Verbundwerkstoffe - Institut für Fertigungstechnologie keramischer
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Verbundwerkstoffe - Institut für Fertigungstechnologie keramischer
Praktische Übungen: MSc Spezialisierungsfach „Faserverbundwerkstoffe: Herstellung und Charakterisierung“ Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 1 Verbundwerkstoffe – Warum? Einflussfaktoren auf die mechanischen Eigenschaften des Verbundes, Bedingungen für eine optimale Nutzung der Fasereigenschaften Adhäsion: Benetzungsverhalten während der Herstellung Mechanische Eigenschaften der Faser Ziel: verbesserte Leistungsfähigkeit des Verbundes gegenüber dem monolithischen Werkstoff durch Nutzung der Fasereigenschaften maßgeschneiderte Faser / Matrix Grenzfläche Mechanische Eigenschaften des Matrix-Werkstoffes Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Geometrie: Faser-Länge, - Gehalt - Architektur Kompatibilität: chemisch und thermophysikalisch Einführung Seite 2 Verbundwerkstoffe – Einteilung nach Matrices Verbundwerkstoffe mit Polymermatrix (Polymer Matrix Composites – PMC) Einlagerung von Partikeln hauptsächlich zur Erhöhung der Funktionalität (thermo-/elektro-physikalisch, chemische Beständigkeit), aber auch aus fertigungstechnischen Gründen (Verarbeitbarkeit) Faserverstärkung zur Erhöhung der Festigkeit und des E-Moduls Verbundwerkstoffe mit metallischer Matrix (Metal Matrix Composites – MMC) Einlagerung von Partikeln und Fasern vor allem in Leichtmetallmatrices zur Erhöhung der Festigkeit und des E-Moduls besonders bei erhöhten Temperaturen Verbundwerkstoffe mit keramischer Matrix (Ceramic Matrix Composites – CMC) Einlagerung von Partikeln und Fasern zur Erhöhung der Schadenstoleranz (‚Quasi-duktiles Bruchverhalten‘) Je nach Matrix unterschiedliche Motivation für die Einbringung einer Verstärkungsphase Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 3 Verbundwerkstoffe – Einteilung nach Matrices Beispiele Matrix PMC MMC CMC Einsatztemperatur [°C] Verstärkungsphase Epoxy Glasfasern Phenole Kohlenstofffasern Polyimide Aramidfasern Aluminium Kohlenstofffasern Titan SiC–Partikel Magnesium Al2O3–Fasern (Si)SiC Kohlenstofffasern Al2O3 Al2O3–Fasern Si3N4 SiC–Fasern RT 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 Maßgeschneiderte Verbundwerkstoffe für jeden Temperaturbereich Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 4 Verstärkungselemente für Verbundwerkstoffe Einteilung Verstärkungselemente Fasern Teilchen zur Steigerung der Härte und Festigkeit in Thermoplasten: Talkum, Glaskugeln, Kaolin, ... zur Steigerung der mechanischen und tribologischen Eigenschaften in (Leicht-) Metallmatrices: SiC, Al2O3, TiC, ... zur Steigerung der Schadenstoleranz in Keramiken (ZTC – Zirconia toughened Ceramics -> ZTA Zirconia Toughened Alumina): Nutzung der spannungsinduzierten polymorphen Umwandlung von ZrO2 PMC MMC CMC zur Steigerung der mechanischen Eigenschaften in thermoplastischen und thermoduren Harzmatrices: Kurz- und Langfasern, Gewebe zur Steigerung der mechanischen Eigenschaften (Festigkeit, Kriechneigung) in (Leicht-)Metallmatrices: Kurz- und Langfasern, Gewebe zur Erhöhung der Schadenstoleranz in Keramiken: Kurz- und Langfasern, Gewebe, Whisker Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 5 Charakteristische Eigenschaften von Fasern geringer Durchmesser im Bezug auf