ROLLENSPIEL HARRY POTTER BAND 7 FF.

Transcrição

ROLLENSPIEL HARRY POTTER BAND 7 FF.
ROLLENSPIEL
HARRY POTTER BAND 7 FF.
Autoren:
DaMigu
Marion
HermineWatson
darkino
Royal Flush
Melly
timlarsson
Smaily
Nanani
Albus Dumbledore
Pansy
Fassung vom 10.07.2006 – Version 1.5
Zusammengefasst von Albus Dumbledore
© Copyright liegt bei den jeweiligen Autoren
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Es war fünf Uhr Morgens, im Ligusterweg war alles still. Um diese Zeit war selten
etwas los in dieser Strasse. In diesem Quartier gab es nur normale Menschen. Nichts
deutete darauf hin, dass am Ligusterweg Nr. 4 ein Junge schlief der nicht dorthin
passte, ein Junge der nicht gewöhnlich war. Ein Junge mit magischen Kräften. Um
den Hals trug der Junge ein Amulett. Ein Amulett das von jemandem stammte der die
Initialen R.A.B trug. Dieses Amulett hatte Harry, so hieß dieser Junge, zu verdanken,
dass ein weiterer wichtiger Mensch aus seinem Leben verschwand. Dies war ein
schrecklicher Verlust, hatte Harry doch in jeder noch so schweren Situation immer
halt an dieser Person gefunden. Der vor kürze verstorbene hieß Dumbledore. Er war
der Leiter der Schule, auf die Harry niemals wieder gehen wollte. Er hatte keinen
Grund mehr weiterhin an diese Schule zu gehen. Er beschloss, an den Ort zurück zu
gehen, an dem seine Eltern starben.
Er wollte zurück nach Godric's Hollow um von dort die Horkruxe zu finden und zu
zerstören, die je einen Teil der Seele von Voldemort, dem mächtigsten schwarzen
Magier, in sich trugen. Wenn er alle Horkruxe zerstören könnte, so würde auch
Voldemort vernichtet werden und dies war sein Ziel. Er wollte den Menschen töten,
der ihm und der ganzen Welt so viel Schaden zufügte. Den Menschen, der seine
Eltern und Cedric auf dem gewissen hatte. Und dem Menschen, der angeordnet
hatte seinen Paten und Dumbledore zu töten. Denn Hass der Harry in sich hatte
konnte man nicht beschreiben. Schreckliches war im zugestoßen doch dank viel
Glück, Zufall und seinen treuen Freunden konnte Harry bisher jedes Problem
bewältigen. Er hatte bisher immer einen Ausweg gefunden.
Doch kommen wir zurück an den Ligusterweg. Punkt fünf Uhr schreckte Harry in
seinem Bett hoch. Er hielt die Hand an seine Narbe. Sie schmerzte schrecklich, doch
das war in der letzen Zeit häufiger der Fall. Die letzten vier Tage an denen Harry
wieder aus Hogwarts zurück war, fand er kaum Schlaf. Und wen er einmal
einschlafen konnte wurde er durch ein Stechen seiner Narbe schon bald wieder
wach. Harry saß nun aufrecht in seinem Bett. Er nahm seine Brille vom Nachttisch
und setzte sie auf die Nase. Er blickte sich kurz im Zimmer umher, dann starrte er auf
die Uhr an der Wand und legte sich wieder zurück ins Bett. Er wollte gerade die Brille
wieder absetzen als er ein Kratzen an seinem Fenster hörte. Sofort hatte er den
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Zauberstab in der Hand, den er nach den kürzlichen Ereignissen immer griffbereit
hielt. Er schaute zum Fenster. Der Mond erleuchtete das Zimmer. Er konnte einen
Schatten am Fenster sehen der ihm vertraut war. Er legte den Zauberstab wieder auf
den Nachttisch und lief zum Fenster um Hedwig hereinzulassen. Sie würde wohl nur
von der Jagd zurückkommen dachte Harry und setzte sich wieder auf die Bettkante.
Doch Hedwig flog auf seine Schulter und lies einen Brief fallen. Harry öffnete ihn
sofort und las darin:
"Hallo Harry. Meine Mum sagt, bevor wir nach Godric's Hollow gehen sollst du noch
bei uns vorbeischauen. Sie will noch mit dir reden. Ich glaube sie will dir ausreden
deine Ausbildung abzubrechen um nach den Horkruxen zu suchen. Ich hoffe du
kannst bald kommen. Wir werden dich natürlich abholen - bitte schreib schnell
zurück. Gruß Ron. PS. Ginny wollte unbedingt dass ich dir sage wie sehr sie dich
vermisst."
Früher hatte sich Harry noch gefreut wenn er zum Fuchsbau gehen konnte. Doch er
wusste genau was auf ihn zukommen würde. Mrs. Weasley würde stundenlang
probieren ihm sein Vorhaben auszureden. Denn Mrs. Weasley hatte nicht nur Angst
um ihren eigenen Sohn Ron – nein, sie hatte auch Angst um Harry, den sie schon
fast wie einen eigenen Sohn behandelte. Harry schrieb trotzdem kurz zurück: "Hallo
Ron. Ich komme. Bin immer zuhause. Holt mich ab wenn ihr wollt. Gruß Harry." Er
überlegte lange ob er noch etwas wegen Ginny dazuschreiben sollte. Doch er ließ
es, er wollte ihr ja nicht zu große Hoffnungen machen. Er gab den Brief Hedwig, die
sofort nach draußen und in die Nacht hinaus flog. Harry sank zurück ins Bett, legte
seine Brille wieder an ihren Platz, deckte sich zu und schlief außergewöhnlich schnell
wieder ein.
Um sieben Uhr morgens wurde er von einem Pochen geweckt. Es war Mrs. Dursley,
die Harry Bescheid geben wollte, dass es Frühstück gab. Da Harry Hunger hatte ging
er runter. Alle warteten auf ihn. Als er rein kam, schien keiner von ihm Notiz zu
nehmen. Das war ihm aber eigentlich nur recht. Er nahm sich einen Tost und aß.
"Petunia, wann wollen wir los fahren?", fragte Mr. Dursley seine Frau. "Vielleicht
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gleich nach dem Frühstück", antwortete Tante Petunia. "Und du bleibst hier, während
wir meine Schwester besuchen, hast du verstanden?", sagte Mr. Dursley streng zu
Harry gewandt. Harry nickte nur und als er mit dem Frühstück fertig war ging er
wieder nach oben. Es war irgendwas, das ihn nicht in Ruhe ließ. Es war die letzte
Zeile von Rons Brief: Ginny wollte unbedingt, dass er noch schrieb, dass sie ihn
vermisst. Wenn sie nur wüsste, wie sehr er sie vermisst! Aber er konnte es nicht. Er
wollte sie beschützen. Voldemort würde sie sicher als Köder benützen. Von unten
kam ein Ruf: "Wir gehen." Das war Onkel Vernon. Harry war froh, dass sie gingen.
Schweigend saß er auf seinem Bett. Immer wenn er im Ligusterweg 4. war, wartete
er. Früher hatte er immer auf den Schulanfang gehofft. Dieses Mal wartete er auf
Ron, auf irgendjemand, der ihn abholte. Aber am meisten freute er sich, Ginny
wieder zu sehen.
Als er so nachdachte, klingelte es. Das sind sicher die Weasleys, dachte Harry
erfreut. Er lief die Treppe herunter und riss die Tür auf. "Ach, sie sind's nur", rief er
enttäuscht. Vor der Tür stand der Postbote, der ein Einschreiben abgeben wollte.
"Tut mir Leid" sagte Harry "aber mein Onkel und meine Tante sind nicht hier." "Gut,
dann sag ihnen bitte, sie sollen den Brief auf der Post abholen!"
Harry ging wieder in sein Zimmer und setzte sich auf sein Bett. Eigentlich könnte ich
ja mal anfangen zu packen. Er schmiss alles, was ihm halbwegs brauchbar erschien
in den Koffer. Als er fertig war klingelte es Sturm, jemandem klebte wohl der Finger
an der Klingel fest dachte Harry grinsend, das klingt schon mehr nach Ron. Ron
hatte nämlich, was den Umgang mit Muggelsachen betrifft, nicht wahnsinnig viel
Übung. Er rannte so hastig die Treppe, dass er beinahe herunter fiel. Er öffnete die
Tür, und diesmal stand tatsächlich Ron vor der Tür, und neben ihm sein Bruder Fred.
"Ich komme gleich!" rief er, rannte zurück, schrieb den Dursleys eine kurze Nachricht
und schleppte den Koffer und Hedwigs Käfig herunter. Hedwig selbst würde später
nachkommen, sie hatte noch was zu erledigen, wollte Harry aber nicht erzählen was.
Er tippte auf ein hübsches Eulenmännchen.
Wenige Momente später saßen sie in einem Minivan, der wie auch das letzte Auto
der Weasleys ausgesprochen viel Platz hatte. Es hatte sogar genügend Freiraum,
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damit Harry und Ron auf der Rückbank liegen konnte, während Fred und George
vorne saßen. Wie im fahrenden Ritter gab es auch hier einen enormen Schub, der
Harry in den Sitz drückte und schon wenige Minuten später hielten sie vor dem
Fuchsbau. Jedoch so, dass Harry vom Sitz auf den außergewöhnlich großen Boden
des Autos fiel. George fuhr das Auto behutsam auf den Vorplatz und die vier stiegen
aus. Harry sah am oberen Fenster wie Mrs. Weasley hinausschaute und ihn
beobachtete als wollte sie sicherstellen, dass er der richtige Harry ist. Fred klopfte
sechs mal an der Tür und rief: "Ich schwöre feierlich das ich ein Weasley bin" und
schon öffnete sich die Tür. Die Idee hatten sie von der Karte des Rumtreibers.
Drinnen war es so gemütlich wie immer. Molly kam die Treppe herunter und nahm
Harry in den Arm: "Wie froh bin ich dass dir nichts zugestoßen ist". Harry befreite
sich aus der Umarmung und blickte auf die Wanduhr der Weasley. Sofort fiel ihm auf,
dass ein neuer Zeiger zu sehen war. "Harry Potter" stand darauf. Harry konnte ein
leichtes Grinsen nicht unterdrücken. Jetzt gehörte er schon so gut wie in diese
Familie, und er war schrecklich dankbar darüber. Weniger erfreut war er, dass immer
noch alle Zeiger auf "tödliche Gefahr" standen. "Ich weiß" sagte Molly "die Zeiger
stehen immer noch falsch. Arthur wollte die Uhr reparieren doch er kam bisher nicht
dazu. Er ist fast Tag und Nacht im Büro und kommt kaum noch nach Hause". Harry
sah den besorgten Blick von Mrs. Weasley und probierte ihr einen tröstenden Blick
zurückzuwerfen. Doch irgendwie wollte es ihm nicht gelingen, denn über Mollys
Wange lief eine Träne. "Ich mach mir solche Sorgen um euch alle" schniefte Molly,
"ich würde es nicht ertragen jemanden von euch zu verlieren."
Ron zog nun Harry in sein Zimmer hoch, bevor Mrs. Weasley damit beginnen konnte
ihm sein gefährliches Vorhaben auszureden. "Hermine kommt später auch noch.
Fred und George holen sie gerade ab". Wieso ist sie nicht disappariert?" fragte
Harry, doch die Frage konnte er sich eigentlich ersparen. Hermine war noch nie die
Mutigste und über eine solche Distanz zu disapparieren war kein Kinderspiel - da
konnte schon mal ein Teil des Körpers zurückbleiben. Ron saß auf dem Bett und sah
Harry mit ernster Miene an. "Wie willst du die Horkruxe finden? Wie willst du das
anstellen?". Harry zuckte bloß mit den Achseln, und sah sich im Zimmer um. Auch
hier war alles noch genau gleich, außer dass sich überall Spinnennetze und Staub
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ansammelten. Mrs. Weasley hatte wohl kaum noch Zeit das Haus in Ordnung zu
halten, da sie nicht nur damit beschäftigt war die Kinder zu beschützen, sondern
auch die Hochzeitsvorbereitungen verschluckten viel Zeit. Über 200 Eulen wurden
bereits mit Einladungen verschickt. Harry legte sich in sein Bett und schaute zur
Decke. Wäre doch nur Dumbledore noch am leben. Dieser könnte ihm sicher einen
Tipp geben wo er die Horkruxe finden kann und wie sie zerstört werden können. Da
kam ihm eine Idee.
Das Portrait im Büro des Schulleiters, wen er dort mit Dumbledore sprechen konnte,
dann würde er es ihm sicher verraten. Sofort schrieb er einen Brief an Prof. Mc
Gonagall.
Der restliche Tag verging rasch. Hermine traf ein und es gab bald Abendessen. Die
Kinder gingen früh zu Bett, Harry hatte ein schlechtes Gewissen wegen Ginny, sie
hatte Ihn keines Blickes gewürdigt und nicht einmal mit ihm geredet. Viele Gedanken
schwebten ihm durch den Kopf.
Was Voldemort gerade wohl tat? Ob Mc Gonagall den Brief schon bekommen hatte?
Wo Snape und Malfoy waren?
Nach einiger Zeit fielen Harry aber die Augen zu und er schlief ein, diesmal wurde er
wieder durch ein kratzen am Fenster geweckt, es war niemand anders als Hedwig,
die am Fenster des Fuchsbaus klopfte und kratzte. Rasch nahm Harry seine Brille
und flitzte zum Fenster, was nicht sehr einfach war, denn im Zimmer war es nicht
sehr ordentlich. Er nahm Hedwig einen Pergamentbrief ab, auf dem, mit grüner Tinte,
die Adresse stand.
“Lieber Harry
Ich freue mich über deine Besorgnisse um die Horkruxe.
Aber diese zu zerstören ist nicht sehr einfach, man braucht viel Erfahrung und
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Geschick um sie zu zerstören. Ein komplizierter Zauber ist nötig.
Bitte, du darfst nicht alleine dich auf die Suche begeben, warte bis du deine
Ausbildung abgeschlossen hast danach können ich und viele andere Weise
Zauberer danach suchen.
Mach dir keine weiteren Gedanken darüber und komme normal mit dem HogwartsExpress nach Hogwarts. Die Material-Listen werden bald ausgesendet. Ich weiß du
bist in Guten Händen.
Hochachtungsvoll
Mrs. Prof. Minerva Mc Gonagall“
Nachdem Harry den Brief gelesen und ihn wieder in den Umschlag zurück gesteckt
hatte kam er ins Grübeln. Er fragte sich was er nun tun solle.
Die restliche Nacht verging aber nicht ohne weitere Vorkommnisse.
Alpträume quälten Harry, in denen Voldemort und Malfoy an einem Tisch saßen und
laut schadenfroh lachten.
Bis Harry einschlief war es schon 3 Uhr Morgens und erwachte schon um 8 Uhr.
Als Harry aus seinen kurzen und keineswegs erholsamen Schlaf aufwachte, brauchte
er ein bisschen um sich zu orientieren, er konnte sich noch vage an einen Traum
erinnern, den er gehabt hatte, ihm träumte, dass er in einem Schloss gestanden
hatte und 2 Todesser ihn angreifen wollten, dann nahmen die Todesser ihre
Kapuzen ab und er erkannte Fred und George. Sie sagten ihm dass er 500 Horkruxe
zu vernichten hätte, als Harry auf sie zulief fand er sich plötzlich in einem Wald
wieder. Er stolperte und sah Chos leblosen Körper neben sich liegen. Als er sich
über sie beugte kam Ginny hinter einem Baum hervor. Als sie weglief wollte Harry
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hinterher, doch Dumbledore der auf einem Drachen saß versperrte ihm den Weg.
Harry schüttelte den Kopf und verwarf den Traum rasch wieder. Er fühlte sich
schlecht und beschloss in die Küche zu gehen und etwas zu trinken. Leise, um Ron
nicht zu wecken ging er aus dem Zimmer, die Treppe runter in die Küche. Harry
nahm sich ein Glas und goss sich über der Spüle etwas Wasser hinein. Jetzt
nachdem er etwas getrunken hatte ging es ihm etwas besser. Auf dem Tisch sah er
einen kleinen Zettel, der im sagte, dass Mrs. Weasley für ein paar Besorgungen aus
dem Haus gegangen war.
Als er fertig war spülte er das Glas aus und stellte es zurück in den Schrank. Doch
gerade als er wieder hoch ging, um Ron zu wecken hörte er die Haustür aufgehen.
Er vermutete, dass es Mrs. Weasley sei und ihr wollte er so früh noch nicht
begegnen. Harry ging weiter die Treppe hoch, bis er ein Husten hörte, das so gar
nicht nach Rons Mutter klang. Vorsichtig ging er zurück und sah einen Mann am
Küchentisch sitzen. Er konnte ihn nicht erkennen, da sein Gesicht im Schatten lag.
"Hallo", sagte Harry vorsichtig. Die Gestalt wandte sich ihm zu, es war Bill, doch er
sah schrecklich aus... - seine Augen waren rot umlaufen und sein Gesicht wies
überall Kratz- und Bissspuren auf. "Ah...hallo Harry", sagte Bill zögerlich, "alles klar
bei dir?". "Ja, schon und bei dir?" antwortete Harry. "Na ja einiges wird wohl bleiben"
sagte Bill traurig. Und wie geht’s Fleur?" fragte Harry nach und Bill antwortete:" Sie
ist für ein paar Tage in Frankreich, bei ihrer Familie". Harry war viel daran gelegen,
dass Gespräch so schnell wie möglich zu beenden und so verabschiedete er sich,
mit der Begründung müde zu sein, von Bill und ging nachdenklich wieder hoch in
Rons Zimmer.
Auf dem Weg zurück ins Zimmer, begegnete er den Zwillingen George und Fred. Sie
lauschten mit ihren Langziehohren vor Hermine und Ginny's Zimmer. Als sie Harry
sahen erschraken sie für den Moment und hielten ihn zuerst für Ron.
"Morgen Harry", flüsterte Fred. "Was macht ihr da?“, gab Harry müde zurück.
George legte einen Finger auf die Lippen und deutete Harry leise zu sein und gab
ihm ein neues Langziehohr, Harry legte es an sein Ohr und lauschte.
Er hörte Hermine sagen: "Ja, klar ich werde ihn für dich fragen..." Das Gespräch
verstummte und dann hörte man ein lautes Kichern. Plötzlich wurde die Tür
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energisch aufgerissen und die drei "Lauscher" wurden überrascht. Fred und George
rasten wie der Blitz in ihre Zimmer und Harry stand, noch immer mit seinem
Langziehohr in den Händen, stumm vor den beiden Mädchen.
"Guten Morgen Mr. Potter, alberte Ginny. Hat man gut geschlafen?"
Harry gab keine Antwort und Hermine ergriff das Wort: "Hallo, Harry...
HAARRRYYYY!!" Harry erschrak und schaute auf, seine Gedanken waren kurz
wieder bei dem Traum. "Du bist ja ganz blass im Gesicht, krächzte Ginny, komm rein
zu uns an den Kamin."
Drinnen erzählte Harry ihnen alles über den Traum und was McGonagall
geschrieben hatte. Er wollte eben wieder über den Traum weiter erzählen, als die
Stimme von Mrs. Weasley ertönte: "Ronald, Ginny, Fred, George, Hermine und
Harry!!!", hallte die Stimme durch das Haus, „das Frühstück ist serviert."
