Juli/August 2005

Transcrição

Juli/August 2005
an.schläge07 08/2005
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juli august
interview
queermovie
Andrea Sperling über D.E.B.S. und die Handlungsspielräume des lesbischen Films
thema
asylsuchen
Das Zufluchtsland Österreich wird für Asylsuchende oft zur unerträglichen Wartehalle
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–
Fabrik in Bangladesch wird zur Todesfalle
Am 11. April 2005 stürzte in der Industriestadt Savar nordwestlich von Dhaka ein Fabrikgebäude zusammen und
begrub hunderte ArbeiterInnen unter den Trümmern, die
noch nach Mitternacht ihre Arbeit verrichteten. Zusammen
mit Gewerkschaften kämpft die Clean Clothes-Kampagne
für eine angemessene
Entschädigung der
ArbeiterInnen und
Hinterbliebenen von
den verantwortlichen
Firmen Zara und
Karstadt Quelle.
Als die Katastrophe
geschah – kurz nach
Mitternacht - befanden
sich noch rund 450 ArbeiterInnen der Spectrum Sweater
Ltd und Shahriyar Fabrics Ldt, die Zulieferbetriebe von
namhaften Firmen wie Zara (Inditex), Karstadt Quelle und
Carrefour waren, in dem Gebäude. Die Katastrophe kostete
74 ArbeiterInnen das Leben, mehr als 100 wurden verletzt
und 5000 ArbeiterInnen verloren ihren Arbeitsplatz.
Senden Sie ein e-Mail an Zara und Karstadt/Quelle:
www.cleanclothes.at
Spenden Sie: Südwind Entwicklungspolitik, BA-CA
21910343400, BLZ 12000, Verwendungszweck:
Clean Clothes Bangladesch
an.schläge
an.spruch
In aller Öffentlichkeit: „Nein!“
Liberale Medien lassen linke EU-GegnerInnen erröten
05
gesetz.antistalking
Tatort: Leben
Absichtserklärungen gegen mehr als Stress mit dem Ex
08
öh.wahlen
„Die haben nicht die letzte Weisheit“
Die neue Bundesvertretung und ihre Pläne
10
foto.projekt.international
Ins Auge stechen
thema
forum
Die an.schläge machen Urlaub und wir hoffen, dass
genau das auch möglichst viele von euch tun
können. Damit ihr im Flugzeug und am Strand, in
der Straßenbahn und auf der Praterwiese, oder
auch im Zug auf dem Weg zur Regenbogenparade in Budapest feministischen Lesestoff habt,
haben wir uns bemüht, eine Bandbreite von Themen zu bieten: von Ernstem und Bedrückendem
wie der Titelgeschichte zum Leben von Asylsuchenden in Österreich, wo uns auch zwei betroffene Frauen ihre Sicht der Dinge offenlegten
(S.16-19), über die Arbeitssituation von Supermarktangestellten (S.28f.) hin zu Kunstsinnigem, Erfreulichem, beispielsweise dem Porträt
von Claire Denis (S.34f.) und dem Interview mit
Andrea Sperling, der Produzentin der lesbischen
Komödie „D.E.B.S.“, die beim diesjährigen Identities-Filmfestival gezeigt wurde (S.36f.).
Wie schon in den letzten an.schlägen findet ihr
auch hier wieder einige an.riss-Beiträge von
Publizistik-Studentinnen, denen wir an dieser
Stelle für ihr großes Engagement danken wollen.
Last but not least ein Danke an Saskya Rudigier,
die uns auch nach ihrem Praktikum weiter tatkräftig unterstützt hat und so zu einem fixen
Bestandteil der an.schläge-Redaktion geworden ist.
Wir freuen uns schon auf einen kämpferischen
an.schläge-Herbst.
Liebe Grüße,
eure an.schläge-Frauen
an.sage
Dirty old bodies?
Die Erotik alter Frauen und was frau darüber sagen könnte
24
thema.asyl.recht
Warten auf ein besseres Leben
Wie es Asylsuchenden geht, während mit ihnen verfahren wird
16
forum.wissenschaft
Auf dem Vormarsch?
Frauenpolitische Bilanz Indonesiens Demokratie
Gut im Geschäft
Report über unbezahlte Überstunden und Ersetzbarkeit
22
28
porträt.ida.kuklina
Feindin, ich liebe dich
Eine Soldatenmutter wehrt sich gegen politische Verbrechen
32
film.proträt
Die Ästhetik der Zeit
Unter die Haut gehende Metaphorik der großartigen Claire Denis
34
interview.andrea.sperling
Solche Filme möchte ich machen!
Die subversive Filmproduzentin entwirft neue Handlungsspielräume
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an.klang
Queens, Princesses & Ladies
Verlier’ die Kontrolle mit Synthie-Gewitter und Retro-Flair
38
lese.zeichen
Beiden Seiten glauben
Von der Hoffung auf ein Leben ohne Hass und Gewalt
39
ge.sehen
kultur
P.S.: Da wir das Forum schließen mussten, freuen
wir uns auf eure Rückmeldungen per mail, die wir
künftig gerne auf unserer LeserInnenbriefseite
veröffentlichen.
14
big.billa
arbeit
auf.takt
politik
Afghanische Perspektiven durch die Lochkamera
Wir kochen elektrisch!
Trostlose Liebe geht bekanntlich durch den Magen
42
an.an.schläge
an.schläge
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76
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Redaktion: Renate Billeth/reb (Gesamtkoordination), Paula
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Praktikantin: Saskya C. Rudigier/s-r
Inserate: Andrea Gadler, [email protected]
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Katharina Buschenreiter/kabu,
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an.klang: Vina Yun
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Cartoon: Jana Grabner
Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk
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Dangon, Filmmuseum Wien, Genia Findeisen, Eva Geber,
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Sabine Marte, Gerlinde Mauerer, Hossain Mirzaie, Josef
Ondracek, Beate Passow, Waltraud Pomper, Eva Steinheimer, Bettina Surtmann,Wien Museum
an.schläge Schrift: Martha Stutteregger
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für
Layout: Andrea Gadler
Druck: Reha Druck, Graz
© an.schläge: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.
04 an.schlägejuli august 2005
Haltung gegen den Irakkrieg (immerhin
– es wurden ja auch schon Bomben gesegnet!) nur mit schwachen ArgumenPäpstlicher Rundfunk
ten gegen Bush stellte, weil er vielleicht
Ein polnischer Taxifahrer lachte neulich selbst merkte, wie opportunistisch er
auf meine Frage, ob die Polen und Polin- ist... In seinem Konservativismus finnen wirklich so gläubig sind, wie es das det er nicht selten Worte, vor allem
über Homosexualität, die in einer Art
Fernsehen vermittelt hat und ob sie
wirklich so traurig waren wegen Wojty- und Weise abwertend sind, wie man
sie selbst von Kirchenfürsten nicht gelas Tod. „Das Fernsehen war der heilige
wöhnt ist, dass man als christlicher, soll
Geist unseres Papstes“, meinte er. Viele
heißen offener, den nächsten liebender
Polen und Polinnen wären wegen JoMensch heute eigentlich nur Atheist
hannes Paul II in die Kirche gegangen
sein kann und aus dieser Kirche austreund würden gar nicht darüber nachten muss.
denken, ob sie nun wirklich glauben.
Man habe ihnen erfolgreich eingeredet, Die einzige Hoffnung, die ich habe, ist,
dass er den Kommunismus stürzte (der dass das Fernsehen nicht Benedikts heiliger Geist ist und keine stundenlangen
übrigens durchaus in Ausprägungen
böse und nicht „böse, böse“ war), sie sei- Predigtübertragungen das Hirn der
en dankbar und sie seien zu einfach um Leichtgläubigen erweichen. Grundrechte der Frauen, die in der Genesis bezu realisieren, dass sie es selber waren.
Und auch zu einfach, um zu realisieren, schrieben wurden, wird kein Benedikt,
werden auch seine Nachfolger nicht
dass sich die Situation in vielen Bereiakzeptieren. Da stand doch, wenn ich
chen gar nicht verbessert hat, seit es
mich nicht ganz täusche, der Mensch
den Kommunismus nicht mehr in diewurde als Abbild Gottes als Mann und
ser Form gibt.
Frau geschaffen. Als Personen seien
Eine vielleicht unbedeutende Episode.
Mann und Frau gleich und in ihrem
Es zeigt nur wieder einmal, welche InMann- und Frausein ergänzen sie eintentionen die Kirche seit vielen Jahren
verfolgt. Nämlich Politik zu machen, die ander. Würden die Kirchenfürsten das
geschriebene Wort akzeptieren, dann
ihrer Ansicht nach gerade so richtig
müssten sie also auch eine Päpstin akschön im Trend liegt. Einst setzte man
zeptieren, oder? Nur als ein Beispiel. Sie
einen unbedeutenden polnischen Karwerden aber auch noch in vielen Jahren
dinal als Papst ein, um ein Signal in
an ihren Doktrin festhalten.
Richtung Kommunismus zu setzen,
heute setzte man einen ultrakonservaPeter Illetschko, 1030 Wien
tiven deutschen Kardinal ein, der die
zahllosen konservativen, ja reaktionären Strömungen weltweit gutheißt –
an.schläge werden gefördert von:
der offen Bush gegen Kerry im USWahlkampf unterstützte (er konnte ja
FRAUEN
schwer für einen AbtreibungsbefürworBURO
ter sein), der sich wegen der VatikanBetrifft:„Habemus Beelzebub“ in an.schläge 05/05
MAGISTRAT DER STADT WIEN
an.spruch
Katharina Nagele
In aller Öffentlichkeit: „Nein!“
Ob profil, ob Standard, alle stimmten in letzter Zeit in
das Wehklagen über die gescheiterte EU-Verfassung
ein. Da auch Armin Thurnher im Falter um die Verfassung weinte, konnte es nicht am Mediamil-Komplex
liegen, dass die liberalen Medien so einhellig in Depressionen ob des „Nein“ stimmenden EU-Plebs verfielen. Es
tauchte ein interessantes Argument auf: Der Grund für die
ablehnende Haltung zu Europa sei, dass es keine europäische
Öffentlichkeit gebe (die selbstverständlich nur aus Verfassungs-BefürworterInnen bestünde). Aus dem Munde etwa eines Franz Fischler klingt das eigenartig, wäre es doch sein Job
als Politiker, diese Öffentlichkeit überhaupt erst herzustellen.
Das Nein überraschte diese Elite aber auch, weil sie sich selbst
für die europäische Öffentlichkeit hielt. Welche aber keine EUPatriotin ist, weil sie schon keine Österreich-Patriotin war, sich
darum auch noch nie auf Seiten von Krone und Orange/Blau
schlagen konnte, die findet ihr Nein nirgends wieder und hat
sie noch so treu die liberalen Blättchen gelesen. Dass in solch
einer Medienlandschaft keine demokratisch diskutierende Öffentlichkeit erblüht, ist darum nicht so erstaunlich.
Georg Hoffmann-Ostenhof vom profil unterstellt den
VerfassungsgegnerInnen – auch den linken – gar Rassismus,
weil sie angeblich gegen die EU-Osterweiterung und den
Türkei-Beitritt seien. Ist Europa-Hurra gegen nationalistischen Kleingeist etwa alles, was dem liberalen BügerInnentum zu Rassismus einfällt? So werden die Fremden statt
außerhalb Österreichs jetzt eben außerhalb der EU verortet.
Linke Nein-PlebejerInnen aber können ihre Wohnungen nicht
mehr verlassen, ohne sich mit Lackstiften zu rüsten, weil sie
aus der Festung Europa ausbrechen und zehn „Neger raus!“
auf dem Weg zu ihrer prekären Beschäftigung übermalen
müssen. Werden diese Schmierfinken in Zukunft per europäischen Haftbefehl gesucht, weil H. C. Strache sich seine Plakatschwemme leisten kann, Istanbul-Fans aber die Geldstrafe für Sachbeschädigung nicht zahlen können? Der Versuch,
die Menschen so emotional an ein Europa samt abendländischer Leitkultur zu binden wie vorher an die Nationalstaaten,
soll unschuldig an dieser Hetze sein? Und welche am 6. Juli
nach Schottland fährt, um gegen den G8-Gipfel zu protestieren, wird erfahren, was wir schon seit dem Europäischen So-
zial Forum in Florenz wissen: dass nämlich der freie Personenverkehr nur für TouristInnen und Geschäftsleute gilt, die
Grenzen aber ganz schnell zu sind für eine europäische Öffentlichkeit, die gegen Rassismus, Sexismus, Krieg und Ausbeutung protestiert.
Wenig wurde aus frauenpolitischer Sicht zur EU-Verfassung gesagt. Während der letzten zehn Jahre hat sich die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern in der EU
nicht geschlossen. Der Abstand ist eher größer geworden. Die
Beschäftigungsrate ist für Frauen gestiegen, jedoch überproportional im prekären Bereich. Und trotz wachsender Beschäftigung steigt die Arbeitslosenrate, nicht zuletzt wegen Kürzungen im Sozial- und Bildungsbereich – Maastricht sei Dank.
In einem Kaufhaus lächelt von einer Bikiniwerbung eines
Sportartikelkonzerns die, in Gestalt einer minderjährigen Magersüchtigen reinkarnierte Freihandelszone herab. Auf ihren
Brüsten prangt „Frei verkäuflich um nur 9,90“. Um ins Schlaschengenland zu kommen, laufen unzählige Frauen Gefahr,
von Schleppern als Sexarbeiterinnen verkauft zu werden, weil
die EU legale Einwanderung kaum ermöglicht. Viele dieser
Frauen kommen aus den EU-Anwärterstaaten, wie z.B. der
Ukraine, die eine Strukturreform nach der anderen durchziehen, um den EU-Aufnahmekriterien zu entsprechen. Gleichzeitig werden AnwältInnen, die Visitenkarten an Flüchtende
verteilen, kriminalisiert und der Schlepperei bezichtigt .
Eigentlich wurde bei den Referenden nicht über die EUVerfassung, sondern über die alte EU abgestimmt. Die Festung Europa mag für wenige Nein-Stimmen ausschlaggebend gewesen sein, aber es gab auch sonst wenig Grund alte
und neue EU zu befürworten. Die Verfassung hätte die
Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofs festgeschrieben: EU-Recht steht über den nationalen Verfassungen.
Die gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik über der
Neutralität. Das EU-Parlament hätte zwar mehr mitbestimmen, aber eben nicht alleine entscheiden können. Das täte
noch immer der Europarat. Auch Gesetze wären weiterhin
von der EU-Kommission ausgearbeitet worden, statt von Regierungen, die aufgrund des Ergebnisses direkter Wahlen gebildet werden. Warum auf dieses bisschen Demokratie auch
noch verzichten?
❚
juli august 2005an.schläge 05
Fo t o : b o s 5 /M o b i l e J u g e n d a r b e i t
österreichan.riss
Noch mal gerettet!
Am 1. Juni 2005 kam zuerst eine Pressemeldung vom DOKU GRAZ
(Frauendokumentations-, Forschungs- und Bildungszentrum), dass die
Schließung nun unausweichlich geworden sei. Die Finanzierung des
Projektes für das zweite Halbjahr sei wie schon seit Dezember 2004
befürchtet nicht zustande gekommen. Noch am Nachmittag desselben
Tages dann unerwartet die Wende. Die zuständige Stadträtin Tatjana
Kaltenbeck-Michl hatte die benötigten 21.300 Euro doch noch aufgetrieben. Erst überwog bei den Mitarbeiterinnen natürlich die Freude, „dass
das DOKU GRAZ räumlich, inhaltlich und symbolisch ein Ort für Frauen
bleibt.“ Gleichzeitig bleibt zu befürchten, dass mit den Budgetverhandlungen für das nächste Jahr der Kampf von vorne beginnt. Seit 16 Jahren wurde im DOKU ein großes Archiv zur Frauenbewegung sowie die
zweitgrößte frauenspezifische Bibliothek Österreichs aufgebaut, zahlreiche andere Projekte und Aktivitäten gingen daraus hervor. Wir hoffen
auf eine unproblematische Weiterführung im nächsten Jahr, damit die
Mitarbeiterinnen vom DOKU motiviert weitermachen können! Est
girls only
Picknick im Park
In Wien veranstaltet die Mobile Jugendarbeit Back on Stage 5 diesen
Sommer wieder ihre Mädchenpicknicks. Die Idee dazu entstand im Rahmen der aufsuchenden Jugendarbeit. Angeregt durch Gespräche mit
jungen Parkbesucherinnen, wurde zusammen mit einigen Mädchen aus
dem Bezirk ein Konzept für „gemütliche, ungestörte Stunden im Park“
ausgearbeitet und im Sommer 2004 erfolgreich umgesetzt. Ziel der Aktion ist nicht nur die Stärkung der Handlungskompetenz von Mädchen
im öffentlichen Raum, sondern auch die Vernetzung der Margaretner
Mädchen untereinander. Treffpunkt ist auch heuer wieder das Büro von
Back on Stage 5 – es wird gemeinsam eingekauft und los geht’s: ab in
den Park, raus mit der Picknickdecke und nach Lust und Laune quatschen oder einfach nur abhängen und ungestört öffentlichen Raum
nutzen. reb
Infos und Sommertermine: Back on Stage 5, 5., Strobachgasse 4.,T. 01/5853196 (Gina verlangen). www.mobilejugendarbeit.at
„Wir können uns keine
frauendoku graz
plus.minus
www.doku.at
beratungsstelle I
Gegen Frauenhandel
Vor kurzem wurden an der Uni Klagenfurt die Ergebnisse des EU-InteregProjektes W.E.S.T. (Women East Smuggling Trafficking) präsentiert, das
in Zusammenarbeit von Kärnten, Niederösterreich und der italienischen
Provinz Emilia-Romagna Frauenhandel (von Osteuropa nach Italien)
zum Zwecke der Prostitution erforschte. Die Ergebnisse bezeichnet die
Kärntner Frauenbeauftragte Helga Grafschafter als Zeugnisse „moderner Sklaverei“. Kärnten ist dabei nicht Zielland des Menschenhandels
plus.minus Reaktionen und Anregungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“
Kinder kaufen“
Kanzler Schüssel gibt sich bei einem Festakt
anlässlich „50 Jahre Familienlastenausgleichsfonds“ gewohnt scharfsinnig. Und
lobt bei der Gelegenheit auch die Kostenübernahme bei In-Vitro-Fertilisationen durch
den Fonds, wodurch Österreich nun 1000
zusätzliche Kinder zur Verfügung stünden.
Dass diese Leistungen nur verheirateten
Paaren zugesprochen werden, versteht sich
wohl von selbst. Schließlich brauche Österreich „das Bekenntnis zu Ehe und Familie“
und „eine familienfreundliche Gesinnung“.
Letztere stellt die Regierung vor allem mit
ihrer Asylpolitik gerne unter Beweis.
06 an.schlägejuli august 2005
immerhin
wenigstens
sensible sprache
späte reue
Schwer tun wir uns oft genug für diese Rubrik
ein Plus zu finden. Diesmal wurden wir aber positiv überrascht! Die Zeitschrift „mein job“, die
neben Stellenanzeigen auch Tipps für die Jobsuche enthält, benutzt durchgehend geschlechtergerechte Sprache. Das Binnen-I ist damit Mainstream. Erfreulich auch der Kommentar zur
geplanten SchwerarbeiterInnenregelung in
Ausgabe Nr. 58. Redaktionsleiter Klaus Kienesberger kritisiert darin den Plan Schwerarbeit
nach dem Kalorienverbrauch zu bewerten. Dies
lasse psychische Belastungen außer Acht, die
typisch für vor allem von Frauen geleistete Arbeit wie etwa der Altenpflege sind. +
Dass homosexuelle und transgender Opfer des
Nationalsozialismus hierzulande totgeschwiegen werden, ist eine Schande für sich. Ein
dickes Plus daher für Wiens Frauenstadträtin
Sonja Wehsely und den Wiener Kulturstadtrat
Mailath-Pokorny, die nun auf Initiative der
HOSI die Errichtung eines eigenen Mahnmals
am Morzinplatz ankündigten. Acht international renommierte KünstlerInnen wurden um
ihre Entwürfe gebeten, die von einer Fachjury
gemeinsam mit einem eigens eingerichteten
Community-Beirat bewertet werden sollen.
Damit wird den tausenden Opfern nun endlich
ein Denkmal gesetzt. +
an.rissösterreich
sondern eine Drehscheibe des Schlepperwesens Richtung Süden. Nur 31 Prozent der Frauen bleiben in Österreich. In Zusammenarbeit von Uni Klagenfurt, dem Verein Apsis und dem Weißen Ring wurde ebenfalls erhoben, dass
29 Prozent der Opfer erst zwischen 14 und 17 Jahren alt sind. Ein Ausstieg ist
kaum möglich. Gerade da möchte nun das Referat für Frauen und Gleichbehandlung ansetzen, indem eine Beratungsstelle für Opfer von Frauenhandel
eingerichtet wird. Dort will man den Frauen vermitteln, dass sie keine Einzelfälle sind und ihnen mögliche Hilfsangebote aufzeigen. Das klingt nach einem engagierten Projekt.Wir werden weiter darüber berichten. Est
an.ruf
Renate Billeth sprach mit Waltraud Pomper
Lichtblicke
promotion im kindergarten
Prost, Mahlzeit!
Du bist Mitbegründerin und Pressesprecherin der deutschen Feministischen Partei „DIE FRAUEN“. Seit wann gibt es euch?
Vor den Unis wird ja ständig Promotion betrieben: Cola, Joghurt und jede
Menge Zeitungen werden da verteilt. Findige Firmen haben jetzt allerdings eine jüngere Zielgruppe entdeckt: Kindergartenkinder. Und weil
man Unmündige ja doch nicht einfach so auf Konsum prägen kann, holt
man sich Unterstützung auf höchster politischer Ebene, indem man einer
Gesundheitsministerin die Idee verkauft, den Kindergartenkindern Lust
an Bewegung und gesunder Ernährung zu vermitteln, auch wenn man
eine Fast-Food-Kette ist. Der Clown Ronald McDonald ist bei den Kindern
angeblich der Renner. Werbegeschenke gibt es auch, zwar keine Pommes,
dafür zum Bespiel Puzzles mit dezentem Firmenlogo. Neuerdings versucht sich der Limonadenhersteller Dreh&Trink in Sachen Kindersicherheit auf Spielplätzen, unterstützt von einer Broschüre und – zumindest
auf der einleitenden Pressekonferenz in einem KIWI-Kindergarten in Wien - Zuckerwasser in Plastikflaschen. Im Gesundheitsministerium will
man davon nichts gewusst haben, wiewohl ATV+-SeherInnen Ministerin
Rauch-Kallat in einem Beitrag zu ebendieser Pressekonferenz erkannt haben wollen. Für die SPÖ-Abgeordnete Andrea Kuntzl Grund genug für eine parlamentarische Anfrage. Wir sind einstweilen gespannt auf den
nächsten „Weniger Staat – mehr Promotion“-Coup der Regierung! Est
Es ist sicherlich ein Lichtblick. Aber Frau Merkel hat sich an die Männerpartei CDU angepasst und vertritt deren Inhalte und Interessen.
Feministische Politik hat da keine Chance.
beratungsstelle II
Würdet ihr dennoch eine Kanzlerin Merkel einem Kanzler Stoiber vorziehen?
Eine Zukunft nach FGM
Durch Waris Diries Roman „Wüstenblume“ wurde 1998 der Fall der weiblichen Beschneidung zum ersten Mal auch für ein breiteres Publikum in Europa publik. Im Juni 2005 eröffnete unter dem Namen „Bright Future“ in
Österreich die erste FGM – Beratungsstelle, getragen von der Afrikanischen
Frauenorganisation und finanziert durch die Stadt Wien, die damit ein Pilotprojekt, welches 1998 gestartet wurde, institutionalisiert. Der Name symbolisiert die Richtung, in die betroffenen Frauen mit Hilfe der Beratungsstelle
gelenkt werden sollen, um, wie Frauenstadträtin Sonja Wehsely erklärt, diesem brutalen Ritual endlich ein Ende zu bereiten. Denn wie die WHO erhoben hat, stehen diejenigen Länder, in denen FGM praktiziert wird, weltweit
an der Spitze der Müttersterblichkeit.Wie zum Beispiel in Ägypten, Äthiopien, dem Sudan oder Djibout, wo fast 100 Prozent der Frauen betroffen
sind, was 6000 Genitalverstümmelungen an Mädchen pro Tag ausmacht.
„Bright Future“ berät Betroffene, legt aber auch Wert auf Aufklärungsarbeit
bei Frauen und Männern. Prinzipiell kann man während den Öffnungszeiten jederzeit bei der Beratungsstelle vorbeikommen, welche allerdings gynäkologische oder psychologische Betreuung in Anspruch nehmen möchte,
sollte einen Termin vereinbaren. CHa
Die Partei wurde 1995 in Kassel gegründet – wir feiern also Jubiläum.
Werdet ihr bei den kommenden Bundestagswahlen antreten?
In einigen Ländern bestimmt. Es kommt darauf an, die erforderlichen beglaubigten Unterstützungsunterschriften zu sammeln, damit wir überhaupt zugelassen werden. Angesichts der Kürze der Zeit ist das schwierig.
Habt ihr Skrupel der politischen Linken für den Wahlausgang entscheidende Stimmen wegzunehmen?
Nein. Die Linken machen keine feministische Politik.
Erstmals hat mit Angela Merkel eine Frau reelle Chancen auf die deutsche
Kanzlerinnenschaft. Ist das (k)ein Grund zu feiern?
Ja. Merkel ist wenigstens nicht so verbohrt. Aber eine wirkliche Alternative ist sie für Feministinnen nicht.
Warum sollte frau euch wählen?
Wir stellen die Rechte von Frauen in den Mittelpunkt unserer Politik.
Wir wollen für Frauen das Recht auf Selbstbestimmung in Bezug auf
Schwangerschaft, Sexualität und Wahl der Lebensweise verwirklichen. Wir wollen ökonomische Unabhängigkeit für Frauen und damit
die Umverteilung der Arbeit, der Macht, des Geldes . Wir wollen eine
Gesellschaft ohne Gewalt, Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg.
Wir wollen für alle Personen, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer
Herkunft oder Nationalität gleichwertige Lebensbedingungen.
Gibt es auch bekennende WählER von „Die Frauen“?
Wenn du mit „bekennend“ ein Bekenntnis in der Öffentlichkeit
meinst, kenne ich keinen. Im privaten Bereich habe ich schon mal
gehört, dass der eine oder andere feministisch wählt.
www.feministischepartei.de
9., Türkenstraße 3, Mo-Fr 9-17 Uhr, T. 01/3192693
juli august 2005an.schläge 07
Fo t o : A r c h i v
gesetzantistalking
Tatort: Leben
Wenn Frauen von ihren Ehemaligen belästigt und terrorisiert werden, werden sie mit
dieser Situation in Österreich alleine gelassen. Karin Eckert über die aktuellen
politischen Debatten zu einem notwendigen Gesetz.
1 In der Folge wird deshalb von den
Tätern als männlichen Personen
ausgegangen.
08 an.schlägejuli august 2005
Sie zuckt zusammen, wenn das
Telefon klingelt. Abheben oder
nicht? Vielleicht ist es ja schon
wieder er ... Ihr Herz klopft bis
zum Hals, sobald sie das Haus
verlässt. Möglicherweise steht er um
die Ecke und folgt ihr wieder in einigen
Metern Abstand? Jedes Mal, wenn er im
Geschäft auftaucht, in dem sie arbeitet,
fürchtet sie, ihr Vorgesetzter könnte von
der Sache Wind bekommen und ihr Probleme machen. Der aufgestochene Autoreifen letzte Woche ist wahrscheinlich auch auf sein Konto gegangen.
Schlafstörungen, Depressionen, Magenschmerzen sind ihre ständigen Begleiter. Oder ist sie schon paranoid? Viel-
leicht bildet sie sich das alles nur ein
und sie ist hysterisch, so wie der Polizist
ihr neulich vorwarf? Die Diagnose ist
klar: Stalking.
posttraumatischen Belastungsstörungen. Die Flucht vor dem Täter kann mit
massiven sozialen und finanziellen
Auswirkungen verbunden sein, wie etwa dem Verlust der Arbeit, der Wohnung, des FreundInnenkreises. So zieAngst. Achtzig Prozent der Opfer sind
hen sich die Betroffenen bisweilen aus
Frauen. Laut einer ifes-Studie in Wien
hat jede vierte Frau Erfahrung mit Stal- Angst vor weiteren Übergriffen zurück.
Sie werden mitunter misstrauisch und
king, Die TäterInnen sind zu neunzig
introvertiert, wie eine Studie aus dem
Prozent Männer1 – mehrheitlich ExJahr 1998 heraus fand. „Ich kann tun
partner oder verschmähte Liebhaber.
und lassen, was ich will – er findet
Durchschnittlich hält der Psychoterror
mich überall. Die Macht, die der Mann
ein bis zwei Jahre an, kann sich aber
über das Leben entwickelt, wird ganz
auch über mehrere Jahre ziehen. Die
massiv erlebt. Es ist ein Gefühl der
Folgen der Dauerbelastung und des
Gefühls des Ausgeliefertseins sind phy- Hoffnungslosigkeit. Der Tatort ist kein
sische und psychische Leiden, bis hin zu abgegrenzter: er ist das gesamte Le-
antistalkinggesetz
wiesen auf das gesetzliche Manko hin.
