofs als "Wertschöpfungscontainer" und die Funktion so genannnter "Business Improvement Districts" (BID), die die "Mallifizierung" des städtischen Raums und ihren Umbau zu kommerziellen Erlebnislandschaften vorangetrieben haben. (ICI) [202-L] Schaller, Christian: Kann und soll staatliche Kulturförderung demokratisch sein?: Kriterien von Demokratiequalität in der Kontroverse, in: Tasos Zembylas, Peter Tschmuck (Hrsg.): Der Staat als kulturfördernde Instanz, Innsbruck: Studien-Verl., 2005, S. 67-80, ISBN: 3-7065-4141-6 (Standort: Bayer. SB München(12)-2006.5502) 134 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik INHALT: Der Autor erläutert zunächst sein Verständnis von staatlicher Kulturförderung, Demokratie und Demokratiequalität. Er untersucht das Verhältnis von Kulturförderung zu einigen zentralen Demokratiekriterien wie "Partizipation aller Betroffenen auf Basis rechtlicher und sozialer Gleichheit", "Anerkennung des Pluralismus von Interessen", "maximale Transparenz und größtmögliche Fairness der Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse" sowie "Rechenschaftspflicht und Kontrolle im Verhältnis zwischen EntscheidungsträgerInnen und den von Entscheidungen Betroffenen". Ziel ist es,"die immanenten Spannungen und Widersprüche jeder kulturpolitischen Diskussion auszulegen, die sich aus dem Verhältnis der Kriterien zueinander ergeben." Der Autor führt Pro- und Kontra-Argumente an zu der Frage, ob staatliche Kulturförderung demokratisch sein kann und appeliert an die Notwendigkeit einer permanenten Auseinandersetzung mit der Frage der Demokratiequalität der Förderungsverwaltung. (HS2) [203-L] Schrage, Dominik: Schlussüberlegungen zum Zusammenhang von Konsum und Massenkultur, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 437-449, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Kennzeichnend für den modernen Massenkonsum ist es, dass nahezu der gesamten Bevölkerung in industrialisierten Gesellschaften nennenswerte Geldmittel zur Verfügung stehen, die nicht an die unmittelbare Deckung primärer Bedürfnisse gebunden sind. Diese Konsumchancen sind ungleich verteilt. Zwar ist die ungleiche Verteilung dieser Chancen (im Sinne sozialer Distinktionsprozesse), nicht aber die Minimalschwelle des Überlebensnotwendigen Bestandteil der im Massenkonsum wirksamen Mechanismen - dies ist der entscheidende Punkt für das Verständnis des modernen Massenkonsums. Armut manifestiert sich deshalb in Form einer Exklusion aus dem System des Massenkonsums, ohne dass sich dies auf dessen Funktionsweise auswirkt (vgl. Castel 2000). Die Dynamiken des modernen Massenkonsums entfalten sich eben erst auf der Grundlage einer massenhaften Verfügung über Geldmittel, die der primären Bedarfsdeckung enthoben sind. In diesem Beitrag wird, inspiriert von der in den letzten Jahren in der Sektion Kultursoziologie kontrovers diskutierten Frage 'populäre Kultur oder Massenkultur', der Versuch unternommen, das Phänomen des modernen Massenkonsums als ein integrales Moment gegenwärtiger Kultur zu begreifen. Diese wird als Massenkultur verstanden, womit kein sektoraler Kulturtyp der unteren Bevölkerungsschichten oder der Unterhaltungsindustrien gemeint ist, sondern vielmehr die Tatsache bezeichnet wird, dass sich Kultur heute durch allgemeine, kommunikative Verfügbarkeit (Medien und Markt) auszeichnet und in dieser Hinsicht eine vergesellschaftende Funktion erhält (Makropoulos 2004; Schrage 2003a). Der Konsum erscheint in diesem Zusammenhang als ein wesentliches Moment der Teilhabe an dieser Massenkultur, an dem sich zugleich auch seine vergesellschaftende Funktion verdeutlichen lässt." (Textauszug) [204-L] Schwencke, Olaf; Rydzy, Edda: Das Europa der Kulturen - Kulturpolitik in Europa: ein Plädoyer für langen Atem und kühne Ausdauer, in: Perspektiven des Demokratischen Sozialismus : Zeitschrift für Gesellschaftsanalyse und Reformpolitik, Jg. 23/2006, H. 1, S. 65-76 (Standort: FES Bonn(Bo133)-X6424) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik 135 INHALT: Der Beitrag beleuchtet die Bedeutung der Kulturpolitik im Zuge des europäischen Integrationsprozesses und der Etablierung einer europäischen Identität. Dabei gliedern sich die Ausführungen in folgende Punkte: (1) Zielsetzungen bzw. Förderziele der europäischen Kulturpolitik, insbesondere in der Europäischen Verfassung, (2) die Entwicklung der Kulturpolitik seit 1945, (3) Kulturpolitik im Zeitalter der Globalisierung, (4) die Geringschätzung der Kulturvielfalt bzw. der Kulturverzicht während des Ersten und Zweiten Weltkrieges, (5) der Zusammenhang von Kultur, Recht und europäischer Identität, (6) die europäischen Institutionen verstanden als Bewegungsform kultureller und gesellschaftlicher Verantwortung sowie (7) die praktische Umsetzung europäischer Kulturpolitik als Motor und Ressource für gesellschaftlichen Fortschritt. (ICG2) [205-L] Schwencke, Olaf: X-Change: Austausch und Dialog in der Weltgesellschaft, in: Caroline Y. Robertson-von Trotha (Hrsg.): Europa in der Welt - die Welt in Europa, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2006, S. 167-172, ISBN: 3-8329-1934-1 (Standort: UB Mannheim(180)-2006A3127) INHALT: Der Beitrag beleuchtet die (eingeschränkte) kulturelle Verortung Europas in der Weltgesellschaft und benennt dabei Aspekte des Völkerrechts sowie der Gefahr des Terrorismus und geht in diesem Zusammenhang speziell auf die Beziehung Europas zu den USA als Vorbild und Gegenpol ein. Die Ausführungen umfassen die folgenden Punkte bzw. Entwicklungen: (1) die kulturelle Krise Europas während des Ersten und Zweiten Weltkriegs, (2) Europa nach dem Ende des Kalten Krieges 1989/1990, (3) die kulturpolitische Abhängigkeit Europas vom Globalisierungsprozess, (4) die Ablehnung der neoliberalen globalen Weltgesellschaft in der Generation der jungen Europäer, (5) die Entstehung einer europäischen Kultur der Friedensfähigkeit im 'alten Europa' im Zuge des Irak-Krieges 2003, (6) die Herauskristallisierung europäischer Denkfiguren und -landschaften sowie (7) das Verhältnis von Europa zu den USA zu Beginn des 21. Jahrhunderts. (ICG2) [206-L] Sievers, Norbert; Wagner, Bernd (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006: Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl. 2006, 480 S., ISBN: 3-89861-570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6) INHALT: "Inhalt des Jahrbuches ist die kritische Reflexion des kulturpolitischen Diskussionsund Modernisierungsprozesses seit den 1970er Jahren, um auf diesem Hintergrund eine neue Begründungsfolie für eine Kulturpolitik als Gesellschaftspolitik zu liefern. Damit soll der Blick für die Herausforderungen des nächsten Jahrzehnts geöffnet und der programmatischen Debatte der Kulturpolitik neue Denkanstöße gegeben werden. Nach dem es in Kapitel i um die Folgen und Herausforderungen des Strukturwandels der Gesellschaft für die Kulturpolitik geht, folgt im Kapitel 2 eine Beschreibung ihres Aufgabengebietes. Eine solche Problem- und Aufgabenbeschreibung ist für eine Begründung der Kulturpolitik unerlässlich, damit der programmatische Diskurs mehr Bodenhaftung bekommt und die Aufgaben neu definiert werden können. Spannungsfeldern und programmatische Positionen kulturpolitischen Handelns sind Gegenstand von Kapitel 3, und der Fragen, welche Modernisierungsimpulse der Neuen Kulturpolitik es gegeben hat und welche Entwicklungsoptionen sie heute noch beinhalten, widmet sich Kapitel 4." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Bernd Neumann: Vorwort (9-10); 136 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik Oliver Scheytt, Norbert Sievers, Bernd Wagner: Zu diesem Buch (11-13); Jörg Stüdemann: Für eine Kulturpolitik der Zweiten Moderne (17-27); Walter Siebel: Gefährdungen, Chancen und Widersprüche der Stadtkultur (29-36); Norbert Lammert: Verfassungspatriotismus und Leitkultur. Warum das eine ohne das andere nicht zu haben ist (37-42); Gerhard Schulze: Auf der Suche nach der besten aller Welten (43-50); Eva Krings: 'Art ist that what makes life more interessting than art'. Lebensstile als uneingelöstes Motiv von Kulturpolitik (51-54); Dieter Gorny: 'Big Brother' ist kein Modell - weder sozial noch medial (55-60); Max Fuchs: Gesellschaft und Kultur im kulturpolitischen Diskurs (61-67); Rolf G. Heinze: Stagnationsgesellschaft und die Suche nach Bürgerengagement (69-77); Hermann Schwengel: Kulturelle Globalisierung (79-83); Olaf Schwencke, Edda Rydzy: Kulturelle Vielfalt - Agens europäischer Entwicklung und Herausforderung deutscher Kulturpolitik (85-95); Wolfgang Thierse: Kulturelle Dimensionen der Deutschen Einheit. Über Differenz und Innovation in unserer Kulturnation (97-108); Monika Griefahn: Mit kultureller Kompetenz gegen die ökologische Krise (109-116); Oliver Scheytt: Aufgaben der Kulturpolitik (119-125); Hermann Glaser: 'Bürgerrecht Kultur' - eine geistesgeschichtliche Vignette (127-135); Karin von Welck: Kunst und Kultur als Standortfaktoren (135-138); Dorothea Kolland: Kulturelle Vielfalt: Diversität und Differenz (139-148); Iris Magdowski: Dialoge führen - Austausch fördern (149-155); HansHeinrich Grosse-Brockhoff: Gemeinsam für Kunst und Kultur. Partnerschaften und strategische Bündnisse (157-161); Michael Fehr: Unzeitgemäße Überlegungen zum Status und zur Zukunft der Museen (163-169); Volkhard Knigge: Erinnerungskultur. Zwischen Vergangenheitsgerede, Geschichtspolitik und historischer Selbstreflexion (171-178); Gerhard Pfennig: Kulturpolitik von 1969 bis heute - aus der Perspektive der Kunst (179-189); Bernd Wagner: Konzeptionelle Spannungsfelder kulturpolitischer Neuorientierung (193-202); Julian NidaRümelin: Herausforderung in der Kulturpolitik (203-208); Peter Bendixen: Kultur und Kunst - öffentliches Gut oder kommerzielle Dienstleistung? (209-218); Hilmar Hoffmann: Spannungen und Konvergenzen. Interkultureller Dialog im Inneren und im Äußeren (219-228); Bosiljka Schedlich: Kultur in Konflikten und Kriegen (229-234); Albrecht Göschel: Identitäts- und Imagepolitik: Revision kulturpolitischer Reformen (235-243); Knut Nevermann: Bund und Länder in der Kulturpolitik. Anmerkungen zur Entflechtung und Systematisierung (245-254); Dieter Kramer: Metropolen und Umland. Kulturanalyse und Kulturpolitik (255264); Hortensia Völckers: 'Anstalten machen!' - Kulturförderung zwischen Institution und Projekt (265-270); Susanne Binas-Preisendörfer: Verteilungsplan, ideologische Konstruktion und sozialer Filter. Zur Geschichte der Kategorien von E-Musik und U-Musik (271-277); Armin Klein: Angebot und Nachfrage (279-287); Norbert Sievers: Was bleibt? Was fehlt? Kulturpolitik als Modernisierungsprozess (291-301); Rupert Graf Strachwitz: Kultur von allen (303-309); Thomas Krüger: Kulturwirtschaft: Wirtschaftspolitik oder Kulturpolitik? (311320); Eckart Pankoke: Konzentrieren und Konzertieren: Neue Kulturpolitik zwischen Steuerung und Selbststeuerung (321-328); Kurt Eichler: Kultur nach Plan - Struktur und Steuerungsmodelle der Neuen Kulturpolitik (329-334); Wolfgang Schneider: Von Kulturräumen, Netzwerken und Zweckverbänden. Kommunalpolitische Strategien einer Entwicklungsplanung für Kultur (335-344); Bettina Heinrich: Konkurrenz und Kooperation. Zur Veränderung von Realitäten und Relationen in der Stadt- und Kulturpolitik (345-352); Birgit Mandel: Motivieren und Aktivieren. Kulturpolitische Anreizstrategien für kulturelle Partizipation (353360); Wolfgang Zacharias: Bilden und anstoßen. Plädoyer für eine transformatorische kulturelle Bildung (361-368); Thomas J. Knoblich: Neue Kulturpolitik in den Neuen Bundesländern? (369-375); Siegfried Hummel: Kulturpolitik für die alternde Gesellschaft (377-384); Helene Kleine: Über das Studium der Kultur (385-391); Michael Söndermann: Öffentliche Kulturfinanzierung in Deutschland 2005. Ergebnisse aus der Kulturstatistik (395-409). soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik 137 [207-L] Sievers, Norbert: Was bleibt? Was fehlt?: Kulturpolitik als Modernisierungsprozess, in: Norbert Sievers, Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006 : Bd. 6, Thema: Diskurs Kulturpolitik ; Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen, Essen: Klartext-Verl., 2006, S. 291-301, ISBN: 3-89861570-7 (Standort: UB Trier(385)-a16898-6) INHALT: "In der Politikwissenschaft ist es üblich, den Politikbegriff analytisch in drei Dimensionen oder Aspekte aufzugliedern: "Polity", "Policy" und "Politics". Die Polity-Dimension bezeichnet die institutionelle Verfassung des politischen Gemeinwesens sowie den Ordnungsund Handlungsrahmen (z.B. Verfassung, Parlament, Regierung, Parteien, Verbände, Satzungen, Regeln, auch: politische Kultur), auf den die politischen Akteure verwiesen sind. Sie ist die Konstante des Politischen. (Winter 2003: 18). Mit dem Policy-Aspekt sind die Inhalte (auch: Themen, Ziele) der politischen Programme zur Gestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse gemeint. Die Politics-Dimension umfasst schließlich das Prozedere, den Prozess der politischen Auseinandersetzung (auch: Willensbildung, Überzeugung, Entscheidung), um die Inhalte als allgemein verbindliche durchzusetzen und politische Programme implementieren zu können. Anhand dieser Trias könnte der Veränderungs- oder Modernisierungsprozess der Kulturpolitik systematisch beschrieben und analytisch aufgefächert werden. Gerade dieses Politikfeld ist jedoch durch eine weitere Besonderheit gekennzeichnet, auf die Ulrich Beck Anfang der 1990er Jahre in seinem Buch 'Die Erfindung des Politischen' (1993) hingewiesen hat. Angesichts der Unbeweglichkeit der politischen Institutionen und des "Modernisierungsinfarktes" der öffentlichen Verwaltungen und Einrichtungen empfiehlt er darin, die "Gleichsetzung von Politik mit Staat, von Politik mit politischem System" aufzugeben und stattdessen die "Selbstorganisation des Politischen" in den Blick zu nehmen, "die - zumindest der Möglichkeit nach - viele, alle Felder der Gesellschaft 'subpolitisch' in Bewegung versetzen kann". (Ebd.: 156) Es komme darauf an, Politik jenseits der überkommenen Strukturen und Akteure neu zu erfinden. Das Reformprojekt der Kulturpolitik könnte durchaus in diesem Sinne gelesen werden, zumal die institutionellen Grundlagen nachgerade dazu auffordern, Modernisierung so zu interpretieren. Sind nicht gerade in diesem Bereich auf Grund der Aktionsschwäche und der Selbstblockade des föderalistischen Systems viele Reformimpulse von zivilgesellschaftlichen Akteuren ausgegangen - von der starken Rolle der Kommunen einmal ganz abgesehen? Spricht nicht schon der "kulturelle Trägerpluralismus" (Häberle 1985: 26) als Strukturelement des deutschen Kulturverfassungsrechtes dafür, Kulturpolitik nicht allein als etatistisches Vorhaben und Kulturförderung als staatsmäzenatisches Bemühen zu begreifen?' Und ist nicht die in der Kunstfreiheitsgarantie des Grundgesetzes (Art. 5 Abs 3) kodifizierte "Freiheit" auch als Gebot zur Staatsferne dieses Bereiches zu interpretieren, so dass der Staat zumindest nicht der alleinige Akteur sein kann? Wer die kulturpolitische Entwicklung aufmerksam verfolgt hat, wird mit Blick auf die institutionelle Verfassung des politischen Gemeinwesens, also dem "Polity"-Aspekt des Politikbegriffs, konstatieren können, dass Kulturpolitik nicht nur auf Grund der föderalen Kompetenzverteilung, sondern auch angesichts unterschiedlicher Ressortzuständigkeiten, des Bedeutungsgewinns der Verbände und der Delegation von Aufgaben an Mittlerorganisationen und intermediäre Instanzen inzwischen ein in hohem Maß fragmentiertes Gebilde ist. Die Inhalte der kulturpolitischen Programme ("Policy") werden häufig von nicht-staatlichen Akteuren mitformuliert und kommuniziert. Und wer sich den Prozess der politischen Auseinandersetzung und Meinungsbildung ("Politics") ansieht, wird feststellen, dass auch hier Personen und Organisationen der Zivilgesellschaft mittlerweile an Einfluss gewonnen haben' und neue Verfahren der Interessenabstimmung, Konsensbildung, Kooperation und Koordination mittlerweile üblich geworden sind. Der Kulturbe- 138 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik reich ist insofern schon seit langem im Beckschen Sinne als subpolitisch geprägter Bereich zu verstehen." (Autorenreferat) [208-F] Spenlé, Virginie (Bearbeitung): Sächsisch-französischer Kulturtransfer im 18. Jahrhundert: Kunstmarkt, Mäzenatentum und Kulturpolitik INHALT: Die Hofhaltung Ludwigs XIV. galt und gilt heute noch als Verkörperung des absolutistischen Staates. Das ausgeprägte Zeremoniell und die glänzenden Feste, die prächtigen Paläste mit stets erklingender Musik sowie allgegenwärtiger Kunst wurden im Ausland eifrig nachgeahmt, vor allem im Reich, wo jeder Fürst nach der Kurwürde, jeder Kurfürst nach der Königswürde und jeder König nach der Kaiserkrone trachtete. Das französische Modell diente der Repräsentation und somit der Durchsetzung von Geltungsansprüchen eines jeweiligen Herrschers im Konkurrenzkampf um höhere Macht. Besonders in Sachsen eiferte August II. (1694-1733) der französischen Kulturpolitik nach. Als Kurfürst von Sachsen hatte er die Krone von Polen erlangt, das Amt des Reichsvikariat übernommen und seinen Sohn mit einer habsburgischen Prinzessin verheiratet. Um seinen Machtzuwachs vor der Welt darzustellen, nahm er französische Komödianten, Musiker, Architekten, Maler und Bildhauer in seine Dienste. Vor diesem Hintergrund liegt die Vermutung nahe, August II habe sich bei dem Aufbau und der Konzeption seiner Kunstsammlungen ebenfalls an Frankreich orientiert. August III. von Sachsen-Polen (1733-1762) wandte sich im Gegensatz zu seinem Vater vorwiegend nach Italien, und dies sowohl zur Rekrutierung von Künstlern als auch zur Bereicherung der Gemäldegalerie. Doch auch unter seiner Regierung spielte die französische Hauptstadt eine wesentliche, oft unterschätzte Rolle: Sie war Hauptumschlagsplatz des Kunstmarktes und Standort eines öffentlichen Diskurs um den Stellenwert von Kunstsammlungen geworden. Von dort aus kam der entscheidende Impuls zum Paradigmenwechsel bei der Konzeption der Gemäldegalerie: Diese sollte als öffentliche Sammlung nicht nur zur Repräsentation der Königs, sondern auch zur Förderung der Kunst und der Kunstwissenschaft dienen. Der Wandel der Dresdener Gemäldesammlung von einer fürstlichen Kollektion zu einem öffentlichen Museum soll in der geplanten Dissertation im Rahmen des sächsisch-französischen Kulturtransfers untersucht werden. Dieser Funktionswandel, der selbst auf eine veränderte Symbolik des Sammelns in fürstlichen Kreisen hindeutet, ist am Werdegang der Dresdener Gemäldesammlung vergleichend zu den in Frankreich geltenden Sammelkonventionen und unter Berücksichtigung der Herausbildung einer professionellen Kunstkennerschaft bzw. wissenschaft zu beleuchten. Als Grundannahme gilt, dass in Dresden eine Gemäldesammlung nach französischem Vorbild zunächst vorrangig zur Darstellung von fürstlicher Geltungsmacht aufgebaut wurde; bald orientierte sich die Sammlungspolitik der sächsischen Herrscher jedoch an dem neuen theoretischen Diskurs über Sammlungen, der in Paris auf dem Kunstmarkt und in gelehrten Kreisen geführt wurde. Das Konzept der Kunstkennerschaft als Leitfaden jeder Sammeltätigkeit wurde heraufbeschworen. Dieses hatte bald Vorrang vor der Darstellung fürstlichen Prestiges und Status. Parallel dazu entstand in Dresden eines der ersten Museen in Europa, in dem zugleich die autonom gewordene Kunst als auch das gut geführte fürstliche Regiment verkörpert wurden. Die Interpretation der Entstehungsgeschichte der Dresdener Galerie als Ergebnis dieses zweifachen sächsisch-französischen Transfers gewährt Einblick in die komplexe Beziehung von Kunst, die nach Autonomie strebt und sie in Form eines Museums auch erreicht, und Herrschaft, die sich derselben Kunst zur Eigenlegitimierung bedient. Es soll außerdem die Rolle des Kunstmarktes an der Formierung der Dres- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik 139 dener Gemäldesammlung am Beispiel der in Paris getätigten Kunstkäufe untersucht werden, da der Kunstmarkt einen wesentlichen Anteil an der Neudefinierung von Sammelkonventionen nahm und sich Paris im 18. Jahrhundert zu einem Hauptumschlagsplatz des Kunsthandels entwickelte. GEOGRAPHISCHER RAUM: 18. Jahrhundert ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Europäisches Internationales Graduiertenkolleg 625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole" (Helmholtzstraße 10, 01062 Dresden) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected]) [209-L] Thies, Sebastian: Imaginarien des (Trans-)Nationalen in den Amerikas: zur Akkommodation des Nationalen in der transnationalen Kulturindustrie, in: Peripherie : Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt, Jg. 26/2006, Nr. 104, S. 456-477 (Standort: USB Köln(38)-XG7608; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.zeitschrift-peripherie.de/Thies_Imaginarien.pdf) INHALT: "Im Zentrum des Beitrags von Sebastian Thies steht die Analyse eines Video-Clips der (auch in anderen Teilen Lateinamerikas und unter Latinos in den USA erfolgreichen) mexikanischen Metal-HipHop-Band Molotov. Thematisch greift der Clip die Problematik der Migration und der Diskriminierung der mexikanischen Migranten in den USA auf. Die Analyse des Clips zeigt, wie die für den US-amerikanischen Referenzrahmen geschaffene nationale Semantik als Projektionsfläche eigener nationaler Identifikationsbedürfnisse genutzt und somit Teil eines Prozesses transnationaler Bedeutungskonstitution, eines Prozesses der Aushandlung nationaler und transnationaler kollektiver Identitäten wird. Die Brücke zwischen beidem schlägt ein performatives, wandelbares Identitätskonzept, welches insbesondere durch die ritualisierte und ironisch gebrochene Darstellung des stets aufs Neue praktizierten Zyklus von Grenzüberschreitung, Ausweisung und Rückkehr der Migranten an der mexikanisch-USamerikanischen Grenze definiert und zum Ausdruck gebracht wird." (Textauszug) [210-L] Vranitzky, Franz; Weinzierl, Rupert (Hrsg.): Europa braucht wieder Politik!, Wien: Löcker 2005, 193 S., ISBN: 3-85409-422-1 INHALT: In 13 Aufsätzen wehren sich die überwiegend österreichischen, sozialdemokratisch orientierten Autorinnen und Autoren dagegen,'die Europapolitik weltanschaulich 'keimfrei' zu halten' (8), wie der frühere österreichische Bundeskanzler Vranitzky schreibt. Ihnen missfällt, dass gesellschaftliche Probleme oftmals von Experten gelöst werden, die ihre Aufgabe in der Verwaltung scheinbar ökonomischer Sachzwänge sehen. Die Dominanz wirtschaftlicher Notwendigkeiten führe dazu, dass Gestaltungsmöglichkeiten von Politik geleugnet würden. Darin sehen die Verfasser eine fatale Entwicklung und fordern, dem Primat der Ökonomie Einhalt zu gebieten und Politik als Mittel des gesellschaftlichen Interessenausgleichs einzusetzen. So werden im Buch Alternativen aufgezeigt, wie eine nicht neo-liberal geprägte, aber soziale europäische Wirtschaftspolitik aussehen könnte. Auch Maßnahmen für eine weitere Demokratisierung der Gesellschaft sowie die Grundzüge einer neuen demokratischen Kulturpolitik werden vorgestellt. (ZPol,NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Franz Vranitzky: Vorwort (78); Karl A. Duffek: Vorwort (9-12); Hegemoniefeld 1: Das Makropolitische Feld: Gertraud Knoll: Das Gegenteil von Zukunft ist Wegschauen. Demokratie bildet Politik. Und umgekehrt 140 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik (13-22); Herbert Krejci: Ein Staat ist keine AG. Droht eine Spaltung der Gesellschaft? Plädoyer für eine Soziale Marktwirtschaft (23-28); Caspar Einem: Nichts ist gesichert. Europa braucht politisches Engagement für eine andere Politik (29-48); Rupert Weinzierl: Is there an Alternative? Die Krise des Politischen und die Potentiale des Dritten Sektors(49-64;) Hegemoniefeld 2: Das Ökonomische Feld: Markus Marterbauer: Brüssel-Konsens versus Europäisches Modell. Zwei Strategien für die EU-Wirtschaftspolitik (65-76); Christoph Matznetter: Das neue Wirtschaftsprogramm der SPÖ: Eine mehrheitsfähige Antwort auf den NeoLiberalismus?(77-88); Ewald Nowotny: Europäische Wirtschaftspolitik - Alternativen zum Neo-Liberalismus (89-102); Gabriele Michalitsch: Unternehmer-Subjekt und WettbewerbsPolitik. Die Universalisierung des Ökonomischen (103-120); Irene Mozart / Bruno Rossmann: Ein neues fiskalpolitisches Regime in Europa (121-144); Christa Schlager / Frank Ey: Neue Prioritäten für den EU-Haushalt: Ein Beitrag zur Verwirklichung der Lissabon-Ziele? (145-164); Hegemoniefeld 3: Kulturpolitik: Oliver Marchart: Die Rückkehr des Politischen in der Kultur: Von einer bürokratischen zu einer demokratischen Kulturpolitik (165-174); Norbert Kettner: Vermarktung der Kultur vs. Kulturalisierung des Marktes ..(175-182); Fokus Elisabeth Mayerhofer/Monika Mokre/ Paul Stepan Die Kunst der Kunstpolitik: Kunstpolitik im Spannungsfeld zwischen Zensur und Marktversagen (183-190). [211-L] Wiesand, Andreas Joh.: Kultur- oder "Kreativwirtschaft": Was ist das eigentlich?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 34/35, S. 8-16 (Standort: USB Köln(38)-Ztg 00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/V0X25D.pdf) INHALT: "Kulturwirtschaft - der Begriff und seine Definition - stehen in der Diskussion, bedingt unter anderem durch neue Konzepte wie 'Creative Industries'. Dennoch gelang es im letzten Jahrzehnt, mit Hilfe von 'Kulturwirtschaftsberichten' in Deutschland und einigen anderen Staaten mehr Transparenz zu schaffen." (Autorenreferat) [212-L] Wimmer, Michael: Staatliche Kulturpolitik in Österreich seit 2000: zur Radikalisierung eines politischen Konzeptes, in: Emmerich Tálos (Hrsg.): Schwarz - Blau : eine Bilanz des "Neu-Regierens", Münster: Lit Verl., 2006, S. 248-263, ISBN: 3-8258-9730-3 (Standort: UB Siegen(467)-31PDGE1786) INHALT: Thema des Beitrags ist die kulturpolitische Entwicklung Österreichs auf Bundesebene von Anfang 2000 bis Anfang 2006. Im Unterschied zu anderen im vorliegenden Sammelband analysierten Politikfeldern handelt es sich bei der österreichischen Kulturpolitik für den Autor um eine "Chimäre". Es existiert weitgehende Beziehungslosigkeit zwischen den kulturpolitisch formulierten Absichten und der konkreten Praxis. Das Auseinanderklaffen von Anspruch und Wirklichkeit hat sich unter der Regierung Schüssel nochmals signifikant verschärft. In diesem Sinn hat die für Kulturpolitik zuständige ÖVP seit 2000 keine Wende herbeigeführt. Stattdessen ist es ihr nach einer kurzen Phase des symbolischen Widerstands der kulturellen Öffentlichkeit gelungen, eine Radikalisierung einer kulturpolitischen Grundströmung voranzutreiben, die darin besteht, "österreichische Kultur als glanzvolle staatliche Repräsentation vorrangig mit Leistungen der Vergangenheit zu identifizieren". Dies gelang umso besser, als sich diese Strategie auf wesentliche großkoalitionäre Vorbereitungsarbeiten zu stützen konnte. Der Autor sieht hier einen Grund dafür, warum sich - egal, wie die nächsten soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik 141 Wahlen ausgehen - für die nahe Zukunft keine kulturpolitische Wende abzeichnet. Ein kulturpolitischer "Wiener Frühling" ist nicht in Sicht. (ICA2) [213-L] Wimmer, Michael: Konservative Kulturpolitik seit 2000: eine Radikalisierung aus dem Geist der austriakischen Restauration, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 35/2006, H. 3, S. 287309 (Standort: USB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der österreichischen Nation wird ungebrochen ein hohes Maß an 'Kulturstaatlichkeit' zugesprochen. Umso erstaunlicher ist es, dass die österreichische Politikwissenschaft traditionell von einem spezifischen Desinteresse an Kulturpolitik geprägt ist. So existiert bislang keine fundierte Strukturierung und Analyse dieses Politikfeldes. Folglich dominieren bislang Fragen des kulturellen Managements über die Beschäftigung mit den politischen Implikationen kulturpolitischer Entscheidungsfindung. Dass diese bis heute von nicht unwesentlicher parteipolitischer Bedeutung sind, zeigt die Fähigkeit der ÖVP als dominierende Regierungspartei seit 2000, kulturpolitisch an eine konservative Grundströmung anzuknüpfen. Diese besteht vor allem darin, österreichische Kultur als glanzvolle staatliche Repräsentation vorrangig mit Leistungen der Vergangenheit zu identifizieren, während eine kritische, auf zeitgenössische Kunstproduktion setzende Öffentlichkeit als Querulantentum abgewertet werden kann. Allesamt gute Voraussetzungen, um einen umfassenden konservativen Machtanspruch mit den überreichlich vorhandenen kultur-imperialen Versatzstücken der ausgehenden Monarchie auf scheinbar immer wieder neue Weise zu untermauern und so die Attraktivität des kulturellen Erbes für die eigenen politischen Zwecke zu nutzen." (Autorenreferat) [214-L] Zembylas, Tasos; Tschmuck, Peter (Hrsg.): Der Staat als kulturfördernde Instanz, (Diskurs: Kultur - Wirtschaft - Politik, Bd. 5), Innsbruck: Studien-Verl. 2005, 174 S., ISBN: 3-7065-4141-6 (Standort: Bayer. SB München(12)-2006.5502) INHALT: "In Österreich agiert der Staat als zentrale Instanz in der Kulturförderung. Er ist nicht nur wichtigster Subventionsgeber - 2003 gab der Bund ca. 750 Millionen Euro aus, was etwa 42 Prozent der gesamten öffentlichen Kulturausgaben entspricht -, er prägt damit auch wesentlich die Strukturen der österreichischen Kulturlandschaft. Die Beiträge dieses Bandes befassen sich mit zwei Aspekten der öffentlichen Kulturförderung: Erstens wird die Frage nach Verfahrensregeln im Umgang mit Förderungsansuchen gestellt und zweitens die Gesamtverteilung öffentlicher Mittel für kulturelle Zwecke untersucht. Die Praxis der Kulturpolitik und Kulturverwaltung wird also in Hinblick auf ihre Verfahren (Transparenz und Verlässlichkeit) und ihren Output (Allokationslogik und teleologischer Aspekt) analysiert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Tasos Zembylas: Fairness und Verfahrensstandards in der Kunst- und Kulturförderung (13-42); Dragana Damjanovic und Björn Blauensteiner: Regulierung der Kulturförderung in Österreich - Stärken und Schwächen im System (43-66); Christian Schaller: Kann und soll staatliche Kulturförderung demokratisch sein? Kriterien von Demokratiequalität in der Kontroverse (67-80); Monika Mokre: Kann und soll ein demokratischer Staat Kultur fördern? (81-102); Peter Tschmuck: Die Verteilung öffentlicher Kultursubventionen am Beispiel der Theater- und Tanzförderung auf österreichischer Bundesebene (103-124); Klaus von Beyme: Kulturpolitik in Deutschland im transnationalen Vergleich (125-142); 142 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.6 Kulturindustrie, Kulturpolitik Franz-Otto Hofecker: Aus Vergleichen lernen: Zur Kultur des gegeneinander Abwägens durch Forschung und Politikkommentierung (143-170). [215-L] Zembylas, Tasos: "Good Governance" und die österreichische Kulturförderungsverwaltung: Ist-Analyse und Visionen über eine andere Verwaltungskultur, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 35/2006, H. 3, S. 255-273 (Standort: USB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Kulturschaffende haben laut Kunstförderungsgesetz (Paragraf 4 (4)) keinen Anspruch auf eine Förderung; sie haben jedoch einen Rechtsanspruch auf eine sachliche und effiziente Behandlung ihres Ansuchens. Vorliegender Artikel thematisiert die formale Qualität des Kunstförderungsverfahrens. Die Forderung nach 'Good Governance' wird durch drei Kriterien konkretisiert: Es geht um die aktive Informationspolitik seitens der Kulturverwaltung (Beratung im Vorfeld eines Ansuchens, Informationen über den Bearbeitungsstand, Weitergabe von Entscheidungsgründen), die soziale Erreichbarkeit der KulturbeamtInnen (Hilfsbereitschaft, Kontaktvermittlung zum Fachbeirat) sowie die Verfahrenseffizienz (rasche Bearbeitungsdauer, klare Abwicklungsmodi). Die theoretische Reflexion wird durch Einsichten aus einer empirischen Studie zur aktuellen Förderungspraxis der Kulturverwaltung auf Bundesebene gestützt." (Autorenreferat) [216-L] Zimmermann, Olaf: Kulturberufe und Kulturwirtschaft - Gegensatz oder Symbiose?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 34/35, S. 24-31 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/ V0X25D.pdf) INHALT: "Künstler sind ein Teil der Kulturwirtschaft. Sie sind der Kern der Kulturwirtschaft und schaffen die Werke, die von den Unternehmen der Kulturwirtschaft vermarktet werden. Im Beitrag wird dem wechselseitigen Verhältnis von Kulturwirtschaft und Künstlern nachgegangen und aufgezeigt, warum Künstler und Kulturwirtschaft differenziert betrachtet werden müssen." (Autorenreferat) 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur [217-L] Adler, Martin; Hepp, Andreas; Lorig, Philipp; Vogelgesang, Waldemar: 'Do-It-Yourself': Aneignungspraktiken in der Hardcore-Szene, in: Claus J. Tully (Hrsg.): Lernen in flexibilisierten Welten : wie sich das Lernen der Jugend verändert, Weinheim: Juventa Verl., 2006, S. 219-235, ISBN: 3-7799-1743-2 INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit der übergeordneten Frage, was die Auflösung klarer Bezüge und Strukturen in der Bildungslandschaft, die sich als Trend zur Informalisierung von Lernen im Dienste flexibler Gesellschaften lesen lassen, für die Jugendforschung bedeuten. In soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur 143 diesem Zusammenhang werden hier die Aneignungspraktiken in der musikzentrierten Hardcore-Szene erläutert, die in der gegenwärtigen jugendkulturellen Arena präsent ist und sich in Form von Plattenläden und Clubs etabliert hat. Der Zugang zu Hardcore als Aneignungsphänomen erfolgt in einem dreifachen argumentativen Schritt: Im ersten Schritt geht es darum, den Begriff der Aneignung zu klären und dabei herauszuarbeiten, inwieweit Aneignung letztlich als ein Prozess der kulturellen Lokalisierung zu verstehen ist. Im zweiten Schritt gilt es, ein Konzept von Jugendkulturen bzw. Jugendszenen zu entwickeln, das es ermöglicht, diese sowohl als lokale wie auch als translokale Gebilde zu fassen. Auf dieser Basis wird im dritten Schritt abschließend das 'Do-It-Yourself'-Prinzip der Hardcore-Szene als Aneignungsphänomen näher betrachtet. Dabei werden folgende Aspekte veranschaulicht: (1) Identitätsartikulation als Aneignung, (2) Szeneorganisation als Aneignung sowie (3) Szene-Ökonomie als Aneignung ('Do-It-Yourself' als Gestaltungsstil, Käuferethik und als Marktprinzip). Vor dem Hintergrund des 'Do-It-Yourself'-Prinzips bietet die Hardcore-Szene im Vergleich zu anderen populärkulturellen Gemeinschaften ausgeprägte Möglichkeiten der Eigeninitiative und Selbstbildung zur Erlangung erhöhter szenespezifischer als auch außerhalb der Szene anwendbarer Kompetenz. Insbesondere die zumindest partiell ablehnende Haltung gegenüber gängigen Vermarktungsformen kann einen von Jugendlichen gesuchten und benötigten Freiraum zur kreativen Entwicklung, Inszenierung und Festigung ihrer Identität schaffen. (ICG2) [218-L] Alkemeyer, Thomas: Mensch-Maschinen mit zwei Rädern: Überlegungen zur riskanten Aussöhnung von Körper, Technik und Umgebung, in: Gunter Gebauer, Stefan Poser, Robert Schmidt, Martin Stern (Hrsg.): Kalkuliertes Risiko : Technik, Spiel und Sport an der Grenze, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 225-246, ISBN: 3-593-38006-4 (Standort: UB Bonn(5)-2006-7193) INHALT: Der Beitrag bestimmt Motorradfahren als eine "Freizeitbeschäftigung" in einem "Spielraum", in dem unterschiedliche Spielertypen - vom jugendlichen Draufgänger bis hin zum "meditativen" Genussfahrer - agieren, die charakteristische Beziehungen sowohl zu ihrer Maschine wie auch zur Umgebung eingehen. Für jeden Typus bietet die Motorradindustrie technisch und stilistisch entsprechende Maschinen, Bekleidungen und Accessoires an. Je nachdem, wie das Motorradfahren im Gebrauch dieser Angebote praktisch interpretiert wird, stehen die Dimensionen der Rivalität, des Glückspiels, der Maskerade oder der Rauscherfahrung im Vordergrund. Diese Ausgangsthese wird in folgenden Schritten spezifiziert: Im ersten Teil werden die historisch-gesellschaftlichen Konstitutionsbedingungen einer "Versöhnungsutopie" von Körper, Technik und Umgebung ausgeleuchtet. Im zweiten Teil wird gezeigt, dass der praktische Vollzug dieser Utopie zwei Komponenten hat: Zum einen verbindet sich der Körper des Fahrers mit der Maschine in "geglückten Momenten" zu einer reibungslos funktionierenden Bewegungseinheit; zum anderen geht diese bewegte "Gestalt" aus Mensch und Maschine eine vergleichsweise "lebendige" Beziehung zum durchfahrenen Umraum ein. Im letzten Teil wird dann das Verhältnis von Technik, Spiel und Risiko thematisiert und das Motorradfahren mit jenen so genannten Risiko- bzw. Extremsportarten in Beziehung gesetzt, die seit einiger Zeit die Öffentlichkeit faszinieren. (ICA2) 144 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur [219-L] Austermühle, Theo: Fankultur im Sport, in: Rüdiger Fikentscher (Hrsg.): Europäische Gruppenkulturen : Familie, Freizeit, Rituale, Halle: mdv, Mitteldt. Verl., 2006, S. 151-157, ISBN: 3-89812-378-2 (Standort: UB Siegen(467)-31NZX5941) INHALT: Der Autor beschreibt das Wesen des heutigen Fans in der Sportszene, welcher drei Verhaltensgruppen zugerechnet werden kann: konsumorientierten, fußballzentrierten oder erlebniszentrierten Fans. Die Fankultur im Sport repräsentiert nach seiner These einerseits den Standard allgemeiner gesellschaftlicher Umgangsformen, d.h. die Akzeptanz von Normen und die Toleranz von Gewalt im Rahmen der jeweils betrachteten Sportart. Der Fußballsport entwickelt andererseits im Vergleich zu anderen Sportarten aus unterschiedlichen Gründen spezifische Ausprägungsformen innerhalb der genannten Gruppen, die eigene Verhaltensmuster und ideologische Ansprüche aufweisen, wie der Autor anhand quantitativer Daten kurz verdeutlicht. Der Hooliganismus ist zwar kein originär aus dem Sport heraus begründbares Phänomen, aber die Massenanziehungskraft des Fußballsports und die hierdurch erschließbaren Räume bieten günstige Entwicklungschancen für diese spezifische Gruppenkultur, die eher ein Spiegelbild moderner Gesellschaften ist. (ICI2) [220-L] Baran, Arlette Mottaz: Publics et musées en Suisse: représentations emblématiques et rituel social, Bern: P. Lang 2005, X, 221 S. (Standort: SB München(12)-2006.20140) INHALT: Die Studie untersucht den Sinn von Museumsbesuchen und die soziale Rolle des Museums in einer sich wandelnden Gesellschaft der Schweiz. Worin bestehen die Funktionen eines Museums? Welche Absichten verbergen sich hinter den Aufgaben der Aufbewahrung und dem Museumsbetrieb bzw. Bildung? Welche Zusammenhänge zeigen sich zwischen Museum und Identität? Ist der Museumsbesuch ein elitäres soziales Klassenverhalten? Die Ausführungen basieren auf Befragungsergebnissen von Museumsbesuchern und Museumsverantwortlichen aus den Jahren 1989 bzw. 2002 und gliedern sich in folgende Punkte: (1) das Profil der Museumsbesucher (Alter, Geschlecht, Wohnort, Bildungsniveau, soziale und berufliche Situation), (2) die Betrachtung des Museumsbesuchs (kulturelle Praktiken bzw. Freizeitgestaltung, Motivationen, Häufigkeit), (3) Kontext und Umfang des Besuchs, (4) Zufriedenheit und Wünsche seitens der Museumsbesucher sowie (5) Sinn und Rollen des Museums - bildliche Repräsentationen und soziales Ritual. Die Untersuchung macht deutlich, dass das Museum in der Schweiz für seine Besucher sowohl kulturelle als auch soziale Funktionen darstellt bzw. übernimmt. (ICG) [221-L] Bernreuther, Angelus: Soziokultur als Einflußfaktor der Regionalentwicklung: überprüft an den Beispielen des historischen Sechsämterlandes in Oberfranken und des Stiftlandes in der Oberpfalz, (Arbeitsmaterialien zur Raumordnung und Raumplanung, H. 242), Bayreuth 2005, 256 S. (Standort: IAB90-0BY0-311000 BS 711; Graue Literatur) INHALT: Der wirtschaftliche Strukturwandel stellt viele Regionen vor die Herausforderung, ihre Situation an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen. Die beiden Untersuchungsregionen im Nordosten Bayerns, das Stiftsland und das Sechsämterland, befinden sich seit längerer soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur 145 Zeit im Strukturwandel, weg vor allem von altindustriellen Branchen wie der Textil- und Porzellanindustrie. Die benachbarten Regionen sind mit vergleichbaren Problemen konfrontiert, die historischen Rahmenbedingungen (Religion, Herrschaftsstrukturen) sind jedoch völlig unterschiedlich. Ziel der Arbeit ist es, anhand dieser beiden Räume die Rolle soziokultureller Faktoren in regionalen Umstrukturierungsprozessen einhergehend mit wirtschaftlichen Niedergangstendenzen zu analysieren. Es wird untersucht, inwiefern die spezifische Ausgestaltung von Soziokultur eine Anpassung bzw. Umorientierung der regionalen Wirtschaftsstrukturen beeinflusst. Es wird gezeigt, dass die Ausprägungen der Kulturdimensionen sich fast durchweg negativ auf die in der Arbeit definierten Erfolgsfaktoren der Regionalentwicklung (generelle Offenheit und Flexibilität, Innovations- und Lernfähigkeit, Netzwerkfähigkeit, Vertrauensbildung, Eigeninitiative, Unternehmertum) auswirken. Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass sich die soziokulturelle Einbettung der Bevölkerung, die stark durch die industrielle Geschichte geprägt ist, als ein Hemmfaktor ('mentaler Lock-in') im Strukturwandel erweist. (IAB) [222-L] Brenner, Michael; Reuveni, Gideon (Hrsg.): Emanzipation durch Muskelkraft: Juden und Sport in Europa, (Jüdische Religion, Geschichte und Kultur, Bd. 3), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006, 271 S., ISBN: 3-525-56992-0 (Standort: UB Essen(465)-KOSJ1017) INHALT: "Vielleicht liegt es an der Unsportlichkeit der heute an der jüdischen Geschichte Interessierten, dass Juden und Sport als Gegensätze wahrgenommen werden. Dieser Sammelband setzt ein Gegengewicht. Anders als die meisten Publikationen zur jüdischen Geschichte erforschen seine Herausgeber nicht die Rolle des Geistes, sondern der Muskeln in der Konstruktion und Rezeption jüdischer Identität im Europa des 20. Jahrhunderts. Sport diente sowohl als Vehikel der Inklusion als auch als Mittel der Exklusion und wurde zum Zweck der Emanzipation sowohl auf individueller wie auf kollektiver Ebene eingesetzt. In diesem Spannungsfeld bewegen sich die 15 Aufsätze. Ihre Autoren beleuchten das Verhältnis von Sport und Ethik und schreiben, ganz nebenbei, eine spannende Sport- und Gesellschaftsgeschichte." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Michael Brenner: Warum Juden und Sport? (7-14); Moshe Zimmermann: Muskeljuden versus Nervenjuden (aus dem Englischen von Lilli Herschhorn) (1528); Daniel Wildmann: Jüdische Körper zum Ansehen: Jüdische Turner und ihre Körperutopien im Deutschen Kaiserreich (29-50); Gideon Reuveni: Sport und die Militarisierung der jüdischen Gesellschaft (51-67); Sharon Gillerman: Kraftmensch Siegmund Breitbart: Interpretationen des jüdischen Körpers (aus dem Englischen von Rüdiger Hentschel) (68-80); Jacob Borut: Juden im deutschen Sport während der Weimarer Republik (aus dem Englischen von Rüdiger Hentschel) (81-96); Jack Jacobs: Die Politik in der jüdischen Sportbewegung in Polen zwischen den Weltkriegen (aus dem Englischen von Lilli Herschhorn) (97-110); John Bunzl: Hakoah Wien: Gedanken über eine Legende (111-120); Michael John: Ein kultureller Code? Antisemitismus im österreichischen Sport der Ersten Republik (121-142);Tony Collins: Juden, Antisemitismus und Sport in England (aus dem Englischen von Lilli Herschhorn) (143-158); Rudolf Oswald: "Ein Gift, mit echt jüdischer Geschicklichkeit ins Volk gespritzt": Nationalsozialistische Judenverfolgung und das Ende des mitteleuropäischen Profifußballes, 1938-1941 (159-172); Albert Lichtblau: Fußball und seine Funktionen für das Überleben im Exil. Das Beispiel der NS-Flüchtlinge in Shanghai (173-189); Philipp Grammes: Ichud Landsberg gegen Makabi München. Der Sport im DP-Lager 1945-1948 (190-215); Victor Karady/ Miklös Hadas: Fußball und Antisemitismus in Ungarn: Fußballerische Rivalitäten 146 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur vor Beginn der kommunistischen Herrschaft (aus dem Französischen von Konrad Honsel) (216-237); John Efron: Wo ein Yid kein Jude ist: Ein seltsamer Fall von Fan-Identität beim englischen Fußballklub Tottenham Hotspur (aus dem Englischen von Konrad Honsel) (238261). [223-F] Bucher, Thomas, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Hitzler, Ronald, Prof.Dr. (Betreuung): Struktur und Bedeutung von Heldengeschichten am Beispiel der Bergsteiger-Szene INHALT: Die Arbeit hat das Ziel, Szenenforschung am Beispiel der Bergsteiger-Szene zu betreiben. METHODE: Die Arbeit rekurriert auf Konzepte der Neueren Wissenssoziologie (Schütz, Berger/ Luckmann). Methodisch zeichnet sie sich durch ethnographische Designs aus. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Beobachtung, nicht teilnehmend; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: Dissertation BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Dortmund, FB 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund) KONTAKT: Hitzler, Ronald (Prof.Dr. Tel./ Fax: 0231-755-2817, e-mail: [email protected]) [224-F] Fritzsche, Bettina, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Bohnsack, Ralf, Prof.Dr. (Betreuung): Die Fan-Kultur jugendlicher Mädchen als Mittel zur Verhandlung geschlechtlicher Bedeutungen INHALT: Die Fragestellung der Arbeit bezieht sich darauf, inwiefern die fan-kulturellen Praktiken von Mädchen im Dienste ihrer Auseinandersetzung mit geschlechts- und entwicklungsspezifischen Anforderungen stehen. METHODE: Die theoretische Auseinandersetzung, die die Grundlage für die Forschungsperspektive der Arbeit bildet bezieht die Medien- und Jugendforschung der Cultural Studies, das Konzept der Performativität des Geschlechts von Judith Butler sowie Theorien nichtrationalen, kreativen Handelns (Joas, Durkheim u.a.) mit ein. Grundlage des empirischen Teils der Arbeit bilden 19 narrative Interviews und 3 Gruppendiskussionen sowie eine teilnehmende Beobachtung. Das Material wird nach der Dokumentarischen Methode (Mannheim, Bohnsack) ausgewertet. DATENGEWINNUNG: Narrative Interviews und Gruppendiskussionen (Stichprobe: 22; Mädchen im Alter von 10-18 Jahren aus verschiedenen Herkunftsmilieus, wohnhaft in der Stadt und auf dem Land; Auswahlverfahren: Anzeige). ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 1998-01 ENDE: 2002-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Stipendium INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften, Institut für Soziologie der Erziehung WE 03 Arbeitsbereich 01 Sozialisationsforschung, Interaktionsund Organisationsanalyse pädagogischer Prozesse (Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-314-26960, e-mail: [email protected]) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur 147 [225-L] Gaugele, Elke: Drags, Garçones und Samtgranaten: Mode als Medium der Gender(de)konstruktion, in: Gabriele Mentges (Hrsg.): Kulturanthropologie des Textilen, Dortmund: ed. ebersbach, 2005, S. 305-319, ISBN: 3-938740-06-X (Standort: ZLB Berlin(109)-Ku1260/20) INHALT: Für eine Kulturanthropologie des Textilen liegt die Brisanz postmoderner feministischer Konzepte darin, dass Mode als ein Medium der Geschlechter(de)konstruktion sowohl in theoretischer wie in ästhetisch-praktischer Dimension einen zentralen Stellenwert oder sogar den eines Politikums einnimmt. Hybridformen der Geschlechter oder die Art und Weise, wie mittels Kleidung tradierte Geschlechtergrenzen überschritten wurden, untersucht der vorliegende Beitrag anhand unterschiedlicher Beispiele aus der Modegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Es stehen ästhetische Strategien vestimentären Gender-Crossings im Mittelpunkt, die exemplarisch zur theoretischen wie anschaulichen Einführung in die Funktion von Kleidung als Medium der Gender(de)-konstruktion dienen. Die Autorin analysiert die Subtilität der Geschlechterkonstruktionen und ihrer Dekonstruktion in der Mode. Abschließend warnt sie jedoch davor, diese vorschnell als emanzipatorischen Prozess zu deuten. Im Gegenteil, Dekonstruktion von traditioneller Weiblichkeit verhindert nicht unbedingt neue ideologische Konstruktionen in "neuen Gewändern". (ICA2) [226-L] Gebauer, Gunter; Poser, Stefan (Hrsg.): Kalkuliertes Risiko: Technik, Spiel und Sport an der Grenze, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2006, 305 S., ISBN: 3-593-38006-4 (Standort: UB Bonn(5)-2006-7193) INHALT: Inhaltsverzeichnis: Stefan Poser: 'Kannst Du bremsen, Geliebter?' Wechselbeziehungen zwischen Technik, Spiel und Risiko (15-37); Martin Stern: Konstellationen von Technik, Spiel und Risiko im Sport (38-50); Klaus Kornwachs: Das Spiel mit der Technik und seine Folgen (51-77); Robert Schmidt: Technik, Risiko und das Zusammenspiel von Habitat und Habitus (78-95); Stefan Kaufmann: Technik am Berg - Zur technischen Strukturierung von Risiko- und Naturerlebnis (99-124); Volker Woltersdorff: Erotische Fiktionen im Internet: Vom riskanten Spiel mit neuen Kommunikationstechniken (125-137); Martin Sturm: Der moderne Ikarus: Technik, Spiel und Risiko in der Luft (138-158); Gunter Gebauer: Organismus und Mechanismus (159-175); Wolfgang König: Wilhelm II. und das Automobil - Eine Technik zwischen Transport, Freizeitvergnügen und Risiko (179-198); Christian Kehrt: 'Das Fliegen ist immer noch ein gefährliches Spiel' - Risiko und Kontrolle der Flugzeugtechnik von 1908 bis 1914 (199-224); Thomas Alkemeyer: Mensch-Maschinen mit zwei Rädern Überlegungen zur riskanten Aussöhnung von Körper, Technik und Umgebung (225-246); Fritz Böhle: High-Tech-Gespür - Spiel und Risiko in der erfahrungsgeleiteten Anlagensteuerung (249-267); Petra Schaper-Rinkel: Politik als Initiierung von Spielfeldern und Setzung von Spielregeln: Forcierung und Regulierung der Nanotechnologie (268-287); Katja Rothe: Das gestörte Radio - das Meer, das Hörspiel und die Katastrophe (288-301). [227-L] Gugutzer, Robert (Hrsg.): Body turn: Perspektiven der Soziologie des Körpers und des Sports, (Materialitäten, 2), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 368 S., ISBN: 3-89942-470-0 148 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur INHALT: "Gibt es einen body turn in der Soziologie? Dafür spricht, dass die Verkörperung sozialer Akteure und Strukturen zu einem zentralen Thema soziologischer Untersuchungen geworden ist. Die breite Hinwendung zum menschlichen Körper erfolgt dabei auf drei Ebenen: auf der Ebene des Körpers als Forschungsobjekt, Theoriekategorie und Erkenntnisinstrument. Die Beiträge des Bandes dokumentieren und forcieren diesen body turn besonders auf den ersten beiden Ebenen. Sie präsentieren aktuelle Entwicklungen in der deutschsprachigen Körperund Sportsoziologie und entwerfen weiterführende Perspektiven für den body turn in der allgemeinen Soziologie." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Robert Gugutzer: Der body turn in der Soziologie. Eine programmatische Einführung (9-53); Bero Rigauer: Die Erfindung des menschlichen Körpers in der Soziologie. Eine systemtheoretische Konzeption und Perspektive (57-79); Bernd Schulze: Körperbewegung als Formbildung. Ansätze einer systemtheoretischen Bewegungskonzeption (81-93); Michael Meuser: Körper-Handeln. Überlegungen zu einer praxeologischen Soziologie des Körpers (95-116); Anke Abraham: Der Körper als Speicher von Erfahrung. Anmerkungen zu übersehenen Tiefendimensionen von Leiblichkeit und Identität (119-139); Nina Degele: Sportives Schmerznormalisieren. Zur Begegnung von Körper- und Sportsoziologie (141-161); Stefan Beier: Männerkörper vergesellschaftet. Bewegungserfahrung als Körperkonstruktion als Bewegungserfahrung (163-186); Elk Franke: Erfahrung von Differenz - Grundlage reflexiver Körper-Erfahrung (187-206); Paula-Irene Villa: Bewegte Diskurse, die bewegen. Überlegungen zur Spannung von Konstitution und Konstruktion am Beispiel des Tango Argentino (209-232); Gabriele Klein, Melanie Haller: Präsenzeffekte. Zum Verhältnis von Bewegung und Sprache am Beispiel lateinamerikanischer Tänze (233-247); Michael Ott: Schwere Felsfahrt. Leo Maduschka und der alpinistische Diskurs um 1930 (249-262); Thomas Alkemeyer: Rhythmen, Resonanzen und Missklänge. Über die Körperlichkeit der Produktion des Sozialen im Spiel (265-295); Robert Schmidt: "Geistige Arbeit" als körperlicher Vollzug. Zur Perspektive einer vom Sport ausgehenden praxeologischen Sozialanalyse (297-319); Jürgen Schwier: Repräsentationen des Trendsports. Jugendliche Bewegungskulturen, Medien und Marketing (321-340); Hannelore Bublitz: Sehen und Gesehenwerden - Auf dem Laufsteg der Gesellschaft. Sozial- und Selbsttechnologien des Körpers (341-361). [228-L] Hagen-Demszky, Alma von der: Lebensführung und alltägliche Vergesellschaftung in einer Plattenbausiedlung in Budapest, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2266-2273, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Der Beitrag stellt die Ergebnisse der 2005 an der Technischen Universität Chemnitz abgeschlossenen Dissertation der Referentin vor. Die empirische Erhebung beschäftigte sich mit der Entstehung und Aufrechterhaltung von Sozietät im Alltagsleben. Untersucht wurden Formen und Logik alltäglicher Vergesellschaftung: Die individuell spezifische Art und Weise von Personen, soziale Kontakte zu knüpfen undauf diesem Weg Gesellschaft täglich neu entstehen zu lassen. Sowohl die sozialen Netzwerke der Mikroebene als auch die Einbindung der einzelnen Person in die Gesellschaft und damit die Verknüpfung von Mikro- und Makroebene wurden erforscht. Eine zu enge Präzisierung und Definition der Begriffe 'Vergesellschaftung' und 'Gesellschaft' wurde bei der Fragestellung bewusst vermieden. Die Arbeit sollte die Sicht der Individuen einfangen und ihnen nichts aufzwingen. Gesellschaft meint in erster Annäherung alles Soziale, das die Menschen umgibt: ihre Familie, die Nachbarn, die Kollegen, den soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur 149 Nachrichtensprecher, die Politiker, die Lehrerin in der Schule. 'Gesellschaft' soll zunächst in ihrer alltagssprachlichen Bedeutung verstanden werden: Man ist in Gesellschaft - also nicht alleine. Es geht um die Gesellschaft von Mitmenschen, die jeder Tag für Tag erlebt. Niemand, der Familie hat, arbeiten geht und in einer Großstadt lebt, ist wirklich alleine. Denn jeder hat regelmäßigen Kontakt zu Mitmenschen, er muss sich an sie anpassen. Sei es zu Hause am Esstisch, im Bus mit anderen Fahrgästen oder mit den Kollegen bei der Arbeit. Bei diesen Kontakten entsteht - scheinbar 'nebenbei' - das, was die Soziologie 'Gesellschaft' nennt. Um folgende Fragen kreiste die Untersuchung: Wie docken Menschen ihr individuelles Leben Tag für Tag an das anderer Menschen an und wie werden sie tagtäglich Teil der Gesellschaft, die sie umgibt? Welche alltäglichen Leistungen und Anstrengungen sind erforderlich? Wie entsteht aus Millionen einzelner Leben die Gesellschaft? Was tun diese Millionen von Menschen dafür, dass sie entsteht? Die grundlagentheoretische Fragestellung wurde am Beispiel einer Wohnsiedlung in einer Plattenbausiedlung in Budapest untersucht. Obwohl sich die Arbeit nicht in erster Linie der stadtsoziologischen Erforschung dieser Siedlungsform widmet, sondernder Untersuchung einer allgemeinen Fragestellung an einem konkreten Ort, wurde eine Analyse der Siedlung, ihrer Geschichte und ihrer örtlichen Gemeinschaft vorgenommen. Die Plattenbausiedlung ist Schauplatz des alltäglichen Lebens der Befragten. Sie ist eine der Plattformen, an der alltägliche Vergesellschaftung greifbar und aktuell wird: Anhand der Siedlung konnte Vergesellschaftung nicht 'nur' aus den Erzählungen der Befragten nachgezeichnet, sondern 'live' beobachtet werden. Auf diesem Weg eröffnete die Analyse der Siedlung eine zusätzliche Dimension in der Untersuchung. Das Untersuchungsland Ungarn und der Untersuchungsort Budapest ermöglichten es zudem, Besonderheiten einer postkommunistischen Gesellschaft nachzuzeichnen. Die Arbeit liefert somit auch Ansätze eines Vergleichs zwischen ungarischen und deutschen gesellschaftlichen Verhältnissen: Sowohl auf dem Gebiet der Alltagsorganisation als auch bei der Vergesellschaftung wird auf Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Deutschland und Ungarn hingewiesen. Das Untersuchungsdesign verzahnte theoretische und empirische Forschungsschritte. Die Aufarbeitung des Standes der Forschung verhalf zur Präzisierung der Fragestellung, Erarbeitung eines eigenen theoretischen Rahmens und Ausarbeitung der Methodologie. Die Sammlung und Auswertung der empirischen Daten wurde theoriegeleitet kontrolliert. Die Arbeit schloss mit der Diskussion der theoretischen Bedeutung der empirischen Ergebnisse." (Autorenreferat) [229-L] Hecken, Thomas: Gegenkultur und Avantgarde 1950-1970: Situationisten, Beatniks, 68er, Tübingen: Francke 2006, 218 S., ISBN: 3-7720-8157-6 (Standort: UB München(19)-8/06/6453) INHALT: "'Gegenkultur und Avantgarde 1950-1970. Situationisten, Beatniks, 68er' geht der Frage nach, mit welchen Gründen verschiedene Avantgarde- und Subkulturgruppen der Nachkriegsjahre bis in die Zeit um 1968 ihre Vorstellungen eines ,anderen Lebens' verwirklichen wollten. Konsum- und Kulturkritik, das Verhältnis zur Arbeit und zur Kunst, Sexualität, Drogen, aktionistische Politik und Pop - das sind die bestimmenden Themenfelder des Buches. Die Darstellung und Analyse der Anschauungen und Theorien Guy Debords, Herbert Marcuses, William S. Burroughs', Che Guevaras, der 'independent Group', der 'Subversiven Aktion', des 'Weatherman' und vieler anderer erfolgt immer im Kontext von Lebensberichten und Selbstdarstellungen unterschiedlichster Protagonisten der Underground-, Boheme- und Politszene jener Zeit." (Autorenreferat) 150 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur [230-L] Hörning, Karl H.; Reuter, Julia: Doing Material Culture: Soziale Praxis als Ausgangspunkt einer "realistischen" Kulturanalyse, in: Andreas Hepp, Rainer Winter (Hrsg.) - 3., überarb. u. erw. Aufl.: Kultur - Medien Macht : Cultural Studies und Medienanalyse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 109123, ISBN: 3-531-42948-5 (Standort: UB Siegen(467)-20KLE1751(3)) INHALT: Die Verfasser konkretisieren die Praxis einer an den Cultural Studies angelehnten Kulturanalyse, die Kultur in ihrer alltäglichen Konkretisierung untersuchen will. Den Ansatzpunkt bieten dabei nicht abstrakte Bedeutungssysteme gesellschaftlicher Integration, sondern alltagskulturelles Handeln. Durch ein Verständnis von Kultur als sozialer Praxis können Verkürzungen und Ausblendungen praxisblinder Kulturanalysen vermieden werden. Dabei ist praktizierte Kultur immer auch materialisierte Kultur - sie bezieht sich auf Körper wie auf Dinge, auf Menschen ebenso wie auf Tiere, Dokumente und Artefakte. Vor allem in der Techniksoziologie ist die kulturelle Formung von Dingen in der Herstellungs- und Gebrauchspraxis schon früh thematisiert worden. Einer realistischen Kulturanalyse geht es also um zwei Dinge: um die materiellen Implikationen sozialer Wirklichkeit und um die kulturelle Verknüpfung der sozialen Praxis. (ICE2) [231-L] Isengard, Bettina: Unterschiede im Freizeitverhalten als Ausdruck sozialer Ungleichheitsstrukturen, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2469-2483, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Die Freizeitgestaltung hat in modernen Gesellschaften einen hohen Stellenwert. 'Lebens-und Konsumstile' spiegeln sich in unterschiedlichen Freizeitaktivitäten wider, wobei sie oft im Konsum von Waren und Dienstleistungen vollzogen werden. In der Sozialstruktur- und Lebensstilforschung herrscht Uneinigkeit darüber, ob Unterschiede im Lebensstil primär Ausdruck der sozialen Lage bzw. der Ungleichheitsstrukturen sind oder ob diese (weitestgehend) unabhängig davon existieren. Während nach Ansicht der klassischen Ungleichheitstheorien die Wahl von Freizeitaktivitäten und allgemeiner der Lebensstil mit der Ausstattung an ökonomischem und insbesondere kulturellem Kapital verbunden ist, gehen andere Ansätze aufgrund verbesserter materieller Lebensumstände von einer Entkopplung von sozialer Lage und Freizeitverhalten bzw. Lebensstil aus. Empirisch lassen sich die widerstreitenden Thesen mit den Daten des Soziooekonomischen Panels (SOEP) untersuchen. Neben dem Einfluss von Alter und Geschlecht, erweisen sich auch die Gelegenheitsstrukturen und das soziale Umfeld wie Partnerschaft für die Freizeitgestaltung als zentrale Faktoren. Aber auch der Einfluss von ökonomischem und kulturellem Kapital ist bedeutsam, insbesondere beiden Freizeitaktivitäten, die eng mit dem Konsum von Waren und Dienstleistungen verbunden sind. Der Vergleich der Jahre 1990 und 2003 zeigt, dass Verschiebungen im Freizeitverhalten stattgefunden haben. Während hochkulturelle Aktivitäten und gesellschaftliches Engagement an Bedeutung verlieren, werden erlebnis- und geselligkeitsorientierte Freizeitaktivitäten wichtiger. Dennoch ist im Zeitverlauf die Bedeutung des ökonomischen Kapitals im Bereich der Hochkultur ungebrochen, bei den Freizeitaktivitäten, die auf Erlebnis ausgerichtet sind, hat der Einfluss sogar zugenommen. Die These, dass Unterschiede im Freizeitverhalten primär Ausdruck einer individualisierten Lebensführung sind, kann damit nicht bestätigt werden, denn in der Wahl der Aktivitäten spiegeln sich nach wie vor die klassischen sozialen Un- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur 151 gleichheitsstrukturen wider, im erlebnisorientierten Bereich ist sogar eine Verfestigung beobachtbar." (Autorenreferat) [232-F] Jacinto, Pedro, M.A. (Bearbeitung): Untersuchungen zur Veränderung der Alltagskultur in Lima, Peru INHALT: Untersuchung der Veränderungen der Alltagskultur (insbesondere im Bereich des Handels) in der Stadt Lima und in verschiedenen Provinzstädten Perus. GEOGRAPHISCHER RAUM: Lima, Peru ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: IDESI INSTITUTION: Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut (Rüdesheimer Str. 54-56, 14197 Berlin) KONTAKT: Institution (Tel. 030-838-53072, Fax: 030-838-55464, e-mail: [email protected]) [233-L] Lehnert, Gertrud: Mode und Moderne, in: Gabriele Mentges (Hrsg.): Kulturanthropologie des Textilen, Dortmund: ed. ebersbach, 2005, S. 251-263, ISBN: 3-938740-06-X (Standort: ZLB Berlin(109)-Ku1260/20) INHALT: Mode ist ein universelles alltagskulturelles Phänomen; sie ist kein "Oberflächenphänomen", sondern strukturierendes Element der Lebenswelt. "Mode" bedeutet daher mehr als Kleidermode, sie impliziert auch Moden des Verhaltens, des Wohnens, der Freizeitgestaltung etc., kurz, alles das, was man unter Lifestyle subsumiert. Auch die Kleidermode, auf die sich der Beitrag konzentriert, wird aus einem komplexen gesamtmodischen, letztlich gesamtkulturellen Zusammenhang verstanden. Eingegangen wird auf die Funktion der Mode, die Differenzierung des Individuums von den anderen Gruppenmitgliedern "innerhalb" seiner Gruppe (oder auch innerhalb seiner diversen Gruppen) zu ermöglichen. Weitere der behandelten Aspekt, die das Verhältnis von Mode und Moderne betreffen, sind: kapitalistische Strukturen und soziale Ausdifferenzierung als Voraussetzung ihres Entstehens, das Doppelspiel von Gruppenzugehörigkeit und Individualismus, außerdem ihr ästhetischer Charakter. Zunächst entwickelt die Autorin ihr Konzept von Kultur und behandelt dann das Thema "Mode und Moderne" unter drei Gesichtspunkten: Flüchtigkeit und Dauer; Kunst und Kommerz; Inszenierungen von (Geschlechts-)Identität. (ICA2) [234-L] Neumann-Braun, Klaus; Schmidt, Axel: Ethnografie von Jugendszenen am Beispiel einer Studie zur Welt der Gothics, in: Andreas Hepp, Rainer Winter (Hrsg.) - 3., überarb. u. erw. Aufl.: Kultur - Medien - Macht : Cultural Studies und Medienanalyse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 383-397, ISBN: 3-53142948-5 (Standort: UB Siegen(467)-20KLE1751(3)) INHALT: Vor dem Hintergrund magisch-religiöser Weltverzauberung und aufklärerischer Entzauberung beschreiben die Verfasser das Phänomen "Gothic" als eine Spielart postmoderner Bemühungen um Wiederverzauberung und Wiedervergemeinschaftung. Formen von Religiosität sind in der Gothic-Szene untrennbar verbunden mit einer umfassenden Ästhetisierung, mit stilistischer Überformung und popmusikalischem Ausdruck. Die Vergangenheit, deren 152 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur Versinnbildlichung die magischen Praktiken dienen, scheint das Versprechen zwischenmenschlicher Harmonie und Wärme zu enthalten. Im Unterschied zu anderen Jugendkulturen impliziert die Gothic-Kultur die Beschäftigung mit Sinn- und Transzendenzfragen. Die Verfasser stellen abschließend das Konzept einer umfassend angelegten, ethnographisch orientierten Feldstudie vor, bei der die Untersuchungsfragestellung im Zuge des Forschungsprozesses offen gehalten und reformuliert wird und die Experteninterviews, Szenegängerinterviews, teilnehmende Beobachtung und Dokumentenanalysen kombiniert. (ICE2) [235-F] Pfadenhauer, Michaela, Dr.phil.; et alii (Bearbeitung); Hitzler, Ronald, Prof.Dr. (Leitung): Forschungsfeld 'Szenen'. Konzept einer explorativ-interpretativen (Jugend-)Kultur-Forschung INHALT: 'Szene' ist einer jener sozialwissenschaftlichen Begriffe, die zwar häufig - vor allem in der Jugendkulturforschung - benutzt, aber nur selten definiert und theoretisch begründet werden. Bis in die 80er Jahre hinein wurden (jugend-)kulturelle Kollektivierungsformen vornehmlich mit Begriffen wie "Subkultur", "Peer-group" oder "Milieu" beschrieben. Im Zuge der Individualisierungsprozesse insb. der letzten dreißig Jahre hat sich die gesellschaftliche Situation jedoch derart verändert, dass diese Konzepte nicht mehr angemessen greifen. Darauf reagieren die Mitarbeiter des Forschungsfeldes seit einigen Jahren mit der Entwicklung eines diesem Gegenstand adäquaten, komplexen Forschungskonzepts. Das methodische Konzept: Prinzipiell geht es darum, weg zu kommen vom pseudo-objektivistischen Über-Blick der konventionellen Sozialwissenschaften, der gleichsam über die Köpfe der Akteure hinweg geht, und stattdessen hin zu kommen zu einem Durch-Blick, sozusagen durch die 'Augen' der Akteure hindurch. Vorzugsweise gilt das Interesse also der Perspektive, aus der die Menschen, die jeweils Gegen-Stand der Untersuchung sind, die für sie relevanten Ausschnitte aus der sozialen Welt wahrnehmen. Dazu werden eine Reihe von Verfahren aus dem methodischen Arsenal der empirischen Sozialforschung (von der Dokumentenanalyse über Interviews einschl. standardisierter Befragungen bis zu systematischen Beobachtungen) verwendet. Das für uns sozusagen 'basale' Verfahren ist das der beobachtenden Teilnahme. Beobachtende Teilnahme bedeutet, dass wir in das soziale 'Feld', das wir je gerade untersuchen, möglichst intensiv hineingehen und - bis hinein in sprachliche und habituelle Gewohnheiten - versuchen, den Menschen, die wir untersuchen, möglichst ähnlich zu werden. Das gelingt natürlich - aus vielerlei Gründen - nicht immer und schon gar nicht immer gleich gut. In dem Maße aber, wie es gelingt, erlangen wir eine Art und Qualität von Daten, wie wir sie mit anderen Forschungsmethoden nur schwerlich bekommen: Daten darüber nämlich, wie man und was man in solchen Welten tatsächlich erlebt. Die zweite Besonderheit unserer Szenen-Ethnographie ist das von uns in einem weit strengeren Sinne als sonst üblich verwendete Experteninterview. Das Experteninterview unterscheidet sich unseres Erachtens nämlich nicht einfach dadurch von anderen Interviewarten, dass hier Personen befragt werden, die eben als 'Experten' gelten. Die Besonderheit des Experteninterviews besteht vielmehr darin, dass Forscher und Befragter idealerweise ein Gespräch 'auf gleicher Augenhöhe' führen. Das Experteninterview, so wie wir es einsetzen, ist folglich ein sehr voraussetzungsvolles und damit auch ausgesprochen aufwändiges Instrument zur Datengenerierung, das sich durchaus nicht als Instrument zur 'schnellen', die Zeitaufwendungsmühen der Teilnahme sozusagen kompensierenden Datenerhebung eignet, sondern die aus dieser Teilnahme resultierenden Kompetenzen eher voraussetzt. Vieles, was wir zu einem Untersuchungsthema wissen wollen, lässt sich je- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur 153 doch nicht mit diesen beiden für uns 'zentralen' Verfahren erheben. Deshalb verwenden wir bei unseren Feldstudien grundsätzlich eben das ganze Methoden-Instrumentarium empirischer Sozialforschung. Allerdings hat sich gezeigt, dass sich so genannte nichtstandardisierte Verfahren für unsere ethnographischen Erkenntnisinteressen in der Regel besonders gut eignen. Wichtiger noch als die Frage nach den Verfahren der Datenerhebung ist uns aber, zugleich wissenschaftlichen Standards genügende und pragmatisch nützliche Methoden und Techniken der Datenauswertung zu konzeptualisieren. Wir arbeiten hier also immer auch sozusagen an Grundlagenproblemen einer Optimierung von Aufwand und Ertrag beim Einsatz geeigneter Interpretationsmethoden. (S.a. http://www.hitzler-soziologie.de/szeneforschung. htm ). GEOGRAPHISCHER RAUM: deutschsprachiger Raum METHODE: theoretischer Ansatz: Handlungstheorie; methodischer Ansatz: lebensweltanalytische Ethnographie DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, face to face. Feldarbeit durch Mitarbeiter/innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Artmaier, H.; Hitzler, R.; Huber, F.; Pfadenhauer, M. (Hrsg): Techno zwischen Lokalkolorit und Universalstruktur. Dokumentation zum Workshop im Haus der Jugendarbeit in München. München: Landeshauptstadt, Sozialreferat, Stadtjugendamt 1997.