Daraufhin kamen alle zum Essen hinunter und Hermine und Ginny funkelten Fred
und George böse an.
Hermine musste einfach über die Bitte von Ginny nachdenken. Ginny hatte sie
nämlich gebeten, Harry zu fragen. Wie sollte sie das am besten machen. Wann wo
und vor allem wie. Sollte sie Ginny fragen, wie sie dass am besten machen sollte? Ihr
Rat könnte auf jeden Fall nicht schaden. Ginny wusste auch nicht so recht, wie
Hermine das ganze am besten angehen sollte aber es sollte auf jeden Fall so sein,
dass er es sich noch mal anders überlegte. Am Abend würde sie versuchen mit Harry
zu reden. Genau so würde sie es machen. Als es dann Abend war, wurde ihr mulmig.
Würde es gut gehen? Sie musste es einfach auf gut Glück versuchen. Gedrängt
durch Ginny ging sie nun in Richtung Jungenzimmer. Auf dem Weg legte sie sich
schon einmal ein paar Worte zurecht. Vor dem Jungen Zimmer atmete sie noch
einmal tief durch und klopfte. Von drinnen kam ein genervtes "Herein". Hermione lies
sich dadurch aber nicht einschüchtern und ging rein. Ron saß auf seinem Bett und
Harry auf seinem. Wie es Hermione schien, hatten die beiden gerade ein intensives
"Männer-Gespräch". Beide sahen sie verwundert an. Ron gab offen zu, dass er mit
Fred und George gerechnet hatte. "Ron könntest du mal kurz raus gehen?"
"Warum?" "Ich muss mit Harry was besprechen." Nach einer kurzen Diskussion ging
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Ron dann endlich raus. "Na gut.. wenn's sein muss" - "Danke... und geh nicht zu weit
weg, ich könnte dich noch brauchen".
Die Türe war zu, Ron war draußen. "Harry... ich möchte offen und direkt sein... Ich
bin im Auftrag von Ginny hier.... Kannst du dir denken warum?" Harry wusste zwar
genau den Grund, weshalb Hermione da war aber er antwortete trotzdem: "nein weiß
ich nicht". Hermione blickte runter auf ihre Schuhe "Sie hat mich gebeten dir zu
sagen, dass sie gerne wieder mit dir zusammen wäre" Hermione schaute hoch. In
das unentzifferbare Gesicht von Harry. Es spiegelten sich Schuldgefühle, Zorn,....
"Ich habe ihr erklärt, warum ich nicht mehr mit ihr zusammen sein kann.", gab Harry
in einem mühsam erarbeiteten ruhigem Ton zurück. "Willst du mit ihr zusammen
sein?" frage Hermione direkt. "Ich kann nicht lügen oder?" "Es wäre besser, du
währst ehrlich dir und ihr gegenüber." - "Ja verdammt... ich will mit ihr zusammen
sein. Aber es geht einfach nicht", sagte Harry sauer. "Und warum?", wollte Hermine
naiv wissen. "Weil Voldemort sie als Köder zu mir benutzen wird. ... Wie er es schon
mal getan hat." - "Harry, er weiß trotzdem, dass du sie retten wollen würdest, auch
wenn ihr nicht zusammen seid". Über diese Tatsache hatte Harry noch gar nicht
nachgedacht. "Was ist wenn du ihre Liebe brauchst, um Voldemort zu besiegen? Es
ist deine einzige Kraft, die du besitzt und Voldemort nicht." Harry dachte nach. Auch
über dies hatte er sich noch keine Gedanken gemacht. Hermine verließ den Raum
mit dem Worten: "Du tust Ginny sehr weh."
Wie Mc Gonagall Harry geschrieben hatte kam 2 Tage später der Brief von
Hogwarts. Harry überflog die Bücherliste, welche dieses Jahr ungewöhnlich viele
Bücher über die dunklen Künste aufwies sowie deren Verteidigung. Außerdem war
ein Buch dabei: "Die unverzeihlichen Flüche von Merwich Mindel". Was hatte das zu
bedeuten...
Unter der Bücherliste stand in roten Buchstaben, dass sie diesmal nicht wie gewohnt
mit dem Hogwarts-Express in die Schule fahren konnten und dass jeder selbst sehen
musste wie er nach Hogwarts findet...
Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme, dass nicht alle Schüler auf denselben Weg nach
Hogwarts kommen und dies ein zu leichtes Ziel für Voldemort sei.
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Bei den weiteren Dingen die mitzubringen seien war unter anderem aufgeschrieben:
Die Eulen sollten vor dem mitbringen in die Schule im Tiergeschäft der Winkelgasse
auf schwarze Zauber untersucht werden.
Ebenfalls soll der Zauberstab, die einzelnen Kessel, sowie die Bücher in den unten
aufgelisteten Geschäften untersucht werden...
Harry lass den Brief einige Male durch. Er zerknüllte ihn jedoch und warf ihn in den
Papierkorb. Er wollte mit Hogwarts abschließen. Sein Ziel war nicht mehr die Schule
sondern die eigenständige Suche nach den Horkruxen, dies war er Dumbledore
schuldig, der ihn in die Eigenschaften der Horkruxe einweihte... Ron, der auf dem
Bett nebenan den Brief lass zerknüllte ihn ebenfalls auch wenn Harry zuvor ein
leichtes Zögern bemerkte. Ron widersetzte sich seinen Eltern und nahm eine riesige
Gefahr auf sich nur um ihm zu helfen, dies schätzte Harry... Sogleich flog die Tür auf
und Hermine stürmte hinein in der Hand den zerrissenen Brief... "Wir bleiben
zusammen, wir kämpfen für einander auch wenn dies unser Ende bedeutet". "Gut
gesprochen" höre Harry Ginnys Stimme, die den Brief gerade zerreißen wollte. "Halt"
rief Harry. "Du kommst nicht mit, ich kann das nicht verantworten". Ginny zerriss den
Brief trotzdem. "Dann suche ich halt ohne dich nach den Horkruxen". Sie machte auf
dem Absatz kehrt und lief zur Tür hinaus...
Am selben Abend stand Harry vom Abendessentisch auf und sagte er wolle ein
bisschen frische Luft schnappen. Mrs. Weasley schaute ihn skeptisch an bewilligte
aber nach einem Moment Harrys Wille.
Er ging nach draußen und dachte wieder nach. Hogwarts brauchte zwei neue Lehrer.
Einer für Zaubertränke und einer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, wer es
wohl war?
Doch plötzlich vernahm er ein Rascheln im Gebüsch vor ihm. Harry zog rasch seinen
Zauberstab und flüsterte: „Vingardium Leviosa!“ Und es schwebte Tonks herbei.
"Lass das, du Spaßvogel", krächzte Tonks. Harry war erstaunt, dass Tonks hier
auftauchen würde: "Was zum Teufel tust du hier?“
Tonks grinste. "Was tust du hier und wieso du..." Harry bekam kein Wort mehr aus
dem Mund. "Ganz ruhig, Harry - lass uns erst mal reingehen." sagte Tonks.
Drinnen waren Freude, Überraschung und Glück die Hauptemotionen.
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Arthur Weasley begrüßt Tonks herzhaft mit einer festen Umarmung.
Hermine und Ginny scharten sich um sie und wollten wissen wie es ihr geht oder was
sie so erlebt hat in der Zwischenzeit.
Kurze Zeit später waren alle um den Küchentisch versammelt und hörten gespannt
zu, was Tonks zu erzählen hatte. Sie erzählte. Während dem Erzählen änderte
Tonks mehrmals ihre Nase und ihre Haarfarbe was dazu führte, dass alle lachten
und sich amüsierten. Die Stimmung im Raum war so ausgelassen, dass man
beinahe denken konnte, alles wäre in Ordnung und Voldemort wäre nicht wieder so
kräftig wie früher. Einige Gespräche und verschiedenen Nasen später saßen Harry,
Ron und Hermine im Jungenzimmer und unterhielten sich über Informationen von
Tonks. Sie erzählte ihnen, dass Voldemort schon dutzende von Leuten tötete.
Darunter frühere Todesser die nicht zurückkehrten, Leute im Ministerium die gegen
ihn ermitteln, sowie einige Personen, die er wohl einfach aus Spaß tötete. Die
schrecklichste Nachricht war jedoch die, dass Nevills Eltern aus dem Krankenhaus
entführt wurden. Man hatte bisher keine Spur von ihnen.
Später kam dann Ginny noch dazu, die sofort fragte, wann sie denn aufbrechen
wollen. Doch Harry konnte ihr nicht antworten, da er es selber noch nicht genau
wusste. Ginny war immer noch nicht von ihrer Absicht abzubringen alleine nach den
Horkruxen zu suchen. Ginny setzte sich neben Harry und wollte ihren Arm um ihn
legen. Doch dieser stand sofort auf und ließ die traurige Ginny auf dem Bett zurück.
"Bitte Harry, lass mich mitkommen, ich mache alles was du willst, doch lass mich
dabei sein." Harry ging ganz nahe zu Ginny, er sah in ihre Augen, in denen sich
bereits Tränen ansammelten. Harry streichelte über ihre Wange und sagte zu ihr:
"Okay Ginny, du kannst mitmachen, doch du tust immer dass was ich sage, du lernst
Okklumentik und Gegenflüche und hörst auch auf Hermine und Ron. Ich will nicht
dass dir was zustößt, und ich lass dich nur mitkommen wenn auch deine Mutter
damit einverstanden ist. Ich kann es dir leider nicht erlauben, dass müssen schon
deine Eltern machen." Ginny sprang Harry um den Hals und umarmte ihn. Die
Tränen aus ihren Augen kullerten nun über die Wagen, doch jetzt waren es
Freudentränen. Auch Hermine lächelte. Nur Ron sah lieber aus dem Fenster als
seinen besten Freund mit seiner Schwester im Arm zu betrachten. Harry löste sich
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aus der Umarmung und sagte noch einmal, dass aber Mrs Weasley auch
einverstanden sein muss. Doch zu Harrys erstaunen gluckste Ginny überglücklich,
dass sie dies bereits erlaubt hatte und ihnen nichts mehr im Wege stehe.
Harry hatte sich schon fast daran gewöhnt, dass er abends nicht einschlafen konnte,
dass ihn immer wieder Zweifel quälten - dass er in Gedanken sein bisheriges Leben
immer und immer wieder durchging und dass er dies auch mit dem Leben tat, dass
noch vor ihm lag ohne wirklich zu wissen, wie lang es noch sein würde. Gerade
deshalb endeten seine Gedanken immer wieder bei Lord Voldemort und bei
Professor Dumbledore und bei Severus Snape. Immer wieder rauschten Harry die
Worte Avada Kedavra durch den Kopf, der Fluch mit dem Snape Dumbledore
kaltblütig getötet hatte und Harry wünschte sich nichts sehnlicher als Snape
seinerseits mit dem gleichen Fluch zu bestrafen. Doch es waren ihm in dieser Nacht,
in der das dunkle Mal über Hogwarts stand, auch seine Grenzen aufgezeigt worden.
Er hatte versucht, Snape bei dessen Flucht einen Fluch auf den Hals zu hetzen doch
es war ihm nicht gelungen. Alle seine Flüche hatte Snape mit Leichtigkeit abgewehrt,
als hätte er sie vorausgeahnt und Harry hatte die dunkle Ahnung, dass sein
mangelndes Talent für Okklumentik nicht ganz unschuldig daran war. Wie konnte
Dumbledore auch ausgerechnet Snape zur Harrys Okklumentiklehrer machen!
Niemand kannte das Innere seines Kopfes jetzt wahrscheinlich besser als Snape,
sein nunmehr ärgster Widersacher nach Lord Voldemort selber. Warum nur war
Dumbledore so dumm gewesen, Snape jahrelang zu vertrauen? Er, Harry, hatte
doch immer zumindest geahnt, dass Snape der dunklen Seite zugeneigt war. Er war
es auch, der Draco Malfoys Machenschaften im letzten Schuljahr durchschaut hatte
doch niemand wollte ihm glauben: Professor Mc Gonagall nicht, Professor
Dumbledore nicht und nicht mal Ron und Hermine. Warum hatten sie alle die Gefahr
nicht erkannt, die in Hogwarts heranwuchs, obwohl er sie gewarnt hatte? Warum war
Dumbledore so ein leichtsinniger Narr gewesen?
Harry war sauer auf ihn. Er hatte sein Leben für Dumbledore riskiert als sie den
Horkrux aus der Höhle stahlen, der schließlich gar keiner war und Dumbledore hatte
nichts Besseres zu tun, als selbst in seinem letzten Atemzug noch an das Gute in
Snape zu glauben. Und dann hatte er sich einfach töten lassen, geschwächt von
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dem Zaubertrank, in dem der Horkrux lag. Harry hätte gewünscht, ihm wenigstens
noch einmal ins Gesicht schreien zu können, dass er Recht gehabt hatte und dass
Dumbledore selbst Schuld sei, wenn er jetzt sterben müsse...
Harry wachte auf. „Verdammt, reiß dich zusammen“, sagte er zu sich selber und
schüttelte seinen Kopf als wolle er seine Gedanken hinauskegeln auf
Nimmerwiedersehen. Er wusste, dass er nicht das Recht hatte so über Dumbledore,
Ron oder Hermine zu denken doch es kam in letzter Zeit immer häufiger vor. Doch
hatten alle Drei bereits mehrfach auch für ihn das Leben riskiert. Wenn er ganz
ehrlich war, war das sogar schon öfter der Fall gewesen als anders herum.
Harry stand auf und ging zum Fenster. Er starrte aus dem Fuchsbau über die
weitläufigen Wiesen, die vom Mondschein erhellt vor ihm lagen. Die Welt konnte so
friedlich aussehen. Wieso musste gerade er der Auserwählte sein. Wieso konnte er
nicht einfach nach Hogwarts fahren, wie all die anderen Schüler und darauf warten,
dass ein anderer Lord Voldemort tötete. Lord Voldemort tötete… Wie sollte er das
nur bewerkstelligen? Wenn er nicht mal Snape einen Fluch auf den Hals jagen
konnte, wie sollte er dann gegen Lord Voldemort ankommen! Natürlich, er hatte in
unzähligen Kämpfen gegen Voldemort bestanden doch musste er sich stets nur
verteidigen und das war schon schwer genug gewesen. Aber ihn seinerseits
angreifen? Er hatte keinen Zauber, keine Waffe die stark genug gewesen wäre
Voldemort in Bedrängnis zu bringen. Das einzige was er hatte und konnte, was
Voldemort nicht vergönnt war, war zu lieben. So hatte Dumbledore es ihm zumindest
gesagt. Doch was hatte die Liebe ihm im letzten Jahr gebracht? Alle Menschen, die
er liebte, egal ob Dumbledore, Hermine, Ron, Mrs. Weasley oder Sirius als er noch
lebte, alle hatten stets nur versucht, ihm etwas auszureden. Niemand hatte seine
Warnungen ernst genommen, Verständnis für ihn gezeigt.
Mit einer Ausnahme: Ginny! Seit er sie vor etwas mehr als 4 Jahren vor Tom Riddle
und dem Basilisken gerettet hatte verband sie etwas miteinander. Ginny war von
Voldemort besessen gewesen – oder besser von einem Teil von ihm, von dem Teil,
der im Tagebuch steckte und der einen der sieben Horkruxe darstellte. Und er, Harry,
hatte den Horkrux zerstört, indem er das Tagebuch mit dem Giftzahn des Basilisken
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durchstach. Es hatte keinen komplizierten Zauber gebraucht, wie Professor Mc
Gonagall in ihrem Brief geschrieben hatte. Es hatte einfach nur ihn gebraucht und
einen gewissen Sinn, was zu tun war vielleicht. Und… Ginny!
Harry öffnete das Fenster. Er brauchte einen Moment frische Luft als er von unten
vor dem Fuchsbau plötzlich ein leises Plopp! hörte und erschrocken nach unten
schaute.
„Hermine! Was machst Du denn da?“, rief er herunter, als er die Person erkannte.
Hermine schaute erschrocken herauf. „Oh, Hallo Harry! Ich konnte nicht schlafen und
dachte deshalb ich übe ein bisschen Apparieren aber ich krieg die Feinheiten noch
nicht so hin. Eigentlich wollte ich im Garten disapparieren, nicht vor der Haustür. –
Wart mal, ich komm eben hoch!“ Und noch ehe Harry etwas erwidern konnte, war
Hermine wieder verschwunden und er hörte direkt neben sich ein leises Plopp! Und
Hermine stand neben ihm.
„Na bitte, geht doch“ sagte sie erfreut und strich sich das Hemd glatt.
Harry sah sie entgeistert an. „Na ja, wie man’s nimmt“, sagte er und schaute aus dem
Fenster. „Ich glaube, Du hast da was vergessen.“
Hermine stürmte zum Fenster und blickte hinunter zu der Stelle, an der sie gerade
noch gestanden hatte. Drei Finger schwebten dort wie schwerelos in der Luft.
Hermine riss ihre linke Hand hoch. „Iiiih!“, schrie sie, „was mach ich denn jetzt?“
„Einfach zurück apparieren“, sagte Harry, „das ist mir auch schon passiert.“
Er hatte kaum ausgesprochen, da war Hermine verschwunden und tauchte unten vor
dem Haus mit einem Plopp! wieder auf. Sofort blickte sie auf ihre linke Hand. „Puuh“,
stöhnte sie erleichtert, „das hat geklappt. Warte, einmal probier ich's noch!“
Und wieder war Hermine verschwunden und tauchte mit einem Plopp! wieder neben
Harry auf. „Und?“, fragte sie.
Harry blickte wieder aus dem Fenster. „Scheint alles mitgekommen zu sein“, grinste
er.
„Na, Gott sei Dank“, seufzte Hermine während sie ihren Körper notdürftig nach
eventuell verschwundenen Einzelteilen absuchte. „Was ist eigentlich, wenn
ausgerechnet die Hand mit dem Zauberstab nicht appariert?“
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Harry zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Vielleicht kann man die irgendwie
nachapparieren.“
„Dann sollten wir das schleunigst lernen“, sagte Hermine gewichtig.
„Ich werde Dich nicht daran hindern“, sagte Harry plötzlich ernst.
„Wieso…“, Hermine stockte, „…ich werde mit dir kommen, Harry. Notfalls auch ohne
drei Finger – wenn es nicht anders geht“. Sie versuchte ein verkrampftes Lächeln.
Dann ging sie einen Schritt auf Harry zu und nahm ihn in den Arm. „Wir schaffen
das!“, sagte sie.
Selten hatte Harry eine freundschaftliche Umarmung so gut gebrauchen können und
Hermine Granger disapparierte in seinem Zimmer und tat genau das. „Vielleicht war
die Liebe doch eine gebräuchliche Waffe“, dachte Harry einen Moment, da hörte er
ein lautes Grunzen aus Rons Bett, der die ganzen Zeit fest geschlafen hatte und
Hermine löste sich schnell von ihm.
„Ich geh dann mal wieder auf mein Zimmer. Du solltest auch schlafen“, sagte sie ein
wenig verlegen zu Harry und schlich vorsichtig zur Tür hinaus.
