Die Läufigkeit der Hündin - und ihre Risiken Normalerweise wird

Transcrição

Die Läufigkeit der Hündin - und ihre Risiken Normalerweise wird
Die Läufigkeit der Hündin - und ihre Risiken
Normalerweise wird eine junge Hündin im Alter von 6 bis 12 Monaten das erste Mal läufig bzw. heiß,
d.h., sie ist nun geschlechtsreif. Die meisten Hündinnen werden alle sechs bis sieben Monate läufig,
also zweimal im Jahr. Es bestehen aber große rassebedingte und individuelle Unterschiede, sodass es
auch Hündinnen gibt, die nur einmal im Jahr heiß werden, und andere, die 3 Läufigkeiten vorweisen.
Bei einer bestimmten Hündin ist jedoch normalerweise die Dauer des Läufigkeitsintervalls konstant.
Der Läufigkeitszyklus gliedert sich in vier Phasen: Proöstrus (Vorbrunst), Östrus (Brunst), Metöstrus
(Nachbrunst) und Anöstrus (Ruhephase ).
Proöstrus: Die Dauer der Vorbrunst beträgt durchschnittlich 9 Tage. Diese Phase ist gekennzeichnet
durch das Anschwellen der Vulva und das Austreten von blutigem Scheidenausfluss. Bereits jetzt sind
die Hündinnen für Rüden attraktiv, lassen sich aber noch nicht decken, sondern beißen die Rüden
weg.
Östrus: Auch die Brunst dauert im Durchschnitt 9 Tage. Der Vaginal-Ausfluss wird jetzt klar, eventuell
leicht schleimig. Die Hündin ist nun "aufnahmebereit" (etwa zweiter bis vierter Tag des Östrus) und
unwiderstehlich für die Rüden. Die Hündin lockt unweigerlich jeden Rüden an und würde sich auch
decken lassen. Jetzt heißt es für den Hundehalter aufgepasst, sonst gibt es bald viele hungrige Mäuler
zu füttern.
Auf keinen Fall sollten Sie bei einem ungewollten Deckakt Rüde und Hündin mit Gewalt voneinander
trennen. Der Penis des Rüdens schwillt in der Hündin derart an, dass ein gewaltsames Trennen mit
schweren Verletzungen für beide Tiere enden kann. Der gesamte Deckakt dauert ungefähr eine halbe
Stunde.
Zum Glück gibt es im Fall einer ungewollten Trächtigkeit die Möglichkeit mittels einer speziellen
Hormonspritze (Antigestagen) je nach Zeitpunkt gleich die Nidation (Einnisten der befruchteten
Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut) zu verhindern bzw. zu einem späteren Zeitpunkt einen
Trächtigkeitsabbruch herbeizuführen. Auch wenn dies in der Regel für Ihre Hündin ohne größere
Komplikationen verläuft, ist eine mögliche Nebenwirkung der hormonellen Abtreibung das Entstehen
einer Gebärmutterentzündung.
Metöstrus: Die Dauer des Metöstrus liegt durchschnittlich bei 75 Tagen. Während dieser Zyklusphase
ist die Progesteron-Konzentration ("Schwangerschaftshormon") im Blut erhöht; und zwar unabhängig
davon, ob die Hündin gedeckt wurde oder nicht. Vom Hormonstatus her gesehen durchläuft eine
Hündin also nach jeder Läufigkeit den Vorgang einer Trächtigkeit. Kein Wunder, dass besonders
sensible Hündinnen durch diese "Täuschung" leicht mit den Symptomen einer sogenannten
"Scheinträchtigkeit" (z.B. Nestbautrieb, Ausbildung des Gesäuges und Milchproduktion) reagieren.
Die Vorfahren unserer Hunde lebten in Rudeln zusammen. In einem solchen Rudel gab es eine genaue
Rangordnung, wobei jede Position mit entsprechenden Rechten, aber auch Pflichten verbunden war.
Nur die Leithündin (Leitwölfin) bekam die Jungen. Doch die Leitwölfin hatte andere Verpflichtungen
und konnte sich nicht gleichzeitig um den Nachwuchs kümmern. Diese Aufgabe mussten die
rangtieferen Wölfinnen des Rudels übernehmen, wozu auch das Säugen der Welpen gehörte.
