Kehren die Seuchen zurück? WissenschaftsForum Band 3
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Kehren die Seuchen zurück? WissenschaftsForum Band 3
BUNDESVERWALTUNGSAMT WissenschaftsForum – Kehren die Seuchen zurück? (Workshop II.) Zentralstelle für Zivilschutz Kehren die Seuchen zurück? (Neue) Gefahren durch biologische Kampfstoffe Workshop II. Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz 3 Schriftenreihe: WissenschaftsForum Band 3 1 Bundesverwaltungsamt Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz AKNZ und Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin e.V. DGKM e.V. Workshop „Kehren die Seuchen zurück? – (Neue) Gefahren durch biologische Kampfstoffe“ II. 2 INHALTSÜBERSICHT: Vorwort ................................................................................. 3 Programm Workshop II. ....................................................... 5 Workshop II. (18./19.05.2001) - Moderatoren und Referenten .............................................. 6 - Dr. Bartels: Geleitwort und Zusammenfassung................... 8 - Stemmler: Bioterroristische Aktivitäten ............................ 19 - LtCol Christopher: Readiness in Cities and Hospitals: Examples from America..................................................... 28 - Informationshinweise LtCol Christopher .......................... 40 - Brandamtmann Wiese: Seuchenvorbereitung – Beispiel einer Berufsfeuerwehr.......................................... 41 - Dipl.-Ing. Erbe: Körper- und Atemschutz bei Infektionsgefahr im präklinischen Einsatz (Rettungsdienst) ............. 46 - Dr. May: Umgang mit infizierten Personen – Verhalten und Schutzmöglichkeiten ................................................... 54 - Gruppenarbeiten 1 und 2: Wie können sich Krankenhäuser auf den Massenanfall von Infektionspatienten vorbereiten? Wie bereitet sich das öffentliche Gesundheitswesen auf den Massenanfall von Infektionspatienten vor? Mit Listen zur Infektionsprävention und Herrichten eines KTW-4 für den Transport von Infektionspatienten ......................................................... 59 - Teilnehmerliste ................................................................. 87 3 Vorwort Im Jahr 2000 fand an der Akademie für Notfallplanung und Zivilschutz (AkNZ) ein Workshop zu biologischen Gefahren in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin (DGKM e.V.) statt. Auf diesen ersten Workshop aufbauend veranstaltete die AkNZ und die DGKM e.V. im darauffolgenden Jahr einen zweiten, bei dem es wieder um biologische Gefahren ging, aber andere Schwerpunkte gesetzt wurden. Im Vordergrund standen die Vorbereitungen der Krankenhäuser auf einen Massenanfall von infizierten Patienten oder Patienten, bei denen der Verdacht auf eine Infektion, ausgelöst durch biologische Waffen besteht sowie die Möglichkeiten des Rettungsdienstes, eine Vielzahl von Patienten transportieren zu müssen. Wie schon bei der ersten Veranstaltung trugen fachlich herausragende Referenten zu den Themenschwerpunkten vor und in verschiedenen Arbeitsgruppen wurden anschließend zu ausgesuchten Fragestellungen Arbeitsergebnisse produziert. Diese Arbeitsergebnisse sowie die Fachreferate sind in diesem Band dokumentiert. Alles dies geschah vor dem 11.September 2001 und den daran anschließenden Terrorangriffen mit biologischen Waffen in den Vereinigten Staaten sowie der Vielzahl der Trittbrettfahrer in Deutschland. Die AkNZ und die DGKM e.V. haben frühzeitig auf die Gefahren hingewiesen, die durch biologische Waffen drohen. Inzwischen ist zur Prävention und zur Abwehr solcher schrecklichen Drohungen in Deutschland einiges geschehen. Erinnert sei nur an die Beschaffung von Pockenimpfstoff durch die Bundesregierung oder die vielfältigen Hilfestellungen für die verantwortlichen Gefahrenabwehrbehörden durch das Robert-Koch-Institut in Berlin. 4 Im Frühjahr 2002 hat die AkNZ eine Reihe von acht Fachtagungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler für Führungskräfte der Feuerwehren, der Polizei, der Rettungsdienste und der Gesundheitsverwaltungen durchgeführt, in denen flächendeckend für Deutschland Informationen zum B- und C-Terrorismus gegeben werden konnten. Es ist die Verantwortung aller Stellen, die mit der Gefahrenabwehr befasst sind, dass in Bezug auf biologische und chemische Gefahren unsere Aufmerksamkeit nicht nachlässt. In diesem Sinne soll dieser zweite Band der Schriftenreihe der AkNZ dazu dienen, Wissen zu transportieren und Hilfestellungen für die Praxis zu geben. Die Akademie wird auch in Zukunft ihren Beitrag dazu leisten. Dietrich Läpke Leiter der Akademie für Notfallplanung und Zivilschutz Mitte 2002 wurde die AkNZ zur Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ). 5 WORKSHOP II. 18./19. Mai 2001 Seminarnummer: 01/20-11 PROGRAMM: Freitag, 18. Mai 2001 14:00 Uhr 14:45 Uhr 15:15 Uhr 16:20 Uhr 16:50 Uhr 17:20 Uhr 17:50 Uhr Begrüßung und Einführung. Ziele des Workshops, Ablauf, Formalitäten Moderation: Bartels (DGKMe.V.), Schauwecker (DGKM e.V.), Franke (AKNZ), Peter (AKNZ) Problemstellung – relevante Seuchen? (Überblick und Einführung in die Problemstellung) Bioterroristische Aktivitäten Neue Erkenntnisse (Stemmler) Vorbereitung der Krankenhäuser Beispiel aus Amerika (Christopher) Seuchenvorbereitungen Beispiel einer Berufsfeuerwehr (Wiese) Schutzmöglichkeiten bei Seuchenbedrohung Körperschutz und Atemschutz (Erbe) Kontakt mit infizierten Personen Verhalten und Schutzmöglichkeiten (May) Tagesbilanz und Diskussion Samstag, 19. Mai 2001 08:30 Uhr 10:50 Uhr 12:50 Uhr Arbeitsgruppen zu zwei Themenbereichen - Vorbereitung der Krankenhäuser - Vorbereitung von Rettungsdienst und Hilfsorganisationen für den Massenanfall von Infektionspatienten (Bartels, Bubser, Breidert, Manger, Obladen, Peter, Schauwecker, Wagner) Präsentation der Ergebnisse Diskussion im Plenum Verabschiedung (Dr. Bartels, Präsident der DGKMe.V.) 6 Referenten und Moderatoren: Dr. med. Friedhelm Bartels Präsident der DGKMe.V. 2001/2002 Keltenstraße 40 67105 Schifferstadt Oberstarzt Dr. med. Hanspeter Bubser Ltd. Arzt – Abt. X Anaesthesiologie/Intensivmedizin des Bundeswehrkrankenhauses Scharnhorststraße 13 10115 Berlin Harald Breidert Branddirektion – Sachgebiet Umweltschutz Tituscorso 9 60439 Frankfurt/Main Lt.-Colonel Dr. George W. Christopher US-Army Regional Medical Center 66859 Landstuhl – Kirchberg Dipl.-Ing. Rolf-Dieter Erbe Berliner Feuerwehr Abteilung Aus- und Fortbildung Ruppiner Chaussee 268 13503 Berlin Dr. med. Jürgen May Institut für Tropenmedizin Berlin Spandauer Damm 130 14050 Berlin M.A. phil. Rolf Obladen Postfach 1753 83267 Traunstein Oberregierungsrat Hanno F. Peter Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz Ramersbacher Straße 95 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler 7 Privatdozent Dr. med. Heinz Helge Schauwecker Chefarzt der Klinik für Unfall-, Hand und Wiederherstellungschirurgie, DRK-Kliniken Westend Spandauer Damm 130 14050 Berlin Oberststabsarzt Markus Stemmler Bereich Studien und Wissenschaft – IBM – Sanitätsakademie der Bundeswehr Neuherbergstraße 11 80937 München Wolfgang Wagner Apotheker für Klinische Pharmazie Schanzenstraße 21 40549 Düsseldorf Brandamtmann Peter Wiese Branddirektion – Sachgebiet Umweltschutz – Tituscorso 9 60439 Frankfurt/Main Detailinformation: Generalsekretariat der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin e.V. (DGKM e.V.) – Geschäftsstelle – c/o Frau Billi Ryska Kafkastraße 62 81737 München Telefon: +49-89-4147-209 Telefax: +49-89-4147-831 E-Mail: [email protected] 8 Dr. med. Friedhelm Bartels Geleitwort und Zusammenfassung des Workshops Noch zu Beginn der 80er Jahre war vorherrschende Meinung in der Öffentlichkeit und sogar zum Teil in Fachkreisen, dass Infektionskrankheiten ihre ursprünglichen Schrecken verloren hätten. Die Gründe für diese Zuversicht lagen in den erheblichen Fortschritten in der privaten und öffentlichen Hygiene, in den Erfolgen der Impfstoffentwicklung und in der Antibiotikatherapie. Das Auftreten von AIDS zu diesem Zeitpunkt führte zu einem radikalen Umdenken und zur Erkenntnis, dass nicht nur AIDS, sondern Infektionskrankheiten allgemein weltweit hinsichtlich Morbidität und Mortalität wieder an Bedeutung gewinnen. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig und in erster Linie durch die Bevölkerungsexplosion, die Verarmung in vielen Teilen der Welt und durch Handlungsweisen der Menschen erklärbar. Hinzu kommt die früher in diesem Ausmaß nicht erkennbare Fähigkeit zur Mutation von Mikroorganismen, wie Bakterien und insbesondere Viren, bei denen durch zunehmendem Selektionsdruck jetzt häufiger Therapieresistenz beobachtet werden kann. An Beispielen kann gezeigt werden, wie die Erreger von großen Seuchen des Mittelalters sich heute verhalten und welche neu entdeckten oder neuartigen Erreger das größte für den Menschen pathogene Potential besitzen. Der Mensch muss versuchen, durch ausreichende Präventionsmaßnahmen, durch frühe und spezifische Diagnostik und durch Therapiefortschritte der weiteren Ausbreitung insbesondere von Bakterien und Viren entgegenzusteuern, damit die medizinischen Erfolge dieses Jahrhunderts nicht in weiten Teilen der Welt wieder verloren gehen. Seit vielen Jahren analysieren Terrorismusexperten schreckliche Szenarien, wie sich der Einsatz von nuklearen, chemischen und biologischen Massenvernichtungswaffen an empfindlichen und symbolischen Knotenpunkten unserer Zivilisation auswirkt. Dabei stehen biologische und chemische Waffen den nuklearen in ihrem tödlichen Potenzial kaum nach - zumindest theoretisch. Hundert Kilogramm des Erregers von Milzbrand (Anthrax) könnten bei „optimaler“ Verteilung drei Millionen Menschen töten. Der Irak hatte weit größere Mengen von dieser Biowaffe erzeugt. In den vergangenen Jahrzehnten sind die Zahlen terroristischer Anschläge und von deren Opfern weltweit massiv gestiegen: Starben in den siebziger Jahren bei 8100 Attentaten etwa 4800 Menschen, waren in den achtziger Jahren bei 31 400 Anschlägen fast 71 000 Tote zu beklagen - mit weiterhin steigender Tendenz. Dabei wächst die religiös-radikale Motivation und 9 überlagert zunehmend die politischen Beweggründe. Diese Verschiebung ins Irrationale verschärft die Situation: Statt gezielt Exponenten des politischen Gegners zu töten, werden in selbstmörderischen Aktionen größtmögliche Schäden angestrebt mit hoher symbolischer und psychologischer Wirkung, die jüngsten Anschläge zeigen es. Dennoch gibt es bei all dem Grauen auch beruhigende Erkenntnisse der Terrorismus-Forschung, zumindest was den Einsatz von Massenvernichtungswaffen angeht. So dürfte die Vorstellung, ein kleines, gut ausgerüstetes Team könnte sich ohne weiteres eine Atombombe basteln, in das Reich der Legenden gehören. Zwar haben einige Staaten wie Israel oder Pakistan es geschafft, Atomwaffen herzustellen, doch Libyen oder dem Irak gelang dies trotz Milliardeninvestitionen und dem Einsatz Tausender Wissenschaftler nicht. Aber auch beim Einsatz biologischer und chemischer Massenvernichtungswaffen lassen sich Horrorszenarien nicht ausschließen. Der Tod käme zunächst langsam und leise. Ein Beispiel: In Münchner und Hamburger Praxen kreuzen Patienten mit unauffälligen Symptomen auf. Fieber, Muskelschmerzen, Husten. Die Mediziner tippen auf Grippe und schicken die Kranken ins Bett. Nach wenigen Tagen steigt in allen Fällen das Fieber, die Haut wird blau, ein Patient nach dem anderen stirbt. Nur langsam fügt sich das Bild zusammen, die Diagnose für die ersten Todesfälle trifft ein: Lungenmilzbrand. Eine äußerst seltene Krankheit. Verzweifelt suchen Epidemiologen die Ursache der Todeswelle. Schließlich drängt sich ein grauenvoller Verdacht auf: Ein Terrorangriff bei einem Bundesligaspiel. Ein Sportflugzeug kreiste kaum beachtet über dem Olympiastadion und verbreitete tödliche Fracht: getrocknete Bakteriensporen. Zwei Wochen danach sind 40 000 Stadionbesucher und 30 000 Bewohner aus der Umgebung tot. Massenpanik herrscht, die Spitäler sind überlastet. Schwer zu glauben, aber realistisch: Die Zerstörung des World Trade Centers hat längst nicht das Höchstmaß an Verheerung erreicht, die ein terroristisches Attentat an diesem Ort hätte anrichten können. Schon vor acht Jahren, als einer der Türme Ziel eines (weitgehend fehlgeschlagenen) Anschlages war, hätten Attentäter mit einem anderen Sprengsatz eine beispiellose Katastrophe verursachen können. In „The ultimate Terrorists“ beschreibt die Terrorismusforscherin Jessica Stern, was geschähe, wenn eine vergleichsweise kleine Atombombe mit einer Kilo-Tonne Sprengkraft - ein Tausendstel der Sprengkraft strategischer Geschosse - in einem Wolkenkratzer gezündet würde. 10 Ziel des Anschlages ist in ihrem Buch das Empire State Building. Ein großer Teil des Gebäudes und alle 20 000 in ihm arbeitenden Menschen verdampfen blitzartig in einem gewaltigen Feuerball. Kein Schuttberg bleibt, sondern ein 40 Meter großer Krater. Die Druckwelle zerstört im Umkreis von 200 Metern alle Gebäude. Nicht verdampfte Teile des Empire State Building bilden einen Hagelsturm aus Beton-, Glas- und Stahlgeschossen, die kilometerweit fliegen. Die Infrastruktur im Untergrund kollabiert: U-Bahnen, Leitungen und Gasrohre, was zu ausgedehnten Bränden führt. Die Hitze tötet oder verstümmelt Menschen im Abstand von bis zu 400 Metern, ihre Kleidung geht in Flammen auf. Die Strahlung wirkt selbst in doppelt so großer Entfernung rasch tödlich. Ein Rauchpilz steigt Tausende Meter hoch und trägt, je nach Wind, tödlichen Fall-out bis in eine Entfernung von 15 Kilometern. Wer damit in Berührung kommt, stirbt innerhalb von zwei Wochen. In noch größerer Distanz steigen später die Krebsraten. „Allein der Fall-out könnte bis zu 100 000 Menschen töten“, schreibt Stern. Die gesamte Opferzahl könne leicht doppelt so hoch liegen. Lange hielten viele Biowaffenspezialisten ein solches Szenario für unwahrscheinlich. Die nötige Expertise, um die Mikroben in sprühbare Pulverform zu bringen, sei außer Reichweite von Terrorgruppen, hieß es. Nicht umsonst habe die Sowjetunion Milliarden Rubel und 60 000 Menschen für die Biowaffenentwicklung eingesetzt. "Die erstaunliche Logistik der Anschläge in New York und Washington zeigt nun, wie real eine solche Gefahr ist", warnt Donald Henderson vom Center for Civilian Biodefense Studies der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. Seit 1995 durch missglückte Anthrax-Anschläge der japanischen Sekte Aum Shinrikyo Biowaffen auf dem Radarschirm der Sicherheitsdienste auftauchten, geben die USA dreistellige Millionenbeträge für die Abwehr aus. Unter dem Eindruck der jüngsten Anschläge wurden die Mittel aufgestockt. Eine Reihe von Indizien deutet darauf hin, dass der Bau von Biowaffen für eine Terrororganisation vom Schlage eines Osama bin Laden vielleicht doch möglich ist. Fachkräfte sind nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion für Geld zu haben. Anthrax, neben Pockenviren der beliebteste waffenfähige Keim, lässt sich aus dem Boden isolieren und mit einigem Aufwand in großen Mengen züchten. Sprühbares Keimpulver könnte einfacher zu produzieren sein als gedacht. 