Harry saß noch einige Zeit auf seinem Bett, ohne sich zu bewegen. Er dachte
darüber nach, welcher Verlust für ihn am schmerzhaftesten wäre. Hermine, die sich
so treu um sie sorgte, die immer eine passende Antwort hatte und ihn immer
abschreiben ließ? Oder Ron, sein bester Freund, der außer wenigen Ausnahmen
immer zu ihm stand, der für ihn sein Leben riskierte und immer auf seiner Seite
stand? Oder Ginny? Die Ginny die er so sehr liebte und auf die er verzichten musste
um ihr Leben nicht zu gefährden? Jeder Verlust wäre zu schmerzhaft für ihn. Er
könnte es nicht verantworten, dass auch nur einer seiner Freunde stirbt. Lange saß
er auf seinem Bett und überlegte sich was er nun machen soll. Schon bald sah er die
Sonne aufgehen und dann fing er an seinen Koffer zu packen. Er suchte all seine
Kleider zusammen, legte seine Bücher darauf und schloss den Koffer mit einem
leisen Klicken um Ron nicht zu wecken. Er nahm ein Pergament aus dem Nachttisch,
und schrieb mit seiner Feder:
Lieber Ron, liebe Hermine, liebe Ginny
Ich weiß, wir wollten zusammen losziehen um die Horkruxe zu suchen. Ich weiß - ich
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habe euch allen versprochen, dass ihr mitkommen könnt. Ihr könnt mir glauben, es
ist sehr schmerzhaft für mich all meine Freunde hinter mir zulassen um alleine
loszuziehen. Doch das ist das Beste. Ich könnte es nicht verantworten jemanden von
euch zu verlieren und vor allem auch noch Schuld daran zu sein. Deshalb halte ich
es für das Beste, wen ihr nach Hogwarts zurück kehrt und ich mich auf den Weg
mache meine Bestimmung zu erfüllen. Ich hoffe wir werden uns bald unter
glücklichen Umständen wieder sehen und hoffe auch, dass wir alle heil und am
Leben bleiben.
Liebe und warme Grüsse.
Harry
Er setze noch ein Herzchen darunter und wollte das Pergament gerade auf sein Bett
legen, als Hedwig auf seine Schulter flog und ihm ihr Bein hinstreckte. " Nein
Hedwig, dieser Brief ist nicht für dich, den werde ich nicht abschicken" flüsterte ihr
Harry ins Ohr. Doch Hedwig flog beleidigt zum offenen Fenster hinaus.
Nun war es Zeit für Harry aufzubrechen. Er nahm seinen Koffer, Hedwigs Käfig und
den Besen. Dann schaute er noch einmal zu Ron und lief schließlich zur Tür hinaus.
Auch beim Mädchenschlafzimmer machte er noch einen Halt. Er sah sich Hermine
und Ginny noch einmal an und hoffte dass er sie bald wieder sieht. Dann lief er die
Treppe hinunter, durch die Tür nach draußen und setzte sich auf den Besen. Das
Gepäck machte er am Besen fest und dann stieß er ab. Immer höher, bis das
Weasley Haus ganz klein wurde. Nach einem letzten wehmütigen Blick nach unten
flog er dann weg. Wohin er flog wusste er noch nicht. Nach Godric's Hollow konnte er
nicht, dort würde man ihn zu schnell finden. So beschloss er zuerst einmal in die
Winkelgasse zu fahren um sich dort noch einige Sachen zu besorgen.
Harry flog eine ganze Weile und er genoss es, den Wind in seinen Haaren zu spüren.
Es gab kaum einen Ort auf der Welt, an dem er sich sicherer fühlte als auf seinem
Besen. Nach einer Weile aber stieg die Müdigkeit in ihm herauf und Harry wurde erst
jetzt wirklich bewusst, dass er die ganze Nacht überhaupt noch nicht geschlafen
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hatte, während das Blau-Rot der Morgendämmerung am Horizont immer heller
wurde.
So landete er noch ein ganzes Stück vor den Toren Londons auf einer verlassenen
Weide mit einem alten Holzstall. Er hatte Glück, dass tatsächlich etwas trockenes
Stroh darin lag. Er öffnete Hedwigs Käfig, die sofort davonflog, legte sich auf das
Stroh, Besen und Koffer neben sich und warf den Tarnumhang über sich und seine
Sachen. Nur eine Minute später war er schon eingeschlafen.
Harry erwachte erst gegen Mittag wieder. Hedwig saß wieder in ihrem Käfig und der
Stall und die Weide waren noch genauso verlassen wie Stunden zuvor, als er hier
angekommen war. Doch Harry fühlte sich jetzt besser. Er hatte gut geschlafen und
konnte sich nicht einmal an einen Albtraum erinnern, lediglich die Knochen
schmerzten ein bisschen von dem nicht allzu vornehmen Schlaflager. Er schulterte
wieder seine Sachen, befestigte alles am Besen und flog weiter Richtung
Winkelgasse. Als er die ersten Häuser Londons in der Ferne sehen konnte, warf er
sich während des Fluges wieder seinen Tarnumhang über und er nahm ihn erst
wieder ab, als er vor dem Tor zur Winkelgasse stand. Er tippte die richtigen
Backsteine an der Mauer an und sie öffnete sich und gab den Weg zur Winkelgasse
frei.
Immer wenn Harry hier stand, musste er daran denken, wie er das erste Mal mit
Hagrid hier war. Es waren zweifellos glücklichere Tage gewesen und auch der
Winkelgasse selbst schien man dieses anzumerken. Es war bei weitem nicht soviel
Betrieb wie sonst und die Zauberer und Hexen eilten nur noch über die Straße und
von Geschäft zu Geschäft, anscheinend möglichst bestrebt das, was sie zu erledigen
hatten, schnell zu erledigen. Damals, vor 6 Jahren, hatten viele von ihnen auf der
Winkelgasse und vor den Geschäften gestanden, um ein kleines Schwätzchen zu
halten, doch nichts davon war heute mehr zu sehen. Die Leute grüßten sich
höchstens mit einem kurzen Handheben und irgendwie spiegelte die Veränderung
der Winkelgasse das wieder, was auch Harry spürte: Angst lag über dem Land!
Eine Weile streifte Harry nur so herum, schaute in dieses oder jenes Schaufenster,
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immer mit einem Auge auf der Hut, ob nicht plötzlich Mr. oder Mrs. Weasley oder
irgendein anderes Mitglied des ehemaligen Phönixordens vor ihm stand um ihn zur
Rückkehr in den Fuchsbau zu bewegen, dann plötzlich entschied er sich, den Weg in
die Nokturngasse einzuschlagen. Er wollte zu Blorish & Blotts, dem Ort an dem das
Gegenstück zu dem Verschwindekabinett in Hogwarts stand und durch das die
Todesser überhaupt erst in das Schloss gelangen konnten.
Harry sprang kurz in eine Seitengasse, warf sich den Tarnumhang über, dann ging er
los...
Groß aufpassen musste er ja nicht, da sowieso fast niemand auf der Strasse war,
den er rammen konnte. Und in der Nocturngasse würde wohl gar niemand zu finden
sein. Harry ging mit großen Schritten in die Gasse und lief den Schaufenster entlang,
nicht ohne dabei ab und zu einen Blick ins Innere zu wagen. Das erste Schaufenster
glich etwa der verbotenen Abteilung in der Schulbücherei. Auf dem Schild an der Tür
stand kaum leserlich "Riffle's Bookshop" und im Schaufenster war ohne Zweifel das
Buch ausgestellt, dass sie für die Schule brauchten. "Die unverzeihlichen Flüche von
Merwich Mindel". Da Harry neugierig war, was das für ein Buch ist, dass sie mit in die
Schule bringen müssten legte er den Tarnumhang ab und betrat den Laden. Der
Laden war dunkel und staubig. Sofort kam Staub in Harrys Nase und er konnte ein
Niesen nicht unterdrücken. Aus dem Hinterzimmer hörte Harry eine röchelnde
Stimme "Wer ist da?" Harry, der sich bereits im Klaren war, dass es keine gute Idee
war den Laden zu betreten sagte leise: "Guten Tag Sir, ich möchte ein Buch kaufen".
Der röchelnde Mann war sofort zur Stelle und begrüßte Harry mit einem leichten
Knicks. "Welches Buch soll es den sein, werter Herr?". Harry sah sich im Laden um
und zeigte auf das Buch im Schaufenster "Dieses da". Der Verkäufer ging zu einem
Regal und zog ohne zu Zögern ein Buch heraus legte es auf den Tresen und grinste
zu Harry " Wohl gefallen an der schwarzen Magie gefunden, Mister Potter? Sie sind
doch nicht wohl zur dunklen Seite gewechselt?" Harry hatte keine Lust auf diese
Frage eine Antwort zu geben, so legte er ein paar Sickel auf den Tresen nahm das
Buch und lief aus dem Laden.
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Sofort warf er den Tarnumhang wieder über sich, und lief weiter. Im nächsten
Schaufenster konnte er nur Tiere sehen. Überall waren Spinnen, Ratten oder
Schlangen, doch auch dieser Laden sah nicht gerade aus als würde er
Kanarienvögel verkaufen. So lief Harry weiter bis er zu Borgin und Burkes kam. Er
schaute kurz in den Laden und sah, dass gerade keine niemand im Verkaufsraum
war. Sofort betrat er den Laden, immer noch unter dem Tarnumhang. Er lief die
Regale entlang, als ob er etwas Bestimmtes suchen würde. Er wusste selbst nicht
was es war, doch irgendetwas musste in diesem Laden sein, das der finden wollte.
Jedes Gestell, jedes Regal, jede Ecke suchte er gründlich ab. Doch er fand nichts.
Es ist im nichts Besonderes aufgefallen. Noch einmal durchsuchte er den gesamten
Laden, als er plötzlich ein schweres Atmen hinter sich hörte. Geräuschlos drehte er
sich um und sah den Ladenbesitzer. Er war nicht mehr als ein Meter von ihm
entfernt. "Ist da jemand?" rief der Mann so, dass Harry seinen hässlichen
Mundgeruch riechen konnte. Harry probierte aus dem Sichtfeld des Mannes Richtung
Türe zu gehen. Da fiel sein Blick hinter die Ladentheke und sofort war Harry klar,
dass was dort stand musste er haben. Deswegen war er in dieser Gasse. Genau das
hatte er gesucht. Es war ein Schwert.
Es war das Gryffindor Schwert, dass ihm damals das Leben gerettet hatte in der
Kammer des Schreckens. Einer der Todesser musste es aus Hogwarts gestohlen
haben. Das war ein Zeichen. Dies musste ein Horkrux sein.
Harry hörte ein Schnauben.
Schnell drehte er sich wieder zu dem Ladenbesitzer um.
Dieser musterte noch einmal den Raum, schaute auf die Straße und verlies dann
wieder leise murmelnd das Zimmer.
Harry sah sich fieberhaft um.
Er braucht etwas zum Transportieren. Ein Schwert konnte man nicht einfach so unter
den Umhang verstecken.
Nach kurzer Zeit fand er, was er suchte. Er lief zum Ladentisch und steckte das
Schwert in den Schaft, den er aus einem der Regale gezogen hatte.
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Es passte erstaunlich gut. Schnell ging er zur Ladentür. Bloß erst einmal weg hier!
Vorsichtig öffnete er die Tür und verließ den Laden.
Nun stand er dort in der dunklen Gasse. unter einen Tarnumhang versteckt und mit
einem Schwert an der Hüfte, dass höchstwahrscheinlich Bestandteil von der Seele
des gefürchtesten Zauberers der Welt war.
Jetzt merkte er, wie aufgeschmissen er eigentlich ohne Freunde war.
Es war schon nach Mittag und sie wussten bestimmt schon lange, dass er sie einfach
zurückgelassen hatte.
Was sollte er jetzt bloß tun?
Er überlegte einen Moment was er tun sollte. Wie sollte er diesen Horkrux zerstören?
Er war kein Buch in das man einen Giftzahn stechen konnte!
Er überlegte an wen er sich wenden könnte.
Hermine hatte bestimmt schon einmal etwas in einem Buch gelesen aber er wollte
sie da nicht mit hinein ziehen.
Er hätte Sirius um Hilfe bitten können - doch der war tot.
Wieder durchströmte ihn eine Woge Hass.
Bei allen Gedanken die er fasste endete er immer bei seinem Erzfeind VOLDEMORT
und da viel es ihm wie Schuppen von den Augen DUMBLEDORE!
Er musste zu Albus Dumbledore aber da er ja tot war musste er zu seinem Portrait
im Zimmer des Schulleiters. aber das war in Hogwarts und er hatte sich geschworen
nie wieder nach Hogwarts zu gehen.
Doch er fand keinen Ausweg. also musste er nach Hogwarts. aber wie?
Mit dem Besen fliegen konnte er nicht da er von Hermine wusste das die Mauern von
Hogwarts durch viele Banne und Zauber geschützt waren.
Er stand immer noch vor dem Laden und da kam ihm eine Idee.
Das Verschwindekabinett im 7. Stock von Hogwarts. Das Gegenstück lagerte genau
in dem Laden hinter ihm.
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Er überlegte nicht lange und stürmte erneut in den Laden, darauf bedacht nicht ein
Körperteil von ihm unter dem Tarnumhang hervor scheinen zu lassen.
Zum Glück hatte ihn der Ladenbesitzer nicht bemerkt und so streifte er erneut an den
Regalen umher. und da sah er es - doch im gleichen Moment spürte er erneut Atem
hinter sich. Dieses Mal streckte der Besitzer des Ladens aber die Arme aus als wolle
er ihn ertasten. Ohne lange zu zögern sprang er ins Verschwindekabinett.
Alles drehte sich und er dachte er würde von einem Staubsauger eingesogen.
Wenige Minuten später stand er im 7. Stock von Hogwarts.
Er schaute sich um. Alles sah genauso wie immer aus.
Der Tarnumhang war ihm von den Schultern gerutscht und so bückte er sich um ihn
aufzuheben, doch in dem Moment hörte er Schritte.
Er packte den Tarnumhang und seine Sachen und sprang in den nächsten Raum.
Er war im Raum der Wünsche. Der Raum sah nun aus wie ein normales Zimmer, das
ihn einlud sich dort niederzulassen. So ließ er seinen Koffer und den Besen zurück
und warf sich den Tarnumhang erneut über.
Er wanderte durch das menschenleere Schloss und seine Füße trugen ihn zum
Astronomieturm in dem Dumbledore getötet wurde.
Der platz sah aus, als ob dort nichts Sonderliches geschehen war doch auf Harry
kam eine Sturmflut von bedrückenden Gefühlen und Angst zu. Die Angst vor dem
Vergangenen sowohl die Angst vor dem Zukünftigen. Und zum ersten Mal verstand
er was Dumbledore damit meinte als er immer wieder zu ihm sagte "deine größte
Stärke ist das lieben, Harry. Voldemort kann nicht lieben und er unterschätzt die
Liebe."
Er verstand warum es seine größte Stärke war und er merkte, dass er eigentlich hier
mit Ginny, Hermine und Ron sein müsste. Doch dann packte ihn wieder die Angst um
seine Freunde.
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Nicht zum ersten Mal in seinem Leben wünschte er sich einmal in ein anderes, viel
einfacheres Leben tauchen zu können. In ein Leben mit Eltern und ohne ständige
Gefahr.
Plötzlich schreckte Harry auf. Er hatte ein leises Tapsen auf der Treppe gehört. "Wer
könnte das sein?" schoss ihm durch den Kopf. Mit jeder Sekunde wurde das
Geräusch lauter. Und dann erkannte er es. Es war Mrs. Norris, Filch's Katze. "Na
warte", dachte Harry und zückte seinen Zauberstab. Da er noch immer unter dem
Tarnumhang steckte, konnte ihn die Katze nicht sehen, aber anscheinend riechen,
da sie misstrauisch umherschnupperte. Harry trat noch einen Schritt an die Katze
heran, richtete den Zauberstab auf sie und rief: "Petrificus Totalus!" Die Katze
erstarrte und kippte zur Seite. "Das wollte ich schon immer tun..." murmelte Harry
zufrieden. Denn ihn störte das ewige Hinterhergeschleiche der Katze genauso sehr
wie alle anderen Hogwarts-Schüler. Wenn das jetzt bloß Ron sehen würde! Bei dem
Gedanken fuhr ein Stich durch Harrys Herzen. Nein, es half nichts, er musste es
ohne seine Freunde versuchen!
Jetzt durfte er aber nicht weiter zögernd auf dem Turm stehen bleiben, da jeden
Augenblick Filch auftauchen könnte, der bestimmt schon seine Katze vermisste. Also
schlich Harry die Treppen wieder hinunter in Richtung des Aufgangs zum Zimmer
des Schulleiters. An dessen Eingang fiel im plötzlich ein, dass er das Passwort nicht
wusste, welches er ja brauchte um zur Treppe zu gelangen. Er überlegte. Wenn
Dumbledore noch Schulleiter gewesen wäre, dann würde es sicherlich der Name
irgendeiner Süßigkeit die Lösung sein. Da jetzt aber Mc Gonagall die Leitung
übernommen hatte, war es um einiges schwieriger.
Er überlegte und überlegte, doch ihm fiel nichts Brauchbares ein. Doch dann kam
ihm ein Gedankenblitz. Hatte Mc Gonagall diesen Slogan nicht als "Super"
empfunden? Harry musste es einfach probieren: "Dumbledores Armee!" rief er leise.
Und das Unfassbare geschah: Die beiden Figuren gaben den Weg frei zur
Wendeltreppe, die sich sofort in Bewegung setzte. Harry sprang hinauf und ließ sich
zum Schulleiterzimmer emporheben.
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Dieses war - wie erhofft - verlassen. Mc Gonagall war wohl anscheinend außer Haus.
Schnell schritt Harry zu dem Gemälde, in dem sich - wie er noch schwach in
Erinnerung hatte - Dumbledore befand. Er nahm den Tarnumhang herunter und
schaute hoch in Dumbledores Gesicht.
Er schlief. Doch genau in dem Moment, als Harry ihm etwas zurufen wollte, damit er
aufwachen würde, öffnete er die Augen.
"Nun, ich habe längst auf dich gewartet", sagte er leicht lächelnd. Harry erstarrte. Er
wusste nicht, was er antworten sollte. Ihm kamen so viele Gefühle hoch, Fragen, die
er stellen wollte, Vorwürfe - warum Dumbledore Harry gehindert hatte, ihn zu
beschützen...
Bevor Harry nur eine Frage diesbezüglich stellen konnte, sprach Dumbledores Bild
wieder. "Wir haben nicht viel Zeit. Spar dir deine Fragen bitte für ein anderes Mal auf.
Ich weiß, es ist schwer für dich, der in den letzten Monaten so viel durchgemacht hat.
Aber über meine Gründe, so zu handeln, kann ich jetzt noch nicht sprechen. Aber
eins lass dir gesagt sein: Es war nicht umsonst, dass ich gestorben bin!" - Harry sah
in fassungslos an. Was wollte er ihm damit sagen? "Du bist her gekommen, damit du
von mir Rat bezüglich deines weiteren Vorgehens hinsichtlich der Horkruxe
bekommen kannst. Nun, ich will tun, was ich kann." Dumbledores Bildnis versuchte,
Harry durch ein Lächeln aufzumuntern.
