Musicalgala Ludwigsburg 2010

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Musicalgala Ludwigsburg 2010
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Musicalgala Ludwigsburg 2010 - The Show must go on
Montag, 08. März 2010
The Show must go on - unter diesem Motto
hätte
die
diesjährige
Musicalgala
in
Ludwigsburg
stehen
können,
die
traditionellerweise im Forum am Schlosspark
stattfand. Gut zwei Monate früher als sonst
üblich trafen sich am 06. und 07. März von
nah und fern angereiste Musicalfans, um vom
Kreisjugendorchester Ludwigsburg unter der
Leitung von Stadtmusikdirektor Roland Haug
und den vier Solisten Janet Marie Chvatal,
Kaatje Dirks, Marc Gremm und Kevin Tarte
musikalischen Hochgenuss in Perfektion
geboten zu bekommen. Nicht mehr und nicht
weniger
erwartete
das
anspruchsvolle
Publikum, und nicht mehr oder weniger
sollten sie bekommen - auch wenn ihnen das
Schicksal diesmal Steine in den Weg warf.
So wurde erst zu Beginn der Veranstaltung
bekanntgegeben, dass Marc Gremm mit einem
absoluten Sprechverbot krank im Bett läge
und
auch
Kaatje
Dierks
eine
Kehlkopfentzündung hätte, aber trotzdem
gerne ihr Bestes versuchen wollte. Man hätte
das abwechslungsreiche Programm so weit
wie möglich erhalten und diverse Duette
müssten dann eben als Soli interpretiert
werden. Wo andere Veranstalter und Künstler
vermutlich resigniert und abgesagt hätten,
lief man in Ludwigsburg zur Hochform auf
gemäß dem Motto: Jetzt erst recht!
So
startete
das
bis
dato
wohl
abwechslungsreichste Programm mit dem
eingängigen "Where Eagles soar", in dem die
jungen
Talente
des
renommierten
Kreisjugendorchesters erstmalig an diesem
Abend ihre Virtuosität an den diversen
Instrumenten unter Beweis stellen konnten.
Im Marschschritt und mit viel Schwung stellte
sich mit dem gemeinsam interpretierten Titel
"76 Trombones" (aus: "The Music Man") dann
die
vom
Quartett
zum
Terzett
zusammengeschrumpfte Solistentruppe vor.
Gleich beim ersten Auftritt wurde deutlich,
dass Janet Marie Chvatal, Kaatje Dierks und
Kevin
Tarte
Vollblutprofis
sind.
Mit
beneidenswerter Leichtigkeit schafften sie es,
dass man die Lücke, die durch Gremms
kurzfristigen Ausfall in ihrer Mitte entstanden
war, gar nicht erst bemerkte.
www.kevin-tarte.com
Kaatje Dierks brachte im Anschluss mit "Nur
kein Genieren" eine Nummer aus "Elisabeth"
zu Gehör, die nicht oft im Rahmen solcher
Galen präsentiert wird. Warum aber auch den
Zuschauer mit dem gefühlten hundertsten "Ich
gehör nur mir" langweilen, wenn sie doch als
Frau Wolf so mühelos begeistern kann - und
das auch noch mit Kehlkopfentzündung,
wohlgemerkt. Für die nächsten Minuten
gehörte so ihr die Bühne, die sie mit laszivausladenden Schritten einnahm.
Auch Janet Marie Chvatal, die zweite Solistin,
vermochte, zunächst mit ihrer warmherzigen
Begrüßung des Publikums, später dann mit
ihrer
gefühlvollen
Interpretation
des
Klassikers "I dreamed a dream" (aus: "Les
Miserables") den Saal für sich einzunehmen.
Jetzt fehlte nur noch der Solo-Auftritt Kevin
Tartes, der schließlich im tadellos-sitzenden
Anzug
komplettiert
mit
schwarzer
Sonnenbrille und Pokerface den Paten gab.
"Speak softly love" (aus: "Der Pate")
vermittelte dabei
einen eindrucksvollen
Einblick in das weitgefächerte Repertoire des
Künstlers, der hier vor allem zeigte, wie viel
Gefühl auch in sanften, ruhigen Lagen
vermittelt werden kann. Sein "Speak softly
love" bescherte vielen jedenfalls die erste
Gänsehaut an diesem Abend, was man von
der Titanic-Schnulze "My heart will go on", die
ursprünglich als Duett zwischen Marc Gremm
und Janet Marie Chvatal geplant war und nun
von Chvatal als Solo dargeboten wurde, nicht
unbedingt sagen konnte. "Stellt euch einfach
vor, ich sei Kate Winslet ohne Leonardo
DiCaprio, oder Miss Piggy ohne Kermit", schlug
die bekannte Darstellerin charmant vor.
Stadtmusikdirektor Haug ergänzte, sehr zum
Amüsement des ausverkauften Saales: "Oder
die Biene Maja ohne Willi." Obwohl Chvatals
Darbietung des Hits alles andere als schlecht
war, hätte man wohl auf diesen Song am
ehesten verzichten können. Viele scheinen
seiner einfach überdrüssig, nachdem er in den
Charts jahrelang rauf- und runtergedudelt
wurde.