11 Die CIA hat heimlich eine Produktions- und Bombenattrappe gebaut. Eine Million Dollar und handelsübliche Teile hätten angeblich dafür gereicht. Die Bastler der Aum-Sekte waren jedoch gescheitert. Sie züchteten im Keller eines Hauses im Zentrum von Tokio Anthraxsuppe und versprühten sie über ein Röhrensystem vom Dach aus. Niemand erkrankte. Allerdings fanden US-Forscher in der versprühten Flüssigkeit kürzlich zahlreiche lebende Keime. Offenbar blieb die Katastrophe nur deshalb aus, weil die gezüchteten Mikroben einem harmlosen Anthraxstamm angehörten. Russische Forscher hätten ihnen wesentlich gefährlichere Stämme liefern können: Sie hatten Anthraxkeime erzeugt, gegen die sogar ihr Impfstoff wirkungslos blieb. Wie von Aum Shinrikyo vorgeführt, würden Terrorgruppen ihre Keime in Ballungszentren verbreiten. Stadien, Stadtzentren oder Lüftungssysteme von Konferenzzentren wären gefährdete Ziele. Da Lungenanthrax kaum ansteckend ist, beträfe ein Anschlag wenigstens nur jene, die direkten Kontakt mit den Mikroben hatten. Ansteckende Pockenviren hingegen könnten via Reiseverkehr eine globale Seuche verursachen. Zum Glück ist es ungleich schwieriger, an Pockenviren zu gelangen. Was Biowaffen anrichten können, zeigte ein Unfall in einer sowjetischen Fabrik 1976 in Swerdlowsk (heute Jekaterinenburg). Arbeiter der Abfüllanlage für Anthraxpulver vergaßen, einen Luftfilter einzusetzen. Der Wind trieb die tödlichen Sporen durch die Stadt und ins Umland. Obwohl der Unfall in der Nacht passierte, starben mindestens 66 Menschen. Einerseits warnen Experten zu Recht vor riesigen Arsenalen chemischer und biologischer Waffen, vor allem in der ehemaligen Sowjetunion. Andererseits zeigt die Geschichte der Aum-Sekte aber auch, dass die Gefahr nicht überschätzt werden sollte. Dem Sektenführer Shoko Asahara standen zeitweise fast 300 Wissenschaftler und mehr als eine Milliarde Dollar zur Verfügung. Seine Anhänger haben mehrfach versucht, von Fahrzeugen aus Anthrax und das ebenfalls hoch gefährliche Botulinusgift zu versprühen. Im März 1995 kamen in der Tokyoter U-Bahn drei zum Freisetzen von Botulinusgift präparierte Aktenkoffer zum Einsatz. Alle Anschläge mit Biowaffen scheiterten. Schließlich griffen die Sektierer deshalb zum chemischen Kampfstoff Sarin. Zwölf Menschen starben in der Tokyoter U-Bahn, mehr als tausend wurden verletzt. Der Terrorismusforscher Jonathan B. Tucker vom kalifornischen Monterey Institute of International Studies analysiert im Buch Toxic Terror die 12 Einsätze chemischer und biologischer Waffen seit 1945. Das Ergebnis ist erstaunlich: Solche Waffen wurden bei Anschlägen sehr selten verwendet; die Zahl der Opfer ist gering. Die Aum-Sektierer verursachten mit Sarin in der Tokyoter U-Bahn den größten Schaden. Das Sarin war von miserabler Qualität, die Verteilung mittels angestochener Plastiktüten dilettantisch. Tuckers Analyse zeigt, dass bevorzugt Sektierer mit paranoiden und apokalyptischen Vorstellungen zum Einsatz solcher Waffen neigen. Politisch motivierte Terroristen griffen nie zu diesen schwer kontrollierbaren Mitteln mit diffuser Wirkung. Sie bevorzugen Sprengstoffe mit besser planbaren Folgen. Auch bei den aktuellen Anschlägen war das Bemühen um Präzision auffällig. In Fortführung des ersten Workshops vom 25. und 26.2.2000 fand an der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) in Ahrweiler ein weiterer interessanter Workshop statt. Keiner der Teilnehmer hätte erwartet, dass viele der angedeuteten Szenarien schon bald Realität werden könnten. Oberststabsarzt Markus Stemmler von der SanAkBw in München berichtete über die Struktur des San-Dienstes und die Überlegungen und Vorbereitungen zur Abwehr bioterroristischer Angriffe. Jetzt befürchten Sicherheitsexperten, dass die schon ausgerotteten PockenViren mit verheerenden Folgen wieder auftauchen - durch terroristische Anschläge. Der Grund für die Sorge: In Labors der früheren Sowjetunion wurden entgegen der internationalen Vereinbarung von 1972, biologische Waffen zu verbieten, bis in die 90er Jahre heimlich riesige Mengen Pockenviren produziert - als todbringende biologische Waffe. Und kein Mensch im Westen weiß, wo die Bestände geblieben sind. Von den Wissenschaftlern, die daran beteiligt waren, fehlt ebenfalls jede Spur. In der Sowjetunion wurden neben den Pockenviren auch andere Viren und Bakterien mit einem im Westen nicht für möglich gehaltenen Aufwand erforscht und gezüchtet, wie Anthrax-Bakterien, also die Milzbranderreger. Ebenso Pest und Hasenpest, Cholera und Botulismus - im Prinzip alle krankheitserregenden Mikroben, die für einen biologischen Krieg tauglich schienen. Der Westen erfuhr davon ausführlich erst 1992. Damals flüchtete der frühere stellvertretende Direktor des Biologischen Waffenprogramms, Kanatjan Alibekov, heute Ken Alibek, in die USA. Er habe über eine ziemlich lange Zeit Erfahrungen gesammelt in der eigenen Entwicklung von biologischen Waffen, und er kenne viele Techniken, die 13 weltweit entwickelt wurden: Gentechnische Manipulationen, Techniken für die Produktion von Mikroorganismen, Technologien für die Gewinnung hochreiner Substanzen, einige biosynthetische Ansätze. Und alle können für die Herstellung hochwirksamer Waffen benutzt werden. Die sowjetischen Wissenschaftler und Techniker wurden Meister darin, die giftigen Wirkstoffe bzw. Bestandteile der Mikroben zu isolieren und so zu verarbeiten, dass sie sich als feinstes Pulver mit Granaten verschießen oder vom Flugzeug aus als Aerosol versprühen lassen. In soeben erschienenen Büchern haben Ken Alibek und andere Experten die Entwicklung und immer noch große Gefahr solcher biologischen Waffen beschrieben. Für sie steht fest: Regierungen, aber auch Terroristen in aller Welt, können heute solche Mikroben produzieren und einsetzen. Am Beispiel der in Hannover 1972 aufgetretenen Smallpox erläuterten sie Diagnose, Ablauf, Impfaktionen und stellten die Gesamtkosten für 75000 Personen mit 1,5 Millionen DM dar. Lt.Col. Dr. George W. Christopher vom US Army Regional Medical Center in Landstuhl sprach über Vorbereitungen in Städten und Krankenhäusern mit Beispielen aus Amerika. In den USA war die offizielle Sorge vor bioterroristischen Anschlägen jedenfalls so groß, dass Präsident Clinton in seiner Amtszeit den jährlichen Etat für den Bereich „Abwehr biologischer Angriffe“ von wenigen Millionen Mark auf über eine halbe Milliarde aufstocken ließ. Fast jede Woche finden irgendwo in den USA Konferenzen statt, die Bioterrorismus mindestens als Teilthema behandeln. Das zivile nationale Notfall Team demonstriert die Erstversorgung von verseuchten Opfern: Seit zwei Jahren ist das Team auf Anschläge mit biologischen Waffen vorbereitet. Ziel ist es, Mikroben und Gifte möglichst rasch zu entdecken und zu identifizieren. Für einige bakterielle Gifte gibt es bereits Detektoren, etwa für Anthrax, also Milzbrand und Botulismus. Sie zeigen nach etwa 15 bis 30 Minuten an, ob die nähere Umgebung tatsächlich verseucht ist. Unterstützt werden sie vom Militär. „Wir haben ein umfangreiches Trainingsprogramm“, so Dr. Christopher von der US Army. „Und zwar nicht nur für militärisches Personal, sondern auch für zivile Ärzte und Schwestern im ganzen Land. Wir stellen unser Wissen zur Verfügung, falls es in einer Stadt zu einem Krankheitsausbruch kommt und die zuständigen Stellen nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Um welche Erreger handelt es sich? Auf welche Weise wurden die 14 Menschen infiziert? Für aktuelle Fragen haben wir eigens eine Hotline eingerichtet.“ Politiker und Wissenschaftler in den USA scheinen vornehmlich verheerende Großanschläge zu fürchten, mit mindestens einigen tausend Toten als Folge. Andere rechnen eher mit kleinen Anschlägen. Aber selbst für kleine Anschläge müssen Biogifte erst einmal transport- und verteilungsfähig gemacht werden, wenn sie denn Wirkung erzielen sollen. Manche Experten glauben, dass dies nur Spezialisten in Hochsicherheitslabors leisten können. Dr. Christopher setzte sich in seinem Referat mit einzelnen Szenarien auseinander und sprach sehr ausführlich über die Guidelines von 1998 zur Abwehr von Anthrax Anschlägen. Sein Fazit: Alle Vorbereitungen müssen koordiniert und zentral über die FEMA gesteuert werden. Brandamtmann Peter Wiese stellte das für die Stadt Frankfurt am Main durch das Stadtgesundheitsamt und die Branddirektion erarbeitete Konzept für den Transport hoch kontagiöser Patienten vor, das auf den Erfahrungen aus Realeinsätzen und Übungen beruht und auch darauf ausgerichtet ist, dass in Frankfurt am Main eines der geplanten nationalen Kompetenzzentren vorgesehen ist. Hoch kontagiöse Erkrankungen erfordern neben der medizinischen Betreuung die konsequente Isolierung des Patienten zum Schutz der Kontaktpersonen und zur Vermeidung der weiteren Ausbreitung des Erregers. Der Transport des Patienten in ein Behandlungszentrum stellt eine zusätzliche Belastung für den Patienten dar, da die Isolierungsmaßnahmen zum Eigenschutz des eingesetzten Personals auch während des Transportes konsequent angewendet werden müssen. Um die Sicherheit des Personals zu gewährleisten, bedarf es bereits im Vorfeld dieser Einsätze einer detaillierten Vorplanung. Die gesamte Logistik basiert auf der Überlegung, vorhandene Fahrzeuge und Gerätetechniken einzusetzen und leicht handhabbare, handelsübliche Verbrauchsmaterialien für lagebedingte Spezial-Maßnahmen zu verwenden. Die wichtigste Vorbereitungsmaßnahme dient nach der Alarmierung der Vorbereitung des Rettungswagens, der für den Patiententransport zum Einsatz kommen soll. Dazu werden mit Klebeband und Baufolie alle schwer zugänglichen Stellen sowie alle technisch bedingten Öffnungen im Innenraum abgeklebt. Alle nicht benötigten Geräte, Einrichtungen und Materialien werden vorher soweit möglich entfernt. Deshalb wird im Bedarfsfall auf den zweiten Rettungswagen als Materialdepot zurückgegriffen. 15 Vor der Übernahme des Patienten legt die Fahrzeugbesatzung die bei der Berufsfeuerwehr übliche Körperschutzkleidung (z. B. geeignete Einmalschutzanzüge) und Atemschutz an. Nach der Übergabe des Patienten an die aufnehmende Klinik erfolgt die Desinfektion des Fahrzeuges in der Desinfektion der Feuer- und Rettungswache 5. Die Fahrzeugbesatzung unterzieht sich den Reinigungsabläufen, wie sie auch bei anderen Infektionstransporten üblich sind. Das verwendete Material und Gerät gilt als kontaminiert und wird für die Entsorgung verpackt. Der Transport hoch kontagiöser Patienten ist mit erheblichem personellem und gerätetechnischem Aufwand verbunden und erfordert eine intensive Zusammenarbeit der beteiligten Fachämter und Institutionen. Dipl. Ing. Rolf-Dieter Erbe sprach ausführlich über Schutzmöglichkeiten bei Seuchenbedrohung. Leider kommen diese Themen viel zu kurz und auch kompetente Ausbilder für diese Fragen sind selten. Wie können sich Einsatzkräfte in der Praxis schützen? Welche Schutzausrüstung steht überhaupt zur Verfügung? Bietet die Dienstkleidung ausreichend Schutz? Was tun bei bekannter Infektionsgefahr? Die gemeinsame Aufgabe von Feuerwehr und Rettungsdienst in einer Einheit, wie bei der Berliner Feuerwehr, bietet im Bedarfsfall die günstigste Voraussetzung zum Einsatz von bedarfsgerechtem Infektionsschutz. Hier sind durch Arbeitsanweisungen, Ausrüstung und Ausbildung gute Grundlagen für den effektiven Infektionsschutz gebeben. Das Problem im gesamten Rettungsdienst ist, dass Infektionsgefahren oft nicht bekannt sind. Es fehlt an Professionalität im Umgang mit Infektionsgefahren. Aufgaben und Tätigkeiten konzentrieren sich auf andere Arbeiten. Hygieneregeln sind oft missverständlich oder fehlen. Der Rettungsdienst, insbesondere bei den Hilfsorganisationen, verfügt in der Regel nicht über eine besondere Schutzausrüstung. Die Infektionsschutzausrüstung ist in DIN/EN oder UVV nur unzureichend berücksichtigt. Für Krankenfahrzeuge ist das Mitführen von Infektionsschutzkleidung in der DIN EN 1789 vorgeschrieben. Infektionsschutzsets (Overall, Mund-, Augen- und Handschutz) werden oft auf RTW mitgeführt. Bezüglich Atemschutz fehlt es an geeigneten Geräten, arbeitsmedizinischer Untersuchung (G 26), Ausbildung und Routine im Umgang mit Atemschutz (ausgenommen bei FeuerwehrRettungsdiensten). Dennoch erscheint hier weiterer Handlungsbedarf, besonders in der Aus- und Fortbildung und Zusammenarbeit mit den Fachleuten. 16 Dr. Jürgen May vom Institut für Tropenmedizin in Berlin konnte wichtiges Grundlagenwissen zum Kontakt mit infizierten Personen vermitteln. Erkennen der Gefahr, Risikoabschätzung, konkrete Schutzmassnahmen und Prä– und Postexpositionsmassnahmen zeigen den medizinischen Handlungsbedarf auf. Er berichtete über die wichtigsten Übertragungswege und Infektiosität von Lassa-Fieber, Ebola-Fieber, Marburg-Krankheit, Krim-Kongo-Fieber, Pest und Affenpocken. Der Vortrag befasste sich weiter mit konkreten Schutzmaßnahmen, die sehr übersichtlich in Kontaktpersonen mit und ohne Symptome gegliedert wurden. Ergänzt wurde die Vortragsveranstaltung um zwei Arbeitsgruppen mit der Fragestellung: a) Wie können sich Krankenhäuser auf den Massenanfall von Infektionspatienten vorbereiten? b) Wie bereitet sich das öffentliche Gesundheitswesen auf den Massenanfall von Infektionspatienten vor? Oberstarzt Dr. Hanspeter Bubser, Facharzt für Anästhesie fasst die Arbeitsgruppenergebnisse zusammen, die für die beteiligten Institutionen einen Rahmen für zukünftige Planungen darstellen. Insgesamt wurde auch dieser Workshop von allen Teilnehmern als sehr informativ und lehrreich beurteilt. Die Tatsache, dass ein ganz erhebliches Defizit bei biologischen Gefahrenlagen festgestellt wurde, zeigt die Notwendigkeit einer solchen Veranstaltung auf. Das ganz erhebliche „Know how“, das in verschiedenen Instanzen, Einrichtungen und Organisationen vorhanden ist, muss unbedingt zusammengeführt und die Zusammenarbeit intensiviert werden. Dies gilt insbesondere für alle an Prävention und Schadensbekämpfung Beteiligte. Zusammenfassend kann festgestellt werden: Rettungsdienste, Feuerwehren, Katastrophenschutz sind gut vorbereitet, wenn es um größere Schadensereignisse, auch mit einem so genannten Massenanfall von Verletzten, geht. Ich spreche hier von Größenordnungen, die jedoch weit unter 1 000 Verletzten oder Erkrankten liegen. Wir bekämen derzeit ganz sicherlich Probleme bei der Rettung und Erstversorgung sowie bei der klinischen Weiterversorgung, wenn wir Schadensszenarien unterstellen, die von mehreren tausend Verletzten oder Erkrankten ausgehen und die vielleicht eine Teilzerstörung von Infrastrukturen, unter 17 anderem der Gefahrenabwehr selbst, beinhalten. Ganz sicher würde uns derzeit ein „erfolgreicher“ Terroranschlag mit B- oder C-Kampfstoffen in Ballungszentren vor gravierende Probleme stellen. Stichworte für diese Probleme sind unter anderem die unzureichende Verknüpfung von Rettungsdiensten, Katastrophenschutz und öffentlichem Gesundheitsdienst, die defizitären Vorbereitungen auf einen Bio-Hazard sowie auch vielfach fehlende Evakuierungspläne für sehr viele Menschen in und aus Ballungsräumen. Notfallpläne und interne Katastrophenschutzpläne gibt es nicht in allen Kliniken und Krankenhäusern. Ein großer Teil der existierenden Pläne wurde in der Vergangenheit weder fortgeschrieben noch den aktuellen Gegebenheiten angepasst. Auch entsprechend Beauftragte hierfür sind benannt. Das Problem ist, dass wir uns schnell auf mögliche neue Lagen einstellen müssen. Dies setzt eine umfassende Überarbeitung und Aktualisierung dieser Pläne voraus. Gleiches gilt für die Anlage von Impfund Medikamentendepots in Deutschland. Weiterhin ist durch Neuordnung der Krankenhausfinanzierung und die Einführung von DRG’s alles darauf orientiert, Gewinne zu erzielen oder auch die GKV zu entlasten. Damit fehlen Bettenkapazitäten für eine katastrophenmedizinische Versorgung der Bevölkerung, weil deren Vorhaltung in diesem System nicht budgetiert werden kann. Die Bevölkerung sollte grundsätzlich sehr sachlich und leicht verständlich über tatsächliche Bedrohungen und Gefahren aufgeklärt und darüber informiert werden, wie sie sich im Fall der Fälle selbst schützen und selbst helfen kann, bis die organisierte Hilfe zur Stelle ist. Darüber hinaus sorgt Klarheit in den Aussagen immer für mehr Sicherheit als vage Aussagen und ständig korrigierte Vermutungen. Nur mit klaren Aussagen und klaren Verhaltenshinweisen, die natürlich rechtzeitig gegeben werden müssen, lässt sich Panik und Hysterie bekämpfen. Die Fort- und Weiterbildung von Ärzten ist nicht von heute auf morgen zu lösen. Einerseits müssen katastrophenmedizinische Themen in die Curricula der Ärzteaus- und -fortbildung überhaupt, beziehungsweise verstärkt aufgenommen werden. Dies kann dauern. Andererseits sollte man für diese Thematik, die hoffentlich kaum für jede Stadt und jeden Kreis tatsächlich zum Problem wird, so genannte Kompetenzzentren für die ABC-Problematik schaffen. Diese Kompetenzzentren müssten vor allem in Ballungsgebieten mit den bekanntermaßen hohen Verletzlichkeiten und den hohen Gefährdungsrisiken angesiedelt sein. Die Berufsverbände und Vertretungen der Ärzteschaft haben meiner Meinung nach die Pflicht, über ihre vom Fach her möglichen speziellen Fortbildungsangebote nachzudenken, diese zu konzipieren und anzubieten. 