Im darauffolgenden Jahr wurde die Politik erstmals aktiv. In Wien wurde auf Betreiben von Rot und Grün eine Vier-Parteien-Resolution einstimmig angenommen. Weitere Bundesländer folgten. Ein
wichtiges Zeichen Richtung Parlament
– nicht mehr und nicht weniger. Denn
die eigentlichen gesetzlichen Regelungen müssen auf Bundesebene passieren, will man ein schlagkräftiges InstruZahnlose Maßnahmen. Auch wenn inzwiment schaffen. Und was macht die
schen eine Diagnose gestellt werden
Frauenministerin? „Wenn sie direkt darkann, Therapie gibt es in Österreich bis
auf angesprochen wird, verweist sie sojetzt keine. Das Gewaltschutzgesetz
fort auf Karin Miklautsch. Sie sei nicht
weist Lücken auf, sodass das Verhalten
der Täter meist im gesetzlichen Rahmen zuständig. Das macht sie überhaupt
bleibt: Wenn es bei ehemaligen Partner- gerne, wenn’s um Frauenbelange geht“,
Innen eine gemeinsame Wohnung gab, berichtet Brigid Weinzinger, Frauensprecherin der Grünen, kopfschüttelnd. Anso kann die Betroffene bei Gericht eine
Einstweilige Verfügung (EV) und damit fang des Jahres wurde von eben dieser
eine Wegweisung veranlassen, die auch Justizministerin eine Arbeitsgruppe mit
VertreterInnen des Justiz- und InnenmiKindergarten und Schule umfassen
nisteriums, des Frauennotrufs und der
kann. Nach drei Monaten läuft die EV
Polizei ins Leben gerufen, die einen Geallerdings aus, und wenn der Täter sie
setzesentwurf vorbereiten soll. Was in
weiter verfolgt, kann die Frau nur darauf hoffen, dass eine weitere EV ausge- der Arbeitsgruppe passiert – das weiß
niemand so recht. APA-Meldungen
sprochen wird. Sie kann auf Unterlaszufolge soll der Entwurf im Herbst
sung klagen, was mit Kostenrisiko vervorliegen.
bunden ist. Zudem muss sie selber Beweise heranschaffen. Eine Verständigung der Telekommunikationsbehörde
Politische Befindlichkeiten. In der Zwiüber Telefonterror zieht maximal eine
schenzeit hat sich einiges an politiVerwaltungsstrafe nach sich. Vermutschem Geplänkel zugetragen, das aber
lich ändert der Täter dann einfach seine nicht unbedingt auf ein schlechtes ErStrategie und findet neue Möglichkeigebnis aus dem Justizressort schließen
ten sich in das Leben der Betroffenen
lässt. Ein parlamentarischer Vierparteihinein zu drängen. Ein Kritikpunkt seien-Entschließungsantrag, der nicht
tens der ExpertInnen betrifft den eng
mehr ist als der grundsätzliche Entgefassten Personenkreis, der vom Geschluss etwas ändern zu wollen, wäre
waltschutzgesetz erfasst wird. Denn Ex- fast geplatzt, so unverbindlich waren
partner, mit denen kein gemeinsamer
zwischenzeitlich die von den RegieHaushalt bestand, sind von einer EV
rungsparteien abgesegneten Entausgenommen. Die Hilfestellungen, die schlüsse. Dennoch spricht einiges
bis dato möglich sind, reichen also bei
dafür, dass ein akzeptables Resultat erweitem nicht aus und sind auch nicht
zielt werden könnte: „Ich denke, die FPÖ
schnell genug wirksam. Die Polizei hat
wollte das ein bisschen für sich vereinkeine Handhabe.
nahmen. Deshalb war es ihnen sehr
unangenehm, dass da ein detaillierter
Diskussionen. Zu Beginn der 1990er Jahre Antrag mit klaren Vorgaben von der
Opposition kommt“, schätzt Weinzinwurden in den USA eigene Anti-Stalking-Gesetze eingeführt, weitere Länder ger den Rückzieher ein. In das selbe
zogen nach. In Deutschland sind Aspek- Horn stößt SP-Frauensprecherin Gabrite von Psychoterror im Gewaltschutzge- ele Heinisch-Hosek: „Ich habe das Gesetz erfasst. Seit 2003 in Wien die erste fühl, die Ministerin wollte nicht, dass
man ihr schon die Lösung anbietet. Sie
Psychoterrorkonferenz Österreichs abkann den Entwurf fürs Bundesgesetz,
gehalten wurde, ist auch hierzulande
den die Wienerinnen bereits erarbeitet
Bewegung in die Angelegenheit gehaben, nicht übernehmen. Sonst verkommen. ExpertInnen von NGOs und
liert sie ihr Gesicht.“ Obwohl sich OpPolizei, Richterinnen und Anwältinnen
ben“, erzählt Karin Spacek, Leiterin des
Wiener Frauennotrufs, aus ihrer Beratungserfahrung. Den Drohungen des
Täters müssen nicht unbedingt auch
Taten folgen. Eine Untersuchung der
John Hopkins University zeigte allerdings, dass achtzig Prozent der Mordopfer ein Jahr vor der Tat durch den
Partner gestalkt wurden.
position und auch Frauennotruf zuversichtlich zeigen, gibt es einige Knackpunkte, die nötigenfalls in der Begutachtungsphase hineinreklamiert werden müssen. Für alle drei Frauen ist
klar, dass eine Verankerung im Zivilrecht nicht ausreicht. Im Strafgesetz
festgesetzt, muss die Polizei als Vertretung des Staates eingreifen. „Für uns ist
klar: Es ist Gewalt und da kann ich
nicht sagen, macht euch das untereinander aus. Das ist keine Privatsache,
sondern es ist Aufgabe des Staates, das
Opfer zu schützen“, erklärt Spacek unmissverständlich.
Sanktionen. Um flexibel reagieren zu können, wird es wichtig sein, die gesetzlichen Lücken in mehreren Bereichen zu
schließen: über das Sicherheitspolizeigesetz, die Exekutionsordnung und die
Strafprozessordnung, so die SP-Sprecherin. Auch Weinzinger betont, dass Regelungen in mehrere Gesetze miteinander
verpackt werden müssten. „Es kann
nicht rauskommen, was eine Zeitlang
von der Regierung überlegt wurde: Wir
machen ein eigenes Anti-Stalking-Gesetz, das hat dann vermutlich drei Seiten und keinerlei Auswirkungen.“ Gretchenfrage wird sein, wie die Sanktionen
aussehen und wie ausführlich die Tatbestände definiert werden. Denn je umfassender diese aufgelistet sind, umso
eher kann gegen Stalker vorgegangen
werden.
Nächstes Jahr könnte das neue Gesetz stehen. Was aber kann bis dahin
getan werden? ExpertInnen raten, dem
Täter nur einmal klar zu machen, dass
frau keinen weiteren Kontakt wünscht.
Jeder noch so kleine Dialog bestätigt
den Täter in seinem Ansinnen. Dokumentation und Sammeln von Beweisen
sind bei rechtlichen Schritten wichtig.
Wird das private und berufliche Umfeld
nicht informiert, stärkt das den Täter.
Zudem könnte so eine Geheimnummer
oder neue Wohnadresse unabsichtlich
weiter gegeben werden. Beratungsstellen informieren über rechtliche Möglichkeiten. Sie sind aber auch in psychischer Hinsicht unterstützend:„Es ist
wichtig, den Betroffenen Verständnis
entgegen zu bringen, ihnen klar zu machen, dass das nicht ihre Schuld ist“, erklärt Spacek. „Denn ihr Gefühl ist richtig. Nicht normal ist nur das Verhalten
des Täters.“
❚
Informationen zum Thema:
www.psychoterror.konferenz.wien.at
www.stalking.at
www.liebeswahn.de
www.stalkingforum.de
Beratung:Wiener Frauennotruf
T. 01/717 19;
Kriminalpolizeiliche Beratung:
T. 0800/216346
juli august 2005an.schläge 09
Fo t o : H o s s a i n M i r z a i e
öhwahlen
„Die haben nicht die letzte Weisheit“
Die von der Bundesregierung geplante Umfärbung der ÖH ist misslungen! Nach den
Erfolgen von VSStÖ und GRAS bei den letzten ÖH-Wahlen wird es nun wieder
eine linke Koalition geben. Von Paula Bolyos
„Hätten Studierende in
Freiräumen die Möglichkeit
eigenes Denken weiterzuentwickeln, würden sie auch die
richtigen Entscheidungen
treffen“, zeigt sich Rosa
Nentwich-Bouchal (links)
– hier gemeinsam mit der
zweiten GRAS-Spitzenkandidatin
Doris Gusenbauer (rechts) –
optimistisch.
10 an.schlägejuli august 2005
Am 10. November 2004 löste
Bildungsministerin Gehrer
nicht nur innerhalb der ÖH
Empörung aus, als sie die Novelle zum neuen HochschülerInnenschaftsgesetz (HSG) präsentierte.
Das Ergebnis der ÖH-Wahlen (31.5 - 2.6.)
macht unter anderem auch die Ablehnung einer Umfärbung der ÖH durch
die österreichischen Studierenden deutlich.
Der Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) erlangte österreichweit
15 Mandate und wurde somit erstmals
in seiner Geschichte mandatsstärkste
Fraktion. Auf Platz zwei landeten mit je
14 Mandaten die Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS) und die ÖVPnahe Aktionsgemeinschaft (AG). Die
Fachschaftslisten Österreichs (FLÖ) erhielten nur 11 Mandate.
Der Wahlmodus nach der HSG-Novelle führte zu einer Aufwertung der
Stimmen auf kleineren Universitäten.
Da diese traditionell eher von FLÖ oder
AG dominiert wurden, hatte man/frau
mit einer Umfärbung des bisher mehrheitlich rot-grünen bundesweiten Studierendenparlaments gerechnet, das
nach dem neuen Wahlmodus nicht
mehr direkt gewählt wurde. Doch am
29. Juni wird nach der konstituierenden
Sitzung des Studierendenparlaments
die Koalition für weitere zwei Jahre feststehen.
ExpertInnen. Kritik an der Bildungspolitik
der Bundesregierung wurde von Seiten
der ÖH nicht erst seit dem Beschluss
zur HSG-Novelle geübt. Die Ökonomisierung aller Bildungsbereiche war ein
wichtiges Thema in der Arbeit der bisherigen Exekutive. Denn die Verwertung
von Bildung auf dem freien Markt steht
im Vordergrund der Kampagnen und
Gesetzesmaßnahmen der derzeitigen
Regierung. „In der Realität ist Bildung
für viele Menschen wichtig, um arbeits-
wahlenöh
fähig zu sein, um überleben zu können;
aber das ist eben nicht der einzige Faktor“, meint Rosa Nentwich-Bouchal, neben Doris Gusenbauer Spitzenkandidatin der GRAS. Bildung sei darüber hinaus in einem Sinn zu verstehen, der auf
„Selbstbestimmung“ und ein „sich
selbst gewahr werden“ hinweist. Damit
spreche sie den demokratischen Aspekt
von Bildung an: „Wir leben in einer demokratischen Gesellschaft und
grundsätzlich müsste man davon ausgehen, dass die Gesellschaft weiterhin
zu demokratisieren wäre. Das heißt, alle
Leute müssen Zugriff auf Bildung und
Mitbestimmung haben, denn nicht umsonst wird gesagt: ,Wir leben in einer
Wissensgesellschaft’ und ,Wissen ist
Macht’.“ Derzeit sei die Möglichkeit der
Bildung jedoch auf einen kleinen Kreis
konzentriert, der durch den Diskurs
über „ExpertInnen“ deutlich gemacht
werde: „Diese können entscheiden und
für den Rest wird zum Wohle entschieden. Aber ExpertInnen haben doch
nicht die letzte Weisheit. Vielmehr sind
Menschen ExpertInnen ihrer eigenen
Lebensrealität.“
mangle es an den Universitäten massiv: „Die Räume auf den Universitäten
sind meistens nur für ganz bestimmte
Funktionen angelegt; auch diese
Raumverteilung unterliegt dem Effizienzdiskurs. Nur der Raum, der einen genau bestimmten Nutzen hat, ist auch
effizient angelegt. Was es braucht, sind
aber Räume, in denen Studierende
die Möglichkeit haben sich selbst frei
zu entwickeln, nicht vordeterminiert
durch Vorlesungen eigene Denkweisen zu entwickeln.“ Das letzte Ziel sei
jedenfalls nicht, die eigene Ideologie
durchzusetzen, sondern die Studierenden dabei zu unterstützen, selbst Ziele
zu finden. Denn, so Rosa: „Ich wäre
nicht Teil einer linken ÖH, wäre ich
nicht der Meinung, dass die Ansichten
dieser ÖH zum freien Hochschulzugang die besseren sind.“ Hätten Studierende in Freiräumen die Möglichkeit
eigenes Denken weiterzuentwickeln,
würden sie auch die richtigen Entscheidungen treffen.
einer Studierendenvertretung durch
Studierende darüber abgestimmt werden, ob ein Curriculum mehr Wahlfächer bekommt. Und dafür ist es dann
die Aufgabe der Bundesvertretung, die
Kommunikation mit Rektorenkonferenz,
dem Ministerium oder auch autonomen Bildungsgruppen herzustellen
oder zu unterstützen.“
Sexismen. Feministische Politik umzusetzen, ist ein wichtiges politisches Ziel
beider Fraktionen. In der praktischen
ÖH-Arbeit besteht aber trotz der guten
Vorsätze die gesamte ÖH zu „feminisieren“ immer wieder die Gefahr, dass
feministische Projekte oder Inhalte
automatisch dem Frauenreferat „zugeschoben“ werden. Nur wenige Männer
– und auch nicht alle Frauen – sehen es
als Selbstverständlichkeit an, feministische Sichtweisen in ihrer Arbeit einzunehmen. Dieses Problem kennen auch
die beiden Spitzenkandidatinnen:„Das
ist für viele die einfachste Lösung,“ erklärt Barbara. „Weil, wenn wir schon ein
Frauenreferat haben, dann sollen die
Mitbestimmung. Ein häufiger Kritikpunkt
an der Arbeit der Bundesvertretung war sich doch damit beschäftigen. Das ist
oft ein Problem – dass in Organisatiobisher die mangelnde Vernetzung mit
Zugangsbeschränkungen. Das große Thema den anderen ÖH-Ebenen, aber auch die nen, die sich prinzipiell zur Frauenförderung bekennen, das Thema hin zu Einfehlende Kommunikation mit Studieinnerhalb der ÖH werde die nächsten
renden und die nur geringe Möglichkeit zelpersonen delegiert wird. Eine Sache,
zwei Jahre das der Zugangsbeschränzur aktiven Mitbestimmung. Für Barba- die ich in den nächsten beiden Jahren in
kungen sein, meint VSStÖ-Spitzenkanra ist eine bessere Zusammenarbeit der der ÖH gerne ändern würde. Was
didatin Barbara Blaha. „Ich bin davon
spricht dagegen, dass sich ein bildungsüberzeugt, dass Bildung ein Menschen- verschiedenen ÖH-Ebenen ein wichtipolitisches Referat mit den Auswirkunger Aspekt ihrer Arbeit: „Kommunikatirecht ist, weil es ein Instrument zur
gen der Zugangsbeschränkungen auf
on ist immer verbesserungswürdig.
Emanzipation ist. Nicht zuletzt wegen
Beim Projekt „Diskriminierungsbericht“ Frauen auseinandersetzt?“
meiner eigenen Situation bin ich eine
Auch mit verbaler sexistischer Geetwa sind wir natürlich auf Berichte vor
glühende Verfechterin des offenen
walt machen Frauen in der ÖH ErfahOrt angewiesen, genauso wie bei der
Hochschulzugangs. Als ArbeiterInnendarauf folgenden Antidiskriminierungs- rungen. Rosa sieht hier vor allem die
kind bin gerade ich noch wegen der
Notwendigkeit einer Bewusstseinsbilcharta, die ja vom Senat der jeweiligen
Öffnung der Hochschulen der 1970er
dung von Männern. Eine Idee dazu
Universität beschlossen werden soll –
Jahre an die Uni gekommen und leide
jetzt unter den Studiengebühren. Mein da sind wir absolut auf die Universitäts- wären Feminismus-Workshops für die
Kollegen. Barbara ist der Meinung, dass
vertretungen angewiesen.“
Bildungsideal ist deshalb: allen MenFrauen sich vor allem auch gegenseitig
Gemeinsame Arbeit wie auch verschen höchstmögliche und hürdenfreie
unterstützen müssen: „Die wirkliche
Bildung.“ Für Rosa zeigt sich gerade an stärkte studentische Mitbestimmung
möchte Rosa in den kommenden Jahren Herausforderung ist es dann, sich in der
der Diskussion über Themen wie den
Zukunft gegenseitig als Frauen den
umsetzen: „Einerseits geht es darum,
Zugangsbeschränkungen die WichtigRücken zu stärken, eben nicht klein beiBereitschaft zu zeigen, auch die Perkeit studentischer Mitbestimmung:
zugeben oder eine Frau vorzuschicken,
„Diese Aufgabe, nämlich kritische Stim- spektiven von anderen durchzudenken
die dann alleine mit ihrer Kritik dame in der Öffentlichkeit zu sein, hat die und zu diskutieren. Dazu ist Vertrauen
notwendig. Wir müssen den Blick dafür steht.“
ÖH bisher sehr gut übernommen.“ AlDie beiden Spitzenkandidatinnen
schärfen, dass es unterschiedliche Lelerdings dürfe die Diskussion an diebensrealitäten gibt. Und bei der Mitbe- haben nun die Gelegenheit, ihre optimisem Punkt nicht stagnieren. Vielmehr
stimmung der Studierenden sollte man stischen Ziele gemeinsam mit ihren
müsse Studierenden die Möglichkeit
in kleineren Strukturen denken: Eine Ur- KollegInnen von VSStÖ und GRAS auch
gegeben werden, in HörerInnenverin den kommenden zwei Jahren weiter
abstimmung muss nicht bundesweit
sammlungen und in eigenen Räumen
umzusetzen.
❚
zu diskutieren, doch gerade an solchen stattfinden. Es kann beispielsweise bei
Als ArbeiterInnenkind ist
Barbara Blaha vom VSStÖ
„eine glühende Verfechterin
des offenen Hochschulzugangs“.
juli august 2005an.schläge 11
internationalan.riss
deutschland
Mahnmal
schweiz
„... zu Frau & Frau“
Was für viele noch wie Zukunftsmusik klingt, ist in der Schweiz bereits
Wirklichkeit geworden. Seit dem 18. Juni ist es laut dem sogenannten
Partnerschaftsgesetz nun möglich, dass auch Schwule und Lesben ihre
PartnerInnenschaft auf dem Zivilstandesamt registrieren lassen können. Für die eingetragenen Paare gelten nun fast die selben Rechte und
Pflichten wie für Hetero-Ehepaare. Weiterhin keinen Zugang haben sie
zu Methoden der künstlichen Fortpflanzung und zur Adoption.
Mit einer klaren Mehrheit von 58 Prozent stimmten die SchweizerInnen per Volksabstimmung für das Gesetz. Ulrike Lunacek von „die
Grünen andersrum“ glaubt, dass ein solches Abstimmungsergebnis
auch in Österreich der Fall sein würde. „Die öffentliche Meinung ist viel
positiver als manche das meinen“. Aus diesem Grund kämpft sie auch
im Parlament für „ein Ende der Diskriminierung“ und dafür, „das die Ehe
für Lesben und Schwule aufgemacht wird.“ cosa
In einem Park in Berlin Kreuzberg errichteten Frauen anlässlich der
Vergewaltigung einer Frau ein Mahnmal, das an diese und jede andere Vergewaltigung erinnern soll. Sie verfassten folgende Presseaussendung: „In der Nacht vom 20.05.05 auf 21 .05 .05 wurde im
Viktoriapark (Berlin, Kreuzberg) ein Mahnmal für Frauen, die Opfer
von Vergewaltigung wurden, aufgestellt. Anlass war eine Vergewaltigung, die an diesem Ort vor 2 Jahren stattfand. Eine von Vielen! Jede
Vergewaltigung ist Erniedrigung und Folter. Wir fordern, dass die
Frauenfigur an dieser Stelle stehen bleiben kann, um andere Frauen
zu stärken, über ihre Gewalterfahrungen zu sprechen, sich Unterstützung zu holen und gemeinsam zu handeln. Wir wollen dass sich Frauen an ALLEN Orten ohne Angst bewegen können! Wir wollen dass
keine Vergewaltigungen mehr stattfinden, dass es nie wieder passiert, keiner Frau auf dieser Welt! Wir wollen ein Zeichen setzen, dass
Vergewaltiger gestoppt werden und Gewalt gegen Frauen beendet
wird. Kommt vorbei und schaut es euch an (Viktoriapark, Eingang
Grossbeerenstr., links vom Wasserfall). Ihr werdet sie nicht übersehen, sie wird euch entgegenschreien.“ pabo
spanien
Konservative Demonstration
In Madrid demonstrierten am 18. Juni zehntausende Menschen gegen
die Zulassung der Ehe von Lesben und Schwulen. Die Demonstration
hatte das Spanische Familienforum, eine katholische Gruppierung,
organisiert. PolitikerInnen der konservativen Opposition, wie auch der
spanische Erzbischof nahmen teil.
Die von den regierenden SozialistInnen eingebrachte Gesetzesvorlage plant neben der Zulassung der Eheschließung auch die Adoption
von Kindern durch gleichgeschlechtliche PartnerInnen. Das Gesetz wird
voraussichtlich in wenigen Wochen verabschiedet werden. Nach Umfragen unterstützt eine Mehrheit der SpanierInnen das Gesetz. pabo
schweiz
chile
FrauenSicht
Seit 2003 informiert die Schweizer FrauenSicht über internationale frauenspezifische Themen. Aus Zeitungen, Zeitschriften und Internet werden
Informationen gesammelt, die viermal im Jahr in gebündelter Form erscheinen. Quellen sind unter anderem auch Frauensolidarität, der Standard, Der Spiegel, NZZ am Sonntag, Le Monde oder International Herald
Tribune. Die aktuelle Nummer bietet wieder einige interessante Schwerpunkte: Von Abtreibung über Gewalt an Frauen bis zu Sport und Wissenschaft sind mit etwa halbseitigen Artikeln in alphabetischer Reihenfolge
einige Themen abgedeckt. Auch die Leserinnen können sich an der Informationssammlung beteiligen: Artikel, die sie für wichtig halten, können
per Post, Fax oder Mail an die FrauenSicht gesendet werden.
Ein Abo der FrauenSicht kostet 39 Euro pro Jahr. Die Jahrgänge 2003
und 2004 sind zum Preis von 17 Euro für Abonnentinnen, 39 Euro für
Nicht-Abonnentinnen auf Diskette erhältlich. Die nächste Nummer erscheint Anfang August. pabo
FS-Verlag, Postfach 193, CH-3095 Spiegel, www.frauensicht.info, Fax: 0041 / (0) 31 972 77 33
12 an.schlägejuli august 2005
Homophobie
Am 12. Mai wurde der Richterin Karen Atala vom Obersten Gerichtshof
in dritter Instanz das Sorgerecht für ihre drei Töchter entzogen. Das Gericht begründete das Urteil mit dem Argument, die lesbische Beziehung der Frau stelle eine „Gefahr für die Entwicklung“ ihrer Kinder dar.
Bereits im Mai des vergangenen Jahres hatte das oberste Gericht mit
knapper Mehrheit entschieden, das Sorgerecht dem Vater der Kinder
zuzusprechen. U.a. könne die „Abwesenheit eines männlichen Vaters
im Haushalt und seine Ersetzung durch eine weibliche Person zur Verunsicherung über Geschlechterrollen“ bei den Kindern führen. Die beiden Richter, die sich dem Urteil nicht angeschlossen hatten, stellten fest,
dass es sich am „Rande der Legalität“ befinde. Es kam zu Protesten von
Frauengruppen, katholischen Vereinigungen und Rechtsanwältinnen.
Karen Atala reichte Klage beim Interamerikanischen Menschenrechtshof ein, der in der Folge das Oberste Gericht Chiles zu einer Stellungnahme aufforderte. Dieses wies jedoch die Diskriminierungsvorwürfe zurück.
an.rissinternational
weitere ArbeiterInnen verloren ihren Arbeitsplatz. Die beiden Unternehmen sind unter anderem Zulieferbetriebe von Zara, Karstadt/
Quelle und Carrefour. Während Zara und Karstadt/ Quelle behaupten, die Einhaltung von Arbeitsrechten und Sicherheitsstandards ihrer Zulieferbetriebe zu überprüfen, zeigt dieser Vorfall wieder deutlich, dass Kontrollen nicht oder nicht ausreichend durchgeführt werden. Wie Clean Clothes berichtet, erhielten die ArbeiterInnen nicht
einmal den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn und mussten
zusätzlich sieben Tage pro Woche arbeiten, zum Teil bis nach Mitternacht.
Clean Clothes fordert auf, sich an dem Protest gegen die Firmen zu
beteiligen. Ein vorgedrucktes Protestmail kann problemlos von der Clean-Clothes-Homepage aus abgeschickt werden. Auch weitere Infos zu
den Zuständen in den Zulieferfabriken sind auf der Homepage nachzulesen. pabo
Das Urteil wird von Menschenrechtsgruppen als diskriminierend
und homophob bezeichnet:„Diese Richter bremsen die Entwicklung einer freieren Gesellschaft. Sie sind die gleichen, die sich weigerten, die
Menschenrechtsverbrechen der Diktatur strafrechtlich zu verfolgen.“ pabo
Quelle: www.npla.de
www.cleanclothes.at
iran
bangladesch
Fabrikseinsturz
Am 11. April stürzte in der Industriestadt Savar ein Fabriksgebäude ein,
in dem nach Mitternacht noch etwa 450 ArbeiterInnen der Spectrum
Sweater Ltd und Shahriyar Fabrics Ltd ihrer Arbeit nachgingen. Dabei
wurden 74 ArbeiterInnen getötet und mehr als 100 verletzt. 5000
wyber.space
www.genderweblogs
Fo t o : c l e a n c l o t h e s
Politische Premiere
Am 24.Juli wird erstmals in der Geschichte des Iran eine Stichwahl
über den zukünftigen Präsidenten entscheiden. Die beiden Kandidaten zwischen denen nun entschieden wird, sind Ali Akbar Rafsandjani und Mahmud Ahmadinejad. Ersterer war bereits von 1989-1997
Staatspräsident. Er wird dem Lager der Konservativen zugerechnet,
betont aber selber eine moderne und liberale Linie. Eines seiner Hauptanliegen ist beispielsweise die Stärkung der Frauenrechte am Arbeitsmarkt wie auch innerhalb der Familien. Vergessen darf man hier
jedoch nicht, dass er ähnliches bereits während seiner ersten beiden
Amtszeiten versprach, im Endeffekt jedoch nichts geschah. Ahmadinejad gilt als Erzkonservativer, dessen Anliegen es unter anderem ist,
die Kleidervorschriften wieder zu verschärfen. Amnesty International
zeigt sich skeptisch gegenüber Versprechen, Frauenrechte zu stärken.
Diese Skepsis beruht nicht zuletzt auf der starken Rolle des konservativen Wächterrats. pix
Sie werden immer mehr! Die Weblogs - jene Internetprojekte, wo Interessensschwerpunkte und Themenbereiche gebündelt zu finden sind, wie
beispielsweise im netbib in Bezug auf das Bibliotheksgeschehen. Aber
wo sind jene Blogs, die hinsichtlich Feminismus, Frauen- und Geschlechterforschung den schier endlosen virtuellen Garten bereichern? Eines
steht fest: Zur Zeit sind sie noch recht dünn gesät. Aber ein paar zarte
Pflänzchen „bloggen“ schon recht eifrig. Erstes Beispiel: www.genderblog.de - blüht und gedeiht seit März 05. Zur Zeit gärtnern sechs engagierte AutorInnen u.a. in den Kategoriebeeten „Frauenförderung“ oder
„Geschlechterpolitk“. Sie graben um in Einträgen mit aktuellen Veranstaltungen wie „EinsteigerInnenseminar zu Feminismus“ oder „Konferenz: Internationalismus der Frauenbewegungen“. Zweites Beispiel:
www.hannelore.org steht bereits mehrere Jahre in voller Blüte und wird
gepflegt von Hannelore Vonier. Gemeinsam ist den beiden Blogs: Sie sind
grafisch einfachst gestaltet, die einzelnen Module sind leicht zu finden,
Kommentare von „Außenstehenden“ zu den Themen bewegen sich auf
einem „normalen“ Niveau (kein verbaler Wildwuchs ohne Hirn oder unter der Gürtellinie) und: Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht. PÖ
juli august 2005an.schläge 13
Fo t o : Fa t i m a Ka l s o o m
fotoprojektinternational
Ins Auge stechen
Obwohl das alte Regime in Afghanistan mit dem Argument der Verhinderung der Gewalt
gegen Frauen gekippt wurde, erfahren Frauen und Mädchen wenig Schutz. Ein Projekt
traut sich mit einer eigenwilligen Idee in die Region und unterstützt
die Selbstbestimmung. Von Kerstin Kellermann
Schon bevor der afghanische
Präsident Hamid Karzai im Juni
zu Besuch in den USA weilte
und von US-Präsident Bush als
„großartige Inspiration“ bezeichnet wurde, vertiefte sich die Instabilität in Afghanistan. Im Mai wurden in
der Provinz Baghlan drei Frauen erwürgt aufgefunden. An der Leiche einer
25jährigen Frau, die für eine pakistanische Hilfsorganisation zur Beschaffung
von Mikrokrediten für Witwen gearbeitet hatte, war eine Nachricht als Warnung befestigt, dass Frauen nicht mehr
14 an.schlägejuli august 2005
für internationale NGOs arbeiten sollen.
Es zeigt sich, dass es – drei Jahre nach
dem Ende des Taliban-Regimes – weder
der internationalen Gemeinschaft noch
der afghanischen Übergangsregierung
gelungen ist, Frauen wirklich vor Menschenrechtsverletzungen zu schützen.