"Der erste Rat, den ich dir geben möchte, ist folgender: Hör auf dein Herz! Wie ich dir
schon öfter gesagt habe, ist dies deine stärkste Waffe gegen Voldemort. Was es dir
sagt, befolge es! Auch, wenn dein Verstand dir zu sagen versucht, es sei falsch! Du
brauchst nun einmal deine Freunde!" - "Aber ich will nicht, dass ein weiterer meiner
Freunde dabei umkommt! Ich habe schon zu viele Leben auf dem Gewissen - meine
Eltern, Cedric, Sirius und... - dich!" schluchzte Harry. Ihm schossen plötzlich die
Tränen in die Augen, sodass er Dumbledore in seinem Gemälde nur noch undeutlich
erkennen konnte. "Nein, du hast uns nicht auf dem Gewissen! Jeder von uns ist nicht
wegen dir - sondern wegen Voldemort! - gestorben. Versteh doch, im Kampf gegen
ihn! Und außerdem: Jetzt zu dieser dunklen Stunde ist keiner mehr seines Lebens
sicher, egal, ob er Zauberer oder Muggel ist! Von daher würden sich deine Freunde
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von einer Gefahr in eine andere begeben - mit dem Unterschied, dass sie dir helfen
können! Überleg dir gut, bevor du eine endgültige Entscheidung hinsichtlich einer
Trennung oder aber eines gemeinschaftlichen Kampfes gegen Voldemort triffst!"
redete Dumbledore eindringlich auf Harry ein.
"Mein zweiter Rat ist nun dieser: Wie ich dir erzählt habe, vermute ich, 6 der 7
Horkruxe zu kennen. Drei von ihnen - soviel wussten wir bereits, sind bereits
vernichtet. Ein vierter, das Amulett, so denke ich, ist auch vernichtet worden - eben
von diesem R.B.B. Frag mich nicht, woher ich das weiß! Dazu komme ich wann
anders...", wandte Dumbledore schnell ein, also Harry zu einer Frage diesbezüglich
ansetzen wollte. "Bitte lass mich weiterreden, wir haben nicht viel Zeit. Es darf
niemand wissen, dass wir miteinander geredet haben, auch nicht Mc Gonagall! Denn
dies hier ist zu wichtig, als dass die Informationen in die Hände des Feindes
gelangen dürfen. Also, drei bleiben noch übrig. Welche es sind, ist aber nicht so
leicht zu sagen, bis auf Nagini. Ich kenne aber einen Weg, zumindest einen der zwei
verbliebenen Horkruxe zu enttarnen. Wie ich kurz vor meinem Tod erfahren habe,
kennt einer der Todesser den Gegenstand, welches einen Teil von Voldemorts Seele
beinhaltet. Leider konnte ich aber nicht herausfinden, wer. Es muss aber einer aus
Voldemorts engstem Umfeld sein! Finde ihn, und versuch, ihm das Geheimnis zu
entlocken!"
"Aber wie?" stieß Harry hervor. "Ich weiß gar nicht, wie ich das anstellen,
geschweige denjenigen finden soll! Ich bin zu nichts fähig - nicht einmal Snape
konnte ich stoppen!" wieder brannte Harry es in den Augen. "Wie ich dir schon
gesagt habe, Harry - verlass dich auf dein Herz, und auf deine Freunde! Gemeinsam
werdet ihr schon eine Lösung finden." Beide schwiegen für einen Moment. Als Harry
sich wieder gefangen hatte, flüsterte er leise: "Ich habe vielleicht schon einen
weiteren Horkrux gefunden, Sir." Er zog Godric’s Schwert hervor. "Wo hast du das
her?" fragte Dumbledore schnell. "Aus Borgin und Burks", antwortete Harry. "Oh
weh..." stöhnte Dumbledore auf. “Was ist?" rief Harry erschreckt. "Ist das also
tatsächlich ein Horkrux?" - "Ich weiß es nicht - als ich noch lebte war es jedenfalls
noch keins. Ja, ich habe es schon darauf geprüft", wandte er auf Harrys ungläubigen
Blick ein. "Was nicht heißen muss, dass es jetzt nicht doch eins ist. Vielleicht hat
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Voldemort ein weiteres Mal seine Seele gespalten, da er weiß, dass zumindest eins
seiner bestehenden Horkruxe zerstört wurde!"
Verwundert sah Harry, dass Dumbledore trotz dieser bestürzenden Neuigkeit zu
strahlen begann. "Wenn er dies getan hat, wäre er - du entschuldigst, Harry törichter, als ich gedacht hab!" Dumbledore erklärte Harry, wie schon zu Lebzeiten,
nicht was er damit meinte. "Alles zu seiner Zeit, Harry - wenn wir wissen, ob ich recht
habe."
Er sah auf das Schwert. "Hör gut zu, Harry! Du musst jetzt erst einmal herausfinden,
ob das Schwert wirklich ein Horkrux ist. Dazu leg es erst einmal auf den Tisch. So",
antwortete er - hörbar angespannt, als Harry folgsam das Schwert auf der Mitte des
Tisches platzierte, "jetzt nimm dein Zauberstab und sprich "RELEVATO
HORCRUXO" - keine Angst, das zeigt nur, ob es wirklich einer ist - wen das Schwert
dann rot aufleuchtet, dann haben wir es mit einem 8. Horkrux zu tun. Also los"
Harry packte seinen Zauberstab, doch seine Hand zitterte. Langsam hob er seine
Hand, bis sie auf das Schwert deutete. Er konzentrierte sich, schloss die Augen und
murmelte: "Relevato Horcruxo"
Dumbledore schnalzte mit der Zunge, sodass Harry seine Augen öffnete. Das
Schwert leuchtete strahlend rot...
Plötzlich hörte er Schritte. Er packte das glühende Schwert und schwang sich den
Tarnumhang über. Dann schlich er zur Tür. Als sie sich öffnete und Professor
Mc Gonagall herein kam, schlüpfte er durch die Tür auf die Treppe.
Er rannte den Korridor entlang und dachte darüber nach wie oft Voldemort seine
Seele zusätzlich gespalten hatte.
Seine Füße trugen ihn zur Fetten Dame, die wachsam in ihrem Bild hockte.
Als er abrupt stehen blieb, fiel ihm der Tarnumhang vom Körper und der Fette Dame
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entfuhr ein erstickter Schrei.
"Ruhe!", sagte Harry und zu seiner Verwunderung klappte die Fette Dame zur Seite.
Ruhe musste das Passwort gewesen sein. Er lächelte.
Plötzlich durchfuhr ihn ein schrecklicher Schmerz. Er fiel zu Boden und rührte sich
nicht mehr!
Zuerst wusste Harry nicht, was passiert war. Dann dämmerte es ihm. Irgendjemand
musste ihm einen Ganzkörperklammerfluch aufgehetzt haben! Angespannt lauschte
er nach einem Geräusch dieser Person. Doch es blieb totenstill. Dann wurde ihm
schlagartig klar, dass dies ein neuer Schutzmechanismus sein müsste, der in
Zwischenzeit installiert wurde. Doch wieso ist er nicht rein gekommen, trotz richtigem
Passwort? Egal, darüber konnte er sich später wundern – jetzt hieß es schnell
handeln. Denn schließlich wurde durch das Auslösen des Fluchs bestimmt jemand
alarmiert!
Hecktisch versuchte er sich an den Gegenfluch zu erinnern, den ihm Hermine im 2.
Schuljahr beigebracht hatte. Nach kurzer Zeit erinnerte er sich und versuchte, sich zu
beruhigen. Denn zu zaubern ohne dabei den Zauberspruch laut auszusprechen –
das war noch nie Harrys Stärke gewesen!
Da – er hörte in der Ferne jemanden in seine Richtung laufen! Er wurde panisch.
„Komm schon!“, dachte Harry. Gerade, als die Person um die letzte Ecke im Korridor
vor dem Eingang zum Gryffindor-Turm schritt, schaffte es Harry. Der Fluch ließ nach
und er sprang auf, schnappte sich das Schwert und warf sich den Tarnumhang über
– gerade rechtzeitig, als Professor Mc Gonagall zusammen mit Filch am Portrait
ankamen. „Professor! Professor! Sie werden mir es nicht glauben, aber… aber…“,
stammelte die Fette Dame. „Ruhe!“, rief Mc Gonagall. „Was ist denn los? Wer hat
versucht, hier in den Turm zu gelangen?“ hastig sah sie in jede Ecke des Korridors,
während Filch durch das Portrait trat um die Gemächer zu durchsuchen.
Harry drückte sich an die Wand und versuchte, so leise wie möglich zu atmen. „Es…
- es war Mr. Potter, Madam!“ – „POTTER?“ schrie Mc Gonagall überrascht auf. Sie
drehte sich schnell um – und erstarrte. Sie hatte kurz etwas Rotes aufblitzen sehen.
Harry stockte der Atem – denn als Mc Gonagall damit beschäftigt war, mit der fetten
Dame zu sprechen, versuchte er sich an der Wand entlang von ihr wegzuschleichen.
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Dabei war ihm kurz das Schwert – das noch immer rot leuchtete – aus der Hand
geglitten und unter dem Tarnumhang hervorgerutscht. „POTTER! Kommen Sie
SOFORT hierher!“, schrie Mc Gonagall. Ihm blieb nun nichts anderes übrig, also zog
Harry den Tarnumhang aus, wobei er darin das Schwert einwickelte und ging auf
Professor Mc Gonagall zu. „Was um Herrgottes Willen haben Sie HIER in der Schule
um diese Uhrzeit verloren? Und wie sind Sie überhaupt hergekommen?“ sie starrte
ihm direkt in die Augen. Harry, der sich stark an die Stunden mit Snape erinnert
fühlte, überkam wieder das Gefühl, dass seine Gedanken gelesen wurden.
Hastig schaute er auf den Boden und antwortete zaghaft: „Ich bin mittels des
Verschwindekabinetts hergekommen, Professor! Und weshalb ich hierher kommen
wollte…“ er brach ab. „Ja? Ich warte!“ antwortete Mc Gonagall bissig. Harry überlegte
fieberhaft, was er ihr antworten sollte. „Ich hatte letztes Jahr etwas in meinem
Nachttisch vergessen, das ich dringend brauche. Und da die Schule ja
wahrscheinlich geschlossen wird, wollte ich mir das jetzt eben holen.“ Er wusste,
dass dies eine sehr schwache Ausrede war. „Ach ja? Und da konnten Sie etwa nicht
einfach einen Brief mit der Bitte um der Zusendung schicken – sondern mussten hier
in die Schule einbrechen?“ antwortete Mc Gonagall höhnisch. „Und nebenbei –
haben Sie nicht vor kurzem von der Schule ein Schreiben bekommen, in dem
deutlich hervorgeht, dass die Schule weiterhin offen bleibt? Also, was ist der wahre
Grund Ihres „Besuches“? Oder soll ich besser das Zaubereiministerium
benachrichtigen?“ fragte Mc Gonagall Harry drohend. Er konnte sich zwar nicht
vorstellen, dass sie die letzte Drohung wahr machen würde, aber er wollte es dann
doch lieber nicht riskieren. „Ich… ich bin hergekommen, da ich vermute, dass hier ein
Horkrux verborgen ist“; antwortete Harry leise. Er hatte sich entschlossen, die halbe
Wahrheit zu sagen.
„Ein Horkrux? HIER? Das kann ja wohl nicht Ihr Ernst sein! Und nebenbei – habe ich
Ihnen nicht gesagt, dass Sie diese Suche Fachmännern überlassen sollten? Na, Sie
halten sich ja selten an Ratschläge oder Befehle, dass hätte mir ja klar sein
können…“
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Da hörte Harry hinter sich Filch heranhecheln. „Du!“, keuchte er. Gerade als er zu
einer Strafpredigt ansetzen wollte, fuhr ihn Professor Mc Gonagall an. „Lassen Sie es
gut sein! Sie brauchen jetzt nicht mehr weitersuchen. Einen schönen Tag noch!“ Und
zu Potter gewandt: „Und Sie, folgen Sie mir in mein Büro!“
Also gingen Sie – Harry mit einem ziemlich mulmigen Gefühl (aber andererseits der
aufkeimenden Hoffnung, dass Mc Gonagall das Schwert doch nicht gesehen hatte –
da sie es noch nicht erwähnte!) – auf den Aufgang zu, betraten die Wendeltreppe
und ließen sich zu ihrem Büro empor heben. „Setzen Sie sich!“ Jetzt klang es schon
nicht mehr so gebieterisch, wie sie ihn unten noch angeherrscht hatte.
„Entschuldigen Sie, aber ich bin im Moment einfach mit den Nerven am Ende. Die
Wiederkehr Voldemorts, Snapes Verrat – und Dumbledores Tod“ – hier stockte sie
kurz – „das ist ziemlich viel für mich gewesen.“ Harry glaubte seinen Ohren nicht
trauen zu dürfen. Wann hatte Mc Gonagall jemals so etwas gesagt? „Und jetzt noch
die Sorge, dass Sie sich in Lebensgefahr bringen, nur um sich an Voldemort zu
rächen!“ – „Aber ich MUSS gegen Voldemort kämpfen! Ich muss die Horkruxe
finden!“, fiel Harry ihr ins Wort. „Nein, müssen Sie nicht! Verstehen Sie doch, Mr.
Potter, sie sind nicht an den Tod ihrer Eltern, Dumbledore und weiß ich noch wen
Schuld – als dass Sie es ihnen schulden müssten…“ – „Sie verstehen nicht!“ Harry
kamen wieder die Tränen. Wie konnte er Mc Gonagall verständlich machen, dass
eben dies ihm prophezeit wurde, dass dies seine Bestimmung war, ohne aber dies
explizit zu erwähnen? Er hatte doch Dumbledore tiefste Verschwiegenheit
versprochen!
Da kam ihm Dumbledores Gemälde zur Hilfe. „Harry hat Recht, Minerva.“, murmelte
er. Sie wandte sich verstört zu dem Gemälde um. „Wie meinst du das; Albus?“ –
„Nun, es sollte eigentlich ein streng gehütetes Geheimnis zwischen Harry und mir
bleiben, aber es ist wohl nicht länger möglich es zu verschweigen – gerade jetzt, wo
Harry dringend Unterstützung braucht. Minerva, Harry wurde auserwählt, gegen
Voldemort zu kämpfen!“ Und dann erzählte er Mc Gonagall die ganze Geschichte,
die er Harry eines Tages erzählt hatte. „Und deshalb solltest du ihn eher
unterstützen, anstatt ihn daran zu hindern, sich gegen Voldemort zu stellen.“, schloss
Dumbledore.
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Mc Gonagall schien noch immer nicht recht überzeugt. „Harry, zeig Ihr doch mal den
Horkrux, den du schon gefunden hast“, bat Dumbledore. Harry, der sich zuvor noch
gefreut hatte, dass Professor Mc Gonagall dies übersehen hatte, zog widerstrebend
das Schwert aus dem Tarnumhang hervor und legte es vor sich auf den Schreibtisch.
Es leuchtete weiterhin rot, wenngleich die Farbe etwas verblasst war. Mc Gonagalll
blieb die Luft weg. Bevor sie sich erholen konnte, sprach Dumbledore weiter. „Harry
– hör mir jetzt genau zu! Du musst den Horkrux jetzt vernichten! Ich weiß, dass du
davor Angst hast – aber es führt nun mal kein Weg dran vorbei! Und es kann dir
niemand abnehmen – andere würde dass definitiv in den Tod führen – sieh nur mich
an! Die Vernichtung der zwei Horkruxe hat mir alle meine Kraft genommen! Aber nur
Mut – in dir steckt mehr drin, als du denkst! Wie hat Hagrid doch einmal so schön
gesagt? >>Du wirst einmal ein sehr guter Zauberer<<!“ Er lächelte Harry ermunternd
zu. „Also, der Zauberspruch, den du zur Vernichtung brauchst, heißt „Discreate
Horcruxo“. Wichtig ist, dass du nach dem Spruch schnellstmöglich in Deckung gehst,
denn es wird eine Stichflamme geben.“ Er deutete auf seine rechte Hand. „Ich war
damals wohl nicht schnell genug!“ er versuchte zu lächeln, was aber etwas
verkrampft aussah.
„Also, wie gesagt, geh in Deckung, dann klappt das schon! Also los. Minerva, ich
würde dich bitten, deinen Widerstand aufzugeben und Harry zu vertrauen!“ Mc
Gonagall schien nach wie vor überzeugt zu sein, dass Harry dafür nicht geeignet sei
und es lieber Fachleuten überlassen werden sollte, aber Dumbledores Unterton ließ
keinen Widerspruch zu. Also, zog sie sich zurück.
Harry, der vor Anspannung und Angst zitterte, stand auf, trat zum Tisch und zog
seinen Zauberstab. „Du musst dich konzentrieren!“ dachte er immer und immer
wieder. Nein, er konnte es nicht – wieso sollte ihm so etwas Kompliziertes gelingen –
wo er in letzter Zeit doch immer gescheitert ist, als es auf ihn ankam? Allerdings,
nachdem er so gedacht hatte, kamen ihm die Bilder seiner Eltern, Sirius und Cedric
vor Augen. „Du musst es tun – du schaffst es!“ glaubte er von ihnen zu hören. Er
straffte seinen Körper, hob den Zauberstab erneut, den er kurz hatte sinken lassen –
und sprach laut und deutlich: „Discreate Horcruxo!“ – im gleichen Augenblick sprang
er einen Schritt zurück hinter eine Säule, auf der ein kleiner Brunnen thronte.
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KNALL!!! Es war, als wäre eine Bombe explodiert – das Schwert ging in eine
gleißend rote Stichflamme auf, die sich zu allen Seiten ausbreitete. Die Druckwelle
ließ das nahe gelegene Fenster bersten, und der Brunnen wurde von der Säule
gefegt und schlug direkt neben Harry, der sich verzweifelt im Schutze der Säule auf
den Boden presste, auf. Und von einer Sekunde zur nächsten herrschte Stille.
„Harry, bist du okay?“ fragte Dumbledores Portrait ängstlich. Denn Harry rührte sich
nicht. Erst, als Professor Mc Gonagall, die sich hinter einem großen Buchschrank in
Sicherheit gebracht hatte, auf ihn losstürmte, stöhnte Harry und richtete sich langsam
auf. „Mir geht’s gut, danke! Aber…“ er sprach nicht weiter. Was er sah, machte ihn
sprachlos. Das Büro war zerstört. Wo der Tisch einmal stand, lag nur noch ein
Schutthaufen – auch die nahsten Gegenstände waren wie pulverisiert. Aber was ihn
am meisten verblüffte, war, dass das Schwert komplett unbeschädigt inmitten dieser
Verwüstung lag – jetzt wieder in der normalen Farbe. „Gut!“ Dumbledore atmete
hörbar erleichtert auf. „Glückwunsch Harry! Wir haben jetzt ein Horkrux weniger!“ Er
lächelte. Harry trat zum vormaligen Horkrux hin und wollte es aufheben – doch er
zögerte. „Nimm es ruhig! Jetzt besteht keine Gefahr mehr!“ ermunterte ihn
Dumbledore.