18 Die Palette kann vom speziellen Trauma-Management bei den Chirurgen, über das Seuchen-Management bei den Epidemiologen und Immunologen bis hin zur Panik-Prophylaxe und Panikbekämpfung bei klinischen Psychologen und Psychiatern gehen. Die EU spielt eine immer größere Rolle in unserem Leben, weshalb man gerade bei Themen der Sicherheit und des Katastrophenmanagements nicht an der EU vorbeigehen darf. In Europa müssen Algorithmen und Guidelines für ein vergleichbares, jedoch nicht zwingend einheitliches Katastrophenmanagement entwickelt werden. Es kann zu Ereignissen kommen, bei denen grenzüberschreitende Zusammenarbeit notwendig wird. Da helfen dann diese Guidelines. Des Weiteren kann ich mir vorstellen, dass innerhalb der EU spezielle Task-Forces, zum Beispiel für ABC-Bedrohungslagen, aufgebaut und vorgehalten werden, da vielleicht nicht jedes Land eine eigene hoch spezialisierte und mit Hightech ausgerüstete Einsatzgruppe vorhalten kann. Auch ein EU-weites Informationszentrum, das auch Koordinierungsaufgaben bei Staaten übergreifenden Ereignissen übernehmen kann, halte ich für sinnvoll. Die Ergebnisse dieses Workshops, die auch von der Projektgruppe der Ständigen Konferenz für Katastrophenvorsorge und Katastrophenschutz weiter bearbeitet werden, haben uns ermutigt, dieses wichtige Thema in Workshops fortzuführen, um damit auch die politischen Ebenen zu adäquatem Handeln zu ermutigen. Dr. med. Friedhelm Bartels Präsident der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin e.V. (DGKM e.V.) 19 Oberststabsarzt Markus Stemmler Bioterroristische Aktivitäten (Der Beitrag lag zur Veröffentlichung als Foliensatz vor. Um eine eigene Interpretation zu vermeiden, wird vom Herausgeber ausschließlich der Inhalt der Folien als Textbeitrag abgedruckt.) Bioterrorismus Die Drohung mit oder der Einsatz von biologischen Agenzien durch Einzelpersonen oder Gruppen, die durch politische, religiöse, ökonomische oder andere ideologische Beweggründe motiviert sind. Wann ist ein B-Terrorangriff zu vermuten? · Nachrichtendienstliche/kriminalistische Hinweise · plötzliches Auftreten von Patienten mit - uniformen unspezifischen Allgemeinsymptomen - häufig folgende pulmonale Symptomatik - rasche Progredienz mit hoher Morbidität/Letalität - auffälliger geographischer Verteilung · Fehlen typischer Vektoren/Reservoire · Fehlen „natürlicher“ Ursachen · Massensterben von Tieren Epidemiologische Merkmale, die für einen B-Angriff sprechen · Epidemie mit gleichen/ähnlichen Symptomen · unerklärbare Krankheits-/Todesfälle · schwerere Krankheitsverläufe als anzunehmen · Pathogen untypischer Transmissionsweg · Ungewöhnliche geographische Distribution · Vektorübertragene Erkrankung, bei Abwesenheit des Vektors in der entsprechenden Region · für das Pathogen untypische Antibiotikaresistenzen · gleiche Gensequenzen, obwohl zeitlich und örtlich unterschiedlich isoliert · Auffinden technischer Mittel zum Ausbringen von B-Agenzien B-Kampfmittel B-Kampfmittel sind zu nicht-friedlichen Zwecken produzierte vermehrungsfähige Mikroorganismen und Gifte biologischen Ursprungs, die durch 20 ihre Wirkung auf Lebensvorgänge den Tod, eine vorübergehende Handlungsunfähigkeit oder eine Dauerschädigung herbeiführen können. Eignungsmerkmale als potentieller B-Kampfstoff · Einsatz als Aerosol (inhalativ/pulmonal) · kurze Inkubationszeit · hohe Morbidität/Letalität · leichte Kultivierbarkeit · eigener Impfstoff vorhanden Potentielle B-Kampfstoffmittel - Bakterien Milzbrand Pest Tularämie Rotz/Meliodose Brucellose Q-Fieber - - Viren Pocken Virales hämorrhagisches Fieber VirusEncephalitiden Möglichkeiten der Agensaufnahme · Einatmen biologischer Kampfstoff-Aerosole - biologischer Angriff - Bioterrorismus - akzidentielle Freisetzung · Trinkwasser und Nahrung - Sabotage - krimineller Akt · Haut/Schleimhautverletzungen Bio-Terroristen · Staatlich geförderte und gelenkte Kräfte - Motivation: politisch - Verhalten: kalkulierbar · Terroristische Gruppierungen - Motivation: politisch oder fanatisch - Verhalten: wenig kalkulierbar · Terroristische Einzelpersonen - Motivation: fanatisch - Verhalten: nicht kalkulierbar - Toxine Botulinum Rizin SEB Saxitoxin 21 Motivationen B-terroristischer Angriffe · Durchsetzung nationalistischer/separatistischer Forderungen · Rache wegen eines vermeintlichen oder tatsächlich erfahrenen Unrechts · Protest gegen die gegenwärtige Regierungspolitik · Durchsetzung von Tierrechten · Angriff gegen einzelne Industriebereiche/-vertreter · Apokalyptische Prophezeiung · Abtreibungsgegner Mögliche Ziele B-terroristischer Anschläge · Großstädte (Hauptstädte) · Areale mit großen Menschenansammlungen (Sportstadien, Messegelände, Flughäfen) · Große, künstlich belüftete Gebäude oder einzelne Räume (U-Bahnsystem) · Einzelpersonen Management bei angedrohtem/erfolgtem B-Terrorangriff · Nachrichtendienste - führen aufgrund gewonnener Informationen eine Risikobewertung präventiv durch · Einsatzleitung - mit klar definierten Verantwortlichkeiten und Vollmachten · Technische Warnsysteme - stehen derzeit nicht zu Verfügung · Nachweis eines B-Angriffes - InstMikroBio, zivile Experten · Medizinische Versorgung - Diagnostik, Therapie, Prophylaxe · Lagebeurteilung - Absperren, Markieren, Bewachung kontaminierter Areale · Einzelschutz - für Kräfte, die im kontaminierten Gebiet arbeiten · Sammelschutz - „Sauberer“ Bereich in kontaminierter Umgebung · Dekontamination - von Räumlichkeit, Wetterlage und eingesetztem Erreger abhängig 22 Biologisches Frühwarnsystem (Artikel über getötete Krähen als frühes Anzeichen des Auftretens des Westnil-Virus) Staatlich gesteuerte Produktion von B-Kampfmitteln · 1928 Entwicklung eines Fleckfieber-Kampfstoffes in der Sowjetunion · 1941 Einsatz von F. tularensis, 1943 Einsatz von C. burnetii während des II. Weltkrieges durch Sowjettruppen · Japan setzt im II. Weltkrieg Ruhr-, Cholera-, Typhus- und Pesterreger in China ein · England, Kanada und USA besaßen einsatzfähige Milzbrandsporen und Botulinumtoxin während des II. Weltkrieges · 1979 wurden versehentlich Anthraxsporen aus einem militärischmikrobiologischen Labor der Sowjetunion in Sverdlovsk freigesetzt: - 66 von 77 Personen starben, die in einem ca. 4 km großen Bereich windabwärts wohnten · 1978 wurde der in London lebende Exilbulgare Georgi Markov mit einer als Regenschirm getarnten, Rizingetränkten Lanze verletzt, woran er einige Tage später verstarb. · Seit 1991 UNSCOM-Inspektionen im Irak - 1990/91 wurden durch den Irak 6.000 bzw. 8.000 Liter Milzbrandsporen und 19.000 Liter Botulinumtoxin aufmunitioniert - umfassendes B-Programm mit Rota-, Entero- und Kamelpockenviren, Pest- und Gasbranderregern, Rizin, Mykotoxinen und Aflatoxinen - B-Aktivitäten anderer Staaten ??? 23 Einsatz/Produktion von B-Kampfstoffen durch terroristische Gruppierungen · 80er Jahre Enttarnung einer von der RAF benutzten Pariser Wohnung in der C. botulinum kultiviert wurde · 1984 ausbringen von Salmonellen in einem Restaurant durch Sektenmitglieder in Oregon · 1993 Versuch 130 gr Rizin von den USA nach Kanada zu schmuggeln · 1995 bezog ein wegen rechtsextremer Aktivitäten entlassener Angestellter lyophilisierte Pestbakterien von der American Type Culture Collection · Aum-Sekte bereitete Anschläge mit Milzbrandsporen und Botulinumtoxin vor BND (Bundesnachrichtendienst) sammelt Informationen über: · Entwicklung und Forschung an ABC-Waffen und Trägern · Errichtung von Produktionsstätten · Know how-Transfer relevanter Technologien · Einkäufe von Produktionsanlagen und Materialien zur Produktion von ABC-Waffen/Trägersystemen „Epidemiologie“ von B-Terrorangriffen in den USA · 66 kriminelle und 55 terroristische Aktivitäten von 1960 – 1999 · 8 kriminelle Angriffe führen zu 31 Erkrankten und 29 Todesfällen · 1 terroristischer Angriff führte zu Erkrankungsfällen Bioangriff? · 1999 wurde ein 80-jähriger Mann mit Kopfschmerz, Fieber und Desorientierung in ein New Yorker Krankenhaus eingeliefert · wenige Tage später verstarb er im komatösen Zustand · 50 Personen erkrankten mit ähnlichen Symptomen, 4 verstarben · Westnil-Virus wurde isoliert, ein zuvor niemals in den USA aufgetretener Stamm · Monate zuvor drohte Sadam Hussein seinen Feinden mit der Freisetzung eines modifizierten Westnil-Virus 24 Übereinkommen über das Verbot biologischer Waffen (BWÜ) · Genfer Protokoll vom 17.06.1925: „Verwendung biologischer Waffen untersagt“. · Beitritt Deutschlands 1954 zur WEU: „Verzicht auf die Herstellung biologischer Waffen“. · BWÜ 10.04.1972: „Übereinkommen über das Verbot der Entwicklung, Herstellung und Lagerung biologischer Waffen“. - Stand 1999: 143 Staaten, 18 Staaten unterzeichnet, aber nicht ratifiziert B-Bedrohung und Risiken · B-Waffen-Übereinkommen schwer durchsetzbar · Streben von ca. 11 Staaten nach B-Waffenfähigkeit · „Dual use“ Agenzien und Technologien · Möglichkeiten der Gen- und Biotechnik Beispiel Pockenfall Hannover 1972: · Tag 0: „Windpocken“ bei einem Albaner · Tag 2: hohes Fieber, Überweisung in eine Hautklinik · Tag 6: Smallpox vermutet · Tag 7: Smallpox Diagnose bestätigt · Tag 7-28: Patientenisolation, Quarantäne für Kontaktpersonen, Riegelimpfungen · Keine letalen Ausgänge · 678 Kontaktpersonen wurden für 17 Tage unter Quarantäne gestellt · 78.528 Personen wurden geimpft · damalige Gesamtkosten für Desinfektion, Impfung etc.: 1,5 Millionen DM Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert. (Aldous Huxley) 25 Übersicht über Vorräte an Pockenimpfstoff (Stand März 1999) Land Einwohner (in Millionen) ID (in Millionen) Indien USA Japan Deutschland Iran Great Britain Südafrika Kanada NL Schweiz Norwegen WHO 988 270 126 81 64 58 39 29 16 7 4 5.900 6,4 13,0 0,3 Kein Impfstoff 1,5 6,5 30,0 0,3 3,0 5,0 0,6 0,5 Anthrax Angriffe in den USA (1992 – 1999) Tablo. Anthrax Incidents in the United States, 1992-1999 1992 1997 No. Incidents No. Persons affected Persons decontaminated, treated, or quarantined 1992 1997 Targets Residence Religious organization Purported motivators Malicious Dissemina- Splattering tion technique(s) Responses Perimeter sealed, medical treatment 1 20 20 1 100 30 1998 37 5.529 1.202 1998 Government buildings and officials, individuals, clinics, religious institutions, antiabortion activists, financial institutions, schools, retail establishments, office buildings, media, nightclub Anti-Semitian Antigovernment, alleged research, antiabortion, prochoice retaliation, student pranks, delay court appearance Mail Disperal on premises, modified cigarette lighter, moist towlettes, mail (envelope), explosive device, ventilation systems Perimeter On-site inspection, evaluation, sealed, perimeter sealed, pamphlets decontaminaprovided, quarantine, decontamition, medical nation, medical treatment treatment 26 Tablo. Biological agents involved in bioterrorism or biocrimes 1 Traditional biological warfare agents Agents associated with biocrimes and bioterrorism Pathogens Bacillus anthraxis, Brucella suis, Coxiella burnetii, Francisella tularensis, Smallpox, Viral encephalitides, Viral hemorrhagic fever, Yersinia pestis. Toxins Botulinum, Ricin, Staphylococcal enterotoxin B Ascaris suum, Bacillus anthraxis, Coxiella burnetii, Giardia lamblia, HIV, Rickettsia prowazekii (typhus), Salmonella Typhimurium, Salmonella typhi, Shigella species, Schislosoma species, Vibrio cholerae, Viral hemmorhagic fevers (Ebola), Yellow fever virus, Yersinia pestis, Yersinia enterocolitica Botulinum, Cholera endotoxin, Diphteria toxin, Nicotine, Ricin, Snake toxin, Tetrodotoxin Anti-crop agents Rico blast, Rye stem rust, Wheat stem rust 1 Includes agents which were used, acquired, attemted to acquire, involved in a threat of use or an expressed interest in using (Source: Carus WS). 27 ABC-Programme verschiedener Staaten Land NuklearWaffen Biologische Chemische Waffen Waffen Irak (bis Golfkrieg) In Entwicklung ja Weiterreichende Scud-Raketen Irak (danach) Nein, z.T. ungeklärt Iran Entwicklung wahrscheinlich Produktion, erhebliche Bestände Verbleib der Bestände ungeklärt vermutlich Evtl. weitere versteckte Bestände ja Syrien nein vermutlich ja Lybien Kein Fortschritt ja Ägypten nein Versuchter Kauf von Produktionsanlagen Vermutlich, eingestellt SaudiArabien Indien nein nein nein ja ungeklärt Pakistan ja möglicherweise Nordkorea In Entwicklung vermutlich Mögl. Produktionsanlagen im Aufbau Vermutlich Produktionsanlagen im Aufbau ja Insgeheim Fortführung der Programme Scud-C von Nordkorea; evtl. eigene Produktion. Entwicklung einer 2000-km-Rakete (Shahab-3) Scud-C aus Nordkorea, Produktionsanlagen im Aufbau Vermutlich ScudProgramm mit nordkoreanischer Hilfe Scud-Technologie aus Nordkorea, Produktion im Aufbau CSS-2-Rakete aus China Prichvi-Raketen, Agesi-Raketen eingestellt TrägerTechnologie M-II-Technologie Baut ScudModifikationen 28 Lieutenant-Colonel George W. Christopher Readiness in Cities and Hospitals: Examples from America Biological terrorism is the deliberate use or threat to use microorganisms or toxins to cause disease or death. Biological attacks can be directed against people, against livestock, and food crops to disrupt the food supply. A well-executed attack at a specific location is a low probability event with potentially devastating consequences, similar to natural disasters such as earthquakes or floods. Hundreds or thousands of victims could be generated. Civilian preparedness is important , due to perceived threats from criminals and terrorist organizations, possibly sponsored by unfriendly governments, and finally, from state sponsored biological weapons programs. The most successful biological terrorism attack in the United States was the contamination of salad buffets with Salmonella typhimurim in 1984, by the Rajneeshee cult in Oregon. This caused an epidemic of over 300 cases of enteritis. The local and state health departments and the federal Centers for Disease Control and Prevention-the CDC-used state-of-the-art epidemiology and microbiology to describe a food-borne outbreak due to an usual epidemic strain of Salmonella. However, the origin of the epidemic as a deliberate biological attack could not be determined until a member of the cult admitted the crime to the police over a year later. This episode demonstrated that biological attacks can be delivered covertly, and can be difficult to detect. The Aum Shin Rikyo, the perpetrators of the 1995 chemical attack in the Tokyo subway system allegedly attempted unsuccessful biological attacks using aerosolized anthrax spores and botulism toxin. One of the more notorious bio-criminals in the United States is Larry Wayne Harris, who was arrested in 1995 after obtaining Yersinia pestis, the etiologic agent of plague, by mail fraud, and again in 1998 after violating the terms of his parole by conducting experiments with attenuated anthrax vaccine. Although the frequency of biological incidents has increased, most have been hoaxes, usually threatening the use of anthrax spores. The Federal Bureau of Investigation is investigating over 200 cases. 