die Korngröße Dieser „Größeneffekt“ erlaubt eine Erhöhung der Festigkeit im Vergleich zum monolithischen Werkstoff, da ein geringer Durchmesser die Wahrscheinlichkeit eines rissauslösenden Fehlers reduziert. hoher Formfaktor, d.h. Verhältnis Länge zu Durchmesser l/d Große Außenfläche ermöglicht hohen Spannungsübertag von Matrix auf die hochmodulige Faser im Verbundwerkstoff. hohe Flexibilität Charakteristische Eigenschaft sehr dünner, hochmoduliger Strukturen. Ermöglicht eine große Bandbreite an Verfahrenstechniken in der Verbundwerkstoffherstellung. Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 6 Anforderungen an Hochleistungsfasern (High-Performance-Fibers) • high strength and modulus • long term thermochemical stability • microstructural and mechanical stability • high temperature resistance (in air > 1200 °C) • high creep resistance • ability for textile processing • sufficient flexibility (for preform manufacturing) Oxide, Non-Oxide Fibers and Fiber Coatings (Nextel, Tyranno, etc) Kohlenstofffaser nicht!! Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 7 Mechanische Eigenschaften verschiedener Fasertypen 7000 Torayca T1000GB Tenax XMS Tenax IMS 65 6000 SCS-Ultra Tenax IMS 60 Torayca M30SC Zugfestigkeit [MPa] 5000 Tenax UTS 5731 Tenax UMS 40UMS 45 Tenax Torayca T400HB Tenax HTS 40 4000 S-Glas Quartzel Basalt E-Glas Kevlar 29Kevlar 49 3000 Torayca M55J Torayca M60JB Wolfram SCS-6 Tenax HTA 40 SCS-9A Hy-Bor SCS Torayca T300 Tyranno ZMI Tyranno Tyranno S LoxM Hi Nicalon Nextel 610 Hi-Nicalon Type-S Tyranno SA 1.4301 0,06mm Nextel 720 Nextel Nextel440 550 2000 Nextel 312 Saffil 1000 0 0 100 200 300 400 500 600 700 E-Modul [GPa] Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 8 Mechanische Eigenschaften verschiedener Fasertypen 4000 Torayca T1000GB Tenax XMS Tenax IMS 65 3500 Torayca M30SC Tenax IMS 60 Spezifische Zugfestigkeit [MPa*cm³/g ] 3000 Tenax UTS 5731 2500 Tenax UMS 40 Tenax UMS 45 Torayca T400HB Tenax HTS 40 Tenax HTA 40 Kevlar 29 2000 Kevlar 49 Torayca M55J Torayca M60JB Torayca T300 SCS-Ultra S-Glas Quartzel 1500 Hy-Bor SCS Tyranno S ZMI Tyranno Tyranno LoxM SCS-9A Basalt E-Glas SCS-6 Hi Nicalon 1000 Nextel 610 Nextel 550 Nextel 440 Nextel 312 Nextel 720 500 Hi-Nicalon Type-S Tyranno SA Saffil 1.4301 0,06mm Wolfram 0 0 50 100 150 200 250 300 350 Spezifischer E-Modul [GPa*cm³/g] Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 9 Cost of technical reinforcement fibers various sources, 2010/2013 Carbon Fibers polymer based (C, Ti, Si) Alumina based CVD SiC monofilaments Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 10 Überblick Fasern - Eigenschaften- Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 11 Klassifizierung der Verbundwerkstoffe mit metallischer Matrix Verbundwerkstoffe mit metallischer Matrix Endlos-/ Langfaserverstärkte MMC Kurzfaser-/ Whiskerverstärkte MMC Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Partikelverstärkte MMC Einführung Seite 12 Vorteile von metallischen Verbundwerkstoffen Gegenüber reinen Metallen: • Gewichtsreduzierung (spezifische Festigkeit und Steifigkeit) • Erhöhung der Streckgrenze und der Zugfestigkeit bei RT und erhöhter Temperatur unter Beibehaltung einer Mindestduktilität bzw. – zähigkeit • Erhöhung der Kriechbeständigkeit bei erhöhten Einsatztemperaturen im Vergleich zu konventionellen Legierungen • Erhöhung