Harry nahm das Schwert in beide Hände und murmelte: „Also, so hätte ich mir das
nicht vorgestellt…“ – „Ich anfangs auch nicht.“, bestätigte ihm Dumbledore. „Aber Sie
haben es glänzend gemeistert, Mr. Potter! Jetzt denke ich, sind Sie gerüstet, um die
anderen Horkruxe auch noch zu erledigen. Ich würde vorschlagen, Sie gehen jetzt
am besten wieder zurück zu Ihren Freunden. Diese suchen Sie sicherlich schon
längst!“ – „Aber ich möchte nicht… - ich meine, ich kann nicht zurück zu ihnen!“
versuchte Harry zu entgegnen. Doch sein Innerstes hatte vor Freude aufgeschrieen,
als Dumbledore den Ratschlag zurückzukehren ausgesprochen hatte. „Ich sage es
Ihnen noch einmal, Harry, Sie brauchen Ihre Freunde!“ – „Gut, aber wo soll ich sie
bitte jetzt finden, wenn Sie meinen, dass sie mich suchen?“ Harry nahm einen letzten
Anlauf.
„Da kann ich dem kleinen Besserwisser vielleicht helfen“, tönte da plötzlich eine
Stimme aus einem Gemälde links neben Dumbledore. „Ja?“ fragte Mc Gonagall, die
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in den letzten Minuten sehr ruhig war. „Wo?“ fragte Harry hastig. „Sie sind soeben in
Godrics Hollow appariert“, antwortete grießgrämig Phineas Nigellus. Da sprang Harry
auf. Er hatte sich endlich überwunden und war zum Entschluss gekommen, wieder
zu ihnen zurückzukehren. „Phineas, würdest du Ihnen bitte mitteilen, dass Harry
gleich kommen wird? Und Minerva – wäre es möglich, einen Portschlüssel zu
bereiten? Denn das Flohnetzwerk wurde ja geschlossen – und Apparieren dauert zu
lange!“ fragte Dumbledore. „Kein Problem!“ kam es von beiden gleichzeitig. Während
Nigellus in seinem Portrait verschwand, packte Mc Gonagall ein verkokeltes
Tischbein und zückte ihren Zauberstab, um es in einen Portschlüssel zu verwandeln.
„Harry – wenn du irgendwann meine Hilfe benötigen solltest – kannst du natürlich
jederzeit herkommen! Außerdem findest du noch ein weiteres Gemälde von mir im
Krankenhaus. Klar?“ – „Klar!“ – „Okay, dann mach’s gut! Kopf hoch, du bist ein
großer Zauberer! Und denk immer daran, was ich dir über dich und Voldemort gesagt
habe! Dann grüß mal die anderen von mir!“ – „Mache ich!“ Harry schwammen wieder
Tränen in den Augen, denn nun hieß es wieder Abschied zu nehmen von der
Person, die für Ihn wie ein zweiter Vater gewesen ist.
Er packte den Portschlüssel, hörte noch wie Mc Gonagall leise von drei rückwärts
zählte und verschwand dann mitsamt Portschlüssel aus Hogwarts…
Harry hatte wieder das ihm vertraute Gefühl, von einem am Bauchnabel befestigten
Haken durch die Luft gerissen zu werden. Er flog durch einen brausenden Sturm,
während er sich beständig um sich selbst drehte, das Tischbein in der Hand haltend.
Mit einem Mal verschwanden die Farbwirbel um in herum und unter ihm tauchte die
Straße vor Grimmauldplatz 12 auf. Es gab einen leisen Knall – und er fiel auf den
Boden. Wie durch ein Wunder schaffte es Harry, sich dabei an einem neben ihm
stehenden Briefkasten festzuhalten und somit stehen zu bleiben.
Er wartete kurz, dann schritt er schnell auf die Eingangstür des Hauses zu, das einst
seinem Paten gehört hatte und nun seines war.
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Doch bevor er die Hand auf die Türklinke legen konnte um die Tür zu öffnen, wurde
diese aufgerissen. Kurz darauf konnte er nichts mehr sehen, da eine braune
Haarmähne ihm die Sicht nahm. „Oh Harry! Oh Harry! Wo warst du nur? Wir haben
uns so Sorgen um dich gemacht! Ginny…“, schluchzte Hermine. „Schon gut, schon
gut“, flüsterte Harry, dem wegen diesem Empfang Schuldgefühle kamen. „Gehen wir
doch erst mal rein.“ – „Oh, tschuldige Harry!“ hauchte Hermine und trat zwei Schritte
zurück um Harry einzulassen.
Er trat durch die Tür. Kaum hatte Hermine die Tür hinter ihm geschlossen und per
Zauberstab magisch versiegelt, kam Ron die Treppe heruntergestürzt und schrie
Harry an: „Das nenne ich mal einen schönen Freund – haut einfach ohne uns ab!“ er
wollte zornig klingen, aber Harry sah ihm trotzdem an, das auch er erleichtert war,
dass Harry wohlbehalten wieder zurückgekehrt ist.
Doch ehe Harry darauf reagieren konnte, flog der Vorhang vor dem Gemälde von
Sirius Mutter zur Seite und sie fing wieder an zu zetern: „SCHLAMMBLUT!
BLUTSVERRÄTER! RAUS AUS MEINEM HAUS! WAS FÜR EINE SCHANDE!“
Während sie weiterschrie versuchten Harry, Hermine und Ron hastig, die Vorhänge
wieder vorzuziehen. Aber es half nichts, sie konnten das Gemälde einfach nicht mehr
bedecken. „WAS SOLLEN WIR JETZT NUR MACHEN?“ schrie Ron Harry
verzweifelt an. Dem war gerade eine Idee gekommen. „Warum sollte der Fluch nur
bei Menschen wirken?“ dachte er sich. Er zog den Zauberstab, doch Hermine legte
ihm ihre Hand auf die Schulter und brüllte ihn sein Ohr: „Das bringt doch nichts – die
Mitglieder des Ordens haben doch alles versucht!“
Unwirsch schob Harry ihre Hand von seiner Schulter und zielte erneut auf das
Bildnis. Er hatte so eine Wut in seinem Bauch – auf die Mutter seines toten Paten,
dass er es einfach ausprobieren musste. „SECTUMSEMPRA!“ schrie er und
übertönte damit sogar noch das Gekeifer von dem Gemälde. „AARGHHHH!“ schrie
die Frau. Über ihrem Bild zog sich ein langer rauchender Riss, hinter dem die Wand
hervorschaute. „Harry!“ schrie entsetzt Hermine. Ron stand vor Schreck erstarrt
neben ihm. Doch Harry achtete nicht auf sie.
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Er wollte nur eines erreichen: Das das Bildnis aus SEINEM Haus verschwand. Also
richtete er seinen Zauberstab wieder auf das Bild und schnitt es mithilfe des Fluches
aus dem Rahmen. Während es auf den Boden viel fluchte Mrs. Black noch zweimal,
dann herrschte Ruhe. „Wurde auch Zeit“, entgegnete Harry knapp.
Harry drehte sich zu Hermine um: „Hermine, du wolltest was wegen Ginny sagen?
Wo ist sie?" – „Setz dich erstmal, Harry" Ron zog ihn in die Küche und drückte ihn
auf den Stuhl.
„Was ist?" stotterte Harry. Ihm kamen schreckliche Befürchtungen hoch. „Wo ist sie?"
Er packte Rons Handgelenk.
“Harry, bleib ruhig! Um Himmels willen!" – „Harry, sie ist weg! Als wir erwachten und
deinen Brief fanden, da ist Ginny förmlich die Decke hochgegangen! Ich glaube ich
habe sie noch nie so wütend erlebt", erzählte Hermine hastig - wie immer, wenn sie
etwas Unangenehmes erzählen musste und anscheinend der Annahme war, dass es
im Stakkato-Stil erträglicher wäre.
„JA
UND?" schrie Harry wieder. „Beruhige dich! Dann ist sie erst mal in Tränen
ausgebrochen. Aber von einem Moment zum nächsten war sie weg... - disappariert!
Wir nehmen an, um dich zu suchen, Harry!" – „Harry, der zwischenzeitlich
aufgesprungen war, ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken und stöhnte auf. „Was
habe ich nur wieder angerichtet..." – „Es wird schon wieder, Kollege", versuchte ihn
Ron aufzumuntern. „Fred und George sind ihr gefolgt. Sie meinen zu wissen, wohin
sie will. Also, sie wird schon wieder gesund und munter hier auftauchen." er klang
zuversichtlich, doch sein Gesicht zeigte die gleiche Angst, die Harry im Moment
ausstand.
Plötzlich fühlte Harry etwas Heißes in seiner Hosentasche. Er schrie auf - im gleichen
Moment wie Ron und Hermine. „Was soll das?" Er sprang auf und griff in die Tasche
und zog eine goldene Galeone hervor. „Meine Fress..." Es war eine jener Galleonen,
die Hermine damals zu Zeiten des Geheimbundes "Dumbledores Armee" verteilt
hatte.
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“Harry, das ist eine Mitteilung von Fred und George", rief Hermine aufgeregt. „Wir
haben ihnen gesagt, dass sie uns mittels der Galleonen Nachricht schicken sollen,
wenn sie Ginny gefunden haben. Lies vor, was drauf steht!" Harry sah auf die immer
noch sehr heiße Goldmünze und konnte ganz schwach lesen: „Haben Sie gefunden.
Hatte gerade versucht, bei Blorish & Blotts einzubrechen. Wir bringen sie so schnell
es geht zurück. Harry - sie ist ziemlich wütend!" Harry ließ die Münze erleichtert
wieder in seine Hosentasche gleiten. Ginny war zum Glück nichts passiert! Aber dass
sie sauer auf ihn war, machte ihn traurig - noch dazu, da er wusste wie Recht sie
dabei hatte!
„Ach, äh Leute", Harry wandte sich von der Uhr ab, die er die ganze Zeit angestarrt
hatte. „Ich habe meine Sachen im Raum der Wünsche versteckt, als ich in Hogwarts
angekommen bin." Er hielt es für unangebracht, jetzt schon alles zu erzählen. Er
würde es später machen, wenn alle da sind. Nicht, das Ginny noch wütender wird.
„Ich glaub ich muss noch mal los, sie holen." Ron räusperte sich. „Harry, wenn du
glaubst, dass du so Ginnys Zorn entgehen kannst, dann hast du dich ziemlich geirrt.
Die ist in solchen Fällen wie meine Mutter." Harry schüttelte den Kopf und ging zur
Tür.
Bevor er sie öffnete drehte er sich noch einmal um. „Keine Angst, ich komme so
schnell wie möglich wieder. Hoffentlich geht es Hedwig noch gut, und sie verfällt nicht
wieder in den Streik, weil ich sie vernachlässigt habe." Er grinste den beiden noch
einmal zu und war schon aus der Tür raus, als er Hermines Stimme vernahm.
„Harry?" - „Ja?" Harrys Kopf erschien in der Tür. „Und nicht wieder abhauen,
versprochen?" Harry nickte und musste grinsen. „Versprochen."
Als er vor dem Haus stand, wurde ihm klar, dass er ja gar keinen Besen hatte.
„Ob es wohl noch den Fahrenden Ritter gibt? Und sollte ich den benutzen? Ist ja
eigentlich ziemlich riskant. Ich könnte auch reingehen und durch Phinellas Kontakt zu
Mc Gonagall aufnehmen und sie bitten, mir meine Sachen zukommen zu lassen.
Ach, wenn es den Bus noch gibt, nehme ich ihn einfach, ansonsten muss ich sehen,
was ich dann mache.“ dachte Harry
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Er hob die rechte Hand hoch, und tatsächlich kam der Fahrende Ritter um die Ecke
gerauscht.
„Okay, die Entscheidung wurde mir ja schon mal abgenommen.“
Beim Tropfenden Kessel stieg er aus dem Bus. Er hatte sich entschieden, doch
lieber durch das Verschwinde-Kabinett zu gehen, als noch mehr aufsehen zu
erregen, in dem er bei Hogsmead aussteigt. Dann würde Mc Gonagall noch
bemerken, das er wieder da ist, und dass konnte er in diesem Moment gar nicht
gebrauchen.
Zurück in der Winkelgasse zog er schnell den Tarnumhang aus der Tasche, die er in
"seinem Haus" noch an sich genommen hatte, und ging in die Nokturngasse.
Hintern ihm ertönte ein merkwürdiges Geräusch, und bevor er sich umdrehen könnte
ging ein Ruck durch seinen Körper und es wurde alles schwarz...
Wo bleibt er bloß?" Nervös schaute Hermine auf die Küchenuhr. Harry war nun
schon seit 5 Stunden weg und hatte noch nichts von sich hören lassen.
„Wenn ich den erwische! Der wird so von mir zur Schnecke gemacht. Arrgh... wie ich
den hasse." „Ist ja gut, Ginny!" probierte Ron seine Schwester zu beruhigen. „Er wird
sicher seine Gründe haben."
„Im gewissen Masse hat er sie schon." Sie drehten sich alle ruckartig zur Tür um, von
wo die stimme kam, und erstarrten.
Vor ihnen standen eine Gruppe von Todessern mit Snape und Malfoy an der Spitze.
Harry erwachte plötzlich wieder. „Wo bin ich?“ dachte er nur. Er konnte immer noch
nichts sehen, da es weiter dunkel war. Er hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Ganz
langsam kamen ihm die Erinnerungen wieder. Vor seinem geistigen Auge tauchte die
Visage von Malfoy auf – sein weißblondes gelglattes Haar und das gehässige
hochnäsige Grinsen, das in seinem Gesicht festgefroren schien. Er sprang auf. Doch
dabei stieß er schnell mit dem Kopf an etwas Festes. „AUTSCH!“ schrie er auf. Mit
Tränen in den Augen versuchte er, sich kriechend fortzubewegen. Doch egal wohin
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er sich wendete – auf jeder Seite war nach gut zwei Metern Schluss. Er war in einem
Raum gefangen! „Wo ist bloß mein Zauberstab?“ dachte er verzweifelt und suchte
hektisch danach. Doch er fand ihn nicht. „War auch klar…“ dachte er. Wieso auch
sollten die Todesser ihm seine einzige Waffe lassen? Er ließ sich wieder an der
Wand auf den Rücken gleiten. Er musste jetzt vor allem eines: Ruhe bewahren! Aber
ihm war von Anfang an bewusst, dass es für ihn noch nie so ausweglos war wie jetzt.
Wie sollte er hier je wieder lebend herauskommen? Voldemort würde bestimmt nicht
mehr denselben Fehler wie damals auf dem Friedhof machen und sich auf einen
Zweikampf mit ihm einlassen. Nein, er würde ihn – wehrlos wie er war – einfach
töten! Und das war auch zweifellos der Grund, warum er überhaupt noch lebte.
Voldemort wollte es selbst zu Ende bringen.
Warum musste er auch unbedingt noch ein zweites Mal zum Blorish & Blotts gehen?
Es war doch klar, dass dies gefährlich war! Aber jetzt war es zu spät sich dazu
Vorwürfe zu machen. Er überlegte fieberhaft, wie er hier herauskommen könnte –
auch ohne Zauberstab. Aber ihm fiel einfach nichts ein.
Stattdessen musste er immer wieder an Ginny denken. Hoffentlich war wenigstens
sie in Sicherheit! Doch was würde das nützen, wenn Voldemort erst einmal ihn
besiegt und damit zum mächtigsten Zauberer der Welt aufstieg? Er fing an
hemmungslos zu weinen. Der ganze Druck, die ganzen Sorgen, die er seit langer
Zeit mit sich herumtrug, die Gefühle die er noch immer für Ginny empfand, sie
brachen nun hervor.
„Wer weint denn da bloß? Pottylein, hätte von dir das gar nicht erwartet… tsts – aber
in der Schule immer den Held spielen!“ Harry erkannte die Stimme mühelos. Wie oft
hatte er diese ihm verhasste Stimme schon gehört! Er beruhigte sich wieder. „Malfoy,
halt dein dreckiges Maul! Gerade du musst so etwas sagen! Du bist ein
Waschlappen – hattest nicht mal den Mut, Dumbledore zu töten! Hoffe doch, dass
Voldemort sich eine hübsche Bestrafung für dich hat einfallen lassen!“ fauchte Harry.
„Sei still! SEI EINFACH STILL!“ brüllte überraschend Draco. Harry hörte erstaunt die
Verzweiflung und Schmerzen aus Dracos Stimme. „Er hat meinen Vater ermordet!
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Ermordet – weil ich zu schwach war, weil ich mich nicht an seinen Befehl gehalten
hab!“ Jetzt weinte er. „Und du bist schuld daran – NUR DU! Würde es dich nicht
geben, wäre die Welt viel besser dran. Aber zum Glück wird es dich nicht mehr lange
geben – hast nur noch ein, vielleicht zwei Stunden. Und dann werde ich genüsslich
zusehen, wie Du-Weißt-Schon-Wer dich ganz langsam tötet! Und zu deiner Freude:
Deine Freunde haben wir auch gefangen – sie werden dir in die Hölle folgen!“ Malfoy
fasste sich wieder und sprach wieder mit derselben Häme in der Stimme wie eh und
je. „NEIN!“ Harry konnte das nicht wahr haben. Ron und Hermine, und … Ginny in
Voldemorts Hände! Er würde alles tun, um sie zu retten! Sein Leben war ihm plötzlich
nicht mehr so viel wert – wenn er nur Ginny helfen könnte! Ihm wurde wieder
schwarz vor Augen...
Als er zwanzig Minuten später aus der Ohnmacht wieder erwachte, war es um ihn
herum wieder vollkommen ruhig. Nun war er ganz gefasst – und dachte noch einmal
an die glücklichen Tage, welche er in den letzten 6 Jahren in Hogwarts erlebt hatte.
Doch plötzlich hörte er von weitem leise Schritte. Ob Malfoy – oder gar Voldemort im
Anmarsch war? Harry fuhr auf – und stieß sich erneut den Kopf an. Die Schritte
wurden lauter und erstarben plötzlich. Die Person war anscheinend vor seinem
Gefängnis stehen geblieben. „Na, was ist los? Was soll die Geheimniskrämerei?“ rief
Harry, der nun fest entschlossen war, hoch erhobenen Hauptes zu sterben. „Still! Sei
bitte still, sonst entdecken sie mich noch!“ die Person flüsterte nur, doch Harry war
sich sicher, die Stimme zu kennen. „Warte – ich versuche die Tür zu öffnen! Gleich
bist du frei!“ wieder hat der Unbekannte geflüstert – doch nun hatte Harry die Person
erkannt! Es war Romilda Vane! Er konnnte es nicht fassen. Was um aller Welt
machte SIE hier? War das wieder ein Trick von Voldemort? Nein, Harry glaubte es
nicht! Da – er hörte von draußen Romilda Vane leise einen Zauberspruch aufsagen –
und die Wand vor ihm zerschmolz. Das einfallende Licht blendete ihn, sodass er die
Augen schließen musste. Nach einer Minute öffnete er die Augen und sah dem
Mädchen in die Augen, das ihm im letzten Schuljahr so oft nachgestellt hatte.