29 Why would terrorists be interested in biological agents? They are easy to obtain-from the environment, from clinical or research laboratories. Some are easy to mass-produce. Bacteria can be mass-produced in fermenters or culture systems that are commonly used in the pharmaceutical and food industries. Botulism toxin, the most potent biological toxin known, is mass-produced by the pharmaceutical industry for the treatment of neuromuscular disorders, and could be used for malicious purposes if significant quantities fell into the wrong hands. Aerosols of biological agents or deliberate contamination of food can be difficult or impossible to detect. Because the incubation time for infections can take several days, the perpetrators could escape before the onset of the epidemic. A well-executed attack could generate an overwhelming number of victims. Aerosol delivery could potentially produce the largest number of casualties. In addition, the psychological impact of bioterrorism can outweigh the morbidity and mortality from infectious diseases. Even the possibility of a biological attack can cause fear, terror and panic among a population, which can degrade the response, and amplify the potential impact as a terror weapon. However, there are technical barriers to delivering a large-scale attack. While it may be easy to mass produce organisms or toxins, the generation of an aerosol with the physical characteristics necessary to deliver an attack is technically very difficult. In order to deliver a cloud of biological agent as a weapon of mass destruction, it would be necessary to create an aerosol with particles in the range of 1 to 5 microns in diameter. These particles will remain suspended due to Brownian motion and would be carried by the wind over a long distance, and would be deposited into the lower respiratory tract. Larger particles would settle out on environmental surfaces or the upper respiratory tract and would be removed by mucocilliary clearance. Fortunately, the generation of such an aerosol is technically difficult, and represents a technical challenge that the Aum Shin rykio was fortunately unable to overcome. Only a small number of microbes can survive the effects of aerosolization long enough to pose an inhalation threat. Most can only travel for short distances before being inactivated by solar ultraviolet radiation, desiccation, or oxidation. So while aerosols could potentially generate the largest number of casualties, they are technically difficult to generate. The 30 most effective bioterrorism attack in the USA to date was the contamination of food. The most successful terrorist attacks-the Oklahoma City, World Trade Center bombings-have utilized explosives. These are potential bioterrorism agents. Some were studied for aerosol delivery. Others would more likely be delivered by contaminated food. Let’s review potential modes of delivery. Again, an aerosol attack would potentially generate the largest number of casualties, but is technically diffcult. The modification of agricultural or industrial sprayers, or the construction of a home-made device is unlikely to be successful and beyond the technical capabilities of most terrorist organizations. However, this is a potential concern for state-sponsored programs. Foodborne attack is easier, but less likely than an aerosol attack to generate massive numbers of casualties. The contamination of water supplies is not likely to be effective, due to the effect of dilution, and because of water treatment methods, which have been developed specifically to remove microorganisms. An important difference between biological and chemical agents is that intact skin provides an effective barrier against biological agents. Toxic projectiles have been used for assassinations, but would be impractical as weapons of mass destruction. Another contrast to chemical agents, environmental contamination is not likely to present a significant health hazard. Since particles in the 1 to 5 micron size range remain suspended due to Brownian motion, they would eventually inactivated by solar ultraviolet radiation, oxidation, desiccation and other environmental stressors while suspended. There would be very little residue deposited on people or environmental surfaces. Even if organisms are deposited, they would face ecological pressures from competing soil microflora. Finally, they would not spontaneously reaerosolize. Experiments at the Dugway Proving Ground using Bacillus subtilis spores as an anthrax simulant show that significant secondary reaerosolization does not occur after contamination of runways, even with aircraft sorties and vehicular traffic. This is an important difference between biological agents and volatile chemical agents, which can persist in the environment, and which evaporate to pose vapor hazards. Biological preparedness in the United States is organized into two aspects. Crisis management focuses on planning, preparation, and preventing incidents. The emphasis is on law enforcement, and is the responsibility of the Federal Bureau of Investigation (FBI). Consequence management 31 limits the effects of an attack-with emphasis on public health and medical aspects. The Federal Emergency Management Agency (FEMA) is responsible, in cooperation with the US Department of Public Health, which includes the Centers for Disease Control and Prevention – the CDC. Crisis Management Consequence Management • FBI • FEMA • Focus is on Causes • Focus is on Effects • Identify, acquire, and • Protect public health and plan the use of safety, restore essential resources government services, and provide emergency relief • Anticipate, prevent, to affected governments, and/or resolve a businesses, and threat or act of individuals terrorism A successful response will require coordination between local and federal law enforcement and public health agencies, and local preparedness among the health care community-health care professionals, hospitals, and the emergency response community. The National Domestic Preparedness Office of the Department of Justice, is responsible to coordinate these efforts. The CDC has developed four major strategies for biological preparedness. The first is preparedness and prevention-coordinating plans and protocols among local, state, and federal agencies. An education and training network utilizing television broadcasts, videotapes, and rigorous local training 32 exercises and computer-based training for local public health and medical personnel, and public health guidelines and performance standards for state and local health teams. Training programs for local emergency responders, hospitals, and health care professionals have been developed by the federal government, and implemented through the Nunn-Lugar-Domenici legislation, in over 125 cities. In addition, the American College of Emergency Physisiciains has convened a task force to develop an effective and sustainable training strategy for emergency personnel, including physicians and nurses. The second strategy is detection and surveillance. Strengthening local epidemiologic surveillance through local health departments to quickly recognize epidemics, and the development of criteria for investigating suspicious outbreaks and notifying law enforcement agencies. The third strategy is rapid diagnosis. Rapid tests using genetic methods and antigen detection are being supplied to local and state public health agencies. A network between local and federal laboratories is being established. In addition, a portable rapid diagnostic laboratory is planned. The fourth strategy is response. This will be accomplished by enhancing local hospital preparedness through training and education programs, including rigorous exercises, and by developing local and federal response teams that can be mobilized on short notice. Training exercises emphasize the treatment of massive numbers of casualties, with coordination between numerous hospitals in a metropolitan area, and between the hospitals, health departments, and law enforcement agencies. The strategy calls for the development of a large central stockpile of antibiotics, vaccines, and medical supplies that can be rapidly transported. Educational materials for the public during and after an attack will be essential to minimize panic and enhance a rational response. Plans must include a clearly defined chain of command to consolidate multiple agencies. This chain of command and hospital networks may be developed from existing disaster plans-designed for earthquakes, aircraft or train accidents, or other mass casualty disasters. The plans must coordinate multiple agencies on local, state and federal levels. Logistical plans must provide infrastructure to secure and distribute supplies, to provide security and crowd control. 33 Countermeasures against biological weapons will include environmental detection, epidemiologic assessment, prophylaxis, therapy, infection control, and quarantine. The New York City Office of Emergency Management has adapted these concepts to develop seven strategies: site management, threat response, recognition, identification, casualty management, logistics, and public information. There are 2 potential biological scenarios. The worst case is a covert, well executed attack, causing a large epidemic of an unknown illness. The second scenario is the “announced” attack, for example, the delivery of a package or letter with a threat that the package contains a biological agent. Let’s examine the approaches to the two scenarios-first for the covert attack. The challenge would be to rapidly identify an epidemic as a biological attack, to identify people at risk, to distribute prophylaxis, and to manage large numbers of casualties, to prepare for large numbers of fatalities, and to plan for security operations and logistics coordination. This would would require well developed epidemiologic surveillance, the distribution of prophylaxis, and augmentation existing medical capabilities to handle mass casualties. The attack might be detected by environmental sampling, or more likely, identification of a disease outbreak by epidemiologic surveillance. It would be up to the clinical and public health sectors to arrive at an etiologic diagnosis. The public health sector would identify those at risk and provide prophylaxis. Hopefully, disease would be prevented. Unfortunately, no medical measure is 100% effective; there would be prophylaxtic failures resulting in cases. The clinical community would treat cases. Quarantine issues will be necessary following attacks with smallpox or plague. 34 Let’s examine each step in detail. Environmental detection: This is the Portal Shield - an air sampler which extracts suspended particles. When a particle concentration threshold is reached, the suspended organism or toxin is identified using PCR or ELISA tests. These are in very short supply, and must be pre-positioned before a possible attack. Portal shield was used during the NATO summit in Washington DC in 1999. A military version has been fielded using ELISA technology. Portal Shield Epidemiologic surveillance to recognize a possible biological attack, the New York City Office of Emergency Management monitors daily the number of calls to emergency medical services for selected illness, the number of emergency admissions at sentinal hospitals, and the number of deaths reported to the Medical Examiners Office, and the number of cases of influenza like illness in nursing homes. It is important to recognize disease outbreaks among animals, since many of the biological threat agents are zoonotic pathogens. In addition, livestock or other animals of economic importance could be specifically targeted. An epidemic of viral encephalitis in humans occurred in New York City during 1999, after thousands of crows had died of an unexplained disease. Dr. MacNamara, pathologist at the Bronx Zoo suggested that the outbreaks were related, but it took months to coordinate the veterinary and human public health investigations to identify West Nile Virus as the etiology of both the human and animal diseases. Epidemiologic indicators include a steep epidemic curve, high attack rates, a novel pathogen, or a pathogen outside of its normal geographic range. 35 Rapid etiologic diagnosis will be enhanced by the use of PCR and ELISA tests. Reagents are being distributed to local health departments. Postexposure prophylaxis-depending on the agent, either vaccine and/or antibiotic. Stockpiles of antibiotics, vaccine, and medical equipment are too expensive for hospitals and communities to afford. So the strategy is for the federal government to develop a large stockpile that can be rapidly transported. Prophylaxis could be accomplished by setting up points of distribution versus delivery of the medication directly to each household. New York City modeled these strategies, and concluded that the use of distribution points would be far more efficient. These centers can also be used to conduct clinical screening, and provide in-depth information to large groups about the biological agent, symptoms to look for, and what to do if symptoms develop. It still may be necessary to deliver the medications to the elderly, chronically ill, or homeless. Social agencies, the post office, and the national guard could be recruited to reach these groups. Decontamination: In contrast to chemical agent or industrial hazardous material accidents, decontamination would play a minor role. Environmental decontamination would be limited to special case situations-focal areas of high density contamination-due to a spill of agent, possibly in the immediate area of a release, from an inefficient aerosol generator. Standard bleach solution or other disinfectants would be suitable. Personnal decontamination would also be a minor issue, and could be easily accomplished by changing clothes and taking a soap and water shower. Systematic decontamination of all patients entering a hospital would not be necessary. Residue on the skin is unlikely, and even if present, would not pose a health risk to other patients or health care providers. An excellent discussion is in the August 1999 Annals of Emergency Medicine. Strategies to treat mass casualties include setting up mass casualty collection points. Security, crowd control, and patient traffic flow will be essential to maintain order. Hospitals will need to convert non-clinical areas such as cafeterias and administrative areas into patient care areas. It will be necessary to go beyond the hospital-to use schools, gymnasiums and other large public buildings for patient care. It may be necessary to transport patients to hospitals outside the region. 36 Therapies will vary from agent to agent. The challenges here will be the availability of stockpiled medications and equipment, and training and education for health care professionals. Accurate information packages that can be distributed in the hospital and through the media will be important to minimize terror and panic. Fortunately, the main bioterrorism threat agents-anthrax, botulism, etc. are not transmitted person to person, so the approach to hospital infection control would be relatively simple. However, smallpox, plague, and some of the viral hemorrhagic fevers could pose special challenges. A summary of guidelines can be obtained on the website of the Association for Practicioners for Infection Control. If smallpox or hemorrhagic fevers are used, there will not be enough isolation rooms. Entire wards or buildings would have to be declared as isolation or quarantine areas. It will be important to consider the handling of large numbers of human remains. For smallpox, plague, and some of the viral hemorrhagic fevers quarantine will be necessary for cases, and, depending on the disease, for contacts of cases including health care workers, and for all those potentially exposed in the attack. Quarantine includes legal as well as public health issues, which should be considered in detail well in advance. So much for an unannounced release. Let’s examine the approach to an announced release-for example the week of 17-23 December, 1998, in Los Angeles. Three telephone calls alleged that anthrax spores had been aerosolized in the ventilation systems of three buildings-biologically plausible attacks-potentially exposing 1800 people. Law enforcement and public health agencies at local, state, and federal levels were notified and coordinated. Information was obtained from contacts-names, addresses-phone numbersto enable follow-up. Contacts were given information about symptoms and signs to look out for, and what to do and where to receive care if they became ill. Environmental samples were taken from the air vents at 2 of the 3 sites and tested negative for Bacillus anthracis spores. At one of the locations, contacts were advised to disinfect the interior of their cars because the parking garage was allegedly attacked. The decision to disinfect the building ventilation systems was deferred pending the microbiology results. 