Amnesty International erhebt schwere
Vorwürfe gegen die afghanische Regierung. Bei Vergewaltigungen durch Mitglieder bewaffneter Gruppen, aber auch
bei Zwangsehen sei das Strafgerichtswesen zu schwach, bzw. diskriminiere
es die Frauen. Diese könnten kaum da-
mit rechnen, dass ihre Rechtsansprüche
behandelt werden. Bei den Gesetzesreformen, dem Wiederaufbau der Polizeikräfte und des Justizsystems wurde von
den internationalen Geberländern zu
wenig auf die Sicherung der Frauenrechte geachtet. Gewaltverbrechen
werden mit aktiver Unterstützung oder
passiver Komplizenschaft von Staatsorganen begangen. Manchmal finden
sich Mädchen in einer ausweglosen Situation wieder und geben sich auf: Ärzte berichten von einer hohen Anzahl
von Mädchen-Selbstmorden. Die Situa-
internationalprojektfoto
der, die stark durch ihre eigene persönliche Haltung und kulturelle Prägung
beeinflusst sind. Oft wird einfach nach
Sensationen gesucht. Es entsteht für
uns allzu gewöhnliches Bildmaterial,
der Fokus liegt auf Hunger, Elend, Verwahrlosung“, erklärt Johanna. Ganz
andere Blickwinkel werden sichtbar,
wenn Leute aus der Region ihren eigenen Alltag abbilden und ausdrücken.
gemischte Gruppe. „Müll überall, die
Schäbigkeit der Häuser, ein abgemagertes Kind rennt durch die Gegend –
wenn du aus einer Wohlstandsgesellschaft kommst, sticht einem das ins Auge. Die Bilder der Leute waren dann
ganz anders. Es entstanden intensive
Fotos, Überbleibsel aus dem Krieg, aber
auch blumige Fotos und viele Freundschaftsfotos. Ihr Blick dramatisiert weniger. Mein Blick änderte sich. In Angola
konnte ich auch nicht, selbst wenn die
Workshops. In den bisher auf Fotografie
Menschen 30 Jahre Krieg hinter sich hakonzentrierten Workshops wird das
ben, die ganze Zeit mit einem MitleidsPrinzip der Fotografie erarbeitet, die
Technik, die Wirkung, die Verwendungs- blick durch die Gegend rennen. Wir haben viel Spaß gehabt und gelacht.“ In
ipsum. Bester Laune und deutlich zufrie- möglichkeiten. Zu Beginn erhalten die
Jugendlichen eine „Lochkamera“, einen Zukunft will Johanna Kellermann zuden mit sich selbst und der Arbeit des
sätzlich mit Texten arbeiten, denn Fotos
dichten Schuhkarton, in den in einer
Projekts „ipsum“ sitzt Johanna Kellerkönnen Missverständnisse auslösen. Ein
mann, eine junge Kärntnerin, im kühlen Dunkelkammer Fotopapier eingelegt
Bild eines Jugendlichen mit MaschinenGarten des Wiener Cafes Weidinger und wird. Vorne wird ein Fensterchen mit
pistole in seinem Schlafzimmer kann
einer Klappe ausgeschnitten und Alerzählt, dass tags zuvor die Zusage von
völlig unterschiedlich interpretiert werFördergeldern für ein ipsum-Teilprojekt uminium, durch das Licht eindringen
kann, befestigt. „Die Frage ist dann, wo den. Andere Medien werden folglich inin Afghanistan eingetroffen ist: „Nun
platziere ich die Kiste! Die Lochkamera nerhalb der Workshops zum Tragen
müssen wir uns entscheiden, wollen
kommen. So wurde in Lahore ein Akkukann man in die Pampa stellen. Und
wir in Pakistan, in der Region Baluchistikworkshop durchgeführt, auch mit
das belichtete Fotopapier in der Dunstan, an der Grenze zu Afghanistan ein
Textmaterial soll gearbeitet werden.
Projekt durchführen oder wollen wir di- kelkammer herausholen. Da ergeben
rekt nach Afghanistan. In beiden Fällen sich bereits tolle Effekte“, beschreibt Jo- Das entstandene Material kann in einer
multimedialen Ausstellung verknüpft
hanna. Später erhalten die Kids analosind Kontakte vor Ort vorhanden, die
werden.
Workshops würden in Mädchenschulen ge, kompakte Kameras, die zwar „nicht
alle Spompanadeln (alle Finessen) spiestattfinden. Die Entscheidung hängt
len“, die sie aber behalten dürfen. Die
auch davon ab, wie sich die politische
Perspektive. Wie sieht der Kulturbegriff
Filme müssen sie sich später selbst
Lage bis zum Sommer entwickelt hat.“
von ipsum aus? „Es geht uns weniger
aufstellen. In Luanda, der Hauptstadt
Die Idee für das mediale Projekt ipsum
um das, was Kulturen gemeinsam haAngolas, gibt es viele Fotoläden. „Wir
wurde vor circa zwei Jahren durch die
ben oder was sie voneinander trennt,
bieten keine Ausbildung an und distan- uns geht es um den Abbau von VorurFotografInnen Vera Brandner und Kurt
Prinz ins Leben gerufen. Kurz darauf bot zieren uns deutlich von Qualifikations- teilen durch Konfrontation mit Pertests, wir wollen nur einen Zugang ver- spektiven, die einem nicht so nahe stesich die Möglichkeit den ersten Worksmitteln. Es geht auch nicht darum, nur hen“, erklärt Johanna und trinkt behop durchzuführen: Mit Jugendlichen
des kleinen Ortes Cacuaco, wenige Kilo- zwei Monate lang jemandem ein Medi- reits ihren dritten Kaffee. In jedem
meter vor Angolas Hauptstadt Luanda. um zu präsentieren, ihn lustig zu maLand ist ein ipsum-Workshop denkbar,
chen und es ihm dann wieder wegzuHierbei wurde mit der örtlichen Missiauch in Österreich gibt es genügend
nehmen. Wenn wir wieder nach Hause Welten, in die man kaum Einblick hat.
onstation des Don Bosco Ordens zufahren, übernehmen Leute aus der Resammengearbeitet.
Die Medien sind Arbeitsinstrumente,
Der Grundgedanke von ipsum hat gion die Weiterbetreuung. Die Fotos
eine Ausdrucksplattform. „Es wird
können auf unserer Homepage erwor- nicht gesteuert, was dabei heraussich seither herauskristallisiert und
weiterentwickelt: Es geht darum, Men- ben werden, die Einnahmen gehen an
kommt. Die Perspektive eines anderen
schen einen Zugang zu verschiedenen die Urheberinnen des Bildes. Die Urhe- Menschen kann einem schnell fern
berschaft ist uns sehr wichtig, und
Medien zu geben, mit denen sie ihre
sein, es geht darum, den entfernten
individuellen Perspektiven und ihre ei- auch die Teilnehmerinnen diesbezügBlick in die Nähe zu holen.“ Es steht
lich aufzuklären.“
gene Geschichte ausdrücken können.
viel für ipsum in Planung, einerseits
„Eine weinende, verschleierte Frau, die
soll in Österreich im Dezember eine
ein trauriges Kind am Arm trägt, das
Pakistan. In Lahore konnten sich die Wai- große Präsentationsausstellung entein
stehen, andererseits sollen die vorhansenkinder eines SOS-Kinderdorfes im
Foto vom vermissten Papa hält..., derSommer 2004 aussuchen, ob sie in den denen Bilder der TeilnehmerInnen verartig emotional einschlägige Bilder
schiedenen Medien zur Verfügung geWorkshops mit dem anderen Gesind uns aus vielen Medien bekannt.
stellt werden. Vielleicht ein Schritt in
schlecht in Kontakt treten wollen oder
Europäische JournalistInnen machen
Richtung einer alternativen, weniger
nicht. Es gab getrennte Workshops für
in bestimmten Regionen typische Bilbeengten Berichterstattung.
❚
junge Frauen und Männer sowie eine
tion ist krass und es wird noch schlimmer: Am 18. September werden voraussichtlich Wahlen stattfinden. Da Gewaltakte erwartet werden, soll die 8500
Personen umfassende internationale Sicherheitstruppe um 3500 BeamtInnen
aufgestockt werden. Die österreichische Regierung entsendet zusätzlich
100 SoldatInnen. Doch wer findet einen
direkten Zugang zu den Mädchen und
Frauen? Wer interessiert sich für ihren
Alltag? Ein österreichisches Projekt versucht ohne Dramatisierung und Sensationshascherei zu unterstützen.
www.ipsum.at
juli august 2005an.schläge 15
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
themaasylrecht
Warten auf bessere Zeiten
Asylgesetze regeln nicht nur Verfahren. Sie beeinflussen auch das Leben der Menschen,
die auf der Suche nach Asyl nach Österreich kommen. Martina Madner und
Katharina Nagele berichten von „alltäglichen“ Problemen.
14.00 Uhr Nachmittags. Eine
Caritas-Unterkunft. Zwei Frauen, Aisha, 19, aus Somalia geflüchtet und Maryam1, eine junge Frau Mitte Zwanzig – sie ist
aus Ägypten geflohen – setzen sich an
den Tisch und reden über ihre Situation
hier in Österreich. Über das, was sie
hier tun und noch mehr über jene Dinge, die sie hier nicht tun können. Dinge,
die für ÖsterreicherInnen ganz alltäglich, aber für Asylsuchende dank geltender Gesetze unmöglich sind. Gesetze, die nicht nur ein menschenwürdiges Leben vereiteln, sondern Menschen
in Situationen bringen, die vielen auf
legalem Wege kaum bewältigbar scheinen. Besonders Maryam, die seit einem
halben Jahr hier ist, ist ihre Wut anzumerken.
16 an.schlägejuli august 2005
Willkommen in Österreich. Dank der Dubliner
Übereinkommen gibt es kaum mehr die
Möglichkeit legal auf dem Landweg nach
Österreich einzureisen:„Wir“ sind beinahe nur noch von EU Staaten umgeben
und Asylsuchende müssen im ersten EULand, in das sie einreisen, ihren Antrag
stellen. Zwar gibt es das „Selbsteintrittsrecht“, wonach Österreich die Verantwortung für ein Verfahren übernehmen
kann, aber „da fehlt offenbar der politische Wille“, stellt Alev Korun, Menschenrechtsexpertin und Kandidatin der Grünen für den Wiener Landtag fest. Und das
obwohl die Asylrechtssprechung nicht in
allen EU-Staaten mit jener von Österreich
vergleichbar ist: In der Slowakei wurden
beispielsweise, nach einer eben vom UNHCR veröffentlichten Statistik, 2004 nur
15 Asylanträge positiv beschieden,
während über 1.500 negative Bescheide
ausgestellt wurden und beinahe 11.600
Verfahren ohne Ergebnis eingestellt wurden – was de facto einem negativen Bescheid gleichkommt.Von einer reellen
Chance in der Slowakei Asyl zu bekommen kann also wohl kaum die Rede sein.2
Aber auch wenn sich österreichische
BeamtInnen zuständig fühlen, bedeutet
das nicht, dass nun Menschlichkeit und
Rechtssicherheit angesagt sind. Obwohl
es laut Genfer Flüchtlingskonvention keine Konsequenzen für eine illegale Einreise geben dürfte, wurden 2004 im niederösterreichischen Gmünd Menschen
aus Tschetschenien aus eben diesem
Grund wieder nach Tschechien zurückverfrachtet. Mit Verständnis können Asylsuchende aber selbst dann nicht rechnen,
wenn es ihnen gelingt, dass es überhaupt
rechtasylthema
zu einem Verfahren kommt: Ute Bock, die
sich seit Jahren für asylsuchende Menschen ohne staatliche Unterstützung tatkräftig einsetzt, erzählt, dass manchem
ihrer Schützlinge unterstellt wurde,„weil
er noch die Zeit hatte den Pass einzupacken“ keinen Fluchtgrund zu haben.
„Der muss am besten bloßfüßig kommen“, meint Bock kopfschüttelnd. Aber
selbst wenn die Situation dem beinahe
entspricht, fehlt es oft an Mitgefühl. Zur
Situation von drei aus Bangladesch geflüchteten Männern, die im November
an der Grenze aufgegriffen wurden und
mangels ausreichender Winterkleidung
Erfrierungen hatten, meinte eine am
Meldeamt arbeitende Frau gegenüber
Ute Bock:„Die sind ja deppert, die wissen
doch, dass es bei uns kalt ist.“ Als ob
Asylsuchende die Zeit hätten Koffer zu
packen, alle Eventualitäten zu bedenken
und im Bedarfsfall wohl auch noch eine
fehlende Wollmütze einkaufen zu gehen
– wie Urlaubsreisende.
Start in ein neues Leben? Asylsuchende flüchten, wegen „wohlbegründeter Furcht, aus
Gründen der Rasse, Religion, Nationalität,
Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder der politischen Gesinnung verfolgt zu werden“.3 In Österreich
angekommen, heißt das aber nicht, dass
sie sich nun in einem „sicheren“, weil berechenbaren Umfeld befinden. Schon geringste „Vergehen“ gegen das restriktive Bundesbetreueungsgesetz und die
Grundversorgungsvereinbarung können
zur massiven Existenzbedrohung mutieren. Aisha besuchte FreundInnen in Salzburg, wo sie, der Rechtslage unkundig, zur
Sicherheit einen zweiten Meldezettel beantragte. Zurück in Wien wurde ihr mitgeteilt, dass sie nicht doppelt gemeldet sein
kann und deshalb ihre Unterkunft, jegliche finanzielle Unterstützung und ihre
Krankenversicherung verloren habe.„Als
ich dann eine Woche ins Krankenhaus
musste, hatte ich eine Menge Probleme“,
schildert sie rückblickend. Zwar konnte sie
mit Hilfe ihres Rechtsbeistandes die Situation klären – Aisha hat nun wieder Versicherung und eine aus privaten Spenden
finanzierte Unterkunft, ansonsten aber
keine finanzielle Unterstützung. Kein Einzelfall, wie Ute Bock schildert: Personen,
die wegen einer polizeilichen Personenkontrolle eine sogenannte „Standeskontrolle“ in ihrer Unterkunft versäumten,
wurden obdachlos. Andere wiederum
wurden wegen des Luxus ein Handy zu
besitzen als der staatlichen Unterstützung nicht bedürftig erklärt.
Die meisten Hilfesuchenden kommen
deshalb über ein Problem zu Ute Bock ins
Büro bei SOS Mitmensch in die Zollergasse
15. Oft ist es ein amtlicher Bescheid wegen
Schwarzfahrens.„Sie zahlt einsfünfzig für
einen Fahrschein nicht und soll dann einige hundert Euro Strafe zahlen“, ärgert sich
die resolute 63-jährige über die Verkehrsbetriebe. Angesichts der vierzig Euro Taschengeld, die Asylsuchende in Bundesbetreuung pro Monat bekommen, ein immens hoher Schuldenberg.
nicht berücksichtigt. Nachgereiste erhalten weder eine eigene Arbeits- noch Aufenthaltsgenehmigung – neben der Abhängigkeit auch im Falle einer Scheidung
ein Problem. Ob jene arbeiten dürfen, die
zwar einen negativen Asylbescheid erhalten haben, aber trotzdem – weil eine
Rückkehr in die Heimat z.B. wegen drohender Gefahr nicht zumutbar ist – in
Österreich geduldet werden, unterliegt
ebenfalls Quoten.„Mit dem Argument einer hohen Arbeitslosenrate wird da aber
schon mal keine Arbeitserlaubnis ausgesprochen“, weiß Alev Korun. Das öffnet
„alternativen“ Möglichkeiten Tür und Tor
und unterstützt den Aufbau eines informellen Sektors in Österreich, besser beBesser Wohnen. Alleine beim Verein SOS
Mitmensch sind ca. 1000 Menschen – da- kannt unter dem Titel Schwarzarbeit.
Wenn frau dann nicht der Prostitutivon ca. zehn Prozent Frauen – obdachlos
gemeldet. Durch die Obdachlosmeldung on nachgehen will, um Geld zu verdienen,
findet sie sich wohl in einer ähnlichen Sibekommt frau zwar eine Zustelladresse
tuation wie Aisha und Maryam wieder: sie
für die Asylbescheide, allerdings keinen
Anspruch auf Sozialhilfe. Auch wenn das müssen zum Teil gesundheitsgefährdende, halblegale oder illegale Jobs in Kauf
schon mal in kleinformatigen Zeitungen
oder von manchem orange-blauen Politi- nehmen, um sich zu ihrem geringen
Taschengeld, oft nur ein, zwei Euros die
kerInnen behauptet wurde. Die meisten
Bundesländer – allen voran Kärnten,Tirol Stunde dazu zu verdienen. Ausbeutung
wird so leicht gemacht und Lohndumping
und Vorarlberg – stellen immer noch zu
gegenüber angemeldeten ArbeiterInnen
wenig Quartiere zur Verfügung. Ganze
Familien sind deshalb obdachlos und auf billigend in Kauf genommen. Dass so
auch die „Ressourcen“ der oft guten Ausprivate Initiativen angewiesen. In Ute
bildung – Maryam ist studierte BetriebsBocks Unterkünften wohnen zur Zeit ca.
wirtin und arbeitete vor ihrer Flucht im
340 Personen. Zwei Wohnungen bieten
Platz für alleinstehende Frauen vor allem Hilton – ungenutzt bleiben, darüber ist
auch Ute Bock überrascht:„Das ist doch
aus afrikanischen Ländern. Probleme in
den WGs gäbe es keine. Ute Bock vermu- ein Wahnsinn, dass da Studenten Straßen
kehren.Wir sind schon schwachsinnig in
tet, dass das daran liegt, dass es „keine
Vorschriften gibt. Das sind normale Leute, Österreich, das muss man schon mal sagen.“ Eine der vordringlichsten Forderundie können miteinander reden.“ Strenge
Regeln fordern ihrer Meinung nach Streit gen von Maryam und Aisha ist deshalb:
„Wir benötigen sofort eine Arbeitserlaubheraus. Bei Frau Bock können die Fraunis!“ Hoffnung, dass dieser Wunsch erfüllt
en solange wohnen bleiben, bis sie der
Hausherr kündigt. Da der geplante Abriss wird, können die beiden Frauen nicht havon zwei Gebäuden, die bisher als Unter- ben, denn Innenministerin Liese Prokop
bekräftigt in einem Interview in der Zeit
kunft für Ute Bocks Schützlinge dienten,
im Bild 2 am 20. Juni, dass Asylsuchende
in diesen Wochen nun tatsächlich stattauch nach dem neuen Gesetz nicht arbeifindet, benötigen ca. zweihundert Menten dürfen und meint nur lapidar, dass
schen ein neues Dach über dem Kopf.
durch schnellere Verfahren schneller entNichts tun. Das „Ausländerbeschäftigungs- schieden werde,„ob sie arbeiten können
oder nicht arbeiten können“.
gesetz“ regelt, dass Asylsuchende für die
Dauer ihres Verfahrens keine Arbeitserlaubnis bekommen. Menschen, die Asyl
Hoffnungen. „Man muss ja nicht in Saus
erhalten haben, dürfen zwar arbeiten,
und Braus leben, aber so, dass man sich
müssen aber den sogenannten Integrati- über Wasser halten kann“, meint Ute
onsvertrag einhalten. Die Familie nach
Bock. Nichts anderes wünschen sich
Österreich nachzuholen gestaltet sich
auch die Betroffenen selbst. Damit sich
schwierig, denn da gibt es eine Quote –
die prekäre Lebensituation der Asylsulesbischwule Paare sind darin allerdings
chenden ändert, ist allerdings ein Um-
1 Die Namen der beiden Frauen
wurden von der Redaktion geändert.
2 UNHCR: 2004 Global Refugee Trends.
Overview of Refugee Populations,
new Arrivals, Durable Solutions,
Asylum-Seekers, Stateless an other
Persons of concern to UNHCR. Geneva, 17.6.2005. www.unhcr.ch/statistics
3 Genaueres dazu ist in der Konvention über die Rechtsstellung der
Flüchtlinge, der Genfer Flüchtlingskonvention nachzulesen.
Download auf www.unhcr.at
juli august 2005an.schläge 17
themaasylrecht
denken nötig. Deshalb möchte Frau Bock
mit Liese Prokop über konkrete Fälle reden und versucht seit diese im Amt ist,
einen Termin zu vereinbaren, um sie zum
Beispiel persönlich zu fragen:„Wissen
Sie, dass es Leut gibt, die nichts zum Essen haben? Dass es da traumatisierte
Leute gibt, die sich selbst eine Wohnung
suchen und sie nach einem Jahr nicht
mehr zahlen können? Die fürchten sich
vorm Rausschmiss!“ Alltäglichkeiten für
Asylsuchende in Österreich. Humanitäre
Überlegungen, die aber offenbar in die
Diskussion nur von NGOs eingebracht
werden, die sich nicht nur mit Zahlen,
sondern realen Menschen auseinandersetzen, wurden aber bislang kaum von
EntscheidungsträgerInnen berücksichtigt.Würden sie sonst, so wie Prokop, ZIBInterviews damit ausklingen lassen, dass
zwar angeblich jedeR,„der Asyl braucht,
es auch bekommt“ und „der Schwache
nicht unter die Räder kommt“, um damit
zu enden, dass gegen den,„der’s missbraucht, oder noch dazu mit Rechtsanwälten oder sonstigen Unterstützungen
für kriminelle Dinge missbraucht“ anzugehen sei? Als ob es beim Asylrecht nicht
darum ginge, dass Menschen von Verfolgung bedroht sind und Schutz brauchen,
sondern dass Österreichs Sicherheit und
Wohlstand bedroht ist und vor Asylsuchenden geschützt werden müssten. ❚
Speed Kills – oder einige Bemerkungen zu bestehenden und künftigen Asylgesetzen
* Im Zulassungsverfahren wird
darüber entschieden, ob es überhaupt
ein Verfahren gibt, ob ein anderer
Staat zuständig ist, oder der Antrag
„offensichtlich unbegründet“ ist.
** Mit Stand 31.5. wurden in diesem
Jahr 3.461 der nach dem Gesetz von
1997 beantragten Asylverfahren
entschieden: 1.020 davon positiv,
1.324 negativ, 1.117 Verfahren wurden
eingestellt. Von den 4051 entschiedenen Asylanträgen, bei dem das Gesetz
von 2003 seine Gültigkeit hat,
wurden dagegen nur 771 Fälle positiv
beschieden, 1.104 negativ und
2.176 Verfahren eingestellt.
18 an.schlägejuli august 2005
Am 30. Juni wird über den Entwurf eines neuen Fremden- und
Asylgesetzes im Parlament abgestimmt. Es soll u.a. unzumutbare
jahrelange Verfahren abkürzen. Bei einer Nationalratsdebatte
führte der ÖVP-Abgeordnete Günter Kößl Asylmissbrauch als
Grund für die lange Verfahrensdauer an. Dass vielen Berufungen –
2003 waren es z.B. 56 Prozent aller vorerst als „offensichtlich unbegründet“ bezeichneten Anträge – in zweiter Instanz beim Unabhängigen Bundes Asyl Senat (UBAS) stattgegeben wird, deutet
aber eher auf mangelnde Qualität der Verfahren des Bundes Asyl
Amts (BAA) in erster Instanz hin. Prokop spricht aber gegenüber
dem ORF nur von mehr Personal beim UBAS und in den Erstaufnahmestellen. NGOs befürchten allerdings, dass es bei der Personalaufstockung um die Abwehr angeblichen Asylmissbrauchs
geht. Die Asylkoordination Österreich kritisiert zudem, dass die
Schutzbestimmungen für traumatisierte Flüchtlinge und Folteropfer und die Asylaberkennungssperre nach achtjährigem Aufenthalt fallen.
Obwohl das Neuerungsverbot im Asylgesetz 2003, das neu eingebrachte Fluchtgründe in zweiter Instanz nicht anerkennt, vom
Verfassungsgerichtshof aufgehoben wurde, ist im Asylgesetz-Entwurf eine entschärfte Version enthalten. Dass sich Asylsuchende
während des Zulassungsverfahrens* nur innerhalb ihres Wohnbezirks aufhalten und nicht einmal FachärztInnen oder AnwältInnen
außerhalb der Bezirksgrenze aufsuchen dürfen, wird von vielen
RechtsexpertInnen als menschenrechtswidrige Einschränkung der
Bewegungsfreiheit kritisiert. Asylsuchende werden, wenn ihre
Identität nicht feststeht, durchsucht und Urkunden werden beschlagnahmt. Nachdem viele keine gültigen Papiere bei sich haben, ist der erste Kontakt mit Österreichischen Behörden insbesondere für staatlich Verfolgte wenig Vertrauen erweckend.
Flüchtende haben Anspruch auf sieben Tage Grundversorgung
vom Bund, danach sind seit der Asylgesetznovelle 2003 die Länder
zuständig. In der Praxis bekommen viele, weil sie z.B. die Meldepflicht nicht einhalten (können) diese Hilfe nicht. Die Grundversorgung umfasst Unterbringung, Verpflegung, Krankenversorgung, Kostenhöchstsätze für Taschengeld sind Euro 40,-/Monat,
Bekleidung Euro 150,-/Jahr, für Miete alleinstehender Erwachsener
sind 180,-/Monat, für ein Paar 220,- Euro anberaumt. „Luxusartikel“, wie Hygieneartikel, Fahrscheine oder Kaffee und Kuchen
müssen vom Taschengeld bezahlt werden. Entlassen die Länder in
Einvernahme mit dem Bundesasylamt jemanden aus der Grund-
versorgung, sind Flüchtende völlig auf sich gestellt. Dafür sollen
Hungerstreikende in Schubhaft künftig zwangsernährt werden,
was Menschen im normalen Strafvollzug im übrigen nicht zugemutet wird. Schubhaft wird durch das Fremdenpolizeigesetz (FPG)
geregelt: „Fremde unter sechzehn Jahren dürfen in Schubhaft nur
angehalten werden, wenn eine dem Alter und Entwicklungsstand
entsprechende Unterbringung und Pflege gewährleistet ist.“
Schubhaft kann schnell verhängt werden. Auch über Traumatisierte, Kinder und aus Gründen, die nicht von den Betroffenen beeinflussbar sind. So zB wenn „auf Grund bestimmter Tatsachen anzunehmen (!) ist, dass der Antrag des Fremden mangels Zuständigkeit Österreichs zur Prüfung zurückgewiesen werden wird“, also
bei der ersten Befragung über den Fluchtweg noch vor Beginn des
eigentlichen Verfahrens, weiters bei abweisenden Bescheiden und
bei Einstellen des Verfahrens. Zwar meint Prokop, dass „jeder jeden Tag eine Überprüfung verlangen“ kann, allerdings müssen die
Asylsuchenden davon wissen und – jede Schubhaft bedeutet eine
enorme psychische Belastung. „Das macht die Psyche kaputt“,
stellt deshalb auch Ute Bock fest. „Die, die schon zwei, dreimal
in Schubhaft waren, haben einen Vogel.“ Es sollen nun eigene
Schubhaftgefängnisse zur Verfügung stehen, bei Platzmangel
können Schubhäftlinge allerdings auch in gewöhnlichen Strafvollzugsanstalten untergebracht werden. Was den Strafcharakter
noch zusätzlich verstärkt. Verfolgt zu werden, scheint ein schweres Verbrechen zu sein.
Mit dem neuen Gesetz werden nur zwei Jahre nach der letzten
Novelle neue rechtliche Regelungen geschaffen. Zwar gibt es
Übergangsregelungen, die Überführung von laufenden Verfahren
sei allerdings kompliziert. „Nicht nur, dass Betroffene nicht mitkommen, auch NGOs müssen sich wieder in die neuen Bestimmungen einarbeiten“, so die Grüne Menschenrechtsexpertin Alev
Korun. Das sei nicht nur eine Frage der Ressourcen, sondern auch
für die „Rechtssicherheit eine Katastrophe“. Ein Problem sehen
Grüne KritikerInnen allerdings auch in der Berechnung der Anerkennungsquoten in Asylverfahren. Dabei stellt das Innenministerium nur postive Bescheide, den negativen gegenüber – eingestellte Verfahren werden nicht berücksichtigt.** „Die Zunahme
der eingestellten Verfahren, die für die Betroffenen im Prinzip eine negative Entscheidung bedeutet, ist die Folge der restriktiveren Asylgesetze von 2003“, weiß Korun. Bleibt abzuwarten, ob sich
diese Entwicklung durch die neuen Gesetze fortsetzt.
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
rechtasylthema
„Life here is ... shit“
Alltagsgegenstände für ÖsterreicherInnen - für Asylsuchende
kaum leistbare Luxusgüter!
Two women, Maryam from Egypt and Aisha from Somalia, who are seeking asylum in
Austria, explain their situation.
an.schläge: How do you feel about
waiting for so long?
Aisha: I’m here since 2002. Until
now, the decision was not positive, not negative. Normally you have to wait six months, but now it is seven months since the last interview. I
want my life! But I have to wait, I can’t
do anything.
What do you have to buy for yourself with 24 Euros per week?
Aisha: We get two Kilos of potatoes
and onions per week for free. But if you
want to have something to drink, some
tea, you have to buy it on your own.
Maryam: Another big problem is
the transportation tickets. If you want
to go anywhere it’s three Euros. Three
Euros everyday, that’s a lot if you have
to live on 24,- Euros per week. We need
a work permit! I don’t want to be a
Chef or something. I’ll do cleaning jobs,
everything. We get no social money and
if you want to work, you have to look
for black jobs, because we get no work
permit. Sometimes they offer black
jobs and illegal ones. It’s very dangerous work. It’s only one or two Euros per
hour. If you want to earn more, you have
to do something like prostitution. Because you are not allowed to work, you
can’t trust anybody.
How many people in this accommodation do you think are doing this kind
of work?
Maryam (laughing): Everybody. You
can’t live like that. Sorry, but I can’t stay
24 hours here waiting. I would get crazy,
lots of people got crazy because of that.
You are just waiting, you don’t know your
destiny, you don’t know your future, you
are just waiting, you can’t go back home,
because you have problems there.
Asylum seekers in Austria are often
presented as uneducated, poor, ...
Maryam: I have a Master degree in
Business Administration from the American University in Cairo. I had a good job
and everything was okay, but I got into
trouble. They got into my home, in my
house. They were breaking everything!
They said: You are Christian, you are saying bad things about our religion? You
are announcing your Christian beliefs
among Muslims! Then I found myself in
a dark room for nine hours, I was screaming, somebody hit me. They said to me:
You have to be quiet, or you will be in big
trouble! They took off my clothes and
threatened me: Next time, we will rape
you! That was in April 2004. A friend of
mine, she was with me at university, was
really talking about their beliefs. They
tortured her with electric shocks, and she
died of a heart attack in jail. Because it
was my first time, they didn’t do that
to me. All Christians in the country are
afraid. If somebody says, we live in peace,
they are all liars.
How were your interviews?
Aisha: I don’t know. ... They said,
sorry, we can’t accept your request and
we can’t deport you, so you have to
wait. I was interviewed by one Austrian
man and a Somalian. I just told the
truth, but they said you just have a family problem, so you don’t have a real
problem. In Somalia we have no government. Some people don’t have power
and I’m one of those. There is a lot of
Mafia, they break into your house, take
your money away. You can’t go to the
police. They can beat you, they can do
what they like. So I came to Austria with
a false passport. After three days I went
to the police, because I was hungry.
Then I came to Traiskirchen.
First I was blank; different language, different culture, but now that’s ok.
But I want to start my life and go to
school. You know, they can’t deport me,
my lawyer told me. I’m waiting for my
EU passport. Normally it lasts six months,
but now it’s seven months and I can’t
go to school, just waiting. If you have a
good life, you can wait, but life here is ...
shit. And I can’t go anywhere else, because of the fingerprints.
Have you made friends here?
Maryam: Just the Caritas people.
I’ve been alone since I came here. You
know, everybody here has big problems.
You have problems on your own. You
don’t want to hear something about
the problems of the other people.