„Komm, gib mir deine Hand, ich helfe dir heraus!“ Sie packte Harrys Hand und zog
ihn mühsam heraus. „Dank…“ setzte Harry an. „Shhht! Sei still – danken kannst du
mir später, erst müssen wir hier raus!“, unterbrach ihn Romilda Vane. Sie zog ihn
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einen langen schmalen Flur hinter sich her.
Sie rannten und rannten, bogen dreimal in einen anderen Gang ab, bis Harry
komplett die Orientierung verloren hatte. Dann hörten sie vor sich ein Geräusch.
Jemand kam auf sie zu! Romilda Vane stoppte – und schaute sich hektisch um.
Harry packte sie kurzerhand und zog sie in ein Zimmer, das drei Meter vor ihnen auf
der linken Seite lag. Schnell schloss er die Tür – keine Sekunde zu spät. Auf dem
Gang hörte er zwei Stimmen – von Mr Goyle und noch jemanden den er nicht
kannte. Als sie sich entfernten, sprach Harry Romilda Vane wieder an. „Danke! Ich
weiß gar nicht wie ich dir das vergelten soll!“ – „Kein Problem!“ Romilda errötete.
„Aber wie hast du mich gefunden?“ – „Das war ganz einfach. Ich dachte, du könnest
meine Hilfe gebrauchen. Auf dieses Mädchen – diese… Weasley…“; erwiederte sie
hitzig, „kannst du dich doch nicht verlassen! Und deshalb bin ich dir gefolgt. Ich habe
mir gedacht, das du bei deinem Paten wohnen würdest… - „Er ist tot“ warf Harry
düster ein – „ja, schon, aber das du in dem Haus wohnen würdest. Und dann habe
ich dort auf dich gewartet. Als ich gesehen hab, dass du mit dem Fahrenden Ritter
fahren wolltest, hab ich diesen halt ein paar Straßen weiter angehalten. Ist dir das
nicht aufgefallen? Na, und dann hab ich in der Nokturngasse mitbekommen dass du
überfallen wurdest – und da habe ich eben die Todesser verfolgt. Und nun bin ich
hier!“ Sie strahlte Harry an. Doch der hatte nur mit halber Aufmerksamkeit zugehört.
Die andere Hälfte galt dem Raum, in dem sie jetzt waren.
Er war überladen mit allerlei Krimskams. Fläschchen mit Elixieren, Gläser mit
Froschleber, ein Kessel, in dem irgendein Gebräu brodelte… offenbar war er in
Snapes Labor! Weiter waren verschiedenste Kräuter auf dem Tisch, mehrere Messer
und ein Zauberstab… - ein Zauberstab? Er hastete zu ihm. Auch wenn es seiner
nicht war, er konnte dringend einen gebrauchen! Er griff zu und – erstarrte: Es war
seiner! Fassungslos vor Glück hätte er am liebsten laut aufgeschrieen, wenn ihm
nicht in letztem Moment klar geworden wäre, in welcher Situation er sich gerade
befand. Als er sich wieder zu Romilda Vane umdrehen wollte, nahm er noch etwas
war – in der Ecke stand ein alter verstaubter Trinkpokal. Wieder hielt er in seiner
Bewegung inne. Das konnte nun wirklich nicht sein! Das war doch Helga Huffelpuffs
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Pokal – einer von Voldemorts Horkruxe! Ohne zu zögern packte er auch diesen und
lief dann wieder zu Romilda Vane. „Komm! Wir müssen so schnell es geht hier raus!“
Er packte sie an ihrem Armgelenk, öffnete die Tür und trat wieder auf den Flur. „Wo
lang?“ – „Hier, komm – es ist nicht mehr weit!“ Sie eilte los. Kurze Zeit später traten
sie durch eine Tür ins Freie. Es war stockdunkel – nur die Sterne schienen. „Wo
genau sind wir?“ – „Irgendwo nördlich von London – sprichwörtlich in der Pampa!“
antwortete Romilda Vane.
„Wir müssen sofort zum Grimmauldplatz! Meine Freunde sind dort gefangen! Hoffe
zumindest dass sie noch dort sind!“ – „Müssen wir die unbedingt retten? Es war doch
schon anstrengend dich zu befreien!“, maulte Romilda Vane. „Bitte! Hilf mir!“ flehte
Harry. Davon geschmeichelt stimmte Romilda Vane zu. „Du kannst ja wohl noch
nicht apparieren, oder?“ – „Ähm, nein…“, antwortete sie. „Komm, gib mir deine
Hand!“ Zusammen mit ihr apparierte er zum Grimmauldplatz. Dort war alles ruhig.
Hoffentlich sind sie noch da – und… - doch weiter wollte Harry nicht denken. Wie
konnte er annehmen, dass sie noch am Leben sein sollten? Aber hatte Malfoy nicht
davon gesprochen?
Er schlich leise zu einem Fenster links neben dem Eingang und spähte vorsichtig
hindurch. Der Flur war menschenleer. „Da ist niemand!“ stellte Romilda
überflüssigerweise fest. „Das sehe ich auch“, antwortete Harry gereizt. „Komm,
schauen wir mal, ob jemand im Wohnzimmer ist!“ Er packte sie wieder und
apparierte auf die andere Seite des Hauses. „Warum muss das Apparieren so laut
sein?“ verfluchte Harry innerlich diese Art von Reisen, als sie mit einem doch recht
geräuschvollen Knall auf der anderen Hausseite ankamen. Zum Glück fuhr zur
selben Zeit ein Auto mit aufheulendem Motor die Straße entlang, sodass sie hoffen
konnten, von innen nicht wahrgenommen worden zu sein.
Harry schlich wieder, dicht gefolgt von Romilda, zum Fenster und sah kurz hindurch.
Da lagen sie! Ron, Fred und George, Hermine und… Ginny! Allesamt waren sie wie
ein Paket verschnürt nebeneinander auf dem Boden hingelegt worden. Neben ihnen
auf dem Sofa saßen – gemütlich ein Glas Wein trinkend und sich unterhaltend - zwei
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Todesser. Harry erkannte sie sofort, da sie ihre Masken abgenommen hatten:
Antonin Dolohow und Walden Macnair! Anscheinend waren keine anderen Todesser
mehr im Haus. Harry fasste schnell einen Plan. Er musste sie befreien! „Romilda! Hör
mir genau zu!“ raunte er ihr eindringlich zu. „Ich kenne hier einen geheimen Eingang
– Sirius hatte ihn mir damals gezeigt – ich gehe da jetzt rein und werde die beiden
Aasgeier ausschalten. Du musst bitte die 5 so schnell es geht befreien! Wir müssen
hier so schnell es geht verschwinden, verstehst du?“ – „Ja schon, aber ich will dir
helfen, Harry!“ Sie sah ihn mit leuchtenden Augen an. „Nein, bitte lass mich das allein
machen! Ich habe noch eine Rechnung offen!“ entgegnete Harry entschlossen.
Er richtete sich wieder auf und ging zu einem Mülleimer, der hier an der Wand stand.
„Ich schwöre feierlich ein Reinblüter zu sein!“ – „Harry!“ rief Romilda entsetzt. „Sorry,
ich habe mir das Passwort nicht ausgedacht!“ antwortete Harry angeekelt. Im
gleichen Moment geriet die Mülltonne in Bewegung und rutschte zu Seite und gab
damit ein Loch frei. „Komm!“ Harry trat an diese Öffnung heran und sprang hinein.
Nach gut zwei Metern Fall landete er weich und ging sofort aus der Bahn, denn er
hörte wie Romilda hinterher sprang. Ohne sich umzusehen, rannte er los. Nach 8
Metern machte der Gang eine Biegung und Harry stand vor einer Steinwand. Dort
wiederholte er das Passwort und die Wand verschwand. Nun wesentlich leiser
auftretend stieg er durch diese Tür in die verlassene Küche. Es war hier wie immer
dunkel, nur ein fast ganz heruntergebranntes Feuer im Kamin brannte noch. „Komm!“
hauchte er seiner Begleiterin zu und machte sich auf dem Weg zum Wohnzimmer.
Dort presste er sich seitlich an den Türrahmen und spähte in den Raum. Die beiden
Todesser sprachen weiterhin gelassen über die Schandtaten, die sie gemacht haben
und noch vor hatten und achteten auf nichts anderes, als dass ihre Weingläser auch
ja voll waren. Harry atmete noch einmal durch, zog seinen Zauberstab und dachte
nur: „Für meine Freunde – für Ginny!“ – dann trat er durch die Tür und sagte ruhig:
„Na, habt es euch wohl gemütlich gemacht in meinem Haus?“
Die beiden Todesser ließen vor Schreck ihre Gläser fallen und sprangen auf. Doch
bevor sie nach ihren Zauberstäben greifen konnten, brüllte Harry „Petrificus Totalus!“
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und Macnair brach völlig steif zusammen. Bevor Harry den Zauberstab auf Dolohow
richten konnte schrie dieser: „AVADA KEDAVRA!“ Harry ließ sich fallen und spürte,
wie dieser Todesfluch über ihn hinweg strich. Vom Boden aus brüllte er
„SECTUMSEMPRA!“ Dolohow brüllte auf und ließ seinen Zauberstab fallen, da
Harrys Fluch seine rechte Hand getroffen hatte. Das Blut schoß ihm in Strömen aus
der Hand. „Petrificus Totalus!“ Ehe Dolohow sich nach seinem Zauberstab bücken
konnte, traf auch ihn der Ganzkörperklammerfluch. Schnell sprang Harry auf und
rannte Romilda hinterher, um ihr bei der Befreiung zu helfen. Als sie die Fesseln
abgenommen hatten, merkten sie noch, dass auch seine fünf Kameraden mit eben
diesem Fluch belegt waren. Rasch sprachen sie den Gegenfluch. Stöhnend richteten
sich Hermine, Ron und die anderen auf.
Ginny war die erste, die wieder die Sprache fand. „Was macht DIE denn hier?“
entsetzt starrte sie Romilda Vane an, die sich nun erschöpft aber mit einem Lächeln
neben Harry stellte. „Ginny, wir haben jetzt keine Zeit! Erzähl dir das später! Komm –
wir müssen jetzt weg hier!“ – „Nicht ohne meinen Zauberstab!“ entgegnete Ginny
störrisch. „Weißt du denn wo sie sind?“ fragte Harry schnell. „Keine Ahnung, aber ich
werde ihn schon finden“, blaffte ihn Ginny an. Harry fragte sich gerade, was in Ginny
bloß gefahren sein mag, schließlich müsste sie doch glücklich sein wieder frei zu sein
und Harry wohlbehalten zu sehen! – als Romilda kühl entgegnete: „Bevor wir hier
wegen DIR noch mal geschnappt werden, schau einfach mal in die Küche – da
liegen sie nämlich auf dem Tisch!“ Ginny warf ihr noch einen verächtlichen Blick zu
und rannte dann in die Küche. Kurz darauf kam sie wieder zurück und gab den
anderen wortlos ihre Zauberstäbe zurück.
„Und was jetzt?“ flüsterte Hermine verängstigt. „Wir müssen hier weg – und zwar
schnell! Und ich weiß auch schon einen geeigneten Platz. Kommt!“ Er rannte zur
Haustür, riss sie auf und trat auf die verlassene Straße. „Wir apparieren zur
Heulenden Hütte. Ron, hilf bitte Ginny.“ Ginny, die entsetzt sah, dass Harry Romildas
Hand packte, wollte sich zuerst von Ron losreißen, doch im selben Moment
apparierten sie schon.
Kurz darauf kamen sie vor der verlassenen Hütte an.
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Hastig blickte Harry sich um. Sie schienen alleine zu sein. „Kommt!“ flüsterte Harry.
Schnell lief er die letzten Meter zur Hütte, stieß die nur angelehnte Tür auf und trat
durch sie hindurch in das Haus ein. Nachdem die anderen an ihm vorbeigehastet
waren, drückte er die Tür wieder ins Schloss, deutete mit dem Zauberstab aufs
Türschloss verschloss dieses magisch.
Danach trete er sich um und folgte den anderen ins Wohnzimmer. Es war noch
immer so schmutzig, wie er es Jahre zuvor kennen gelernt hatte, als er hier seinen
Paten getroffen hatte.
Im selben Moment hörte er Hermine, wie sie einen Zauber aufsagte. Prompt strahlte
der Raum wieder vor Sauberkeit, als wäre das Haus nie unbewohnt gewesen.
„Also, was ist passiert, Harry? Stimmt es, was Malfoy uns erzählt hat? Das du auch
gefangen warst? Aber wieso bist du dann hier?“ Hermine bestürmte Harry mit
Fragen. Harry streckte ihr abwehrend die Arme entgegen. „Ein Moment mal,
Hermine! Wie soll ich hier bitte etwas erzählen, wenn du mich nicht zu Wort kommen
lässt?“ Er versuchte zu lächeln. „Wen interessiert es schon, was du gemacht hast“,
war die prompte Antwort darauf von Ginny. Sie saß auf einen alten Ledersessel, die
Arme vor der Brust verschränkt und beharrlich Romilda den Rücken zugewandt. „Ach
Ginny!“ entgegnete Hermine. „Lass Harry doch erst mal erzählen, bevor du ihn zum
Mond schießt! Es wird schon alles seine Gründe haben.“ – „Na gut, dann soll er halt
erzählen…“ knurrte Ginny.
Harry, den die Kühle Ginnys ihm gegenüber sehr bedrückte, begann zu ahnen,
weshalb Ginny so sauer war. Eifersucht! Aber vorerst konnte er sie nicht beruhigen.
Daher begann er mit seinem Bericht. Während der ganzen Zeit saß ihm Romilda
gegenüber und sah ihn lächelnd an. Als er fertig war, stand Ron auf. „Was mir nicht
einleuchtet, ist, warum dich ROMILDA gerettet hat. Woher wusste sie denn, dass du
Hilfe brauchst? Ich traue ihr nicht!“ Misstrauisch starrte er Romilda an. „Oh Ron!“
Hermine rollte mit ihren Augen. „Du Esel! Weil sie – seit sie auf Hogwarts zur Schule
geht – in Harry verliebt ist! Aber so etwas bekommst du ja nicht mit… - und du hast ja
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ihre Hartnäckigkeit gegenüber Harry am eigenen Leib zu spüren bekommen“, grinste
Hermine hämisch und spielte auf die Geschichte mit dem Liebestrank an. Rons Kopf
lief rot an.
Er wechselte schnell das Thema. „Und, wo ist denn der Horkrux, von dem du
gesprochen hast?“ – „Der? Ähm… - wo hab ich den denn? Ach nee, habe ihn wohl
am Grimmauldplatz vergessen…“ antwortete Harry. „Oh Harry!“ stöhnte Hermine.
„Harry! Du Hornochse!“ platzte Ron ungläubig heraus. „Ach kommt schon, Leute!
Glaubt ihr etwa, ich vergess’ so etwas Wichtiges?“ grinste Harry und zog aus seiner
Jackentasche den Trinkpokal hervor. „Du…!“ Ron fehlten die Worte. Stattdessen
packte er ein Kissen und warf es Harry, der sich nicht mehr rechtzeitig ducken
konnte, an den Kopf.
Hermine verdrehte jedoch nur die Augen, während Ginny verächtlich schnaubte.
Augenblicklich verstummten beide. Harry, der gerade zu Hermine schaute, sah, wie
sie ihn anguckte und mit dem Kopf leicht auf Romilda zeigt. Diese schien von dem
nichts mitzubekommen, sondern warf Ginny wieder einen siegessicheren Blick zu.
„Ähm Romilda?" Harry räusperte sich. "Ich muss dich an dieser Stelle leider bitten,
uns zu verlassen." Während das Lächeln auf Romildas Gesicht verblasste, schien
dieser Satz bei Ginny die entgegengesetzte Wirkung zu haben. „Du kannst mich jetzt
doch nicht wegschicken! Ohne mich würdest du nicht mal mehr leben. Geschweige
denn hier sitzen! Und den da.." rief sie aufgebracht und zeigte auf Hermine, Ron und
Ginny,, „würde es wahrscheinlich genauso gehen!"
„Es tut mir genauso Leid, wie ich dir dankbar bin! Aber du kannst hier nicht bleiben.
Es ist zu gefährlich, und außerdem geheim." – „Ich hab ja wohl ein Recht darauf, zu
erfahren, was ihr macht. Wenn ihr mich jetzt wegschickt, werde ich vielleicht sogar so ganz aus Versehen- etwas darüber den Horkrux ausplaudern!" Sie grinste
zufrieden, ja beinahe gemein.
Harry schaute zu Hermine und Ron. Was sollten sie jetzt machen. Er wusste noch zu
gut, wozu Romilda fähig war. Sie war sehr hartnäckig!
Ginny zeigte zu alledem keine Regung, sondern starrte stur die Wand an.
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Hermine bedachte ihn mit einem "Was-hast-du-uns-da-wieder-eingebrockt-Blick" an.
Er seufzte, stand auf, und ging zu Romilda hinüber. „Wenn du jetzt nicht gehst,
müssen wir dir noch etwas antun" sagte er leise. Romilda lachte laut auf. Es war ein
hohes, fieses Lachen. „Was willst du mir antun, he? Man würde sofort merken, wenn
ich nicht mehr da wäre. Außerdem, du hast es hier mit der 2.-Besten Hexe deines
Jahrgangs zu tun! Da kann einer wie du und Ron, die in der Schule abgeloost haben,
geschweige denn ein Schlammblut oder so 'ne tunte wie die Kleine dort drüben!"
Inzwischen war sie aufgestanden. Hermine schnappte nach Luft, und Ron und Harry
waren augenblicklich Rot vor Wut, doch bevor irgend jemand was machen konnte,
war Ginny aufgesprungen, schnappte sich Romildas Zauberstab, der ihr vom Schoß
gefallen war, richtete ihn auf Romilda und schrie: „Amnesia!!!!!!!!!!"
Ein Lichtblitz kam aus dem Zauberstab geschossen und traf Romilda mitten in die
Brust. Sie sackte in sich zusammen und landete, alle vier von sich gestreckt, auf den
Boden.
Es war totenstill im Raum.
Ungläubig schaute Harry Ginny an. Er hatte nicht erwartet, dass sie ihm helfen
würde, so sauer, wie sie war. Na gut, Romilda hatte nicht nur Hermine, sondern auch
Ginny stark beleidigt.
Ron war der Erste, der etwas herausbrachte. „Ginny, was fällt dir ein? Wenn sie nun
das Gedächtnis verloren hat, und die herausfinden, dass wir das waren, sind wir
geliefert und Voldemort kann ungestört weiter morden. Außerdem bist du noch nicht
mal volljährig! Das Ministerium bekommt in Sekundenschnelle heraus, wenn ein
Minderjähriger zaubert!“
„Und sie bekommen nicht nur heraus, DASS du gezaubert hast, sondern auch, WAS
du gezaubert hast!!!" Harry nickte zustimmend. Er hatte schon genug Erfahrungen
gesammelt. Ginny baute sich vor ihrem großen Bruder auf. „Zum Glück weiß ich
schon, dass du dümmer als ein Sack voll Stroh bist, sonst würden mich deine Worte
jetzt ziemlich kränken." Ron schaute sie verblüfft an. „Mensch Ron, hast du denn
wirklich keine Augen im Kopf?" mischte sich nun auch Hermine ein. „Ginny ist nicht
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so dumm und zaubert mit IHREM Zauberstab, wenn sie es gar nicht darf!" - „Wenn
die ausrastet, weiß man nie...!" murmelte Ron in sich hinein. Unbeirrt fuhr Hermine
fort: „Sie hat Romildas Zauberstab benutzt, und nicht ihren, du Dödel. Das
Ministerium bemerkt es nicht, wenn minderjährige Zauberer zaubern, sondern wenn
mit dem Zauberstab eines Minderjährigen gezaubert wird. Romilda ist volljährig.