der Dauerfestigkeit besonders bei höheren Temperaturen • Verbesserte Verschleißbeständigkeit • Reduzierung der thermischen Ausdehnung Gegenüber PMC: • Höhere Festigkeiten (Zug- und Druck-), Verformbarkeit und Zähigkeit • Höhere Einsatztemperaturen • Bessere elektrische und/oder thermische Leitfähigkeit • Bessere mechanische Eigenschaften quer zur Faserrichtung • Möglichkeit zum Schweißen und Löten, dadurch • Einfachere Einbindung in metallische Strukturen • verbesserte Strahlungsbeständigkeit (UV, Laser, nuklear, etc.) source: N. Chawla and K. K. Chawla, Metal Matrix Composites, New York: Springer, 2006.;K.U: Kainer, Metallische Verbundwerkstoffe, DGM, Wiley-ch Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 13 MMC - mechanische Eigenschaften Eigenschaftsspektrum von Partikel- (PRM), Kurzfaser- (SFRM) und Langfaser- (CFRM/UD) Al- MMC im Vergleich Al- Leg. (Referenz) PRM SFRM CFRM/UD1 Dichte in g/cm3 2,7-2,8 2,6-3,2 2,4-3,1 2,2-3,2 E- Modul in GPa 69-75 90-250 80-120 150-450 Festigkeit in MPa 20-600 300-1000 200-600 500-1800 “Duktilität” ++ - /o -- -- Temperaturfestigkeit - /o - /o + ++ Ermüdungsfestigkeit - + o/+ ++ Verschleißfestigkeit -- +/++ + o/+ WLF5 in W/m K 100-240 200-7002 100-180 100-8003 WAK4 in 10- 6/K 18-23 5-18 14-18 0-10 Kosten ++ - /+ - /o -- Formgestaltung ++ o/+ o - Werkstoff 1 unidirektionelle Verstärkung, Eigenschaften in Faserrichtung für SiC- bzw. Diamant- Partikel 3 für Al O - bzw. Graphit- Fasern 2 3 4 WAK: WärmeAusdehnungsKoeffizient 5 WLF: WärmeLeitFähigkeit 2 Quelle: Handbuch Konstruktionswerkstoffe Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 14 MMC - mechanische Eigenschaften Leistungsindizes (Beispiele) zur Bewertung von Al- MMC im Vergleich zu je einer unverstärkten Al- und Ti- Legierung (nach Ashby, Shercliff 1994) Werkstoff Eigenschaft Alu.- Leg. 6061(AlMg1SiCu)- T6 MFRM 1 6061/B/50CF PRM 2 AlSi/SiC/70p Titan- Leg. Ti6Al4V Referenz Dichte ρ in g/cm3 2,7 2,7 3,1 4,43 E- Modul E in GPa 70 235 210 114 Festigkeit 3 σ in MPa 335 1100 500 900 WAK 4 α in 10- 6/K 23,4 5,8 6 8,6 WLF 5 λ in W/m K 168 n. a. 200 6,7 Leistungsindex (M) Referenz E/ρ Zugstab - leicht und steif 25,9 87 (+236 %) 68 (+163 %) 25,7 (-) E1/3/ρ Biegebalken - leicht und steif 1,53 2,29 (+50 %) 1,92 (+25 %) 1,09 (- 29 %) σ/ρ Zugstab - leicht und fest 124 407 (+228 %) 161 (+30 %) 203 (+63 %) σ1/2/ρ Biegebalken - leicht und fest 6,78 12,3 (+84 %) 7,21 (+6 %) 6,77 (-) λ/α min. Wärmeverzug 7,17 n. a. 33,3 (+364 %) 0,78 (- 90 %) 1 MFRM: Monofilament- MMC (monofilament reinforced metal; Aufbau & Verhalten ähnlich wie bei CFRM) PRM: Partikel- MMC (particle reinforced metal) 3 Streckgrenze (≈ Bruchfestigkeit bei auserwählten MMC- Beispielen) 4 WAK: WärmeAusdehnungsKoeffizient 5 WLF: WärmeLeitFähigkeit 2 Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Quelle: Handbuch Konstruktionswerkstoffe Einführung Seite 15 Vergleich PMC – MMC mechanische Eigenschaften Faservolumengehalt: 50 % Quelle: Composite Materials, D. Gay and S. V. Hoa; CRC Press, Second Edition Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 16 Mechanische Eigenschaften - Vergleich verschiedener Werkstoffe Quelle: Fiber reinforced Composites, P.K. Mallick; CRC, Third Edition Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 17 Mechanische Eigenschaften metallischer Verbundwerkstoffe Quelle: Metallische