❚
juli august 2005an.schläge 19
CAFÉ
STANDARD
`
1050 Wien, Margaretenstraße 63/ Straussengasse
Das Café Standard ist mehr als nur ein Wiener
Kaffeehaus, in dem Kaffee- und Kuchenvariationen
neben einer Zeitung genossen und verschiedene
Speisen sowie Tagesgerichte konsumiert werden
können.
Der Name des Cafés steht für alle Kulturen und
Lebensformen, die STANDARD sind oder noch
werden sollen.
Ein Veranstaltungs- und Tanzraum ist mit einer
induktiven Höranlage für schwerhörige Menschen
ausgestattet. Das Lokal ist rollstuhlgerecht und
entspricht der Ö-Norm für barrierefreies Leben.
Vom Tanzverein "Resisdanse" werden jeden
Mittwoch (21.00 Uhr) und Donnerstag (20.00 Uhr)
Tanzabende angeboten.
Öffnungszeiten: täglich 11.00 bis 24.00 Uhr
Telefon: 01/581 05 86
an.risswissenschaft
gewissenserforschung
Erika Weinzierl ist 80
Die (Kunst-)Historikerin, die lange als Archivarin im österreichischen
Staatsarchiv tätig war, hat selber Geschichte geschrieben. Seit den
1960er Jahren bemüht sie sich um eine differenzierte Aufarbeitung
zeitgeschichtlicher Themen unter Einbeziehung tabuisierter Aspekte:
oft vergessene Opfer des Nationalsozialismus (wie Roma, Sinti, Homosexuelle, Widerständische und BibelforscherInnen) oder mangelnde Solidarität mit den Opfern. „Zu wenig Gerechte“ beklagte sie in
ihrem 1969 erschienen Hauptwerk mit viel Fingerspitzengefühl. Nicht
um einen Rundumschlag ging es ihr dabei, nicht um Kollektivschuld,
sondern um kollektive und soziale Verantwortung für eine uneingeschränkte Wahrung der Menschenrechte. Seit damals ist sie das personifizierte Gewissen Österreichs und als mahnende Stimme im wissenschaflichen Diskurs nicht mehr wegzudenken. Als eine der ersten
Universitätsprofessorinnen Österreichs war auch die Emanzipation
für sie stets ein Thema. Dieses Engagement würdigt die Universität
Salzburg seit 2002 mit der Vergabe des Erika Weinzierl-Preises für
frauenspezifische Abschlussarbeiten. Aus Anlass ihres Jubiläums wird
sie nun allerorts gewürdigt. Die an.schläge schließen sich an und gratulieren herzlichst! bik
Ergebnis: Frauen sind die besseren JournalistInnen. Beispielsweise weil
ihnen Seriosität, Integrität und Aufgeschlossenheit wichtiger ist als
ihren Kollegen. Interessant an der Studie war immerhin die Diskrepanz
zwischen der Benennung empirischer Daten, die von der Verantwortlichen Daniela Süssenbacher durchgehend geschlechtsneutral verwendet wurde, im Text des Studienautors jedoch fehlte. Zudem kann darüber spekuliert werden, ob Journalistinnen nur deshalb mit ethischen
Prinzipien vertrauter sind, weil sich wenige Chefredakteurinnen oder
Ressortleiterinnen darunter befinden. bek/s-r
Karmasin Matthias: Journalismus. Beruf ohne Moral?
FH-Studiengang Journalismus Wien Band 1, Facultas 2005, Euro 21,90
weltkongress
Die Welt des Matriarchats
2003 fand erstmals in Luxemburg ein Weltkongress statt, der sich mit
dem Wesen von matriarchalen Gesellschaften beschäftigte. Am 29. September geht der Weltkongress unter dem Titel „Gesellschaften des Friedens. Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft“ in Texas in die zweite Runde. Wieder wird er von Heide Göttner-Abendrot, der Leiterin der deutschen „Internationalen Akademie HAGIA“ geleitet. Diesmal soll aber den
indigenen VertreterInnen matriarchaler Gesellschaften mehr Platz eingeräumt werden: Sie werden die Hälfte aller Vortragenden stellen und
aus erster Hand Einblicke in eine Gesellschaftsform geben, die nicht nur
weitgehend ignoriert, sondern auch meist missverstanden wird. Matriarchate sind perfekt ausbalancierte und friedliebende Gesellschaften,
die auf der komplementären Egalität der einzelnen Mitglieder aufbauen, also Gleichwertigkeit trotz Unterschiedlichkeit garantieren – und
nicht bloß Gesellschaften, in denen eben Frauen das Sagen haben.
Eine einzigartige Gelegenheit sich mit WissenschaftlerInnen aus
der ganzen Welt auszutauschen. (Kurz-)Urlaub in den USA inklusive. bik
www.second-congress-matriarchal-studies.com
www.congress-matriarchal-studies.com
ethik im journalismus
Moralisch und selten
Wie repräsentativ kann eine Studie bewertet werden, die zwar 1000 MedienkonsumentInnen aber von den 122 Medienschaffenden nur 43 Journalistinnen über die „Ethik des Journalismus in Österreich“ befragt? Die
2004 entstandene Studie der FH Wien in Kooperation mit dem Gallup
Institut und Studienautor Matthias Karmasin wurde im Juni in Buchform präsentiert und als Lockvogel in der Presseaussendung diente ein
weltwirtschaftsforum
Gleiches Recht für alle?
Das Weltwirtschaftsforum hat eine Studie zum Thema „Gleichberechtigung von Frauen“ veröffentlicht. In 58 Staaten wurde die aktuelle Situation in den Bereichen wirtschaftliche Teilnahme und Möglichkeiten,
politische Einflussnahme und Beteiligung, Bildung sowie Gesundheit
und Wohlergehen untersucht. „Wir möchten Bewusstsein für das Problem der Geschlechterkluft schaffen und Vergleichswerte bieten“, erklärt Autorin Saadia Zahidi in einem Interview. Die Staaten können ihre
Defizite erkennen und von führenden Ländern lernen. Die größte Annäherung an eine Gleichstellung verzeichnet Nordeuropa. Schweden,
Norwegen und Island belegen die ersten drei Plätze. Österreich ist an
unerfreulicher 28. Stelle gereiht. Schwachpunkte sind die Bereiche wirtschaftliche Teilnahme (Platz 42) und Bildung (Platz 38). Ministerin Maria
Rauch-Kallat zweifelt die Seriosität der Studie an, da ihrer Meinung
nach veraltete Daten verwendet wurden. Eine Reaktion, die von Zahidi
entkräftet wurde und bei der Opposition Empörung auslöst. „Statt haltlose Vorwürfe zu erheben, sollte die Frauenministerin die Studie zum
Anlass nehmen, um vor allem in den Defizitbereichen rasch Abhilfe zu
schaffen“, fordert Brigid Weinzinger, Frauensprecherin der Grünen, in
einer Stellungnahme. haid
Infos: www.weforum.org/
juli august 2005an.schläge 21
Fo t o : G e n i a Fi n d e i s e n
wissenschaftforum
Auf dem Vormarsch?
Wie sieht es in der größten muslimischen Nation mit Frauenrechten aus? Wie stark ist
die größte bekannte matriarchal strukturierte Volksgruppe? Genia Findeisen
über die Demokratisierung in Indonesien
Genia Findeisen ist Politikwissenschaftlerin und promoviert zum
Thema:„Frauen in Indonesien –
Geschlechtergerechtigkeit durch
Demokratisierung“ an der
Universität Hamburg.
Erscheinungstermin 2006
22 an.schlägejuli august 2005
Einst begründete ihre aktive
Teilnahme am bewaffneten
Kampf gegen den Kolonialismus die starke Stellung der
Frauen innerhalb der Gesellschaft, dennoch blieben sie gefangen
im in den patriarchalischen Strukturen
wurzelnden traditionellen Rollenverhalten. Auf meinen Reisen in dem Inselreich mit seinen über 220 Mill. EinwohnerInnen bewegte mich immer die Frage, wie das Leben abseits der TouristInnengebiete wirklich ist.
Ein breites Forschungsfeld bot sich
nach dem Sturz des langjährigen Präsidenten Suharto im Frühjahr 1998 und
der Einführung eines demokratischen
Regierungssystems. Der Autokrat musste nach langanhaltenden Demonstrationen der Bevölkerung und dem
Vertrauensverlust seiner Regierung
zurücktreten. Doch was änderte sich
durch den Systemwechsel konkret für
die Frauen im Alltag? Vor allem auf der
öffentlichen Bühne treten nur wenig
Frauen aktiv in Erscheinung. Auf grundlegenden Politikfeldern wie Arbeit, Gesundheit und Familienrecht werden
Frauen diskriminiert, viele werden Opfer ihrer gewalttätigen Ehemänner
oder sind staatlicher Gewalt ausgesetzt. Ist die Regierung des Landes bei
der Umsetzung einer demokratischen
Ordnung bestrebt diese Missstände
aufzuheben und die Interessen von
51 Prozent der Bevölkerung gleichberechtigt umzusetzen?
Frauenbewegung. In meiner Dissertation
nimmt die Frage nach der Bedeutung
der indonesischen Frauenbewegung
und ihren Möglichkeiten zur Partizipation an gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen großen Raum ein. Während
des autoritären Systems wurden bestehende unabhängige Frauenorganisationen zerschlagen und durch staatliche
Organisationen ersetzt, die für Ehefrauen von Staatsbediensteten obligatorisch waren. Da die Organisationshierarchien an die Stellung der Ehemänner
gekoppelt waren, blieb es den Frauen
verwehrt, nach persönlichem Interesse
oder entsprechend ihrer Qualifikation
in den Organisationen mitzuarbeiten.
Mit der Einbindung in die Herrschaftsstrukturen wurde die Rolle der Frauen
als Mutter und Ehefrau manifestiert,
die Inhalte der Regierungspolitik wurden über die Ehegattinnen von Funktionären an die restliche Bevölkerung
weitergeleitet. Die demokratische Regierung ermöglichte die Entfaltung einer unabhängigen Frauenbewegung
mit über 200 Gruppierungen im
ganzen Land. Das gemeinsame Ziel der
Bewegung – neben der intensiven Widmung an einzelne Aspekte der Frauenrechtsthematik – ist die Durchsetzung
von Frauenrechten als Teil der Menschenrechte und damit des bereits 1984
ratifizierten UN-Abkommens zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung
der Frau, CEDAW. Der konkrete Einfluss
der Frauen auf die Regierungspolitik
bleibt zwar begrenzt, dennoch wird ihnen durch ihre Kampagnen erhebliche
Medienpräsenz zuteil und sie erreichen,
dass ihre Themen zunehmend auf die
Agenda der nationalen Politik gelangen.
Einfluss des Islam. Besonders wichtig war
mir die Fragestellung, welchen Einfluss
der Islam in der Gesellschaft hat und ob
er eine Reformen hemmende Kraft ist.
Der Islam kam im 13.Jh. durch arabische
Händler auf die Inseln und vermischte
sich mit dem damals vorherrschenden
Hinduismus und den unzähligen animistischen Glaubensvorstellungen. Daraus hat sich im Laufe der Jahrhunderte
eine besondere Form des Synkretismus
entwickelt, die zu einem moderaten,
modernen Islam geführt hat, welcher
nicht mit der in arabischen Ländern vorherrschenden Ausprägung des Islam
forumwissenschaft
vergleichbar ist. Indonesien ist die größte muslimische Nation der Erde, gilt dabei aber nicht als islamischer Staat. Die
Verfassung schreibt lediglich vor, dass
alle StaatsbürgerInnen einer der fünf
Weltreligionen angehören müssen.
In den 1990er Jahren wurde bei vielen jungen Frauen das Interesse an einer modernen Koraninterpretation geweckt, an der sie mitwirken wollten. Es
kam zu zahlreichen Neugründungen
islamischer Frauenorganisationen, die
sich neben den Fragen der Erziehung
auch für die „modernen“ Inhalte wie reproduktive und politische Rechte einsetzten. Das Anliegen dieser muslimischen Feministinnen ist es, oberste Ziele des Islam wie beispielsweise Gerechtigkeit auch für Frauen einzufordern. Sie
berufen sich dabei auf Suren aus dem
Koran oder auf die Hadithen und können nachweisen, dass ihre Forderungen
in der muslimischen Kultur gründen
und nicht vom Westen hergeleitet sind.
Auf diese Weise können sie auch viele
ihrer männlichen Mitstreiter überzeugen, für Frauenrechte als Menschenrechte einzutreten. Oftmals haben sich
kulturelle und religiöse Traditionen im
Alltag so stark vermischt, dass nicht
pauschal vom Islam oder einer anderen
Religion als Reformen erschwerende
Kraft gesprochen werden kann, sondern
die unterschiedlichen Diskurse differenziert betrachtet werden müssen.
Untersuchung der Lebenssituation. Einen beachtlichen Nebeneffekt auf die Lebenssituation der Frauen zeigten im Bildungswesen bereits in den 1990er Jahren die
Förderprogramme für Mädchen. Waren
sie ursprünglich mit der Intention eingeführt worden, gut ausgebildete Ar-
beitskräfte für den heimischen Markt
rekrutieren zu können, führten sie darüber hinaus zu einem sozialen Wandel in
der Gesellschaft. Es hat sich gezeigt,
dass diese Frauen der jüngeren und
mittleren Generation ein neues Selbstbewusstsein entwickelten und die ihnen zustehenden Rechte einforderten.
Neben diesen unbeabsichtigten Einflüssen waren auch globale Entwicklungen von entscheidender Bedeutung.
Durch den internationalen Druck
während der Weltfrauendekade, Frauenprobleme ernst zu nehmen, wurde in
den 1980er Jahren ein Frauenministerium eingerichtet. Im Laufe der Zeit übernahm das dortige Personal die internationale Rhetorik der Frauenrechte und
brachte auf diese Weise Ansichten nach
Indonesien, die dem althergebrachten
Rollenverständnis entgegenstanden.
In meiner Arbeit untersuche ich
verschiedene Politikfelder, in denen
Frauen diskriminiert werden und zeige
die Veränderungen der derzeitigen Entwicklungen auf. Völlig ungelöst ist nach
wie vor das Problem der Millionen Arbeitsmigrantinnen, die als Dienstbotinnen unter schwierigen Bedingungen
vornehmlich in den Ländern des Nahen
Ostens arbeiten. Da bis heute keine bilateralen Abkommen mit den jeweiligen Staaten existieren, sind die Frauen
diesem ungesicherten rechtlichen Status hilflos ausgeliefert.
Obwohl die Stellung der Frau als
Mutter in der Gesellschaft hoch angesehen ist, bestehen nach wie vor große
Defizite in der Gesundheitsversorgung
von Schwangeren. Die Müttersterblichkeit in Indonesien ist eine der höchsten
in Südostasien. Regelmäßig kommt es
aufgrund fehlender Sexualaufklärung
zu ungewollten Schwangerschaften
und in der Folge zu illegalen Abtreibungen mit großen gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Frauen. Familienplanungsprogramme in der Dritten
Welt haben meist einzig die Geburtenreduktion zum Ziel, viele notwendige
gesetzliche Regelungen zum Schutz der
Gesundheit von Frauen bleiben als Entwürfe in den Schubladen.
Gewalt und Demokratisierung. Das Thema
Gewalt gegen Frauen wurde über lange
Zeit in der Gesellschaft aus Scham totgeschwiegen. Erst die Massenvergewaltigungen während der Ausschreitungen
nach Suhartos Sturz im Mai 1998 und
die Forderungen nach Aufklärung dieser
Verbrechen, machten das Thema Missbrauch, sexuelle Belästigung und Vergewaltigung erstmalig zum Gegenstand öffentlicher Debatten. Eine nationale Kommission zur Bekämpfung der
Gewalt gegen Frauen versucht seitdem,
die Fälle der Gewalt zu dokumentieren
und ist an der Ausarbeitung eines Gesetzes zum Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt beteiligt. Obwohl die Regierung einige Schritte in die richtige
Richtung getan hat, gründen viele Formen der Gewalt in der patriarchalischen
Gesellschaftsstruktur und werden sich
erst durch einen langsamen sozialen
Wandel verändern können.
Demokratisierung bringt demnach
nicht per se Verbesserungen für die
Frauen. Die ebenso maßlose wie weitverbreitete Korruption und der ungebremste Nepotismus sind neben Kompetenzgerangel innerhalb der Regierung ebenfalls ausschlaggebend dafür,
dass Gesetze zum Vorteil für Frauen
nicht zügig verabschiedet werden.
❚
Literatur:
Blackburn, Susan:Woman and
the State in modern Indonesia,
Cambridge 2004
Göttner-Abendroth, Heide: Das
Matriarchat II,1 – Stammesgesellschaften in Ostasien, Ozeanien,
Amerika, Stuttgart 1991
Kerstan, Birgit/Berninghausen,
Jutta: Emanzipation wohin? –
Frauen und Selbsthilfe in Java/
Indonesien, Frankfurt 1991
Robinson, Kathryn/ Besell, Sharon
(Hrsg.):Woman in Indonesia –
Gender, Equity and Development,
Singapore 2002
Wieringa, Saskia: Sexual politics in
Indonesia, New York 2002
juli august 2005an.schläge 23
an.sage
Dirty old bodies?
Ich seh etwas, das du nicht siehst – den sexualisierten, alten Frauenkörper in der Öffentlichkeit.
Das Phänomen „dirty old bodies“ wird von Eva Geber (AUF) und der Sozialwissenschaftlerin
Gerlinde Mauerer eindeutig als Spukgespenst identifiziert.
Kommentare müssen nicht
mit der Redaktionsmeinung
übereinstimmen.
Eva Geber
Gerlinde Mauerer
Sexualisierte Alte oder dirty old bodies? Nein, Bodies sind ja sexy
Kleidungsstücke. Oder sexualisierte. Aber es geht ja um sexualisierte old women. Sicher, alle Probleme dieser Gesellschaft werden sexualisiert, hab ich gelernt. Aber müssen wir uns das jetzt schon
selber machen? Oder prophylaktisch verweigern? Alte Frauenkörper sexualisiert? Hab ich nirgends gesehen, es dürfte sich um das sprichwörtliche Problem zu jeder Lösung handeln. Alte Körper nackt sind angeblich unwürdig, hat mir eine gesagt, damit ich mir überlege, was ich dazu schreiben soll. Da habe ich kürzlich eine Bilderserie mit erotischen
Fotos von alten Frauen gesehen. Meistens waren sie nackt. Und alt. Und
erotisch. Kommt vor, auch in der Realität. Weniger in der Werbung. Dort
sind die Frauen – wie alt auch immer – fesch und fit. Auch die Männer
und die Kids. Oder aber fesch und so unfit, dass sie den Rollator brauchen, die Nichtausrutschmatte für die Wanne, Knoblauchkapseln, Faltencreme und das digitale Hörgerät. Erraten: sie sind Konsumentinnen.
Es geht um Markt und um Umsatz. Und da sind die vielen vielen Alten,
die nicht alles Geld ins Grab nehmen sollen, das sie vielleicht haben.
Fesch und fit wird alles möglich. Ein Cabrio mit Tangonacht, heteramäßig (auch er fesch und fit). Oder Wellness mit der Freundin. Schließlich ist die alte Frau, wenn schon nicht dirty, so meistens single. Naja, die Frauenfreundinnen werden weniger angesprochen, die sind
scheints nicht sexy. Alte Frauen sind gesellschaftlich abgewertet, alte
Menschen in unserer schönen westlichen Welt an sich. Fit und fesch,
wenn sie sind, können sie mit „toll, für ihr Alter!“ rechnen. Also sicherheitshalber das Marktangebot annehmen. Sexy klingt nach Diminutiv.
Selbstermächtigt sexuell wäre wohl dirty. Einfallsreich ist die Werbung
selten, riskieren will sie auch nichts. Nicht mit alten Körpern und nicht
mit Alterssex – am Ende noch lesbischem. Igitt. Viel Werbung kenne ich
ja nicht. TV sehe ich nicht, Boulevard und Frisör greife ich nicht an, auf
Ö1 hör ich nix davon. Gelegentlich schau ich in ein Seniorenheft, das ins
Haus flattert. Von da her weiss ich, dass wir wichtig sind. Für den Umsatz. So wichtig wie alle nämlich. Die Kids sollen die coole Schritt-imKnie-Hose kaufen, oder voll das Piercing im Nabel und den urkultigen
¡pod. Sie sind auch fesch und fit und haben keine Pickel (außer vorher
bei der Anti-Akne-Salbe). Wir sind kommerzialisiert, nicht sexualisiert.
Wenn Geld mit Schiachheit zu machen wär, seh ich den Slogan: „WIR
sind für SIE da: Wir versichern die schlabbrig Fetten mit dem ätzenden
Mundgeruch“.
❚
Zunächst dachte ich, die Anfrage nach einem Kommentar zu „dirty
old women“ in der Öffentlichkeit nicht richtig verstanden zu haben.
Erst nach der zweiten Anfrage wurde mir klar, dass ich offensichtlich deshalb nicht verstehen konnte, weil ich anderer Meinung war und
bin. Ich sehe die „nackten, sexualisierten, alten Körper in Medien, Performances (Beecroft), Ausstellungen (dirty old woman)“ nicht, deren Erscheinen im öffentlichen Raum ich positiv oder negativ bewerten sollte. Alles,
was mir einfiel, war das Bild einer recht jugendlich wirkenden wohl schon
älteren Dame mit langen grauen Haaren (statt blond), die für eine Versicherung wirbt. Glücklich war ich – wie immer in solchen Fällen –, dass mir
nicht einfiel für welches Produkt genau; so fühle ich mich immer etwas
„immun“ gegen Werbung und spontan besser. Ein fischartiger Unterleib
der sportlich schlanken Dame fiel mir ein – erinnernd an „Undine geht“,
die allen, die Hans heißen, ihren Abschied erteilt (nach Ingeborg Bachmann). Mit weiblicher Sexualität assoziiere ich diese halb tierischen Darstellungen jedoch nicht, mehr mit Meer, Rauschen und Wasser ... (es könnte auch eine Kredtikarten-Urlaubswerbung sein). Vielleicht doch ein Hinweis auf nicht kanalisierte weibliche Sexualität? Aber in der Versicherungswerbung? Weitere alte Körper aus der Werbung – es fiel mir im
übrigen nur jene vom Haus der Barmherzigkeit ein, wo junge Pfleger alte
Damen hochhalten und junge Frauen alte Männer stützen – konnten
wohl weniger gemeint sein. Jedenfalls wird Sexualität in Pflegeheimen tabuisiert, soviel weiß ich zumindest aus soziologischen Arbeiten (u.a. von
Anton Amann: Die großen Alterslügen, 2004 – sehr empfehlenswert und
gesellschaftskritisch).Was ich jedoch sehe – und vielleicht sind die dirty
old women deshalb unerkannt an mir vorbei gegangen – ist eine Sexualisierung von allem und jedem. Die Sexualisierung der Banane eben: nicht
allzu pummelig, länglich, schlank, ein wenig gekrümmt, Fetisch und Ware.
Damit steht in Verbindung: Sexualität als Ware, Objektivierung und InsBild-Setzung von Körpern, die in realen Erwerbsarbeitsabläufen zumeist
recht „unpfleglich“ behandelt werden; bildliche Darstellungen, die nichts
mit der Realität zu tun haben, oder erschaudern lassen, wenn frau sie trifft
(u.a. ausgemergelte junge Frauen, die am Plakat recht hübsch aussehen).
Ob alt, ob Frau, ob jung, ob Mann, ob Waschpulver, ob Putzmittel, ob Erdbeere oder Banane: Sexualisierung, Objektivierung und Kaufkraft gehen
zusammen.Was jenseits liegt und vielleicht „dirty old woman“ sein könnte, mit selbstbestimmter Sexualität, Einkommen und Lebenslust, blieb mir
bislang leider verborgen.
❚
24 an.schlägejuli august 2005
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an.rissarbeit
Auf in die Selbstständigkeit
Unter dem Titel „Die Unternehmerinnen der Zukunft“, veranstaltete ein
im Jänner mit Unterstützung der SP-Frauensprecherin Gabriele HeinischHosek gegründetes Frauennetzwerk am 9. und 10. Juni eine Konferenz.
Ziel des Netzwerkes ist es, Frauen, die den Weg in die Selbstständigkeit
wagen, zu unterstützen. Denn im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen sind Unternehmerinnen mit zusätzlichen Problemen, wie z.B. dem
Mangel an flexiblen Kinderbetreuungsplätzen konfrontiert. „Frauen
scheitern schon oft daran, dass ihr Businessplan von der Bank nicht akzeptiert wird“, klärt Eva Maria Artner, Delegierte in der Sparte Information & Consulting der Wirtschaftskammer Wien, bei der Konferenz über
eine Ursache für Finanzierungsschwierigkeiten auf.
Auf der online Plattform, stehen interessierten Frauen, in Unternehmensfragen beratende MentorInnen zur Verfügung. Frau kann sich
dort aber auch einfach über Erfahrungen und Informationen austauschen. FIAg
Einzelberatung und einem dreistufigen Phasenmodell, in dem konkret
auf die berufliche und persönliche Situation der Teilnehmerin eingegangen wird, dauert zwischen sieben und 24 Wochen und wird vom
abz.austria, bfi Wien und von Intercom für das AMS Wien durchgeführt.
Die Anmeldung erfolgt über die AMS-BeraterInnen. s-r
Nähere Infos: AMS Wien, Susanne Rauscher T. 01/878 71-505 10, [email protected], www.ams.at/wien
abz.austria, Chancen für Frauen-Chancen der Wirtschaft,
Claudia Schwab T. 01/667 030 020, [email protected], www.abzaustria.at
Fo t o : L E F Ö / TA M P E P
projekt
www.dieunternehmerinnen.at
frauenkongress
Metallerinnen
Im Rahmen des 31.Weltkongresses des Internationalen Metallergewerkschaftsbundes (IMB) fand am 21. Mai auch eine IMB-Frauenkonferenz
statt. Dabei wurden Themen wie mehr Rechte für die Frauen, bessere
Arbeitsbedingungen und ein gerechteres/höheres Einkommen diskutiert. Die Schweizer Delegierte Fabienne Blanc-Kühn machte darauf aufmerksam, dass Frauen in der Fertigungsindustrie unentbehrlich seien,
allerdings nicht nur wegen ihrer Erfahrungen, sondern auch weil sie
„keine diplomierte Ausbildung haben, und daher flexible und billige Arbeitskräfte sind“. Damit sich das z.B. auch in Ländern wie Brasilien oder
Indien ändert, sei die Gründung von Gewerkschaften erforderlich. Deshalb plant der IMB auf internationaler Ebene verstärkt mit den Frauen
zusammen zu arbeiten. Denn: „Eine abgestimmte Gewerkschaftspolitik
ist grundsätzlich wichtig, um sich miteinander für die Rechte der Arbeiterinnen einzusetzen“, erklärte Erika Nussgraber-Schnabl, österreichische Bundesfrauenvorsitzende der Gewerkschaft Metall und Textil. Frauen seien, oft wegen der Angst vor einem Jobverlust viel zu selten in Gewerkschaften vertreten, die Folge davon ist, dass sie ihre Rechte nicht
kennen. Da will nun der IMB Abhilfe verschaffen. kabu
www.metaller.at
wiedereinsteigerinnen
WEg zum Job
Am 13. Juni präsentierte das AMS gemeinsam mit dem abz.wien ein
neues Programm für beschäftigungslos vorgemerkte Berufs- bzw. Wiedereinsteigerinnen mit Kinderbetreuungspflichten. Mit einem Gesamtvolumen von 3,3 Mio Euro können mit „WEg zum Job“ – WE steht dabei
für „Wiedereinstieg erleichtern“ – Projektmaßnahmen für 2000 Frauen
durchgeführt werden. Aktuell sind beim AMS Wien 4.384 WiedereinsteigerInnen arbeitslos gemeldet, davon 188 Männer (Österreichweit rund
12.400 WiedereinsteigerInnen). Die Kombination von regelmäßiger
aktionstag
Wussten Sie, dass ... ?
„Es war die bisher schönste Aktion“, sagt Bernadette Karner,
Mitarbeiterin von LEFÖ/TAMPEP (Beratung, Bildung und Begleitung für
Migrantinnen), rückblickend zur Veranstaltung SexARBEIT, die anlässlich
des internationalen Hurentages am 2. Juni auf dem Urban-Loritz-Platz
vor der Hauptbücherei stattfand. Seit 2002 nehmen die Frauen von
LEFÖ/TAMPEP, diesmal in Zusammenarbeit mit dem Ausstiegsprojekt
AUS und den Grünen Frauen Wien, diesen Tag zum Anlass, um auf die
prekäre Situation von Sexarbeiterinnen in Österreich und im besonderen jener von Migrantinnen in der Sexarbeit aufmerksam zu machen.
Die Aktion soll nicht nur die Medien, sondern auch eine breite Öffentlichkeit für das (noch immer) tabuisierte Thema Sexarbeit sensibilisieren. Während der vierstündigen Veranstaltung wurden PassantInnen
per Handzettel mit Informationen versorgt. Fragen und Forderungen
wie „Wussten Sie, dass Prostitution in Österreich nach wie vor sittenwidrig ist und Sexarbeiterinnen daher keine Arbeitsrechte besitzen?“
und „Wir fordern daher die Streichung der Sittenwidrigkeit und die
Anerkennung von Prostitution als Arbeit/Erwerbszweig wie das 2001 in
Deutschland geschehen ist!“ provozierten lebhafte Diskussionen und
auch Solidaritätsbekundungen. Die sehr unterschiedlichen Reaktionen
reichten von „einen großen Bogen um die Veranstaltung machen“ bis
hin zu sehr positivem Feedback selbst von einer Pensionistin. Der mitreißende Auftritt der Band „SV Damenkraft“ (Foto) sorgte für
Unterhaltung und die nötige Aufmerksamkeit. Svh
juli august 2005an.schläge 27
Fo t o s : Re n a t e B i l l e t h
bigbilla
Gut im Geschäft?
Knochenarbeit zu Hungerlöhnen – Angestellte im Einzelhandel haben meist wenig zu
lachen. Jennifer Imhoff über die Arbeitsbedingungen bei Billa & Co
1 Name wurde von der Redaktion
geändert
28 an.schlägejuli august 2005
Dass die Arbeit als Verkäuferin
für viele Frauen nicht den
Traumjob darstellt, ist klar. Die
Beweggründe, eine Arbeit im
Einzelhandel anzutreten, sind
unterschiedlich und sicher kann nicht
allgemein behauptet werden, dass die
Frauen keine andere Wahl hätten. Würde frau jedoch diese Behauptung aufstellen, so wäre es auch naheliegend
anzunehmen, dass die Konditionen in
diesem Job nicht unmittelbar auf die
Arbeitnehmerin abgestimmt sind. Ist
frau finanziell abhängig, so kann sie
sich viele Arbeitsbedingungen nicht
aussuchen und wird mit mangelnder
Loyalität, Profitgier und Ausbeutung
konfrontiert.