37 Contacts were advised to go home, take a shower with soap and water, and place clothing in a plastic bag until microbiology results were available. Chemoprophylaxis was offered to contacts in the first incident. Most biological incidents have been threats or hoaxes of low credibility-for example the delivery of a letter that claims to contain anthrax spores. A package containing a culture plate labeled “plague” was delivered to the mail room of the Bnai Brith Organization, in Washington, DC, in 1997. The police and fire department responded as if it was a chemical hazardous materials accident. Several city blocks were closed off, large city streets were blocked, traffic was disrupted, the fire department came and forced the people in the building to undergo decontamination. None of that was necessary. Even if Yersinia pestis was present on the plate, it would not spontaneously aerosolize, to pose an inhalation threat, and would not pose a public health threat. The terrorists disrupted Washington, DC; they had attained their goals. A rational approach is to alert the law enforcement and public health agencies at local, state, and federal agencies. Law enforcement agencies will coordinate collection of evidence, and deliver materials for laboratory evaluation. Public health agencies will obtain contact information, determine if there is a need for decontamination or prophylaxis, and educate contacts on symptoms and signs, and how to arrange follow-up. This approach minimizes unnecessary disruption following a low credibility threat or hoax. There are important differences between the responses to biological as opposed to chemical incidents. Chemical agents are active on intact skin, volatile chemicals will evaporate and pose a vapor hazard, and environmental contamination will pose a continuing health risk. Some toxic chemicals can exert their effects within minutes, as opposed to days for biological agents, so the approach to environmental and personal decontamination, and the role of emergency services will be different. A chemical incident is more likely to involve emergency services and hazardous materials teams-the fire department-at the time of the incident. In contrast, a biological incident would be first recognized by the health department days after the release. The first responders will be primay care health care professionals seeing patients with vague symptoms. 38 The key to success will be teamwork-robust local capabilities with enhanced epidemiologic surveillance, rapid diagnostic microbiology, and robust plans to implement mass prophylaxis and treatment of victims, taking into account security and crowd control, and public information. Rigorous local training exercises must emphasize the treatment of massive numbers of patients, and educating health care professionals on the medical management of biological casualties, and educating potential victims about the attack, rational prophylaxis, symptoms, and what to do if they become ill. Local medical resources will be quickly exhausted, so it will be essential for the federal government to provide stockpiles of antibiotics and other medical supplies, as well as expertise, and possibly manpower. A successful response will depend on local preparedness, augmented by federal resources George W. Christopher, Lt.Col., USAF, MC US Army Regional Medical Center 66859 Landstuhl-Kirchberg Civilian Preparedness for Biological Terrorism CDC. Biological and Chemical Terrorism: Strategic Plan for Preparedness and Response. Recommendations of the CDC Strategic Planning Workgroup. MMWR 2000;49:RR-4 Availble: www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/rr4904a1.htm CDC. Bioterrorism Alleging Use of Anthrax and Interim Guidelines for Management-United States, 1998. MMWR 1999;48:69-73. Available: www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/00056353.htm Infection Control Reference for Biological Weapon Agents; available http://www.apic.org/bioterror/ CDC. Use of Anthrax Vaccine in the United States. Recommendations of the Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP). MMWR 2000;49;RR-15. Available: www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/rr4915a1.htm 39 Macintyre AG, Christopher GW, Eitzen EM Jr., Gum R, Weir S, DeAtley C, Tonat K, Barbera JA. Weapons of mass destruction events with contaminated casualties: effective planning for health care facilities. JAMA 2000;283:242-9. Availble:http://jama.ama-assn.org/issues/v283n2/toc.html Wackerle, JF, Domestic Preparedness for Events Involving Weapons of Mass Destruction (Editorial). JAMA 2000; 283:252-254. Availble:http://jama.ama-assn.org/issues/v283n2/toc.html Biological Weapons: Limiting the Threat. Lederberg J (ed.). Cambridge, Massachusetts, USA; London, England. The MIT Press:1999. Chemical and Biological Terrorism: Research and Development to Improve Civilian Medical Response. Institute of Medicine and National Research Council. Washington, DC, USA. National Academy Press, 1999. FM 8-284 Working Group. Field Manual 8-284, AFJMAN 44-156, NAVMED P-5042, MCRP 4-11.1C. Treatment of Biological Warfare Agent Casualties. Fort Sam Houston, TX; U.S. Army Medical Department Center and School: 17 July 2000. Available www.nbc-med.org Medical apsects of chemical and biological warfare (TMM series. Part I. Warfare, weaponry, and the casualty). Sidell FR, Takafuji ET, Franz DR (eds). Office of the Surgeon General at TMM Publications, Borden Institute, Washington, DC, 1997 Medical Management of Biological Casualties Handbook (3rd ed.). Fort Detrick Frederick, MD, US Army Medical Research Institute of Infectious Diseases; 1998. 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Anthrax as a biological weapon: Medical and public health management. JAMA 1999;281:173545 41 Brandamtmann Peter Wiese, Seuchenvorbereitung – Beispiel einer Berufsfeuerwehr Für die Stadt Frankfurt am Main wurde durch das Stadtgesundheitsamt und die Branddirektion ein Konzept für den Transport hochkontagiöser Patienten erarbeitet, das auf den Erfahrungen aus Realeinsätzen und Übungen beruht und auch darauf ausgerichtet ist, dass in Frankfurt am Main eines der geplanten nationalen Kompetenzzentren vorgesehen ist. Hochkontagiöse Erkrankungen erfordern neben der medizinischen Betreuung die konsequente Isolierung des Patienten zum Schutz der Kontaktpersonen und zur Vermeidung der weiteren Ausbreitung des Erregers. Der Transport des Patienten in ein Behandlungszentrum stellt eine zusätzliche Belastung für den Patienten dar, da die Isolierungsmaßnahmen zum Eigenschutz des eingesetzten Personals auch während des Transportes konsequent angewendet werden müssen. Um die Sicherheit des Personals zu gewährleisten, bedarf es bereits im Vorfeld dieser Einsätze einer detaillierten Vorplanung. Nach dem Eingang eines entsprechenden Hilfeersuchens bei der „Leitfunkstelle Frankfurt“ erfolgt die Alarmierung der Amtsleitung des Stadtgesundheitsamtes und des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst (ÄLRD), die Kontakt mit der anfordernden Stelle (Klinik oder Gesundheitsamt) aufnehmen, um die erforderlichen Maßnahmen mit der abgebenden und aufnehmenden Klinik abzustimmen. Bei gesichert vorliegender Transportindikation werden die erforderlichen Führungskräfte und Einsatzmittel alarmiert: - Technischer Einsatzleiter Desinfektor Zugführer Atem- und Umweltschutzzug RTW (Patiententransport) RTW (Material und Logistik) ELW NEF Sonderfahrzeuge (Atem- und Körperschutz) 42 Die gesamte Logistik basiert auf der Überlegung, vorhandene Fahrzeuge und Gerätetechniken einzusetzen und leicht handhabbare, handelsübliche Verbrauchsmaterialien für lagebedingte Spezial-Maßnahmen zu verwenden. Die wichtigste Vorbereitungsmaßnahme dient nach der Alarmierung der Vorbereitung des Rettungswagens, der für den Patiententransport zum Einsatz kommen soll. Dazu werden mit Klebeband und Baufolie alle schwer zugänglichen Stellen sowie alle technisch bedingten Öffnungen im Innenraum abgeklebt. Alle nicht benötigten Geräte, Einrichtungen und Materialien werden vorher soweit möglich entfernt. Deshalb wird im Bedarfsfall auf den zweiten Rettungswagen als Materialdepot zurückgegriffen. Vor der Übernahme des Patienten legt die Fahrzeugbesatzung die bei der Berufsfeuerwehr übliche Körperschutzkleidung (z. B. geeignete Einmalschutzanzüge) und Atemschutz an. Nach der Übergabe des Patienten an die aufnehmende Klinik erfolgt die Desinfektion des Fahrzeuges in der Desinfektion der Feuer- und Rettungswache 5. Die Fahrzeugbesatzung unterzieht sich den Reinigungsabläufen, wie sie auch bei anderen Infektionstransporten üblich sind. Das verwendete Material und Gerät gilt als kontaminiert und wird für die Entsorgung verpackt. Der Transport hochkontagiöser Patienten ist mit erheblichem personellem und gerätetechnischem Aufwand verbunden und erfordert eine intensive Zusammenarbeit der beteiligten Fachämter und Institutionen. Begleitfolien des Beitrags: Quelle: Dr. med. Stefan Kortüm, Stadt Frankfurt/Main Folie: Spezielle Probleme: · Vitale Bedrohung des Patienten · Infektionsgefahr für Kontaktpersonen · Gefährdung der Bevölkerung · hohes Angstpotential · hohes Medieninteresse · Beunruhigung der Bevölkerung · Schnittstellenproblematik 43 Folie: Spezielle Anforderungen: · Fahrzeuge · Personal · Schutzausrüstung · Logik · Disziplin · Führung und Kommunikation · Desinfektion · Entsorgung Folie: Fahrzeuge: · 1 „entkernter“ RTW, Flächen abgeklebt · 1 RTW als Material- und Logistiksystem · 1 Führungsfahrzeug · 1 Notarztsystem (ggf. nur Personal) · Atemschutzlogistik · Gefahrstoffzug (Dekontamination) · Transportfahrzeuge Folie: Personal: · 2 Rettungsassistenten (Atemschutztauglich) · 2 Rettungsassistenten (Logistik-RTW) · 1 Desinfektor · 1 Notarzt (Atemschutztauglich?) · Ärztlicher Leiter RD, Einsatzleiter · Amtsarzt · Technischer Einsatzleiter (Berufsfeuerwehr) · weitere Fachkräfte („vor-Ort-Service“) Folie: Schutzkleidung: · Rettungsdienstkleidung · Schutzanzug (Einmalmaterial oder Chemievollschutz) · Atemschutz mit ABEK-P3-Filter · OP-Handschuhe · Überhandschuhe · Gummistiefel · Überschuhe 44 Folie: Atemschutz: · Maske mit ABEK-P3-Filter (Umgebungsluftabhängig) oder · Respirator (Umgebungsluftabhängig) oder · Pressluftatmer (Umgebungsluftunabhängig) · Problem: Das Tragen dieser Ausrüstungen erfordert spezielle Untersuchungen (G 26) und Ausbildungen Folie: Logistik: · Einsatzorganisation und Führung über eine Leitstelle · Nachschub sicherstellen (Sauerstoff, Atemluft etc.) · exakte Einsatzplanung (Fahrtroute) · Vorbereitung der Fahrzeuge (lange Transportzeit) · Schnittstellen sicherstellen · Fachdienste hinzuziehen Folie: Disziplin: · Jedes Risiko für Patient, Personal und Umwelt vermeiden · Handeln strikt nach Anweisung der Einsatzleitung · strengste Beachtung der hygienischen Regeln · sichere statt schnelle Fahrt · wenn möglich keine Sonderrechte · ständige Kommunikation mit Einsatzleitung und externen Fachdiensten · Zahl der Kontaktpersonen so gering wie möglich! Folie: Führung und Kommunikation: · Einsatzführung nur über zentrale Leitstelle · taktische Weisungsbefugnis: Technische Einsatzleitung · fachliche Weisungsbefugnis: Amtsarzt! · fachübergreifend: Ärztlicher Leiter RD · Kommunikationsmittel müssen vorhanden und betriebsbereit sein (Funk, Telefon, Fax) · Planungen für besondere Vorkommnisse! Folie: Desinfektion: · staatlich geprüfter Desinfektor · Raumbegasungen nach TRGS 522 · Desinfektionsanlage mit Fahrzeughalle · VDV-Anlage · Einrichten einer geeigneten Schleuse 45 · · · Desinfektion von Material und Personal ggf. Entsorgung von Geräten und Material Amtsarzt beendet Einsatz Quellenverweis des Beitrages: Vortragsskript Dr. med. Stefan Kortüm, ÄLRD, Branddirektion Frankfurt am Main 46 Dipl.-Ing. Rolf-Dieter Erbe Berliner Feuerwehr, Rettungsdienstschule Körper- und Atemschutz bei Infektionsgefahr im präklinischen Einsatz (Rettungsdienst) Der Rettungsdienst kommt immer dann zum Einsatz, wenn schnelle medizinische Hilfe in oft lebensbedrohlichen Situationen benötigt wird. Dabei steht der Patient natürlich im Mittelpunkt des Geschehens. Wie sieht es aber mit der Gefahr für die Einsatzkräfte aus? Meist sind Gefahren nicht sofort zu erkennen oder müssen bewusst in Kauf genommen werden. Werden Einsatzkräfte ausreichend in Aus- und Fortbildung darauf vorbereitet? Leider kommen diese Themen viel zu kurz und auch kompetente Ausbilder für diese Fragen sind selten. Wie können sich Einsatzkräfte in der Praxis schützen? Welche Schutzausrüstung steht überhaupt zur Verfügung? Bietet die Dienstkleidung ausreichend Schutz? Was tun bei bekannter Infektionsgefahr? Schutzausrüstung im Rettungsdienst Die Kleidung im Rettungsdienst wird bezeichnet als Berufskleidung, Einsatzkleidung oder Schutzkleidung. Berufskleidung ist ein Begriff für eine Standeskleidung oder Uniform und hat in der Regel keinerlei Schutzfunktion. Sie ist ähnlich wie eine Tracht von der Art und Ausführung eine berufstypische Bekleidung. Einsatzkleidung ist ein im Bereich Rettungsdienst eigens geprägter Begriff geworden. Sie ist ebenfalls eine typische Berufskleidung, hat uniformartige Beschaffenheit, eventuelle Funktionskennzeichnungen, vor allem aber einen Wiedererkennungswert. Auch die Einsatzkleidung kann aber muss nicht Schutzfunktionen beinhalten. Erst Schutzkleidung ist ein Begriff aus der Normung und erfüllt unter der Angabe einer DIN EN-Nummer bestimmte Schutzfunktionen. Schutzkleidung hat ggf. die gleichen Merkmale wie Einsatzkleidung. Sie bietet aber Schutz gegen bestimmte schädigende Einwirkungen und muss als Schutzkleidung entsprechend gekennzeichnet sein. Der Unternehmer oder Behördenleiter ist in der Verantwortung, für die Arbeitssicherheit im Betrieb zu sorgen. In allen neuen Vorschriften zur Unfallverhütung und im Arbeitsschutzgesetz wird ausdrücklich diese Verantwortung herausgestellt. Eine Gefährdungsanalyse ist schriftlich zu erstellen. Danach richtet sich die Auswahl und der mögliche Einsatz von Schutzkleidung und weiterer persönlicher Schutzausrüstung (PSA). 