+++Bucher, T.: Die Härte. Sportkletterer und die Schwierigkeitsskala. Neuried: Ars Una 2000.+++Bucher, T.; Tepe, D.: www.jugendszenen.com - Szenenforschung im Internet. in: Journal der Jugendkulturen, 2002, Nr. 7, S. 88-92.+++Hitzler, R.: Techno - Jugendkultur und/ oder Drogenkultur. Hintergründe aus soziologischer Sicht. in: Lösch, Brigitte (Hrsg.): Fachtag 'Technokultur und Drogenkonsum'. Veranstaltet von Kreisjugendamt/ Diakonisches Werk Göppingen. Dokumentation. Göppingen 1996, S. 26-48.+++Ders.: Zur 'Soziologie' einer Droge. Der Pillen-Kick - Ekstasetechniken bei Techno-Events. in: Landeshauptstadt Stuttgart (Hrsg.): Dokumentation 2. Stuttgarter Suchtkonferenz. Stuttgart: Suchthilfe Koordinator 1997, S. 230-240.+++Ders.: Ro on Rave. Event-uelle Notizen. in: Dilemma - Zeitschrift am Institut für Soziologie der LMU München, 1997, No. 10, S. 4-7.+++Ders.: Techno - mehr als nur ein Trend? Zur Rekonstruktion einer kleinen sozialen Lebens-Welt. in: Dievernich, Frank E.P.; Gößling, Tobias (Hrsg.): Trends und Trendsurfen. Marburg: Metropolis 1998, S. 197-215.+++Ders.: Archipel Techno. Ein Zustandsbericht aus dem Basislager. in: Loop, Nr. 52, 04-99, S. 17.+++Ders.: Unterwegs in fremden Welten. Zwei Reportagen eines beobachtenden Teilnehmers. in: Empirische Kultursoziologie. Studienbrief der Fernuniversität, 03706. Hagen 2000, S. 167-256.+++Ders.: Pill kick: the pursuit of 'ecstasy' at techno-events. in: Journal of Drug Issues, Vol. 32, 2002, No. 2, pp. 459-465.+++Ders.: Provokation "Jugendlichkeit". Wird die mentale Un-Erwachsenheit zum Zivilisationsrisiko? in: Journal der Jugendkulturen, 2002, Nr. 6, S. 22-24.+++Ders.: Jugendszenen. Annäherungen an eine jugendkulturelle Gesellungsform. in: Düx, Wiebken; Rauschenbach, Thomas; Züchner, Ivo (Red.): Kinder und Jugendliche als Adressatinnen und Adressaten der Jugendarbeit. Schriftenreihe Jugendhilfe in NRW, H. 4. Dortmund 2003, S. 11-21.+++Hitzler, R.; Bemerburg, I.: Parkplatzbefragung 'Mayday 2001'. Eine standardisierte Befragung in der Technoszene. LAS: Tabellenband. Dortmund 2001.+++Hitzler, R.; Bucher, T.: Forschungsfeld 'Szenen'. Ein terminologischer Vorschlag zur theoretischen Diskussion. in: Journal der Jugendkulturen, 2000, Nr. 2, S. 42-47.+++Hitzler, R.; Pfadenhauer, M.: Jugendkultur oder Drogenkultur? Soziologisch-ethnographische Eindrücke aus der Techno-Szene. in: Neumeyer, Jürgen; SchmidtSemisch, Henning (Hrsg.): Ecstasy - Design für die Seele? Freiburg: Lambertus 1997, S. 4760.+++Dies.: Die Techno-Szene: Prototyp posttraditionaler Vergemeinschaftung? in: Artmaier u.a. (Hrsg.): Techno zwischen Lokalkolorit und Universalstruktur. Dokumentation zum Workshop im Haus der Jugendarbeit in München. München: Landeshauptstadt, Sozialreferat, 154 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur Stadtjugendamt 1997, S. 7-16.+++Dies.: Raver Sex. Körper und Erotik in der Techno-Szene. in: DU, Themenheft 'Hautnah - Bilder und Geschichten vom Körper' (Zürich: TA-Media AG), 1998, H. 4, S. 66-68.+++Dies.: Die Welt der Technoiden. in: Basler Zeitung (Magazin), Nr. 15, 18.4.1998, S. 6-7.+++Dies.: Tanzendes Mitleid. Zum War-Style der Partyszene. in: Loop, Nr. 53, 05/99, S. 17.+++Dies.: Eins im Anderssein. Zur Ambivalenz von 'unity' und 'difference'. in: Loop 59, 12/99, S. 48.+++Dies.: Existential strategies: the making of community and politics in the techno/ rave scene. in: Kotarba, Joseph A.; Johnson, John M. (eds.): Postmodern existential sociology. Walnut Creek et al.: Altamira Press 2002, pp. 87-101.+++ Pfadenhauer, M.; Scholder, Chr.: Black is beautiful. Begegnungen (mit) der melancholischen Art. in: Loop, Nr. 62, 2000, H. 2, S. 40.+++Umfangreiche Literaturliste unter: http://www. hitzler-soziologie.de/szeneforschung.htm . ART: Eigenprojekt; gefördert BEGINN: 1998-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Dortmund, FB 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund) KONTAKT: Pfadenhauer, Michaela (Dr. Tel. 0231-755-3282, e-mail: [email protected]) [236-L] Pfahl-Traughber, Armin: Die Skinhead-Szene als länderübergreifend aktive rechtsextremistische Subkultur: Besonderheiten und Entwicklung am Beispiel der Situation in der Bundesrepublik Deutschland, in: Martin H. W. Möllers, Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.): Jahrbuch Öffentliche Sicherheit 2002/ 2003, Frankfurt am Main: Verl. für Polizeiwiss., 2003, S. 219-249, ISBN: 3-935979-20-7 INHALT: Die Entwicklung der Skinhead-Szene in mehreren Ländern wird vergleichend dargestellt. Im Mittelpunkt stehen dabei neben Großbritannien, vor allem die (alte) Bundesrepublik Deutschland und die Neuen Bundesländer. Auf die Besonderheiten und Funktionen der Gewalt, die Musik als Ideologisierungs-, Integrations- und Mobilisierungsfaktor, die politischen Grundauffassungen in Verbindung mit der rechtsextremistischen Szene sowie die Zusammenarbeit deutscher mit ausländischen Skinheads wird besonders eingegangen. In vergleichender Perspektive zeigt sich, dass für das Entstehen der Skinhead-Kultur sozioökonomische Umbruchprozesse in den modernen Industriegesellschaften eine wichtige Rolle spielen. Entscheidend für die Entstehung fremdenfeindlicher und rechtsextremistischer Grundauffassungen dürften sowohl szene-immanente Besonderheiten, gesellschaftliche Entwicklungstendenzen, politische Prägungen des sozialen Herkunftsortes sowie gezielte rechtsextremistische Einflussnahmen von außen sein. (GB) [237-F] Rauschner, Sebastian (Bearbeitung); Streib, Heinz, Prof.Ph.D.; Helsper, Werner, Prof.Dr. (Betreuung): Simulationen des Todes: eine qualitative Studie über die Faszination von Melancholie und Todessehnsucht in (post-)adoleszenten Jugendkulturen INHALT: Was fasziniert Jugendliche und junge Erwachsene in jugend(sub)kulturellen Szenen an Themen wie Tod, Suizid, Vergänglichkeit und Melancholie? Wie ist dieses Interesse, welches als Lebenstil etabliert wird, individuell-subjektiv, respektive kollektiv motiviert und welche biographischen Ereignisse liegen diesen Orientierungen zugrunde? Um diese Fragen zu exp- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur 155 lorieren, richtet sich das Forschungsinteresse in diesem Projekt insbesondere auf Sympathisanten der sog. Gothic- bzw. Gruftie-Szene, die als eine der rätselhaftesten Jugendkulturen gilt und über die in der interdisziplinären Jugendforschung nur sehr wenig bekannt ist. Ziel des Projektes ist es daher, diese Forschungslücke zu schließen, wobei im Unterschied zu den wenigen vorliegenden Studien zu dieser Thematik nicht das Okkultengagement, der sog. Jugendokkultismus im Mittelpunkt steht. Es geht also nicht um Fragen der Entzauberung (vgl. etwa Streib 1996; Streib/ Schöll 2000), sondern darum, in differenzierten Studien zur Thanatologie, Suizidologie und Melancholieforschung einen theoretischen Rahmen zu konzipieren, der es in einem weiteren Forschungsschritt erlaubt, mit Hilfe von Interviewstudien und darauf basierenden Analysen, eine Typologie zu erarbeiten und abschließend die Frage nach Indikation bzw. Kontraindikation von präventiven Maßnahmen in pädagogischen und psychologischen Settings zu diskutieren. Rechtfertigt die Affinität zur Szene der Gothics das medial evozierte Stigma (Goffman) der sog. "gefährdet-gefährlichen Jugendlichen" (vgl. Helsper 1992)? Sind entsprechende Szene-Partizipanten tatsächlich suizidal oder fungieren die o.a. Interessen als bestimmte Modi der Subjekt- bzw. Identitätsentwicklung und erfüllen somit eine bestimmte biographische Funktion? Das Forschungsdesign folgt einem "Grounded-TheoryApproach" (vgl. etwa Glaser/ Strauss 1998), und rekurriert in der Phase der Interpretation insbesondere auf das Konzept einer psychoanalytisch-hermeneutischen Sozialwissenschaft, wie es insbesondere von Alfred Lorenzer (etwa 1973; 1974) etabliert und in der Nachfolge von Thomas Leithäuser und Birgit Volmerg (1988) favorisiert wurde. Damit wird nicht zuletzt auch ein Beitrag dazu geleistet, Möglichkeiten, Vorteile, aber auch die Problematik qualitativer Sozialforschung aufzuzeigen und kritische Impulse für eine weiterreichende Applikation der Psychoanalyse in den Sozialwissenschaften zu geben. ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Studienstiftung des deutschen Volkes INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Abteilung Theologie Forschungsstelle biographische Religionsforschung (Postfach 100131, 33501 Bielefeld) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) [238-F] Rössel, Jörg, Prof.Dr. (Bearbeitung): Die feinen Unterschiede in der Populärkultur INHALT: Populärkultur und populärkulturelle Aktivitäten werden von vielen Sozialwissenschaftlern der Gegenwart als mehr oder weniger freigewählte und von sozialstrukturellen Bedingungen freie Freizeitaktivitäten betrachtet. Im Club und vor der Kinoleinwand werden kategoriale Ungleichheiten als irrelevant betrachtet. In diesem Projekt soll die Gültigkeit dieser These am Beispiel der Kinobesucher genauer analysiert werden. Dabei soll vor allem die Frage im Vordergrund stehen, ob sich entlang kategorialer Ungleichheiten (Geschlecht, Bildung, Alter) relevante Unterschiede im Filmgeschmack und im Rezeptionsverhalten ausmachen lassen. METHODE: Als empirische Grundlage wurde Frühsommer 2005 eine Befragung des Filmpublikums in zwei Leipziger Filmtheatern durchgeführt. ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Die Junge Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina 156 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur INSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für Kulturwissenschaften (Postfach 920, 04009 Leipzig) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) [239-L] Schiffer, Jürgen: Einleitung der Bibliografie "Fußball als Kulturgut II", in: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst : Freizeit - Sport - Tourismus, Bd. 2/2006, S. 9-15 (URL: http://www.gesis.org/ Information/soFid/pdf/Freizeit_2006-2.pdf) INHALT: Die kulturell-symbolische Dimension des Fußballspiels wird dargestellt. Sie findet ihren Ausdruck in der Funktion des Fußballs als Reflektor sozialer Verhältnisse, insbesondere aber in seiner Verbindung mit der Literatur und der Religion bzw. Theologie. Insgesamt kann Fußball als Kultur gelten, weil das Spiel insgesamt als Ursprung der Kultur mit dem homo ludens als Protagonisten gesehen werden kann. Fußball ist ein voll akzeptierter und etablierter Teil des gesellschaftlichen Lebens geworden und hat damit auch eine nicht mehr zu ignorierende ökonomische Dimension gewonnen. Fußball besitzt durch seinen religiösen Bezug eine deutliche symbolische Funktion, ist mit anderen traditionellen Kunstbereichen verbunden und ist auch Teil der Popkultur. Fußball ist nicht zuletzt deshalb Kultur, weil er ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Erinnerungskultur ist, in der sich sportliche mit gesellschaftlichen und politischen Ereignissen verbinden und zu intensiver und langfristiger Anschlusskommunikation Anlass geben. (SL) [240-L] Schiffer, Jürgen: Einleitung der Bibliografie "Fußball als Kulturgut", in: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst : Freizeit - Sport - Tourismus, Bd. 1/2006, S. 9-18 (URL: http://www.gesis.org/Informa tion/soFid/pdf/Freizeit_2006-1.pdf) INHALT: "Die Auffassung, dass 'Fußball auch ein Stück Kultur' sei (Beckenbauer zit. von Adelmann et al. 2003), ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Lange Zeit wurde das Fußballspiel als geistloser 'Proletensport' geschmäht (Herzog 2002). Insbesondere in seinen Anfangszeiten, Ende des 19. Jahrhunderts, sah sich der in Deutschland aufkommende Fußball zahlreichen Attacken ausgesetzt. So beschrieb Karl Planck (1898, repr. 1982) den Fußball in seiner polemischen Schrift, die gegen dieses von England nach Deutschland importierte Spiel gerichtet war, bereits im Titel als 'Fußlümmelei', im Untertitel darüber hinaus als 'Stauchballspiel', als 'englische Krankheit', und im Text schließlich als etwas 'Gemeines'. Planck stand mit seiner Kritik keineswegs allein, führte seine Attacke aber heftiger als andere. Verständlich ist seine Polemik aber nur vor dem Hintergrund des damaligen Gegensatzes zwischen Turnen und Sport. Auf dieser Grundlage fanden die Auseinandersetzungen um das Fußballspiel statt. Nachdem sich das Turnen in Deutschland seit Jahn entwickelt hatte, begann um 1900 seine Veränderung und Verdrängung durch den in England entstandenen Sport und sein typischstes Spiel, Fußball." (Autorenreferat) [241-L] Setzwein, Monika: Frauenessen - Männeressen?: Doing Gender und Essverhalten, in: Petra Kolip, Thomas Altgeld (Hrsg.): Geschlechtergerechte Gesundheitsförderung und Prävention : theoretische Grundla- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur 157 gen und Modelle guter Praxis, Weinheim: Juventa Verl., 2006, S. 41-60, ISBN: 3-7799-1683-5 (Standort: ZB Med. Köln(38M)-2006A2171) INHALT: Die übliche Untersuchungsperspektive, wie Geschlecht als unabhängige Variable das Essverhalten beeinflusst, wird hier in ihr Gegenteil verkehrt. Die Verfasserin vertritt die These, dass bestimmte Umgangsweisen mit der Ernährung auch dazu dienen, die eigene Weiblichkeit oder Männlichkeit im alltäglichen Miteinander sozial herzustellen. Gefragt wird, wie die Geschlechterdifferenz sozial produziert wird, auf welche Weise sich die Zweigeschlechtlichkeit als soziales Ordnungssystem konstituiert und welch wichtige Rolle in diesem Zusammenhang kulinarische Praktiken spielen. In diesem Sinne formuliert der Beitrag die theoretischen Grundlagen einer künftigen Zusammenschau von Ernährung und Geschlecht. Die hier entwickelte Perspektive verweist auch darauf, dass zur Entwicklung zielgruppenspezifischer Konzepte ernährungsbezogener Intervention die Hintergründe und Bedingungen der sozialen Konstruktion von Geschlecht über kulinarische Praxen reflektiert und berücksichtigt werden müssen. (ICE2) [242-L] Strauß, Katharina: Masken, Lügen, Demaskierung - zur Ethnographie des Alltags, (Socialia : Studienreihe Soziologische Forschungsergebnisse, Bd. 74), Hamburg: Kovac 2005, 325 S., ISBN: 3-8300-2241-7 (Standort: UB Trier(385)-sn47892) INHALT: "Im Mittelpunkt des Buches steht die Frage: Was geht in lügenbehafteten Alltagsinteraktionen eigentlich genau vor? Dementsprechend wird aus einer ethnographischen Perspektive beleuchtet, wie Akteure Lügensituationen im Alltag verhandeln. Es lassen sich vier typische Lügeninteraktionsverläufe herauskristallisieren, die sich zwischen Stabilisierungs- und Destabilisierungstendenzen bewegen. So zeigt sich einerseits, dass Lügeninteraktionen eine erhöhte Anfälligkeit für Störungen aufweisen. Auf der anderen Seite kann gezeigt werden, wie routiniert Akteure mit welchen Mitteln in diesen Situationen agieren." (Autorenreferat) [243-L] Wanner, Martina: Rechte Alltagskultur: das Beispiel Jugendlicher im brandenburgischen Spree-Neiße-Kreis, (Pädagogik und Gesellschaft, Bd. 5), Münster: Lit Verl. 2006, 298 S., ISBN: 3-8258-9371-5 (Standort: UB Tübingen(21)-46A2482-1.Ex.) INHALT: "Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg im Jahr 2004 zeigen, dass rechte Positionen auf beachtliche Zustimmung stoßen. Gerade in Ostdeutschland scheinen sie in der 'Mitte der Gesellschaft' angekommen zu sein. Diese Beobachtung greift die vorliegende Untersuchung auf. Am Beispiel Jugendlicher im brandenburgischen SpreeNeiße-Kreis geht sie der Frage nach, ob rechte Orientierungen normal und alltäglich sind." Es wird erkundet, ob unter den Jugendlichen "eine rechte Alltagskultur existiert, wenn ja, wie sich diese ausdrückt und in welchem Kontext sie verankert ist. Dabei folgt die Untersuchung den Ansätzen der qualitativen Sozialforschung, die die Konstruktion und Rekonstruktion von sozialer Wirklichkeit in den Mittelpunkt stellt. Die Grounded Theory bildet den passenden Rahmen. Es geht darum, die Lebenswelt der Jugendlichen und die darin eingebetteten politischen Orientierungen aus deren Perspektive, quasi von innen heraus, zu beschreiben. Die Analyse der Lebenslage und Lebensbewältigung der Jugendlichen wird mit der Frage nach den 158 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur politischen Orientierungen verknüpft. Die Gruppen-, Einzel- und Expertinneninterviews mit Jugendlichen und Fachleuten lassen Einblicke in die Lebenswelt der Jugendlichen zu, nach und nach kristallisiert sich dabei die vorhandene, rechte Alltagskultur in ihren Facetten heraus". Der Alltag der Jugendlichen, so wird deutlich, enthält nicht nur Vertrautes und Sicherheit, sondern ebenso Enge und Beschränktheit. In diesem Alltag scheinen sich die rechten Orientierungen zu relativieren, sie sind vollkommen darin eingebettet - akzeptiert und normal." (HS2) [244-F] Westermayer, Till, M.A. (Bearbeitung); Degele, Nina, Prof.Dr. (Betreuung): Technik und Alltagskultur in Nachhaltigkeitsmilieus INHALT: Ziel des Promotionsvorhabens "Technik und Alltagskultur in Nachhaltigkeitsmilieus" ist es, ausgehend von sozialkonstruktivistischen und kultursoziologischen Überlegungen qualitativ-empirisch zu untersuchen, welche Rolle Technik in der Alltagskultur von Nachhaltigkeitsmilieus spielt. Nachhaltigkeitsmilieus werden dabei als Milieus definiert, deren Lebensstil sich - ganz oder teilweise - an Grundelementen des Gedankens der Nachhaltigkeit festmacht. Es wird davon ausgegangen, dass die in derartigen Milieus entwickelte Alltagskultur relevant für gesamtgesellschaftliche Lebensstilveränderungen (Schlagwort der "Entwicklung des Nordens") bei der Transformation hin zu einer an Nachhaltigkeit orientierten Lebensweise sein kann. Insbesondere geht es bei dieser Arbeit darum, das Spannungsverhältnis zwischen dem lebensstilprägenden Bezug auf Nachhaltigkeit und der Verwendung und Handhabung von Technik aufzuklären. Dazu dienen Befragungen und Beobachtungen in unterschiedlichen Nachhaltigkeitsmilieus, mit deren Hilfe die Einbettung von Technik in die Alltagskultur rekonstruiert werden soll. Die vorgefundenen Technikeinstellungen und Prozesse der Technikverwendung sollen daraufhin überprüft werden, ob sie Pioniercharakter für einen an Nachhaltigkeit orientierten Einsatz von Technik in der Gesamtgesellschaft haben können, und welche Hindernisse einer Übertragung in die Gesamtgesellschaft entgegenstehen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Qualitativ-empirische Arbeit, angelehnt an Grounded Theory; Bezüge zu den Bereichen Wissenssoziologie/ Sozialkonstruktivismus, Techniksoziologie, Kultursoziologie und Umweltsoziologie. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: ca. 15-20; Haushalte in "Nachhaltigkeitsmilieus"). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Westermayer, Till: Wie Wissen über Nachhaltigkeit sich in Technik im Alltag finden lässt: eine Skizze zum Verhältnis von Umweltsoziologie und kulturtheoretischer Techniksoziologie. in: Volkens, Annette et al. (Hrsg.): Orte nachhaltiger Entwicklung: transdisziplinäre Perspektiven. Tagungsband zum Kongress, 20. bis 22. Juni 2003 in Hamburg, Haus Rissen. Berlin: VÖW, S. 56-61. ART: Dissertation BEGINN: 2002-03 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur Allgemeine Soziologie und Gender Studies (Rempartstr. 15, 79085 Freiburg im Breisgau) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0761-55697152, e-mail: [email protected]) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur 159 [245-L] Wiebke, Gisela: (Alltags-)kulturelle Orientierungen von türkischen und deutschen Jugendlichen im Vergleich, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1776-1788, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Im Mittelpunkt des Beitrages steht eine alltagskulturelle Differenzierung in Form von Lebensorientierungen und Lebenszielen bei Jugendlichen türkischer und deutscher Herkunft. Diskutiert wird insbesondere die ungleichheitsrelevante Fragestellung, obbei vergleichbaren Orientierungen und Zielen bei türkischen und deutschen Jugendlichen auch vergleichbare Chancen und Möglichkeiten der Realisierung bestehen. Die lebensstilanalytische Herangehensweise ist in diesem Zusammenhang von Interesse, da sich Orientierungen, Lebensführungen und Lebensentwürfe der Jugendlichen nicht in Kategorien der ethnischen Herkunft auflösen lassen, sondern 'quer' dazu liegen können. Die empirische Grundlage der Untersuchung bildet eine quantitative Befragung (IKG Jugendpanel 2002), an der 926 Jugendliche türkischer Herkunft und 2.577 Jugendliche deutscher Herkunft teilnahmen. In den Blick genommen wurden dabei Jugendliche türkischer und deutscher Herkunft, die mit dem Abschluss der 10. Jahrgangsstufevon Schulen in Nordrhein-Westfalen zu einem großen Teil vor Entscheidungen über ihre berufliche Zukunft und ihren weiteren Lebensweg stehen. Bei der Analyse zur Fragestellung, ob und in welcher Weise sich die Wertorientierungen und Lebensziele von deutschen und türkischen Jugendlichen voneinander unterscheiden oder überschneiden, wird berücksichtigt, dass die in der Ungleichheitsforschung so genannten 'horizontalen' (alltags-)kulturellen Unterschiede in den Wertorientierungen und Lebenszielen der Jugendlichen nicht ohne eine Rückbindung an 'vertikale' Ungleichheiten unterschiedlicher sozialer Lagen zu verstehen sind. Diese Rückbindung wird dahingehend vorgenommen, dass die über Unterschiede in den Alltagskulturen gebildeten Abgrenzungen und Gruppen von Jugendlichen in ein nach der ökonomischen und kulturellen Ressourcenausstattung differenziertes Schichtmodell eingeordnet werden. Mit Hilfe dieses Modells soll gezeigt und diskutiert werden, wie sich die 'Verschränkung' von horizontaler (alltags-)kultureller Differenzierung und vertikalen Ungleichheiten für türkische und deutsche Jugendliche im Vergleich darstellt. Vor diesem Hintergrund lassen sich gezieltere und detaillierte Aussagen darüber treffen, welche Jugendlichen aus den beiden Herkunftsgruppen welche Orientierungen und Ziele zum Ausdruck bringen, aber wer im Vergleich zu wem diese mit geringeren Ressourcenausstattungen verfolgen muss." (Autorenreferat) [246-L] Williams, John: Die kulturelle Produktion von Männlichkeiten im englischen und europäischen Profifußball: ein aktueller Überblick, in: Eva Kreisky, Georg Spitaler (Hrsg.): Arena der Männlichkeit : über das Verhältnis von Fußball und Geschlecht, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 197-217, ISBN: 3-593-38021-8 (Standort: USB Köln(38)-33A9163) INHALT: Am Beispiel des britischen und europäischen Fußballs geht es in dem Beitrag um die Themen Männlichkeit und maskulinisierte Identitäten im Zusammenhang mit aktuellen Globalisierungstendenzen im Sport. Es wird betont, dass die heutigen europäischen FußballGroßmächte für den sanften Druck spätmoderner homogenisierender Tendenzen - das Kernstück der zunehmend globalisierten heutigen Spieler- und Zuschauerkulturen - von größtem Einfluss sind. So werden nämlich durch geteilte soziale Praktiken und die grenzüberschrei- 160 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.7 Alltag, Freizeit, Soziokultur tende Ästhetik von Zuschauerstilen kulturelle Formen vereinheitlicht. Gleichzeitig entstehen konstruierte Nationalismen und neue Männlichkeiten im Sport parasitär zu tieferen Wahrnehmungen von kollektiver Identität, die Menschen eines bestimmten Ortes verbindet und die Gefühle und Werte in Hinsicht auf einen Sinn für Kontinuität und geteilte Erinnerungen beinhalten. Neben den neuen Konsumkulturen männlicher Fußballfans und der Prominentenkultur werden abschließend Überlegungen zum Thema der Hinterfragung konventioneller Männlichkeiten sowie des positiveren Image-Managements für die englischen Fußballfans im Ausland diskutiert. (ICH) 1.8 Kulturelle Identität [247-L] Bergem, Wolfgang: Identitätsformationen in Deutschland, (Forschung Politik), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 390 S., ISBN: 3-531-14646-7 (Standort: UB Siegen(467)-31PDFC7479) INHALT: "Die Formationen kollektiver Identität im vereinigten Deutschland sind - wie in anderen liberal-demokratisch verfassten politischen Systemen auch - plural, prozesshaft und offen. Im Blick auf die identitiven Referenzrahmen Nation, Region und Europa, auf semiotische Manifestationen in Architektur und Kunst sowie auf die Gründungsdiskurse der Berliner Republik untersucht der Autor, wie Identität hergestellt, dargestellt und sicher gestellt wird. Dabei zeigt sich unter anderem, dass die als mental trennende Begleiterscheinung der staatlichen Vereinigung perzipierte Identitätsdifferenz zwischen West- und Ostdeutschen nicht mit den für die Demokratie des Grundgesetzes konstitutiven Elementen des Demos kollidiert." (Autorenreferat) [248-L] Constant, Amelie; Gataullina, Liliya; Zimmermann, Klaus F.; Zimmermann, Laura: Clash of cultures: Muslims and Christians in the ethnosizing process, (DIW Diskussionspapiere, 628), Berlin 2006, 18 S. (Graue Literatur; URL: http://www.diw.de/deutsch/produkte/ publikationen/diskussionspapiere/docs/papers/dp628.pdf; http://ftp.iza.org/dp2350.pdf) INHALT: "The paper explores the evolution of ethnic identities of two important and distinct immigrant religious groups. Using data from Germany, a large European country with many immigrants, we study the adaptation processes of Muslims and Christians. Individual data on language, culture, societal interactions, history of migration and ethnic self-identification are used to compose linear measures of the process of cultural adaptation. Two-dimensional variants measure integration, assimilation, separation and marginalization. Christians adapt more easily to the German society than Muslims. Immigrants with schooling in the home country and with older age at entry as well as female Muslims remain stronger attached to the country of origin. Female Muslims integrate and assimilate less and separate more than Muslim men, while there is no difference between male and female Christians. Christians who were young at entry are best integrated or assimilated, exhibiting lower separation and marginalization in the later years, while for Muslims a similar pattern is observed only for assimilation and separation. Christian immigrants with college or higher education in the home country integrate well, but Muslims do not. For both religious groups, school education in the home country soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität 161 leads to slower assimilation and causes more separation than no education at home. While school education has no impact on integration efforts for Muslim, it affects similar attempts of Christians negatively." (author's abstract) [249-L] Depenheuer, Otto: Nationale Identität und europäische Gemeinschaft: Grundbedingungen politischer Gemeinschaftsbildung, in: Günter Buchstab, Rudolf Uertz (Hrsg.): Nationale Identität im vereinten Europa, Freiburg im Breisgau: Herder, 2006, S. 55-74, ISBN: 3-451-23013-5 (Standort: FHB BonnRhein-Sieg(1044)-11PEN1494) INHALT: "In seinen grundsätzlichen Überlegungen geht der Autor von der These aus, die Europäische Union werde so, wie wir sie kennen und in ihrer Attraktivität schätzen, künftig nicht mehr weiterexistieren; sie werde eher in eine Phase der Stagnation fallen. Auch der vom Europäischen Verfassungskonvent 2003 vorgelegte Verfassungstext 'wird juristisch nicht in Kraft treten', da 'die Identität der Mitgliedsstaaten dies nicht zulassen werde". Der Prozess der Einigung im Sinne einer überstaatlichen Einheit werde weit mehr als 10 bis 15 Jahre brauchen, jedenfalls länger dauern, als offizielle EU-Vertreter derzeit prognostizieren. Dies müsse man konstatieren angesichts der von der EU-Erweiterungskommission empfohlenen Beitrittsverhandlungen mit der Türkei, deren 'kultureller Abstand zu Europa' eine Weiterentwicklung der europäischen Institutionen in bisheriger Weise nicht zulassen werde. Als die 'Nagelprobe' der europäischen politischen Entwicklung kennzeichnet der Autor die demokratische Willensbildung, insbesondere das Prinzip der Mehrheitsentscheidung. Die staatstheoretische Antwort auf das Akzeptanzproblem des politischen Systems sei dessen demokratische Legitimierung durch das Volk. Aber: 'Wer gehört zum Volk? Wen lassen wir einreisen? Wen bürgern wir ein?' Diese Fragen stellen sich vordringlich im Hinblick auf die Mehrheitsentscheidungen durch das Volk - Mehrheitsentscheidungen, die auch gegen die eigenen Interessen (als Minderheit) gerichtet sein können. 'Wer das Volk durch Einbürgerungen ändert, ändert das Substrat Demokratie.' Von einer europäischen Identität und einer demokratischen Legitimität Europas könne man erst sprechen, wenn Entscheidungen nicht mehr von den Nationalstaaten, sondern vom 'europäischen Volk' getroffen werden. Europäische Identität werde es demnach nur geben als 'Aufbau' auf den nationalen Identitäten. Als Alternative zu einer imaginären europäischen Nationsidee sieht der Autor den von Dolf Sternberger in den 1970er Jahren kreierten Begriff des Verfassungspatriotismus. Für das deutsche Verständnis sei wichtig, dass dieser Begriff eine Reflexion des problematischen Identitätsverständnisses der Deutschen seit dem Untergang des alten Reiches ist. Auf die 'Kulturnation' ('Land der Dichter und Denker') folgte die 'verspätete Nation', die von einer Hypertrophie gekennzeichnet gewesen sei. Nach 1945 fungierte das 'deutsche Wirtschaftswunder' als Ersatz für fehlendes politisches Selbstbewusstsein. Der Begriff Verfassungspatriotismus sei angesichts dieses Vakuums ein 'genialer Begriff', der adäquat die Befindlichkeit 'westdeutscher Identität' gekennzeichnet habe und die 'deutsche Identität' angesichts der Teilung auf die geschriebene Verfassung und den Verfassungsauftrag der wiederherzustellenden deutschen Einheit gründe. Der Begriff Verfassungspatriotismus beinhalte darüber hinaus 'die Frage nach der politischen Einheit', wobei nicht mehr das 'Volk als ethnische, relativ homogene vorpolitische Schicksalsgemeinschaft', sondern als 'modernes politisches Gemeinwesen' definiert wird. Dieses werde primär 'zusammengehalten durch die politische Praxis der Bürger', also im Sinne von Ernest Renans 'plaiscite de tous les jours'." (Textauszug) 162 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität [250-L] Donig, Simon; Meyer, Tobias; Winkler, Christiane (Hrsg.): Europäische Identitäten - eine europäische Identität?, (2. Konstanzer Europa-Kolloquium "Europäische Identitäten - eine europäische Identität?", 2003, Konstanz), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2005, 232 S., ISBN: 3-8329-1621-0 (Standort: UB Duisburg(464)-LIBC1068) INHALT: "Welche Beziehung hatten Menschen zu unterschiedlichen Zeiten zu Europa und woraus lässt sich heute europäisches Bewusstsein ableiten? Aus verschiedenen Perspektiven der Sozial- und Kulturwissenschaften nähern sich die Autoren dem Spannungsverhältnis zwischen der Vielzahl denkbarer europäischer Identitäten und der gerade auch von der Europäischen Union (EU) verstärkt geförderten einen 'Identität für Europa'. Sie machen dabei sowohl den kommunikativen Prozess zum Gegenstand, in dem Identität gebildet wird, als auch die institutionellen Ordnungen, in denen identitätsstiftende Ressourcen hervorgebracht werden. Die Beiträge durchbrechen die einseitige Fixierung auf das Westeuropa des Kalten Krieges oder die Europäische Union, die unser Verständnis von Europa nachhaltig prägen. Der Sammelband richtet sich an ein interdisziplinäres Publikum ebenso wie an die an Europafragen interessierte Öffentlichkeit." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rita Süssmuth: Geleitwort (10-13); Simon Donig: Europäische Identitäten - Eine Identität für Europa? (14-23); Aleida Assmann: Nation, Gedächtnis, Identität - Europa als Erinnerungsgemeinschaft? (24-32); Hans-Joachim Gehrke: Die Antike in der europäischen Tradition und in der modernen Geschichtswissenschaft (33-51); Jürgen Kocka: Verflechtung und Differenz. Zum Problem der Grenzen Europas (52-58); Oliver Voltkart: Wirtschaftsformen in Europa - die Bedeutung der Verfassungen (59-73); Clemens Wischermann: Die Rolle von Institutionen und Kultur in der Entstehung der "Sozialen Marktwirtschaft" (74-84); Michael Salewski: Politische Ordnungsformen für Europa (85-99); Frank R. Pfetsch: Politische Ordnungsformen Europas (100-127); Furio Cerutti: Gibt es eine politische Identität der Europäer? (128-151); Helmut Altrichter: "Totalitarismus" als europäische Idee (152-166); Ute Frevert: Europäische Zivilgesellschaften. Inhärente Spannungen und historische Lernprozesse (167-183); Dieter Sturma: Menschenrechte. Über europäische Werte (184-197); Rosemarie Sackmann: Multikulturalismus in Europa? (198-213); Michael Jeismann: Völkermord und Vertreibung. Wie funktioniert das europäische Gedächtnis? (214-225). [251-L] Dreher, Jochen: Konstitutionsprinzipien "kultureller Differenz" und die unumgängliche symbolische Konstruktion kultureller Ausschlusskriterien, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 4243-4249, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Wie kann anhand der Erkenntnisse aus der wissenssoziologischen Konstruktionsanalyse eine Beschreibung auf der Ebene der subjektiven Sinnkonstitution, d.h. der wirklichkeitskonstituierenden Bewusstseinsakte vorgenommen werden? Es soll gezeigt werden, wie die empirische Analyse der Herausbildung sozialer Phänomene, im vorliegenden Fall der sozialen Konstruktion kultureller Entitäten, zurückgeführt werden kann auf allgemeine, für die Konstitution 'kultureller Differenz' relevante lebensweltliche Strukturen. Erkenntnisse aus einem qualitativen empirischen Forschungsprojekt über Interkulturalität in Arbeitswelten werden dazu verwendet, im Sinne einer Protosoziologie (Luckmann) die Konstitutionsbedingungen 'kultureller Differenz' zu beschreiben. Auf der materialen Ebene der symbolischen Kon- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität 163 struktion von 'Kultur' erweist sich in erster Linie die Kategorie der 'Nationalkultur' als das entscheidende Kriterium, mit dem Individuen in Interaktionen Unterscheidungen vornehmen und über die nationalkulturelle Zugehörigkeit die entsprechende kulturelle Gruppierung immer wieder neu objektivieren. Symbolisch etablierte Kulturbereiche - wie der der 'Nation' transzendieren die Alltagswelt des Individuums (Schütz) und beinhalten diejenigen weltanschaulichen Konstrukte, mit welchen die 'Idee' der entsprechenden 'Nation' material gefestigt ist. In den analysierten Interaktionssituationen werden in der Begegnung mit dem 'Anderen' unterschiedliche Grade der 'Fremdheit' konstituiert, die in bestimmten Fällen mit der nationalkulturellen Herkunft des einzelnen in Verbindung gebracht werden. Subjektive Fremdheitserfahrungen werden über im Wissensvorrat vorhandene symbolische Konstruktionen erklärt und 'material' mit 'Sinn' versehen. Das 'Fremde' kann so 'erklärt' und im Rahmen der alltäglichen Lebenswelt symbolisch verankert werden und dementsprechend die Basis für eine Differenzierung der 'Kulturen' bilden. Für die Beschreibung der allgemeinen Konstitutionsprinzipien wird die stufenweise phänomenologische Reduktion (Husserl) als Annäherungsverfahren für die Beschreibung allgemeiner 'Mechanismen' der Konstitution 'kultureller Differenz' verwendet. Die sich empirisch abzeichnende prinzipielle 'Unvereinbarkeit der Kulturen' kann so auf allgemeine, subjektiv festgelegte Konstitutionsprinzipien zurückgeführt werden." (Autorenreferat) [252-F] Elsenhans, Hartmut, Prof.Dr. (Bearbeitung): Neue kulturell identitäre politische Bewegungen in verschiedenen kulturellen Kontexten: Vergleich des Aufstiegs der BJP in Indien mit dem Aufstieg gemäßigter nicht säkularistischer Parteien in Algerien INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Indien, Algerien ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für Politikwissenschaft Bereich Internationale Beziehungen (Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0341-97-35631, e-mail: [email protected]) [253-F] Fankhänel, Thomas, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Fritsche, Immo, Dr.; Jonas, Eva, Dr. (Leitung): Die Verteidigung kultureller Identität als Folge wahrgenommener Kontrolldeprivation: eine Reinterpretation von Effekten der Sterblichkeitssalienz INHALT: Im Rahmen einer Reinterpretation von Ergebnissen der Terror Management Forschung (z.B. Greenberg; Solomon und Pyszczynski, 1997) wird die Funktion eines generalisierten Kontrollbedürfnisses für die Verteidigung kultureller - und damit sozialer - Identität untersucht. Ausgangspunkt ist hierbei der vielfach replizierte Befund, dass die Salienz eigener Sterblichkeit (Mortality Salience - MS) gruppenbezogene Kognitionen und Verhaltensweisen (Ingroup Bias, Identifikation, Entitativitäts- und Konsensuseinschätzungen) in Richtung der Verteidigung und Stützung von Eigengruppen beeinflusst. Die Grundannahme des Projekts ist, dass den MS-Effekten auf gruppenverteidigendes Verhalten das Bedürfnis nach Kontrolle über die eigene Umwelt zu Grunde liegt. Angesichts der erheblichen Einschränkung von Wahrnehmungen generalisierten Kontrollverlusts durch das Nachdenken über die eigene Sterblichkeit, wird ein situatives Bedürfnis zur Wiederherstellung von Kontrollwahrnehmun- 164 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität gen angenommen. Überdauernde kulturelle Eigengruppen ermöglichen es, generalisierte Kontrolle über Umweltereignisse zumindest partiell wiederherzustellen, indem damit gerechnet werden kann, dass die eigene Gruppe auch jenseits des eigenen Lebens liegende Ereignisse im Sinne geteilter Überzeugungen und Präferenzen beeinflussen wird. Vorstudien zeigen, dass gruppenverteidigende Effekte von Sterblichkeitssalienz ausbleiben, sobald partielle Kontrollierbarkeit des eigenen Todes induziert wird (Fritsche; Jonas, in Vorbereitung). METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Experiment. ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für Psychologie Lehrstuhl für Sozialpsychologie (Humboldtstr. 26, 07743 Jena) KONTAKT: Fritsche, Immo (Dr. e-mail: [email protected], Tel. 03641-9-45255) [254-L] Fikentscher, Rüdiger (Hrsg.): Europäische Gruppenkulturen: Familie, Freizeit, Rituale, (mdv aktuell, Bd. 2), Halle: mdv, Mitteldt. Verl. 2006, 160 S., ISBN: 3-89812-378-2 (Standort: UB Siegen(467)-31NZX5941) INHALT: "Hilferufe deutscher Schulen, Unruhen in Frankreich, Massenproteste gegen dänische Karikaturen - bricht Europa an kulturellen Differenzen auseinander? Aktuelle Nachrichten vermitteln derzeit den Eindruck, dass die Integration der verschiedensten kulturellen und nationalen Gruppen in Europa zu scheitern droht. Die Ursachen dafür liegen häufig im Unverständnis gegenüber den anderen, in Unkenntnis kultureller Eigenheiten. Toleranz speist sich dagegen aus Wissen, aus Kenntnis über die jeweiligen Unterschiede, aber vor allem aus Gemeinsamkeiten. Dieser Band widmet sich den eigentlichen Trägern von Kultur: kleinere und größere Gruppen von Menschen, die - durch Nationalität, Religion, Familie etc. geprägt - ihre jeweiligen Eigenarten entwickelt haben. Die kulturelle Vielfalt in Europa wird dabei nicht als Problem begriffen, sondern als Reichtum erkannt, als Chance für eine gemeinsame Zukunft." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rüdiger Fikentscher: Dimensionen kultureller Vielfalt in Europa (9-12); Christoph Zöpel: Integration in Europa - Voraussetzung für kulturelle Vielfalt (13-20); Karin Junker: Kleines Lexikon für den interkulturellen Dialog zwischen Deutschland und Frankreich oder Jeder Jeck ist anders (21-29); Christa Randzio-Plath: Zur Rolle der Frau in der europäischen Kultur (30-40); Eva Labouvie: Frauenkulturen in Europa: Geburt und Schwangerschaft zwischen Körperritual, Erlebnisraum und der Medikalisierung von Mentalitäten (41-57); Krisztina Kehl-Bodrogi: Bestattungsbräuche undder Umgang mit dem Tod bei den Türken (58-68); Astrid Baerwolf/Tatjana Thelen: Familienbeziehungen in Ostdeutschland - ein Forschungsbericht (69-84); Christiane Dienel in Zusammenarbeit mit Heiner Legewie: Abwanderungskulturen in Süditalien - eine Zukunftsvision für Ostdeutschland? (8598); Reinhard Kreckel: Universitätskulturen (99-120); Joachim Otto Habeck: Zwischen Popkultur und Hochkultur: die Musikszene in einer russischen Großstadt (121-138); Lutz Nitsche: 'Komm ins Offene, Freund!' Zur Kultur des Skateboarding (139-150); Theo Austermühle: Fankultur im Sport (151-157). [255-L] Fornet-Betancourt, Raúl (Hrsg.): Dominanz der Kulturen und Interkulturalität: Dokumentation des VI. Internationalen Kongresses für Interkulturelle Philosophie, (Denktraditionen im Dialog: Studien zur Befreiung und Interkulturalität), Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation 2006, 311 S., ISBN: 3-88939-809-X (Standort: Diözesan-B Köln(Kn28)-Fad4174) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität 165 INHALT: "Der vorliegende Band dokumentiert den VI. Internationalen Kongress für Interkulturelle Philosophie, der im Mai 2005 stattfand. Die zentrale Fragestellung war die Erörterung der theoretischen und praktischen Möglichkeiten der Interkulturalität unter den Bedingungen der heutigen globalen Kultur. Die Beiträge des Bandes versuchen zum einen, konkrete Erscheinungsformen der dominanten Kultur kritisch zu analysieren (Teil I) und zum anderen, Alternativen interkultureller Kulturpraxis aufzuzeigen (Teil II). In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage behandelt: Provinz in Europa oder Interkulturalität als Chance für ein Europa des Gleichgewichts in der globalisierten Welt? Dieser Frage sind die Beiträge des dritten Teils gewidmet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gerd-Rüdiger Hoffmann: Interkulturelle Philosophie als Institution? (13-24); Raul Fornet-Betancourt: Einführung:Ja zur Interkulturalität, aber mit den Karten auf den Tisch (25-36); Michael Brie: Auswege aus selbstverschuldeter Barbarei (37-58); Heisook Kim: Dominant Culture and Patriarchy: Philosophy of Difference and Inter-Culturalism (59-70); Franz Hinkelammert: Der Rechtsstaat ohne Menschenrechte und die Aushöhlung unserer Demokratie (71-94); Klaus Wiegerling: Dominante Kultur und Information (95-116); Dina V. Picotti: Otro pensar es posible, y se nos impone (117-126); Daisy Machado: Being Brown in the U.S. in the 21th Century: History and Latino Identity (127-142); Josef Estermann: Kulturkampf in Zeiten des Neoliberalismus. Dominanz und Marginalisierung am Beispiel von Bolivien (143-164); Albertine Tshibilondi Ngoyi: 'L'autre' dans la philosophie africaine (165-180); Albert Kasanda Lumembu: Les traditions interculturelles en contexte africain (181-194); Choe, Hyondok: Praxis of Interculturality in Asia (195-214); Christoph Türcke: Kapitalismus und Leitkultur (215-220); Anna Kossatz /Ana Kosacojc: Die Sorben (Wenden) - kulturelle Identität einer Minderheit (221-248); Martin Walde: Asymmetrien zwischen Mehrheit und Minderheit am Beispiel der Sorben (249-258); Rolf Kuhn: Die Internationale Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land - ein 'erweiterungsfähiges' Konzept? (259-270); Nur Kirabaev: Islam in the context of the dialogue of cultures between East and West (271-288); Yvanka B. Raynova: Provinzielle Sprachen? Übersetzung, Dominanz und Diskurs im 'osteuropäischen Kontext' (289-300); Marie-Theres Albert: Eurozentrismus - ein weltweites Phänomen mit kulturellen Besonderheiten (301-311). [256-L] Fricke, Dietmar: Zum Konstruktionscharakter von kultureller Identität, in: Peter Massing, Klaus-Bernhard Roy (Hrsg.): Politik, politische Bildung, Demokratie, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2005, S. 121133, ISBN: 3-89974-143-9 (Standort: ULB Münster(6)-MB2550/67) INHALT: "Themen wie ein angeblicher "Kampf der Kulturen" (Huntington 1993, 1996), eine "Deutsche Leitkultur" oder- im Kontext der Debatte um einen eventuellen Beitritt der Türkei zur EU - eine vorgebliche "christlich-abendländische europäische Kultur" behaupten einen prominenten Platz in den hiesigen Feuilletons sowie im öffentlichen Diskurs. Dabei wird ein Kulturbegriff zu Grunde gelegt, der behauptet, dass Kultur etwas quasi naturgegebenes, statisches, d.h. in seinen Kernbeständen unveränderliches sei, das auf uralten, weitgehend zeitlosen allgemein verbindlichen Gemeinsamkeiten beruht. Letztlich geht es also hierbei um eine bestimmte und bestimmbare, aber im Prinzip feststehende und unverrückbare kollektive Identität. Allgemein wird eine so verstandene Identität mit den Kriterien Ethnizität, Sprache und/oder Religion (entweder im Einzelnen oder in einer Kombination) begründet.Diesem Kultur- und Identitätsverständnis wird im folgenden Beitrag ein Konzept entgegengestellt, das kulturelle Identität immer als eine vom historisch gesellschaftlichen Kontext abhängige Konstruktion, versteht, die von den Menschen gemacht und somit nicht statisch, unveränder- 166 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität bar oder überzeitlich gültig ist, sondern vielmehr permanenten Änderungen und Neuinterpretationen unterliegt und somit etwas äußerst dynamisches darstellt. Dies erscheint uns insbesondere im Kontext der politischen Bildung von besonderer Wichtigkeit, da, so die hier vertretene Ausgangsthese, das oben skizzierte statische Kultur- und Identitätsverständnis einerseits als weitgehend unreflektierte Folie tief in der Gesellschaft verankert zu sein scheint, dieses andererseits aber mit einem von der politischen Bildung vertretenen demokratischen Leitbild, das u.a. auf zentralen Werten wie Toleranz, Menschenwürde, Gleichheit, Solidarität, Individualität, Partizipation etc. beruht als wenig kompatibel erscheint. Insbesondere auch deshalb, weil dieses Kultur- und Identitätsverständnis sowohl auf der sozialpsychologischindividuellen, der politisch-rechtlichen und der gesellschaftlichen-sozialen Ebene (Bielefeld 1998:98ff.) in vielschichtiger Weise über Inklusion und Exklusion, also über Zugehörigkeit und Ausgrenzung bestimmt." (Autorenreferat) [257-L] Gerhards, Jürgen: Kulturelle Unterschiede in der Europäischen Union: ein Vergleich zwischen Mitgliedsländern, Beitrittskandidaten und der Türkei, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 318 S., ISBN: 3-531-34321-1 INHALT: "Die Europäische Union hat sich inneralb von wenigen Jahren von 15 auf 25 Mitgliedsländer erweitert und wird die Anzahl der Länder in den nächsten Jahren weiter ausdehnen. Passen die neuen Länder kulturell zum Selbstverständnis der EU oder führt die Erweiterung zu einer kulturellen Überdehnung? Die Untersuchung beschreibt auf der Basis der Auswertung von Umfragedaten die kulturellen Unterschiede zwischen den Ländern und versucht, die Unterschiede in den Werteorientierungen der Bürger zu erklären." (Autorenreferat) [258-L] Gerhards, Jürgen: "Kulturelle Überdehnung"? - Kulturelle Unterschiede zwischen der EU und der Türkei, in: Siegfried Frech, Mehmet Öcal (Hrsg.): Europa und die Türkei, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2006, S. 119-138, ISBN: 3-89974-254-0 (Standort: UB Freiburg(25)-GE2006/3549) INHALT: "In der Diskussion über einen möglichen EU-Beitritt der Türkei wird häufig deren kulturelle Passung zur EU angezweifelt oder gar eine kulturelle Andersartigkeit unterstellt. Der Beitrag geht von der These aus, dass die Frage der kulturellen Passung eines Landes zur EU für das Gelingen des europäischen Integrationsprozesses eine zentrale Voraussetzung ist. Der Autor untersucht in seinem Beitrag, ob und in welchem Maße die Bürgerinnen und Bürger in den EU-Mitgliedsländern und in der Türkei gemeinsame bzw. unterschiedliche Wertorientierungen aufweisen. Als normativer Bezugspunkt werden die konstitutiven, im Verfassungsentwurffestgeschriebenen Werte der EU gewählt. Die vorliegende Analyse beschränkt sich auf die Religionsvorstellungen und die Wertorientierungen hinsichtlich der Familie und der Idee der Gleichberechtigung. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass gegenwärtig die kulturellen Unterschiede zwischen der EU und der Türkei zum Teil erheblich sind. Der Modernisierungsgrad der untersuchten Länder, der unter anderem zur Erklärung der unterschiedlichen Wertvorstellungen herangezogen wird, zeigt aber, dass sich diese kulturellen Unterschiede nivellieren werden, wenn sich die Türkei weiter modernisiert, die Mittelschichten an Bedeutung gewinnen, das Bildungsniveau und der Wohlstand ansteigen." (Autorenreferat) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität 167 [259-L] Gerhards, Jürgen: "Cultural Overstretch?": die Erweiterung der EU und die kulturellen Unterschiede zwischen den Mitglieds- und Beitrittsländern und der Türkei, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 326-338, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Am 1. Mai 2004 sind zehn neue Länder der Europäischen Union beigetreten. Bulgarien und Rumänien werden 2007 folgen. Im Dezember 2004 wird der Europäische Rat über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei entscheiden. Innerhalb von wenigen Jahren wird sich die Gemeinschaft der 15 Mitgliedsländer also um 12 bzw. 13 Länder erweitern. Passen die neuen Länder kulturell in die EU? 1. Der normative Bezugspunkt: Eine Antwort auf die Frage setzt die Definition eines normativen Bezugspunktes voraus. Die für die Europäische Union konstitutiven Werte werden aus dem Primärrecht der EU abgeleitet. Dabei unterscheiden wir verschiedene Wertsphären - Religion, Ökonomie, Politik, Familie und Geschlechtsrollen etc. - und bestimmen inhaltlich, welche Vorstellungen die EU als verbindliche Werte definiert. 2. Die Deskription: Wir prüfen dann, ob die Gesellschaftsvorstellungen der EU von den Bürgern der EU unterstützt werden und ob es zwischen den Mitgliedsländern und den Beitrittsländern signifikante Unterschiede gibt. Empirische Grundlage der Analysen bilden Sekundäranalysen von repräsentativen Bevölkerungsbefragungen (u. a. 'European Value Survey'), die in den Mitglieds- und Beitrittsländern durchgeführt und in denen die Bürger nach Werteeinstellungen gefragt wurden. Die deskriptiven Befunde werden zeigen, dass es in der Tat erhebliche Kulturunterschiede zwischen den Ländern gibt. 3. Die Erklärung: Länder sind keine soziologisch relevanten Kategorien, sie müssen aufgelöst werden in soziale Bedingungsfaktoren, die 'hinter' den jeweiligen Ländern lagern. Wir versuchen die Wertvorstellungen der Bürger durch Rückgriff auf drei zentrale Makrovariablen zu erklären: a. Modernisierungsgrad einer Gesellschaft, b. Kulturell- religiöse Traditionslinie eines Landes und c, Politisch-institutionelle Ordnung eines Landes." (Autorenreferat) [260-L] Göttlich, Udo: Regionale Medien und europäische Identität: zu einigen Aspekten des Zusammenhangs von kultureller und politischer Identität am Beispiel von tagesaktuellen Zeitungen in der Euregio Maas-Rhein, in: Peter Filzmaier, Matthias Karmasin, Cornelia Klepp (Hrsg.): Politik und Medien - Medien und Politik, Wien: WUV Facultas, 2006, S. 214-225, ISBN: 3-85114-951-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006/3983) INHALT: Es gibt bislang kaum transnationale Medien, mit denen man das Entstehen einer europäischen Öffentlichkeit auch nur in Ansätzen umgesetzt sehen könnte. Die wenigen existierenden paneuropäischen Sender oder binationalen Programme sind von ihrer Reichweite her bislang begrenzt und von ihren Themen zu spezifisch, als dass ernsthaft von einer eine europäische Öffentlichkeit konstituierenden Rolle ausgegangen werden kann. Die im vorliegenden Beitrag anhand eines Fallbeispiels verfolgte Frage betrifft den möglichen Beitrag regionaler Medien für die Herstellung einer "europäischen Öffentlichkeit" und der damit erhofften Identitätsbildung. Bei der Diskussion dieses Zusammenhangs wird folgendermaßen vorgegangen. Im ersten Teil wird an die Grundbegriffe des Identitätsdiskurses im Zusammenhang mit der öffentlichkeitstheoretischen Frage erinnert. Im zweiten Teil wird ein herausragendes europäisches gesellschaftspolitisches Ereignis untersucht, die Karlspreisverleihung in Aachen 168 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität und deren publizistische Begleitung im Jahr 2005 in der tagesaktuellen Presse der Euregio Maas-Rhein. Im dritten Teil wird ein Resümee mit Blick auf die sich an diesem Beispiel zeigenden Defizite und Herausforderungen für die Ausbildung einer europäischen Öffentlichkeit gezogen. (ICA2) [261-F] Grigoleit, Annette, Dipl.-Soz. (Bearbeitung): Europa und das 'Andere' im Museum: eine soziologische Analyse der Konstruktion, Vermittlung und Inszenierung kollektiver Identität zu Beginn des 21. Jahrhunderts INHALT: In ihrem Dissertationsprojekt beschäftigt sich die Bearbeiterin mit der Frage der Konstruktion, Vermittlung und Inszenierung kollektiver Identitäts- und Verstehensangebote in Museen als kulturellen Gedächtnisorten. Mit der Postmoderne und dem Postkolonialismus, unter den Bedingungen einer sich entwickelnden Weltgesellschaft sowie im Zuge der Diskussion um die Ausbildung einer kulturellen europäischen Identität wurden nationale und imperiale Identitäten immer fragwürdiger. Antworten auf die Frage, was diese 'alten' Konzepte von Identität ersetzen könnte, werden im Diskurs um 'Glokalisierung' gesucht, der Konzepte von hybriden, transkulturellen und transnationalen kollektiven Identitätskonstruktionen mit einschließt. Für die Museen ergaben sich daraus neue Herausforderungen bei der Übersetzung und Vermittlung des (europäischen) 'Eigenen' und des (eigenen und außereuropäischen) 'Anderen' sowie damit auch zwischen unterschiedlichen historischen und kulturellen Kontexten. In dem Forschungsprojekt soll gezeigt werden, warum und wie sich vor diesem Hintergrund der Fokus dieser musealen Vermittlungs- und Übersetzungstätigkeit des 'Eigenen' und 'Anderen' in Hinblick auf integrative und distinktive Effekte verändert bzw. in Museen kollektive Identitäts- und Verstehensangebote konstruiert und vermittelt werden. In einer qualitativen empirischen Fallstudie wird der in der Museumslandschaft seit den 90er Jahren in diesem Kontext zu beobachtende museumskonzeptionelle Wandel insbesondere am Beispiel der gegenwärtigen Transformationsprozesse in Völkerkundemuseen rekonstruiert. ZEITRAUM: 21. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Das empirische Forschungsdesign des Projekts ist methodologisch in den Bereich der Kulturhermeneutik eingebunden. Die empirische Untersuchung fokussiert sich auf eine Studie und die Konstruktion verschiedener Fälle (grounded-theory-basiert) in einem völkerkundlichen Museum in Deutschland. Was die Erhebungs- und Auswertungsmethoden anbelangt wurde eine triangulierende Vorgehensweise gewählt. DATENGEWINNUNG: Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Zwischenbericht zum Dissertationsprojekt Europa und das 'Andere' im Museum: zu den Konstruktionen transnationaler und transkultureller Identität eingereicht am 6. April 2005 bei der DFG.+++Antrag auf Verlängerung des Doktorandinnenstipendiums für das Dissertationsprojekt Europa und das 'Andere' im Museum: eine soziologische Analyse der Konstruktion, Vermittlung und Inszenierung kollektiver Identität zu Beginn des 21. Jahrhundert (Vorläufiger Arbeitstitel); eingereicht am 5. März 2006 bei der DFG. ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2004-04 ENDE: 2007-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Graduiertenkolleg 706 "Kulturhermeneutik im Zeichen von Differenz und Transdifferenz" (Bismarckstr. 1, 91054 Erlangen) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected]) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität 169 [262-L] Heidelberg, Tina: Flamenco und kulturelle Identität: die Gitanos von Jerez de la Frontera, (Berliner Studien zur Ethnologie und Kulturanthropologie, Bd. 1), Ludwigsfelde: Ludwigsfelder Verl.-Haus 2006, 166 S., ISBN: 3-933022-33-9 (Standort: LB Stuttgart(24)-56C222) INHALT: Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie steht die Stadt Jerez de la Frontera in SüdwestAndalusien, in welcher die meisten andalusischen "Gitanos" (spanische Zigeuner) leben. Untersucht wird die gesellschaftliche Situation in Jerez und insbesondere das Verhältnis zwischen den "Gitanos" und der Mehrheitsbevölkerung hinsichtlich der Frage, inwieweit in der Musik des Flamenco die sozialen Differenzen und kulturellen Identitäten zum Ausdruck kommen. Die Autorin zeichnet die komplexe und zum Teil widersprüchliche Geschichte des Flamenco nach, die sich mit der gesamten sozialgeschichtlichen Entwicklung Spaniens der letzten Jahrhunderte verbindet. Sie beleuchtet den Flamenco als kulturelles, lokales und soziales Phänomen und zeigt, dass hauptsächlich die "Gitanos" zu seiner Entstehung beigetragen haben. Zwischen der gelebten Flamenco-Kultur und der speziellen Sichtweise der andalusischen "Gitanos" einerseits und der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema andererseits zeichnet sich ein soziales und gesellschaftliches Spannungsfeld ab, welches weit über die Frage der Entstehung des Flamenco hinaus auf die gegenwärtige soziokulturelle Debatte zwischen Mehrheit und Minderheit in Andalusien verweist. Diese Debatte macht nach den Ergebnissen der Autorin deutlich, dass ein großer Teil der Bevölkerungsgruppen der jeweils anderen Gruppe im Bezug auf Flamenco eine mindere, kulturelle Signifikanz innerhalb der andalusischen Gesellschaft zugesteht. (ICI2) [263-L] Hein, Kerstin: Hybride Identitäten: Bastelbiografien im Spannungsverhältnis zwischen Lateinamerika und Europa, (Kultur und soziale Praxis), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 468 S., ISBN: 3-89942-4476 (Standort: USB Köln(38)-33A4506) INHALT: Gegenstand der Untersuchung ist mit den Deutsch-Chilenen eine kulturelle Minderheit in Lateinamerika, die aufgrund ihrer Beziehungen zu Europa eine positive Diskriminierung erfährt. Thematisiert werden subjektive Erfahrung und Identitätskonstruktion von Menschen, die in Verbindung zu unterschiedlichen nationalkulturellen Kontexten stehen. Theoretisch basiert die Untersuchung auf Ansätzen des Poststrukturalismus und der Postkolonialen Kritik sowie der Identitätsforschung, in so fern es um die Konstruktion kultureller Identitäten im Kontext von Migration und Diaspora geht. Empirisch liegt das Schwergewicht auf dem Einsatz von qualitativen Interviews und Netzwerkkarten. Die Ergebnisse der Untersuchung betreffen die Gegenüberstellung von Chile und Deutschland, die Auseinandersetzung der Befragten mit der deutsch-chilenischen Kolonie, die Erfahrung der positiven Diskriminierung als Angehöriger einer kulturellen Minderheit, deutsch-chilenische Bastelbiographien (bikulturelle Sozialisation, situative Differenzerfahrung) sowie die Konstruktion einer kulturellen Identität im deutsch-chilenischen Raum. Abschließend zieht die Verfasserin ein Resümee zum Thema kulturelle Hybridität, die im deutsch-chilenischen Raum Aspekte einer Verwestlichung aufweist. (ICE2) 170 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität [264-L] Hettlage, Robert: Das Zeitalter Europas: Identität(en) ohne Grenzen?, in: Caroline Y. Robertson-von Trotha (Hrsg.): Europa in der Welt - die Welt in Europa, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2006, S. 107126, ISBN: 3-8329-1934-1 (Standort: UB Mannheim(180)-2006A3127) INHALT: Der Beitrag untersucht den Aspekt der europäischen Identität im Kontext der europäischen Integration, die geprägt ist von den gegensätzlichen Postulaten der Exklusivität und Inklusion von spezifischen Denk-, Wertungs- und Handlungssystemen. So wird in einem ersten Schritt zunächst die Entgrenzung der Nationalstaaten als europäisches Identitätsproblem betrachtet, indem hier die drei Säulen des Nationalstaates dargestellt werden: (1) die Organisation der Volkswohlfahrt, (2) die Staatssouveränität und (3) die Kulturgemeinschaft. Im Anschluss wird der Prozess der Staatswerdung der Nation(en) skizziert. Der dritte Schritt befasst sich mit der 'Neuerfindung' Europas seit der Gründung der Montanunion 1949, die sich durch den Anspruch der Exklusion hin zur Inklusion auszeichnet: (1) der europäische Binnenmarkt, (2) die europäische Politikverflechtung und (3) die kulturelle Identität Europas (Enträumlichung der Partikularinteressen, europäische Vielfalt und europäisches Wissen, EntIdeologisierung der Standorte, europäische Begrenzung als Identitätsproblem). Der vierte Schritt veranschaulicht sodann die Schwierigkeiten des europäischen Identitätsfindungsprozesses. Denn es stellt sich die Frage, was eigentlich die kulturelle Besonderheit dieses Europas ausmacht. Der fünfte Schritt widmet sich aus einer 'mondialisierten' Perspektive den Begrenzungen der europäischen Exklusivität hinsichtlich der drei Bereiche (1) der wirtschaftlichen Integration, (2) der Politik sowie (3) der kulturellen Identitätsfindung. Diese Begrenzungen einer möglichen europäischen Exklusivität geraten in einen 'kulturellen Widerspruch' mit den unabweisbaren Notwendigkeiten, ein europäisches Kulturbewusstsein, also einen Habitus, zu entwickeln, das jenseits der nationalstaatlichen Einbindungen angesiedelt ist. In diesem Zusammenhang wird abschließend auf die möglichen europäischen Fragmentierungstendenzen und Grenzziehungen hingewiesen: (1) wirtschaftliche Fragmentierungsgefahren, (2) verteilungspolitische Fragmentierungen, (3) politische Differenzierungen und Fragmentierungen sowie (4) kulturelle Grenzen als neue Grenzen. (ICG2) [265-L] Hondrich, Karl Otto: Nicht ohne die Türkei - Europa auf der Suche nach Identität, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1112-1117, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Der Beitritt der Türkei steht der EU nicht bevor, nach gängiger Lesart droht er ihr vielmehr. Gleichzeitig behaupten sich in "Kerneuropa" kulturelle Identitäten und Grenzen gegen eine Politik grenzenloser Öffnung. Dabei sind Europas Werte für die Aufnahmekandidaten nur insoweit interessant, als sie sich für die eigenen Interessen instrumentalisieren lassen. Im innertürkischen Identitätskampf sucht jede Gruppe gegen die anderen europäische Unterstützung. Mit der Zahl der Mitglieder wächst auch die kulturelle Heterogenität der EU. Ein Beitritt der Türkei würde die EU militärisch stärken, zugleich aber auch die Vorsicht vor Militäreinsätzen mehren. Mit einer europäisch-islamischen Türkei als Mitglied könnte die EU ihre Lieblingsrolle noch besser ausfüllen - die des gewaltlosen, Identitäten überwölbenden Vermittlers. (ICE) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität 171 [266-L] Jacobs, Jörg: Werte in Europa: Einheit in Vielfalt, in: Timm Beichelt, Bozena Choluj, Gerhard Rowe, HansJürgen Wagener (Hrsg.): Europa-Studien : eine Einführung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 63-80, ISBN: 3-531-14900-8 (Standort: UB Bonn(5)-2006/7189) INHALT: Der Autor geht vor dem Hintergrund der kulturellen Entwicklung in Europa der Frage nach, inwieweit man von gemeinsamen europäischen Werten sprechen kann. Er gibt zunächst einen Überblick über die Ergebnisse der soziologischen Forschung in den letzten Jahren und beleuchtet das Integrationspotenzial der kontroversen Forschungsansätze. Er stellt anschließend die spezifisch europäischen Werte der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sowie deren Modifizierung im Rahmen der verschiedenen Konventionen und Verfassungsentwürfe der EU dar. Ein weiterer Schwerpunkt seines Beitrages bildet die Frage, wie die Werte zu Erziehungszielen, Familie und Ehe, Glaube und Moralvorstellungen sowie zur Demokratie in ausgewählten west- und osteuropäischen Nationen betrachtet werden. Er stellt außerdem einige Überlegungen zu einem europäischen "Sendungsbewusstsein" und zum gegenwärtigen Modernisierungsprozess an und betont, dass der in Europa entstandene Pluralismus nicht auf einen Zerfall traditioneller Werte hindeutet, sondern dass die "Einheit in der Vielfalt" mittlerweile zum feststehenden Topos des politischen EU-Diskurses geworden ist. (ICI) [267-L] Joas, Hans; Mandry, Christof: Europa als Werte- und Kulturgemeinschaft, in: Gunnar Folke Schuppert, Ingolf Pernice, Ulrich Haltern (Hrsg.): Europawissenschaft, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2005, S. 541-572, ISBN: 3-8329-1025-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005/6780) INHALT: Die Verfasser setzen sich mit Kultur und Werten zunächst auf begrifflicher Ebene auseinander, um auf dieser Basis eine Verständnis von Europa als Werte- und Kulturgemeinschaft zu skizzieren. Dabei fragen sie nach den kulturellen Tiefenstrukturen der Lebensform Europas, um von diesen zu einzelnen Werten und Werthaltungen überzugehen. Referenzpunkte hierfür sind "Jerusalem", "Athen", "Rom" und "Aufklärung", nicht als Repräsentanten jeweils distinkter Kulturstränge, sondern als Embleme für unterscheidbare, aber vor allem in ihrer vielschichtigen Wechselwirkung und gegenseitigen Beeinflussung für Europa maßgebliche Traditionslinien sowie für die als exemplarisch benannten Werte Freiheit, Vielfalt, Rationalität, Innerlichkeit, Alltagszuwendung und Selbstverwirklichung. Abschließend gehen die Verfasser auf kulturelle Konflikte und Wertdifferenzen in Europa ein. (ICE2) [268-L] Kleinsteuber, Hans J.: Europäisches Projekt und europäische Öffentlichkeit: warum finden beide nicht zusammen?, in: Peter Filzmaier, Matthias Karmasin, Cornelia Klepp (Hrsg.): Politik und Medien - Medien und Politik, Wien: WUV Facultas, 2006, S. 226-243, ISBN: 3-85114-951-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006/3983) INHALT: "Das europäische Projekt steht noch am Anfang. Obwohl Europa doch auf eine etliche Tausende Jahre umfassende Geschichte zurückschaut. Wie hatte die erste Europa, ursprünglich wohl eine phönizische Sonnengöttin, in den Sagen des klassischen Altertums ihren ersten Auftritt? 'Im Lande Tyrus und Sidon erwuchs die Jungfrau Europa, die Tochter des Königs Agenor, in der tiefen Abgeschiedenheit des väterlichen Palastes', heißt es im Europa-Mythos. 172 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität Am Ende stehen ein heißblütiger, verschlagener Gott, eine Entführung aus dem heutigen Libanon, Liebe und Kopulation - bei der bis heute über den Grad der Freiwilligkeit gegrübelt wird - und schließlich die Begründung des kretischen Geschlechts. Prominenz ist der UrEuropa sicher. 