Verbundwerkstoffe, K. U. Kainer, DGM Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 18 Anwendungsbeispiele Luft- und Raumfahrt Antennenausleger des Hubble Teleskops Kohlenstofffaser (Pech) verstärktes 6061 Aluminium; hergestellt mittels Diffusion bonding; Länge: 3,6 m - Leichtbau - Hoher E-Modul und geringe thermische Ausdehnung ermöglichen genaue Antennenpositionierung - Signalübertragung durch exzellente elektrische Leitfähigkeit MMC Ausleger am Hubble Teleskop C-Faserverstärkter MMC-Ausleger Courtesy The following article appears in the journal JOM, 53 (4) (2001), pp. 14-17 Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 19 Anwendungsbeispiele Luft- und Raumfahrt Space Shuttle Orbiter - Druckstreben SELECTION CRITERIA: high axial specific strength and stiffness tailorable properties and dimensions MATERIAL: 6061/B/50f produced by diffusion bonding via the foil-fiber-foil process tubes vary from 4-14 plies, 25-92 mm diameter and 0.6-2.3m long BENEFITS: Weight saving 145 kg per shuttle orbiter compared Al BACKGROUND: 243 tubes of 6061/B/50f are used in each shuttle orbiter: frame stabilizing struts, mid-fuselage main frame, rib truss members, nose landing gear and drag brace support source U.S. Air Force/NASA Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Source MMC-assess Einführung Seite 20 Anwendungsbeispiele Luft- und Raumfahrt - Anwendungsbeispiel über PM-Route; Partikelverstärkung (PRM); isotrope Eigenschaften Turbinenschaufeln für Flugtriebwerken Weight Saving 500 g/vane Cost saving 15 % vs SPF DB Ti6-4 FORGES DE BOLOGNE Groupe Manoir Industries Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 21 Anwendungsbeispiele Luft- und Raumfahrt - Anwendungsbeispiel über PM-Route; Partikelverstärkung (PRM); isotrope Eigenschaften Rotoranlenkung aus AA 2009/SiC (Dartal 15A®) FORGES DE BOLOGNE Groupe Manoir Industries Quelle: Forges de Bologne, Manoir Industries, Frankreich Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 22 Anwendungsbeispiele - Automobil Light metal crankcase; particle reinforcement of cylinders and bedplates Nikasil®: Heterogeneous solutions cast iron & AlSi bushings (Silitec®) galvanic Ni + SiC particles Monolithic solutions AlSi17Cu4Mg (Alusil®) hypereutectic alloy Quasi-monolithic solutions preform infiltration (Lokasil®) & various coatings acc: P. Stingl, CeramTec AG: Keramik im Automobil - Vision oder Wirklichkeit. In: „Technische Keramik i. d. Praxis“, Seminarreihe 2005. Selb : Verb. d. keram. Industrie, 2005. 20 m Lokasil II®: squeeze casting of Si cylinder liner preform acc: Kolbenschmidt Pierburg AG, Neckarsulm Lokasil® bedplate (particle or fiber/particle preform) Reinforced piston rods and piston; short fiber or particle reinforcements acc: Kolbenschmidt AG, 1992 Piston, ZC71/SiC/12p ; microstructure after forging acc: Mahle AG, Stuttgart Process: stir casting of billets, hot extrusion and die-forging. acc: V. M. Kevorkijan: Mg MMC Closed Die Forgings for Automotive Applications. Am. Ceram. Soc. Bull., Feb. 2004 Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Piston, 20 %vol. Saffil (δ-Al2O3) short fiber reinforced aluminium Einführung Seite 23 Anwendungsbeispiele - Automobil 4‘‘ AccuBond™ Duralcan™ MMC driveshaft Duralcan™ driveline housing, brake rotor and brake drum (AA359/SiC/20p, and AA360/SiC/20p) Duralcan: AA6061/Al2O3/xxp, or A359/SiC/xxp, or other acc: Mark Williams Enterprises, Louisville (CO), USA acc: Alcan Engineered Cast Products, Alcan Inc. (now Rio Tinto Alcan Inc.), Montreal, Canada acc: K. U. Kainer: Metallishe Verbundwerkstoffe. Weinheim : Wiley-VCH, 2003 Disc brake caliper with fiber reinforcement Fiber reinforced wheel hub / bearing seat; continuous fiber reinforcement (Mg/CF or Al/CF inserts)! 