47 Schutzkleidung muss zur Verfügung gestellt werden und eventuelle Tragevoraussetzungen sind zu erfüllen. Nach dem Dienst muss Schutzkleidung an der Arbeitsstelle verbleiben oder entsorgt werden. Die Mitnahme von Einsatz-(Dienst-)kleidung nach Hause ist eine verbreitete Unsitte und sicher nicht im Sinn von Infektionsschutz. PSA im Rettungsdienst: · Schutzhelm · Schutzschuhe · Schutzhandschuhe · Schutzkleidung -Warnschutzkleidung -Wetterschutzkleidung -Infektionsschutzkleidung (ohne besondere Norm) Die Unfallstatistiken im Rettungsdienst weisen keine besondere Statistik hinsichtlich Infektionen aus. Dies liegt sicher auch an der Schwierigkeit eines Nachweises und der Anerkennung als Berufskrankheit. Auch die relativ wenigen Einsätze zum Transport von Infektionspatienten tragen dazu bei, dass keine Auseinandersetzung mit dieser Problematik im Vorfeld erfolgt. Beim Körperschutz und der Schutzkleidung für den Rettungsdiensteinsatz steht daher immer der Wetterschutz, Warnschutz und Flammschutz zur Diskussion. Vorschriften und Normen, sofern sie detailliert über den Rettungsdienst überhaupt vorliegen, erwähnen den Infektionsschutz nur beiläufig. Insbesondere das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet zu einer Gefährdungsanalyse und überträgt die Verantwortung für individuelle Schutzmaßnahmen auf den Unternehmer oder Behördenleiter. Infektionsschutzkleidung Das Merkblatt „Persönliche Schutzausrüstung im Rettungsdienst“ (GUV 27.10) bezeichnet analog zur Unfallverhütungsvorschrift „Gesundheitsdienst“ die möglicherweise erforderliche Schutzausrüstung. Wenn die Gefahr der Verschmutzung mit Krankheitskeimen besteht, muss darüber oder anstelle von Einsatzkleidung Schutzkleidung getragen werden. Diese Kleidung soll die Verschleppung von Krankheitskeimen verhindern. Sie muss in ausreichender Stückzahl, in Abhängigkeit von Verschmutzung und Reinigungszeit, gestellt werden. Sie muss die Vorderseite des Rumpfes bedecken, desinfizierbar sein (ausgenommen Einmalkleidung), mind. Brennklasse S-e entsprechen (Einmalkleidung einer 48 niedrigeren Brennklasse ist geeignet, wenn sie über Kleidung der Brennklasse S-e getragen wird) und darf elektrostatische Aufladungen nicht begünstigen. Offen getragene Kittel, Trachten und Uniformen erfüllen im Allgemeinen die Anforderungen an Schutzkleidung nicht. Als Schutzkleidung (allgemeine Anforderungen DIN EN 340) kann z.B. eine Schürze oder Overall, zusätzlich ggf. auch Mund- oder Gesichtsschutz verwendet werden, wenn sie die vorstehenden Eignungsvoraussetzungen erfüllt. Die Verwendung von Einmalkleidung ist möglich. Die bisher benutzten Baumwollkittel sind bezüglich eines Infektionsschutzes vollkommen ungeeignet, da sie die Krankheitskeime leicht aufnehmen und nicht flüssigkeitsdicht sind. Neue Richtlinien und eine Norm für die Barrierewirkung als Infektionsschutz sind in Vorbereitung. Eine spezielle gültige Norm für Infektionsschutzkleidung gibt es in Deutschland bisher nicht! Die übliche Rettungsdienstkleidung (Einsatzkleidung genannt), erfüllt daher keine Schutzfunktion im Sinn dieser Richtlinien. Daher ist zum Schutz immer eine Kontaminationsschutzkleidung, je nach Gefährdung flüssigkeitsdicht und ggf. in Kombination mit Gesichts- und Atemschutz zu tragen. Die heute übliche Feuerwehr-Einsatzkleidung (flammhemmendes Gewebe, Isolierschichten, flüssigkeitsdichte Klimamembran) kann bei entsprechendem Material der Membran einen Viren- und Bakterienschutz bewirken. In den USA gibt es Normen zum Infektionsschutz und nach Auskunft des Handels sind auch bestimmte Klimamembranen zugelassen. Nur ist die Verwendung eines „dicken“ Feuerwehrschutzanzuges und ggf. die Dekontamination und Desinfektion ein verhältnismäßig ungeeignetes Mittel. Einmal-Handschuhe als Infektionsschutz sind bereits seit Jahren selbstverständlich und in der DIN EN 455 Teil 1 beschrieben. Durch fehlende „genaue“ Vorschriften und Regeln und wenig Einsatzerfahrung im Umgang mit Infektionspatienten stellt sich die Frage nach einem Körperschutz im Einsatz immer wieder überraschend. Für Krankenfahrzeuge ist allerdings schon lange das Mitführen von Infektionsschutzkleidung, auch nach der neuen DIN EN 1789, vorgeschrieben. Bei der Berliner Feuerwehr gibt es neben den Einmal-Handschuhen auf jedem RTW ein Infektionsschutz-Set bestehend aus Overall, Mundschutz, Überschuhen und Schutzbrille. 49 Einmaloveralls haben sich für diesen Bereich als sehr gut geeignet erwiesen. Durch platzsparendes Unterbringen, einfache Entsorgung und den relativ geringen Anschaffungspreis sind ideale Vorraussetzungen für das Vorhalten auf RTW gegeben. Overalls gibt es inzwischen in leichten reißfesten und flüssigkeitsdichten Ausführungen, die Anforderungen an den Infektionsschutz erfüllen. „Entstanden“ sind die Overalls aus Schutzoveralls gegen Flüssigkeiten und feste Stoffe mit flüssigkeitsdichter Beschichtung. Sie sind wesentlich wirkungsvoller als bisherige (Plastik-) Schutzschürzen oder die erwähnten Baumwollkittel. Infektionsschutzkleidung im Rettungsdienst · Einmalhandschuhe · Überschuhe · Kittel, flüssigkeitsdichte Schürzen (Baumwolle / normale Stoffe ungeeignet) · Overall, flüssigkeitsdicht (Schutzanzug) Atemschutz im Rettungsdienst Der Körperschutz als Kontaminationsschutz muss unter bestimmten Umständen durch Atemschutz ergänzt werden. Nahrungsaufnahme und Rauchen verbietet sich selbstverständlich bei Einsätzen mit Infektionsgefahr. Kontaminationsschutzmaßnahmen (Schutzkleidung) müssen daher ggf. durch Maßnahmen zur Verhinderung der Inkorporation ergänzt werden. Hier gibt es verschiedene Stufen. Ein (OP)Mundschutz oder ein Schutzvisier bzw. eine Schutzbrille wären einfache Maßnahmen. Weiterhin stehen Atemschutzgeräte zur Verfügung. Atemschutzgeräte werden unterteilt in umluftabhängige und umluftunabhängige Atemschutzgeräte. Zur ersten Gruppe gehören Atemschutzmasken („besserer Mundschutz“) und Halb- oder Vollmasken mit Atemfilter. Während der „normale“ (OP)Mundschutz keinen sicheren Schutz bietet, erfüllen Atemschutzhalb- oder Vollmasken mit Feinstaub- oder Kombinationsfiltern (P3) eine sichere Schutzfunktion vor Bakterien und Viren, sind jedoch von der Beschaffenheit der Umgebungsluft abhängig. Filter haben nur begrenzte Standzeiten und sind nach Gebrauch grundsätzlich zu entsorgen. Bei den umluftunabhängigen Atemschutzgeräten gibt es Behältergeräte (Pressluftatmer), Langzeitatemschutzgeräte und bei den Feuerwehren nicht 50 vorhandene Schlauchgeräte. Zu berücksichtigen ist hierbei die zusätzliche körperliche Belastung und der beschränkte Atemluftvorrat. Der Einsatz von Atemschutzfiltern und Atemschutzgeräten ist aufgrund des erhöhten Atemwiderstandes an arbeitsmedizinische Vorschriften (entsprechend der medizinischen Vorsorgeuntersuchung (G 26), Ausbildung und Übung) gebunden und sicher bis auf wenige Ausnahmen auf Rettungsdienste bei den Feuerwehren (multifunktionale Ausbildung) beschränkt. Bei Arbeiten in Gefahrenbereichen sind einsatztaktische Maßnahmen zu beachten (z.B. Atemschutzüberwachung, Rettungstrupp etc.)! Umluftabhängige Atemschutzgeräte (Bedingungen: Sauerstoff vorhanden, bei Gefahrstoffen muss Schadstoff und Konzentration bekannt sein) Atemschutzmasken · Halbmasken · Vollmasken Atemschutzfilter · Partikelfilter · Gasfilter · Kombinationsfilter Bei den Atemschutzfiltern gibt es viele Variationsmöglichkeiten und Filterklassen. Als Viren- und Bakterienschutz kommen ausschließlich Partikel- oder Kombinationsfilter der Klasse P3 in Betracht. Umluftunabhängige Atemschutzgeräte · · Behältergeräte Regenerations-/Kreislauf-/(Langzeit)geräte Ergänzender (vollständiger) Körperschutz Zu einem vollständigen Körper- und Atemschutz gehört auch der Schutz von Schleimhäuten. Im Vordergrund steht neben dem Mundschutz der Augenschutz. Dazu eigen sich entsprechende Schutzbrillen. Beim Einsatz von Atemschutz ist die Verwendung einer Vollsichtmaske mit Atemfilter oder Behältergerät der optimale Schutz (Gesicht, Mund, Augen, Atemwege). 51 Im Extremfall ist der Einsatz von Chemikalien-Schutzanzügen, sogenannten Vollschutzanzügen (flüssigkeits- und gasdicht) unter Atemschutzgeräten denkbar. Jedoch ist die Beweglichkeit in diesen Anzügen und die Einsatzdauer von 20 Minuten erheblich eingeschränkt und sicher nicht praktikabel. Anzüge, wie sie auf Infektionsstationen vorhanden sind (flüssigkeits- und gasdicht, gefilterte automatische Belüftung), gibt es bei den Feuerwehren und Rettungsdiensten nicht. Die unterschiedlichen Schutzmöglichkeiten bei Infektionstransporten im Rettungsdienst können wie folgt dargestellt werden: Schutzmittelstufen I. II. III. IV. V. VI. Rettungsdiensteinsatzkleidung Schutzkittel Overall (flüssigkeitsdicht) zusätzlich Mund-/Nasenschutz für Personal und Patient zusätzlich Augenschutz Schutzanzug (Overall o.a.), Atemfilter und Augenschutz Vorsorge bei der Berliner Feuerwehr Wenn der Rettungsdienst wie in Berlin von einer Feuerwehr durchgeführt wird, stehen in der Regel maximale Schutzmöglichkeiten zur Verfügung. In einer Arbeitsanweisung über Hygieneanforderungen bei der Berliner Feuerwehr werden allgemeine Maßnahmen und einsatzbezogene Tätigkeiten (Desinfektion) definiert. In einer Infektionskrankheitenliste sind beschrieben: Erforderliche Maßnahmen bei Infektionsgefahr · Patienten Mund-/Nasenschutz anlegen, wenn zumutbar · Schutzkleidung (Overall, Handschuhe, Mund-/Nasenschutz) tragen · Maßnahmen zur Entsorgung, Reinigung und Desinfektion durchführen · ggf. Gesundheitsvorsorgemaßnahmen (Untersuchungen) treffen Für Einsätze in Anlagen mit besonderen Gefahren z.B. Labors und Versuchsanstalten gibt es noch weitergehende Richtlinien. 52 Maßnahmen in Anlagen mit biologischen Arbeitsstoffen · persönliche Gegenstände aus Einsatzkleidung nehmen · nicht Essen, Trinken, Rauchen · Dekontamination organisieren und durchführen · besondere Hinweise berücksichtigen (z.B. Verletzungen der Einsatzkräfte) · Schutzausrüstung, Einsatzkleidung, umluftunabhängiger Atemschutz (wenn nicht sofort verfügbar, Atemschutzmaske und Filter) tragen · Overall (Infektionsschutzset), feste Schuhe, Gummihandschuhe tragen Interessant ist hierbei, dass erst durch die Aktualität und Diskussionen über Gefahren in Biolaboren, über die erweiterten Maßnahmen nachgedacht und diese geregelt wurden. Bei der Berliner Feuerwehr gibt es für Transporte von Krankenhausbetten einen Bettentransportwagen. Dieses Fahrzeug verfügt über ein Schienensystem zur Bettenbefestigung und eine stationäre Druckluft- und Sauerstoffanlage. Aufgrund seiner glatten Wände ist das Fahrzeug einfach zu reinigen oder zu desinfizieren. Hiermit ist der Transport mit besonderem Equipment, Ausrüstung und transportablen Schutzmöglichkeiten für Patienten und Personal möglich. Fazit Die gemeinsame Aufgabe von Feuerwehr und Rettungsdienst in einer Einheit, wie bei der Berliner Feuerwehr, bietet im Bedarfsfall die günstigste Voraussetzung zum Einsatz von bedarfsgerechtem Infektionsschutz. Hier sind durch Arbeitsanweisungen, Ausrüstung und Ausbildung gute Grundlagen für den effektiven Infektionsschutz gegeben. Das Problem im gesamten Rettungsdienst ist, dass Infektionsgefahren oft nicht bekannt sind. Es fehlt an Professionalität im Umgang mit Infektionsgefahren. Aufgaben und Tätigkeiten konzentrieren sich auf andere Arbeiten. Hygieneregeln sind oft missverständlich oder fehlen. Der Rettungsdienst, insbesondere bei den Hilfsorganisationen verfügt in der Regel nicht über besondere Schutzausrüstung. Die Infektionsschutzausrüstung ist in DIN/EN oder UVV nur unzureichend berücksichtigt. Für Krankenfahrzeuge ist das Mitführen von Infektionsschutzkleidung in der DIN EN 1789 vorgeschrieben. Infektionsschutzsets (Overall, Mund-, Augen- und Handschutz) werden oft auf RTW mitgeführt. Bezüglich 53 Atemschutz fehlt es an geeigneten Geräten, arbeitsmedizinischer Untersuchung (G 26), Ausbildung und Routine im Umgang mit Atemschutz (ausgenommen bei Feuerwehr-Rettungsdiensten). Dennoch erscheint hier weiterer Handlungsbedarf, besonders in der Aus- und Fortbildung und Zusammenarbeit mit den Fachleuten. Dipl.-Ing. Rolf-Dieter Erbe Berliner Feuerwehr Rettungsdienstschule 54 Dr. med. Jürgen May Institut für Tropenmedizin Berlin Umgang mit infizierten Personen Verhalten und Schutzmöglichkeiten Relevante Erkrankungen Erkrankungen von besonderer Bedeutung: § VHF § Lassa-Fieber § Ebola-Fieber § Marburg-Fieber § hämorrhagisches Krim-Kongo-Fieber · „südamerikanische“ hämorrhagische Fieber · Hämorrhagisches Rifttal-Fieber § Pest § Pocken/humane Affenpocken Kontakt mit infizierten Personen 1. Erkennen der Gefahr - Kenntnis der Symptomatik 2. Risikoabschätzung - Kenntnis der Infektionswahrscheinlichkeit 3. Konkrete Schutzmaßnahmen - Kenntnis der Übertragungswege 4. Prä- und Postexpositionsmaßnahmen - Kenntnis der Interventionsmöglichkeiten 1. Erkennen der Gefahr Verdacht auf VHF Febriler ( > 38,5° C) Patient mit oder ohne weitere Symptome, § der sich bis zu drei Wochen vor Erkrankungsbeginn in einem bekannten Endemiegebiet oder in einem Gebiet aufgehalten hat, in dem in den vorausgegangenen zwei Monaten bestätigte oder vermutete Fälle von VHF aufgetreten sind, und § dort möglicherweise unmittelbaren Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten an VHF erkrankter lebender oder verstorbener Personen oder VHF-infizierter Tiere (z.B. Affen, Nagetiere, Fleder- 55 § mäuse) hatte, oder an einer hämorrhagischen Diathese oder einem ungeklärten Schock leidet der im In- oder Ausland in einem Labor oder in einer sonstigen Einrichtung gearbeitet hat, in der ein Umgang mit VHF-Erregern, erregerhaltigem Material, VHF-infizierten Tieren oder VHFerkrankten Personen möglich ist. Differentialdiagnose VHF § Malaria, § (Meningokokken-)Sepsis, Gelbfieber, Dengue-Fieber, Hanta-VirusInfektion, § Rickettsiosen, Leptospirose, Typhus abdominalis, Intoxikation (!); § bei immundefizienten Patienten auch: § Herpes-simplex- oder Varicella-Zoster-Zweiterkrankung 2. Risikoabschätzung Kategorie Ia: Kontaktpersonen mit hohem Risiko § Personen, die direkten Schleimhaut- oder invasiven Hautkontakt mit Blut, anderen Körperflüssigkeiten oder Geweben des Patienten hatten (z.B. durch eine Nadelstichverletzung, bei einem invasiven Eingriff, einer Reanimation oder einer Autopsie). Kategorie Ib: Kontaktpersonen mit erhöhtem Risiko § Personen, die Kontakt mit Blut, anderen Körperflüssigkeiten oder Geweben des Patienten auf intakter Haut oder als Aerosol hatten (z.B. Krankenpflege- oder ärztliches Personal, Labormitarbeiter, Reinigungspersonal in vorbehandelnden Einrichtungen, ggf. Mitarbeiter externer Untersuchungslabors), § Personen, die mit dem Blut, Exkreten, Geweben oder dem Kadaver eines Tieres, das nachweislich mit VHF infiziert war, in Berührung gekommen sind. Kategorie II: Kontaktpersonen mit mäßigem Risiko § Personen, die den Patienten gepflegt oder Untersuchungsproben von ihm bearbeitet haben (z.B. Mitglieder einer Lebens- oder Wohngemeinschaft, betreuende Freunde oder Nachbarn, ggf. vor der Krankenhausaufnahme konsultierte Ärzte, Krankentransportpersonal, betreuendes Krankenhauspersonal einschl. Ärzten, Reinigungspersonal etc.). 