Abwechslung. Terese Knapp1 arbeitete
fünf Jahre lang in einer Billa-Filiale: die
Kinder waren klein, das Familieneinkommen reichte nicht. Als Übergangslösung entschied sie sich für einen
dreißig Stunden Job als „Obst- und
Gemüsefachbetreuerin“ bei Billa. „Es
war eine große Ehre für mich, dass ich
diesen Job bekommen habe. Ich übernahm ihn von meiner Vorgängerin – sie
hatte bei Billa gelernt und war perfekt.
Nachdem sie sich aufgelehnt hatte,
weil ihre Stunden abgebaut werden
sollten, war sie dann schnell weg.“
Die Arbeit einer Obst- und Gemüsefachkraft beinhaltet mehrere Aufgabenbereiche, die im Angestelltenvertrag
nicht erwähnt werden. Dort steht, dass
„der Dienstnehmer(!) vornehmlich zur
Verrichtung der Arbeiten eines Obst-
billabig
und Gemüsefachbetreuers“ aufgenommen wird. Ein leichtes Schmunzeln über
die Wortwahl kommt da schon auf,
denn der Dienstnehmer ist im Einzelhandel immer noch größtenteils weiblich.
All inclusive. Die Arbeiten, die eine Fachbetreuerin zu bewältigen hat, beginnen
um sechs Uhr. Eine Stunde vor Geschäftsöffnung begibt sie sich daran,
die jeweils zwei bis sechs Container mit
Ware auszuräumen und zu schlichten.
Obst und Gemüse müssen rechtzeitig
an ihrem Platz sein, bevor die Leute
kommen. Dann wird das Geschäft noch
schnell gereinigt und das Obst ein letztes Mal auf seine Verderblichkeit überprüft. Dass diese Stunde ebenso wie die
Zeit nach Verkaufsschluss (diverse Aufräumarbeiten, Kassenschluss) unbezahlt ist, wird im Vertrag nicht erwähnt.
Die Arbeit muss trotzdem getan werden. Frau Knapp erhielt zwar eine monatliche Zulage von 52,32 Euro, eine
Mehrstundenregelung war in ihrem
Vertrag jedoch nicht verankert. Sie gibt
an, bis zu acht Überstunden wöchentlich geleistet zu haben – ohne Entgelt.
„Es war klar, dass die Arbeit zu machen
ist – und aus. Das haben alle so gemacht. Und wenn du dich dagegen gewehrt hast, dann warst du nicht mehr
lange da. Alle, die gemeutert haben, waren schnell weg.“ Frau Knapp sieht den
Hauptgrund für den relativ häufigen
Wechsel der Arbeitskräfte in der unsauberen Abrechnung der geleisteten Arbeitsstunden.
Das Arbeitsklima im Verkauf ist von
großem Druck geprägt, die Frauen wissen, dass sie austauschbar sind. Wird
nicht gearbeitet, so wird eine neue Kraft
eingestellt– was vermutlich auch ein
Grund dafür ist, dass bei Billa kein besonderer Wert auf die Einschulung gelegt werden kann. Frau Knapp erhielt
für ihre Tätigkeit an der Kasse, welche
sie trotz Dienstvertrag als „Obst- und
Gemüsefachbetreuer“ mindestens zwei
bis drei Stunden pro Tag zu erfüllen hatte, eine circa zweistündige Einschulung.
Danach musste sie sich den zahlfreudigen KundInnen stellen. Die Zeit an der
Kasse war ihr trotzdem lieber als ihr eigentlicher Fachbereich, denn die physische Anstrengung forderte ihren Tribut:
„Schmerzen vom schweren Tragen hatten da fast alle“, meint sie und erinnert
sich an eine Kollegin, die sich bedingt
durch die Arbeit einer Operation unterziehen musste und ein halbes Jahr im
Krankenstand war.
Von Nachteil ist sicherlich, dass viele Billa Filialen kein Lager haben und die
Ware auf die hohen Regale gestapelt
werden muss. Frau Knapp hat dann eine Rückenschule besucht, da sich auch
bei ihr chronische Schmerzen entwickelt hatten. Als sie später zu „Zielpunkt“ wechselte, war sie froh, „dass
dort ein männlicher Mitarbeiter die Lagerarbeiten verrichtete und bei schweren Lasten einspringen“ konnte.
Stundenkürzungen. Die Zeit als Angestellte bei Billa ging für Frau Knapp zu Ende, nachdem ihre „offizielle“ Arbeitszeit von einem Tag auf den anderen
auf zwanzig Stunden reduziert wurde.
Zu hohe Personalkosten sollen der
Grund dafür gewesen sein, die Filialleitung hätte keine andere Wahl gehabt.
Nachdem Frau Knapp aber weiterhin
die selbe Arbeit zu verrichten hatte,
änderte sich nicht viel an ihrer tatsächlich geleisteten Arbeitszeit. Sie
stand weiterhin 35 bis 38 Stunden pro
Woche im Geschäft, auch weil sie ihre
Kollegin im Obst- und Gemüsefachbereich nicht mit all der Arbeit alleine
lassen wollte. Sie erhielt nun ein Gehalt von rund 480 Euro netto . Inklusive Zulagen. Die Mehrstunden blieben
für Frau Knapp weiterhin unbezahlt.
„Nach einem Monat habe ich gekündigt. Ich wollte mich nicht mehr verarschen lassen.“
Es erscheint eigentlich unlogisch,
dass Stunden abgebaut werden, obwohl das angestellte Personal ohnehin
mit dem Arbeitspensum überfordert
ist. Recherchen bringen jedoch etwas
Licht ins Dunkel. So bekommen FilialleiterInnen eine jährliche Prämie ausbezahlt – sofern die Zahlen stimmen. Frau
Corinna Tinkler, Pressesprecherin der
Billa AG, erklärt, was es mit dieser Prämie auf sich hat: „Filialleiter bekommen
am Ende des Jahres eine Wirtschaftsjahresprämie, wenn die Vorgaben, die
zu Beginn des Jahres gemeinsam festgelegt wurden, erreicht werden.“ Niedrige Personalkosten sind in dieser Rechnung ein wichtiger Faktor um die Zielvorgaben auch zu erreichen. Für Filialmitarbeiterinnen sind Erfolgsprämien
übrigens nicht vorgesehen.“
Wie’s auch geht. Dass es auch anders gehen kann, zeigt das Beispiel von Daniela Regner. Sie war zwei Jahre lang in einer Hofer Filiale beschäftigt und wurde an der Umsatzprämie beteiligt. Die
Knochenarbeit an der Kassa wird monatlich mit einer Prämie vergolten,
die jeder Hofer-Mitarbeiterin zusteht.
Daniela Regner arbeitete zwanzig
Stunden pro Woche, genauso wie
Frau Knapp, nachdem ihr die Arbeitszeit gekürzt wurde. Der einzige Unterschied: Daniela Regner verdiente rund
das Doppelte an Grundgehalt. Grundgehalt plus Mehrstunden plus Leistungsprämie ergaben „ein schönes
Sümmchen“, meint sie. Darin sieht
Frau Regner auch den Grund, warum
das Hofer-Personal lange im Betrieb
bleibt und die Angestellten mit ihren
Arbeitsbedingungen zufrieden sind.
Trotzdem betont sie, dass der Job
Schwerstarbeit ist. Damals, als die
Kassen noch ohne Scanngerät funktionierten, mussten die Preise regelmäßig auswendig gelernt werden, die
Schnelligkeit der Kundenabfertigung
was das Richtmaß der Einstellung.
Wurde zu langsam getippt, dann wurde die Probezeit nicht verlängert. „Es
ist einfach so ein enormer Druck –
manchmal glaubst du, du fällst aus
der Kassa raus!! Weil man eine sehr
hohe Konzentration haben muss, sich
keine Fehler erlauben darf, schnell
sein muss. Dazwischen gibt’s keine
Regeneration. Anfangs bin ich mit
Tränen an der Kassa gesessen, als
ich nach Hause kam, war ich fix und
fertig.“
Vierzig Stunden pro Woche hätte
sie nicht geschafft, weder in Bezug auf
die physische, noch auf die psychische
Anstrengung. Trotzdem sei die – in
ihren Augen überdurchschnittliche –
Bezahlung immer wieder ein Ansporn
gewesen, weiter zu machen.
Ob Langzeit-Verkäuferinnen einen
Platz in der geplanten Schwerstarbeiterregelung finden werden, ist noch ungewiss. Die Problematik der „gemischten Tätigkeiten“ in diesem Beruf ergibt
sich in der Berechnung des Arbeitsaufwandes – immer noch wird verhandelt,
wie und ob Angestellte mit gemischten
Tätigkeiten in der neuen Regelung Platz
finden. 2007 soll die Schwerstarbeiterregelung in Kraft treten. Wir sind gespannt …
❚
juli august 2005an.schläge 29
Fo t o : B e a t e Pa s s o w
kulturan.riss
musik
Jazz is a woman
Seit den Anfängen des Jazz waren Frauen an dessen Entwicklung maßgeblich beteiligt. Die Leistungen dieser Musikerinnen sind jedoch weniger bekannt als die ihrer männlichen Kollegen. Wenn wir an Frauen
im Jazz denken, fallen uns automatisch Sängerinnen ein, selten jedoch
Instrumentalistinnen, denen der große Durchbruch zumeist versagt
blieb. In den 1920er und 30er Jahren gab es eine wachsende Zahl an
Jazz-Pianistinnen. Die darauf folgenden Jahren brachten Jazz Bands
hervor, die von Frauen geleitet wurden. An der bis heute anhaltenden
männlichen Dominanz in der Jazz Welt hat dies leider nichts geändert.
Erfreulich also, wenn im August das 15. Jazz Fest Wien unter dem Motto
„Jazz is a woman“ in einer eigenen Programmreihe mehrere Jazz Musikerinnen und deren Bands vorstellt. Auf die Frage, was frau/man sich
erwarten kann, meint Margit Rauner, Mitorganisatorin der Veranstaltung: „Eine spannende Auseinandersetzung von weiblicher Kreativität mit dem Thema Jazz – gepaart mit Intelligenz und Improvisationsvermögen.“ soh
ausstellung
Reigen, 14., Hadikgasse 62, T. 01/408 60 30, Eintritt 10,- Euro
www.viennajazz.org, [email protected]
Zähler/Nenner
Nach der erfolgreichen Präsentation der Bilder von Ceija Stojka zeigt das
Jüdische Museum in seiner Außenstelle auf dem Judenplatz noch bis 4.
September Arbeiten der deutschen Fotokünstlerin Beate Passow. Sie hat
Mitte der 1990er-Jahre Auschwitz-Überlebende in Europa und Israel mit
ihrer Kamera besucht und sie so fotografiert, dass ihre tätowierten Unterarme im Mittelpunkt waren. Dabei entstand die dokumentarische Fotoserie „Zähler/Nenner“. Die Gesamtzahl der in Auschwitz und seinen
Nebenlagern Ermordeten wird auf bis zu 1,5 Millionen geschätzt. Über
400.000 Gefangene wurden bei ihrer Ankunft zunächst als arbeitsfähig
eingestuft und anschließend mit einer Registrierungsnummer zwangstätowiert. GaH
bis 4.9., 1., Judenplatz 8, So-Do 10-18.00, Fr 10-14.00, kostenlose Führung für Schulklassen, www.jmw.at
festivals
Filmschaffende gesucht
Gegen Langeweile in der Sommerpause ist gesorgt: gleich zwei Filmfestivals fordern junge KünstlerInnen bis 22 Jahre dazu auf, ihre Arbeiten
einzureichen. Bereits zum vierten Mal prämiert die Salzburger KLAPPE
2005 Videos, Filme und WebMovies von CineastInnen ab 12, die ihre
Beiträge bis 1. August einreichen können. Seit Jahresbeginn sind von der
KLAPPE organisierte Veranstaltungen zum Thema am Laufen: jeden
zweiten Donnerstag gibt es die von Jugendlichen gestaltete Radiosendung „KLAPPE BilderRadio“ und im August ist ein Casting junger ModeratorInnen für das Festival im Herbst angesetzt. Parallel dazu laufen die
vom wienXtra-medienzentrum organisierten „wienervideo&filmtage“.
Mitmachen können alle 8- bis 22-Jährigen, die ihre selbst produzierten
Film- und Videoarbeiten aller Genres vor dem 2. September einreichen
müssen. Das Wiener Festival bietet bewusst Raum für Diskussion und
Vernetzung zwischen Jury, ProduzentInnen und Publikum. Als Preise
winken Praktika bei renommierten Filmfirmen, neueste Fachliteratur
und vieles mehr. ror
Festival Salzburg: www.klappe.at; Festival Wien: www.videoundfilmtage.at oder www.medienzentrum.at
30 an.schlägejuli august 2005
ausstellung
Kopftuch-Kulturen
Das Frauenmuseum in Hittisau im Bregenzerwald zeigt ab 9. Juli eine
Ausstellung über ein Stückchen Stoff, das immer wieder für Diskussionen sorgt: das Kopftuch – ein funktionelles Kleidungsstück, modisches
Accessoire und gleichzeitig auch ein kulturelles, politisches und religiöses Ausdrucksmittel. „Die Ausstellung soll einen Beitrag für ein besseres, verständnisvolleres Zusammenleben in einer globalen, von Migration geprägten, multikulturellen Gesellschaft leisten“, so Elisabeth Stöckler,
Leiterin des Museums. Am Beispiel des Kopftuches als Stück weiblicher
Alltagskultur könnten Aspekte der Frauengeschichte und der Frauenrolle heute, regional wie international, thematisiert und hinterfragt
werden. Die acht Kapitel der Ausstellung beleuchten nicht nur verschiedenste Kopftuchkulturen und aktuelle politische Debatten. Sie erzählen
auch vom Einzug des Kopftuches in die Haute Couture durch Coco Chanel,
beschäftigen sich mit der Herstellung der Tücher oder vergleichen Verschleierungskonzeptionen in Europa mit Frauendarstellungen im „Orientalischen Märchen“. mima
9.7.-31.10., Frauenmuseum, Platz 501, 6952 Hittisau, T. 05513/6209-30, www.frauenmuseum.com
eröffnung
Ohne Grenzen
KulturKontakt Austria eröffnet eine neue Galerie: ArtPoint in der Universitätsstraße wird im Zweimonatsrhythmus KünstlerInnen aus Ostund Südosteuropa ausstellen. Zur Eröffnung ist die Belgrader Fotografin Ana Adamovic zu Gast mit ihrem Projekt „Without the Borders“.
Im Bereich der Dokumentarfotografie arbeitet Adamovic zumeist an
den Themen Flüchtlinge, Asylsuchende oder Roma. „Without the Borders“ beschäftigt sich mit dem Problem der Asylsuche in der Europäischen Union. Adamovic begann die Arbeit dazu 2003 während ihres
an.risskultur
heim.spiel
Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v a t
dreimonatigen Aufenthalts als Artist in Residence von KulturKontakt
Austria. In dieser Zeit besuchte und fotografierte Adamovic zahlreiche
Wohnheime von Asylsuchenden in Wien. „Dabei versuchte ich herauszufinden, was Emigration in unserer Zeit bedeutet – in einem Europa
ohne Grenzen, aber auch in einer Welt, die beinahe täglich mit neuen
Kriegen und politischen Krisen konfrontiert ist“, erläutert die Künstlerin ihr Konzept. Derzeit leitet Ana Adamovic in einer multi-ethnischen
Region in Südserbien Fotoworkshops mit Schulkindern. Ziel dabei ist es,
Kinder unterschiedlicher ethnischer Herkunft dabei zu unterstützen,
mittels Fotografie miteinander zu kommunizieren und ihre Differenzen
zu überbrücken. GaH
22.6. bis 12.8., Galerie ArtPoint, 1., Universitätsstraße 5, Mo-Fr 14-18.00, www.kulturkontakt.or.at
Eva Steinheimer
Fo t o : Re n a t e B i l l e t h
Gequassel
frauen gedenken
Chefsache?
„Frauen gedenken anders 1945 - 2005 ist eine Ausstellung von Frauenstadträtin Mag.a Sonja Wehsely und der Frauenabteilung der Stadt
Wien“, heißt es im Begleitfolder zu einer Installation von 34 jeweils 2,5
Meter hohen Stelen, die vor dem Wiener Museumsquartier 60 Jahre
Frauengeschichte und -politik in Österreich sichtbar machen sollen.
Umso erstaunter war frau daher, dass die Eröffnung nicht nur von der
Stadträtin, sondern auch vom Bürgermeister vorgenommen wurde.
Dritte im Bunde war Johanna Dohnal, die auf die Frage wie sich das
anfühle als Synonym für den Kampf um Frauenrechte genannt zu werden, lakonisch meinte: „Meistens bin ich sehr verwundert ...“. Verwundert war sie vermutlich auch, als Michael Häupl ihr die Ernennung
zum Wiener Ehrenbürger (!) androhte – und erst nach einer langen
Schrecksekunde draufkam, dass es in diesem Fall „ja Bürgerin“ heißen
müsste. Naja, wie sagte Sonja Wehsely doch gleich? „Das Image der
Frauenpolitik ist wechselhaft, aber irrelevant – denn es geht um Realitäten.“ reb
bis 31.8., VOR dem MQ Wien, 7., Museumsplatz 1; Eintritt frei!
Tipp: Kostenlose Führungen mit Historikerinnen: 5. & 19.7., 2. & 16.8.,
Lenni war bisher eher ein Meister der nonverbalen Kommunikation.
Aber in den letzten paar Monaten ist mit den letzten Milchzähnen
die Sprache durchgebrochen. Das beginnt morgens mit einem resoluten „Munter! Aufstehen! Runter gehen! Bäcker gehen! Krapfen(!)
will ich!“ und endet (spät) abends mit der Aufforderung „(Ge)schichte! Pingi! Löbe!“. Dass er es liebt zum Einschlafen Geschichten erzählt zu bekommen, finde ich ja sehr süß. Es muss aber immer ein
Pinguin vorkommen, und manchmal eben auch ein Löwe – oder
gleich alle beide. Das sind schon Ansprüche und oft genug schlafen
wir erzählenden Eltern früher als Lenni. Seit neuestem greift er auch
selber in die Geschichten ein, wirft uns Stichworte wie zum Beispiel
„Tschinke kochen“ zu, und dann muss der Löwenopa noch Palatschinken backen.
Aber auch tagsüber mangelt es Lenni nicht an Fantasie. So erzählt er
etwa von einem Gespenst, das er gehört hat. Auf Nachfrage, was das
Gespenst denn gesagt habe, meint er nur „Hallo!“. Ein höfliches Gespenst also. Lenni hat meist keine Zeit für Höflichkeiten und spricht
in Imperativen. Dabei kann man auch gut verfolgen, wie sich seine
Grammatik weiterentwickelt. Anfangs sagte er immer „Kommen!“,
was dann überging in ein „Kommt, Mama!“ oder manchmal auch ein
zungenbrecherisches „Kommst!“ („Kummst jetzt, oda was?“). Mittlerweile tönt es ganz korrekt „Komm, Mama!“. Widerstand ist
zwecklos!
Oft gibt Lenni sich auch schon ziemlich naseweis. Was er von der
Welt schon kennt, und das ist gar nicht so wenig, kennt er gut:
„Weiß ich das!“. Bei allen anderen ist er sich aber nicht so sicher, ob
sie sich auskennen: „Keine Kinder draußen, weißt du?“. Und manchmal passen die Erwachsenen auch nicht in die Schemen, die sie sonst
selber vorgeben. So haben wir beim Ausmalen unserer leeren, alten
Wohnung vorgeschlagen etwas zu essen zu bestellen. Lenni war
grundsätzlich dafür, nur: „Tisch keinen haben wir!“. Ein leerer Karton
war dann aber ein guter Ersatz und die Pizza aß er profimäßig.
Am besten ist aber, wenn Lenni zwischendurch plötzlich auf mich zustürmt, mich zerquetscht und sagt: „Lieb! Kuscheln!“. Dann könnte
ich ihm jeden Wunsch erfüllen. Nun ja, fast jeden. Denn vor kurzem
meinte er: „Baby will ich haben!“. Aber darüber reden wir später!
jeweils 17.00 Uhr. Anmeldung: [email protected], T. 01/4000 83515
juli august 2005an.schläge 31
Fo t o : B e t t i n a S u r t m a n n
porträtida kuklina
Feindin, ich liebe dich
Ida Kuklina, Trägerin des Alternativen Nobelpreises und Mitglied des Komitees der
Soldatenmütter Russlands, verbrachte anlässlich des Alternativen NobelpreisträgerInnentreffens ein paar Tage in Salzburg. Ein Porträt von Elke Salomon
Soldatenmutter Ida Kuklina:
„Hohe Vertreter der Politik
bezeichnen uns als Feindinnen
der Nation.“
32 an.schlägejuli august 2005
Ihre Arbeit ist ihr Leben. „Ich bin
immer bereit für alles, offen für
alles, neugierig und wissbegierig.“ Gemächlich zieht die rüstige Frau an ihrer Zigarette. Sie
wirkt ruhig, ihr Blick ist warm.
Ida Kuklina, Mutter einer 43-jährigen Reserveoffizierin, ist seit 1993 im
Koordinationsrat des „Komitees der Soldatenmütter“, das sich gegen Menschenrechtsverletzungen in der russischen Armee, gegen Militarismus und
für Demokratie engagiert. Ihr Netzwerk
erstreckt sich über ganz Russland. Ein
transpolitisches, transnationales und
überkonfessionelles Netzwerk, das nur
überleben konnte, weil es „keinen Rassismus gibt und weil wir die Menschenrechte verteidigen“. Was Ida Kuklina
machen würde, wenn morgen der Krieg
vorbei wäre? „Mit dem Kampf für Men-
schenrechte weitermachen. Es tauchen
immer neue Probleme auf, die die Soldatenmütter praktisch lösen.“
Die Politologin will die öffentliche
Wahrnehmung im Westen schärfen.
Auf ihren zahlreichen Auslandsreisen
spricht sie über Tschetschenien, das zerstörte Land und kritisiert offen die PoliZerstörtes Land. Dass sie ein praktischer
tik von Präsident Putin. „Wir sind beMensch ist, hat Kuklina während des
sorgt, dass im Westen der Eindruck
ersten Tschetschenien-Krieges bewieherrscht, Putin stabilisiere die Lage und
sen: Damals fuhr sie mit anderen Soldatenmüttern in die Krisengebiete, um es sei nicht mehr so schlimm.“ In WahrSoldaten heimzuholen, tauschte Infor- heit nehme die Verletzung der Menmationen mit tschetschenischen Frau- schenrechte zu.
Den Zivildienst, der in Russland seit
en aus, organisierte die Flucht für russische Deserteure. Bei dieser Aktion hat- eineinhalb Jahren gesetzlich verankert
ist, bezeichnet die Soldatenmutter als
te Kuklina eine unvergessliche BegegAlibiaktion des Kremls. „18-jährige müsnung: „Ida, ich liebe dich, aber du bist
sen viereinhalb Jahre in Nervenheilanmeine Feindin“, hatte eine tschetstalten und Tuberkulosekliniken arbeischenische Frau zu ihr gesagt und sie
ten. Auch die Armee kann Zivildiener
umarmt. Kuklina hatte ihr geantwortet: „Nein, ich bin keine Feindin. Wir ha- einsetzen: Um gefährliche Altlasten zu
entfernen oder für Bauprojekte.“ Kukliben einen gemeinsamen Feind: Eine
na tritt für die Gründung einer Berufsverbrecherische Politik.“
ida kuklinaporträt
armee ein: „Wir glauben, dass die Regierung für eine Berufsarmee besser die
Verantwortung übernehmen könnte.
Die Regierung bezahlt große Summen
der Löhne für das Militär nicht aus, obwohl sie gesetzlich dazu verpflichtet
wäre. Zahlreiche Offiziere haben nicht
die passende Unterkunft. Die Soldaten
haben überhaupt keine Rechte, sie sind
nur mehr Sklaven.“
Keine Friedenseinheiten. Der zweite
Tschetschenienkrieg sei für Putin eine
Prestige-Frage gewesen. Für die Beilegung des Tschetschenien-Konfliktes
findet sie klare Worte: „Die Soldatenmütter sind gegen russische Friedenseinheiten in Tschetschenien. Auch
wenn diese unter dem Kommando der
UNO auftreten würden, wären sie ja
nach wie vor russische Streitkräfte – an
ihrer Einstellung würde sich nichts ändern.“
Für die Auswahl der Drittstaaten
müsse es einen Konsens zwischen russischer und tschetschenischer Seite geben. Eine basisdemokratische Herangehensweise sei der Schlüssel:„Wir haben
mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen gesprochen, damit alle mit einbezogen werden. Schön langsam soll sich
die Bewegung erweitern und bis in Regierungskreise hinaufgehen.“
Soldatenmütter. Kuklina macht kein Geheimnis aus der „totalen politischen
Wüste“, die in Russland herrscht und
aus der mangelnden Pressefreiheit.
Nach dem Machtantritt Putins seien als
erstes „die Informationen über Tschetschenien zu einer Geheimsache geworden“. In den russischen Medien sind die
Soldatenmütter trotzdem stark vertreten: „Täglich kommen JournalistInnen
zu uns ins Büro und schleppen ihr Material an. Sie haben uns gern und wir
haben sie gern. Wir schreiben nichts vor,
und wenn jemand etwas nicht versteht,
dann erklären wir es halt noch einmal.“
Dass ihrem Komitee von der Regierung ständig Steine in den Weg gelegt
werden, bringt die engagierte Frau
nicht aus der Ruhe:„Hohe politische
Vertreter bezeichnen uns als Feindinnen der Nation. Der größte Feind der
Soldatenmütter ist allerdings die Armee
selbst. Aber niemand kann einer Mutter
verbieten, ihr Kind zu lieben und es zu
verteidigen.“ Um bei den nächsten
Wahlen antreten zu können, gründeten
die Soldatenmütter eine politische Partei. Das Justizministerium habe sich
aber geweigert, diese zu registrieren.
An solche Hürden hat sich Ida Kuklina längst gewöhnt.„Uns beunruhigt nur,
dass wir auf die Regierung keinen Einfluss nehmen können.“ So viel Kraft wie
früher habe sie nicht mehr, sagt sie. Aber
eine ihrer Weisheiten lautet:„Der Mensch
muss sich bemühen, ein bisschen mehr
zu tun als das, was er zu schaffen glaubt.“
Kein Hass. Neben ihrer Tätigkeit am Internationalen Institut für Weltwirtschaft
in Moskau ist Kuklina Mitglied bei der
Russischen Menschenrechtskonvention.
„Ich spreche mit Putin über unsere Probleme. Er antwortet hie und da, schreibt
eine Resolution oder macht gar nichts.“
Die beherzte Frau fühlt sich in fast
jeder Umgebung wohl. „Am schlechtesten geht es mir, wenn ich als ganz
einfache Bürgerin mit den Behörden
zu tun habe.“ Trotz des zermürbenden Kampfes, dem sie ständig ausgesetzt ist, fühlt sie keinen Hass. Für die
Schwarzen Witwen – tschetschenische
Frauen, die sich als Selbstmordattentäterinnen an Terrorakten wie der Geiselnahme an einer Schule im nordossetischen Ort Beslan im September 2004
beteiligten – zeigt Kuklina Verständnis
und Mitgefühl: „Ich stehe diesem Missbrauch von Frauen negativ gegenüber.
Ich möchte betonen, dass Frauen, Kinder und Alte in ganz großer Zahl die ersten Opfer des Krieges sind. Die Tatsache, dass diese Schwarzen Witwen auf
den Plan getreten sind, beweist nur,
dass sie Opfer des Krieges sind.“
❚
Elf Jahre Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Keine Gnade für Tschetschenien
In der russischen Teilrepublik Tschetschenien herrscht der Ausnahmezustand. Der offiziell „Krieg gegen den Terror“ genannte Feldzug negiert den Unabhängigkeitswillen der tschetschenischen Bevölkerung.
Schätzungen zu Folge sind seit dem Beginn des zweiten Tschetschenienkriegs 1999 bis zu 160.000 ZivilistInnen umgekommen. „Es ist ein Kampf alle gegen eine. Diese eine ist die Zivilbevölkerung“, berichtet Osteuropa-Expertin Sarah
Reinke von der Gesellschaft für bedrohte Völker. Handelnde AkteurInnen sind erstens die russische Armee, die unter der
Führung des Inlandgeheimdienstes FSB steht. Sie ist das ausführende Organ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Gleichzeitig spielt die Armee auch ihr eigenes Spiel“, weiß Russland-Experte Hans-Georg Heinrich von der Uni Wien, „Soldaten verdienen sich durch Entführungen eine Menge Geld.“ Zweitens kämpft die tschetschenische Polizei, auf
der Seite der russlandtreuen Führung in Grosny. Drittens gibt es ca. 15.000 WiderstandskämpferInnen, die einen Guerillakrieg führen. Unterstützt würden sie von so genannten „Frommen Stiftungen“, die weltweit Widerstandskämpfe finanzierten. Hinter ihnen stünden einflussreiche islamistische Gruppen zum Beispiel aus Saudi Arabien, erläutert HansGeorg Heinrich.
Das Land ist ausgeblutet. Fast ein Fünftel aller Dörfer wurde dem Erdboden gleichgemacht. Von der ehemals über eine
Million EinwohnerInnen zählenden Bevölkerung leben nur mehr rund 700.000, schätzt die russische Menschenrechtsorganisation Memorial. Im zerstörten Land ist Kriminalität längst alltäglich. Die Menschen in Tschetschenien würden
gejagt, gefangen gehalten, gefoltert und ermordet. Seit sechzig Jahren wird die Bevölkerung mit systematischer Umsiedlung und Kriminalisierung konfrontiert. Oft würden in Folge von Terroranschlägen, TschetschenInnen mit VerbrecherInnen gleichgesetzt, stellt die Gesellschaft für bedrohte Völker fest.
Bettina Surtmann
juli august 2005an.schläge 33
Fo t o : f i l m m u s e u m
filmporträt
Die Ästhetik der Zeit
Das Wiener Filmmuseum zeigte im Mai eine Retrospektive der Filme von Claire Denis.