3M™ Nextel™ 610 fiber reinforced AMC Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart acc: EMPA, Thun, Schweiz Einführung Seite 24 Anwendungen Wolframfaser verstärkte Nickel-Basislegierung für Turbinenschaufeln Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 25 Klassische Herstellverfahren für faserverstärkte MMC-Werkstoffe Flüssigphaseninfiltration in poröse, vorgeformte Faserstrukturen: - Squeeze casting (Pressgießen) - Gasdruck-Infiltration - Gesenkpressen mit flüssiger Metallphase Heißpressen und Festphasenimprägnierung: - Diffusion bonding - Axial-Heißpressen - Isostatisches Heißpressen Vorteile: • einfache Fertigungsverfahren • kurze Taktzeiten Nachteile: • keine komplexen Geometrien möglich • Herstellung stabiler Vorformen nötig • Faserschädigung durch chem. Reaktion Vorteile: • Genauigkeit der Faserausrichtung Nachteile: • keine komplexen Geometrien möglich • Faserschädigung durch chem. Reaktion und Scherspannungen • lange Prozessdauer • schwierige Prozessführung Neue Methode: Warmumformen und Verdichten thermisch gespritzter Halbzeuge im teilflüssigen Zustand zu Metal Matrix Composites (MMC) Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 26 Herstellungsverfahren Herstellung aus der flüssigen Phase Druckguss: Druckinfiltration einer porösen Faser-Preform Voraussetzung: poröse Vorform muss hohem Druck standhalten Beispiel: Al2O3-faserverstärktes Aluminium Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 27 Herstellungsverfahren für faserverstärkte Leichtmetalle Aus der flüssigen Phase: Gasdruckinfiltration Infiltration durch Tauchen Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Infiltration über ein Steigrohr Einführung Seite 28 Konventionelle Herstellungsverfahren für faserverstärkte Leichtmetalle Aus der festen Phase: Diffusion Bonding Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 29 Neues Herstellverfahren für faserverstärkte MMC-Werkstoffe: Thixoforging Eigenschaften und Merkmale des Thixo-Schmiedens Merkmale des Thixoschmiedens: • Definiertes Erstarrungsintervall, in dem flüssige und feste Phasen nebeneinander existieren • Globulare Struktur während des Aufschmelzens ohne Dendritenbildung • Flüssigphasenanteil von fl = 20 - 50 Vol.% in einem wohldefinierten Temperaturbereich • Festphasenskelett stützt flüssige Legierungsanteile (Flüssigphasenmatrix) • kleine Korngrößen (2 -10 µm) Kombination der Vorteile von Gießen - near-net-shape - dünne Wandstärken - komplexe Geometrien - kurze Taktzeiten und Schmieden - hochfest - feinkörnig - hohe Bruchdehnungen - dichtes Gefüge Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart ideal globulares Gefüge Einführung Seite 30 Thixo-Umformen thermisch gespritzter Massivwerkstoff-Bolzen Handschneidetest am Demonstrator (Spritzbolzen) AlSi6-Bolzen, abgeschieden durch Lichtbogen-Drahtspritzen und erwärmt in den teilflüssigen (semi-solid) Zustand Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 31 Herstellverfahren für MMC-Werkstoffe