56 § § § Personen, die unmittelbaren Kontakt mit der Leiche eines an VHF verstorbenen Patienten oder der VHF-Infektion Verdächtigen hatten, bevor der Sarg verschlossen wurde, Personen, die Kontakt zu einem Tier hatten, das mit VHF infiziert war, Personen, die z. B. während eines längeren Fluges in unmittelbarer Nachbarschaft des Indexpatienten gesessen haben, sofern dieser bereits symptomatisch war, Personen, die direkten Kontakt mit der Kleidung, dem Bettzeug oder anderen Gegenständen hatten, die mit Blut, Urin oder anderen Körperflüssigkeiten des Patienten kontaminiert gewesen sein könnten. Kategorie III: Kontaktpersonen mit geringem Risiko § jegliche andere Art von Kontakten zum Indexpatienten (z.B. Aufenthalt im gleichen Raum, Benutzung der gleichen öffentlichen Transportmittel, allgemeine soziale Kontakte) § medizinisches Personal, sofern intakte Schutzanzüge und Respiratoren getragen wurden Übertragungswege Lassa-Fieber Ebola-Fieber Marburg-Krankheit Krim-Kongo-Fieber Pest Affenpocken Infektiosität Lassa-Fieber Ebola-Fieber Marburg-Krankheit Krim-Kongo-Fieber Pest Affenpocken - Tierkontakt, Patientenkontakt Patientenkontakt Tierkontakt, Patientenkontakt Zecken, Patienten-/Tierkontakt Flöhe, Tröpfchen Tierkontakt, Tröpfchen - akute Fieberphase, Urin 3-9 Wochen nach Erkrankungsbeginn - akute Fieberphase - akute Fieberphase - akute Fieberphase - akute Fieberphase - bis zum Abfallen der Krusten (2-3 Wochen) 57 3. Konkrete Schutzmaßnahmen Praktischer Infektionsschutz · Patienten-Isolatoren · Versorgungsschleusen · Negativdruck-Luftzirkulation · Laborisolatoren · Gesichtsgummimasken · Spezieller Probenversand Maßnahmen bei Kontaktpersonen ohne Symptome Kategorie Beobachtung, Körpertemperatur Tätigkeitsverbot in „Risikobereichen“ allgemeines Tätigkeitsverbot Absonderung zu Hause Absonderung im Krankenhaus Abnahme einer Blutprobe (zur evtl. späteren Verlaufsuntersuchung) Virologische Diagnostik (PCR etc.) Postexpositionsprophylaxe (z.B. Ribavirin) (* = Einzelfallentscheidung) Ia + + + Entf. + + Ib + + * * + II + * - III + - * + + - - Ib + + + + + + II + + * * * + * III + + * * * + * Maßnahmen bei Kontaktpersonen mit Symptomen Kategorie Beobachtung, Körpertemperatur Tätigkeitsverbot in „Risikobereichen“ allgemeines Tätigkeitsverbot Absonderung zu Hause Absonderung im Krankenhaus Virologische Diagnostik (PCR etc.) Postexpositionsprophylaxe (z.B. Ribavirin) Ermittlung der Kontaktpersonen Quarantäne von Kontaktpersonen Ia + + + + + + 58 4. Prä- und Postexpositionsmaßnahmen Postinfektionsschutz Lassa-Fieber Pest - (Ribavirin, Immunplasma) - Doxycyclin Präinfektionsschutz Pest Affenpocken - Doxycyclin - Pockenimpfung Dr. med. Juergen May Institut für Tropenmedizin Tel. +49 (0)30 30116-815 [email protected] 59 Arbeitsgruppen des Workshop II. Gruppe 1, Dr. Bubser, Gruppe 2, Dr. Manger, Gruppe 3, Dr. Bartels, Gruppe 4, Dr. Schauwecker: 1. Wie bereitet sich das öffentliche Gesundheitswesen auf den Massenanfall von Infektionspatienten vor? 2. Wie können sich die Krankenhäuser auf den Massenanfall von Infektionspatienten vorbereiten? Gruppe 5, Herr Wagner: Welche Schutzausrüstung benötigt der Rettungs- Sanitätsdienst beim Massenanfall von Infektionspatienten? Gruppe 6, Herr Obladen: Herrichten eines KTW-4 (Krankentransportwagen) für den Transport von Infektionspatienten – Möglichkeiten und Probleme 60 Ergebnisse der Arbeitsgruppe 1, Dr. Hanspeter Bubser: 1. Wie bereitet sich das öffentliche Gesundheitswesen auf den Massenanfall von Infektionspatienten vor? § § § § § § § § § Festlegung eines Krisenstabes (Kreisebene, Einbeziehung RKI/Kompetenzzentren), Vorhaltung infektiologischer Informationen (z.B. für Krankenhäuser auf CD); dazu lokale Informationen über Ansprechpartner im öffentlichen Gesundheitswesen, Kompetenzzentren, Speziallabore, Leitstellen etc., Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung, Angebot von Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte und pflegerisches Personal, Vorbereitung von Isolierungsmaßnahmen, Überwachung der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben durch Gesundheitsämter (z.B. Einhaltung der laut Infektionsschutzgesetz vorgeschriebenen Meldungen), Vorgaben zur Vorhaltung speziellen Materials (Personenschutzanzüge, Atemschutz, Bevorratung von Medikamenten und medizinischen Artikeln), Vorbereitung eines Krisentelefons für die Bevölkerung, Qualitätsmanagement. 2. Wie können sich Krankenhäuser auf den Massenanfall von Infektionspatienten vorbereiten? a) Erstellen eines Einsatzplanes „Massenanfall von infektiösen Patienten“ (z.B. im Rahmen eines Katastrophenplanes), b) Bildung einer Einsatzleitung „Massenanfall von infektiösen Patienten“: Mögliche Mitglieder: - Angehörige der Katastropheneinsatzleitung, - zuständiger Amtsarzt, - Infektiologe, - Hygienebeauftragter. 61 c) Personal - d) Material: e) Einsicht in die Notwendigkeit der Vorbereitung auf einen Massenanfall infektiöser Patienten erzeugen, Training für diese spezielle Situation (Arbeiten in Schutzanzügen und unter Atemschutz), Umverteilung von Aufgaben (Konzentration auf Kernaufgaben des ärztlichen und pflegerischen Personals), Ermittlung und Isolierung von Kontaktpersonen regeln, Einplanung von Ersatzpersonal, ggf. auch von außen (Hilfsorganisationen), Arbeitsmedizinische Besonderheiten bedenken, Fürsorge für Angehörige „internierten“ Personals, Kontinuierliche Fortbildung im Bereich Infektiologie Einplanung speziellen Materials (Personenschutzanzüge, Atemschutz), Verbund mehrerer Krankenhäuser oder von Kompetenzzentren in die Materialplanung aus Kostengründen; Standarisierung hierbei erforderlich, Versorgung mit speziellem oder in großer Menge benötigtem medizinischem Material regeln, Entsorgung infektiösen Materials regeln, Transportlogistik für infektiöses Material (z.B. Blut, Faeces, andere Körperflüssigkeiten) regeln bei Untersuchungen außerhalb des Krankenhauses, Laboruntersuchungen möglichst direkt dort, wo infektiöse Patienten versorgt werden (mobile Laboreinheit erforderlich), Erforderliche Kommunikationssysteme vor Ort: Telefon, Fax, Internetzugang. Infrastruktur: - Wenn möglich, Festlegung eines Bereiches im Krankenhaus zur Versorgung von infektiösen Patienten bei Massenanfall, - Planung von möglichst ortsveränderlichen Barrieresystemen/Schleusen, - Einplanung von Personalaufenthalts- und Ruheräumen, - Vorbereiten eines Krisentelefons für Angehörige. 62 f) Einbindung in Planung von: - Rettungsdienst/Krankentransport, - öffentlichem Gesundheitsdienst, - überregionalen Kompetenzzentren Ergebnisse der Arbeitsgruppe 2, Dr. Andreas Manger: Ergebnisse: Probleme, einen Massenanfall zu bewältigen · · · · · · · Information der Bevölkerung, Reisende Richtiger Ansatz: Kompetenzzentrum (5), Erstversorgung in den Regionen sicherstellen Alarmpläne Erreichbarkeiten Transport Definitive Behandlung Koordination des Ablaufes Fazit: Zusammenarbeit verbessern · · · zwischen den Ländern - z.B. Infektionsbettenübersicht, Betten für Schwerbrandverletzte mit dem Bund - zentrale Koordination der Information zwischen den Ländern zivil-militärischen Stellen - z.B. Dekontamination und Containerunterbringung Vorbereitung im Krankenhaus · · Personal - Personalschulung, Gefahrenidentifikation, Toxikologie, Eigenschutz, Dekontamination, Kommunikation Patientenmanagement - Katastrophenplan, Abteilungen vorbereiten, Wege festlegen, Information Patient/Presse, Dekontamination, Behandlung 63 Zum Schluss · Krisenmanagement ist für die Seuchenbekämpfung unerlässlich Ergebnisse der Arbeitsgruppe 3, Dr. Friedhelm Bartels: Wie bereitet sich der Gesundheitsdienst vor? · · · · Besonderheiten bei B-Problematik: Maßnahmen die der Unterbrechung der Infektionen dienen, sind zu planen bzw. zu ergreifen (Folgeinfektionen) Seuchen-Alarmpläne in aktualisierter Form sind ständig vorzuhalten - bei Gesundheitsämtern und Leitstellen müssen Ablaufpläne hinterlegt sein (Ressourcen) - die Abstimmung muss mindestens auf Landesebene organisiert sein - die Betroffenheit von mehreren Bundesländern kann gegeben sein Verschiedene Szenarien - abhängig von jeweiligen Erregern und Therapiechancen bedarf es abgestimmter Szenarien Fortbildung der Mediziner, Pflegepersonal, adäquate Therapien - Ausbildung und Einweisung im Eigenschutz Ablauf - beim Massenanfall von Infizierten: Isolierung in öffentlichen Gebäuden (Schulen pp.) und nicht Krankenhaus (zentrale Sammlung) Wie bereiten sich Krankenhäuser vor? · · · Katastrophenschutzpläne sollten vorhanden sein - aktualisiert und erweitert um B-Problematik - abhängig von der Infektionskette - wie viele Betten belegt? - wie Kapazität? - welche Aufnahmekapazität? - welche Alternativen? Im laufenden medizinischen Betrieb einzelne Patienten aufnehmen - unter Beachtung des Infektionsschutzes - Ablauf der Behandlung Alternativ (Masseninfektionen): 64 - Krankenhaus sollte Teams und Equipment vorhalten Patienten in z.B. Turnhallen auslagern Isolierräume, Auffangräume schaffen Ergebnisse der Arbeitsgruppe 4, Dr. Heinz Helge Schauwecker: Folie 1: Aufgabenstellung: · · Wie bereitet sich das öffentliche Gesundheitswesen auf den Massenanfall von Infektionspatienten vor? Wie können sich die Krankenhäuser auf den Massenanfall von Infektionspatienten vorbereiten? Folie 2: · · · Land Berlin / Brandenburg - Regelungen gemäß SeuchenalarmplanVerdacht eines außergewöhnlichen Seuchengeschehens Info von feststellendem / vermutendem Arzt an: - zuständiges Gesundheitsamt oder (falls nicht direkt erreichbar) - über (Rettungs-) Leitstelle (Meldung) Folie 3: · · · · Amtsarzt (Prüfung des Einzelfalles), ggf. Konsultation von (internen und/oder externen) Experten - Infektiologe - Tropenmediziner Ggf. Meldung an oberste Landesgesundheitsbehörde (§12 IfSG) Ggf. Meldung an RKI (§12 IfSG) Gemeinsame Einsatzleitung bei Seuchenreferent/in des Landes Folie 4: · · · · Kleiner Krisenstab in Fach-Landesbehörde zur Unterstützung der örtlich zuständigen Gesundheitsämter Informationen an die jeweils zuständigen politischen Ebenen Ggf. Katastrophenstab Ggf. Krisenstab 65 · Unterstützung der Logistik durch individuelle AktivitätsHandlungspläne Folie 5: · · · · · Massenanfall in Abhängigkeit der Bettenkapazitäten: Krankenhäuser / Fachabteilungen (Sonderisolierstation) Krankenhäuser / Isolierungsmöglichkeiten Ggf. andere Massenunterkünfte Festlegung der Kooperationspartner Folie 6: · · · · · Informationen fürs Personal: - Rettungsdienst / Krankentransport - Ärztinnen / Ärzte - Pflegepersonal (Medizinal- und Medizinalfachpersonal) Fortbildung - intern / extern – Sensibilisierung RKI-Steckbriefe Checkliste (z.B. May, 2001) Folie 7: · · · · Frühzeitiger Ausschluss von hochkontagiösen übertragbaren Erkrankungen durch frühzeitige begründete Verdachts-Diagnose, gezielte Probeentnahme, Probentransport, Differenzial-Diagnose... Vermeidung der Verbreitung in der Klinik - interner Seuchenalarmplan der Klinik Isolierung Patient Personalschutz / Arbeitsschutz Folie 8: · · Lieber eine Verdachtsmeldung zuviel, als auch nur eine Meldung zuwenig Hinweis JAMA 2000; 283: 242 – 249; 66 Ergebnisse der Arbeitsgruppe 5, Herr Wagner: INFEKTIONSPRÄVENTION Schutzbekleidung und Atemschutz Welche Schutzausrüstung benötigt der Sanitäts- und Rettungsdienst beim Massenanfall von Patienten ? Kriterien zur Auswahl 1. INFEKTIONSPRÄVENTION 1.1 Schutzbekleidung und Atemschutz Gefahren Multiresistente Keime* „alte“ Infektionskrankheiten Seuchen (inkl. BWaffen) z.B.: Notfallvorsorge Bereiche Schutz - Ansteckung - Keimverschleppung Mitarbeiter Patienten ESBL, DRSP, MRSA, VISA, VRE, VRSA Tuberkulose Cholera, Virale hämmoraghische Fieber, Dengue, Ebola, Gelbfieber, Lassa, Marburg Rettungsdienst, Zivil- und Katastrophenschutz, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, medizinische Zentren, z.B. Flughäfen Rettungsdienst, Gesundheitsdienst, Katastrophenschutz * ESBL: Expended Spectrum ß-Lactamase-Keimresistenz DRSP: Drug Resistent Staph. aur. MRSA: multiresistenter Staph. aur. VISA: Vancomycin-intermed.-resistenter Staph. aur. VRE: Vancomycin-res. Enterokokken VRSA: Vancomycin-resistenter Staph. aur. 67 1.2 Richtlinien für persönliche Schutzausrüstung (national) Arbeitsschutzgesetz Chemikaliengesetz TRGS 525 Umgang mit Gefahrstoffen in Einrichtungen zur humanmedizinischen Versorgung TRBA 500 Technische Regeln für biologische Arbeitsstoffe BioStoffV Biostoffverordnung BG-Regeln Regeln für den Einsatz von Schutzausrüstungen 3.5 Persönliche Schutzausrüstung 5.1 Einsatz von persönlicher Schutzausrüstung; Persönliche Schutzausrüstung Persönliche Schutzausrüstung, geeignete Schutzkleidung Persönliche Schutzausrüstung Einsatz von Atemschutzgeräten Benutzung persönlicher Schutzausrüstung bei der Arbeit 5.4 § 11 (1) ZH 1/700 ZH 1/701 GUV 20.X PSA-BV 1.3 Schutzbekleidung und Atemschutz - Verantwortung als Arbeitgeber (EU-Rili 89/656 EEC) Gefährdungsanalyse Arbeitsumfeld Schutzkleidung Bereitstellung - risikogerecht Anforderungen - darf die Gefahr nicht erhöhen - passende Größen - Tragekomfort - Kategorie 3: CE-Zeichen - Gebrauchsinformation Unterweisung Tragen der Schutzkleidung 68 Wer ist Unternehmer im Bereich Notfallvorsorge: Rettungsdienst - Zivil- und Katastrophenschutz ? Bund - Länder - Kommunen - Hilfs- u. Rettungsorganisationen. Jeder ist Unternehmer im Sinne der Gesetzgebung und somit verantwortlich für den Personalschutz ! 1.4 INFEKTIONSSCHUTZ-SET Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) Schutzanzug Mund- und Nasenschutz Schutzhandschuhe Kopfhaube, Schutzbrille, Überziehschuhe Entsorgungsbeutel Penetrationsschutz gegen virulente Substanzen, flüssigkeitsabweisend, atmungsaktiv, wasserdampfdurchlässig partikelfiltrierende Halbmaske nach europäischer Norm EN I49, mindestens Schutzstufe FFP 2, besser FFP 3, mit oder ohne Ventil - keine herkömmliche OP-Maske! „Schutz vor dem Mund“ Dichtigkeit Zertifikat DIN EN 455-I Kennzeichnung Abfallgruppe C 69 1.5 SCHUTZBEKLEIDUNG EU-Richtlinie für Persönliche Schutzausrüstung (1992) PSA-Richtlinie für Schutzanzüge mit begrenzter Lebensdauer Qualität Klassifizierung CE-Konformitätsverfahren CE Einfach (für geringe Gefahren, nur Schutz vor Staub!) CE Mittel Einsätze zwischen Kat. 1 und 3 Anforderungen: EG-Baumusterprüfung, EG-Baumusterprüfbescheinigung Kategorie CE Komplex Für gesundheitsgefährdende oder 3 lebensbedrohende Gefahren Anforderungen: EG-QM-Normen ISO 9000 ff., interne und externe Zertifizierung Kategorie 1 Kategorie 2 1.6 TYPISIERUNG für Schutzanzüge mit begrenzter Lebensdauer innerhalb der Kategorie 3 Typ 1 Typ 2 Typ 3 Typ 4 Typ 5 Typ 6 P gasdicht nicht gasdicht flüssigkeitsdicht sprühdicht Partikeldicht, Staubrückhaltevermögen 3-5 µg (z.B. Asbeststaub) begrenzt sprühdicht partieller Körperschutz wichtig: Bestätigung durch den Hersteller ! 70 1.7 Persönliche Schutzausrüstung - Anforderungen an den Hersteller Schutzkleidung entspricht Typisierung Konformitätsbewertung Informationen Qualitätssicherung · Schutzanforderungen · Schutzklassen · Schutzstufen Bewertung durch akkreditierte Prüfstelle · CE-Zertifizierung z.B. CE OI 20 · EN-Zertifizierung z.B. EN I49 · DIN EN-Zertifizierung z.B. DIN EN 455-I · Produkt · Prüfungen (z.B. Nahtbereiche) a) Basismaterial b) Konfektionierung Zertifizierung z.B. ISO 9000 ff. 1.8 Schutzanzüge mit begrenzter Lebensdauer - Produkt-Anforderungen Qualität Informationen Material Ökologie · · · · · · · · · · · · · · · EU-Norm CE-Ratifizierung ISO-Zertifizierung Material Prüfungen Farbkodierungen Gebrauch Penetrationsschutz Tragekomfort Atmungsaktivität Wasserdampfpenetration Reißfestigkeit Antistatik EN II49-1 : 1996 Entsorgung Müllverbrennung 71 2. INFEKTIONSPRÄVENTION - Präventiver Atemschutz 2.1 ATEMSCHUTZMASKEN Anforderungen an die Produkte 1 OP-Masken Breslau, 1897: Chirurg Johann von Mikulicz-Radecki: „Schutz des offenen Bauchraumes vor oral abgegebenen Keimen“ Atemschutz-Masken - filtrierende Halbmasken - · · · · · · · · · kein Infektionsschutz für Personal 60-90% Luftstrom von der Seite her „Schutz vor Mund und Nase“ Filtermaterial dichter Abschluss des Gesichtes vor der Umgebungsluft durch - vorgeformten Maskenkörper, - gute Passform, - Nasenbügel Ausatemventil möglichst geringer Atemwiderstand (Anwendungstest!) faltbar hygienisch einzeln verpackt 72 Anforderungen an die Produkte 2 Zertifizierung gemäß Verwendung und Schutz gegen: EN 149 · Staub, · Rauch, · Nebel, · Aerosole Keinesfalls gegen Gase! Filtering Face Piece maximaler Filterdurchlass: FFP FFP 1S FFP 2S FFP 3S S L V 20 % 6% 3% = solid / feste Partikel = liquid / flüssige Partikel = Ventil Anforderungen an die Produkte 3 FFP 1 FFP 2 FFP 3 Ideal: FFP 3S/L/V kein Einsatz bei: · Tröpfchenaerosolen · krebserzeugenden Stoffen · radioaktiven Stoffen · Mikroorganismen (Viren, Bakterien, Pilzen und Sporen) Schutz vor mindergiftigen Stoffen kein Einsatz bei: · radioaktiven Stoffen · Viren und Enzymen Schutz vor giftigen Stoffen Einsatz bei: · Tröpfchenaerosolen · krebserzeugenden Stoffen · radioaktiven Stoffen · Mikroorganismen (Viren, Bakterien, Pilzen und deren Sporen) 73 3. SCHUTZBEKLEIDUNG UND ATEMSCHUTZ Infektionsschutz-Set Schutzanzug Mund-Nasenschutz Kopfhaube, Einmalschutzbrille Schutzhandschuhe Überziehschuhe Entsorgungsbeutel Verpackung Einmal-Overall mit Haube mit Penetrationsschutz partikelfiltrierende Halbmaske EN I49 FFP 2S/L FFP 3S/L m/o Ventil kann entfallen bei Overall-Haube! Vinyl Dichtigkeit gem. DIN EN 455-I Folienschutzbeutel mit Snapverschluss Auswahlkriterien Hersteller · Zertifizierung (extern durch akkreditierte Institute) · Informationen · Demonstrationen Produkte · Informationen · Qualität · Komfort · Ökologie Hersteller Bringschuld für Produktinformationen und Aussagen