Die Regisseurin war zwei Abende lang dabei. Ein Porträt von Daniela Fohn
Claire Denis: „I don’t like when
people say, I’m making
experimental films“.
34 an.schlägejuli august 2005
Licht bricht sich tanzend auf
Meereswellen. Ruhig hält die
Kamera inne und filmt die sich
wiegenden Pünktchen. Meeresrauschen. Ruhe. Die Hitze der
nordafrikanischen Luft ist spürbar, man
meint sie zu riechen, zu schmecken.
In „Beau Travail“ erzählt Claire Denis die Geschichte eines französischen
Fremdenlegionärs in Algerien. Kampftraining-Szenen, Fußmärsche, körperliche Arbeit in sengender Hitze wechseln
sich ab mit Szenen von jungen Soldaten
beim Bügeln, Kartoffel schälen, Wäsche
aufhängen. Der ganze Film besticht
durch seine Langsamkeit und seine Bil-
der: Er ist durchkomponiert wie ein Ballett. Eine schaurig-schöne Ballade französischer Zeitgeschichte, der grotesken
Unsinnigkeit fremdenlegionärischen
Treibens in Friedenszeiten, männlicher
Rivalität und versteckter Homosexualität.
Wieder brechen sich Lichtpünktchen auf Wasser im Abendrot. Diesmal
sind wir an der Seine in Paris und in einem anderen Film: „Trouble Every Day“
ist vermutlich das metaphorischste und
sinnlichste Werk von Claire Denis.
Unter die Haut. Viel ist über diesen Film
geschrieben und gemutmaßt worden.
Oft zum Vampirfilm reduziert, ist er ein
Sinnbild für Besessenheit, Obsession,
Begierde, krankhafte Liebe, Wolllust in
ihrer Essenz bis zum Wahnsinn gesteigert, aber auch eine schreckliche Allegorie auf sexuelle und wissenschaftliche
Abgründe und den Sieg von Macht- und
Profitgier mit – in diesem Fall – sehr unangenehmen Folgen. Ein Film, der im
wahrsten Sinne des Wortes „unter die
Haut“ geht. „It’s about being afraid of
hurting the one you love because you
love them too much“, sagt Denis in einem Interview des TV-Senders ARTE aus
dem Jahr 2002. Fälschlicherweise wird
der Film oft als Horrorfilm bezeichnet.
porträtfilm
Genre. Tatsächlich produziert Claire
Denis keine Genrefilme, dafür ist
schon allein ihr Zugang zur internationalen Filmindustrie ein viel zu kritischer und ambivalenter. Denis Filme
stecken ein weites Themenfeld ab.
Während „Chocolat“ ein autobiografisch inspirierter Spielfilm über späten
Kolonialismus in Nordafrika aus der
Sicht eines kleinen Mädchens mit
dem bezeichnenden Namen „France“
ist, sind „Beau Travail“ oder der Film
„US go home“, der jugendliche Lebenswelten in Frankreich Mitte der
sechziger Jahre zeigt, Filme in ganz
eigener Manier. Sie sind Spielfilm, Essay, Gemälde, Installation, Theater und
Tanz mit einem wunderbaren Sinn für
Zeit und Ästhetik. Denis Filme sind
gesellschaftskritisch, subversiv und
in gewissem Sinne radikal, ohne zu
„schreien“, oder zu insistieren. Sie
beobachten in erster Linie – und das
mit großer Intensität. Mit einem Gefühl für Details, Kameraperspektiven
und bewusst eingesetzter Montage
werden Geschichten von Menschen
erzählt, die auch in ihrer Unvollkommenheit und mitunter Grausamkeit
liebenswerte Seiten haben. Wenn Nenette und Boni, das Geschwisterpaar
aus dem gleichnamigen Film, eineinhalb Stunden ihre beinahe inzestuöse
Hassliebe zelebrieren, passiert das ohne moralische Wertung. Die Figuren
entwickeln sich vor der Kamera, ziehen das Publikum in ihren Bann mitten hinein in einen Ausschnitt ihres
Lebens, in dem alle glauben richtig zu
handeln, oder zumindest keine Alternative zu ihrem Handeln zu haben.
Team. Mit ihrem genialen Frauen-Team
kann Denis Stimmungen einfangen,
wie keine andere Filmemacherin. Zwei
wichtige Elemente sind Zeit und Stille.
Die Kamerafrau Agnés Godard, zu der
Claire Denis ein stark symbiotisches Arbeitsverhältnis hat, schafft es mit ihrer
Kamera Gefühle, Gerüche, ja sogar Geschmack einzufangen, was sich später
im Kinosaal auf das Publikum überträgt. Wenn Béatrice Dalle in „Trouble
Every Day“ ihre lüsterne Bissigkeit auszuleben beginnt, legt sich ein metallischer Blutgeschmack auf die Zunge, der
horriblen Ekel erzeugt. Oft bleibt die Kamera auf Gegenständen, Gesichtern,
körperlichen Details einfach liegen, oh-
ne aber den richtigen Zeitpunkt für die
nächste Einstellung zu übersehen. Dieses Gefühl für den richtigen Moment
ist der Cutterin Nelly Quettier zuzuschreiben.
nachzulesen ist, eine Teamarbeiterin, ihre MitarbeiterInnen sind eher wie eine
Familie, ein eigener „Kosmos“, der über
Jahre entstanden ist. Alle Bereiche gehen ineinander über. Jean-Pol Fargeau
mit dem Denis viele ihrer Drehbücher
Arbeitswelt. In den Werkstattgesprächen, schreibt, oder die englische Band „Tindersticks“, die meist eine eigene Filmdie im Rahmen der Claire Denis Retromusik komponiert, sind genauso in den
spektive im Wiener Filmmuseum Anfamiliären Entstehungsprozess eingefang Mai diesen Jahres mit der Filmemacherin stattgefunden haben, hat die bunden, wie die SchauspielerInnen, die
in den meisten Filmen als Haupt- oder
Künstlerin viel über ihren Zugang zu
kreativer Arbeit erzählt. Ausgehend von NebendarstellerInnen immer wieder
ihrem neuesten Film „Vers Mathilde“, ei- kehren.
So kann Denis auch mit dem Regienem sehr persönlichen Super 8-FilmMonitor nicht viel anfangen, da dieser
Porträt über die Arbeitsweise der frandie Regisseurin vor einen Bildschirm
zösischen Choreografin und Tänzerin
Mathilde Monnier, ließ sie viel über ihre fesseln würde, während Agnes Godard
mit ihrer Kamera direkt am Set, also vor
eigene künstlerische Gefühlswelt einOrt wäre. Denis sagt, dass sie mit Gofließen. Das choreografische Element
ist starkes Ausdrucksmittel in Denis Fil- dard eigentlich gemeinsam vor der Kamera, oder zumindest gleich daneben
men und oft von großer Symbolik. So
steht, um zu sehen wie die Szene, die
steht etwa der exzessive, befreite Tanz
Perspektive wirklich wirkt und um einen
des Fremdenlegionärs am Ende des
Films „Beau Travail“ als Synonym für sei- besseren Eindruck vom Gesamtbild zu
bekommen.
nen physischen Tod und die damit verDie Arbeit von Denis ist eine sehr
bundene Erleichterung.
Die Künstlerin selbst zeigt sich aber intuitive, obwohl sich dahinter ein
eher überrascht von den wiederkehren- großes technisches Wissen und große
Genauigkeit verbergen. Sie selbst beden Bitten von TänzerInnen und Chozeichnet sich als eine gute HandwerkereografInnen wie Mathilde Monnier,
von Denis während ihrer Arbeit gefilmt rin.
Als Frau mit ihrem Geschmack,
zu werden, weil sie selbst dem choreografischen Aspekt ihrer Arbeit offenbar meint die 1948 geborene Künstlerin,
war es in den 1960er und 1970er Jahnicht so viel Bedeutung beimisst.
ren unglaublich schwer, im französiSchnitt und Montage sind für Deschen Filmbusiness Fuß zu fassen. Erst
nis nach Beendigung eines Films anals in den 1980er Jahren, allerdings
fangs sogar lästig, auch weil sich – wie
in Berlin, langsam ein frischer Wind
sie selbst sagt – eine erste Depression
nach der intensiven Arbeit des Drehens wehte, begann Denis wirklich mit der
eigenen Filmarbeit. Die Künstlerin,
breit macht und sie den Film oft erst
die übrigens wie ihre Filme fragil, vor
einmal gar nicht sehen möchte. Das
macht die Anwesenheit von Nelly Quet- Kraft und Visionen sprühend, aber
auch melancholisch und ein wenig
tier noch essenzieller.
scheu wirkt und in ihrer plastischen
Während der Phase der Montage
Erzählweise ihrem filmischen Ausist in erster Linie das Gefühl entscheidruck um nichts nachsteht, wollte in
dend, weshalb das Team auch vom
ihrer Arbeit immer so akzeptiert werSchneiden am Computer weitgehend
den, wie sie ist und nicht von anderen
Abstand nimmt. Nicht die objektive
Regisseuren oder Filmproduzenten –
zeitliche Dauer einer Einstellung, nicht
denn meist waren es ja Männer – gedas sture Beobachten des Screens, sei
entscheidend, so Denis, sondern das Ge- testet werden. Um dieser Gönnerlaune und Abhängigkeit zu entgehen, hat
fühl wann es Zeit für die nächste Sesie gewartet bis die Zeit reif war. Als
quenz ist. Das macht die Filme in sich
ihr erster Spielfilm „Chocolat“ in die
sympathischerweise auch ein wenig
Kinos kam, war sie bereits vierzig.
„asymmetrisch“.
Heute ist sie eine der wichtigsten ReKosmos. Claire Denis ist, wie im Buch von gisseurinnen fernab des Mainstreams
und das zu Recht.
❚
Michael Omasta und Isabella Reicher
Buchtipp
Michael Omasta, Isabella Reicher (Hg.):
Claire Denis. Trouble Every Day.
SYNEMA – Gesellschaft für Film
und Medien 2005, Euro 18,-
juli august 2005an.schläge 35
Fo t o : i d e n t i t i e s
interviewandrea sperling
Solche Filme möchte ich machen!
Andrea Sperlings jüngster Spielfilm D.E.B.S., eine Art lesbische Version von Charlie´s Angels,
eröffnete das identities-Queer Film Festival 2005. Claudia Saller sprach mit der
Produzentin über das „queere“ Filmen.
D.E.B.S.
USA 2004, Mit: Sara Foster,
Jordana Brewster, Devon Aoki,
Meagan Goode, u.a.
Produktion: Andrea Sperling,
Jasmine Kosovic
Übersetzung aus dem Englischen:
Claudia Saller
Das vollständige Interview ist auf
www.malmoe.org nachzulesen.
36 an.schlägejuli august 2005
an.schläge: Dein jüngster Spielfilm
D.E.B.S. war der Eröffnungsfilm des
identities Queer Film Festival 2005
in Wien. Warst du zufrieden mit
den Reaktionen des österreichischen
Publikums?
Andrea Sperling: Ja! Es war eine
tolle Vorstellung. Mich hat vor allem
verblüfft hat, dass mehr als die Hälfte
des Publikums weiblich war.
Siehst du einen Unterschied zwischen dem amerikanischen und dem europäischen queer Publikum?
Der Unterschied ist vielleicht, dass
das Publikum in Europa anspruchsvoller ist. Hier spricht man zumindest
zwei Sprachen, das tun die meisten
Menschen in den Staaten nicht. Ich bin
immer überrascht, wenn ich in eine
Vorstellung von einem meiner Filme
gehe und da gibt es gar keine Untertitel!
Wie bist du Filmproduzentin geworden?
Ich habe an der University of California Filmtheorie, -geschichte und -kritik studiert. Ich habe Film auf eine sehr
ernsthafte Weise studiert und mich
sehr intensiv mit Avantgarde und feministischen Filmen auseinander gesetzt.
Das hat meine gesamte Wahrnehmung
von Film verändert. Ich wollte eigentlich
an die New York University, um Kino zu
studieren. Das hätte eine akademische
Laufbahn bedeutet, aber im letzten
Quartal der Filmschule hatte ich einen
Professor namens Gregg Araki, der auch
Filmemacher ist. In seiner Klasse zeigte
er – das war 1990 – was sich in der Underground- und Indie-Szene in L.A. und
in New York so tat, und ich konnte gar
nicht glauben, was ich da sah: Die
ganzen experimentellen, avantgardistischen Filme, solche kannte ich bis zu
diesem Zeitpunkt nur aus der Filmgeschichte. Und ich dachte sofort: Solche
Filme möchte ich machen! Also fing ich
damit an.
In einem Interview aus dem Jahr
1996 hast du gesagt, du siehst deine Filme als Opposition zu Hollywood. Wenn
andrea sperlinginterview
man jetzt neun Jahre später „D.E.B.S.“
sieht, fragt man sich: Was ist denn da
passiert?
Ich sehe D.E.B.S als einen ziemlich
subversiven Film, und zwar auf mehreren Ebenen: Erstens ist die Filmemacherin eine schwarze lesbische Frau, was für
eine Frau in den USA ein ziemliches Hindernis darstellt, wenn sie einen eigenen
Film machen will. 99 Prozent der Filme,
die in den USA gemacht werden, werden
von Männern gemacht. Deshalb ist es
schon ein Erfolg, dass es ihr möglich
war, bei ihrem eigenen Film, den sie
auch selbst geschrieben hat, Regie zu
führen. Aber auch einen Studiofilm mit
lesbischem Inhalt zu machen, war für
mich eine große Leistung. Ich glaube
nicht, dass jemals so viel Geld für einen
lesbischen Film ausgegeben wurde.
Mein Ziel ist es auch, von innen
subversiv zu wirken und die HollywoodGelder für die Filme zu verwenden, die
ich gerne machen will. Und genau das
haben wir mit D.E.B.S erreicht.
Ein anderer Film von dir, der bei uns
unter dem Titel „Weil ich ein Mädchen
bin“ im Kino lief, war „But I´m a cheerleader“ ...
„But I´m a cheerleader“ wirkt auch
wie eine Hochglanzkomödie, behandelt
aber ein sehr kompliziertes Thema.
Manchmal ist Humor der beste Weg, um
sich ernsten Themen zu nähern. Meine
nächsten beiden Filme, die ich auch gemeinsam mit Jamie Babbits, der Regisseurin von „But I´m a cheerleader“, produziere, sind dagegen sehr düster.Was
uns sehr freut ist aber, dass einer der beiden Filme,„The Quiet“, bei dem es um
Freundschaft und Zusammenhalt unter
Frauen geht, ein sehr feministischer Film
ist. Er wird beim Toronto Film Festival im
September 2005 Premiere haben.
In einem weiteren Film, den du produzierst, „Harsh Times“, spielt auch Eva
Longoria, eine der „Desperate Housewives“, mit. Wie siehst du als queer film
Produzentin diese Serie?
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht,
warum die so erfolgreich sind. Ich hab
sie mir noch nie so richtig kritisch angeschaut. Es ist schon irgendwie cool, dass
die alle ihre Geheimnisse pflegen und
dass sie außerhalb ihrer Gatten auch
noch ein Leben haben. Aber ich habe
gelesen, dass zur Zeit auch andere Serien zu diesem Thema gemacht werden.
Es soll u.a. eine neue Serie geben, die
„Soccer Moms“ heißen wird. Ich glaube,
das ist generell ein neues Modethema:
Was Frauen so tun, wenn ihre Männer
mal nicht dabei sind. Das könnte vielleicht interessant werden.
Nach welchen Kriterien entscheidest
du, ob du einen Film produzieren willst?
Für mich müssen die Filme neue
Handlungsspielräume schaffen, wenn
möglich auf allen Ebenen: formell, strukturell, erzähltechnisch und visuell – auch
wenn das manchmal schwierig ist.Wenn
also ein Projekt auf mich zukommt, mit
einem intelligenten und interessanten
Skript, ist das super, aber es interessiert
mich erst dann wirklich, wenn ich merke,
dass der oder die FilmemacherIn etwas
Neues, Individuelles schafft.
Du bist ja auch im Vorstand von POWER UP!, einem Zusammenschluss von
Frauen, die professionell im Filmgeschäft
arbeiten. Hat POWER UP! dazu beigetragen, bessere Arbeitsbedingungen für lesbische Filmemacherinnen zu schaffen?
Ich denke schon. Sie unterstützen
aktiv Filmemacherinnen mit finanziellen
Mitteln und finanzieren jährlich drei
Kurzfilme. Auch die Kurzversion von
D.E.B.S. war eine POWER UP!-Produktion
und ohne diese Unterstützung hätte Angela Robinson (Regisseurin von D.E.B.S.,
Anm.) gar keine Karrieremöglichkeiten
gehabt. POWER UP! will in Zukunft aber
auch Spielfilme unterstützen. Jamie Babbit und ich werden gemeinsam mit POWER UP! einen ersten Spielfilm machen,
der hoffentlich dabei helfen wird, weitere
Spielfilme von Frauen zu finanzieren.
Wenn alles gut funktioniert, könnte daraus eine sehr erfolgreiche non profit Produktionsfirma werden, die möglicherweise auch den Vertrieb übernimmt.
Denn das ist der schwierigste Teil: Sicherzustellen, dass dein Film auch gesehen
wird! Das ist eine große Herausforderung, die Filme nicht nur zu Film Festivals, sondern auch in die großen Kinos zu
bringen. Und dann auch noch die Leute
dazu zu bekommen, sie anzuschauen. Ich
denke überhaupt, dass zu wenige Filme
sich auf das weibliche Publikum beziehen, was das Marketing betrifft. Ich wollte immer schon ein Experiment machen
und zwar einen Film nur an Frauen zu
vermarkten und sehen, was passiert. Das
wurde noch nie gemacht und würde
wahrscheinlich auch sehr viel Geld kosten. POWER UP! ist aber auf jeden Fall
ein Schritt in die richtige Richtung.
❚
lesben.nest
Anahita
Mittsommernachts.träume
Endlich wieder Sonne! Meine kleine Seele hat sich in diesen
trüben Frühlingstagen schon so dringend etwas Licht herbeigesehnt. Und zu meiner Freude gleich Hoch-Zeit der
Sonne, am 21. Juni die Sommersonnenwende, der längste
Tag des Jahres. „Litha“, wie dieses Fest im matriarchalen
Wicca-Kult genannt wird, ist Höhepunkt der Fruchtbarkeit
der Natur, feiert die Macht und Kraft der Sonne, mit dem
Bewusstsein, dass der Wendepunkt nun erreicht ist. WendePunkt. Punkt. Es wär mal wieder Zeit, einen Punkt zu machen. Oder noch besser einen Strich. Einen dicken fetten
Strich unter die Rechnung, die sich nicht und nicht ausgehen will. Im Juni wird der Vollmond auch „Honigmond“ genannt – das englische „Honeymoon“ für Flitterwochen
könnte ein Hinweis auf die vielen Hochzeiten in dieser Zeit
sein. Hoch-Zeiten, wie passend. Nur wie, wenn maN es uns
nicht erlaubt in diesem Land, das soviel auf alte Werte zu
halten scheint? Johannistag am 24. Juni wird als die christliche Entsprechung gesehen und geht auf Johannes den Täufer zurück. Na klar, denn Johanna hätte niemals jemanden
taufen dürfen. Und damit wir uns nicht allzu viel aufregen
und bei all dem nicht depressiv werden, hält Mutter Natur
ein kräftiges Heilkraut für uns Frauen bereit: Johannakraut
gilt als Symbol für Vitalität, Lebensfreude und Fruchtbarkeit. Einer Sage zufolge ist in den Tagen um Litha der Schleier zwischen den Welten dünn und das Feenvolk kann gesichtet werden. Es heißt, wenn du in dieser Nacht aus Versehen auf das Kraut trittst, wirst du ins Feenreich gebracht.
Wahrscheinlich ist mir das heuer beim Flackern unseres
Sonnwendfeuers passiert, denn ich hatte ein traumhaftes
Erlebnis: Ich sah eine feenartige Frau im Priestergewand,
die gleichgeschlechtliche Paare, Männer wie Frauen in einer
märchenhaften Zeremonie traute. Danach feierten alle ein
rauschendes Fest und sprangen übers knisternde Feuer –
mystisch ...
Keine Sorge, Hypericum perforatum ist nicht toxisch –
probierts doch aus!
juli august 2005an.schläge 37
an.klang
Queens, Princesses & Ladies
Der Soundtrack für den Sommer: Electro-HipHop-Beats und 70er-Retro-Soul.
Tipps von Vina Yun
Ciara P. „Goodies“
www.ciara-music.de
Missy Elliott „The Cookbook“
www.missy-elliott.com
Faith Evans „The First Lady“
www.faith-evans.de
38 an.schlägejuli august 2005
Bekanntermaßen wird bei Akteurinnen in der HipHop- und
R’n’B-Arena mit Adelstiteln
nicht gegeizt – Queens, Princesses und First Ladies wohin
man schaut. Entsprechend enthusiastisch wird uns auch dieses new talent
vorgestellt: „The princess is here!“ Fanfare, Vorhang hoch: hier kommt „Princess“ (wieder mal!) Ciara P. Harris mit
ihrem Debütalbum „Goodies“ (LaFace/Zomba/BMG). „Crunk & B“ nennt
sich der von den Produzenten Lil’ John
– siehe „Yeah“ von Usher – und Jazze
Pha gepushte Sound made in Atlanta,
der mit extrem tiefen Bässen und dramatisch-pompösen Synthie-Gewitterwolken daherkommt. Von einigen wird
Ciara schon als legitime Nachfolgerin
von Aaliyah gehandelt, und tatsächlich
wecken ihre Vocals stellenweise
wehmütige Erinnerungen an Aaliyahs
zart-kühlen Gesangsstil. Während sich
Stücke wie „Goodies“ oder „1, 2 Step“
(feat. Missy Elliott) prächtig als PartyReißer machen, wirken die restlichen
Stücke auf dem Album eher wie liebenswürdige, aber etwas kraftlose Zugeständnisse an konventionelle R’n’BVorgaben. „Dust yourself off and try
again“, würde Aaliyah an dieser Stelle
vielleicht raten – diese Fußstapfen sind
für Ciara jedenfalls leider (noch) etwas
zu groß.
Das Tempo, das Ciaras Freundin
und „reigning Queen of Hip Hop“ Missy
Elliott an den Tag legt, raubt einer indes
schon mal den Atem. Nur rund ein Jahr
nach „This Is Not A Test“ jagt „Miss E.“
Album Nummer 6 hinterher: mit „The
Cookbook“ (Goldmind/Warner). „Im
Studio fühle ich mich am wohlsten“,
gibt Elliott freimütig zu, „hier finde ich
meinen Frieden“. Das Resultat sind Produktionen, die Missy Elliott zur erfolgreichsten Künstlerin im HipHop-Genre
gemacht haben und zeigen, dass
Innovation heute längst nicht mehr einfach „von unten“, vom „Underground“
kommt, sondern mitten im Mainstream
vollzogen wird. Dafür wird schon mal
kräftig in der Vergangenheit gestöbert:
„Loose Control“, die erste Single aus
Missy Elliotts neuem Album, basiert auf
einem ewigen Elektro-Techno-Klassiker
von 1983, nämlich „Clear“ von Cybotron:
„B-Boys and Fly Girls, get ur Freak on!“
Neben Ciara und Fatman Scoop (wobei
dieser durchaus verzichtbar gewesen
wäre) sind auf „The Cookbook“ auch
noch special Guests wie Slick Rick, Mary
J Blige und Tweet mit von der Partie –
nicht zu vergessen London-Sensation
M.I.A. (auf „Smash The Place“). Produktionstechnisch hat sich Missy Elliott u.a.
Langzeitkollaborateur Timbaland sowie
die Neptunes in ihre Sound-Küche geholt – bon appetit!
Einen Old-School-Entwurf der anderen Art präsentiert R’n’B- und SoulArtistin Faith Evans, die sich nach vierjähriger Pause zurückmeldet. Sie besinnt sich auf ihrem neuen Album „The
First Lady“ (Capitol/EMI) auf die alte
Schule des 1970er-Soul, inspiriert von
KünstlerInnen wie Anita Baker, Marvin
Gaye oder Lynn Collins. Größer könnte
die Distanz damit zu Evans ehemaligem
Umfeld, nämlich Puff Daddys „Bad Boy“Label und seinem unsäglichen „I’ll Be
Missing You“-Hit von 1997, der sie endgültig zur Witwe von Notorious B.I.G.
abstempelte, nicht sein. Doch Evans
Soul-Verständnis ist alles andere als puristisch: Gospel, Funk und HipHop-Einflüsse sind gestattet und willkommen.
So eröffnet der pumpende Club-Track
„Goin‘ Out“, produziert von NeptunesHälfte Pharell Williams das Album.
Die Nummer erinnert auch ein wenig
an Kelis, die dem Neptunes-Lager angehört. Das zweite Stück „Again“ deutet
aber schon mit seiner bitter-süßlichen
Melodie und seinem dezenten, warmen
Retro-Flair die Grundrichtung an, in die
sich das Album bewegt. Einer der Höhepunkte ist wohl „Mesmerized“, ein
funky, an Evans eigene Gospel-Sozialisation angelehnter Song, der erfolgreich
vorführt, wie ein Seventies-Soul-Groove
mit neuen Mitteln in die Gegenwart
übersetzt werden kann.
❚
lese.zeichen
Beiden Seiten glauben
Freundschaften im Krieg. „Serbische“ und „albanische“ Frauen
hielten trotz aller Schwierigkeiten den Kontakt aufrecht.
Von Kerstin Kellermann
Eine gewisse Resignation ist
aus den Interviews heraus zu
hören, tiefe Emotionen aber
auch die notwendige Aufarbeitung von Kriegserlebnissen. Resignation vor der Unmöglichkeit das eigene Schicksal zu bestimmen und Verbrechen an anderen Menschen zu verhindern oder auch nur nachvollziehen
zu können. Ein gewisser Punkt an Analyse ist erreicht, der „point of no return“
schon länger. Die Schweizer Journalistin
Elisabeth Kaestli besuchte zu langen
Gesprächen mehrmals zwischen 2002
und 2004 befreundete KriegsteilnehmerInnen von „serbischer“ und „albanischer“ Seite, die trotz Krieg und Nationalismus versuchten, Kontakt zu halten.
Eigentlich, vom Grundthema „Krieg“
her, ein trauriges Buch, bleibt „Gräben
und Brücken. Freundschaften vor und
nach den Kriegen im Balkan“ faszinierend durch die Fülle an Details des
menschlichen Lebens, die Kaestli über
Jahre zusammen getragen hat.
„Niemanden steht auf die Stirn geschrieben, ob er etwas Schlechtes getan
hat oder nicht“, meint Sahadete Dula,
die Geschäftsführerin der Frauenorganisation „Hareja“ in dem Städtchen
Rahovec. Sie sah am 14. Juni 1999, als
in Rahovec die NATO einmarschierte,
und hinter ihr die UCK-Kämpfer, kamen,
wie serbische Menschen zu flüchten
begannen. Die Flüchtlingskolonnen der
SerbInnen lösten bei ihr gemischte Gefühle aus: „Es war das gleiche Bild wie
während der Flucht der Albaner. Sie
flüchteten mit Traktoren ... Ich war erleichtert, dass sie weggingen, aber irgendwie ging es mir unter die Haut.“
Nach wie vor gibt es heute noch starkes
Misstrauen zwischen den Volksgruppen, da die Leute in den meisten Fällen
nicht wissen, wer genau die Gräueltaten begangen hat und ob auch Bekannte aus der eigenen Stadt darunter waren. Die klassische Verteidigungsstrategie einiger serbischer Frauen, dass nur
Serben aus Serbien Massaker angerichtet hätten, weist Sahadete zurück, denn
ohne die Zusammenarbeit mit der lokalen serbischen Bevölkerung, wäre es
nicht möglich gewesen, alle diese Verbrechen auszuüben. Den größten
Schmerz verursachten Attacken durch
ehemalige Schulfreunde, Bekannte,
Nachbarn ... Zur Aufarbeitung haben
am ehesten kleinere lokale, multiethnische Projekte Erfolg. „Jedes Treffen
nimmt ein Stück Hass weg“, meint
Sahadete.
„Ich habe den einen wie den anderen geglaubt“, erzählt die Buchhalterin
Tatjana Kolasinac, die den Menschen
sieht und nicht die Nationalität. „Man
fragt nie das einfache Volk. Da haben
andere entschieden, nicht wir.“ Doch
auch sie wird das serbische Quartier
von Orahovac verlassen müssen. Es ist
gefährlich dort, ihr Vater wurde beim
abendlichen Plausch mit seinen Freunden am Transformatorenhäuschen erschossen. Ihre Schwiegermutter fügt
hinzu: „Auch ich glaube den einen wie
den anderen. Jeder Mensch hat seine
eigenen Erfahrungen, seine Informationen und seinen Blickwinkel. Daraus
ergibt sich das, was wir als Wahrheit
betrachten.“ Doch im Mai 2004, nach
den gewalttätigen Ausschreitungen
im Kosovo gegen Serben und Roma
Mitte März, ändert Tatjana ihre Meinung. „Ich hatte dir gesagt, ich glaubte
den einen wie den anderen, jetzt glaube ich niemandem mehr“, meint sie resigniert.
Wie konnte es in Europa am Ende
des 20. Jahrhunderts zu den Kriegen in
Jugoslawien kommen? Kaestli wollte
vor allem dem Zwischenmenschlichen
auf den Grund gehen. Die betroffenen
Frauen setzen ihre Hoffnungen auf ihre
FreundInnenschaften, ihre Frauenorganisationen und auf Europa. Die Gründerin der Frauenorganisation „Through
heart to peace“ aus Kozarac, Emsuda
Mujagic, hat einen großen Traum: „Alle
Länder von Ex-Jugoslawien müssen entwaffnet werden. Ich träume auch, dass
Europa eines Tages ein einziges Land ist,
wo keine Armee mehr nötig ist.“ Die Soziologin Vjollca Krasniqi wünscht sich
mehr Eigenverantwortung und Selbstbestimmung – überall auf der Welt: „Die
Regierung sollte nicht eine Autorität
sein, an die die Bevölkerung blind
glaubt und deren Weisungen sie blind
ausführt. Wenn zu viel Respekt vor Autoritäten besteht, ist die Gesellschaft
unreif.“
❚
Elisabeth Kaestli: Gräben
und Brücken.
Freundschaften vor und nach den
Kriegen im Balkan. 16 Porträts.