'Jupiter ist es, der dich geraubt hat; du bist die irdische Gattin des unbesiegten Gottes: unsterblich wird dein Name werden, denn der fremde Welttheil, der dich aufgenommen hat, heißt hinfort Europa!' (Schwab 1877: 26, 33) Am Beginn Europas stand also nicht ein Gründungsakt integrationswilliger Politiker, wie die EU vermuten ließe, sondern ein Mythos, der in der Sphäre der Geschichtenerzähler entstand und von dort weitergesponnen wurde. Europas Wurzeln liegen irgendwo in der Erzähl-Öffentlichkeit des antiken Griechenlands, wobei die Kommentatoren jener Epoche Leute waren, die als Legendenberichter, Theaterschreiber und Schauspieler, Priester oder eben auch Sagenerzähler ihr Brot verdienten. Gegenstand ihrer Geschichten waren Götter, Helden, Sterbliche in tragischen oder komischen Situationen. Wie damals begonnen, wird Europa auch heute erst dann lebendig, wenn es von den Menschen erlebbar und gelebt wird. Das moderne Europa ist weit mehr als ein Konstrukt der Politik, mehr als eine Bürokratie in Brüssel und mehr als Bündel bunter PR-Broschüren. Dieses Europa muss erst einmal in den Köpfen seiner Bürger wachsen, die sich ihren eigenen Reim auf ihren zusammenwachsenden Kontinent machen können. Sie müssen sich untereinander von ihrem Europa erzählen, weil nur dadurch eine funktionierende Öffentlichkeit entstehen wird. Und die europäischen Medien müssen dabei eine zentrale Rolle spielen, denn nur sie schaffen das Wissen zu den Realitäten Europas und sie fungieren heute als die großen Erzähler. Wer das vielfach beklagte Öffentlichkeitsdefizit im europäischen Einigungswerk betrachtet, wird als erstes fragen müssen, was denn diese Öffentlichkeit überhaupt so relevant macht. Europa hält eine klare Antwort bereit. Die weltweit erste bürgerliche Öffentlichkeit entstand in Europa (Abschnitt 1). Dies zugrunde gelegt, erscheint es umso drängender zu fragen, worin dieses Öffentlichkeitsdefizit besteht und warum es das europäische Projekt belastet (Abschnitt 2). Unverkennbar ist, dass es kaum europäische Medien gibt; umso wichtiger erscheint es deshalb, die Akteure auszumachen, die in der Lage sind, hier in den nächsten Jahren in die Bresche springen und glaubwürdige Impulse zu geben. Diese werden vor allem öffentliche und zivilgesellschaftliche Akteure sein (Abschnitte 3+4), die wenig Unterstützung von den etablierten Kräften der EU erwarten können. Sie werden ihren eigenen Weg finden müssen." (Textauszug) [269-L] Kocka, Jürgen: Die Grenzen Europas: ein Essay aus historischer Perspektive, in: Gunnar Folke Schuppert, Ingolf Pernice, Ulrich Haltern (Hrsg.): Europawissenschaft, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2005, S. 275-287, ISBN: 3-8329-1025-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005/6780) INHALT: Die Diskussion um einen EU-Beitritt der Türkei wirft Fragen nach den Grenzen der EU im weiteren Sinne auf. Der Verfasser erörtert - beginnend mit den Gründungsmythen Europas bei Griechen und Christen - die historische Entwicklung der Beziehungen Europas zur nichteuropäischen Welt. Dies betrifft sowohl das Verhältnis zur islamischen Welt als auch zu Amerika. Europäische Identität bildete sich, so wird deutlich, einerseits durch die Absetzung von "den Anderen", andererseits durch Verflechtung, durch Europas "schier unbegrenzte Aufnahmefähigkeit". Die Frage nach den Grenzen Europas enthält - auch im Fall der HajnalLinie - ein starkes konstruktivistisch-dezisionistisches Element. Dies gilt auch für einen Bezug auf europäische Werte oder Kultur als Kriterium der Grenzziehung. Der Verfasser befürwortet alternativ das Kriterium "demokratische Handlungsfähigkeit". Zudem geht es nicht nur soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität 173 darum, wo Grenzen zu ziehen sind, sondern auch darum, wie sie beschaffen sein sollen. In diesem Sinne muss die EU Abstufungen in ihrem Außenverhältnis kennen ("assoziierte Mitgliedschaft"), so wie sie auch Abstufungen im Inneren kennt ("verstärkte Zusammenarbeit"). (ICE) [270-L] Macho, Thomas: Die Feste der Berliner Republik, in: Merkur : deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Jg. 60/2006, H. 9/10 = H. 689/690, S. 837-846 (Standort: USB Köln(38)-AP4481; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Aufsatz erörtert die Frage nach der Bedeutung neuer Feste zur Herausbildung einer nationalen kollektiven Identität in der Bundesrepublik Deutschland seit der Wiedervereinigung und unternimmt eine Verortung dieser Ereignisse in der europäischen und deutschen Geschichte. Dabei steht zunächst die erstmalige Feier des Tages der deutschen Einheit am 03. Oktober 2002 in Berlin im Mittelpunkt des Interesses. Eine Aufschlüsselung der Festkultur des Nationalfeiertages zeigt, dass im Zentrum die Ökumene steht: von der Einheit der Konfessionen bis zum bundesdeutschen Föderalismus, der einerseits als landesweite Vielfalt kulinarisch-kultureller Inszenierungen, andererseits als kollektive Solidarität - etwa mit den Flutopfern im selben Jahr - repräsentiert wird. Traditionelle Festelemente wie Spaß, Trinken und Essen verbinden sich mit feierlichen Reden, Konzerten und symbolischen Zeremonien (wie der Enthüllung des Brandenburger Tors). Betont wird die Einheit jedoch lediglich in europäischer Perspektive: als Ausdruck der europäischen Integration, nicht als Prinzip nationaler Identität. Als weitere erinnerungspolitische Feste werden der internationale Holocaustgedenktag sowie die Einweihungsfeiern zum Jüdischen Museum und Mahnmal und einigen DDRDenkmälern betrachtet. Überhaupt präsentiert sich Berlin als die 'Welthauptstadt der Eröffnungen': Gefeiert wird die Eröffnung von Botschaften, Bahnhöfen, Kinos, Kulturzentren, Stadien, Industriequartieren oder Nobelkaufhäusern. Manche Gedenk- und Eröffnungsveranstaltungen wenden sich an die gesamte Bevölkerung. Charakteristisch für die Festkultur der Berliner Republik ist jedoch ihre Vielfalt - und eine zunehmende Spezialisierung. Feiern für alle BürgerInnen, in denen gleichsam eine kollektiv verbindliche Identität vermittelt (oder zumindest suggeriert) wird, finden seltener statt als die Feste für bestimmte Adressaten. So ist es gar nicht verwunderlich, dass die Politiker bei der Eröffnung der Bauten im Regierungsviertel ebenso unter sich bleiben wie die Journalisten auf dem Presseball oder die Cineasten während der Berlinale. Eine Ausnahme bildet jedoch die Fußball-WM 2006 in Deutschland, die sich als nationales Fest par exellence darstellt. (ICG2) [271-L] Muschg, Adolf: Was ist europäisch?: Reden für einen gastlichen Erdteil, (Krupp-Vorlesungen zu Politik und Geschichte am Kulturwissenschaftlichen Institut im Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen, 5), München: Beck 2005, 126 S., ISBN: 3-406-53444-9 INHALT: Der Autor sucht nach den kulturellen Grundlagen Europas, auf welche die Europäische Union langfristig nicht verzichten könne. Politisch oder über wirtschaftliche Erfolge allein würden insbesondere die neuen Mitgliedstaaten 'nicht bei der Stange' (31) gehalten werden können. Der Autor beschreibt den Kontinent über seine vielfältigen Spaltungen, aus denen immer wieder große kulturelle Veränderungen resultiert seien. Und er fragt nach seinen 174 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität Grenzen - die er für kaum vorstellbar, aber dennoch notwendig hält (einen Beitritt der Türkei etwa könne die EU nicht verkraften). Die Titelfrage beantwortet er - 'nicht ohne Emphase' (103) - mit seiner Heimat, der Schweiz. Sein Wunscheuropa zeichnet sich durch Vielfalt, Reflexions- und Konfliktfähigkeit sowie eine Anerkennung des Anderen aus. 'Die potentielle Andersgläubigkeit der eigenen Überzeugung bleibt das Kennzeichen einer politischen Kultur, an der sich jede reale Zivilisation messen lassen muss' (59). (ZPol, NOMOS) [272-L] Nieke, Wolfgang: Anerkennung von Diversität als Alternative zwischen Multikulturalismus und NeoAssimilationismus?, in: Neue Praxis : Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Sonderheft, 2006, H. 8, S. 40-48 (Standort: USB (Köln)38-HP-LS B218; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag geht der übergeordneten Frage nach, wie Formen der Integration und Assimilation in modernen Migrationsgesellschaften zu fassen sind und welche Rolle die Kategorie der Kultur dabei spielt. In diesem Zusammenhang zeigt der Autor am Beispiel der Entwicklung Deutschlands zu einer multikulturellen Gesellschaft auf, dass Kultur immer noch eine zentrale Erklärungskategorie zum Verständnis der Probleme des Zusammenlebens in der Migrationsgesellschaft darstellt. Als Alternative zum Multikulturalismus und NeoAssimilationismus wird das Modell des interkulturellen Diskurses vorgeschlagen, welches im transnationalen Modell verortet werden kann. Weder der kulturrelativistische Multikulturalismus noch der Neo-Assimilationismus mit seinem impliziten Zwang zur Akkulturation kann ein vernünftiges Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft leisten. Die Geschichte der Migration in Deutschland zeigt, dass im Namen dieser Konzepte die multikulturelle Gesellschaft befördert, dabei die MigrantInnen zur Akkulturation genötigt, ihnen aber gleichzeitig die Assimilation verweigert wird. (ICG2) [273-F] Noack, Karoline, Dr.phil. (Bearbeitung): Konstruktionen kultureller Identitäten im Kontext aktueller Plurikulturalitäts- und Regionalisierungsdebatten in Peru INHALT: Das koloniale Erbe der politischen Kultur, die Ursprünge und Funktionen der ethnischen Kategorien in Lateinamerika auf der einen Seite und das Aussparen der kolonialen Geschichte in den nationalen Diskursen der republikanischen Zeit seit dem Beginn des 19. Jh. auf der anderen Seite sollen in der Habilitationsschrift in ihrer Konstruktion und permanenten Reproduktion unter den wechselnden wirtschaftlichen und politischen Bedingungen aufgezeigt werden. Diese Diskussion wird in einen Kontext eingeordnet, der in einer historischen Herangehensweise am Beispiel der Nordregion Perus die Entwicklung einer kulturell heterogenen, kooperativen und integrativen Gesellschaft in komplexen und dynamischen Prozessen kultureller und wirtschaftlicher Interaktionen aufzeigt und die dazu ein permanentes Gegengewicht bildenden politischen und ethnischen Diskurse in einen ständigen Aktualitätsbezug setzt. Damit wird angestrebt, ein nicht nur in Bezug auf Lateinamerika nach wie vor bestehendes dichotomisches Geschichtsbild, das die Widersprüche zwischen zwei antithetischen Gruppen, den Kolonisierten und den Kolonisierenden, dem Eigenen und dem Fremden konstruiert, zu überwinden. Darüber hinaus wird ein Gegenentwurf zu der "Doktrin des Multikulturalismus" vorgestellt, die auch in der aktuellen Debatte in Peru dazu neigt, individuelle und soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität 175 differente Identitäten in ihrer jeweils größten Unterschiedlichkeit anderen Gruppen gegenüber zu betonen und damit erneut essentialistische Kategorien zu konstruieren. GEOGRAPHISCHER RAUM: Peru ART: Habilitation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut (Rüdesheimer Str. 54-56, 14197 Berlin) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-838-55463, e-mail: [email protected]) [274-L] Ojoajogwu, Okpe Nicholas: Social and cultural identity of an African society: the Igala people of Nigeria, Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation 2006, 309 S., ISBN: 3-88939-803-0 (Standort: UB Würzburg(20)-X120725) INHALT: "Cultural identity is riot only a political matter, but entails every aspect of daily life. As everywhere. colonialism in Nigeria is viewed as a distortion of genuine socio-cultural system. Colonial politics contributed to the fall of social and moral values so that corruption, for example, is viewed by political opportunists as a normal way of life. This is one of the reasons why the social-political configuration of modern Nigeria has little recognition by the indigenous people. Through this work, the author, using the ethnic Igala people, succeeds in proposing answers to the question of a sensible national politics which put historical and traditional institutions of the various ethnic hegemonies into consideration: What are those things required for a fruitful and peaceful co-existence in a multi-ethnic society like Nigeria? Nigeria did not emerge from naturally established socio-historical, political and economic provisions. Therefore, these must have to be discovered, recognized and integrated in the national politics." (author's abstract) [275-L] Palenga-Möllenbeck, Ewa: "Doppelpass" und "schwebendes Volkstum" in Deutschland und Polen: pathologische Normabweichung oder zukunftsweisendes europäisches Identitätsmodell?, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2093-2104, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "In der Diskussion über die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts wurde hitzig um den "Doppelpass" gestritten - allgemein wird er als Anomalie, wenn nicht gar als Pathologieverstanden: als Ausdruck eines "Identitätsdefekts" und Hemmnis für die "Integration", schließlich gar als Ursache von "Loyalitätskonflikten". Dabei wird ausgeblendet, dass eine mindestens sechsstellige Zahl von Deutschen längst zwei Pässe besitzt - auch ohne Nachweis von "Integration" oder auch nur deutsche Sprachkenntnisse. Dabei handelt es sich insbesondere um polnische Oberschlesier, die die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen können, sofern sie diese von einem Vorfahren ableiten können. Die entsprechende Gruppe wird allgemein als "deutsche Minderheit" bezeichnet; allerdings galt sie historisch aus Sicht des deutschen wie polnischen Nationalstaats als "ethnisch unrein", da ihre Identitätsbildung nicht oder zumindest nicht primär entlang nationaler Kategorien erfolgte. Heute werden sie erneut zu einer Herausforderung für den Nationalstaat und zwingen zur Hinterfragung der Semantik von "Identität - Nationalität - Leitkultur - Integration". In der Herausbildung eines transnationalen 176 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität Migrationssystems spielen sie eine wichtige Rolle; aufgrund ihrer juristischen Position (die ihnen bereits seit Jahren den legalen EU-Arbeitsmarkt öffnet), sowie ihrer traditionell "hybriden" Identität scheinen sie als Pioniere einer transnationalen Identitätsbildung geradezu prädestiniert zu sein. An historischen Beispielen und Interviews mit Arbeitsmigranten lässt sich zeigen, dass das Konstrukt "Nationalität" für die Betroffenen - trotz teilweise starker emotionaler Identifizierung mit einem (teilweise deutsch konnotierten) "Schlesiertum" - häufig etwas sehr Abstraktes ist, mit dem sie rational-instrumentell umgehen. Es ist zu fragen, ob dieses "schwebende Volkstum" tatsächlich nur eine durch ganz spezifische Umstände zustande gekommene Anomalie ist, oder ob es sich um ein Phänomen handelt, das viel ernster genommen werden muss, da es über eine künftige "Transnationalisierung" ethnischer Verhältnisse im europäischen Kontext Aufschluss geben könnte." (Autorenreferat) [276-L] Pautz, Hartwig: Die deutsche Leitkultur: Eine Identitätsdebatte: neue Rechte, Neorassismus und Normalisierungsbemühungen, Stuttgart: Ibidem-Verl. 2005, 146 S., ISBN: 3-89821-060-X (Standort: UB Marburg(4)-Ws2005/0187) INHALT: Ziel des Verfassers ist es, die verschiedenen Aspekte der Leitkulturdebatte darzustellen und ihre Hintergründe und Funktionen zu beleuchten. Zunächst werden Entwicklung und Facetten des Neorassismus beschrieben, den der Verfasser als kulturalistische Variation des Rassismus begreift. Hierzu zählen der Kulturrelativismus von Claude Lévi-Strauss, die französische Nouvelle Droite sowie Samuel P. Huntington. Das Leitkulturkonzept wird im Folgenden auf Bassam Tibi zurückgeführt und es wird gezeigt, dass die von der CDU vertretene Position in der Leitkulturdebatte sich weitgehend mit Tibis Auffassungen deckt. Außerdem wird deutlich, dass neorassistische Positionen der Neuen Rechten mit der Leitkulturdebatte Eingang in den politischen Mainstream-Diskurs in Deutschland gefunden haben. Abschließend werden die Funktionen der Leitkulturdebatte unter verschiedenen Gesichtspunkten Migration, Globalisierung, Erinnerungskultur - beleuchtet. (ICE2) [277-L] Quenzel, Gudrun: Was ist das Europäische an der europäischen Identität?, in: Alfred Schobert, Siegfried Jäger (Hrsg.): Mythos Identität : Fiktion mit Folgen, Münster: Unrast-Verl., 2004, S. 61-88, ISBN: 389771-735-2 (Standort: HSB Vechta(VA1)-OEDmyt) INHALT: Das Ziel des Aufsatzes ist es, die in Zeitungsartikeln und wissenschaftlichen Publikationen zum Thema europäische Kultur und europäische Identität enthaltenen Diskursfragmente zur europäischen Identität zu systematisieren. In einer Tabelle, die die europäischen Selbstbeschreibungen zusammenfasst, wird verdeutlicht, dass in fast allen Selbstbeschreibungen die Türkei der konstitutive Andere ist, gefolgt von Russland und den USA. Innerhalb Europas erfüllt Osteuropa bzw. der Balkan fast durchgängig die Funktion des internen Anderen. Die Schwierigkeit, die mit der Anerkennung von der Türkei und von Osteuropa verbunden ist, belegt die diskursive Macht Westeuropas im Prozess der europäischen Bedeutungszuschreibung. Durch die Anerkennung von kulturellen Entwicklungen, die nicht im Westen statt gefunden haben, als spezifisch europäische, würde nach Meinung der Autorin Westeuropa ebenfalls einen defizitären Status zugeschrieben bekommen, eine Vorstellung, die nicht den diskursiven Regeln der Generierung europäischer Identität entspricht. (ICF) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität 177 [278-F] Rausch, Helke, Dr.; Keilbach, Martina; Lenehanm, Fergal (Bearbeitung); Middell, Matthias, PD Dr.; Siegrist, Hannes, Prof.Dr. (Leitung); Siegrist, Hannes, Prof.Dr. (Betreuung): Transnationalisierung und Kulturtransfer in Europa INHALT: In mehreren Einzelstudien wird untersucht, welchen Anteil kulturelle Transferprozesse an den internationalen Beziehungen Europas über den Atlantik, an der Formierung einer europäischen Identität in verschiedenen Gesellschaften des Kontinents und an politischen Entscheidungsprozessen von Nationalstaaten und EU haben. Das Projekt führt die erfolgreichen Forschungen zum deutsch-französischen Kulturtransfer zu einer Drei- und Mehrfachkonstellation fort und beabsichtigt damit über den exemplarischen Fall hinaus einen Beitrag zur Theoriediskussion über Interkonnektivität in der neueren Kulturgeschichte zu leisten. Einzelstudien: Dr. Helke Rausch: Kulturelle Transfers zwischen Nordamerika und Westeuropa 19451970; Martina Keilbach: Die Argumentation mit dem Nachbarn: europäische Sozialpolitik zwischen Benchmarking und Instrumentalisierung von Stereotypen; Fergal Lenehan: Regionalism in Ireland and Germany compared. Kooperationseinrichtung: Department of History, Columbia University New York. GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa ART: Dissertation; Habilitation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Freistaat Sachsen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst; Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für Kulturwissenschaften (Postfach 920, 04009 Leipzig); Universität Leipzig, Zentrum für Höhere Studien -ZHS- Geistes- und Sozialwissenschaftliches Zentrum (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig) KONTAKT: Middell, Matthias (Dr. e-mail: [email protected]); Siegrist, Hannes (Prof.Dr. e-mail: [email protected]) [279-L] Rauscher, Anton (Hrsg.): Nationale und kulturelle Identität im Zeitalter der Globalisierung, (Soziale Orientierung : Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Kommission bei der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbach, Bd. 18), Berlin: Duncker & Humblot 2006, 374 S., ISBN: 3-428-12051-5 INHALT: "Die Globalisierung, wie sie sich im Zuge der Epochenwende von 1989/90, der weltweiten Öffnung der Märkte, der neuen Kommunikationstechnologien und einer beschleunigten Mobilität herausgebildet hat, steht im Begriff, die Welt tiefreichend zu verändern. Soziale, wirtschaftliche, staatliche und kulturelle Identitäten und Vertrautheiten werden zunehmend in Frage gestellt. Von diesen Befunden gehen die in diesem Band publizierten Beiträge aus. Dabei stellen sich Fragen in zwei Richtungen: Wird die Globalisierung dazu führen, dass die Unterschiede und Besonderheiten zwischen den Nationen und Völkern immer mehr verschwinden? Welche kulturellen Kompetenzen sind erforderlich, um die Globalisierung im Sinne eines sozial verträglichen, wirtschaftlich erfolgreichen und damit möglichst gerechten Ausgleichs zu gestalten? Eine dritte durchgängige Perspektive des Bandes ist darin zu sehen, dass hier auch die religiösen, insbesondere christlichen Implikationen der Globalisierung eine ihnen zustehende Beachtung finden. Die Beiträge gehen auf das 8. Deutsch-Amerikanische Kolloquium zurück, das auf Initiative der School of Philosophy der Catholic University, Washington DC, und der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle, Mönchengladbach, vom 12. bis 18. August 2004 in Detroit durchgeführt wurde." (Autorenreferat). Inhalts- 178 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität verzeichnis: Jude P. Dougherty: National Identity (13-23); Jürgen Schwarz: Die Europäisierung der Welt (25-38); Kenneth D. Whitehead: Mistaken National Identity: Samuel Huntington's Who Are We? (39-53); Gladys Sweeney: Culture and the Individual: The Psychological Impact of Globalization (55-75); Kenneth L. Schmitz: Multiculturalism within the Gates (7792); Thomas R. Rourke: Globalization, Religion, and Cultural Identity (93-109); Richard Schenk: Zwischen "Projekt Weltethos" und "The Clash of Civilizations". Religiöse Identität im Zeitalter der Globalisierung (111-124); Michael Novak: What is Europe? - Europe and America in Global Context. An American Vision (127-140); Patrick Quirk: Robert Schuman "Blessed Father" of Europe (141-153); Virgil Nemoianu: Leibniz, Vico and Alternative Modernities (155-167); Karl-Heinz Nusser: Ist Kant für oder gegen den Weltstaat? Reflexionen zu seiner Schrift "Zum ewigen Frieden" (169-181); Wolfgang Ockenfels: Die kirchliche Friedenslehre vor neuen Problemen (185-195); Russell Shaw: A Spectrum of Opinion: American Catholics and the War in Iraq (197-210); Manfred Spieker: War der Irakkrieg ein bellum iustum? (211-233); Eduard Gaugler: Globalisierung der Wirtschaft und Kompetenz der Manager (237-246); Nicholas T. Pinchuk: Cultural Challenges Facing Multinational Corporations (247-267); Jörg Althammer: Globalisation and Poverty - what do we know? (269-279); Elmar Nass: Legitimationen des Sozialstaats aus einer christlichen Sicht (281-295); John P. Hittinger: On Citizen and Conscience: Political Participation in Gaudium et Spes (299-315); Anton Rauscher: Die Katholiken in der pluralistischen Gesellschaft (317-238); Winfried Becker: Historische Überlegungen zum Staats- und Demokratieverständnis der deutschen Katholiken (329-350); Wolfgang Bergsdorf: Die Wissensgesellschaft und ihr Ethikbedarf (351-362); Lothar Roos: Die Unverzichtbarkeit der naturrechtlichen Argumentation (363-372). [280-L] Robertson-von Trotha, Caroline Y.: Integration in Europa: soziale, ökonomische und kulturelle Aspekte, in: Caroline Y. Robertson-von Trotha (Hrsg.): Europa in der Welt - die Welt in Europa, Baden-Baden: Nomos Verl.Ges., 2006, S. 89-105, ISBN: 3-8329-1934-1 (Standort: UB Mannheim(180)-2006A3127) INHALT: Der Beitrag untersucht die Frage der europäischen Identität und besonders der integrativen Kraft Europas, wobei Europa hier als Sozialraum begriffen wird, dessen Potential und Zukunftsfähigkeit nicht nur auf politischer Basis, sondern vor allem auch im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und kultureller Teilhabe hergestellt werden muss. Vor dem Hintergrund der zu beobachtenden Prozesse der Regionalisierung, Europäisierung und Globalisierung wird im zweiten Schritt die aktuelle Konstitution Europas hinsichtlich der Aspekte Geschichte, Sprache, Religion, Kultur, gemeinsamer geopolitischer Interessen und insbesondere des Wohlstandsgefälles skizziert. Im Anschluss folgt die Erörterung der Aufgabe und des Anspruchs der sozialen Integration in Europa. In diesem Zusammenhang werden auch die Probleme und Ziele der Transition dargestellt: (1) die Institutionalisierung des rechtlichen Rahmens, (2) die Förderung der ökonomischen Entwicklung, (3) die Forcierung des europäischen Integrationsprozesses, (4) die Annäherung der sozialen Strukturen in den westeuropäischen Gesellschaften sowie (5) die Wahrung der kulturellen Vielfalt. Im fünften Schritt werden abschließend zu der Frage, wie der Sozialraum Europa zukünftig aussehen wird, drei Entwicklungslinien beschrieben: (1) Durch die Annäherung von West und Ost und die Entideologisierung im Osten einerseits und die fortschreitende Auswirkungen der Globalisierung andererseits ist Europa nicht homogener, sondern komplexer geworden. (2) Verursacht durch den Zusammenbruch des Ostblocks hat sich einerseits eine undurchlässige Grenze aufgelöst. Gleichzeitig haben sich jedoch bereits lang bestehende Grenzen neu und mit einem veränder- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität 179 ten Selbstverständnis und einer veränderten Wirksamkeit für Gesamteuropa konstituiert. (3) Die neue Situation innerhalb Europas verändert auch seine Rolle auf der weltpolitischen Bühne. (ICG2) [281-L] Rourke, Thomas R.: Globalization, religion, and cultural identity, in: Anton Rauscher (Hrsg.): Nationale und kulturelle Identität im Zeitalter der Globalisierung, Berlin: Duncker & Humblot, 2006, S. 93-109, ISBN: 3-428-12051-5 INHALT: "Was in wissenschaftlichen und politischen Kreisen unter Globalisierung weithin verstanden wird, ist jene Wellenbewegung, die die Welt in ihre nächste Epoche voranträgt. Das soziologische Gewicht der akademischen und politischen Meinung steht und fällt mit der Überzeugung, dass die Globalisierung entweder die Lösung aller Probleme der wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Unterentwicklung ermöglicht oder zumindest nicht vermeidbar ist. Jene, die die letztere weniger optimistische Ansicht vertreten, sind weniger zuversichtlich, was die Möglichkeiten der Globalisierung als eines Allheilmittels für eine Vielzahl von sozialen Übeln angeht, jedoch sehen sie keine realistische Alternative angesichts der ökonomischen, politischen und kulturellen Prozesse von so ungeheuerer Gewalt. Die letztere Sicht erhöht nur die Meinung, die Globalisierung als gegeben hinzunehmen und zu prüfen, wie eine Nation die Vorteile, die daraus erwachsen, bestmöglich nutzen kann. Die Befürworter der Globalisierung haben einen bestimmenden Einfluss in Politik, Wirtschaft und Kultur trotz der Tatsache, dass die Globalisierung die nationale Souveränität bedroht, die traditionelle wirtschaftliche Ordnung im Sinne des Gemeinwohls unterhöhlt und die politische Autorität schwächt angesichts einer nie dagewesenen Anhäufung privater Macht." (Autorenreferat) [282-F] Schmitt, Irina, M.A. (Bearbeitung); Hoerder, Dirk, Prof.Dr. (Betreuung): Transfer kultureller Praxen und Normen im internationalen Vergleich: einheimische und eingewanderte Jugendliche zwischen Elternhaus, Schule und Peer Group INHALT: Die Arbeit untersucht Diskurse der Selbstverortung sowie den Transfer kultureller Identitäten bzw. Identifizierungen bei Jugendlichen aus einheimischen und eingewanderten Familien untersuchen im Dreieck von 1. Elterngeneration und Traditionsvermittlung (wobei auch die Traditionsbildung bei der Elterngeneration zu berücksichtigen ist), 2. Schule als (national-)staatliche Institution - zu beachten sind hier die Strategien der Lehrenden im Rahmen aktueller gesellschaftlicher Anforderungen - und 3. peer group als muli-kulturell zusammengesetzte Aktions- und Wertegemeinschaft - hier gilt es zum Beispiel auch, verschiedene jugendkulturelle Prägungen (die häufig durch Musik und Kleidung ausgedrückt werden) und gender zu berücksichtigen; Kultur soll nicht mit Ethnizität oder Nationalität verwechselt werden. 4. Außerdem soll untersucht werden, innerhalb welcher Markt- und Medienstrategien Jugendliche ihre Wünsche, Visionen und Strategien positionieren. Das Projekt ist Teil des "Transculturalisms" Projekts des International Council for Canadian Studies, ICCS (Ottawa), und arbeitet eng zusammen mit Projekten z.B. in Kanada (Prof. Yvonne Hebert, University of Calgary). Diese Kooperation wird auch in einem beantragten Projekt beim Social Sciences and Humanities Research Council, SSHRC (Ottawa), im Falle der Bewilligung, fortgesetzt. ZEITRAUM: 2002-2007 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bremen (und Calgary, Kanada) 180 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität METHODE: Die Untersuchung verbindet Migrations- mit Akkulturations- und Jugendforschung. Sie geht qualitativ vor und will die bewusste Wahrnehmung 'eigener' und 'fremder' Lebenswelten fördern. Die Ergebnisse werden einen Beitrag liefern zu Theorien kulturellen Transfers bei Jugendlichen aus einheimischen und eingewanderten Familien, zum Zusammenhang von Medien und Alltagserfahrungen und zu Formen interkultureller Strategien und Kompetenzen. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Individuen im Alltag lernen, mit Unterschieden zu leben, und dass diese alltäglichen Formen interkultureller Kompetenz verallgemeinert werden können. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Fragebogen, offen und Zeichnung; Interview, themenzentriert (mit offenem Leitfaden). Kassetten- und Fototagebuch; Gruppendiskussion (Stichprobe: 50; Jugendliche werden im Kontext der Schule eingeladen, an dem Projekt teilzunehmen). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Germany speaking? Rap and Kanak attak: dominant discourses on language. in: Hoerder, Dirk; Hébert, Yvonne; Schmitt, Irina (eds.): Negotiating transcultural lives: belongings and social capital among youth in comparative perspective. Göttingen: Vandenhoeck u. Ruprecht 2005. ISBN 978-3-89971-179-0. ART: Dissertation BEGINN: 2002-10 ENDE: 2005-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Institut für Geschichte (Postfach 330440, 28334 Bremen); Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Wissenschaftsschwerpunkt "Dynamik und Komplexität von Kulturen" (Postfach 330440, 28334 Bremen) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected]); Betreuer (Tel. 0421-218-2111, e-mail: [email protected]) [283-L] Schröder, Richard: Europa - was ist das?, in: Gunnar Folke Schuppert, Ingolf Pernice, Ulrich Haltern (Hrsg.): Europawissenschaft, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2005, S. 289-298, ISBN: 3-8329-1025-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005/6780) INHALT: Europa ist ein Kulturbegriff - dies wird auch in einer Betrachtung von fünf Epochen europäischer Selbstidentifikation deutlich: Europa als "eigene Welt" bei Herodot, Europa als Identifikationsbegriff nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches, Europa als Identifikationsbegriff der Aufklärung, das Europa-Bewusstsein der deutschen Romantik, westeuropäische Integration nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei Max Weber finden sich Kriterien des spezifisch Europäischen: Wissenschaft, Geschichtsschreibung, Staatslehre, Recht, Kunst, Kapitalismus, Sozialismus. Diese Liste lässt sich durch weitere europäische Singularitäten ergänzen: Technik, Nationenbildung, Reformation und Revolution, Weltoffenheit, das Verhältnis von Kirche und Staat. Als letzten Punkt könnte man dieser Liste die Kritik des Eurozentrismus hinzufügen. (ICE) [284-L] Schubert, Hans-Joachim; Stölting, Erhard: Ethnische Identität und Staatsbürgerschaft: die Bedeutung türkischer und kurdischer Herkunft und Identität für Studierende (Bildungsinländer) bei der Wahl ihrer Staatsbürgerschaft, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2115-2126, ISBN: 3-593-37887-6 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität 181 INHALT: Die Autoren berichten über erste Ergebnisse aus einem laufenden Forschungsprojekt an der Universität Potsdam, in welchem sie die Bedeutung von ethnischen Selbst- und Fremdzuschreibungen in der Lebenswelt von Studierenden türkischer und kurdischer Herkunft untersuchen. Sie erforschen den Integrationsprozess von Bildungsaufsteigern der zweiten Generation türkischer Ein- oder Zuwanderer aufgrund widersprüchlicher Signale: Einerseits ist ihr Bildungsaufstieg buchstäblich ein Zeugnis von sozialer Integration, denn damit ist faktisch nicht nur ein Bruch mit der ethnischen Gemeinschaft, sondern auch mit der sozialen Herkunft verbunden; andererseits wird jedoch das Phänomen des Fundamentalismus und der Rückbeziehung auf die ethnische Herkunft bei Studierenden, die aus Ländern mit islamischer Kultur kommen, in der Öffentlichkeit immer noch kritisch wahrgenommen. Die Darstellung der Autoren konzentriert sich vor allem auf das Verhältnis von Staatsbürgerschaft und ethnischer Identität, wobei folgende Fragen im Mittelpunkt stehen: Aufgrund welcher Handlungsmotive wurde die jeweilige Staatsbürgerschaft gewählt? Wie und warum werden ethnische Identitäten definiert? Welche Zusammenhänge und Konflikte bestehen zwischen ethnischer Identität und Staatsbürgerschaft vor dem Hintergrund strategischer, sozialer, kultureller, diskursiver und reflexiver Handlungsorientierungen und Strukturen? (ICI2) [285-L] Wehler, Hans-Ulrich: Ein aufgeklärter Patriotismus: über die Identitäten der Deutschen und die Gefahr neuer Subkulturen, in: Politische Studien : Zweimonatszeitschrift für Politik und Zeitgeschehen, Jg. 57/2006, H. 407, S. 21-25 (Standort: USB Köln(38)-POL2927; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.hss.de/downloads/PolitischeStudien407.pdf) INHALT: Die deutsche Identität und die Frage nach einer deutschen Leitkultur lösten in jüngster Zeit intensive Debatten in der Öffentlichkeit aus. In dieser Auseinandersetzung kommt es jedoch manchmal zu einer Vermischung der Begriffe Nationalismus und Patriotismus, welche aber strikt auseinander gehalten werden müssen. Bei der Vorstellung, die sich die Deutschen vom Nationalismus machen, hat es in den letzten 20 Jahren einen Paradigmenwechsel gegeben, denn er entwickelte sich als Antwort auf eine Umbruchsituation, die Herrschaftssysteme erschüttern und Weltbilder erodieren lässt. Der Autor erläutert dies anhand von kursorischen Rückblicken auf die Zeitgeschichte und den historischen Wahn vom "auserwählten Volk". Er diskutiert ferner das Engagement der Patrioten in Deutschland und die Entwicklungen eines Identitätsbewusstseins der Deutschen. Im Hinblick auf die zunehmende Rolle der Bundesrepublik als Einwanderungsland kann seiner Ansicht nicht auf eine leitende Kultur verzichtet werden, die das Wertgefüge und das kulturelle Erbe Deutschland weiter transportiert und eine Entstehung von patriotischen Subkulturen in städtischen Problemvierteln verhindern kann. (ICI2) [286-F] Zimmermann, Klaus, Prof.Dr. (Bearbeitung): Identitätskonstruktion im transkulturellen Raum INHALT: Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass verschiedene Menschen und soziale Gruppen (Frauen/ Männer, Erwachsene/ Jugendliche, Gebildete/ weniger Gebildete etc.) sich in Kontaktsituationen bezüglich Anpassung und Änderung ihrer Identität unterschiedlich verhalten. Nach der heute gängigen Dichotomie von essentialistischen und konstruktivistischen Identitätstheorie (und dem zugrunde liegenden Kulturbegriff) würden sich die einen essentialisti- 182 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.8 Kulturelle Identität scher verhalten, die anderen konstruktivistischer. Diese Feststellung steht in Zusammenhang mit der Frage, wie sich kulturelle Anpassung und Neukonstruktion einer Identität (in der Realität) und kultureller Widerstand und Beharren auf traditionellen eigenen Identitäten (in der Realität) zu der Theorie der Identitätenkonstruktion verhalten. (Konstruktion/ Anpassung, auch der Diskurs der Essentialität ist konstruktionistisch). Diese globalere Fragestellung wird konkretisiert in der Annahme, dass sich dieses unterschiedliche Verhalten indirekt beobachten lässt in der Art wie Personen über ihre eigene Identität und die anderer reden, mehr aber noch, wie sie sich in transkulturellen Situationen sprachlich verhalten. Ausgehend von der Annahme, dass beim Reden sowohl Handlungen vollzogen werden als auch explizit oder implizit Identitäten manifestiert werden (face work), bietet einen konversationsanalytische Herangehensweise (mit den darin erarbeiteten Instrumenten) eine Methode die im Vollzug von Kommunikation zum Ausdruck kommenden Identitäten aufzudecken. Exemplarisch soll dies an der unterschiedlichen Verarbeitung von Migration indigener (amerindischer) mexikanischer Personen in die Städte nach Alter und nach Geschlecht differenziert untersucht werden. Dabei spielen neben der hauptsächlich zu erörternden Grundfrage des Identitätsmanagements in einer diese Personen ablehnenden Aufnahmegesellschaft ebenfalls Fragen der Sprachaneignung, der Bilingualität, des differenzierten Gebrauchs von Sprachvarietäten (Jugendsprache) eine Rolle. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Projektbeschreibung. Download unter: http://www.wsp-kultur.uni-bremen.de/doc/personen/Zimmermann.doc . ART: Eigenprojekt AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Wissenschaftsschwerpunkt "Dynamik und Komplexität von Kulturen" (Postfach 330440, 28334 Bremen); Universität Bremen, FB 10 Sprach- und Literaturwissenschaften, Institut für postkoloniale und transkulturelle Studien -INPUTS- (Postfach 330440, 28334 Bremen) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0421-218-2588, e-mail: [email protected]) 1.9 Politische Kultur [287-L] Bauerkämper, Arnd; Jarausch, Konrad H.; Payk, Marcus M. (Hrsg.): Demokratiewunder: transatlantische Mittler und die kulturelle Öffnung Westdeutschlands 1945-1970, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2005, 335 S., ISBN: 3-525-36285-4 INHALT: Neben dem Wirtschaftswunder vollzog sich in Westdeutschland nach dem Krieg auch ein 'Demokratiewunder'. Diese Etablierung einer demokratischen Kultur in ihren Facetten zu beleuchten, war Gegenstand einer Tagung im Dezember 2003 in der American Academy in Berlin, bei der die hier erschienenen Aufsätze als Vorträge gehalten wurden. Von besonderem Interesse für die Politikwissenschaft ist der Beitrag von Bauerkämper zur Orientierung deutscher Politologen an amerikanischen Modellen des Faches. Er stellt die anfängliche Demokratieskepsis des Konservativen Arnold Bergstraesser der pluralistischen Demokratiekonzeption des Sozialdemokraten Ernst Fraenkel gegenüber. Trotz dieser Differenzen wirkten die beiden Gründerfiguren der westdeutschen Politikwissenschaft auf ihre Art als transatlantische Demokratievermittler. Frieder Günther knüpft in seinem Beitrag über die Bedeutung der Smend-Schule in der deutschen Staatslehre der Nachkriegszeit an seine Dissertation an. Er zeigt, wie im Anschluss an die Staatslehre Rudolf Smends, auch unter dem Einfluss der wie- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur 183 der gegründeten Disziplin Politikwissenschaft, der überkommene Etatismus des deutschen Staatsdenkens pluralisiert wurde. Michaela Hoenicke Moore stellt in ihrem Aufsatz unter anderem das Amerika-Bild von Dolf Sternberger dar. Dessen Blick auf die Vereinigten Staaten war von einer affirmativen Hinwendung und von dem Bestreben geprägt, den Deutschen mit amerikanischer Hilfe die Demokratie zu erklären. Raimund Lammersdorf analysiert amerikanische Befürchtungen über das autoritäre Bewusstsein der Deutschen. Er illustriert das an dem Beispiel von 'strammstehenden und hackenknallenden Beamten' (86), die Vertretern der amerikanischen Militärregierung melden, dass das Volk 'streng demokratisch' sei. Auch die staatliche Praxis in Regierung, Gesetzgebung und Rechtsprechung der Adenauerzeit führte bei den Amerikanern zu Zweifeln am bürgerlichen Freiheitsbewusstsein der Deutschen. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Arnd Bauerkämper /Konrad H. Jarausch / Marcus M Payk: Transatlantische Mittler und die kulturelle Demokratisierung Westdeutschlands 19451970 (11-40); Hermann-Josef Rupieper: Peacemaking with Germany. Grundlinien amerikanischer Demokratisierungspolitik 1945-1954 (41-56); Konrad H. Jarausch: Amerikanische Einflüsse und deutsche Einsichten. Kulturelle Aspekte der Demokratisierung Westdeutschlands (57-84); Raimund Lammersdorf: "Das Volk ist streng demokratisch". Amerikanische Sorgen über das autoritäre Bewusstsein der Deutschen in der Besatzungszeit und frühen Bundesrepublik (85-103); Maria Höhn: "Ein Atemzug der Freiheit". Afro-amerikanische GI's, deutsche Frauen und die Grenzen der Demokratie (1945-1968) (104-128); Marita Krauss: Deutschamerikanische Kultur- und Presseoffiziere als Teil der US-Besatzungsbehörden (129-158); Sean A. Forner: "Das Sprachrohr keiner Besatzungsmacht oder Partei". Deutsche Publizisten, die Vereinigten Staaten und die demokratische Erneuerung in Westdeutschland 1945-1949 (159-189); Marcus M. Payk: Der "Amerikakomplex". "Massendemokratie" und Kulturkritik am Beispiel von Karl Korn und dem Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" in den fünfziger Jahren (190-217); Michaela Hoenicke Moore: Heimat und Fremde. Das Verhältnis zu Amerika im journalistischen Werk von Margret Boveri und Dolf Sternberger (218-252); Arnd Bauerkämper: Demokratie als Verheißung oder Gefahr? Deutsche Politikwissenschaftler und amerikanische Modelle 1945 bis zur Mitte der sechziger Jahre (253-280); Frieder Günther: Vom Staat zum pluralistischen Gemeinwesen. Die bundesdeutsche Staatsrechtslehre und die Rudolf Smend-Schule im Wandel 1949-1970 (281-304); Brian M. Puaca: Missionaries of Goodwill. Deutsche Austauschlehrer und -schüler und die Lehren der amerikanischen Demokratie in den frühen fünfziger Jahren (305-332). [288-L] Beek, Ursula J. van (Hrsg.): Democracy under construction: patterns from four continents, Opladen: B. Budrich 2005, 496 S., ISBN: 3-938094-24-9 (Standort: UB Bonn(5)-2005-8177) INHALT: "Das Buch vergleicht fünf neue Demokratien in Europa, Südostasien, Lateinamerika und Afrika miteinander. Vor dem Hintergrund der vollkommen unterschiedlichen historischen und kulturellen Eigenheiten der jeweiligen Länder untersucht das Buch, wie Gesellschaften mit ihren teils schmerzlichen Vergangenheiten zurecht kommen und wie Politik, Kultur und Wirtschaft im Prozess der Demokratisierung miteinander verflochten sind und gemeinsam die neuen Verhältnisse bestimmen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Edmund Wnuk-Lipinski and Susanne Fuchs: Theoretical framework and methodology (39-64); Jorge Heine: Institutional engineering in new democracies (65-94); Hans-Dieter Klingemann: Post-autocratic party systems and the regime cleavage in new democracies (95-134); Radek Markowski: Support for democracy and its consolidation in fragile polities (135-164); Philip 184 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur Mohr: Economic policy and performance and the consolidation of democracy (165-242); Hennie Kotzé and Pierre du Toit: Civil society and democracy (243-258); Hennie Kotzé and Pierre du Toit: Historical contexts (259-304); Hennie Kotzé and Pierre du Toit: Data analyses, comparisons and synthesis (305-336); Jörn Rüsen: Historical memory and democracy: Setting the scene (337-349); Ursula van Beek and Bernard Lategan: Historical memory and identity (351-376); Ursula van Beek and Marek Ziolkowski: Remembering, forgetting and the politics of memory (377-410); Dirk Berg-Schlosser: Conclusions: Successful democratisation across cultures? (411-430). [289-L] Christadler, Marieluise: Frankreichs politische Kultur auf dem Prüfstand, in: Adolf Kimmel, Henrik Uterwedde (Hrsg.) - 2., überarb. Aufl.: Länderbericht Frankreich : Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 231-246, ISBN: 3-531-14631-9 INHALT: Die Autorin wirft die Frage nach dem Verhältnis von Kontinuitäten und Brüchen in der politischen Kultur Frankreichs auf, die sich vor dem Hintergrund der Europäisierung und weltweiten wirtschaftlichen Vernetzung der französischen Nation verstärkt stellt. Sie diskutiert zunächst die Art und Weise, wie der "Sonderfall Frankreich" als Forschungsgegenstand in der politischen Soziologie behandelt wird. Sie stellt anschließend die Merkmale der politischen Kultur Frankreichs heraus, die sich auf die Rolle des Staates und den öffentlichen Dienst sowie auf die Entwicklungen von staatlicher Autorität, öffentlichem Protest und politischer Partizipation in der Geschichte beziehen. In Bezug auf die linke, rechte und republikanische Identität zeigt sie ferner, wie diese weiterhin das politische Feld in Frankreich strukturieren und dass vor allem auf das republikanische Modell zurückgegriffen wird, seitdem die französische nationale Identität zwischen Europäischer Union und Weltwirtschaft zu verschwinden droht. Ihre Ausführungen schließen mit der Frage, was das französische Sozialmodell zu leisten vermag und ob die Wiederbelebung des Republikanismus eine ernsthafte Alternative zu den Risiken der Globalisierung bietet. (ICI) [290-L] Dittberner, Jürgen: Große Koalition - kleine Schritte: politische Kultur in Deutschland, Saarbrücken: Logos-Verl. 2006, 255 S., ISBN: 3-8325-1166-0 (Standort: HLB Fulda(66)-2006/2731) INHALT: Der Verfasser setzt sich mit der Frage auseinander, ob mit dem im Jahr 2005 vollzogenen Personalwechsel in der deutschen Politik auch eine Neujustierung der politischen Kultur einher geht. Er beschreibt das Ende des rot-grünen Projekts, die "Vorboten" des politischen Wechsels (Schleswig-Holstein, Bundespräsidentenwahl), die Irritationen im transatlantischen Verhältnis und die politische Konstellation, die sich nach den vorgezogenen Bundestagswahlen 2005 abzeichnete: Neujustierung der Union mit Angela Merkel, der Weg der SPD von Müntefering zu Platzeck, die FDP auf dem Weg zur "Ein-Mann-Partei", die Grünen ohne Fischer und ohne Macht, der Wahlerfolg der Linken mit Gysi und Lafontaine. Abschließend setzt er sich mit bereits "historischen" Paradigmenwechseln in der deutschen Politik auseinander: der 1968er-Bewegung, dem Schritt zum Sozialliberalismus, Kohls "geistig-moralischer Wende", der Wiedervereinigung und dem Projekt "rot-grün". Die Konsistenz der wichtigsten politischen Institutionen ist allerdings trotz dieses Wandels gewahrt geblieben. (ICE) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur 185 [291-L] Dörner, Andreas; Vogt, Ludgera: Das TV-Duell als Ritual der Demokratie: zum formalisierten Zweikampf als neues Moment der deutschen Wahlkampfkultur, in: Axel Balzer, Marvin Geilich, Shamim Rafat (Hrsg.): Politik als Marke : Politikvermittlung zwischen Kommunikation und Inszenierung, Münster: Lit Verl., 2005, S. 238-246, ISBN: 3-8258-8146-6 (Standort: UB Bielefeld(361)-IE615/P7/M3) INHALT: In der kommunikativen Infrastruktur deutscher Wahlkämpfe stellen die TV-Duelle im Jahre 2002 eine Innovation dar: Der große Zweikampf von Amtsverteidiger und Herausforderer auf Bundesebene erlebte sein Debüt. Der Beitrag untersucht einige demokratietheoretische Aspekte dieser neuen politischen Institution. Die Fragestellung lautet: Was ist die symbolische Funktion solcher Fernsehdiskussionen im Rahmen einer repräsentativen Demokratie? Welche Rollen spielen die Kandidaten, spielt das Publikum als Teilnehmer an dieser rituellen Inszenierung? Aus der Beantwortung der Frage wird dann eine Prognose darüber abgeleitet, ob sich dieses Format dauerhaft in der medialen und politischen Landschaft der Republik etablieren kann. Der "rituelle Zweikampf" im Fernsehstudio folgt traditionellen Ablaufregeln, und es geht für die Beteiligten als öffentliche Personen wie bei einem traditionellen Ehrenhandel tatsächlich ums "Ganze": um Ehre, Ansehen und Anerkennung. Auch Schröder und Stoiber mussten hier das Risiko von Blamage und Gesichtsverlust eingehen, wenn sie erfolgreich bestehen wollten. Nach einigen kurzen Überlegungen zur sozialen Logik des Duells folgen Überlegungen zum Ritualcharakter und seiner Bedeutung für das Selbstverständnis des demokratischen Souveräns in einer Gesellschaft, in der die Partizipationsmöglichkeiten eher geringer werden. (ICA2) [292-L] Dörner, Andreas: Political culture and media culture: constructing political identities in the US and Germany, in: William Uricchio, Susanne Kinnebrock (Hrsg.): Media cultures, Darmstadt: Winter, 2006, S. 41-48, ISBN: 3-8253-1645-9 (Standort: UB Bielefeld(361)-WU875M4C9) INHALT: Der Autor geht in seinen Ausführungen zur politischen und medialen Kultur in Deutschland und den USA von der Annahme aus, dass die Medien nicht nur bestimmte Normen vermitteln und das "kulturelle Gedächtnis" aufrechterhalten, sondern dass sie auch politische Kultur beobachtbar machen. Die kommerzielle Populärkultur kann in diesem Sinne einen bedeutenden Beitrag für eine lebendige Demokratie leisten, wenn zum Beispiel Formen einer altruistischen Interaktion in fiktionalen Entertainments dargestellt werden. Der Autor zeigt anhand von zwei eigenen Untersuchungen über die Erzeugung von politischen Identitäten durch Medien in den USA und in Deutschland, dass die Amerikanisierung der politischen Kultur insbesondere in deutschen Wahlkämpfen zum Ausdruck kommt. Er reflektiert ferner die Rolle von unterschiedlichen historischen Erfahrungen und Zivilreligionen in der politischen Kultur und Medienkultur. (ICI) [293-L] Dreyer, Ursula: Politische Kultur der zivilgesellschaftlichen Prozesse: das Beispiel Attac, in: Reiner Matzker, Siegfried Reinecke (Hrsg.): Medienwissenschaft : T. 7, Öffentlichkeit, Partizipation, Politische Kultur, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 111-114 186 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur INHALT: Wie sieht die politische Öffentlichkeitsarbeit von (neuen) zivilgesellschaftlichen Akteure aus? Welche Rolle haben heute symbolische Handlungen bzw. identitätsstiftende Symbole für Protest-Netzwerke? Welche Bedeutung besitzen die Medien für die Entfaltung politischer Kultur? Am Beispiel des gegenwärtig weltweit größten globalisierungskritischen Protest-Netzwerkes Attac, das durch die Ereignisse in Genua 1999 im Umfeld des Weltwirtschaftsgipfels zu einem "Hoffnungsträger" für eine zivile Gesellschaft in den Medien avancierte und zugleich den Anspruch erhebt, ein globaler zivilgesellschaftlicher Akteur zu sein, lässt sich eine Annäherung an diese Fragestellungen finden. Die Autorin skizziert die Ziele des Attac-Netzwerkes aus demokratietheoretischer Perspektive und weist darauf hin, dass die Prinzipien von Anerkennung und Verständigung als konstitutive Elemente einer Zivilgesellschaft bei Attac eine herausragende Bedeutung besitzen. Hinzu tritt der neue Aspekt der Interkulturalität und der Entfaltung von politischer Kultur im globalen Kontext. Denn es handelt sich nicht nur um das Nebeneinander verschiedener Kulturen und deren Vorstellungen eines humanen und gerechten Lebens im Sinne eines "Marktes vieler Möglichkeiten" - dies zeichnet Multikulturalität aus -, sondern um eine Verständigung über Differenzen und Gemeinsamkeiten in der Form interkultureller Dialoge. (ICI2) [294-L] Esser, Frank; Hartung, Uwe: Skandale als Spiegel der politischen Kultur in Deutschland: Konstruktionen und Berichterstattungsmuster, in: Klaus Kamps, Jörg-Uwe Nieland (Hrsg.): Regieren und Kommunikation : Meinungsbildung, Entscheidungsfindung und gouvernementales Kommunikationsmanagement Trends, Vergleiche, Perspektiven, Köln: Halem, 2006, S. 305-336, ISBN: 3-938258-07-1 (Standort: UB Bonn(5)-2006/4282) INHALT: Der Beitrag zur politischen Kommunikation bzw. Kultur in Deutschland befasst sich mit dem politischen Skandal als Kommunikationsform und geht dabei folgenden Fragen nach: Was wird von einer Gesellschaft als skandalwürdig betrachtet, was ignoriert sie? Wer trifft eine derartige Unterscheidung und warum? Die Überlegungen basieren auf der Reflexions-Hypothese: Danach spiegeln sich soziale oder kulturelle Eigenheiten in Medieninhalten oder der Kunst wider. So gesehen lernt man durch die Analyse von Skandalen viel über den normativen und kulturellen Unterbau einer Gesellschaft. Der Übersicht von verschiedenen Skandaltypen geht eine Betrachtung (1) der Makro- und Mikro-Perspektive, (2) der Funktionen des Skandals, (3) der Rolle der Massenmedien sowie (4) des Zusammenhangs von politischen Skandalen und politischer Kultur voraus. Auf dieser Grundlage lassen sich folgende Formen von Skandalen unterscheiden: (1) die politische Kultur prägende Skandale (SpiegelAffäre 1962, Flick-Parteispenden-Affäre 1982, Barschel-/Schubladen-Affäre 1987/1993, Geheimkonten-Affäre der CDU 1999-2002), (2) Skandale in Verbindung mit der Geschichte Deutschlands (nationalsozialistische Vergangenheit von Politikern, kontroverser Umgang mit der deutschen Geschichte, Neonazis, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, Verstrickung ostdeutscher Politiker mit dem DDR-Regime), (3) Skandale, die auch andernorts auftreten (Netz der Patronage und Korruption in Politik und Wirtschaft, Nepotismus, Betrug, Korruption und finanzielles Missmanagement, Kontroversen zur inneren Sicherheit, illegaler Waffenhandel und die Wiederbewaffnung Westdeutschlands, Umweltverschmutzung und Lebensmittelskandale, Medienskandale) sowie (4) Skandale, die in Deutschland nicht vorkommen (Privatleben von Politikern). Die Ausführungen machen deutlich, dass Skandale sozial selektierte, konstruierte Kommunikationsmuster sind. Sie können definiert werden als intensive politische Kommunikation über faktische oder unterstellte Defizite, die einvernehm- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur 187 lich abgelehnt werden und auf universelle Empörung treffen. Somit sind Skandale Phänomene der offenen Gesellschaft, die eine freie Presse und öffentliche Meinung sowie soziale, auf Konsens beruhende Normen kennen. Dies wird im Falle von Deutschland besonders deutlich. (ICG2) [295-L] Filzmaier, Peter; Knop, Katharina von; Pollak, Alexander: Public opinion on political and social values in the United States and EU-rope, in: Gustav E. Gustenau, Otmar Höll, Thomas Nowotny (Eds.): Europe - USA: diverging partners, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2006, S. 269-306, ISBN: 3-8329-1397-1 (Standort: UB Siegen(467)31PDXC1572) INHALT: Auf der Basis von Meinungsumfragen werden Indikatoren für einen Vergleich der politischen Kulturen der USA und mehrerer europäischer Länder diskutiert. Untersucht werden die politische Partizipation, die Bedeutsamkeit der Politik für die Lebensgestaltung, das Vertrauen in politische Institutionen, die Zufriedenheit mit der Demokratie und mit der Lebenssituation im allgemeinen sowie liberale vs. Konservative Wertvorstellungen. Auf die Eurobarometer-Studien mit der Unterscheidung von materialistischen vs. postmaterialistischen Wertvorstellungen wird besonders eingegangen. Es wird die Frage aufgeworfen, ob die traditionellen Typologien zur Kennzeichnung der politischen Kulturen in den USA und in Europa noch anwendbar sind. (GB) [296-L] Flatz, Christian; Felgitsch, Sascha (Hrsg.): Dimensionen einer neuen Kultur des Politischen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 211 S., ISBN: 3-8100-3236-0 (Standort: ULB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MD2700/76) INHALT: "Aktuelle politische Debatten sind gekennzeichnet von postmodernem Relativismus, nihilistischem Kulturpessimismus oder dem allgegenwärtigen Versuch, verloren gegangene Fundamente wieder aufrichten zu wollen. In diesem Sammelband werden Vorstellungen einer neuen Kultur des Politischen entwickelt, die zeigen sollen, dass gerade der Verlust des modernen Fundaments politisches Handeln erst wieder möglich macht. Im Rahmen der politischen Theorie werden die (nach-)modernen Bedingungen der Subjektkonstitution aufgezeigt und darauf aufbauend die Bedingungen der Möglichkeit von politischem Handeln geklärt. In einer Reihe weiterer Beiträge werden konkrete gesellschaftliche Felder untersucht und Handlungsoptionen aufgezeigt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Sascha Felgitsch: Die Rekonstruktion des Politischen (10-40); Christian Flatz: Das politische Subjekt und die Demokratie (42-75); Michaela Ralser: Die Klage des Subjekts (76-94); Renate Genth: Über die Wirksamkeit politischen Handelns (96-107); Glyn Daly: Politik und das Unmögliche: Jenseits von Psychoanalyse und Dekonstruktion (108-135); Chantal Mouffe: Demokratische Staatsbürgerschaft und politische Gemeinschaft (138-154); Judith Butler: Der Marxismus und das 'bloß Kulturelle' (155-170); Ronald H. Tuschl: Jenseits von Chaos und Ordnung - Zur politischen Genealogie von Ordnung, Macht, Herrschaft und Gewalt im modernen Ordnungsdenken (171-189); Christian Flatz: Für eine demokratische Kultur (192-209). 188 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur [297-L] Gabriel, Ingeborg: Die Menschenrechte als Grundlage der politischen Kultur Europas, in: Helmut Renöckl, Alzbeta Dufferova, Alfred Rammer (Hg.): Rudern auf stürmischer See : sozialethische Perspektiven in Mitteleuropa, Würzburg: Echter, 2006, S. 152-161, ISBN: 3-429-02794-2 (Standort: Bayer. SB München(12)-PVA2006/1281) INHALT: Die Menschenrechte stellen eine Antwort auf die Totalitarismen des 20. Jahrhunderts dar. Ihre Wurzeln liegen zum einen in biblischen Traditionssträngen, zum anderen in der Sozialphilosophie der Aufklärung. Die katholische Kirche brauchte 150 Jahre, bis sie die Menschenrechte auf dem Zweiten Vatikanum endgültig anerkannte. Der Beitrag der katholischen Kirche heute kann vor allem in einer Förderung der moralischen Grundlagen und einer Verurteilung von Ideologien liegen, aber auch in der Überprüfung des eigenen Rechtsbereichs. (ICE2) [298-L] Hildebrandt, Mathias: Multikulturalismus und Political Correctness in den USA, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 551 S., ISBN: 3-531-14876-1 (Standort: UB Bochum(294)-DVB9290) INHALT: "Die Debatte um Multikulturalismus und Political Correctness dominierte in den 90er Jahren die öffentliche Auseinandersetzung in den USA und prägte die amerikanische politische Kultur nachhaltig. Ihre Erschütterungen reichten bis Europa und Deutschland. Der Autor berücksichtigt nicht nur die historische Tiefendimension dieser US-amerikanischen Selbstverständnisdebatte anhand der Rekonstruktion der zentralen Kampfbegriffe, sondern arbeitet auch die wesentlichen philosophischen und theoretischen Konzepte des postmodernen Multikulturalismus und dessen politische Ordnungskonzeption für die USA heraus. Neben diesen Dimensionen verfolgt der Autor die Debatte in die umstrittenen Policy-Felder, wie Schul- und akademische Bildungspolitik, Auseinandersetzung sowie Meinungsfreiheit und Sexual Harassment ebenso wie Affirmative Action Politik, und analysiert deren strukturelle und verfassungsrechtliche Aspekte." (Autorenreferat) [299-L] Hoffmann-Lange, Ursula: Was kann die Jugendforschung zur politischen Kulturforschung beitragen?, in: Edeltraud Roller, Frank Brettschneider, Jan W. van Deth (Hrsg.): Jugend und Politik: "Voll normal!" : ein Beitrag der politischen Soziologie zur Jugendforschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 55-74, ISBN: 3-531-14383-2 (Standort: UB Dortmund(290)-Fn28187) INHALT: Die Autorin erörtert die Grenzen des Beitrags der Jugendforschung zur politischen Kulturforschung und weist auf typische Datenprobleme und Fehler hin, die bei der Interpretation von Umfragergebnissen durch Jugendforscher und Politikwissenschaftler entstehen können. Sie untersucht die Anteilswerte für das politische Interesse Jugendlicher anhand verschiedener empirischer Erhebungen, welche exemplarisch zeigen, wie groß die Abweichungen in den Randverteilungen zu einzelnen Variablen selbst bei Umfragen sein können, die im gleichen Jahr durchgeführt wurden. Angesichts dieser Abweichungen sollten Randverteilungen nach Meinung der Autorin grundsätzlich mit einer gewissen Skepsis interpretiert werden. Die Untersuchung langfristiger Trends in der politischen Sozialisation Jugendlicher verlangt methodisch komplexe Vorgehensweisen, die sowohl Längsschnittdaten als auch Vergleiche soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur 189 zwischen Altersgruppen voraussetzen. Die Politikwissenschaftler haben sich bisher nur auf die verfügbaren Repräsentativstudien und die Durchführung von Kohortenanalysen beschränkt, sich zu wenig in die öffentlichen Debatten über Jugend und Politik eingemischt und sehr selten eigene Jugendstudien durchgeführt. Die Autorin zeigt vor diesem Hintergrund einige Lösungsmöglichkeiten durch die Kombination von repräsentativen Bevölkerungsumfragen und Jugendstudien auf. (ICI2) [300-L] Hurrelbrink, Peter: Der 8. Mai 1945 - Befreiung durch Erinnerung: ein Gedenktag und seine Bedeutung für das politisch-kulturelle Selbstverständnis in Deutschland, Bonn: J. H. W. Dietz Nachf. 2005, 411 S., ISBN: 3-8012-5032-6 INHALT: Der Autor zeichnet die Ausdeutung des 8. Mai 1945 im Rahmen der öffentlichen Erinnerungskultur aus historischer Perspektive nach. Dazu hat er einerseits offizielle Reden und Stellungnahmen führender Funktionsträger anlässlich des Gedenktages, andererseits die Berichterstattung der wichtigsten Printmedien ausgewertet. Ergänzend wurde die private Wahrnehmung dieses Datums in ausgewählter Erinnerungsliteratur analysiert. Der Autor zeigt, dass in der DDR bereits kurz nach Kriegsende die Lesart der Befreiung der Ostdeutschen vom Faschismus durch die Sowjetunion dominierte. Die Frage nach der Schuld der Deutschen sei praktisch nicht thematisiert worden. Diese Interpretation habe sich rasch verfestigt und bis zur Wiedervereinigung dominiert. In der Bundesrepublik dagegen sei der 8. Mai bis in die 70er-Jahre hinein kein hervorgehobener Tag des öffentlichen Gedenkens gewesen. Danach habe sich jedoch eine zunehmend pluralistische Ausdeutung herausgebildet. Als wegweisend könne die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker aus dem Jahr 1985 gelten. Darin habe er Befreiung vor allem als innere Befreiung und damit Grundlage der Demokratie interpretiert. Nach der Wiedervereinigung sei das Kriegsende als Beginn der nun überwundenen Teilung Deutschlands betrachtet worden. In den letzten Jahren sei eine zunehmende Europäisierung der Erinnerung zu beobachten. Öffentliche Gedenkreden, so das Fazit des Verfassers, können 'in doppelter Hinsicht ein Medium der Demokratisierung sein' nämlich 'ein Spiegel des Wandels der politischen Kultur' und 'zugleich ein Faktor eben dieses Wandels' (362). (ZPol, NOMOS) [301-L] Kalberg, Stephen: Der Einfluss der politischen Kultur auf Fehlwahrnehmungen von Verbündeten und die Außenpolitik: die Vereinigten Staaten und Deutschland, in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 44/2006, H. 1, S. 85122 (Standort: USB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Geopolitische, innenpolitische und wirtschaftliche Interessen beeinflussen zweifelsohne sehr stark die Gestaltung der Außenpolitik einer Nation. Doch diese bekannten Faktoren allein erklären nur zum Teil deren Inhalte; nicht minder bedeutend sind auch die Hauptlinien der politischen Kultur eines Staates. Im Hinblick auf die beiden hier verhandelten Fälle - die Bundesrepublik Deutschland und die Vereinigten Staaten - wird diese These einerseits am Beispiel unterschiedlicher Staatsverständnisse und andererseits am Beispiel unterschiedlicher Gewichtungen der Dimension 'politisch-ethischen' Handelns überprüft. Die Hauptunterschiede dieser beiden Achsen, die aus längerfristigen historischen und kulturellen Entwicklungen 190 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur entstanden sind, verweisen jeweils auf eine Reihe einzigartiger Vorteile und Nachteile dieser politischen Kulturen. Nicht zuletzt diese Differenzen in den politischen Kulturen führen regelmäßig zu wechselseitigen strukturierten Fehlwahrnehmungen und Missverständnissen im Bereich der Außenpolitik. Ein Nachwort wendet den hier erörterten Ansatz an, um die wichtige Rolle moralischer Werte ('moral values') in der amerikanischen Präsidentschaftswahl vom November 2004 zu beleuchten." (Autorenreferat) [302-L] Kellermann, Kerstin: Politik und Spiritualität: auf der Suche nach einer friedliebenden Freiheit, (Ursprünge des Philosophierens, Bd. 11), Stuttgart: Kohlhammer 2005, 320 S., ISBN: 3-17-018935-2 (Standort: UB Bonn(5)-2006/3088) INHALT: Die Autorin versteht ihre Studie über die spirituellen Dimensionen des Politischen als Ursachenforschung zu den Selbstgefährdungen des Menschen in der Moderne. Sie geht von der Prämisse aus, dass der spezifischen Ausprägung jeder Kultur - so auch der politischen Kultur - ein bestimmtes Verständnis von Transzendenz zugrunde liegt. Die religiösen Reflexionen der Autorin stellen in diesem Sinne den Versuch dar, die Unauslöschlichkeit von Seelendimensionen hinsichtlich ihrer Relevanz für politische Kulturen und Identitäten aufzuzeigen. Damit rücken allgemeine Fragen, die aus politikwissenschaftlicher Sicht zunächst ungewöhnlich erscheinen, in den Mittelpunkt der politischen Philosophie. Bei der Untersuchung der Bedingungen und Chancen für politisches Denken und Handeln als kultureller Friedfertigkeit, die auch eine Revitalisierung des politischen Praxisbegriffs notwendig macht, ergeben sich folgende Leitfragen: (1) Kommt gemeinschaftlich die allem Lebensvollzug vorausliegende ursprüngliche Lebensgerichtetheit der Menschen ("religio") in der konkreten politischen Verfassung einer Gesellschaft zur Entfaltung? (2) Besteht darüber hinaus ein sinnstiftendes Maß zwischen der Vertikalität und der Horizontalität von existentiell-religiösen Lebensbezügen, d.h. unter anderem zwischen den überhistorischen und den gesellschaftlichgeschichtlichen Elementen und Werten? (3) Welche Rolle spielen dabei politische Selbst- und Weltbilder, politische Urteils-, Entscheidungs- und Handlungsweisen? Befördern oder behindern sie die Entfaltung ursprünglichen Lebens in der Gemeinschaft? (4) Mit welchen Erklärungs-, Entscheidungs- und Handlungsmustern, mit welchen Glaubens-, Wissens- und Wollensstrukturen wird Politik "gemacht"? Wovon sind diese abhängig und auf was oder wen beziehen sie sich eigentlich? (ICI2) [303-L] Klages, Johanna: Krise der politischen Repräsentation - die Macht der Medien, in: Lars Lambrecht, Bettina Lösch, Norman Paech (Hrsg.): Hegemoniale Weltpolitik und Krise des Staates, Frankfurt am Main: P. Lang, 2006, S. 115-124, ISBN: 3-631-54416-2 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5171) INHALT: Der Beitrag zur politischen Kultur zeigt auf, wie sich die Medien der Formen inhaltlicher Repräsentation im politischen Feld bemächtigen und auf diese Weise eine Krisensituation im politischen Willensbildungsprozess verursachen. Die Ausführungen basieren auf den von P. Bourdieu entwickelten Kategorien des symbolischen, sozialen und/oder politischen Kapitals und gliedern sich in folgende Punkte: (1) der Einfluss der Medien auf die öffentliche Meinung, (2) die Kräfteverhältnisse im politischen Feld, (3) die Besitzverhältnisse im media- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur 191 len Feld und das Verständnis vom Leser als Medienkonsumenten sowie (4) die Frage nach der Gewährleistung einer Autonomie des politischen Feldes. (ICG) [304-L] Kloyer-Heß, Ursula: Dichter auf den "Zinnen der Partei"?: die Rolle der Schriftsteller im Wahlkampf 2005, in: Die Politische Meinung : Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Jg. 51/2006, H. 3 = Nr. 436, S. 63-68 (Standort: USB Köln(38)-EP15460; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www. kas.de/db_files/dokumente/die_politische_meinung/7_dokument_dok_pdf_8013_1.pdf) INHALT: Der Beitrag erörtert die politische Kultur während des Bundestagswahlkampfes 2005 in Form von politischen Stellungnahmen seitens der Schriftsteller des Landes. Hier offenbart sich eine kontrovers geführte Grundsatzdebatte in den Feuilletons der maßgeblichen Tageszeitungen (FAZ, SZ, NZZ) über die Rolle des Schriftstellers bzw. ein differenziertes Verhalten im Wahlkampf. Während einige Literaten der jüngeren Generation sich öffentlich politisch äußern (E. Menasse, M. Maron u.a.), sieht insbesondere die ältere Generation (M. Walser, W. Jens u.a.) von einer Mitteilung ihrer politischen Position ab. In diesem Zusammenhang wird neben dem Selbstverständnis der Dichter insbesondere die Frage diskutiert, welche Einflussmöglichkeiten sich den Literaten im Wahlkampf bieten. Ein Blick auf die Teilnehmer zeigt ohnehin, dass der Anteil der Intellektuellen und Schriftsteller, die sich öffentlich zu einer politischen Seite bekennen, inmitten des eher willkürlich als vielseitig zusammengewürfelten Aufgebotes einer teilweise nur bedingt 'kulturschaffenden' Prominenz aus Jet Set, Film und Sport verschwindend gering ist. Vor diesem Hintergrund wird ferner die Frage erläutert, ob demzufolge die untergeordnete Medienpräsenz der Literaten als Indiz dafür gewertet werden muss, dass der Selbstanspruch der Schriftsteller als geistige Vorreiter den gesellschaftlichen Gegebenheiten kaum mehr entspricht. Scheint nicht vielmehr die Kluft zwischen Geist und Macht - trotz gegenteiliger Inszenierungsversuche in der vergangenen Legislaturperiode größer denn je? (ICG2) [305-L] Kotzé, Hennie; Toit, Pierre du: Civil society and democracy, in: Ursula J. van Beek (Hrsg.): Democracy under construction : patterns from four continents, Opladen: B. Budrich, 2005, S. 243-258, ISBN: 3-938094-24-9 (Standort: UB Bonn(5)-2005-8177) INHALT: Auf der Grundlage theoretischer Konzepte zur Zivilgesellschaft (Carothers) untersucht der Beitrag am Beispiel der fünf ehemaligen Transformationsländer Chile, Südkorea, Republik Südafrika, Polen und DDR die Frage nach dem Einfluss kultureller Faktoren auf Prozesse der Demokratisierung und ihrer weiteren Konsolidierung. Es geht insbesondere um die Frage, welche Rolle dabei die politische Kultur und die zivilgesellschaftlichen Faktoren spielen. Für jedes Land wird diese Frage aus historischer Perspektive analysiert; umfangreiche statistische Daten zum Sozialkapital eines jeden Landes werden vorgestellt und verglichen. Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen zwar die erfolgreiche Transformation zur Demokratie, nicht jedoch die Bildung einer Zivilgesellschaft mit genügend Sozialkapital, um eine Konsolidierung der Demokratie zu gewährleisten. Mit Ausnahme von Ostdeutschland kann sogar ein rückläufiges Sozialkapital verzeichnet werden, so zum Beispiel mangelndes Vertrauen in die Politik oder in gesellschaftliche Institutionen. Anlass zur Hoffnung gibt der steigende Toleranzpegel aufgrund pluraler Wertorientierungen, die letztendlich zu einem grö- 192 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur ßeren Vertrauenszuwachs und somit zur Entstehung einer zivilgesellschaftlichen Kultur beitragen könnten. (ICH) [306-L] Lee, Eun-Jeung: Korea im demokratischen Aufschwung: politische Kultur und Kulturdiskurse, (Mitteldeutsche Studien zu Ostasien, Bd. 10), Leipzig: Leipziger Univ.