Beschaffer Holschuld für Hersteller- und Produktinformationen 74 Empfehlungen Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin e.V. Malteser Hilfsdienst e.V. Rettungsdienst Individualtransporte kontagiöser Patienten SEG Katastrophenschutz Massenanfall kontagiöser Patienten Normierung Ausstattung RKI-Empfehlung 3-5 Infektionsschutz-Sets pro Einsatzfahrzeug Lagerbevorratung mit Schutzbekleidung und Atemschutz in verschiedenen Größen für Rettungsfahrzeuge Zivil- und Katastrophenschutz Verstärkung in der Umsetzung 4. SCHUTZBEKLEIDUNG MIT BEGRENZTER LEBENSDAUER Vorauswahl-Kriterien · · · Reißfestigkeit Dehnfestigkeit Nähte · Penentrationstest für Flüssigkeiten · Reißverschluss · Tragekomfort Stabilität ? Rückgang in die Ausgangsform ? genäht ? verschweißt !! getaped ? mit roter Tinte oder Farblösung kurzfristig: unter Druck langfristig: 12 – 24 h hoher Verschluss am Hals durch ca. 6 cm längere Reißverschlüsse ? Bewegung Dampfpenetration 75 5. CHECKLISTEN 5.1 Schutzbekleidung mit begrenzter Lebensdauer Hersteller Artikel 1 2 3 4 5 6 P gasdicht nicht gasdicht flüssigkeitsdicht sprühdicht partikeldicht begrenzt sprühdicht partieller Körperschutz Schutzanforderungen ja nein Schutzklassen ja nein Schutzstufen ja nein Typisierung Bewertung durch akkreditierte Prüfstelle ja ja Zertifikation CE 0120 ja ISO9000 ff nein nein nein ja ja ja ja ja nein nein nein nein nein Farbkodierungen Gebrauch ja ja nein nein Kopfhaube integriert Penetrationsschutz Nähte verschweißt genäht getapet Dehn- und Reißfestigkeit ”gut” Atmungsaktivität Wasserdampfpenetration Tragekomfort Reißverschluss-Überlänge ca. 6 cm Antistatik gem. EN 1149-1 1996 Gewicht Volumen ja ja ja nein nein nein ja ja ja ja ja ja nein nein nein nein nein nein ja nein Schutzanzug entspricht Infos Material Ökologie Kategorie C Produkt Prüfungen Material Prüfungen Prüfungsart ASTM F 1760 Entsorgung Müllverbrennung Typ F 1761 76 5.2 Atemschutzmasken Hersteller Atemschutzmaske Kategorie FFP 3 filtrierende Halbmaske entspricht Artikel Typ S / L / V Typ S solid feste Partikel Typ L liquid flüssige Partikel Typ V Ventil ja nein ja nein ja nein Bewertung durch akkreditierte Prüfstelle EN 149 ISO9000 ff CE-Kennzeichnung ja ja ja ja nein nein nein nein Produkt Material Prüfungen Prüfungsart Gebrauch ja ja ja nein nein nein ja nein Reißfestigkeit Penetrationsschutz Nähte verschweißt genäht getapet dichter Abschluss des Gesichtes geringer Atemwiderstand vorgeformten Maskenkörper Nasenbügel Passform ”gut” Tragekomfort ”gut” faltbar hygienisch einzeln verpackt Entsorgung Müllverbrennung ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja ja nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein nein ja nein Schutzanforderungen Schutzklassen Schutzstufen Typisierung Zertifizierung Infos Filtermaterial Ökologie 77 5.3 Einmalhandschuhe Hersteller Artikel Kategorie Einmalhandschuhe Latex ja nein ja nein ja nein ja nein ja ja nein nein Produkt Prüfungen Material Prüfungen Prüfungsart Gebrauch ja ja ja ja nein nein nein nein ja nein Material Dichtigkeit Dehnfähigkeit ”gut” Reißfestigkeit Passform ”gut” Tragekomfort ”gut” einzeln verpackt ja ja ja ja ja ja nein nein nein nein nein nein Grössen mittel (M) gross (L) ja ja nein nein FFP Vinyl entspricht Schutzanforderungen Typisierung Bewertung durch akkreditierte Prüfstelle ZertifiDIN EN 455-1 zierung ISO9000 ff CE Kennzeichung Infos 78 Arbeitsgruppe 6, Herr Rolf Obladen: Herrichten eines KTW-4 für den Transport von Infektionspatienten Möglichkeiten und Probleme Mitglieder der Arbeitsgruppe: Hr. Woick, Hr. Sykora, Hr. Ruetter, Hr. Köhler, Hr. Preis, Hr. Poppelbaum, Hr. Kämmerling, Hr. Dieing Moderation: Hr. Breitert, Hr. Obladen (Bericht, Fotos) 1. Das Frankfurter Modell (Kurzdarstellung in Bezug auf den Transport von Patienten): Ist ein an einer hochkontagiösen Infektion (z.B. VHF) Erkrankter zu transportieren, so wird für diesen Transport ein Rettungswagen (RTW) vorbereitet: Das Fahrzeug wird entkernt, d.h. bis auf die zur Durchführung des Transportes notwendigen Dinge ausgeräumt, und mit Folie sorgfältig abgeklebt, so dass weder Keime noch Desinfektionsmittel den so abgeschirmten Fahrgastraum des RTW verlassen können. Das Personal trägt die erforderliche persönliche Schutzausrüstung. Ein Notarzt und das medizinische Equipment folgen in einem zweiten RTW, bei Bedarf steigt der ebenfalls in Schutzausrüstung gekleidete Notarzt zu, das Material wird durch das Fenster der Fahrgastraumseitentüre eingeschleust. Nach dem Transport wird der Innenraum des abgeklebten RTW von einem staatlich geprüften Desinfektor desinfiziert (Raumbegasung mit Formaldehyd). Danach kann die Folie abgenommen und den Herstellerangaben entsprechend entsorgt werden. Nach einer Schlussdesinfektion, Grundreinigung und der notwendigen Aufrüstung des entkernten RTW wird das Fahrzeug wieder in Dienst gestellt. 2. Aufgabenstellung: Wäre ein Massenanfall von an einer hochkontagiösen Infektion Erkrankten zu bewältigen, so ergibt sich strategieabhängig daraus auch der Transport dieser Patienten zwischen verschiedenen Versorgungsinfrastrukturen. Dieser Transport könnte von Fahrzeugen des Katastrophenschutzes durchgeführt werden, wenn z.B. die dort vorgehaltenen KTW-4 entsprechend des Frankfurter Modells hergerichtet und in diesen entkernten und abgeklebten Fahrzeugen bis zu vier Patienten gleichzeitig transportiert werden könnten. Die Arbeitsgruppe hatte die Aufgabe, einen KTW-4 älterer Bauart (Fahrzeugbasis Ford Transit, Ausstattung nach StAN) entsprechend den 79 Vorgaben des Frankfurter Modells für den Transport mehrerer an ein und derselben Infektion erkrankter Patienten herzurichten. 3. Durchführung: Die Durchführung erfolgte unter der fachlichen Anleitung von Herrn Breitert (BF Frankfurt am Main), bereitgestellt wurden: PE-Folie aus dem Baumarkt (0,4 mm dick), verschiedene Klebebänder (braunes Paketklebeband, weißes Textilklebeband (Tesa), Kreppklebeband), teilweise auf Kleberoller, Schere, Messer. Nach kurzer Darstellung des Vorhabens entschied sich die Arbeitsgruppe, das zur Verfügung gestellte Fahrzeug (Abb. 1) für den Transport von zwei liegenden Patienten (links) vorzubereiten. (Abb. 1: Fahrgastraum des zur Verfügung gestellten KTW-4 älterer Bauart) 3.1 Ablauf: Der KTW-4 wurde vollständig ausgeräumt (Abb. 2). Aus der zur Verfügung gestellten PE-Folie wurden nach und nach verschiedene Stücke ausgeschnitten und an die Fahrgastinnenraum-Konturen angepasst. 80 (Abb. 2: Entkernter Fahrgastraum, die Trage wird für d. Patienten benötigt) 3.2 Begonnen wurde mit der Trennwand Fahrgastraum/Fahrerraum, es folgten die rechte Fahrgastrauminnenseite, verschiedene kleinere Stellen im Bereich der Ablagefächer und schließlich der Fahrzeughimmel. Das Ergebnis ist in den Abbildungen 3 bis 6 dargestellt. Parallel wurden auf der linken Seite des Innenraumes Fenster und Fahrzeugfugen mit weißem Textilklebeband abgeklebt (Abb. 6 und 7). Die Innenseite der Fahrgastraumseitentüre wurde ebenso wie die der Heckklappe mit Folie abgeklebt. (Abb. 3: Mit Folie abgeklebte Trennwand zwischen Fahrgastraum und Fahrerraum.) 81 (Abb. 4: Mit Folie abgeklebte Trennwand und Staufächer) (Abb. 5: Blick durch die geöffnete Seitentür des Fahrgastraumes. Der Tragestuhl wurde nicht abgedeckt, er dient dem Helfer als Sitzgelegenheit.) 82 (Abb. 6: Fertig abgeklebter Fahrgastraum) (Abb. 7: Mit weißem Textilklebeband abgeklebtes Fenster und abgeklebte Fugen des Fahrgastraums.) 83 3.3 Zeitaufwand: 9:00 Uhr 9:15 Uhr 10:15 Uhr 10:30 Uhr Beginn Entkernen mit drei Helfern Beginn des Abklebevorgangs (Trennwand, eine Seitenwand mit Folie, eine mit Klebeband) Beginn Abkleben des Himmels Fahrzeug „abgeklebt” einsatzbereit (Frankfurter Modell) 4. Probleme: Bereits während der Arbeiten traten Probleme auf, die den Arbeitsablauf sowohl zeitlich wie sachlogisch beeinträchtigten und gleichzeitig die Diskussion von Alternativen förderte. Beim Abkleben darf kein braunes Paketklebeband verwendet werden, dieses Band hinterlässt beim Abziehen Rückstände. Der in diesem speziellen Fahrzeug eingebaute Himmel (schaumstoffartiges, poriges Gewebe) nahm keines der zur Verfügung gestellten Klebebänder an. Dies hatte zur Folge, dass der Fahrzeughimmel nicht wie vorgesehen als zweites abgeklebt werden konnte und deshalb erst am Schluss bearbeitet wurde. Das mit dieser Beschränkung erzielbare Ergebnis ist in Abb. 8 dargestellt: Der zur Verfügung stehende Freiraum für den auf der oberen Trage liegenden Patienten wird drastisch reduziert. (Abb. 8: Darstellung der Platzverhältnisse für den Patienten auf der oberen Trage im Vergleich zur unteren Trage) 84 Die Heizungs- und Belüftungseinrichtung des Fahrzeuges musste ebenfalls abgeklebt werden, dabei müssen die Steuerungselemente der Aggregate in der AUS-Stellung gesichert werden; die Belüftung des Fahrzeuginnenraumes ist unklar. Die BF Frankfurt am Main hält für das Abkleben der eigenen Fahrzeuge Schablonen vor, die die Arbeitsvorbereitung deutlich beschleunigen. Der Innenraum eines modernen RTW mit Kofferaufbau ist deutlich besser für das Abkleben geeignet als der mit vielen Ablagefächern, Lüftungsschlitzen und Versteifungen versehene Innenraum eines KTW-4 älterer Bauart. Die Dicke der Folie behindert freies Arbeiten ohne Schablonen, auch die BF Frankfurt am Main wird in Zukunft eine PE-Folie, 0,2 mm dick, verwenden. Trotz sorgfältigster Arbeitsweise bleiben Stellen zurück, die weder mit Klebeband noch mit Folie abgeklebt werden können: - Die Trittbrett-Steuerung der Fahrgastraumseitentüre reißt die angebrachte Folie an dieser Türe ab (Abb. 9). (Abb. 9: Aufreißen der abgeklebten Folie an der Trittbrett-Steuerung der Fahrgastraumseitentür.) 85 - Die Öffnungen für die Scharniere der Heckklappe können nicht abgeklebt werden, ebenso die Kabeldurchführungen und Kontaktschalter (Abb. 10). (Abb. 10: Nicht abdichtbare Öffnungen im Bereich des Heckklappenscharnieres. Die formaldehydhaltigen Gase und Dämpfe gelangen durch diese Öffnungen in schwer zugängliche Fahrzeugbereiche. Ein weiteres Problem stellen die Kabeldurchführungen und der abgebildete Kontaktschalter dar.) Im Ergebnis bleiben Öffnungen bestehen, durch die formaldehydhaltige Desinfektionsmittel in Bereiche des Fahrzeuges gelangen können, die messtechnisch nicht erreichbar sind und über deren Aufbau der Arbeitsgruppe nichts bekannt war. Bedeutsam sind hier Materialien, die die Gase oder Dämpfe aufnehmen und verzögert wieder abgeben. 5. Ergebnis und Diskussion: Vor allem drei Probleme bestimmten die Diskussion: Die durch die Beschaffenheit des Fahrzeughimmel erzwungene Art und Weise der Abdeckung reduziert den für die auf den beiden oberen Tragen liegenden Patienten zur Verfügung stehenden Freiraum. 86 Durch konstruktive Merkmale an der Heckklappe kann der Fahrgastraum nicht vollständig abgeklebt werden, bleibt also undicht - im Widerspruch zur in Abschnitt 1 dargestellten Bedingung. Die nach dem Abklebevorgang fehlende Belüftungsmöglichkeit des Fahrgastinnenraums mit der Folge wetterabhängiger arbeitsplatzklimatischer Extreme. Auch ohne Abklebung mit Folien entsteht in einem KTW-4 älterer Bauart beim Transport von vier Patienten ein erheblicher Platzmangel, der eine individuelle Versorgung oder Betreuung eines Patienten während des Transportes sehr erschwert. Diese Überlegung führte zu Beginn der Arbeitssitzung zu der Entscheidung, den zur Verfügung gestellten KTW-4 für den Transport von nur zwei Patienten vorzubereiten. Die im Fortschritt der Arbeiten identifizierten Probleme, insbesondere die drei zuletzt genannten, bewogen die Mitglieder der Arbeitsgruppe festzustellen, dass ein KTW-4 älterer Bauart nicht geeignet ist, einen Transport von mehreren, an ein und derselben Infektion erkrankten Patienten nach dem Frankfurter Modell durchzuführen. Damit ist zwar ein Transportmittel, die Notwendigkeit des Transportes aber noch nicht in Frage gestellt. Ist die Transportnotwendigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt im Versorgungsablauf gegeben, muss nach weiteren adäquaten Möglichkeiten der Transportdurchführung gesucht werden. Einerseits könnten hierfür andere Rettungsmittel als der KTW-4 zum Einsatz kommen, andererseits wäre zu überlegen, ob es die spezielle Situation des Patienten (Erkrankung an einer hochkontagiösen Infektion) zulässt, ihn in einer Art Schutzanzug zu transportieren. Unmittelbar nach dem Eintreten eines Massenanfalles von Verletzten (MANV) wird vom ersteintreffenden Notarzt i.d.R. aus einsatzstrategischen Überlegungen ein Transportstop verfügt. Diesen Gedanken kann man aufnehmen und untersuchen, welchen Wert hinsichtlich der Transportdurchführung ein frühzeitig verfügter Transportstop beim Massenanfall von an einer hochkontagiösen Infektion erkrankter Patienten hat. Ist es in diesem Falle nicht sinnvoller, die Erkrankten möglichst lange vor Ort, z.B. in einer „Notklinik”, zu versorgen und somit den Transport der Betroffenen in einen Versorgungsabschnitt zu legen, in dem der Transport einer Vielzahl von Patienten nicht mehr nahezu gleichzeitig erfolgen muss oder die Anzahl der in einem bestimmten Sicherheitsregime zu transportierenden Patienten exakter bestimmt werden kann und sich damit die Verwendung der KTW-4 des Katastrophenschutzes erübrigt? 87 Teilnehmerliste II. Workshop 01. Dr. med. Bartels, Friedhelm München 02. Becker, Bernd Neuwied [email protected] 03. Bergholz, Andreas Berlin 04. Dr. Braun, Karin St. Augustin 05. Breidert, Harald Langen [email protected] 06. Brodesser, Christoph Nordwalde [email protected] 07. Bubser, Florian Berlin 08. Dr. med. Bubser, Hanspeter Berlin 09. Christian, Helmut Wadern 10. Lt. Col. Dr.Christopher, George W. Landstuhl- Kirchberg 11. Crespin, Udo Bernd Euskirchen 12. Demirdag, Yasar Rottenburg [email protected] 13. Derra, Hans-Joachim Bad Neuenahr-Ahrweiler 14. Dr. med. Dieing, Wolfgang Isny/Allgäu 15. Dr. Dietrich, Dagmar Schwepnitz 16. Engelmann-Renner, Margit Berlin 17. Erbe, Rolf-Dieter Berlin [email protected] 18. Dr. med. Faust, Hans-Georg Bad Harzburg 19. Frühauf, Carsten Berlin 20. Hader, Elfriede Pfeffenhausen 21. Hader, Georg Pfeffenhausen 22. Dr. med. Heyl, Gerhard Bonn [email protected] 23. Höchstetter, Renate Düsseldorf 24. Kämmerling, Patrick Mönchengladbach 25. Kaspari, Thomas Köln [email protected] 26. Dr. med. Koch, Joachim Berlin 27. Köhler, Steffen Berlin 28. Dr. König, Silke Staig 29. Krabs-Höhler, Hartmut Dortmund [email protected] 88 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. Dr. Krüger, Harald Berlin Kühne, Rainer Bienstädt Maier, Klaus Rheinbach Dr. med. Manger, Andreas Tübingen [email protected] Dr. Marzi, Willi Bonn Dr. med. May, Jürgen Berlin [email protected] Meyer, Thomas Koblenz Dr. med. Morawski, Klaus Berlin Müller, Christoph Altötting Dr. med. Neff, Gisela Euskirchen Obladen, Rolf Bielefeld Oczlon, Edeltraud Berlin Oczlon, Reinhold Berlin Dr. med. Opitz, N. Berlin Pechmann, Gerd-Detlef Meerbusch [email protected] Pellnitz, Wolfgang Berlin [email protected] Prof. Dr. med. Pfenninger, Ernst Kötz Dr. med. Pietsch, Peter Jever Pietsch, Renate Jever Dr. med. Poppelbaum, Dietrich Berlin [email protected] Poser, Holger Hamburg Dr. med. Pruckner, Ursula Berlin Dr. med. Richter, Sigrid Erkner Dr. med. Ruetter, Gunter H. Münster [email protected] Ryska, Sybille München Sagstetter, Bernd-Udo Schriesheim [email protected] Schaefer, Olaf Magdeburg Dr. med. Schauwecker, Heinz Helge Berlin Dr. med. Schneppenheim, Ulrich W. Berlin [email protected] Scholz, Gottfried Altenberge Dr. Schöttler, Horst Kaiserslautern Schreiber, Jürgen Bremen [email protected] 89 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. Dr.med. Schuá, Rainer Seiwert, Bernfried Stemmler, Markus Dr. Steppuhn, Sigrun Sykora, Roman Dr. Voigt, Ute Vollandt, Marietta Wagner, Wolfgang [email protected] 70. Wiese, Peter [email protected] 71. Woick, Wilfried Würzburg Meckenheim München Berlin Wien Berlin Weimar Düsseldorf Schöffengrund Schwerin