Limmat Verlag, 2004, Euro 18,- (D)
juli august 2005an.schläge 39
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Sichtbar
öffentlichten Gedichte in einem Band,
der genauso kahl und aufs Wesentlichste reduziert ist, wie ihre bisherigen
Der erste Teil des Buches bemüht sich
Bücher. Keine Jahreszahlen. Kein Vorum eine allgemeine Bestandsaufnahme in Sachen Frauenliteratur, Feministi- oder Nachwort. Keine biografischen
Notizen. Selbst der Anlass, der runde
scher Forschung und Übersetzungstheorie. Hier wird das Arbeitsfeld abge- Geburtstag, wird mit keinem Wort erwähnt. Nur Sarah Kirschs Worte, roh
steckt, in dem sich die feministische
und alles-sagend und fast durchgeTranslationstheorie bewegt: zwischen
einem mehr als fragwürdigen Literatur- hend in Ich-Form. Sarah Kirsch wurde
1935 als Ingrid Bernstein im späteren
kanon, der daraus resultierenden
Ostdeutschland geboren. Sie war acht
Machtfrage (Wer reüssiert letzten EnJahre mit dem Lyriker Rainer Kirsch
des auf dem Literaturmarkt und warum?) und dem Wesen der Frauenlitera- verheiratet. Ihr Vornamen Pseudonym
Sarah benutzt sie seit der ersten Veröftur: Schreiben Frauen wirklich anders
als Männer, und was würde das bedeu- fentlichung lyrischer Texte in den
1960ern: In Gedenken an die Massenten? Darüber hinaus geht es der Übervernichtung der Juden während der
setzungswissenschaft um den Effekt
der Sichtbarmachung von bedeutenden NS-Zeit und als Protest gegen den Antisemitismus des wenige Jahre vorher
Übersetzerinnen und deren Werk. In
verstorbenen Vaters. Politisches Engadiesem speziellen Fall betrifft das das
kreative Schaffen von Elisabeth Schnack gement prägte die Arbeit von Sarah
Kirsch und dabei blieb sie auch konse(1899-1992), die über 200 Werke aus
quent: 1992 etwa lehnte sie die Berudem Englischen übersetzt hat, aber
fung an die Berliner Akademie der
auch selbst als Autorin tätig war. Im
Künste mit der Begründung ab, diese
Hauptteil des Buches wird ihr Leben
sei eine „Schlupfbude“ für ehemalige
und ihre Arbeitsweise genauer unter
die Lupe genommen, danach die US-Au- Staatsdichter und Stasi-Zuträger. Für
torin Carson McCullers kurz vorgestellt. Sarah Kirschs lyrischen Stil wurde in
Besonders spannend das letzte Kapitel, den 1970er Jahren das Schlagwort „Sarah-Sound“ geprägt: eine Atemlosigin dem Original und Übersetzung mitkeit, der die Satzzeichen fast auseinander verglichen werden und Übernahmslos zum Opfer fallen.
raschendes zu Tage tritt.
Bibi Klein
Gabi Horak
Daniela Beuren: Das Konstrukt Frau in der Translation.
Sarah Kirsch: Sämtliche Gedichte
Elisabeth Schnack übersetzt Carson McCullers.
Deutsche Verlags-Anstalt 2005, Euro 19,90
Leykam 2005, Euro 17,90
Atemlos
Im April feierte die mit zahlreichen
Preisen ausgezeichnete Autorin Sarah
Kirsch ihren 70. Geburtstag und gerade rechtzeitig wurde auch ihr lyrisches
Gesamtwerk präsentiert. Alle 767 ver-
40 an.schlägejuli august 2005
Brieffreundschaft
Das Private ist politisch, darüber sind
wir uns vermutlich einig. Das bedeutet
aber nicht, dass alles Private für die Öffentlichkeit interessant ist. Wenn Alice
Schwarzer und ihre Jugendfreundin
Barbara Maia ihre private Korrespon-
denz veröffentlichen, gehört das über
weite Strecken zu den Dingen, die für
keine Erweiterung des Leserinnenhorizonts sorgen.
Die beiden Frauen waren im Alter
zwischen 15 und 21 Jahren beste
Freundinnen, bevor sich ihre Wege
trennten. Nach 40 Jahren begeben sie
sich nun gemeinsam auf die Suche
nach Jugenderinnerungen. Daraus
könnte auch ein interessantes Zeitdokument werden. Tatsächlich tauchen
ab und an spannende Hintergründe
auf, wie der damalige Umgang mit der
Nazivergangenheit, Gewalt gegen
Frauen, Sexualität und einiges mehr.
Aber im Vergleich zu den überwiegenden Erinnerungen an (Klischees zementierende) gackernde Mädchen, die
ja sein dürfen, aber eben nicht sehr
spannend sind, und an immer wieder
neue Verehrer, Lover und Exfreunde
nehmen sie sich dürftig aus. Bei aller
Wertschätzung für Alice Schwarzer
und ihr feministisches Engagement: sie
hätte ihre Energie lieber in ein anderes
Buch stecken sollen.
Karin Eckert
Alice Schwarzer, Barbara Maia: Liebe Alice! Liebe Barbara!
Briefe an die beste Freundin.
Kiepenheuer & Witsch 2005, Euro 18,90
Freud und Leid(enschaft)
Auf der Grundlage von Briefen ihres
Großvaters hat Esther Freud einen
spannenden Roman geschrieben, der
in keinem Urlaubsgepäck fehlen sollte.
Freud erzählt parallel von den Liebesgeschichten, die sich in einem kleinen
englischen Dorf jeweils im Sommer
1953 und 2003 abspielen. Dabei fließen
zahlreiche Elemente der Freud´schen
Familiengeschichte ein: Die Berufe der
ProtagonistInnen reichen von Psycho-
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analyse (Sigmund) über Architektur
(dessen Sohn Ernst) bis zur Malerei
(Lucian, der Vater der Autorin). Studentin Lily spürt für ihre Abschlussarbeit
dem jüdischen Architekten Lehmann
und seinem Werk in der Emigration
nach. Unsicher, was sie mit ihrem Studienabschluss anfangen soll, ist Lily
vor allem auf der Suche nach ihrem eigenen Weg – auch in Bezug auf ihre
Beziehung zum jungen Stararchitekten Nick, der keine Zeit für gemeinsame Pläne hat. So verliert sich Lily in
den zahlreichen sehnsuchtsvollen Briefen Lehmanns an seine Frau Elsa und
ist fasziniert von der tiefen Liebe zwischen den beiden. Dabei kann sie nicht
wissen, wie ähnlich Elsas Geschichte
ihrer eigenen ist. Die LeserInnen wissen es aber und darin besteht die
Spannung!
Einziger Wermutstropfen bei der
sonst sehr nachvollziehbaren Beziehungsreflexion ist Freuds Interpretation
häuslicher Gewalt, bei der vieles ohne
Erklärung stehen bleibt.
Claudia Saller
Esther Freud: Das Haus am Meer
Bloomsbury 2005, Euro 19,90
Bacardi feeling
Mira Valenskys Beziehung geht in die
Brüche. Ein Grund Urlaub zu machen,
um Abstand zu gewinnen. Wie gut, dass
sie Journalistin ist und zwecks Reisebericht und Hoteltest kostenlos in die Karibik reisen kann und zwar genau dorthin, wo sich im Moment auch ihre
Freundin und Putzfrau, Vesna Krajner
aufhält. Dort gibt es nicht nur einen
handfesten Bauskandal aufzuklären,
sondern natürlich, wie es sich für einen
richtigen Krimi gehört, auch einen
Mord ...
Rossmanns Krimi bietet etwas viel
Sozialromantik: Dass sich Vesna gegenüber Mira als ihrer Arbeitgeberin in
einem Abhängigkeitsverhältnis befindet, ist kein Thema, ganz selbstverständlich freut sich die Putzfrau auch in
ihrem Urlaub die „Chefin“ zu sehen.
Auch dass die beiden außenstehenden
Touristinnen innerhalb kürzester Zeit
voll ins soziale Insel-Gefüge integriert
sind, scheint etwas weit hergeholt.
Nichts desto trotz bleibt es ein durchaus spannender Krimi, mit zahlreichen
Einblicken in die karibische Küche, die
Lust aufs Nachkochen machen. Bei jenen mit großer Geldbörse wird wohl
das Reisefieber entfacht, aber auch bei
den daheim Bleibenden im Gänsehäufel kommt so etwas wie Karibikfeeling
auf.
neu.land
Martina Madner
Eva Rossmann: Karibik all inclusive.
Ein Mira Valensky Krimi.
Folio Verlag 2004, Euro 19,50
n ab 9
Mädche
Jahre
Knutschschleimiger Lippenherpes
J a s m i n a J a n k o v i c’
Nie wieder weinende Gesichter im
Klassenbuch. Nie wieder Hausarrest.
Nie wieder einen Abend, an dem Mama
nicht mit ihr spricht. Mit diesen Gedanken landet Mellis Wutteufel, der eines
Tages aus Versehen aus ihrem Mund
herausspringt, in der Mülltonne. Bis dahin empfand Melli ihr Leben bisweilen
doch als recht anstrengend, denn auf
einen unkontrollierten Wutausbruch
folgte meistens eine saftige Strafe:
Beim letzten Mal, verbrachte sie eine
Stunde und dreizehn Minuten vor dem
Klassenzimmer, bis sie sich, wie ihre
Lehrerin meinte, wieder im „Griff“ hatte. Eindeutig zu lang! Dies scheint nun
alles vorbei zu sein. Wenn da nicht ihre
Freundin Anna wäre, die mit der braven
Melli überhaupt nichts mehr anzufangen weiß. Besonders wenn es darum
geht, sich gegen Kevin und Anton zu
wehren, die ihnen ihr Staudammprojekt streitig machen. Nur Anna zu Liebe
bemüht sie sich um Gegenwehr, aber
ohne ihre Wut hat sie gegen die beiden
Jungs keine Chance. Melli steht der
neuen Situation ziemlich ratlos gegenüber. Doch zum Glück ist da noch
das kleine Teufelchen, das sich nicht so
einfach vertreiben lässt und nach einigen Auseinandersetzungen ist Melli
auch bereit, ihn wieder bei sich „aufzunehmen“ – diesmal allerdings nach
ihren Bedingungen. Wut tut nun mal
einfach gut!
„Reiseproviant“ für S.
Svenja Häfner
Sabine Both: Mellis Teufelchen.
Mit Illustrationen von Barbara Korthues.
Widme S. diese Zeilen. Als eine Art „Reiseproviant“. Sie
nimmt Abschied. Nein, nicht von mir. Sie verabschiedet
sich von diesem Land. Sie wird bald achtzehn. Hat gerade
ihre Maturaprüfungen gemacht. Vier an einem Vormittag.
Alle mit Auszeichnung. Dann sagte der Kommissionspräsident noch: „Vielen Dank, dass Sie uns den Vormittag verschönert haben.“ Ich: glücklich. S. ist nicht mein Kind. Und
doch. Irgendwie dachte ich, besser eine gute Tante sein,
als eine schlechte Mutter. Vor vierzehn Jahren kam sie
hierher. Deutsch war und ist nicht ihre Muttersprache. Sie
lernte es aber schnell. Kinder machen es eben kinderleicht. Weil sie klug sind. Wenn man sie daran nicht hindert. Und es auch unterstützt. Ohne Zwang. Ohne Muss.
Wenn man mit ihnen redet. Ihre Fragen beantwortet. Mit
ihnen diskutiert. Ihnen beibringt, dass alles hinterfragt
werden soll. Ihnen nicht ständig die Welt erklärt. Weil
man es quasi eh besser weiß. S. geht nach Belgrad studieren. Manche denken, sie sei verrückt. Oh, nein, weit verfehlt! Sie ist eine sehr kluge junge Frau. Die weiß, was sie
will. Und sie hat es so gewollt. Und so entschieden. Und
Glück gehabt, dass ihre Bezugspersonen ihre Wünsche
und Entscheidungen respektieren und unterstützen.
Klingt fast wie ein Märchen. Aber nein, es ist ja keins. So
eine Realität ist doch möglich. Wenn man begreift, dass
nicht alles mit Geld gemessen und bezahlt werden kann.
Und dass die wahren Werte im Inneren sind, dass sie niemand wegnehmen kann und sie herumgetragen werden,
egal wo man ist. Vor zwei Jahren sagte S. mal zu mir: „Ich
verstehe nicht, was daran so toll ist, wenn man fortgeht
und dann der einzige Spaß darin besteht, sich in zwei
Stunden voll zu saufen und sich am nächsten Tag an nichts
zu erinnern?!“ Tja, so ist es halt mit Amnesie. Ein beliebtes
Therapiemittel. Aber du hast es eh begriffen. Mach es einfach weiter so, wie du es immer gemacht hast: mit deinem
klugen Köpfchen. Und viel Glück auf deiner Reise in die
Zukunft!
rororo Verlag 2005, Euro 6,90
juli august 2005an.schläge 41
Fo t o s : Wi e n M u s e u m
ge.sehen
Wir kochen elektrisch!
Das Wien Museum widmet sich den Konsumgewohnheiten der ÖsterreicherInnen nach
1945. Bibi Klein hat „Die Sinalco-Epoche“ besucht.
Im Eingangsbereich der Ausstellung regiert die Trostlosigkeit zwischen Konservendosen, Care-Paketen und Lebensmittelkarten.
Während des Zweiten Weltkrieges
hielt sich das Elend durch die Ausbeutung
der besetzten Länder noch in Grenzen.
Aber nach Kriegsende hungerten die
ÖsterreicherInnen wirklich, während sie
die Trümmer ihrer jüngsten Vergangenheit beseitigten. An allen Ecken und Enden musste improvisiert werden, sogar
Kochbücher wurden neu geschrieben,
weil buchstäblich nichts da war.
Die Sinalco-Epoche. Essen, Trinken,
Konsumieren nach 1945.
Wien Museum Karlsplatz;
bis 25.9., 4,- Euro (erm. 2,-),
Di-So + Fei 9–18.00, Mi 9–20.00,
Fr. 9-12.00, Eintritt frei
www.wienmuseum.at
42 an.schlägejuli august 2005
Aufschwung. Zwischen den trostlosen Exponaten der unmittelbaren Nachkriegszeit blitzen aber bereits die Farbkleckse
des Wirtschaftsaufschwungs durch: Das
Darben hatte langsam ein Ende,„Konsum“ und „Wohlstand“ hießen die neuen
Reizwörter, mit deren Hilfe die Frauen
unbemerkt wieder an den Herd zurück
gedrängt werden sollten.Während des
Krieges als aufopfernde Mütter und tatkräftige Frauen an der „Heimatfront“ gepriesen, wurden die Frauen nach dem
Krieg zu perfekten Hausfrauen hochstilisiert. Damit fand ihre berufliche Karriere
ein jähes Ende. Von nun an war ihr Platz
wieder zu Hause: Dort sollten sie das
leibliche Wohl der gesamten BilderbuchFamilie sichern und zwar stets „mit Liebe“ und immer mit einem Lächeln auf
den gepflegten Lippen. Ganze Generationen von angehenden Hauswirtschafte-
rinnen wurden – unter tatkräftiger Unterstützung der Werbewirtschaft – auf
ihre Zukunft in den eigenen vier Wänden
eingeschworen:„Morgen bist du Hausfrau“, hieß es da drohend auf der Titelseite eines Lehrbuches für Hauswirtschaft
oder „Alles für ihn!“ auf einem Kochbuch,
das ein Paar bei Tisch zeigt: SIE zerteilt
ihm fein säuberlich die Mahlzeit, die sie
soeben liebevoll zubereitet hat, ER beobachtet streng jeden ihrer Handgriffe.
Schließlich bringt er das Geld nach Hause und am Ende des Monats muss kontrolliert werden, ob sie auch gut gewirtschaftet hat. Sie indessen muss ihn sich
bei Laune halten – Liebe geht bekanntlich durch den Magen.
gerät, das die anfallende Arbeit praktisch
von selbst erledigte. Jetzt konnte Mutti
hacken, rühren, kneten, braten und garen, was das Zeug hielt, wirklich zaubern
konnte sie aber nur mit dem neuen
Kühlschrank, ihrem „besten Stück“. Und
während sich das Österreichische Gütesiegel zu etablieren begann, wurde
gleichzeitig das Angebot in den Supermärkten zunehmend „exotischer“. Von
da an galt es nicht nur die österreichischen Rezepte zu beherrschen, es wurde
auch amerikanisch, französisch oder italienisch gekocht. Und vor allem: elektrisch
und immer noch mit viel Liebe.
Reflexion. Institutionalisierte unbezahlte
Hausarbeit: Das wünschen sich auch heute noch viele Männer von ihren Frauen –
Zeigefinger. Aber während finanziell imbestärkt durch die Werbewirtschaft und
mer noch einiges aufzuholen war und
Schwarz-Orange. Laut Eigendefinition
die Hauswirtschaft bisweilen zur Quawill die von Susanne Breuss kuratierte
dratur des Kreises wurde, musste erst
noch das Genießen erlernt werden. Denn Ausstellung als Teil der Veranstaltungsreihe „Begegnung findet Stadt“ zum Genur wer wirklich kultiviert war, beherrschte den „Guten Ton“ und verstand denkjahr 2005 zur Reflexion über die
österreichische Nachkriegsentwicklung
es, manierlich zu speisen. Besonders
anregen.Wer sich darauf einlässt, wird
dann, wenn Gäste eingeladen wurden.
zweifellos angeregt: verstörend einige ExRatgeber und Sittenfibeln boomten –
ponate (vor allem die Werbefilme!), gelunwieder etwas Neues, das die Hausfrau
gen und pointiert die Begleittexte und der
lernen musste, und mehr als einmal
Katalog.„Die Sinalco-Epoche“ präsentiert
wurde sie mit erhobenem Zeigefinger
gemaßregelt, wenn etwas nicht klappte. ein Stück authentische KonsumgeschichDafür wurde sie aber bei tadellosem Ver- te, die zugleich auch – leider nicht immer
halten mit einem Kuss belohnt. Vielleicht leicht verdauliche – Frauengeschichte ist.
Im wahrsten Sinne des Wortes: ein Blick
sogar mit einer neuen Einbauküche, zu❚
mindest aber mit einem neuen Küchen- über den Tellerrand hinaus.
an.künden
11.-23.7., Graz
Tanzworkshops im Rahmen des Internationalen Tanztheaterfestivals.
Mit Liz King, Laura Marini, Eva Brunner,
Simone Lukas-Jogl u.v.a.
Bühnenwerkstatt Graz, 8010 Graz, Schubertstraße 31, T. 0316/321 034, [email protected], www.buehnenwerkstatt.at
18.7. und 11.8., 21.00, Wien
ImPulsTanz05 – „Campo de ‘Fiori“. Das
Choreografie-Debut von Mala Kline
zeigt Zeitlosigkeit im Stil der Renaissance
Schauspielhaus, 9., Porzellangasse 19,
www.schauspielhaus.at, Kosten: 18,-/15,- Euro,
18.7.: ab 22.15 und 11.8.: 21.00
22.-24.7., Wiesen
29. Jazzfest Wiesen. Mit Gustav,
Barbara Dennerlein, Amos Lee,
Roisin Murphy u.v.a.
Zipfer Zone Wiesen, 7203 Wiesen,
Schöllingstrasse 1, [email protected],
www.wiesen.at, Tageskarte 45,- Euro
24.7., 18.30, Wien
Hommage à Rosalia Chladek. „Rekonstruktionen von Sologestaltungen
1923-1951“. Verschiedene Arbeiten der
europäischen Tanz-Expressionistin
Akademietheater, 3., Lisztstrasse 1,
T. 01/514 44 47 40
24.7. und 28.7., Wien
ImPulsTanz05 – „Melissa is a Bitch“.
Von der Choreografin Ann Liv Young
Schauspielhaus, 9., Porzellangasse 19,
www. schauspielhaus.at, Kosten: 18,-/15,Euro, 24.7.: ab 21.00 und 28.7.: ab 22.15
26.7. und 28.7., 21.00, Wien
bODY_rEMIX/gOLDBERG_vARIATIONS.
Die Compagnie von Marie Chouinard
tanzt Variationen zum Thema Freiheit
Burgtheater, 1., Karl-Lueger-Ring 2,
www.burgtheater.at
30.7., 21.00 und 1.8., 22.15, Wien
ImPulsTanz 05 – „Drängen“. Ingrid
Reisetbauer sucht mit Maja Slattery,
Veronika Siemer und Johanna Tatzgern
die Grenzen von persönlichen und
kollektiven Geschichten
Schauspielhaus, 9., Porzellangasse 19,
www.schauspielhaus.at, Kosten: 18,-/15,Euro, 30.7.: ab 21.00 und 1.8.: ab 22.15
film
8.7.-18.9., Wien
Prater Kino Welt. Filmvergnügen im
alten Prater
Pratermuseum, 2., Oswald-Thomas-Platz 1,
Planetarium beim Riesenrad, www.wienmuseum.at, bis 31.7.: Di-Fr 10-13.00 und
14-21.30, ab 1.8.: Di-Fr 10-13.00 und 14-18.00,
Kosten: 2,-/ 1,- Euro
12.-17.7., 1.8., Wien
Ohne Kohle . Internationales Independent Video- und Filmfestival
Filmcasino, 5., Margaretenstr. 78,
T. 01/587 90 62, Info T. 01/535 28 03, www.
ohnekohle.net, 2.7. Festivalfrühstück, Präsentation der preisgekrönten Filme im Garten des Volkskundemuseums 10.8.: 21.30
3.8., 21.30, Wien
Victor/Victoria (UK/US 1982),R:B. Edwards
Kino unter Sternen, 2., Augarten, Schüsselwiese, Eingang Gaußplatz, Reservierung
T. 0800 664 040, [email protected], www.kinountersternen.at,
Filme täglich ab 21.30, Kosten: 7,50 Euro
11.8., 21.00, Wien
Volxkino 05. Hakoah Lischot.
Filmisches Proträt über sieben Frauen
des jüdischen Sportclubs Hakoah in
Wien vor dem 2. Weltkrieg
Esra, 2., Tempelgasse 5, T. 01/214 90 14,
[email protected], www.esra.at, Einlass eine
Stunde vor Beginn, Lichtbildausweis
mitnehmen
Fo t o : S a b i n e M a r t e
musik.tanz
11.8., 21.30, Wien
Kino unter Sternen. L’intrus (F 2004).
R: C. Denis. Moderner Abenteuerfilm und sinnliches Meisterwerk
zugleich
Kino unter Sternen, 2., Augarten,
Schüsselwiese, Eingang Gaußplatz,
Reservierung T. 0800 664 040, office@
kinountersternen.at, www.kinountersternen.at, Filme täglich ab 21.30,
Kosten: 7,50 Euro
t h e a te r . ka b a r e t t
4.7., Mo 20.00, Wien
Erinnerungstheater. Theatergruppe
Vzominky präsentiert Geschichten
von Menschen aus aller Herren/Frauen
Länder. R: D. Csapo
Theater am Spittelberg, 7., Spittelbergg. 10,
T. 01/526 13 85, [email protected], http://www.theateramspittelberg.at, Kosten: 20,-/ 7,- Euro
7.-9.7., Do-Sa 19.30, Wien
In the Heat of Our Own Pictures. Gemeinsame Produktion von 12 TänzerInnen, MusikerInnen, SchauspielerInnen,
PerformerInnen und RegisseurInnen
aus Europa und Brasilien
Kosmos Theater Wien, 7., Siebensterngasse 42, Karten T.01/523 12 26,
www.kosmostheater.at, Info zum Stück:
T. 0664/4138705, [email protected],
www.theperformancebridge.net,
Kosten: 12,-/ 8,- Euro
15.-16.7, 20.00, Wien
Monique Schnyder – „Mamalou“.
Clown & Co. Visual Theater aus der
Schweiz
Theater am Spittelberg, 7., Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85, [email protected], http://www.theateramspittelberg.at, Kosten: 20,-/ 7,- Euro,
freie Platzwahl
19., 24.7., Di 20.00, Wien
Ladies Night Summer Special Varieté.
Mit Eva D., Susanne Draxler, Christina
Förster, Natascha Gundacker, Ingeborg
Schwab, Gerti Tröbinger
Theater am Spittelberg, 7., Spittelberggasse 10, T. 01/526 13 85, [email protected], http://www.theateramspittelberg.at, Kosten: 20,-/7,- Euro,
freie Platzwahl
4.-28.8., 19.30, Reichenau
Am Ziel. Theaterstück von Thomas
Bernhard unter der Regie von
Helga David. Mit Misha Pilss und
Monika Pallua
Ballsaal des Thalhofes,
2651 Reichenau/Rax, Thalhofstr. 23,
T. 02662/430 06, Vorstellungen:
4.,5.,6.,7.,11.,12.,13.,14., 25.,26.,27 & 28.8. und
3., 4. 9.: 19.30, Nachmittagsvorstellungen
10. 8. und 2. 9.: 16.00
s e m i n a r . w o rk s h o p
4.,11.,18.,25., 16.30-18.00, Wien
Progressive Muskelentspannung nach
Jacobson. Mit Petra Öllinger
VHS Landstraße, 3., Hainburgerstraße 29,
T. 01/715 08 00, [email protected],
www.vhs3.at, Mo 4., 11., 18., 25.7.,
Kosten: 34,- Euro
4.-8.7., 10-14.00, Wien
Reisen im Kopf. Sommer-Schreibwerkstatt. Mit Petra Öllinger
VHS Landstrasse, 3., Hainburger
Strasse 29, T. 01/715 08 00,
e-mail: [email protected], www.vhs3.vhs.at,
Kosten: 67,- Euro
be for manze
Sabine Martes Medienkritik und Videoperformance beim poolbar Festival „Step Behind The Ropes, Please! No. 2“ zeigt die Zerlegung der US-amerikanischen True-Crime-TVSerie „Inside“ um, unter anderen Vorzeichen, die Symbolproduktion des Fernsehens gegen sich selbst auszuspielen. In „Helen – Performing Sequences“ am 15.7.
wird das Spiel mit Filmgenres und live eingesprochenen Dialogfragmenten fortgesetzt. Christina Nemec dagegen wird mit Laptop, Mikro, Sampler und diversen Tonträger an der Live Musik dieses besonderen Abends basteln.
14. und 15.7.: 20.30, poolbar, Altes Schwimmbad, 6800 Feldkirch,
www.poolbar.at, Kosten: 5,-/ 6,- Euro
13.7., 19.00, Graz
Die Gebärmutter. Information zur
Gebärmutterentfernung und zu
Alternativen mit Sylvia Groth
Frauengesundheitszentrum, 8010, Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/837 998,
Kosten: 8,- Euro, Anmeldung erforderlich
23.-30.7., Wolkersdorf
Foto-Workshop mit Lisl Ponger. In
welche Identität wird man geboren,
welche ist einem auferlegt? Impulsreferat von Araba Evelyn Johnston
Weinviertler Fotowochen 05. FLUSS- NÖ
Fotoinitiative, 2120 Wolkersdorf,
Schlossplatz 2, T. 0224/54 55, [email protected], Anmeldung: bis 9.7., Kosten: 220,Euro (inkl. 60,- Euro Einschreibgebühr)
27.7., 19.00, Graz
Die mündige Patientin.Selbstbewusst
Rechte durchsetzen. Mit Sylvia Groth
Frauengesundheitszentrum, 8010, Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/837 998,
Kosten: 8,- Euro
7.-12.8., St. Johann bei Herberstein
Noch ist zu wenig gelebt. Frauenliteraturwoche mit Ruth Frick-Pöder
und Andera Winkler
Haus der Frauen, 8222 St. Johann bei
Herberstein 7, T. 03113/2207, Seminarbeitrag 150,- Euro inkl. Unterlagen,
Unterkunft mit VP pro Person 33,-/ 37,- Euro,
Anmeldeschluss: 1.6.