allgemein (Übersicht) PRMBolzen & Fasergewebe Quelle: A. Mortensen, EPFL, Lausanne Thixo-Formgebung Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 32 Material deposition by arc wire spraying Arc wire spray torch (schematic): DC coating wire arc electrical contact atomizer gas substrate Arc wire spraying with a GTV sparc 400 from: www.Schooperen.nl Energy source: Max. process temp.: Materials: Particle velocity: Deposition rate: electric arc 4000 °C metals, alloys, cored wires with ceramic particles 150 m/s 20 - 300 kg/h from: Pursche, Oberflächenschutz vor Verschleiß, 1990 Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart SEM of a AlSi6 coating surface by arc wire spraying Einführung Seite 33 Mikro-Gefügestruktur thermisch gespritzter Faser-Prepregs Beschichtete (AlSi6, Lichtbogen-Drahtspritzen) C-Faser-Gewebe vor der Erwärmung LeichtmetallSchicht Kohlenstoff-FaserGewebe Lichtmikroskopische Aufnahmen im Querschliff Leichtmetall Individuelle C-Fasern Fine grained structure FIB-Mikroskopie der feinkörnigen Gefügestruktur (Visualisierung einzelner Körner durch Channeling Contrast) Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 34 Mikro-Gefügestruktur thermisch gespritzter Faser-Prepregs 20 µm REM-Aufnahme am Querschliff eines beschichteten C-Faser-Gewebes (Lichtbogen-Drahtspritzen) nach der Erwärmung Korngröße & -gestalt bleiben erhalten (Globulite im Bereich 2-3 µm) Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 35 Infiltrationsverhalten und Mikrostruktur Kohlenstofffaserverstärktes AlSi6-MMC Homogene und vollständige Infiltration ohne Faserschädigung (bzw. kaum Faserschädigung) REM-Aufnahme eines Querschnitts Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 36 Herstellung der Halbzeuge für die Umformung im teilflüssigen Zustand (2D-Gewebeverstärkung) 6-Achsen Robotersystem Lichtbogendrahtbrenner Kohlenstofffasergewebe Umrollanlage Anlagentechnik zur Gewebebeschichtung im Pilotmaßstab Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 37 Prozessschema Prepregherstellung und Thixoschmiedeverdichtung coating fiber winding coating cylinder arc wire torch cylinder cutting matrix from metal alloy UD fiber-bundle reinforcement UD fibers piling & packing heating & thixoforging Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 38 Pulvermetallurgische Herstellung von Aluminium-MMC Referenzmaterial: DARTAL 15A® (Aluminium (AA 2009)-SiCP) von Manoir Industries, Frankreich Prozessroute: Compounding Pulvermischung (reine Metalle) Verdichtung CIP (Kaltisostatpressen) Quelle: Forges de Bologne, Manoir Industries, Frankreich Eigenschaften: Dichte: ρ = 2,83 g/cm3 Bruchzähigkeit: KIc > 24 MPa∙√m Orientierung längs (L) quer (T) Streckgrenze, σy (N/mm2) >350 >340 Zugfestigkeit, σt,m (N/mm2) >480 >480 Bruchdehnung (%); L0 = 5d >5 >3 Steifigkeit, E (GPa) 93 +/-3 91 +/-3 Herstellerangaben; Werte für Raumtemperatur Formgebung Schmieden (Gesenk) Rotoranlenkung aus AA 2009/SiC (Dartal 15A®) 50 µm FORGES DE BOLOGNE Groupe Manoir Industries Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Dartal: Lichtmikroskopie geschmiedetes Gefüge Einführung Seite 39 Pulvermetallurgische Herstellung von Aluminium-MMC Prozessroute: Gemahlene Kohlenstofffasern Donacarbo S241 Compounding Pulvermischung (reine Metalle) Verdichtung CIP (Kaltisostatpressen) Konsolidierung Warmauslagerung (Vakuum) pechbasierte gemahlene Kohlenstofffaser, mittlere Faserlänge 130 ± 40µm Milled Tenax-A Type 385 Formgebung Schmieden (Gesenk) Pulvermischung für EN AW2009 [Al Cu3,5Mg]; REM PAN – HT- Kohlenstofffaser gemahlen, Faserlänge 60 bzw. 100 µm Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 40 Pulvermetallurgische Herstellung von Aluminium-MMC Prozessroute für SFRM (15 Vol.