-Verl. 2005, 245 S., ISBN: 3-86583082-X (Standort: LB Wiesbaden(43)-06A1607) INHALT: Die Untersuchung beginnt mit einem historischen Überblick, der die frühe Geschichte Koreas bis zur Teilung 1945, den gesellschaftlichen Wertwandel im 20. Jahrhundert und schließlich den Aufstieg Südkoreas zu einer der größten Metropolen der Welt behandelt. Im Mittelpunkt der beiden folgenden Teile stehen die Analyse der politischen Kultur und der innerkoreanischen Diskurse über die politische Kultur des Landes. Hier geht es zunächst um die Bewertung des Diktators Park Chung Hee und die Entwicklung der e-democracy im Internet. Vor diesem Hintergrund werden Diskurse zur politischen Kultur mit unterschiedlichen Themen angesprochen: Reinterpretation der konfuzianischen Tradition, Projektion historischer Persönlichkeiten in die Gegenwart, nationale Teilung, Erfolge der koreanischen Populärkultur in Asien. (ICE2) [307-L] Matzker, Reiner; Reinecke, Siegfried (Hrsg.): Medienwissenschaft: T. 7, Öffentlichkeit, Partizipation, Politische Kultur, (Jahrbuch für Internationale Germanistik : Reihe C: Forschungsberichte, Bd. 8), Bern: P. Lang 2005, 164 S. INHALT: Angesichts von einschneidenden Veränderungen der politischen Kommunikation in den letzten Jahren (und Jahrzehnten), die maßgeblich durch Digitalisierung und Globalisierung des Mediensystems verursacht wurden, versuchen die Autoren die Folgen für die Demokratie, insbesondere deren partizipative Dimension zu eruieren. Dazu werden die Themenfelder politische Kultur, Kulturpolitik und Öffentlichkeit bearbeitet. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Bernd Hüppauf: Vorwort (7-10); Reiner Matzker / Siegfried Reinecke: Einleitung (11-14); Sigrun Anselm: Kann man sich von der Politik noch mehr wünschen, als von ihr verschont zu bleiben? (15-20); Rüdiger Hentschel: "Aufklärung und Aktion" - Randbemerkungen zur Aktualität eines Konzeptes direkter Demokratie (21-26); Reiner Matzker: Kompetenz oder Hypostase? Mediensystem, Bildungskultur und Kulturpolitik (27-70); Siegfried Reinecke: Partizipation durch direkte Demokratie und die Transformationen der politischen Kultur (71-80); Volker Mittendorf: Beteiligungsmuster bei Bürgerentscheiden - Positive Effekte auf die politische Kultur? (81-94); Karin Jöns: Europäische Demokratie in der Praxis (95-98); Reinhard Loske: Die Ästhetik der Ökologie - Umweltpolitik wird mehr und mehr zur Kulturpolitik (99-102); Narciss Göbbel: "Wir brauchen nur Geld, die Kultur machen wir dann. "Oder: Kultur muss man nur wollen (103-106); Volker Marwitz: Kann und darf deutsche Kulturarbeit im Ausland zur demokratischen Willensbildung beitragen? Zur Arbeit der Goethe-Institute Inter Nationes (107-110); Ursula Dreyer: Politische Kultur der zivilgesellschaftlichen Prozesse. Das Beispiel Attac (111-114); Gerd G. Kopper: Internet-Dienste und demokratische Kultur - Plädoyer für eine kritische Perspektive (115-124); Viktor Kittlausz: Zwischenräume des Antwortens - Überlegungen zu Technik, nicht-intendierten Handlungsfolgen und öffentlichen Aufmerksamkeiten (125-146); Klaus Hansen: Nicht das Erreichte zählt, das Erzählte reicht ... Kommunikation als Verblödung. Eine Polemik (147-156). soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur 193 [308-L] Mittendorf, Volker: Beteiligungsmuster bei Bürgerentscheiden - Positive Effekte auf die politische Kultur?, in: Reiner Matzker, Siegfried Reinecke (Hrsg.): Medienwissenschaft : T. 7, Öffentlichkeit, Partizipation, Politische Kultur, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 81-94 INHALT: Die Einführung anwendbarer direktdemokratischer Verfahren in Deutschland ist nach der These des Autors gleichzeitig sowohl Folge einer veränderten politischen Kultur als auch Grundlage für weitergehende Veränderungen in der Kultur demokratischer Willensbildung. Diese kann - so seine weitere These - als eine qualitative Verbesserung der demokratischen Diskussionskultur verstanden werden. Die gewählten Details in der Ausgestaltung direktdemokratischer Verfahren schöpfen jedoch die vorhandenen Demokratisierungspotentiale nicht aus oder stehen ihnen sogar tendenziell entgegen. Der Autor skizziert zur Verdeutlichung seiner Thesen zunächst die grundlegenden Verfahrensmerkmale der direkten Demokratie, um im Anschluss daran den politischen Kulturwandel in Bezug auf die direkte Demokratie zu betrachten. Er beschreibt ferner anhand von empirischem Material die Forschungslage zu Volksbegehren und Volksentscheiden im internationalen Vergleich. Er fasst abschließend die bisherigen Erfahrungen insbesondere mit Bürgerbegehren in Deutschland zusammen. (ICI2) [309-L] Notarp, Ulrike: Die deutsche politische Rede: eine exemplarische kultur- und diskurstheoretische Untersuchung anhand ausgewählter Reden von J. Rau, G. Schröder, K. Wowereit, J. Fischer, E. Stoiber, F. Merz und R. Koch, (Veröffentlichungen des Willy Brandt Zentrums für Deutschlandund Europastudien der Universität Wroclaw, Bd. 16), Wroclaw 2005, 109 S., ISBN: 83-229-26006 (Standort: Herder Inst. Marburg(Mb50)-06.2766; Graue Literatur) INHALT: Die Untersuchung versteht sich als Pilotstudie zur Analyse der deutschen politischen Kultur. Gegenstand der Diskursanalyse sind zehn Parlamentsreden prominenter westdeutscher Politiker aus den Jahren 2000 bis 2003. Der in diesen Reden repräsentierte deutsche Interdiskurs und der deutsche politische Spezial-Diskurs werden anhand folgender Diskurskategorien rekonstruiert: kulturelle Werte, Kollektiv- und Diskurssymbole, Ereigniskonstrukte, Normative, Stereotype, Oppositionen, Vergleiche. Die Untersuchung identifiziert die zentralen Komponenten des westdeutschen Wertekanons und zeigt, mit welchen Kollektivsymbolen zusammen die Werte den westdeutschen Interdiskurs steuern. Zudem wird anhand der Analyse von Normativen und Stereotypen sichtbar, wie der westdeutsche "Bereich des Normalen" aussieht. Die Untersuchung der Oppositionen zeigt, dass die westdeutsche Redeweise insgesamt sehr differenziert ist. (ICE2) [310-L] Oberndörfer, Dieter: Deutschland in der Abseitsfalle: politische Kultur in Zeiten der Globalisierung, (Herder Spektrum, Bd, 5551), Freiburg im Breisgau: Herder 2005, 189 S., ISBN: 3-451-05551-1 (Standort: ULB Münster(6)-MG15070/169) INHALT: Problemstau und Problemkomplexität bedrohen den Wohlstand, den sozialen Frieden und die politische Stabilität Deutschlands. Wenn Reformen und Problemlösungen nicht bald durchgesetzt werden, geraten nach Ansicht des Autors Deutschland in Europa und Europa in der Welt ins Abseits. Vor diesem Hintergrund befasst sich die Publikation mit der Frage der 194 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur nationalen Identität Deutschlands sowie der alternden Bevölkerung in Deutschland und Europa. Im ersten Teil wird die Bedeutung des Staatsverständnisses für die Bewältigung der Zukunft untersucht und der Gegensatz zwischen Nation und Republik dargelegt. Hierzu wird die Meinung vertreten, dass Deutschland nicht im überlieferten Selbstverständnis als fiktive überzeitliche Gemeinschaft einer ebenfalls fiktiven homogenen Nation verharren darf. Deutschland muss sich als Republik, als territorialer Zweckverband für ein menschenwürdiges Leben seiner Bürger, definieren und sich mehr als bisher für Zuwanderung und kulturelle Vielfalt öffnen. Das Knochengerüst der Einheit und Einigung Europas und Deutschlands müssen die jeweiligen Verfassungen und deren normatives Fundament, die Menschenrechte, werden. Die überlieferten Nationalstaatsideologien verhindern die politische Einigung Europas. Die Veränderungen, die sich aus der Demographie der Weltbevölkerung und Europas ergeben, legen jedoch die politische Einigung Europas nahe. Im zweiten Teil wird mit der demographischen Entwicklung das zentrale Problem der Zukunft Deutschlands und Europas thematisiert und entsprechende Handlungsmaßnahmen genannt. Der zu beobachtende Prozess der schrumpfenden und alternden Bevölkerungen in Deutschland und Europa muss durch Zuwanderung und vermehrte Geburten aufgehalten werden. Ferner gilt eine dynamische Wirtschaft als Voraussetzung weiterer Zuwanderung, so dass die Fehler der sozialen Marktwirtschaft abgebaut werden müssen, nicht aber sie selbst. Im Globalisierungsprozess haben die Europäer nur durch politischen Zusammenschluss eine Chance, Akteure der internationalen Politik zu bleiben. Angesichts der gewaltigen Möglichkeiten von Wissenschaft und Technik, die Lebenswelten und sogar die Biologie der Menschen zu verändern, muss außerdem der Dialog von Wissenschaft und Politik verstärkt werden. (ICG2) [311-L] Ohlmeier, Bernhard: Kinder auf dem Weg zur politischen Kultur: politisch(relevante)e Sozialisation durch Institutionalisierung einer demokratischen Streitkultur in der Grundschule, (Schriften zur Sozialisationsforschung, Bd. 3), Hamburg: Kovac 2006, 517 S., ISBN: 3-8300-2200-X (Standort: UB Bonn(5)-2006/6157) INHALT: "Politische Bildung in der Grundschule bedarf einer sozialisationstheoretischen Fundierung. Dementsprechend ermittelt der Verfasser umfangreiche Perspektiven zur Aufklärung über grundschulkindliche Schritte auf dem Weg zu einer demokratischen politischen Kultur. Auf der Basis eines interdisziplinären Ansatzes widmet sich der empirische Teil der Arbeit der Institutionalisierung einer demokratischen Streitkultur in der Grundschule. Den forschungs- und unterrichtsmethodischen Zugang stellt die so genannte Klassenkonferenz dar, die hier als gemeinsame Beratung und Entscheidung über Anliegen, Probleme und Vorhaben der Schulklasse einschließlich ihrer Klassenlehrkraft verstanden wird." (Autorenreferat) [312-L] Pelinka, Anton: Die Politik der politischen Kultur, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 35/2006, H. 3, S. 225-235 (Standort: USB Köln(38)-XE00150; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Beitrag geht von einem Verständnis von Politischer Kultur aus, das im Wesentlichen von Almond, Verba und Powell bestimmt wird. Dabei wird die Existenz von Subkulturen territorialer und nicht-territorialer Art ebenso hervorgekehrt wie die Bedeutung von Kon- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur 195 fliktlinien ('cleavages') für die Entwicklung politischer Identitäten. Die Aspekte des Fehlens einer umfassenden Politischen Kultur Europas (bzw. der Europäischen Union) werden beschrieben. Auf Österreich eingehend, arbeitet der Artikel die Elemente des Wandels der Merkmale heraus, die lange Zeit hindurch als spezifische Eigenschaften der Politischen Kultur Österreichs gegolten haben. Die abnehmende Bedeutung der Subkulturen steht für eine Transformation der politischen Sozialisation und für einen Rückgang traditioneller politischer Loyalitäten. Dabei wird auch die Rolle der österreichischen Kulturpolitik und der kulturellen Hegemonie diskutiert." (Autorenreferat) [313-L] Pickel, Gert: Die ostdeutsche Jugend - im deutschen Vergleich besonders verdrossen oder auf dem Weg in eine gemeinsame politische Kultur?, in: Edeltraud Roller, Frank Brettschneider, Jan W. van Deth (Hrsg.): Jugend und Politik: "Voll normal!" : ein Beitrag der politischen Soziologie zur Jugendforschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 99-131, ISBN: 3-531-14383-2 (Standort: UB Dortmund(290)-Fn28187) INHALT: In Bezug auf die Politikverdrossenheit von ostdeutschen Jugendlichen stehen sich in der Forschung insbesondere zwei Hypothesen gegenüber: Zum einen wird aus sozialisationstheoretischer Sicht angenommen, dass die im Sozialismus internalisierten Werte für die Unterschiede der Einstellungen zum demokratischen System in West- und Ostdeutschland verantwortlich sind. Auf der Gegenseite steht die Situationshypothese, welche die Differenzen bei der Beurteilung der Demokratie in West- und Ostdeutschland vor allem mit der sozioökonomischen Lage der Jugendlichen erklärt. Folgt man diesen Überlegungen, so stellt sich den Autoren zufolge die Frage, ob frühere Sozialisationsmuster des Sozialismus überhaupt noch Bedeutung für die heutigen Einstellungen der jungen Staatsbürger in Ostdeutschland besitzen und inwieweit negative persönliche Erfahrungen in der Wendezeit Auswirkungen auf die Wertorientierungen und Einstellungen der Jugendlichen haben. Sie überprüfen die Sozialisations- und Situationshypothese anhand von empirischen Daten aus verschiedenen ALLBUSUmfragen und betrachten dabei fünf Dimensionen von Politikverdrossenheit: Diffuse Politikverdrossenheit, politische Involvierungsverdrossenheit, Politikerverdrossenheit, Staatsverdrossenheit und Demokratieverdrossenheit. (ICI2) [314-L] Pickel, Susanne; Pickel, Gert: Politische Kultur- und Demokratieforschung: Grundbegriffe, Theorien, Methoden ; eine Einführung, (Lehrbuch), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 313 S., ISBN: 3-8100-33553 (Standort: UB Bonn(5)-2006-6883) INHALT: "Nicht erst seit der Transformation der politischen Systeme in Osteuropa wird dem schon in den 1950er Jahren entwickeltem Ansatz der politischen Kulturforschung wieder größere Aufmerksamkeit geschenkt. Seine zentrale Frage richtet sich auf die Herstellung und Bedingungen der Stabilität eines politischen Systems. Neuere Betrachtungen implizieren die Integration der politischen Kulturforschung in die Überlegungen der vergleichenden empirischen Demokratieforschung als eine grundsätzlich Staaten und Regionen vergleichende Form der Analyse. Sie besitzt somit eine methodische, aber auch inhaltliche Breite wie kaum ein anderer politikwissenschaftlicher Forschungsansatz. Die Zielstellung der Vorgehensweise politischer Kulturforschung bezieht sich vor allem auf die subjektiven Einstellungen der Bevöl- 196 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur kerung, welche der Grundpfeiler für die zukünftige Konsolidierung, Akzeptanz und Aufrechterhaltung der existierenden Staatsformen, aber auch der Demokratie als Konzept an sich sind. Das vorliegende Buch schafft durch die Integration der theoretischen Grundprämissen des Ansatzes der politischen Kulturforschung, der Darstellung seiner Einbindung in die international vergleichende Demokratieforschung, dem Aufzeigen seines methodischen Vorgehens und der Explikation der wichtigsten internationalen Vergleichsergebnisse eine breit gefächerte Diskussionsgrundlage für Forschung und Lehre." (Autorenreferat) [315-L] Priester, Karin: Der Populismus des 21. Jahrhunderts, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 51/2006, H. 11, S. 1319-1333 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag zur politischen Kultur befasst sich mit dem Phänomen des Populismus im postmodernen Europa. Die Krise des europäischen Wohlfahrtsstaats und das Ende des sozialdemokratischen Zeitalters werfen Fragen nach neuen Formen gesellschaftlicher Integration und Steuerung auf, was zur Suche nach 'dritten Wegen' zwischen Staat und Gesellschaft führt. Kulturell profitieren Populisten überdies von postmodernen, auf Dezentralisierung, Pluralisierung und normative Anti-Staatlichkeit setzenden Zeitströmungen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob der Populismus der dritte Weg von rechts ist, oder ob sich auch ein linker Populismus abzeichnet und was diesen von linkssozialistischen Konzepten unterscheidet. Die Beantwortung umfasst folgende Punkte: (1) die Philosophie des Populismus, (2) das Verhältnis von Staat und Volk, (3) Postmoderne und Populismus, (4) Populismus als Phänomen der Moderne und Kind ihrer Krise, (5) Populismus und das sozialdemokratische Jahrhundert, (6) der niederländische Populist Pim Fortuyn, (7) der postmoderne Populismus der Mitte sowie (8) Populismus und Neoliberalismus. Der Populismus ist nur einer von zahlreichen Versuchen, einen dritten Weg jenseits der alten Staatlichkeit zu beschreiten. Im europäischen Kontext ist die populistische Variante der 'dritte Weg von rechts'. Populistische Parteien als Agenda-Setter sind dabei in der Lage, bisher vernachlässigte Themen auf die Tagesordnung zu setzen. (ICG2) [316-L] Reinecke, Siegfried: Partizipation durch direkte Demokratie und die Transformationen der politischen Kultur, in: Reiner Matzker, Siegfried Reinecke (Hrsg.): Medienwissenschaft : T. 7, Öffentlichkeit, Partizipation, Politische Kultur, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 71-79 INHALT: Der Autor kommentiert einige Aspekte der gegenwärtigen Diskussion über die politische Kultur in der Bundesrepublik, die sich auf die Stärkung der Partizipation der Bürger und des zivilgesellschaftlichen Engagements außerhalb von Parteien bezieht. Die politische Kultur scheint nach seiner Einschätzung derzeit eine Chance zu haben, durch ein höheres Maß an direkter Demokratie auf ein neues Niveau gehoben zu werden. Das zu beobachtende Unbehagen an der politischen Kultur und die Suche nach Alternativen zur Gestaltung des Politischen ist vor allem auf folgende Entwicklungen zurückzuführen, die der Autor jeweils kurz skizziert: (1) die konstitutionelle Ordnung der Bundesrepublik und ihre Legitimitätskrisen, (2) eine steigende Tendenz in Richtung eines neokorporatistischen Politikstils, (3) eine Tendenz soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur 197 zur Entmachtung der Parlamente, (4) die Formalisierung der Politik und (5) die Dominanz eines normalistischen Dispositivs. (ICI) [317-L] Schaller, Susanne: Der Einfluss von Korruption auf die Einschätzung des politischen Regimes am Beispiel Estlands und Litauens, (Arbeitspapiere des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin, Arbeitsschwerpunkt Politik, H. 58), Berlin 2006, 35 S. (Graue Literatur; URL: http://userpage.fuberlin.de/~segbers/downloads/working_papers/AP58.pdf) INHALT: "In dieser Arbeit werden die Auswirkungen von Korruption auf die durchschnittliche Bewertung des Regierungssystems untersucht. Als theoretischen Hintergrund wird auf das Konzept der politischen Kultur und insbesondere auf David Eastons Konzept der diffusen Unterstützung zurückgegriffen. Es wird argumentiert, dass ein hohes Maß an Korruption sich negativ auf die diffuse Unterstützung und damit letztendlich auf die Stabilität des Systems auswirken kann. Basierend auf Umfragedaten des 'New Baltic Barometers', dem 'Corruption Perceptions Index' sowie auf den 'Governance Indicators' der Weltbank wird eine vergleichende Fallstudie in Estland und Litauen durchgeführt. Es wird gezeigt, dass Korruption negativ mit der durchschnittlichen Bewertung des Systems korreliert und somit ein Hindernis für die Konsolidierung junger Demokratien darstellen kann." (Autorenreferat) [318-L] Schütze, Stephanie: Die andere Seite der Demokratisierung: die Veränderungen politischer Kultur aus der Perspektive der sozialen Bewegung der Siedlerinnen von Santo Domingo, Mexiko-Stadt, (Fragmentierte Moderne in Lateinamerika, Bd. 1), Berlin: ed. tranvia 2005, 296 S., ISBN: 3-925867-953 (Standort: UB Münster Sozialwiss. Zweigbibl.(6A)-MI72075-1) INHALT: "Mexikanische Sozialwissenschaftler/-innen gehen davon aus, dass die in den letzten Jahrzehnten entstandenen sozialen Bewegungen zur Pluralisierung der politischen Öffentlichkeit des Landes und zum Aufkommen einer 'neuen politischen Kultur' Mexikos beitrugen (Alonso 1994; Olvera Rivera 1999). Diese unterscheide sich von der PRI-dominierten politischen Kultur, die vom staatlichen Klientelismus, von der Dominanz des autoritären Staates und von der Inkorporierung der Bevölkerung in das Staatsprojekt gekennzeichnet war. Durch die politischen Aktivitäten der bisher marginalisierten sozialen Akteur/-innen habe sich eine demokratische Organisationskultur herausgebildet, die eine neue Beziehung zwischen der zivilen Gesellschaft und dem politischen System herstelle und die neue Räume der politischen Partizipation schaffe. Ob die politischen Transformationsprozesse tatsächlich zu grundlegenden Veränderungen im Denken und Handeln der sozialen Akteur/-innen führen, möchte ich im Folgenden in Bezug auf die Frauen der Siedlung Santo Domingo überprüfen. Auf der Grundlage der ethnographischen und interviewbasierten Forschung in der Siedlung Santo Domingo untersuche ich die politisch-kulturelle Seite des mexikanischen Transformationsprozesses.' Im Gegensatz zu Transformationstheorien, deren Forschungsschwerpunkt sich oftmals nur auf die Rolle des Staates und das rationale Handeln der Eliten bezieht, betrachte ich die politischen Transformationsprozesse aus der alltagsweltlichen Perspektive der sozialen Akteur/-innen (Salazar C. 2001; Merkel 2000; Merkel, Puhle 1999). Der Perspektivenwechsel ermöglicht ein anderes Verständnis des Transformationsprozesses. Denn nur die alltäglichen Erfahrungen der sozialen Akteur/-innen, ihre Kommunikation untereinander und ih- 198 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.9 Politische Kultur re Interaktion mit den Regierungsinstanzen können Aufschluss über den Wandel politischer Kultur, d.h. über den Demokratisierungsprozess 'von unten', geben." (Textauszug) [319-L] Schwaabe, Christian: Die deutsche Modernitätskrise: politische Kultur und Mentalität von der Reichsgründung bis zur Wiedervereinigung, München: Fink 2005, 572 S., ISBN: 3-7705-4119-7 INHALT: 'Es besteht für uns kein Zweifel, dass wir nach unserer Herkunft und nach unserer Gesinnung zur westeuropäischen Welt gehören' zitiert der Autor aus der ersten Regierungserklärung Adenauers 1949 - eine zukunftsweisende Devise, zum damaligen Zeitpunkt aber 'ein wenig geschönt' (415). Vielmehr habe die Ablehnung des westlichen Liberalismus lange zu den wenigen Konstanten der politischen Kultur in Deutschland gezählt. Auf der 'Negativfolie' (11) des Liberalismus, der untrennbar zur Moderne gehöre und die politische Antwort auf die pluralistische Gesellschaft sei, erklärt der Autor den mentalen Untergrund, auf dem Ideen, Ideologien und Ordnungsvorstellungen wurzelten. Angesichts der diagnostizierten Modernitätskrise und des mit ihr einhergehenden Scheiterns der Weimarer Republik fragt er, warum das Prinzip der liberalen Demokratie in Deutschland lange Zeit so wenig Freunde fand. Die Analyse basiert auf einer umfassenden Synthese bisheriger Erklärungen, aus denen der Autor die mentalitätsgeschichtliche Quintessenz zieht. Es beginnt mit einer 'missglückten Gewöhnung an eine leidlich liberale Moderne' (188) im Kaiserreich und der politischen Radikalisierung des Unbehagens; der 'Aufmarsch des deutschen Nationalismus' (262) habe auf die Vernichtung aller politischen Formen des Liberalismus gezielt. In der Weimarer Republik sei Zuflucht in der 'Heimat' oder der 'Gemeinschaft' gesucht worden, während gleichzeitig immer weniger gemeinschaftlich gehandelt worden sei. Diese Republik sei an einem fehlenden Konsens zugrunde gegangen, die Demokratie, assoziiert mit wirtschaftlichen Krisen, den kleinbürgerlichen Ängsten zum Opfer gefallen. Das Dritte Reich habe diese Ängste aufgefangen und als 'Konsensdiktatur' (358) die Deutschen mental vereinnahmt. Seit 1945 sei zwar ein tief greifender Wandel der politischen Kultur festzustellen. Dennoch bleibe die Frage nach den Sicherheit spendenden Bindungen des Einzelnen an die Moderne und damit an die liberale Demokratie. (ZPol, NOMOS) [320-L] Sturm, Roland: Tony Blair's style of government, in: Bernd Lenz (Hrsg.): New Britain : politics and culture, Passau: Stutz, 2006, S. 25-38, ISBN: 3-88849-253-1 (Standort: UB Paderborn(466)-LWUD1095) INHALT: Der Beitrag zur politischen Kultur in Großbritannien beleuchtet den Regierungsstil des amtierenden Premierministers T. Blair von New Labour. In das Thema einführend, wird zunächst die Rolle des Premierministers in britischen Regierungen und deren Politik beschrieben. Im Anschluss folgt ein Blick auf das Ministerium bzw. die Administration des Regierungsoberhauptes sowie des Kabinetts. Auf Grundlage der Regierungs-Maschinerie und ihrer Entwicklungen wird abschließend die Frage nach der Substanz von Blairs Politikstil erörtert. In diesem Zusammenhang wird die kontrovers diskutierte Schlussfolgerung erläutert, wonach der öffentliche Dienst und das Kabinett unter Blair an Boden verloren haben und damit insbesondere das Informationsmanagement eingeschränkt wurde. (ICG) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur 199 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur [321-F] Becker, Tanja (Bearbeitung): Organisationaler Wandel und Unternehmenskultur. Der Einfluss von Unternehmenskultur und mikropolitischen Handlungsstrukturen auf organisationale Veränderungsprozesse am Beispiel eines deutschen Einzelhandelskonzerns INHALT: Wie sind einschneidende Veränderungen in Unternehmen durchsetzbar? Welche hemmenden und fördernden Faktoren lassen sich bei Veränderungsprozessen beobachten? Welche Rolle spielt dabei die Unternehmenskultur und wie wirken sich Veränderungen auf lokale Interessen- und Machtkonstellationen aus? Das Vorhaben des Dissertationsprojektes ist es, anhand einer empirischen Organisationsstudie in einem deutschen Einzelhandelskonzern, welcher Ende der 90er Jahre von einem Finanzinvestors übernommen wurde und seit dem in starken Veränderungen begriffen ist, das Konzept eines neuen integrierten Organisationskulturansatz zu entwickeln um die Veränderungen im Konzern seit der Übernahme beschreiben und erklären zu können. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Die Autorin stützt sich unter Verwendung von qualitativen Interviews und teilnehmender Beobachtung auf den Organisationskultur-Ansatz von Edgar Schein (1995) und die Strategische Organisationsanalyse von Michel Crozier und Erhard Friedberg (1993), sowie den Organisatorischen Ansatz von Erhard Friedberg (1995) und versucht damit eine Zusammenführung zweier unterschiedlicher Denkrichtungen in der Organisationsforschung. 1. Ansätze zur Unternehmenskultur gehen davon aus, dass Organisationen, wie Gruppen allgemein, im Laufe ihrer Entwicklung zur Erreichung ihrer Ziele Handlungsprinzipien, Wertvorstellungen und Annahmen über das richtige Wirtschaften herausbilden, welche ihre Funktionsweise und ihr Wesen bestimmen, d.h. Ausdruck ihrer Kultur sind. Diese geteilten Grundannahmen über das "richtige" Wirtschaften, so der amerikanische Organisationspsychologe Edgar Schein, geben Auskunft darüber, wie eine Organisation mit sich wandelnden Anforderungen umgeht (Schein 1985). Zur Erforschung von organisationalen Veränderungen müsse darum die Kultur eines Unternehmens betrachtet werden. Die Funktionsweise einer Organisation scheint jedoch nicht allein von den geteilten Grundannahmen ihrer Mitglieder abhängig zu sein. 2. Mikropolitische Ansätze sehen das organisationale Handeln als Ausdruck der individuellen Handlungsstrategien der Organisationsmitglieder; d.h. der verhandelten, strategischen Interaktionen der Akteure anhand ihrer individuellen Ziele und Präferenzen innerhalb struktureller Rahmenbedingungen. Durch die Analyse von Beziehungs- und Machtkonstellationen werden Handlungsfreiräume und -zwänge sichtbar, die das Handeln der Akteure im Kontext der Organisation erklären. Michel Crozier und Erhard Friedberg (1979) betrachten die konkreten Strategien der Mitarbeiter zur Durchsetzung ihrer individuellen Ziele. Ihr Ansatz, der von Friedberg (1995) weiterentwickelt wurde, verbindet Akteurs- und Systemperspektive und betrachtet das Handeln in Organisationen als Ausdruck rationaler Strategien im Rahmen von strukturellen Spielzwängen. Die Funktionsweise von Unternehmen erscheint demzufolge als Ergebnis von Aushandlungsprozessen auf der Basis von Macht und Interessen. Betrachtet man beide Erklärungsrichtungen, so erscheint das Handeln in Unternehmen also einerseits bestimmt durch die Kultur, andererseits scheinen Akteure ihren individuellen Präferenzen und Nutzenkalkülen innerhalb bestimmter Handlungsspielräume zu folgen. Will man die Funktionsweise organisationaler Vorgänge und Veränderungsprozesse analysieren und die Innovations- und Lernfähigkeit von Organisationen einschätzen, so bedarf es daher eines erweiterten, kombinierten Ansatzes, welcher sowohl die kulturellen Einflussfaktoren als auch soziale, 200 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur mikropolitische Faktoren, d.h. Handlungsstrukturen mit einbezieht. Diesen zu entwickeln, sucht die Autorin durch ihr Forschungsprojekt. ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft; Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Internationales Promotions-Centrum Gesellschaftswissenschaften (Robert-Mayer-Str. 5, 60054 Frankfurt am Main) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected]) [322-L] Brinkmann, Ulrich: "Shared values" oder "shareholder value"?: die Untauglichkeit der "Unternehmenskultur" als Integrationstechnik, in: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst : Industrie- und Betriebssoziologie, Bd. 2/2006, S. 11-34 (URL: http://www.gesis.org/Information/soFid/pdf/Industrie _2006-2.pdf) INHALT: Der Beitrag thematisiert, wie sich der Diskurs über die Unternehmenskultur von seinen Anfängen 1980 über den Höhepunkt 1996-1998 bis zu seinem heutigen Niedergang entwickelt hat. Der Aufstieg des Konzeptes verknüpfte sich mit den zeitgenössischen sozioökonomischen Kontexten und Diskursen, aber auch mit den teilweise schon jahrzehntealten Traditionen. Unternehmenskulturansätze stellten sowohl eine Management-Modeerscheinung als auch einen Antwortversuch auf die Produktivitätskrisen der fordistischen Produktionsweise dar. Innerbetrieblich ermöglichten sie es dem Top-Management, die Machtposition aufgrund seiner strategischen Vorherrschaft zu sichern. Dies insbesondere dann, wenn es ihm gelang, eine temporäre Koalition mit der Belegschaft zu schließen, die ihrerseits auf eine erweiterte Partizipation an und Einbindung in unternehmensrelevante Entscheidungen hoffte. Die Popularität der "Kultur"-Kategorie in der Organisationsforschung wird zudem in den Kontext des vermehrten Rückgriffs auf kulturalistische Erklärungsmuster im Zuge des cultural turns vieler sozialwissenschaftlicher Disziplinen sowie des Aufstiegs der cultural studies gerückt. Es wird allerdings festgehalten, dass kulturzentrierte Ansätze - sieht man einmal von ihrer populären Variante der corporate culture ab - in den wirtschaftswissenschaftlichen Diskursen lediglich eine marginale Position besetzen. Und auch in der Organisationsforschung ist die "KulturPerspektive" nicht dominant geworden. Der Niedergang des Konzepts wird am Wechsel der Mode ebenso festgemacht wie am Versuch des Top-Managements, die betrieblichen Machtverhältnisse wieder zu seinen Gunsten zu verschieben. In der Beschäftigtenperspektive ist es vor allem der instrumentelle Gebrauch des Unternehmenskulturansatzes durch das Management, der eine vermehrte Skepsis und Angst vor Manipulation hervorrief. Überdies wird festgehalten, dass ambitionierte Unternehmenskulturansätze wie andere "weiche" ManagementKonzepte Opfer eines ideologischen backlashs im Zuge der Formierung eines Neuen Produktionsmodells wurden, in dem sich die Dominanz der Orientierung am shareholder value und der short-run Ökonomie andeutet. (ICD2) [323-L] Dreher, Jochen: Fusionierung der Kulturen?: interkulturelle Irritationen im Automobilunternehmen von DaimlerChrysler, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1469-1477, ISBN: 3-593-37887-6 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur 201 INHALT: "Im Zusammenhang mit aktuellen Bestrebungen von Wirtschaftskonzernen insbesondere im Automobilsektor, durch eine globale Präsenz deren Überleben zu sichern - mit dem Ergebnis einer Vielzahl von Fusionen und Joint Ventures -, rückt die Thematik der Interkulturalität von Arbeitsmilieus in multinationalen Unternehmen in den Fokus speziell des gegenwärtigen Managementdiskurses. Eine der bedeutendsten Unternehmensfusionen, welche besonders viel Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit erregte, war der Zusammenschluss von Daimler-Benz und Chrysler, der von der Chefetage des neu geschaffenen Weltkonzerns als 'Hochzeit im Himmel' gefeiert wurde. Ausgehend von Erkenntnissen einer qualitativen empirischen Untersuchung der 'Interkulturalität' und 'interkulturellen Kommunikation' im Bereich des internationalen Managements bei DaimlerChrysler wird im Rahmen des Vortrages gezeigt, welche kulturellen Kategorisierungen - beispielsweise 'National-' oder 'Unternehmenskultur' für die dortigen individuellen Akteure für ihre Fremd- und Selbstbeschreibung relevant bzw. handlungsleitend sind. Die Forschungsstudie konzentriert sich auf eine Rekonstruktion der Grundüberzeugungen und Weltanschauungen der individuellen Manager sowie auf deren Identifikation mit kulturellen Zuschreibungen bzw. Symboliken innerhalb der Organisation. Entgegen vielerlei Annahmen des Diversity Managements wird bezüglich des Zusammenschlusses von Daimler und Chrysler erkennbar, dass national- und unternehmenskulturelle Differenzen und Diskrepanzen aus der Sicht der Führungskräfte nahezu unüberwindbar sind und die Kooperation beider Seiten einschränken. Die Identifikation mit Daimler als klassischem deutschen Prestige-Automobilhersteller wird konfrontiert mit der Zugehörigkeit zum traditionell amerikanischen Chrysler-Konzern - eine Distanzierung von der nationalen Perspektiven zugunsten des Gesamtkonzerns kann kaum festgestellt werden. Die prinzipielle Unüberwindbarkeit der Nationalkulturen in interkulturellen Arbeitsmilieus zeichnet sich ab; die Vision einer neuen Unternehmenskultur erweist sich als ausgesprochen problematisch." (Autorenreferat) [324-L] Geppert, Mike: Kultur und Organisation: in international vergleichender Perspektive, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3235-3246, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Der Vortrag diskutiert die Bedeutung unterschiedlicher kultureller and institutioneller Einflüsse auf Management und Organisation. Ausgehend von einer kritischen Rezeption kontingenztheoretisch orientierter Studien in der internationalen Managementforschung wird kurz auf die Bedeutung und Grenzen kulturalistischer Vergleichsstudien eingegangen, um dann ausgiebig auf die Bedeutung institutionalistischer Erklärungsansätze, für Verständnis organisatorischer Entwicklungstendenzen in international operierenden Unternehmen einzugehen. Ziel dieses Beitrages ist es, die jüngere und vorwiegend englischsprachige Diskussion über den Einfluss von Institutionen und unterschiedlichen lokalen Rationalitäten auf Organisations- und Managementprozesse in multinationalen Unternehmen (MNU) aufzuarbeiten. Es werden die Grundlagen, wesentliche Ansätze, Kernaussagen und Konsequenzen des 'europäischen' und 'amerikanischen' Institutionalismus dargestellt. Insbesondere wird dabei die Bedeutung aber auch Grenzen dieser beiden Ansätze für die Analyse von Veränderungsprozessen in MNU skizziert und evaluiert. Im Vergleich zum noch dominanten 'evolutionären Paradigma' in der internationalen Managementforschung werden die institutionellen Einflüsse auf Managementprozesse in MNU anhand von drei verschiedenen Aspekten diskutiert: dem Ein- 202 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur fluss des Heimatlandes, der Macht und Autonomie von Tochtergesellschaften, sowie der Entstehung transnationaler sozialer Räume." (Autorenreferat) [325-L] Hasse, Raimund: Der Neo-Institutionalismus als makrosoziologische Kulturtheorie, in: Konstanze Senge, KaiUwe Hellmann (Hrsg.): Einführung in den Neo-Institutionalismus, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 150-159, ISBN: 3-531-15070-7 INHALT: Der Neoinstitutionalismus ist eine makrosoziologische Perspektive in dem Sinne, dass er die Strukturen und Prozesse von Organisationen nicht aus der Perspektive der jeweils Handelnden analysiert, sondern davon ausgeht, dass die Bedingungen der Möglichkeit organisationalen Handelns gesellschaftlich erzeugt werden und keineswegs bloße Kreationen rein rational kalkulierender Akteure sind. Sie kann als Gegenentwurf zu funktionalistischen Ansätzen verstanden werden. Die Umweltperspektive des Neoinstitutionalismus richtet sich auf "weiche Faktoren" wie Werte, Normen und Ideale guter Praktiken des Organisierens. Diese kulturelle Prägung gilt ausdrücklich auch für moderne Gesellschaften und deren hohe Wertschätzung für Wissenschaft und Technik. (ICE2) [326-L] Henrich-Franke, Christian: Organisationskultur und Vertrauen in den internationalen Beziehungen: Anknüpfungspunkt für einen interdisziplinären Dialog?, in: Geschichte und Gesellschaft : Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft, Jg. 32/2006, H. 3, S. 344-363+ (Standort: USB Köln(38)-Einzelsignatur; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Die International Telecommunication Union (ITU), eine Unterorganisation der UNO zur weltweiten Zuweisung von Radiofrequenzen, entwickelte in den 1950er und 1960er Jahren eine besondere Organisationskultur, die es ihr erlaubte, ihre Aufgaben auch zu Hochzeiten des Kalten Krieges zu erfüllen. Anhand dieses Beispiels wird hier der Versuch unternommen, einen interdisziplinären Dialog zwischen der soziologischen Erforschung von Organisationskulturen und der Neuen Institutionenökonomie zu initiieren. Insbesondere wird gefragt, welcher der beiden Ansätze besser geeignet ist, die Entscheidungsprozesse in Organisationen zu erklären. (ICEÜbers) [327-L] Hiller, Petra: Organisierte kulturelle Differenzen, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3225-3234, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Eine in der Organisationssoziologie prominent gewordene Sichtweise auf Organisationen ist mit dem Begriff 'Organisationskultur' verbunden. Was man als 'verschieden' beobachten kann, lässt sich in dieser Perspektive als Reproduktion kultureller Unterscheidungen beschreiben - als Mechanismus der Ausdifferenzierung von Organisationen. Von anhaltendem Interesse ist dabei die Frage, auf welche Weise sich das, was hier mit 'Kultur' umschrieben wird, in eine Theorie der Organisation einarbeiten lässt. Der Vorschlag der Verfasserin soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur 203 besteht darin, den Zugriff über kulturelle kognitive Schemata zu wählen. Man landet dann bei einer wissenssoziologischen Neubeschreibung der Organisation, die auf die unentscheidbaren Voraussetzungen des Entscheidens rekurriert." (Autorenreferat) [328-L] Hölscher, Michael: Wirtschaftskulturen in der erweiterten EU: die Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger im europäischen Vergleich, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 285 S., ISBN: 3-53114791-9 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5200) INHALT: Vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung 2004 analysiert die Studie wirtschaftskulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede im europäischen Vergleich. Es wird der Frage nachgegangen, ob und in welchem Maße die neuen Mitgliedsländer und die Beitrittskandidaten der EU im Bereich der Wirtschaft kulturell zu den Kernmitgliedern passen. Die Frage der kulturellen Passung setzt die Definition eines normativen Bezugspunktes voraus. Dazu wird im ersten Schritt das kulturelle Selbstverständnis aus dem Primär- und Sekundärrecht rekonstruiert. Es wird inhaltlich bestimmt, welche Vorstellungen die EU im Hinblick auf die Ökonomie entwickelt hat. Dieses Skript der EU wird im zweiten Schritt anhand international erhobener, repräsentativer Bevölkerungsumfragen operationalisiert. Als Datengrundlage dient die European Values Study von 1999/2000, an der 33460 Personen aus 28 Ländern teilnahmen. Dies ermöglicht den Vergleich der Vorstellungen der EU zur Gestaltung der ökonomischen Sphäre mit den Werten und Einstellungen zur Wirtschaftsordnung in den Mitgliedsländern, den Beitrittskandidaten und der Türkei. Die Untersuchung geht somit der Frage nach, wie stark die von der EU präferierte Wirtschaftsordnung von den BürgerInnen der Mitgliedsländer und der Beitrittskandidaten unterstützt wird und ob es signifikante Unterschiede zwischen den Ländern gibt. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer sinnvollen Klassifikation der Länder anhand ihrer Wirtschaftskulturen. Im dritten Schritt werden abschließend die gefundenen Übereinstimmungen der Länder mit den EU-Positionen bzw. auftretende Unterschiede erklärt. (ICG2) [329-L] Loer, Thomas: Zum Unternehmerhabitus: eine kultursoziologische Bestimmung im Hinblick auf Schumpeter, (Studienhefte des Interfakultativen Instituts für Entrepreneurship an der Universität Karlsruhe, H. 3), Karlsruhe: Univ.-Verl. Karlsruhe 2006, 38 S., ISBN: 3-86644-026-X INHALT: "Unternehmerisches Handeln ist soziologisch gesehen ein Typus des Handelns, der unter den Bedingungen der Moderne exemplarisch für Handeln überhaupt stehen kann, verbindet es doch Freimut zu riskanter Entscheidung mit dem Anspruch auf rationale Verlässlichkeit: Der Unternehmer kann ebenso wenig umhin, Neuerungen zu suchen und zu fördern wie er dabei auf berechnende Berücksichtigung und materiale Würdigung seiner Möglichkeiten und der Erfolgschancen seines Handelns verzichten kann. Um so handeln zu können, bedarf es habitueller Voraussetzungen auf Seiten des Handelnden. Diese werden in ihrer Wechselbeziehung zu dem Handlungstypus, für dessen Gestalt Joseph Schumpeter entscheidende Hinweise gab, dargestellt." (Autorenreferat) 204 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur [330-L] Lukasova, Ruzena; Frankova, Emilie; Surynek, Alois: Organizational culture of Czech manufacturing companies: an empirical typology, in: Journal for East European Management Studies, Vol. 11/2006, No. 4, S. 349-371 INHALT: "Der Beitrag präsentiert Forschungsergebnisse über Organisationskultur in tschechischen Produktionsbetrieben. Die Studie wurde unter Vertretern der höheren, mittleren und niederen Managementebenen aus 74 Unternehmen durchgeführt. Die Analyse der Organisationskultur konzentrierte sich auf Werte, Normen und ausgewählte Aspekte von Wahrnehmung und Verhalten, die in einer Organisation geteilt werden. Die durch Fragebogen gewonnenen Daten wurden mittels Faktor- und Cluster-Analysen ausgewertet. Im Ergebnis wurde eine empirische Typologie abgeleitet, welche die typischen Inhalte der Organisationskultur in tschechischen Produktionsbetrieben widerspiegelt." (Autorenreferat) [331-L] Mense-Petermann, Ursula: Transnationalisierung, Organisation und Kultur: organisationswissenschaftliche Kulturbegriffe auf dem Prüfstand, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 16/2006, H. 3, S. 393-411 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Aufsatz geht von der Beobachtung eines Wandels der Organisationsstrategien und -strukturen grenzüberschreitend tätiger Unternehmen (Transnationalisierung) aus und fragt vor diesem Hintergrund, welche Bedeutung solche Prozesse der Transnationalisierung für das Verhältnis von Organisation und Kultur und für die Theoretisierung dieses Verhältnisses haben. Die These ist, dass die Debatte um neue, transnationale Organisationsformen und deren Chancen und Grenzen, die wesentlich unter Rekurs auf 'Kultur' geführt wird, die ablaufenden Prozesse genauer fassen und über die derzeit dominante Debatte um weltweite Konvergenz oder bleibende Divergenz von Organisationsstrukturen hinaus kommen könnte, wenn die international vergleichende Organisationsforschung eine grundbegrifflich-theoretische Umstellung auf einen praxistheoretischen Kulturbegriff vornehmen würde. Nach einer kritischen Sichtung 'klassischer' Konzeptionen des Verhältnisses von Organisation und Kultur wird auf der Basis dieser Kritik ein praxistheoretisch informierter Vorschlag zur NeuKonzeptualisierung dieses Verhältnisses vorgelegt." (Autorenreferat) [332-L] Mense-Petermann, Ursula: Kulturvielfalt als Steuerungsproblem - zur Rolle von Anerkennung als Steuerungsressource intransnationalen Konzernen, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1499-1510, ISBN: 3-59337887-6 INHALT: "Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie sich transnational integrierte Konzerne angesichts der je unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Einbettung von Konzernzentrale und einzelnen Standorten steuern lassen und welche Rolle dabei kulturelle Differenzen spielen. Anhand einer kontrastieren den Fallanalyse der transnationalen Integrationsprozesse von zwei ausländischen Tochtergesellschaften eines global operierenden Konzerns wird dabei folgendes herausgearbeitet: Die zunehmende Konzernintegration hat - zumindst bislang - nicht zur Herausbildung kontextgesteuerter heterarchischer Netzwerke ohne hierar- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur 205 chisches Zentrumgeführt. Vielmehr ist sie zunächst mit einer Zentralisierung von Entscheidungskompetenzen verbunden, weil der Übergang von multinationalen zu transnationalen Organisationsformen die vormals organisational weitgehend autonomen Standorte nun verstärkt auf konzernweite Vorgaben und Standards verpflichtet. Das zentrale Steuerungsproblem für transnationale Konzerne besteht deshalb nicht - wie in der Netzwerk- und Steuerungstheorie häufig postuliert - allein im Ausbalancieren von Standardisierung und dezentralen Entscheidungsfreiräumen, sondern darin, trotz des mit Transnationalisierung verbundenen Re-Arrangements von Macht- und Herrschaftsverhältnissen zugunsten der Konzernzentrale die Standorte zum einen zur Akzeptanz von Konzernentscheidungen und zum anderen zu eigenen produktiven Beiträgenzum 'Ganzen' zu bewegen. In Anerkennung, so soll gezeigt werden, liegt eine zentrale Steuerungsressource, um das oben skizzierte Steuerungsproblem zu bearbeiten - allerdings eine 'schwache' Steuerungsressource, deren instrumentelle Einsatzmöglichkeiten beschränkt sind. Dennoch schafft Anerkennung Ressourcen, die zur Herstellung wechselseitigen Verstehens und Verständigens über kulturelle Differenzen und Interessen divergenzen hinweg als Voraussetzung für das Funktionieren produktiver transnationaler Kooperation genutzt werden können - ohne dass dies zu einer kulturellen Homogenisierung führte." (Autorenreferat) [333-L] Pfahler, Thomas: Unternehmenskultur zwischen Markt und Plan in Mittel- und Osteuropa, Stuttgart: Haupt 2006, 253 S., ISBN: 3-258-06919-0 INHALT: "Im Mittelpunkt dieser Studien steht die Frage, wie ökonomische Ordnung und Unternehmenskulturen zusammenhängen und inwieweit die infolge der Transformation in Ostdeutschland und den mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) veränderten ordnungspolitischen Rahmenbedingungen auch zu einer Änderung von Unternehmenskulturen geführt haben. Dazu wird zunächst ein theoretischer Rahmen erarbeitet und das in diesem Zusammenhang bestehende Theoriedefizit beseitigt. Auf dieser Basis werden dann Hypothesen zur Forschungsfrage abgeleitet. Diese werden durch interkulturelle und intertemporale Studien zu den Unternehmenskulturen in den ökonomischen Ordnungen Ostdeutschlands und den MOEL vor und nach der Transformation überprüft. Um ein möglichst exaktes Bild von den Unternehmenskulturen und deren eventuellem Wandel zu zeichnen, werden verschiedene Ebenen betrachtet. Eine erste Studie setzt sich mit dem Wandel der ersten Ebene von Unternehmenskulturen, der so genannten Artefakte, im Rahmen der Transformation auseinander. Als Artefakt erwies sich die Einkommensdifferenzierung und damit die betriebliche Lohnpolitik. Eine zweite Studie beschäftigt sich mit dem Wandel von Werten im Rahmen der Transformation der ökonomischen Ordnungen." (Autorenreferat) [334-L] Pfriem, Reinhard: Ein pluralistisches Feld von Governancekulturen: Ideen zur Vermittlung von ethischmoralischen Handlungsdimensionen mit dem vorgängigen ökonomischen Verständnis der Steuerung von Unternehmen, in: Josef Wieland (Hrsg.): Governanceethik im Diskurs, Marburg: Metropolis-Verl., 2004, S. 183-212, ISBN: 3-89518-470-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005-215) INHALT: Die "Governanceethik" versteht sich als Versuch eines Brückenschlags zwischen der vor allem von Oliver Williamson ausgearbeiteten Transaktionskostenökonomik und einer 206 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur modernen Ansprüchen gerecht werdenden Wirtschafts- und Unternehmensethik. Der vorliegende Beitrag schließt hier an, indem er speziell für die Governance der ökonomischen Organisation Unternehmung einen theoretischen Bezugsrahmen sucht, der Ethik einen systematischen Platz zu geben vermag, ohne dass Ethik entweder in vorgängiger Ökonomie aufgeht oder zu deren Theorie und Praxis die Anschlussfähigkeit verliert. Die Argumentation erfolgt in folgenden Schritten: Zunächst wird (1) ein kurzer Blick auf die durchaus dramatischen Veränderungen geworfen, von denen die heutige Wirtschaftsgesellschaft rund 150 Jahre nach dem globalen Beginn des industriellen Kapitalismus gekennzeichnet ist. Vor diesem Hintergrund sind (2) zwei nicht nur scheinbar zunächst ganz getrennte neuere Debatten zu betrachten, nämliche die über Corporate Governance und jene über Corporate Citizenship und Corporate Social Responsibility. Der latent gegebene Zusammenhang dieser Debatten lässt sich aus Beobachtersicht (3) über eine Differenzierung unterschiedlicher Unternehmens- und Wirtschaftskulturen analysieren, die in einen offenen Horizont strategischer Programme von Unternehmensorganisationen gestellt werden können. Diese kulturalistische Herangehensweise bereichert (4) bisherige governanceethische Überlegungen insbesondere in der Richtung, nicht nur Regeleinhaltung, sondern auch Innovation thematisieren zu können, was (5) am Fall von Nachhaltigkeitsethik und Nachhaltigkeitsinnovationen konkretisiert wird. Eine kulturalistische Erweiterung der Governanceethik, so schließt der Text (6) mit einigen weiteren Anmerkungen, würde der zunehmenden kulturellen Aufladung ökonomischer Interaktionen in theoretischer wie empirischer Hinsicht auch besser gerecht. (ICA2) [335-L] Priddat, Birger P.: Organisation und Sprache, in: Josef Wieland (Hrsg.): Governanceethik im Diskurs, Marburg: Metropolis-Verl., 2004, S. 147-180, ISBN: 3-89518-470-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005-215) INHALT: Der Beitrag thematisiert die erforderliche Steigerung der Kontingenzverarbeitung in modernen Organisationen sowie die governanceethische Erweiterung der "Theory of the firm" um zusätzliche atmosphärische Parameter wirtschaftlicher Transaktionen wie Kultur, Moral und Normen. Im Zentrum steht der Sachverhalt der "Polylingualität". Organisationen bestehen immer aus mehreren facettenreiche Sprachspiele oder "belief systems". Der Autor zeigt, dass die Polylingualität zu einer erheblichen Zunahme von Komplexität in Unternehmensorganisationen führt, die durch ein Diversity Management abgearbeitet werden muss. Die moralische Dimension dieser Polylingualität wird als "kommunikationsanfällig" beschrieben. Das was Werte, Moral und Ethik in Organisationen wirklich meinen, lässt sich nicht durch Regelsetzung und Regelgeltung erklären, d.h. Unternehmenskultur mit entsprechenden Handlungs- und Wertorientierungen ist ohne gelingende Kommunikationsprozesse nicht zu haben. Genau dies macht Organisationen sowohl wahrnehmungs- als auch veränderungsoffen und zu Kooperation fähig. (ICA2) [336-L] Roesler, Jörg: 'Cultural Clash' und 'Corporate Identity' in ostdeutschen Betrieben während der 1990er Jahre, in: Kultursoziologie : Aspekte Analysen Argumente ; wissenschaftliche Halbjahreshefte der Gesellschaft für Kultursoziologie e.V. Leipzig, Jg. 15/2006, H. 1, S. 7-26 (Standort: USB Köln(38)-XG7307; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur 207 INHALT: Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen EG und RGW nahmen seit den 1970er Jahren an Intensität zu. Von bundesdeutscher Seite war die DDR der bevorzugte Partner. Mit der Wende 1989/90 veränderten sich die Rahmenbedingungen. Die Auswechslung des TopManagements und interkulturelle Konflikte zwischen den Managementebenen warfen Probleme bei der Bewältigung des Zusammenstoßes der unterschiedlichen Managementkulturen von DDR und BRD in den neuen Bundesländern auf. In einigen Großbetrieben wurde jedoch darauf verzichtet, dem Unternehmen die Firmenkultur des neuen Eigentümers zu oktroyieren. Alternativ wurde eine von drei Strategien angewandt: (1) planmäßige Ersetzung der traditionellen Betriebskultur durch die Corporate Identity des Mutterkonzerns, basierend jedoch auf dem Wissen um die Existenz unterschiedlicher Kulturstandards; (2) Versuch zur Verschmelzung von Elementen der überkommenen Betriebskultur mit Elementen der Unternehmenskultur des westdeutschen Mutterkonzerns; (3) "fremdbegleiteter selbstinduzierter Wandel", bei dem mit Hilfe von Beratern des Eigentümers Belegschaft und Management die notwendige Umgestaltung der überkommenen Betriebskultur selbst durchführen. Die erste Strategie hatte die Entlassung des ostdeutschen Managements zur Voraussetzung, die dritte Variante das möglichst vollständige Beibehalten, und ideal für die zweite war ein Ost-West-Mix des TopManagements. (ICE) [337-L] Runde, Bernd: Und bist Du nicht willig, so brauch ich Geduld: Wahrnehmungen und Interpretationen zu kulturellen Eigenarten der Polizei, in: Jochen Christe-Zeyse (Hrsg.): Die Polizei zwischen Stabilität und Veränderung : Ansichten einer Organisation, Frankfurt am Main: Verl. für Polizeiwiss., 2006, S. 177-189, ISBN: 3-935979-85-1 INHALT: Der Verfasser setzt sich mit der Organisationskultur der Polizei in Nordrhein-Westfalen anhand von drei Themenfeldern auseinander, die exemplarisch den Umgang mit organisatorischem Wandel repräsentieren. Sie betreffen das Projektmanagement, den Umgang mit Kennzahlen und das Führungsverständnis. Es zeigt sich, dass in den drei genannten Bereichen Führungskräfte mit tradierten Einfluss- und Gestaltungsoptionen oft auf erhebliche Schwierigkeiten gestoßen sind. Diese Schwierigkeiten liegen in der Unfähigkeit begründet, anstehende Veränderungen so zu gestalten und zu kommunizieren, dass die Ziele des Wandels mit den individuellen Werten, Erfahrungen und Befürchtungen der Organisationsmitglieder vermittelbar sind. (ICE2) [338-L] Tröndle, Martin: Das Orchester als Organisation: Exzellenz und Kultur, in: Timo Meynhardt, Ewald Johannes Brunner (Hrsg.): Selbstorganisation managen : Beiträge zur Synergetik der Organisation, Münster: Waxmann, 2005, S. 153-169, ISBN: 3-8309-1609-4 (Standort: ULB Münster(6)-3F61531) INHALT: Orchester können als "Hochleistungsapparate" bezeichnet werden, da sie ein Höchstmaß an Koordinationsleistung bei gleichzeitiger Fehlerminimierung aufbringen müssen, und bieten daher ein interessantes Untersuchungsfeld für die Organisationstheorie. Der Autor zeichnet am Beispiel von orchestermusikalischen Funktions- und Strukturierungsprozessen die notwendigen Bedingungen und Voraussetzungen hochkomplexer Koordinierungsleistungen für ökonomische Systemzusammenhänge nach. Die Determinanten eines selbstorganisierten Ordnungsparameters "Orchesterkultur", das als "überindividuelles Systemgedächtnis" 208 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.10 Organisationskultur/Unternehmenskultur im Kollektiv ausgeprägt und aufrechterhalten wird, werden herausgearbeitet und praktische Schlussfolgerungen für dessen Umsetzbarkeit im organisationalen Systemkontext abgeleitet. Die organisationstheoretische Basis des Erfolgs des Systems "Orchester" wird außerdem anhand verschiedener Beispiele - unter anderem zu spezifischen Selektions-, Erlebens-, Motivations- und kognitiven Adaptationsprozessen - verdeutlicht. (ICI2) [339-L] Tschacher, Wolfgang; Tröndle, Martin: Die Funktionslogik des Kunstsystems: Vorbild für betriebliche Organisation?, in: Timo Meynhardt, Ewald Johannes Brunner (Hrsg.): Selbstorganisation managen : Beiträge zur Synergetik der Organisation, Münster: Waxmann, 2005, S. 135-152, ISBN: 3-8309-1609-4 (Standort: ULB Münster(6)-3F61531) INHALT: Die Autoren beleuchten die spezifischen Eigenschaften und Funktionsweisen des Systems "Kunst", das sie als selbstreferenzielles Endosystem verstehen, dessen ständiger Selbstmodellierungsprozess unter der Metaregel eines "geregelten Regelbruches" konzeptualisierbar ist und sehr unterschiedliche innovationsfördernde Systemumwelten hervorbringt. Da diese Metaregel auch für systeminterne und -externe Organisationsprozesse in erkenntnistheoretischer Hinsicht fruchtbar gemacht werden kann, untersuchen die Autoren ferner, welche neuen Sichtweisen sich daraus für das Managementhandeln bzw. die Organisationstheorie ableiten lassen. Sie nehmen hierzu eine systematische Gegenüberstellung von Bürokratie, Ökonomie und Kunst vor und verdeutlichen die Multiperspektivität des Kunstsystems in einer schematischen Darstellung des Projekts "Plurinaming/Polyphony". Sie erörtern abschließend die gesellschaftsethischen Grenzen der Übertragbarkeit der dargestellten Funktionsprozesse auf sozialmarktwirtschaftliche Systemrealitäten. (ICI) 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien [340-L] Adolf, Marian: Die unverstandene Kultur: Perspektiven einer Kritischen Theorie der Mediengesellschaft, (Cultural studies, Bd. 19), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 286 S., ISBN: 3-89942-525-1 INHALT: Versuch der "Erneuerung einer kritischen Kommunikationswissenschaft", indem Versatzstücke einer Kultur der Mediengesellschaft aufgespürt, analysiert und in einen theoretischen Zusammenhang gestellt werden. Die Publikation will dazu beitragen, Medienkultur begrifflich und konzeptionell zu erfassen. Dabei zeichnet der Autor historische wie aktuelle gesellschafts- und kulturtheoretische Debatten - insbesondere die zwischen Marxismus und Kritischer Theorie - nach. (KB) [341-F] Axster, Felix, M.A. (Bearbeitung); Szöllösi-Janze, Margit, Prof.Dr.; Finzsch, Norbert, Prof.Dr. (Leitung): Ethnographisches Spektakel: koloniale Stereotypisierungen und die Inszenierung von whiteness auf deutschen Bildpostkarten soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 209 INHALT: Ziel des Einzelprojektes ist es, die koloniale Stereotypisierung auf Bildpostkarten als Macht/ Wissen-Komplex im Hinblick auf die Konstruktion von whiteness bzw. einer spezifisch "weißen" Identität zu untersuchen. Dabei werden insbesondere die massenmediale Inszenierung des kolonialisierten Körpers sowie die Bedeutung der Sexualität zu thematisieren sein. In diesem Zusammenhang ist vor allem danach zu fragen, ob und auf welche Weise bestimmte Motive (z.B. "Mischehen") und aufgedruckte Paratexte selbst schon einer Evidenz von Rasse als biologisch oder kulturell hergeleiteter Subjektivierungsform entgegenstanden. VERÖFFENTLICHUNGEN: Axster, Felix: Die Angst vor dem "Verkaffern": Politiken der Reinigung im deutschen Kolonialismus. in: Werkstattgeschichte, 39, 2005, S. 39-53 ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Köln, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Abt. Mittlere und Neuere Geschichte (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln); Universität Köln, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Anglo-Amerikanische Abteilung (Albertus-MagnusPlatz, 50923 Köln) KONTAKT: Szöllösi-Janze, Margit (Prof.Dr. Tel. 0221-470-4445, Fax: 0221-470-7390, e-mail: [email protected]) [342-F] Baecker, Dirk, Prof.Dr. (Leitung): Die Gesellschaft der Computer INHALT: Niklas Luhmanns letztes Hauptwerk, 'Die Gesellschaft der Gesellschaft' (1997), lässt sich auch als Abgesang auf die Buchdruckkultur der modernen Gesellschaft lesen, ein großartiges Denkmal, das deutlich machen soll, welche Probleme der gesellschaftlichen Reproduktion diese Kultur wie gelöst hat, und damit auch die Standards definiert, an der sich alle künftigen Lösungen derselben Probleme werden messen lassen müssen. Denn dies ist die Hypothese Luhmanns: Drei Entwicklungsstufen kennzeichnen die Gesellschaft, die Schriftkultur, die Buchdruckkultur und die Computerkultur. Jede dieser Entwicklungsstufen ist duch eine "Theorieform" gekennzeichnet, die die Voraussetzung dafür ist, dass der von der Einführung eines neuen Verbreitungsmediums produzierte Überschusssinn verarbeitet werden kann. Die Theorieform der Schriftkultur ist Aristoteles' "telos", die Theorieform der Buchdruckkultur Descartes' "unruhige Selbstreferenz" und die Theorieform der Computerkultur SpencerBrowns "Form". Das Forschungsprojekt besteht darin, die These Luhmanns zu validieren, einige Konsequenzen für die Weiterentwicklung der soziologischen Theorie zu ziehen und aktuellen Problemstellungen des Übergangs zu einer Computerkultur der Gesellschaft nachzugehen. METHODE: Der methodische Ansatz kombiniert systemtheoretische, netzwerktheoretische und medientheoretische Überlegungen mit Studien zur Semantik und Empirie des Umgangs mit Verbreitungsmedien. VERÖFFENTLICHUNGEN: Baecker, Dirk: Niklas Luhmann in the society of the computer. in: Cybernetics and human knowing, Vol. 13, 2006, No. 2, pp. 25-40. ARBEITSPAPIERE: Baecker, Dirk: The network synthesis of social action. Witten/ Herdecke: Univ. 2006. Unter: http://homepage.mac.com/baecker/NetworkSynthesis.pdf abrufbar. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Witten-Herdecke, Fak. für das Studium fundamentale, Lehrstuhl für Soziologie (Alfred-Herrhausen-Str. 50, 58448 Witten) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected]) 210 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien [343-L] Banse, Gerhard (Hrsg.): Neue Kultur(en) durch neue Medien(?): das Beispiel Internet, (e-Culture : Network Cultural Diversity and New Media, Vol. 1), Berlin: Trafo Verl. Weist 2005, 183 S., ISBN: 3-89626-225-4 (Standort: USB Köln(38)-33A179) INHALT: "Wenn heute von den so genannten 'Neuen Medien' die Rede ist, dann stehen meistens technische und ökonomische Aspekte im Vordergrund. Stichworte sind dann Medientechnik und Medienmarkt. Hinzu kommen rechtliche Fragestellungen, die mit der Technikgestaltung und der Marktregulierung bzw. -deregulierung verbunden sind. Kulturelle Analysen dagegen sind rar, vergleichend-kulturelle noch rarer. Das kann der vorliegende Band zwar auch nicht entscheidend ändern. Er deutet jedoch eine ergebnisträchtige Analyserichtung und - weitergehend - ein interessantes Forschungsprogramm an, das - in den kommenden Jahren schrittweise realisiert - manche Wissensdefizite wird beseitigen helfen. Zunehmend wird deutlich, dass es auch die Interdependenzen zwischen Informations- und Kommunikationstechnik, Individuum, Kultur, Gesellschaft, Politik, Recht und 'Umwelt' generell und in konkreten Teilbereichen aufzudecken gilt, und zwar auch im nationalen Vergleich, unter Berücksichtigung der kulturellen Verschiedenheit europäischer Nationen. Dem zumindest ansatzweise zu entsprechen ist Anliegen der in diesem Band vereinten Beiträge." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Gerhard Banse: Einführung (9-15); Gerhard Banse, Andreas Metzner: Veränderungen im Quadrat. Computervermittelte Kommunikation und moderne Gesellschaft - Überlegungen zum Design des europäischen Forschungs-Netzwerks 'Kulturelle Diversität und neue Medien' (17-46); Hans-Joachim Petsche: Das Internet als Medium - ein technikphilosophischer Ansatz (47-58); Nicanor Ursua: Internet as a case of cultures 'online'. Cultures without territories (5968); Andrzej Kiepas: Der Mensch zwischen realer und virtueller Welt (69-78); Tadeusz Miczka, Bogdan Zeler, Urszula Zydek-Bednarczuk: Linguistic, literary and audiovisual communication in the Internet (79-88); Nadezhda G. Bagdasaryan, Viktoria Silaeva: Problems of scientific discourse in an electronic society (89-96); Gerhard Zecha: Ethik und Internet. Probleme und Regeln für Internetbenutzer (97-112); Zoltan Galantai: Self-filtering and Internet (113-120); Béla Csiszér: The role of education in securing cyberspace (121-126); Andoni Alonso: GNU/ Linex - political and communal experience (127-134); Uwe Meinberg, Irene Krebs: Möglichkeiten und Barrieren grenzüberschreitender informations- und kommunikationstechnischer Lösungen in Administrationsbereichen (135-144); Daniela Fobelová: The Internet and its place in the Slovak information society (145-154); Robert Geisler: Culture of the industrial and information society. The case of Upper Silesia (155-166); Ignacio Ayestarán: The living republic. From genetic information to globalising symbiotic planet (167174). [344-L] Banse, Gerhard: Identität in der realen Welt und im Cyberspace - Chancen und Gefahren, in: Andrzej Kiepas, Urszula Zydek-Bednarczuk (Hrsg.): Informationsgesellschaft und Kultur : Internet - Globale Kommunikation - Identität, Berlin: Trafo Verl. Weist, 2006, S. 53-66, ISBN: 3-89626-571-7 (Standort: SLUB Dresden(14)-2006-8-22525) INHALT: Die gegenwärtigen Veränderungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien sind nach Ansicht des Autors mit gravierenden gesellschaftlichen Auswirkungen verbunden, die sowohl das Individuum als auch das soziale und politische System in seiner regionalen, nationalen und globalen Dimension betreffen. Der Autor diskutiert den soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 211 Begriff der Identität in der Informationsgesellschaft als relevantem Forschungsgegenstand unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen und problematisiert die unterschiedlichen Sichtweisen auf Begriffe wie "Netzidentität" oder "Netzexistenz". Er verweist bei seinen kursorischen Betrachtungen ferner auf die Chancen und Gefahren der Internet-Nutzung für den "realen" Menschen, die er an den Beispielen "Bildung und Neue Medien" sowie "Privatheit und informationelle Selbstbestimmung" verdeutlicht. Im Cyberspace können seiner Meinung nach durchaus neue Erfahrungen gewonnen werden, die jedoch nicht auf die natürliche Lebenswelt übertragen werden dürfen. In dieser Differenz besteht die Chance und die Gefahr der Identität in der realen Welt und im Cyberspace. (ICI) [345-L] Bauer, Thomas A.: Kriegs- und Krisenkommunikation aus kulturwissenschaftlicher Perspektive, in: tv diskurs : Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 10/2006, H. 1, S. 52-55 INHALT: "Im Kontext der medial-kommunikativen Vermittlung erhalten Krieg, Krisen und - vor allem - Opfer, so sie Objekte der Berichterstattung sind, eine medial dramatisierte (Be)Deutung. Sie werden, so die Vermutung, nicht primär als Ereignisse oder Geschehnisse an sich wahrgenommen, sondern als Referenzthemen für die rekonstruktive Beobachtung schon bestehender Habitate (Kultur als Grenzbeobachtung). Opfer in den Medien werden zu Opfern der Medien aufgrund und im Rahmen einer sozialen Praxis, die vor allem im Medienkulturkontext gesucht und favorisiert wird: die Entlastung von kulturellen Dilemmata." (Autorenreferat) [346-L] Bechdolf, Ute: Verhandlungssache Geschlecht: Eine Fallstudie zur kulturellen Herstellung von Differenz bei der Rezeption von Musikvideos, in: Andreas Hepp, Rainer Winter (Hrsg.) - 3., überarb. u. erw. Aufl.: Kultur - Medien - Macht : Cultural Studies und Medienanalyse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 425-437, ISBN: 3-531-42948-5 (Standort: UB Siegen(467)-20KLE 1751(3)) INHALT: Die Verfasserin gibt einleitend einen kurzen Überblick über zentrale Elemente der feministischen Cultural Studies und der Geschlechterforschung. Vor diesem Hintergrund werden Ergebnisse einer ethnographischen Fallstudie zur Rezeption von Musikvideos vorgelegt, die auf qualitativen Interviews mit 22 Jugendlichen beiderlei Geschlechts basieren. Anhand eines Fallbeispiels wird gezeigt, wie Geschlecht als Kategorie, als Differenz und als Machtverhältnis in einem Prozess der fortwährenden Re- und Dekonstruktion bei der Rezeption von Musikvideos wirksam wird. (ICE) [347-L] Becker, Ralf; Orth, Ernst Wolfgang (Hrsg.): Medien und Kultur: mediale Weltauffassung, (Trierer Studien zu Kulturphilosophie, Bd. 13), Würzburg: Königshausen u. Neumann 2005, 140 S., ISBN: 3-8260-3116-4 (Standort: USB Köln(38)-33A6010) INHALT: "So sehr die Medialität der Kultur durch die Wirksamkeit und Aufdringlichkeit so genannter moderner Medien ins Bewusstsein der Menschen gedrungen ist und damit allent- 212 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien halben zum Thema wurde - Medialität ist dennoch eine althergebrachte Grundfunktion aller bisherigen Kultur. Wer die Neuheit der Medien verstehen will, muss zunächst die originäre Rolle medialer Weltauffassung überhaupt in Rechnung stellen. Kultur als die Welt des Menschen ist ein medialer Prozess, der nach seinen verschiedenen Dimensionen und Strukturmomenten zu erkunden ist. Dabei zeigt sich, daß dasjenige, was Medium ist, sehr unterschiedlich bestimmt werden kann. Eine eigentümliche Mehrdeutigkeit scheint geradezu das bestimmende Charakteristikum der Medien zu sein, eine Mehrdeutigkeit, die sich auch auf Begriffe wie 'Information', 'Kommunikation' und 'Bedeutung' selbst überträgt. In einer solchen Lage entsteht philosophischer Besinnungsbedarf. Deshalb werden in den vorliegenden sechs Beiträgen verschiedene Aspekte der media len Bedeutungsvielfalt differenziert, um die Zusammenhänge schärfer sichtbar zu machen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ernst Wolfgang Orth: Die Kulturbedeutung der Medien (9-23); Ralf Becker: Auf verlorenem Posten? Zur Rolle des Subjekts in der Medienphilosophie (25-47); Christian Bermes: Kanal, Zeichen, Spur. Die Funktion der Medien (49-64); Peter Welsen: Die Erzählung als Medium personaler Identität (65-81); Klaus Fischer: Code, System und Konflikt. Probleme intersystemischer Kommunikation (83-118); Dirk Rustemeyer: Die Paradoxie des Dritten (119-133). [348-L] Bell, Genevive: Das Daumenzeitalter: Eine kulturelle Deutung der Handytechnologien aus Asien, in: Peter Glotz, Stefan Bertschi, Chris Locke (Hrsg.): Daumenkultur : das Mobiltelefon in der Gesellschaft, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 79-104, ISBN: 3-89942-473-5 (Standort: ULB Münster(6)-3W 779) INHALT: Die Studie untersucht am Beispiel der Mobiltelefone die Art und Weise, wie in den Städten Asiens die kulturellen Praktiken das Verhältnis der Menschen zu den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien prägen. Die Ergebnisse basieren auf teilnehmender Beobachtung und Befragungen in rund 100 Haushalten in Indien, China, Malaysia, Singapur, Süd-Korea und Indonesien im Zeitraum 2002/03 sowie auf bisherigen Untersuchungen zur Genealogie der unterschiedlichen Informations- und Kommunikationstechnologien. Bei der Herausarbeitung eines Identitätsmanagements werden Muster der Aufnahme und Distribution der neuen Funktechnologie dargestellt. Es werden Einzelzüge dieser neuen Landschaft benutzt, um divergierende Wege von kritischer Bedeutung für die Annahme und Verwendung von Technologien hervorzuheben. Diese neuen Wege bieten bemerkenswerte Ausblicke auf die kulturelle Dimension der Technologie: Auf diese Weise wird aufgezeigt, wie die Technologie mit verschiedenen kulturellen Erzählungen und mit verschiedenen Formen der materiellen und kulturellen Produktion verbunden ist. Die Länderbefunde offenbaren überraschende Ähnlichkeiten in der Art und Weise, wie die Menschen sich ihr Handy vorstellen und wie sie es aktiv benutzen. So werden hier vier verschiedene Arten dargestellt, wie Handys als kulturelle, nicht so sehr als technologische Objekte funktionieren: (1) als Kommunikationsmittel, (2) als Manifestation von Informationen, (3) als Mittel einer Identitätspolitik und (4) als Orte der Ängste und der Kontrolle. Anhand dieser Aspekte wird in verschiedenen asiatischen Gesellschaften veranschaulicht, wie das Mobiltelefon dort verwendet wird, um individuelle Identitäten und soziale Rollen innerhalb von Familien und festgefügten sozialen Gruppen aufrechtzuerhalten. (ICG2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 213 [349-L] Brosziewski, Achim: Kulturelles Kapital und Kommunikationsmedien: Konvergenzen und Divergenzen in Bourdieus und Luhmanns Kulturtheorien, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 2859-2868, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Als ein konvergierendes Element der Theorien von Bourdieu und Luhmann ist die Funktion von Kultur im Rahmen einer kybernetischen Kontrollhierarchie zu erkennen, wobei deren sozialtheoretische Einordnung wiederum stark divergiert. In Bourdieus Theorie der verschiedenen Kapitaltypen bauen das symbolische auf dem ökonomischen Kapital sowie das kulturelle auf dem symbolischen auf, während zugleich inder Reproduktion der Verhältnisse (in der 'Praxis') das kulturelle Kapital das symbolische und das symbolische Kapital das ökonomische steuert. In Luhmanns Medientheorie geht es um die Reproduktion der drei Medientypen Sprache, Verbreitungsmedien und Erfolgmedien durch Formbildungen, in denen sich Bewusstsein und Kommunikation momentweise koppeln. Kultur kann als ein Bezeichnen von Formbildungen verstanden werden, das Kopplungsdistanzen schafft und Ambivalenzen kommunikationsfähig macht, so dass ein vergleichendes Kontrollieren die abstrakteste Stufe der Kontrollhierarchie in der Formbildung besetzt (soziales Gedächtnis). An der Stelle der Unterscheidung von Personen und Kapitalien bei Bourdieu steht bei Luhmann die Unterscheidung von Personen und Kommunikationsprogrammen (Interaktions-, Organisations- und Funktionsprogramme). Programme stellen Kriterien zur Unterscheidung 'richtiger' und 'falscher' Mitteilungen, also Kriterien zum anschlussfähigen Gebrauch der Kommunikationsmedien dar. Gleichheiten und Ungleichheiten von Personen zeigen sich daran, ob sie die Werte 'richtig' und 'falsch' gleich oder ungleich zuteilen und inwieweit sie sich an der Kommunikation von Dissensbeteiligen. Der Begriff der Kultur kann dafür einstehen, dass kein Kommunikationssystem jenseits seiner Programme feststellen könnte, aus welchen Mediensozialisationsgeschichten die beteiligten Personen ihre Bewusstseinsrepertoires zur Formulierung von Konsens und Dissens über 'richtig' und 'falsch' beziehen. Als Kapital und personales Distinktionsvermögen erscheint Kultur nur dann, wenn sich die Beobachtung auf Personendifferenzen spezialisiert und dafür die Kommunikationsprogramme außer Acht lässt." (Autorenreferat) [350-L] Bulbulia, Firdoze: Hautfarbe, Klasse und Fernsehvorlieben: Jugendliche in Südafrika ; vier Fallbeispiele, in: Televizion, Jg. 19/2006, Nr. 1, S. 50-52 (URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publika tion/televizion/19_2006_1/bulbulia.pdf) INHALT: Die Dimensionen Hautfarbe und Ethnizität sind entscheidend für das Verständnis der Identitätskonstruktionen von Jugendlichen in Südafrika, ihr "Performing Gender" und ihre Beziehungen zu Medien. In einer ethnographischen Studie des IZI in Kooperation mit der Children and Broadcasting Foundation in Africa (CBFA) wurden Jugendliche aus den größten ethnischen Gruppen Südafrikas ausgewählt: "Schwarze", "Weiße", "Indischstämmige" und "Farbige". Diese vier Fallbeispiele von Jugendlichen aus Südafrika und ihren Beziehungen zu Fernsehfiguren zeigen exemplarisch, wie Gender, Alters- und ethnische Aspekte bei der Auswahl und Rezeption von TV-Sendungen zusammenspielen. Die Jugendlichen entwickeln ihre ganz eigene Identität. In den Medien finden sie das, was sie auf ihrem Weg unter- 214 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien stützt: Personen, die ihnen als Vorbild dienen, Geschichten, die ihre Welt widerspiegeln. Mädchen suchen sich weibliche Vorbilder, Jungen männliche, die farbigen und schwarzen Jugendlichen wählen sich farbige und schwarze MedienakteurInnen. Auch die mit den sozialen Milieus eng verbundenen Themen finden sich auffallend parallel in den Medienvorlieben. (UN) [351-L] Dörner, Andreas: Medienkultur und politische Öffentlichkeit: Perspektiven und Probleme der Cultural Studies aus politikwissenschaftlicher Sicht, in: Andreas Hepp, Rainer Winter (Hrsg.) - 3., überarb. u. erw. Aufl.: Kultur - Medien - Macht: Cultural Studies und Medienanalyse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 219-236, ISBN: 3-531-42948-5 (Standort: UB Siegen(467)-20KLE1751 (3)) INHALT: Der Verfasser zieht eine Bilanz von Möglichkeiten und Grenzen der Cultural Studies aus politikwissenschaftlicher Sicht. Er arbeitet Genese und Grundzüge dieses Ansatzes heraus und stellt dann den Ansatz Douglas Kellners vor, der eine Synthese versucht zwischen einem politisch-ökonomischen Makroansatz, der die marxistischen Wurzeln der Cultural Studies bewahren will, und dem Mikroansatz von John Fiske, der in radikaler Weise die Freiheitspotenziale bei Konsumenten und Mediennutzern betont. Kellner will mit seinem synthetischen Ansatz die Einseitigkeiten des Kulturindustrie-Paradigmas als auch des "populistischen" Flügels der Cultural Studies vermeiden. Auch gegen Kellners Ansatz lassen sich allerdings Einwände formulieren. Sie betreffen die zu groben Kategorien der Deskription, eine unreflektierte Normativität, Blindheit für interdisziplinäre Zusammenhänge und die Geschichtslosigkeit der Analyse. (ICE2) [352-L] Dotzler, Bernhard J.: Diskurs und Medium: zur Archäologie der Computerkultur, München: Fink 2006, 232 S., ISBN: 3-7705-4255-X (Standort: ULB Münster(6)-3H91800) INHALT: Die Publikation beschreibt Computer- als Mediengeschichte bzw. die Mediengeschichte aus der Perspektive des Computers. Dabei wird der wechselseitige Zusammenhang von Technik und Literatur, Literatur und Medien, Medien und Wissen, Wissen und Technik veranschaulicht, der sich zeigt, wenn man beide Seiten, Diskurs und Medium, als verkörpertes Wissen begreift. Die Ausführungen orientieren sich am diskursanalytischen Ansatz von M. Foucault, indem sie der Frage nachgehen, wie eine von Foucault herkommende Wissensgeschichte auf die Technologie elektronisch geschalteter Netzwerke anzuwenden ist. So geht es im ersten Kapitel um die Spannung zwischen der Materialität des Diskurses einerseits und technischen Medien andererseits. In der historischen Ausleuchtung dieser Opposition geschieht dies in der Erprobung eines - 'historische Techno-Logie' getauften - Ansatzes, der es erlaubt, die technischen Medien jenseits des Diskurses als (verkörpertes) Wissen zu analysieren. Im Mittelpunkt steht hier das Maschinendenken, das sich in der Rechenmaschine von Babbage und der Turing-Maschine darstellt. Denn nicht genug damit, dass durch die computerisierte Verarbeitung, Speicherung und Weitergabe von Wissen die 'Wissensgesellschaft' auf der Agenda steht. Vielmehr gehört zu den anfänglichen Mythen des Informationszeitalters wesentlich der des Computers an sich als Wissens- und Denkmaschine. In diesem Zusammenhang werden hier die kybernetischen Grundlagen der Gegenwart als spezifische Form des soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 215 Wissens deutlich gemacht. Wie vor diesem Hintergrund nicht nur die Geschichte des Computers im engeren Sinne, sondern die der Computerkultur insgesamt zu fassen ist, untersucht das zweite Kapitel. Wo nämlich der Diskurs, wo die Literatur aussetzt, setzen andere Medien (Film und Fernsehen) ein - und umgekehrt. So lässt sich gerade aus dem negativen Geschäft einer Grenzvermessung der Literatur positiver Nutzen ziehen. (ICG2) [353-F] Erll, Astrid, Dr.; Hölscher, Meike; Nünning, Ansgar, Prof.Dr; Neumann, Birgit, Dr.; Rupp, Jan, M.A.; Young, Sara B. (Bearbeitung); Nünning, Ansgar, Prof.Dr. (Leitung): Ausformung, Aktualisierungen und Revisionen von Großbritanniens imperialer Erinnerungskultur: Medien literarischer Erinnerung im 19. und 20. Jahrhundert (Teilprojekt D10 im Rahmen des Projekbereichs D "Erinnerungskulturen: Plurimedialität un Narrativität kultureller Erinnerungsprozesse") INHALT: Dieses literatur- und kulturwissenschaftliche Teilprojekt untersucht die Prozesse und Funktionen der Ausformung von Großbritanniens imperialer Erinnerungskultur im 19. Jh. sowie die Verfahren und Implikationen ihrer postkolonialen Aktualisierung im 20. Jh. Das Projekt verfolgt drei Ziele: 1. die literarischen und medienspezifischen Verfahren der Erzeugung von kulturellen Erinnerungen herauszuarbeiten; 2. Einsichten in die Funktionspotentiale ästhetischer Inszenierungen und Revisionen des imperialen Erbes zu gewinnen und 3. exemplarisch den diachronen Wandel solcher Formen und Funktionen zu rekonstruieren. Die Ausformung von Großbritanniens imperialer Erinnerungskultur wird anhand von Schlüsselphänomenen im Kontext viktorianischer Erinnerungskonjunkturen untersucht: In Anknüpfung an die Ergebnisse der ersten Förderungsphase, in der die Narrativisierung der so genannten 'Indian Mutiny' (1857) zu einem fundierenden Mythos rekonstruiert wurde, soll am Beispiel der Repräsentationen der Thronjubiläen Queen Victorias (1887 und 1897) herausgearbeitet werden, wie Medienereignisse in der spätviktorianischen Erinnerungskultur inszeniert wurden und welche Aufgaben sie für die imperiale Selbststilisierung erfüllten. ZEITRAUM: 19. und 20. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Großbritannien METHODE: Die für die Gesamtanlage des Teilprojekts essentielle diachrone Dimension von Großbritanniens imperialer Erinnerungskultur und die bis heute anhaltende Wirkung ihrer Paradigmen sollen am Beispiel von literarischen und filmischen Auseinandersetzungen mit dem Raj nach 1947 herausgearbeitet werden. Anhand von ausgewählten Romanen, Dramen, Gedichten und Kinofilmen in englischer Sprache soll ein Spektrum von unterschiedlichen ästhetischen Repräsentationsformen nachgezeichnet werden, das von der Tradierung und Affirmation imperialer Denk- und Argumentationsmuster bis hin zu deren Revision und Dekonstruktion reicht. Der Analysefokus richtet sich dabei zum einen auf die ästhetisch-literarischen Formen, zum anderen auf deren erinnerungskulturelle Funktionen. Neben der Metaphorik werden narrative Verfahren, medienspezifische Darstellungsweisen und intermediale Bezüge auf ihr erinnerungskulturelles Wirkungspotential hin untersucht. ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Gießen, SFB 434 Erinnerungskulturen (Otto-Behaghel-Str. 10 G, 35394 Gießen) KONTAKT: Leiter (Tel. 0641-99-30180, Fax: 0641-99-30189, e-mail: [email protected]) 216 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien [354-L] Fahlenbrach, Kathrin; Viehoff, Reinhold: Medienikonen des Krieges: die symbolische Entthronung Saddams als Versuch strategischer Ikonisierung, in: Thomas Knieper und Marion G. Müller (Hrsg.): War Visions : Bildkommunikation und Krieg, Köln: Halem, 2005, S. 356-387, ISBN: 3-931606-83-X INHALT: Der Beitrag geht unter Bezug auf die US-amerikanische Bildpolitik im dritten Golfkrieg der Frage nach, wie durch gezielte Planung und Medienpolitik einzelne Bilder von der Niederschlagung und Vernichtung Saddam Husseins symbolisch als "Medienikonen" lanciert worden sind und welcher medialen Mechanismen sich die Spezialisten der "public diplomacy" bedienen können. In diesem Zusammenhang wird mediale Repräsentation des Sturzes des Denkmals von Saddam Hussein in Bagdad am 9. April 2003 als dessen symbolische Entthronung interpretiert. In der Analyse stehen die Printmedien sowie die im Internet verfügbaren Bilder des Denkmalsturzes im Mittelpunkt. Die Sichtung der Bilddokumente wird in einen historischen Abriss des Ikonoklasmus eingebettet. Dokumentiert wird auch die Gegenaktion, der Sturz einer Statue von US-Präsident Bush, die nicht annähernd so viel Medienaufmerksamkeit auf sich zog wie der symbolische Sturz des irakischen Diktators. Die Bilder der zerstörten Saddamstatue haben vermutlich ihr propagandistisches Ziel im Rahmen der "public diplomacy" erreicht, auch wenn sie als Teil einer strategisch initiierten Medienkommunikation kritisch als Propaganda und "Fake" aufgeklärt werden konnten. (UN) [355-L] Groeben, Norbert: Zur Kultur des - empirisch-szientifischen - Zeitschriftenaufsatzes, in: Handlung, Kultur, Interpretation : Zeitschrift für Sozial- und Kulturwissenschaften, Jg. 15/2006, H. 1, S. 25-41 INHALT: Die deskriptive Perspektive in der Kulturpsychologie besteht darin, die Struktur von Mustern des menschlichen Geisteslebens zu beschreiben und ihre Genese zu rekonstruieren, wobei in der Regel auf eine Erklärung zwischen Naturgesetzlichkeit und handlungstheoretischer Intentionalität zurückgegriffen wird. Dies gilt auch für wissenschaftliche (Sub-) Kulturen, wie zum Beispiel die Kultur des empirisch-szientifischen Zeitschriftenaufsatzes, deren Genese als spezifisches Textgenre im vorliegenden Beitrag rekonstruiert wird. Da die Strukturbeschreibung dieser Textsorte auch stilistisch-rhetorische Dimensionen umfasst, wird ferner untersucht, ob die deskriptiv zu rekonstruierende (Sub-)Kultur bestimmte Werte enthält, die als Ziele realisiert oder verfehlt werden können. Dazu gehört die Frage, inwiefern die in einer (Sub-) Kultur enthaltenen Normen und Ziele ihrerseits eine Sozialisationsdynamik ausüben, denn dann lassen sich entsprechende direkte und indirekte Formen von Enkulturation auch für die Subkultur des szientifischen Zeitschriftenaufsatzes aufzeigen. Der Autor skizziert in einem Exkurs die Möglichkeiten und Grenzen der Szientometrie und erörtert aus kulturkritischer Perspektive die Frage, ob die Enkulturationsdynamik die von der jeweiligen (Sub)Kultur propagierten Ziele erreicht und welche notwendigen Modifikationen dieser Subkultur sich auf der Prozess- bzw. Strukturebene ergeben. (ICI2) [356-L] Gunzenhäuser, Randi: Automaten - Roboter - Cyborgs: Körperkonzepte im Wandel, (focal point, Bd. 2), Trier: Wissenschaftl. Verl. Trier 2006, 317 S., ISBN: 3-88476-745-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006/5210) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 217 INHALT: Die Untersuchung zur Mensch-Maschine-Schnittstelle führt Forschungsansätze zur Körperidentität und Diskurstheorie mit kultur-, literatur- und filmwissenschaftlichen Studien zusammen, um die kulturelle Körperherstellung als einen zwangsläufig medial vermittelten und zugleich machtorientierten Prozess darstellen zu können. Körperidentitäten entstehen demnach in Auseinandersetzungen um Macht- und Marktpositionen und in komplexen Kontexten verschiedener Medien. Die Arbeit geht davon aus, dass Körper und Körpergeschlecht gegründet und diesen nicht vorgängig sind. Das heißt aber auch, dass Körper und Körpergeschlecht im hermeneutischen Sinne nicht 'natürlicherweise' existieren, sondern sich in den verschiedensten kulturellen Kontexten ständig neu markieren müssen - und zwar in Bezug auf ein ausgeschlossenes, verworfenes, nicht-menschliches Anderes. Analysiert werden drei Arten der Maschinen-Mensch-Verbindung: (1) Automaten, (2) Roboter und (3) Cyborgs. Die Analysen setzen die verschiedenen Medientechnologien zueinander und zu Prozessen in Bezug, die heute unter den Stichworten Multimedialität und Interaktivität die Sicht auf alle Medien - auch auf das Buch und den Film - im Zuge der Digitalisierung einschneidend verändern. Abschließend geht der Autor der Frage nach, warum gerade amerikanische Medien, Erzählstrategien und Körperkonzepte sich als besonders produktiv erweisen, wenn es darum geht, Verschiebungen in Medienkonstellationen zu bewältigen. (ICG2) [357-L] Heilmann, Christa (Hrsg.): Kommunikationskulturen: intra- und interkulturell ; Festschrift für Edith Slembek, (Sprechen und Verstehen : Schriften zur Kommunikationstheorie und Kommunikationspädagogik, Bd. 23), St. Ingbert: Röhrig 2005, 334 S., ISBN: 3-86110-396-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005/9197) INHALT: "Innerhalb jeder Sprache gibt es emotionale, regionale, soziale Mehrsprachigkeit, Sie wird in verschiedenen Kulturen gelebt: Regionen, Berufen, Konfessionen, Alterskohorten, Gender. Es gibt also intrakulturell, in der eigenen Sprache, interkulturelle Differenzen, nicht nur zwischen verschiedenen Sprachen. Allerdings werden die Unterschiede oft erst in der Begegnung mit Fremden und mit Fremdsprachen bewusst, grenzen ab, nicht selten aus. Wer die Grenzen überwinden, wer Ausgrenzungen vermeiden möchte, muss zunächst die eigenen und die fremden Grenzen kennenlernen. Dieser Aufgabe hat sich Edith Slembek an den Universitäten Saarbrücken, Koblenz-Landau und Lausanne in Forschung und Lehre verschrieben. Die ihr gewidmeten Beiträge aus dem In- und Ausland beschreiben Grundlagen und Aspekte von Kommunikationskulturen, speziell von rhetorischer, ästhetischer, Medien- und Genderkommunikation." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Christa Heilmann im Gespräch mit Edith Slembek: "Kulturen sind nicht homogen" (11-24); Hellmut K. Geissner: "denn was innen, das ist außen...": Edith Slembeks Zwischenwelten (25-35); Lutz Christian Anders und Yvonne Anders: Beurteilung suprasegmentaler Parameter durch "Experten" und "Laien" (37-43); Edwin Black: The Cultures of Time: A Riff for Edith Slembek (45-49); Hartwig Eckert und Geoff Parker: Interkulturelle Kommunikation in verwandten Sprachen und Kulturen (51-59); Ursula Hirschfeld, Eberhard Stock: Zur Betonung von Komposita in der (schweizer)deutschen Standardaussprache (61-68); Helga Kotthoff: Wie erwerben Kinder Ironie und was leistet diese in unserer Kommunikationskultur? (69-78); Sharon Ruhly: Lost in Translation (79-85); Pascal Singy: Regard sémiologique sur une pratique séméiologique (87-93); Stanley Deetz: The Place of Human Differences in Decisions: Rethinking Communication in the Multi-Cultural Context (95-102); Eric E. Peterson and Kristin M. Langellier: Engaging Cultural Differences in the Classroom: On Teaching What You're Not (103-110); Annette Lepschy: Grußworte und Ansprachen schreiben: Antike Rhetorik im Einsatz für eine zeitgenössische 218 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien Kommunikationskultur (111-117); Martin Peler: Freier Dialog - koproduzierendes Sprechdenken: Erfahrungen mit Redeplanung nach Stichwortzetteln in einem Seminar für Sprechgruppen am Fernsehen (119-125); Alexander Schwarz: Kommunikationskulturen vor 500 Jahren (127-134); Gary W. Selnow: A Rhetoric of Peace in a Time of War (135-142); Mirjam Bollag Dondi: Konfliktberatung interkulturell: Ein Praxisbericht (143-152); Timothy G. Hegstrom: Culture Change and Investor Voice at Hewlett-Packard (153-160); Albert F. Herbig: Führungskultur als Kommunikationskultur (161-164); Annette Mönnich: Gesprächskultur und Lernkultur: Eine Reflexion am Beispiel Mediationstraining (165-172); Petra und Silke Slembek: Klären als Erfolgsfaktor in der Praxis interdisziplinärer Projektarbeit (173-181); Henner Barthel: Russische Dichter sprechen (183-190); Elizabeth Fine: "White Boys Can't Step?": Challenges of Multicultural Stepping (191-197); Hanns Hohmann: Conquering Butterfly: Vagaries and Ambiguities of (Post-)Colonialism, Sexuality, and (Anti-)Feminism from Madame Chrysanthème to Madama Butterfly (199-207); Thomas Kopfermann: Lyrik als Dialog: Über das Verhältnis von lyrischem Subjekt und Sprecher-Ich (209-218); Tobias Geissner: Moderatorinnen und Moderatoren im Hörfunk: geschlechterspezifische Einsatzbedingungen (219-227); Silvia Ricci Lempen: Des Spaghettis? (229-231); Suela Sefa: L'enseignement genrée dans le cadre universitaire: Eléments d'une recherche empirique à l'Université de Genève (233-239); Jo Sprague: The Liminal Servants: Women Educators on the Borderlands (241-248); Senta Troemel-Ploetz: Deutsche Gespraechskultur vor der Fernsehkamera: Drei Glossen (249-255); Georgette Blanc: L'apport de la sophrologie dans mon enseignement: Histoire et définitions de la sophrologie (257-263); Roland Forster: "Wie ein Dichter sprechen oder mindestens wie ein Deutscher" - Lehr- und Lernziele in der mündlichen Kommunikation in plurikulturellen Unterrichtssituationen (265-272); Gabriel Ptok: Neues in der Schule tun, ohne das Alte zu vergessen (273-282); Jo E. Schnorrenberg: Diversity Management als Bestandteil von Kommunikationskultur und Konfliktklärung in Teams: Ein Beitrag zur Berufsethik (283-291); Susanne Wokusch: Kommunikation im Fremdsprachenunterricht: "Mission Impossible"? (293-300); Eberhard Wolf: "Kann ich das noch mal hören?" (301311). [358-L] Hepp, Andreas; Krotz, Friedrich; Moores, Shaun; Winter, Carsten (Hrsg.): Konnektivität, Netzwerk und Fluss: Konzepte gegenwärtiger Medien-, Kommunikationsund Kulturtheorie, (Medien - Kultur - Kommunikation), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 215 S., ISBN: 3-531-14598-3 INHALT: "Mit fortschreitendem sozialen und kulturellen Wandel besteht auch ein Bedarf an einem Wandel unseres analytischen Vokabulars. Das Buch setzt sich mit drei Schlüsselkonzepten der gegenwärtigen Kommunikations-, Medien- und Kulturwissenschaften auseinander, nämlich 'Konnektivität', 'Netzwerk' und 'Fluss'. In verschiedenen Beiträgen einschlägig ausgewiesener Autorinnen und Autoren wird gezeigt, dass es diese drei Konzepte sind, die es uns ermöglichen, Prozesse von Medienkommunikation auf eine der heutigen Zeit angemessene Weise zu fassen. In den Beiträgen des Buches wird nicht einfach abstrakt argumentiert, sondern an vielfältigen und auf verschiedenste Medien bezogenen Beispielen das analytische Potenzial dieser Konzepte aufgezeigt. Ein Fokus auf Konnektivitäten, Netzwerke und Flüsse eröffnet einer empirischen und kritischen Medienforschung vielfältige Perspektiven." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Andreas Hepp, Friedrich Krotz, Shaun Moores u. Carsten Winter: Konnektivität, Netzwerk und Fluss (7-19); Friedrich Krotz: Konnektivität der Medien: Konzepte, Bedingungen und Konsequenzen (21-41); Andreas Hepp: Translokale Medienkulturen: soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 219 Netzwerke der Medien und Globalisierung (43-68); John Tomlinson: "Your Life - To Go": Der kulturelle Einfluss der neuen Medientechnologien (69-78); Carsten Winter: TIMESKonvergenz und der Wandel kultureller Solidarität (79-100); Nick Couldry: AkteurNetzwerk-Theorie und Medien: Über Bedingungen und Grenzen von Konnektivitäten und Verbindungen (101-117); Thorsten Quandt: Netzwerke und menschliches Handeln: Theoretische Konzepte und empirische Anwendungsfelder (119-140); Maren Hartmann: Undercurrents: Postkolonialer Cyberfeminismus, eine Mailingliste und die Netzwerkgesellschaft (141161); Andreas Wittel: Auf dem Weg zu einer Netzwerk-Sozialität (163-188); Shaun Moores: Ortskonzepte in einer Welt der Ströme (189-205). [359-L] Hepp, Andreas; Winter, Rainer (Hrsg.): Kultur - Medien - Macht: Cultural Studies und Medienanalyse, (Medien - Kultur - Kommunikation), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 468 S., ISBN: 3-531-42948-5 (Standort: UB Siegen(467)-20KLE1751(3)) INHALT: "Die Cultural Studies sind auch im deutschsprachigen Raum ein etablierter Ansatz der Kommunikations- und Medienforschung. Mit dem nun in der erweiterten und überarbeiteten dritten Auflage erschienenen Sammelband werden einerseits grundlegende Konzepte der Cultural Studies vorgestellt, andererseits wird anhand exemplarischer Analysen das Potenzial dieses Ansatzes aufgezeigt. Neben klassischen Texten von Ien Ang, John Fiske und Lawrence Grossberg sind in dem Band aktuelle Artikel zur Rezeption und Formierung der Cultural Studies in unterschiedlichen akademischen Disziplinen und eine Vielzahl von Kulturanalysen verschiedenster Formen der Medienkommunikation enthalten." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Lawrence Grossberg: Der Cross Road Blues der Cultural Studies (23-40); John Fiske: Populäre Texte, Sprache und Alltagskultur (41-60); Ien Ang: Radikaler Kontextualismus und Ethnografie in der Rezeptionsforschung (61-79); Rainer Winter: Reflexivität, Interpretation und Ethnografie: Zur kritischen Methodologie von Cultural Studies (81-92); Udo Göttlich: Kultureller Materialismus und Cultural Studies: Aspekte der Kultur- und Medientheorie von Raymond Williams (93-107); Karl H. Hörning & Julia Reuter: Doing Material Culture: Soziale Praxis als Ausgangspunkt einer "realistischen" Kulturanalyse (109-123); Friedrich Krotz: Gesellschaftliches Subjekt und kommunikative Identität: Zum Menschenbild von Cultural Studies und Symbolischem Interaktionismus (125-138); Brigitte Hipfl: Inszenierungen des Begehrens: Zur Rolle der Fantasien im Umgang mit Medien (139-153); Andreas Hepp: Konnektiviät, Netzwerk und Fluss: Perspektiven einer an den Cultural Studies orientierten Medien- und Kommunikationsforschung (155-174); Lothar Mikos: Cultural Studies im deutschsprachigen Raum (177-192); Eggo Muller & Hans J. Wulff: Aktiv ist gut, interaktiv noch besser: Anmerkungen zu einigen offenen Fragen der Cultural Studies (193-200); Elisabeth Klaus: Verschränkungen: Zum Verhältnis von Cultural Studies und Gender Studies (201-218); Andreas Dörner: Medienkultur und politische Öffentlichkeit: Perspektiven und Probleme der Cultural Studies aus politikwissenschaftlicher Sicht (219-236); Jannis Androutsopoulos: Cultural Studies und Sprachwissenschaft (237-253); Ralf Hinz: Cultural Studies und avancierter Musikjournalismus in Deutschland (255-266); Rudi Renger: Populärer Journalismus (269-283); Ursula Ganz-Blättler: Die (Fernseh-)Fiktion als Gemeinschaftswerk(en) und kulturelle Teilhabe (285-298); Matthias Marschik: Verdoppelte Identitäten: Medien- und Werbebotschaften als Konstrukteure von Authentizität (299-309); Mark Terkessidis: Globale Kultur in Deutschland: Der lange Abschied von der Fremdheit (311-); Siegfried Jäger: Zwischen den Kulturen: Diskursanalytische Grenzgänge (327-351); Johanna Dorer: Das Internet 220 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien und die Genealogie des Kommunikationsdispositivs: Ein medientheoretischer Ansatz nach Foucault (353-365); Frank Wittmann: Globalisierung, Gewalt und Identität im Diskurs der westafrikanischen Weltmusik (367-382); Klaus Neumann-Braun & Axel Schmidt: Ethnografie von Jugendszenen am Beispiel einer Studie zur Welt der Gothics (383-397); Caroline Düvel: Kommunikative Mobilität - mobile Lebensstile? Die Bedeutung der Handyaneignung von Jugendlichen für die Artikulation ihrer Lebensstile (399-432); Ute Bechdolf: Verhandlungssache Geschlecht: Eine Fallstudie zur kulturellen Herstellung von Differenz bei der Rezeption von Musikvideos (425-437); Waldemar Vogelgesang: Kulturelle und mediale Praxisformen Jugendlicher (439-454). [360-F] Hermeking, Marc, Dr.phil. (Bearbeitung): Kulturelle Einflüsse auf Nutzung und Gestaltung des Internet/ www INHALT: Kulturelle Werte und Kommunikationsstile haben Einfluss auf die Nutzung von Medien und die Gestaltung ihrer Inhalte. Ergebnisse der interkulturellen Marketing-Forschung (insb. Werbeforschung) und der interkulturellen Kommunikation (insb. Hall, Hofstede u.a.) werden auf das neue Medium Internet und sein World Wide Web (www) übertragen bzw. überprüft. Der "Digitale Graben" lässt sich so z.B. auch kulturell erklären und verstehen. ZEITRAUM: 2001-2006 GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa, USA, Japan u.a. METHODE: Vergleich der Nutzung/ Diffusion des Internets (www) in ausgewählten Kulturen; Vergleich der Seitengestaltung (Webseiten-Design) beispielhaft in ausgewählten Kulturen. Untersuchungsdesign: Zeitreihe; Querschnitt (Ländervergleich) DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert (Stichprobe: ca. 1.000; www - ca. 100 Unternehmens-Webseiten bzw. Organisations-Webseiten -incl. Homepages- in 10 Ländern -verschiedene Branchen, lokale und internationale Firmen-; Auswahlverfahren: Quota; Zufall). Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Veröffentlichungen zur Nutzung des Internet -www- weltweit, diverse Quellen; Auswahlverfahren: ca. 10 ausgewählte Länder/ Kulturen). Hermeneutik; Ethnografie. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hermeking, M.: Culture and internet consumption: contributions from cross-cultural marketing and advertising research. in: Journal of Computer Mediated Communication (JCMC), Vol. 11, 2005, issue 1. See: http://jcmc.indiana.edu/vol11/issue1/ hermeking.html .+++Hermeking, M.: Cultural influences on internet diffusion and website acceptance. Some findings from cross-cultural marketing research. in: Sudweeks, Fay; Ess, Charles (eds.): Cultural attitudes towards technology and communication. Proceedings of the Fourth International Conference on Cultural Attitudes towards Technology and Communication. Karlstadt (Sweden), 27 June - 1 July 2004. 2004, pp. 442-453. ISBN 0-86905-862-2. ARBEITSPAPIERE: Hermeking, M.: Internationaler Auftritt der EADS im World Wide Web. Eine Expertise zur interkulturellen Unternehmenskommunikation im Internet im Auftrag der EADS. 2001. ART: Eigenprojekt BEGINN: 2002-01 ENDE: 2007-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität München, Fak. für Kulturwissenschaften, Institut für Interkulturelle Kommunikation (Oettingenstr. 67, 80538 München) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 221 [361-L] Jähner, Uli: "Ich weiß, ich muss noch an mir arbeiten": über Casting Shows im Fernsehen, in: Prokla : Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Jg. 35/2005, Nr. 4 = H. 141, S. 619-635 (Standort: USB Köln(38)-XG3381; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: In den letzten Jahren haben sich Casting-Shows zu einem der beliebtesten Fernsehformate gemausert. Wie wurde dieser Erfolg möglich? Die Musikindustrie suchte einen Weg aus ihrer notorischen Absatzschwäche und hat ihn erst einmal auch gefunden. Das Publikum verfolgt diese Shows nicht nur gerne, es findet hier auch einen Spielplatz für die im Aufstieg begriffene neoliberale Wettbewerbskultur. (ICEÜbers) [362-L] Japp, Phyllis M.; Meister, Mark; Japp, Debra K. (Hrsg.): Communication ethics, media, & popular culture, (Popular culture & everyday life, Vol. 9), New York: P. Lang 2005, VI, 309 S., ISBN: 0-8204-7119-4 (Standort: UB Duisburg-Essen(464)11KLEX4303) INHALT: "Popular culture provides a daily catalog of cultural attitudes, values, and practices. From television sitcoms to the daily news, from the theater to the sports stadium, we observe embodiments and enactments of character, virtue, honesty, and integrity (or lack thereof) in situations we find understandable, if not familiar. The essays in this volume address popular mediated constructions of ethical and unethical communication in news, sports, advertising, film, television, and the internet. Emphasis is on the consumption of popular culture messages, as well as how auditors make moral sense out of what they read, hear, and observe." (author's abstract). Content: Phyllis M. Japp, Mark Meister, and Debra K. Japp: Communication Ethics, Media, and Popular Culture: An Introduction (1-12); Jeffery L. Bineham: The Construction of Ethical Codes in the Discourse and Criticism of Popular Culture (13-39); Phyllis M. Japp: Representation as Ethical Discourse: Communicating with and about Mediated Popular Culture (41-63); Mark Meister: Leopold's Land Ethic: Environmental Ethics and Sustainable Advertising (65-83); Jeffery L. Bineham: Tragedy and Comedy as Ethical Responses to John Rocker (85-113); Paula S. Tompkins: Is There More to Ethics than the Prime Directive? Personal Integrity in Star Trek: The Next Generation and Star Trek: Voyager (115136); Jon A. Hess and Joy Piazza: Public and Relational Communication Ethics in Political Communication: Integrity, Secrecy, and Dialogue in The Contender (137-160); Jennifer McGee: "In the End, It's All Made Up": The Ethics of Fanfiction and Real Person Fiction (161180); Dan T. Molden: Eminem and the Rhetoric of "Real": The Implications of "Keeping It Real" on Ethics and Credibility (181-198); Scott Titsworth and Jeffery St. John: (Re)Constructing the Vietnam Veterans Memorial Wall: Ethical Choicemaking and the Construction of Self in Online Popular Culture (199-224); Diana L. Rehling: When You Lie with 'Friends' (225-248); Greg Carlson: You Are Forgiven: Interpersonal and Familial Ethics in the Films of Wes Anderson (249-275); Debra K. Japp: Chapter Thirteen: Judge Judy and Dr. Phil: Advice with an Attitude (277-302). [363-L] Jerkovic, Tomas: TV-Duelle 2002: theatrale Politik in der Erlebnisgesellschaft, Berlin: Wiss. Verl. Berlin 2005, 282 S., ISBN: 3-86573-141-4 (Standort: UB Bonn(5)-2006/3711) 222 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien INHALT: "Die zwischen Gerhard Schröder und Edmund Stoiber ausgetragenen TV-Duelle stellten den Höhepunkt im Bundestagswahlkampf 2002 dar und wurden jeweils von etwa 15 Millionen Fernsehzuschauern verfolgt. Umrahmt von einem medialen Spektakel führten der Bundeskanzler und sein Herausforderer ein dramatisches Stück in zwei Akten auf der oft zitierten politischen Bühne auf. In einem kultursoziologischen Ansatz analysiert die vorliegende Arbeit das Wesen der Fernsehduelle, beschreibt die politische und mediale Inszenierung der Streitgespräche, liefert Erklärungsansätze zu dem unterschiedlichen Erfolg der Antagonisten und untersucht - ausgehend von der These einer allgemeinen Theatralisierung der Gesellschaft - Veränderungen und Entwicklungen in und zwischen den Feldern Politik und Medien." (Autorenreferat) [364-F] Kaufmann, Stefan, PD Dr. (Bearbeitung): Der "digitalisierte" Soldat. Kultursoziologische Studien zu einem Projekt an der Front informationeller Ordnung INHALT: Gegenwärtig vollziehen allen voran die amerikanischen Streitkräfte eine Transformation in Kriegskonzeptionen und Militärorganisation, die Information als zentrale Ressource der Kriegführung und einen informationstechnisch induzierten Begriff des Netzwerks als Schlüssel der Umstrukturierungen definiert. Ihren radikalsten Ausdruck findet diese Transformation im Projekt des neuen Infanteristen. Tragbare Computer, permanente Funkverbindungen, Monoculardisplays und andere technische Komponenten sollen mit dem Soldaten zu einem integralen Kampfsystem verbunden werden. Der als soziotechnisches Netzwerk entworfene Fußsoldat lässt sich in eine Reihe gesellschaftsdiagnostisch triftiger Figuren stellen, die grundlegende, als selbstverständlich wahrgenommene Trennungen unterlaufen: Anthropologisch die zwischen Humanem und Technischem, zwischen biologischem Organismus und kybernetischen Mechanismen, die in einer ganzheitlich konzipierten Waffe aufgehen; ontologisch die zwischen Realem und Virtuellem, wenn Telekommunikation, materiale Objekte, errechnete Lagebilder und konkrete Kampfhandlungen zu einem Raum, dem Schlachtfeld, verschmelzen; politisch die zwischen Militärischem und Zivilen, wenn Krieg und Unterhaltung, Soldatentypen und Film, Simulationsprogramme und Videospiele auf der Ebene fiktionaler Entwürfe wie technischer Implementierungen rekursiv vernetzt werden. Das Forschungsprojekt unternimmt es, diese drei Felder - in denen es um (nicht nur soldatische) Subjektkonstitutionen, um technisch-mediale Wirklichkeitskonstruktionen und um die politisch-kulturelle Formung des Krieges geht - genealogisch und in ihrer aktuellen Virulenz zu entfalten. An einem ihrer exemplarischen Projekte, dem "digitalen Soldaten", werden zentrale Effekte gegenwärtiger Information herausgearbeitet. (S. http://www.tg.ethz.ch/forschung/projektbe schreib/Kaufmann/Kaufmann_Soldat.htm ). ART: gefördert BEGINN: 2004-01 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Département Geistes-, Sozialund Staatswissenschaften, Institut für Geschichte Abt. Technikgeschichte (Auf der Mauer 2, 8092 Zürich, Schweiz); Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie (79098 Freiburg im Breisgau) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0761-203-3494, e-mail: [email protected]) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 223 [365-F] Kiel, Ewald, Prof.Dr.; Heidecke, Swantje, Dipl.-Psych.; Sperber, Amelie von, M.A. (Bearbeitung); Grabowski, Joachim, Prof.Dr. (Leitung): Quizshow-Wissen als Spiegel kultureller Teilhabe INHALT: Quizshows verzeichnen seit den vergangenen Jahren einen enormen Anstieg in der Quantität ihrer Medienpräsenz und der öffentlichen Diskussion. Als Prototyp kann das (zugleich erfolgreichste) Sendeformat "Wer wird Millionär?" gelten (RTL; Moderation: Günther Jauch). Im Rahmen unseres Forschungsprojekts geht es nun darum, das in Quizshows verhandelte Wissen als Ausdruck einer gelungenen kulturellen Sozialisation - und damit als Alternative zu traditionellen Bildungsinhalten - zu beschreiben und die am Wissensabruf beteiligten psychischen Prozesse zu erforschen. Ziel des Projekts ist es, mit Hilfe empirischer Klassifikationsanalysen das von uns postulierte Konstrukt der kulturellen Teilhabe anhand von Quizshow-Wissen zu definieren. Die Relevanz des Konstrukts soll dabei u.a. mit Blick auf die Gestaltung von Curricula im Bildungsbereich diskutiert werden. Weiterhin zielt das Projekt auf die Entwicklung eines aspektierten Wissensbegriffs ab. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Determinanten von Wissensbeständen (z.B. Alters-, Kohorten- und Bildungswegabhängigkeiten) näher betrachtet. Die damit zusammenhängenden unterschiedlichen Lösungswahrscheinlichkeiten von einzelnen Fragen werden im Rahmen einer umfassenden Diskussion anderen Konzeptionen des Begriffs Schwierigkeit gegenübergestellt. Besondere Beachtung erfährt weiterhin die Analyse sprachbezogenen Wissens, dies auch in kulturvergleichender Untersuchung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Grabowski, J.:. Mit Semantik zum Millionär? Sprachbezogenes Wissen in Quizshows. in: Proost, K.; Winkler, E. (Hrsg.): Von Intentionalität zur Bedeutung koventionalisierter Zeichen: Festschrift für Gisela Harras zum 65. Geburtstag. Studien zur deutschen Sprache, 35. Tübingen: Narr 2006, S. 437-452.+++Grabowski, J.; Kiel, E.; Meyer, S.: Quizshows: Kulturelle Identität durch sprachliches Wissen. in: Der Sprachdienst, 2006, H. 1, S. 13-21.+++Kiel, E.; Grabowski, J.; Meyer, S.: Quizshow-Wissen als Bildungsgut!? in: Zeitschrift für Pädagogik, 2005, 51, S. 311-325.+++Panyr, S.; Kiel, E.; Meyer, S.; Grabowski, J.: Quizshowwissen vor dem Hintergrund empirischer Bildungsforschung. in: Bildungsforschung, 2, 2005, 1 . Download unter: http://www.bildungsforschung.org/Archiv/2005-01/quiz ART: Eigenprojekt AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Fak. I Erziehungs- und Sozialwissenschaftliche Fakultät einschließl. Sonderpädagogik, Fach Pädagogische Psychologie (Keplerstr. 87, 69120 Heidelberg); Universität München, Fak. für Psychologie und Pädagogik, Institut für Schul- und Unterrichtsforschung Lehrstuhl für Schulpädagogik (Leopoldstr. 13, 80802 München) KONTAKT: Leiter (Tel. 06221-477-530, e-mail: [email protected]); Kiel, Ewald (Prof.Dr. Tel. 06221-477-501, e-mail: ekiel@t-online) [366-L] Kiepas, Andrzej; Zydek-Bednarczuk, Urszula (Hrsg.): Informationsgesellschaft und Kultur: Internet - Globale Kommunikation - Identität, (eCulture : Network Cultural Diversity and New Media, Vol. 5), Berlin: Trafo Verl. Weist 2006, 154 S., ISBN: 3-89626-571-7 (Standort: SLUB Dresden(14)-2006-8-22525) INHALT: "Der Band basiert auf Beiträgen des Workshops 'Informationsgesellschaft, Kultur, Identität, Globale Kommunikation', der im Oktober 2003 am Institut für Kulturwissenschaften der Schlesischen Universität Katowice, Polen, stattfand. Im Zentrum standen die Wech- 224 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien selbeziehungen, die zwischen Kultur, Identität und Kommunikation unter den Bedingungen der globalen Informationsinfrastruktur Internet konstatiert werden, und zwar hinsichtlich der Chancen wie der Gefahren, die für Individuum, Gesellschaft und Kultur damit verbunden sind bzw. - da viele Effekte erst in statu nascendi aufweis- oder gar erahnbar sind - sein könnten. Zentral scheinen in dieser Hinsicht Fragestellungen oder Probleme zu sein, die mit Identität in Verbindung stehen, Identität etwa auf individueller oder gemeinschaftlicher Ebene, in psychologischer oder kultureller Hinsicht. Vor allem der Kürze des Zeitraums, innerhalb dessen die interessierenden Facetten konstatier- und analysierbar sind, sowie der Dynamik und dem Tempo, dem der (informations-)technische Wandel unterliegt, ist es geschuldet, dass die vorgelegten Überlegungen weitgehend 'provisorischer Art' sind, den Charakter des 'Vorläufigen' haben, noch unvollständig sind. Deshalb können die Autoren auch keine fertigen Antworten geben, sondern weisen vor allem auf relevante Probleme hin, die noch weiter zu diskutieren sind." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Andrzej Kiepas; Urszula ZydekBednarczuk: Einleitung (9-12); Uwe Meinberg: Der Einfluss der neuen Informationstechnologien auf den Zustand der Gesellschaft und des Menschen (13-22); Andreas MetznerSzigeth: Internet, CMC & neue Medien - technisch-mediale Charakteristika und soziokulturelle Transformationspotenziale (23-42); Andrzej Kiepas: Bedrohungen durch das Internet - eine kulturelle Dimension (43-52); Gerhard Banse: Identität in der realen Welt und im Cyberspace - Chancen und Gefahren (53-66); Tadeusz Miczka: On the Change of Communicative Behaviour in Modern Culture - An Outline of Research Problems (67-78); Urszula Zydek-Bednarczuk: Der Text im Internet und seine Merkmale (79-88); Bogdan Zeler: Internet und Literatur (89-96); Jakub Zajdel: Hypertextual Structure of Polish Internet Film Portals (97-106); Bohdan Jalowiecki; Marek S. Szczepariski: The Late Newcomer Syndrome - Poland Challenges of the Information Society (107-122); Marek S. Szczepariski; Robert Geisler: Building Information Society Challenges for Silesian Voivodship (123-133); Slawomir Klos; Waldemar Woiniak; Irene Krebs: A Framework of Renewal of Faulty Business Processes in a Manufacturing Company (135-147). [367-F] Kneip, Veronika, Dipl.-Soz.Wiss. (Bearbeitung); Baringhorst, Sigrid, Prof.Dr.Dr. (Leitung): Protest- und Medienkulturen im Umbruch. Transnationale Corporate Campaigns im Zeichen digitaler Kommunikation INHALT: Das Projekt 'Protest- und Medienkulturen im Umbruch. Transnationale Corporate Campaigns im Zeichen digitaler Kommunikation' konzentriert sich auf den Zusammenhang zwischen dem Umbruch von Medienkulturen und dem Wandel von Protestkulturen. Im Mittelpunkt steht dabei die Untersuchung computervermittelter politischer Partizipation im Rahmen so genannter transnationaler Corporate Campaigns. ZEITRAUM: 1995-2005 METHODE: Mit der Entwicklung des Internets bilden sich neue technische Möglichkeiten, zu geringen Kosten, in enormer Geschwindigkeit und jenseits der Selektionszugriffe journalistischer Gatekeeper sowie zensierender Eingriffe staatlicher Instanzen, räumlich entgrenzte Protestnetzwerke zu mobilisieren. Neben der Auswirkung der Internetkommunikation auf die Struktur von Protestorganisationen und auf die Vernetzung zwischen lokalen, nationalen und transnationalen Akteuren untersucht das Projekt Arenen, Handlungsprogramme und Deutungsrahmen der Kampagnen sowie Formen der kollektiven Identitätsstiftung und Protestinszenierung im Netz. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 225 VERÖFFENTLICHUNGEN: Keine Reizwäsche aus Burma. Menschenrechte durch politisierten Konsum? in: Lamla, Jörn; Neckel, Sighard (Hrsg.): Politisierter Konsum - konsumierte Politik. Wiesbaden 2006. ARBEITSPAPIERE: Baringhorst, Sigrid; Kneip, Veronika; Niesyto, Johanna: Wandel und Kontinuität von Protestkulturen seit den 1960er Jahren - eine Analyse ausgewählter Anti-Corporate Campaigns. Fachtagung 'Bürgergesellschaft - Wunsch und Wirklichkeit', Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), 19.10.-20.10.2006. Unter: http://www.b-b-e.de/fileadmin/inhalte/PDF/aktuelles/veranstaltungen/wzb_protestkult uren.pdf abrufbar.+++Baringhorst, Sigrid: New media and the politics of consumer activism. Opportunities and challenges of Euro-Asian anti-corporate campaigns. Paper presented at the Annual Conference of the European Consortium of Political Research, Workshop 'New Directions in Cultural Politics', Granada, 14.-19.04.2005. Unter: http://www.politikkonsum.de/pdf/baringhorst_ecpr.pdf abrufbar.+++Kneip, Veronika; Niesyto, Johanna: 'Echt gerecht. Clever kaufen' - politischer Konsum und Kampagnenpolitik als Reaktion auf nationalstaatliche Steuerungsverluste. Nachwuchstagung des SFB 'Staatlichkeit im Wandel', Universität Bremen, 31.03.-02.04.2006. Unter: http://www.staatlichkeit.uni-bremen.de/download/ de/aktuelles/petzold_niesyto_Paper.pdf abrufbar. ART: gefördert BEGINN: 2005-06 ENDE: 2009-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Siegen, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg SFB-FK 615 "Medienumbrüche" (57068 Siegen) KONTAKT: Leiterin (Tel. 0271-7404510, e-mail: [email protected]); Bearbeiterin (Tel. 0271-740-4510, e-mail: [email protected]) [368-L] Kopper, Gerd G.: Internet-Dienste und demokratische Kultur - Plädoyer für eine kritische Perspektive, in: Reiner Matzker, Siegfried Reinecke (Hrsg.): Medienwissenschaft : T. 7, Öffentlichkeit, Partizipation, Politische Kultur, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 115-123 INHALT: Der Autor greift in seinem Beitrag die positiven Potentiale von zivilgesellschaftlichen Initiativen auf, die sich die globalen digitalen Informationsmedien zunutze machen, setzt sich aber auch kritisch mit jenen Verheißungen auseinander, die im Internet ein umfassendes und durchgreifendes Mittel zum Abbau von Demokratiedefiziten erkennen wollen. Bei einer genauen Betrachtung vieler Experimente und Projekte in den verschiedensten Ländern und von unterschiedlichsten Gruppen lassen sich zwar Möglichkeiten in eine solche Richtung erkennen, die meist im Bereich der Selbstorganisation von Gruppen liegen. Ausschlaggebend in solchen Fällen ist die erhebliche Erleichterung der Informationsbeschaffung und -verbreitung im Zuge einer Aktivierung. Auch der Aufbau von weltumspannenden Netzwerken wird erleichtert und die technischen Vorteile, die durch das Kommunikationsverfahren per E-mail entstehen, brauchen nicht eigens hervorgehoben werden. Der Autor möchte mit seinen Ausführungen hingegen zeigen, dass gerade der Aufschwung derartiger Formen von Selbstorganisation und Vernetzung kein Äquivalent im Kontext der staatlichen Institutionen der modernen Demokratien findet. (ICI2) 226 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien [369-L] Krois, John Michael; Meuter, Norbert (Hrsg.): Kulturelle Existenz und symbolische Form: philosophische Essays zu Kultur und Medien, Berlin: Parerga Verl. 2006, 275 S., ISBN: 3-937262-39-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006/7583) INHALT: "Die Beiträge diese Bandes nähern sich aus verschiedenen Perspektiven dem durch die Begriffe Kulturelle Existenz und Symbolische Form bezeichneten anthropologischen Feld. Ohne allzu ausgeprägte Systematisierungsabsichten lassen sie sich in zwei Teile einteilen: Kultur und Medien. Der erste Teil ist allgemeiner gefaßt und läßt aus verschiedenen Perspektiven Aspekte des Kulturbegriffs im aktuellen philosophischen Diskurs sichtbar werden. Die Beiträge des zweiten Teils fragen spezieller nach der Rolle und Funktion besonderer symbolischer Medien bei der kulturellen Artikulation des Menschen. Das Problem der 'Wissenschaftlichkeit' wird dabei immer wieder, in einigen Beiträgen auch zentral, thematisiert." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Carl Friedrich Gethmann: Das abendländische Vernunftprojekt und die Pluralitätder Kulturen (17-39); Dimitri Ginev: Die Unumgänglichkeit einer kulturwissenschaftlichen Hermeneutik (41-54); Wolfram Hogrebe: Spekulative Identität und diskursive Differenz. Der interkulturelle Dialog in der Philosophie (55-70); Ralf Konersmann: Joseph Conrad und die Entdeckung der kulturellen Tatsache (71-89); Norbert Meuter: Natur/ Kultur. Zwei Aspekte einer anthropologischen Differenz (91-115); Enno Rudolph: Kultur - Zauberlehrling oder Meister ihrer Geschichte? (117-126); Mirjana Vrhunc: Prozesse der Individuation. Cassirer über persönliche und kulturelle Identität (127-140); Jens Heise: Zur philosophischen Grammatik des Japanischen - Sprache und Schrift (143-153); Sybille Krämer: Was kommt nach den Zeichen? Ein Essay über die Spur (155-166); John Michael Krois: Für Bilder braucht man keine Augen. Zur Verkörperungstheorie des Ikonischen (167-189); Reinhard Margreiter: Nietzsche - ein Medienphilosoph avant la lettre (191-211); Eric Oger: Randbemerkungen zu Jacques Derridas Dekonstruktion des Bilderrahmens (213-239); Holm Tetens: Wie erlangt der Laie Erkenntnis höherer wissenschaftlicher Welten? (241-254); Christian Thiel: Das Transzendentale und das Operative (255-270). [370-L] Lindenberger, Thomas: Massenmedien im Kalten Krieg: Akteure, Bilder, Resonanzen, (Zeithistorische Studien, Bd. 33), Köln: Böhlau 2006, 286 S., ISBN: 3-412-23105-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006/2645) INHALT: "Der Kalte Krieg wurde nicht nur von Staatsmännern und Militärstrategen in den Spitzenetagen der politischen Macht geführt. In Ost und West machte er sich vielmehr in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens bemerkbar. Der öffentlichen Kommunikation kam dabei eine zentrale Funktion zu: Filmemacher und Journalisten, Parteipolitiker und Kirchenvertreter, Wochenschauen und Fernsehstationen kommentierten und interpretierten, legitimierten und kritisierten die lebensbedrohliche Teilung der Welt. Durch den alltäglichen Medienkonsum war der Kalte Krieg im Leben des breiten Publikums präsent. Der ideologische Gegensatz von liberalen Demokratien und kommunistischen Diktaturen schlug sich in gegensätzlichen Vorstellungen von den Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens nieder, die in Massenmedien propagiert und diskutiert wurden. Die Beiträge der Autorinnen und Autoren über Spielfilme, Zeitungs- und Rundfunkjournalismus tragen zu einer neuen, kultur- und mediengeschichtliche Aspekte integrierenden Sichtweise des Kalten Krieges bei." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thomas Lindenberger: Einleitung (9-23); Ulrike Weckel: Begrenzte Spielräume: Wolfgang Staudtes Filme und deren Rezeption im Kalten Krieg (25-47); Bernd Stöver: "Das ist die Wahrheit, die volle Wahrheit". Befreiungspolitik im DDR-Spielfilm der soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 227 1950er und 1960er Jahre (49-76); Lars Karl: Das Bild des Siegers im Land der Besiegten: Der sowjetische Kriegsfilm in SBZ und DDR, 1945-1965 (77-110); Marcus M. Payk: Antikommunistische Mobilisierung und konservative Revolte. William S. Schlamm, Winfried Martini und der "Kalte Bürgerkrieg" in der westdeutschen Publizistik der späten 1950er Jahre (111137); Christine Bartlitz: "Hütet euch vor falschen Propheten!" Hörfunkkommentare der katholischen Kirche aus Berlin 1950-1962 (139-170); Uta C. Schmidt: "Das Problem heißt: Schlüsselkind". Die "Schlüsselkinderzählung" als geschlechterpolitische Inszenierung im Kalten Krieg. Einführende Überlegungen zu "Geschlecht" und "Kalter Krieg" (171-202); Uta Schwarz: Der blockübergreifende Charme dokumentarischer Bilder: Tradition, Ideologie und Geschlecht in der Repräsentationsordnung der bundesdeutschen und der DDR-Wochenschau der 1950er Jahre (203-234); Thomas Heimann: Television in Zeiten des Kalten Krieges. Zum Programmaustausch des DDR-Fernsehens in den sechziger Jahren (235-261). [371-L] Marchart, Oliver: Kommunikation als Kultur als Gemeinschaft als Politik: zum politischen Kommunikationsbegriff der Cultural und Media Studies, in: Sigrid Schade, Thomas Sieber, Georg Christoph Tholen (Hrsg.): SchnittStellen, Basel: Schwabe, 2005, S. 215-232, ISBN: 3-7965-2150-9 (Standort: UB Bonn(5)-2006/2948) INHALT: Der Autor diskutiert die Entwicklung des Kommunikationsbegriffs vom SenderBotschaft-Empfänger-Modell (Transmissionsmodell) über ein Modell von "Kommunikation als Gemeinschaft in sich wiederholenden Ritualen" (Ritualmodell) zu einer politischen Theorie von Kommunikation und Kultur. Das Transmissionsmodell ist "bis heute das standardisierte Arbeitskonzept der Kommunikationwissenschaft", es ist mit dem Alltagsverständnis von Transmission und Transport kompatibel. Unter der Annahme des Ritualmodells "wird Kommunikation zur wechselseitigen Teilhabe, zur Konstruktion von Gemeinschaft in sich wiederholenden kulturellen Riten." In einem symbolischen Prozess wird Realität produziert, erhalten und transformiert. Kommunikationwissenschaft wird auf diese Weise nahezu bedeutungsgleich mit Cultural Studies. Eine politische Perspektive ist innerhalb des Ritualmodells in der Theorie der Konstruktion politischer Gemeinschaft zu verorten. Als Beispiel wird der politische Nationenbildungsprozess angeführt, in dem sich die 'imagined community' über das Medium der Tageszeitung bildet. Wann und wie sich eine bestimmte Realität als allgemeingültige durchsetzt kann eine diskursanalytische Hegemonietheorie nachzeichnen, eine politische Theorie von Kommunikation und Kultur wie sie von der Birmingham School of Cultural Studies entwickelt wurde. Den Medien kommt darin eine zentrale Beutung zu für jede Analyse von "Signifikationspolitik zur Herstellung eines kulturellen common sense, von Alltagsverstand im kulturellen wie politischen Sinn." (HS2) [372-L] McMillin, Divya C.: "Wenn wir aufhören, uns zu fürchten ...": Jugendkultur, Gender und Fernsehen in Indien, in: Televizion, Jg. 19/2006, Nr. 1, S. 39-43 (URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/ publikation/televizion/19_2006_1/mcmillin.pdf) INHALT: Unterschiedliche Fernsehpräferenzen indischer Teenager lassen sich auf deren GenderPerspektive und sozialen Status zurückführen, so diese qualitative Studie. Um einen Eindruck davon zu erhalten, wie Gender-Identitäten von Teenagern in ihrem sozialen und kulturellen 228 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien Umfeld kontextualisiert werden und welche Rolle das Fernsehen in diesem Zusammenhang spielt, wurden sechs 14- bis 15-jährige Jugendliche in Bangalore interviewt. Die Befragten repräsentieren die indische Vielfalt in Bezug auf Geschlecht, Religion und sozioökonomischen Status sowie Region. Jungen bevorzugen Comedians und starke Helden, Mädchen wählen Fernsehfilme und Soaps, zur Unterhaltung oder als Vorbilder für sozialen Aufstieg. Die Klassenunterschiede zwischen den Befragten lieferten sehr unterschiedliche Einschätzungen der Eigenen "Selbstwirksamkeit" und sie spielten eine wichtige Rolle bei der Programmauswahl. So lag die Präferenz von Jugendlichen aus der Oberschicht bei Unterhaltungsprogrammen, während solche aus der Unterschicht Programme aussuchten, die ihnen Lektionen über soziale Aufstiegsmöglichkeiten boten. (UN) [373-L] Mecke, Bettina-Dorothee: Wertevermittlung und nationale Identitätssuche: die polnische Soap Opera, in: Sociologus : Zeitschrift für empirische Ethnosoziologie und Ethnopsychologie, Jg. 56/2006, H. 2, S. 193-224 (Standort: USB Köln(38)-BP4430; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die Soap Opera gibt als zeitgeschichtliches Dokument Aufschluss über gesellschaftliche Aushandlungsprozesse, indem Konsens und Tabubereiche den Plot bestimmen. Die Vermittlung von Werten ist zentraler Bestandteil des Genres. Vor dem Hintergrund genretypischer Motivlinien wird der Frage nach den Spezifika der aktuellen polnischen Soap Opera im staatlichen Fernsehen Polens nachgegangen. Die Arbeit an einem nationalen Identitätskonzept und die katholische Morallehre bilden dabei zwei wichtige Elemente." (Autorenreferat) [374-L] Mikos, Lothar: Cultural Studies im deutschsprachigen Raum, in: Andreas Hepp, Rainer Winter (Hrsg.) - 3., überarb. u. erw. Aufl.: Kultur - Medien - Macht : Cultural Studies und Medienanalyse, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 177-192, ISBN: 3-531-42948-5 (Standort: UB Siegen(467)20KLE1751(3)) INHALT: Der Verfasser behandelt die Rezeption des Cultural Studies-Ansatzes in Deutschland konzentriert auf die Medienforschung. Er unterscheidet vier Phasen: (1) die Analyse von Fernsehserien und Soap Operas seit Mitte der 1980er Jahre; (2) Rezeption der Cultural Studies an der Universität Trier in Soziologie und Linguistik seit Ende der 1980er Jahre; (3) Rezeption der Cultural Studies in den Medien- und Kommunikationswissenschaften seit Beginn der 1990er Jahre; (4) Ko-Orientierung von Kultur-, Medien- und Kommunikationswissenschaft (Encoding/Decoding-Modell von Stuart Hall, diskursanalytische Untersuchungen von Fiske). Insgesamt zeigt sich eine breite Rezeption mit einem Schwerpunkt auf Mediatisierung und Populärkultur. Es wird versucht, einen eigenen Weg zwischen einer Übernahme von Theoremen der Cultural Studies und ihrer Zusammenführung mit anderen, in den Disziplinen gewachsenen Theorietraditionen zu finden. Die Debatte um die Cultural Studies im deutschsprachigen Raum hat zudem den Blick für die widersprüchlichen Aspekte der medialen Kommunikation zwischen Selbstermächtigung und Vereinnahmung geschärft. (ICE2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 229 [375-L] Neumann-Braun, Klaus; Mikos, Lothar: Videoclips und Musikfernsehen: eine problemorientierte Kommentierung der aktuellen Forschungsliteratur, (Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Medien NordrheinWestfalen, Bd. 52), Berlin: Vistas Verl. 2006, 156 S., ISBN: 3-89158-426-1 INHALT: Die Jugendkultur wird weitgehend durch die Fernsehlandschaft geprägt, in der sich in den letzten zwanzig Jahren Musiksender wie VIVA und MTV etabliert haben, deren Videoclips sich durch häufig "progressive" Darstellungsformen von Sex und Gewalt auszeichnen. Die "Jugendtauglichkeit" solcher Darstellungsformen wird zunehmend in Frage gestellt und "bei einigen aktuellen Musikvideos scheinen die Grenzen des gesellschaftlich Akzeptierten ausgereizt". Ziel der vorliegenden Literaturanalyse zu den Aspekten der Produktion, Distribution und Ästhetik sowie Rezeption und Aneignung von Clips und Musik-TV ist es, die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zu systematisieren, die sich damit beschäftigen, wie Jugendliche mit den angebotenen Darstellungen von Gewalt und Geschlechterrollen umgehen, und ob aus der Perspektive von Jugendmedienschutz und Medienpädagogik problematische Entwicklungen im Zusammenhang zwischen der Präsentation von Sex und Gewalt und der Rezeption von Musikvideos zu konstatieren sind. Zudem sollte möglicher Forschungsund Handlungsbedarf ermittelt werden. Die Synopse der vorliegenden Studien verdeutlicht, dass offene Gewalt und aggressives Verhalten in Musikvideos kaum eine Rolle spielen, wohl aber die implizite Andeutung oder Latenz von Gewalt. Dabei bleibt die Frage nach der Wahrnehmung des Inszenierungscharakters von Geschlecht-, Sexualität- und Gewaltpräsentationen in Musikvideos durch Jugendliche weitgehend ungeklärt. Aus der Literatursichtung lässt sich der Bedarf ableiten, die Medienkompetenz von Jugendlichen im Sinne der Fähigkeit, Sinnkomplexität, Vieldeutigkeit, Gewaltlatenz und Stereotypie in Videoclips reflektieren zu können, zu stärken und entsprechende medienpädagogische Konzepte zu entwickeln. (UN) [376-L] Nöth, Winfried: Formen der Selbstreferenz in den Medien, in: Sigrid Schade, Thomas Sieber, Georg Christoph Tholen (Hrsg.): SchnittStellen, Basel: Schwabe, 2005, S. 133-145, ISBN: 3-7965-2150-9 (Standort: UB Bonn(5)-2006/2948) INHALT: "In den Kulturwissenschaften ist das Phänomen der Selbstreferenz in Untersuchungen zu Literatur, Kunst, Film und Fernsehen, Werbung und popular culture thematisiert worden. Selbstreferenz gilt dabei als eines der spezifischen Kennzeichen der Postmoderne.Noch wenig erforscht sind die Besonderheiten der Selbstreferenz im Kontext der Digitalisierung der Medien." Der Autor diskutiert "die Hypothese von der zunehmenden medialen Selbstbezüglichkeit und analysiert ihre Phänomene am Beispiel von Film, Werbung und Computerspiel." Er stellt die Grundbegriffe "Indexikalität der Referenz" und "Ikonizität der Selbstreferenz" gegenüber und erläutert verschiedene Ebenen der medialen Selbstreferenz: rhematische, dicentische, argumentative, textuelle, intermediale Selbstreferenz und Intertexualität sowie die kommunikative oder pragmatische Selbstreferenz. (HS2) [377-L] Orth, Ernst Wolfgang: Die Kulturbedeutung der Medien, in: Ralf Becker, Ernst Wolfgang Orth (Hrsg.): Medien und Kultur : mediale Weltauffassung, Würzburg: Königshausen u. Neumann, 2005, S. 9-23, ISBN: 38260-3116-4 (Standort: USB Köln(38)-33A6010) 230 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien INHALT: Die Analyse unserer Gesellschaft als Mediengesellschaft hält der Verfasser für nicht aussagekräftig, da jede Gesellschaft immer schon in der Geschichte auch eine Mediengesellschaft oder Medienkultur ist. Der Autor vertritt die These, dass Kultur selbst, konstitutiv und intrinsisch Medialität ist. Medialität ist das Kulturparadigma schlechthin, Kultur und Medien sind gleichursprünglich. Die Überlegungen gliedern sich in drei Teile: 1. Zum Wortgebrauch von "Kultur" und "Medien"; 2. Die Befunde Kultur und Medien als Modalisierung der Wirklichkeit; 3. Das Neue an den neuen Medien. (FR2) [378-L] Schade, Sigrid; Sieber, Thomas; Tholen, Georg Christoph (Hrsg.): SchnittStellen, (Basler Beiträge zur Medienwissenschaft, Bd. 1), (1. Basler Kongress für Medienwissenschaft "SchnittStellen", 2002, Basel), Basel: Schwabe 2005, 701 S., ISBN: 3-7965-2150-9 (Standort: UB Bonn(5)-2006/2948) INHALT: "Mit der weltweiten Verbreitung der Neuen Medien verändern sich Kultur, Kommunikation und Kunst in vielgestaltiger Weise. Die zeitgenössische Frage, ob und wie Medien den Wandel der sozialen und kulturellen Überlieferung nachhaltig beeinflussen, ist keine randständige mehr. Mit dem Computer als dem universellen Medium der Speicherung, Übertragung und Verarbeitung beliebiger Daten und Zeichen wurde die Prägekraft alter und neuer Medien zum Fokus einer interdisziplinären Kultur- und Medienwissenschaft. Der vorliegende Tagungsband ist nach den folgenden Schwerpunkten gegliedert, die in historischer wie systematischer Pespektive den Horizont einer kulturwissenschaftlich orientierten Medienforschung zu bestimmen versuchen: - Literatur, Sprache, Medien; -Zur Medialität von Kunst und Kulturen; - Intermedialität; - Netzkulturen; - Digitale Archive und Gedächtniskulturen; - Ereignis, Geschichte, Medien. (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Peter Rusterholz: Die wächserne Nase der Schrift. Der Wandel der Hierarchie der Sinne (27-43); Helga Finter: Vom Buch zum Spektakel. Dantes Paradies als Theatermaschine (45-62); Davide Giuriato, Martin Stingelin und Sandro Zanetti: Zur Genealogie des Schreibens (63-73); Silvia Henke: Wehrlos erreichbar aus der Ferne: Zäsuren in/ zwischen Brief und E-Mail (75-85); Uwe Wirth: Die Schnittstelle zwischen Riss und Sprung. Vom herausgerissenen Manuskript zum HypertextLink (87-96); Christian Doelker: Die semantische Tiefe von Bildern (97-119); Frank Haase: Abschied von der Medienkompetenz (121-131); Winfried Nöth: Formen der Selbstreferenz in den Medien (133-145); Wolfram Malte Fues: Anteilnahmsfreie Gewalt. Zur Semiotik des Fernsehens (147-154); Ernest W.B. Hess-Lüttich: Kommunikationsgeschichte als Medienkulturgeschichte. Zur Beschreibung des Sprach- und Textwandels in der Informationsgesellschaft (155-167); Sigrid Schade: Das Ornament als Schnittstelle. Künstlerischer Transfer zwischen den Kulturen (169-195); Dieter Daniels: Interaktion versus Konsum: Massenmedien und Kunst von 1920 bis heute (197-214); Oliver Marchart: Kommunikation als Kultur als Gemeinschaft als Politik. Zum politischen Kommunikationsbegriff der Cultural und Media Studies (215-232); Jörg Huber: Schnittstellen - Übergänge. Anmerkungen zur Praxis der Kulturwissenschaften (233-243); Marion Strunk: Foto + Faden (245-255); Giaco Schiesser: Medien - Kunst - Ausbildung. Über den Eigensinn als künstlerische Produktivkraft (257-274); Thomas Sieber: Im Netz der visuellen Kultur. Schnittstellen und Differenzen in Medien, Design und Kunst (275-291); Joachim Paech: Schnittbilder (293-309); Hansmartin Siegrist: Spiegel und Leinwand: Zwischenräume der Zeit? (311-318); Manfred Riepe: Film und Metapher. Anmerkungen zu den Filmen David Cronenbergs (319-332); Beate Ochsner: Zwischenzeit und Zwischenraum. Videoportraits - One Hour von Thomas Struth (333-344); Irene Schubiger: Videokunst und Selbstdarstellung (345-351); Wolf-Dieter Ernst: The Liveness of soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 231 the Rain. Die Techniken der Betrachtung im zeitgenössischen Theater (353-368); Susanne Winnacker: Szenen aus dem Theater, Seitenblicke auf die Medien (369-378); Stefanie Wenner: Die Atopie des Horizonts und die Erweiterung des Hier. Medienphilosophische Erkundungen (379-388); Michael Harenberg: Die Ästhetik der Simulation. Musik aus virtuellen Räumen (389-399); Alexandra Stäheli (Text) und René Pulfer (Bilder und Videoprogramm): A la télévision, ils voient rien. Über mediale Verflechtungen zwischen Kunst und Massenmedien seit den 1960er Jahren (401-421); Sibylle Omlin: Medien, Metaphern, Materialität - Beobachtungen zu Schnittstellen in Media-Mix und Crossover (423-427); Inke Arns: Netzkulturen im postoptischen Zeitalter (429-443); Villö Huszai: Paradoxien der Netzkunst. Anregungen zur medienwissenschaftlichen Selbstbeobachtung (445-457); Reinhard Storz: Kunst online. Zur Schnittstelle zwischen Fiktion und Wirklichkeit in der künstlerischen Netzarbeit (459469); Roberto Simanowski: Fotografie ohne Kamera: Wie man aus obszönen Readymades des Internets Offlinekunst macht (471-485); Knowbotic Research: Non-Locations/Event: Under Construction (487-492); Climax-Team: Nybble-engine-Project. Eine Methode, die auf der Programmebene von Real-Time-Tools ansetzt (493-503); Adi Blum und Beat Mazenauer: What you search is what you find. Über das Lesen am Netz (505-517); Yvonne Volkart: Monster und Mutanten: Das verrückte Geschlecht des bio- und medientechnologischen Körpers (519-536); Karin Wenz: Der Avatar als Schnittstelle. Computerspiele in der Medienkunst (537-544); Peter Haber: Das Archiv als Schnittstelle zum Wissen (545-553); Josef Zwicker: Augenblick und Ewigkeit - vom Leben und Überleben historischer Fotoarchive (555561); Rudolf Gschwind: Computer und Langzeitarchivierung - ein Widerspruch? (563-577); Verena Formanek: Design beyond Crafts beyond Applied Arts? (579-584); Kurt Deggeller: Schnittstellen der zeitgeschichtlichen Überlieferung. Aus der Praxis der Erhaltung des audiovisuellen Kulturguts (585-590); Lucas Burkart: Bild - Schatz - Geschichte. Medien und Politik im spätmittelalterlichen Basel (591-605); Markus Kutter: Basels mediengeschichtliche Schnittstellen (607-616); Wolfgang Hagen: Das dritte Bild. Kontingenzen und Zäsuren in der Genealogie des Fernsehens (617-631); Urs Stäheli: Das Populäre der Politik (633-643); Philipp Sarasin: Fremdkörper/ Infektionen: Anthrax als Medienvirus (645-660). [379-F] Scheer, Uta (Bearbeitung): Körpertechnologien und Sexualpolitik in Science Fiction- und Fantasy-Fernsehserien INHALT: Der Ausgangsparameter des Dissertationsprojektes besteht darin, dass Populärkultur öffentliche Diskurse, in denen zentrale Themen wie Geschlecht und Sexualität hegemonial verhandelt werden, reproduziert und dadurch verfestigt - und Populärkultur aufgrund dessen ideologiekritisch und politisch zu hinterfragen ist. Eine zentrale Aufgabe medien- und kommunikationswissenschaftlicher Gender Studies besteht hierbei einerseits darin, die subtil in die Medieninhalte verwobenen Diskurse und codes of representations, die die Geschlechterkonstruktionen perpetuieren, offen zulegen und andererseits, diejenigen medialen Performanzen und Inhalte, die zur Verstörung der asymmetrischen Geschlechterdichotomie beitragen, in die Untersuchungen zu integrieren. Ein wesentliches Merkmal von Science-Fiction- und Fantasy-Fernsehserien besteht darin, aktuelle Themen entsprechend der jeweiligen GenreKonventionen zu fiktionalisieren und zu verkodieren. Sie bieten aufgrund ihrer ständigen Charakter- und Körperproduktionen in Form von Aliens, Cyborgs, Vampiren und Dämonen u.