22.-26.8., 9-13.00, Wien
Verhandlungstechniken: Verhandeln,
diskutieren, argumentieren. Seminarleiterin Christa Altrichter
Volkshochschule Floridsdorf, Zweigstelle
Großjedlersdorf, 21., Siemensstr. 17, T. 01/294
66 60 22, [email protected],
Mo-Fr 9-13.00, Kosten: für 20 UE 160,- Euro,
Anmeldeschluss 16.8.
v o r t r a g . d i s ku s s i o n
4.7., 16.00, Graz
Informationsgespräch. Das FZ stellt
sich vor – auch für Interessentinnen an
einem Praktikum. Referentin Monika
Vucsak
Frauengesundheitszentrum, 8010, Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/837 998
5.7., 20.30, Dornbirn
Artikel 7 – Unser Recht. Filmemacherin
Eva Simmler über die SlowenInnen in
Kärnten und die historischen Wurzeln
des „Ortstafelstreits“
Spielboden Dornbirn, 6850 Dornbirn,
Färbergasse 15, T. 05572/219 33,
www.spielboden.at
8.-10.9, Berlin
Femme Globale. Geschlechterperspektiven im 21. Jahrhundert. Internationaler Kongress in Berlin
Heinrich-Böll-Stiftung, D-10178 Berlin,
Rosenthaler Str. 40/41, [email protected],
[email protected],
www.glow-boell.de
a u s s te l l u n g
bis 31. 7., Krems
Renoir und das Frauenbild des
Impressionismus
Kunsthalle Krems, 3500 Krems, Franz Zeller
Platz 3, T. 02732/908 010, www.kunsthalle.at
bis 6.11., St. Pölten
Christa Hauer. Euphorie in Licht und
Farbe: Malerei 1955-2004
NÖ Landesmuseum, 3100 St. Pölten,
Kulturbezirk 5, T. 02742/90 80 90,
www.landesmuseum.net,
Di-So: 10-18.00
bis 8.10., Hohenems
Jüdischer Kitsch und andere heimliche
Leidenschaften. Identity Shopping, Gott
im Detail und die Sehnsucht nach den
Dingen des Glücks. Mit Feinkost Adam,
einem Projekt der Künstlerin Anna Adam
Jüdische Museum Hohenems, 6845
Hohenems, Villa Heiman-Rosenthal, Schweizer Strasse 5, T. 05576/739 890, [email protected], www.jm-hohenems.at,
Di-So: 10-17.00, Kosten: 5,-/ 3,50 Euro
bis 4.9., Wien
Lebt und arbeitet in Wien II
Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,
T. 01/521 89-33, www.kunsthallewien.at,
tgl.:10-19.00, Do: 10-22.00, Mi geschl.
bis 11.9., Wien
Re: MODERN. Ausstellung zur Renaissance der ästhetischen Moderne in
der Gegenwartskunst
Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5, T. 01/587 665,
Di-So: 10-21.00
bis 23.7., Wien
Lora Sana – feministische Schau der
Künstlerin Carola Dertnig
Galerie Andreas Huber, 6., Capistrangasse 3,
T. 01/586 02 37, www.galerieandreashuber.at, Di-Fr: 14-18.00, Sa: 11-15.00
bis 28.8, Wien
das Neue2
Atlier Augarten, 2., Scherzergasse 1a, Infos:
T. 01/795 57 134, [email protected],
www.atelier-augarten.at, Di-So: 10-18.00
bis 31.8., Wien
Frauen gedenken anders. Ausstellung
zum Gedenkjahr 2005 aus der Sicht
von Frauen
Ausstellung vor dem Museumsquartier, 7.,
Museumsplatz 1, Anmeldung zu Führungen
T. 01/4000-83515, [email protected]
juli august 2005an.schläge 43
an.künden
8.7.-19.8., Wien
Das Spannende ist doch die Materie –
Weibliche Positionen zur Skulptur. Mit
55 Künstlerinnen aus A, CL, CH, PL, D,
NL, JP, FR, TR, RUS, H, HR, BR und IS
Atelier & Gallery Area 53, 6., Gumpendorferstraße 53, T. 0676/ 621 56 60,
[email protected],
www.AREA53.org, Di-Fr: 14.30-19.00,
Eröffnung der Ausstellung 7.7.: 19.00
8.7.-30.10., Wien
Das unmögliche Theater. Performativität im Werk von Katarazyna Kozypra
Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,
Halle 2, T. 01/521 89 33, tgl.: 10-19.00,
außer Mi, Kosten: 6,-/ 4,50 Euro
bis 12.8., Wien
Galerie ArtPoint. Kunst aus Ost-und
Südeuropa. Eröffnungsausstellung
mit Ana Adamovic und ihrem Projekt
„Without the Borders“
Kulturkontakt Austria, 1.,
Universitätsstr. 5, T.01/523 87 65 14,
www.kulturkontakt.or.at/OKS,
Mo-Fr: 14-18.00
30.8.-28.9., Wien
Realitäten II: Gesellschaftswerte. Internationale Gruppenausstellung
Fotogalerie Wien, 9., Währingerstr. 59,
T. 01/408 54 62, www.fotogalerie-wien.at,
Di-Fr: 14-19.00, Sa: 10-14.00
lesung
7.7., 17.00, Retz
Festival Retz. Christine Nöstlinger liest
die neuesten Geschichten von Mini
Festzelt am Hauptplatz, 2070 Retz,
Hauptplatz 30, T. 02942/222 352,
[email protected], www.festivalretz.at,
Kosten: 12,-/ 6,- (Kinder) Euro
14.7., 21.00, Linz
Literatur im Sommer: Margit
Schreiner liest aus ihren Werken
Im Musikpavillion an der Unteren Donaulände, 4020 Linz, Infos über eventuelle Verlegung ab 18.00 unter T. 0676/762 23 331,
www.linzer-fruehling.at/termine, bei
Schlechtwetter im Gasthaus Urbanides
18.7., Mo 19.00, Wien
30 Jahre Literaturprogramm der Alten
Schmiede – Retrospektive mit Lesungen von Waltraud Seidlhofer (Gehen)
und Petra Ganglbauer (Manchmal
rufe ich dorthin)
Alte Schmiede Kunstverein Wien, 1.,
Schönlaterngasse 9, T. 01/512 44 46, info@
alte-schmiede.at, www.alte-schmiede.at,
Literarisches Quartier
26.7., 19.00, Wien
CLUB POÉTIQUE -12 denkwürdige Emanationen von Dichtkunst. Christine
Huber, Fabjan Hafner, Semier Insayif,
Bettina Balàka
Alte Schmiede, 1., Schönlaterngasse 9,
T. 01/512 83 29, www.alte-schmiede.at
a k t i v i t ä te n
16.7., 15-16.30, Graz
FrauenStadtSpaziergänge.
Gegen strukturelle Gewalt.
Leitung Ilse Wieser
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,
T. 0136/716 02 20, office@frauensercie,
www.frauenservice.at, Treffpunkt:
Zimmerplatzgasse 15, ab 15.00
f i x te r m i n
Montag
Politisches Café im Frauencafé
autonomes FRAUEN zentrum,
4020 Linz, Humboldtstraße 43,
T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at,
jeden 1. Mo ab 19.00
44 an.schlägejuli august 2005
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle
Frauen und Lesben
Dein Körper – Deine Verbündete.
Leitung: Andrea Scheutz
(Psychotherapeutin)
Que(e)r-Beisl
Offener Abend
Ernst Kirchweger Haus, 10., Wielandg. 2-4,
www.raw.at, jeden Mi, 18.30-24.00
Autonomes FrauenLesbenzentrum,
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,
T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.
T. 01/89 58 440, e-mail: [email protected], 18-19.30, Anm. erforderlich!
Kosten: 20,- Euro
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Tanzabend
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,
jeden Do 20.30
Café Standard, 5., Margaretenstraße 63,
Infos: www.resisdanse.at, ab 21.00
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,
jeden Do ab 19.00
Encounter-Gruppe für Lesben und
Frauen, die sich DA nicht so sicher
sind
Mittwoch
Dick und fit – Schwimmen.
Leiterin: Karin Weingartmann
Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 01/895 84 40, e-mail: [email protected], jeden 2. und 4. Mo, 19.30-21.00,
Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Literaturhaus Mattersburg,
7210 Mattersburg, Wulkalände 2,
jeden Mi 19.00. Anm.: T. 02626/677 10
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees
Lambda für politisch und rechlich interessierte Schwule und Lesben
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/Raimundpassage 2, jeden 1. Mo
Internet-Café für Frauen und
Mädchen. Auch Anfängerinnen.
Kinderbetreuung
Schreibwerkstatt für Frauen.
Mit Fini Zirkovich
Frauencafé
Jugend- u. Kulturhaus AGATHON,
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,
Kontakt: Ulrike Putz-Alb,
T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi
Mittwochs-Frauentratsch mit
Netzanschluss
Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,
T. 01/895 72 67, jeden Mo 15-18.00
Frauenberatungsstelle Freiraum,
2620 Neunkirchen, Wiener Str. 4/9,
T. 02635/611 25, [email protected], jeden 1. Mi im Monat
„Lesbentutorium“ an der Uni Wien
Transgendertreff
UFO, 9., Berggasse 5/24,
jeden Mo ab 19.00
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für
lesbische [Co]Mütter
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 01/895 84 40, www.frauensache.at,
jeden 1. Mo 19.30, Anmeldung erforderlich,
Kosten: 3,6 Euro
Dienstag
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.
Mit Sylvia Möstl
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,
2020 Hollabrunn, jeden Di 9.00
Frauencafé der Frauengruppe
ABRAXA
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,
[email protected], jeden Di 14-18.00
Marathontraining mit der Grazer
Frauenbeauftragten Brigitte
Hinteregger
Vor dem Büro der Frauenbeauftragten,
8010 Graz, Tummelplatz 9/1,
T. 0316/872-4660, www.frauenbeauftragte.at, jeden Di 17.00
Dick und fit – Sport, Spiel und Körperspass. Leiterin: Karin Weingartmann
8010 Graz, Volksschule Brockmanng. 119,
T. 0316/837 998-30, jeden Di 19.00-21.00,
Anm. erforderlich, Kosten für 17 Abende:
102,- Euro
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen
zu sehr lieben“
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,
T. 0316/716 02 20, [email protected],
jeden Di 19.30-21.00
Babykino. Für Mütter und Väter mit
Babys. Ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den
Kinosaal mitgenommen werden können
Votivkino, 9., Währinger Straße 12,
T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm, jeden Di 11.00
Geheimer Garten für Frauen und
Mädchen
15., Reichsapfelg., Infos: Zeit!Raum
Stadtteilprojekt, T. 01/895 72 67,
www.zeitraum.co.at
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen
aller Altersgruppen
Autonomes Frauenzentrum, 9.,
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,
Info: T. 01/545 43 93
ViennaMix. Verein von und für
les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien trifft sich im
MAREA ALTA-Keller, 6., Gumpendorferstraße 28, jeden 2. Di, 20.00
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,
www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi
ab 20.00
Frauen aller Länder-Café
Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,
Schöpfstrasse 4, T. 0512/564 778, 14-18.00
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle
Frauen und Lesben
Autonomes FrauenLesbenzentrum,
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,
T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30
Schwimmhalle ATG, 8010 Graz,
Kastellfeldg. 8, T. 0316/837 998-30,
jeden Mi 17-18.00; Anm. erforderlich!
Donnerstag
HelpChat „Halt der Gewalt“
Der Helpchat www.haltdergewalt.at
bietet anonyme Hilfestellung,
jeden Do 20-23.00
Mach dir ein Bild... portraitzeichnen,
portraitmalen. Für Mädchen und
Frauen mit Lust und Freude am
Gestalten
Offenes Atelier funkundküste, 3504
Krems/Stein, Steiner Landstraße 14,
T. 02732/823 62, Kosten p.A. inclusive
Material: 13 Euro, jeden 3. Do, 18-20.00
Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs für Frauen. Leiterin: Theresia
Blatnek-Wondraczek
Anm.: Frauenberatung Zwettl,
3910, Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0,
Do 19-20.00
„Komm Oma – surf mit mir!“
Internet-Café für Jung und Alt
Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16,
T. 07289/66 55, keine Anm. erf., Surfgebühr: 1,50 Euro/Stunde, jeden Do 15-18.00
Regenbogen Stammtisch
Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,
Vorstadt 18, T. 0699/113 41 214, ab 20.00
Frauen-Treffpunkt
Lesbenabend
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,
T. 01/581 09 60, Kosten: 1,50 Euro,
jeden Mi 18-20.00, keine Anmeldung erf.,
Kekse/Tee willkommen
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,
www.hosi.or.at, jeden 3. Do ab 19.00
Frauenfest im U4
U4, 12., Schönbrunner Str. 222,
jeden 1. Mi im Monat, ab 22.00
Gesprächsgruppe für Frauen mit
sexuellen Gewalterfahrungen.
Leitung: Bettina Reisch
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,
Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,
www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 1 Jahr,
14-tägig, Kosten: 16,- Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe AufschlagBALLerinas
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,
Training jeden Mi 19.30-21.30
Lesbengruppe
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,
jeden Mi ab 19.00
Morgengruppe „Carpe diem“ –
Körpertherapeutisch orientierte
Jahresgruppe für Frauen. Leiterin:
Renate Frotzler-Dittrich
Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,
Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 01/587 67 50,
Kosten: 11,- Euro, jeden Mi 9-10.30,
Einstieg jederzeit möglich
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen
und Frauen in Trennungssituationen
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1.,
Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,
18-20.00, Anm. Frauen beraten Frauen,
T. 01/587 67 50
Offenes Atelier für Frauen.
Kunsttherapeutin: Anna Rakos
18., Hofstattgasse 15/10, Info und
Anmeldung: T. 01/478 63 88, Kosten: 15,Euro/Abend (Material inbegriffen),
jeden 1. Mi von 19-21.00
HOSI-Jugendabend
Anm.: ega, 6., Windmühlg. 26,
T. 01/589 80-0, jeden Do 14-19.00
Psychotherapeutische Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben und
Mädchen. Mit Barbara Tiwari
FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6,
Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54,
jeden Do 17.30-19.00
Schmökern, gustieren, plaudern,
Tee trinken, Bücher kaufen
Buchhandlung Frauenzimmer, 7.,
Zieglergasse 28, T. 01/522 48 92, e-mail:
[email protected], jeden Do bis 21.00
Widerstandslesung. Künstlerische
Beiträge (lesen, spielen, singen,
feuerschlucken etc.) willkommen:
www.awadalla.at/content/
widerstandslesungen.html
Botschaft der besorgten Bürgerinnen, 1.,
Ballhausplatz 1a, jeden Do 17-19.00
Freitag
Treffpunkt für junge Lesben bis 25
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,
T. 0732/609 898, jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00
Welser Frauen-Stammtisch –
gemütlicher Frauentreffpunkt
Schubert-Stüberl, 4600 Wels,
Schubertstr. 13, jeden 4. Fr ab 20.00
Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen – der Abend für Lesben und
Freundinnen
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24,
meist einmal im Monat, 19-23.00,
Info unter www.rlp.homo.at/frauencafe,
T. 0316/36 66 01
Frauen aller Länder-Café
Frauenleserunde
Frauen aus allen Ländern, 6020 Innsbruck,
Schöpfstrasse 4, T. 0512/564 778, 19-23.00
Literaturhaus Mattersburg, 7210,
Wulkalände 2, Infos: 02626/677 10 12
Vereinscafé Anchorage. Das Cafè der
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle
Frauen und Lesben
Psychologische, juristische und
arbeitsmarktpolitische Beratung
sowie Sozialberatung für Frauen
Autonomes FrauenLesbenzentrum,
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,
T. 0512/580 839, www.frauenlesbenzentrum.at, ab 20.30
Die Tür - Frauenservicestelle, 7210
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2,
T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt,
Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24
g.spot. for queers to check in &
freak out
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge
für Frauen. Auch muttersprachliche
Beratung
Subzero, 7., Siebensterngasse 27, jeden 1. Fr
Internet-Café von Frauen für Frauen
abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer
Str. 83, T. 01/595 21 55, jeden Fr 13-19.00,
jeden letzten Fr speziell für Mädchen
Offenes Treffen feministischer
Migrantinnen
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,
jeden 1. Fr
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Tanzabend
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,
Infos: www.resisdanse.at, ab 21.00
Samstag
Club Anderwelt
6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
Frauenclub...just the girls
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6,
Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54,
jeden 1. Sa ab 21.00
Homoriental. Der multikulturelle Club
für ein lesbisch/schwules Publikum
und FreundInnen
Club Massiv, 3., Untere Weissgerberstr. 37,
[email protected],
Clubmitgliedschaft/Nacht: 6,50 Euro,
jeden 2. Sa
Sonntag
HOSI Sonntagsbrunch @Café
Steinschlag
Café Steinschlag, 5020 Salzburg,
Glockengasse 4, Frühstücksbuffet und
Kaffee/Tee, Kosten: 7,-/5,- Euro
(HOSI Mitglieder), jeden 3. So 11.00
Labrys Lounge
Café Barcelona, 8010 Graz, Reitschulg. 20,
Kontakt: Verein Labrys, Martina Kump,
www.labrys.gundl.at, e-mail:
[email protected], jeden 1.So, 18.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und
interessierte Frauen
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,
Raugasse 16, T. 02622/825 96. Mo, Do,
Fr 9-12.00, Di 17-20.00
Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen
Maiz, 4020 Linz, Hofgasse 11, T. 0732/776 070,
[email protected], www.servust.at/maiz,
Mo und Do 10-16.00, Di und Mi 10-14.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und
Essstörungen
ISIS, 5020 Salzburg, Willibald Hauthalerstraße 12, T. 0662/442 255
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400,
Mo, Do 16-19.00; Mi 9-12.00
Patchwork-Familien-Service.
Mit Margit Picher
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99,
Anmeldung erforderlich
Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis (1,50 Euro), Infos zu
Schwangerschaftshilfen und/oder
Schwangerschaftsabbruch
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/837 998, www.fgz.
co.at, Mo-Mi und Fr 9-13.00, Do 15-19.00
Verhütungsberatung für Mädchen
und junge Frauen. Mit Monika Vucsak
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98,
Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM
(female genital mutilation) und
Frauengesundheit
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9.,
Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr
9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,
T. 05574/455 38, e-mail: frauengetriebe
@aon.at, jeden 1. So ab 10.30
Arbeitsgruppe für Frauen mit
sexuellen Missbrauchserfahrungen
in der Kindheit
Frauenbadefreuden
Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstetteng. 5/7,
Info: T. 0676/717 29 67
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,
www.sargfabrik.at, Eintritt: 14,- Euro.
Bitte um Anmeldung bis jeweils Samstag!
Per e-mail: [email protected] oder
T. 01/988 98-214, jeden 3. So
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige
13., St. Veitg. 25, T. 0676/787 91 44,
jeden So 19.30
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,
Provokation, feministische Literatur,
veganes Buffet
E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Nach Vereinbarung
Aus. Weg. Beim nächsten Mal wird
alles anders? Beratung und Mediation
für schwule und lesbische Paare
aus.weg. 80469 München, Baaderstr. 36/4,
Infos: 01520/299 11 43, [email protected],
www.aus-weg.de
Frauenberatung
Verein Frauen für Frauen Burgenland,
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Fo t o : Ro b e r t o D a n g o n
an.künden
Beratung, Kurse, Information für
geistig oder mehrfach behinderte
Frauen und ihre Angehörigen
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,
T. 01/714 39 39
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 155771, Erstgespräch kostenlos! Tel. Beratung
Di 10-12.00 u. Do. 14-16.00 unter T. 01/476 155775 sowie unter [email protected]
Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –
Alles muss man nicht alleine schaffen!
Leiterin: Martina Nöster, Kinder- u.
Jugendpsychologin
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5772, Erstgespräch kostenlos,
weitere 4,- Euro
Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne, Dich
in Deinem Körper wohl zu fühlen.
Leiterin: Martina Rainer, ShiatsuPraktikerin
F.E.M, 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5771, Kosten: 23,- Euro
Nueva Canción
Die kolumbianische Sängerin Lucìa Pulido vermischt Jazz, Renaissance-Musik und
die traditionellen, religiösen und weltlichen Gesänge Kolumbiens zu einer lebendigen neuen Form. Ihre Weltmusik zeichnet sich durch Experimentierlust und kreatives Erarbeiten eines eigenständigen Musikstils aus, der durch seine ungewöhnliche
Rhythmik überzeugt und beim diesjährigen Glatt&Verkehrt Festival zu den Höhepunkten gezählt werden darf.
29.7.,19.30, Hofbühne – Winzer Krems, 3500 Krems, Sandgrube 13, T. 02732/908 033,
www.glattundverkehrt.at, 17.-31.7.: Tagespass zwischen 23,- und 11,50 Euro
Mädchenworkshop: Besuch bei der
Frauenärztin.
Mit Gabriele Knappitsch
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5771
Medizinische Sprechstunde für
Mädchen und Frauen mit Essstörungen
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-57 71
Schlank & glücklich?
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V.,
Anm./Info: T. 01/476 15-57 71
Sexualberatung - Was Sie schon
lange oder gerade jetzt dringend
besprechen wollten. Leitung: Julia
Kastenhuber, Psychologin
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-57 71, Kosten: 10,- Euro/
Einzel-oder Paarberatung
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“.
Leiterin: Martina Nöster, Psychotherapeutin
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5772
Mi 18-19.00
Abwechselnd: orangina Fanzine zu
Mädchennetzwerken in der Subkultur/bauch.bein.po Die Sendung für
die ganze Frau
9.7., Sa 19.00, Wien
Hexensabbat de s Wiener Salons. Mit
Celia Mara, Hexenteppich knüpfen,
Büffet, Lio Elfie Payer, Halil Gürsu,
Renée Kellner, Mandana Alavi Kia
Radio Orange 94 MHz
Nelson’s, 4. Paniglgasse 14,
[email protected],
www.nelsons.at, ab 19.00, UKB: 10.- Euro
Di 18-19.00
ta mera an Orten wie diesen. Von Frauen für Frauen. Von Lesben für Lesben
Radio Orange 94 Mhz
Do 18-19.00
HOSI Lesbenradio ( jeden 1. Do), La
manifesta (2. Do), Görls linkup (3. Do),
Lourdes (4. Do)
Radio Orange 94 Mhz
Fr 16.30-17.30
SPACEfemFM. Frauenradio, jeden 1. u. 3. Fr
Radio FRO, 105 MHz (Linz)
Fr 19-20.00
Spacefemfm Frauenradio.
Jeden 1., 3. u. 4. Fr
Radio FRO. 105,0 MHz in Linz
Fr 18-19.00
Abwechselnd: Dyketime - Radiomagazin für Lesben/Frauenforum
Radio Helsinki, 92,6 MHz (Graz)
r a d i o . f i x te r m i n
Mo 18-19.00
Khorschid Khanum die persischsprachige Frauensendung
Radio Orange 94 MHz (Telekabel Wien 92,7)
Di 13-14.00
Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des
„Südens“
Radio Orange 94.0
Mi 20.05-20.20
Das Frauenzimmer. Die Plattform für
eine frauenspezifische Information
Freies Radio Salzburg, FM 94 MHz
Mi 17-18.00
femme totale feminist. Radioprogramm
radio helsinki , 92,6 Mhz (Graz)
Fr 18-19.00
Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen Frauenforums
Radio Orange 94 MHz, jeden 1. Fr
tanz.fest
2.7., 21.00, Wien
Regenbogenparadeabschlußfest im
Wuk. H.A.P.P.Y meets entiende meets
Homoriental
WUK, 9., Währingerstr. 59, T. 01/401 210,
www.wuk.at
8.7., Fr. 20.00, Wien
Villa Lesben Treff. Sommerparty &
Cocktailworkshop
Lesbenberatung Lila Tip, 6.,
Linke Wienzeile 102, T. 01/586 81 50,
[email protected], www.villa.at,
Fr 20.00, im Garten der Villa
16.7., ab 18.00, Wien
Schwarze Schmetterlinge Sommerfest
Amerlinghaus, 7., Stiftgasse 8, T. 01/523 6475,
www.amerlinghaus.at, Eintritt freie Spende
12.-13.8., Greifenstein
temp~ electronic music festival.
Liveacts, Visuals, Djs, Free Camping
Strombauamt, 3422 Greifenstein,
www.temp-records.net/festival2005
13.-28.8., Innsbruck
Festival der Träume. Tanzen und
Lachen mit Clownin Gardi Hutter,
Galumpha, Fly Dance Company,
Shim & Sham, u.v.a.
Stadtsaal, 6020 Innsbruck, Universitätsstr. 1,
T. 0676/374 20 46, [email protected], www.festival-der-traeume.at
20.8., 20.00, Wien
Latin Night. Fest mit Salsa, Merengue,
Mambo von Resis.danse
Cafe Standard, 5., Margaretenstr. 63,
www.Resisdanse.at, Sa 20.00,
Einführung von 19-20.00, UKB: 4,- Euro
diverses
2.7.-14.8., Feldkirch
poolbarfestival 05. Jazzfrühstück,
Musikperformances, Konzerte, DJs,
Filme im alten Hallenbad in Feldkirch
poolbar im alten Hallenbad, 6805 Feldkirch,
Reichenfeld 6, www.poolbar.at
5.-8.7, Slavonice
La petit mort. Kunst und Musik in Slavonice. 4tägiges Festival mit Ausstellungen, Konzerten und Performances
von StudentInnen der Akademie der
juli august 2005an.schläge 45
an.künden
Fo t o : J o s e f O n d ra c e k
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Abteilung VII/9,
Dr. Roberta Schaller-Steidl,
[email protected],
http://www.bmbwk.gv.at,
Bewerbungen noch bis 22.7.
aus.blick
bis 1.8., Salzburg
Junge FilmemacherInnen gesucht.
Anlässlich dem Salburger JugendFilm
und VideoFestival, der Klappe 4/05,
werden noch Beiträge von
FilmemacherInnen zwischen
12-22 Jahren gesucht
Einreichformulare anfordern unter
[email protected], www.klappe.at,
Einsendeschluß ist der 1.8.
bis 31.8., Wien
JournalistInnenpreis der Solidarität.
Erstmals Preis für beste/n Jungjournalistin/en für Berichterstattungen
zum Thema Arbeitswelt und ArbeitnehmerInnen (Printsektor und
elektronische Medien)
Solidarität, 1., Hohenstaufengasse 10,
Info: Annemarie Kramser, T. 01/534 44 222,
[email protected], www.oegb.at,
Ende der Einreichfrist 31. 8.
Laute Schritte
In der Alten Schmiede treffen zwei Autorinnen aufeinander, deren gewagte Textkombination die Hinterfragung von Perspektive beinhaltet. Waltraud
Seidlhofers Gehsteige sind Bildschirmoberflächen
und literarische Begehungen um die Automationen des Selbstverständlichen zu hinterfragen. Das
zweiteilige Todeskino von Petra Ganglbauer setzt
dem privaten Schicksal und dem gesellschaftlichen
Partizipieren die Bilder von Katastrophen der Medienberichterstattung entgegen, um ihre trennende Funktion zwischen uns und der Welt sichtbar zu
machen.
18.7., 19.00, Alte Schmiede Kunstverein, 1., Schönlaterngasse 9,
T. 01/512 83 29, www.alte-schmiede.at, www.ganglbauer.mur.at
Bildenden Künste ud MusikerInnen
aus Wien& Umgebung
CZ-37881 Slavonice,
[email protected], www.lapetitmort.info, Eintritt frei oder 1,75 Euro
7.-16.7., Wien
Freiraum. Gespräche, Filme, Aktionen,
Strategien für die Schaffung physischer und struktureller Freiräume in
Ö. Mit Gruppe Freiraum, Kollektief De
Vrije Ruimte, EKH, Daniela Swarowsky,
IG Kultur, WUK, W.E.G. u.v.a.
Kunsthalle Exnergasse Wien,
9., Währingerstr. 59, T. 01/401 21 42,
[email protected],
http://kunsthalle.wuk.at,
www.freibesetzt.tk, www.geldlos.at
29.7.-6.8., Graz
LaStrada. Internationales Festival für
Straßen- und Figurentheater
Arge La Strada, 8045 Graz, Andritzer
Reichstraße 66/II, T. 0316/695 58 0,
[email protected], www.lastrada.at
30.7.. Sa 20.00, Baumgartenberg
Sprachbilder – Farbklänge.Wort, Ton
und Bild. These, Antithese? Synthese?
Eine Wort-Bild-Klangperformance von
der Malerin Erdmuthe Scherzer-Klinger
mit Peter Assmann und Sigi Finkel
Donaufestwochen, Stiftskirche Baumgartenberg, 4342 Baumgartenberg,
www.donau-festwochen.at,
Sa 30.7.: 20.00, Kosten 16,- Euro
Info: theaterland steiermark FVA GmbH,
8762 Oberzeiring, Hauptstr. 7a,T.03571/200 43,
[email protected], www.theaterland.at
poolbar im alten Hallenbad, 6805 Feldkirch,
Reichenfeld 6, www.poolbar.at,
Eintritt bis 20 Uhr Kosten: 5.- Euro,
ab 20.00: 6.- Euro
Eltern-Kind-Zentrum, 8010 Graz, Bergmanngasse 10, So 9-12.00, Kosten: 2,-/ 2,50 Euro
Hipp-Halle, 4810 Gmunden,
Theresienthalstrasse 68, info
T. 07612/70630, [email protected],
Ermäßigungen für Schüler und Studenten
46 an.schlägejuli august 2005
Infos unter www.lesben-heute.de/foren,
zwischen 700-1200 Wörter,
Preisgeld 125,- Euro,
Einreichfrist 31.8.
11.-15. & 18.-22.7., Wien
Ferien-Malworkshop für Kinder. Die
Künstlerin Elisabeth Lorenz öffnet ihr
Atelier für malwütige Kinder
zwischen 7-12 Jahren
Atelier von Elisabeth Lorenz, 21.,
Leuchsweg 7, Anmeldung unter
T. 01/259 39 55, max. Teilnehmerzahl 10.,
11.-15. und 18.-22.7.: Mo-Fr 13-16.00,
UKB: 12,- Euro pro Tag
24.7., 28.8., 25.9., Thayatal
Forschungsreise mit Sigi Satyr. In der
Ausstellung „NaturGeschichten-Thaya
Tales“ im Nationalparkhaus können
sich Kinder als Naturspürnasen
betätigen
bis 22.7., Wien
Ausschreibung. Zum fünften Mal
vergibt das Bmbwk den Gabriele
Possaner-Preis für wissenschaftliche
Leistungen, die der Geschlechterdemokratie in Österreich förderlich sind
thema
Schulen in Österreich
Wir nehmen diese unter die feministische Lupe und
fragen die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne
Brandsteidl, wie es um die gendersensible Pädagogik
an Wiens Schulen bestellt ist.
politik
Zivildienstreform
Die Regierung will, dass Frauen in Zukunft Zivildienst ableisten „dürfen“. Opposition und NGOs
schlagen Alarm!
Nationalpark Thayatal, 2082 Hardegg,
T. 02949/700 525, [email protected],
www.np-thayatal.at,
24.7., 28.8., 25.9.: 15.00,
Dauer 1,5 h, Kosten: 4,- Euro pro
Kind und Begleitperson
24.7.-8.8., Wien
Spielzeug und Möbel selber bauen.
Aktivwoche mit Mittagessen für
Kinder von 6-12 Jahren
WUK, Designwerkstatt, 9., Währingerstr. 59,
T. 0664/500 84 37,
www.wuk.at/workstations
10.7., So 9-12.00, Graz
Sonntagsfrühstück f. Alleinerzieherinnen
ausschreibung
im September
kiddstipps
6.-9.7., Straden
Festival micro&kleinstkunst Straden
14.-15.7., 20.30, Feldkirch
poolbarfestival. Sabine Marte: „Step
Behind The Ropes, Please - No.2“
(Video-Performance), Christina
Nemec: „chra“ (Live-Musik-Projekt)
28.-31.7., Gmunden
Festwochen Gmunden. Xenia Hauser.
Round table 36 Art & Fest 19.Grafik
Unikate und mixed media Arbeiten
bis 31.8.
Lesben-Award 05. Schreibwettbewerb
für deutschsprachige Frauenliteratur
mit lesbischem Bezug
an.schläge
Redaktionsschluss
Termine 9/05: 09.08.05
[email protected]
an.schläge gibts in folgenden Buchhandlungen
Kuppitsch
Morawa
Winter
Zentralbuchhandlung
Ebbe & Flut
Südwind
Frauenzimmer
Kunsthalle Shop
Prachner
Riedl
Löwenherz
Südwind
Auhof
Kulturver. Waschaecht
1010
1010
1010
1010
1030
1070
1070
1070
1070
1080
1090
1090
4040
4600
Schottengasse 4
Wollzeile 11
Landesgerichtsstr. 20
Schulerstr. 1-3
Radetzkystr. 11
Mariahilferstr. 8
Zieglergasse 28
Museumsquartier
Museumsquartier
Alser Str. 39
Berggasse 8
Schwarzspanierstr. 15
Altenbergerstr. 40
Dragonerstr. 22
an.schläge
Nr. 07 08/05, juli august 2005/19. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M

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