Niemand wird erfahren, dass Ginny sie mit dem Vergessenszauber belegt hat, wenn
wir sie schleunigst irgendwo hinbringen!" Sie drehte sich zu Ginny um. „Gin, ich fand
das, ehrlich gesagt, richtig gut, was du gemacht hast!" – „Wenn ich andere Leute
verhexe findest du das aber nicht gut!" Rom schmollte.
Er wandte sich Harry zu, der die ganze Zeit reglos in der Ecke gestanden hatte. „Wir
sollten die jetzt erstmal wegschaffen, und uns dann schnellst möglich dem Horkrux
widmen." – „Wenn es denn einer ist..." – „Mensch Harry, es ist ganz bestimmt einer,
aber vorerst haben wir andere Sorge: Wo bringen wir sie überhaupt hin? Am besten
erstmal dahin, wo wenig Zauberer sind."
Harry erinnerte sich an einen "Urlaub". Die Dursleys wollten wegfahren, aber sie
konnten Harry ja nicht alleine zuhause lassen (er könnte ja versuchen, eines von
Dudleys Spielzeugen zu benutzten) und Mrs. Figg war ebenfalls im Urlaub. Nach
langer Diskussion haben sie ihn ins Auto gepackt, und auf der halben Strecke an
einem Bauernhof zugelassen. Die Familie hat ihn gastfreundlich aufgenommen, und
ihn gut versorgt. Außerdem war der Bauernhof weit ab von sonstigen Siedlungen.
Schnell erzählte er den anderen von seiner Idee, und es wurde einstimmig (Ginny
enthielt sich) beschlossen, dass Harry Romilda vor dem Bauernhof absetzten sollte.
„Also Harry, nur hin, sie loslassen, und gleich wieder weg. Ich glaub da hat keiner,
wenn da überhaupt einer ist, eine Chance, dich zu erkennen." Harry nickte resigniert
und ging zu Romilda hinüber. Er fasste sie an den Arm, und ehe die anderen richtig
begriffen hatten, dass er weg war, stand er auch schon wieder vor ihnen.
„Okay, jetzt brauchen wir einen Platz, wo uns niemand sieht, und wo es nichts
ausmacht, dass der Raum zerstört wird."
„Am besten, wir schauen oben nach!" rief Hermine und war schon auf der Treppe.
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Ron folgte ihr zögernd.
Harry schaute sich um. „Willst du mit kommen, oder lieber hier unten bleiben?" - „Das
war nun echt 'ne dumme Frage!" Ginny stand auf und ging zur Treppe. „Ginny! Mit
Romilda war nichts. Ehrlich! Was kann ich dafür, dass die dich so doof behandelt?"
„Du hättest mich verteidigen können!" – „Gin, ich fand das echt super, was du
gemacht hast." Ginny schaute ihn noch mal an, und wandte sich der Treppe zu. Er
meinte, noch ein kleines Lächeln erkennen zu können. Schnell griff er den Becher
und folgte den anderen auf die alte, morsche Holztreppe.
Oben angekommen, stieß er die morsche Holztür auf und trat in den
heruntergekommenen Raum.
Dort stellte er den Pokal auf den Tisch. „Na, da macht es wohl wirklich nichts mehr
aus, wenn wir hier ein bisschen rumkokeln“, murmelte Harry und trat zurück.
„Ähm, Freunde – es war wohl doch keine so gute Idee, dass ihr mit hoch gekommen
seid! Wenn ich gleich den Horkrux vernichte, dann muss ich selbst schnell in
Deckung gehen!“ Aber keiner wollte wieder herunter gehen. „Das kommt gar nicht in
Frage, Harry!“ Hermine sprach für alle drei. „Wieso bist du dir überhaupt so sicher,
hier einen Horkrux zu haben?“
Harry konnte deutliche Zweifel in ihrer Frage heraushören. „Ganz einfach: Weil ich
schon einen Horkrux vor mir hatte!“ Er erzählte ihnen in kurzen Zügen, was seit dem
Verschwinden aus dem Fuxbau wirklich passiert war. Hermine wurde ganz blass,
Ron entfuhr nur ein ungläubiges „Boah!“ und Ginny, Ginny drehte sich langsam zu
Harry um, sah ihm in die Augen und – mit einem Ruck warf sie beide Arme um
seinen Hals und schluchzte los. „Oh Harry! Wieso hast du mich da nicht
mitgenommen? Du hattest mir das doch versprochen!“ Tränen rannen über ihre
Wangen. Harry fuhr ihr mit unsichererer Hand durch die flammend roten Haare. „Weil
ich Angst hatte, dass dir etwas passiert – wie ich es dir schon immer gesagt habe!
Und, weil ich an dem Abend einfach total durcheinander war… Verzeih mir bitte,
Ginny!“ – „Ja –aber nur unter einer Bedingung!“ – „Und die wäre?“ – „Das du mich
nie – NIE! – wieder alleine lässt und es auf eigene Faust versuchst! Sonst wirst du es
noch bereuen – und dir wird Romilda wird dir noch als liebenswürdiges Mädchen
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vorkommen!“ Sie funkelte ihn kurz an, doch dann brach ein verschmitztes Lächeln
hervor. Mit ihrer linken Hand fuhr sie sich durch die Augen und wischte die Tränen
weg. „Oh, was hast du da vorhin nur mit Romilda getan – von einem Übel zum
nächst größeren!“ Doch auch Harry grinste nun.
„Schön, dass ihr euch wieder lieb habt, ihr Turteltauben – aber können wir jetzt bitte
loslegen? Schließlich haben wir noch eine Welt zu retten!“ drängte Ron ungeduldig.
„Und wieder mal ein Beweis, dass Ronald Weasley kein Taktgefühl in Sachen Liebe
besitzt“, entgegnete Hermine spitz. Doch bevor zwischen den beiden ein ach so
gewohnter Streit ausbrechen konnte, zückte Harry seinen Zauberstab, deutete auf
den Trinkpokal und rief: „RELEVATO HORCRUXO!“ Mit einem Ruck fuhren Ron,
Ginny und Hermine herum und starrten auf den Pokal. Er leuchtete rot auf! Harry
drehte sich zu ihnen mit einem zufriedenen Grinsen um und meinte: „Da haben wir ja
dann Horkrux Nummer 6!“ Sprachlos sahen seine Freunde auf den roten Schimmer.
„Wenn ihr jetzt bitte die Treppe herunter gehen würdet? Es ist wirklich
lebensgefährlich, wenn ihr hier bleibt!“ schloss er eindringlich. „Harry…“ setzte Ginny
an. „Nein, Ginny – das muss ich schon alleine machen – bitte!“ entgegnete Harry.
Ginny zögerte kurz, folgte dann aber den anderen die Treppe herunter, blieb
allerdings in Sichtweite von Harry stehen.
Dieser atmete kurz durch, deutete auf den Horkrux und sprach laut und deutlich:
„DISCREATE HORCRUXO!“ Im selben Augenblick gab es den ihm schon vertrauten
Knall und die gleißend rote Stichflamme. Harry wollte sofort die Treppe
hinunterspringen – doch die Druckwelle war schneller. Er schrie auf und wurde die
Treppenstufen hinuntergeschleudert. „HARRY!“ schrie Ginny. Sie sprang auf ihn zu
und versuchte hysterisch, seinen in vollen Flammen stehenden Umhang mit den
bloßen Händen zu löschen.
„Deletrius!“ schrie Hermine den Löschzauber. Nachdem die Flammen auf Harrys
Umhang ausgegangen waren, stürzte sie, Seite an Seite mit Ron zu ihm und rüttelte
ihn an den Schultern. „Harry, hörst du mich?“ – „Laut und deutlich – da brauchst du
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mir nicht in die Ohren zu brüllen!“ entgegnete Harry schwach, aber mit einem matte
Lächeln. „Danke für das Löschen, Ginny, Hermine!“ – „Oh Harry!“ – das war das
einzige, was Ginny hervorbringen konnte. Sie rieb sich ihre Hände, an denen sich
mehrere große Brandblasen bildeten. „Harry, geht es dir wirklich gut?“ – „Macht euch
da mal keine Sorgen, das wird schon wieder! Hab wohl ziemlich Glück gehabt, denn
anscheinend hat nur mein Mantel gebrannt – und nicht meine Klamotten darunter.
Aber Ginny, du hast dich verletzt!“ – „Nicht schlimm!“ sie winkte ab. „Aber es sollte
mal einer oben das Feuer im Zimmer löschen, sonst brennt uns noch unser Versteck
ab!“ – „Ich mach das schon!“ Ron sprang auf und eilte die Treppe hoch.
Kurze Zeit später richtete Harry sich auf, und schaffte es – gestützt von Hermine und
Ginny, die es sich nicht nehmen ließ, wieder aufzustehen. Rasch gab er Ginny einen
Kuss – was sie die schmerzenden Hände vergessen ließ und ihre Arme um ihn
schlang. Danach schlossen sie sich Hermine an, die Ron hinterher geeilt war, um
ihm beim Löschen zu helfen. Nach 5 Minuten war das Feuer aus, dafür stand der
Raum unter Wasser. „Na, passt doch, hier musste schließlich eh mal gewischt
werden!“ entgegnete Ron. Hermine prustete trotz des vorhergegangenen Schocks
los und küsste Ron auf die Wange. „Dafür liebe ich dich, Ron – für deinen Humor!
Auch wenn er meist am unmöglichsten Zeitpunkt zum Zuge kommt!“
Harry trat schnell an ihr vorbei, beugte sich an der Stelle, wo einst der Tisch stand
herunter und hob Helga Hufflepuffs’ Trinkpokal hoch. „Nun bleiben also nur noch
zwei Horkruxe übrig…“
„Und woher weißt du, dass der Zauber wirklich geklappt hat?“ – „Also, Ron!“
antwortete Ginny ungläubig. „wenn er nicht geklappt hätte, meinst du, dann hätte er
solche Auswirkungen haben können?“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Komm Harry –
gehen wir runter!“ Sie packte ihn am rechten Arm und zog ihn die Treppe hinunter.
Als Ginny ihn anfasste, durchzuckte seinen rechten Arm ein stechender Schmerz,
sodass er die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht aufzuscheien. Kurz darauf
war der Schmerz wieder weg. „Was war das?“ fragte sich Harry.
Unten angekommen setzten sie sich in die herumstehenden Sessel.
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„Also, wenn es nach mir geht, dann reicht das für heute!“ stöhnte Harry. „Da kann ich
dir wohl kaum widersprechen“, antwortete Ginny und gab ihm einen langen
intensiven Kuss. Ron bekam einen roten Kopf und starrte aus dem Fenster. „Ron,
hilfst du mir bitte – wir wollen doch was zum essen haben!“ – „Was? Wie?“ murmelte
er vor sich hin. „HILFST du mir bitte?!“ versetzte sie mit Nachdruck und einem Blick
auf Harry und Ginny, die sich weiterhin heftig küssten. „Ach so… - ja, komme…“ Ron
sprang auf und eilte Hermine in die Küche hinterher. Dort schloss sie die Tür und
sagte verschmitzt: „Lassen wir die beiden mal ein bisschen in Ruhe!“ – „Okay – und
was willst du jetzt bitte kochen?“ – „Och, ich dachte da an Spinat und…“ – „Igitt –
bloß das nicht!“ unterbrach sie Ron. „Sowas ess’ ich nicht!“ – „Wieso nicht?“ – „Na…
als ich 4 war, da hat Fred… aber das ist schon so lange her, ich mags halt nicht!“
Ron bekam wieder einen roten Kopf. „Ach Ronilein, was hat denn der böse Fred mit
deinem Spinat gemacht?“ spöttelte Hermine. „Sehr witzig! Wenn dir jemand den
Spinat in einen Haufen Kellerasseln verwandelt, dann hast du da auch nicht mehr
Appetit drauf!“ Ron wurde zornig, als Hermine hierzu lachen musste. „Ach Ron, sieh
dass doch mal auch lustig! Sie umarmte ihn, worauf er sie wegschubsen wollte, doch
sie hielt ihn fest. „Lass mich los!“ wollte er schreien. Stattdessen gab sie ihm einen
schnellen Kuss auf den Mund. Er schaute sie verdattert an, doch dann musste er –
wie auch sie – grinsen. „Okay, wie wäre es mit Spinat-Pfannkuchen?“ – „Bin dabei“
antwortete Hermine lächelnd. Daraufhin beugte sich Ron herunter und gab ihr einen
langen Kuss, den Hermine mit geschlossenen Augen erwiderte.
Eine halbe Stunde später saßen sie alle im Wohnzimmer am gedeckten Tisch und
unterhielten sich ausgelassen wie schon lange nicht mehr über die vergangenen
Schuljahre.
„Wisst ihr noch, wie wir uns damals kennen gelernt haben?“ fragte Harry Ron und
Hermine. „Nur zu gut“, antwortete Hermine lächelnd. „Na, dazu brauchte es aber erst
einmal ein paar schlagkräftige Argumente!“ Ron grinste. „Aber Harry, wie soll es jetzt
weitergehen?“ – „Gute Frage!“ das Lächeln verschwand aus Harrys Gesicht. „Ich
weiß es selbst nicht. Ich mein, bisher hatte ich mehr Glück als Verstand, dass ich die
Horkruxe so leicht finden konnte! Aber wo die anderen beiden sind, das weiß ich
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einfach nicht – nicht einmal WAS sie sind!“ schloss Harry bedrückt. „Na, nicht gleich
so trübsinnig sein, Harry“ Ginny nahm ihn in den Arm. „Du sagtest doch, dass
Dumbledore auch glaubt, dass die Schlange ein Horkrux ist, oder? Na, dann
brauchst du doch nur noch nach einem zu suchen!“ – „Ja, von dem ich nicht weiß
was es ist geschweige denn WO!“ – „Der ewige Optimist!“ sagte Hermine lächelnd.
„Schön und gut – Hermine! Aber nehmen wir mal an, dass ich alle zerstört habe –
dann muss ich noch Voldemort umbringen! Und das schaffe ich nicht! Ich bin ja sogar
zu schwach um gegen Snape anzukommmen!“
Harry ballte die Fäuste und schlug mit der rechten auf den Tisch. Wieder
durchströmte ihn ein stechender Schmerz, der sich bis zur Schulter hochzog. Da
konnte er es nicht mehr unterdrücken – er stöhnte auf. „Harry!“ Ginny war entsetzt.
„Was ist los?“ – „Ach, nichts…“ versuchte Harry sie zu beruhigen. „Nichts?
Deswegen schreist du ja auch auf und bist ganz käsig! Sag schon – wolltest du nicht
endlich mal ehrlich zu mir sein?“ warf ihm Ginny vorwurfsvoll vor. „Genau Harry! Wir
sehen doch auch, dass es dir nicht gut geht! Also sag schon!“ sprang Hermine Ginny
zur Seite. Ron dagegen sah Harry nur besorgt an. „Weiß doch selbst nicht, was mit
mir los ist“, murmelte er. Dabei musste er an Dumbledore und seine schwarze,
abgestorbene Hand denken und was er gesagt hatte: „…andere würde das nur in
den Tod führen – sieh nur mich an! Die Vernichtung der zwei Horkruxe hat mir alle
Kraft genommen!“ Sollte es bei ihm jetzt auch so sein? Schließlich hat er ja auch
zwei vernichtet! „Du musst unbedingt zur Pomfrey, Harry!“ riet Hermine eindringlich.
„Ja, Harry – bitte!“ drang auch Ginny auf ihn ein, die seine rechte Hand behutsam
streichelte. „Tu es für mich, bi…“ Der Rest des Satzes blieb ihr im Halse stecken, als
sie auf Harrys Hand sah. Deren begann gräulich zu werden.
Ginny schrie. "Harry!" Ron und Hermine sprangen von ihren Sesseln auf. Ein sehr
unangenehme Gefühl machte sich in Harrys Arm breit. Es war nicht der stechende
Schmerz, den er noch vor Sekunden gespürt hatte. Es war, als wenn seine Hand
brennen, er aber nur die Flammen, die ihn kitzeln, spüren würde.
Ron keuchte entsetzt." Hermine, tu doch irgendetwas!" Doch Hermine war, ebenso
wie Harry, zu geschockt, um etwas heraus zubekommen. Harry musste wieder an
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Dumbledores Hand denken. 'Ging es ihm genauso?’ Er hatte auf Harrys Frage hin
geantwortet, er sei zu langsam gewesen. Harry war eindeutig zu langsam gewesen.
Er würde seine Hand verlieren. Und dann auch noch die Rechte.
Seine Hand war nun komplett grau, hatte aber noch nicht das Schwarz, was
Dumbledores hatte.
"Harry, wir müssen dich ins ST.Mungo bringen." Hermine schien ihre Fassung wieder
zu haben. Schon wollte sie ihn packen, aber Harry riss seine Hand zurück. "Nicht!
Was soll ich ihnen denn sagen, wenn sie mich fragen, woher ich das habe? 'Ach, ich
habe nur gerade probiert, eine von Voldemorts Seelen, von denen er ja so viele hat,
auszulöschen?' " - "Das ist jetzt doch total egal! Was wichtig ist, dass du jetzt sofort
Hilfe bekommst!" Ginny war kurz vorm durchdrehen. "Ihr versteht das nicht! Wenn ich
jetzt ins St. Mungo gehe, war alles, aber auch alles umsonst! Dumbledore ist
umsonst gestorben, wir haben die Schullaufbahn umsonst abgebrochen...!
Wenn erst das ST. Mungo weiß, woher ich das habe, dann wird voldemort keine
Probleme haben, das auch herauszufinden!" Alle starrten auf Harrys Hand. Bisher
war noch keine Veränderung zu erkennen. Es herrschte absolute Stille. Jedem von
ihnen leuchtete ein, was Harry gesagt hatte, aber trotzdem brauchte er Hilfe. "Wir
bringen dich zu Madam Pomfrey! Dumbledore hätte sie nicht eingestellt, wenn sie
nicht vertrauenswürdig wäre." Fest entschlossen ging Hermine auf Harry zu, hielt ihn
am linken Arm fest, und zog ihn hoch. "Ron, du nimmst Ginny mit." - "Aber was war
mit Snape? Dumbledore hat auch immer behauptet, er sei auf unserer Seite, aber
das war er nicht! Bei Madam Pomfrey genügt schon, dass sie gerne tra...!"
Noch bevor Harry zu Ende reden konnte, spürte er schon das Ziehen in der
Magengegend. Er konnte gerade noch denken, dass er unbedingt ins Schulleiterbüro
muss, um Dumbledore zu sprechen, als seine Füße auch schon hart auf dem Boden
aufschlugen.
..."Er atmet wieder ruhiger, sehen Sie?"