-% Fasern): Compounding Mischen Pulver und Fasern 50 µm EN AW-2009 [Al Cu3,5Mg], Pulvermischung 50 µm C-Fasern HT Typ-A M100 (gemahlen), Toho Tenax Al2O3-Fasern Typ 3M Nextel 610, chopped (3,2 mm), heat cleaned Verdichtung Kaltisostatpressen (CIP) AA2009/Al2O3-fiber(Nextel610 chopped)/15p, CIP (600 bar) Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart AA2009/C-fiber milled/30p, CIP (600 bar) Einführung Seite 41 Neuer Ansatz zur Herstellung von partikelversträrkten MMC Abscheidung von partikelverstärkten Bolzen durch Lichtbogendrahtspritzen Powder materials for MMCs: silicon carbide, SiC boron carbide, B4C aluminium oxide (corundum), Al2O3 pure silicon, Si choice depends on required properties Example for cored wires: Standard aluminium/alumina wire; diameter is 2 mm Table: Properties of reinforcement particles density r melting point / thermal th. decomp. expansion Tm coeff. a 20-1000 Young‘s modulus E Vickers hardness HV (g/cm3) (°C) (10−6 K−1) (GPa) (kp/mm2) Al2O3 3.7 - 3.97 2050 7.0 - 8.8 300 - 380 1700 - 2370 SiC 3.08 - 3.20 2760 4 - 4.8 370 - 450 2500 - 3300 B4C 2.52 2445 4.5 - 5.6 450 - 470 4980 silicon 2.33 1420 2.3 - 7.6 112.8 1120 various sources Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart SEM image of fused and crushed alumina powder for cored wire production Einführung Seite 42 Herstellung von partikelverstärkten Bolzen Angle variation in order to avoid shadowing effects and influences on porosity and microstructure robot arc wire torch P3 P2 billet P1 rotating table cooling nozzle Different sizes of Al2O3,P / A2017(AlCu4MgSi), 31.0 %vol. particles billets installation and processing for the deposition of massive spray billets on a rotating table by thermal spraying with the arc wire technique Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 43 Verbundwerkstoffe mit keramischer Matrix (CMC) Motivation für die Einlagerung von Verstärkungsphasen Vermeidung des spontanen Sprödbruchverhaltens d.h. Erhöhung der Schadenstoleranz und der Sicherheitsreserven des Bauteils keramische Verbundwerkstoffe (CMC – Ceramic Matrix Composite) CMC Systeme • Kohlenstofffaserverstärkte SiC-Keramiken • Kohlenstofffaserverstärkte TiC-Keramiken Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 44 Keramik - Grundlagen Definition (allg.): nichtmetallisch-anorganische Werkstoffe speziell (DKG): Technologie zur Herstellung und Weiterverarbeitung keramischer Werkstoffe; keramische Werkstoffe sind anorganisch nichtmetallisch, in Wasser schwer löslich und mind. zu 30% kristallin Bestandteile nach allg. Definition reine Nichtmetalle, z.B. C, Si, Ge Verbindungen der Elemente B, C, Si, N, O (Boride, Carbide, Silizide, Nitride, Oxide) typische Merkmale hohe Härte, Verschleiß und Druckfestigkeit hohe thermische Beständigkeit (Schmelz- bzw. Zersetzungstemperaturen) gute chemische Beständigkeit ausgeprägte Sprödbruchanfälligkeit (Reduzierung der Zug- und Biegefestigkeit) Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 45 