Für kurzweilige Unterhaltung sorgten auch die
beiden Solisten Manuel Ullrich und Viktor
Gehre aus den Reihen des KJO, die mit ihren
Posaunen das Stück "My Shadow and me"
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spielten und dabei Mimik und Gestik
eindrucksvoll einzusetzen wussten, um die
Wirkung der Musik zu unterstreichen. Vor der
Pause folgte schließlich noch ein langer und
abwechslungsreicher "Miss Saigon" - Block, bei
dem die drei
Solisten abwechselnd und
gemeinsam die Höhepunkte des Musicals zum
Besten gaben, wie etwa "Sonne und Mond"
(Chvatal/Tarte), "Mein Gott, warum" (Tarte),
"The last night of the world" (Dierks/Tarte)
und "The American Dream" (Alle).
das
Duo
Rosenstolz
bekannt
wurde.
Beeindruckend, mit wie viel Power Dierks die
Bühne rockte und ihre Leistung später
nochmal mit ihrem Auftritt als Killerqueen in
"Another one bites the dust" während des "We
will rock you"-Medleys toppte. Das alles hätte
sie nur ihrem Arzt zu verdanken, erzählte sie
sichtlich gelöst nach dem Rosenstolz-Titel,
hatte sie doch schon damit gerechnet,
Gremms Schicksal zu teilen und ebenfalls das
Bett hüten zu müssen.
Nach einer kurzen Pause ging es mit
unverminderter Energie weiter. Mit "Toyland
Suite" als Opener für den zweiten Teil hatte
sich das KJO ein spielerisch höchst
anspruchsvolles Stück ausgewählt, welches
die Zuschauer für einige kurzweilige Minuten
in die Welt ihrer Kindheit zurückversetzte.
Ein Hauch von Karibik wehte dann mit "Danza
Caribe", der letzten Solo-Nummer des
Kreisjugendorchesters durch den Saal, bevor
Kevin Tarte den ursprünglich für Marc Gremm
bestimmten Sinatra-Klassiker "My way" sang.
Dabei gefiel er vielen im Zuschauerraum
besser als das Original, womit alles über die
Qualität seiner Darbietung gesagt wäre. Mit
einem Augenzwinkern gab es mit "Something
Stupid" (Chvatal/Tarte) das letzte Duett des
Abends.
"Lippen schweigen" (aus: "Die lustige Witwe")
war Janet Marie Chvatals erstes Stück nach
der Pause, indem sie einmal mehr ihre
Wandelbarkeit zeigte. Nachdem er mit seiner
Kollegin zu "Lippen schweigen" ein Tänzchen
aufs Parkett gelegt hatte, lud Kevin Tarte im
Anschluss mit dem italienischen "Nella
Fantasia" zum Träumen ein. Stimmgewaltig
und gefühlvoll interpretierte er das Lied, das
von der Vision einer besseren Welt erzählt definitiv einer der Höhepunkte der Gala!
Sehr interessant war es auch, "Jemand wie
Du" (aus: "Jekyll & Hyde") als Duett zu hören.
Hierbei ergänzten sich Kaatje Dierks und
Janet Marie Chvatal stimmlich perfekt. Viele
hatten ebenfalls voll vorfreudiger Erwartung
"Va Todo al Ganador", dem spanischen "The
Winner takes it all" (aus: "Mamma Mia!")
entgegengeblickt, was analog zu dem
vorhergegangenen Duett der Damen von den
beiden männlichen Künstlern vorgetragen
werden sollte. Kurzerhand übernahm dann
Janet Marie Chvatal den ursprünglich für Marc
Gremm vorgesehenen Part und leistete sich
nicht einmal den kleinsten Patzer oder gar
einen Hauch von Unsicherheit. Ganz im
Gegenteil: Hätte man es nicht vorher im
Programmheft gelesen, so hätte wohl
niemand nach dieser starken Darbietung und
perfekt aufeinander abgestimmten Darbietung
geglaubt, dass es jemals anders intendiert
war.
Auch mit ihrem Solo "Summertime" (aus:
"Porgy and Bess") konnte Chvatal punkten. Im
Anschluss daran wurde es rockig. Dafür sorgte
Energiebündel Kaatje Dierks, die eine
überzeugende Interpretation von "Ich bin ich
(Wir sind wir)" lieferte - ein Song, der durch
www.kevin-tarte.com
Dass der letzte Showblock ausgerechnet dem
Queen-Musical "We will Rock you" galt,
schmeckte einigen im Publikum zwar nicht
unbedingt, aber die Energie und die geballte
gute Laune der Künstler oben auf der Bühne
vermochte es, selbst den letzten Miesepeter
von seinem Sitz zu reißen und auf seine Füße
zu holen. Mit viel Enthusiasmus sangen die
Künstler gemeinsam "We are the Champions"
und "We will rock you" und beendeten damit
offiziell die Gala.
Es war jedoch nicht überraschend, dass der
Saal nach dem letzten Ton tobte und mit
Standing Ovations wiederholt nach Zugaben
verlangte. Die gab es dann auch reichlich.
Eine schöne Überraschung war dann noch ein
recht langes Medley aus den Highlights von
"Ich war noch niemals in New York" - erst nur
instrumental, dann mit stimmgewaltiger
Unterstützung der Solisten.
So war es nach diesem Abend voller
musikalischer
Highlights
schwierig
zu
bestimmen, was am Besten gefallen hatte; ja,
es war geradezu ein Ding schierer
Unmöglichkeit. Imponiert hat wohl vor allem
der unermüdliche Einsatz aller Agierenden
und Verantwortlichen, die Veranstaltung trotz
aller kurzfristig aufgetretenen Widrigkeiten
zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle
Zuschauer zu machen. Und das, so kann man
mit Fug und Recht behaupten, ist mehr als
gelungen. (mil)
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