"Ja, das hatte ich gehofft. es war gut von ihnen, gleich herzukommen.
Es scheint das gleiche zu sein, das Dumbledore auch hatte. Was hat Mister Potter
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denn gemacht, Miss Granger?" -"Ähm, naja, also, wissen sie, Madame Pomfrey..."
Harry schlug langsam die Augen auf. Er schien in dem Krankenflügel von Hogwarts
zu sein.
"Oh harry!!!! bist du wach?!?!" hörte er Hermines stimme erleichtert aufseufzen.
Harry blinzelte. es war ziemlich hell und er konnte nicht viel erkennen.
"Ja, mir geht es gut, wo sind Ginny und Ron?" wollte Harry fragen, doch es kam nur
ein leises Krächzen heraus. "Er muss sich schonen, sie sollten ihn nun lieber
schlafen lasse. er braucht Ruhe und viel Schlaf."
"Aber ich kann ihn doch nicht allein lassen!!" meinte Hermine empört. "Sie können
ihm momentan nicht helfen. der Trank, den ich ihm gegeben habe, schwächt ihn
ziemlich. allerdings hoffe ich, dass es gegen den Arm hilft.
Ach, sie wollten mir doch noch sagen, was Mister Potter gemacht hat, Miss Granger",
sagte Madame Pomfrey.
Hermine wurde rot. „Ähm, ja….“ stotterte sie. „Ja?“ bohrte Madam Pomfrey nach. „Er
hat…“ - „ich habe ein Amulett angefasst, das wohl verflucht war.“ unterbrach Harry
Hermine, welche ihn hinter Madam Pomfrey her dankbar anblickte. „Aber was fällt
Ihnen ein, Mr. Potter?“ ungläubig blickte die Schulärztin ihn an. „Sind sie wahnsinnig,
in solchen Zeiten unbekannte Sachen anzufassen? Das hätte Ihnen doch klar sein
müssen, dass das schwarzmagisch ist!“ Kopfschüttelnd und über solch
offensichtlicher Dummheit vor sich hinmurmelnd ließ sie Harry und Hermine alleine
und ging in ihr Büro. „Hermine – wo sind Ron und Ginny?“ murmelte Harry, der seine
Augen kaum noch offen halten konnte. „Sie sind bei Professor Mc Gonagall, Harry!
Keine Sorge – sie werden nichts verraten!“ sagte sie hastig, als Harry sich versuchte,
aufzurichten. „Du musst dich ausruhen, Harry! Glaub mir – es wird alles wieder gut!“
Er konnte noch sehen, dass sich eine Träne in ihrem linken Auge sammelte, dann
wurde ihm schwarz vor den Augen.
Als er wieder aufwachte, war es tief in der Nacht. Er richtete sich auf, und sah dass
seine Freunde in den restlichen Betten des Krankensaals lagen – bis auf Ginny, die
zusammengesunken auf einem Stuhl neben Harrys Bett hockte. Harrys Herz machte
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einen Hüpfer. Das Ginny ihn auch in den schwierigsten Zeiten nicht allein ließ, dass
zeigte ihm, wie sehr sie in liebte – und dass er ein Leben ohne sie sich einfach nicht
mehr vorstellen konnte. >>Vielleicht hatte Dumbledore ja doch recht? Vielleicht kann
ich es nur mithilfe meiner Freunde schaffen?<< ging es Harry durch den Kopf. Dann
fiel ihm erst wieder ein, warum denn er eigentlich in dem Krankenflügel lag. Er
schaute schnell auf seine rechte Hand, in der Hoffnung dass sie geheilt worden ist.
Schließlich hat Madam Pomfrey schon so manches heilen können! Aber die
Enttäuschung kam sofort – seine Hand war noch immer hellgrau. Er versuchte sie zu
bewegen, was zu seiner Erleichterung sogar recht normal funktionierte. Er hatte im
Moment auch keinerlei Schmerzen, hatte aber keinerlei Gefühl in den Fingerspitzen.
Blieb es jetzt bei diesem Zustand – oder war das nur vorübergehend? Egal, darüber
konnte er sich auch bei Tag genug Sorgen machen, im Moment überkam ihn wieder
eine starke Müdigkeit.
In den nächsten zwei Tagen änderte sich nicht viel. Madam Pomfrey weigerte sich
strikt Harry gehen zu lassen (wenigstens durfte er aber aufstehen und in dem
Krankenflügel herumgehen), während sie verschiedenste Zaubertränke und
Beschwörungen an seiner Hand versuchte. Doch die Verletzung besserte sich in
keinster Weise. „Wenigstens verschlechterte sie sich auch nicht“, dachte Harry.
Seine Freunde wichen nicht von seiner Seite. Am Morgen des dritten Tags seines
unfreiwilligen Aufenthaltes in Hogwarts saßen alle vier an einem Tisch beim
Frühstück. Hermine war wie üblich dabei, den Tagespropheten zu lesen. „Und, was
interessantes passiert? Ist Du-weißt-schon-wer ausgewandert?“ versuchte Ron zu
scherzen. Doch der Scherz kam nicht gut an. „Nein, leider nicht. Dafür haben seine
Todesser wieder 5 Menschen umgebracht!“ antwortete Hermine betrübt. „Jemand,
den wir kennen?“ fragte Harry. „Moment – oh nein!“ stöhnte Hermine auf. „Wer?“
fragten Ginny, Ron und Harry gleichzeitig. „Sie haben Olivander tot aufgefunden!
Und er muss wohl ziemlich zugerichtet worden sein!“ murmelte Hermine. Harry
schlug sich die Hand vor die Augen. Er konnte sich noch zu gut an die erste
Begegnung mit dem Besitzer des Ladens erinnern, in dem er seinen Zauberstab
gekauft hatte. Er war sich anfangs nicht sicher, ob er ihn leiden konnte, aber in den
Jahren darauf, vor allem in seinem 4. Schuljahr hat er ihn zu schätzen gewusst.
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„Na, wenigstens kann er jetzt nicht mehr Du-weißt-schon-wen mit Zaubestäben
versorgen…“murelte Ron. „Na super!“ fauchte ihn seine Schwester an. „Und was ist
mit den hunderten Zauberstäben, die er in seinem Laden hatte? Und glaubst du
etwa, dass er in dem Jahr, in dem er verschwunden war, Däumchen gedreht hat?“
Ron zuckte zusammen. „Lasst es gut sein“, versuchte Harry sie beide zu beruhigen.
„Ändern kann man das eh nicht.“ Er blickte über Hermines Schulter. „Noch etwas
interessantes?“ – „Oh ja! Sie haben Romilda gefunden!“ – „Wie, so schnell?“
entgegnete Ron. „Ja, weil sie den Bauernhof in Flammen gesteckt hat!“ Ginny lachte
auf. „Aber sie kann sich an nichts mehr erinnern?“ fragte sie Hermine. „Allem
Anschein nach nicht. Das Ministerium geht davon aus – so schreibt es jedenfalls der
Tagesprophet – dass sie unter dem Imperiusfluch stand!“ Hermine schüttelte den
Kopf während Ron losprustete. „Ginny, da hast du was angerichtet!“ er klopfte ihr
anerkennend auf die Schulter. „Jedenfalls, sie haben sie ins St. Mungo Krankenhaus
gebracht.“ Sie verstummten wieder.
So blieb es auch noch die nächsten zwei Tage, in denen sie viel über die
vergangene Zeit und über die Zukunftsaussichten redeten oder aber über die Artikel
der drei Tagesausgaben des Tagespropheten stritten.
Am fünften Tag schließlich hielt es Harry nicht mehr aus. Seine Hand hatte sich
einfach nicht verbessert – egal was Madam Pomfrey auch versucht hatte. Als sie
dann auch noch ankündigte, dass sie Hilfe aus St. Mungo holen wollte, fasste Harry
einen Plan. „Ron, Ginny! Ihr müsst mir helfen!“ – „Ja, Harry?“ fragte Ginny. „Ein
Moment… - Muffliato!“ er richtete seinen Zauberstab auf das Büro der Schulärztin.
„Also, ich muss dringend ins Büro des Schulleiters!“ sprach er eindringlich auf seine
Freunde ein. „Aber du kommst hier doch nicht raus!“ entgegnete Hermine. „Ich nicht
– ihr schon! Hört zu, ihr könnt ja den Krankenflügel verlassen“, versuchte Harry
seinen Plan zu erklären (er spielte darauf an, dass Ginny und Ron versucht haben,
Professor Mc Gonagall zu überzeugen, dass Harry gehen konnte). „Folgendes müsst
ihr bitte für mich tun – Ron, du gehst bitte runter in das Zaubertränkeklassenzimmer.
Soweit ich mich erinnern kann befindet sich da noch im Schrank ein Fläschchen mit
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Vielsafttrank. Hol ihn mir bitte!“ – „Ja, und was willst du damit erreichen?“ fragte Ron
verwirrt. „Das sag ich dir, wenn du ihn hast!“ entgegnete Harry ungeduldig. „Wir
haben keine Zeit!“ Ron, der nach wie vor verwirrt war, stand auf und eilte aus dem
Krankenflügel. „Und was soll ich machen, Harry?“ fragte Ginny neugierig. Harry
blickte sie an und sah, dass sie viel schneller als Ron verstanden hatte, was Harry
vorhatte. „Du lenkst nachher bitte Professor Mc Gonagall ab, während ich versuche,
in das Büro zu kommen! Versuch einfach, sie aus dem Büro zu locken!“ Ginny nickte,
nachdem Harry geendet hatte. „Das dürfte machbar sein.“ Sie grinste. „Und was soll
ich machen?“ fragte Hermine, etwas gekränkt. „Na, einer muss doch bei mir bleiben,
damit Madam Pomfrey nicht misstrauisch wird!“ Harry lächelte Hermine zu, die nun
ebenfalls zu lächeln begann.
Zehn Minuten später tauchte Ron vollkommen erschöpft auf. „Mann, das war gar
nicht so einfach, den Trank zu finden – bei den ganzen Ampullen und Flaschen, die
da herumstanden.“ – „Aber Ron!“ entgegnete Hermine empört. „Du musst doch
wissen, wie er aus…“ doch sie wurde von Ron unterbrochen, der feixend aus seiner
Tasche die Flasche hervorzog. „Traust es mir wirklich nicht zu, oder? Autsch!“ er
zuckte zusammen, weil Hermine ihm in die Seite geboxt hatte. Vor Schreck ließ er
die Flasche fallen, doch Ginny konnte die Flasche durch einen beherzten Sprung
auffangen, bevor sie auf dem Boden zerschellte. „Na, du bist wirklich ein guter
Jäger!“ Harry nahm grinsend die Flasche entgegen, daran denkend wie gut Ginny
auch noch die schon verloren geglaubten Quaffels aus der Luft fischte und sie durch
die gegnerischen Torringe schoß.
Hastig nahm er zwei Gläser vom Tisch, füllte sie je zur Hälfte mit Vielsaft-Trank. In
seinem Becher warf er drei seiner Haare, die er sich ausgerissen hatte, während er
auf Ron wartete. „Was tust du da, Harry?“ fragte ihn Ron. „Na, du wolltest doch
schon immer wissen, wie es sich anfühlt ein Held zu sein! Na, nun kannst du es
rausfinden!“ Harry grinste. „Wie…?“ – „Ach, Ron, manchmal glaub ich dass du mal
einen Verdummungstrank getrunken hast!“ Ginny rollte mit ihren Augen, während
Hermine Ron erklärte was Harry vorhatte. „Super Idee, Harry!“ entfuhr es Ron. Er
packte sich an seinem Schopf und zog ebenfalls ein kleines Büschel an Haaren
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heraus und war es in das andere Glas. Beide nahmen sich das Glas des anderen
und sagen: „Zum Wohl!“
Kurz darauf überkam Harry das ihm wohlvertraute, höchst unangenehme Gefühl,
dass sich bei der Verwandlung mithilfe eines Vielsafttrankes einstellte. Kurz darauf
war alles wieder vorbei und ihm stand Ron in Harry-Gestalt gegenüber, welcher
wiederum ihn anstarrte. „Na, ganz hat das wohl nicht geklappt, Harry.“ Er deutete auf
Harrys rechte Hand. Sie war weiterhin gräulich. Hermine schaute besorgt. „Egal –
wichtig ist, dass ich hier rauskomme! Und ich muss mich beeilen – schließlich bleibt
mir nur gut eine Stunde! Komm, Ginny!“ Er packte Ginny gerade in dem Moment an
ihre rechte Hand als Madam Pomfrey aus ihrem Büro trat.
„Wir brauchen etwas frische Luft“, schwindelte Harry alias Ron und hastete aus dem
Krankenflügel. Schnell begaben sie sich zu dem Aufgang zu dem Schulleiterbüro.
„Du wartest hier, Harry!“ Etwas anderes hatte Harry auch nicht vor – er zog seinen
Tarnumhang über und wartete. Kurz darauf kam Ginny in Begleitung von Mc
Gonagall heruntergeeilt und beide liefen die nächste Treppe hinab, die in Richtung
der Küche führte. Während Harry Ginnys Überzeugungskraft bewunderte, schlüpfte
er durch die sich wieder verschließende Tür, rannte die Treppe herauf und betrat
außer Atem das ehemalige Büro von Professor Dumbledore.
Harry eilte sofort auf Dumbledores Portrait zu, wobei er hastig seinen Tarnumhang
herunterzog. „Harry? Was machst du denn hier?“ fragte ihn Dumbledore, als Harry
zum Reden ansetzen wollte. „Äh, wie haben sie mich denn erkannt?“ fragte Harry
verblüfft – da er doch äußerlich wie Ron aussah. „Nun, es war nicht schwer, Harry!
Schließlich hast du die Freundlichkeit gehabt, den gleichen Fehler wie ich zu
machen!“ Er deutete auf Harrys rechte Hand. „Du warst wie ich damals zu langsam.
Und solche Verletzungen kannst du auch nicht mit Vielsaft-Trank verbergen!“ – „Das
dachte ich mir schon!“ sagte Harry. „Du bist wohl zu mir gekommen, um zu fragen
was du machen kannst, Harry?“ – „Ja!“ Harry war dankbar, dass Dumbledore so
schnell zur Sache kam und ihm nicht irgendwelche Vorträge hielt. „Was für ein Fluch
ist das – und gibt es ein Gegenmittel dagegen?“ fragte Harry, doch die Antwort auf
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die zweite Frage wusste er bereits. „Also eines musst du dir jetzt schon klar machen,
Harry“, antwortete Dumbledore ernst. Harry konnte auch seine tiefe Besorgnis
heraushören. „Ein Gegenmittel gegen deine Fluchverletzung gibt es nicht – soweit
ich es weiß! Ich habe schließlich fast ein Jahr danach gesucht! Aber wenn es dich
beruhigen sollte – sterben wirst du nicht daran.“ Das war ein schwacher Trost für
Harry. Die Vorstellung, dass seine rechte Hand absterben würde, nahm ihm allen
Mut. Denn wie sollte er gegen Voldemort bestehen sollen, wenn er seine
Zaubererhand nicht mehr richtig verwenden konnte? „Also zum Fluch, Harry. Ganz
genau weiß ich auch nicht, was für ein Fluch das ist. Denn ich habe nicht wie
Voldemort einen Horkrux erstellt – und das scheint nun einmal ein Fluch zu sein, der
in Verbindung mit der Erstellung eines Horkruxes steht! Aber es muss eine Art
Verdörrungsfluch sein.“
„Und es gibt wirklich kein Gegenfluch?“ versuchte es Harry noch einmal. „Nicht das
ich wüsste, Harry!“ antwortete Dumbledore bedauernd. „Was nicht heißen soll, dass
ich allwissend bin!“ – „Okay!“ Harry schluckte. „Also, was soll ich jetzt machen?“ –
„Ich nehme erst mal an, dass es dir gelungen ist, den 6. Horkrux zu zerstören?“ –
„Ja!“ antwortete Harry stolz. „Den Kelch von Hufflepuff.“ –„Prima, Harry!“ Dumbledore
strahlte. „Da wir ja als sicher annehmen können, dass ein weiterer Horkrux in der
Schlange steckt, müssen wir nun noch einen weiteren finden!“ – „Und wie soll ich den
jetzt finden?“ – „Das müssen wir jetzt genau überlegen, Harry! Um ehrlich zu sein“,
Dumbledores Portrait räusperte sich, „weiß ich im Moment leider auch nicht, wo du
diesen finden kannst.“ Harry war enttäuscht. Er hatte gehofft, von Dumbledore zu
erfahren, wo der letzte Horkrux zu finden sei. „Aber wie soll ich den Horkrux jetzt nur
finden?“ fragte Harry verzweifelt das Portrait.
„Wichtig ist, dass du versuchst, dich in Voldemorts Verhalten und Gedanken
hineinzudenken. So kannst du vielleicht herausfinden, wo der letzte Horkrux zu
finden ist!“ Harry war anzusehen, dass er von Dumbledores Worten nicht überzeugt.
Deshalb redete Dumbledore eindringlich auf ihn ein: „Harry, ich kann dir da jetzt auch
nicht mehr viel weiter helfen – du musst jetzt versuchen, auf deine innere Stimme
hören! Und du kannst auch auf deine Freunde hoffen!“ Er verstummte kurz und sann
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nach. „Harry – eine Hilfe kann ich dir noch geben – wenn du erst einmal Voldemort
gegenüber stehst, musst du dich gegen ihn behaupten müssen. Dies wollte ich dir
eigentlich noch am Ende des letzten Schuljahrs beibringen, aber ich kam leider nicht
mehr dazu. Was ich sehr bedauere.“ Er machte eine entschuldigende Geste. „Aber
ich kann dir da einen Rat geben. Hol bitte das Buch, was in dem kleinen Schrank da
rechts neben dem Kamin steht! Das mit dem goldenen Einband!“ Harry gehorchte
und ging zum Schrank, öffnete ihn und zog das entsprechende Buch heraus. Er
konnte in feinen schwarzen Linien einen fremdsprachigen Titel erkennen, den er
aber nicht verstand. Er schloß die Schranktür, stand auf und ging zu Dumbledores
Portrait zurück.
„Gut“, sagte Dumbledore. Harry blickte von dessem Bild hinunter auf das Buch und
schlug es auf. Auch auf den Seiten erkannte er die ihm unbekannten Schriftzeichen.
Das Buch war komplett in einer fremdländischen Sprache geschrieben. „Aber Sir, wie
soll ich da etwas lesen und lernen können?“ – „Harry, du musst deinen Geist für
etwas neues öffnen! Wenn du dich auf dieses Buch und seine Magie einlässt, wirst
du es auch verstehen! Ich weiß, dass es schwierig ist, aber ich bin überzeugt, dass
du es schaffen wirst! Denk daran – es ist ernorm wichtig im Kampf gegen Voldemort!“
versuchte Dumbledore Harry einzuprägen. Harry schluckte, aber als er in
Dumbledores Portrait sah, und bemerkte, dass dieser ihn aufmunternd anlächelte,
fasste er sich ein Herz, ballte die Hände und antwortete: „Ich schaff das, Sir.“
Dumbledore strahlte. „Das hatte ich gehofft, Harry! Und wenn du meinen Rat
brauchst – ich bin immer für dich da!“
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