ä. eine besonders reichhaltige Grundlage für die Erforschung von Körpertechnologien und Sexualpolitik. Und das gilt, mit dem Genre entsprechenden anderen textuellen Verschlüsse- 232 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien lungen, auch für den 'Fantasy Code' (z.B. in Form von Magie, Dämonen, Hexen, etc.), so dass sich in dem Forschungsprojekt zahlreiche Analysemöglichkeiten ergeben. ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Kassel, Graduiertenkolleg "Öffentlichkeiten und Geschlechterverhältnisse - Dimensionen von Erfahrung" (Mönchebergstr. 21a, 34109 Kassel) KONTAKT: Geschäftsstelle Kassel (Tel. 0561-8042714, Fax: 0561-8047714); Geschäftsstelle Frankfurt (Tel. 069-79823625, Fax: 069-79822383) [380-L] Schetsche, Michael: Eine neue soziale Welt: Überlegungen zur Mikro-Soziologie des Cyberspace, in: Michael Schetsche, Kai Lehmann (Hrsg.): Netzwerker-Perspektiven : Bausteine einer praktischen Soziologie des Internet, Regensburg: Roderer, 2003, S. 65-80, ISBN: 3-89783-374-3 (Standort: USB Köln (38)-30A4862) INHALT: Der Autor hinterfragt vor dem Hintergrund der anhaltenden Debatte über die gesellschaftlichen Auswirkungen von neuen Kommunikations- und Informationstechnologien die Tatsache, dass die Nutzung von Mediennetzwerken unterschiedliche künstliche soziale Umwelten produziert. Wenn Soziologen diese Umwelten erforschen, sind sie einerseits mit komplexen künstlichen Welten und andererseits mit ihrem eigenen Instrumentarium an Regeln und besonderen Praktiken konfrontiert. Der Autor diskutiert im ersten Teil seines Beitrages künstliche Umwelten, die eine hohe Interaktionsdichte aufweisen: die sogenannten "AvataraWelten". Im zweiten Teil skizziert er mögliche Forschungsfelder und -ansätze für eine Mikrosoziologie des Cyberspace, die sich auf die Bedeutung des Körpers, der mit Identitäten "spielt", und auf die Konfrontation menschlicher Lebewesen mit künstlichen Akteuren bezieht. (ICIÜbers) [381-L] Schmidt, Robert: Technik, Risiko und das Zusammenspiel von Habitat und Habitus, in: Gunter Gebauer, Stefan Poser, Robert Schmidt, Martin Stern (Hrsg.): Kalkuliertes Risiko : Technik, Spiel und Sport an der Grenze, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 78-95, ISBN: 3-593-38006-4 (Standort: UB Bonn(5)-2006-7193) INHALT: Wie eng die soziale Natur der Technik mit dem Spiel verbunden ist, macht die aktuelle Entwicklung im Bereich der Computerspiele deutlich. Hier wird anschaulich, wie entscheidend ein soziales und kulturelles Phänomen wie die Spiele an der Herausbildung und an der gesellschaftlichen Durchsetzung neuer Technologien mitwirkt. Im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrags stehen sozialwissenschaftliche Technikkonzeptionen, die die kulturelle und soziale Natur der Technik, die sich vor allem dort zu erkennen gibt, wo Technik gefährlich wird und wo sie Spaß macht, auf den Begriff bringen. Dabei wird zunächst nachgezeichnet, wie der Gegenstandsbereich Technik, der von Klassikern wie Marx und Durkheim auf bis heute einflussreiche Weise bearbeitet worden ist, jedoch bis in die 1970er Jahre in der Soziologie wenig Aufmerksamkeit findet, über die Verbindung mit der Risiko- und Spielthematik wieder aufgenommen wird. Im zweiten Teil wird im Anschluss an den klassischen Analysehorizont Durkheims und mit Bezug auf praxeologische Ansätze ein konzeptioneller Vorschlag skizziert: Mit begrifflichen Werkzeugen der Bourdieuschen Soziologie wird die Sozialität der soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 233 Technik als Zusammenspiel von Habitat und Habitus reformuliert. Die soziale Natur der Technik wird auf diese Weise zu einem strategischen Untersuchungsfeld einer empirischen Habitusforschung. (ICA2) [382-L] Schneider, Nadja-Christina: Zur Darstellung von 'Kultur' und 'kultureller Differenz' im indischen Mediensystem: die indische Presse und die Repräsentation des Islams im Rahmen der Zivilrechtsdebatte, 198587 und 2003, Berlin: Logos-Verl. 2005, XXVI, 326 S., ISBN: 3-8325-1052-4 (Standort: SUB Hamburg(18)-A2006/138) INHALT: "Das indische Mediensystem weist deutliche Konvergenztendenzen auf, die Grenzen zwischen 'alten' und 'neuen' Medien verschwimmen zunehmend. Diese Einengung der Informationskanäle beschleunigt wiederum die Zirkulation analoger Erzählmuster und Symbole im öffentlichen Diskurs. Was und wie heute in Indien über 'kulturelle Zugehörigkeit' und 'kulturelle Differenz' gedacht wird, scheint demnach unmittelbar mit den gewandelten Bedingungen der Nachrichtenproduktion zusammenzuhängen. Am Beispiel der Zivilrechtsdebatte, einer der Kernkontroversen im nachkolonialen Indien, geht Nadja-Christina Schneider der Frage nach, inwieweit auch die Darstellung des Islams als Inbegriff des 'kulturell Anderen' aus dieser Transformation des Mediensystems bzw. der Medialisierung der indischen Gesellschaft zu erklären ist." (Autorenreferat) [383-L] Sebald, Gerd: Homogene Medialvergesellschaftung: Vergesellschaftungsprozesse in der Free/ OpenSourceSoftwareentwicklung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1892-1900, ISBN: 3-59337887-6 INHALT: "Die Netzwerke der Free/ Open Source-Softwareentwickler (F/ OSS) konstituieren sich und produzieren vor allem über die neuen Medien und stellen in mehrfacher Hinsicht besondere Formen der Vergesellschaftung dar. Im projektierten Vortrag werden die spezifischen Prozesse der Vergesellschaftung inden F/ OS-Netzwerken genauer beschrieben. Dazu wird kurz erläutert, worum es beider Free/ Open-Softwareentwicklung geht. Auf dieser Grundlage werden dann in einem ersten Schritt anhand von empirischem Material die Gemeinsamkeiten und Differenzen mit anderen Formen von "virtuellen Gruppen" herausgearbeitet. In einem zweiten Schritt wird der alle diese Projekte übergreifenden Diskurs auf Gemeinschaftssemantiken, Abgrenzungen, Traditionsbildungen und Ursprungsmythen untersucht. Zum Abschluss wird versucht, diese Formen der Vergesellschaftung mit Max Weber und dem Begriff der 'imagined communities' von Benedict Anderson zu fassen. Sowie die Medien Buchdruck und Zeitung neue Formen der Vergesellschaftung und der Vergemeinschaftung ermöglichten, können auch die sog. 'neuen Medien' mit den nun möglichen Formen der Wechselwirkung neue Formen der Vergesellschaftung etablieren. Konstituiert in einer abstrakten Weltzeit, über eine gemeinsame Sprache, vermittelt durch neue, nicht selten selbstgestaltete mediale Formen und durch die gemeinsame Praxis des Programmierens, könnten die Netzwerke der Free/ OpenSource-Softwareentwicklung Hinweise auf eine neue, abstraktere Form der Vergesellschaftung oder sogar der Vergemeinschaftung liefern, die jedoch nur eine internationale 234 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien technische Elite einschließt. Dabei bleiben die Grenzen (medial bedingt?) merkwürdig unscharf, einerseits hin zu der sog. 'proprietären', kommerziellen Softwareentwicklung und andererseits gegenüber 'Usern'. Ein vorläufiger Begriffsvorschlag für diese Vergesellschaftungsform wäre 'mediale Professionsvergesellschaftung'." (Autorenreferat) [384-L] Senokozlieva, Maria; Fischer, Oliver; Bente, Gary; Krämer, Nicole: Of frames and cultures: a cross-cultural comparison of TV newscasts, in: Zeitschrift für Medienpsychologie, Jg. 18/2006, Nr. 4, S. 160-173 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/171) INHALT: "Fernsehnachrichten sind kulturell bedingte Phänomene. Bisherige Forschungsergebnisse sprechen zusätzlich für einen systematischen Zusammenhang zwischen den - häufig übersehenen formalen und impliziten Charakteristika von Nachrichtensendungen und kulturspezifischen Dimensionen. Eine auf Einzelbildern basierende Inhaltsanalyse wird in dieser Hinsicht als besonders vielversprechender Untersuchungsansatz identifiziert. In einer explorativen Studie werden mögliche Zusammenhänge zwischen Kultur und ausgewählten formalen Merkmalen von Fernsehnachrichten dreier Kulturen (USA, arabische Länder, Deutschland) geprüft. Die Ergebnisse weisen auf eine Vielzahl von Unterschieden hin, von denen einige mit Erwartungen übereinstimmen, die sich aus grundlegenden Kulturunterschieden ableiten lassen. Wir argumentieren, dass insbesondere die Anzahl der im Bild gezeigten Personen und der jeweils dargestellte Handlungskontext als Indikatoren von Individualismus/ Kollektivismus interpretiert werden können. Die diskutierten Schlussfolgerungen unterstreichen grundsätzlich die Validität des gewählten methodischen Ansatzes, zeigen aber gleichzeitig auch die Notwendigkeit einer weiteren Differenzierung und stärkeren theoretischen Verankerung des Kategoriensystems." (Autorenreferat) [385-L] Thiele, Matthias: Flucht, Asyl und Einwanderung im Fernsehen, Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2005, 321 S., ISBN: 3-89669-497-9 INHALT: Der Autor, Sprach- und Literaturwissenschaftler, analysiert die 'Diskursivierung und Visualisierung von 'Flucht' und 'Asyl' im deutschen Fernsehen' (7). Er beschreibt das soziale und kulturelle Wissen, das das Fernsehen in Bild und Ton zum Thema Migration in den 90erJahren aufgegriffen, bearbeitet und bereitgestellt hat. Kern der Studie ist die Annahme, dass die Medien das gesellschaftlich Sagbare und Sichtbare entscheidend mitbestimmen. Der Fokus der Untersuchung richtet sich auf die Funktion des Fernsehens. Die theoretische Grundlage bilden die Modelle der Interdiskursivität nach Jürgen Link und Michel Foucault und die Kollektivsymbolanalyse nach Link und Tzvetan Todorov. Thiele zieht unterschiedliches Fernsehmaterial heran: Nachrichten-, Dokumentar- und Live-Fernsehen sowie Fernsehfilme, in denen die Themen 'Flucht', 'Asyl' und 'Einwanderung' angesprochen werden. Er kommt zu dem Schluss, dass ein 'relativ stabiles interdiskursives und interdependentes Netz von Kollektivsymbolen und symbolisch-narrativen Schemata bestimmt wird' (297). Vereinzelt gibt es Sendungen, die die eingefahren diskursiven Mechanismen überwinden und dadurch Irritationen herbeiführen. Hier werden dann Themen wie Fluchtursache, die Flucht selbst, die Gefahren und Erfahrungen angesprochen. Der Autor weist darauf hin, dass das Fernsehen Wirklichkeit nicht einfach abbildet, sondern sie konstituiert und daher einen hohen Grad an Ver- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien 235 antwortung trägt. Dementsprechend sollten auch das Programm und die Nachrichtensendungen gestaltet werden. (ZPol, NOMOS) [386-L] Tomlinson, John: "Your Life - To Go": Der kulturelle Einfluss der neuen Medientechnologien, in: Andreas Hepp, Friedrich Krotz, Shaun Moores, Carsten Winter (Hrsg.): Konnektivität, Netzwerk und Fluss: Konzepte gegenwärtiger Medien-, Kommunikations- und Kulturtheorie, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 69-78, ISBN: 3-531-14598-3 INHALT: Wir können unsere Einkäufe online erledigen, E-Mails haben unsere alltägliche Kommunikation in hohem Maße vereinfacht, und auch politische Aktivitäten verändern sich durch die Nutzung (interaktiver) Medien. Der Beitrag thematisiert einige Aspekte dieserkomplexen "kommunikativen Konnektivität". Es wird der Frage nachgegangen, inwiefern zumindest für diejenigen, die Zugang zu neuen Medientechnologien haben, gerade auch in Situationen physischer Mobilität die Möglichkeit (oder sogar vielleicht die Erwartung) eines unmittelbaren sozialen Kontakts mit anderen über Entfernungen hinweg besteht. In diesem Kontext wird der kulturelle Einfluss von Kommunikationstechnologien als vieldeutig interpretiert. So können Kommunikationstechnologien einerseits als Möglichkeiten der "Extension kultureller Horizonte" bzw. als "Ausgangsportale" aus den Beschränkungen der Lokalität angesehen werden. Andererseits lassen sie sich als Angebot von "Sicherheit vernetzter kultureller Lokalitäten" verstehen - als Beständigkeit im Kontext einer "Kultur des Flusses". So versteht der Autor beispielsweise Mobiltelefone nicht einfach als globalisierende Medien, sondern als "Technologien des Zuhauses", da der Gesprächsaustausch, den sie erleichtern, tendenziell ein gewisses Gefühl der "Beheimatung", "Zugehörigkeit" und "Nähe" hervorruft, während man unterwegs ist. Tatsächlich scheint der Gebrauch vieler Mobiltelefone mit der Koordination routinisierter und alltäglicher Aktivitäten innerhalb von lokal beschränkten Räumen zusammen zu hängen - das gilt z. B. für den Anruf eines Pendlers, der seinen Partner über eine Zugverspätung informiert. (ICA2) [387-L] Uricchio, William; Kinnebrock, Susanne (Hrsg.): Media cultures, (Publikationen der Bayerischen Amerika-Akademie, Bd. 5), Heidelberg: Winter 2006, VIII, 298 S., ISBN: 3-8253-1645-9 (Standort: UB Bielefeld(361)-WU875M4C9) INHALT: Die Beiträge des Sammelbandes reflektieren vor dem Hintergrund des 11. September und des Irak-Krieges sowie einer sich rasch wandelnden Medieninfrastruktur das komplizierte Verhältnis von Medien und Kultur als einer besonders intensiven und historischen Verbindung. Prominente Medienspezialisten und Kulturkritiker aus Deutschland und Nordamerika berichten von Fallstudien, um einen Rahmen für vergleichende Analysen über mediale Formen, historische Augenblicke und kulturelle Kontexte bereitzustellen. Die Kapitel wenden sich in interdisziplinärer Weise Medienanalysen, literarischen und kulturellen Studien, der Geschichte, Publikumsanalysen und der Ästhetik zu. Sie thematisieren insgesamt weitreichende Fragen über das Wesen der Repräsentation und der Realität zu einem Zeitpunkt, wo der globale Informationsfluss droht, verstärkt durch die Technologien der neuen Medien, unsere traditionellen Strategien des Begreifens und der Kontrolle hinter sich zu lassen. (ICIÜbers) 236 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 1.11 Kommunikation/ Massenmedien/ neue Medien [388-L] Wildt, Bert T. te; Schlimme, Jann E.: Identität und Interpersonalität im Cyberspace, in: Handlung, Kultur, Interpretation : Zeitschrift für Sozial- und Kulturwissenschaften, Jg. 15/2006, H. 2, S. 376-397 INHALT: "Bert T. te Wildt und Jann E. Schlimme beschäftigen sich mit den Auswirkungen, die eine zunehmende 'Virtualisierung' des menschlichen Lebens auf die personale und soziale Identität des Menschen hat. Wenn sich Menschen nicht mehr real, sondern im virtuellen Raum in verschiedenen Rollen bewegen, begegnen und miteinander interagieren, dann eröffnen sich, so die These, Chancen und Risiken für die menschliche Psyche und ihre Entwicklung. Diesen Chancen und Risiken der Identitätsbildung gehen die Autoren entlang medienpsychologischer Überlegungen nach. Dabei interessiert zum Beispiel, welche Konsequenzen für die eigene weitere Lebensgeschichte durch angenommene bzw. verkörperte CyberspaceIdentitäten überhaupt erfahren werden bzw. erlitten werden müssen. Ausgehend von dem für virtuelle Identitäten verwendeten Begriff des Avatars, der ursprünglich Inkarnation des Göttlichen bedeutet, wird geprüft, inwiefern die digitale Medialisierung des menschlichen Lebens der personalen Identität eine vielversprechende Herausforderung, eine geradezu metaphysische Perspektive eröffnet." (Autorenreferat) [389-L] Wilke, Jürgen: Kriegsbilder in der historischen (Bild-)Publizistik, in: Thomas Knieper und Marion G. Müller (Hrsg.): War Visions : Bildkommunikation und Krieg, Köln: Halem, 2005, S. 22-56, ISBN: 3931606-83-X INHALT: Kriege sind immer ein bevorzugter Gegenstand der Berichterstattung publizistischer Massenmedien gewesen. Schon die Zeitungen des 16. Jahrhunderts berichteten unter Einsatz von Ilustrationen über Heereszüge und Kriegshandlungen. Der Beitrag untersucht, ob und in welcher Weise der Krieg historisch medial visualisiert worden ist. Dabei sind folgende Fragestellungen untersuchungsleitend: Welche Anschauung und welche Vorstellungen von Kriegen wurden durch Bilder geschaffen und massenhaft vermittelt? Wie real oder fiktiv waren diese Bilder, was haben sie gezeigt (oder verborgen) und welche Wirkungsqualitäten hatten sie? Im Fokus steht die Frage, ob und wenn ja wie sich die Bilder vom Krieg im Verlauf der Neuzeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts verändert haben. Eine medienhistorische Analyse beginnend mit der Flugblattpublizistik der Frühen Neuzeit lässt erkennen, dass die Darstellungsproblematik aus der Perspektive der Zeichner, Graphiker und Verlage bereits im 16.Jahrhundert große Ähnlichkeiten zur aktuellen Situation aufweist. Dies gilt auch für die Darstellung von Kriegsbildern in der Kunstgraphik (Goya) und die Entstehung der Kriegsfotografie (amerikanischer Bürgerkrieg). Allerdings wurden in den Epochen der frühen Neuzeit wesentlich geringere Ansprüche an Aktualität und Authentizität gestellt. An Beispielen (Türkenkrieg 1576 und Spanisch-Amerkanischer Krieg 1898) wird gezeigt, dass auch und gerade "fiktive" visuelle Kriegsdarstellungen nachhaltigen Einfluss auf das visuelle Gedächtnis von Völkern haben. (UN) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.1 Allgemeines 2. Kunstsoziologie 2.1 Allgemeines 237 [390-L] Burzan, Nicole: Die gesellschaftliche Teilhabe an der Kunst im Lichte von Inklusionsprofilen, in: Sociologia internationalis : Internationale Zeitschrift für Soziologie, Kommunikations- und Kulturforschung, Bd. 43/2005, H. 1/2, S. 213-237 (Standort: USB Köln(38)-XG219; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Beitrag stellt eine differenzierungstheoretische Perspektive auf die Teilhabe am Teilsystem Kunst in den Rollen des Kunstinteressierten und des Amateurkünstlers vor. Zugrunde liegen empirische Daten aus einer eigenen repräsentativen Bevölkerungsumfrage in Deutschland vom Herbst 2003, in der die Inklusion der Erwachsenen in sämtliche gesellschaftliche Teilsysteme ermittelt wurde. Eine Quantifizierung der Inklusion des Publikums in das Teilsystem Kunst wird auf diese Weise möglich. Im nächsten Schritt wird Zusammenhängen zwischen der Ausprägung der Inklusion in die Kunst mit ungleichheitstheoretisch geläufigen Merkmalen sozialer Lage, darüber hinaus mit der Ausprägung anderer Inklu sionsverhältnisse nachgegangen, so dass die Teilhabe an der Kunst im Kontext des gesamten Inklusionsprofils spezifiziert werden kann." (Autorenreferat) [391-L] Dangel, Caroline; Piorkowsky, Michael-Burkhard: Selbstständige Künstlerinnen und Künstler in Deutschland - zwischen brotloser Kunst und freiem Unternehmertum?, Berlin 2006, 98 S., ISBN: 3-934868-12-6 (Standort: IAB-92-830-31 BS 621; Graue Literatur) INHALT: "Wovon leben selbstständige Künstlerinnen und Künstler eigentlich? Warum machen sich Künstlerinnen und Künstler bei äußerst geringen Einkommensaussichten selbstständig? Was erhoffen Künstlerinnen und Künstler sich aus der Selbstständigkeit? Unterscheiden sich Künstlerinnen und Künstler von anderen Selbstständigen? Die Studie 'Selbstständige Künstlerinnen und Künstler in Deutschland - zwischen brotloser Kunst und freiem Unternehmertum?' belegt mit Hilfe einer empirischen Untersuchung, was zuvor auf Mutmaßungen und Erfahrungsberichten basierte." (Autorenreferat) [392-L] Enkelmann, Wolf Dieter: Vom Wert des Überflüssigen: zum Verhältnis von künstlerischer Freiheit und wirtschaftlichem Gewinn, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik, Jg. 7/2006, H. 3, S. 357368 INHALT: "Kunst und Wirtschaft erscheinen als Antipoden. Zweckmäßigkeit sichert die Überlebensfähigkeit der Wirtschaft, Zweckfreiheit ist Existenzbedingung der Kunst. Doch haben beide Handlungsorientierungen in der Idee des Gewinns ein Gemeinsames, in dem die Wirtschaft das Paradigma der Nützlichkeit transzendiert und die Kunst den Nutzwert des Überflusses aufweist: Eine authentische Chance für Unternehmenskultur und Corporate Cultural Responsibility." (Autorenreferat) 238 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.1 Allgemeines [393-L] Frey, Bruno S.: What values should count in the arts?: the tension between economic effects and cultural value, (Working Paper Series / University of Zurich, Institute for Empirical Research in Economics, No. 253), Zürich 2005, 10 S. (Graue Literatur; URL: http://www.iew.unizh.ch/wp/iewwp253. pdf) INHALT: "The basic distinction made in this volume compares 'economic value', expressed in monetary terms, to 'cultural value', reflecting cultural, aesthetic and artistic significance. This paper makes a different distinction which is rarely made explicit but which is of central importance to the decision process in cultural policy. On the one hand, 'value' is attached to the economic effects of cultural activities: When cultural values are created, economic activity is bolstered. The increase of commercial activities induced is measured by the so-called 'impact effect'. On the other hand, the value of culture is reflected in the increased utility going to consumers and non-consumers of a particular cultural activity. This type of value is measured by 'willingness to pay studies'. I argue that these two values dominate cultural policy but they capture totally different aspects and are proferred by different kinds of communities." (author's abstract) [394-L] Hafner, Kornelia: Kunst geht auf Wahrheit, in: Diethard Behrens (Hrsg.): Materialistische Theorie und Praxis : zum Verhältnis von Kritischer Theorie und Kritik der Politischen Ökonomie, Freiburg im Breisgau: ça-ira-Verl., 2005, S. 223-310, ISBN: 3-924627-62-2 (Standort: UB Bonn(5)-2006/6709) INHALT: Die Verfasserin thematisiert die Wendung der Adornoschen Philosophie zur "ästhetischen Theorie" unter der Perspektive der Bedeutung des "Naturschönen", wie es in Kants "Kritik der Urteilskraft" gefasst ist. Die Hegelsche Ästhetik in Anspruch nehmend und zugleich in Abgrenzung zu dieser, so wird gezeigt, bewegt sich Adornos Argumentation stellenweise in der Nähe Schellings. Das "sinnliche Scheinen" der Idee bietet Adorno einen Anknüpfungspunkt für sein Theorem vom Vorrang des Objekts. Der emphatisch postulierte Bezug auf Wahrheit zeigt sich in der Moderne negativ als Annahme einer dem Werk inhärenten Gesellschaftskritik, die auch Motive der Romantik aufgreift. (ICE2) [395-F] Leniaud, J.M.; Rehberg, Karl-Siegbert, Prof.Dr. (Bearbeitung): Bilderwelten der Macht in der Moderne INHALT: Architektur und Kunst sind in ganz besonderer Weise Symbolisierungssysteme von Herrschaft. Bis in die neueste Zeit sind Architektur und Kunst in besonderer Weise repräsentativ, sie visualisieren Ordnungen und tragen zu deren Legitimation bei. Das Betreuungsprojekt fragt insbesondere nach dem Wandel institutioneller Rahmenbedingungen der öffentlichen (zumeist baubezogenen) Künste. Staat und Kirche als kollektive Akteure, die Verstaatlichung der Bau- und Auftragspolitik und der ästhetischen Kontrolle stehen im Spannungsfeld mit den "autonomen" Künsten in der Moderne. Im Mittelpunkt stehen dabei erstens die Entwicklungen der politische Architektur und Kunst in der Moderne seit der Französischen Revolution. Dabei geht es um unterschiedliche institutionelle Bedingungen und Ausprägungen der "Bilderwelten der Macht", wobei die Mächte verschieden sind: Fürsten, eine Einheitspartei, komplexer zusammengesetzte politische Eliten, Industriemagnaten oder Kunstkäufer. soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.1 Allgemeines 239 Zweitens ist die religiöse Architektur und Kunst Gegenstand der Forschungen, bestimmt durch das unterschiedliche Verhältnis von Kirche und Staat in Frankreich und Deutschland. In beiden Ländern aber sind während des gesamten 19. Jahrhunderts kirchliche Projekte und Bauformen bestimmend gewesen für die öffentliche Ästhetik und wirkten auch auf Staat und die Kommunen. Das Zusammenspiel von Architektur und den Bildenden Künsten wird in der nächsten Förderungsperiode im Mittelpunkt des Interesses stehen. ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Europäisches Internationales Graduiertenkolleg 625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole" (Helmholtzstraße 10, 01062 Dresden) [396-L] Mattl, Siegfried: Körperspektakel: ein anatomisch-pathologisches und ethnologisches Museum im fin-desiècle Wien, in: Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit, Jg. 4/2004, H. 2, S. 46-62 INHALT: "Der Autor beleuchtet die Geschichte des im Jahr 1871 im Wiener Prater eröffneten Menschenmuseums und dessen wissenschaftspolitische wie auch körpergeschichtliche Relevanz. Im Panoptikum wurden sowohl gesunde als auch kranke und 'abnorme' Körper gezeigt, welche in Form von anatomischen Präparaten und Wachsmodellen ausgestellt wurden. Hermann Präuscher, der Begründer des Menschenmuseums erklärte seine Motivation für die massenkulturelle Zur-Schau-Stellung mit der Wichtigkeit, unter der Anweisung von Medizinern und Pathologen den eigenen Körper verstehen zu lernen. Siegfried Mattl verdeutlicht am Beispiel dieser 'Präsentation des Körpers als Fragment, als Träger pathogener Phänomene und als weiblicher bzw. kolonialer Körper' in Präuschers Menschenmuseum die Zusammenhänge zwischen Wissen, Macht und Körper." (Autorenreferat) [397-F] Rehberg, Siegbert, Prof.Dr. (Bearbeitung): Dresdner Künstler und die 'Wende' INHALT: keine Angaben ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Europäisches Internationales Graduiertenkolleg 625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole" (Helmholtzstraße 10, 01062 Dresden) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) [398-L] Sonderegger, Ruth: Zwischen Amüsement und Askese: bei Adorno, im Theater von René Pollesch und darüber hinaus, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 3/2006, H. 1, S. 131-145 INHALT: Es gibt wenige Theoretiker, die sich für das Unterhaltende und den Ernst der Kunst so sehr interessierten wie Theodor W. Adorno. Entgegen weit verbreiteter Forschungsmeinungen hat sich Adorno mit der populären Kunst und der um sie kreisenden Soziologie nicht beschäftigt, um einen Abstand zur hohen Kunst auszumessen und das anerkanntermaßen Hohe auf ein noch höheres Podest zu stellen. Nach der These der Autorin lag das Ziel Adornos vielmehr darin, die hohe Kunst und die Unterhaltungskunst in all ihrer Unversöhnlichkeit zusammenzubringen. Das heißt nicht nur, dass er einige Potenziale der leichten Kunst teilweise 240 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.1 Allgemeines besser interpretierte als manche Theoretiker oder Fans, sondern dass er auch hellsichtig war in Bezug auf die Probleme der modernistischen Avantgarde. Adorno zufolge braucht nicht nur die Massenkultur die hohe Kunst als Input, sondern auch die Avantgarde ist auf Elemente der so genannten Unterhaltungskunst angewiesen. Die Autorin erläutert dies am Beispiel der Thesen Adornos zum "Amüsement" und geht im weiteren der Frage nach, ob in den Theaterstücken von René Pollesch eine neue Form der ästhetischen (Anti-)Einheitsbildung realisiert ist, die gleichermaßen mit unterhaltenden und "ernsten" Mitteln arbeitet und dadurch über die von Adorno behauptete Aporie hinausweist. (ICI2) 2.2 Literatur [399-F] Belausteguioitia, Marisa (Bearbeitung); Bandau, Anja, Jun.-Prof.Dr. (Leitung): Diasporische Literaturen und Kulturen - Literaturen und Kulturen an der Grenze INHALT: Literatur, Kunst und Populärkultur der Chicana/os, der Nuyoricans sowie anderer karibischer und lateinamerikanischer diasporischer Communities in den USA (und in Kanada) schaffen zwischen Assimilation und transnationaler Anbindung vielfältige Beziehungen zu den Ausgangskulturen und Communities und etablieren auf diese Weise neue Repräsentationsformen. Zugleich entstehen transkulturelle Räume wie etwa das US-amerikanischmexikanische Grenzgebiet, von denen vielfältige kulturelle Impulse ausgehen. Die Strategien der Verortung in diesen Räumen bedingen veränderte Zugriffe auf Erzähltechniken, auf Genres und somit auf literarische Traditionen. Die Beschäftigung mit Chicana/o- und Latina/oKulturen und Literaturen in den USA ermöglicht die Analyse transnationaler und transkultureller Prozesse in prädestinierter Form, um das Verständnis der Amerikas auf neue Weise zu durchdenken und ihre gegenseitige Verschränkung zu verstehen. Vor dem Hintergrund zunehmend global verflochtener kultureller Praktiken und medialisierter Erfahrungswelten konstituieren diese Literaturen und Kulturen Räume, die sich durch die Überlagerungen verschiedener kultureller Diskurse US-amerikanischer, hispanoamerikanischer und karibischer Provenienz auszeichnen sowie Marginalisierungen aufgrund von "Rasse"/ Ethnizität, Geschlecht und Sexualität aufzeigen. Einer der sichtbarsten Effekte transkultureller settings ist die Hybridisierung von Genres; so entstehen zum einen Zwischenformen zwischen Essaysammlung, Gedichtband und Roman. Eine Erweiterung der untersuchten Medien (hin zu Performance Kunst, Film und anderen Produkten der Populärkultur) schärft zum anderen den Blick nicht nur dafür, wie sich diese unterschiedlichen Medien aus diachroner Perspektive als populäre Genres ablösen, sondern vor allem auch, wie sie miteinander in Verbindung stehen, sich gegenseitig konstituieren und verändern. GEOGRAPHISCHER RAUM: USA, Kanada ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut (Rüdesheimer Str. 54-56, 14197 Berlin) KONTAKT: Leiterin (Tel. 030-838-55115, e-mail: [email protected]) [400-F] Bittner, Christian (Bearbeitung); Brunken, Otto, PD Dr. (Betreuung): Literarizität und Komplexität im avancierten zeitgenössischen Jugendroman soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.2 Literatur 241 INHALT: Auf der Basis aktueller soziologischer Erkenntnisse aus dem Bereich der Jugendforschung wird zunächst eine für diese Arbeit grundlegende Arbeitshypothese des Begriffs Jugendliteratur vorgenommen. Auf dieser aufbauend werden die literarischen Entwicklungen im Jugendroman seit den 1990er Jahren analysiert. Dies geschieht zum einen durch kritische Reflexion einschlägiger wissenschaftlicher Beiträge sowie zum anderen durch Erzähltextanalyse von ausgewählten Titeln zeitgenössischer Jugendliteratur. Die Kernfrage dieser Erzähltextanalyse betrifft vor allem die literarische Komplexität dieser Werke, unter anderem auch im Vergleich zur allgemeinen (Erwachsenen-)Literatur. ART: Dissertation ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Köln, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Seminar für Deutsche Sprache und ihre Didaktik Arbeitsstelle für Leseforschung und Kinder- und Jugendmedien ALEKI- (Bernhard-Feilchenfeld-Str. 11, 50969 Köln) KONTAKT: Betreuer (Tel. 0221-470-6242, Fax: 0221-470-5197, e-mail: [email protected]) [401-L] Einfalt, Michael: Pierre Bourdieus Konzept des literarischen Feldes und das Problem des frankophonen Literaturraums, in: Mark Hillebrand, Paula Krüger, Andrea Lilge, Karen Struve (Hg.): Willkürliche Grenzen : das Werk Pierre Bourdieus in interdisziplinärer Anwendung, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 175-196, ISBN: 3-89942-540-5 INHALT: Im Anschluss an die Konzeptionen von Bourdieu zur Beziehung von Feld und Kapital wird aus romanistischer Sicht das Verhältnis von literarischem Feld, Sprachraum und Staatsgrenzen diskutiert. Die für das Frankophone nicht gegebene räumliche Kongruenz der drei Größen führt an der Peripherie zu Autonomisierungsprozessen und der Entwicklung von Teilfeldern innerhalb des literarischen Feldes. Diese Ausbildung von Teilfeldern erfolgt allerdings nicht immer direkt, sondern im Fall der maghrebinischen Literatur nur über den Umweg einer Ko-Präsenz im literarischen Feld Frankreichs, das mehr Anerkennung und Prestige versprechen kann. In der Peripherie ausgeübter gesellschaftspolitischer Widerstand gegen das Zentrum kann so die Ausbildung eines eigenen literarischen Feldes der Peripherie verhindern. (GB) [402-L] Fritz, Jochen; Stewart, Neil (Hrsg.): Das schlechte Gewissen der Moderne: Kulturtheorie und Gewaltdarstellung in Literatur und Film nach 1968, Köln: Böhlau 2006, 303 S., ISBN: 3-412-32805-7 (Standort: UB Bonn(5)-20066483) INHALT: "Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes befassen sich mit den Zusammenhängen zwischen dem kulturtheoretischen Diskurs der Postmoderne (G. Deleuze, J. Derrida, M. Foucault u.a.) und der Darstellung von Gewalt in Literatur und Film der 1970er und 1980er Jahre. Ihre Generalthese besteht darin, dass es nach 1968 solche Entsprechungen zwischen Populärkultur und Kulturtheorie in verstärktem Maße gegeben habe und diese im latenten Antiidealismus und Antihumanismus formaler Ästhetiken begründet seien. Gewalt im theoretischen und im künstlerischen Diskurs hängen somit eng zusammen: Es ist bemerkenswert, wie sehr sich das analytische Potential des Poststrukturalismus mit Versatzstücken wie 'Transgression, 242 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.2 Literatur Körper, bloße Reihung, Materialität' oder 'Oberfläche' zur Beschreibung der Inszenierungsformen von Gewalt eignet, die in diesen Jahren den Markt überschwemmten und den theoretischen Leitbegriffen in Form von Zombies, Serienmördern, Kannibalen und dergleichen mehr eine Anschauung gaben." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jochen Fritz und Neil Stewart: Einleitung: Das schlechte Gewissen der Moderne (7-24); Volker Pantenburg: Faim de Cinéma. Jean-Luc Godard: hungrig (25-54); Christian Moser: Kannibalismus als Metapher des Verstehens. Der Horror-Film im Dialog mit der Ethnographie (55-76); Jochen Fritz: Der Zombie im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (77-98); Lutz-Henning Pietsch: 'The Fall of the Empire'. Der post-freudianische Körper bei Deleuze/Guattari und in Clive Barkers Books of Blood (99-132); Arno Meteling: Revolte des Neuen Fleisches. Die Metakörperdes David Cronenberg (133-162); Beate Ochsner: Serial Killer oder: Zum Prinzip der Serialität (163-178); Tilo Renz: Gewalt weiblicher Figuren als resignifizierendes Sprechen. Thelma and Louise, Baise-moi und Judith Butlers Politik des Performativen (179-210); Heike Klippel: Das Unwesen. Subjektivität und Geschlechtlichkeit im Horrorfilm (211-230); Neil Stewart: 'Ästhetik des Widerlichen' und 'Folterkammer des Wortes'. Die russische Konzeptkunst von Vladimir Sorokin (231-272); Ansgar Thiele: Ende des Horrors. Diskurse der Gewalt und Sexualität im japanischen Gegenwartskino am Beispiel von Takashi Miike: Audition und Visitor Q (273-304). [403-L] Goes, Gudrun: Russische Schriftsteller und die gesellschaftliche Transformation, in: Raj Kollmorgen (Hrsg.): Transformation als Typ sozialen Wandels : postsozialistische Lektionen, historische und interkulturelle Vergleiche, Münster: Lit Verl., 2005, S. 133-149, ISBN: 3-8258-7868-6 (Standort: USB Köln(38)-33A3984) INHALT: Der Beitrag untersucht Träger und Formen literarischer Textproduktion im postsowjetischen Russland. In vielen literarischen Texten lässt sich eine "binäre Denkfigur" identifizieren: ein Adliger konnte sich zeitweise als "Europäer" und zeitweise als "Russe" entwerfen. Unter den russischen Dichtern und Philosophen spielt in der Folgezeit die Frage nach dem "richtigen Haus" für Russland eine große Rolle. Dieser Ideenstreit findet seine Fortsetzung in und nach der Oktoberrevolution. Mit der Perestrojka stellte sich für Russland und seine Dichter erneut die Frage, wem zu folgen ist, was sie selbst in die Waagschale von Russlands Zukunft legen können. Die Vorstellungen knüpfen sowohl an die der Slavophilen als auch an jene der Westler an. Es geht aber auch um den Riss in Russland, der die "hermetische Abgeschlossenheit" Russlands von Westeuropa verhindert. Insgesamt macht die Autorin deutlich, dass Schriftsteller nicht nur in die gesellschaftlichen Praxen, einschließlich soziopolitischer Konflikte, eingebettet sind, sondern dass und inwieweit sie diese - eingespannt in vielfältig literarische und gesellschaftliche Bezüge - auch durch innovative Gegenstände und Formensprachen mitgestalten. Die zweite von der Autorin identifizierte Dualität in Bezug auf gesellschaftliche Umbruchprozesse ist die der Innenperspektive: Metropole und Provinz. Bei den Texten ist immer eine indirekte Bewertungsebene von außen gegeben: Russland macht etwas, was andere schon gemacht haben, oder Russland entwickelt etwas Neues. (ICA2) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.2 Literatur 243 [404-L] Harrington, Austin: Hermann Broch as a reader of Max Weber: a literary afterlife of sonic Weberian themes, in: Karl-Ludwig Ay, Knut Borchardt (Hrsg.): Das Faszinosum Max Weber : die Geschichte seiner Geltung, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2006, S. 265-281, ISBN: 3-89669-605-X INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit einigen Motiven im Werk des österreichischen Schriftstellers Hermann Broch, die ihn als "Erben" des Weber'schen "metaphysischen Pessimismus" erscheinen lassen. Der Autor stützt sich auf die Interpretation des Romans "Der Schlafwandler", in dem der Held des Romans sich in der Länge eines soziologischen Essays über den "Verfall der Werte" äußert. Zugrunde liegt der Webersche Gedanke einer "fortschreitenden Rationalisierung" der Welt, die - im Sinne Nietzsches - alle Werte relativiert und somit zu einem neuen "Polytheismus", einen "Kampf von Göttern" führt. Brochs Denken als das eines "Platonikers im Extrem" kreist ebenfalls um den Zerfall des europäischen Ideenkosmos und die Relativierung aller Werte und Formen. Sein Streben galt einer "totalitätsfassenden Erkenntnis", zu der Philosophie und Wissenschaft "seit ihrer Entlassung aus dem theologischen Verbande" nicht mehr fähig seien. (ICA) [405-F] Kagelmann, Andre (Bearbeitung); Brunken, Otto, PD Dr. (Betreuung): Kriegsliteratur von Frauen als Subdominante im politisch-gesellschaftlichen Kontext: Thea von Harbous Schriften zum Ersten Weltkrieg INHALT: Vor dem Hintergrund der politisch-sozialen Konstellationen und deren Wandlungen in der Zeit um den Ersten Weltkrieg soll Kriegsliteratur von Frauen am Beispiel der Werke Thea von Harbous analysiert werden. Die kriegsliterarischen Arbeiten der bekannten Filmschaffenden werden dabei unter besonderer Berücksichtung gesellschaftlich dominanter und eigenständiger, von der hegemonialen Kultur abweichender Merkmale untersucht. Das Augenmerk gilt dabei der didaktisch-rhetorischen Prägung ihrer Literatur ebenso wie der spezifischen Funktion intermedialer Bezüge (der 'filmbezogenen Schreibweise') in ihren kriegsliterarischen Werken. Die Arbeit versteht sich auch als eine literaturwissenschaftliche Ergänzung zu den bisher primär filmwissenschaftlichen Forschungen zum Oeuvre Thea von Harbous. ZEITRAUM: 1914-1918 ART: Dissertation ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Köln, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Seminar für Deutsche Sprache und ihre Didaktik Arbeitsstelle für Leseforschung und Kinder- und Jugendmedien ALEKI- (Bernhard-Feilchenfeld-Str. 11, 50969 Köln) KONTAKT: Betreuer (Tel. 0221-470-6242, Fax: 0221-470-5197, e-mail: [email protected]) [406-L] Lucke, Albrecht von: Die Geschichte kommt hoch: Günter Grass und die "Neue Bürgerlichkeit", in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 51/2006, H. 10, S. 1255-1265 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/ 69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Für den Autor verbirgt sich hinter der Grass-Debatte von 2006 weit mehr als das "ewige Generationen-Gedöns". Es geht nicht um die "Destruktion eines literarischen Großintel- 244 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.2 Literatur lektuellen" sondern um eine sich seit geraumer Zeit formierende "neue Schlachtanordnung". Fingiert wird dabei eine Auseinandersetzung zwischen linker "Bewegung" und konservativer "Bürgerlichkeit". Letztlich geht es um die demokratisch höchst relevante Frage, was den Bürger einer westlichen Demokratie wie der Bundesrepublik ausmacht. Die gegenwärtige Deutungsdebatte geht damit weit über Grass als dem "Wappentier der Republik" (Horst Krüger) hinaus. Sie will im Kern ein kritisches Staatsverständnis und die Notwendigkeit des Einmischens diskreditieren. Reklamiert wird gleichzeitig die "moralische Lufthoheit für jenes andere bourgeoise Bürgertum, das, so lautet schon lange die Klage, durch '68' verschüttet wurde". Der Autor fühlt sich an die Debatte zu Beginn der 1980er Jahre erinnert, als der vormalige Bundesfamilienminister und damalige Vorsitzende der Adenauer-Stiftung Bruno Heck schrieb: "Die Rebellion von 68 hat mehr Werte zerstört als das Dritte Reich. Sie zu bewältigen, ist daher wichtiger, als ein weiteres Mal Hitler zu überwinden." (ICA2) [407-L] Ludowig, Friederike von (Interviewter); Kloos, Nadine (Interviewer); Eggert, Susanne (Interviewer): "Das Manga-Lesen an sich ist spannend ...", in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 50/2006, H. 3, S. 40-42 INHALT: "Japanische Comics, Manga genannt, unterscheiden sich inhaltlich wie stilistischzeichnerisch sehr stark von der europäischen und amerikanischen Comic-Tradition, haben sich hierzulande aber längst als ernst zu nehmende Konkurrenten etabliert. Vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfreuen sich Manga außerordentlicher Beliebtheit. In Deutschland ist der Hamburger Carlsen Verlag einer der Marktführer in Sachen Manga. (Die Autorinnen) haben versucht, dem Phänomen Manga und seiner Faszination auf Heranwachsende in einem Interview mit Friederike von Ludowig, Presse- und Öffentlichkeitssprecherin bei Carlsen Comic, Cartoon und Manga, ein Stück näher zu kommen." (Autorenreferat) [408-F] Nitschak, Horst, Dr.; Thielemann, Werner, Prof.; Schlikers, Sabine, Prof.; Neves, Gilda, Prof.; Masina, Léa, Dr.; Martins, Maria Helena, Prof. (Bearbeitung); Chiappini Moraes Leite, Ligia, Prof.Dr.phil.; Nitrini, Sandra, Prof. (Leitung): Grenzkultur und kulturelle Grenzen im Rio de la Plata Raum. Exemplarische Werke INHALT: Ziel des Projektes ist es, am Beispiel der Literatur und Kultur des Rio de la PlataRaums das gespannte Beziehungsgeflecht nationaler, transnationaler, regionaler und globaler Kultur im 19. und 20. Jahrhundert zu untersuchen. Anlass dieses Projektes ist die Beobachtung, dass weltweit regionale Kulturen (binnen- und transnationale regionale Kulturen) in dem Maße eine Aufwertung erfahren, wie die Nationalstaaten aufgrund der Globalisierung an politischer und kultureller Souveränität verlieren. In diesem Prozess werden einerseits traditionelle politische und kulturelle Grenzen in Frage gestellt und durch neue (kulturelle) Grenzziehungen ersetzt, andererseits treten neue kulturelle Einschließungen und Ausgrenzungen anstelle der überkommenen. Die interdisziplinär angelegte Untersuchung, an der Literaturwissenschaftler und Linguisten aus Brasilien und Deutschland teilnehmen, wird sowohl komparatistisch (hinsichtlich der traditionellen nationalen Kulturen) als auch mit den Verfahren der Kulturkritik (vor allem hinsichtlich der neuen, noch nicht abgeschlossenen Ein- und Ausgrenzungsprozesse) arbeiten. Ihr Ziel ist, aufzudecken, wie seit der Festlegung der nationalen soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.2 Literatur 245 Grenzen im 19. Jahrhundert im Rio de la Plata-Raum diese Grenzen und die durch sie bestimmten nationalen Identitäten durch die Gaucho-Kultur immer wieder konstruiert und dekonstruiert worden sind. Das Projekt wird der Frage nachgehen, in welchem Maße die Texte, ihre Autoren, die literarischen Figuren, die Handlungsräume, die Sprache und die Leser als Repräsentanten bzw. Ausdrucksformen einer Grenzwelt interpretiert werden können, die durch permante Überschreitungen und Subversionen charakterisiert ist. GEOGRAPHISCHER RAUM: Rio de la Plata Raum METHODE: Der oben genannten Frage soll anhand von brasilianischen, uruguayanischen und argentinischen Werken und Autoren untersucht werden, die sowohl innerhalb wie auch außerhalb des Kanons stehen. Hierfür werden drei Untersuchungslinien festgeschrieben: die ersten beiden sind durch ihr chronologisches Nacheinander bestimmt und die dritte wird transversal durch die beiden ersten gelegt: 1. Forschungslinie: "Herausbildung der Nationalliteraturen als selektiver Akt kultureller Ausgrenzungen sowohl nach innen (gegen Binnenregionalismen) wie auch nach außen (transnationale Regionalismen, Befreiung von internationalen Abhängigkeiten, besonders als Kritik des Kolonialismus)." 2. Forschungslinie: "Der Gaucho als 'Grenzfigur', sein 'Tod' wie auch seine postkoloniale und postmoderne 'Wiederauferstehung'". 3. Forschungslinie: "Sprachgrenzen: Vermischungen und Entgrenzungen auf dem Feld der Lexik, der Syntax und der Pragmatik". ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAADINSTITUTION: Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut (Rüdesheimer Str. 54-56, 14197 Berlin) KONTAKT: Chiappini Moraes Leite, Ligia (Prof.Dr. Tel. 030-838-55553, e-mail: [email protected]) [409-L] Pitsch, Rolf: Literatur lädt zur sozialen Kommunkation ein: zur kirchlichen Rezeption von Joanne K. Rowlings "Harry Potter", in: Communicatio Socialis : internationale Zeitschrift für Kommunikation in Religion, Kirche und Gesellschaft, Jg. 39/2006, Nr. 2, S. 178-186 (Standort: USB Köln (38)-M XA 01287; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag setzt sich mit der kirchlichen Rezeption der Harry-Potter-Romane der Autorin Joanne K. Rowlings auseinander und vergleicht sie mit der Haltung der Kirche zu Autoren anderer phantastischer Romane in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die sich als explizit christlich bezeichnet haben (z.B. Clive Staples Lewis und die "Narnia-Romane"). Der große Erfolg der Harry-Potter-Romane setzte erst mit dem 4. Band ein. Es ist daher für die christliche Rezeption im deutschsprachigen Bereich charakteristisch, dass sie dem Entwicklungsprozess des in jedem Buch ein Jahr älter werdenden Protagonisten kaum Rechnung trägt. Die gegen J. Rowling kirchlicherseits formulierte Kritik lässt sich in den Vorwürfen des Satanismus, der eine heidnische, antichristliche Welt der Zauberei, Magie und Esoterik beschreibt, in der "die Muggels, die Christen keine Kraft mehr zum Kampf gegen das Böse haben" und der Nivellierung von Gut und Böse zusammenfassen. Ein Resümee der christlichen Rezeption der Harry-Potter-Bücher kommt aber zu dem Schluss, dass die Begleitung der literarischen Entwicklung durch Christen und kirchliche Einrichtungen "sach- und zweckdienlich" geschieht im Sinne von "Gemeinschaft und Fortschritt" als Ziel einer menschendienlichen kirchlichen Medienarbeit, die sich nach der Abschaffung des "Index librorum prohibito- 246 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.2 Literatur rum" und der Auseinandersetzung mit Medien als Instrumenten der sozialen Kommunikation im nachkonziliaren Dokument "Communio et progressio" manifestiert. (UN) [410-L] Schwartz, Matthias: Wunder mit wissenschaftlicher Begründung: verzauberter Alltag und entzauberte Ideologie in der sowjetischen Science Fiction der Nachkriegszeit, in: Berliner Osteuropa-Info, 2005, H. 23, S. 100-109 (URL: http://www.oei.fu-berlin.de/media/publikationen/boi/boi_23/12_schwartz. pdf) INHALT: Der Beitrag zu Alltag und Ideologie im Realsozialismus erörtert die These, wonach kosmische Themen in der Nachkriegszeit insbesondere seit Mitte der 1950er bis in die 1970er Jahre ein zentrales Mittel sind, ideologische Dispositive in der sowjetischen Alltagskultur zu verankern. Dies gelingt - so die Annahme - vor allem dank spezifischer Popularisierungsformen, die sich konzeptionell als 'Wunder mit wissenschaftlicher Begründung' definieren lassen. Deren Propagierung findet insbesondere in weit verbreiteten populärwissenschaftlichen Journalen, aber auch in der Tages- und Wochenpresse statt. Gleichzeitig entwickelt sich die sowjetische Science-Fiction seit Ende der 1950er Jahre zu einer überaus populären Massenliteratur, indem sie in fantastisch verfremdeter Form die ideologischen Dispositive der Wissenschaftspopularisierungen zum sowjetischen Alltagsleben in Bezug setzt. Die Ausführungen beginnen mit einer kurzen theoretischen Konzeptualisierung zum Wunderbegriff und zur Ideologie der sowjetischen Science-Fiction. Darauf folgend wird der populärwissenschaftliche Diskurs über Wunder sowie über die Besiedelung des Kosmos skizziert. Anschließend wird exemplarisch untersucht, wie sich die sowjetische Science-Fiction diese Diskurse angeeignet hat. In der unmittelbaren Nachkriegszeit bis 1953/54 bleiben 'kosmische Begebenheiten' noch in die offizielle Ideologie einer - oft mythischen - Verzauberung des Alltags eingebunden. Erst mit der Tauwetterperiode im Jahrzehnt 1954 bis 1964 verschiebt sich deren Funktion. Jetzt wird die fiktionale Welt in größere raumzeitliche Dimensionen erweitert und relativiert somit auch die eigene Weltsicht und deren ideologische Grundannahmen. In der BreschnewZeit findet in der Fantastik eine weitere Entzauberung der Wissenschafts- und Kosmosbegeisterung statt, indem jenseitige Visionen mit einer tristen und spießigen Gegenwart konfrontiert werden. Die 'Wunder' verlieren nach 1964/65 ihre transformative Wirkungsmacht sowohl in Bezug auf den Alltag als auch auf die ideologischen Prämissen. So zeigt sich am Ende, dass der sowjetische Griff nach den Sternen neben einer ideologischen Selbstüberhöhung des Menschen immer auch ein sehnsüchtig suchender Blick nach Möglichkeiten ist, dem Alltag zu entfliehen. (ICG2) [411-F] Siegel, Eva-Maria, Priv.-Doz. Dr.phil. (Leitung): Eigenleib und Fremdkörper. Geschlecht, Gewalt und kulturelles Stereotyping INHALT: Untersuchung kulturell differenter Wertsysteme an ausgewählten literarischen Beispielen der Moderne und Postmoderne anhand dreier Schwerpunkte: 1. Problemfelder, Existenzweisen und lebensgeschichtliche Aspekte der Migration; 2. der fremde Tod: Opfer und Gewaltphantasien; 3. Haut-Töne: zur medialen Geburt des Anderen. ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Köln, Philosophische Fakultät, Institut für Deutsche Sprache und Literatur (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.2 Literatur 247 KONTAKT: Leiterin (Tel. 0221-6366774, Fax: 0221-6366747, e-mail: [email protected]) [412-F] Szodrzynski, Joachim (Bearbeitung): Literatur der Not - Not der Literatur. Soziale Realität und dichterische Fiktion der Kriegsund Nachkriegszeit 1943-1953, dargestellt an Hans Erich Nossack, Hermann Kasack, Felix Hartlaub u.a. INHALT: Zentrales Anliegen der Arbeit ist die Rekonstruktion der Lebensbedingungen und Bewusstseinslagen einer Anzahl nicht nationalsozialistischer Intellektueller (Schriftsteller, Journalisten, Lektoren, Verleger) in den letzten Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren. Wie erlebten sie - im Kontrast zur Euphorie nach den Blitzkriegen der Wehrmacht - die wachsende Depression der Zivilbevölkerung im Luftkrieg? Wandelte sich ihr Denken und Schreiben während des "Dritten Reiches"? Welche Bedeutung maßen sie ihrem in der Regel selbst gewählten Dableiben in einem gleichgeschalteten Kulturbetrieb bei, der sie allenfalls in irgendwelchen Nischen duldete, ihre Wirkungsmöglichkeiten aber massiv einschränkte? Wie gingen sie damit um, als sie - infolge des verlorenen Krieges - unversehens ihre Selbstdefinition als NSKritiker mit der von den Besatzungsmächten zugewiesenen Rolle eines besiegten Deutschen (und damit Nationalsozialisten) konfrontiert sahen? Welche persönlichen und (kultur)politischen Erwartungen hegten sie für die Nachkriegszeit und in welchem Verhältnis standen sie zu denen, die nach Kriegsende durch ihre tatsächliche Emigration einen höheren moralischen Status beanspruchten als die Daheimgebliebenen? In der "Literatur der Not" manifestierte sich der Anspruch "innerer Emigranten", auch und gerade unter erschwerten Bedingungen an humanen Werten und Normen festhalten und diese über die NS-Zeit hinwegretten zu wollen. Hieraus ergibt sich ein weiteres Anliegen der Arbeit, die Untersuchung der "Not der Literatur". Indem sich die nicht nationalsozialistischen Literaten keine geringere Aufgabe stellten als die Bewahrung der Humanität angesichts des offenen Zivilisationsbruchs, überfrachteten sie Literatur und Sprache mit Lasten, denen diese kaum gewachsen waren. Jedenfalls ermöglichte der Rekurs auf christliche oder fernöstliche Heilslehren ebenso wenig eine "neue", gegen den Nationalsozialismus resistente Sprache und Literatur wie das Ausweichen in historische Kulissen und Kostüme oder die Flucht in die zeitlosen Konflikte griechischer Mythologie. Andererseits hätte das Verstummen, der Rückzug ins Schweigen das literarische Feld den überzeugten NS-Literaten überlassen. Und immerhin wurde die "Sklavensprache" literarischer Oppositioneller von einer bildungsbürgerlichen Leserschaft, die es gelernt hatte, auch zwischen den Zeilen zu lesen, durchaus verstanden und konnte der allgemeinen geistigen Desorientierung und Isolation entgegenwirken. Um dieses Spannungsverhältnis geht es: Inwieweit implizierte Dableiben immer auch Mitmachen? Waren die propagierten Strategien zur Rettung humaner Werte via Literatur überhaupt praktikabel oder dienten sie unfreiwillig doch primär der Legitimation des Regimes und der Selbstbeschwichtigung der in Deutschland gebliebenen Literaten? Anhand der (literarischen) Tätigkeit einer überschaubaren Anzahl von "Geistigen" sollen die Ambivalenzen insbesondere des Bildungsbürgertums gegenüber der NS-Herrschaft ausgeleuchtet, ihre Denk- und literarischen Ver- und Bearbeitungsmuster offengelegt werden. Die Arbeit stützt sich vor allem auf private Quellen, d.h. auf Tagebücher, Briefe, Selbstverständigungstexte einzelner Autoren, die ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren. Die Nachlässe (Nossack, Kasack, Hartlaub) befinden sich in ihrer Mehrzahl im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar, mitunter auch in Privatarchiven (Hans H. König, Wolfgang Kasack, Christoph Schmid). Im zweiten Teil werden zusätz- 248 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.2 Literatur lich literarische Texte herangezogen, an denen die Be- und Verarbeitung der Kriegs- und Nachkriegserfahrung untersucht werden soll. ZEITRAUM: 1943-1953 ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg -FZH- an der Universität Hamburg (Schulterblatt 36, 20357 Hamburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 040-431397-30, e-mail: szodrzynski@zeitgeschichte-hamburg) 2.3 Bildende Kunst, Musik [413-L] Aicher, Linda: Kinderkonzerte als Mittel der Distinktion: soziologische Betrachtung von Kinderkonzerten in Wien anhand von Pierre Bourdieus kultursoziologischem Ansatz, (Schriftenreihe des Forschungsbereiches Wirtschaft und Kultur, No. 2), Wien 2006, 100 S. (Graue Literatur; URL: http:// epub.wu-wien.ac.at/dyn/virlib/wp/mediate/epub-wu-01_971.pdf?ID=epub-wu-01_971) INHALT: Die vorliegende Arbeit thematisiert Kinderkonzerte und ihre soziokulturelle Dimension. Ausgehend von der Hypothese, dass sich der Besuch von Kinderkonzerten als Distinktionsmittel in Bezug auf soziale Differenzierung eignet, wurden zunächst folgende grundlegende Fragestellungen beleuchtet: Welche Kinder haben die Möglichkeit, Kinderkonzerte zu besuchen, und warum möchten ihre Eltern den Kindern Konzertbesuche ermöglichen? In den nachstehenden Kapiteln werden Überlegungen zur Auswahl von Instrumenten angestellt und die soziokulturelle Bedeutung für die Familien dargelegt. Bourdieu spricht von der Musik als der "am meisten vergeistigten aller Geisteskünste", die Bildung und kulturelle Kompetenz repräsentiert und somit vor allem in den oberen Klassen von hoher Bedeutung ist. Um einen Einblick in Bourdieus Sichtweise zu ermöglichen, legt die Autorin zunächst die Grundthesen seines kulturtheoretischen Ansatzes dar. Dabei beschäftigt sie sich im Besonderen mit Bildung und Kultur und der Korrelation zur sozialen Herkunft. Nach Begriffsdefinitionen wird dann vor allem auf die Aneignungsweisen von Bildung im Bereich Familie und Schule eingegangen. Im Anschluss an die Vorstellung der bekanntesten Veranstalter mit dem Schwerpunkt der Vermittlung von klassischer Musik in der Kinderkonzert-Szene in Wien, werden zwei Konzertreihen, Allegretto und Piccolo, herangezogen. Im vierten Kapitel folgt der empirische Teil der Arbeit. Nach der Begründung der Auswahl des Forschungsfeldes und der Erklärung der methodischen Vorgangsweise wird der Frage-Leitfaden vorgestellt, der die Grundlage für die Interviews war. (ICD2) [414-L] Akoto, Philip: Menschenverachtende Untergrundmusik?: Todesfaszination zwischen Entertainment und Rebellion am Beispiel von Gothic-, Metal- und Industrialmusik, Salzkotten: Telos Verl. 2006, 117 S., ISBN: 3-933060-21-4 (Standort: ULB Münster(6)-AC78999) INHALT: Die Fragestellung der Untersuchung richtet sich nicht auf die breite Masse der Fans dieser drei Musikrichtungen, sondern hinterfragt das Handeln der Musiker als kreative, produktive Impulsgeber und geistige Leitfiguren ihres Genres, als "Subkulturalisten". In einem ersten Schritt wird untersucht, welchen Todesbildes sich die verschiedenen Szenen für ihre soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik 249 provokative Gegenästhetik bedienen, und eine literarische und bildkünstlerische Tradition von über 300 Jahren sichtbar gemacht. Im Anschluss daran wird erörtert, in wie fern zeitgenössische Unterhaltungskultur überhaupt subversives Potenzial besitzen kann, in wie weit die Rahmenbedingungen der Unterhaltungsindustrie dem subversiven Potenzial der Musik entgegenwirken. Wie echte Subversivkultur aussieht, wird anhand der drei Musikszenen empirisch gezeigt. Dabei stehen die inhaltlichen und ästhetischen Rollen von Tod, Sterben und Gewalt im Mittelpunkt. Die Untersuchung zeigt, dass mit Hilfe eines relativ weitläufigen Subkulturverständnisses vor dem Hintergrund eines Kulturweltkonzeptes für populärkulturelle, musikzentrierte Lebenswelten auch heute noch Subkultur im Sinne von Subversivkultur denkbar und vorhanden ist. (ICE2) [415-L] Becker, Heike; Dastile, Nceba: Global und afrikanisch: Annäherungen an HipHop-Performer im Township Philippi in Kapstadt, in: Peripherie : Zeitschrift für Politik und Ökonomie in der Dritten Welt, Jg. 26/2006, Nr. 104, S. 434-455 (Standort: USB Köln(38)-XG7608; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Heike Becker und Nceba Dastile beschreiben auf der Grundlage von teilnehmender Beobachtung an HipHop-Konzerten in drei unterschiedlich strukturierten Stadtteilen von Kapstadt, wie HipHop in Südafrika als 'Vehikel der Aushandlung von Identitäten' genutzt wird. Entgegen einer gängigen Meinung kann von einer generellen Kommerzialisierung und Entpolitisierung des südafrikanischen HipHop nach dem Ende des Apartheid-Regimes nicht die Rede sein. Insbesondere die als spaza-HipHop bezeichneten Varianten schaffen es nach Becker und Dastile, ihre Musik als Instrument zum Aufbau einer flexiblen afrikanischen Identität zu nutzen, welche mit den reaktionären Konzepten einer vorgeblichen afrikanischen 'Authentizität' nichts gemein hat. Dies gelingt ihnen durch die Kombination von global vorgeprägten Stilmustern (Rastafari) mit dem bewussten Gebrauch afrikanischer Sprachen (in diesem Fall Xhosa) in einer mit anderen Idiomen (einschließlich Englisch) durchsetzten Form sowie mit kritischen, die weiterhin bestehenden Ungleichheiten thematisierenden Texten und der aktiven Teilhabe an multikulturellen Zirkeln." (Textauszug) [416-L] Boura, Smaragdi: Imagining homeland: identity and repertories of a Greek labour-immigrant musician in Germany, in: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research : Theorien Methoden Anwendungen, Vol. 7/2006, No. 3, 8 S. (URL: http://www.qualitative-research.net/fqstexte/3-06/06-3-10-e.pdf) INHALT: "Seit der Staatsbildung Griechenlands und der damit verbundenen Konstituierung einer griechischen Diaspora nimmt die Migration im griechischen Lebenszyklus eine entscheidende Rolle ein. Unabhängig davon, ob das Migrationsphänomen einen typischen und integralen Bestandteil griechischer Kulturtradition oder Mentalität darstellt oder ob es als erzwungene Folge spezifischer wirtschaftlicher und politischer Umstände anzusehen ist - es bedeutet immer einen Faktor des Wandels im Leben von Menschen, die davon betroffen sind. Das Los der 'metanastes' (Zuwanderer) und das Leben in 'xenitia' (dem Aufnahmeland) konstituiert ein verbreitetes und (wohl) bekanntes Thema lyrischer Texte traditioneller griechischer Lieder ('dimotika tragoudia') und volkstümlicher Weisen ('laika tragoudia'). In diesen Repertoires enthüllt die Musik ihre ganze Kraft der symbolischen Kommunikation und Übermittlung; in 250 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik ihr drücken sich geteilte Vorstellungen, gemeinsame Gefühle und kulturelle Botschaften aus, die für Zuwanderergruppen eine besondere Bedeutung annehmen. Diasporamusik ist - zusammen mit Tänzen - ein Grundbestandteil des kulturellen Kapitals von Immigrant(inn)en. Sie dient der Aufrechterhaltung von kultureller Identität und bildet eine fixe, wenn auch metaphorische Verbindung zwischen dem Herkunfts- und dem Aufnahmeland. Und sie schafft einen Kontext fundamentaler Bedeutungen, durch den sich Zuwanderergruppen als solche identifizieren oder sich in Relation zur Mehrheit bzw. zu anderen Gruppen in ihrer Umgebung rekonstruieren können. Nach dem ersten Jahr meiner Feldforschung unter griechischen Zuwanderergruppen in der Umgebung von Stuttgart möchte ich mit diesem Beitrag auf die Rolle der Musik in der Identitätsbildung eingehen, die von Prozessen des Wandels begleitet ist, wie sie sich durch Phänomene der Integration, Assimilation oder Transkulturation konstituieren. Hierzu werden die vielfältigen Identitäten und Repertoires eines griechischen Musikers in Deutschland im Zusammenhang mit einigen Aspekten seines Lebensportraits genauer betrachtet und sowohl emisch als auch ethisch interpretiert." (Autorenreferat) [417-L] Dornbusch, Christian; Killguss, Hans-Peter: Unheilige Allianzen: Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus, Münster: Unrast-Verl. 2005, 348 S., ISBN: 3-89771-817-0 (Standort: FHB Düsseldorf(DÜ62)- 31/OHY 142) INHALT: "Das Buch ist in drei Abschnitte untergliedert: Der erste Teil zeichnet die Entstehungsgeschichte des Black Metal aus dem Heavy Metal der 1980er-Jahre nach, beschreibt die Renaissance des Stils und die gewalttätigen Eskapaden in Skandinavien knapp zehn Jahre später um dann die Entwicklung der deutschen Black-Metal-Szene von ihren Anfängen bis heute zu skizzieren. Im zweiten Abschnitt wird die Black-Metal-Szene kurz unter soziologischen Gesichtspunkten umrissen, um diese jugendkulturelle Gesellungsform für Leser und Leserinnen, die sich bislang noch nicht mit der Thematik beschäftigt haben, mit einem kurzen Überblick greifbarer zu machen. Danach werden die verschiedenen Themenfelder des Black Metal analysiert: Satanismus, Heidentum, die Verherrlichung von Krieg und Suizid sowie die Begeisterung für Fantasy. Dabei wird jeweils zuerst der thematische Rahmen abgesteckt, die Bedeutung für den Black Metal im Allgemeinen aufgezeigt, um dann in einem weiteren Schritt die jeweilige extrem rechte Aneignung darzustellen. Der dritte und letzte Abschnitt befasst sich schließlich konkret mit dem rechten bis neonazistischen Flügel des Black-MetalUnderground. Dabei werden die entsprechenden Protagonisten und ihre Projekte auf nationaler und internationaler Ebene dargestellt." (Textauszug) [418-L] Dornbusch, Christian; Raabe, Jan: RechtsRock, in: Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen, Jg. 19/2006, H. 3, S. 47-53 INHALT: "RechtsRock wurde in den letzten fünfzehn Jahren vor allem auf die Musik neonazistischer Skinheads verkürzt. Doch der inhaltlich definierte Oberbegriff bezieht sich nicht auf einen bestimmtes Genre, sondern auf Entwicklungen in verschiedenen Musikrichtungen. Die politisch offensiven Songs mancher Stilistiken sind stark identitätsbildend. Um sie herum hat sich in den letzten Jahren eine eigenständige Szene etabliert. Beide sind von zentraler Bedeutung für die Neue Soziale Bewegung von Rechts: Die Musik schafft die kollektive Identität, die Szene-Infrastruktur (Label, Versände) hält die Musik und Symbole (Kleidung etc.) bereit soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik 251 und unterstützt politische Akteure bei der Mobilisierung. Mit der werden die Rezipienten vertraut gemacht durch die klandestine Durchführung von Konzertveranstaltungen, die den Mobilisierungstechniken der Bewegung entlehnt ist." (Autorenreferat) [419-L] Eckhardt, Josef; Pawlitza, Erik; Windgasse, Thomas: Besucherpotenzial von Opernaufführungen und Konzerten der klassischen Musik: Ergebnisse der ARD-E-Musikstudie, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 5, S. 273-282 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/05-2006_eckhardt.pdf?foid=17255) INHALT: Im Rahmen der ARD-E-Musikstudie 2005 wurden neben der Radio- und Tonträgernutzung auch empirische Daten zum Besucherpotenzial klassischer Konzerte erhoben. Das "weite" Besucherpotenzial umfasst rund 38 Prozent der Bevölkerung, während zum "engen" Besucherpotenzial, d.h. den häufigen und regelmäßigen Konzertbesuchern, 6 Prozent der Bevölkerung zählen. In beiden Potenzialen sind Frauen sowie höher Gebildete überrepräsentiert, und ältere Altersgruppen dominieren. Erwartungsgemäß haben Konzertbesucher eine ausgeprägte Vorliebe für klassische Musik, ohne sich jedoch anderen Musikstilen zu verschließen. Nach den Kategorien der MedienNutzerTypologie setzen sich Konzertbesucher zu zwei Dritteln aus Klassisch Kulturorientierten, Neuen Kulturorientierten sowie Leistungsorientierten zusammen. Das wichtigste Motiv für den Konzertbesuch ist generell, die Musik zu genießen. Zu den Gründen, sich gegen einen Konzertbesuch zu entscheiden, zählen nach Aussage der Befragten zu hohe Eintrittspreise sowie mangelnde persönliche Motivation. (UN2) [420-F] Flad, Henning (Bearbeitung): Modernisierung der rechtsextremen Jugendkulturen am Beispiel von Musikkulturen INHALT: In diesem Projekt wurde auf der Basis einer breiten inhaltlichen Auswertung der Musik und Musiktexte rechtsextremer Bands und Gruppen deren Entstehung, Vernetzung und Anklang in der deutschen rechtsextremen Szene untersucht. Die Hauptfrage war, wieso sich in den 1990er Jahren eine ideologische Verhärtung und Radikalisierung dieser Musikszene erfolgreich vollziehen konnte. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Die Untersuchung wurde mit Methoden der Bewegungsforschung analysiert. ART: gefördert BEGINN: 2002-01 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung INSTITUTION: Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Politikwissenschaft, insb. vergleichende Analyse politischer Systeme, Bewegungen und Kulturen (Postfach 1786, 15207 Frankfurt an der Oder) KONTAKT: Sekretariat (Tel. 0335-5534-2694, e-mail: [email protected]) [421-L] Föllmer, Golo: Netzmusik: elektronische, ästhetische und soziale Strukturen einer partizipativen Musik, Hofheim am Taunus: Wolke 2005, IX, 262 S., ISBN: 3-936000-33-6 (Standort: LB Detmold(51)KJQ106) 252 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik INHALT: "Als erste wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas liefert das Buch methodische und systematische Grundlagen einer Theorie der Netzmusik. Der Begriff 'Netzmusik' beschreibt keinen bestimmten Stil, sondern die Idee, dass elektronische Strukturen aus sich heraus musikalisch sind und dass Musik nicht nur von Spezialisten für Zuhörer, sondern auch in offenen, gemeinschaftlichen Strukturen erzeugt werden kann. Der Autor gibt einen umfassenden Überblick über das Spektrum vernetzter Musikpraktiken. Er überprüft elektronische Netzwerke auf ihre technische und kommunikative Eignung für das Musikmachen und erläutert die verschiedenen ästhetischen Konzepte und Eigenarten von Netzmusik. Interviews mit internationalen Experten und eine Rezeptionsstudie ergänzen die Analyse." (HS2) [422-L] Hofmann, Wilhelm; Mühleisen, Hans-Otto (Hrsg.): Kunst und Macht: Politik und Herrschaft im Medium der bildenden Kunst, (Studien zur visuellen Politik, Bd. 2), Münster: Lit Verl. 2005, 366 S., ISBN: 3-8258-8472-4 (Standort: UB Bonn(5)-2006/4958) INHALT: "Zu den ältesten Beständen politischer Theorie gehört das Wissen um engere und weitere Verbindungen der Politik zu anderen Feldern der Gesellschaft wie Religion, Recht und Kunst und damit auch zu deren Wissenschaften. Daraus folgert, dass sich auch über diese Disziplinen ein Zugang, Politik zu verstehen, eröffnen lässt. Während sich solches für das Recht geradezu aufdrängt und für die Theologie immer wieder thematisiert wurde, war die Verknüpfung von Kunst und Politik für absolutistische Regime in der Praxis ebenso selbstverständlich wie sie dann für Prozesse in der Demokratie als wenig aussagekräftig galt. Zunehmend hat jedoch die Politikwissenschaft seit den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts die Kunst als Weg auch zum Verständnis von Politik in früheren und zeitgenössischen politischen Systemen entdeckt." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Hans Otto Mühleisen: Kunst und Macht im politischen Prozess: Prolegomena einer Theorie politischer Bildlichkeit (1-18); Tobias Bevc: Zur Interdependenz von Kunst und Politik: Ernst Cassirer und die Kunst als symbolische Form (21-48); Wilhelm Hofmann: Theorie der Kunst als Theorie der Gesellschaft: Überlegungen zur Problematik visueller politischer Kommunikation bei Niklas Luhmann (49-73); Tasos Zembylas: Kunst und Konflikt: Zum Spannungsverhältnis zwischen Kunst und Herrschaft (74-91); Sibylle Appuhn-Radtke: Sol oder Phaethon? Invention und Imitation Barocker Bildpropaganda in Wien und Paris (94-127); Claudia Hattendorff: Napoleon und der Tod: Ein Teilbereich der Bildproduktion zu Napoleon I. im Spannungsfeld von Kunst und Macht (128-164); Ulrich Heinen: Peter Paul Rubens' Florentiner Kriegsbild und die Macht des Malers (165-203); Tanja Michalsky: Strukturiertes Gedächtnis: Zur Topologie von Adelsgrablegen in Neapel (204-235); Angela Moritz: Das Plakat als Mittel der politischen Provokation: Klas Staecks Werk in der BRD und der DDR (236-250); Carsten-Peter Warnke: Figur im öffentlichen Raum: Florenz und die Vorgeschichte des neuzeitlichen Herrscherdenkmals (251-277); Elke Anna Werner: Die Bilder der Akteure: Überlegungen zu den Porträts der westfälischen Friedensgesandten (278-312); Hans J. Ammann: Überlebenskampf der Wörter (315-322); Carolin Quermann: Prinz William in Chile - ein Rollenportät (323-341); Barbara Schrödl: Der Künstler als 'Schöpfer' des gesellschaftlichen Neuanfangs: Filmische Visionen einer Kontinuität des Nationalen im deutschen Spielfilm der neunzehnhundertfünfziger Jahre (342-366). soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik 253 [423-L] Kaden, Christian; Mackensen, Karsten (Hrsg.): Soziale Horizonte von Musik: ein kommentiertes Lesebuch zur Musiksoziologie, (Bärenreiter Studienbücher Musik, Bd. 15), Kassel: Bärenreiter-Verl. 2006, 353 S., ISBN: 3-7618-1598-0 (Standort: UB Wuppertal(468)-21KHR259+2) INHALT: "Dieses kommentierte Lesebuch zu Musik als einem sozialen Tatbestand bietet eine hochaktuelle Einführung in die Musiksoziologie - verstanden nicht eng, disziplinär, abgrenzend, sondern als zeitgemäße Methode und attraktive Denk- und Wahrnehmungsweise. In Zeiten der Globalisierung und postmoderner Ausdifferenzierung von Gesellschaft und Kultur ist Musikwissenschaft auf ein modernes Methodenrepertoire angewiesen, das der Herausforderung der Erweiterung ihres Gegenstandsbereichs begegnet. Dieser vom Lehrgebiet 'Musiksoziologie' der Humboldt-Universität herausgegebene Band versammelt Beiträge international renommierter Autoren der vergangenen 25 Jahre zu europäischer Kunstmusik verschiedenster Epochen, zur Popmusik und zu Musiken außereuropäischer Kulturen. Thematisch reichen sie von der Institutionsgeschichte bis zur Genderforschung. Die einführenden Kommentare heben wichtige Aspekte hervor, erklären theoretische Hintergründe oder schwierige Begriffe und machen die wissenschaftliche 'Landschaft' sichtbar, in welcher in der modernen Forschung über soziale Aspekte von Musik nachgedacht wird. Englischsprachige Texte werden besonders ausführlich erläutert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Christian Kaden, Karsten Mackensen: Vorwort (9-16); Teil 1: Sozial- und Mentalitätsgeschichte der Musik. Theoretische Musiksoziologie: Historische Musiksoziologie (19-21) Kommentar Erich Reimer: Komponist und Publikum. Historische Reflexionen zur "Neuen Einfachheit" (22-31); Musik als Kommunikation (32-34) Kommentar Mario Vieira de Carvalho: Belcanto-Kultur und Aufklärung. Blick auf eine widersprüchliche Beziehung im Lichte der Opernrezeption (3555); Sozialgeschichte der Oper (56-59) Kommentar Lorenz Bianconi, Thomas Wacker: Production, Consumption and Political Function of l7th-Century Opera (60-69); Genderforschung (70-72) Kommentar Jeanice Brooks: "Noble et grande servante de la musique". Telling the Story of Nadia Boulanger's Conducting Career (73-91); Soziologie der Musik (92-94) Kommentar Peter J. Martin: Music and the Sociological Gaze (95-107); Teil 2: Musikethnologie. Anthropologie der Musik: Weltbilder im Kulturvergleich (117-119) Kommentar Christian Kaden: Das ANDERE als kosmologische Regulationsinstanz in der Musik (120-136); Globalisierungsforschung (137-140); Kommentar Tullia Pvlagrini: From Music-Makers to Virtual Singers. New Musics and Puzzled Scholars (141-152); Why Do Songs Have Words? (157-174); Musikethnologie (175-178) Kommentar Steven Feld: Sound Structure as Social Structure (179-199); Musikanthropologie (200-202) Kommentar Volker Kalisch: Körpergefühl und Musikwahrnehmung. Musik in anthropologischer Perspektive (203-216); Teil 3: Methodologie musiksoziologischer Forschung: Paradigmen der Musiksoziologie (223-224) Kommentar Gerhard Engel: Musiksoziologie im Konzert der Wissenschaften (225-245); Aufführungs-Analyse (246-249) Kommentar Regula Burckhardt Qureshi: Musical Sound and Contextual Input. A Performance Model For Musical Analysis (250-269); Qualitative Methoden (270-272) Kommentar Karsten Mackensen: "Ungezwungene Leichtigkeit". Oualitative Verfahren in einer historischen Musiksoziologie (273-297); Quantitative Methoden (298-300) Kommentar Reiner Kluge: Varianzkomponentendiagramme. Eine heuristische Methode zur quantitativen Analyse musikalischen Urteilsverhaltens (301-320); Urbanitätsforschung (321323) Kommentar Sebastian Klotz: "Negotiate, review the situation". Musik und Urbanismus (324-346). 254 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik [424-L] Kleiner, Marcus S.: Widerstandsrhetorik: zum Subversionsmodell im Pop-Diskurs, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 4272-4282, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: Pop ist in aller Munde - aus dem Rauschen der Kanäle und Frequenzen, in den Vokabelschlachten der einschlägigen Gazetten und Magazine, als Markenzeichen individueller und sozialer Distinktion sowie als Gegenstand wissenschaftlicher Diskurse und kulturpolitischer Zusammenhänge (Pop-Musik, Pop-Bands, Pop-Stars, Pop-Kultur, Pop-Kulturtheorie, PopDiskurs, Pop-Theorie, Pop-Kritik, Pop-Politik, Pop-Philosophie, Pop-Geschichte, PopLiteratur, Pop-Journalismus, Pop-Art usw.). Die Beantwortung der Frage, wann etwas anfängt und wann etwas aufhört, Pop zu sein, fällt bis heute schwer - ebenfalls, ob es Bereiche gibt, die sich der Pop-Werdung konstitutiv entziehen (können). Von Pop und sich daraus entwickelnden theoretischen, sozialen, kulturellen, ästhetischen, individuellen, globalen oder ökonomischen Bindestrich-Wirklichkeiten, auf die sich Pop-Diskurse, wie sie in dem Aufsatz thematisiert werden, beziehen bzw. die sie zuallererst hervorbringen, kann erst ab den 1950er Jahren gesprochen werden. Die Fokussierung der Auseinandersetzung mit dem Subversionsmodell Pop auf Pop-Diskurse, die seit Mitte der 1990er Jahre, vor allem in Deutschland, auftreten, resultiert aus der Auffassung, dass sich seit Anfang bzw. Mitte der 1990er Jahre eine entscheidende Zäsur in der historischen Entwicklung von Pop ereignet hat. Der Verfasser bezieht sich hierbei einerseits auf eine These von D. Diederichsen, für den feststeht, dass 'Techno und viele seiner Nachfolgekulturen das Ende des Prinzips Gegenkultur' markieren. Mit der Techno-Culture hätte, so Diederichsen, eine Auflösung des kulturellen und gesellschaftlichen Widerstreits stattgefunden - und mit der Auflösung dieses Widerstreits wird das Benennen eines Feindes und das Sichtbar-/Wahrnehmbarmachen seiner Verbrechen irrelevant. Das zweite Geschichtszeichen, durch das dieser entscheidende Einschnitt in der Pop-Geschichte zum Ausdruck kommt, ist, wie T. Holert und M. Terkessidis betonen, dass sich das Verhältnis von Subkultur und Mainstream in den Jahren seit Nirvanas Smells Like Teen Spirit (1991) grundlegend verändert hat. Die Industrie, so die Autoren, habe gelernt, Dissidenz als Kaufanreiz einzusetzen. Egal welche Perspektive sich der (deutsche) Pop-Diskurs zu Eigen macht, Subversion bleibt nach Ansicht des Verfassers zumeist eine Textkultur, das vermeintliche Widerstandpotential wird der unendlichen Derivation der Zeichen überlassen, dem großen Rhabarbern der Pop-Theoretiker. Der Begriff Pop dient der Reglementierung, der Disziplinierung und der Kontrolle jener Diskurse, in denen er verwendet wird bzw. auf die er einwirken soll. Er ist ein totalitäres Ausschlusssystem, Fundament der Normalisierungsgesellschaft, die sich im Gewand der Subversion legitimieren möchte und dabei diskursive Hegemonie ausübt. Gerade die Gegen-Diskurse der Pop-Theoretiker tragen hierzu wesentlich bei. (ICG2) [425-L] Kurt, Ronald: Europa und Indien im musiksoziologischen Kulturvergleich: ein Beitrag zur interkulturellen Hermeneutik, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3934-3943, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "In seinem Text 'Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik' fragte sich Max Weber, warum ausgerechnet im Abendland eine rationale harmonische Musikentstanden soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik 255 ist. Der hier angestrebte Vergleich zwischen Indien und Europa ist ein Versuch, an die Problemstellung der unvollendet gebliebene Musiksoziologie Webers anzuknüpfen. Ausgangspunkt des Vergleichs ist die These, dass die Besonderheiten der klassischen europäischen Musik (insbesondere: Dur-Moll-System, Mehrstimmigkeit, Schriftlichkeit, Komposition) und die Strukturmerkmale der klassischen indischen Musik (insbesondere: Modalität, Einstimmigkeit, Mündlichkeit, Improvisation) als Ausdruck unterschiedlicher Kulturideen verstanden werden können. Im Rahmen der Kontrastierung von Musikinstrumenten (Gitarre vs. Sitar) und Musikformen (Sonatevs. Raga) wird exemplarisch gezeigt, wie die Materialität der Musik als Medium der interkulturellen Hermeneutik fungieren kann. Der zweite Teil des Kulturvergleichs gilt dem Lehren und Lernen von Musik. In der idealtypischen Kontrastierung der indischen Guru-Shishya-Beziehung mit dem europäischen Lehrer-Schüler-Verhältnis werden zwei unterschiedliche Formen sozialer Ungleichheit gegenübergestellt." (Autorenreferat) [426-L] Lee, Daniel B.: Making music out of noise: Barbershop Quartet singing and society, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 11/2005, H. 2, S. 271-293 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die traditionelle US-amerikanische Musikrichtung, Barbershop, ist eine spezielle Form des A-Capella-Gesangs mit einem vierstimmigen Akkord auf jeder Melodienote. Die selbstreferentielle Organisation dessen, was sich zunächst nur als Rauschen darstellt, aber zu Musik werden soll, gelingt dabei mit Hilfe von Kommunikation. Diese Perspektive, die sich dafür interessiert, wie eine Gesellschaft Probleme der Verständigung und Ordnung löst, verdankt sich zunächst einem funktionalistischen Interesse. Auf ethnographischer Basis wird dabei nachvollzogen, wie das soziale System des Barbershop-Singens diese besondere Form des Gesangs herstellt, indem es die Variationsmöglichkeiten vokaler Geräusche einschränkt. Entstehung und Fortdauer des Barbershop-Singens als empirisch operierendes soziales System muss als hochunwahrscheinlich angesehen werden, insofern es mehr als der Zustimmung zur Teilnahme bedarf. Es hängt darüberhinaus von semantischen und strukturellen Ressourcen ab, die auf drei verschiedenen Formen der Kommunikation beruhen: Interaktion, Organisation und Gesellschaft." (Autorenreferat) [427-L] Mende, Anette; Neuwöhner, Ulrich: Wer hört heute klassische Musik?: ARD-E-Musikstudie 2005 ; Musiksozialisation, EMusiknutzung und E-Musikkompetenz, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 5, S. 246-258 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/05-2006_mende.pdf?foid=17253) INHALT: Welchen Stellenwert und welches Image hat klassische Musik in der bundesdeutschen Bevölkerung? Welche Bevölkerungsgruppen sind klassischer Musik gegenüber aufgeschlossen und nutzen diese in relevantem Ausmaß im Radio, auf Tonträgern und im Konzertsaal? Diesen und anderen Fragestellungen wurde in der ARD-E-Musikstudie 2005 mittels einer telefonischen Repräsentativbefragung (n=6100 Personen ab 14 Jahren) nachgegangen. In der Studie wurden anhand eingespielter Musikbeispiele acht Gruppen der E-Musikkompetenz der Befragten gebildet. Es zeigte sich, dass populäre Klassik in allen Kompetenzgruppen am beliebtesten war, aber erst ab Kompetenzlevel 3 wirklich gefiel. Wer sich gut auskennt, hört 256 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik auch viel Klassik; ein ambitioniertes Repertoire wird erst mit höherer Musikkompetenz goutiert. Entscheidend für die Herausbildung des musikalischen Geschmacks und das Interesse an Klassik ist, ob Sozialisationsfaktoren wie Kontakt mit der Musik in Kindheit und Schule und ein klassikaffines familiäres Umfeld positiv oder negativ erlebt werden. (UN2) [428-L] Müller, Sabine: Symbole der Politik in der modernen Medien- und Konsumgesellschaft: Andy Warhols Mao Wallpaper, in: Jörn Lamla, Sighard Neckel (Hrsg.): Politisierter Konsum - konsumierte Politik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 185-204, ISBN: 3-531-14895-8 INHALT: Am Beispiel des berühmten seriellen Portraits des chinesischen Parteiführers Mao Tsetung, das die Basis für das raumgreifende Konzept einer Mao-Tapete wurde, wird aufgezeigt, wie Warhol, der niemals eine politische Stellung bezog, Symbole der Politik in seinem Werk aufgriff und durch seine Stilmittel entpolitisierte. Es entstanden dekorative Hüllen, die auch von Kunstsammlern gekauft wurden, die mit dem ursprünglichen ideologischen Inhalt der Symbole alles andere als konform gingen. Gezeigt wurde die Perspektive der Populärkultur. Zur Veranschaulichung, wie Warhol den Parteiführer Mao und das Emblem von Hammer und Sichel in seinem Werk behandelte und zu medialen Ikonen der Moderne gestaltete, wird erläutert, wie er in seinen seriellen Bildern das Prinzip der Wiederholung einsetzte und welchen Effekt dies hatte. Das Verschwimmen von Realität und Image in der Postmoderne wird zudem anhand des Films 'Velvet Goldmine', der die Popkultur der 1970er Jahre darstellt, thematisiert. (GB) [429-L] Mundelius, Marco: Bildende Künstler in Berlin, in: Wochenbericht / DIW Berlin : Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Jg. 73/2006, Nr. 22, S. 321-326 (Standort: USB Köln(38)-FHM Haa 00474; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Eine lebendige Kunstszene ist für die Reputation Berlins von großer Bedeutung. Künstler und ihre Kunstwerke sind auch Botschafter ihres Standortes im In- und Ausland. Die öffentlichkeitswirksame Darstellung ihrer Leistung kann positive wirtschaftliche Effekte, etwa in Form touristischer Anziehungskraft, erzeugen. Der Wert von Kunstund Kulturproduktion lässt sich nicht immer in Geldeinheiten messen. Viele Künstler sind in erster Linie intrinsisch motiviert, folgen also nicht oder nicht primär dem Prinzip der Gewinnmaximierung. Dennoch sind sie ökonomischen Zwängen ausgesetzt, wollen sie überhaupt produktiv arbeiten. Eine aktuell vom DIW Berlin durchgeführte Studie zeigt, dass die wirtschaftliche Lage Bildender Künstler in Berlin zumeist extrem angespannt ist. Nicht einmal der Hälfte der Befragten gelingt es, sich ausschließlich der künstlerischen Tätigkeit zu widmen, Einkommensdefizite müssen vielfältig über Nebentätigkeiten ausgeglichen werden. Nur einem Drittel der Akteure ist es möglich, adäquate Arbeitsräume zu finanzieren." (Autorenreferat) [430-L] Nieland, Jörg-Uwe: From Music to politics or from politics to music?: Stellungnahmen deutscher Künstler zum Wandel der politischen Popmusik, in: Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen, Jg. 19/2006, H. 3, S. 20-29 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik 257 INHALT: "Gesellschaftliches Engagement und politischer Protest von Popkünstlern begleiten die Geschichte der Popkultur von Beginn an. Beispielhaft kann man die Bürgerrechtsbewegung, die Anti-Vietnambewegung, den Kampf gegen Armut (Live 8) oder aktuell 9/11 und seine Folgen nennen. Festzustellen ist bei allen Beispielen ein altbekanntes Spannungsfeld der politischen Popmusik: Einerseits treten politische Popkünstler als Unterstützer und Teil einer sozialen Bewegung auf ('from music to politics'), anderseits organisieren sich Parteien oder Politiker ihr Image und ihre Unterstützung mit Hilfe von Künstlern ('from politics to music'). Auch in Deutschland deuten die zahlreichen Treffen von Künstlern und Politikern eine Verbindung zwischen Politik und (Pop)Kultur an. Der Beitrag fragt, ob die Gegenüberstellung 'From Music to Politics or from Politics to Music' die Zustände in der Bundesrepublik noch angemessen abbildet. Als Gegenstand werden Äußerungen von zwei politischen Künstlern aus dem Bundestagswahlkampf 2002 herangezogen." (Autorenreferat) [431-L] Oehmichen, Ekkehardt; Feuerstein, Sylvia: Klassische Musik im Radio: ARD-E-Musikstudie 2005 ; zur Unverzichtbarkeit des Radios für die Musikkultur, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 5, S. 259-272 (Standort: UB Bonn(5)Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http:// www.ard-werbung.de/showfile.phtml/05-2006_oehmichen.pdf?foid=17254) INHALT: Welche Bedeutung hat das Radio im Vergleich zu Tonträgern und zum Konzertbesuch für die Rezeption klassischer Musik? Die vorliegende Analyse von Daten aus der ARD-EMusikstudie 2005 liefert Erkenntnisse zu den Hörpotenzialen des Radios, zu den Strukturen des Publikums sowie zu Funktionen, Zuwendungsformen, motiven und -barrieren. Das Hörerpotenzial für E-Musik im Radio beträgt rund 19 Prozent der Bevölkerung. Typologisch betrachtet hören vor allem "Alltagshörer" und "Genießer" Klassik im Radio. Als Zuwendungsbarriere der Nutzung von E-Musik im Radio gilt der Wunsch nach zeit- und ortssouveräner EMusiknutzung. Klassische Musik wird auf Tonträgern und im Konzert vor allem nachmittags und abends gehört, während die Hauptnutzungszeit von E-Musik im Radio frühmorgens, vormittags und mittags liegt. E-Musik im Radio dient vor allem der alltagsbegleitenden Unterhaltung. Gleichzeitig spielt das Radio eine große Rolle für die Vermittlung klassischer Musik als Kulturgut. Die Mehrheit der E-Musikoffenen und insbesondere die jüngere Generation akzeptiert auch angrenzende Musikrichtungen wie Jazz, Chanson und anspruchsvollen Pop in ihrem Klassiksender. Dieses erweiterte Musikkonzept gilt als zukunftsweisend. (UN2) [432-F] Pfadenhauer, Michaela, Dr.phil. (Bearbeitung); Hitzler, Ronald, Prof.Dr. (Leitung): Zwischen Zitat und Revival. Wo bleibt der Spaß der Technoiden? INHALT: Seit dem Aufkommen von Techno als musikalischer Stilrichtung und Jugendkultur in den frühen 1990er Jahren ist Vieles und viel Kontroverses geschrieben worden. Kaum ein anderes popmusikalisches Phänomen scheint die populäre Kultur des ausgehenden 20. Jahrhundert stärker geprägt und treffender repräsentiert zu haben als Techno: Traditionelle Gegensätze wie Spaß und Widerstand, Kommerz und Individualität, Konsum und Ideologie sowie Technik und Körper scheinen sich hier neu miteinander verbunden zu haben. Zweifelsohne hat diese 'Bewegung' - wie die erweiterte Techno-Szene unter Einschluss ihrer Mitläufer ebenso häufig wie ungenau bezeichnet worden ist - mittlerweile ihren Zenit überschritten: Techno ist längst im etablierten Pop-Kanon angekommen und hat die pop-typischen Entwick- 258 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik lungen (etwa interne Diversifizierung und Hierarchisierung, Subszenenbildung, Kommerzialisierung, Standardisierung etc.) durchlaufen. Die Grundidee von Techno als einer auf elektronischer Musik basierenden Partykultur hat sich veralltäglicht, der Nimbus des Frischen, Aufbruchartigen ist verschlissen. Nicht, dass es sie überhaupt nicht mehr gäbe: Es gibt sie durchaus noch, die guten alten Techno-Partys - mit ihrer stark repetitiven, elektronisch produzierten (Tanz-)Musik, bei der vom DJ einzelne Versatzstücke ('tracks') so 'kunstvoll' ineinander gemischt werden, dass ein durchgängiger Sound-Teppich - typischerweise im 4/4-Takt - entsteht, der aus riesigen Lautsprechern wummert, deren Anordnung einen Klang-Raum 'von allen Seiten' erzeugt; mit ihren mitunter gigantischen Laseranlagen und Light-Shows, die diesen Raum in einer 'Orgie' aus Lichtern und Farben gleißend hell erstrahlen lassen und dann wieder in ein geheimnisvoll nebelumwobenes Dunkel hüllen; mit dem Schreien und Jubeln der schweißglänzenden Tänzer, die den Takt der Musik in den Boden stampfen und ihre Arme mit den Ausschlägen der Musik in die Luft reißen; das Feiern 'bis zum Umfallen' und das 'relaxte' Chillen im Kreise der Freunde, die gemeinsam ihre Freude am Spaß und ihren Spaß an der Freude zelebrieren. 'Spaß' ist die oberste Maxime jener musikzentrierten Jugendkultur, die seit über einem Jahrzehnt unter dem Etikett 'Techno' firmiert, das sich in den frühen 1990er Jahren als Label für eine sich im Laufe der 1980er Jahre etablierende elektronische Tanzmusik durchgesetzt hat und mittlerweile als Sammelbezeichnung für eine große Anzahl vielfältiger, elektronisch erzeugter Musikstilrichtungen dient. Jenseits seiner Manifestation in einer ausdifferenzierten Art von stark repetitiver, elektronisch erzeugter Musik meint 'Techno' einen partyzentrierten Lifestyle, der sich signifikant äußert u.a. in besonderen Tanzformen, in speziellen Konsumgewohnheiten, in auffälligen Attitüden und habituellen Eigenarten sowie in signifikanten Arten von Geselligkeiten, die im Jargon dieser Szene 'Events' genannt werden. Diejenige Art von Event, die das Bild von Techno in der öffentlichen Wahrnehmung am nachhaltigsten geprägt hat, sind Paraden, d.h. Straßenumzüge mit Techno-Musik, die als Aufsehen erregende Spektakel inszeniert werden und die Existenz der einen 'Raving Community' zumindest nach 'außen' hin vorführen. Zwei weitere signifikante Arten von Events lassen sich unterscheiden: Techno-Club-Nächte zum einen und - besonders szene-spezifisch - die so genannten 'Raves' zum anderen. Bei letzteren handelt es sich um Veranstaltungen, die in, an oder auf 'locations' (z.B. Großhallen bzw. Hallenkomplexe oder auch Open Air-Gelände) stattfinden, welche groß genug sind, dass etliche Tausend bis Zigtausend Liebhaber von TechnoMusik zusammenkommen und raven, d.h. sich tanzvergnüglich austoben und dabei ihren Spaß haben können. METHODE: Lebensweltanalytische Ethnographie DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen. Beobachtung, teilnehmend. Qualitatives Interview. Experteninterviews. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: Eigenprojekt BEGINN: 1996-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Dortmund, FB 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie (44221 Dortmund) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0231-755-3282, e-mail: [email protected]) [433-L] Polaschegg, Nina: Populäre Klassik - Klassik populär: Hörerstrukturen und Verbreitungsmedien im Wandel, Köln: Böhlau 2005, 272 S., ISBN: 3-412-26005-3 (Standort: LB Koblenz(929)-2006/711) INHALT: "Im Zuge sozialer, kultureller und technischer Veränderungen hat sich in den vergangenen Jahren die Popularisierung von klassischer Musik geradezu zu einem musikalischen soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik 259 Massenphänomen entwickelt. Erstmals werden nun Erscheinungen wie Populäre Klassik oder die Popularisierungsversuche traditioneller Klassik im Rahmen einer musikwissenschaftlichen Studie behandelt. Dem zu Grunde liegen Beobachtungen soziologischer Lebensstilforschung ebenso wie Untersuchungen des gesamtkulturellen Kontextes. Neben den unterschiedlichen Interpreten der populären Klassik wird anhand qualitativer Interviews auch die Hörerstruktur des Konzertpublikums analysiert. Des weiteren kommen Popularisierungsversuche zur Sprache, wie sie etwa Klassik Radio oder diverse Tonträgerfirmen mit Klassiksamplern produzieren. Zu beobachten sind nicht nur eine Vermischung der ehemals getrennten Genre 'E'- und 'U'-Musik, sondern auch Verschiebungen kultureller Wertigkeiten und Konstruktionen einer so genannten Hochkultur." (Autorenreferat) [434-L] Rehbein, Boike: Die Ultrametaller, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3944-3955, ISBN: 3-59337887-6 INHALT: "Die traditionelle Sozialstrukturanalyse unterstellt eine weitgehende Homologie von Einkommen, Ausbildung und Lebensstil. Die Homologie ermöglicht die Bildung - theoretischer oder realer - Klassen, Schichten und Milieus, die als Zusammenfassung von Punkten im sozialen Raum gedacht werden. Am Beispiel einer Clique, die ihrerseits einen mikroskopischen Ausschnitt einer Subkultur bildet, lässt sich die Homologieals übermäßig abstrakt erweisen. Heavy Metal ist für seine Anhänger, deren Ausbildung und Einkommen eine enorme Spanne umfassen, ein höchst ritualisierter und einheitlicher Lebensstil. Die Komplexität wird nicht aus der Vogelperspektive, sondern erst in der faktischen Auseinandersetzung sichtbar. Im Vortrag möchte die Bearbeiterin skizzieren, dass die Komplexität nicht zum Verzicht auf jedetheoretische Durchdringung führen muss. Lediglich von der subsumtionslogischen Vorstellung des sozialen Raums als Container (Beck) sollte man sich trennen. Bourdieus Konzeptionen des Feldes und des Habitus eröffnen ihres Erachtens zugleicheine Makro- und eine Mikroperspektive. Am Beispiel einer Clique von Heavy-Metal-Fans untersucht sie die komplexen und teilweise idiosynkratischen Binnenbeziehungen, ohne den Bezug zur Sozialstruktur aufzugeben." (Autorenreferat) [435-L] Rhein, Stefanie; Müller, Renate: Musikalische Selbstsozialisation Jugendlicher: theoretische Perspektiven und Forschungsergebnisse, in: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, Jg. 1/2006, H. 4, S. 551-568 (Standort: USB Köln(38)-XG 9053; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die Theorie musikalischer Selbstsozialisation betont die Eigenleistung der Individuen im Sozialisationsprozess. Diese ist in individualisierten Gesellschaften mit der Entstandardisierung von Lebensläufen und der Pluralisierung von Lebensstilen und Lebensformen notwendig geworden. Musikalische Selbstsozialisation bedeutet das Mitglied werden in selbst gewählten Musikkulturen, wobei die gewählte Symbolwelt sowie die entsprechenden rezeptiven wie produktiven musikkulturellen Kompetenzen und Lebensstilelemente angeeignet werden. Dadurch werden Identitäten konstruiert, Zugehörigkeiten angestrebt (symbolische und soziale Inklusion) und Abgrenzungen definiert (symbolische und soziale Exklusion). Der Bei- 260 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik trag beleuchtet den Selbstsozialisationsansatz aus der Sicht seiner theoretischen Wurzeln (Individualisierungsthese, symbolischer Interaktionismus), konträrer Paradigmen (Massifikationshypothese) sowie neuer jugendkultureller Konstrukte (Szenen als Vergemeinschaftungsform; Selbstinszenierung; Glokalisierung), die ihn erweitern. Sodann wird die empirische Fruchtbarkeit des Selbstsozialisationsansatzes bei der Erforschung des Umgehens Jugendlicher mit Musik aufgezeigt. Dabei geht es um Befunde verschiedener Forschungsarbeiten zur Bedeutung populärkultureller Codes für die ästhetische Erfahrung, zur Distinktion durch den Musikgeschmack sowie zur Aneignung populärkulturellen Kapitals. Der Beitrag schließt mit einigen Thesen zur Frage, ob (Musik-)Pädagogik angesichts der sich selbst sozialisierenden jungen Generation überflüssig wird." (Autorenreferat) [436-L] Richter, Stephan: "Gehasst - verdammt - vergöttert": das Phänomen der ehemaligen Skinhead-Kultband "Böhse Onkelz" und ihre Bezüge zum Rechtsextremismus, in: Herbert Kloninger; Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, FB Öffentliche Sicherheit (Hrsg.): Rechtsextremismus als Gesellschaftsphänomen : Jugendhintergrund und Psychologie, 2006, S. 110-189, ISBN: 3-938407-09-3 (Graue Literatur; URL: http://www.fhbund.de/nn_15672/SharedDocs/Publi kationen/50__Veroeffentlichungen/Innere__Sicherheit/band__27,templateId=raw,property=public ationFile.pdf/band_27.pdf) INHALT: Im Juni 2005 setzten die "Böhsen Onkelz" mit einem Doppelkonzert vor über 100.000 Zuschauern einen Schlussstrich unter ihre insgesamt 25-jährige Karriere. Nach einem einleitenden Überblick zum Karriereverlauf der Band werden in dieser Ausarbeitung zunächst die Ursachen eines teils immer noch bestehenden Symbolcharakters der Böhsen Onkelz für rechtsextremistische Kreise aufgezeigt. Hierfür wurden insbesondere die frühen Veröffentlichungen der Gruppe auf verschiedene Elemente rechtsextremistischer Denkmuster untersucht. Bei der Analyse wurde unter anderem auf so genannte Bootleg-CDs, also nicht autorisierte Schwarzmarkt-Tonträger, zurückgegriffen. Weiterer Schwerpunkt der Betrachtung ist die Frage, welchen Einfluss die Rockband Böhse Onkelz heute noch für die rechtsextremistische Szene hat. Außerdem wird die Bedeutung der Band für die neuere deutsche SkinheadBewegung untersucht. Abschließend werden die Bemühungen der Gruppe, sich vor dem Hintergrund der öffentlichen Diskussion über das Phänomen "Rechts-Rock" von ihrem anrüchigen Ruf zu lösen, dargestellt. (ICD2) [437-L] Schmoliner, Stephanie: Let's riot: Riot Grrrls zwischen Feminismus, Subkultur und sozialer Bewegung, in: Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen, Jg. 19/2006, H. 3, S. 39-46 INHALT: "Feministisches und politisches Engagement zeigt sich 35 Jahre nach der zweiten Frauenbewegung in anderen Formen. Die Autorin zeigt am Beispiel der Riot Grrrls eine Bewegung, die sich neben der Musik insbesondere mit körperpolitischen Forderungen auseinandersetzt, nicht zuletzt aus dem Bedürfnis heraus, einen neuen Umgang mit Geschlechterdefinitionen herzustellen. Zunächst ist eine Darstellung der Gründung notwendig, ohne die gesellschaftlichen Hintergründe insbesondere innerhalb der Subkultur des Punk und Hardcore ist eine Einordnung kaum möglich. Zudem sollen Einblick in die vielfältigen theoretischen Schnittstellen der Riot Grrrls gewährt werden. In Bezug auf soziale Bewegung wird eine Ein- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik 261 ordnung zwischen Bewegung, Subkultur und Feminismus diskutiert. Neue kulturelle Praxen werden parallel zu alten Widerstandformen benutzt und ausprobiert. Anschließend wird dargestellt, was 15 Jahre nach Entstehen der Riot Grrrls geblieben ist." (Autorenreferat) [438-L] Stascheit, Andreas Georg: Jenseits der "Erlebenswelt": Musik im Horizont der Sozialität, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede : Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3927-3933, ISBN: 3-593-37887-6 INHALT: "Alfred Schütz hat im Zusammenhang der Entwicklung seiner soziologischen Position mehrfach im exemplarischen Sinne auf die Musik Bezug genommen, so in seinen Studien zur face-to-face Situation des gemeinsamen Musizierens und in den zu seinen Lebzeiten nicht publizierten Fragmenten zur Phänomenologie der Musik. Insbesondere waren es die Diskussionen und Analysen zum soziologischen und phänomenologischen Problem der 'Intersubjektivität', in deren Kontext Schütz sich an der Erfahrung von Musik, im Sinne eines expliziten oder impliziten Bezugsrahmens, orientierte. Eine zentrale Rolle in diesem Zusammenhang spielt die Einführung des 'tuning-in', eines grundlegenden Einstimmens, das als konstitutives Fundament das Zusammenwirken von Musikern ermöglicht, und das darüber hinaus als fundamentales Moment innerhalb einer Genealogie des 'Wir' interpretiert werden kann. Die für das Konzept des 'tuning-in' zentrale Dimension der Temporalität von Verhalten und Erfahrung und deren spezifische Strukturen wie Synchronisation und Simultaneität fungieren auch in anderen Argumentationszusammenhängen für Alfred Schütz als grundlegender Bezugsrahmen für wissenschaftliches Verstehen der sozialen Welt und sozialer Beziehungen. Die Sozialität musikalischer Strukturen und Phänomene wurde von einem weiteren, aus der philosophischen Schule Edmund Husserls hervorgegangenen Wissenschaftler derselben Generation thematisiert: Günther Stern alias Günther Anders (vgl. z.B. 'Das Duo: Gespräch über musikalische und menschliche Verhältnisse.' In: Süddeutsche Zeitung (München) vom 22./ 23.1.1972.) Im Zentrum der Analysen von Günther Anders steht weniger die Temporalität musikalischer Kontexte, sondern Spezifik und Differenz der 'musikalischen Situation', ausgeführt in der als Habilitationsschriftgeplanten, unveröffentlicht gebliebenen Arbeit 'Philosophische Untersuchungen übermusikalische Situationen', entstanden Ende der 20er Jahre. Der Vortrag diskutiert Perspektiven beider Ansätze mit Blick auf ihre Relevanz für soziologische Theorie kultureller Differenz und kultureller Praxis." (Autorenreferat) [439-F] Stemmler, Susanne, Dr. (Bearbeitung): Hip-Hop New York & Berlin: die urbane Ästhetik kultureller Praxis INHALT: The various forms of expression of Hip-Hop culture are influenced by the transcultural and social processes in the South Bronx in the late seventies. Today Hip-Hop is no longer exclusively an expression of an Afroamerican identity but part of a worldwide movement. There is a global, urban Hip-Hop-culture which gets its main impulses from the transatlantic exchange and transfer. In Europe, this has led to the development of specific forms during the last two decades which are connected by one aspect: Hip-Hop can be understood as an articulation of local/ regional conflicts and can have an integrative function for ethnic minorities. It arises from migration and the coming together of different cultures, whose amalgamation en- 262 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.3 Bildende Kunst, Musik ables new cultural codes. Hip-Hop is part of youth culture and everyday life. Its practice is often divided into four main aspects: First of all, there is rap music: lyrics and rhythm are inseparable and take up Afroamerican traditions like signifying. Secondly, the techniques of DJing (sampling, scratching etc.) add rhythm and beats. Thirdly, there is expression of the body: in addition to voice and gestures the fluent moves of Hip-Hop dance (breakdance, smurf etc.) are characteristic. And, fourthly, the graphic aspects must be mentioned: with their different styles graffiti and tags are 'iconic texts' giving new meaning and visibility to the non-places of the city. Furthermore this culture is marked by its strong presence in the media (MTV, radio, commercials, Internet); the medialization of Hip-Hop itself is a driving force of its constant change. New York, Berlin, Dakar, Paris, Rio de Janeiro ... - Hip-Hop phenomena are always linked to an urban environment. Hip-Hop video-clips, the lyrics of rap music, the body movements in breakdance ... - they all refer to the urban metropolis in a direct or indirect way: directly by acting in the street, commenting on housing problems or drug deals or taking up the battles between gangs. More indirectly the city is present as a stage especially in contemporary Hip-Hop where the urban environment is quoted as background for individual self production. 'Urbanity' in this context always includes the tension between center and periphery. A tension which will find a counterpart in the 'glocalist' interpretation of Hip-Hop: Simultaneously Hip-Hop seems to be a local and global culture at the same time: In its regional articulations, eg. in its playing with dialects, slang and accents it is embedded in its local surroundings. But the worldwide Hip-Hop culture with its specific characteristics (eg. deand recontextualization of signs, code switching, irony, resistance to globalization) always provides the background. Without the constant changes of the postindustrial city there would be no Hip-Hop. The research project wants to focus on the aspects mentioned before and will take an interdisciplinary approach of cultural analysis close to the cultural practice of HipHop. It will focus on the urban landscapes of New York and Berlin. Given the fact that HipHop is an 'intersticial culture' emerging in cultural exchange the Hispanics in New York and the young Turkish immigrants in Berlin will be a specific point of interest. GEOGRAPHISCHER RAUM: New York, Berlin VERÖFFENTLICHUNGEN: S. http://www.metropolitanstudies.de/index.php?id=76 . ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Technische Universität Berlin, Transatlantisches Graduiertenkolleg Berlin New York "Geschichte und Kultur der Metropolen im 20. Jahrhundert" (Ernst-Reuter-Platz 7, TEL 3-0, 10587 Berlin) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected]) 2.4 Theater, Film, Fotografie [440-L] Buder, Bernd: Zwischen Nation Building, nationalen Mythen und der Suche nach Normalität: Geschichte und Gesellschaft in Spielfilmen der Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien, in: Südosteuropa : Zeitschrift für Gegenwartsforschung ; Zeitschrift des Südost-Instituts, Jg. 54/2006, H. 2, S. 279-295 INHALT: Der Autor beschreibt die filmkulturellen Entwicklungen in den Teilrepubliken des früheren Jugoslawien (Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Serbien und Slowenien) seit soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.4 Theater, Film, Fotografie 263 1991. Die Filme entstanden in den ersten Jahren nach den Unabhängigkeitserklärungen der Teilrepubliken in einer gesellschaftlichen Atmosphäre, die von den militärischen Auseinandersetzungen in der unmittelbaren Nachbarschaft geprägt war. Persönliche Betroffenheit, die direkte Konfrontation mit Flüchtlingsschicksalen und die Folgen der stark nationalistisch geprägten Berichterstattung in den meisten Medien kulminierten in emotionalen Zuständen, die von nationalistisch geprägten Einstellungsmustern mit oftmals opfermythischen Elementen geprägt waren. Auf die Spielfilmproduktion färbte jedoch die lautstarke nationalistische Rhetorik dieser Jahre kaum ab, wie der Autor bei seiner Betrachtung von Kriegs-, Gegenwartsund Historienfilmen zeigt. Er geht insbesondere der Frage nach, welche Rolle das Kino in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien zwischen nationaler Mythologie und "nation building" spielte und wie es zu "diversifizierten Filmlandschaften" kam. (ICI2) [441-L] Bürger, Peter: Kino der Angst: Terror, Krieg und Staatskunst aus Hollywood, Stuttgart: Schmetterling Verl. 2005, 637 S., ISBN: 3-89657-471-X INHALT: Reflexionen über die Macht der Bilder und Untersuchungen zu Hollywoods Einfluss auf die Gegenwartskultur gibt es viele. Nur wenigen gelingt es aber wie Bürger, über die feuilletonistische Ebene hinaus detaillierte Analyse mit umfangreicher Empirie so zu verknüpfen, dass ein echter Mehrwert entsteht. In diesem Band zeigt Bürger die Verknüpfungen zwischen Krieg und Politik in den medial höchst durchdrungenen westlichen Gesellschaften. Sowohl der gezielte Einsatz von Hollywoodfilmen zu Propagandazwecken als auch die Ambivalenz von 'Anti-Kriegsfilmen' werden deutlich. Auch die Funktionen von Mythen und damit verbundenen Vorstellungen von der Realität kommen nicht zu kurz. Anhand verschiedener filmhistorischer Epochen (während derer verschiedene Kriegsszenarien thematisiert wurden) wird die Untrennbarkeit von 'Militainment' und politischen Interessen deutlich. (ZPol, NOMOS) [442-L] Heiss, Gernot: Film als Quelle, in: Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit, Jg. 6/2006, H. 2, S. 99-108 INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrags stehen zwei Fragen: Wie können Filme als historische Quellen dienen und wie sollte man solche Quellen handhaben? Filme enthalten Informationen über den kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Kontext ihrer Entstehung. Sie spiegeln Ansichten, Präferenzen und Leidenschaften von Gruppen aus einer bestimmten Zeit wider. Sie propagieren politische und soziale Positionen. Anhand von Beispielen werden Möglichkeiten sichtbar, wie man Filme, ihre Produktion und Rezeption im Rahmen der Geistes-, Kultur-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte nutzbar machen kann. Den Historikern fällt die wichtige Aufgabe zu, Wissen über die Wirksamkeit und Zugkraft von Filmen, über den - oft manipulierenden - Einfluss bewegter Bilder zur Verfügung zu stellen und für eine kritische Distanz zu sorgen. Abschließend behandelt der Beitrag die Verschriftlichung von Filmen in Gestalt von Szenenanalysen und die Interpretation solcher Quellen, die die Konstruktion von Sinn durch Bilder, Bilderfolgen und Ton deutlich macht. (ICEÜbers) 264 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.4 Theater, Film, Fotografie [443-L] Holzer, Anton: "Üb Aug' und Hand fürs Vaterland!": österreichische Kriegsfotografie im Ersten Weltkrieg, in: Wiener Zeitschrift zur Geschichte der Neuzeit, Jg. 6/2006, H. 2, S. 87-98 INHALT: Die Fotographie wurde im Ersten Weltkrieg extensiv zu Propagandazwecken genutzt. Dieser Beitrag beschreibt die Rolle der Kriegsfotografie in Österreich-Ungarn. Das k.u.k. Kriegspressequartier setzte offiziell professionelle Fotografen für die Propagandaarbeit ein. In der zweiten Kriegshälfte wurden zunehmend auch Amateurfotografen eingesetzt. Die Photos durchliefen die Zensur und wurden dann an die In- und Auslandspresse verteilt, in Ausstellungen gezeigt und für Plakate verwendet. (ICEÜbers) [444-L] Lehmann, Hans-Thies: Anmerkungen zum postdramatischen Theater, in: WestEnd : neue Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 3/2006, H. 2, S. 22-31 INHALT: Es ist ein gewisses Erlahmen des Dramas im Theater zu konstatieren. Gesellschaft und Drama kommen immer schwerer zueinander. Natürlich existiert dramatisches Theater weiter, es bestimmt nach wie vor den Stil der großen Theaterinstitutionen. Aber damit ist die Frage nicht schon beantwortet, ob wesentliche Entwicklungen der Künste und also auch des Theaters nicht doch ganz neue Formen ausbilden, die als der Gegenwart adäquater empfunden werden. Somit wird hier die These erörtert, dass wir zwar sehr wohl noch in einer Zeit schwerer und wieder wachsender gesellschaftlicher Basiskonflikte leben, dass aber die Natur dieser Konflikte sich derart verändert hat, dass auch das Konfliktuöseste nicht mehr die Form dramatischer Kollision annehmen will. Es besteht zwar so etwas wie der Wunsch nach Drama, allerdings erfüllt sich dieses Bedürfnis heute viel eher in Kino und Fernsehfilm bzw. dramatisierten Dokumentationen, jedoch immer weniger im Theater - obwohl das letztere sich durchaus damit im Geschäft hält, dass es seinerseits an diese Bedürfnisse anknüpft. Im Zuge der Erörterung greift der Autor unter anderem auf G. W. F. Hegel (Kategorie der 'dramatischen Kollision'), Aristoteles ('Opsis', Inszenierung des Theaters), G. Debord ('Gesellschaft als Spektakel'), P. Ricoeurs Erzähltheorie und H.-T. Lehmanns Überlegungen zum postdramatischen Theater zurück. So wird abschließend gefragt: Warum nicht den Unterhaltungsmedien klaglos das Drama überlassen und im Theater Reflexionsräume erhalten, in denen andere Darstellungsweisen erprobt werden? (ICG2) [445-F] Loist, Skadi (Bearbeitung): Queer film festivals in the USA and Germany INHALT: In this project the researcher wants to take a comparative look at the historical development, structure and context of some major US-American and German queer film festivals. On the American side, the researcher will focus on (but not limit herself to) Frameline in San Francisco, and NewFest and Mix in New York. In Germany, the researcher will look at the Hamburg Lesbian and Gay Film Festival, the Teddy Award as (unofficial) part of the Panorama Section in the International Film Festival Berlin (Berlinale), and the travelling queer film festival Verzaubert. Ther researcher wants to situate the history and growth of these film festivals within the globally similar yet locally distinct evolution of US-American and German queer political movements, as well as in the broader context of globalization and the po- soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.4 Theater, Film, Fotografie 265 tentially hegemonizing tendencies of the movement. The researcher is interested in how several different discourses intersect in the space of (queer) filmfestivals: 1) how the festivals grew out of and continue to stay a part of queer community politics and activism; 2) how the festivals stay in touch with academic queer theory production and, as the researcher will argue, do not uphold the theory/ practice divide; 3) how the festivals create a temporary queer community, especially by way of programming; 4) how this temporary queer festival community relates to a broader local queer community and also to the production of a global queer community, and 5) how the festivals interact with commercial influences in terms of the festival budget, the film industry, and its distribution practices. GEOGRAPHISCHER RAUM: USA, Bundesrepublik Deutschland ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Kassel, Graduiertenkolleg "Öffentlichkeiten und Geschlechterverhältnisse - Dimensionen von Erfahrung" (Mönchebergstr. 21a, 34109 Kassel) KONTAKT: Geschäftsstelle Kassel (Tel. 0561-8042714, Fax: 0561-8047714); Geschäftsstelle Frankfurt (Tel. 069-79823625, Fax: 069-79822383) [446-L] Michel, Burkard: Bild und Habitus: Sinnbildungsprozesse bei der Rezeption von Fotografien, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 416 S., ISBN: 3-531-14293-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006/6411) INHALT: "Bilder zeichnen sich durch eine eigentümliche Kombination von ikonischer Exaktheit und semantischer Unbestimmtheit aus: Obwohl auf den ersten Blick zu sehen ist, was auf einem gegenständlichen Bild 'drauf ist' bleibt sein Sinn oftmals offen und vieldeutig. Erst in der Interaktion mit den Rezipierenden bildet sich der Sinn - und verändert sich mit ihnen. Wie die sinnerzeugende Interaktion abläuft, untersucht Burkard Michel unter Bezug auf die Habitustheorie Pierre Bourdieus und macht sie damit für die Medienrezeptionsforschung fruchtbar. Rezeptionsprozesse auf Basis des milieuspezifischen Habitus sind demnach nicht als rationalistische Akte 'reiner Erkenntnis', sondern als praktisches Handeln zu begreifen, das sich 'jenseits von Bewusstsein und diskursivem Denken' (Bourdieu) vollzieht. Um diese präreflexive Sinnebene bei der Rezeption von Bildern empirisch zu rekonstruieren, wendet der Autor die Dokumentarische Methode nach Ralf Bohnsack in Verbindung mit dem Gruppendiskussionsverfahren exemplarisch an und entwickelt so die Umrisse einer 'praxeologischen Rezeptionsforschung'." (Autorenreferat) [447-L] Moldenhauer, Benjamin: "You can change your life in a dance class": Körper und Schicksal am Beispiel des Films Rhythm Is It, in: Mark Hillebrand, Paula Krüger, Andrea Lilge, Karen Struve (Hg.): Willkürliche Grenzen : das Werk Pierre Bourdieus in interdisziplinärer Anwendung, Bielefeld: transcript Verl., 2006, S. 197-218, ISBN: 3-89942-540-5 INHALT: In der Konzeption von Bourdieu erzeugt der Habitus stets Metaphern seiner selbst, die auch im Körper und seiner Darstellung zum Ausdruck kommen. Körper und Körperbilder sind Gegenstand gesellschaftlicher Kämpfe, in denen die Akteure um die bestmögliche Realisierung legitimer Körperbilder ringen. Der Habitus ist aber nicht nur Produkt einer Sozialisationsgeschichte, sondern wird auch von der antizipierten Zukunft geprägt. Am Beispiel des 266 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.4 Theater, Film, Fotografie Films "Rhythm Is It" wird auf der Grundlage dieses Ansatzes gezeigt, wie sich die soziale Stratifikation nicht nur in den Vorstellungen, sondern auch in den Körpern der im Film dokumentierten Tanz-Schüler niederschlägt. Der Film dokumentiert den Versuch, das habitualisierte Gefühl der Zukunftslosigkeit aufzubrechen, in dem in der Arbeit mit dem eigenen Körper Momente von Präsenz und Aufrichtigkeit hergestellt werden sollen. Es stellt sich die Frage, ob mit dieser Methode habituelle Dispositionen und damit auch die als schicksalhaft empfundene Zukunft verändert werden können. (GB) [448-L] Pitum, Sandra: Zwischen Faszination und Abscheu: interkulturelle Wahrnehmungsweisen von Gewaltdarstellungen im neuen japanischen Film, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 50/2006, H. 3, S. 19-25 INHALT: "Japanische Filme unterscheiden sich von Hollywood-Filmen nicht hinsichtlich der Quantität der gezeigten Gewalt, sondern in der Art der Gewaltdarstellung. Wenn sich also die Art der Gewaltdarstellung unterscheidet, liegt die Frage nahe, ob sich diesbezüglich auch die Wahrnehmung von Japanern und Europäern unterscheidet." In einem Experiment ist man den Unterschieden zwischen japanischen und europäischen Zuschauern bezüglich Emotionen, Kognitionen und Empathie nachgegangen. Das Experiment, die Vorführung des japanischen Film "Audition" von Takashi Miike und die anschließende schriftliche quantitative Befragung, wurde an der Universität Fribourg/ Schweiz und an der Hosei Universität Tokio im Sommer 2005 durchgefürht. In ihrem Beitrag stellt die Autorin die Ergebnisse der Untersuchung dar. Sie zeigen, dass nur bei der kognitiven Wahrnehmung die kulturell unterschiedliche Erwartungshaltung eine Rolle spielt. Bei der emotionalen Wahrnehmung greift der Medienwelt-Lebenswelt-Bezug. Die Bewertung der Realitätsnähe bestimmt die Empathiestärke. (PT) [449-L] Rössel, Jörg: Allesfresser im Kinosaal?: Distinktion durch kulturelle Vielfalt in Deutschland, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 57/2006, H. 3, S. 259-272 (Standort: USB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Zur Beschreibung des kulturellen Wandels in postindustriellen Gesellschaften wird in zunehmendem Maße auf die in den Vereinigten Staaten vor allem von Richard A. Peterson formulierte These von der Entwicklung des kulturellen Allesfressers (Cultural Omnivore) zurückgegriffen. Deren Kerngehalt ist die Annahme, dass eine ausschließliche Orientierung an der klassischen Hochkultur in gegenwärtigen Gesellschaften ihre soziale Funktion - z.B. im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt - verloren hat und dass an diese Stelle eine Vorliebe für die kulturelle Vielfalt getreten ist, die neben der Hochkultur auch Elemente der populären Kultur einschließt. In diesem Aufsatz werden erstens drei verschiedene Interpretationen dieses Phänomens vorgestellt, zweitens die bisherige empirische Evidenz zur Übertragbarkeit des Konzepts auf Deutschland kritisch diskutiert und drittens eine eigene empirische Analyse auf der Basis einer Umfrage unter Kinobesuchern dargestellt. Obwohl die Sparte des Films eigentlich dem Phänomen der kulturellen Allesfresserei besonders entgegenkommt, ergibt sich nur eine schwache Evidenz für die Verwendbarkeit des Konzepts in Deutschland." (Autorenreferat) soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.4 Theater, Film, Fotografie 267 [450-L] Scholdan, Bettina: "Die Gesetze unserer Väter": das US-Rechtsmelodram als Ritualisierung vorbildlicher Staatsbürgerschaft, in: Birgit Sauer, Eva-Maria Knoll (Hg.): Ritualisierung von Geschlecht, Wien: WUV-Univ.-Verl., 2006, S. 127-142, ISBN: 3-85114-952-1 (Standort: UB München(19)-806-8924) INHALT: Die Autorin interpretiert narrative Formeln in US-amerikanischen Gerichtsfilmen als Ritualisierung einer geschlechtstypischen Positionierung gegenüber der Spannung zwischen Recht und Gerechtigkeit. Sie zeigt, dass die Anwaltscharaktere in diesem populärkulturellen Filmgenre eine ritualisierte Darstellung staatsbürgerschaftlicher Handlungsspielräume sind, denn eine männlich abstrakte Prinzipientreue wird in der filmischen Inszenierung mit dem Bereich des Rechts assoziiert, während die weibliche Empathie einer fürsorgenden Gerechtigkeit zugewiesen wird. Darüber hinaus besetzen heroische Anwälte im Film oftmals eine doppelte Vaterrolle, da sie neben ihrer biologischen Vaterschaft auch das Gesetz verkörpern, wie die Autorin unter anderem am Beispiel des Filmklassikers "To Kill a Mockingbird" verdeutlicht. Im US-Rechtsmelodram wird ihrer These zufolge das Weibliche aus der Welt des Gesetzes ausgeschlossen; solange die fiktive Anwältin nicht die Positionen von Recht und Gerechtigkeit gleichzeitig besetzen kann, bleibt ihr die staatsbürgerliche Rolle des heldenhaften Anwalts verschlossen. (ICI2) [451-L] Schößler, Franziska: Gewalt und Macht im Gegenwartsdrama: zu Elfriede Jelinek und Sarah Kane, in: Freia Anders, Ingrid Gilcher-Holtey (Hrsg.): Herausforderungen des staatlichen Gewaltmonopols : Recht und politisch motivierte Gewalt am Ende des 20. Jahrhunderts, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 258-278, ISBN: 3-593-37853-1 (Standort: UB Bonn(5)-2006-5630) INHALT: Der Beitrag rekonstruiert, wie in den neunziger Jahren Gewalt in der Gesellschaft in körperlich erfahrene Gewalt auf der Bühne übersetzt und aus der "strukturellen Gewalt" der Sprachordnung, des Geschlechterverhältnisses oder der Wirtschaft abgeleitet wird. Weiterhin zeigt die Autorin, ausgehend von Stücken der Dramatikerinnen Elfriede Jelinek und Sarah Kane, warum und wie Gewalt und Macht sich im Gegenwartsdrama darstellt. Bei Kane und Jelinek erscheint der Körper als malträtiertes Objekt, als Körper im Schmerz jenseits der diskursiven Ordnungen. Sprache und Physis werden in den Stücken abgetrennt, um die diskursiven Strategien der Macht herauszustellen. Der Einbruch des Physischen in die Sprache bzw. die postdramatische Separation von Körper und Sprache, die im traditionellen Theater gemeinhin als Einheit inszeniert werden, verhindert die fugenlose Verschaltung von Gewalt und Macht/Sprache, ihre bedenkliche Allianz, die die physischen Übergriffe in diskursiven Scheinlegimitationen verschwinden lässt. Das Theater, das aufgrund seiner Plurimedialität die Dissoziation von Körper und Sprache problemlos zu vollziehen vermag, eignet sich mithin in besonderem Maße, um Gewalt in ihrem Verhältnis zur Macht - und das heißt auch zur Sprache - zu thematisieren. (ICA2) [452-L] Stäheli, Urs: Das Populäre der Politik, in: Sigrid Schade, Thomas Sieber, Georg Christoph Tholen (Hrsg.): SchnittStellen, Basel: Schwabe, 2005, S. 633-643, ISBN: 3-7965-2150-9 (Standort: UB Bonn(5)2006/2948) 268 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.4 Theater, Film, Fotografie INHALT: "Der Film 'Mars Attacks!' von 1996 erzählt, wie die Erdbewohner auf eine Invasion vom Mars reagieren. Es ist ein ironischer Film über Politik, Populismus und Populärkultur. Die Beziehung zwischen den Marsianern und dem politischen System steht für das klassische Problem der Inklusion und Exklusion." Am Beispiel dieses Films entwickelt der Autor das Konzept des "Populären der Politik". Vor dem Hintergrund von Cultural Studies und in Kategorien der Systemtheorie skizziert er einen differenztheoretischen Begriff des Populären, diskutiert "populäre Kommunikation im politischen System" und führt den Unterschied zwischen dem Publikum und der Masse ein. (HS2) [453-L] Weidinger, Martin: "The Man with the Gun": Rituale der Konstruktion von Geschlecht im amerikanischen Western, in: Birgit Sauer, Eva-Maria Knoll (Hg.): Ritualisierung von Geschlecht, Wien: WUVUniv.-Verl., 2006, S. 143-160, ISBN: 3-85114-952-1 (Standort: UB München(19)-8-06-8924) INHALT: Der Autor untersucht die Ritualisierungen der Geschlechter im Hollywoodwestern, indem er die Rezeption der "frontier-Mythologie" in der US-amerikanischen Filmindustrie nachzeichnet. In dieser Mythologie wird seiner These zufolge der amerikanische Gründungsmythos, d.h. die kontinuierlich nach Westen vorrückende weiße Besiedelung Nordamerikas und die Entstehung einer nationalen Identität, deutlich. Im Western verläuft die ritualisierte "frontier" vor allem entlang der Geschlechter und wird von diesen gesetzt, verkörpert und ausgestaltet. Die Westernhelden, Cowboys und Outlaws vollführen dabei eine Gratwanderung an der Schnittstelle von Wildnis und Zivilisation. Im Gegensatz zur männlichen Dominanz im Western dient die Weiblichkeit bloß als passives Gegenbild und Spiegelfläche und ist eindeutig im Bereich der Zivilisation verortet. Die Frau bewegt sich innerhalb der Stadt oder Farm und verkörpert entweder als Lehrerin oder Rancherstochter (die Heilige) oder als Saloon-Girl (die Hure) die Zivilisation, wie der Autor anhand von Beispielen zeigt. Sein Beitrag schließt mit einigen Anmerkungen zum Verhältnis von Staatlichkeit und patriarchaler Gemeinschaft. (ICI2) [454-L] Weidinger, Martin: Nationale Mythen - männliche Helden: Politik und Geschlecht im amerikanischen Western, (Politik der Geschlechterverhältnisse, Bd. 31), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2006, 264 S., ISBN: 3-593-38036-6 (Standort: UB Freiburg(25)-SW2006599) INHALT: Das Genre des Westernfilms "kreist vor allem um zwei Themenblöcke: um Staatswerdung bzw. 'Zivilisierung' (Amerikanisierung) des weiten, vermeintlich unberührten, und aus weißer Sicht unzivilisierten Kontinents einerseits und um Männlichkeit, um den Mann als Heldenfigur und ikonographischen Mittelpunkt andererseits". Die ritualisierte Konstruktion von Geschlecht ist von den Staatlichkeits- und Gemeinschaftsentwürfen des Genres nicht loszulösen." Im Hauptteil der Arbeit wird deshalb untersucht, "welche Männlichkeits- und Weiblichkeitsentwürfe im Western vorherrschen, mit welchen Mitteln Geschlecht konstruiert wird, welche ideologische Botschaft damit übermittelt wird und welches Staats- und Gemeinschaftsbild daraus entsteht." Der Autor zeigt die ideengeschichtlichen Traditionslinien und amerikanischen Identitäten im Republikanismus (Rolle von Gemeinschaft und Bürgertugenden) im Liberalismus (Individuum und Freiheit) und in der Religion (Rolle des Glaubens im Gemeinwesen) auf. Politik, Staatlichkeit und Repräsentationen von Geschlecht im Western soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.4 Theater, Film, Fotografie 269 werden anhand zahlreicher Filmbeispiele analysiert. "Ziel des vorliegenden Buches ist es, über einen Blick auf die frontier-Mythologie und ihre wirksamste und einflussreichste Ausdrucksform, den Westernfilm, zu einem vertieften Verständnis sowohl US-amerikanischer politischer Traditionen und daraus resultierender gesellschaftspolitischer Diskurse als auch aktueller Entwicklungen auf nationaler und internationaler Ebene zu gelangen." (HS2) [455-L] Wenger, Christian: Jenseits der Sterne: Gemeinschaft und Identität in Fankulturen ; zur Konstruktion des Star Trek-Fandoms, (Kultur- und Medientheorie), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 399 S., ISBN: 389942-600-2 INHALT: "Als eine Ethnographie populärer Kultur widmet sich diese Studie dem Verhältnis von Kultur, Gemeinschaft und Identität in der späten Moderne. Auf der Basis einer weitreichenden Integration qualitativer und quantitativer Verfahren unternimmt sie eine Exkursion durch die soziale Welt der Star Trek-Fans. Im Anschluss an zentrale Themen der Cultural Studies wird die Frage nach den Möglichkeiten der Partizipation und Identitätsstiftung in Medienfankulturen gestellt. Wie vollzieht sich der vielschichtige und vielstimmige Prozess sozialer Konstruktion in diesen posttraditionalen Gemeinschaften? Welche sozialen, kulturellen und diskursiven Praktiken, welche Ideologien und Mythen spielen dabei eine Rolle? Die Antwort auf diese Fragen führt zu den Grundzügen einer 'Theorie der Fankultur' und weist den Weg zu einer Analyse prototypischer Daseinsformen der späten Moderne." (Autorenreferat) [456-L] Wiegmink, Pia: Theatralität und öffentlicher Raum: die Situationistische Internationale am Schnittpunkt von Kunst und Politik, (Kleine Mainzer Schriften zur Theaterwissenschaft, Bd. 2), Marburg: Tectum Verl. 2005, 148 S., ISBN: 3-8288-8935-2 (Standort: THB Aachen(82)-Nm6976-2) INHALT: "Die Aktivitäten und noch mehr die Theorien der französischen Avantgarde-Bewegung Situationistische Internationale um Guy Debord sprechen eine Vielzahl von Disziplinen an: Kunstgeschichte, Theater- und Filmwissenschaft, Philosophie, Politik und Literatur. Obwohl die Manifeste und Aktionen der SI, wie auch Guy Debords Die Gesellschaft des Spektakels (1967) sich in vielerlei Weise mit Theater und Medien auseinandersetzen, wurde die Situationistische Internationale von der theaterwissenschaftlichen Forschung bislang nur am Rande in den Blick genommen. Diese Studie konzentriert sich auf die Themenkomplexe Theatralität und öffentlicher Raum und untersucht, inwiefern der öffentliche Raum und seine Inszenierung als Verhandlungsort politischer und gleichzeitig auch künstlerischer Normen von der SI genutzt wurde." (Autorenreferat) [457-L] Wöhlert, Romy: 'Terroristen, Ölscheichs und Despoten': zur medialen Konstruktion des arabisch Anderen im amerikanischen Film, in: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 12/2004, H. 1/2, S. 209225 (Standort: USB Köln(38)-Zs.A 5587; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Beitrag beschäftigt sich mit der Konstruktion ethnischer Andersheit im amerikanischen Film und greift dabei die Darstellung der Araber heraus. Im Fokus stehen ausgewähl- 270 soFid Kultursoziologie + Kunstsoziologie 2007/1 2.4 Theater, Film, Fotografie te Filme der 1990er Jahre, wobei diese hauptsächlich aus dem Genre des Actionfilms stammen. Darüber hinaus werden jedoch auch andere Beispiele aus der Filmgeschichte herangezogen. Vorgestellt werden 4 Aspekte des Araberbildes im amerikanischen Actionfilm, deren Merkmale und Funktionsweisen durch die Filmbeispiele verdeutlicht werden sollen. Der Beitrag geht der Frage nach, warum diese Aspekte zur Konstruktion der Araber oder Arab Americans im Film kontinuierlich verwendet werden und welche Funktion und Wirkung sie für die Filmhandlung haben. Es soll gezeigt werden, dass bei der Konstruktion von Andersheit im amerikanischen Film ein zentraler Unterschied in der Darstellung verschiedener ethnischer Gruppen besteht: Während die meisten Ethnien als internal other fungieren, sind Araber im Film nicht Teil der amerikanischen Gesellschaft. Sie werden stattdessen als external other konstruiert, eine Wahrnehmung, die der Annahme folgt, alle Araber wären potentielle Terroristen und die sich nicht nur auf den amerikanischen Film begrenzt." (Autorenreferat) Register 271 Hinweise zur Registerbenutzung Sachregister Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw. Forschungsnachweise in unseren Datenbanken FORIS und SOLIS vergeben wurden. Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet. • Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen. Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang. • Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren. Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen. Personenregister Aufgeführt sind • bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen; • bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter („Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen. Institutionenregister Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im Register. Sortierung Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z. Nummerierung Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise. Personenregister 273 Personenregister A Abel, Thomas 114 Abraham, Andrea 114 Adler, Martin 217 Adolf, Marian 340 Aicher, Linda 413 Akoto, Philip 414 Albert, Karl 64 Alkemeyer, Thomas 218 Althanns, Luise 167 Austermühle, Theo 219 Axford, Barrie 65 Axster, Felix 341 B Baecker, Dirk 342 Bandau, Anja 399 Banse, Gerhard 343, 344 Baran, Arlette Mottaz 220 Barandun, Angela 66 Barber-Kersovan, Alenka 115 Baringhorst, Sigrid 367 Baron, Frank 1 Bauer, Thomas A. 345 Bauer, Ullrich 3 Bauerkämper, Arnd 287 Baumann, Gerd 2 Bechdolf, Ute 346 Becker, Heike 415 Becker, Ralf 347 Becker, Tanja 321 Beek, Ursula J. van 288 Belausteguioitia, Marisa 399 Bell, Genevive 348 Bente, Gary 384 Bergem, Wolfgang 247 Berger, Verena 67 Bernreuther, Angelus 221 Beyme, Klaus von 168 Bittlingmayer, Uwe H. 3 Bittner, Christian 400 Blanc, Maurice 169 Boesch, Ernst E. 4 Böhme, Hartmut 5 Bohnsack, Ralf 224 Bohunovsky-Bärnthaler, Irmgard 170 Böning, Sylvia 44 Bonz, Jochen 6 Bosch, Aida 116 Böse, Martina 171 Boura, Smaragdi 416 Braun, Eckhard 172 Brendel, Judith 117 Brenner, Michael 222 Breward, Christopher 118 Brinkmann, Ulrich 322 Bröskamp, Bernd 68 Brosziewski, Achim 349 Brumlik, Micha 7 Brunken, Otto 400, 405 Bublitz, Hannelore 8 Bucher, Thomas 223 Buder, Bernd 440 Bulbulia, Firdoze 350 Bürger, Peter 441 Burzan, Nicole 390 Butler, Judith 9 Byun-Brenk, Won-Lim 43 C Casale, Rita 10 Chiappini Moraes Leite, Ligia 408 Chorinsky, Michaela 139 Christadler, Marieluise 289 Constant, Amelie 248 Corsten, Michael 119 Craik, Jennifer 120 D Dallinger, Ursula 101 Dangel, Caroline 391 Danielzyk, Rainer 69 Dastile, Nceba 415 Daum, Inka 44 Dauß, Markus 45 Daxner, Michael 70 De Frantz, Monika 173 Degele, Nina 121, 244 Depenheuer, Otto 249 Devoucoux, Daniel 140 274 Diaz-Bone, Rainer 46 Dittberner, Jürgen 290 Donig, Simon 250 Dornbusch, Christian 417, 418 Dörner, Andreas 291, 292, 351 Dotzler, Bernhard J. 352 Dreher, Jochen 251, 323 Dreyer, Ursula 293 Duncker, Hans-Rainer 141 E Eckhardt, Josef 419 Eggert, Susanne 407 Eichler, Kurt 69, 174 Einfalt, Michael 401 Eisenstadt, Shmuel N. 11 Elsenhans, Hartmut 252 Endreß, Martin 12 Engler, Steffani 122 Enkelmann, Wolf Dieter 392 Erll, Astrid 353 Ertel, Rainer 175 Esch, Christian 69 Esser, Frank 294 Euteneuer, Matthias 176 F Fahlenbrach, Kathrin 354 Fankhänel, Thomas 253 Feichtinger, Johannes 71 Felgitsch, Sascha 296 Fenske, Michaela 142 Feuerstein, Sylvia 431 Fikentscher, Rüdiger 254 Filzmaier, Peter 295 Finzsch, Norbert 341 Fischer, Joachim 13 Fischer, Norbert 47 Fischer, Oliver 384 Flad, Henning 420 Flatz, Christian 296 Föllmer, Golo 421 Fornet-Betancourt, Raúl 255 Foroutan, Naika 177 Frankova, Emilie 330 Frey, Bruno S. 393 Fricke, Dietmar 256 Friedman, Jonathan 178 Fritsche, Immo 253 Personenregister Fritz, Jochen 402 Fritzsche, Bettina 224 Frosch, Friedrich 67 Fuchs, Albert 72 Fuchs-Heinritz, Werner 56 G Gabriel, Ingeborg 297 Gall, Lothar 76 Gass-Bolm, Torsten 48 Gataullina, Liliya 248 Gaugele, Elke 225 Gauger, Jörg-Dieter 179 Gebauer, Gunter 226 Gebesmair, Andreas 180 Geppert, Mike 324 Gerhards, Jürgen 257, 258, 259 Gerhardt, Volker 73 Gerndt, Helge 143 Gersmann, Gudrun 144 Gerstner, Alexandra 74 Gieler, Wolfgang 75 Giese, Torben 76 Girtler, Roland 145 Goehler, Adrienne 181 Goes, Gudrun 403 Goos, Ole 14 Göschel, Albrecht 69 Göttlich, Udo 260 Gottowik, Volker 146 Grabner-Haider, Anton 15, 77 Grabowski, Joachim 365 Grätz, Tilo 123 Grigoleit, Annette 261 Grimm, Reinhold R. 44 Groeben, Norbert 355 Großegger, Elisabeth 71 Gugutzer, Robert 227 Gunzenhäuser, Randi 356 H Hadjer, Kerstin 147 Hafner, Kornelia 394 Hagenbüchle, Roland 78 Hagen-Demszky, Alma von der 228 Hahn, Alois 124 Hahn, Hans Peter 79 Haibl, Michaela 143 Hardtwig, Wolfgang 49 Personenregister Harrington, Austin 404 Hartung, Uwe 294 Hasse, Raimund 325 Hauck, Gerhard 80 Hecken, Thomas 229 Heidecke, Swantje 365 Heidelberg, Tina 262 Heilmann, Christa 357 Hein, Kerstin 263 Heinrich, Bettina 182 Heiss, Gernot 442 Helfrich, Hede 81 Heller, Hartmut 82 Helsper, Werner 237 Henrich, Dieter 16 Henrich-Franke, Christian 326 Hepp, Andreas 217, 358, 359 Herbert, Ulrich 48 Hermand, Jost 50 Hermeking, Marc 360 Herzog, Markwart 47 Hettlage, Robert 2, 264 Hildebrandt, Mathias 298 Hillebrandt, Frank 17 Hiller, Petra 327 Hirschfelder, Gunther 132 Hitzler, Ronald 176, 223, 235, 432 Hoerder, Dirk 282 Hoffmann-Lange, Ursula 299 Hofmann, Martin Ludwig 18 Hofmann, Wilhelm 422 Hölbling, Walter W. 83 Hölscher, Meike 353 Hölscher, Michael 328 Hölter, Erich 81 Holzer, Anton 443 Hondrich, Karl Otto 265 Hopf, Gudrun 125 Hörning, Karl H. 230 Hörz, Peter F. N. 148 Houben, Guido 183 Hurrelbrink, Peter 300 I Ignatius, Halle Ekane 149 Illing, Frank 126 Isenböck, Peter 19 Isengard, Bettina 231 275 J Jacinto, Pedro 232 Jacobs, Jörg 266 Jähner, Uli 361 Jain, Elenor 64 Japp, Debra K. 362 Japp, Phyllis M. 362 Jarausch, Konrad H. 287 Jerkovic, Tomas 363 Joas, Hans 267 Jonas, Eva 253 Joppke, Christian 184 Junge, Matthias 20 K Kaden, Christian 423 Kagelmann, Andre 405 Kaiser, Gerhard R. 44 Kalaga, Wojciech H. 84 Kalberg, Stephen 301 Kaufmann, Stefan 364 Keck, Rudolf W. 51 Kehl-Bodrogi, Krisztina 150 Keilbach, Martina 278 Keller, Thomas 85 Kellermann, Kerstin 302 Keuchel, Susanne 69 Kiel, Ewald 365 Kiepas, Andrzej 366 Killguss, Hans-Peter 417 Kinnebrock, Susanne 387 Kirk, Sabine 51 Klages, Johanna 303 Klampfl, Angelika 125 Kleiner, Marcus S. 424 Kleinsteuber, Hans J. 268 Kloos, Nadine 407 Kloyer-Heß, Ursula 304 Knapp, Marion 185 Knecht, Michi 151 Kneip, Veronika 367 Knoblich, Tobias J. 186 Knop, Katharina von 295 Kocka, Jürgen 269 Koenig, Matthias 86 Kohl, Manuela 127 Könczöl, Barbara 74 Kopper, Gerd G. 368 Korta, Tobias F. 18 276 Kotzé, Hennie 305 Krämer, Nicole 384 Kreinath, Jens 152 Kritzmöller, Monika 128 Krois, John Michael 369 Krotz, Friedrich 358 Krüger, Helga 87 Kuhn, Katina 88 Kumoll, Karsten 21 Kurt, Ronald 425 L Lanzinger, Margareth 125 Larbig, Torsten 89 Leach, Edmund 153 Leder, Stefan 154 Lee, Daniel B. 426 Lee, Eun-Jeung 306 Lee, Jong-Hee 90 Lehmann, Hans-Thies 444 Lehmann, Hartmut 22 Lehnert, Gertrud 233 Lenehanm, Fergal 278 Leniaud, J.M. 395 Lenz, Bernd 187 Lichtblau, Klaus 23 Limbach, Jutta 188 Lindenberger, Thomas 370 Link, Jürgen 24 Loer, Thomas 329 Loist, Skadi 445 Lorig, Philipp 217 Lucke, Albrecht von 406 Ludowig, Friederike von 407 Luig, Ute 155 Lukasova, Ruzena 330 M Maaß, Kurt-Jürgen 189 Macho, Thomas 270 Mackensen, Karsten 423 Mae, Michiko 91 Makropoulos, Michael 25 Malinowski, Bronislaw 26 Mandel, Birgitt 190 Mandry, Christof 267 Marchart, Oliver 371 Marinelli-König, Gertraud 71 Martins, Maria Helena 408 Personenregister Masina, Léa 408 Mattl, Siegfried 396 Matzker, Reiner 191, 307 Mayerhofer, Elisabeth 192 McMillin, Divya C. 372 Mecke, Bettina-Dorothee 373 Meister, Mark 362 Mende, Anette 427 Mense-Petermann, Ursula 331, 332 Mentges, Gabriele 156 Merkel, Christine M. 193 Merkel, Wolfgang 92 Metze-Mangold, Verena 193 Meuter, Norbert 369 Meyer, Christian 69 Meyer, Thomas 93 Meyer, Tobias 250 Michel, Burkard 446 Middell, Matthias 278 Mikos, Lothar 374, 375 Mitewa-Michalkowa, Rumjana 194 Mittendorf, Volker 308 Mittig, Hans-Ernst 195 Moebius, Stephan 27, 157 Mokre, Monika 196 Moldenhauer, Benjamin 447 Moores, Shaun 358 Mühleisen, Hans-Otto 422 Müller, Hans-Peter 94 Müller, Johannes 95 Müller, Michael R. 129 Müller, Olaf 44 Müller, Renate 435 Müller, Sabine 428 Müller-Funk, Wolfgang 96 Mundelius, Marco 429 Muschg, Adolf 271 N Nassehi, Armin 97 Neckel, Sighard 28, 130 Nentwig, Janina 74 Neubert, Dieter 98 Neumann, Birgit 353 Neumann-Braun, Klaus 234, 375 Neuwöhner, Ulrich 427 Neves, Gilda 408 Nida-Rümelin, Julian 197 Nieke, Wolfgang 272 Personenregister Niekisch, Sibylle 18 Nieland, Jörg-Uwe 430 Niess, Frank 52 Nitrini, Sandra 408 Nitschak, Horst 408 Noack, Karoline 273 Notarp, Ulrike 309 Nöth, Winfried 376 Nünning, Ansgar 353 O Oberndörfer, Dieter 310 Obrecht, Andreas J. 158 Oehmichen, Ekkehardt 431 Oelgart, Niels 29 Ohlmeier, Bernhard 311 Ojoajogwu, Okpe Nicholas 274 Omahna, Manfred 131 Opielka, Michael 30 Orth, Ernst Wolfgang 347, 377 Ostermann, Patrick 99 Özmen, Elif 100 P Palenga-Möllenbeck, Ewa 275 Pankoke, Eckart 198 Pautz, Hartwig 276 Pawlitza, Erik 419 Payk, Marcus M. 287 Pelinka, Anton 312 Pettenkofer, Andreas 31 Pfadenhauer, Michaela 235, 432 Pfahler, Thomas 333 Pfahl-Traughber, Armin 236 Pfau-Effinger, Birgit 101 Pfriem, Reinhard 334 Pickel, Gert 313, 314 Pickel, Susanne 314 Piorkowsky, Michael-Burkhard 391 Pitsch, Rolf 409 Pitum, Sandra 448 Polaschegg, Nina 433 Pollak, Alexander 295 Portz, Tanja 132 Poser, Stefan 226 Priddat, Birger P. 335 Priester, Karin 315 277 Q Quadflieg, Dirk 27 Quenzel, Gudrun 199, 277 R Raabe, Jan 418 Rachwal, Tadeusz 84 Raible, Wolfgang 53 Rao, Ursula 102 Rausch, Helke 278 Rauscher, Anton 279 Rauschner, Sebastian 237 Reckwitz, Andreas 103, 200 Reese-Schäfer, Walter 32 Rehbein, Boike 434 Rehberg, Karl-Siegbert 99, 104, 395, 397 Reichertz, Jo 133 Reinecke, Siegfried 307, 316 Reinhard, Wolfgang 159 Reitz, Charles 1 Reuter, Julia 230 Reuveni, Gideon 222 Rhein, Stefanie 435 Richter, Stephan 436 Rieser, Klaus 83 Rieser, Susanne 83 Robertson-von Trotha, Caroline Y. 280 Roeck, Bernd 54 Roesler, Jörg 336 Rolf, Malte 55 Rolshoven, Johanna 134 Ronge, Volker 117 Ronneberger, Klaus 201 Rössel, Jörg 238, 449 Roters, Andreas 69 Rourke, Thomas R. 281 Ruf, Werner 105 Runde, Bernd 337 Rupp, Jan 353 Rüsen, Jörn 33 Rüther, Günther 179 Rydzy, Edda 204 S Saalmann, Gernot 160 Sasse, Carl 106 Schade, Sigrid 378 Schäfers, Bernhard 135 Schaller, Christian 202 278 Schaller, Susanne 317 Scheer, Uta 379 Scherer, Andreas Georg 66 Scherzinger, Christine 56 Schetsche, Michael 161, 380 Schiffer, Jürgen 239, 240 Schimank, Uwe 56 Schlikers, Sabine 408 Schlimme, Jann E. 388 Schmidt, Axel 234 Schmidt, Robert 381 Schmidtmann, Christian 57 Schmied-Knittel, Ina 161 Schmitt, Irina 282 Schmoliner, Stephanie 437 Schneider, Nadja-Christina 382 Scholdan, Bettina 450 Schößler, Franziska 451 Schrage, Dominik 34, 203 Schröder, Hartmut 51 Schröder, Richard 283 Schroer, Markus 136 Schubert, Hans-Joachim 284 Schultheis, Franz 162 Schulze, Gerhard 35, 137 Schütze, Stephanie 318 Schwaabe, Christian 319 Schwartz, Matthias 410 Schwencke, Olaf 204, 205 Schwengel, Hermann 107 Schwietring, Thomas 36 Schwinn, Thomas 108, 109 Sebald, Gerd 383 Senokozlieva, Maria 384 Setzwein, Monika 241 Sieber, Thomas 378 Siegel, Eva-Maria 411 Siegrist, Hannes 167, 172, 194, 278 Sievers, Norbert 206, 207 Smith, David Norman 1 Sommerhalder, Kathrin 114 Sonderegger, Ruth 398 Spenlé, Virginie 208 Sperber, Amelie von 365 Stachel, Peter 71 Stäheli, Urs 452 Stascheit, Andreas Georg 438 Stemmler, Susanne 439 Stewart, Neil 402 Personenregister Stollberg-Rilinger, Barbara 58 Stölting, Erhard 284 Strauß, Katharina 242 Streck, Bernhard 154 Streib, Heinz 237 Sturm, Roland 320 Surynek, Alois 330 Szodrzynski, Joachim 412 Szöllösi-Janze, Margit 341 T Tamás, Pál 111 Thiele, Matthias 385 Thielemann, Werner 408 Thies, Sebastian 209 Tholen, Georg Christoph 378 Thomä, Dieter 37 Thomas, Tanja 59 Tinapp, Sybilla 163 Tjaden, Karl Hermann 112 Toit, Pierre du 305 Tomlinson, John 386 Tosun, Kenan 60 Troebst, Stefan 61, 194 Tröndle, Martin 338, 339 Tschacher, Wolfgang 339 Tschmuck, Peter 214 U Uhl, Heidemarie 71 Üner, Elfriede 38 Uricchio, William 387 V Vetter, Eva 67 Viehoff, Reinhold 354 Virchow, Fabian 59 Vogelgesang, Waldemar Vogt, Ludgera 291 Voigt, Karen 99 Vorholt, Udo 93 Vranitzky, Franz 210 217 W Wagner, Bernd 206 Walgenbach, Katharina 62 Walz, Rainer 39 Wanner, Martina 243 Wehler, Hans-Ulrich 285 Personenregister 279 Weidinger, Martin 453, 454 Weinke, Kurt 15 Weinzierl, Rupert 210 Weiß, Johannes 40 Wenger, Christian 455 Wenzel, Ulrich 165 Westermayer, Till 244 Wiebke, Gisela 245 Wiedenhofer, Siegfried 89 Wiegmink, Pia 456 Wiesand, Andreas Joh. 211 Wildt, Bert T. te 388 Wilke, Jürgen 389 Williams, John 246 Wilsmann, Stefan 113 Wimmer, Michael 212, 213 Windgasse, Thomas 419 Winkel, Heidemarie 63 Winkler, Christiane 250 Winter, Carsten 358 Winter, Rainer 166, 359 Wöhlert, Romy 457 Wolbring, Barbara 76 Wolf, Harald 41 Wuggenig, Ulf 42 Y Young, Sara B. 353 Z Zembylas, Tasos 214, 215 Zillekens, Melanie 81 Zimmermann, Klaus 286 Zimmermann, Klaus F. 248 Zimmermann, Laura 248 Zimmermann, Olaf 216 Zinnecker, Jürgen 138 Zydek-Bednarczuk, Urszula 366 Sachregister 281 Sachregister A Aberglaube 155 abweichendes Verhalten 237 Adorno, T. 394, 398 Affektivität 63 Afrika 42, 77, 79, 82, 98, 123, 147, 149, 154, 155, 162, 252, 255, 274, 305, 350, 401, 415 Afrika südlich der Sahara 79, 82, 123, 147, 149, 274, 305, 350, 415 Aggregation 12 Agrargesellschaft 112 Ägypten 77 Akademiker 57 Akkulturation 272 Akteur 36, 123, 235, 323, 349, 401 Aktivierung 190, 198 Aktualität 389 Akzeleration 82 Algerien 42, 162, 252 Alleinstehender 131 Alltag 6, 24, 27, 28, 79, 85, 116, 122, 132, 134, 143, 228, 230, 242, 245, 251, 282 Alltagsbewusstsein 49, 137 Alltagskultur 27, 123, 228, 230, 232, 238, 243, 244, 245, 292, 359, 402, 410, 450 Alltagstheorie 121 Alltagswissen 121 alte Bundesländer 186, 247, 309, 313 Alter 350 altersspezifische Faktoren 127, 286 Amazonasgebiet 164 Amerikanisierung 292 Andenraum 232, 255, 263, 273, 305 Angestellter 103 anglophones Afrika 274 Animationsfilm 407 Anreizsystem 332 Anthropologie 13, 141, 145, 165, 369, 423 Antike 77, 124, 154, 194, 250 Antikommunismus 52, 370 Antisemitismus 222 Araber 154, 457 arabische Länder 42, 59, 77, 94, 162, 205, 252, 279, 354, 384 Arbeit 123, 323, 334 Arbeitsbedingungen 106, 192, 333, 391 Arbeitsbereitschaft 106 Arbeitsbeziehungen 106 Arbeitskultur 323 Arbeitsloser 116 Arbeitslosigkeit 192 Arbeitsmarkt 192, 275 Arbeitsmarktentwicklung 310 Arbeitsmarktpolitik 104 Arbeitsmarktsegmentation 90 Arbeitsmigration 138, 171, 275 Arbeitsort 429 Arbeitssituation 391, 429 Arbeitswelt 41, 106 Architektur 45, 131, 136, 187, 395 ARD 419, 427, 431 Arendt, H. 18 Argentinien 408 Armut 116, 203, 279 Armutsbekämpfung 98 Asien 15, 43, 59, 64, 77, 81, 90, 91, 104, 146, 154, 205, 252, 255, 257, 258, 259, 265, 269, 271, 277, 279, 305, 306, 328, 348, 354, 360, 372, 382, 407, 425, 448 Askese 22 Assimilation 30, 272 Ästhetik 103, 126, 128, 129, 191, 200, 234, 277, 394, 398, 402, 414, 428, 439 Asylbewerber 385 Attac 293, 307 Attribution 121 audiovisuelle Medien 133 Aufklärungszeitalter 78, 297 Ausgaben 168 Ausländerfeindlichkeit 436 Auslandsschule 189 Außenhandel 61 Außenpolitik 187, 189, 205, 301 außerparlamentarische Opposition 229 außerschulische Bildung 217 Ausstellung 171 auswärtige Kulturpolitik 189, 307 Authentizität 133, 389 282 Automatisierung 356 Autonomie 324, 401 Autopoiesis 36 Autoritarismus 32 Avantgarde 103, 229, 398, 456 B Baltikum 99, 317 Bauer 82 Bayern 221 Befragung 295 Befreiung 300 Befreiungsbewegung 42 Begriffsbildung 12 Belohnung 332 Benin 147 Beratung 215, 237 Bergbau 123 Berggebiet 223 Berichterstattung 180, 260, 294, 345, 354, 382, 384, 389 berufliche Selbständigkeit 391, 429 berufliche Weiterbildung 3 Berufsverlauf 119 Berufswahl 391 Besatzungsmacht 287 Besatzungspolitik 287 Beschäftigtenzahl 175 Beschäftigungssituation 175 Bestattung 47, 144, 150, 422 Besucher 127, 220, 419 Betrieb 336, 339 Betriebsgröße 330 Bevölkerung 49, 58, 257, 328 Bevölkerungsdichte 69 Bevölkerungsentwicklung 69, 70, 110, 135, 310 Bevölkerungsgruppe 262 Bevölkerungsstruktur 69, 70 Bewusstsein 5, 6, 352 Bezugsgruppe 233 Bibliothek 51 Bild 51, 54, 83, 143, 341, 369, 389, 422, 446 bildende Kunst 391, 422, 428, 429 Bildmaterial 354 Bildung 1, 3, 10, 37, 51, 78, 100, 104, 117, 179, 191, 197, 206, 220, 284, 344, 413 Bildungsarbeit 78 Sachregister Bildungsforschung 10 Bildungsideal 191 Bildungsinhalt 365 Bildungsniveau 127, 220, 238 Bildungspolitik 64, 170, 298 Bildungstheorie 48 Bildungswesen 16 Bindung 50, 157 Biographie 1, 57, 263, 434 Biologie 141, 151 biologische Faktoren 341 Bolivien 255 Bourdieu, P. 6, 17, 42, 54, 68, 114, 162, 169, 226, 227, 303, 349, 401, 413, 434, 447, 449 Brandenburg 243, 284 Brasilien 408 Brauchtum 150 Bremen 282 Buch 407 Buddhismus 15, 77 Budget 212 Bulgarien 194 Bund 168, 185 Bundeskanzler 291 Bundeskompetenz 172 Bundesland 168 Bundestag 309 Bundestagswahl 304, 363, 430 Bündnis 90/ Die Grünen 290 Bürgerbeteiligung 307, 308, 316, 368 Bürgerkrieg 61, 440 bürgerliche Gesellschaft 103, 111, 406 Bürgerrecht 184, 296 bürgerschaftliches Engagement 99, 190, 198, 206, 207, 316 Bürgertum 103, 406 Bürokratie 339 C Cassirer, E. 369, 422 CD-ROM 356 CDU 290 Chancengleichheit 190, 203 Chile 263, 305 China 15, 43, 77, 348 Christ 248 122, 381, 200, 119, Sachregister Christentum 77, 124, 137, 248, 277, 279, 281, 297 Comic 407 Computer 82, 342, 352, 364, 378, 388 Computerspiel 356, 364, 376 computervermittelte Kommunikation 343 Coping-Verhalten 150, 243 Corporate Citizenship 334 Corporate Governance 334, 335 Corporate Identity 334, 335, 336 Cultural Studies Approach 27, 118, 156, 166, 346, 351, 359, 371, 374, 452 D Datenbank 51 DDR 119, 167, 186, 305, 370, 397 Dekonstruktivismus 59, 225, 296 Delinquenz 236 Demographie 69, 70, 110 demographische Alterung 69, 70, 110, 310 demographische Faktoren 69, 419, 427, 431 demographische Lage 69 demographischer Übergang 69 Demokratie 64, 92, 170, 202, 247, 249, 257, 288, 291, 292, 295, 296, 305, 311, 313, 314, 317, 368 Demokratisierung 210, 287, 288, 300, 305, 306, 317, 318 Denkmal 195, 270, 354 Deprivation 253 Derrida, J. 18, 369 Design 130 Deutsche Gesellschaft für Soziologie 104 Deutscher 44, 245, 263, 275 Deutsches Kaiserreich 45, 58, 62, 222, 319 deutsche Sprache 188 Deutsches Reich 285, 395 Deutschland 44, 58, 395 Deutschlandfrage 206 Deutschunterricht 48 Dezentralisation 187, 332 Dialog 78, 94, 97 Diaspora 263, 416 Dienstleistungsgesellschaft 106, 158 Diffusion 360 Dilthey, W. 113 direkte Demokratie 293, 307, 308, 316 Diskriminierung 192, 209 283 Distinktion 200, 203 Divergenztheorem 331 Doing Gender 91 Drama 444 Drittes Reich 195, 412 Drogenkonsum 229 Druckmedien 53, 354, 356, 389 Durkheim, E. 14, 28, 34, 113, 157, 381 E Effektivität 393 Egalitarismus 113 Ehrenamt 99, 119 Einfluss 324, 387, 399 Einwanderung 70, 385 Einwanderungsland 272 Einzelhandel 321 Electronic Learning 3 elektronische Medien 367, 376 Elias, N. 28 Elite 3, 40, 104, 178, 383 Elitebildung 40 Eliteforschung 40 Elternhaus 282 Eltern-Kind-Beziehung 407 Emanzipation 222 Emotionalität 28, 63, 345, 448 Empathie 448 Empirie 355 empirische Forschung 145, 314 empirische Sozialforschung 86, 98, 166, 235 Engagement 57, 231 Engels, F. 112 Entgrenzung 136, 138, 358, 399, 408 Entscheidung 329, 332 Entscheidungskriterium 329 Entscheidungsprozess 202 Entwicklungsland 15, 42, 43, 59, 64, 77, 79, 82, 94, 104, 123, 146, 147, 149, 158, 162, 163, 164, 205, 209, 232, 252, 255, 257, 258, 259, 263, 265, 269, 271, 273, 274, 277, 279, 286, 305, 328, 348, 350, 354, 372, 382, 384, 399, 401, 408, 415, 425 Entwicklungspolitik 98, 149 Entwicklungspsychologie 165 Entwicklungssoziologie 3, 98 Entwicklungstheorie 88, 165 284 Erhebungsmethode 299 Erkenntnis 16, 160 Erkenntnisinteresse 22, 235, 398 Erkenntnistheorie 13, 75 Erklärung 19 Erlebnisgesellschaft 117, 201, 363, 438 Ernährung 122, 241 Erste Republik 222 Erster Weltkrieg 61, 405, 443 Erwerbslosigkeit 116 Erzählung 347 Erziehung 10, 78, 81 Erziehungsgeschichte 10 Erziehungswesen 78 Erziehungswissenschaft 7 Essverhalten 84, 241, 373 Estland 317 Ethik 11, 77, 123, 137, 279, 334, 343, 362 ethnische Beziehungen 30, 248 ethnische Gruppe 30, 155, 164, 184, 248, 255, 262, 263, 274, 399, 457 ethnischer Konflikt 183 Ethnizität 62, 71, 98, 104, 164, 183, 248, 256, 274, 284, 286, 350 Ethnographie 5, 142, 146, 156, 166, 234, 235, 341, 359, 402 Ethnologie 6, 21, 26, 145, 166, 396, 423 Ethnomethodologie 145 Ethnozentrismus 75 EU 70, 101, 187, 199, 204, 205, 249, 250, 257, 258, 259, 261, 264, 267, 275, 277, 278, 280, 310, 312, 328 EU-Beitritt 64, 104, 257, 265, 269, 271, 328 EU-Erweiterung 61, 259, 264, 280, 328 EU-Politik 204, 205, 280 Europa 15, 44, 47, 61, 71, 77, 99, 107, 111, 112, 142, 144, 159, 188, 199, 205, 222, 246, 250, 254, 259, 261, 263, 266, 267, 269, 277, 278, 283, 288, 295, 310, 312, 314, 315, 324, 328, 333, 356, 360, 403, 425, 448 europäische Identität 199, 204, 247, 249, 250, 257, 258, 259, 260, 264, 265, 266, 267, 268, 269, 271, 277, 278, 283 europäische Institution 204 europäische Integration 187, 204, 249, 254, 259, 260, 264, 266, 267, 268, 277, 279, 280, 310 Sachregister europäischer Markt 264, 328 europäische Sozialpolitik 280 Europäisierung 204, 264, 268, 279, 280 Europapolitik 187, 210, 268 Europawahl 187 Eurozentrismus 255 EU-Staat 250, 257, 264, 266, 328 evangelische Kirche 409 Evolution 4, 82 Evolutionstheorie 141 Existenzialismus 302 Exklusion 27, 107, 116, 200, 201, 203, 222, 452 Experte 235 F Fachdidaktik 33, 311 Fairness 202 Familie 1, 26, 104, 125, 159, 254, 257, 282, 348, 373 Familie-Beruf 391 Familienpolitik 104 Fan 219, 224, 246, 455 FDP 290 Feiertag 270 Feldforschung 162 Feminismus 164, 346, 437 Fernsehen 53, 133, 291, 303, 350, 352, 361, 362, 363, 370, 372, 373, 384, 385, 455 Fernsehprogramm 350, 372, 375, 384 Fernsehsendung 350, 361, 372, 384, 385 Fernsehserie 379, 407, 455 Fertigungstechnik 156 Festival 270, 437 Feyerabend, P. 18 Film 52, 53, 59, 140, 156, 238, 352, 353, 356, 362, 364, 370, 376, 385, 402, 442, 444, 447, 448, 449, 450, 452, 453, 454, 457 Filmfestival 445 Filmwirtschaft 187, 212 Flucht 61, 385 Flugblatt 389 Föderalismus 172 Folklore 262 Förderungsprogramm 212 Fordismus 201 Forschung 141, 148, 213, 235 Sachregister Forschungsansatz 1, 8, 22, 38, 40, 86, 89, 98, 111, 223, 227, 234, 299, 313, 314, 339, 355, 380, 398 Forschungsdefizit 299 Forschungseinrichtung 38 Forschungsgegenstand 1, 20, 38, 40, 227, 374, 380 Forschungspraxis 299 Forschungsprojekt 234 Forschungsstand 118, 156, 308 Fotograf 443 Fotografie 42, 51, 143, 162, 163, 389, 443, 446 Foucault, M. 34, 352 FPÖ 212 Framing-Ansatz 36, 384 frankophones Afrika 42, 147, 149, 162, 252, 401 Frankreich 44, 45, 85, 139, 157, 169, 208, 289, 395, 401 Frau 43, 62, 91, 192, 241, 318, 402, 405, 437, 450 Frauenbewegung 91, 437 Frauenbild 43, 457 Frauenerwerbstätigkeit 391 Frauenförderung 192 Frauenpolitik 90 Freiheit 32, 93, 172, 196, 218, 302, 392 Freizeit 226, 231, 254 Freizeitbeschäftigung 238 Freizeitgesellschaft 64 Freizeitverhalten 127, 218, 220, 231 Freizeitverkehr 218 Fremdbild 284 Fremdgruppe 457 Fremdheit 80, 146, 160, 164, 251, 277, 457 Fremdsprache 188 Frieden 279, 302 Friedenspolitik 205 Friedenssicherung 72 Friedhof 47 Fromm, E. 32 frühe Neuzeit 58, 61, 143, 389 Führung 174 Führungskraft 119, 323, 330 Führungsstil 337 Funktionalismus 26, 145 Funktionalität 338 285 Funktionsanalyse 26 Fusion 323 Fußball 47, 219, 222, 227, 239, 240, 246, 270 G Gastgewerbe 56 Geburt 149 Gedächtnis 71 Gedenkstätte 270 Gedenktag 270, 300 geistige Behinderung 125 Gender Mainstreaming 192 Generation 282 Generationenverhältnis 125 Genre 355, 407 Geopolitik 280 Gerechtigkeit 80, 450 Gericht 450 Geschichtsbewusstsein 33, 261, 277, 280 Geschichtsbild 33, 61, 250, 273 Geschichtswissenschaft 21, 33, 51, 118 Geschlecht 48, 50, 62, 102, 125, 140, 147, 156, 164, 231, 346, 356, 379, 402, 411, 453 Geschlechterforschung 122, 346, 359, 372 Geschlechterpolitik 43, 370, 451 Geschlechterverhältnis 43, 59, 87, 90, 91, 121, 125, 140, 147, 151, 164, 225, 233, 437, 451 Geschlechtsrolle 91, 125, 147, 224, 225, 233, 257, 372, 375, 450, 453, 454 geschlechtsspezifische Faktoren 90, 122, 125, 127, 147, 224, 229, 238, 241, 246, 286, 346, 350, 357, 372, 375, 379 geschlechtsspezifische Sozialisation 147 Gesellschaft 8, 14, 24, 35, 48, 50, 59, 76, 79, 89, 120, 156, 157, 159, 179, 206, 219, 228, 233, 244, 262, 273, 342, 440, 444 gesellschaftliches Bewusstsein 13 Gesellschaftsbild 78 Gesellschaftskritik 201, 394 Gesellschaftsordnung 36, 154, 158, 274, 302 Gesellschaftspolitik 206 Gesellschaftstheorie 3, 13, 342, 358 Gesetz 450 Gesetzgebung 91 286 Gesetzmäßigkeit 12 Gesundheit 104, 114 Gesundheitsverhalten 114 Gewalt 59, 72, 94, 107, 158, 219, 375, 389, 402, 411, 414, 448, 451, 457 Gewaltbereitschaft 72, 94, 236 Gewerkschaft 3 Gewinn 392 Glaube 57, 73 Glaubwürdigkeit 291 Gleichberechtigung 80, 258 Gleichstellung 90, 91 Globalisierung 3, 21, 27, 60, 65, 68, 71, 73, 91, 95, 96, 107, 108, 109, 178, 193, 204, 205, 206, 246, 255, 276, 279, 280, 281, 289, 293, 307, 310, 331, 366, 423 Globalsteuerung 358 Glück 137 Gold 123 Governance 335 Grafik 389 Grieche 82, 416 Großbritannien 58, 129, 156, 187, 222, 236, 246, 320, 353 Große Koalition 290 Grundbegriff 23, 314 Grundgesetz 188 Grünfläche 47 Gruppenkohäsion 434 Gruppenzugehörigkeit 434 Gymnasium 48 H Habermas, J. 1, 19 Handlungsfähigkeit 329 Handlungsorientierung 4, 6, 41, 284, 334, 335, 392 Handlungsspielraum 171, 450 Handlungssystem 152 Handlungstheorie 12, 23, 36, 165, 329, 358 Hauptstadt 45, 173, 181, 232 Hausarbeit 125 Haushaltseinkommen 147 Hegel, G. 14, 15, 54 Hegemonie 312 Heidegger, M. 18 Heimat 134, 247, 416 Sachregister Heirat 139, 149 Herder, J. 37 Hermeneutik 12, 19, 369, 425 Hexenverfolgung 155 historische Sozialforschung 142 Hochschule 57, 298 homo oeconomicus 37 Homosexualität 84, 225, 445 Hören 419, 427, 431 Hörer 419, 427, 431 Hörfunk 370, 433 Hörfunkprogramm 427, 431 horizontale Mobilität 134 Horrorfilm 166, 402 Humanismus 100 Humanität 64 Humankapital 37 Huntington, S. 92, 94, 276 Husserl, E. 78, 251 I Idealismus 16, 31 Ideengeschichte 11 Identifikation 123, 124 Identität 14, 57, 71, 74, 116, 117, 118, 124, 128, 129, 132, 138, 156, 158, 209, 217, 225, 227, 233, 237, 246, 273, 275, 286, 302, 312, 341, 344, 347, 366, 369, 388, 411, 415, 416, 435, 455, 457 Identitätsbildung 14, 124, 178, 199, 247, 250, 263, 264, 285, 286, 292, 348, 388, 415, 455 Ideologie 11, 72, 455 Imperialismus 353 Indianer 93 Indien 15, 77, 252, 348, 372, 382, 425 indigene Völker 84, 93, 158, 274, 286 Individualisierung 63, 91, 106, 128, 165, 235, 434, 435 Individualismus 78, 131, 384 Individuum 24, 37, 128, 228 Indonesien 146, 348 Industrialisierung 140, 221 Industrieanlage 226 Industriebetrieb 330 Industriegebiet 221 Industriegesellschaft 3, 158 Industriesoziologie 221 Sachregister Industriestaat 101, 106 Informationsgesellschaft 343, 344, 366 Informationsgewinnung 344, 348 Informationsmanagement 320 Informationsprozess 358 Informationstechnik 364 Informationsvermittlung 294 Inklusion 200, 390, 452 Innovationsfähigkeit 221 Institutionalisierung 13, 41, 177, 280, 311, 323 Institutionalismus 86, 324, 325 institutionelle Faktoren 45, 57, 78, 324, 395 institutioneller Wandel 41, 101, 173 Institutionenökonomie 326 Institutionstheorie 13 Inszenierung 120, 121, 155, 223, 225, 233, 241, 353, 363, 367, 375, 450, 451, 456 Intellektueller 42, 52, 106, 138, 287, 304, 412 Intelligenz 165 Interaktion 13, 121, 154, 165, 251, 273, 380, 386, 446 interaktive Medien 358, 366, 386 Interdisziplinarität 118, 141, 351 Interessenkonflikt 113, 173 interkulturelle Faktoren 81, 255, 272, 399, 407, 448 interkulturelle Kommunikation 75, 89, 97, 102, 110, 177, 181, 255, 293, 323, 357, 360 interkulturelle Kompetenz 81, 160 interkultureller Vergleich 144, 333, 384, 448 internationale Beziehungen 44, 193, 269, 278, 326 internationale Organisation 189, 193, 326 internationale Politik 105, 205, 265, 326 internationales Abkommen 193, 266 internationale Sicherheit 105 internationales System 65, 178, 205 internationale Zusammenarbeit 75 Internationalisierung 95 Internationalismus 194 Internet 51, 53, 307, 343, 344, 354, 359, 360, 362, 366, 368, 380, 386, 421 interpersonelle Kommunikation 357, 362 Investition 37 287 Irak 59, 205, 279, 354 Islam 15, 77, 92, 94, 105, 184, 248, 255, 382 islamische Gesellschaft 92 Islamismus 92 Italien 44, 58 J Japan 15, 77, 81, 91, 360, 407, 448 Joint Venture 323 Journalismus 292, 359, 387 Journalist 287, 412 Jude 222 Judentum 15, 77, 156, 222 Judenverfolgung 195, 222 Jugend 235, 436 Jugendbewegung 217 Jugendforschung 299 Jugendgruppe 236 Jugendkultur 115, 217, 227, 229, 234, 235, 236, 237, 359, 375, 407, 414, 415, 417, 418, 420, 432, 435, 437 Jugendlicher 123, 125, 236, 237, 243, 245, 282, 286, 299, 313, 346, 350, 372, 375, 407, 435, 436, 439 Jugendliteratur 400, 409 Jugendreligion 234 Jugendschutz 375 Jugoslawien 61, 440 Junge 350, 372 junger Erwachsener 237, 437 Jurist 287 K Kader 119 Kalter Krieg 326, 370 Kamerun 149 Kampagne 367 Kanada 110, 282, 399 Kandidatur 291 Kant, I. 15, 33, 279, 394 Kapital 37 Kapitalismus 3, 10, 11, 41, 84, 96, 106, 255 Karibischer Raum 163, 399 Kaste 104 katholische Kirche 279, 297, 370, 409 katholische Soziallehre 279 Katholizismus 57, 279 288 Kaufverhalten 167 Kennzahl 337 Kind 26, 372, 388, 407, 413 Kino 402, 440, 441, 444, 449 Kirche 57, 76, 395 Kitsch 126, 143 Klassenantagonismus 178 Klassengesellschaft 187, 447 Klassenkampf 113 Klassenlage 122, 447 Kleidung 118, 120, 122, 140, 225, 282 Kollektiv 24, 338 kollektive Identität 45, 105, 247, 256, 261, 270, 367 Kollektivismus 384 Kolonialismus 62, 164, 273, 274, 341, 353, 408 Kolonialpolitik 164 Kolonie 164 Kommerzialisierung 126, 201, 233, 240, 393 Kommunalpolitik 172, 182, 198 Kommunikation 1, 13, 27, 36, 71, 76, 121, 140, 165, 242, 277, 294, 335, 340, 347, 354, 357, 362, 366, 371, 380, 386, 409, 421, 426, 452 Kommunikationsfähigkeit 335 Kommunikationsmedien 13, 140, 349, 367, 386 Kommunikationsmittel 140, 348 Kommunikationsstörung 242 Kommunikationstheorie 358 Kommunikationsverhalten 63, 242, 386 Kommunikationswissenschaft 340, 374, 375 kommunikatives Handeln 63, 242 Kommunitarismus 298 Kompetenz 235, 419, 427, 431, 435 Komplexität 400 Konflikt 72, 154, 301, 312 Konfliktbereitschaft 72 Konfliktfähigkeit 72 Konfliktpotential 67, 72, 154 Konfliktregelung 177, 312 Konfliktsituation 72 Konfliktverhalten 242 Konfuzianismus 43, 90, 306 Konservatismus 213, 406 konservative Partei 212 Sachregister Konstrukt 113, 309 Konstruktivismus 28, 225, 298 Konsum 35, 79, 103, 117, 126, 167, 200, 201, 203, 231, 246 Konsumforschung 200 Konsumgesellschaft 128, 167, 200, 203, 428 Konsumgut 116, 167, 393 Konsumverhalten 123, 167, 200, 217 Kontakt 228, 286 Kontingenz 296 Konvergenz 109, 331 Konzentrationslager 143 Koordination 338 Körper 27, 68, 103, 120, 121, 124, 137, 140, 143, 156, 218, 222, 225, 226, 227, 356, 379, 380, 396, 402, 451 Körperlichkeit 68, 102, 227, 379, 411, 447 Körpersprache 447 Korruption 317 Kosmopolitismus 178 Kracauer, S. 18 Kraftfahrzeug 218, 226 Kraftfahrzeugindustrie 323 Kreativität 181, 200, 429 Krieg 20, 42, 59, 72, 94, 157, 158, 205, 279, 345, 354, 364, 389, 422, 441 Kriegsende 300 Kriegsführung 364 Krise 345 Krisenbewältigung 265 Kritik 79, 108, 293, 340, 409 Kritische Theorie 340 Kuba 163 Kulturangebot 186, 190 Kulturanthropologie 26, 85, 140, 141, 142, 145, 151, 156, 165, 298 Kulturberuf 175, 176, 211, 216 kulturelle Beziehungen 44, 67, 85, 95, 177, 208 kulturelle Einrichtung 56, 186, 190, 211 kulturelle Faktoren 10, 17, 29, 41, 59, 66, 69, 78, 87, 90, 93, 95, 107, 108, 135, 137, 144, 156, 179, 184, 186, 200, 220, 231, 245, 246, 251, 252, 256, 259, 262, 269, 280, 286, 287, 288, 305, 312, 324, 325, 327, 334, 341, 348, 353, 357, 360, 365, 384, 386, 411, 419, 427, 431, 448 Sachregister kulturelle Identität 68, 88, 111, 116, 130, 139, 154, 164, 178, 179, 209, 220, 221, 222, 240, 246, 247, 248, 251, 253, 255, 256, 260, 262, 263, 264, 267, 268, 272, 273, 276, 279, 281, 282, 284, 286, 305, 373, 415 kulturelle Integration 30, 194 kulturelles Kapital 114, 179, 349 kulturelles System 88, 95, 99, 179, 393 kulturelles Verhalten 41, 56, 60, 68, 130, 179, 238, 348, 408, 421, 438 kulturelle Veranstaltung 102 kulturelle Vielfalt 30, 80, 95, 102, 104, 110, 179, 204, 206, 251, 264, 265, 272, 280, 343, 425, 438, 449 Kulturgeographie 43 Kulturgeschichte 2, 39, 48, 51, 54, 57, 58, 60, 118, 226 Kulturhoheit 172 Kulturindustrie 126, 175, 209, 211 Kulturkampf 30, 94, 105 Kulturkonflikt 9, 20, 67, 92, 105, 177, 276, 336 Kulturkritik 35, 229, 408 Kulturphilosophie 255 Kulturpolitik 107, 110, 168, 169, 170, 172, 173, 174, 178, 179, 180, 182, 183, 185, 186, 188, 190, 191, 193, 194, 196, 197, 198, 199, 204, 205, 206, 207, 208, 210, 212, 213, 214, 298, 307, 312, 393 Kulturrelativismus 276 Kulturrevolution 103, 229 Kulturwandel 60, 66, 74, 78, 81, 101, 106, 110, 167, 186, 232, 336, 367, 378, 397, 444, 449 Kulturwissenschaft 7, 13, 19, 21, 23, 33, 61, 118, 141, 148, 356, 358, 369, 374 Kultusverwaltung 215 Kunst 68, 85, 96, 100, 124, 127, 141, 143, 164, 170, 172, 179, 181, 183, 190, 192, 197, 200, 206, 207, 208, 214, 215, 233, 339, 378, 389, 390, 392, 393, 394, 395, 398, 399, 402, 404, 422, 451, 456 Kunstgeschichte 51, 54 Künstler 54, 106, 124, 138, 172, 213, 216, 390, 391, 392, 397, 428, 429, 430, 433 künstlerischer Beruf 175, 216, 391 289 künstliche Intelligenz 352 Kunstproduktion 428 Kunstsoziologie 34 Kunstwerk 54 Kurde 284 Küstenregion 47 Kybernetik 352 L Länderkompetenz 172 Landwirtschaft 149 Lateinamerika 77, 163, 164, 209, 232, 255, 263, 273, 286, 305, 399, 408 Lateinamerikaner 255 Lebensalter 231, 238 Lebensbedingungen 159, 412 Lebenslauf 87, 138 Lebensplanung 245 Lebenssinn 234 Lebenssituation 135, 243 Lebensstandard 132, 203 Lebensstil 104, 114, 122, 123, 126, 127, 128, 130, 132, 135, 200, 203, 206, 217, 231, 234, 237, 244, 245, 432, 433, 434, 455 Lebensunterhalt 149, 429 Lebensweise 130, 134, 138, 154, 159, 244 Lebenswelt 20, 60, 100, 125, 128, 134, 191, 197, 223, 243, 251, 282, 438 Lehrer-Schüler-Beziehung 48, 425 Lehrmethode 425 Leitbild 45, 64, 74, 173, 285 lernende Organisation 338 Lernfähigkeit 198, 221 Lernkultur 217, 425 Lernmethode 425 Lesen 82 Lettland 99 Levi-Strauss, C. 31, 153, 276 Liberalisierung 48 Liberalismus 298, 319 Lied 418 Litauen 317 Literatur 44, 50, 84, 164, 352, 353, 357, 378, 399, 401, 402, 403, 404, 405, 406, 408, 409, 411, 412, 451 Literatursoziologie 403 Lohnpolitik 333 lokale Faktoren 68, 262 290 lokale Ökonomie 149 Loyalität 312 Luftfahrzeug 226 Luhmann, N. 23, 36, 39, 227, 342, 349, 422 Lyotard, J. 18 M Machtsicherung 213 Mädchen 224, 350, 372, 437 Maghreb-Staat 401 Magie 5, 147, 155, 158, 234 Makroebene 12 Makrosoziologie 325 Malaysia 348 Management 322, 323, 324, 330, 336, 338, 339 Manager 322 Mann 158, 241, 450 Männlichkeit 59, 121, 158, 227, 241, 246, 453, 454 Mao Tse-tung 428 Marginalität 399 Marketing 130, 291, 360 Markt 208, 429 Marktmechanismus 17, 68, 193 Marktorientierung 203 Marktwirtschaft 167, 328, 333 Marx, K. 381 Marxismus 9, 296, 340 Massengesellschaft 203 Massenkommunikation 384 Massenkultur 55, 59, 126, 203, 219, 238, 306, 351, 374, 398 Massenmedien 53, 59, 133, 191, 203, 260, 268, 294, 307, 340, 341, 345, 354, 358, 362, 370, 375, 382, 387, 389, 410, 437 Maßnahme 237 Materialismus 8, 25 Matriarchat 158 Mechanisierung 226 Mediatisierung 53, 374, 382 Medien 27, 46, 53, 71, 103, 110, 156, 217, 282, 292, 294, 303, 342, 347, 352, 353, 356, 359, 360, 362, 368, 369, 376, 377, 378, 387, 455, 456 Medienberuf 175, 211 Mediengeschichte 389 Sachregister Mediengesellschaft 143, 303, 340, 358, 377, 386 Medienkompetenz 375 Medienkritik 340 Medienpädagogik 191, 375 Medienpolitik 193 Medienrecht 53 Medientechnik 356, 386 Medientheorie 340, 358, 388 Medienverbund 358 Medienverhalten 303, 351 Medienwirtschaft 175, 211, 216 Mehrheitsprinzip 249 Mehrsprachigkeit 286 Menschenbild 74, 141, 359, 409 Menschenrechte 92, 111, 250, 255, 272, 297 Menschheit 157 Mensch-Umwelt-Beziehung 380 Metapher 25, 31 methodologischer Individualismus 12, 36 Metropole 318, 403 Mexiko 209, 286 Mieter 169 Migrant 209, 275, 286, 416 Migration 30, 104, 107, 110, 136, 150, 263, 272, 275, 276, 416 Migrationspolitik 272 Mikroebene 12 Mikrosoziologie 380 Militanz 59 Militär 51, 59, 82, 364 militärische Intervention 94 Militarisierung 59, 222 Militarismus 59, 158 Minderheit 1, 80, 111, 164, 184, 255, 262, 263 Ministerpräsident 320 Mittelalter 47, 51, 154, 159 Mittelamerika 163, 209, 286, 399 Mitteleuropa 71, 99, 333 Mittelschicht 81, 109 Mobilisierung 367 Mobilität 136, 138, 218, 226 Mobiltelefon 348, 359, 386 Mode 59, 116, 118, 120, 126, 140, 156, 225, 233 Moderne 5, 6, 10, 11, 20, 25, 35, 39, 40, 63, 71, 86, 89, 103, 108, 132, 133, Sachregister 134, 155, 156, 157, 200, 206, 233, 302, 319, 394, 398, 402, 411 Modernisierung 10, 32, 43, 88, 90, 91, 108, 109, 128, 174, 179, 186, 206, 207, 259, 266, 306, 420 Modernisierungstheorie 86 Moral 77, 137, 141, 155, 301, 335, 362, 373, 392 Motivation 218, 323, 391 Motorik 447 multikulturelle Gesellschaft 30, 80, 93, 111, 183, 184, 209, 250, 254, 272, 273, 274, 279, 281, 298, 415 Multimedia 356 multinationales Unternehmen 279, 323, 324, 332 Museum 76, 127, 156, 171, 212, 220, 261, 396 Musik 1, 110, 115, 206, 209, 217, 282, 338, 346, 413, 414, 415, 416, 419, 420, 421, 423, 424, 425, 426, 427, 430, 431, 433, 434, 435, 436, 437, 438, 439, 449 Musiker 209, 391, 416, 418, 425, 438 Musikgeschichte 425 Musikkanal 375 Musikpädagogik 425, 435 Musiksoziologie 1, 423 Musikunterricht 180, 425 musische Erziehung 413 Muslim 150, 248 Mythos 58, 129, 146, 153, 161, 268, 353, 440, 453, 454, 455 N Nachbarschaft 169, 228 Nachfrage 167 nachhaltige Entwicklung 88, 244 Nachhaltigkeit 334 Nachkriegszeit 57, 287, 370, 412 Nachrichten 384, 385 Nahost 59, 64, 77, 104, 105, 205, 257, 258, 259, 265, 269, 271, 277, 279, 328, 354 Nanotechnologie 226 Narzissmus 128 Nationalbewusstsein 194, 246 nationale Einheit 247 291 nationale Identität 173, 185, 209, 247, 249, 251, 260, 264, 270, 279, 285, 288, 289, 310, 353, 408, 440, 453, 454 nationale Integration 247 nationale Teilung 306 Nationalismus 1, 59, 61, 81, 285, 310, 319, 436, 440 Nationalität 254, 275 Nationalsozialismus 300, 406, 412 Nationalstaat 264, 278, 408 Natur 4, 153, 218, 226, 369 Naturwissenschaft 19 Nebenbeschäftigung 429 Neid 137 Neoliberalismus 96, 205, 255, 315, 361 Neonazismus 417, 436 Netzwerkanalyse 358 Netzwerkgesellschaft 358, 386 neue Bundesländer 99, 186, 236, 247, 313, 333, 336 neue Medien 3, 143, 227, 268, 343, 344, 358, 377, 378, 380, 383, 388 Neukantianismus 19 Neutralität 184 Neuzeit 44, 47, 154, 159 Nichtsesshaftigkeit 136 nichtstaatliche Organisation 207 Niederlande 110, 315 Nietzsche, F. 369, 404 Nigeria 274 Nihilismus 404 Nomade 133, 136, 154 Nomadismus 154 Nordafrika 42, 77, 162, 252 Nordamerika 52, 80, 83, 93, 94, 110, 156, 205, 209, 282, 287, 292, 295, 298, 301, 323, 324, 356, 360, 384, 387, 399, 426, 428, 437, 439, 441, 445, 450, 453, 454, 457 Nordkorea 43 Nordrhein-Westfalen 110, 127, 245, 337 Nordsee 47 Norm 41, 129, 282, 330, 456 Normalität 24, 125, 243, 309 Normativität 309, 351 NPD 418 O öffentliche Aufgaben 172, 196, 198 292 öffentliche Förderung 168, 183, 196, 202, 214, 429 öffentliche Kommunikation 382 öffentliche Meinung 1, 49, 191, 292, 294, 303, 328 öffentlicher Dienst 320 öffentlicher Raum 45, 422, 456 Öffentlichkeit 1, 133, 213, 268, 307 Okkultismus 147, 161 Ökonomie 37, 221, 393 ökonomische Faktoren 72, 280 ökonomischer Wandel 81, 163, 333 ökonomisches Verhalten 334 ökonomische Theorie 37, 221, 326 Ökonomisierung 96 Online-Dienst 307, 368 Ontologie 13 Oper 423 Opfer 345, 448 Opposition 309 Organisation 60, 174, 335, 339 Organisationen 57, 66, 324, 327, 331, 338 Organisationsentwicklung 324 Organisationsform 331 Organisationsforschung 331 Organisationshandeln 330 Organisationskultur 321, 326, 327, 330, 337, 338 Organisationsstruktur 41 Organisationstheorie 331, 338, 339 organisatorischer Wandel 321, 324, 337 Ostasien 15, 43, 77, 81, 90, 91, 305, 306, 348, 360, 407, 448 Österreich 125, 148, 170, 171, 173, 180, 185, 212, 213, 214, 215, 222, 312, 396 Österreich-Ungarn 443 Osterweiterung 61, 259, 328 Osteuropa 99, 111, 144, 277, 314, 333 Ostmitteleuropa 61 Ost-West-Konflikt 326 Ost-West-Vergleich 144 ÖVP 185, 212, 213 Ozeanien 158 P Pädagogik 3, 7 Pädagogische Hochschule 435 Papua-Neuguinea 158 Parsons, T. 23 Sachregister Parteiensystem 288, 290 Parteipolitik 213, 315 Partikularismus 301 Partizipation 91, 196, 198, 202, 207, 365 Partnerschaft 231 Partnerwahl 121 Pathologie 396 Patriarchat 158 Patriotismus 64, 249, 285, 310 Pazifischer Raum 158 Pazifismus 158 PDS 290 Peer Group 282 Pendler 138 Persönlichkeitsentwicklung 37, 388 Peru 232, 273 Pfadanalyse 101 Phänomenologie 13, 14, 28, 251, 438 Philosophie 13, 14, 15, 16, 20, 77, 141, 145, 255, 347, 369, 456 philosophische Aufklärung 145 Plakat 422 Platon 15 Plessner, H. 18, 74 Pluralismus 71, 89, 173, 202, 254, 273, 334, 335 Polen 99, 222, 275, 305, 373 Political Correctness 298 Politik 39, 50, 58, 73, 78, 80, 93, 107, 111, 115, 151, 173, 179, 207, 226, 229, 291, 292, 294, 296, 302, 312, 371, 387, 422, 428, 430, 437, 441, 456 Politiker 294, 309, 313 Politikfeld 213 Politikverdrossenheit 313 Politikvermittlung 363 Politikwissenschaft 213, 314 politisch-administratives System 317, 320 politische Agenda 315 politische Aktivität 304 politische Bewegung 252 politische Beziehungen 205, 264 politische Bildung 256, 311 politische Einstellung 115, 243, 295, 299, 304, 313 politische Elite 317 politische Entscheidung 278 politische Entwicklung 101, 273, 290 politische Faktoren 72, 213, 437 Sachregister politische Folgen 161, 180, 317 politische Führung 317, 320 politische Herrschaft 317 politische Ideologie 236, 410 politische Institution 58, 73, 290, 291 politische Integration 247, 264, 314 politische Kommunikation 58, 191, 205, 260, 268, 294, 320, 362, 363, 410, 422 politische Krise 49, 303 politische Kultur 39, 49, 52, 58, 187, 190, 191, 205, 206, 268, 270, 271, 273, 278, 285, 287, 288, 289, 290, 291, 292, 293, 294, 295, 296, 297, 298, 299, 300, 301, 302, 303, 304, 305, 306, 307, 308, 309, 310, 311, 312, 313, 314, 315, 316, 317, 318, 319, 320, 368, 406, 410, 440 politische Linke 9, 289, 315, 406 politische Macht 187, 303, 320, 395 politische Meinung 295, 304 politische Mitte 315 politische Partizipation 190, 196, 295, 304, 307, 308, 316, 367, 368 politischer Akteur 189, 293, 296, 418 politische Rechte 276, 289, 315 politische Reform 310 politischer Einfluss 188, 236, 303 politischer Konflikt 264, 276 politischer Prozess 187, 310, 408 politischer Wandel 74, 163, 187, 289, 290, 312, 316, 318, 333 politisches Handeln 296, 301, 302, 320 politische Situation 310, 315 politische Sozialisation 299, 311, 312 politisches Programm 192, 315 politisches System 39, 149, 154, 187, 247, 259, 274, 289, 314, 317, 452 politische Stabilität 259, 314 politische Steuerung 174, 182, 190, 198, 207 politische Strategie 315 politische Theorie 296, 314 politische Verfolgung 52 politische Willensbildung 294, 303, 308 Politisierung 430 Politologe 287 Polizei 337 Polyzentrismus 404 293 Popkultur 180, 209, 362, 375, 379, 402, 415, 424, 428, 430, 435, 449, 455 Popmusik 115, 180, 209, 229, 346, 375, 414, 415, 423, 430, 432, 435 Popularisierung 410, 433 Populismus 81, 315, 452 Positivismus 38, 113 postkommunistische Gesellschaft 403 Postmaterialismus 295 Postmoderne 21, 24, 35, 71, 103, 129, 136, 138, 206, 281, 296, 315, 402, 428 postsozialistisches Land 61, 99, 111, 115, 167, 183, 194, 222, 228, 275, 305, 317, 330, 373, 403 Poststrukturalismus 402 Praxeologie 227 Praxis 17, 331 Presse 260, 303, 382, 389 Pressefreiheit 294 Preußen 82 primitive Gesellschaft 26 Privathaushalt 149 Privatisierung 198 Privatsphäre 133, 344 Professionalisierung 383 Programmierung 383 Projektmanagement 337 Propaganda 51, 55, 441, 443 Protest 367 Protestantismus 11, 22, 106 Protestbewegung 151, 367 Provinzialismus 301, 403 Psyche 27 psychische Faktoren 4, 345 psychische Folgen 388 Psychoanalyse 5, 296 Psychologie 141 Publikum 54, 127, 452 Publizistik 370 Q qualitative Methode 166 Quellenanalyse 54, 442 Quiz 365 R Radikaldemokratie 296 Rahmenbedingung 312 Randgruppe 116 294 Rasse 62, 164, 341 Rassismus 436 Rational-Choice-Theorie 12, 36 Rationalisierung 41 Rationalität 2, 10, 21 realer Sozialismus 410 Realität 133, 345, 412 Rechtsanspruch 215 Rechtsanwalt 450 rechtsextreme Partei 436 Rechtsgrundlage 172 Rechtsnorm 172 Rechtsprechung 172 Rechtsradikalismus 236, 243, 417, 418, 420, 436 Rechtstatsache 172 Rechtswissenschaft 141 Rede 309 Reflexivität 166 Reform 174 Regierung 212, 320 Regierungspartei 187, 213 Regierungspolitik 185, 187, 320 regionale Entwicklung 221 regionale Identität 221, 247, 408 regionale Integration 260 regionaler Vergleich 221 regionale Verflechtung 429 Regionalisierung 273, 280 Regionalismus 61 Regionalplanung 221 Regionalpresse 260 Relativismus 2, 404 Religion 5, 11, 30, 33, 57, 73, 77, 80, 89, 90, 95, 124, 137, 139, 146, 149, 151, 239, 248, 254, 257, 258, 274, 279, 280, 281, 302, 457 Religionssoziologie 90, 221 Religionswissenschaft 145 Religionszugehörigkeit 248 religiöse Faktoren 107, 248, 259 religiöse Gruppe 184 religiöser Konflikt 139 religiöse Sozialisation 139, 248 Religiosität 234, 257, 409 Repräsentation 71 Republikanismus 289 Republik Südafrika 305, 350, 415 Sachregister Rezeption 22, 31, 44, 85, 166, 238, 346, 359, 370, 374, 387, 404, 409, 419, 420, 421, 427, 431, 433, 438, 440, 446, 448, 453 Rezipient 345, 446, 448 Rezipientenforschung 166, 375, 419, 427, 431 Reziprozität 17 Rhetorik 357, 424 Ritual 4, 27, 102, 120, 139, 144, 146, 150, 152, 155, 158, 220, 239, 254, 291, 371, 450, 453 Roboter 356, 388 Rockmusik 115, 417, 418, 436 Rolle 244, 301 Rollenbild 257 Rolleneinnahme 138 Roman 400 Romanistik 67 Romantik 103, 394 Römisches Reich 82 Rundfunk 53, 226 Russland 61, 167, 183, 403 S Sachsen 208, 397 Säkularisierung 73, 86 Sartre, J. 42 Schamanismus 139 Schauspiel 444 Schelling, F. 394 schichtspezifische Faktoren 127 Schlesien 275 Schleswig-Holstein 47 Schmerz 227, 451 Schrift 53 Schriftsteller 304, 391, 403, 404, 405, 409, 412 Schulabschluss 245 Schulbildung 3 Schule 188, 282, 298 Schulkind 311 Schumpeter, J. 329 Schütz, A. 438 Schwangerschaftsabbruch 151 Schweiz 58, 220, 271, 448 Science Fiction 379, 410, 455 Scientometrie 355 Segregation 192 Sachregister Sekundarstufe I 245 Selbständiger 391 Selbstbestimmung 78, 344 Selbstbewusstsein 87, 123, 129 Selbstbild 87, 105, 120, 158, 284 Selbstdarstellung 106, 120, 124, 130, 133, 140, 185, 200, 225, 227, 277 Selbstkontrolle 253 Selbstmord 237 Selbstorganisation 99, 165, 338, 339, 368, 435 Selbstreferenz 339, 376 Selbststeuerung 130, 198 Selbststudium 435 Selbstverständnis 35, 403 Selbstverwirklichung 106 Semiotik 79, 152 Sexualität 5, 9, 26, 121, 137, 229, 341, 375, 379, 402 Sexualverhalten 373 Shareholder Value 322 Show 361 Sicherheit 105 Simmel, G. 14, 20, 28 Singapur 348 Sinnlichkeit 137 Skandal 294 Slowenien 115 Soap Opera 373 SOEP 231 Soldat 158, 364 Sorbe 255 Souveränität 264 Sozialdemokratie 3, 93, 210, 315 soziale Anerkennung 251 soziale Anpassung 286 soziale Anziehung 121 soziale Bewegung 9, 22, 50, 151, 293, 318, 437 soziale Beziehungen 17, 23, 50, 103, 149, 159, 228, 230, 251, 348, 434, 438 soziale Differenzierung 98, 120, 233, 251, 262, 413, 449 soziale Entwicklung 35, 81, 101 soziale Folgen 161, 366 soziale Gerechtigkeit 280 soziale Herkunft 104, 245, 284, 413 soziale Institution 87 soziale Integration 30, 76, 177, 272, 284 295 soziale Klasse 62, 220, 413, 434 soziale Konstruktion 24, 66, 86, 87, 121, 124, 128, 132, 227, 241, 256, 292, 346, 371, 453, 454, 455, 457 soziale Kontrolle 348 soziale Norm 24, 121, 125, 219 soziale Partizipation 390 soziale Position 116, 434 sozialer Abstieg 109 sozialer Aufstieg 109 sozialer Code 63 sozialer Konflikt 98, 111 sozialer Raum 122, 324, 413, 434 sozialer Status 372 sozialer Wandel 3, 4, 35, 48, 68, 81, 86, 95, 101, 102, 104, 109, 111, 135, 163, 167, 187, 201, 220, 232, 313, 344, 366, 378, 387 soziale Schicht 114, 434 soziale Schichtung 413 soziale Schließung 116 soziales Milieu 119, 127, 223, 239, 277, 434 soziales Netzwerk 217, 348, 358, 429, 434 soziales System 239, 426 soziales Verhalten 1, 217, 438 soziale Umwelt 125, 244 soziale Ungleichheit 6, 30, 87, 90, 96, 104, 107, 114, 116, 121, 122, 180, 200, 203, 231, 280, 349, 425, 447 soziale Wahrnehmung 253 soziale Wirklichkeit 4, 5, 8, 125, 191, 251, 438 Sozialgeschichte 48, 51 Sozialisation 76, 81, 114, 120, 165, 228, 263, 365, 383, 419, 427, 431, 435 Sozialisationsbedingung 313 Sozialisierung 60 Sozialismus 167 sozialistische Wirtschaft 167 Sozialkapital 17, 29, 114, 303, 305 Sozialphilosophie 20 Sozialpolitik 289 Sozialstruktur 12, 98, 104, 116, 434 Sozialversicherung 216 Sozialwissenschaft 3, 7, 13, 19, 23, 38 Sozialwohnung 169 soziokulturelle Entwicklung 5, 24, 101, 262 296 soziokulturelle Faktoren 220, 221 Soziolinguistik 8, 145 Soziologe 1, 38 sozioökonomische Lage 220, 313 soziotechnisches System 348 Spanien 262 Spätkapitalismus 27 SPD 290 Spiel 226, 381 Spielfilm 370, 385, 440, 441, 442 Spiritualität 302 SPÖ 185, 213 Sponsoring 208 Sport 68, 74, 218, 219, 222, 223, 226, 227, 240, 246, 353 Sportsoziologie 227, 239, 240 Sprachbarriere 67 Sprache 13, 31, 145, 153, 188, 255, 280, 298, 335, 357, 365, 378, 401, 408, 415, 451 Sprachgebrauch 188 Sprachphilosophie 19 Sprachunterricht 357 Sprachvariante 357 Sprachverhalten 242, 286 Staatenbildung 58, 264, 440, 454 staatliche Einflussnahme 328 Staatsangehörigkeit 184, 275, 284, 296, 450 Staatsfunktion 289 Staatsgrenze 269, 401, 408, 453 Staatssozialismus 194 Staatswissenschaft 23 Stabilität 317 Stadt 99, 154, 169, 197, 201, 206, 262 Stadtbevölkerung 154 Stadtentwicklung 187, 201 Stadtplanung 173 Stammesgesellschaft 26, 77, 158 Standardisierung 332 Sterben 150, 253 Stereotyp 140, 225, 309, 341, 375, 411, 450, 457 Stigma 113 strukturelle Gewalt 105 Strukturfunktionalismus 145 Student 57, 74, 122, 284, 435 Studentenbewegung 57, 229, 406 Studienfach 122 Sachregister Subjekt 103, 124, 200 Subjektivität 6, 16, 24, 82, 129, 200 Subkultur 115, 126, 217, 223, 229, 236, 237, 285, 355, 414, 420, 424, 434, 436, 437, 439 Subsystem 390 Subvention 214 Subversion 414, 424 Südamerika 164, 232, 255, 263, 273, 305, 408 Südasien 15, 77, 252, 348, 372, 382, 425 Südkorea 43, 90, 305, 306, 348 südliches Afrika 305, 350, 415 Südostasien 146, 348 Südosteuropa 61 Supranationalität 71, 264 symbolische Politik 55, 58, 173, 422 symbolischer Interaktionismus 17, 121, 251, 359, 435 symbolisches Kapital 17, 303 Symbolismus 39, 152 Systemtheorie 23, 36, 39, 58, 165, 227, 338, 339, 452 T Tageszeitung 304 Tanz 68, 227, 262, 447 Täter 448 Tätowierung 124 Tausch 17 Technik 27, 218, 226, 244, 310, 352, 381 Technikfolgen 35, 226 Techniksoziologie 381 technische Entwicklung 35 technischer Fortschritt 3, 277, 368 technischer Wandel 366, 367 Technokultur 1, 424, 432 Telefon 53 Telegrafie 53 Telekommunikation 326, 364 Terrorismus 59, 94, 105, 441, 457 Textilindustrie 156 Theater 59, 71, 133, 164, 187, 215, 398, 444, 451 Theologie 33 Theorievergleich 12, 36 Thüringen 44 Tier 4 Tochtergesellschaft 324, 332 Sachregister Tod 63, 144, 149, 150, 237, 414 Toleranz 81, 258 Tonträger 419, 427, 431 Totalitarismus 250 Tradition 32, 43, 76, 89, 117, 143, 212, 221, 270, 282, 403, 407 traditionelle Gesellschaft 26, 149, 157 traditionelle Kultur 5, 32, 146, 149, 150, 155, 161, 262, 408, 426 transatlantische Beziehungen 205, 278, 279, 287 Transfer 85, 208, 278, 282 Transformation 99, 119, 163, 167, 183, 247, 333, 397, 403 Transkulturalität 91, 286, 399 transnationale Beziehungen 275, 367 Transparenz 202 Transsexualität 225 Trauer 63, 144, 150 Trauerarbeit 150 Trinkverhalten 241 Tropen 153 Tschechische Republik 99, 330 Tugend 137 Türke 150, 245, 284 Türkei 64, 104, 257, 258, 259, 265, 269, 271, 277, 328 Typologie 219, 419 U UdSSR 55, 61, 167, 410 UdSSR-Nachfolgestaat 61, 99, 167, 183, 317, 403 Umsatz 175 Umverteilung 80 Umweltkrise 206 Umweltpolitik 307 UNESCO 88, 193 Ungarn 99, 222, 228 Unitarismus 113 Universalismus 2, 38, 113 Unterbewusstsein 153 Unterhaltung 117, 364, 398 Unterhaltungsindustrie 175, 211, 361, 414 Unternehmen 41, 176, 321, 322, 323, 332, 334, 357 Unternehmensführung 41, 322, 336, 391 Unternehmensgröße 175 Unternehmensgründung 391 297 Unternehmenskultur 41, 321, 322, 333, 335, 336, 392 Unternehmenspolitik 41, 322 Unternehmensübernahme 336 Unternehmer 329 Unterricht 82, 447 Urbanisierung 201 Urbanität 423, 439 Uruguay 408 USA 52, 80, 83, 93, 94, 156, 205, 209, 287, 292, 295, 298, 301, 323, 324, 356, 360, 384, 387, 399, 426, 428, 437, 439, 441, 445, 450, 453, 454, 457 Utopie 33, 74, 218 V Veranstaltung 418, 432 Verantwortung 93, 334, 392 Verband 57 Verdinglichung 5, 8 Verfahren 214, 215, 235, 308 Verfassungsrecht 172 Vergangenheitsbewältigung 250, 300, 406, 440 vergleichende Forschung 86, 314 Verhaltensforschung 82 Verhaltensmuster 78, 132, 219 Verhaltenstraining 447 Verkehr 226 Verlag 175, 407 Vermarktung 201 Vernetzung 198, 339, 367, 368, 378, 421 Verstehen 20, 145, 160 verstehende Soziologie 12, 19, 23 Verteilung 214 Vertrauen 326 Vertreibung 250 Verwaltung 198, 215 Verwaltungshandeln 215 Verwandtschaft 153 Video-Clip 209, 346, 359, 375 Vielvölkerstaat 183 Virtualisierung 343, 364, 378, 388 virtuelle Gemeinschaft 383 virtuelle Realität 47, 344, 356, 364, 380, 388 Visualisierung 42, 143, 163, 422 visuelle Wahrnehmung 143, 354, 375 Völkermord 195, 250 298 Völkerrecht 193, 205 Volksentscheid 308 Volkskunde 142, 143, 148 W Waffe 364 Wahlkampf 58, 291, 292, 304, 363, 430 Wahlsystem 288 Wahrnehmung 6, 158, 235, 301, 330, 448 Ware 5, 79, 128, 130, 428 Weber, M. 2, 10, 11, 12, 18, 19, 22, 23, 90, 106, 404, 425 Weiblichkeit 121, 241, 453, 454 Weimarer Republik 38, 49, 74, 222, 319 Wein 46 Welt 60 Weltanschauung 20, 75, 251 Weltbild 105, 410, 423 Weltgeschichte 11 Weltgesellschaft 205, 302, 358 Weltkrieg 82 Weltordnung 73, 279, 296 Weltpolitik 86, 205, 310 Wende 397 Werbemittel 130 Werbung 143, 167, 360, 362, 376 Wert 266, 267, 277, 309, 330, 333, 393 Wertorientierung 19, 29, 96, 107, 119, 121, 123, 128, 137, 197, 245, 257, 258, 259, 266, 267, 269, 274, 295, 302, 309, 334, 335, 362, 404, 406, 409, 412 Wertschöpfung 201 Wertsystem 267, 411 Wertwandel 74, 106, 266, 274, 404 Westafrika 79, 82, 123, 147, 274 Western 453, 454 Westeuropa 112, 144 westliche Welt 75, 92, 94, 101, 105, 137 Wettkampf 291 Wiedervereinigung 119, 206, 247, 270, 319, 336 Wien 148, 173, 396 wirtschaftliche Folgen 29 wirtschaftliche Integration 264, 328 wirtschaftliche Lage 429 wirtschaftliche Macht 395 wirtschaftliches Handeln 29, 334 wirtschaftliche Zusammenarbeit 328 Sachregister Wirtschaftlichkeit 392 Wirtschaftselite 119 Wirtschaftsethik 81, 90, 334, 335 Wirtschaftsordnung 328, 333 Wirtschaftsraum 328 Wirtschaftssektor 176 Wirtschaftssoziologie 17, 23, 90 Wirtschaftsstruktur 221 Wirtschaftssystem 149, 328 Wirtschaftswissenschaft 334 Wissen 3, 6, 40, 76, 155, 161, 165, 223, 235, 352, 365, 396 Wissenschaft 3, 5, 22, 27, 40, 113, 181, 310 Wissenschaftler 138, 310 wissenschaftliche Arbeit 3 Wissenschaftlichkeit 369, 410 Wissenschaftsgeschichte 38 Wissenschaftstheorie 19, 141 Wissensgesellschaft 3, 40, 78 Wissenssoziologie 1, 40, 251 Wissenstransfer 76 Wohlfahrtsstaat 101, 257, 277 Wohlstand 280 Wohnen 131, 134, 135 Wohnform 135 Wohnortwechsel 136 Wohnsiedlung 228 Wohnverhalten 135 Wohnverhältnisse 122, 135, 136 Wohnwunsch 135 WTO 193 Z Zeitgeschichte 285 Zeitschrift 355 Zeitung 53, 410 Zentralafrika 149 Zielgruppe 350, 372, 375, 407 Zielsetzung 245, 293 Zigeuner 139, 154 Zivilgesellschaft 33, 59, 91, 99, 100, 171, 250, 257, 268, 288, 293, 305, 316, 318, 368 Zivilisation 59, 112, 154 Zivilrecht 382 Zufriedenheit 220 Zukunft 87 Zuschauer 246, 448 Sachregister Zuwanderung 70, 110, 310 Zweckrationalität 2, 392 zweite Generation 284 Zweite Republik 170, 180, 185 Zweiter Weltkrieg 300, 412 Zweitwohnung 134 Zwischenkriegszeit 49, 74, 222 16. Jahrhundert 164 17. Jahrhundert 51, 164 18. Jahrhundert 44, 50, 103, 145, 164, 208 19. Jahrhundert 25, 44, 48, 50, 76, 103, 145, 164, 200, 273, 285, 353, 408, 433 20. Jahrhundert 21, 48, 50, 56, 76, 103, 113, 145, 148, 164, 180, 200, 222, 273, 285, 353, 408, 433 21. Jahrhundert 56, 60, 261 299 Institutionenregister 301 Institutionenregister Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Département Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften, Institut für Geschichte Abt. Technikgeschichte 364 Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Politikwissenschaft, insb. vergleichende Analyse politischer Systeme, Bewegungen und Kulturen 420 Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie II Handeln und Strukturen 56 Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrgebiet Soziologie III Allgemeine Soziologie 56 Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg -FZH- an der Universität Hamburg 412 Freie Universität Berlin, FB Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften, Institut für Soziologie der Erziehung WE 03 Arbeitsbereich 01 Sozialisationsforschung, Interaktions- und Organisationsanalyse pädagogischer Prozesse 224 Freie Universität Berlin, Lateinamerika-Institut 232, 273, 399, 408 Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. Abt. Empirische Kultur- und Sozialforschung 161 Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie 108 Pädagogische Hochschule Heidelberg, Fak. I Erziehungs- und Sozialwissenschaftliche Fakultät einschließl. Sonderpädagogik, Fach Pädagogische Psychologie 365 Technische Universität Berlin, Transatlantisches Graduiertenkolleg Berlin - New York "Geschichte und Kultur der Metropolen im 20. Jahrhundert" 439 Technische Universität Dresden, Europäisches Internationales Graduiertenkolleg 625 "Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole" 45, 208, 395, 397 Universität Bielefeld, Fak. für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Abteilung Theologie Forschungsstelle biographische Religionsforschung 237 Universität Bonn, Philosophische Fakultät, Institut für Germanistik, vergeichende Literatur- und Kulturwissenschaft Abt. Kulturanthroplolgie, Volkskunde 132 Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Institut für Geschichte 282 Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Wissenschaftsschwerpunkt "Dynamik und Komplexität von Kulturen" 282, 286 Universität Bremen, FB 10 Sprach- und Literaturwissenschaften, Institut für postkoloniale und transkulturelle Studien -INPUTS- 286 Universität Dortmund, FB 12 Erziehungswissenschaft und Soziologie, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie 176, 223, 235, 432 302 Institutionenregister Universität Erlangen-Nürnberg, Graduiertenkolleg 706 "Kulturhermeneutik im Zeichen von Differenz und Transdifferenz" 261 Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät 01, Institut für Soziologie 116 Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Internationales Promotions-Centrum Gesellschaftswissenschaften 321 Universität Frankfurt, FB 08 Philosophie und Geschichtswissenschaften, Historisches Seminar 76 Universität Frankfurt, SFB - Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg 435 "Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel" 76 Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte 48 Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie 364 Universität Freiburg, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur Allgemeine Soziologie und Gender Studies 244 Universität Gießen, SFB 434 Erinnerungskulturen 353 Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Department Sozialwissenschaften Institut für Soziologie Lehrstuhl für Sozialstrukturanalyse 101 Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für Psychologie Lehrstuhl für Sozialpsychologie 253 Universität Jena, Philosophische Fakultät, Institut für Germanistische Literaturwissenschaft 44 Universität Jena, Philosophische Fakultät, Institut für Romanistik 44 Universität Jena, SFB 482 Ereignis Weimar-Jena - Kultur um 1800 44 Universität Kassel, Graduiertenkolleg "Öffentlichkeiten und Geschlechterverhältnisse - Dimensionen von Erfahrung" 379, 445 Universität Köln, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Seminar für Deutsche Sprache und ihre Didaktik Arbeitsstelle für Leseforschung und Kinder- und Jugendmedien -ALEKI- 400, 405 Universität Köln, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Abt. Mittlere und Neuere Geschichte 144, 341 Universität Köln, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar Anglo-Amerikanische Abteilung 341 Universität Köln, Philosophische Fakultät, Institut für Deutsche Sprache und Literatur 411 Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für Kulturwissenschaften 167, 172, 238, 278 Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für Politikwissenschaft Bereich Internationale Beziehungen 252 Universität Leipzig, Zentrum für Höhere Studien -ZHS- 194 Institutionenregister 303 Universität Leipzig, Zentrum für Höhere Studien -ZHS- Geistes- und Sozialwissenschaftliches Zentrum 278 Universität München, Fak. für Kulturwissenschaften, Institut für Interkulturelle Kommunikation 360 Universität München, Fak. für Psychologie und Pädagogik, Institut für Schul- und Unterrichtsforschung Lehrstuhl für Schulpädagogik 365 Universität Regensburg, Philosophische Fakultät 03 - Geschichte, Gesellschaft und Geographie, Institut für Soziologie Lehrstuhl Soziologie 2 Universität Siegen, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg SFB-FK 615 "Medienumbrüche" 367 Universität Witten-Herdecke, Fak. für das Studium fundamentale, Lehrstuhl für Soziologie 342 Universität Wuppertal, FB G Bildungs- und Sozialwissenschaften, Fach Soziologie Professur für Allgemeine Soziologie, insb. makro-strukturelle Analyse der Gesellschaft 117 Universität Zürich, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Institut für Organisation und Unternehmenstheorien -IOU- Lehrstuhl für Grundlagen der BWL und Theorien der Unternehmung 66 ANHANG Hinweise 307 Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit einem Standortvermerk versehen. Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind. Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg über das Bibliothekenleitsystem. Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher. Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax oder elektronisch erfolgen. Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 8,- Euro, für Hochschulangehörige 4,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per Fax möglich. Zur Benutzung der Forschungsnachweise Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst. Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung oder an den/die Wissenschaftler(in). Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist. Informations- und Dienstleistungsangebot des Informationszentrums Sozialwissenschaften Als Serviceeinrichtung für die Sozialwissenschaften erbringt das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) überregional und international grundlegende Dienste für Wissenschaft und Praxis. Seine Datenbanken zu Forschungsaktivitäten und Fachliteratur sowie der Zugang zu weiteren nationalen und internationalen Datenbanken sind die Basis eines umfassenden Angebotes an Informationsdiensten für Wissenschaft, Multiplikatoren und professionelle Nutzer von Forschungsergebnissen. Zu seinen zentralen Aktivitäten gehören: • Aufbau und Angebot von Datenbanken mit Forschungsprojektbeschreibungen (FORIS) und Literaturhinweisen (SOLIS) • Beratung bei der Informationsbeschaffung - Auftragsrecherchen in Datenbanken weltweit • Informationstransfer von und nach Osteuropa • Informationsdienste zu ausgewählten Themen • Informationswissenschaftliche und informationstechnologische Forschung & Entwicklung • Internet-Service Das Informationszentrum Sozialwissenschaften wurde 1969 von der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) gegründet. Seit Dezember 1986 ist es mit dem Zentralarchiv für empirische Sozialforschung (ZA) an der Universität zu Köln und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen e.V. (ZUMA), Mannheim in der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) zusammengeschlossen. GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und wird von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Im Januar 1992 wurde eine Außenstelle der GESIS (seit 2003 GESIS-Servicestelle Osteuropa) in Berlin eröffnet, in der die Abteilung des IZ zwei Aufgaben übernahm: Die Bestandssicherung unveröffentlichter sozialwissenschaftlicher Forschungsarbeiten der DDR und den Informationstransfer von und nach Osteuropa. Außerdem bietet das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS (http://www.cews.org/) als Abteilung des IZ zielgruppenadäquate Informations- und Beratungsleistungen zu Fragen der Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung. Die Datenbanken FORIS und SOLIS FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften) Inhalt: FORIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie. Bestand der letzten 10 Jahre: rund 42.000 Forschungsprojektbeschreibungen Quellen: Erhebungen, die das IZ Sozialwissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland, die Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien in Österreich (bis 2001) und SI- DOS (Schweizerischer Informations- und Daten-Archivdienst) in der Schweiz bei sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen durchführen. Die Ergebnisse der IZ-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen, z.B. des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg sowie durch Auswertung von Internetquellen, Hochschulforschungsberichten sowie Jahresberichten zentraler Fördereinrichtungen und Stiftungen. SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h. Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur (Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Web vorhanden. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung, Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen. Bestand: Sommer 2006 ca. 335.000 Literaturnachweise Jährlicher Zuwachs: ca. 14.000 Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Literatur. SOLIS wird vom IZ Sozialwissenschaften in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden, der Freien Universität Berlin - Fachinformationsstelle Publizistik, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Weitere Absprachen bestehen mit der Zentralstelle für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main. Zugang zu den Datenbanken Der Abruf von Informationen aus den Datenbanken FORIS und SOLIS ist prinzipiell kostenpflichtig. Beide Datenbanken sind in jeweils unterschiedlichen fachlichen Umgebungen über folgende Hosts zugänglich: STN International The Scientific & Technical Information Network Postfach 24 65 76012 Karlsruhe Deutschland Tel.:+49 (0)7247-80 85 55 www.stn-international.de GBI Gesellschaft für Betriebswirtschaftliche Information mbH Postfach 81 03 60 81903 München Deutschland Tel.:+49 (0)89-99 28 79-0 www.gbi.de/_de An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz sind beide Datenbanken auf der Basis von Pauschalabkommen mit den Hosts - z.B. für das GBI wiso-net - in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei zugänglich. infoconnex - der neue interdisziplinäre Informationsdienst bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalpreise für den Zugang zu den Datenbanken SOLIS und FORIS. Zudem stehen in infoconnex seit Sommer 2006 im Rahmen von DFG-Nationallizenzen auch sechs Datenbanken des Herstellers Cambridge Scientific Abstracts (CSA) zur Recherche an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung. Das sind die Sociological Abstracts, Social Services Abstracts, PAIS International, Worldwide Political Science Abstracts, Applied Social Sciences Index and Abstracts (ASSIA) und der Physical Education Index. Darüber hinaus kann über infoconnex in der Literaturdatenbank DZI SoLit des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen und in Literaturdatenbanken zu Pädagogik und Psychologie recherchiert werden (www.infoconnex.de). Im Internetangebot des IZ bzw. der GESIS steht - neben weiteren kostenfrei zugänglichen Datenbanken - ein Ausschnitt aus der FORIS-Datenbank mit Projektbeschreibungen der letzten Jahre für inhaltliche und formale Suchen zur Verfügung; dadurch besteht darüber hinaus die Möglichkeit, bereits gemeldete Projekte auf Aktualität zu prüfen sowie jederzeit neue Projekte für eine Aufnahme in FORIS mitzuteilen. Beratung bei der Nutzung sozialwissenschaftlicher Datenbanken Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche in den Datenbanken FORIS und SOLIS bietet das IZ entsprechende Rechercheinstrumente an, z.B. den Thesaurus oder die Klassifikation Sozialwissenschaften. Selbstverständlich beraten wir Sie auch jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken. Auftragsrecherchen In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt das IZ kostengünstig Recherchen in den Datenbanken FORIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt. Informationstransfer von und nach Osteuropa Die Abteilung Informationstransfer in der GESIS-Servicestelle Osteuropa fördert die Ost-WestKommunikation in den Sozialwissenschaften. Sie unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten. Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa“, der viermal jährlich in englischer Sprache erscheint. Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung bietet das IZ mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM bezogen werden kann. Er ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen. soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich: • • • • • • • • • • • • • Allgemeine Soziologie Berufssoziologie Bevölkerungsforschung Bildungsforschung Familienforschung Frauen- und Geschlechterforschung Freizeit - Sport - Tourismus Gesellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern Gesundheitsforschung Industrie- und Betriebssoziologie Internationale Beziehungen + Friedens- und Konfliktforschung Jugendforschung Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation - Medien Sprache • Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie • Kultursoziologie + Kunstsoziologie • Methoden und Instrumente der Sozialwissenschaften • Migration und ethnische Minderheiten • Organisations- und Verwaltungsforschung • Osteuropaforschung • Politische Soziologie • Religionsforschung • Soziale Probleme • Sozialpolitik • Sozialpsychologie • Stadt- und Regionalforschung • Umweltforschung • Wissenschafts- und Technikforschung sowiNet - Aktuelle Themen im Internet Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe sowiOnline Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen auf Basis der Datenbanken FORIS und SOLIS zusammengestellt. In der Reihe sowiPlus werden solche Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen, Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind zu finden unter www.gesis.org/Information/sowiNet. Forschungsübersichten Dokumentationen zu speziellen sozialwissenschaftlichen Themengebieten, Ergebnisberichte von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des IZ, Tagungsberichte und State-of-the-art-Reports werden in unregelmäßigen Abständen in verschiedenen Reihen herausgegeben. Internet-Service Die Institute der GESIS (Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V.) IZ (Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn) ZA (Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung an der Universität zu Köln) und ZUMA (Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim) bieten unter www.gesis.org gemeinsam Informationen zum gesamten Spektrum ihrer Infrastrukturleistungen sowie Zugang zu Informations- und Datenbeständen. Unter dem Menü-Punkt „Literatur- & Forschungsinformation“ bietet das IZ nicht nur Zugang zu einem Ausschnitt aus der Forschungsprojektdatenbank FORIS, sondern zu einer Reihe weiterer Datenbanken und Informationssammlungen: • Die Datenbank SOFO - sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtungen - enthält Angaben zu universitären und außeruniversitären Instituten in der Bundesrepublik Deutschland in den Bereichen Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Bevölkerungswissenschaft, Geschichtswissenschaft sowie Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Gesucht werden kann nach Namen(steilen), Fachgebiet, Ort, Bundesland sowie organisatorischer Zuordnung (Hochschule, außeruniversitäre Forschung oder öffentlicher Bereich). Neben Adressen, herausgegebenen Schriftenreihen u.ä. verweisen Hyperlinks ggf. auf die jeweiligen Homepages der Institutionen. Darüber hinaus gelangt man über einen weiteren Hyperlink zu allen Projektbeschreibungen eines Instituts, die in den letzten drei Jahren in die Forschungsdatenbank FORIS aufgenommen wurden (www.gesis.org/information/SOFO). • Die Datenbank INEastE - Social Science Research INstitutions in Eastern Europe - bietet Tätigkeitsprofile zu sozialwissenschaftlichen Einrichtungen in vierzehn osteuropäischen Ländern. Ähnlich wie in SOFO, können auch hier die Institutionen durchsucht werden nach Namensteilen, Ort, Land, Personal, Fachgebiet, Tätigkeitsschwerpunkt und organisatorischer Zuordnung. Die zumeist ausführlichen Institutsbeschreibungen in englischer Sprache sind durch weiterführende Hyperlinks zu den Institutionen ergänzt (www.gesis.org/Information/Osteuropa/INEastE). • Sozialwissenschaftliche Zeitschriften in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen in einer weiteren Datenbank für Suchen zur Verfügung. Es handelt sich dabei um Fachzeitschriften, die vom IZ in Kooperation mit weiteren fachlich spezialisierten Einrichtungen regelmäßig für die Literaturdatenbank SOLIS gesichtet und ausgewertet werden. Standardinformationen sind Zeitschriftentitel, Herausgeber, Verlag und ISSN - Redaktionsadresse und URL zur Homepage der Zeitschrift werden sukzessive ergänzt. Immer vorhanden ist ein Link zur Datenbank SOLIS, der automatisch eine Recherche beim GBI-Host durchführt und die in SOLIS gespeicherten Titel der Aufsätze aus der betreffenden Zeitschrift kostenfrei anzeigt; weitere Informationen zu den Aufsätzen wie Autoren oder Abstracts können gegen Entgelt direkt angefordert werden. Die Datenbank befindet sich noch im Aufbau; eine alphabetische Liste aller ausgewerteten Zeitschriften aus den deutschsprachigen Ländern kann jedoch im PDF-Format abgerufen werden. Zu sozialwissenschaftlichen Zeitschriften in Osteuropa liegen ausführliche Profile vor, die in alphabetischer Reihenfolge für die einzelnen Länder ebenfalls abrufbar sind. Der Zugang erfolgt über www.gesis.org/Information/Zeitschriften. Über weitere Menü-Hauptpunkte werden u.a. erreicht: • die Linksammlung SocioGuide, die - gegliedert nach Ländern und Sachgebieten - Zugang zu Internetangeboten in den Sozialwissenschaften bietet (www.gesis.org/SocioGuide) sowie • der GESIS-Tagungskalender (www.gesis.org/Veranstaltungen) mit Angaben zu Thema/ Inhalt, Termin, Ort, Land, Kontaktadresse bzw. weiterführenden Links zu nationalen und internationalen Tagungen und Kongressen in den Sozialwissenschaften sowie zu Veranstaltungen in und zu Osteuropa im Bereich der Transformationsforschung. Elektronischer Service des IZ Das IZ-Telegramm, das vierteljährlich über Neuigkeiten und Wissenswertes aus dem IZ berichtet sowie der Newsletter „Social Science in Eastern Europe“ können auch in elektronischer Version bezogen werden. Ein E-mail-Abonnement des IZ-Telegramms erhalten Sie über [email protected]; Textfeld: subscribe iz-telegramm IhrVorname IhrNachname Der Betreff bleibt leer, statt IhrVorname IhrNachname können Sie auch anonymous eingeben. Für den Newsletter gilt: [email protected]; Text im Betreff: subscribe oenews *** Umfassende und aktuelle Informationen zum Gesamtangebot der Serviceleistungen des IZ inklusive Preise, Download- und Bestellmöglichkeiten finden Sie im Internet - alles auf einen Blick unter: www.gesis.org/IZ/IZ-uebersicht.htm GESIS - Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. Informationszentrum Sozialwissenschaften Abteilung Informationstransfer Lennéstraße 30 in der GESIS-Servicestelle Osteuropa 53113 Bonn Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin Deutschland Deutschland Tel.:+49 (0)228-2281-0 Tel.:+49 (0)30-23 36 11-0 Fax:+49 (0)228-2281-120 Fax:+49 (0)30-23 36 11-310 E-mail:[email protected] E-mail:[email protected]