Verbundwerkstoffe mit keramischer Matrix Motivation für die Einbringung von Verstärkungsphasen entscheidende Faktoren Spannung Maximallast ca. 15 – 30 % Faserbrüche zunehmende Faserbrüche CMC Kristallstruktur (unterschiedliche Größe der Gitterbausteine) Bindungscharakter (Kovalent, d.h. gerichtet oder ionisch, d.h. unterschiedliche Ladung und Größe der Gitterbausteine) Massivkeramik Rissausbreitung in der Matrix linear-elastischer Anfangsbereich keine plastische Verformung möglich alle Fasern gebrochen, Restfestigkeit durch Pull-out Maßnahmen zur Duktilisierung Einlagerung von Verstärkungskomponenten, die überkritisches Risswachtstum durch energiedissipierende Prozesse vermeiden „quasi–Duktilität“ und Schadenstoleranz durch Verstärkungsphasen (Fasern, Teilchen, Whisker, ...) Dehnung idealisiertes Spannungs-Dehnungs-Diagramm eines faserverstärkten Keramischenmit Verbundwerkstoffes Quasiduktiles Bruchverhalten Faser Pull-Out Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 46 CMC-Fertigungsverfahren - Einteilung CMC-Fertigungsverfahren Masseaufbereitung/Formgebung aus der PMC-Herstellung adaptierte Verfahren mit Precursoren als Bindemittel und Matrixlieferant (Faserimprägnierung, RTM, Autoklave, Warmfließpressen ...) Masseaufbereitung/Formgebung klassische Verfahren aus der Massivkeramik unter Verwendung meist temporärer Bindemittel (Axialpressen, Kaltisostatisches Pressen, Gel-Casting, ...) Pyrolyse des Precursors Ausbrennen des temporären Bindemittels Verdichten der Matrix durch • Sintern (Glas) • Heißpressen (Al2O3, Glas, MgO) • Reaktionssintern (Si3N4) • Metallinfiltration kombiniert mit heterogener chemischer Reaktion (DIMOXTM : AlN-, Al2O3 ) Nachverdichtung/Aufbau der Matrix durch • Keramisierung und n-Nachverdichtungszyklen mittels Flüssigphaseninfiltration des Precursors (SiC, C) • Flüssigphasenimprägnierungen von Metallen und/oder Legierungen mit Reaktionsbindung durch heterogene chemische Reaktionen (SiSiC, Si(Fe,Al)SiC) • Abscheidung der Matrix aus der Gasphase (CVI: SiC, C, Si3N4, BN, HfC) Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Quelle: Vorlesung Verbundwerkstoffe I Einführung Seite 47 PMC-Compoundingverfahren zur CMC-Herstellung Bsp.: SiC- und C-Matrixsysteme Rohstoffe Füllstoffe Graphit, SiC; Kohlenstoff- bzw. SiC-Fasern Precursoren Thermoplaste: Peche, PAM–Precursoren; Thermodure: Phenol–, Epoxid–, Furanharze; Metall-organische Verbindungen PMC-Masseaufbereitung (Compounding) Niederdruckverfahren Faserimprägnierung und gleichzeitige Formgebung (RTM) Warmfließpressen Prepreglamination und Aushärtung im Autoklaven Prepregherstellung durch Beschickung der Pressform SMC, Beschickung der Presse durch rieselfähige Granulate mit laminierten Prepregs (Granulation, Extrusion, Mahlen) Pyrolyse thermische Zersetzung der Precursoren zu Kohlenstoff unter Ausbildung einer inneren Porosität Silizierung Precursorinfiltration CVI Infiltration von schmelzflüssigem Silizium in den porösen Vorkörper (Si(RB)SiC-Matrix) (mehrmalige) Nachinfiltration und Pyrolyse bzw. Keramisierung (SiC- oder C-Matrix) Nachverdichtung durch chemische Gasphasenabscheidung (SiC-, C-Matrix) Quelle: Vorlesung Verbundwerkstoffe I Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 48 Ende Verbundwerkstoffe I SS15 Institut für Fertigungstechnologie keramischer Bauteile, Universität Stuttgart Einführung Seite 49