Voraussetzungen, die durch die Scheinträchtigkeit gegeben waren. So tragen manche Hündinnen
einige Wochen nach der letzten Läufigkeit alle möglichen Gegenstände zusammen, zeigen
Nestbauverhalten, bewachen und beschützen besonderes Spielzeug, als sei es ein Junges. Doch damit
nicht genug: auch die Milchdrüsen schwellen an, und oft tropft sogar Milch aus den Zitzen, die häufig
geleckt werden. Bis zu einem gewissen Grad kann dieses V erhalten noch als "normal" bezeichnet
werden. Doch manche Hündin steigert sich derart in die "Mutterrolle" hinein, dass daraus eine Last
für sie selbst und schließlich auch für Herrchen und Frauchen entsteht. Die beste Hilfe für Ihr Tier ist
Ablenkung: beispielsweise häufiges Spazierengehen, Wegräumen von Spielsachen, viel Zuwendung.
Meist ist dann nach einigen Tagen das Problem beseitigt.
Wenn die Scheinträchtigkeit mit ausgeprägter Aggressivität, Apathie oder übermäßiger Milchbildung
bzw. sogar mit einer schmerzhaften Gesäuge-Entzündung einhergeht, ist eine medikamentelle
Behandlung durch den Tierarzt notwendig. Genauso wie die Psyche der Hündin und das Gesäuge auf
die hormonelle Situation reagieren, hat sie auch Einfluss auf die Gebärmutter (Uterus). Gegen Ende
des Östrus haben Bakterien die Möglichkeit durch den noch geöffneten Muttermund (Zervix) in die
Gebärmutter einzudringen. Begünstigt durch die im Metöstrus geschlossene Zervix und die lange
Progesteron-Phase während der Pseudogravidität kann es dann zur Gebärmutterentzündung bzw.
Gebärmuttervereiterung (Pyometra) kommen. Allmählich füllt sich die Gebärmutter mit eitrigem
Sekret, Toxine aus dem Uterusinhalt werden vom Körper resorbiert und führen zur Toxinämie
(Blutvergiftung). Das tückische der Pyometra ist, dass sie für den Hundebesitzer oft sehr schwer zu
erkennen ist. Vermehrter Durst und leichte Mattigkeit sind, zumindest zu Beginn der Erkrankung, oft
die einzigen Anzeichen. Gelegentlich öffnet sich der Gebärmuttermund, es kommt zur Entleerung des
Uterus und eitriger Scheidenausfluss wird sichtbar.
Wird die Gebärmuttervereiterung rechtzeitig erkannt, ist sie je nach Form durch Medikamente bzw. in
der Regel durch die Kastration gut in den Griff zu bekommen. Bei schwerer Toxinämie mit Fieber,
Dehydration (Austrocknung), Apathie und Schock kann jedoch selbst ein Not-OP die Hündin oft nicht
mehr retten. Gleiches gilt für Rupturen der Gebärmutter (vergleichbar: Blinddarm-Durchbruch), bei
denen sich der eitrige Inhalt (teilweise mehrere Liter) in die Bauchhöhle ergießt und dort zur
lebensgefährlichen Peritonitis (Bauchfellentzündung) führt. Auf Grund dieser Gegebenheiten besteht
nach jeder Läufigkeit, egal ob mit normalem Verlauf oder mit ausgeprägter Scheinträchtigkeit, die
Gefahr einer lebensbedrohlichen Gebärmutterentzündung bzw. -vereiterung . Durch wiederholte
Scheinträchtigkeit steigt das Risiko besonders. Gebärmutterentzündungen treten in der Regel 4 bis 6
Wochen nach Beendigung der Läufigkeit auf. In dieser Zeit sollten Sie Ihre Hündin besonders
beobachten und sie bei den geringsten Auffälligkeiten (z.B. gestörtes Allgemeinbefinden,
Appetitmangel, Scheidenausfluss, Apathie, Bewegungsunlust, vermehrter Durst) Ihrem Tierarzt
vorstellen. Frühdiagnostik mittels Blutuntersuchung, Röntgen und/oder Ultraschall und rechtzeitiges
Eingreifen kann so das Schlimmste verhindern.
Anöstrus: In dieser Ruhephase zwischen Metöstrus und Proöstrus fehlen jegliche äußeren Anzeichen
des Sexualzyklus. Der Anöstrus dauert je nach individuellem Läufigkeitsintervall etwa fünf bis zehn
Monate.
Bis ins Alter von ca. sieben Jahren sind die Zyklus-Intervalle einer Hündin regelmäßig. Bei älteren
Tieren verlängert sich häufig die Anöstrus-Phase und die Läufigkeit tritt nur noch einmal jährlich ein.
Meistens sind die Anzeichen der Läufigkeit auch nicht mehr so deutlich ausgeprägt.